Nr. 7 30. 5. 2014
die zeitung
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Logistik
Medien
Telecom
Verbesserter Sozialplan bei DHL mit Unterstützung von syndicom und Unia Seite 5
Dialog zwischen Belegschaft, dem CEO und syndicom an der Firmenkonferenz Cablex Seite 6
Aktion «Jetzt schlägts 13!»: Anzeige gegen die NZZ, Journalismus-Tagung im Juni Seite 7
Mitgliederporträt
Ein Gespräch mit dem bekannten Fotografen Michael von Graffenried Seite 11
Wer von der WM (nicht) profit iert …
publiGroupe
Unfaires Spiel in Brasilien
Übernahmekampf um Local.ch Gleich drei Konkurrentinnen: Tamedia, Swisscom und Ringier möchten die PubliGroupe AG mit der Adressenplattform Local.ch übernehmen. Das Interesse am lukrativen Geschäft mit Datensätzen ist enorm. Giorgio Pardini, Leiter des Sektors Telecom/IT von syndicom, kritisiert das Gerangel um Local und plädiert für eine Lösung, die den Interessen der 800 Angestellten gerecht wird. Aus dieser Perspektive ist für Pardini ganz klar, unter welchem Unternehmen die Zukunftsaussichten düster wären: «Der Verlagskonzern Tamedia weigert sich seit Jahren, mit den zuständigen Branchengewerkschaften einen konstruktiven sozialpartnerschaftlichen Dialog zu führen. Die JournalistInnen in der Deutschschweiz und im Tessin sind seit 10 Jahren keinem GAV mehr unterstellt.» Es könne durchaus sein, dass innerhalb der TamediaGruppe am Schluss das Personal die Zeche für den teuren Deal bezahlt. Die Erfahrung mit der bisherigen Mehrheitsaktionärin Swisscom sei wesentlich besser, so Pardini. «Im letzten Jahr wurde ein neuer Firmen-GAV mit Local.ch abgeschlossen, wobei nicht nur materielle Verbesserungen, sondern auch die gewerkschaftlichen Mitwirkungsrechte weiter ausgebaut werden konnten.» Der Kommentar und ein Blick auf die Geschichte von Local. › Seiten 6 und 7
Ob in Südafrika, Qatar oder Brasilien: von einer WM profitieren wenige, an den Folgen leiden ArbeiterInnen, Slumbewohner und die öffentliche Hand. Joachim Merz
Um 35 Milliarden Schweizer Franken steckt Brasilien in die Fussball-WM 2014 und die Olympischen Spiele 2016: in Stadien, Strassen, Flughäfen und in die Räumung unansehnlicher Favelas. Auch für ein boomendes Schwellenland wie Brasilien ist diese Summe nicht einfach aufzubringen. Und sie übersteigt die gesamten Kosten aller drei letzten Fussballweltmeisterschaften in Südkorea/Japan, Deutschland und Südafrika. Internationale Sportanlässe werden immer gigantischer und können volkswirtschaftlich niemals halten, was die Austragungsländer sich und der Bevölkerung versprechen. Auf Druck der Fifa hatte der brasilianische Fiskus dem Fussballverband massive Steuergeschenke gemacht. Der Verlust für den Staat beträgt, vorsichtig geschätzt, um die 750 Millionen Franken. Solidar, das Hilfswerk der schweizerischen Gewerkschaften, forderte die Fifa auf, für eine faire WM zu sorgen.
Fortsetzung auf Seite 2
«Tisch der Generationen» mit Ruth Dreifuss und Fabian Molina
© Nina Scheu
Löhne und Renten gemeinsam verteidigen Das Wort «Generationenvertrag» mag AltBundesrätin Ruth Dreifuss nicht, ihr geht es um einen «Gesellschaftsvertrag», den «Contrat social» im Rousseau’schen Sinne: Denn ein Vertrag werde immer nur zwischen zwei Parteien geschlossen, doch Löhne und Renten – das Thema am «Tisch der Generationen» vom 13. Mai in Zürich – gehen die ganze Gesellschaft etwas an, nicht nur die Jungen und die Alten. Nach einem interessanten Input referat von SGB-Präsident Paul Rechsteiner diskutier-
ten die 83-jährige frühere Druckereiangestellte Ruth Brunner, Juso-Präsident Fabian Molina, die Verlagsangestellte A ngela Kindlimann (syndicom IG Frauen) und die SP-Nationalrätin Barbara Gysi unter der Leitung von Etrit Hasler (auch er syndicom-Mitglied) über Mindestlohn und AHV plus, über die Folgen der Abstimmung vom 9. Februar und über das Verhältnis der Generationen. Dabei machten vor allem die Erzählungen aus dem Erfahrungsschatz der Rentnerin Ruth Brun-
ner deutlich, wie vieles sich grundlegend verändert hat. Nach dem Podium sprach Ruth Dreifuss zu den gut 100 Anwesenden über die Bedeutung der AHV und diskutierte mit dem Publikum. Da sich so ein «Tisch der Generationen» nicht in die hier zur Verfügung stehenden Zeilen packen lässt, haben wir für alle, die den spannenden Abend verpasst haben, einige Fragen zusammengestellt, die Ruth Dreifuss und Fabian Molina für uns beantwortet haben. › Seite 8
2 | Hintergrund Fussball-WM 2014
syndicom | Nr. 7 | 30. Mai 2014
Wer von der WM (nicht) profitiert …
Unfaires Spiel in Brasilien Forts. von Seite 1
lein im Jahr 2013 über 400 Nepali und Inder ums Leben gekommen. Von anderen Nationalitäten der rund 1,4 Millonen ausländischen Arbeitskräfte liegen keine Zahlen vor. Sie alle sind jedoch dem Zwangsarbeitssystem Kafala ausgesetzt, das zum Beispiel verbietet, den Arbeitgeber zu wechseln oder das Land zu verlassen.
Tote auf den WM-Baustellen WM-Bauarbeiten bedeuten gros sen Druck auf den riesigen Baustellen. In Brasilien starben bis anhin bereits neun Arbeiter – und Brasilien muss das Bautempo erhöhen, weil es dem Zeitplan weit hinterher hinkt. In Qatar ist die Situation noch schlimmer: Obwohl die WM erst in acht Jahren stattfindet, sind laut Internationalem Gewerkschaftsbund (IGB) bei Bauarbeiten im Hinblick auf die WM al-
Es regt sich Widerstand …
… mit Erfolg
© Nacho Doce/Reuters
Die StrassenhändlerInnen wurden vertrieben, ganze Favelas wurden zwangsgeräumt. Die Fifa und das IOK kommen zuse-
den katastrophalen Zustand der Gesundheitsversorgung und des Bildungswesens, die Vertreibungen und die Gentrifizierung der Innenstädte, die prekären Arbeitsbedingungen auf den Stadionbaustellen. Hatten 2008 noch 79 Prozent aller BrasilianerInnen die WM im eigenen Land unterstützt, sind es heute nur noch 52% – im fussballverrücktesten Land der Welt.
hends unter Druck der internationalen Gewerkschaften, der Medien und einer kritischen Öffentlichkeit. Bei allfälligen Abstimmungen sagt die Bevölkerung Nein zur Austragung, weil dem Nutzen für wenige hohe Schulden für die öffentliche Hand und schwere Umweltbelastungen gegenüberstehen. Und was niemand für möglich gehalten hätte: Während dem Confederations Cup im Juni 2013 gingen in Brasilien Hunderttausende auf die Stras se und demonstrierten gegen die horrenden Kosten der WM,
Protest gegen die enormen Kosten ∙ Die Bewegung der obdachlosen Arbeiter blockiert eine Strasse in São Paulo.
Und der zunehmende Protest trägt erste Früchte. Die Baugewerkschaften in Südafrika gewannen vor der WM 2010 30 000 Neumitglieder und erzielten substanzielle Lohnerhöhungen. Auch die KollegInnen in Brasilien führten erfolgreiche lokale Arbeitskämpfe. Brasilianische StrassenhändlerInnen erkämpften sich für den Confederations Cup in vier Städten Verkaufsrechte in den ursprünglich nur für Fifa-Sponsoren vorgesehenen Fanmeilen. Solidar hat mit Kampagnenarbeit in der Schweiz diese Arbeit von zivilgesellschaftlichen Organisationen unterstützt. Unter dem enormen medialen und gewerkschaftlichen Druck erklärte bereits die Regierung Qatars im Februar 2014, dass die Bedingungen für ausländische Arbeitskräfte auf den WM-Baustellen zukünftig «hohen Standards» genügen würden – ob Taten folgen, ist genau zu beobachten.
Joachim Merz, Solidar Suisse
Masslosigkeit ∙ Hauptsächlich durch Korruption haben sic
Solidarische Alternative: Die Strassenf sozialforums (WSF), heute ist er einer der wichtigsten Promotoren der dritten Strassenfussball-Weltmeisterschaft, die direkt vor der Fifa-WM, vom 1. bis 12. Juni 2014, in São Paulo stattfinden wird. «An dieser WM werden 30 Länder teilnehmen, fast gleich viele wie an der Fifa-WM», sagt Haddad.
«Wir protestieren nicht gegen den Fussball, sondern gegen bestimmte staatliche Massnahmen und gegen die Probleme, die sich durch die Durchführung der WM stellen», sagt Sergio Haddad, ein bekannter brasilianischer Soziologe. Haddad ist seit seiner Jugend in sozialen Organisationen aktiv, 2001 gehörte er zu den Initianten des Welt
© E-Changer
Trotz wirtschaftlichen, sozialen und sogar kulturellen Zwängen: Ist ein alternatives Konzept von Fussball vorstellbar? Sergio Haddad: Die entschei-
Der brasilianische Soziologe und Fussball-Aktivist Sergio Haddad.
dende Frage ist, ob der Fussball – wie jede andere sportliche, soziale oder kulturelle Tätigkeit – in einer markt- und konsumorientierten Gesellschaft anderen Werten dienen kann. Das ist ohne Zweifel eine grosse Herausforderung für jene, die sich für eine andere Welt einsetzen, die auf sozialer Gerechtigkeit, Solidarität und echter Demokratie basiert. Der Strassenfussball entstand in den 1990er-Jahren im Quartier Chaco Chico von Moreno, einer Vorstadt von Buenos
Aires. Die Initiative bezweckte, die Partizipation und den Dialog unter den Jugendlichen dieses von Gewalt in Familien, Schulen und Gemeinschaften geprägten Viertels wiederherzustellen. Der als sozialpädagogische Aktivität gedachte Strassenfussball hat Regeln, die je nach Ort variieren, aber in einigen Grundprinzipien immer übereinstimmen.
nen Mediator, der im Konfliktfall vermittelt und an die Grundwerte erinnert.
Diese Regeln stehen in Gegensatz zu dem, was man aus den Medien über die traditionelle und kommerzialisierte Version dieses Sports kennt. Können Jugendliche damit umgehen? Klar ist es schwierig, sich gegen
das bestehende System zu wehren, aber unmöglich ist es nicht. Seit der Entstehung vor zwanzig Jahren haben weltweit immerhin gegen 600 000 Jugendliche mit dieser partizipativen Art von Fussball begonnen.
Ist die Strassenfussball-WM vom Juni in São Paulo somit als Alternative zur Fifa-WM konzipiert?
Wie funktioniert Strassenfussball konkret? Ein Spiel besteht aus drei Halbzeiten, und die Teams sind zwingend geschlechtergemischt. Im ersten Spieldrittel werden die Spielregeln bestimmt. Sie basieren auf Grundwerten wie Respekt, Solidarität, Kooperation und Toleranz. Dafür werden dann später Punkte vergeben. Im zweiten Drittel wird gemäss den definierten Regeln gespielt. Und im letzten Drittel bewerten beide Teams, ob die Abmachungen eingehalten wurden. Aufgrund dieser Diskussion wird der Gewinner bestimmt. Statt eines Schiedsrichters gibt es ei-
Abseits des Mega-Events ∙ Fussballspiel in der Favela.
Fussball-WM 2014 Hintergrund | 3
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«Die WM-Erfahrung»
© Joan Valls
In der Vorbereitung der WM zeigten sich verschiedene Verletzungen der Menschenrechte: In den zwölf Gastgeberstädten wurden 250 000 Menschen aus ihrem Wohnraum vertrieben. Männer und Frauen, die auf den Baustellen der Stadien oder der neuen städtischen Infrastrukturen arbeiten, werden ausgebeutet. Für ihre harte Arbeit werden Hungerlöhne bezahlt, bisher ist es zu neun Todesfällen gekommen. Die sexuelle Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen hat im Zusammenhang mit diesen Grossbaustellen deutlich zugenommen. Zuhälter bieten den Arbeitern die sexuellen Dienste junger Mädchen im Alter von 11 bis 17 Jahren an. Verlässliche Quellen berichten von Minderjährigen, die Sex gegen einen Teller Essen oder verschiedene Drogen anbieten. Für jene, welche die Spiele innerhalb der Stadien verfolgen, wird die Fifa-WM zum Synonym für Konsum, Leidenschaft, Nationalismus und vor allem für Privilegien. Der durchschnittliche Ticketpreis für einen Match beträgt 159 Dollar. Ein Ticket für das Endspiel im VIP-Bereich des Stadions kann bis zu 800 Dollar kosten. «Die WM-Erfahrung» wird den Touristen aus dem In- und Ausland städtische Räume präsentieren, die mit gesicherter öffentlicher Infrastruktur ausgestattet sind, von der ärmsten Bevölkerung «gesäubert» und von Kriminalität befreit. Das Ausmass der Prostitution hat derart zugenommen, dass im Nationalkongress ein Gesetz zur Regulierung der Bordelle und der enormen Gewinne diskutiert wird, die mit dem Sextourismus während der WM erzielt werden. Allerdings denkt niemand daran, sozio-ökonomische Alternativen zugunsten der sich prostituierenden Frauen zu fördern. Celia Alldridge, São Paulo, Anthropologin, Koordinatorin Entwicklungsprogramm E-Changer, Sprecherin Marche Mondiale des Femmes
ch die Baukosten – hier der Neubau in Porto Alegre – mehr als verdoppelt.
Es ist eher eine symbolische Alternative. Weniger in Bezug auf die Fifa, sondern eher eine Alternative zu den gegenwärtig vorherrschenden Werten, die den Markt über den Menschen stellen. Es soll nicht unbedingt ein Gegenpol zur WM geschaffen werden. Wir wollen eine Bewegung aufbauen, die langfristig eine Alternative sein kann und zusammen mit anderen Aktionen und Bewegungen zur Bildung einer anderen Zukunft für die Menschheit beitragen kann. Einer Zukunft, die auf anderen ethischen Normen und dem Respekt der menschlichen Grundwerte beruht.
