syndicom - die zeitung

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Nr. 4 28. 3. 2014

www.syndicom.ch Gewerkschaft Medien und Kommunikation

die zeitung

AZB 3001 Bern Adressänderungen sind zu richten an: syndicom, Adressverwaltung, Monbijoustrasse 33, Postfach, 3001 Bern

Weiterentwicklung GAV Swisscom

Dossier: Service Public

Tagungsbericht und Interview mit syndicom-Präsident Alain Carrupt.  Seiten 2–3

JA zur Mindestlohn-Initiative

Arbeitsbedingungen im Callcenter: Einsatz auf Abruf für 21 Franken/Stunde.  Seiten 4–5

syndicom Intern

Je drei syndicom-Sektionen schliessen sich im Wallis und in Genf zusammen.  Seite 14

Tamedia-Jahresbilanz 2013

Auf Kosten des Personals Online-Umfrage zur Arbeitsbelastung bei Swisscom

Tamedia hat auch für 2013 wieder eine hervorragende Bilanz vorgelegt. Gleichzeitig baut das Medienunternehmen laufend Personal ab. In Zürich und Lausanne kam es deshalb zu lautstarken Protesten. syndicom war vor Ort und hat die Ergebnisse analysiert.  › Seiten 6 und 7

www.syndicom.ch/swisscomumfrage

© felix Graf

Die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben lösen sich mehr und mehr auf. Es mag durchaus Beschäftigte geben, die diese Entgrenzung positiv finden. Doch für die meisten Werktätigen führt es dazu, dass sie sich gezwungen fühlen, ihren Vorgesetzten und ArbeitskollegInnen 24 Stunden am Tag und sieben Tage pro Woche zur Verfügung zu stehen. Darunter leiden zuerst die Freizeitaktivitäten und sozialen Beziehungen, später auch die Gesundheit. Die vielgerühmte «Work-Life-Balance» gerät aus dem Gleichgewicht. syndicom will mehr wissen über die Entgrenzung der Arbeit, über das Empfinden der Swisscom-Mitarbeitenden über ihre Arbeitsbelastung. Deshalb führt die Gewerkschaft bei Swisscom-Mitarbeitenden ab 31. März eine Online-Umfrage zur Arbeitsbelastung durch. Die Erkenntnisse, die wir aus dieser Umfrage gewinnen, fliessen in die nächsten GAV-Verhandlungen mit Swisscom ein. Diese finden voraussichtlich in zwei Jahren statt. Franz Schori Gewinne scheffeln, entlassen und beim Sozialplan sparen · Die Mitarbeiter der «Landzeitungen» protestierten vor der Bilanzmedienkonferenz in Zürich.

Bilanzmedienkonferenz 2013 Post

Ruoff klagt, doch der Post geht es gut Die Botschaft der Post zur Bilanz 2013 ist ambivalent. Trotz einem stabilen Gewinn von 900 Millionen will sie beim Personal die Sparschrauben massiv anziehen. Auf Kosten der Angestellten soll immer mehr Gewinn generiert werden – neu auch Steuergeld. Bereits im Vorfeld der Bilanzmedienkonferenz vom 13. März hat Postchefin Susanne Ruoff in einer Sonntagszeitung die Interpretation der Zahlen vorweggenommen. Der Gewinn breche ein, weil die Post als Aktiengesellschaft erstmals steuerpflichtig sei, klagte Ruoff.

Damit stimmte sie das Mantra an, welches sich durch alle ihre Interviews und Wortmeldungen in der Presse der letzten Monate zieht: Bei der Post müsse weiter umstrukturiert und massiv abgebaut werden. Die neueste Idee: Gleich Tausende von Stellen, welche in den nächsten Jah-

ren durch Pensionierungen frei werden, sollen nicht mehr besetzt werden. Während sich die Kantone und der Bund über einen Geldregen freuen können, wird dem eigenen Personal also noch mehr Rationalisierung und weiterer Druck angekündigt. Fortsetzung auf Seite 9


2 | Dossier  Service public

syndicom | Nr. 4 | 28. März 2014

SERVICE-PUBLIC-TAGUNG

Nicht für 80 Prozent, sondern für alle Seit den ersten Attacken von Reagan und Thatcher haben 40 Jahre Neoliberalismus den Service public unter Druck gesetzt. In der Schweiz führten die «Weissbücher» von Schmidheiny, De Pury und Konsorten zur Zerstückelung der PTT. Nun gehen die Gewerk­ schaften in die Offensive. Eine grosse Tagung in Bern zur Sensibilisierung für den Service public bildete den Auftakt. Wir haben die Lage mit Alain Carrupt, Präsident von syndicom, erörtert. «Ein starker Service public!», war die Devise der Tagung zur Sensibilisierung für die öffentlichen Dienstleistungen, die auf Einladung des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes und zahlreicher Gewerkschaften, darunter syndicom, am 27. Februar in Bern stattfand. Die Tagung bildete den Auftakt zu einer Kampagne, die den Service public in den Mittelpunkt der ­ Diskussion rückt. Durch Sparprogramme der Kantone, Privatisierungen und Gewinnoptimierung gerät die öffentliche Infrastruktur unter Druck. Alain Carrupt, Präsident von syndicom, hat ein Referat zum Thema «Spardruck in der Grundversorgung der Post» gehalten und mit uns in einem Interview darüber gesprochen.

Der Waadtländer «Bürgerverein zum Schutz der Nutzer von öffentlichen Diensten», Acidus, schlägt vor, die Post wieder zu verstaatlichen. Was hältst du davon? Alain Carrupt: Es ist schwierig, etwas zu verstaatlichen, das immer noch dem Bund gehört. Die Post ist nicht privatisiert. Es müsste allerdings wieder mehr Gewicht auf die politische Kontrolle gelegt werden. Über das Mittel der strategischen Ziele muss der Bundesrat den Grundversorgungsauftrag der Post wieder ins Zentrum rücken. Ich begrüsse den langjährigen und ausdauernden Einsatz von Acidus für den Service public. Ideal wäre, wenn weitere Vereinigungen dieser Art ausserhalb des Kantons Waadt entstehen würden.

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Welche Bedeutung hat der Service public für unsere Gewerkschaft? syndicom ist über mehrere Branchen eng mit dem Service public verbunden: das Post- und das Fernmeldewesen erfüllen Grundversorgungsaufträge des Bundes, aber auch die Presse gehört meiner Auffassung nach zu den öffentlichen Diensten.

vität kann nur über gefährliche Verdichtung der Arbeitsleistung erreicht werden, die Postangestellte mit ihrer Gesundheit bezahlen. Und Susanne Ruoff, die Konzernleiterin, spricht davon, die Stellen von Tausenden Pöstlern, die das Rentenalter erreichen, nicht mehr neu zu besetzen …

Trotz der Gesetze, welche die Post auf einen Grundversorgungsauftrag verpflichten, werden Poststellen geschlossen und durch Agenturen oder Haus-Services ersetzt. Bringt die Post nicht den gesetzlichen «umfassenden Service public» in Gefahr?

Tricks in der Buchhaltung, um Poststellen zu belasten, fehlende Transparenz und ein «Gesetz des Schweigens» bei Verhandlungen mit den Gemeinden: Die Medien berichten von fragwürdigen Methoden der Post. Wie stellt sich syndicom dazu?

Die Post muss von Gesetz und Bundesrat festgelegte Anforderungen erfüllen. Neben ihren Aufgaben der Grundversorgung und ihren Pflichten als soziale Arbeitgeberin, die ebenfalls in den Strategiezielen des Bundes festgeschrieben sind, erwartet der Bundesrat von der Post auch anderes: dass sie ein Wachstum zeigt und Rentabilität, dass ihr Wert ständig steigt, dass sie dem Bund jedes Jahr eine Dividende – im letzten Jahr 200 Millionen – ausschüttet und dass sie ins Ausland expandiert. Das setzt die Post unter Druck. Dieses Mandat zwischen Grundversorgungsaufgaben und strengem wirtschaftlichen Imperativ ist hochgradig widersprüchlich, hier besteht ein gros­ses Dilemma. Keine andere Post in Europa schafft es, eine Gewinnmarge von über 10 Prozent zu erzielen, wobei Postwesen und Banktätigkeit oft getrennt sind. Das entspricht praktisch der Rendite von Nestlé! Eine solche Produkti-

Das wurde in den Medien bemängelt und auch in der Politik, im Parlament. syndicom fordert schon lange Transparenz. Wir erwarten namentlich zu den Poststellenschliessungen Auskünfte über den Stand der Dinge. Wir würden mehr Transparenz bezüglich der Planungskriterien begrüssen; und wir möchten, dass die Gemeinden besser über ihre Rekursmöglichkeiten, namentlich bei der PostCom, informiert sind. Letztes Jahr gab es bei der PostCom nur sechs Rekurse von Gemeinden. Das ist wirklich sehr wenig. Wir bemerken auch, dass die Demokratie in den Gemeinden nicht wirklich funktioniert, weil die Behörden an Vertraulichkeitsklauseln gebunden sind. Die Exekutive entscheidet ohne Beizug ihrer Bevölkerung.

Was tut syndicom dagegen? syndicom unterstützt jede Bürgerbewegung, die sich gegen die Schliessung von Poststellen

Alain Carrupt ∙ «Die schweizerische Post hat praktisch die Rendite von Nestlé!»

wehrt. Wir begleiten diese Proteste wann immer möglich. Am syndicom-Kongress im Dezember haben die Delegierten einen Antrag massiv unterstützt, der wörtlich verlangt, dass syndicom «Strategien entwirft, wie der Schliessung von Poststellen und deren Ersatz durch Post­ agenturen – und damit dem Ersatz von Postmitarbeitenden unter GAV Post durch Agentur-Mitarbeitende aus Branchen ohne GAV und Mindestlöhne – Einhalt geboten werden kann».

on – Vorgängerin von syndicom –, die anhand von Vermutungen eine solche Liste veröffentlicht hat; das geschah parallel zu unserer Petition gegen die Poststellenschlies­sungen. Die Post hat ihre Liste erst hinterher, unter dem Druck der Gewerkschaften und der Bevölkerung, publiziert. Seither gibt es keinerlei Kontrolle mehr. Alles passiert häppchenweise. Sehr diskret. Oft werden wir erst nachträglich informiert – von Behörden, die zum Stillschweigen verpflichtet worden waren.

Im Jahr 2009 veröffentlichte die Post eine Liste der Poststellen, die sie «überprüfen» würde …

Sind die Postagenturen eine gute Lösung?

Tatsächlich war es zuerst die Gewerkschaft Kommunikati-

Die Post behauptet, dass 80 Prozent der Leute mit dem Service


Service public  Dossier | 3

syndicom | Nr. 4 | 28. März 2014 Resolution

© Yves Sancey

Ein starker Service public: damit die Schweiz funktioniert

der Agenturen zufrieden sind. Hierzu stellt syndicom fest, dass es nicht die Aufgabe des Service public ist, die Bedürfnisse von 80 Prozent der Bevölkerung abzudecken, sondern dass er 100 Prozent im Visier haben muss. Rentabilität allein darf nicht das einzig wahre Kriterium sein. Was zählt, ist die Gewährleistung von möglichst der Gesamtheit der Bedürfnisse. Das kann man von einem öffentlichen Dienst erwarten.

mit dem grossen Projekt Distrinova! Warum hätte die Post Hunderte Millionen Franken in einen Dienst investiert, der angeblich untergeht? Entweder ist ihre Kommunikation widersprüchlich, oder es wurden falsche Entscheidungen gefällt. Nicht die Abnahme des Postvolumens von 2 Prozent im letzten Jahr ist die Hauptursache für den Stellenabbau, sondern die Absicht, Personal durch Maschinen zu ersetzen!

In deinem Referat hast du gezeigt, dass eine ganze Anzahl Gefahren drohen: Rückgang des Postvolumens, Ausdünnung des Postnetzes, Lohndumping via Agenturen, Leistungsabbau, Arbeit unter hohem Druck. Welche Lösungswege siehst du?

Ergaben sich neue Stossrichtungen aus der Service-public-Tagung?

Als Erstes: die langfristige Finanzierung des Postdienstes. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: einerseits die Beibehaltung des Restmonopols auf Briefen (50 Gramm), anderseits die Verwendung der Gewinne aus den Finanzdiensten der Post. Eine Privatisierung von PostFinance müssen wir unbedingt vermeiden. Ausserdem muss für die Post der Auftrag zur Grundversorgung oberste Priorität bleiben, sie muss ein ­enges Poststellennetz aufrechterhalten. Drittens muss das Lohndumping beseitigt werden, indem das Personal der Agenturen unter den GAV Post kommt. Die universelle Kürzung der Arbeitspensen können wir verhindern, indem wir den Zustellschluss auf eine spätere Tageszeit schieben. Und sollte sich der Rückgang des Postvolumens beschleunigen – weil die Post zu wenig zu seiner Erhaltung unternimmt –, müssen früh genug Massnahmen zur beruflichen Umschulung ergriffen werden.

Dann ist der Rückgang des Post­ volumens also eine Tatsache? Auf dem Gebiet betreiben die Führungskräfte der Post Katastrophismus. Claude Béglé, ehemaliger Konzernleiter Post, kündigte 2009 an, dass «die Briefpost bis 2015 um 30% zurückgehen» werde. Derzeit beträgt der Rückgang lediglich 10 Prozent. Die Schweizerinnen und Schweizer hängen wohl mehr an der Briefpost, als man dachte. Und die Hauptursache für den Stellenverlust im Zustellbereich ist die maschinelle Sortierung

Einige Referate konnten zeigen, dass öffentliche Dienstleistungen selten rentabler und kostengünstiger werden, nachdem privatisiert wurde. Das Beispiel der Eisenbahn ist diesbezüglich sehr aussagekräftig, insbesondere in England, wo die Privatisierung nicht nur für die Arbeitnehmenden grauenhaft war, sondern auch für die Sicherheit der Passagiere. In Europa laufen derzeit sehr gefährliche Umwälzungen, die auf eine schleichende Liberalisierung des Passagierverkehrs abzielen. An der Tagung wurde auch die Gefahr einer Privatisierung der Wasserversorgung thematisiert. syndicom schliesst sich übrigens als eine der ersten Schweizer Non-Profit-Organisationen der Initiative «Blue Community» an. Damit setzt sich unsere Gewerkschaft für den öffentlichen Zugang zu Trinkwasser als Menschenrecht ein. Wir treten also auch für den Service public ein, indem wir nur noch Trinkwasser aus der öffentlichen Versorgung verwenden und auf Flaschenwasser verzichten.

