Nr. 13 7. 11. 2014
die zeitung
www.syndicom.ch Gewerkschaft Medien und Kommunikation
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Dossier Abst immungen
syndicom sagt am 30. November zweimal deutlich Nein und einmal Ja! Seite 3 viscom Stoppt den AVE-Prozess
Vertrauensbruch Der Arbeitgeberverband der grafischen Industrie Viscom hat den Prozess zur Allgemeinverbindlicherklärung (AVE) des GAV 2013–15 gestoppt. Schon in den Vertragsverhandlungen hatte sich Viscom bis zum Schluss gegen die AVE gesträubt. Als Gewerkschaft verstehen wir das nicht, denn damit schneiden sich die Druckunternehmen ins eigene Fleisch: So wird es vertragsfreien Druckereien weiterhin möglich sein, die ausgehandelten Bestimmungen mit Lohn- und Sozialdumping zu unterlaufen. Wir sind vor den Kopf gestossen und prüfen nun eine Klage gegen den Arbeitgeberverband. › Seite 8
Aktuell
10 Jahre Denknetz – der fortschrittlichste Think Tank der Schweiz feiert Jubiläum Seite 4
Logistik
Die Verhandlungen zum PostGAV wurden am 29. Oktober wieder aufgenommen Seite 5
Telecom/it
Der Sektor Telecom/IT hat sich eine vereinfachte Struktur gegeben Seite 6
Kundgebung für ein Nein zu Ecopop
Der falsche Weg
Die Ecopop-Initiative verstärkt die Probleme, die sie zu lösen vorgibt. Sie führt zu mehr Verkehr, gefährdet Arbeitsplätze, fördert Lohndumping und schwächt die AHV. Das ist ein falscher Weg, der die Schweiz in die Isolation führt. › Seite 3
55. SGB-Kongress in bern
Lohndruck, Prämienlast und unsichere Arbeitsplätze belasten unsere Gesellschaft. Es braucht mehr und bessere Gesamtarbeitsverträge, geregelte Arbeitszeiten, Regelungen zur Einkommensstärkung sowie eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. All diese Massnahmen sind dringend notwendig und senken auch die Lohndiskriminierung der Frauen. Intensiv debattiert wurde am Kongress des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes SGB auch über ein Positionspapier zum Service public. › Seite 14
© Al ain C arrupt
Einstimmiger Ruf nach Veränderung
Achtung Trugschluss ∙ Am 1. November fand in Bern eine Kundgebung statt, die vor den Folgen einer Annahme von Ecopop warnte.
Bezirksgericht Bülach spricht Unia-Funktionärinnen frei
Die Gewerkschaft darf in die Betriebe Das Bezirksgericht Bülach bestätigte kürzlich das Zutrittsrecht der Unia auf einer Baustelle im Kanton Zürich. Auf dieses Urteil können sich die Schweizer Gewerkschaften stützen. Für die Arbeitgeber wird es schwieriger, die Gewerkschaften zu kriminalisieren und bei ihrer Arbeit zu behindern. Noëmi Landolt Strafanzeigen wegen Hausfriedensbruchs sind ein grosses Problem für GewerkschaftssekretärInnen. Im Vorfeld von Protestaktionen besuchen sie die Betriebe, um die ArbeiterInnen über den aktuellen Stand von Vertragsverhandlungen zu informieren und für Kundgebungen zu mobilisieren. Andere Besuche dienen der
Überprüfung der vertraglich ausgehandelten Lohn-, Sicherheits- oder Gesundheitsbestimmungen. Kommen die Chefs, geben die GewerkschafterInnen in der Regel ihre Personalien an, manchmal werden sie dann aber trotz der in der Verfassung festgehaltenen Gewerkschaftsrechte angezeigt. So geschehen in Bülach.
Nach Baustellenbesuchen der Unia zwischen November 2011 und Juni 2012 hatten zwei Baufirmen sowie ein Hotelbesitzer Anzeige erstattet. Die FunktionärInnen hätten die Baustelle nach Aufforderung der Bauleitung nicht verlassen bzw. gegen ein schon bestehendes Hausverbot verstossen, heisst es in der Ankla-
geschrift. Der erste der Besuche fand am 25. November 2011 statt: später an diesem Tag sollte es eine schweizweite Protestaktion geben, an der schliesslich über 7000 BauarbeiterInnen teilnahmen. Grund des Protests war u. a. ein abrupter Verhandlungsabbruch der Arbeitgeber.
Fortsetzung auf Seite 2
2 | Hintergrund Zutrittsrechte der Gewerkschaften
syndicom | Nr. 13 | 7. November 2014
Bezirksgericht Bülach spricht Unia-Funktionärinnen frei
Die Gewerkschaft darf in die Betriebe Fortsetzung von Seite 1 Zu diesem Zeitpunkt hatte man bereits neun Monate lang über einen neuen Landesmantelvertrag verhandelt – der bisherige lief aus. Doch am 2. November liessen die Baumeister die Verhandlungen kurzerhand platzen – es drohte ein vertragsfreier Zustand. «Der Landesmantelvertrag ist einer der wichtigsten V erträge, die es im Bauhauptgewerbe überhaupt gibt», sagte einer der fünf angezeigten Unia-Gewerkschafter vor Gericht. «Es ist eine Kernaufgabe der Gewerkschaften, sich kollektiv zu wehren, den Gesamtarbeitsvertrag zu verteidigen und sich für geregelte Arbeitsbedingungen einzusetzen. Immerhin ging es dabei um die Arbeitsbedingungen von gut 90 000 Bauarbeitern.»
Koalitionsfreiheit in Gefahr Die grosse Mehrheit aller Besuche auf Baustellen verläuft offenbar routinemässig und problemfrei. Das Zutrittsrecht wird ohne Widerstand gewährt, und Strafanzeigen in diesem Zusammenhang sind die Ausnahme. Das Klima habe sich aber verschlechtert: «Wir beobachten mehr Dumpinglöhne und Betrug von Sozialversicherungen. Entsprechend hat auch die Zahl der Hausverbote und Anzeigen wieder etwas zugenommen, das geht Hand in Hand», sagt Luca Cirigliano vom SGB. Könnten Arbeitgeber nach Gutdünken Hausverbote und Anzeigen wegen Hausfriedensbruch durchsetzen, würde dies die gewerkschaftliche Arbeit in einem Mass beeinträchtigen, das
nicht mit der in der Bundesverfassung festgeschriebenen Koalitionsfreiheit verträglich wäre, argumentiert der Verteidiger der Unia-FunktionärInnen in seinem Schlussplädoyer vor dem Bezirksgericht Bülach: «Das Hausverbot ist die unrechtmäs sige Vereitelung berechtigter Interessen.» Ein im Auftrag des SGB erstelltes Gutachten von Strafrechtsprofessor Marcel Niggli drückt es so aus: «Häufig werden Hausverbote gegenüber Gewerkschaftsfunktionären erst dann ausgesprochen, wenn Verletzungen der Mindestarbeitsbedingungen oder von Sicherheitsvorschriften festgestellt werden.» Gerade bei Schwarzarbeit und Dumpinglöhnen gibt es selten schriftliche Dokumente, ein Ver-
teil des Bundesgerichts von 2012 im sogenannten Fall Chevrier. So wird eine Aktion von GewerkschaftssekretärInnen bezeichnet, die 2009 im Restaurant Domaine de Châteauvieux (Monsieur Chevrier ist der Chefkoch) die Angestellten über die Änderungen im Landes-Gesamtarbeitsvertrag des Gastgewerbes informieren wollten. Die RestaurantbetreiberInnen schickten sie weg und erteilten ihnen per E-Mail ein Hausverbot, das auch den Parkplatz mit einschloss. Wochen später klemmten die GewerkschafterInnen auf dem Parkplatz den Autos von Gästen und Angestellten Flyer zu den Neuerungen im Landes-GAV unter die Scheibenwischer und verliessen das Grundstück erst nach Eintreffen der Polizei. Da es sich laut Bundesgericht nicht um Fragen im ZusamJe mehr Dumping und Betrug, menhang mit einem desto mehr Hausverbote Streik gehandelt für die Gewerkschaft. habe, sei das Hausverbot rechtmässig. Marcel Niggli kritidacht kann also nur im direkten siert die Auslegung des BundesKontakt mit den Betroffenen ge- gerichts und bezieht sich auf die prüft werden. Koalitionsfreiheit: Diese kann Das Interesse an der Durchset- im Streikfall als Rechtfertigung zung des GAV überwiege das für den Hausfriedensbruch dieInteresse des Hausrechts klar, nen. Wenn das Streikrecht geschliesst das Gutachten von Mar- schützt sei, müssten auch die cel Niggli, und Gewerkschafte- milderen Vorstufen des Streiks rInnen dürften in Ausübung der und allfällige VorbereitungsVerfassungsrechte eine Baustel- handlungen, wie eben die Inforle auch gegen den Willen des mation und Mobilisierung von Baumeisters betreten. Angestellten, von der Koalitionsfreiheit erfasst sein. «Der Sinn der Koalitionsfreiheit ist es, dass Der «Fall Chevrier» Nigglis Gutachten widerspricht die strukturell unterlegenen Armit dieser Auffassung einem Ur- beitnehmer durch die Bünde-
lung ihrer Kräfte in Form von Gewerkschaften den Schutz ihrer Interessen verfolgen können.»
Freispruch für Gewerkschafterinnen So lautete auch das Fazit des Verteidigers der fünf Unia-FunktionärInnen vor dem Bezirksgericht Bülach: «Die Beschuldigten haben ihre Rechte wahrgenommen – und dafür können sie nicht bestraft werden.» Schliesslich sind alle freigesprochen worden. «Mit dem Urteil ist
der Versuch der Kläger, die Gewerkschaftsarbeit zu kriminalisieren, gescheitert», sagt Pepo Hofstetter, Kommunikationsverantwortlicher der Unia. Die Staatsanwaltschaft sowie mindestens eine Klägerpartei haben jedoch Berufung eingelegt. Nun muss das Bezirksgericht eine schriftliche Urteilsbegründung vorlegen; danach kann die Klägerschaft ans Obergericht gelangen.
Ersterscheinung in der WOZ vom 28. 8. und 18. 9. (Nachtrag).