© Terre des Hommes
Was erwartet man in Brasilien in Zusammenhang mit der WM von der Zivilgesellschaft in Europa und weltweit? Europa durchlebt eine Wirtschaftskrise, die auch andere Facetten aufweist – ökologische, soziale und wertebezogene. Die traditionellen sozialen Bewegungen scheinen geschwächt. Die Regierungen büssen an Le-
gitimität ein, weil sie die üblichen antisozialen Rezepte als Antwort auf die Krise anwenden. Die Arbeitslosigkeit steigt, der Sozialstaat wankt, die Ungleichheiten nehmen zu, was Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung schürt. Das mit der WM verbundene Medieninteresse für Brasilien bietet auch eine Möglichkeit, dass die europäische Zivilgesellschaft den Fokus auf alternative Initiativen richtet, darüber informiert und dafür sensibilisiert. Von Brasilien, der Wiege des Weltsozialforums und starker sozialer Bewegungen sowohl in der Stadt als auch auf dem Land, bis ins Zentrum Lateinamerikas, dem Kontinent der Hoffnung, werden wir versuchen, von unseren Erfahrungen und unserer FussballLeidenschaft ausgehend Alternativen aufzuzeigen. Die Zivilgesellschaft des Nordens ist aufgefordert, ebenfalls Alternativen auszuarbeiten.
Interview: Sergio Ferrari, Pressedienst E-Changer
Gloria Oliveira da Silva verkauft an ihrem Stammplatz in der Metrostation Itaquera im Osten von São Paulo, zwischen Bussen und Imbissbuden, Getränke, Kaugummis, Süssgebäck, Zigaretten und Feuerzeuge. Sie hat Angst vor der Polizei. In Sichtweite erhebt sich das neue Stadion Itaquerão. Bis zu 250 000 TouristInnen werden in São Paulo erwartet, um die Spiele im Itaquerão zu verfolgen; Glorias Kaugummis werden sie nicht kaufen, zumindest nicht in einem Rayon von zwei Kilometern rund um die Austragungsstätte. Bereits sechs Monate vor der WM-Eröffnung war es nicht mehr geduldet, dass Gloria und die anderen VerkäuferInnen am Bahnhof Itaquera ihren Lebensunterhalt verdienen. «Ich bin noch nachmittags für zwei oder drei Stunden hier. Zweimal hat mich die Polizei bisher vertrieben, einmal wurde ein Teil meiner Ware beschlagnahmt», sagt Gloria. Die 52-Jährige lebt mit ihren vier Kindern, ihrem Ehemann und ihrer Schwester in der Favela da Paz, 900 Meter vom Stadion entfernt. Die Koordination der landesweiten Proteste gegen die WM erfolgt durch die Vereinigung der «Comités Populares da Copa», die in sämtlichen Austragungsorten aktiv ist. Die Sektion von São Paulo schreibt auf einem Flugblatt: «Traditionellerweise verkaufen Strassenhändler in der Umgebung der Fussballstadien typisch brasilianische Lebensmittel, Getränke und andere Gegenstände. Diese autonomen Arbeiterinnen müssen sich registrieren lassen und von den jeweiligen Stadtbehörden er-
© S treetnet Internat ional
fussball-WM
Die Vertreibung der StrassenhändlerInnen
Nicht geduldet ∙ StrassenhänderInnen müssen ihre Stammplätze bereits vor der WM verlassen.
lassene Regeln sowie sanitarische Auflagen befolgen. Die Fifa verlangte ihren Rückzug, und die Gemeinderegierungen sind nicht bereit, ihnen eine Alternative zu garantieren.» Die Fifa betont in einem Brief an Solidar Suisse, sie habe eine Studie anfertigen lassen, um den Sektor des Strassenhandels «besser zu verstehen». Ausserdem habe sie 2013 am Confederations Cup erstmals «die Zwei-Kilometer-Schutzzone» für einige autorisierte StrassenhändlerInnen geöffnet. Allerdings durften die lediglich «autorisierte Getränke» verkaufen, und auch nicht überall. Ob die Erlaubnis auch für die WM erteilt wird, steht in den Sternen. Gloria hat davon bisher nichts gemerkt. Laut den Comités Populares da Copa haben landesweit mehrere Tausend StrassenhändlerInnen ihre Arbeit verloren oder sehen sich gezwungen, auszuweichen. Gloria Oliveira sagt: «Für mich und meine Familie ist diese WM ein Unglück.»
Sandro Benini, Solidar Suisse
Logistik Sektoren | 5
syndicom | Nr. 7 | 30. Mai 2014 40 Kündigungen bei DHL Logistics (Schweiz) AG
DHL: Sozialplan unterschrieben DHL Logistics und syndicom konnten die Entlassung von 40 Personen am Standort Onnens (VD) per Ende September nicht verhindern. Dank der starken Mobilisierung der Angestellten zusammen mit der Personaldelegation und der Unterstützung durch die Gewerkschaften syndicom und Unia konnte aber der Sozialplan verbessert werden, der am 22. April durch die Personalversammlung genehmigt wurde. Yves Sancey Am 14. November 2013 hatte die DHL Logistics (Schweiz) AG, die der Deutschen Post AG gehört, den vierzig Angestellten angekündigt, dass sie ihre Tätigkeit am Standort von Philip Morris in Onnens, Kanton Waadt, per 30. September 2014 einstellen wird. Das weltweit führende Tabakunternehmen hatte 2007 die Logistik seiner Lagerhallen in Onnens und seiner Lieferrampe in Serrières (NE) an DHL ausgelagert. Da PM diesen Auftrag nun neu an die von Bergen SA vergeben hat, war eine Massenentlassung unvermeidbar. Im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Konsultation hatte das Personal mit Unterstützung der Gewerkschaften syndicom und Unia die Ausarbeitung wirksamer Massnahmen gefordert, damit alle Angestellten wieder eine Stelle finden. Und ein Sozialplan sollte erstellt werden, der den Entlassenen akzeptable Abgangsentschädigungen garantiert.
Von Januar bis April 2014 kam es zu intensiven Verhandlungen zwischen einer Delegation des DHL-Managements und einer Delegation der Belegschaftsseite, die aus von der Personalversammlung gewählten Vertretern und zwei syndicomRegionalsekretären bestand.
Starkes Engagement und Streikandrohung Die Zusammenarbeit zwischen der kämpferischen Personaldelegation und syndicom war ausgezeichnet. Trotz der vielen Gewerkschaftsaustritte von Philip-Morris-Logistikern nach dem Outsourcing an DHL engagierten sich die Angestellten in den Verhandlungen stark. Das Ergebnis ist aber leider – vor allem angesichts der gesunden Finanzlage von DHL – eher ernüchternd, obwohl eine ausgezeichnete Arbeit geleistet und vier Personalversammlungen organisiert wurden. Mit der Ankündigung
eines möglichen Streiks gelang es, auch für die Personen, die noch vor September eine neue Stelle finden, Abgangsentschädigungen durchzusetzen. Am 22. April hat die Personalversammlung das Verhandlungsergebnis mit 81 Prozent der abgegebenen Stimmen genehmigt. Der Sozialplan trat rückwirkend per 14. November 2013 in Kraft und wird bis zum Ablauf aller darin enthaltenen Massnahmen gelten. Neben der Unterstützung bei der Stellensuche und Weiterbildung garantiert der Sozialplan Abgangsentschädigungen von zwei bis zehn Monatslöhnen je nach Situation der einzelnen Angestellten.
wie viele Personen, von denen viele über 50 Jahre alt sind, arbeitslos werden. Zwar hatte ein fairer Sozialdialog die Unterzeichnung des Sozialplans möglich gemacht. Dennoch bedauern syndicom und die Unia, dass Konzerne wie Philip Morris (Umsatz 2012: 68 Milliarden Franken), Deutsche Post DHL (Umsatz 2013: 66,1 Milliarden Franken) und von Bergen nicht in der Lage waren, gemeinsam eine Lösung zu finden, um alle Arbeitsplätze zu sichern.
syndicom überwacht die umsetzung Zusammen mit der Unia wird syndicom die Umsetzung des Sozialplans kontrollieren. Die Gewerkschaften werden ein wachsames Auge darauf haben, dass Philip Morris den Wechsel von der DHL Logistics zur von Bergen SA nicht als Vorwand für Lohnund Sozialdumping auf dem Rücken der Angestellten benutzt.
Stellenerhalt gescheitert Ende April erhielten alle Angestellten ihre Kündigung auf den 30. September 2014. Vorläufig ist es schwierig zu beurteilen, wie viele von ihnen bis dahin eine neue Stelle finden werden und
Diskussion GAV Presto AG
«Masseneinwanderung» bei syndicom
Der neue GAV sorgt bei den ZeitungsverträgerInnen der Presto AG für Fragen. Die Betriebskommissionen der einzelnen Standorte organisieren deshalb Info- und Diskussionsveranstaltungen. Wir bringen einen Bericht von der ersten, die in Sankt Gallen stattfand. Dominik Dietrich, Regionalsekretär Zürich/Ostschweiz zes Zeitfenster, um den Anwesenden die Wichtigkeit des GAV aufzuzeigen.
«Darf die Gewerkschaft hier sprechen?» © Herber t Brägger
Seit dem 1. Februar 2014 ist der neue Gesamtarbeitsvertrag für die ZeitungsverträgerInnen der Presto Presse-Vertriebs AG in Kraft. syndicom versucht in allen Tieflohnbereichen mittels Gesamtarbeitsverträgen Mindestlöhne festzuschreiben und bei den Erneuerungen dieser GAVs die Mindestlöhne zu erhöhen. Weil wir in der Schweiz auch weiterhin keinen gesetzlichen Mindestlohn kennen, ist ein GAV das einzige Werkzeug, um eine Lohnuntergrenze zu definieren. Im neuen GAV für die ZeitungsverträgerInnen hat die Verhandlungsdelegation eine positive Lohnentwicklung erzielt. Neu verdienen die Presto-Angestellten im Minimum Fr. 17.50 pro Stunde, das ist eine Erhöhung um 4,1%. Zudem kennt der GAV eine Sozialplanpflicht, und die drei Karenztage vor der Lohnfortzahlung bei Krankheit und Unfall fallen weg. Trotz dieser Verbesserungen sorgt der neue GAV bei den VerträgerInnen für hitzige Diskussionen: Dies weil seit Februar nur noch der 1. August als bezahlter
Grossauflauf ∙ GAV-Infobrunch der Betriebskommission Presto St. Gallen.
Feiertag gilt. Aus diesem Grund organisieren die Betriebskommissionen der jeweiligen PrestoStandorte eine Informationsveranstaltung, um die Ergebnisse aus dem GAV gemeinsam mit syndicom zu erläutern und zu diskutieren. In St. Gallen fand am 3. Mai die erste dieser Infoveranstaltungen statt.
Zugpferd Erna Brägger Die Betriebskommission Standort St. Gallen lud alle VerträgerInnen zu einem Brunch ins «St. Galler Tagblatt» ein. Erna Brägger, Präsidentin der Betriebskommission Standort St. Gallen (Reportage in «syndicom» Nr. 5), wurde von Anmeldungen regelrecht überschüttet. So
folgten 205 ZeitungsverträgerInnen der Einladung und pilgerten im Anschluss an ihre Touren nach Winkeln. Die Anwesenden konnten sich nach einer kurzen Begrüs sung durch Erna Brägger an einem liebevoll angerichteten Frühstück bedienen. Gestärkt folgten sie an schlies send den Ausführungen von Erna Brägger. Sie informierte über die aktuellen Geschäfte der Betriebskommission Standort St. Gallen und über die GAV-Verhandlungen mit der Presto Presse-Vertriebs AG, an welchen sie persönlich mitwirkte. Zum Schluss folgte eine fulminante Ansprache zur Mindestlohn-Initiative. syndicom erhielt ebenfalls ein kur-
Der Auftritt von syndicom sorgte bei einzelnen KollegInnen für Verwirrung, da sie davon ausgegangen waren, dass es sich um eine Veranstaltung der Presto AG handelte. Erna Brägger stellte klar, dass die Betriebskommission eingeladen hatte und syndicom als Unterstützung anwesend war. Bereits ist die Erneuerung des GAV Presto in Sichtweite. 24 Kolleginnen und Kollegen folgten dem Aufruf und wurden noch am selben Tag Mitglied bei syndicom. Damit sorgten sie für eine «Masseneinwanderung», welche zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen bei Presto massgeblich beitragen wird. Während der nächsten zwei Jahre müssen wir als Gewerkschaft sensibilisieren und mobilisieren, damit wir bei den kommenden GAVVerhandlungen aus einer starken Position antreten und gute Ergebnisse erzielen können.
FAKO PV: Frühjahrssitzung Schwerpunkte an der FaKoPV vom 28. April 2014 bildeten das Projekt «Erhebung Zeitwerte» und das Vorhaben «Weiterentwicklung PV». Auch die Drittprodukte sowie Schulung und der Rückbau von Poststellen wurden diskutiert. Ausserdem beschäftigten sich die Teilnehmenden im Rahmen eines Workshops mit dem Thema «Ziele und Druck». Der vollständige Bericht kann auf der syndicom-Webseite nachgelesen werden.