Wie stark ist deine persönliche Verbundenheit mit dem Service public? Sie ist emotional sehr stark. Ich bin quasi in einem Postamt aufgewachsen! Das ist tief in mir verankert. Die öffentlichen Dienste sind unabdingbar, nicht nur, damit die Qualität der Dienste gewährleistet ist, sondern vor allem auch, weil es das Wesen der Demokratie ausmacht, dass die Grundversorgung eines Landes in den Händen der Gemeinschaft liegt und nicht in privaten. Sonst leiden immer die darunter, die sich am wenigsten wehren können.

Interview: Yves Sancey

Öffentliche Dienstleistungen und Infrastrukturen sind ein Grundpfeiler der Menschenrechte, des gesellschaftlichen Zusammenhalts und der Chancengleichheit in der Schweiz. Sie sichern die qualitativ hochstehende Versorgung der Bevölkerung mit Bildung und Information, mit Gesundheitsleistungen, mit Betreuungsangeboten, mit Wohnraum und sozialen Einrichtungen. Sie bieten vertrauenswürdigen Schutz und Sicherheit durch Rettungs-, Polizei- und Grenzdienste. Sie garantieren eine verlässliche und auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Infrastruktur für Energie, Wasser, Verkehr und Kommunikation. Die Herausforderungen, mit denen die Schweiz heute und in den kommenden Jahren konfrontiert ist, sind Bevölkerungsentwicklung, Existenzsicherung und Partizipation von allen, begrenzte Raumund Energieressourcen, erhöhte Mobilität, unterschiedliches regionales Wirtschaftspotenzial und Fachkräftemangel. Nur mit der ausreichenden Finanzierung der Leistungen und Infrastrukturen kann den Herausforderungen begegnet werden. syndicom, SEV, VPOD, PVB und garaNto fordern: • Schluss mit Sparprogrammen, Privatisierungen und sinnlosem Wettbewerb im Service public! • Die rechtsgleiche, qualitativ hochstehende Versorgung mit Bildung, Gesundheitsleistungen, Betreuungsangeboten und Sozialen Diensten muss im Interesse der Bevölkerung erfolgen und darf nicht privaten Gewinnzwecken dienen. • Monopole gehören in den öffentlichen Besitz. Das gilt für die Schieneninfrastruktur ebenso wie für Strom-, Kommunikations- und Wassernetze, für Abwasser und für Kehrichtentsorgung. Monopolgewinne gehören der Allgemeinheit! • Hoheitliche Aufgaben gehören unter demokratische Kontrolle und dürfen ausschliesslich von staatlichen Organen wahrgenommen werden. • Wo Leistungen des Service public im Auftrag des Gemeinwesens durch Dritte erbracht werden, müssen die Grundsätze rechtsstaatlichen Handelns eingehalten werden: Diskriminierungsfreier und rechtsgleicher Zugang für die ganze Bevölkerung; demokratische Kontrolle der Leistungserbringung; Transparenz der Besitzverhältnisse, Ausgaben und Einnahmen; Verbot der privaten Gewinnabführung; zwingend gesamtarbeitsvertragliche Anstellungsbedingungen. • Ein starker Service public ist effizient und zukunftsgerichtet. Es braucht: Faire und gleichstellungsfördernde Arbeitsbedingungen; Garantie der Standards in Sicherheit und Gesundheit; konsequente Investition in Ausbildung und Fortbildung des Personals; bedarfsgerechte Weiterentwicklung der Leistungen; dynamische Integration von technologischen Neuerungen; ressourcenschonender Einsatz von Materialien und Energie. • Vollzogene Auslagerungen müssen überprüft und der demokratischen Kontrolle unterstellt werden. Dafür setzen wir uns ein!

Aktuelles zum Thema Arbeitszeiterfassung Das SECO hat die kantonalen Arbeitsinspektorate aufgefordert, ihre Praxis der Arbeitszeitkontrollen in Betrieben, die unter das Arbeitsgesetz fallen, anzupassen. Die Pflicht zur Dokumentation der Arbeitszeit wird für Personen, die in der Erfüllung ihrer Aufgaben autonom sind, vereinfacht, ohne dass dabei der Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz vernachlässigt werden darf.

Geschichte der Sozialen Sicherheit Aus Anlass seines 100-jährigen Bestehens hat das Bundesamt für Sozialversicherungen die Geschichte der sozialen Sicherheit in der Schweiz aus verschiedenen Blickwinkeln aufarbeiten lassen und stellt die Ergebnisse nun in einer Internetpublikation der Öffentlichkeit zur Verfügung. www.geschichtedersozialensicherheit.ch

Vereinbarkeit Beruf und Familie Welche Kantone und Gemeinden bezahlen an die familienergänzende Kinderbetreuung? Bei welchen sind konkrete Zahlen dazu verfügbar? Kann man diese untereinander vergleichen? Die Informationsplattform «Vereinbarkeit Beruf und Familie: Massnahmen der Kantone und Gemeinden» von SECO und BSV gibt Antwort auf solche und viele weitere Fragen. www.seco.admin.ch

Weniger Erwerbslose Gemäss Bundesamt für Statistik ist die Zahl der Erwerbstätigen in der Schweiz zwischen 4. Quartal 2012 und 4. Quartal 2013 um 1,8 Prozent gestiegen. Die Erwerbslosenquote gemäss dem Internationalen Arbeitsamt (ILO) ist in der Schweiz im gleichen Zeitraum von 4,4 auf 4,1 Prozent zurückgegangen. In der EU blieb die Erwerbslosenquote stabil (10,7%).

Zunahme der Grenzgängerinnen Gemäss der Grenzgängerstatistik des Bundesamtes für Statistik hat sich die Zahl der in der Schweiz beschäftigten ausländischen GrenzgängerInnen im Jahr 2013 um 3,8 Prozent erhöht. Etwas mehr als die Hälfte aller Grenzgänger und Grenzgängerinnen haben ihren Wohnsitz in Frankreich. Knapp ein Viertel wohnen in Italien, ein Fünftel in Deutschland. Nach wie vor arbeiten die GrenzgängerInnen tendenziell in weniger gut qualifizierten Berufen. Mehr offene Behördendaten Zum internationalen Open-Data-Tag veröffentlichen mehrere Behörden auf dem Pilotportal «Opendata.­ admin.ch» weitere Daten. Neu sind z. B. Qualitätsindikatoren der Spitäler einsehbar sowie Karten des Bundesamts für Umwelt. Open Government Data steht für die zentrale Veröffentlichung von Daten, die die Partizipation und Kollaboration der Bevölkerung fördert und die Verwaltungsmodernisierung vorantreibt.

Kampagne gegen Hassreden im Internet Um Jugendliche für Menschenrechte, Ausgrenzung und Diskriminierung im Internet zu sensibilisieren, hat der Europarat 2013 das Projekt «No Hate Speech Movement» gestartet. Auch die Schweiz beteiligt sich an der Kampagne und hat zum «European Action Day for Safer Internet» bereits eine Webseite lanciert, um die Idee zu streuen und Aktionsmöglichkeiten zu zeigen. Studien zur Lohngleichheit Der Bundesrat hat zwei Studien zum Thema Lohngleichheit zur Kenntnis genommen. Die erste Studie, ein Gutachten des Instituts für Rechtsvergleichung, fasst zusammen, welche staatlichen Massnahmen andere Länder kennen, die zweite (von der Uni Bern) zeigt mögliche Massnahmen für staatlichen Kontrollen und Durchsetzungsinstrumente in der Schweiz auf. Gestützt auf diese Studien sowie die Evaluation des Lohngleichheitsdialogs wird das EJPD ab Sommer 2014 dem Bundesrat Vorschläge zum weiteren Vorgehen bei der Bekämpfung der Lohndiskriminierung unterbreiten.


4 | Telecom  Mindestlohn

syndicom | Nr. 4 | 28. März 2014

Reportage: Callcenter in der Schweiz

«Ich habe hier Hunderte kommen und Der Jahreslohn reicht nicht für eine Pensionskasse, Ausstempeln bei Computerpannen, wochenlang fällt die Arbeit ganz aus: Das Fallbeispiel des syndicom-Mitglieds Pascal L. zeigt, wie prekär die Arbeitsverhältnisse in vielen Schweizer Callcentern sind.  Peter Krebs

Der 31-jährige Zürcher kennt die Branche: Pascal L.* hat schon in mehreren Callcentern in unterschiedlichen Funktionen gearbeitet. Er besitzt eine kaufmännische Ausbildung und studiert seit kurzem auf dem zweiten Bildungsweg an der Universität Freiburg i. Ue. Das Studium sei immer sein Ziel gewesen, erklärt er. Der direkte Weg sei ihm aber verschlossen geblieben, auch weil er nicht dem Bildungsbürgertum entstamme, das die entsprechenden Anreize schaffe: «Ich bin der Einzige aus der ganzen Familie, der an der Uni studiert.» Obschon er inzwischen ein Stipendium bekommt, ist die Arbeit für ihn kein fakultatives «Jobben». Er ist auf den Zusatzverdienst angewiesen. Früher lebte er ganz von dieser Arbeit, die oft am Abend stattfindet. Viel Geld schaut dabei nicht heraus. Pascal L. arbeitet gegenwärtig an drei Abenden pro Woche, was nur rund 20 Prozent ausmacht. Er bezieht einen Stundenlohn von 21 Franken.

Harmlose Fehler Vor einiger Zeit bekam er noch drei Franken mehr, der Lohn wurde ihm zweimal reduziert. Die Geschäftsleitung fand, er habe während Kundengesprä-

ter. Er pflegt einen professionellen Umgang mit den Befragten. «Ich nehme sie ernst, spreche freundlich und gebe ihnen zu verstehen, dass ich nicht aus Neugierde frage, sondern weil ich eine Arbeit erledige und dies gut machen will», so beschreibt er seinen Stil. Er betrachte die Befragten als Kunden, nicht einständige kontrolle Die Supervisoren der Firma kön- fach als «Milchkühe». Dies im nen die Gespräche der AgentIn- Unterschied zum Unternehmen, nen jederzeit mithören, ohne das nur die Auftraggeber ernst dass diese erkennen, wann das nehme. Sein Arbeitgeber ist passiert. In der Branche wird hauptsächlich für Banken, Versicherungen, Krankenkassen, aber auch für Telecomanbieter «Die Angestellten und öffentliche Untragen die Hauptlast des ternehmen tätig. Das unternehmerischen Risikos.» Callcenter liefert ihnen Daten darüber, wie sie und ihre Werdiese Praxis beschönigend als bekampagnen beurteilt werden. «Silent Monitoring» bezeichnet. Marktforschung heisst das GeIn Tat und Wahrheit ist es viel schäft. mehr eine Kontrolle als eine Die Callcenter selber haben keinen guten Ruf. Viele Leute fühHilfe. len sich durch die ungebeteten Seine Lohnreduktion erachtet Pascal L. als willkürlich. Er Anrufe belästigt und lassen das glaubt auch nicht, dass er durch die Telefonagenten spüren. Er gute Leistungen den Ausfall selber werde zwar nur selten wettmachen kann. «Wenn sie zur Zielscheibe von Beschimpfungen, sagt Pascal L., besonders einen Grund finden, dann setzen sie den Lohn herab und es bleibt jüngere Angestellte mit weniger dabei. So sparen sie Kosten auf Erfahrung seien ihnen aber ausunserem Buckel.» Dabei ist Pas- gesetzt: «Ich habe auch schon cal L. ein motivierter Mitarbei- Tränen gesehen.» chen Fehler gemacht. Sie waren harmlos. Einmal hat er einem älteren Mann, der sich anhand einer vorgegebenen Bewertungsskala nicht entscheiden konnte, ein paar Fragen erlassen, was einen Abzug von zwei Franken pro Stunde zur Folge hatte.

Kein Schönwetterjob ∙ Seit Jahren finanziert sich Pascal sein Studium in Freiburg als Callcenter-Agent.

Ausstempeln bei Absturz Die Arbeitsbedingungen und der Lohn bieten da keinen Trost. Sie sind prekär, gelinde gesagt. In der Niederlassung, in der Pascal L. arbeitet, sind alle im Stundenlohn angestellt. Nur die Zentrale in Luzern beschäftigt Fest-

angestellte. Der Bruttoverdienst kann laut Pascal L. von 20 Franken theoretisch bis auf 27 Franken pro Stunde ansteigen. Faktisch erreiche er aber höchstens 24 Franken. Es gebe weder einen 13. Monatslohn noch einen Jahresend-Bonus. Auch würden kei-

Arbeitsbedingungen

Zustände wie im Wilden Westen Täglich bis 500 Mal Nummern wählen, Personen am anderen Ende der Leitung begrüssen und versuchen, ihnen etwas zu verkaufen. So sieht der Alltag vieler Menschen aus, die in einem Outbound-Callcenter arbeiten. Wäre diese Arbeit anständig entlöhnt, dann wären die Arbeitsumstände besser erträglich. Leider sieht es in der Outbound-Branche aber rabenschwarz aus.  Felix Graf* Gewerkschaftliche Wüste Der psychische Druck ist massiv: Ranglisten mit der Anzahl erfolgreicher Abschlüsse der verschiedenen Mitarbeitenden werden mancherorts im Grossraumbüro aufgehängt. Diese Ranglisten sollen zu mehr Leistung anspornen und demütigen dabei diejenigen, die nicht so erfolgreich waren. «Die Arbeitsbedingungen im Outbound-Bereich kann man gut und gerne als Wildwest bezeichnen», sagt Daniel Münger, Zentralsekretär bei syndicom. Bezeichnend für die sehr schlechten Arbeitsbedingungen ist die extreme Fluktuation: In den meisten Outbound-Centern wechselt in einem Jahr nahezu die gesam-

© Mar tin Ruetschi

Angestellte von Outbound-Betrieben berichten immer wieder über den hohen Druck ihrer Vorgesetzten, die sie zu so vielen Vertragsabschlüssen wie möglich trimmen wollen. Dabei hat Moral keinen Platz: gutgläubige Menschen wie SeniorInnen oder MigrantInnen sind beliebte Ziele. Mit ihnen lässt sich aufgrund ihres naiven Vertrauens in die Anrufenden viel Geld verdienen. Zudem nehmen die wenigsten Callcenter Rücksicht auf die «Stern-Einträge» im Telefonbuch – 2013 gab es rund 6000 Beschwerden bei der Stiftung Konsumentenschutz. Mit strafrechtlichen Konsequenzen tut sich die Justiz noch schwer.

Grosse Fluktuation ∙ Die Arbeit im Callcenter halten die wenigsten über eine längere Zeit aus: Zu viel Stress für zu wenig Geld.


Mindestlohn  Telecom | 5

syndicom | Nr. 4 | 28. März 2014

«Inbound» und «Outbound» © zvg

gehen gesehen» Das Einkommen schwankt auch noch stark. Im Sommer und Winter bleibt das Callcenter bis zu einen Monat geschlossen, wenn es an Aufträgen fehlt. Dann sind die Angestellten auch nicht gegen Unfallfolgen versichert. Pascal L. hat versucht, sich während dieser Zeit ohne Beschäftigung und Einkommen bei der Arbeitslosenversicherung anzumelden. Das RAV beschied ihm, bei dieser Anstellungsart seien Lohnschwankungen üblich und in Kauf zu nehmen.