© Jens Friedrich
Kommentar
syndicom wird die Vertrauensleute in den Betrieben noch stärker unterstützen, ihre Rechte wahrzunehmen und durchzusetzen Wenn ein Unternehmen der Gewerkschaft den Zutritt zum Betrieb verbietet, ist meistens etwas faul. Denn eine Unternehmung, welche ihre Mitarbeitenden als mündige BürgerInnen betrachtet und die Sozialpartnerschaft nicht als Geiselhaft versteht, sondern als echte Partnerschaft zwischen unterschiedlichen Interessen, wird nichts dagegen haben, wenn sich ihre Mitarbeitenden auch mit Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern unterhalten. Eine solche Unternehmung wird auch einen hohen Organisationsgrad ihrer Mitarbeitenden nicht als Problem, sondern als Chance für die Aushandlung fairer Arbeitsbedingungen verstehen, die von der Belegschaft getragen werden. Die Koalitionsfreiheit wird durch die Bundesverfassung geschützt. Dieses Grundrecht umfasst nicht nur die Gründung und den Bestand von Gewerkschaften sondern sichert auch, dass die Gewerkschaften ihre Tätigkeiten ungehindert ausüben können. Die wichtigste Aktivität einer Gewerkschaft ist gerade der direkte Kontakt mit Arbeitenden in den Betrieben. Bei Post und Swisscom, die beide nach wie vor mehrheitlich dem Bund gehören, gilt die Bundesverfassung und damit auch die Koalitionsfreiheit direkt. Es braucht hier grundsätzlich keine zusätzlichen Vereinbarungen, um den Zutritt der Gewerkschaften zu sichern. In privaten Betrieben wie zum Beispiel den Medien unternehmen empfiehlt es sich, die Koalitionsfreiheit ausdrücklich in den Gesamtarbeitsverträgen zu verankern. Die SGB-Tagung vom Juni dieses Jahres hat sich intensiv mit der Frage befasst, wie Gewerkschaften auf ein Hausverbot des Unternehmens reagieren können, denn
das Bundesgericht hat hier in den letzten Jahren äusserst gewerkschaftsfeindlich entschieden. Es ist richtig und wichtig, dass die Gewerkschaften sich dieser Rechtsprechung widersetzen! Diese Position wird nun auch von namhaften HochschullehrerInnen gestützt. Grundsätzlich hat ein Hausherr, eine Hausherrin das Recht zu entscheiden, wer sein oder ihr Grundstück betritt und wer nicht. Hält man sich nicht daran, macht man sich wegen Hausfriedensbruchs strafbar. Aber: Wenn die Straftat nur begangen wird, um ein Verfassungsrecht auszuüben – also etwa das gewerkschaft liche Zutrittsrecht –, gibt es im Strafrecht die Möglichkeit zur Strafbefreiung. Die von der Verfassung geschützte Gewerkschaftsfreiheit wird Makulatur, wenn die Gewerkschaften keinen Zutritt zum Arbeitsort haben. Die Gewerkschaften müssen in den nächsten Jahren zeigen, dass sie nicht weiter gewillt sind, diese gewerk schaftsfeindlichen Einschränkungen zu akzeptieren. Rechte setzt man nur durch, wenn man auch bereit ist, dafür zu kämpfen. Die Grundrechte, welche uns durch die Verfassung zustehen, sollen eingefordert und durchgesetzt werden. Wir müssen unsere Vertrauensleute wieder vermehrt darin bestärken, ihre Rechte wahrzunehmen. Um die Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben zu stärken, wird syndicom im nächsten Jahr regional Vertrauensleute darin schulen und begleiten, die Gewerkschaftsrechte in ihren Betrieben selbst bewusst durchzusetzen. Das ist in erster Linie eine gewerkschaftspolitische und viel weniger eine juristische Frage. Bernadette Häfliger Berger, Vizepräsidentin
Abstimmungen Hintergrund | 3
syndicom | Nr. 13 | 7. November 2014 Abst immungen 30. November
2x Nein und einmal deutlich Ja
Am 30. November wird abgestimmt: Die umstrittene Ecopop-Initiative kommt an die Urne. Mit der Initiative «Rettet unser Schweizer Gold» lancierte die SVP eine weitere fragwürdige Diskussion. Ein wichtiges Anliegen der Linken und Gewerkschaften kommt mit der Initiative zur Abschaffung der Pauschalbesteuerung vor das Volk. SGB/Tamara Gerber, Praktikantin syndicom
Die Gewerkschaften sagen geschlossen Nein zu Ecopop. Die Ecopop-Initiative ist für alle Arbeitnehmenden in der Schweiz gefährlich. Sie will die Zuwanderung auf 0,2 Prozent der ständigen Wohnbevölkerung beschränken. Das führt unweigerlich dazu, dass die Arbeitgeber viel mehr KurzaufenthalterInnen ins Land holen. Diese sind rechtlich schlechter gestellt. Skrupellose Arbeitgeber können ihnen einfacher tiefe Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen diktieren. Das schadet allen Arbeitnehmenden: Die Löhne und Arbeitsbedingungen von uns allen kämen unter Druck.
Gefahr für alle Arbeitenden Ecopop würde die bilateralen Verträge kippen. Ohne geregelte Beziehungen zur EU würden Schweizer Firmen gegenüber
© Mischa von Arb
Ecopop schadet allen Arbeit nehmenden in der Schweiz
Statement gegen Ecopop ∙ Am 14. Oktober versammelten sich die Gewerkschaften und Angestelltenverbände zu einer Medienkonferenz auf dem Bundesplatz.
der europäischen Konkurrenz massiv benachteiligt. Die Folge: Mehr Auslagerung ins Ausland und Arbeitsplatzverlust. Ecopop ist unmenschlich. Die Initiative macht Migrantinnen und Migranten zu Arbeitnehmenden zweiter Klasse. Sie müssten in ständiger Angst leben, mit dem
ke in Schieflage und wichtige Branchen (Bau, Gesundheitswesen, Pflege) würden kaum mehr funktionieren.
Verlust der Arbeitsstelle auch das Aufenthaltsrecht zu verlieren, und wären dem Druck der Arbeitgeber noch hilfloser ausgesetzt. Ausländische Arbeitskräfte zu Sündenböcken für hausgemachte Probleme zu machen, ist auch kurzsichtig. Denn ohne sie gerieten die Sozialwer-
Kondome statt Bildung? Familienplanung statt Entwicklungshilfe – das ist so unmenschlich wie nutzlos: Das beste Mittel
zur Senkung der Geburtenrate ist Entwicklung. Je gebildeter die jungen Frauen, desto tiefer die Geburtenrate. Wenn nur noch Geld in die Verhütung gesteckt wird, bleibt nichts mehr für das Bildungssystem. Ecopop gibt sich als Entwicklungshilfe aus, bewirkt aber das Gegenteil.
Gold horten wie Dagobert Duck?
Mega-Verdiener zahlen Mini-Steuern
Die Volksinitiative «Rettet unser Schweizer Gold» des reaktionären SVP-Flügels will erstens der Nationalbank den Verkauf von Goldreserven verbieten. Zweitens verlangt sie, sämtliches Gold der SNB müsse in der Schweiz gelagert werden, und drittens müsse dieses Gold mindestens den Wert von 20 Prozent ihrer Aktiven haben. syndicom lehnt die Initiative klar ab.
Die Volksinitiative «Schluss mit den Steuerprivilegien für Millionäre» der Alternativen Liste (AL) verlangt, die Pauschalbesteuerung ausländischer MultimillionärInnen abzuschaffen, die den Staat jedes Jahr Unmengen von Geld kostet. syndicom steht klar hinter der Initiative. Jeder soll Steuern zahlen, wie es seine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit erlaubt. Die Pauschalsteuer verletzt die Rechtsgleichheit: Reiche werden unnötig bevorzugt und die Mittelschicht muss dafür büssen.
Banken wie die SNB halten Goldreserven, damit sie bei einer Katastrophe im Finanzsystem Transaktionen in Gold abwickeln können. Damit das Gold in einem Extremfall eingesetzt werden könnte, lagert die SNB ihre Goldbestände nicht nur in der Schweiz, sondern auch in England und Kanada. Eine ausschliessliche Lagerung im Inland, wie von der Initiative gefordert, wäre kontraproduktiv.
Handlungsunfähige SNB: Nein danke! 2012 lag der Goldanteil der SNB bei rund 10 Prozent, das ent-
© Keys tone
Absicherung für Extremfall
Geduldete Business-Nomaden spricht einem Wert von 50 Milliarden Franken. Gemäss der Initiative wäre das zu wenig und die SNB müsste Gold im Wert von 50 Milliarden dazukaufen. Dies liesse den internationalen Goldpreis fallen, in der Folge sänke der Anteil des Goldes an den Aktiven, und die Nationalbank müsste noch mehr ankaufen. Um das zu finanzieren, müsste sie Währungsreserven abstossen – mit negativen Folgen für die Realwirtschaft. Das angekaufte
Gold dürfte nicht mehr ausgegeben werden: Die Nationalbank wäre handlungsunfähig. Damit dieses Szenario nicht zur Wirklichkeit wird, muss am 30. November unbedingt ein Nein in die Urne gelegt werden.
Zurzeit werden rund 5500 ausländische MillionärInnen pauschalbesteuert, darunter immer mehr Business-Nomaden und Schein-Erwerbslose, die ihre ausländischen Konzerne von der Schweiz aus managen. Rei-
Abstimmungsempfehlung:
Nein zur Gold-Initiative Ja zur Initiative «Schluss mit den Steuerprivilegien» NEIN zur Ecopop-Initiative
che Arbeitslose sind erlaubt, ja erwünscht, und gegen mittellose AsylbewerberInnen wird gehetzt. Diese verlogene Migrationspolitik muss aufhören.
Leere Drohungen Die Gegner drohen damit, dass die Millionäre wegziehen. Die Erfahrung zeigt aber: das tun sie nicht. Zürich hat die Pauschalbesteuerung 2009 abgeschafft, 2011 folgten Schaffhausen und St. Gallen. In Schaffhausen zogen etwa die Hälfte der Pauschalbesteuerten weg, allerdings gewann der Kanton immer noch dreimal mehr Einnahmen als vorher. Der SGB und seine Mitglieder, Travailsuisse, Angestellte Schweiz, SP und Grüne unterstützen die Initiative der kleinen AL. Die Mitte stimmte für eine Nein-Parole, allerdings waren bei der EDU ein Fünftel, bei der CVP ein Viertel und bei der GLP über 40 Prozent für ein Ja zur Initiative. «Schluss mit den Steuerprivilegien» hat also Unterstützung bis in die bürgerliche Mitte und damit reelle Chancen.