Link: syndicom.ch/Branchen/Post Widerspruch
Nein, Herr Hasler Am Samstag, 10. Mai, stellte sich Peter Hasler, Verwaltungsrats präsident der Post, dem Wocheninterview der Zeitung «Le Temps». Dabei äusserte er sich unter anderem zu den ungleichen Arbeitsbedingungen der Angestellten der Agenturen und denen der Post und sagte wörtlich: «Die Erfahrungen, die seit mehreren Jahren gemacht werden, sind positiv. Das ist auch die Meinung der Gewerkschaften.» Nein, Herr Hasler: syndicom, die Gewerkschaft Medien und Kommunikation, teilt den Optimismus des Verwaltungsratspräsidenten der Post nicht. Am syndicom-Kongress in Lausanne vom Dezember 2013 haben über 200 Delegierte ihren Willen bekräftigt, sich für ein starkes Poststellennetz und eine gute Grundversorgung und gegen den Ersatz von Poststellen durch Postagenturen einzusetzen. Weiter forderten sie, dass die Subunternehmen der Post und die Post agenturen dem GAV Post 2015 unterstellt werden und die Post CH AG ihnen klare Weisungen in Bezug auf die Arbeitsbedingungen erteilt. Die Delegierten verlangten die Einsetzung einer Kommission, welche die Umsetzung überwacht und Sanktionen ausspricht. syndicom verurteilt das organisierte Lohndumping durch Umgehung des GAV Post mittels Agenturen, Subunternehmen sowie Tochtergesellschaften der Post. Für die Gewerkschaften ist die Post in erster Linie eine öffentliche Dienstleisterin, die den Bedürfnissen der gesamten Bevölkerung Rechnung tragen und ihre Verantwortung als soziale Arbeitgeberin wahrnehmen muss. Peter Hasler hat im «Le Temps»-Interview einen Versuchsballon gestart: für einen möglichen teilweisen Börsengang der Post oder der PostFinance ab 2019. Dieses Ansinnen wird von syndicom scharf bekämpft werden. Yves Sancey, Mediensprecher Romandie von syndicom
6 | Sektoren Telecom/Medien
syndicom | Nr. 7 | 30. Mai 2014
Kampf um local.ch
Lukratives Geschäft mit Adressen
Tamedia, Swisscom (und inzwischen auch Ringier) kämpfen um Local.ch. Damit rücken sie das bisher wenig beachtete, aber lukrative Geschäft Adressen und Telefonverzeichnissen ins Scheinwerferlicht. Der Aufstieg von Local.ch ist ein spannendes Kapitel in der Pressegeschichte. Karl Lü zent an der LTV ab, weil der Konzern Geld brauchte für die Übernahme des Fernsehsenders RTL. Die PubliGroupe, damals Wunschkandidatin des LTV-Managements, kaufte die Aktien zu einem hohen Preis. Alle Verzeichnisgeschäfte der beiden Firmen wurden zusammengelegt. 1997 wurde mit Ringier, die sich ebenfalls um die Übernahme von LTV bemüht hatte, die LTV-Ringier Media AG mit Beteiligung der Telekom für die Vermarktung der offiziellen Telefonbücher gegründet. Ringier wollte sich vor allem die enormen DruckLocal.ch ist seit vielen aufträge sichern. Es Jahren einer der grössten war die Zeit des her Geldverdiener der PubliGroupe. aufkommenden Internets und zugleich der Privatisierung der leitet wurde. 1995 zählte LTV Telefonie: die Geburtsstunde der über 100 lokale Verzeichnisse Swisscom (1998). und 400 Mitarbeitende im Aus Längst ging es nicht mehr nur sendienst. 1995 gewann sie auch um Telefonbücher, sondern um die Ausschreibung der Telekom die digitalisierten Adressdaten (Vorgängerin von Swisscom) als Grundlage für lokale Serfür die Vermarktung der Anzei- vice-Plattformen. Der Bewirtgen in den offiziellen Telefon- schafter der Datenbanken und büchern gegen ein Konsortium der Vermarkter brauchten einaus Mosse Adress AG, Publicitas ander zwingend. Folglich nahm und Basler Zeitung. Ende 1996 1999 ein neues Joint-Venture den gab Bertelsmann seine 55 Pro- Betrieb auf: LTV Gelbe Seiten tische Schulterschluss. Mit dem Segen des Zeitungsverlegerverbandes ging der Auftrag für die Anzeigenregie an eine gemeinsame Gesellschaft von Publicitas und ihren damals noch selbständigen Konkurrenten OFA, ASSA und Mosse. In den Achtzigerjahren etablierte sich auf diesem unauffälligen, aber lukrativen Markt als starker Konkurrent der Bertelsmann-Konzern mit der Lokaltelefon-Verzeichnis AG (LTV), die ab 1984 von Robert Schmidli ge-
Schon in den Sechzigerjahren war die Publicitas, die Vermittlerin von Zeitungsinseraten, Pächterin des Anzeigenteils der offiziellen Telefonbücher des damals noch staatlichen Fernmeldebetriebs PTT gewesen. Sie betrieb dieses Nebengeschäft aber auf kleiner Flamme, um die Zeitungsverleger nicht zu ärgern. Dass hier viel Potenzial unausgeschöpft blieb, wurde erstmals 1968 deutlich, als die amerikanische Telekommunikationsfirma ITT ankündigte, Branchenverzeichnisse in Form der weltbekannten «Yellow Pages» herauszugeben. Der Schweizer PTT versprach sie, die pro Ausgabe 10 Millionen Franken betragenden Druckkosten der schweizerischen Telefonbücher zu übernehmen. Die verlockende Offerte lag bereits auf dem Tisch des zuständigen Bundesrats Rudolf Gnägi.
Patriotischer Schulterschluss Das war die Geburtsstunde der A- und B-Bände. Das A-Buch (A für «amtlich») war werbefrei, das B-Buch (B für «Branchen») enthielt Werbung. Trotz der eindeutig besseren Offerte der Amerikaner funktionierte der patrio-
20. Mai 1954: Die Schweiz bekommt neue Telefonbücher∙ Die neue Ausgabe unterscheidet sich von den gen durch ein grösseres Format und eine neue Gebietseinteilung.
und Swisscom Directories gingen Kreuzbeteiligungen (51/49 Prozent bzw. 49/51 Prozent) ein. 2005 wurde die Local.ch AG gegründet, deren Technologie
den Swisscom-eigenen Internetplattformen (Gelbeseiten.ch und Weisseseiten.ch) technisch überlegen war. Nach kurzer Zeit wurden die drei Plattformen zu-
Firmenkonferenz Cablex vom 16. Mai
Cablex-CEO: «Alle zu syndicom!»
© Jens Friedrich
Hans-Peter Legler, CEO der Swisscom-Tochter Cablex, überzeugte an der Firmenkonferenz Cablex mit seiner Offenheit und mit dem Wunsch, dass alle seine Mitarbeitenden Gewerkschaftsmitglied sind. Viel zu reden gab die Umsetzung der neuen Spesenpauschale. Sektorleiter Giorgio Pardini überraschte mit einem neuen Gesamtarbeitsvertrag. Franz Schori*
Überraschende Forderung von Cablex-CEO Hans-Peter Leger ∙ «Ich will keine Mitarbeiter, die nicht bei syndicom organisiert sind.»
«Die Unternehmung muss die Kraft der Gewerkschaft spüren», so eröffnete Sektorleiter Giorgio Pardini die Firmenkonferenz. Er appellierte an den Stolz und die Würde der gegen 100 anwesenden Cablex-Mitarbeiter: «Ihr seid Teil der Unternehmung und braucht euch nicht zu verstecken.» Der direkte Austausch zwischen den Mitarbeitenden und ihrer Geschäftsleitung gehöre zur Kultur der Gewerkschaften und zu einer starken Sozialpartnerschaft. Bevor die direkt Betroffenen ihre Fragen und Kritiken an ihren CEO Hans-Peter Legler richten konnten, erinnerte dieser daran, dass die Pauschalspesenregelung von 350 Franken pro Monat einmalig sei in der Schweiz. Er räumte aber ein, dass bei der Umsetzung Fehler gemacht worden seien, die nun pragmatisch
und im Sinn und Geist der Vereinbarung mit syndicom korrigiert würden. Die Konferenzteilnehmer forderte er dazu auf, bei der Korrektur von Fehlern mitzuhelfen: «Wendet euch direkt an mich oder anonymisiert über syndicom.» Die Erwartung der Cablex-Mitarbeitenden unterstrich Firmenvorstandspräsident Pascal Wicht mit klaren Worten: «Es sollen 350 Franken fürs Essen sein und nicht 300!» syndicom-Zentralsekretär Daniel Münger erinnerte daran, dass die neue Lösung für die meisten Cablex-Mitarbeitenden besser sei als zuvor, zumal die Spesenpauschale auch während den Ferien und bei Krankheit oder Unfall bezahlt werde. Münger erklärte zudem, dass die nächsten zwei Monate Probemonate seien und dass für ihn klar sei, was nicht zur Spesenpauschale
gehöre: «Wer mit der Bergbahn zur Arbeit fährt, täglich Parkspesen hat oder das Auto an vorgeschriebenen Orten waschen muss, rechnet weiterhin die Spesen ab.» Zudem schaue syndicom mit Cablex Spezialfälle an, beispielsweise wenn die Pauschale nachweislich nicht ausreicht.
Gemeinsames Ziel: Branchenlösung im Netzbau CEO Hans-Peter Legler überraschte die Konferenzteilnehmenden gleich zweimal: Ein erstes Mal mit der Aufforde rung zur Gewerkschaftsmitgliedschaft, um die Sozialpartnerschaft zu stärken, und ein zweites Mal mit der klaren Absichtserklärung für eine Branchenlösung im Netzbau: «Jeder unserer Partner muss in den neuen Branchenverband und muss einen Branchen-GAV
auf der Basis der Arbeitsbedingungen bei Cablex und Saphir Group unterstützen.» Daniel Münger betonte, dass es nicht selbstverständlich sei, dass eine Unternehmensleitung von einer Branchenregulierung spreche. Dies sei aber wichtig, denn nur in einer starken Sozialpartnerschaft könnten Probleme konstruktiv gelöst werden. Zum Abschluss der Firmenkonferenz wartete Pardini mit einer Überraschung auf: «Wir stehen kurz vor dem Abschluss eines GAV mit einem renommierten Netzbauunternehmen.» Dieser GAV sei ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem Branchen-GAV, so wie es syndicom vor zwei Jahren beim Abschluss des eigenständigen GAV Cablex versprochen habe.
* Fachsekretär Telecom/IT
Telecom/Medien Sektoren | 7
syndicom | Nr. 7 | 30. Mai 2014 Kommentar
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© KEYS TONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/S tr
Grosse Pläne der Grossen Vorübergehend gingen die I deen der obersten Chefs von Swiss com und PubliGroupe noch viel weiter. Anfang 1999 schlugen Swisscom-Präsident Markus Rauh und CEO Tony Reis vor, sich an der Publicitas-Gruppe zu beteiligen. Beide Firmen waren sich einig in der Sorge, «die Schweiz könnte bei Multimedia ebenso aus der Kurve getragen werden wie beim Privatfernsehen und bei der Informatik», wie im damaligen Protokoll des Verwaltungsrats der PubliGroupe steht. Swisscom würde aus ser den Verzeichnissen auch ihre Multi media-Aktivitäten in die Ehe bringen, vor allem ihren Internetprovider Blue Window. Ende des Jahres 1999 schlug Tony Reis vor, die Kontrolle über die Publi Groupe zu übernehmen und gemeinsam eine neue Internetgesellschaft zu gründen. Die PubliGroupe dachte an ihre vie-
Iistige – Usstige Nicole Althaus – «Wir Eltern». Neu: «NZZ am Sonntag». Stefan Flury – «Gsundheit Talk» Tele Südostschweiz. Neu: Moderationsteam. Oliver Graf – «Der Landbote». Neu: «az Limmattaler Zeitung». Charlotte Pauk – U. a. Dozentin ZHAW. Neu: Chefredaktorin «management». Daniel Ryser – «Das Magazin». Neu: Inlandredaktion WOZ. Adrian Schulthess – «Blick». Neu: «SonntagsZeitung». Bernhard Vesco – Freiberufler. Neu: Leiter Bildredaktion von «Schweiz am Sonntag» und «Nordwestschweiz». Joel Weibel – «Bieler Tagblatt». Neu: SchweizAbleger der «Zeit». Micha Zbinden – U.a. «Blick am Abend». Neu: Stv. Leiter «Blick» Sport. Thomas Zeisiger – Public Data. Neu: Musikchef Radio Pilatus.