© Charles Ellena

Kaum einer hält es lAnge aus

Um ihn vor Repressionen zu schützen, bleiben sein Gesicht und sein wahrer Name verborgen.

ne BVG-Beiträge ausbezahlt, da niemand den dazu nötigen minimalen Jahreslohn erreiche. Kommt dazu, dass die Arbeitszeit in vielen Fällen zu Ungunsten der Mitarbeitenden interpretiert und beschnitten wird. Bei Pausen und dem Gang aufs

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te Belegschaft. Gewerkschaftliche Organisation ist dadurch praktisch unmöglich.

Milliardenumsätze Auch die Löhne sind in Callcentern in der Regel schlecht. Über 20 Franken in der Stunde zu verdienen, ist selten. Ein landesweiter Gesamtarbeitsvertrag existiert nicht. Immerhin: Konzerneigene «Inhouse»-Callcenter übernehmen in der Regel die im Mutterkonzern geltenden Arbeitsbedingungen, so etwa bei der Swisscom. Im Inbound-Bereich sei man zudem mit einzelnen Betrieben in Gesprächen oder Vertragsverhandlungen, sagt Daniel Münger.

WC müssen sie sich ausloggen, was bedeutet, dass der Zeitzähler still steht. Das Gleiche gilt für kürzere Vorbesprechungen der Arbeit und fürs Aufstarten und Herunterfahren des Computers. Sogar bei Pannen zieht die Firma die verlorene Arbeitszeit ab.

Aber: «Im Outbound-Bereich haben wir keinerlei Bewegung, was die rechtliche Lage der Arbeitenden angeht.» Dabei wäre bei weitem genug Geld vorhanden, um allen Callcenter-Angestellten existenzsichernde Löhne zu zahlen: Den Umsatz, den die rund 800 Callcenter in der Schweiz machen, schätzt man auf 1,5 Milliarden Franken jährlich, bei steigender Tendenz. Bestätigte Zahlen gibt es jedoch keine. Dieter Fischer, Präsident vom Branchenverband Callnet.ch, kommentiert keine Zahlen, die nicht von ihm stammen, wie er am 24. Februar der NZZ sagte. Callnet.ch hat 120 Mitglieder, die rund zwei Drittel aller Beschäftigten in der Branche repräsentieren.

Krasse Verhältnisse im Tessin Im Tessin wurden 2006 und 2007 bei Inspektionen in den Callcentern des Kantons gravierendste Mängel beim Arbeitnehmerschutz festgestellt. So verdienten

Das Urteil des syndicom-Mitglieds Pascal L. über die Personalpolitik seiner Firma fällt deutlich aus: «Die Angestellten sollen da sein, wenn Aufträge ins Haus flattern, aber möglichst keine Kosten verursachen. Sie tragen die Hauptlast des unternehmerischen Risikos.» Es ist also kein Wunder, wenn die Fluktuation im Callcenter extrem hoch ist. Von zehn Personen, die die Einarbeitungskurse besuchen, bleibe nur eine mehr als drei Monate, schätzt Pascal L.: «Ich habe hier schon hunderte von Mitarbeitern gesehen.» Doch an neuen Bewerbungen scheint es nicht zu fehlen. Meistens handelt es sich um Leute in Übergangslagen, Studenten, Menschen über 50 und Pensionierte. Viele haben keine Aussicht auf eine andere Art Arbeit. Das nützt die Branche aus.

Outbound-Anrufe sind «ausgehend», vom Unternehmen zur Kundschaft. Inbound heisst (beim Unternehmen) «eingehend». Inbound-Mitarbeitende von Callcentern sind bei den Kundinnen und Kunden beliebt. Sie sind es, die unsere Probleme lösen. Sie helfen uns, wenn wir mit Geräten, der Telefon- oder Internet-Verbindung nicht zurechtkommen. Sie nehmen unsere Reklamationen zu Rechnungen oder falschen Lieferungen entgegen, sie beraten uns bei bestehenden Versicherungspolicen. Dies alles setzt voraus, dass Inbound-Mitarbeitende über sprachliche, technische und administrative Kompetenzen verfügen. Ihre Arbeitsbedingungen sind in der Regel deutlich besser als bei ihren Kolleginnen und Kollegen im Outbound-Bereich. Outbound-Mitarbeitende von Callcentern wünschen sich viele KundInnen auf den Mond. Sie rufen zu fast jeder Tages- und Nachtzeit an. Sie wollen uns entweder etwas verkaufen oder uns im Auftrag eines «Instituts» zu irgendetwas befragen. Besondere Kompetenzen brauchen Outbound-Mitarbeitende in der Regel nicht, sie müssen sich an klar definierte Schemas halten. Einwände der potenziellen Kundschaft werden vorweggenommen, sodass auf praktisch jeden Einwand eine vorgegebene Antwort folgt. Die Arbeitsbedingungen von Outbound-Mitarbeitenden sind oft prekär: Tiefe Löhne, kurze Pausen, überwachte Telefongespräche, unregelmäs­sige Arbeitszeiten, hohe Vorgabe von Anrufen, hoher Erfolgsdruck. Entsprechend ist die Fluktuation im Outbound-Bereich von Callcentern. Neben diesen beiden typischen Callcenter-Arten gibt es Mischformen sowie Callcenter, die sich auf die Bearbeitung von Anfragen über E-Mail oder InternetKontaktformulare spezialisiert haben. Ein Callcenter muss die Mitarbeitenden nicht zwingend an einem Standort vereinen. Es ist durchaus möglich, dass die Callcenter-Mitarbeitenden die Arbeit daheim verrichten. So spart das Callcenter Miete und Infrastruktur. Kombiniert mit erfolgsabhängiger Entlöhnung kann das dazu führen, dass den Beschäftigten Ende Monat nichts anderes übrig bleibt als der Gang zum Sozialdienst der Gemeinde. Franz Schori, Fachsekretär Telecom/IT

* Name der Red. bekannt

in den inspizierten Betrieben zwei Drittel der Mitarbeitenden monatlich maximal 1500 Franken, knapp 20 Prozent maximal 2500 Franken. Von sechs besuchten Firmen hatten vier nicht einmal einen Fixlohn für ihre Angestellten, sondern bezahlten sie ausschliesslich auf Provisionsbasis. Nach diesen Kontrollen und erfolglosen Gesprächsversuchen mit den Arbeitgebern entschied man, für Callcenter-Mitarbeitende fortan verbindliche Mindestlöhne (wenn auch auf tiefem Niveau) einzuführen. Bis heute ist dem Tessin kein Kanton gefolgt.

Mindestlohn überfällig Die unerträglichen Zustände in den Outbound-Betrieben und die mangelnde Aussicht auf einen GAV zeigen, dass ein flächendeckender Mindestlohn in der Callcenter-Branche (vor allem eben im Outbound-Bereich) mehr als nötig ist. Der Mindestlohn würde dem unsäglichen Lohndumping endlich einen Riegel vor-

schieben. Mitarbeitende, die heute nicht wissen, ob ihr mickriger Lohn für Lebensmittel und Miete reicht, kämen fortan deutlich einfacher über die Runden.

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Darum stimmen wir am 18. Mai Ja zur Mindestlohn-Initiative.

* Redaktionspraktikant


6 | Medien  Tamedia

syndicom | Nr. 4 | 28. März 2014

Tamedia: Geschäftsjahr 2013

Bilanz-Medienkonferenz: Tamedias Red

Am 13. März präsentierte Tamedia die Erfolgsbilanz 2013. Satte Gewinne waren, wie in den Vorjahren, zu erwarten. Zugleich zieht der Medienk und erodiert die bestehenden Sozialpläne auf ein nicht akzeptables Minimum. Was Tamedia den Entlassenen zurzeit anbietet, ist ein schweizwe Deshalb protestierten die derzeit betroffenen Redaktionen des Winterthurer «Landboten», der «Zürichsee-Zeitung» und des «Zürcher Unterländers» vor dem Hauptsitz in Zürich, während drinnen die Konzernleitung die Erfolgszahlen 2013 bekannt gab. syndicom, impressum und MitarbeiterInnen aus dem Stammhaus unterstützten die Forderungen mit ihrer Präsenz an der Werdstrasse.

Das reichste Medienhaus der Schweiz Tamedia macht Jahr für Jahr hohe Gewinne und reduziert gleichzeitig die Ressourcen auf den Redaktionen. Jüngstes Beispiel: Bis zu 25 Stellen sollen bei der Zusammenführung des Winterthurer «Landboten» mit der «Zürichsee-Zeitung» und dem «Zürcher Unterländer» gestrichen werden. Den geschassten RedaktorInnen präsentiert Tamedia einen einseitig erlassenen «Sozialplan», der diesen Namen gar nicht verdient. Statt die zum Teil langjährigen MitarbeiterInnen in den schwierigen Monaten nach der Entlassung mit dem bewährten – und mit den Personalkommissionen und Sozialpartnern ausgehandelten – «Sozialplan 2009» zu stützen, verweigert das reichste Medienunterneh-

Protest in Lausanne ∙ Gewerkschaften und Belegschaft zeigten ihren Unmut über das Geschäftsgebaren der Tamedia-Chefs.

men der Schweiz den Sparopfern die angemessene und nötige finanzielle Abfederung. Auch die Frühpensionierungsmodelle von 2009 sollen jetzt in der Versenkung verschwinden. Das ist ein Skandal.

Drohungen gegen Petitionäre Seit sich die Redaktionen mit einer Petition an das Mutterhaus gewandt haben, hat sich die Situation noch verschärft. Nach einem kurzen Ablenkungsmanö-

Kommentar

Geld für die Familie!

© Nadia Schweizer

Aus dem früheren Leitspruch von Tamedia, «Content for People», liess sich schliessen, dass es dem Medienhaus um die Produktion von Inhalten ging, multimedial verwertet in Printprodukten, Radio, Fernsehen und Internet. Dies hat eine Logik angesichts der Entwicklung der Medien, auch wenn das Wort «Content» zweifeln liess, dass es um hochstehende Medienprodukte ging. Man kann Tamedia attestieren, eine gute Nase gehabt zu haben. Der Coup, mit dem sie sich «20 Minuten» schnappte, verhinderte, dass «medienfremde» Unternehmen wie in andern europäischen Ländern mit Gratiszeitungen Werbegelder aus der Branche absaugen. Die beherrschende Stellung von Tamedia und Ringier im Online-Rubrikeninseratemarkt (Autos, Wohnungen, Jobs) könnte Online-Einnahmen für die Medienproduktion sichern. Doch VR-Präsident Pietro Supino sieht das in seinem Editorial zum Jahresbericht anders: «Die Rubrikeninserate (...) sind weitgehend ins Internet abgewandert. Es sind neue, hart umkämpfte Geschäftsfelder entstanden, deren Erträge nicht mehr für die Finanzierung journalistischer Angebote zur Verfügung stehen.» Wieso Werbeeinnahmen nicht mehr für journalistische Angebote und gute Arbeitsbedingungen zur Verfügung stehen sollen, sondern direkt in die Taschen der Familie fliessen, verschweigt Supino. Heute lautet Tamedias Leitspruch offenbar «Money for the Family». Es ist zu befürchten, dass die Familie Coninx-Supino dafür weitere Betriebsteile opfert. Bedroht ist auch die neu zugekaufte Ziegler Druck in Winterthur, die nicht ins Geldvermehrungskonzept passt. syndicom wird sich mit den Angestellten dagegen wehren, dass Arbeitsplätze und Medienqualität der Geldgier geopfert werden und dem Unternehmen Millionen entzogen werden! Roland Kreuzer, Leiter Sektor Medien

ver mit einem fadenscheinigen Aufbesserungsangebot, das kurz darauf wieder zurückgezogen wurde, verweigert Tamedia weiterhin jegliche Verhandlungen mit den Sozialpartnern und Personalkommissionen. Aber JournalistInnen, die sich für eine Rettung ihrer Redaktionen einsetzen, wurde die Kündigung angedroht. Der von der Konzernleitung ausgetüftelte «Asozialplan» soll schweizweit im ganzen Konzern zur Anwendung kommen. Also auch bei den derzeit wegge-

Protest in Zürich ∙ Die Deutschschweizer Redaktionen protestier

sparten Drucktechnologen und Chauffeuren in Bussigny und Genf. Und bei den Kolleginnen und Kolleginnen der anderen Betriebe und Redaktionen von Tamedia – denn die nächste Sparrunde kommt bestimmt. Selbst wenn die Gewinne wie in den vergangenen Jahren mehr als komfortabel ausgefallen sind. Tamedias Gewinnmarge (11,9% EBIT-Marge) und das Ergebnis im Geschäftsjahr 2013 (119 Millionen Franken) bleiben, auch wenn das Ergebnis von 2012

nicht ganz erreicht wurde, in schwindelerregenden Höhen, die von keinem anderen Medien­ unternehmen erreicht werden. Profitieren konnten erneut vor allem die Aktionäre und die Geschäftsleitung, dafür soll beim Personal weiter gespart werden.

Millionen für Eigentümer – Krümel fürs Personal syndicom geht davon aus, dass ein Jahresreingewinn von 119 Millionen Franken es dem Medienunternehmen Tamedia

TAMEDIA-BILANZ 2013

Nur wer genau liest, entdeckt die

Selbst Finanzexperten benötigen einige Kunstfertigkeit, um die in Nebensätzen und zwis von Tamedia versteckten Aussagen zu deuten.  Yves Sancey Da behauptet beispielsweise der Titel der Pressemitteilung: «Das starke Wachstum im Digitalbereich kompensiert den Rückgang der Werbeeinnahmen im Printbereich.» Liest man genauer, sieht man, dass das Unternehmen die rückläufigen Einnahmen bei den Printmedien über Rationalisierungs-Massnahmen ausgeglichen hat. Diese Einsparungen von 62 Millionen Franken werden allerdings nur nebenbei erwähnt. So beruht der Finanzbericht zweifellos auf Tatsachen, das Wesentliche wird aber trotzdem kaum erkennbar.