4 | Aktuell 10 Jahre Denknetz
syndicom | Nr. 13 | 7. November 2014
Interview mit Beat Ringger
Gemeinsam nachdenken über eine andere Schweiz
© zvg
Das Denknetz ist seit zehn Jahren ein Ort, an dem Leute aus fortschrittlichen Organisationen über grundlegende Fragen nachdenken und Vorschläge erarbeiten. Laut dem Geschäftsführer Beat Ringger ist das eine wichtige und fruchtbare Tätigkeit, die Perspektiven für eine Schweiz jenseits des Neoliberalismus eröffnet. Interview: Peter Krebs
syndicom: Du bist Geschäftsführer des Denknetzes. Was macht man da? Nachdenken? Beat Ringger: Das Denknetz ist ein Netzwerk, in dem 80 Menschen in verschiedenen Fachgruppen zusammenarbeiten. Meine Rolle ist es, diese ganze Denkarbeit zusammen mit dem Präsidium und dem Vorstand in einen möglichst fruchtbaren Prozess zu führen.
Das Denknetz setzt sich für eine Renaissance von Werten wie der Emanzipation, der Befreiung und der sozialen Gerechtigkeit ein. Ein hoher Anspruch für einen Verein mit rund 950 Mitgliedern. Wir sind einer der wenigen Thinktanks, die von der Basis her organisiert sind. Menschen aus fortschrittlichen, linken Organisationen schaffen sich hier einen Ort, an dem sie Zeit haben, über grundlegende Fragen nachzudenken, zu recherchieren, zu diskutieren. Das halte ich für wichtig, und das ist auch sehr fruchtbar. Wir wollen dazu beitragen, die Gesellschaft vom neoliberalen Kurs wieder auf eine zukunftsfähige Schiene zu bringen.
Ihr erarbeitet politische Vorschläge, tretet aber nicht als politischer Akteur in Erscheinung. Eine Arbeit im Elfenbeinturm? Die Tatsache, dass wir kein politischer Akteur sind, schafft für Leute aus Parteien, Gewerkschaften und NGOs überhaupt erst den Raum, sich zusammenzusetzen und unbelastet an politischen Grundfragen arbeiten zu können. Sonst würden wir sofort wieder von taktischen Überlegungen eingeholt. Unser Einfluss verläuft über die Mitglieder
«Wir entwickeln Ideen: etwa eine allgemeine Erwerbsversicherung oder ein Sabbatical für alle.»
gleichen Thema zu schreiben. Wir haben eine grundlegend andere Ausrichtung, wir versuchen Lösungen für die Zukunft zu erschliessen. Avenir S uisse klammert sich an das, was hoffentlich bald Vergangenheit ist.
in ihren eigenen Organisationen, über gute Vorschläge, die dann Debatten auslösen.
Ihr feiert Ende November das 10-Jahres-Jubiläum. Die Themen gehen euch in den nächsten zehn Jahren nicht aus. Welche werden es aus heutiger Sicht sein?
Gibt es konkrete Beispiele, mit denen ihr die Politik beeinflussen konntet? Wir machen Grundlagenrecherchen zur Steuerpolitik, Finanzmarktpolitik, Alterssicherung, Verteilungspolitik, Sozialpolitik. Wir haben zum Beispiel dazu beigetragen, die oft prekären Arbeitsbedingungen in der privaten Betagtenbetreuung zum Thema zu machen. Wir entwickeln Reformkonzepte wie die allgemeine Erwerbsversicherung – ein Vorschlag zur Revision der Sozialversicherungen im Erwerbsbereich – oder wie das «bedingungslose Sabbatical» für alle. Diese Konzepte weisen über das politische Alltagsgeschäft hinaus, können aber für die Politik von morgen wichtig werden.
«Alleine denken ist kriminell», lautet euer Jubiläumsmotto. Ihr setzt auf gemeinsame Denkprozesse, auf ein Netz von Nachdenkenden. Wer beteiligt sich daran? Beim Modell der allgemeinen Erwerbsversicherung bestand die Kerngruppe aus einer Hochschulprofessorin, einer Armutsbetroffenen, einer Sozialarbeiterin, einem Gemeindepräsidenten und einem Gewerkschaftsfunktionär. Es haben also Menschen aus ganz verschiedenen Erfahrungsbereichen gemeinsam eine Sache durchgedacht und Lösungen erarbeitet. Diese «demokratische Expertise» ist wichtig. Sie bildet einen Kontrapunkt zur neoliberalen Zeit, die das Alleine-Denken fördert. Alle wollen sich selber auszeichnen, alleine publizieren und damit die eigene Karriere fördern.
Versteht sich das Denknetz als Alternative zum Thinktank von Avenir Suisse? Wir schauen nicht auf Avenir Suisse, um etwas anderes zum
Die Themen Migration, Kontingentierungspolitik und bilaterale Verträge werden uns jahre lang stark beschäftigen. Die durch die Finanzmärkte geschaffenen Probleme sind noch weitgehend ungelöst. Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich weiter. Es geht um die zentrale Frage, wer über den Reichtum verfügen soll, der heute in den Finanzmärkten steckt und dort immer wieder spekulatives Unheil anrichtet. Gelingt es uns, diesen Reichtum zurückzuholen und ihn zum Beispiel für öffentliche Betreuungsdienste oder für den ökologischen Umbau fruchtbar zu machen?
Das Denknetz ist publizistisch sehr aktiv. «Die überflüssige Schweiz» heisst die neuste Streitschrift. Wird die Schweiz überflüssig? Wer die Schweiz nur zum Standort-Anhängsel von Konzernen macht, macht sie überflüssig. Wenn wir uns zu immer neuen Steuersenkungen zwingen lassen, fehlt die Substanz für öffentliche Aufgaben. Überflüssig machen wir uns auch, wenn wir uns abschotten. Wir müssen die Schweiz als soziales und demokratisches Land neu entwickeln, als ein Land, das die Kraft hat, den Neoliberalismus zurückzudämmen und der Fremdenfeindlichkeit zu widerstehen.
Beat Ringger ist Zentralsekretär des VPOD und geschäftsführender Sekretär des Denknetzes. Dem Verein gehören rund 900 Einzel mitglieder und eine Reihe von Kollektivmitgliedern an, darunter auch syndicom. Am 29. November feiert Denknetz im Volkshaus Zürich sein 10-jähriges Bestehen. Mehr Informationen: www.denknetz-online.ch.
Verein Denknetz Das Denknetz wurde im April 2004 als unabhängiger Verein gegründet. 900 Personen sind Einzelmitglieder (Stand Sommer 2014), unter den Kollektivmitgliedern finden sich das Schweizerische Arbeiterhilfswerk SAH, die Sozialdemokratische Partei der Schweiz SPS, der Schwei zerische Gewerkschaftsbund SGB, die Gewerkschaft Unia, der Verband des Personals öffentlicher Dienste VPOD, die Gewerkschaft syndicom, der Schweizerische Eisenbah ner-Verband SEV und die JungsozialistInnen JUSO. Grundwerte Das Denknetz ist gleicher massen den Grundwerten der Freiheit, der Gleichheit und der Solidarität verpflichtet. Es befürwortet eine Auswei tung der Demokratie auf alle relevanten gesellschaftlichen Prozesse, auch auf die zentralen Entscheide über die Verwendung der ökonomi schen Ressourcen. Themen Die Kernthemen sind Grundfragen der Wirtschafts-, Sozial-, und Agrarpolitik, unter Einbezug vernetzter Themenfelder wie der Bildungs-, Umwelt- oder Migrationspolitik. Care, Genderfragen und globale Aspekte sind TransversalThemen, die in allen Berei chen beachtet werden. Zweck Das Denknetz will dazu beitragen, dass Emanzipati on, Befreiung und soziale Gerechtigkeit eine Renais sance erleben und in Einklang mit den Geboten der Nachhal tigkeit gebracht werden. Das Denknetz will Diskursnetze mit sozialkritischer Ausrich tung aufbauen und dabei Leute aus Forschung und Lehre mit AkteurInnen aus NGO, Gewerkschaften, Parteien und Bewegungen zusammenführen. Das Denknetz entwickelt gesell schaftliche Orientierungsan gebote und erarbeitet politische Reformvorschläge, ohne selbst politischer Akteur zu sein: Die Impulse, die es vermittelt, müssen von anderen Organisationen aufgenommen und in die politische Auseinanderset zung getragen werden. Damit will sich das Denknetz den Charakter einer offenen Plattform bewahren. Aus dem Denknetz-Jahres bericht.
Logistik Sektoren | 5
syndicom | Nr. 13 | 7. November 2014 Die Post im Wandel der Zeit
Das Ende einer Postdynastie
Viele Hilfeleistungen Als Posthalter hat Nydegger im Gebiet rund um Sangernboden verschiedenste Tätigkeiten wahrgenommen. «Ich konnte mir Zeit lassen für die Leute und an ihrem Alltag teilhaben», sagt er. So verwaltete er neben der Post auch die Bankstelle und griff den Leuten auch im Kleinen unter die Arme. Wenn nötig, half er zum Beispiel den äl-
© zvg
«Eigentlich wollte ich ja gar nie bei der Post arbeiten», erzählt Hansruedi Nydegger schmunzelnd. Im Gegensatz zu seinen beiden Schwestern, die beide eine Ausbildung als Postschalter-Beamtinnen machten, hat er zuerst Automechaniker gelernt. Als er sich im Jahr 1976 doch noch zu einer Ausbildung bei der Post hinreissen liess, folgte auch er dem Beispiel seiner Vorfahren (siehe Kasten). Denn bereits sein Urgrossvater Friedrich hatte ab 1877 bei der Post gearbeitet. Auf ihn folgte der Grossvater Wilhelm (siehe Bild), und auch sein Vater Alfred war ab 1944 bei der Post angestellt. Im Jahr 1960 übernahmen seine Eltern schliesslich die Stelle als Posthalter in Sangernboden. Hansruedi Nydegger arbeitete zuerst als Briefträger, später am Schalter und auf der Generaldirektion. 1984 übernahm er zusammen mit seiner Frau Susanne die Poststelle in Sangernboden. Die Zeit dort behält er in guter Erinnerung. «Die Arbeit war sehr befriedigend, weil ich immer wusste, dass ich gebraucht wurde», so Nydegger.