Erstpublikation in der NZZ vom 6. 5. 14
Tamedia will die Onlineverzeichnis-Plattform Local.ch übernehmen, einmal mehr rückt damit dieses Unternehmen ins mediale Rampenlicht. In der Zwischenzeit wissen wir, dass auch die Swisscom und Ringier ihr Interesse an Local.ch angemeldet haben. Tamedia ist bereit, rund 350 Millionen Franken für Local zu bezahlen, Swisscom bietet 230 Millionen, das Angebot von Ringier ist unbekannt. Während die Angebotsrunden laufen, stieg innerhalb eines Monats der Aktienkurs von 125 auf 200 Franken pro Aktie. Dass für Internetplattformen Milliardenbeträge bezahlt werden, ist nichts Neues. Facebook übernahm WhatsApp für 19 Milliarden Dollar. Was hat Local.ch mit WhatsApp zu tun? Die gemeinsamen Elemente sind einmal die Benutzerdaten, anderseits die Zugriffshäufigkeit auf die Website. Beides sind potenzielle Goldgruben. Solche Übernahmen werden in der Regel über Verkäufe von Betriebsteilen oder durch Finanzgesellschaften fremdfinanziert. Die Fremdfinanzierung wird der erworbenen Unternehmung vollumfänglich belastet. Die Mechanismen sind immer dieselben: Nach der Abschöpfung des erwirtschafteten Profits für die Aktionäre einerseits und durch die Zinsbelastung auf dem Fremdkapital und der Amortisation anderseits bleibt für die Beschäftigten nicht mehr viel übrig. Damit der Gewinn hoch bleibt, wird die Übernahme durch Rationalisierungs- und Optimierungsmassnahmen begleitet. Was bedeutet diese Entwicklung für die rund 800 Beschäftigten von Local.ch, wovon gegen 500 dem Firmen-GAV unterstellt sind? Der Verlagskonzern Tamedia weigert sich seit Jahren, mit den zuständigen Branchengewerkschaften einen konstruktiven sozialpartnerschaftlichen Dialog zu führen. Die Journalistinnen und Journalisten in der Deutschschweiz und im Tessin sind seit 10 Jahren keinem GAV mehr unterstellt. Jeder Kompromissvorschlag der Gewerkschaften wurde von Tamedia und dem Verlegerverband ausgeschlagen. Offen ist auch, wie Tamedia die Finanzierung der Übernahme von Local sicherstellen will. Konkret: zu wessen Lasten geht die anvisierte Übernahme innerhalb der Tamedia-Gruppe? Swisscom dagegen ist bereits heute zu 51 Prozent an Local beteiligt und besitzt ein Vorkaufsrecht. Im letzten Jahr wurde ein neuer Firmen-GAV mit Local.ch abgeschlossen, wobei nicht nur materielle Verbesserungen erreicht, sondern auch die gewerkschaftlichen Mitwirkungsrechte ausgebaut werden konnten. syndicom pflegt mit Local.ch einen regen und konstruktiven Dialog; dies auf Augenhöhe mit der Geschäftsleitung. Die Personalvertretung sowie der Firmenvorstand Local.ch von syndicom sind dabei wichtige Akteure in einer soliden Sozialpartnerschaft. Die Wirkung einer Übernahme durch Swisscom ist abschätzbar: Eine vollständige Integration von Local.ch in die Swisscom und die Finanzierung durch Eigenmittel, womit keine anderen Geschäftsbereiche Nachteile befürchten müssten. Im Interesse der Mitarbeitenden wäre deshalb eine vollständige Integration in die Swisscom das einzig Richtige. Giorgio Pardini, Leiter Sektor Telecom/IT
Aktion «Jetzt schlägts 13»
Jetzt die NZZ! Am 13. Mai haben Impressum und syndicom die NZZ-Mediengruppe beim Arbeitsinspektorat angezeigt. syndicom/Impressum Es schlägt wieder dreizehn. Wie bereits am 13. Januar und am 13. Februar wurde ein Medienunternehmen wegen mutmasslicher Verletzung des Arbeitsgesetzes angezeigt. Dieses Mal richtet sich die Anzeige von Im-
pressum und syndicom gegen die AG für die Neue Zürcher Zeitung. Auch hier wird nach den vorliegenden Informationen der gesetzlich vorgeschriebene Gesundheitsschutz vernachlässigt. Regelmässig bekommen Redak-
«Jetzt schlägts 13»: Arbeitsbedingungen im Journalismus Tagung: 10 Jahre ohne GAV. Wie weiter? Die Arbeitgeberverbände sind plötzlich voll des Lobs für «das urschweizerische System, branchenspezifische Lösungen in Gesamtarbeitsverträgen zu regeln». Eine Ausnahme bilden die Zeitungs- und Zeitschriften-Verlage in der Deutschschweiz und im Tessin: Seit 10 Jahren weigern sie sich, einen Gesamtarbeitsvertrag auch nur zu verhandeln! Am Freitag, 13. Juni, ziehen wir an der Journalismus-Tagung Bilanz: Was hat sich in 10 Jahren ohne GAV verschlechtert? Was bringt ein GAV den Medienschaffenden? Und was bringt ein GAV der Medienqualität? Mit: Esther Banz, freie Journalistin und Autorin, Andrea Fischer, Redaktorin und Peko-Präsidentin «Tages-Anzeiger», Daniel Lampart, Chefökonom des SGB, Christian Maurer, Redaktor «Blick» und ZPVPräsident, Corina Müller, Juristin im Seco, Corsin Zander, freier Journalist. Freitag, 13. Juni, 13.30 bis 17.15 Uhr Pädagogische Hochschule Zürich Programm: www.syndicom.ch
tionsmitarbeitende Aufgaben übertragen, die in der regulären Arbeitszeit nicht erledigt werden können. Mangels gesetzeskonformer Arbeitszeiterfassung wird eine geregelte Kompensation oft verunmöglicht. Die Überarbeitung gefährdet die Gesundheit der Mitarbeitenden. Impressum und syndicom unterstreichen, dass sie die Probleme lieber auf sozialpartnerschaftlichem Weg lösen würden als über eine Anzeige. In den bald 10 Jahren des vertragslosen Zustands zeigten sich aber weder die einzelnen Deutschschweizer Medienunternehmen noch der Verband Schweizer Medien bereit, wieder einen Gesamtarbeitsvertrag abzuschliessen. Eine vereinfachte Zeiterfassung würde der Arbeitsweise der meisten Kolleginnen und Kollegen entsprechen – Impressum und syndicom fordern keine Rückkehr zu den industriellen
© Daniel Suter
mit
Lieber Swisscom als Tamedia
len politisch heiklen Pressebeteiligungen und signalisierte Unwohlsein. Aber die Idee wurde überaus ernst genommen. Spitzenleute von beiden Seiten tagten in Arbeitsgruppen. Schon nach wenigen Monaten wurde das Projekt begraben, vermutlich aus politischen Gründen. Wie auch immer: Der Bereich «Search & Find» mit den M arken Local.ch, Local.fr und Home.ch ist seit vielen Jahren einer der grössten und verlässlichsten Geldverdiener der PubliGroupe. Im Jahr 2013 hat diese Plattform 200 Millionen Franken Umsatz und eine Ebit-Marge von 25 Prozent erzielt. Mit über 2,2 Millionen Downloads zählt Local.ch zu den beliebtesten Apps in der Schweiz; sie ist Nummer 1 beim Besucheraufkommen. Im März 2014 wurde der OnlineService gemäss Net-Metrix-Audit 4,393 Millionen Mal aufgerufen. Für keine andere Schweizer Website, nicht einmal die der SBB, wird zurzeit ein höherer Wert ausgewiesen. Es bestätigt sich, was der Branchenpionier Robert Schmidli ein Vierteljahrhundert lang gepredigt hat: Directories und digitale Lokal-Plattformen haben noch viel unausgeschöpftes Potenzial. Der derzeitige Übernahmekampf, an dem sich Tamedia und die Swisscom [und Ringier] beteiligen, wird entsprechend heftig sein.
© zvg
sammengelegt. Die Vision war und ist, nicht nur Verzeichnisse anzubieten, sondern umfassende lokale Dienstleistungsplattformen für die Organisation des Alltags aufzusetzen – von der Restaurant-Reservierung bis zur Bestellung von Blumen. Man will nicht nur mehr Werbeeinnahmen generieren, sondern auch durch Transaktionsgebühren und Kommissionen Geld verdienen. Die Kundenstruktur – Zehntausende von KMU – ist denkbar attraktiv und robust.
Salva Leutenegger (links, impressum) und Sara Vogt (rechts, syndicom) ∙ nach der Übergabe der Informationen für die Mitarbeitenden der NZZ.
Stempeluhren. Die vereinfachte Zeiterfassung kann in der Medienbranche das Ziel des Gesundheitsschutzes aber nur erfüllen, wenn Probleme mit der Arbeitszeit über eine verbindliche Sozialpartnerschaft erkannt und geregelt werden können. Das ist momentan nicht der Fall. Die Journalistenorganisationen sind bereit, mit dem Verlegerverband oder mit einzelnen Medienunternehmen in Verhandlungen über neue Gesamtarbeitsverträge zu treten.
Auf syndicom.ch: Informations flyer für die NZZ-Mitarbeitenden und offener Brief an Veit Dengler.
8 | Interessengruppen Pensionierte/Frauen
syndicom | Nr. 7 | 30. Mai 2014
Tisch der Generationen
«Den Kampf gemeinsam führen»
Anlässlich des «Tisches der Generationen» am 13. Mai in Zürich sprach «syndicom» mit der Alt-Bundesrätin Ruth Dreifuss und dem frisch gewählten Juso-Präsidenten Fabian Molina. Wir fragten sie nach ihren Erwartungen gegenüber der Veranstaltung, ihrem Verständnis vom Generationenvertrag und ihrer Meinung zur «Altersreform 2020».
genseitige Verständnis der Generationen ist eine Bedingung für Solidarität und ihr gemeinsames Streben nach sozialer Gerechtigkeit. Fabian: Ich freue mich auf einen spannenden Austausch über die Generationengrenzen hinweg. Es ist sehr wichtig, dass wir die Solidarität aller Altersgruppen stärken und uns nicht gegeneinander ausspielen lassen. Nach wie vor versuchen die Bürgerlichen beispielsweise die Renten zu kürzen und die Repression gegenüber der Jugend zu verstärken – dagegen müssen wir uns gemeinsam wehren.
Was erwartet ihr von der jeweils anderen Generation an Engagement für die Gesellschaft und speziell für eure eigene Generation? Ruth: Ich erwarte nichts Besonderes von den Menschen, die im Arbeitsprozess stehen. Ich bin ihnen dankbar, dass sie ihren Beitrag an die AHV leisten, wie wir es früher gemacht haben und es weiter über die Mehrwertsteuer machen. Für ihre eigene Zukunft wünsche ich mir, dass sie sich aktiv am politischen, am gewerkschaftlichen und am gesellschaftlichen Leben beteiligen. Fabian: Ich erwarte, dass sich ältere Menschen nicht aus den relevanten Diskussionen ausklinken und resignieren. Und dass sie versuchen, ihre enorme Erfahrung an die jüngeren Generationen weiterzugeben. Was sie daraus machen, müssen die Jungen dann aber selber entscheiden. Ich bin überzeugt, dass in einer Demokratie alle Bevölkerungsgruppen angemessen beteiligt sein müssen – und da hat vor allem die Jugend noch Nachholbedarf.
© Fri tz Heinze
Ruth und Fabian, ihr nehmt am «Tisch der Generationen» von syndicom teil. Was erwartet ihr von dieser Veranstaltung? Ruth: Das Ziel ist klar: Das ge-
Fabian Molina, Ruth Dreifuss ∙ «Zentral ist, dass man im Austausch bleibt.»
kommt, oder umgekehrt. Das Ziel sollte sein, dass von jedem das verlangt wird, was er imstande ist zu geben, und jede das bekommt, was sie braucht. Für dieses Ziel gilt es sich zu engagieren. Fabian: Der Generationenvertrag ist der demokratische und rechtsstaatliche Ausdruck des Willens zur Solidarität der Menschen miteinander. Wir wollen keine alten Menschen, die nach einem langen Erwerbsleben nur mit Mühe über die Runden kommen. Im Sozialstaat wurde das teilweise realisiert. Der heutige Sozialstaat ist allerdings das Ergebnis eines langen Kampfes der Ausgebeuteten gegen die Herrschenden und damit von zahlreichen Kompromissen geprägt. Wir haben viel erreicht, am Ziel sind wir aber noch nicht.
Wie steht ihr zur «Altersreform 2020», die Bundesrat und SP-Genosse Alain Berset massgeblich mitbestimmt? Ruth: Der Ansatz von Alain Berset, von der konkreten Situation der Rentnerinnen und Rentner auszugehen, ist gut. Dies bedingt erstens, dass es eine Ge-
14. Juni Was versteht ihr unter dem Begriff «Generationenvertrag»? Ruth: Der Generationenvertrag ist nur ein Unterkapitel des Gesellschaftsvertrages, des «Contrat social», wie wir auf Französisch und nach Jean-Jacques Rousseau sagen. Dabei geht es um die verschiedensten gegenseitigen Leistungen, die kreuz und quer Menschen verbinden. Wichtig scheint mir, das gesamte Leben eines Einzelnen zu betrachten. Je nach Situation gibt er mehr, als er be-
Frauenstreiktag Im Vorfeld des Frauenstreiktags besucht syndicom die Frauen in den Betrieben. Weil der 14. Juni auf einen Samstag fällt, sind wir schon am Donnerstag, dem 12. Juni, unterwegs. Auskunft zu den Aktionen erteilen die Regionalsekretariate. Veranstaltungen (auch vom Samstag), alle Adressen und weitere Infos: www.syndicom.ch.
samtreform geben soll, wo AHV und berufliche Vorsorge nicht getrennt behandelt werden, und dass das Verhältnis zwischen den zwei Säulen im Zentrum der Reform steht. Es bedeutet zweitens, dass das Ziel einer Rente, die nur mindestens 60 Prozent des letzten Einkommens bringt, zu niedrig ist für die tieferen Löhne. Was mich am meisten stört im Vorschlag: dass sich die öffentliche Hand nicht mehr verpflichten müsste, einen festgeschriebenen Beitrag an die Ausgaben der AHV zu garantieren. Ich verstehe hingegen – aus meiner eigenen Erfahrung als Bundesrätin –, dass gewisse Massnahmen, z. B. die Erhöhung des Rentenalters der Frauen auf 65, notwendig sind. Es muss damit aber auch die Möglichkeit einer
sozial gestalteten Frühpensionierung geschaffen werden. Fabian: Wir Jusos begrüssen es sehr, dass die Reform die erste und zweite Säule ganzheitlich angehen will. Für eine Erhöhung des Rentenalter bieten wir aber keine Hand, wir arbeiten schon heute zu viel. Bevor wir überhaupt über eine Erhöhung des Rentenalters für Frauen diskutieren, muss erst einmal die Lohngleichheit durchgesetzt werden. Es ist ausserdem zentral wichtig, dass die Menschen nach ihrer Pensionierung auch von ihrer Rente leben können. Die AHVplus-Initiative der Gewerkschaften ist deshalb enorm wichtig, um dieses verfassungsmässige Recht endlich durchzusetzen.
– aber auch im Familien- und Bekanntenkreis treffe ich immer wieder Leute fortgeschrittenen Alters. Ich finde es besonders spannend, über gesellschaftliche Veränderungen und Fortschritte zu diskutieren. Oft sind es auch ältere Menschen, bei denen die Radikalität und der Wille, etwas zu verändern, wieder steigen – wie es auch bei den Jungen der Fall ist.
Welche Ideenansätze habt ihr, um ein Auseinanderdriften der Gesellschaft, spezifisch eurer beiden Generationen, zu verhindern? Ruth: Ich sehe dieses Auseinan-
Und du, Fabian? Hast du viele persönliche Kontakte mit älteren Menschen? Fabian: Insbesondere in der
derdriften nicht. Was es hingegen gibt, ist die Einsamkeit und der Rückzug ins Private bei vielen Menschen. Fabian: Zentral ist sicher, dass man im Austausch bleibt – wie etwa beim «Tisch der Generationen». Insgesamt geht es aber darum, die Gesellschaft zu politisieren. Für mich ist klar: Die Grenzen in dieser Gesellschaft verlaufen zwischen denen oben und denen unten. Denen, die haben und sich immer mehr bereichern, und denen, für die sich die Arbeit kaum noch lohnt. Den Kampf für eine gerechtere Gesellschaft müssen wir deshalb alle gemeinsam führen, ob Frau oder Mann, ob Ausländer oder Schweizerin, alt oder jung. Diese Solidarität ist die beste Medizin gegen das Auseinanderdriften!
Partei und den Gewerkschaften kenne ich viele ältere Menschen
Interview: Felix Graf
Ruth, wie viele Freunde und Bekannte, die unter 30 Jahre alt sind, hast du in deinem Umfeld? Wie oft triffst du dich mit ihnen und welche Themen diskutiert ihr? Ruth: Nicht mehr so viele, da meine Nichten und Neffen und ihre FreundInnen über 40 sind. Es gibt aber in Partei und Gewerkschaften jüngere GenossInnen und KollegInnen, die ich an Sitzungen oder bei Ständen treffe.