6,2 Mio. für bevorstehende Entlassungen Tamedia verzeichnet zwar seit dem letzten Jahr erstmals einen Gewinn bei seinen Digital­ aktivitäten. Das ist aber weniger

dem plötzlichen Erfolg dieses Bereichs zuzuschreiben als vielmehr den diversen Übernahmen, die über die Gewinne im Printbereich finanziert wurden und entsprechend auch über die Restrukturierungen der vergangenen Jahre sowie die kostenlose Dauerbewerbung des Digitalangebots in den eigenen Zeitungen. Die Werbeeinnahmen aus Printmedien sind tatsächlich seit 2012 rückläufig, während sie im Digitalbereich steigen. Aber Tamedia veröffentlicht nur allgemeine Daten für alle Schweizer Medien, nicht jedoch die eigenen Zahlen. «Die Rationalisierungsmassnahmen haben den strukturell bedingten Rückgang nicht vollständig ausgeglichen», schreibt der Konzern. Darum seien (2013)

allein für die Printmedien Rücklagen von insgesamt 6,2 Mio. Franken gebildet worden – zur Finanzierung von Sozialplänen. Auch hier entdeckt man nur bei genauem Lesen die Andeutung eines neuen Rationalisierungsplans von 62 Millionen Franken über drei Jahre – davon 40 Millionen allein für 2014. Und dies nachdem bereits im vergangenen Jahr 34 Millionen weggespart wurden! Rechtfertigen würde dies ein von Tamedia geschätzter Rückgang der Printwerbung um 7%.

Print ist immer noch sehr rentabel Man könnte also vermuten, die Situation sei katastrophal. Die Segmente Regionale und Nationale Printmedien verzeichnen jedoch eine EBITDA-Marge (vor


Tamedia  Medien | 7

syndicom | Nr. 4 | 28. März 2014

Iistige – Usstige

daktionen protestieren

Franco Bat tel – Auslandredaktor Lateinamerika. Neu: Radio-SRF-Korrespondent in Rom.

konzern ein Sparprogramm nach dem anderen durch eiter «Asozialplan».  Nina Scheu

Sarah Berndt – «Berner Zeitung». Neu: Blogproduzentin auf «Tagesanzeiger.ch». Gabriela Braun – «Mama­ blog». Neu: Blog-Leiterin «Tagesanzeiger.ch». Deborah Bucher – «TagesAnzeiger». Neu: SRF-Sportredaktion.

© Felix Graf / Yves Sancey

Eveline Dudda – Selbständig. Neu: Chefredaktion «Freude am Garten».

rten gegen die kürzlich angebotenen lausigen «Asozialpläne».

leicht machen sollte, in sein Personal und in die Qualität der Medien zu investieren: Dem Personal verdankt Tamedia die Gewinne, die sich in den letzten 10 Jahren kumuliert auf mehr als eine Milliarde Franken belaufen. In der Realität setzt Tamedia weiterhin auf Personalabbau einerseits und Fütterung der Aktionäre und der Geschäftsleitung andererseits. Gedanken über die Zukunft, die Belegschaft und den Erhalt der Qualität der hauseigenen Medien scheint man

Pfui Tamedia! ∙ Mit ihrer aktuellen Politik der Geringschätzung der Belegschaft gefährdet Tamedia auch die eigenen Produkte.

sich in den Chefetagen wenig zu machen – anders ist die für «oben» und «unten» vorgesehene Verteilung nicht zu erklären: • 47,7 Mio. Fr. für die Aktionäre, davon 36,5 Mio. Fr. für die Familie Coninx-Supino. • 6,4 Mio. Fr. für die Geschäftsleitung und 2,6 Mio. Fr. für den Verwaltungsrat. • 5 Mio. Fr. als Gewinnausschüttung, verteilt auf umgerechnet 3382 Vollzeitstellen. Die Umsetzung des vor einem Jahr angekündigten und, wie die

aktuellen Zahlen zeigen, unnötigen 34-Millionen-Sparpakets läuft permanent: Tamedia erreichte ihr Ergebnis durch rigorose Restrukturierungen, die Verweigerung genereller Lohnerhöhungen und schweizweite Entlassungen. syndicom fordert von Tamedia, die unrealistischen Gewinnvorgaben (EBIT-Marge von 15 Prozent!) fallenzulassen und künftig in das Personal, die Arbeitsbedingungen und die Qualität der Medien zu investieren, statt einseitig

die Taschen der Aktionäre und der Geschäftsleitung zu füllen. Mit der aktuellen Politik der Geringschätzung der Angestellten gefährdet Tamedia die Zukunft der Medien: Tamedia muss sich als führendes Medien­ unternehmen für einen Gesamtarbeitsvertrag für JournalistInnen einsetzen und endlich sozialpartnerschaftliche Verantwortung übernehmen.

Weitere Infos und viele Bilder: www.syndicom.ch

in Kürze

62 Millionen

schen den Zeilen der Bilanz

Abschreibungen) von 15,5 bzw. 15,8 Prozent. Und sogar die Druckereien übersteigen mit 15 Prozent – notabene in einer grundlegenden Branchenkrise – die exorbitanten Vorgaben des Mutterhauses. Es handelt sich also um einen extrem rentablen Geschäftsbereich, der nicht vom Digitalbereich gerettet zu werden braucht. Sparmassnahmen sind da nicht gerechtfertigt und sie haben mit dem Rückgang der Werbeeinnahmen nur wenig zu tun. Zum Gewinnrückgang vor Abschreibungen im Geschäftsbereich Nationale Printmedien räumt sogar Tamedia ein, dass dieser auf «Investitionen in den Märkten für Sonntagszeitungen und in Dänemark» zurückzuführen sei.

Fehlende Millionen beim Gewinn Tamedia ist sehr erfolgreich. Nach eigenen Angaben ging der effektive Steuersatz 2013 auf nur 12,2% zurück. Die Schulden konnten um knapp 100 Mio. reduziert werden und das Eigenkapital um mehr als 200 Mio. erhöht. Es ist von 58,1% auf 64,5% gestiegen. Zwei wichtige Informationen werden uns vorenthalten: Wie die Westschweizer «24 Heures» schreibt, ist der Rückgang des operativen Gewinns vor Zinsen und Steuern (EBIT) um 8,1% «in erster Linie auf die Übernahmen der Gruppe zurückzuführen». Und die Abschreibung auf Sachanlagen stieg um 34% oder 10 Millionen. Dieser Betrag fehlt in der Bilanz, damit eine EBIT-Marge von 15% erzielt werden kann.

Johann Schneider-Ammann ist gegen Strukturhilfe für die grafische Industrie Bundesrat Johann Schneider-Ammann hat sich während der Frühjahrssession gegen eine «interventionistische Industriepolitik» zugunsten der grafischen Industrie ausgesprochen. CVP-Ständerat Pirmin Bischof hatte eine entsprechende Interpellation eingereicht. Er wollte unter anderem wissen, ob der Bundesrat Unterstützungsmöglichkeiten für den Strukturanpassungsprozess in der grafischen Branche auf der Grundlage des Strukturhilfeartikels in der Bundesverfassung in Betracht ziehe. Dafür fand Schneider-Ammann klare Worte: «Diese Branche macht einen Strukturprozess durch, den andere Branchen ein paar Jahre früher auch schon durchmachen mussten», sagte er. «Es ist schwierig. Es gibt aber Auswege, ohne dass wir Industriepolitik im Sinne unserer Nachbarn machen müssen.» Er sei mit dem Branchenverband Viscom in Kontakt und habe intensiv über die Situation der Branche und über mögliche Auswege «aus dieser ganz schwierigen und herausforderungsvollen Zeit» gesprochen. Modernisierung des Urheberrechts Die Arbeitsgruppe zum Urheberrecht (AGUR12), die von Bundesrätin Simonetta Sommaruga im August 2012 einberufen wurde, gab ihren Schlussbericht heraus. Kunstschaffende sowie Vertreterinnen und Vertreter der Produzenten, der Wirtschaft, der Nutzer und der Konsumenten haben gut ein Jahr lang die Kritik am Urheberrecht im digitalen Zeitalter zusammengetragen und intensiv diskutiert. Die AGUR12 schlägt fünf Schwerpunktmassnahmen vor: bessere Information für die Konsumenten, Ausbau legaler Angebote, einfachere Bekämpfung der Piraterie, mehr Effizienz und Transparenz in den Verwertungsgesellschaften sowie Anpassung des Urheberrechts an die Entwicklung. Downloads vom Internet sollen zulässig bleiben, der Upload geschützter Inhalte soll verboten bleiben. www.news.admin.ch

Anne Fournier – «Le Matin». Neu: DeutschschweizKorrespondentin RTS. Christian Franzoso – Freelancer. Neu: «Schweizer Illustrierte». Rahel Giger – Radio Pilatus. Neu: SRF 3. Georg Gindely – «TagesAnzeiger». Neu: Lanciert neue Zeitschrift. Lorenz Hanselmann – Chefreporter «20 Minuten». Neu: Offen für Neues. Sonja Hasler – Moderatorin «Arena», «Rundschau». Neu: Pause. Philipp Loser – «Tageswoche». Neu: Inlandressort «Tages-Anzeiger». Marco Lüssi – Stv. Chefreporter «20 Minuten». Neu: Chefreporter. Uwe Messer – «Freude am Garten». Neu: Offen für Neues. Gregor Meier – SRF«Tagesschau». Neu: Nachrichtenchef und stv. Chefredaktor SRF. Kai Müller – «TagesAnzeiger». Neu: Sportredaktion «20 Minuten.ch». Mat thias Pfander – «Blick». Neu: Wirtschaft «Tages-Anzeiger». Julian Schmidli – «SonntagsZeitung». Neu: Zusätzlich Hintergrund «Tages-Anzeiger». Martin Söhnlein – «Beobachter» u. anderes. Neu: Blogproduzent «Tagesanzeiger.ch». Mahmud Tschannen – Blog-Verantwortlicher «Tagesanzeiger.ch». Neu: Offen für Neues. Diego Yanez – Chefredaktor SRF. Neu: Direktor MAZ. Sandra Zut ter – Bildredaktorin «Tages-Anzeiger». Neu: Bildagentur Dukas.


8 | Interessengruppen

syndicom | Nr. 4 | 28. März 2014

IG Pensionierte

Leserbrief

Antworten zur Altersvorsorge

Die AHV ist ein Kind der Arbeiterbewegung und wurde massgeblich von fortschrittlichen Sozialdemokraten und Gewerkschafterinnen wie Ruth Dreifuss und Hanspeter Tschudi geprägt. Bürgerliche Abbaugelüste gegen die AHV und das BVG wurden vom Stimmvolk in der Vergangenheit via Referenden gewaltig bachab geschickt. An der erfolgreichen Abwehr waren insbesondere zwei frühere SGB-Sekretärinnen und -Sekretäre beteiligt, die dezidiert und mit grosser Fachkompetenz die Finanzierungs-Schreckgespenster in das Reich bürgerlicher Fantasiewelten verbannten: Colette Nova ist inzwischen Vizedirektorin im Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV), und Serge Gaillard leitet als Direktor die Eidgenössische Finanzverwaltung.

Die gewerkschaftlichen Antworten auf die Reformvorschläge des Bundesrates zur Altersvorsorge standen im Mittelpunkt der PräsidentInnenkonferenz der IG Pensionierte.  Nina Scheu rerinnen und Zuhörer. Die rund 60 Anwesenden hatten zuvor ihren Vorstand (siehe Foto) und die Delegierten für Zentralvorstand und Kongress gewählt und dabei das Co-Präsidium von Roland Gutmann und Peter Rymann einstimmig im Amt bestätigt. Verabschiedet wurden sodann Michel Gigon (Genf Post) und Lucien Luterbach (Genf Post/Telecom), die sich aus dem Vorstand zurückziehen. Alex Vögtli aus Basel nutzte die Gelegenheit, um zu kritisieren, dass

keine Frauen für die Wahl in den IG-Vorstand zur Verfügung ständen. Sein Votum wäre wohl als Aufforderung zu verstehen, dass sich ruhig mehr Frauen in die Gewerkschaftspolitik einmischen dürften. Bernadette Häfliger Berger, die als Gleichstellungsbeauftragte von syndicom auch für die IG Pensionierte zuständig ist, erinnerte in ihrer Ansprache daran, dass 2014 ein besonders wichtiges Jahr für die Rentnerinnen und Rentner der Gewerkschaft sein wird. Es gel-

te, die Weichen für die Zukunft zu stellen und den Abbauplänen in der Altersvorsorgereform ein deutliches Nein entgegenzuschmettern. Als nächsten Anlass im Rahmen der Kampagne organisiert syndicom am 13. Mai in Zürich wieder einen «Tisch der Generationen», u. a. mit Alt-Bundesrätin Ruth Dreifuss und SGB-Präsident Paul Rechsteiner. Alle Infos dazu werden in der nächsten Zeitung und auf der syndicom-Website veröffentlicht.

Felix Graf / Rodolphe Aeschlimann

Ein grosser sozialer Fortschritt – die steigende Lebenserwartung – werde heutzutage mit Kalkül als «Überalterung» gebrandmarkt, kritisierte Doris Bianchi an der Konferenz der IG Pensionierte. Die Zentralsekretärin des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes SGB erläuterte in Bern die Gegenargumente zur Altersvorsorge-Reform des Bundes, mit der vor allem auf Kosten der tieferen Einkommen gespart werden soll. Auch das Argument, es gebe zu wenig Kinder, um die Renten der vielen Betagten zu finanzieren, rede einen sozialen Fortschritt klein: Heute müsse eine Frau nicht mehr zehn Kinder gebären, sondern könne ihr Leben weitgehend unabhängig nach ihren Wünschen gestalten. Kurz: Es wäre gescheiter, die Altersvorsorge nach dem Modell der vom SGB lancierten Initiative AHVplus zu stärken, statt sie auszuhöhlen, wie die bundesrätliche Vernehmlassungsvorlage es derzeit vorschlägt. Doris Bianchi stiess an der Pensioniertenkonferenz von syndicom am 6. März auf interessierte Zuhö-

Der Vorstand der IG Pensionierte∙ Michel Meylan, Claude Klemm, Ernst Knaus, Hans Schmid, Rodolphe Aeschlimann, Franz Baumann (Sekretär), Gianni Chopard, Ruth Brunner, Peter Rymann, Alain Michaud, Roland Gutmann, Heinz Thommen, Ernesto Fenner, Gabriel Cuany (nicht auf dem Bild: Rosmarie Gerber).