© Corinne Aeberhard
Die Familie Nydegger war über vier Generationen hinweg bei der Post tätig. Bis zur Schliessung der Poststelle war Hansruedi Nydegger Posthalter von Sangernboden (BE). Die letzten elf Jahre arbeitete er in Plaffeien (FR). Wenn er jetzt in Pension geht, endet eine 137-jährige Familientradition. Louis Riedo
Zwei Vertreter des Posthalterclans ∙ Links Hansruedi Nydegger, rechts der Grossvater Wilhelm.
teren Damen auf abgelegenen Höfen dabei, die Gasflaschen zu wechseln, oder erledigte für die Leute Einkäufe. Einmal assistierte er sogar bei einer Kuhgeburt. Zudem hat er auf seine Kunden aufgepasst, hat nachgesehen, ob alles in Ordnung ist. Dabei war er für die Leute stets eine Ansprechperson. «Meist habe ich einfach zugehört und nichts gesagt. Wichtig war auch, dass die Leute wussten, dass ich vom Erzählten nichts weitersage», erinnert er sich.
Zu Fuss und auf Skiern Seine grossen Touren durch die Gegend um Sangernboden hat Hansruedi Nydegger im Winter oft zu Fuss bewältigt. «Wenn es viel Schnee gegeben hatte, habe ich mich oft entschieden, zu laufen, statt mit dem Auto ein Risiko einzugehen», sagt er. Wenn er doch mit dem Auto unterwegs war, habe er für den Fall der Fälle immer eine Schaufel dabeigehabt. Oft hat er die Post im Winter auch auf den Skiern ausgeliefert.
Arbeits- und Ruhezeit für Motorfahrzeugführerinnen
Plötzlich nicht mehr der eigene Chef Im Frühling des Jahres 2002 zogen dunkle Wolken auf: Die Poststelle in Sangernboden wurde geschlossen. Hansruedi Nydeg ger arbeitete die kommenden elf Jahre auf der Dienststelle in Plaffeien. «Diese Umstellung war für mich schon ziemlich happig», sagt er. «Für mich als Alphatier war es schwierig, nicht mehr der eigene Chef zu sein.» Auf Ende Mai geht Hansruedi Nydegger nun in Pension. Er
Familie Nydegger: Vier Generationen im Dienste der Post Alles begann am 12. Oktober 1877. Damals wurde der Urgrossvater von Hansruedi Nydegger, Friedrich Nydegger (1849–1921), bei der Post angestellt. Die Postarbeit war damals noch ein Nebenerwerb mit einem Jahreslohn von lediglich 350 Franken. Auch Grossvater Wilhelm Nydegger (1883–1963) wurde schon früh mit dem Pöstler-Virus angesteckt, lernte aber daneben auch den Beruf des AutomobilWagners. Als er im Ersten Weltkrieg Dienst leistete, musste die ganze daheim gebliebene Familie dafür sorgen, dass der Postdienst in Sangernboden aufrecht erhalten werden konnte. Vater Alfred Nydegger (1919–1985) war in Teilzeit bei der Post angestellt und arbeitete nebenher als Tagelöhner. Nach seinem Dienst im Zweiten Weltkrieg wurde er 1944 bei der Post angestellt, 1960 wurde er Posthalter von Sangernbo den. Sein Sohn Hansruedi Nydegger (geboren 1952) übernahm die Poststelle im Jahr 1984 und führte sie bis zu ihrer Schliessung im Jahr 2002. (lr)
wolle sich aber weiterhin den Leuten in seiner Umgebung widmen. «Ich habe mir vorgenommen, wieder vermehrt bei all den Leuten in der Umgebung vorbeizuschauen, um einen Kaffee trinken zu gehen. Jetzt habe ich ja wieder Zeit.»
Erstdruck: «Freiburger Nachrich ten» vom 22. Mai
GAV Post
syndicom fordert Einhaltung der Ruhezeiten für Chauffeure und Chauffeurinnen
Jetzt gehen die Verhandlungen zum GAV Post weiter
Die Transportgewerkschaften syn dicom und Unia haben genug vom Schlendrian bei der Umsetzung der Verordnung über die Arbeitsund Ruhezeit der berufsmässigen MotorfahrzeugführerInnen (sog. Chauffeurverordnung, ARV 1). Sie fordern eine Regelung, mit der die Arbeitgeber in die Pflicht genom men werden. Regelmässig werden bei Kontrol len Verletzungen der Verordnung festgestellt. Bestraft werden in der Regel nicht die Arbeitgeber, die für die Fahrtenplanung verantwortlich sind, sondern die Chauffeure und Chauffeurinnen, die unter gros sem Zeitdruck arbeiten. Die Ge werkschaften syndicom und Unia
Nach der Einigung der Spitzen von Post und Gewerkschaften sind die Verhandlungen zum Gesamtar beitsvertrag Post am 29. Oktober wieder aufgenommen worden. Die Sozialpartner haben sich zum Ziel gesetzt, dass der neue GAV am 1. Januar 2016 in Kraft tritt.
fordern eine Änderung dieser Pra xis: Wie in der EU sollen auch in der Schweiz die Arbeitgeber für Miss achtungen der Ruhezeiten in die Pflicht genommen werden. Faire Arbeitsbedingungen für mehr Sicherheit Die ARV sagt klar: Der Arbeitgeber muss dem Arbeitnehmer, der Ar beitnehmerin die Arbeit so zutei len, dass er oder sie die Bestimmun gen über die Arbeits-, Lenk- und Ruhezeit einhalten kann. Diese Regelung wird aber kaum ein gehalten: Ein Kontrolleur, der wö chentlich über 3000 FahrerInnenKarten auswertet, gab gegenüber der «Aargauer Zeitung» zu Proto
koll, dass gerade einmal 5 Prozent davon «sauber» seien. ÄNDERUNG GEFORDERT! Kommt ein Fall ans Licht, müssen heute die Fahrer und Fahrerinnen beweisen, dass sie unschuldig sind. Sie müssten also gegen ihre Vorge setzten aussagen. Eine solche Pra xis schützt den Chef und setzt die FahrerInnen unter Druck – mit ne gativen Folgen für die Sicherheit im Verkehr. Um auf die Rechtslage aufmerk sam zu machen, verteilten Unia und syndicom am 7. Oktober auf dem Autobahnrastplatz Würenlos Informationen an die Chauffeure und Chauffeurinnen. (red/unia)
Neustart nach der Pause Anfang Oktober hatten die Gewerk schaft syndicom und der Personal verband Transfair der Post ihre For derungen für den weiteren Verlauf der Verhandlungen überreicht. Die Delegierten der Teilsektorenkon ferenz von syndicom hatten am 26. September dazu ein 10-Punk te-Programm verabschiedet (In
fos: www.syndicom.ch/gav_post). Die Gewerkschaften wollen nun nach der viermonatigen Verhand lungspause kritische Themen wie Arbeitszeit und Lohnsystematik nochmals neu diskutieren. Ziel: neuer GAV ab 2016 Es ist geplant, dass die Post und die Gewerkschaften die Ergebnisse der Verhandlungen im zweiten Quartal 2015 ihren Gremien zur Ratifizie rung vorlegen. Für die Mitarbeitenden ändert sich bis zur Inkraftsetzung des neuen GAV punkto Anstellungsbedingun gen nichts: Sämtliche bestehenden Arbeitsverhältnisse werden unver ändert weitergeführt. (red)
6 | Sektoren Telecom/IT
syndicom | Nr. 13 | 7. November 2014
Sektorkonferenz Telecom/IT
Synergien suchen mit dem SEV?
© Jens Friedrich
Der Sektor Telecom/IT von syndicom hat sich eine vereinfachte Struktur gegeben und erstmals einen Sektorvorstand eingesetzt. An die syndicom-Delegiertenversammlung vom 30. November gelangt der Sektor mit einem Antrag, der die Prüfung von Kooperationsmöglichkeiten mit dem SEV fordert. Franz Schori*
Der Erste Sektorvorstand Telecom/IT bei syndicom · (von links) Marina Parazzini, Cornelia Ziehler, Danilo Ravelli, Renato Zanello, Pascal Wicht, Urs Scheuble, Martin Pfulg, Hugo Meier, Marcel Friedrich, Chih Hou Liu, Peter Siegrist, Elöd Mata, Hansruedi Schläppi, Pascal Guinnard, Pascal Bassu (auf dem Bild fehlen Jessica Jacomino, Catherine Liengme, Sébastien Bourquin, Daniel Ferretti, Christian Lukassen und Urs Zumbach).
«Wir wollen unsere GAV-Politik vorantreiben – immer ausgehend von den Personalvertretungen», so führte Sektorleiter Giorgio Pardini in die Sektor bilanz 2014 ein. Auch in diesem Jahr machte der Sektor Telecom/IT in der GAV-Politik einige wichtige Schritte: Sowohl in der Call-Center-Branche als auch im Netzbau steht der Abschluss neuer Firmen-GAVs kurz bevor.
Weg, ein kompliziertes GAVKonstrukt zu vereinfachen. Und bei Swisscom hat der Sektor Telecom/IT den Themenbereich «Work-Life-Balance – Entgrenzung der Arbeit» vorangebracht, und es kann davon ausgegangen werden, dass bei der nächsten GAV-Weiterentwicklung weitere Marksteine für die ganze ICTBranche verankert werden können.
Netzbau
Johnson Controls
Zentralsekretär Daniel Münger wies auf das Zukunftspotenzial der Netzbaubranche hin und betonte, der Abschluss eines weiteren Firmen-GAV neben dem GAV mit Cablex und Saphir Group sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem Branchen-GAV.
Leider ist in der GAV-Politik auch ein Rückschritt zu verzeichnen: Nachdem Johnson Controls den Swisscom-Auftrag verloren hat, hat Johnson Controls den GAV mit syndicom und der Unia gekündigt.
den Sektor Telecom/IT sein, Syn ergien zu finden, die Effizienz der Arbeit zu steigern und letztlich auch Einsparungen vorzunehmen. Mit der ersten Überarbeitung des Sektor- und Branchenreglements hat der Sektor Telecom/ IT einen Sektorvorstand geschaffen, dem alle Präsidien der Firmenvorstände im Sektor angehören (siehe Bild und Kasten). Gleichzeitig hat der Sektor seine Struktur vereinfacht, indem die Sektor-Delegiertenversammlung durch die Sektorkonferenz ersetzt wurde. Diese ist eine Vollversammlung aller Mitglieder von Firmen- und Sektionsvorständen und der Personalvertretungen im Sektor Telecom/IT.
Kooperat ionen mit SEV?