Stillen am Arbeitsplatz
Wieder ein Schritt in Richtung Vereinbarkeit von Beruf und Familie Neu muss der Arbeitgeber die Zeit, welche für das Stillen eines Säuglings während der Arbeitszeit gebraucht wird, entlohnen. Der Bundesrat hat mit der Inkraftsetzung des neuen Artikels 60 in der 1. Verordnung zum Arbeitsgesetz einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung besserer Vereinbarkeit von Beruf und Familie getan. Die Revision tritt per 1. Juni 2014 in Kraft. Erfreulicherweise hat das Parlament letztes Jahr eine Parlamentarische Initiative von Ständerätin Maury Pasquier (SP, GE) angenommen und den Bundesrat beauftragt, das ILO-Übereinkommen Nr. 18 zu ratifizieren und umzusetzen. Mit der vorliegenden Neuerung zu den Stillzeiten setzt der Bundesrat
diesen Auftrag um. Der SGB begrüsst die vorliegende, sozialpartnerschaftlich in der Eidgenössischen Arbeitskommission vorbereitete Lösung. Sie wurde auch von einer breiten Allianz zahlreicher Frauen- und Fachorganisationen unterstützt und getragen.
Lösungen auch für Frauen in Teil zeitarbeit Art. 60 Abs. 2 ArGV 1 bestimmt, dass den Müttern die für das Stillen oder für das Abpumpen von Milch erforderlichen Zeiten als Pausen freizugeben sind und dass diese Pausen ganz normal wie Arbeitszeit entlöhnt werden müssen. Die Bestimmung gilt für das erste Lebensjahr des Säuglings. Der Stillzeit gleichgestellt
ist die Abpumpzeit. Sowohl Stillen wie Abpumpen können entweder im Betrieb stattfinden, wo der Arbeitgeber zwingend einen gesonderten Still-Raum einrichten muss, oder extern, z. B. zu Hause oder in der Krippe. Der Gesetzgeber hat die Dauer der Bezahlung begrenzt, dies nach effektiv geleisteter täglicher Arbeitszeit. Aus diesem Grund ist eine korrekte Arbeitszeiterfassung wichtig! Bei einer täglichen Arbeitszeit von bis zu 4 Stunden werden 30 Minuten bezahlt. Bei einer täglichen Arbeitszeit von mehr als 4 Stunden sind es 60 Minuten. Bei einer täglichen Arbeitszeit von mehr als 7 Stunden sind es 90 Minuten. Der Arbeitgeber darf nicht verlangen, dass die freigenomme-
Aktuell | 9
syndicom | Nr. 7 | 30. Mai 2014 Mitgliederbeiträge 2015
Das neue System stärkt die Solidarität unter den Mitgliedern in der Gewerkschaft Im vergangenen Dezember haben die Kongress-Delegierten in Lausanne das neue Reglement über die Mitgliederbeiträge von syndicom verabschiedet. Das war ein wichtiger Schritt, um die Fusionsphase abzuschliessen und das Zusammenwachsen der gesamten Organisation zu fördern. Ab 1. Januar 2015 treten die Beschlüsse in Kraft. Für das einzelne Mitglied ändert sich wenig, trotzdem sind alle von diesem Systemwechsel betroffen. Wir erklären die Zusammenhänge und Auswirkungen. Bruno Schmucki In den nächsten zwei Wochen werden einige Tausend syndicom-Mitglieder eine Mail oder einen Brief erhalten, in dem sie aufgefordert werden, ihren persönlichen Eintrag in der Mitglieder-Datenbank und die entsprechende Mitgliederbeitrags-Kategorie zu kontrollieren. Warum ist das nötig? Ab dem 1. Januar 2015 werden die verschiedenen Beitrags-Systeme der Vorgängergewerkschaften harmonisiert. Es gelten neu – vier Jahre nach der Fusion – für alle Mitglieder endlich die gleichen Bestimmungen zur Berechnung der Beträge. Die Angleichung von verschiedenen Parametern führt aber dazu, dass die Angaben von allen Mitgliedern überprüft und angepasst werden müssen.
1. Die Höhe des beitrags richtet sich nach dem Brutto-Einkommen Dieses Prinzip wurde schon bisher zur Berechnung der Beitragshöhe angewandt. In den Vorgängergewerkschaften basierte die Einstufung aber auf je unterschiedlichen Grundlagen. Neu gibt es für alle eine einheitliche Tabelle mit elf Beitragsgruppen, welche in 10 000er-Schritten von einem Jahreseinkommen von 0 bis 9999 Franken (Kategorie 1) bis zu einem Jahreseinkommen über 100 000 Franken (Kategorie 11) reichen. Hinzu kommen spezielle Kategorien für die private Zeitungs- und Drucksachenzustellung (Presto, Epsilon), für Auszubildende, RentnerInnen usw. Details siehe Tabelle unten mit den neuen Beiträgen.
Alles klar? Fragen? Kontaktiere uns! Unsere MitarbeiterInnen in der Mitgliederadministration beantworten gerne alle Fragen rund um die Harmonisierung des Beitragssystems. Du erreichst sie an Werktagen telefonisch unter Tel. 058 817 18 40 jeweils von 8.30 bis 11.30 Uhr und 13.30 bis 16 Uhr. Oder du schreibst ein Mail an mad@syndicom.ch. Wichtig: Bitte bei konkreten Anfragen immer den Namen, den Wohnort und die Mitgliedernummer angegeben. (Die Mitgliedernummer findest du auf der Rückseite deines aktuellen syndicomAusweises 2014.) Einige wichtige Informationen und häufige Fragen haben wir auch auf unserer Webseite zusammengestellt: www.syndicom.ch/beitrag2015.
nen Still-Pausen vorher oder nachher kompensiert werden, und er darf sie nicht zu einem negativen Arbeitszeit-Saldo zählen. Sie gelten als ganz normal geleistete Arbeitszeit! Wichtig ist zu betonen: Bei all diesen gesetzlichen Vorgaben zur Dauer der bezahlten Stillpausen handelt es sich um gesetzliche Minimal-Bestimmungen! Arbeitgeber und Arbeitnehme rinnen bzw. die Sozialpartner im GAV können und sollen je nach Situation auch eine längere Dauer für die Bezahlung festsetzen.
Weitere Schritte müssen folgen Hat eine Mutter bzw. ein Kind das Bedürfnis nach längeren Stillpausen, dann ist die zusätzliche Zeit vom Arbeitgeber obligatorisch zu gewähren. Je nachdem sind diese zusätzlichen
Stillpausen aber nicht bezahlt. Die bezahlten Stillpausen werden in der Konsequenz die Qualität des Familienlebens und die Erwerbsquote steigern. Der SGB begrüsst ausdrücklich, dass mit der Reform auch Frauen im Teilzeitarbeitsverhältnis bzw. deren Säuglinge von bezahlten Stillpausen profitieren können. Gewerbe und gewisse Arbeitgeberkreise hatten sich erbittert dagegen gewehrt. Diesem Erfolg müssen für den SGB weitere Massnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie folgen, unter anderem für bezahlte gesetzliche Elternurlaube, für die Schaffung von Kinderbetreuungsplätzen und eine Reduktion der wöchentlichen Arbeitszeiten.
Luca Cirigliano, Schweizerischer Gewerkschaftsbund
Weil unsere Gewerkschaft solidarisch durch alle Mitglieder finanziert wird, sind wir darauf angewiesen, dass die Angaben zum Einkommen in unserer Datenbank wahrheitsgetreu sind und von Zeit zu Zeit der aktuellen Einkommenssituation angepasst werden. Es ist deshalb wichtig, dass diese Einträge persönlich überprüft und entsprechend deklariert werden. Besten Dank für eure Mitarbeit!
einkommensunabhängiger Beitragssatz galt und gilt: bei RentnerInnen, Auszubildenden, bei Solidaritäts- und Doppelmitgliedern. In der ganzen Organisation werden nun die gleichen Ansätze angewendet. Diese Anpassungen führen letztlich zu einem gerechteren Beitragssystem. Wir bitten euch, die neuen Beträge in der Tabelle einzusehen.
4. Anpassung an die Teuerung 2. Für lokale Sekt ionen gelten in der ganzen Schweiz einheitliche Beiträge Bis anhin waren die lokalen Sektionen frei, die Höhe ihres Mitgliederbeitrags festzulegen. Dies führte zu einer grossen Spanne und einem intransparenten System. Die schweizweite Vereinheitlichung dieser lokalen Beiträge ist ein wichtiger Schritt. Sie erleichtert die administrative Arbeit und auch die Mitgliederwerbung auf allen Stufen. Und sie fördert die Kooperation innerhalb unserer Organisation.
3. In allen Kategorien sind die Mitglieder nun gleichgestellt Lokale bzw. sektorabhängige Unterschiede gab es bisher auch in Kategorien, in welchen ein
In den letzten rund 10 Jahren wurden unsere Mitgliederbeiträge nicht mehr der Teuerung angepasst. Diese Massnahme wurde nun in den Umbau des gesamten Systems integriert und die Beiträge an die Zentralkasse wurden um rund 8 Prozent angehoben.
Fazit: Es ändert sich weniger, als man denkt Angesichts der vielen verschiedenen Faktoren, aufgrund derer der neue Mitgliederbeitrag berechnet wird, ist es erstaunlich, dass sich für einen Grossteil der Mitglieder die Höhe des Beitrags kaum verändert. Er sinkt oder steigt um ein paar wenige Prozente. Rund 2000 Mitglieder müssen eine substanzielle Erhöhung des Beitrags von
über 10 Prozent in Kauf nehmen. Gleichzeitig kann eine etwa gleich grosse Gruppe mit einer spürbaren Reduktion rechnen. Das zeigt: Das neue System gleicht innerhalb der Organisation aus, es wird gerechter und stärkt die interne Solidarität.
Es lohnt sich, Mitglied zu sein Ob du nun mehr, weniger oder gleich viel für deine Mitgliedschaft bei syndicom bezahlst: Lohnen tut sich dein Engagement auf jeden Fall. Denn syndicom setzt die Einnahmen aus den Mitgliederbeiträgen für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in rund einem Dutzend Schweizer Branchen ein, verhandelt Gesamtarbeitsverträge, lanciert wichtige politische Diskussionen und führt die entsprechenden Kampagnen. Ihren Mitgliedern bietet syndicom Rechtsschutz am Arbeitsplatz, Unterstützung bei Aus- und Weiterbildung und zahlreiche weitere Dienstleistungen. Unter dem Strich heisst das: Durch deine Mitgliedschaft stärkst du das syndicom-Fundament, das aus Tausenden engagierten Mitgliedern besteht. Das ist wichtig – denn nur auf einem starken Fundament können wir unsere Organisation aufbauen!
Monatliche MitgliederBeiträge ab 1. januar 2015 Einkommensstufe
Jahreseinkommen (brutto, ohne Zulagen)
Zentralkasse
Zuschlag Sektion
Total*
1
bis 9999
11.50
2.00
13.50
2
10 000 – 19 999
15.40
2.00
17.40
3
20 000 – 29 999
22.50
2.00
24.50
4
30 000 – 39 999
27.70
2.00
29.70
5
40 000 – 49 999
33.00
4.00
37.00
6
50 000 – 59 999
34.90
4.00
38.90
7
60 000 – 69 999
36.90
4.00
40.90
8
70 000 – 79 999
38.80
4.00
42.80
9
80 000 – 89 999
40.80
6.00
46.80
10
90 000 – 99 999
42.50
6.00
48.50
11
ab 100 000
45.90
6.00
51.90
6.00
2.00
8.00
Private Zeitungs- und Drucksachenzustellung Auszubildende/Vollzeitstudierende
10.00
kein Zuschlag
10.00
RentnerInnen
13.00
2.00
15.00
Solidaritätsmitglieder (= arbeiten ausserhalb des Organisationsbereichs von syndicom)
21.60
3.00
24.60
Doppelmitglieder (= Mitglied in einer weiteren Gewerkschaft des SGB)
27.50
2.00
29.50
* Monatlicher Mitgliederbeitrag ohne kostenpflichtige Zusatzdienstleistungen wie Coop Rechtsschutz. Der Jahresbeitrag setzt sich aus 12 Monatsbeiträgen zusammen.
10 | Kultur
syndicom | Nr. 7 | 30. Mai 2014
Neu im Kino
Mauer im Land, Mauer im Kopf Der Bau der Betonmauer, welche die palästinensischen Gebiete von Israel abtrennt, wurde im Jahr 2003 von der israelischen Regierung mit der Begründung begonnen, man müsse allfällige palästinensische Attentäter daran hindern, nach Israel zu gelangen. Die Zahl der Terroranschläge in Israel ging seither tatsächlich zurück, allerdings für einen wahnsinnigen Preis. Die Sperranlagen trennen heute auf ihrer Länge von 700 Kilometern Familien, Nachbarn, Freunde, reissen Ortschaften und Kulturland auseinander und berauben die PalästinenserInnen dauerhaft ihrer Entwicklungsmöglichkeiten.
Gewalt und Gegengewalt Mit einem markanten Bild von der Mauer beginnt «Omar»: Man sieht unzählige Graffitis und davor den Kopf von Omar (Adam Bakri), der in einem unbeobachteten Moment ein im oberen Mauerrand fixiertes, herabhängendes Seil packt, sich dann mit grosser Geschicklichkeit daran hochhangelt und blitzschnell darüberklimmt. Bald sieht man, dass das lebensgefährliche Überklettern der Mauer für Omar
Routine und gleichzeitig nackte Notwendigkeit ist. Der junge Mann, der in einer Bäckerei arbeitet, hat auf der andern Seite der Mauer – in den palästinensischen Gebieten – seine beiden besten Freunde, Tarek (Eyad Hourani) und Amjat (Samer Bisharat), und seine grosse Liebe: Nadja (Leem Lubani). Die Gymnasiastin ist die kleine Schwester von Tarek, der unter keinen Umständen etwas von dieser Verbindung erfahren darf. Denn es gibt nicht nur die Repression der israelischen Besatzungsmacht, auch die Fesseln der Religion, die unter Palästinensern, die in den palästinensischen Gebieten leben, viel stärker sind als unter denen in Israel. Omar, Tarek und Amjat sind Freunde seit Kindertagen und haben seit der Kindheit auch die Demütigungen und Schikanen durch die israelischen Soldaten hüben und drüben am eigenen Leib erfahren. So verwundert es nicht, dass die drei einen Angriff auf israelische Soldaten planen – und diesen Plan eines Nachts auch erfolgreich umsetzen; sie erschiessen einen Soldaten. Omar wird am nächsten Tag verhaftet, kommt ins Gefängnis
Das syndicom-Literaturquiz 2/6 6 Mal 5 Fragen an alle Bücherwürmer: syndicom testet deine Belesenheit! Zu gewinnen gibt es jeweils einen Büchergutschein im Wert von 50 Franken, gesponsert vom Schweizer Bücherbon. Los gehts: 1. «Die Analphabetin» ist die Autobiografie welcher Autorin? Sie schrieb auch die Trilogie «Das grosse Heft» – «Der Beweis» – «Die dritte Lüge». 2. Wie heisst Stephanie Meyers Protagonistin zum Vornamen, die sich in den Vampir Edward Cullen verliebt? 3. Tolkiens Werk «Der Herr der Ringe» fand lange keinen deutschen Verlag. Welcher Schulbuch-Verleger wagte die Übersetzung zu publizieren? Welcher Verlag? 4. Welcher Roman von Umberto Eco wurde mit Sean Connery in der Hauptrolle verfilmt? 5. Wer schrieb den berühmten französischen Roman «Der Fremde»? Die Auflösung wird in der nächsten Ausgabe zusammen mit dem Namen des Gewinners oder der Gewinnerin veröffentlicht. Die Antworten mit Absender auf einer A6-Postkarte senden an: syndicom-Zeitung, Literaturquiz, Monbijoustrasse 33, Postfach 6336, 3001 Bern. Einsendeschluss: 10. Juni 2014. Auflösung Literaturquiz 1/6 1. Kolumbien. Geboren 1927. Erhielt 1982 den Literatur-Nobelpreis, gestorben am 17. April 2014. 2. «Der alte Mann und das Meer» (1952). 3. «Feuer und Stein». 4. Franz Hohler, geboren am 1. März 1943 in Biel. 5. «Der Steppenwolf». Blaise Roulet aus Bern gewinnt einen Büchergutschein. Wir gratulieren!