IG Jugend

Das kleine Herrenvolk wird abgehängt Die Masseneinwanderungs-Initiative hat erste Folgen. Die EU hat Erasmus und andere Studi-Programme für die Schweiz gecancelt. Die Studierenden sind schockiert und protestieren.  Loïc Dobler* Die Antwort der EU auf das Ja zur Masseneinwanderungs-Initiative kam rasch. Ihre ersten konkreten Reaktionen auf die Abstimmung vom 9. Februar betreffen die Studierenden, die Forschung und die Kultur. Nur zehn

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Tage nach der Abstimmung sistierte die EU die Teilnahme des «kleinen Herrenvolks», wie Max Frisch die Schweiz nannte, an den Programmen «Erasmus+», «Horizon 2020» und «­ Creative Europe». Das Studentenaustausch­

programm «Erasmus+» hatte in der Schweiz grossen Erfolg. Jetzt werden SprachaustauschProgramme und Studienaufenthalte im Ausland unweigerlich komplizierter. Konkret können Studierende ab dem kommenden Herbstsemester nicht mehr mit Unterstützung der EU im Ausland studieren. Am 7. März beschloss der Bund deshalb, Ersatzmassnahmen für Bildung, Forschung und Filmförderung auszuarbeiten. Damit will er den Schweizerinnen und Schweizern die Möglichkeit offen halten, wenigstens indirekt an den EU-Programmen teilzunehmen. Aber diese Finanzierung kann nicht alles ersetzen. Von der Vernetzung, vom Austausch, von den Erfahrungen bleiben die Schweizer Studierenden ausgeschlossen. Der Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS) erklärte, er sei «schockiert, aber nicht überrascht», und fordert rasche Lösungen. Vieles läuft über die sozialen Netzwerke. So haben die JungsozialistInnen Schweiz

eine Online-Petition lanciert, ihr Titel ist: «Wir wollen unsere Ausbildung nicht in einem bildungspolitischen Gefängnis absolvieren. Erasmus muss gerettet werden!» Die Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände (SAJV), in der die SGB-Jugendkommission und damit auch die IG Jugend von syndicom Mitglied ist, verlangt in einem offenen Brief an die Schweizer Regierung und die EU, dass die Folgen der Masseneinwanderungs-Initiative nicht auf dem Rücken der Jugend ausgetragen werden. Nun bleibt abzuwarten, ob aus diesen verschiedenen Engagements eine neue politische Generation entstehen wird – so wie 1992 nach der Ablehnung des Beitritts zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR). Damit hätte dieses Ja vom 9. Februar wenigstens ein positives Ergebnis.

* Zentralsekretär Jugend Petition der Juso Schweiz: http://juso.ch/de/erasmus

Die Spitzenbeamten im Dienste des Berset’schen Sparpakets waren früher Spitzenleute im SGB

Diese Karrieresprünge haben offensichtlich ihre früheren Einschätzungen über die finanzielle Situation unserer Sozialwerke in eine arge Schieflage gebracht. Denn im Zusammenhang mit dem unter Federführung von Alain Berset vorgeschlagenen Reformpaket «Altersvorsorge 2020» stechen besonders zwei von ihnen beeinflusste Verschlechterungen hervor: Erstens die von der Finanzverwaltung vorgeschlagene Reduktion des Bundesbeitrags an die AHV von heute 20 auf 10 Prozent zugunsten der vorgesehenen Unternehmenssteuerreform III, die ein gewaltiges Loch in die AHV-Finanzierung reisst. Und zweitens die von der Abteilung AHV, BVG, ALV des BSV vorgeschlagene Herabsetzung des Umwandlungssatzes von heute 6,8 auf 6 Prozent. Mit dieser Reduktion werden vor allen Personen mit mittleren und tiefen Einkommen mit einer künftigen Renteneinbusse von 12 Prozent bestraft. Nebst dem, dass dieser Hemdenwechsel ehemaliger SGB-Spitzenfunktionäre nachdenklich stimmen kann, werden bürgerliche Kreise über diese willkommene externe Schützenhilfe mit Bestimmtheit frohlocken. Wir sollten uns auf jeden Fall nicht vom sozialdemokratisch rosa eingefärbten Reformpapier über die «Altersvorsorge 2020» blenden lassen und unbeirrt und konsequent unserer Forderung AHVplus zum Durchbruch verhelfen. Unsere Devise lautet nach wie vor: Ausbau statt Abbau der Altersvorsorge! Heinz Thommen


Logistik  Sektoren | 9

syndicom | Nr. 4 | 28. März 2014 Bilanzmedienkonferenz 2013 Post

Fortsetzung von Seite 1

Inzwischen liegen die Zahlen auf dem Tisch. Die Schweizerische Post hat im Jahr 2013 erneut ein sehr gutes Resultat erzielt. Das Betriebsergebnis des Konzerns (EBIT) stieg auf 911 Millionen (Vorjahr 860 Millionen), und die entsprechende Rendite erhöhte sich auf 10,6 Prozent (Vorjahr 10,0 Prozent). Beim Durchlesen des Berichts wird man den Eindruck nicht los, dass der Gewinn bewusst kleingeredet wird. Fazit: Das Resultat ist stabil, und dem Unternehmen Schweizerische Post geht es ausgezeichnet. Aus der Sicht der Angestellten und der Gewerkschaft syndicom müssen diese Bilanzzahlen nun endlich einmal angemessen bewertet werden.

gutes, engmaschiges Netz und über motivierte Mitarbeitende verfügt. Weitere Sparübungen bei Personal und Poststellennetz schwächen den Service public der Post. Das ist eine Frage der Qualität und nicht der Rendite. Zudem muss die Post ihre Verantwortung als soziale und faire Arbeitgeberin gegenüber ihren 62 000 Angestellten wahrnehmen.

in der Briefzustellung nur noch Teilzeit-Verträge abzuschliessen. Die Gewerkschaft syndicom erwartet deshalb, dass im Rahmen der laufenden GAV-Verhandlungen diese Probleme auf sozialpartnerschaftlicher Ebene angegangen und gelöst werden. Die öffentliche Hand kann kein Interesse daran haben, dass der Service public der Post sich verschlechtert.

Die Post muss Zukunft bieten

Der Bund muss sich mässigen und die Zahlen offenlegen

Es reicht in diesem Zusammenhang nicht, anzukündigen, der Abbau von Tausenden Stellen werde durch Pensionierung «sozialverträglich» erfolgen. Die Post muss den Mitarbeitenden, die über die nächsten Jahrzehnte das Unternehmen mittragen werden, eine Zukunftsperspektive bieten. Es ist absolut fahrlässig, dass die Post-Verantwortlichen den Angestellten und in der Öffentlichkeit heute nur noch mehr Stress, noch mehr Druck und die Verschlechterung der Arbeits- und Anstellungsbedingungen kommunizieren. Als Beispiel sei die Absicht erwähnt,

Die Post hat einen Versorgungsauftrag Die Post hat einen gesetzlichen Auftrag zur Grundversorgung. Diesen Auftrag kann sie nur wahrnehmen, wenn sie über ein

Deshalb fordert syndicom den Bund auf, sich beim Griff nach den neuen Post-Millionen zu mässigen. Die neu generierten Steuereinnahmen müssen bei der Abschöpfung des Unternehmensgewinns berücksichtigt werden. In diesem Zusammenhang verlangt syndicom auch volle Transparenz über die Steuerzahlungen der Post an die öffentliche Hand: Es ist unhaltbar, wenn ein Unternehmen, das zu 100 Prozent dem Staat gehört, sich hinter dem Steuergeheimnis verstecken will. (syndicom)

Gleichstellung des Teil zeitpersonals

Kommentar

Die Post produziert warme Luft mit Aroma © zvg

Der Post geht es gut

Fast jedes Wochenende werden uns zurzeit via Sonntagspresse irgendwelche undefinierten Restrukturierungs- und Abbaubotschaften der Post serviert. So kündigte Konzernleiterin Ruoff an, die Samstagszustellung solle gestrichen werden. (Das wurde bereits wieder dementiert.) Und: Der Gewinn sinke, und die Post müsse 200 Millionen an Steuern zahlen. (Der Gewinn steigt und es sind «nur» 92 Millionen.) «Tausende von Angestellten werden in den nächsten Jahren pensioniert und nicht mehr ersetzt.» Oder: «Die Pensionskasse prüft, ob die aktiven Mitarbeiter höhere Beiträge zahlen müssen – wegen der Pensionierungs­ welle.» (Beide Szenarien sind im Moment reine Spekulationen.) Es kommt einem vor, als würde die Post-Leitung ab und zu öffentlich einen fahren lassen, um herauszufinden, wie stark die Sache zum Himmel stinkt. Und wenn es gar arg ist, kann man am Schluss immer behaupten, es sei alles nur warme Luft gewesen. Bruno Schmucki, Leiter Kommunikation

PU-Chauffeure Graubünden

IMS: Jetzt können alle bei der Erfolge bei PU «Pezu» mitmachen Teilzeitbeschäftigte mit einem Pensum unter 40 Prozent sollen wie alle anderen Mitarbeitenden an Umfragen und Anlässen für das Personal teilnehmen können. Mit diesen Anträgen zur Gleichbehandlung konnte sich syndicom in der Fachkommission (FAKO) Post Immobilien und Management AG (IMS) jetzt durchsetzen.  Sonja Oesch Seit Jahren sind alle Beschäftigten bei IMS, die weniger als 40 Prozent arbeiten, von der jährlichen Personalzufriedenheitsumfrage («Pezu») ausgeschlossen. Dies ist nicht nur eine Ungleichbehandlung der Angestellten, sondern verhindert auch ein repräsentatives Resultat der Umfrage. Ein beachtlicher Teil des Personals hatte

bisher keine Möglichkeit, die Meinung kundzutun. Das empfanden verständlicherweise viele als Ausgrenzung. Im Rahmen der Sitzung der FAKO IMS brachte syndicom im Herbst 2013 die Forderung ein, die Zufriedenheitsumfrage für alle Mitarbeitenden zu öffnen. Die IMS-Verantwortlichen sind nun unserer Argumentation gefolgt, sodass schon in diesem Jahr auch die Teilzeitbeschäftigten an die Pezu zugelassen werden. Umso wichtiger ist es, dass auch die Kolleginnen und Kollegen mit einer Teilzeitanstellung die Umfrage ausfüllen.

© IMS AG

Auch Personal-anlässe offen für alle

Sie darf jetzt mitreden und mitfeiern ∙ Teilzeitgärtnerin bei Post IMS.

Auch der zweite Antrag von syndicom hatte zum Ziel, die Ungleichbehandlung von Teilzeitangestellten mit einem kleinen Pensum aufzuheben: syndicom verlangte, dass die Einladungen (wer und wie oft) zu den regionalen IMS-Personalanlässen vereinheitlicht werden. Bisher konnten die Regionen willkürlich entscheiden, wann sie sol-

che Anlässe durchführen und ob sie auch alle Teilzeitbeschäftigten einbeziehen wollten. Die unterschiedliche Handhabung und die teilweise Ausgrenzung von Beschäftigten hatten zu einigem Unverständnis und Unmut geführt. Auch hier gab die IMS grünes Licht. Wichtig ist nun, dass der erreichte Zugang zu den regionalen Personalanlässen von den Kolleginnen und Kollegen auch genutzt wird. Die Möglichkeit, sich zu vernetzen, ist gerade für Angestellte mit einem tiefen Beschäftigungsgrad, die isoliert in kleinen Poststellen arbeiten, besonders nützlich. Die Personalanlässe werden jeweils vor Ort und übers Intranet kommuniziert. Die Gleichbehandlung von Angestellten bleibt bei syndicom ein Thema. Dank einer klaren Position der Gewerkschaftsmitglieder und einer guten Sozialpartnerschaft ist es bei IMS bereits gelungen, die Situation zu verbessern.

* Logistik-Zentralsekretärin

«Wenn etwas erreicht wurde, darf und soll man dies feiern», meinte Regierungsrat Martin Jäger (SP), der Gastredner am syndicom-Anlass in Ilanz. Riana Schmid, syndicom-Sekretärin für Graubünden, konnte am 3. März in Ilanz dreissig Chauffeurinnen und Chauffeure von privaten Postautounternehmen begrüssen. Der Grossaufmarsch war auch ein Zeichen dafür, wie sehr das Thema den Angestellten auf den Nägeln brennt. Gast Martin Jäger zeigte sich beeindruckt vom Engagement der Chauffeure. «Der öffentliche Verkehr ist ein wichtiger Pfeiler in der Schweiz. Wir sind stolz auf unseren ÖV, und das zu Recht.» Wichtig sei jedoch nicht nur ein guter ÖV, betonte Regierungsrat Jäger, genauso wichtig seien auch gute Arbeitsbedingungen: «Seit 1996 gibt es das Gleichstellungsgesetz, das besagt: gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Die Gleichstellung betrifft aber nicht ausschliesslich Mann und Frau, sondern sie gilt auch bei Ungerechtigkeiten wie hier. Die Chauffeure privater Postautounternehmen fahren die gleichen Touren wie die staatlich angestellten, sie fahren in den gleichen Cars, sie tragen die gleiche Uniform und sie machen die gleiche Arbeit. Deshalb ist es nicht einzusehen, warum sie schlechter bezahlt sind, weniger Ferien und schlechtere Arbeitsbedingungen haben.»

Jetzt nur nicht nachlassen Riana Schmid führte aus, dass gerade der Einsatz der Kolleginnen und Kollegen in Graubünden entscheidend dazu beigetragen habe, dass syndicom in den harten Verhandlungen mit den Arbeitgebern einen ersten Erfolg verbuchen konnte. Neben einer Einmalzahlung von 700 Franken gibt es nun auch verbindlich für alle eine leistungsbezogene Lohnerhöhung. Wie der aktive syndicom-Gewerkschafter und PostautoChauffeur Sepp Casanova ausführte, gibt es nun endlich konstruktive Gespräche mit dem Arbeitgeber auf gleicher Augenhöhe. Dies sei vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen. Wichtig sei es jedoch, sich jetzt nicht zurückzulehnen. «Damit wir endlich den gleichen Gesamtarbeitsvertrag erhalten wie die Kollegen, die bei der Post arbeiten, dafür braucht es auch in diesem Jahr die Bereitschaft aller, sich für dieses Ziel einzusetzen.» Dass sich die Postautochauffeure im Bündnerland darüber einig sind, daran bestand am Anlass in Ilanz kein Zweifel.