Delegierte best immt
Einstimmig verabschiedete die Sektorkonferenz einen Antrag an die Delegiertenversammlung, mit dem SEV, der Gewerkschaft des Verkehrspersonals, Kooperationen auf der politischen, organisatorischen und administrativen Ebene zu prüfen. Auslöser ist die seit Jahren negative Mitgliederentwicklung und dass sich ein möglicher Turnaround nur vereinzelt und ungenügend erkennen lässt. Das Ziel der Kooperation muss für
Die Sektorkonferenz befasste sich auch mit der Ende November anstehenden syndicom-Delegiertenversammlung und nominierte einstimmig Cornelia Ziehler als Nachfolgerin für den zurücktretenden Gilles Rodari. Cornelia Ziehler ist engagierte Vizepräsidentin des Firmenvorstands und kompetentes Mitglied der Personalvertretung bei Sunrise.
Call-Center Ähnliches gilt laut Münger auch für die Call-Center-Branche: während der GAV-Verhandlungen mit einem Call-Center habe sich ein zweites Call-Center symbolisch mit an den Verhandlungstisch gesetzt und werde den GAV ebenfalls unterzeichnen.
Skyguide und Swisscom Bei Skyguide befindet sich der Sektor Telecom/IT auf gutem
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* Fachsekretär Telecom/IT
Pascal Bassu Sébastien Bourquin Daniel Ferretti Marcel Friedrich Pascal Guinnard Jessica Jacomino Catherine Liengme Chih Hou Liu Christian Lukassen Elöd Mata Hugo Meier Marina Parazzini Martin Pfulg Danilo Ravelli Urs Scheuble Hansruedi Schläppi Peter Siegrist Pascal Wicht Renato Zanello Cornelia Ziehler Urs Zumbach
Präsident Firmenvorstand Swisscom Schweiz Präsident Firmenvorstand Swisscom ITS Vizepräsident Firmenvorstand Skyguide Präsident Firmenvorstand Johnson Controls Vizepräsident Firmenvorstand Cablex Vizepräsidentin Firmenvorstand UPC Cablecom Vizepräsidentin Firmenvorstand Swisscom Schweiz Vizepräsident Firmenvorstand Local.ch Präsident Firmenvorstand Sunrise Vizepräsident Firmenvorstand Swisscom Schweiz Präsident Firmenvorstand Local.ch Co-Präsidentin Firmenvorstand Swisscom Group Präsident Firmenvorstand Swisscom Broadcast Vizepräsident Firmenvorstand Cablex Co-Präsident Firmenvorstand Swisscom Group Vizepräsident Firmenvorstand Swisscom ITS Präsident Firmenvorstand UPC Cablecom Präsident Firmenvorstand Cablex Präsident Firmenvorstand Skyguide Vizepräsidentin Firmenvorstand Sunrise Vizepräsident Firmenvorstand Swisscom Schweiz
Work-Life-Balance
Einladung zur Fachtagung «Entgrenzung der Arbeit» Freitag, 21. November 2014, 10.15 Uhr bis ca. 16.30 Uhr Hotel-Restaurant Jardin, Militärstrasse 38, 3014 Bern In Zeiten des rasanten technologischen Wandels wird die Grenze zwischen Arbeit und Privatleben zunehmend aufgehoben. Ständige Verfügbarkeit wird vielerorts vorausgesetzt, und eine Abgrenzung von Arbeit und Freizeit – im Sinne einer ausgeglichenen Work-Life-Balance – wird zum Drahtseilakt. Dies hat Folgen für das Privatleben und die Gesundheit. Programm 09.30 Uhr Begrüssungskaffee 10.15 Uhr Begrüssung: Daniel Münger, Zentralsekretär Telecom/IT bei syndicom 10.20 Uhr Dr. sc. nat. ETH Maggie Graf, Ressortleiterin Arbeit und Gesundheit beim Seco 10.45 Uhr Prof. Dr. Ueli Mäder, Professor für Soziologie an der Universi tät Basel und an der Hochschule für Soziale Arbeit (FHNW) 11.10 Uhr Pause 11.35 Uhr Klaus Pickshaus, Bereichsleiter Arbeitsgestaltung und Qualifizierungspolitik bei der IG Metall, freischaffender Publizist und Referent 12.00 Uhr Luca Cirigliano, Zentralsekretär für Arbeitsrecht und Arbeits sicherheit, Schweizerischer Gewerkschaftsbund 12.25 Uhr Mittagessen 14.00 Uhr Giorgio Pardini, Leiter Sektor Telecom/IT bei syndicom 15.00 Uhr Pause 15.15 Uhr Podiumsdiskussion mit den ReferentInnen und Dr. Hans C. Werner, Chief Personnel Officer, Mitglied der SwisscomKonzernleitung; Moderation: Matthias Preisser, Journalist 16.15 Uhr Schlusswort: Daniel Münger 16.20 Uhr Apéro Fr. 450.– für Nicht-Mitglieder, kostenlos für syndicom-Mitglieder. Anmeldung bis zum 7. November an telecom@syndicom.ch.
Medien Sektoren | 7
syndicom | Nr. 13 | 7. November 2014 Arbeitszeiterfassung
Es ist Arbeit, keine freiwillige Sklaverei Auf den Redaktionen werden Arbeitszeiten seit jeher nicht erfasst. Dies verstösst gegen das Arbeitsgesetz und den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz. syndicom hat zusammen mit der Journalistenorganisation Impressum vier Medienhäuser beim Arbeits inspektorat angezeigt. Ziel ist es, die Arbeitgeber an den Verhandlungstisch für einen Gesamtarbeitsvertrag zu zwingen. Judith Stofer Das Thema Arbeitszeiterfassung war bis vor einigen Jahren ein eigentliches Tabuthema unter den Journalistinnen und Journalisten. Wer sich für Arbeitszeiterfassung aussprach, wurde schnell einmal in die Ecke der Erbsenzähler gestellt.
Die Bankbranche macht es vor Die Sozialpartner in der Bankbranche – es handelt sich dabei um den Schweizerischen Bankpersonalverband, KV Schweiz und den Arbeitgeberverband Banken – haben sich nach dem GAV-Abschluss im April auch über eine Branchenlösung für die Arbeitszeiterfas sung geeinigt. Die Mitte September ausgehandelte Lösung sieht vor, dass Angestellte mit einem jährlichen Basissalär über 132 000 Franken (exklusive Boni) auf eine Arbeitszeiterfassung verzichten können, sofern sie gleichzeitig über ein «ausgeprägtes Mass an Zeitsouveränität» verfügen. Die Vereinbarung kann zurzeit nicht umgesetzt werden, da eine gesetzliche Grundlage auf Ebene Bund fehlt. Im Parlament sind drei Motionen hängig, die eine Gesetzes revision verlangen. Bis Ende Jahr will das federführende Seco eine Lösung präsentieren. (jst)
Der GAV st immte für alle Medienschaffende waren stolz darauf, dass sie über eine gewisse Zeitautonomie verfügten und die Arbeitsinhalte weitgehend selber bestimmen konnten. Dafür nahmen sie unregelmässige Arbeitszeiten sowie Nachtund Sonntagsarbeit in Kauf. Im alten Gesamtarbeitsvertrag (GAV) für die Medienbranche der Deutschschweiz und des Tessins hiess es darum unter dem Kapitel Arbeitszeit lapidar, dass das Medienunternehmen bei der Festlegung von Arbeitszeit und Dienstplänen auf die Bedürfnisse der Angestellten mit Familien- und Betreuungspflichten «Rücksicht nimmt». Immerhin sah der GAV für regelmässige Nacht- und/oder Sonntagsarbeit einen Anspruch auf sechs zusätzliche arbeitsfreie Tage vor. Zudem wurden im GAV, der auch die freien JournalistInnen mit einbezog, weitere essenzielle Punkte wie Löhne, Urheberrecht, Mitwirkung sowie Aus- und Weiterbildung geregelt, sodass das Gesamtpaket für alle Seiten stimmte.
Arbeitsbedingungen massiv unter Druck Seit der Kündigung des GAV durch den Verband Schweizer Medien (VSM) vor zehn Jahren gerieten die Arbeitsbedingungen, Urheberrechte, Löhne und Honorare immer mehr unter Druck. Die Verleger bauten praktisch in allen Medien massiv Stellen ab. «Die Redaktionen müssen mit immer weniger Personal auskommen und aufgrund der Digitalisierung zusätzliche Aufgaben bewältigen», so bringt es syndicom-Zentralsekretärin Stephanie Vonarburg auf den Punkt. Arbeitszeiten von zwölf Stunden seien an der Tagesordnung, Wochenendeinsätze könnten kaum kompensiert werden, zwei und mehr Artikel täglich mit gleichzeitiger Vermarktung über Twitter, soziale Medien und Web-Teaser seien üblich, zusätzliches Bild- und Videomaterial ein Muss. «Kompensations- und Erholungsmöglichkeiten für intensive Arbeitsphasen fehlen gänzlich, eine gesunde Work-Life-Balance ist
nander Ringier, Tamedia und die NZZ-Gruppe bei den Arbeitsinspektoraten wegen fehlender Arbeitszeiterfassung auf den Redaktionen an, im Oktober folgte die Anzeige der Ostschweizer Mediengruppe Zehnder, die in 17 Regionen 23 Gratis- und Wochenzeitungen herausgibt.
Kopflose Tamedia
kaum machbar», betont Stephanie Vonarburg.