© c ineworx. ch
«Omar», der neue Film des palästinensischen Regisseurs Hany Abu-Assad («Paradise Now»), ist ein Thriller mit atemloser Spannung und zeigt einen tragischen Helden, der unter extremen Bedingungen versucht, seinen Freunden, seinen Prinzipien und seiner Liebe treu zu bleiben. Geri Krebs
«Hoffnung pflanzen» · Zu spät für Omar (Adam Bakri).
und wird von den Israelis schwer gefoltert. Für den israelischen Agenten Rami (Waleed F. Zuaiter), der im Gefängnis die Verhöre leitet, ist indes bald klar, dass nicht Omar den Soldaten getötet hat, sondern Tarek der Täter ist.
Zum Doppelspiel gezwungen Er stellt Omar vor die Alternative: Lebenslängliche Haft oder als Agent für die Israelis arbeiten und sie zu Tarek und Amjat führen. Omar geht zum Schein
auf das Angebot ein, kommt frei, trifft sich nun wieder mit seinen Freunden und mit Nadja. Doch nichts ist mehr wie früher, denn natürlich kommt es allen dreien verdächtig vor, dass Omar schon so rasch wieder aus dem Gefängnis herauskam. Die Mauer, die die Menschen zerreisst, geht jetzt mitten durch Omar, er muss sich gleichermas sen vor seinen Freunden wie vor dem israelischen Agenten in Acht nehmen.
Wie Menschen unter irrsinnigen Verhältnissen genauso irrsinnige Dinge tun, davon erzählte Hany Abu-Assad bereits in «Paradise Now», jenem – wie nun auch «Omar» – Oscar-nominierten Film aus dem Jahr 2005, wo es um zwei Palästinenser ging, die sich auf ein Selbstmordattentat in Israel vorbereiten. Und so wie in jenem grossartigen Film Überraschung und Spannung bis zur letzten Sekunde herrschten, so schafft es Hany Abu-Assad auch hier wieder, diese Qualitäten voll auszuspielen. Ein gutes Drehbuch brauche einen fesselnden Einstieg, einen unterhaltsamen Mittelteil und einen Schluss, der unvorhersehbar, aber unausweichlich sein müsse, heisst es in Hollywood.
Mit paläst inensischem Geld Hany Abu-Assad hat nach dem überwältigenden Erfolg von «Paradise Now» für wenige Jahre in Hollywood gearbeitet. Doch er merkte, dass das nicht seine Welt ist, er kehrte zurück nach Palästina, um hier «Omar» zu realisieren. Ohne Hollywood, ganz mit palästinensischem Geld: der erste Film, der vollumfänglich in Palästina finanziert wurde.
Bucht ipp
Durst auf ein neues Wanderbuch? Kribbelt es nicht schon beim Gedanken an lustvolle Sommerausflüge an den Fusssohlen? Ja? Dann wird es Zeit, in die Wanderschuhe zu schlüpfen und zu neuen Exkursionen durch die Schweiz aufzubrechen. Dass dies aber nicht zu einer trockenen Angelegenheit wird, dafür sorgt «Bierwandern Schweiz», frisch ab Presse. Die Autorin ist keine Geringere als Monika Saxer, welche während vieler Jahre treu und gut gelaunt in der Administration des syndicom-Regionalsekretariats Zürich/Ostschweiz tätig war. Genau zum Zeitpunkt ihrer Pensionierung erschien ihr Buch, das uns zu 54 Ausflügen und genauso vielen Brauerei-Entdeckungen einlädt. Klar und übersichtlich sind die einzelnen 2- bis 6-stündigen Wanderungen beschrieben, inklusive der lokalen Biersorten. Nur schon beim Durchblättern des gut gegliederten Bandes läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Dabei bin ich weder Wandervogel noch leidenschaftliche
iertrinkerin. Aber beim WaldB und Stadtspaziergang am Zürichberg (1,5 Std., 6 km) und dem anschlies senden «Linde Huusbier» (4,7%, hell, würzig, malzig) in der Gasthausbrauerei bin ich gerne mit von der Partie. Monika hat unlängst alle selbst ausgetüftelten Wege nochmals abgewandert – schliesslich ist sie auch SAC-Tourenleiterin – und die Wegbeschreibungen überprüft. Somit ist auch für unsichere Wanderleute Hopfen und Malz nicht verloren. Den in Lausanne beheimateten Helvetiq Verlag gibt es seit 2008, er entstand mit einem Spiel über die Schweiz: Der Verlagsgründer, der damals mitten im Einbürgerungsverfahren steckte, entwarf das Brett- und Kartenspiel aus eigenem Bedürfnis heraus. Auf vergnügte Art kann Gross und Klein damit das eigene Wissen über die Schweiz testen. Das Spiel entwickelte sich sage und schreibe zum Bestseller! Die jungen, originellen Verleger von Helvetiq wollen ermuntern, im Gewohnten das
Ungewohnte zu entdecken. Und das werden wir bestimmt, wenn wir Richtung Monsteiner Bier, Hardegger Perle oder Fri-Mousse unterwegs sind! Prosit, Monika!
Christine Hunziker, Buchhändlerin und Museums mitarbeiterin. Monika Saxer, «Bierwandern Schweiz», Helvetiq 2014, 255 Seiten, ca. 29 Franken, ISBN 978-2-940481-06-4.
Aktuell | 11
syndicom | Nr. 7 | 30. Mai 2014 Mitgliederporträt
Ein Reporter ohne Grenzen
Er fotografierte den Bürgerkrieg in Algerien, hat gegen die Minarett-Initiative protestiert und das Magazin «Sept» lanciert. Ein Gespräch mit Michael von Graffenried, der nach einem langen Auslandaufenthalt erneut syndicom-Mitglied wurde. Cécile Gavlak* Seit der Veröffentlichung seines ersten Fotos in der deutschen Zeitschrift «Stern» ist einige Zeit vergangen. «Es zeigte einen Feuerwehrmann, der neben einem Brand uriniert.» Danach ging es stetig aufwärts. Der junge von Graffenried verkaufte eine Reportage auf Französisch an «L’Illustré» und auf Deutsch an die «Schweizer Illustrierte». So wurde er zum Vermittler zwischen der Romandie und der Deutschschweiz und konnte sehr rasch von seinen Bildern leben.
Zum Abschied sagt er spitzbübisch: «Ach, ich habe Ihnen nur Belangloses erzählt …» Dabei weiss der Fotograf Michael von Graffenried genau, dass sein Werdegang geradezu grossartig klingt. In der Öffentlichkeit provoziert er oft mit seiner Arbeit, im Redaktionsbüro des neu lancierten Wochenmagazins «Sept», wo er als Art Director beteiligt ist, erzählt er mit Feingefühl und Humor aus seinem Leben.
«Sept»? «Wie eine Glückszahl, wie die sieben Wochentage, die einen ständigen Neubeginn in sich tragen.» Und wie der 7. Mai 1957, an dem von Graffenried zur Welt kam. «Ein Berner ist treu», sagt er: «Vor 22 Jahren habe ich die Schweiz verlassen. Damals war ich Mitglied von syndicom, die noch Schweizerische JournalistInnen-Union hiess. Ich erinnere mich noch, wie mich damals ein Anwalt namens Moritz Leuenberger beraten hat. Das war natürlich bevor er Bundesrat wurde.» Für «Sept» pendelt von Graffenried seit einigen Monaten zwischen der Schweiz und Paris. «Aber solange ein gewisser Satz in der Verfassung steht», sagt er wütend, «weigere mich, meine Fotos in der Schweiz zu zeigen.» Damit protestiert er gegen das Minarett-Verbot: «Ich habe mindestens fünf muslimische Freunde mit einem Schweizer Pass. [Anm. d. Red.: dazu gehört
© Michael von Graffenried
Paris, Algier und die Schweiz
Weltweit erfolgreicher Schweizer Fotograf ∙ Michael von Graffenried zeigte seine riesigen Panoramafotografien von armen und reichen Indern auf Public Billboards, das sind grosse Werbeflächen, mitten im Zentrum von Varanasi (Indien, Dezember 2012).
Mohammed Soudani, mit dem er 2002 den Dokumentarfilm ‹Guerre sans images – Algérie, je sais que tu sais› produziert hat.] Ich merke, dass die Schweizer häufig nichts über den Islam und die Moslems wissen.» Er hingegen kennt das Thema gut.
Die Chance, ein neues Medium zu schaffen Von Bern nach Algier, vom Jura nach Paris – seine Karriere verlief fliessend, wie ein Bach, der zum Fluss anschwillt und schliesslich ins Meer vor der normannischen Küste mündet. Als er dort vor einem Jahr mit
seinem langjährigen Freund, dem Journalisten Sid Ahmed Hammouche, der ebenfalls bei «Sept» mitmacht, zum Schwimmen ging, beschloss er, das Angebot von «Sept»-Chefredaktor Patrick Vallé lian anzunehmen. «Sid hat mich mit dem Virus infiziert. Es ist eine Riesenchance, ein neues Medium ohne Vorgaben zu schaffen!» Obwohl von Graffenried an den Erfolg von «Sept» glaubt, ist er sich der Stärke der grossen Verlage bewusst. «Hier kämpft David gegen Goliath! Nur wenn alle mitmachen, werden wir Erfolg haben. Kaufen Sie ein Abo, es kostet nicht
mehr als ein Kinoeintritt!» Der Mann ist ein guter Verkäufer, er überzeugt mit Herz und Bauch. Der Berner aus Paris, der sich immer weigerte, auf Facebook oder Instagram zu gehen, führt nun ein Fototagebuch für «Sept». Soeben hat er sich ein S martphone angeschafft. Dennoch trägt er weiterhin die Widelux um den Hals, eine alte Panoramakamera, mit der er diskret seine grossformatigen Bilder machen kann. Vor kurzem kehrte er mit einer Reihe von Aufnahmen von den Wahlen aus Indien zurück, die auf der Website des neuen Magazins publiziert werden.
Ordensritter der Künste Mit seiner Serie über Parlamentarier, die er in wenig eleganten Posen im Bundeshaus zeigte, fiel er erstmals auf. «Théo Bouchat, damaliger ‹LIllustré›Chefredaktor, kam zu mir, dem kleinen Amateurfotografen, und bat mich, diese Serie zu realisieren ...» Zu seinen Auszeichnungen gehören der «Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres» in Frankreich (2006) und der weltweit angesehene Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie (2010). Als Kind konnte Michael von Graffenried nicht stillsitzen. Er musste einfach fotografieren. «Es war wie eine Krankheit», sagt er. Bleibt für einmal zu hoffen, dass er nie gesundet.
www.sept.info, mvgphoto.com * Freischaffende Journalistin
Recht so
Ich bin 55 Jahre alt und arbeite seit 10 Jahren im selben Betrieb. Jetzt wurde mir wegen der «schwierigen wirtschaftlichen Situation» gekündigt. Kann ich etwas dagegen unternehmen? Im schweizerischen Recht gilt die Kündigungsfreiheit. Für eine Kündigung bedarf es grundsätzlich keiner besonderen Kündigungsgründe, damit sie rechtmässig ist. Unterstehst du keinem Gesamtarbeitsvertrag und enthält dein Arbeitsvertrag auch keine Regelungen, gelten die gesetzlichen Mindestbestimmungen. Das heisst: die Kündigungsfristen sind einzuhalten, die Kündigung darf nicht zur Unzeit erfolgen und sie darf nicht missbräuchlich sein. Im Gesetz sind generelle Kündigungsfristen festgelegt: Im ersten Dienst-
jahr beträgt die Kündigungsfrist einen Monat, vom 2. bis und mit 9. Dienstjahr zwei Monate, danach drei Monate. Ich gehe davon aus, dass die dreimonatige Frist bei dir eingehalten wurde. Sonst wende dich für Hilfe an dein Regionalsekretariat. Das Gesetz bestimmt weiter einen Kündigungsschutz bei bestimmten biografisch-gesellschaftlichen Belastungen: Zu Zeiten des Militär-, Zivil- oder Zivilschutzdienstes und während Abwesenheit aufgrund von Krankheit, Unfall oder Schwangerschaft ist eine Kündigung nur nach Ablauf der Schutzzeiten zulässig. Da kein solcher Fall bei dir zutrifft, muss noch der sachliche Kündigungsschutz geprüft werden. Eine Kündigung ist etwa missbräuchlich, wenn sie auf-
grund von Eigenschaften der Person oder wegen der Ausübung verfassungsmässiger Rechte ausgesprochen wird. Auch darf nicht gekündigt werden, weil Ansprüche aus dem Arbeitsverhältnis geltend gemacht werden oder um die Entstehung von Ansprüchen aus dem Arbeitsverhältnis zu vereiteln. Auch Gewerkschaftszugehörigkeit bzw. die Ausübung von gewerkschaftlichen Tätigkeiten ist keine zulässige Begründung. Kündigungen verbunden mit schweren Persönlichkeits- oder Fürsorgepflichtverletzungen und «Sündenbock-Kündigungen» können ebenfalls missbräuchlich sein. Des Weiteren sind sogenannte Alterskündigungen missbräuchlich. Das Bundesgericht hat die Kündigung eines 63-jährigen Arbeitnehmers mit 44 Dienstjah-
ren als missbräuchlich eingestuft. In deiner Frage erwecken einzig dein Alter und die Anstellungsdauer den Eindruck, dass mit deiner Kündigung etwas nicht stimmen könnte. Für eine «Alterskündigung» reicht es in deinem Fall aber nicht, da die benötigte Schwere mit 55 Jahren und 10 Dienstjahren nicht erreicht wird. Es ist nicht per se missbräuchlich, wenn bei einer Umstrukturierung primär die älteren, teureren Mitarbeiter entlassen werden. Auch wenn der Vorgesetzte sich bei der Kündigung unkorrekt, unanständig verhält, macht das die Angelegenheit nicht missbräuchlich. Im Fall einer missbräuchlichen Kündigung könnte nur eine Entschädigung gefordert werden (maximal 6 Monatslöhne), die Kündigung würde nicht aufge-
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Kann man eine Kündigung aus wirtschaftlichen Gründen anfechten?