Martin Bühler, Regionalsekretär syndicom


10 | Kultur

syndicom | Nr. 4 | 28. März 2014

Neu im Kino

Schwieriger Start in der Schweiz Grosse Überraschung an den Solothurner Filmtagen im Januar: Nicht der hoch gelobte «Der Goalie bin ig», Sabine Boss’ stimmige Verfilmung des Erfolgsromans von Pedro Lenz, sondern ein eher stiller und vordergründig unspektakulärer Dokumentarfilm gewann den prestigeträchtigen Publikumspreis. Der Film «Neuland» zeigt so minutiös wie realistisch den mühevollen Prozess, den Jugendliche aus unterschiedlichsten Ecken der Welt durchlaufen, wenn sie versuchen, in der Schweizer Arbeitswelt Fuss zu fassen. Am Anfang des Films stehen die 16 jungen ProtagonistInnen an einem sonnigen Augusttag im Hof eines Schulhauses in Basel, werden mit Namen aufgerufen und auf ihre Klassen verteilt. Die Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 18 Jahren kommen aus Afghanistan, Albanien, Eritrea oder der Türkei, einige haben eine reguläre Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz, andere sind AsylbewerberInnen und leben unter Bedingungen, die in jeder Hinsicht prekär sind. Gemeinsam ist den Schülern und Schülerinnen, die hier in die Klasse von Lehrer Zingg eintreten und die die Kamera während zwei Jahren begleiten wird, dass ihnen eine Periode voller Mühen, Hoffnungen und Enttäuschungen bevorsteht. Der 58-jährige Christian Zingg arbeitet seit 1991 in den Integrations- und Berufswahlklassen (IBK) für ausländische Jugendliche. Vorher war er Gymnasiallehrer, doch die IBK geben ihm

© Frenetic films

«Neuland» ist der erste Kinodokumentarfilm der jungen Baslerin Anna Thommen und ein Film, der Mut macht in diesen schwierigen Zeiten. Weil er zeigt, wie selbstverständlich der Umgang zwischen «Inländern» und «Ausländern» sein könnte.  Geri Krebs

Hollywood-Pose fürs Filmplakat · Die Lebenswirklichkeit der Dargestellten ist nicht annähernd so strahlend und glamourös.

menschlich mehr, auch wenn er weniger verdient, wie er einmal seinen SchülerInnen erklärt, als sie ihn fragen, warum er eigentlich diese Arbeit mache. Zingg ist mit Leib und Seele Pädago-

ge, wenn es darum geht, seinen Schützlingen beizubringen, was sie brauchen, um sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Mit bewundernswerter Geduld und einem Optimis-

mus, der ansteckend, aber nicht naiv wirkt, unterrichtet Christian Zingg nicht nur Deutsch, sondern er steht den Jugendlichen, von denen viele ganz auf sich allein gestellt sind, auch mit Rat

und Tat zur Seite. Er versucht, ihnen schweizerische Lebenswelten näher zu bringen, und dabei bleibt er stets realistisch und bestimmt: «Wie ein guter Weg für Sie in diesem Land aussieht, weiss ich im Moment wahrscheinlich noch besser als Sie – und ich sage ausdrücklich ‹im Moment›. Vielleicht sind Sie irgendwann einmal so weit, dass Sie es besser wissen. Aber ich weiss, was man jetzt hier von Ihnen verlangt», sagt Zingg, als er Bewerbungsgespräche für die Schnupperlehre im Rollenspiel üben lässt, bevor die Schülerinnen und Schüler die Strategie dann selber an der harten Wirklichkeit erproben müssen. Auch dies zeigt «Neuland». Ebenso bisweilen verzweifelte Telefongespräche der Jugendlichen mit Angehörigen in der unerreichbaren Heimat, oder die direkte Konfrontation mit der MigrationsBürokratie, etwa wenn einer den Ablehnungsentscheid für sein Asylgesuch in der Hand hält. Die 1980 geborene Regisseurin Anna Thommen, die mit «Neuland» im Januar 2013 ihre Abschlussarbeit an der Zürcher Hochschule der Künste vorlegte, beweist in diesen Momenten einen hoch entwickelten Sinn für Nähe und Distanz. «Neuland» ist ein Film, der uns die gezeigten Menschen nahe bringt, ihre Gesichter und Lebensgeschichten, Ängste und Freuden, ohne sie je blosszustellen. Ein Film, der es dabei auch wagt, geplatzte Träume zu zeigen. Und der doch am Ende optimistisch stimmt.

Buchtipp

«Die Literatur erhält mich, aber ernährt mich nicht» Kürzlich war ich fotografierend auf dem Friedhof Sihlfeld unterwegs und fand dort neben vielen andern geschichtsträchtigen Grabmalen dasjenige von Walter Mehring. Es war mir nicht bewusst gewesen, dass der von mir sehr verehrte deutsch-jüdische Schriftsteller seine letzten Lebensjahre in Zürich verbracht hatte. Er starb einsam im Alters- und Pflegeheim Erlenhof im Kreis 4, anno 1981. Es ist an der Zeit, Mehring wiederzuentdecken, denn er hat nicht nur Zürcher Dada-Geschichte mitgeprägt, sondern auch brillante und bis heute aktuelle Chansons, Gedichte, Theaterstücke und Prosa verfasst.

Sein berühmtes biografisches und zeitkritisches Werk «Die verlorene Bibliothek» ist erfreulicherweise im Zürcher ElsterVerlag neu herausgegeben worden. Die 1951 zuerst in Englisch und ein Jahr später in Deutsch erschienene «Autobiografie einer Kultur» (so heisst der Untertitel) ist der Bibliothek seines Vaters gewidmet. Diese war Mehring auf der Flucht vor dem NS-Regime abhanden gekommen. Wie auch viele seiner eigenen Bücher: Sie landeten während der Bücherverbrennung 1933 in den Flammen. Mehring rekonstruiert im vorliegenden Buch gedanklich die umfangreiche vä-

Walter Mehring, «Die verlorene Bibliothek», Elster Verlag 2013, 336 Seiten, zirka 39 Franken, ISBN 978-3-906065-02-1.

terliche Bibliothek und zeichnet so das Panorama einer untergegangenen bürgerlichen Kultur. Schonungslos zeigt er die Wirkungslosigkeit von Kunst und Literatur in der Barbarei des Dritten Reichs und überhaupt im Zeitalter kollektiver Gewalt. Es empfiehlt sich, die blitzgescheiten, detailreichen Ausführungen in Portionen zu genies­ sen. Mehring führt uns unter anderem in die Prager Literaturszene ein, setzt sich mit uns in «literarische Caféhäuser» und gibt Einblick in die Gründerjahre des Berliner Dadaismus. Der grosse Satiriker entwickelte die Idee zu diesen Aufzeichnungen in einem französischen Inter-

nierungslager und, nach seiner spektakulären Flucht über Marseille, im Exil in den USA, wo sie als «The Lost Library» erschienen. 1953 kehrte Mehring nach Europa zurück und lebte fast unbeachtet und etwas desillusioniert in Berlin, Hamburg, München und Ascona, bevor es ihn nach Zürich verschlug. Auf dem Grab stehen seine eigenen Worte: «Die Literatur erhält mich, aber ernährt mich nicht. Meine Heimat ist die deutsche Sprache. Zuständig bin ich überall, staatenlos im Nirgendwo.»

Christine Hunziker, Buchhändlerin und Museums­mitarbeiterin


Aktuell | 11

syndicom | Nr. 4 | 28. März 2014 Mitgliederporträt

Augen aufmachen und schreiben! Er ist ein untreuer Medienkonsument und hat sein Studium abgebrochen, besitzt aber viel Ausdauer beim Zeitungsmachen. Thomas Leuzinger hat das Schaffhauser Magazin «Lappi» mitgegründet, das nun ins fünfte Jahr geht.  Suleika Baumgartner

schlecht drauf bin.» Idealismus und die Freude am Zeitungsmachen treiben ihn an. Freude hat er auch an der Musik (Klavier und Gitarre), am Skifahren, am Tischtennis und am Basketball. Und wie fast alle SchaffhauserInnen schwimmt er im Rhein: «Das ist für uns Natur-Nostalgie, Treffpunkt, Naherholung.»

Anfang 2009 hatte Thomas Leuzinger zwei Jahre seines Soziologie-Studiums hinter sich, Per­spektiven sah er keine. Fasziniert war er jedoch von der Informationsgesellschaft, besonders von den Veränderungen derselben durch das Internet. «Statt über die Krise des Journalismus zu reden, wollte ich etwas gestalten», sagt der inzwischen knapp 30-Jährige. Zusammen mit einem Kollegen erfand er den «Lappi». Eine vom Künstler Arnold Oechslin gestaltete Plastik diente als Namensgeberin der Zeitschrift: ­«Lappi tuen d’Augen uf», steht am Schaffhauser Schwabentor. © Sabine Rock

Lokale Themen werden immer gelesen

Experimentierplat tform für Schaffhausen Der «Lappi» verstand sich von Anfang an als ExperimentierPlattform. Im Zentrum stehen die politische Berichterstattung und gesellschaftliche Themen, ergänzt durch Kulturtipps. Auch wenn der «Lappi» bis heute an alle SympathisantInnen der Schaffhauser Alternativen Liste (AL) verschickt wird, betont Leuzinger: «Wir wollen keine Politik machen, sondern sachlich informieren.» Und doch ist es die AL – die sich in der Munotstadt mehr als Bewegung denn als Partei versteht –, die seine Anliegen am besten vertritt. «Hier sind die Sozialdemokraten die Partei der älteren Generation. Was den Wahlerfolg der AL bei den

Lokaljournalismus statt Krisendiskurs · Thomas Leuzinger

20- bis 35-Jährigen erklärt. Es ist auch die Altersgruppe, in der ich am besten vernetzt bin», so der heutige Co-Geschäftsführer und Co-Redaktionsleiter. Seine journalistischen Sporen abverdient hat sich Thomas Leuzinger bei der «Klettgauer Zeitung» und bei der «Schaffhauser AZ» – der einzigen verbliebenen Arbeiterzeitung der Schweiz. Was Layouten, Fotobearbeitung und die Beschäftigung mit ContentManagement-Systemen angeht, das hat er sich alles selber beigebracht. Seit 2010 ist Thomas beim «Klein Report» tätig, einem Online-Magazin der Medi-

en- und Kommunikationsbranche. Anfang 2013 übernahm er in einem 70-Prozent-Pensum die Redaktionsleitung. Mindestens weitere 30 Prozent gehen für den «Lappi» drauf. «Für die vorletzte Ausgabe haben wir unseren Aufwand detailliert berechnet», erzählt er, «wir sind auf 450 unbezahlte Arbeitsstunden gekommen.» Will heissen: Nach fünf Jahren weist das Magazin, das mit einer Auflage von 1000 Exemplaren dreibis viermal im Jahr erscheint, zwar einen leichten Ertragsüberschuss auf, Löhne lassen sich damit immer noch keine zahlen.

«2014 führen wir nun wenigstens anständige Spesenentschädigungen ein», bemerkt Thomas. Das Redaktionsteam, zu dem inzwischen auch drei FotografInnen gehören, erhält immer wieder Beiträge von externen kreativen Köpfen.

«Wir können noch wachsen» Erhältlich ist «Lappi» für 6 Franken in Buchhandlungen und an unabhängigen Kiosken. Zahlende AbonnentInnen hat man knapp 300: «Wir können noch wachsen.» Leuzinger, der viel lacht und mit den Händen redet: «Ja. Es braucht viel, bis ich

Er bezeichnet sich als Fan des Lokaljournalismus. Themen aus der Region würden immer LeserInnen finden. Sein eigener Medienkonsum kommt ohne Radio aus, Nachrichten beschafft er sich in erster Linie online: «Was Printprodukte angeht, bin ich untreu. Mal lese ich ‹20 Minuten›, mal den ‹Spiegel›, mal die ‹WOZ›, mal die ‹Tageswoche›.» Für den «Lappi» werden Themen ausgewählt, «von denen wir glauben, dass sie uns auch noch in einigen Monaten beschäftigen werden». Und manchmal wird ein «Lappi»Dossier von der Wirklichkeit überholt: Wenn etwa die Schaffhauser Regierung die Energiewende beschliesst. Sein persönliches Kerninteresse ist intelligentes Wirtschaften. Damit erübrigt sich auch die Frage nach der Gewerkschaft – «ich war schon bei comedia dabei!» Und nun ist Thomas syndicomVertreter beim Gewerkschaftsbund Schaffhausen.

Recht so!

«

Da dein Arbeitsverhältnis keinem GAV unterliegt, muss hier das Obligationenrecht angewendet werden. Die Kündigungsfrist beträgt gemäss Artikel 335c OR in deinem Fall drei Monate. Das Arbeitsverhältnis endet somit Ende Mai. Bis dahin hast du auf jeden Fall Anspruch auf den Lohn. Da du nun aber krank bist, stellt sich zunächst die Frage, ob sich das Arbeitsverhältnis verlängert. Im Krankheitsfall sind Arbeitnehmende gesetzlich vor Entlassung geschützt. Mit Beginn der Krankheit wird eine sogenannte Sperrfrist eröffnet, die eine mögliche Kündigung durch den Betrieb verzögert, indem sie die Kündigungsfrist aussetzt.

Gemäss Art. 336c Absatz 2 OR läuft die Kündigungsfrist erst nach Ende der Krankheit oder nach Ende der Sperrfrist weiter. Die Sperrfrist dauert ab dem sechsten Dienstjahr 180 Tage. Die Kündigungsfrist würde sich also um die Dauer der Krankheit oder um maximal 180 Tage verlängern. Der gesetzliche Kündigungsschutz kommt allerdings nicht unbeschränkt zur Anwendung: Hat der oder die Arbeitende selber gekündigt, entfällt der Schutz. Deine Kündigung erfolgte vor Eintritt der Krankheit. Deshalb ist sie nicht innerhalb einer «Sperrfrist» gemäss Artikel 336c OR erfolgt und damit gültig.

In deinem Fall endet also das Arbeitsverhältnis definitiv Ende Mai. Falls du bis dahin nicht wieder gesund bist, hättest du Anspruch auf Leistungen der Taggeldversicherung, sofern dein Arbeitgeber eine besitzt oder sogar du selber privat eine abgeschlossen hast. Dies muss im Einzelfall genau angeschaut werden. Ein solcher Taggeldanspruch würde sich dann nach den Allgemeinen Versicherungsbedingungen bemessen, die oftmals sehr streng ausgestaltet sind. Ist etwa die Versicherung der Meinung, es bestehe nur eine «arbeitsplatzbezogene» Krankheit, stellt sie die Taggelder ein mit der Begründung, in einem anderen Bereich sei eine

Arbeitsfähigkeit gegeben. Du schreibst nicht, um was für eine Krankheit es sich bei dir handelt. Wird deine Krankheit voraussichtlich länger andauern, ist eventuell eine Anmeldung bei der IV angebracht. Denn im Falle fortbestehender Arbeitsunfähigkeit nach Ablauf der Kündigungsfrist wirst du bei der Arbeitslosenversicherung als nicht vermittlungsfähig gelten. Du hast dann keinen Anspruch auf Arbeitslosentaggeld. Bist du teilweise arbeitsfähig, erhältst du Arbeitslosentaggelder nur im Rahmen der bestehenden Arbeitsfähigkeit. Du siehst, wir können dir ohne genauere Angaben nur eine Antwort mit vielen Wenns und

© zvg

Seit mehr als zehn Jahren arbeite ich beim selben Arbeitgeber. Wir sind keinem Gesamtarbeitsvertrag unterstellt. Vor ein paar Monaten hat mein Vorgesetzter, mit dem ich mich immer gut verstand, gekündigt. Mit seinem Nachfolger gibt es nur Probleme, deshalb habe ich Ende Februar gekündigt. Nun bin ich krank geworden. Habe ich Kündigungsschutz? Wie bin ich finanziell abgesichert?»

Olivia Kaderli Juristin im Rechtsdienst Abers geben. Damit du nicht unverhofft in eine bedrohliche finanzielle Lage gerätst, empfehlen wir dir, dich persönlich beim Rechtsdienst syndicom zu melden. Wir klären deine Fragen im Detail mit dir ab und sind gerne für dich da.