«Jetzt schlägts 13!» Weil aufgrund des GAV-losen Zustandes sozialpartnerschaftliche Lösungen in der Medienbranche komplett fehlen, kommt das nationale Arbeitsgesetz (ArG) zum Zug. «Ziel des Arbeitsgesetzes ist der Gesundheitsschutz der Arbeitnehmenden», führte Corina Müller an einer Tagung von syndicom und Impressum am 13. Juni in Zürich aus. Müller, Ressortleiterin Arbeitnehmer-
schutz beim Seco, wies darauf hin, dass die Arbeitszeitregelung und damit auch die Arbeitszeiterfassung ein Kernstück des öffentlichen Arbeitsrechts ist. Im Klartext bedeutet dies: die Arbeitgeber in der Medienbranche sind verpflichtet, die Arbeitszeit der Angestellten zu erfassen, um deren Gesundheitsschutz zu garantieren. Mangels sozialpartnerschaftlichen Dialogs haben syndicom und Impressum die Notbremse gezogen. Im Rahmen der Aktionsreihe «Jetzt schlägts 13!» zeigten sie nachei-
Zehnder liess umgehend verlauten, dass man die Arbeitszeiterfassung für JournalistInnen einführe. Mehr Mühe mit der Pflicht zur Zeiterfassung zeigte Tamedia. Offensichtlich war sie vom Arbeitsinspektorat aufgefordert worden, ein Zeiterfassungssystem auf den Redaktionen einzuführen. «Die Personalabteilung hat Mitte September Hals über Kopf eine Excel-Tabelle eingeführt, die kompliziert und für die Redaktionen untauglich ist», sagt Stephanie Vonarburg. Es sei darum kein Wunder, dass diese Kurzschlusshandlung bei den JournalistInnen schlecht ange-
Branchenkonferenz Presse und elektronische Medien
Vertragsloser Zustand schweisst Verbände zusammen Die Idee einer neuen gemeinsamen Mediengewerkschaft erhält Auftrieb: syndicom, Impressum und SSM wollen enger zusammenarbeiten und Doppelspurigkeiten vermeiden. Die syndicom-Mitglieder haben dies an der Branchenkonferenz zur Kenntnis genommen. «Bei den Verbandsverantwortlichen wächst die Einsicht, dass wir nicht so weitermachen wollen wie bisher», sagte Sina Bühler (Co-Präsidentin der Branche Presse bei syndicom) an der Branchenkonferenz in Freiburg. Erste Gespräche fanden auf Ebene der Branchenvorstände statt. Gemeinsamkeiten gibt es schon lange: syndicom und Impressum geben das Medienmagazin «Edito+Klartext» heraus, führen
solidarisch den Kampf um den neuen GAV und haben dazu unter dem Titel «Jetzt schlägts 13» diverse Aktionen durchgeführt (siehe Haupttext). Ein Fusionsprojekt ist bereits fortgeschrittener: der gewünschte Zusammenschluss der Pensionskassen PKJ von Impressum und Freelance von syndicom. Beide Kassen haben rund 500 Versicherte und eine solide Deckung. Ziel ist der Start der neuen Kasse auf Anfang 2017. syndicom und Impressum wollen junge Berufsleute verstärkt für den GAV sensibilisieren und damit einen Kontrapunkt setzen zur Bereitschaft vieler Neueinsteigender zu Billigstarbeit auf den Redaktionen. Eine Kreativgruppe plant den Aufbau
einer interaktiven Plattform. Mit der Durchführung der Branchenkonferenz in Freiburg zeigte syndicom die Verbundenheit mit den welschen Kolleginnen und Kollegen, die ihrerseits die Unterstützung von syndicom bei den GAV-Verhandlungen begrüs sen. Die CCT, Convention Collective de Travail, ist seit Beginn dieses Jahres in Kraft. syndicom blieb als Sozialpartnerin bisher aussen vor und steht nun im Gespräch mit Médias Suisses. Allenfalls wird syndi com die Anerkennung gerichtlich erstreiten müssen.
Daniel Vonlanthen Die vollständige Fassung dieses Textes findet sich auf syndicom.ch.
kommen ist. Vonarburg weist darauf hin, dass es tauglichere Instrumente gibt, darunter auch mobile Apps. Die Medienschaffenden dürften nicht gepiesackt werden.
«Sozialpartnerschaft ja, aber ohne GAV» Auch für den Verlegerverband VSM ist die Einführung eines zeitgemässen Arbeitszeiterfassungsmodells ein Anliegen. Er verweist auf die Branchenlösung Banken (siehe Kasten), die Mitte September zustande gekommen ist. Die neue Direktorin von Schweizer Medien und ehemalige Journalistin Verena Vonarburg führt aus, dass sie deswegen Gespräche mit den Sozialpartnern, den Behörden von Stadt und Kanton Zürich sowie mit dem Seco geführt hätten. «Eine rigide Arbeitszeiterfassung ist auf keinen Fall im Sinn der Medienschaffenden», sagt sie. Der VSM habe zahlreiche besorgte Rückmeldungen von Medienschaffenden erhalten, die vor der Gefahr von Stempeluhren gewarnt hätten. Stephanie Vonarburg bestätigt die Gespräche mit dem VSM. Die Verleger seien indes einzig bereit gewesen, das Thema Arbeitszeiterfassung isoliert anzuschauen, nicht im Kontext der gesamten Arbeitsbedingungen und eines GAV. Den Verlegern gehe es ganz offensichtlich nur um die Erledigung eines lästigen kleinen Problems. Den Journalistenverbänden gehe es darum, die Arbeitsüberlastung und die sich verschlechternden Arbeitsund Lohnbedingungen gezielt anzupacken. «Wir sind bereit, für eine Branchenlösung Hand zu bieten, wenn diese zwischen den Sozialpartnern verhandelt wird und Teil eines Gesamtarbeitsvertrags ist – wie dies uns die Bankbranche vorgemacht hat», stellt die syndicom-Zentralsekretärin klar.
8 | Sektoren Medien GAV Grafische Industrie
syndicom | Nr. 13 | 7. November 2014 26. Tag der typografie 2014
Vertrauensbruch Viscom hat den Prozess zur Allgemeinverbindlichkeits-Erklärung gestoppt. Wir prüfen eine Klage.
Iistige – Usstige Anne-Frederike Heinrich – «Werbewoche», Co-Chefredak torin. Neu: Chefredaktorin. Gaël Hurlimann – IKRK, Leiter Digitale Kommunikati on. Neu: Ringier Romandie, Online-Chefredaktor. Philipp Christof Mäder – «Aargauer Zeitung», Wirt schaftschef. Neu: «Schweizer Illustrierte», Nachrichtenchef. Min-Li Marti – Freie Kolumnistin, Campaignerin. Neu: «PS», Herausgeberin. Karin Müller – BCS Sachsen, Programmdirektorin. Neu: Telebasel, Chefredakto rin. Clifford Padevit – «Finanz und Wirtschaft», Korrespon dent. Neu: Stv. Chefredaktor. Daniel Steinvorth – «Der Spiegel», Nahost-Redaktor. Neu: NZZ, Nahost-Redaktor. Anzeige
zu dämpfen. Wenn einzelne Unternehmen sich nun auch weiterhin nicht an die Spielregeln halten müssen, können sie via Sozialdumping bei Löhnen, Zuschlägen, Ferien, Versicherungen die Preise weiter drücken. Was ist das immer wieder vorgebrachte Argument gegen die AVE? Es geht um den Artikel 223.4: Personen, denen auf Grund des aktuellen GAV die Zuschläge gekürzt werden, haben eine Lohngarantie, d. h. ihnen steht ein Lohnausgleich zu. Dieser kleine Absatz kann nicht allgemeinverbindlich erklärt werden (gemäss Seco-Richtlinien), daher benachteilige er die Viscom-Mitglieder. Theoretisch ist das wohl wahr, aber in der Praxis kennen weder wir noch der Viscom auch nur einen Betrieb aus serhalb des GAV-Bereichs, der höhere Zuschläge zahlte als die im GAV vorgeschriebenen! Da dieses Argument nicht haltbar war, hat sich der Viscom auf das Thema Kontrollorgan eingeschossen. Obwohl allen Verhandlungspartnern klar war, dass das Gesetz für allgemeinverbindlich erklärte Gesamtarbeitsverträge ein Kontrollorgan vorschreibt, wird nun behauptet, dieses stünde so nicht im GAV, und die AVE könne deshalb nicht beantragt werden. Gedächtnisschwäche? Wir hatten in den Verhandlungen mehrfach darauf hingewiesen. Da Viscom die AVE aber bis zum letzten Moment ablehnte, wurde natürlich auch nicht über das AVE-Kontrollorgan verhandelt. Wir prüfen nun eine Klage und sind gespannt, was Viscom vorzuschlagen hat, um die zerrüttete Sozialpartnerschaft wieder auf eine einigermassen vernünftige Basis zu stellen.
Niklaus Dähler, Präsident Branche Grafische Industrie
Stephan Bundi im Technopark gen über einen längeren Zeitraum. Ideen fallen mir ein oder zu, meist im Alltag, selten am Arbeitsplatz. Beim Umsetzen verwende ich jene Technik, mit der ich die Aussage am besten formulieren kann. Die Richtigkeit einer gestalterischen Umsetzung ist weitgehend messbar, daher ist die Herausforderung geringer.
Der sechsundzwanzigste von syndicom veranstaltete Tag der Typografie bietet einmal mehr interessante Einblicke. Unter den sieben hochkarätigen Referenten und Referentinnen am 16. November im Technopark Zürich ist der Berner Stephan Bundi – einer der weltweit am häufigsten ausgezeichneten Grafikdesigner und Plakatgestalter, eine Koryphäe der Visuellen Kommunikation.
Was erachten Sie als Ihren bisher grössten professionellen Erfolg?
© zvg
Nun haben wir es Schwarz auf Weiss, auf den Viscom ist kein Verlass. In einem Brief vom 17. September teilt uns der Arbeitgeberverband der grafischen Industrie mit, dass er aus dem Prozess der Allgemeinverbindlichkeitserklärung (AVE) des GAV 2013–2015 aussteigt. In der Verbandszeitschrift «viscom» vom 30. 9. und anlässlich eines Gesprächs zwischen den Verbandspräsidenten bestätigte er das noch einmal. Für uns ist das ein Frust: Mit dieser Haltung vergrössert der Arbeitgeberverband die Schwierigkeiten, mit denen die grafische Industrie – vor allem deren industrieller Teil – kämpft. Die Allgemeinverbindlichkeit wäre ein taugliches Mittel, den brutalen Preiskampf in der Druckbranche
Stephan Bundi, welche K riterien definieren gutes Grafikdesign? Gutes Grafikdesign heisst: überraschende, ansprechende, allenfalls irritierende Bilder finden oder erfinden, die eine Botschaft für eine bestimmte Zielgruppe visuell wirksam kommunizieren.
Was ist herausfordernder für Sie: die Idee zu entwickeln oder die Idee gestalterisch umzusetzen? Ideen sind manchmal schon da, bevor der Auftraggeber seinen Auftrag fertig formuliert hat; manchmal ist es ein zähes Rin-
Als Designer vielleicht die Aufnahme meiner Arbeiten in die Sammlung des MoMa in New York. Als Fachmann ist es vielleicht die Aufnahme in die AGI. Als Lehrer ist es vielleicht die Ernennung zum Gastprofessor auf Lebenszeit an der grössten chinesischen Universität der Künste, in Nanjing.