Olivia Kaderli, Juristin Mitarbeiterin Rechtsdienst hoben werden. Durch den Einsatz der Gewerkschaft und von ArbeitskollegInnen ist es aber schon gelungen, Wiedereinstellungen durchzusetzen. Da bei deiner Kündigung keine gesetzlichen oder vertraglichen Bestimmungen verletzt wurden, fällt sie unter die Kündigungsfreiheit. Die Kündigung kann nicht angefochten werden.
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syndicom | Nr. 7 | 30. Mai
Weiterbildung syndicom bei Movendo
Seminar für Mitglieder von Stiftungsräten und Vorsorgekommissionen öffentlicher Pensionskassen D1.8.1429: 11. und 12. Juni; Männedorf ZH, Seminarhaus Boldern. Inhalt: Änderungen der gesetzlichen Grundlagen von öffentlichen Pensionskassen, Leistungsniveau unter geänderten Rahmenbedingungen, Parität, Teil-/Vollkapitalisierung, Ausfinanzierung. Referenten: Aroldo Cambi (SEV), Stefan Giger (VPOD), Jorge Serra (VPOD), Alfred Wyler (syndicom), Christine Goll (Movendo).
syndicom-Pensionierte Internet einsetzen für die Arbeit in der Pensioniertengruppe D4.6.1406: 12. September; Bern, Bildungszentrum syndicom. Inhalt: Nützliche Internetportale für die Infobeschaffung und die Inanspruchnahme von Dienstleistungen, Zahlungsverkehr im Internet, Schnittstellen zu anderen elektronischen Medien, Vereinsverwaltung im Internet, Mail-Client versus Webmail, Verhaltensregeln im E-Mail-Verkehr. Referent: Peter Berger, Webmaster.
Für einen starken Service Public D1.8.1407: 16. Juni; Zürich, Trigon-Bildungszentrum. Inhalt: Steuerpolitik und Sparprogramme von Bund, Kantonen und Gemeinden, Auswirkungen auf öffentliche Dienste und Infra strukturen, gewerkschaftliche Positionen und Aktionen. Referentinnen: Dore Heim (SGB), Annette Hug (VPOD).
Einführungskurs: Neu in der Gewerkschaft syndicom? D4.1.1401: 12. und 13. September; Nottwil, Seminarhotel Sempachersee. Inhalt: Geschichte, Werte und Visionen der Arbeiterbewegung in der Schweiz, Strukturen von syndicom, Vernetzungsmöglichkeiten. ReferentInnen: Bernadette Häfliger, Gleichstellungsverantwortliche, A drian Zimmermann, Historiker, Loïc Dobler, Jugendsekretär, Toya Krummenacher, Zentralsekretärin Frauen.
Schreibwerkstatt D1.8.1421: 23. und 24. Juni, 6. Oktober; Bern, Computerschule Bern. Inhalt: Themen in den Medien setzen, Artikel verfassen, LeserInnenbriefe schreiben, Wirkung eigener Texte überprüfen. Referent: Stefan Keller, Historiker und Autor. Selbstsicheres Auftreten D2.4.1414: 23. und 24. Juni; Luzern, Hotel Cascada. Inhalt: Sicherheit gewinnen, rhetorische Stilmittel, Videotraining. Referent: Michael Liechti, Erwachsenenbildner. S.O.S. Stammtisch: Schlagfertigkeit und Argumentation D2.4.1409: 25. Juni: Luzern, Hotel Cascada. Inhalt: Regeln der Schlagfertigkeit, Tipps für verschiedene Gesprächssituationen; wann ist diplomatisches, wann direktes Vorgehen angebracht? Referent: Michael Liechti, Erwachsenenbildner. Gerechte Löhne durchsetzen D1.8.1409: 25. Juni: Zürich, Trigon-Bildungszentrum. Inhalt: Analyse und Ursachen der Lohnentwicklung, Lohnsysteme und Lohnfestsetzungsmechanismen, Instrumente für faire Löhne und gegen Lohndiskriminierung, Mindestlöhne. ReferentInnen: Daniel Lampart (SGB), Christina Werder (SGB). Arbeiten in einem multikulturellen Umfeld D2.5.1409: 26. August; Bern, Hotel Ambassador. Inhalt: Hintergrundwissen zu Migration und Asyl, Kultur und Werte, transkulturelle Kommunikation. Referentinnen: Thuy-Trang Ngoc (Schweizerische Flüchtlingshilfe SFH), Barbara Zahrli (SFH). Infos und Anmeldung: Die Kosten übernimmt meist deine Gewerkschaft. Mit deiner Anmeldung klären wir die Kostenfrage ab und informieren dich. Anmelden und weitere Kurse auf Movendo.ch, per info@movendo.ch, Tel. 031 370 00 70 oder Fax 031 370 00 71.
Branche Post: Focus: Mitarbeiter beurteilungssystem der Post D4.4.1401: 21.–22.10.2014; Balsthal, Hotel Balsthal. Inhalt: Beurteilung der Arbeitsleistung der Postmitarbeitenden. Referenten: Carlo Mächler, Poststellenleiter, und Peter Lüthi, Team- und Organisationsberater. Infos und Anmeldung: Mit deiner Anmeldung klären wir die Kostenfrage ab und informieren dich. Anmeldung auf syndicom.ch (Kursangebote / syndicomWeiterbildungskurse).
Helias-Fachkurse Medien Gestaltung von Buchcovern 15. bis 17. September. Referent: Niklaus Troxler. Anmeldeschluss: 26. August. Photoshop: Tipps und Tricks 18. und 19. September. Referent: Dieter Wassmer. Anmeldeschluss: 26. August. Weiterbildung für Korrektorinnen und Korrektoren 9. bis 11. Oktober, Hotel Kreuz, Balsthal. ReferentInnen: Peter Gallmann, Werner Meier, Verena Hermansen, Margrit Zwicky. Anmeldeschluss: 9. September.
Maz Redaktionsmanagement: Führen in den Medien 8. September bis 26. November (9 Tage). Leitung: Dozierende aus der Praxis. Kompaktkurs Datenjournalismus 11. September bis 7. November (8 Tage). Leitung: Julian Schmidli, investigativer Reporter und Datenjournalist «SonntagsZeitung». Infos und Anmeldung: MAZ.ch 76. Jahresversammlung LGB
Adobe Lightroom 5: Einstieg 13. und 14. Oktober. Referent: Michel Mayerle. Anmeldeschluss: 23. September. Ipad and more: interaktive InDesignLayouts 15. bis 17. Oktober. Referent: Peter Laely. Anmeldeschluss: 23. September. Adobe Lightroom: Killertipps 20. Oktober. Referent: Michel Mayerle. Anmeldeschluss: 30. September. Photoshop: Killertipps 21. Oktober. Referent: Michel Mayerle. Anmeldeschluss: 30. September. Bildbearbeitung mit GIMP: Die Grat is-Alternat ive zu Photoshop 24. Oktober. Referent: Ueli Baumgartner. Anmeldeschluss: 30. September. Infos und Anmeldung: Die Kurse finden – wo nicht anders vermerkt – im syndicom-Bildungszentrum, Looslistras se 15, Bern, statt. Anmeldung: Helias.ch.
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Bildungsinst itut Movendo
Schweizerische Vereinigung der Lehrpersonen grafischer Berufe Turnusgemäss war die Berufsschule für Gestaltung Zürich für die Organisation der LGB-Jahresversammlung verantwortlich. 31 Mitglieder und Gäste hatten sich beim OK für den Anlass angemeldet. Bei Kaffee und Gipfeli traf man sich am Samstagmorgen, 3. Mai, in der Mensa an der Ausstellungsstras se in Zürich, um 10.15 Uhr begrüsste LGBPräsident Peter Steingruber die Anwesenden zur Behandlung der ordentlichen Traktanden und führte in gewohnt souveräner Art durch die Versammlung. Ein Hauptthema war die Einführung der neuen Bildungsverordnung der PolygrafInnen. Hier wurde klar, dass auf die einzelnen Schulen und die unterrichtenden Lehrpersonen noch sehr viel Arbeit wartet. In der Entwicklung und Koordination der neuen Lerninhalte sind bereits verschiedene Arbeitsgruppen aktiv. Daniel Brunner präsentierte den neuen Internetauftritt der Vereinigung: www.lgb-epg.ch. Der Präsident dankte allen Mitgliedern für die engagierte Mitarbeit in der Vereinigung, speziell dankte er den Sponsoren und Gönnern für ihre treue Unterstützung. Im Museum für Gestaltung wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die Ausstellung «Japanische Plakatkünstler: Kirschblüten und Askese» geführt. Mit einem ausgezeichneten Mittagessen wurde die 76. Jahresversammlung abgeschlossen. Allen, die zum Gelingen des Anlasses beigetragen haben, sei ganz herzlich gedankt. (kd)
Das syndicom-Kreuzworträtsel Zu gewinnen gibt es ein scharfes Taschenmesser, gespendet von unserer Dienst leistungspartnerin KPT. Das Lösungswort und der Name des Gewinners oder der Gewinnerin werden in der nächsten Ausgabe veröffentlicht. Lösungswort und Absender auf einer A6-Postkarte senden an: «syndicom, die zeitung», Monbijoustrasse 33, Postfach 6336, 3001 Bern. Einsendeschluss: 10. Juni. SUDOKU Die Lösung des syndicom-Sudokus aus Nr. 6 lautet: 841. Gewonnen hat: Bruno Zwissler aus Rapperswil. Er erhält Reka-Checks im Wert von 50 Franken von unserer Dienstleistungspartnerin Reka. Wir gratulieren herzlich!
Service | 13
syndicom | Nr. 7 | 30. Mai Unsere Pensionierten laden ein
Pensioniertenvereinigung Bern Unsere Monatsversammlung findet am Donnerstag, 5. Juni, um 15 Uhr im Saal des Restaurants Casa d’Italia, Bühlstrasse 57, 1. Stock, in Bern statt. Als Referentin konnten wir Bernadette Häfliger-Berger, Vizepräsidentin syndicom, gewinnen. Sie wird uns ein aktuelles Thema näherbringen. Wir lassen uns überraschen. Den Kranken wünschen wir gute Genesung und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen. Beat Thierstein, Sekretär Pensioniertenverein Olten Wir laden euch herzlich ein zum Frühsommerausflug an den Vierwaldstättersee–Lauerzersee–Insel Schwanau am Donnerstag, 12. Juni. Wir reisen mit dem Born-Car nach Luzern. Schifffahrt mit der Panorama-Yacht auf dem Vierwaldstättersee. Weiter zum Lauerzersee und Schifffahrt zur Insel Schwanau, wo wir das Mittagessen geniessen. Mit dem
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Pensionierte Sankt Gallen Medien
Gruss vom Frühlingsausflug ins Modelleisenbahn-Museum Lichtensteig. Im Bild die filigrane Holzeisenbahn mit Propellerfahrzeug. Unsere nächsten Veranstaltungen: Donners tag, 5. Juni, von 14 bis 16 Uhr Monatstreff im Rest. Papagei, St. Gallen; Mittwoch, 18. Juni, Ausflug zur Iddaburg (gemäss Einladung); Donnerstag, 3. Juli, von 14 bis 16 Uhr Monatstreff im Rest. Papagei; Donnerstag, 7. August, von 14 bis 16 Uhr Monatstreff im Rest. Papagei. Fritz Heinze Pensionierten-Vereinigung Post + Swisscom Winterthur Wir laden herzlich ein zur Monatsversammlung vom 12. Juni ins Hotel Wartmann. Beginn 14.15 Uhr. Allen Mitgliedern, die aus gesundheitlichen Gründen nicht bei uns sein können, wünschen wir von Herzen gute Besserung. Ein kleiner Rückblick auf die April-Wanderung: Bei gutem Wanderwetter nahmen wir die Wanderung von Alt Bachs nach Kaiserstuhl unter die Füsse. Wanderleiter Werner Schärer hatte wieder eine abwechslungsreiche Route ausgewählt und überraschte uns unterwegs sogar mit einem feinen Kuchen, gebacken von seiner Frau Margrith. Herzlichen Dank an Margrith und Werner. Ein feines Zvieri gab es am Ziel in Kaiserstuhl. Wenn wir die Lust zum Wandern bei Neu- oder auch schon länger Pensionierten geweckt haben, seid ihr herzlich willkommen! Euer Vorstand
Pensionierte Zofingen Medien Für die Juniwanderung am Freitag, 6. Juni, treffen wir uns beim Bahnhofbrunnen Zofingen. Mit der SBB fahren wir um 13.43 Uhr Richtung Aarburg. Umsteigen 13.59 Uhr Richtung Aarau. Ab Bahnhof Aarau Wanderung via Rosengartenstrasse, Pestalozzistrasse, Oberholzstrasse Richtung Restaurant «Roggenhausen». Eure Wanderkollegen F. u. P.
Hansueli Aeschlimann, Sektion Bern Postpersonal, 80 Jahre, Mitglied seit 1953.
IG Pensionierte Zürich Schifffahrt auf Untersee und Rhein Von Kreuzlingen nach Schaffhausen am 25. Juni (Mittwoch) um 11.00 Uhr (Abfahrt Kursschiff in Kreuzlingen). Treffpunkt: 10.50 Uhr auf dem Schiff (10 Fussminuten von der SBB-Station Kreuzlingen Hafen). Reisezeit Schiff: 3 Std. 45 Minuten. Mittagessen auf dem Schiff. Anmeldung bis 16. Juni telefonisch unter 058 817 18 98, per E-Mail an z uerich@syndicom.ch oder via Website www.syndicomzh.ch/informationen/pensionierte. Kosten: Hin- und Rückfahrt ist Sache der Teilnehmer, Schifffahrt/Mittagessen übernimmt syndicom. Züge: Zürich ab 8.40 Uhr, Schaffhausen an 9.21 Uhr (10 Minuten zum Umsteigen), Schaffhausen ab 9.31 Uhr, Kreuzlingen Hafen an 10.31 Uhr. Rückfahrt z. B. vom Schiffssteg zum SBB-Bahnhof mit Bus oder zu Fuss (13 Minuten). Schaffhausen ab 15.18 Uhr oder 15.40 Uhr, Zürich an 15.55 Uhr oder 16.21 Uhr.