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Weiterbildung Bildungsinstitut Movendo Basisseminar Gewerkschaftspolitik (SEV, vpod, syndicom und Garanto) D1.8.1404: 31. März/1. April; Solbadhotel, Sigriswil. Inhalt: Funktion der Gewerkschaft, aktuelle Themenschwerpunkte, Mobilisierung und Aktionsfelder. ReferentInnen: Judith Bucher (VPOD), André Eicher (Garanto), Fritz Gurtner (syndicom), Jérôme Hayoz (SEV), Christine Goll (Movendo). Die Wirtschaft verstehen D1.8.1406: 2./3. April; Seminarhaus Boldern, Männedorf ZH. Inhalt: Ökonomische Grundbegriffe, wirtschaftliche Zusammenhänge, bezahlte und unbezahlte Arbeit, Rezepte der Gewerkschaften für eine gerechtere Wirtschaft. ReferentInnen: David Gallusser (SGB), Daniel Lampart (SGB), Danièle Lenzin (Ex-CoPräsidentin syndicom). Rechte für Migrantinnen und Migranten D1.8.1411: 11. April; Trigon-Bildungszentrum, Zürich. Inhalt: Personenfreizügigkeitsabkommen, flankierende Massnahmen, Ausländergesetz (AuG), gewerkschaftliche Positionen. Referent: Marc Spescha (Rechtsanwalt). Wie funktioniert die Altersvorsorge? D2.3.1401: 22. Mai; Trigon-Bildungszentrum, Zürich. Inhalt: Funktionsweise, Leistungen, Finanzierung, Zusammenspiel, Zukunftsperspektiven, gewerkschaftliche Positionen in der Altersvorsorge. Referentin: Christine Goll (Movendo). Als Vertrauensperson selbstsicher handeln D1.8.1415: 26. Mai; Hotel Olten, Olten. Inhalt: Erfolgreich und überzeugend auftreten, argumentieren und Anliegen durchsetzen. Referentin: Christine Goll (Movendo).

Unsere Pensionierten laden ein Sachgerecht und erfolgreich verhandeln für PeKo-Mitglieder D1.7.1412: 27./28. Mai; Fortbildungszentrum, Oberdorf SO. Inhalt: Verhandlung vorbereiten und beeinflussen, Interessen und Positionen durchsetzen, Berichte aus GAV-Verhandlungen von erfahrenen GewerkschafterInnen. Referenten: Roland Christen (Organisationsentwickler), Jérôme Hayoz (SEV), Beat Keller (Unia). Basisseminar für Mitglieder von Personalvertretungen D1.7.1402: 2. bis 4. Juni; Seminarhotel Semp­achersee, Nottwil. Inhalt: Aufgaben und Rechte einer Personalvertretung, Rollenverständnis. Referent: Peter Lüthi (Team- und Organisationsberater). für Mitglieder von Stiftungsräten und Vorsorgekommissionen öffentlicher Pensionskassen D1.8.1429: 11./12. Juni; Seminarhaus Boldern, Männedorf ZH. Inhalt: Änderungen der gesetzlichen Grundlagen von öffentlichen Pensionskassen, Leistungsniveau unter geänderten Rahmenbedingungen, Parität, Teil- / Vollkapitalisierung, Ausfinanzierung. Referenten: Aroldo Cambi (SEV), Stefan Giger (VPOD), Jorge Serra (VPOD), Alfred Wyler (syndicom). Für einen starken Service Public D1.8.1407: 16. Juni; Trigon-Bildungszentrum, Zürich. Inhalt: Steuerpolitik und Sparprogramme von Bund, Kantonen und Gemeinden, Auswirkungen auf öffentliche Dienste und Infra­ strukturen, gewerkschaftliche Positionen und Aktionen. Referentinnen: Dore Heim (SGB), Annette Hug (VPOD). Infos und Anmeldung: Die Kosten übernimmt meist deine Gewerkschaft. Mit deiner Anmeldung klären wir die

Kostenfrage ab und informieren dich. Anmelden und weitere Kurse auf Movendo.ch, per info@movendo.ch, Tel. 031 370 00 70 oder Fax 031 370 00 71. Helias-Fachkurse Medien Typo3-Workshop 5. bis 7. Mai. Referent: Jon Uhlmann. Anmeldeschluss: 15. April. Digitalfotografie (Spiegelreflex) 26./27. Mai. Referent: Michel Mayerle. Anmeldeschluss: 6. Mai. Printmedienverarbeiterin: Ausbildungsgrundlagen 3. Juni, Schule für Gestaltung Bern. Referent: Patrick Rotzetter. Anmeldeschluss: 13. Mai. Workshop Schneidmaschine/Compucut 5. Juni, Schule für Gestaltung Bern. Referent: Patrick Rotzetter. Anmeldeschluss: 13. Mai. Infos und Anmeldung: Die Kurse finden – wo nicht anders vermerkt – im syndicom-Bildungszentrum, Looslistras­ se 15, Bern, statt. Anmeldung: Helias.ch. Maz Nachricht: Das journalistische Einmaleins (Print, TV, Digital) 29. und 30. April sowie 1. Mai (3 Tage). Leitung: Dr. Thomas Kropf, Ausbilder und Kommunikationstrainer SRF; Balz Bruppacher, freischaffender Journalist; Theodora Peter, freischaffende Journalistin. Community-Management auf Social Media: Dialog mit Fingerspitzen­g efühl führen 6. Mai (1 Tag). Leitung: Barbara Schwede, Face­book-Community-Managerin, SeniorTexterin Schwede + Schwede GmbH. Infos und Anmeldung: MAZ.ch

Aarau Medien Mittwoch, 2. April, 14.15 Uhr, Monatshock im Restaurant Viva in Aarau. Peter Rymann Pensioniertenverein Region Basel Nachdem nun Buurefasnacht, Morgestraich und Basler Fasnacht vorüber und die letzten Nachwirkungen hoffentlich verklungen sind, können wir uns wieder den anderen menschlichen Unzulänglichkeiten widmen. Ganz in diesem Sinne laden wir euch alle zur AprilMonatssitzung ein. Diese findet am 7. April um 14.30 Uhr im Rest. Bundesbahn, Hochstrasse 59, 4053 Basel, statt. Allen kranken Kolleginnen und Kollegen wünschen wir baldige Genesung und den Verhinderten die Vorfreude auf ein baldiges Wiedersehen. Für den Vorstand: Ernst Knaus, Präsident Gruppe Pensionierte Telecom Region Basel Einladung zur Generalversammlung am Dienstag, 8. April, 14.30 Uhr im Rest. Bundesbahn, Hochstrasse 59, Basel. Orientierung und Mitsprache der pensionierten Mitglieder sind uns wichtig. Darum hoffen wir, dass viele Kolleginnen und Kollegen ins Bundesbähnli kommen. Den kranken und verunfallten Kolleginnen und Kollegen wünschen wir gute Genesung und alles Gute. Freundlich ladet ein für den Vorstand, Alex Vögtli Pensioniertenvereinigung Bern P + T Unsere Monatsversammlung findet am Donnerstag, 4. April, um 15 Uhr im Saal des Restaurant Casa d’Italia, Bühlstrasse 57, 1. Stock, in Bern statt. Als Referentin konnten wir Corinne Schärer, Mitglied der Geschäftsleitung Unia, gewinnen. Sie informiert uns über die Mindestlohn-Initiative. Den Kranken wünschen wir gute Genesung und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen. Beat Thierstein, Sekretär Bern syndicom Am Dienstag, den 15. April, um 15 Uhr findet im Hotel Bern unser «Höck» statt. Selbstverständlich gibt es wie immer die neuesten Informationen von der Sektion, unter anderem eventuell ein Referat von der Geschäftsleitung syndicom. Ich hoffe, viele Kolleginnen und Kollegen begrüssen zu dürfen, und verbleibe mit freundlichen Grüs­sen, Präsident IG Pensionierte, Roland Gutmann Lötschberg Post Liebe KollegInnen, am Dienstag, 1. April (kein Scherz!), treffen wir uns ab 11 Uhr im Hotel Restaurant Kreuz & Post in Grindelwald beim Bahnhof. Die BOB fährt Interlaken Ost ab 10.05 Uhr, Grindelwald an 10.39 Uhr oder Interlaken Ost ab 11.05 Uhr, Grindelwald an 11.39 Uhr. Es würde uns freuen, neue TeilnehmerInnen inkl. Lebenspartner begrüssen zu können. Anmeldungen nimmt unser Obmann Markus Stender, Tel. 033 335 17 18, entgegen. Den Kranken wünschen wir gute Besserung. W.+ M. Haldi Swisscom Luzern Wandergruppe Erste Frühlingswanderung 2014: 24. April. Von Sihlbrugg Dorf wandern wir flussabwärts bis Sihlbrugg Station. Mit einem ca. 20-minütigen Anstieg sind wir auf dem Horgenberg. Nach der 2. Rast am Bergweiher gehts weiter ins «Schwyzerhüsli» zum Mittagessen. Einheitsmenü: Tomatencrèmesuppe oder Blattsalat mit Croutons/Ei, Hackbraten, Kartoffelstock und Gemüse für Fr. 23.50. Für den zweiten Teil der Wanderung bis Gat-


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Wir nehmen Abschied von

tikon sind es noch 1½ Marschstunden, davon 2 km am Waldrand, der Rest im Wald am Waldweiher (Naturschutz) entlang zum Gattiker Weiher. Marschzeit ca. 3½ Std. Für den Horgenberg sind Wanderstöcke vorteilhaft. Treffpunkt: 8.20 Uhr im Bahnhof Luzern im UG vor den Schaltern zur Billettverteilung. Reisekosten: Halbtax Fr. 16.–, Wanderbeitrag Fr. 2.–. Luzern ab 8.35 IR Baar. Rückkehr: Luzern an 17.49. Anmeldung bis 21. April an Meinrad von Däniken, 041 280 58 58.

Führungen durch die Ausstellung «Warum Meienberg?» Niklaus Meienberg (1940–1993), Journalist, Historiker, Dichter, ist eine Ausnahmeerscheinung. Die Ausstellung zum 20. Todestag der bis heute polarisierenden St. Galler Persönlichkeit stellt nicht den Mythos, sondern das Werk in den Vordergrund. Es wird auf seine Aktualität hin untersucht, einer jüngeren Generation ins Bewusstsein gerufen und in seine Zusammenhänge gestellt. Die Ausstellung in der Bibliothek Unitobler (Länggassstrasse 49a, Bern) fragt nach der Relevanz und Dringlichkeit des unbequemen Autors. Die Ortsgruppe syndicom Bern und der Gewerkschaftsbund Bern laden ein zu Führungen mit dem Kurator Stefan Keller, Historiker, Journalist und Freund von Niklaus Meienberg. 10. April, 18.45 Uhr, Anmeldungen: stefanie.fuerst@ syndicom.ch und 2. Mai 2014, 17.15 Uhr, Anmeldungen: wartenweiler@gkb-gsb.ch.

Christian Balmer, Sektion OltenSolothurn Post, 69 Jahre, Mitglied seit 1966. Pius Blöchlinger, Sektion Zürich Post, 82 Jahre, Mitglied seit 1970. Wilhelm Bohner, Sektion Olten-Solothurn, 82 Jahre, Mitglied seit 1968. Werner Brunner, Sektion Ostschweiz Post, 75 Jahre, Mitglied seit 1958. Hilarius Cadosi, Sektion Region Basel, 82 Jahre, Mitglied seit 1949. Bernhard Eith, Sektion Rhätia, 69 Jahre, Mitglied seit 1971.

Pensionierten-Verein Olten P + T Liebe Jasserinnen und Jasser, ich lade euch zu unserem Turnier-Jass am 2. April 14 Uhr ins Restaurant zur Kapelle in Trimbach ein. Es sind wieder kleine Preise zu gewinnen. Ich hoffe auf eine rege Beteiligung. Mit freundlichen Grüssen Ernst Kaspar

Postpersonal St. Gallen u. Umgebung Liebe Kolleginnen und Kollegen. Wir laden euch recht herzlich zur Frühlingsversammlung ein, welche am Montag, 7. April, im Res­t aurant Hirschen St. Gallen St. Fiden um 14 Uhr stattfindet. Der Vorstand würde sich

Kreuzworträtsel Die Lösung des Rätsels in «syndicom» Nr. 3 lautet: Gleichberechtigung. Gewonnen hat Rita Eggli aus Glarus. Sie erhält ein Sitzkissen mit Decke von unserer Dienst­leistungs­partnerin KPT. Wir gratulieren herzlich!

Georg Frischknecht, Sektion Rhätia, 85 Jahre, Mitglied seit 1971. Erich Grob, Sektion Ostschweiz Post, 69 Jahre, Mitglied seit 1981. Heinz Gugger, Sektion Region Basel, 83 Jahre, Mitglied seit 1947. © Unitobler

syndicom St. Gallen Sektor 3 Medien Anlässlich der Hauptversammlung am Freitag, 21. Februar, wurde von der Versammlung im Restaurant Dufour der gesamte Vorstand bestätigt, der Jahresbeitrag auf gleicher Höhe belassen und das Tätigkeitsprogramm 2014 wie folgt abgesegnet: Dienstag, 6. Mai: Besuch Modelleisenbahnmuseum Lichtensteig, Mittwoch, 18. Juni: Exkursion Gasthaus St. Iddaburg im Toggenburg, Mittwoch, 3. Dezember: Weihnachtsessen im Restaurant Papagei, St. Gallen. Weiterhin finden die Zusammenkünfte am ersten Donnerstag im Monat im Restaurant Papagei in St. Gallen statt. Am Donnerstag, 3. April, treffen wir uns das nächste Mal. Zu den Veranstaltungen wird jeweils per E-Mail oder Post eingeladen. Fritz Heinze, Präsident

Walter Fischer, Sektion Olten-Solothurn, 86 Jahre, Mitglied seit 1951.

freuen, wenn zahlreiche Kolleginnen und Kollegen sich schon zum Mittagessen um 12 Uhr einfinden. Wir möchten jetzt schon in Erinnerung rufen, dass unser diesjähriger Frühlingsausflug am Dienstag, den 6. Mai, durchgeführt wird. Mit kollegialen Grüssen im Namen des Vorstandes Kaspar Gallati

des Thurgauer Mostfondue (Apfelwein anstelle von Wein). Gut verpflegt ging es per Postauto nach Frauenfeld und mit der Bahn wieder nach Hause. Herzlichen Dank Werner Schärer für die wieder tolle Organisation. Neue Teilnehmer sind in der Wandergruppe immer willkommen. Euer Vorstand

Post + Swisscom Winterthur Wir laden herzlich ein zur Monatsversammlung vom 10. April ins Hotel Wartmann, Beginn 14.15 Uhr. Neu pensionierte KollegInnen und schon länger Pensionierte sind willkommen. Allen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht bei uns sein können, wünschen wir gute Besserung und baldiges Wiedersehen. Rückblick auf die Februar-Wanderung: Nach einer kurzen Fahrt mit dem IC nach Weinfelden nahmen wir bei durchzogenem Wetter die Strecke Weinfelden–Amlikon–Lütmerken unter die Füsse. Wie bestellt wurde das Wetter immer besser. Nach ca. 1 Stunde über Felder und durch Wälder erreichten wir das Restaurant in Amlikon. Immer leicht aufwärts gings danach Richtung Lütmerken. Wir wurden durch die Aussicht über die Ebene und die Hügel gegenüber belohnt und trafen im Rest. Freihof in Lütmerken ein. Hier genossen die meisten ein hervorragen-

Zofingen Medien Unsere April-Wanderung findet am Freitag, 4. April, statt. Mit dem Bus um 13.35 Uhr ab Zofingen Richtung Reiden-Brunnmatt (Pfaffnau). Wanderung: Brunnmatt–Chäppeli–Brienggle–Ober Sennhof–Unter Sennhof–Sennhofrestaurant im Pflegeheim. Heimfahrt mit dem Bus ab Sennhof. Eure Wanderkollegen F. und P.