Welche richtungweisenden, vielversprechenden Entwicklungen beobachten Sie in der Branche der Visuellen Kommunikation? Durch die digitale Revolution hat sich die Satz- und Drucktechnologie ebenso radikal verändert wie der Gestaltungsprozess. Der Bilderrausch – immer farbiger und immer öfter bewegt – hat die visuelle Sprache verändert. Es ist anspruchsvoller geworden, Bilder zu erfinden und zu gestalten, die auf sich aufmerksam machen. Logos, Plakate, Illustrationen, Infografiken
werden zunehmend animiert. Ein Animationsstudio, das früher kaum erschwinglich war, kann heute preiswert in einem Rechner eingerichtet werden.
Welche Ratschläge möchten Sie der jungen Generation von Grafikdesignern mit auf den Weg geben? Wer vom Publikum ernst genommen werden will, muss das Publikum ernst nehmen. Einen Kunden nimmt man ernst, indem man nicht unreflektiert macht, was dieser will, sondern macht, was für sein Produkt oder seine Dienstleistung richtig ist. Eine gute Arbeit propagiert sich selbst. Man muss eine möglichst hohe Fachkompetenz ausweisen, so gelangt man an Auftraggeber, die einem bleiben und die anständig honorieren. Ich glaube nicht an Netzwerke, die bei genauer Betrachtung oft nur Vetternwirtschaft bedeuten und langfristig nicht tragfähig sind. Arbeitet redlich, also ohne Netz(werk) und doppelten Boden. Prüft alle Ratschläge (besonders von Dozierenden), ob ihr sie euch aneignen könnt, ob sie für euer Ziel hilfreich sind oder nicht. Überprüft den Leistungsausweis des Ratgebers: ob sein Werk für euch eine Bedeutung hat, ob ihr es respektieren könnt oder nicht.
Interview: Naomi Kunz www.atelierbundi.ch
Frauen Interessengruppen | 9
syndicom | Nr. 13 | 7. November 2014 Frauenkommission SGB
Keine Erhöhung des Rentenalters! Lohnkontrolle!
Der Himmel der SGB-Kongressbühne war voll von Blitz und Donner. Diese metaphorische Drohung sollte der Politik zeigen, was ihr bevorsteht, wenn sie die Anliegen der Gleichstellung weiterhin an den unteren Rand der Prioritätenliste schiebt. Die SGB-Frauen beschlossen in einer Resolution für den 7. März 2015, den Internationalen Tag der Frau, eine Demonstration für Lohngleichheit und gegen die Erhöhung des Frauenrentenalters. «Die Herren und Damen in Bundesbern sollen den Donner endlich hören. Die Frauen haben das Warten auf die Lohngleichheit endgültig satt!»
Eine Behörde für die Umsetzung! Um endlich Lohngleichheit zu erreichen, verlangt die SGBFrauenkommission in einer wei-
teren Resolution «dezidierte gesetzliche Massnahmen». Denn immer noch verdienen Frauen an die 20% weniger als Männer. Staatliche Kontrollen sollen endlich dafür sorgen, dass der Verfassungsauftrag erfüllt wird. Der Staat hat eine Behörde vorzusehen, die in den Betrieben Kontrollen durchführt und bei Lohnungleichheit griffige Massnahmen trifft. Die Unternehmen müssen in die Pflicht genommen werden, die Lohngleichheit regelmässig zu überprüfen und das Resultat zu kommunizieren sowie, falls nötig, die Frauenlöhne anzupassen. In diesem Bereich will der Bundesrat zwar einen Schritt nach vorne tun. Der Schritt ist jedoch viel zu zaghaft und nimmt die Unternehmen viel zu wenig in die Pflicht, kritisierte Toya Krummenacher am Rednerpult.
Oppositionslos angenommen wurde ebenfalls ein Thesenpapier des SGB-Frauenkongresses vom letzten November. Es verlangt neben der Lohngleichheit gleichstellungsfördernde Arbeitsbedingungen. Die Arbeit soll so gestaltet sein, dass sie Männern wie Frauen ermöglicht, vollen Erwerb, Betreuung und andere gesellschaftliche Aufgaben zu vereinbaren. Verlangt dazu sind nicht nur mehr bezahlte Urlaube, sondern auch deutlich kürzere Arbeitszeiten, deren Planbarkeit sowie eine flächendeckende familien externe Kinderbetreuung.
Raus aus der Teil zeitfalle Zudem sollen Gesundheit und Arbeitssicherheit endlich aus Frauensicht thematisiert werden. Im Bereich der Altersvorsorge soll die AHV gestärkt werden.
© Jean Jacques Magnin
Ein breites Bündnis mit den SGB-Frauen und den Gewerkschaften an der Spitze gibt der Politik den Tarif durch: Staatliche Kontrollen sollen endlich für Lohngleichheit sorgen, die Rentenaltererhöhung für die Frauen muss in den Papierkorb. Einstimmig haben die Delegierten zwei Resolutionen, ein Thesenpapier und zwei Anträge der SGB-Frauenkommission verabschiedet. Am 7. März 2015 gibt es eine kraftvolle Demo für die Gleichstellung.
Endlich Lohngleichheit! ∙ Die SGB-Frauen fordern konkrete Massnahmen.
Angenommen wurden auch zwei weitere Anträge der Frauenkommission. Sie verlangen Arbeitszeitmodelle, welche die Vereinbarung von Erwerb, Familie, Freizeit und Sozialleben gewährleisten. Was denn auch explizit kürzere Arbeitszeiten
einschliesst, welche die Frauenkommission «als einen Weg aus der Teilzeitfalle» fordert. Der SGB-Vorstand befürwortete diese Anträge und damit eine kürzere Vollzeit. Prioritär ist aber vorerst die Durchsetzung der Lohngleichheit. (sgb/red)
Publireportage
Reka: 75 Jahre jung 2014 feiert Reka Jubiläum. Visionäre Arbeitgeber, Gewerkschafter und Vertreter von Tourismus organisationen gründeten im Jahr 1939 die Schweizer Reisekasse (Reka) Genossenschaft.
Damals wie heute setzt sie sich dafür ein, einer grösstmöglichen Anzahl Familien in der Schweiz Freizeit und Ferien zu ermöglichen. Das einzigartige Geschäftsmodell der Reka soll auch in Zukunft finanzielle Mittel schaffen, die in Non-Profit-Tätigkeiten investiert werden. Mit Reka liegt mehr drin syndicom-Mitglieder können pro Jahr Fr. 700.– in Reka-Geld für Fr. 651.– beziehen (7% Rabatt). Ein Teilbezug ist ebenfalls möglich. Mehr als 9000 Annahmestellen in der ganzen Schweiz akzeptieren das Freizeitgeld als Zahlungsmittel. Annahmestellen sind viele Hotels, Restaurants, Reisebüros, Reka-Ferien, der öffentliche Verkehr, Bergbahnen, Skilifte, Freizeitparks, Kinos, Museen, Zoos, Zirkusse, Eventveranstalter, Autovermietungen, Mobility CarSharing, Tankstellen (AVIA und BP) u. v. m. Sämtliche Akzeptanzstellen sind unter reka-guide.ch und der in der Reka-Guide-App für Smartphones zu finden. Jubiläumsangebote Feiern Sie mit und profitieren Sie von attraktiven Jubiläumsangeboten! Unter reka.ch/jubi gibt es jeden Monat neue Angebote und Gutscheine zum Downloaden. Schweizer Reisekasse (Reka) Genossenschaft Postfach 3001 Bern Tel. +41 31 329 66 33 info@reka.ch reka.ch
Mit Reka-Geld werden Freizeit und Ferien günstiger.
Reka – das Freizeitgeld
10 | Kultur
syndicom | Nr. 13 | 7. November 2014
Neu im Kino
Ein Traum vom besseren Leben
Alice Rohrwachers «Le meraviglie» (Die Wunder) vereint Kritik am Konsumwahn im Berlusconi-Italien und die gescheiterten Träume einer Aussteigerfamilie. Es ist eine subtile Coming-of-Age-Geschichte – aber vor allem ist es ein Film, der ganz nach seinem Titel funktioniert und dem Publikum viel Raum für eigene Gedanken lässt. der Moderatorin Milly. Die als Glücksfee verkleidete Frau realisiert auf einer Insel im See zusammen mit einer TV-Equipe eine Show über das Leben der Etrusker. Die Sendung nennt sich «Land der Wunder», und in ihrem Zentrum steht einer jener unsäglichen Wettbewerbe, wie man sie aus unzähligen Privat-TV-Kanälen kennt. Dabei geht es um «den besten» traditionellen bäuerlichen Familienbetrieb, und dem Gewinner winkt viel Geld. Gelsomina meldet die Familie heimlich für die Show an, denn mit dem Geld könnte man lebensnotwendige Modernisierungen durchführen und den Hof retten.
Das Filmplakat zeigt vor blauem Hintergrund den gemalten Ausschnitt eines Mädchengesichts, aus dem leicht geöffnetem Mund krabbelt eine Biene, derweil sich drei weitere Bienen auf der Wange des Mädchens tummeln. Es ist die 12-jährige Gelsomina, die, derart stilisiert, die surreale Atmosphäre eines schwer fassbaren Films vermittelt, der diesen Mai am Filmfestival von Cannes mit dem grossen Preis der Jury ausgezeichnet wurde. Dabei ist die Geschichte von «Le meraviglie» gar nicht so surreal, sondern auf den ersten Blick diejenige einer «alternativen» Bauernfamilie, die an den Anforderungen einer globalisierten Welt zerbricht.
Talentierte Regisseurin Die Familie besteht aus Angelica und Wolfgang, die mit ihren vier Töchtern Gelsomina, Marinella, Luna und Caterina sowie Coco, einer alten Freundin der Familie, auf einem kleinen Hof in Umbrien leben. Wolfgang kam in den 1980er-Jahren als Idealist nach Italien, wollte den Traum vom autarken Leben auf dem Land realisieren. 20 Jahre später hat sich Ernüchterung eingestellt, Angelica hat sich längst von Wolfgang entfremdet, dieser hat sich zu einem Tyrannen entwickelt, der in einer abgeschotteten Welt lebt. Man sieht ihn oft herumbrüllen,
© Filmcoopi
Verblasster Idealismus
Desillusionierte Aussteigerfamilie ∙ Auch Mutter Angelica (Alice Rohrwacher, ganz rechts) soll an einem Wettbewerb teilnehmen.
dabei liebt er aber seine älteste Tochter Gelsomina abgöttisch, bezeichnet sie als «unser Familienoberhaupt», er möchte, dass sie dereinst den Hof übernimmt.