Albin Bur, Sektion Region Basel, 85 Jahre, Mitglied seit 1947.
Ernst Beyeler, Sektion Bern Postpersonal, 88 Jahre, Mitglied seit 1953. Anton Bieri, Sektion Zentralschweiz, 88 Jahre, Mitglied seit 1946. Karl Binzegger, Sektion Aargau, 65 Jahre, Mitglied seit 2005. Guido Brancolini, Sektion GIV Basel, 66 Jahre, Mitglied seit 1967.
Richard Fischer, Sektion Lötschberg Post, 70 Jahre, Mitglied seit 1960. Hans Furter, Sektion Zürich Telecom, 88 Jahre, Mitglied seit 1952. Paul Graber, Sektion Region Basel, 81 Jahre, Mitglied seit 1952. Kurt Hosmann, Sektion Bern Postpersonal, 76 Jahre, Mitglied seit 1973. Alois Kienzler, Sektion Rhätia, 80 Jahre, Mitglied seit 1956. Yahya Kocadal, Sektion GIV Zürich, 64 Jahre, Mitglied seit 1975. Willy Kunz, Sektion Biel/Bienne, 87 Jahre, Mitglied seit 1953. Meinrad Mauron, Sektion Bern syndicom, 84 Jahre, Mitglied seit 1963. Giancarla Moursy-Bassi, Sektion Zürich Sektor Logistik, 70 Jahre, Mitglied seit 1997. Rolf Mülli, Sektion Zürich Branche Post, 94 Jahre, Mitglied seit 1935. © zvg
Pensioniertenverein Region Basel Wanderung Die Wanderung vom 19. Juni führt uns nach Maisprach. Wir treffen uns um 13.35 Uhr in der Schalterhalle Basel SBB. Abfahrt nach Rheinfelden 13.50 Uhr, Rheinfelden ab Bus 100, 14.16 Uhr bis Buus Turnhalle. Wir wandern je nach Wetter und Temperatur entweder den Rebenweg oder vis-à-vis Rebenweg. Beide Wanderungen sind zeitlich gleich. In Maisprach kehren wir ins Restaurant zum Kloster ein. Es sind alle eingeladen, auch alle, die nicht mehr gut zu Fusse sind, Kolleginnen und Kollegen der Gruppe 2 + 3 sowie Ehefrauen und Freundinnen. Kollegin Hildegard wird uns führen. Das Restaurant zum Kloster befindet sich an der Hauptstras se 3 in Maisprach. Nichtwanderer fahren mit dem Zug Basel ab 15.20 Uhr nach Rheinfelden oder 15.17 Uhr nach Gelterkinden, von beiden Orten mit Bus 100 nach Buus Dorf. Rheinfelden ab 15.46 Uhr, Gelterkinden ab 15.40 Uhr, dann 5 Min. zum Restaurant. Euer Wanderleiter Othmar
Schiff zurück nach Lauerz. Heimfahrt (unterwegs Trinkhalt) über Zug–Olten. Abfahrt: Olten Hasli 8.00 Uhr, Bahnhof Olten (Taxistand) 8.10 Uhr, Bushaltestelle EO Oftringen 8.20 Uhr und Zofingen Forstacker 8.25 Uhr. Jedes Mitglied erhält eine persönliche Einladung. Anmeldungen bis 3. Juni an: Walter Künzli, Langenthalerstr. 15, 4802 Strengelbach, Tel. 062 751 64 57. Wir freuen uns auf rege Beteiligung. Mit freundlichen Grüssen Der Vorstand
© Fri tz Heinze
Pensionierte Aargau Medien Mittwoch, 11. Juni, 14.15 Uhr: Grillplausch an der Aare beim Fischerhaus Rupperswil (Kraftwerk Rupperswil-Auenstein). Für Speis und Trank ist gesorgt. Ebenso sind eure PartnerInnen eingeladen. Am 4. Juni findet kein Monatshock statt. Tel. 056 441 44 87, 076 436 00 93, perymann@gmail.com. Peter Rymann
Wir nehmen Abschied von
Postveteranenverein Zürich Unser nächster Anlass ist der Jahresausflug am Donnerstag, 12. Juni. Besammlung: 8.10 Uhr beim Treffpunkt HB. Um 8.32 Uhr verlassen wir Zürich und erreichen via Bern–Interlaken unser Tagesziel Brienz. Dort erlaben wir uns an einem schmackhaften Mittagessen und pflegen der Kameradschaft. Via Brünig–Luzern erreichen wir um 17.56 Uhr wieder die heimatlichen Penaten. Anmeldung: bis 10. Juni bei Walter Klöti, 044 814 20 20 oder kloetiw@bluewin.ch, oder bei Hannes Pfeiffer, 044 713 11 10 zwischen 18 und 19 Uhr. Wir hoffen auf schönes Ausflugswetter und grüssen freundlich Der Vorstand
Thomas Schaffroth, Sektion Presse Zürich-Ostschweiz, 62 Jahre, Mitglied seit 1990. Adrian Schweizer, Sektion Ostschweiz Post, 100 Jahre, Mitglied seit 1934. Esther Schwyn, Sektion Schaffhausen Post, 61 Jahre, Mitglied seit 1971. Werner Sterchi, Sektion Lötschberg Post, 81 Jahre, Mitglied seit 1951. Heiri Strub, Sektion GIV Basel, 97 Jahre, Mitglied seit 1938. Emil Stucker, Sektion Zürich Branche Post, 87 Jahre, Mitglied seit 1948. Kurt Widler, Sektion Zürich Branche Post, 87 Jahre, Mitglied seit 1999. Gerhard Zenerino, Sektion GIV Zürich, 81 Jahre, Mitglied seit 1952.
impressum «syndicom» Chefredaktion: Nina Scheu Redaktion: Naomi Kunz Tel. 058 817 18 18, redaktion@syndicom.ch layout: Katja Leudolph korrektorat: Ulrike Krüger adressänderungen: syndicom, Adressverwaltung, Monbijoustrasse 33, Postfach 6336, 3001 Bern inserate: stab@syndicom.ch druck: Ringier Print Adligenswil, Postfach 3739, 6002 Luzern ISSN 1664-8951 verlegerin: syndicom – Gewerkschaft Medien und K ommunikation, Monbijoustrasse 33, Postfach 6336, 3001 Bern, Tel. 058 817 18 18, Fax 058 817 18 17 «syndicom» erscheint 15 Mal im Jahr. Ausgabe Nr. 8 erscheint am 20. Juni 2014 (Redaktionsschluss: 2. Juni).
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syndicom | Nr. 7 | 30. Mai 2014
Trotz Nein zur Mindestlohn-Initiative:
Tieflohnpolitik hat keine Zukunft Bergbahnen, der Floristik, den Bäckereien und vielen weiteren mehr: Der Druck der Mindestlohn-Initiative hat nicht nur diesen Berufsleuten teilweise substanzielle Lohnerhöhungen gebracht. Die InitiantInnen sind erfreut, dass sich die 4000 Franken als Untergrenze für einen fairen Lohn etabliert haben. Das Tieflohn-Geschäftsmodell, das anständig zahlenden Firmen schadet, ist damit ein Auslaufmodell. Die Gewerkschaften wer-
den eine Bilanz zur Mindestlohn-Initiative ziehen und die nächsten Schritte beschliessen, wie die Situation der 330 000 Personen in der Schweiz mit Löhnen unter 22 Franken pro Stunde verbessert werden kann. Wir fordern die Mindestlohn-Gegner auf, ihrem Loblied auf die Sozialpartnerschaft auch Taten folgen zu lassen und über Gesamtarbeitsverträge und Löhne zu verhandeln. Aus Sicht von syndicom
besteht Handlungsbedarf vor allem zugunsten der Beschäftigten von privaten Postdienstleistern, der Angestellten von grossen Netzbetreibern wie UPC Cablecom und des Personals von Online- und Printredaktionen. Klar ist auch, dass die Gewerkschaften nicht aufhören, sich für faire Löhne und bessere Arbeitsbedingungen für alle stark zu machen. syndicom/SGB
Kommentar zur Abstimmung
Trotzdem schon viel erreicht © Jens Friedrich
Die Gewerkschaft syndicom und der Schweizerische Gewerkschaftsbund sind enttäuscht über die Ablehnung der Mindestlohn-Initiative. Eine Mehrheit der StimmbürgerInnen will das weitgehend unbestrittene Ziel fairer Löhne für alle lieber über den Weg sozialpartnerschaftlicher Verhandlungen statt durch das Gesetz erreichen. syndicom und SGB sind erfreut, dass zahlreiche Unternehmen und Branchen in den letzten Monaten ihre tiefsten Löhne über diese Grenze angehoben haben. Auch wenn das Volksbegehren an der Urne gescheitert ist, hat die Diskussion gezeigt, dass Löhne unter 4000 Franken als unfair empfunden werden. Die InitiantInnen konnten zu wenige Menschen davon überzeugen, dass ein gesetzlicher Mindestlohn die richtige Antwort auf das Tieflohnproblem ist. Das lag nicht zuletzt auch daran, dass es den Gegnern gelungen ist, mit einer regelrechten Angst-Kampagne faire Löhne und Arbeitsplatzsicherheit gegeneinander auszuspielen. Mit dem AngstmacherArgument des Arbeitsplatzverlusts wurde ein längst überfälliger sozialer Fortschritt leider verhindert. Dass dem Mindestlohn von 4000 Franken trotz des Urnenentscheids vom 18. Mai die Zukunft gehört, zeigen die Entwicklungen der letzten Monate bei Unternehmen wie Aldi, Lidl, H&M, Bata und Co., aber auch die zahlreichen Verbesserungen der Mindestlöhne in Branchen wie dem Gartenbau, der Security, den
Das Beispiel der Buchhändlerin Antonia K. in der letzten Zeitungsausgabe hat mir zu denken gegeben. Allerdings ist das, was sie berichtet, nicht (mehr) der typische Arbeitsalltag in unserer Branche. Wenn sie sich als Mitglied an syndicom gewandt und sich mit uns zusammen gewehrt hätte, hätten wir ihre Arbeitsbedingungen verbessern können. Die Mindestlohn-Initiative war für die Lohnverhandlungen der letzten zwei Jahre enorm wichtig. Dank ihr konnten wir Druck aufbauen. Unsere jahrelange Forderung, dass auch die Mindestgehälter für die nicht buchhändlerisch Ausgebildeten auf 4000 Franken angehoben werden müssen, ist endlich durchgesetzt. Dafür gab es zwei Gründe: Auf Druck der Mindestlohninitiative haben Lidl, Aldi, H&M und andere Ketten die Mindestgehälter angehoben. Da konnte der Buchhandel, der sich als spezielle Branche innerhalb des Detailhandels sieht, nicht zurückstehen. Zudem kündigten wir während den Lohnverhandlungen an, unsere Tieflöhne im Abstimmungskampf öffentlich zu machen. Ich bin sicher, die Arbeitgeber wollten nicht aufgrund dieses Missstandes angeprangert werden. Das ist für mich ein grosser Erfolg. Denn wir konnten trotz des tiefgreifenden Strukturwandels die Mindestlöhne für die nicht buchhändlerisch Ausgebildeten auf 4000 Franken anheben. Einen weiteren Durchbruch erzielten wir Anfang dieses Jahres: Orell Füssli Thalia hat den Deutschschweizer GAV unterzeichnet. Damit werden neu auch die Angestellten von Thalia dem GAV des Buchhandels unterstellt und erhalten dadurch die darin festgeschriebenen Mindestlöhne. Schade, wurde die Mindestlohn-Initiative nicht angenommen, denn nur sie hätte garantiert, dass auch Buchhandlungen, die den GAV nicht unterzeichnet haben, die 4000 Franken bezahlen müssen. Dennoch wird unser Kampf für gute Arbeits- und Lebensbedingungen weitergehen. Eva Bachofner, Präsidentin Branche Buch und Medienhandel syndicom
«Pro service Public»
Falsche Richtung! Die Initiative «Pro Service public» führt nicht zum Ziel. Die grossen Gewerkschaften der öffentlichen Dienste teilen die Einschätzung des Bundesrats. SEV, syndicom und VPOD fordern einen starken Service public, aber die Initiative der Konsumentenzeitschriften ist dafür ungeeignet. Die drei Gewerkschaften vertreten zusammen über 100 000 Mitarbeitende und Pensionierte des öffentlichen Sektors und sind damit die stärkste Stimme in diesen Branchen. Sie setzen sich ein für den Erhalt und Ausbau des Service public. «Pro Service public» verfolgt das gleiche Anliegen, schlägt aber Massnahmen vor, welche in eine falsche Richtung zielen. Der Service public ist wegen Sparprogrammen in Bund, Kantonen und Gemeinden unter Druck. Die Folge sind Personalabbau, Auslagerungen und Privatisierung von ganzen Bereichen, das verschlechtert und verteuert die Grundversorgung der Bevölkerung. Die Initiative wendet sich nur gegen Missstände bei Bahn, Post und Telekommunikation. Die Gewerkschaften kämpfen auch gegen den Serviceabbau der öffentlichen Unternehmen und überrissene Löhne in den Chefetagen. Den grossen Infrastrukturbetrieben aber zu verbieten, Gewinn zu erwirtschaften und damit intern die weniger profitablen Bereiche zu subventionieren, schwächt die Unternehmen. Dies führt letztlich zu Leistungsabbau, Vernachlässigung der Randregionen und zur Privatisierung von rentablen Bereichen. Wenn die Grundversorgung der Schweizer Bevölkerung mit öffentlichem Verkehr, Postdienstleistungen, Kommunikations- und Energienetzen, aber auch mit Bildung und Gesundheitsleistungen weiterhin bis in die Randregionen gesichert werden soll, braucht es ein Ende der Sparprogramme und einen Ressourcenausbau. Die Gewerkschaften fordern ein Bekenntnis der Politik zu einem starken Service public, welches in den entsprechenden Gesetzen zu verankern ist. Ein funktionierender Service public ist ein wesentlicher Standortvorteil für Unternehmen, der weit schwerer wiegt als jede Steuererleichterung. syndicom