Das syndicom-Sudoku Zu gewinnen gibt es Coop-Gutscheine im Wert von Fr. 100.–, gespendet von unserer Dienstleistungspartnerin Coop Rechtsschutz. Die Lösung (die dreistellige Zahl aus den farbigen Feldern, Reihenfolge: von links nach rechts) wird in der nächsten Ausgabe zusammen mit dem Namen des Gewinners oder der Gewinnerin veröffentlicht. Bei mehreren richtigen Einsendungen entscheidet das Los. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Lösung und Absender auf A6Poskarte senden an: «syndicom, die zeitung», Monbijoustras­se 33, Postfach 6336, 3001 Bern. Einsendeschluss: 7. April

IG Pensionierte Zentralschweiz Log. Die Generalversammlung 2014 findet am Dienstag, 15. April, 14.30 Uhr im Kulturund Kongresszentrum Gersag, Rüeggisingerstr. 20A, in Emmenbrücke statt. Nebst den ordentlichen Traktanden steht die Versammlung im Zeichen eines Referats von Markus Stadelmann, Bereichsleiter Soziale Arbeit bei der Pro Senectute Luzern. Anträge sind bis zum 8. April einzureichen an Franz Baumann, St. Niklausengasse 23, 6010 Kriens. Im Anschluss an die Versammlung wird ein Apéro riche offeriert. Die Anreise ist auf der Einladung beschrieben. Wir freuen uns auf einen Grossaufmarsch ins Gersag! Der Frühlingsausflug an den Schwarzsee im Kanton Freiburg wird am Dienstag, 17. Juni, stattfinden. Alle näheren Angaben könnt ihr der persönlichen Einladung entnehmen. Wir freuen uns auf eine grosse, fröhlich gestimmte Reisegesellschaft. Termine zum Vormerken sind das Herbsttreffen mit der Besichtigung der Universität Luzern am 2. September und die Herbstversammlung am 18. November. Mit freundlichen Grüssen Euer Vorstand Postveteranenverein Zürich Unsere nächste Versammlung findet am Donnerstag, 10. April, um 14.30 Uhr im Volks­ haus Zürich statt. Diesmal wieder im gelben Saal. Peter Dettling wird uns über das Leben und Wirken der Amish in Pennsylvania USA berichten. Ein interessantes, für uns eher unbekanntes Thema. Wir zählen auf einen Grossaufmarsch. Mit freundlichen Grüs­sen Der Vorstand

Urs Heimann, Sektion Olten-Solothurn Post, 84 Jahre, Mitglied seit 1947. Ilse Hossmann, Sektion Rhätia Post, 74 Jahre, Mitglied seit 1979. Fritz Iseli, Sektion Bern Postpersonal, 64 Jahre, Mitglied seit 1974. Ot to Kolb, Sektion GIV Basel, 88 Jahre, Mitglied seit 1992. Robert Langenegger, Sektion Ostschweiz Post, 86 Jahre, Mitglied seit 1944. Peter Loosli, Sektion Bern Postpersonal, 84 Jahre, Mitglied seit 1947. Werner Moser, Sektion Bern Postpersonal, 79 Jahre, Mitglied seit 1996. Louis Müller, Sektion Post Zentral­ schweiz, 86 Jahre, Mitglied seit 1954. Jakob Rohner, Sektion Zürich Post, 89 Jahre, Mitglied seit 1946. Hans Rüegge, Sektion Thurgau Post, 86 Jahre, Mitglied seit 1947. Fritz Rufener, Sektion syndicom Bern, 88 Jahre, Mitglied seit 1974. Albert Schmid, Sektion Zürich Post, 89 Jahre, Mitglied seit 1947. Werner Schöni, Sektion EmmentalOberaargau Post, 88 Jahre, Mitglied seit 1958. François Storni, Sektion syndicom Biel/ Bienne, 86 Jahre, Mitglied seit 1949. Rudolf Zimmermann, Sektion Zürich Post, 100 Jahre, Mitglied seit 1935. impressum «syndicom» Chefredaktion: Nina Scheu, Tel. 058 817 18 18, redaktion@syndicom.ch layout: Katja Leudolph korrektorat: Ulrike Krüger adressänderungen: syndicom, Adressverwaltung, Monbijou­strasse 33, Postfach 6336, 3001 Bern inserate: stab@syndicom.ch druck: Ringier Print Adligenswil, Postfach 3739, 6002 Luzern ISSN 1664-8951 verlegerin: syndicom – Gewerkschaft Medien und K ­ ommunikation, Monbijou­strasse 33, Postfach 6336, 3001 Bern, Tel. 058 817 18 18, Fax 058 817 18 17 «syndicom» erscheint 15 Mal im Jahr. Ausgabe Nr. 5 erscheint am 17. April 2014 (Redaktionsschluss: 31. März).


14 | Letzte

syndicom | Nr. 4 | 28. März 2014

syndicom Wallis und Genf

© Serge Ivanovic

© S téphanE Roten

In Sion und in Genf folgt man dem Beispiel von syndicom: Drei Jahre nach der Fusion der Gewerkschaften Komunikation und comedia haben sich die Sektionen der drei Sektoren im Wallis und in Genf zu zwei kantonalen Sektionen zusammengeschlossen.

syndicom Wallis ∙ Die neue Gesamtsektion wird vertreten durch (v. l. n. r.): Antoine Mabillard, Roger Morand, Sandrine Perrenoud, Josette Praz, Jean-Pierre Bodrito und Henri Marius Caretti.

syndicom Genf ∙ Die neue Genfer Sektionspräsidentin Odile Gainon (Mitte), umrahmt von den beiden Vizepräsidenten Pierre Djongandeke (links) und Silvano Roubatel (rechts).

Im Anschluss an ihre Generalversammlungen kamen am 15. März die 80 Delegierten der Walliser Sektionen Post, Telecom und Medien im grossen Ratssaal in Sion zusammen, um eine alle drei Sektoren umfassende, kantonale Sektion zu gründen. Nur eine Woche später, am 22. März, folgten auch die drei Genfer Sektionen dem Beispiel ihrer Walliser KollegInnen und gründeten die branchenübergreifende syndicom-Sektion Genf.

liser Nationalrat Mathias Reynard. Er ist die ideale Person, um die Gemächlichkeit aufzumischen, die im eidgenössischen Parlament vorzuherrschen scheint. Mit seinen unverblümten Äusserungen begeisterte er den Saal und machte vor allem den Postangestellten Hoffnung auf die Umsetzung seiner parlamentarischen Vorstösse, die er Ende 2013 eingereicht hatte. Elisabeth di Blasi, Regionalsekretärin

Sektion syndicom Wallis

Sektion syndicom Genf

Nach der Annahme der Fusion konnten die Delegierten sich zum Reglement der kantonalen Sektion äussern. Neu soll die Amtsdauer des Vorstands drei Jahre statt wie bisher ein Jahr betragen. Der Antrag wurde mit grossem Mehr angenommen. Zwei junge Gastredner bewiesen, dass sich ein Gewerkschaftsbeitritt für junge Menschen lohnt. Loïc Dobler, Jugendsekretär bei syndicom, brachte mit seiner Rede frischen Wind in den Gewerkschaftskampf. Nach ihm sprach der Wal-

Auch in Genf kamen die rund 70 Delegierten im Anschluss an ihre noch separat geführten Versammlungen im Saal der UOG (Arbeiteruni Genf ) zusammen, um die kantonale Sektion zu gründen. Danach präsentierte die syndicom-Rechtsberaterin Isabelle Pauchard einen Leitfaden zum Problemkreis Mobbing am Arbeitsplatz, und Gewerkschaftspräsident Alain Carrupt erläuterte die Argumente für die Mindestlohn-Initiative. Rodolphe Bongiovanni, Regionalsekretär

Zugang zu Trinkwasser dank Verzicht auf Flaschenwasser Mit dem Beitritt zur internationalen Initiative «Blue Community» setzt sich syndicom für den Zugang zu Trinkwasser als Menschenrecht und Wasser als öffentliches Gut ein. Fortan verwendet die Gewerkschaft möglichst nur noch Leitungs- statt Flaschenwasser, was neben ökologischen Vorteilen auch nur einen Bruchteil kostet. Mit dem eingesparten Geld unterstützt syndicom ein Projekt von Solidar Suisse, das die Trinkwasserversorgung in Moçambique verbessert, zu der gegenwärtig nur ein Drittel der Bevölkerung Zugang hat. Solidar baut neue Brunnen und setzt havarierte Brunnen instand. Ausserdem werden Wasserkomitees gegründet, welche die Brunnen nachhaltig betreiben. Eugenia Manuel (Bild) aus Chibabava zum Beispiel erspart die neue Wasserpumpe jeden Tag mehrere Stunden Fussmarsch. «Seit wir mit Unterstützung von Solidar den Brunnen bauen konnten, hat sich die ganze Stimmung im Dorf verbessert», meint Eugenia Manuel. Solidar Suisse

Hausarbeiterinnen ohne geregelten Aufenthaltsstatus

21 875 Unterschriften Mit Putzeimern und Besen tanzten am 5. März rund 100 Personen zur Bundeskanzlei in Bern. Dort überreichten sie dem Bundesrat eine Petition für mehr Rechte für Hausarbeiterinnen ohne geregelten Aufenthaltsstatus mit 21 875 Unterschriften. Darin verlangen die Unterzeichnenden – darunter Alt-Bundesrätin Ruth Drei-

© www.khii. ch

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fuss, Alt-Bundesgerichtspräsident Giusep Nay, Schriftsteller Pedro Lenz und Filmemacher Fernand Melgar – dass der Bundesrat: •  Aufenthaltsbewilligungen für ArbeitnehmerInnen ohne geregelten Aufenthalt insbesondere im Sektor Privathaushalt erteilt, •  den sozialen Schutz für Hausarbeiterinnen ohne geregelten Aufenthalt garantiert, ohne Risiko einer Ausweisung, •  und Personen ohne geregelten Aufenthalt den Zugang zum Arbeitsgericht garantiert, ohne Risiko der Ausweisung. Die Petition wurde lanciert vom Verein «Hausarbeit aufwerten – Sans-Papiers regularisieren». Zurzeit tourt eine Wanderausstellung zum Thema durch die Schweiz: www.khii.ch/ausstellung. (red)

nachrichten aus der romandie «Grauenhaft.» «Nicht zum Aushalten.» «Zum Kotzen.» Drastisch beschreiben Bewohnerinnen und Bewohner der Region Chablais im Unterwallis den Chemiegestank in der Luft. Fast jeden Tag publiziert die Anwohner-Webseite «Chablair» eine Klage über die Luftverschmutzung durch die Tamoil-Raffinerie in Collombey.

© www. chablair. ch

Die Raffinerie ist seit Jahren eine erstrangige Dreckschleuder – die spektakulärsten Fälle waren die Verschmutzung der Luft durch fünfzehn Tonnen Schwefelabgase im Jahr 2007 oder die Verschmutzung der Rhone und des Grundwassers durch 150 000 Liter Benzin im Jahre 2008. Jedesmal wurden Pannen und Funktionsstörungen als Entschuldigung für die «Zwischenfälle» angegeben. Schliesslich verlangten die Kantone Wallis und Waadt ultimativ eine Sanierung der Anlagen. Vor fünf Monaten, im Oktober 2013, wurde der Betrieb nach längerem Stillstand wieder aufgenommen. Seither häufen sich die Beschwerden der Anwohner von neuem. Der Verein Chablair hat unterdessen wieder mehrere Briefe an die zuständigen Behörden geschrieben, doch nichts geschieht: «Es herrscht das Gesetz des Schweigens».

ner per Merkblatt erfuhren, dass sie kein Gemüse und kein Obst aus dem eigenen Garten mehr essen dürfen, dass ihre Kinder nicht mehr in den Gärten spielen und die Kühe nicht mehr auf den Wiesen weiden dürfen. Es sei der bisher grösste Fall einer Quecksilberverseuchung in der Schweiz, berichtete kürzlich das Westschweizer Fernsehen. 1976 machte der Walliser Autor Maurice Chappaz mit seinem Buch «Die Zuhälter des ewigen Schnees» auf die christkatholische Mafia aufmerksam, die seine Heimat zerstört. Heute prangert der Journalist Kurt Marti mit seinem Buch «Tal des Schweigens» Filz und Korruption im Kanton an. Geändert hat sich in all den Jahren – nichts.

Frische Bergluft · Grüsse von der Erdölraffinerie in Collombey im Wallis.

Am anderen Ende des Kantons, im Oberwallis, herrschte ebenfalls vierzig Jahre lang das Gesetz des Schweigens. Die Firma Lonza leitete seit den Dreissigerjahren 50 Tonnen Quecksilber in einen Kanal (die ÄrztInnen für Umweltschutz schätzen aufgrund von Insiderinformationen die Menge auf 200 bis 250 Tonnen),

aus dem die Anwohner Schlamm auf ihre Felder und Gemüsegärten austrugen. Im Jahr 2011 wurde die Quecksilberbelastung der Böden bei Bauarbeiten an der Autobahn entdeckt.

Und doch, vielleicht doch? Vielleicht führen das Online-Immissionstagebuch von Chablair und der Quecksilberskandal von Visp in den vergifteten Gemüse- und Weingärten des Wallis zu einer Graswurzelrevolution?

Und dann dauerte es nochmals drei Jahre, bis die Anwohnerinnen und Anwoh-

Helen Brügger ist freie Journalistin und berichtet aus der Romandie.

© Christian Engeli

Solidar


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