Imkerfamilie mit Zuwachs Die Familie lebt mehr schlecht als recht von der Honigproduktion, besitzt eine kleine Schafherde und baut ein wenig Gemüse und Obst an. Der Hof funktioniert nach Wolfgangs Regeln, er
bestimmt, und so verwundert es auch nicht, dass er ohne Absprache mit der Familie einen Jungen, Martin, aus einem Resozialisierungsprogramm aufnimmt. Der schweigsame und verstockte Junge macht das ohnehin angeknackste Familienleben noch schwieriger. Gelsomina ist von Martin fasziniert, was Wolfgang mit Befremden und Eifersucht beobachtet. Der Kampf um den Erhalt des Hofes verschärft sich,
als neue EU-Richtlinien den Imkerbetrieb in Frage stellen und ausserdem auch noch zahlreiche Bienenvölker sterben.
Rendezvous mit der Glücksfee Mitten in dieser vergifteten Idylle – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn – haben die Mädchen beim Baden im nahe des Hofes gelegenen Lago Trasimeno eine zufällige Begegnung mit
Nach ihrem preisgekrönten Erstling «Corpo celeste» stellt die italienische Regisseurin Alice Rohrwacher erneut ihr grosses Talent für filmisches Erzählen unter Beweis. In dieser Geschichte stehen die Türen zur magischen Welt stets weit offen. Dazu passt perfekt, dass neben der falschen Glücksfee Milly plötzlich auch noch einem Kamel eine wichtige Rolle zukommt, doch mehr soll darüber nicht verraten werden, es ist einer von vielen bezaubernden Einfällen in einem Film voller überraschenden Wendungen.
Geri Krebs
Buchtipp
Die Hoffnung stirbt zuletzt Dies ist ein Buch, das dezidiert Stellung bezieht: für die Menschenrechte, für die Sache des palästinensischen Volkes. Und das anklagt: Die EU stehle sich aus ihrer politischen Verantwortung, die Bevölkerungen Israels und Palästinas gleich zu behandeln. «Es stimmt, zwölf Jahre nach der zweiten Intifada ist uns nicht mehr bewusst, was es kostet, immer noch an die Gewaltlosigkeit zu glauben und sie zu predigen, wenn sich nichts bewegt; und Jugendlichen, die im Gefängnis sitzen, die keine Zukunft sehen, die in all ihren Freiheiten eingeschränkt sind, zu erklären, dass Gewaltlosigkeit der einzige Weg ist.» Der das schreibt, ist Sté phane Hessel, Überlebender von Buchenwald, Pionier der Uno und Autor von «Empört euch!» Véronique de Keyser, französische Abgeordnete im Europaparlament, besuchte 2003 zum ersten Mal Jerusalem und Gaza.
Jene Reise sei ein Schock gewesen, schreibt sie: «Die israelischen Sperranlagen, die Checkpoints und die Siedlungen haben mich wie im Würgegriff gepackt.» Das Buch basiert auf ihren Kenntnissen des Nahostkonflikts sowie Gesprächen mit Hessel wenige Tage vor dessen Tod. Gemeinsam haben sie «Palästina: Das Versagen Europas» geplant, das 2013 im Verlag Fayard erschienen ist und nun in deutscher Übersetzung vorliegt.
Israel versteckt sich hinter der Shoah Zwischen der Wahl von Mahmud Abbas zum Präsidenten
2005 und der Aufnahme Palästinas in die Vereinten Nationen mit Beobachterstatus 2012 ist vieles geschehen: Kriege, Anschläge, Friedensverhandlungen, Wahlen – und noch gibt es keinen dauerhaften Frieden zwischen Israel und Palästina. Die Autoren sind der Meinung, dass sich in diesem Zeitraum eine grundlegende Veränderung der politischen Landschaft vollzogen hat, die aus Palästina ein unregierbares Archipel macht und heute eine Zweistaatenlösung verunmöglicht. Das Buch konzentriert sich auf die Nahostpolitik der Europäischen Union in diesem Zeit-
raum, denn «einerseits gewährt sie der palästinensischen Autonomiebehörde Finanzhilfen (...), andererseits blieb die EU gegenüber Israel feige.» Die Shoah wird als «schützender Schatten» bezeichnet, sie diene dem Staat Israel als Schild, hinter dem er ungestraft das Völkerrecht verletzen kann. Das pessimistische Szenario: «Wenn wir diesen Kurs nicht ändern, ist die Fortsetzung der Geschichte schon klar. Eines Tages wird der Nahe Osten in Flammen stehen. Keine Demütigung, keine Unterwerfung wird ewig ertragen.» Und doch schliesst das Buch mit der hoffnungsvol-
len Frage: Kann die palästinensische Jugend das Blatt noch wenden?
Suleika Baumgartner Stéphane Hessel, Véronique de Keyser, «Palästina: Das Versagen Europas.» Rotpunktverlag, 2014. 205 Seiten, 25 Franken. ISBN 978-3-85869-588-8
Aktuell | 11
syndicom | Nr. 13 | 7. November 2014 Mitgliederporträt
Endlich die Leidenschaft leben «Wenn am Schluss des Gedichts eine Pointe kommt, verzeihen die Leser dem Autor, dass er sie dazu gebracht hat, Poesie zu lesen.» Sobald es um sein neues Buch geht, kommt Edgar Hermann aus dem Erzählen fast nicht mehr heraus. Und seine Gedichte sind tatsächlich so aussergewöhnlich wie er selbst. Sie sind pfeffrig zu Papier gebracht und einige haben richtig Biss. Er schreibt schon seit er denken kann, aber der «Knopf aufgegangen» sei ihm erst im Schreibkurs des Bündner Schriftstellers Silvio Huonder. Dort lernte er nicht nur seinen Schreibstil weiterzuentwickeln, sondern auch, wie man am besten Verlage anschreibt und ein Buch an den Mann (oder die Frau) bringt. Zu Hause stapelten sich längst Ordner voller Gedichte und Kurzgeschichten. Der Gedanke, sie zu veröffentlichen, reifte aber erst damals. Heute findet man Edgar Hermanns «Hüttenbuchverse» in diversen Buchhandlungen und er wird zu Lesungen eingeladen.
Schriftsetzer war nicht genug Edgar Hermann hat schon viele Stationen durchlaufen in seinem Leben. Der Vater, ein einfacher Bauernsohn, der es vom Grenzwächter zum Zollbeamten brachte, war der Grund, dass die Familie oft umziehen musste. Edgar wuchs zunächst am Bodensee auf und zog zu Beginn seiner Schulzeit ins Puschlav. Probleme habe ihm das nicht gemacht: «Mir liegen Sprachen»,
© zvg
Erst nach seiner Pensionierung gelang es Edgar Hermann, sich Vollzeit der Kunst zu widmen. Schreiben und Malen waren schon immer seine Passion – in beidem ist der frühere Telegrafist jetzt erfolgreich. Seine Bilder und ein kürzlich veröffentlichter Gedichtband sind der Beleg. Tamara Gerber*
Edgar Hermann vor seinen Bildern · «Das nächste Buch kommt, wenn ich 80 werde!»
sagt er nur. Das verdanke er wohl seiner Mutter. Aber nicht nur das Sprachtalent, auch die Leidenschaft zur Kunst teilt er mit ihr. Nach der Schule machte Edgar eine Lehre zum Schriftsetzer. Schon damals interessierte ihn das geschriebene Wort und so wollte er sich eine gestalterische Arbeit zum Beruf machen. Doch schon bald wurde ihm bewusst, dass in dieser Branche der Grafiker der Kreative ist, dem Schriftsetzer bleibe nur die Ausführung. Eigentlich hätte ihn
ein künstlerischer Beruf gereizt, doch der Vater, der die unsicheren 30er-Jahre erlebt hatte, legte seinem Sohn nahe, auf eine sichere Arbeit zu setzen.
Die Gewerkschaft als soziales Netzwerk Also wurde Edgar PTT-Telegrafist. Mit dieser Ausbildung kam auch der Eintritt in die Gewerkschaft. Das war damals so üblich, erzählt er. Kaum hatte man an einem neuen Ort angefangen, wurde man auch schon zu
Gewerkschafts-Versammlungen eingeladen. Und man kam viel in der Schweiz herum in diesem Beruf: In Genf, Zürich und Chur hat Edgar gelebt. Ziemlich bald wurde er auch Telegrafenchef und blieb es 22 Jahre lang. Während dieser Zeit war er immer auch gewerkschaftlich aktiv, jahrelang in der Sektion Chur als Sekretär und dann als Präsident der Gradiertenvereinigung innerhalb des VSTTB (wie die Gewerkschaft damals hiess). «Ich habe jahrelang einen Grossteil meiner Freizeit für die gewerkschaftliche Arbeit gegeben.» Doch er habe auch viel profitiert, speziell von den lang anhaltenden Freundschaften. Auch den Aufstieg zum Telegrafenchef verdanke er zu gros sen Teilen der Gewerkschaft. «Du kannst dir das als riesiges soziales Netzwerk vorstellen», erzählt Edgar. Wie eine grosse Familie seien die Telegrafisten gewesen, jeder kannte jeden.
Journalist, maler, autor – am liebsten alles zusammen Seiner wahren Leidenschaft hat er sich erst nach der Pensionierung hingegeben: «Malen und Schreiben waren vom Kleinkinderalter an meine Lieblingsbeschäftigungen», erzählt er. Einige Jahre schrieb er als freier Mitarbeiter für die «Bündnerwoche». Dann wandte er sich ganz der Kunstmalerei zu. Einen «eigenen Stil» habe er nicht, ihm gehe es ums Ausprobieren. Edgar malt oft naturalis-
tisch, am liebsten Landschaften. Manchmal entsteht aber auch etwas Abstraktes. Dank einer Ausschreibung des Istituto Culturale Svizzero in Rom konnte Edgar für drei Monate nach Venedig fahren und sich dort ganz in die Malerei vertiefen. Wie gut ihm das gefallen hat, sieht man in seinen wunderschönen Bildern mit Szenen aus der Lagunenstadt. Sein vor kurzem veröffentlichter Gedichtband «Hüttenbuchverse» zeugt davon, dass ihm die Lust am Schreiben nicht vergangen ist. Wenn man nicht aufpasst, liest man das Buch bis zur letzten Seite, auch wenn man nur kurz reinschauen wollte – so kurzweilig ist es geschrieben. Einige Texte stimmen durchaus nachdenklich, aber die Gedichte und (Ultra-)Kurzgeschichten sind allesamt leicht und angenehm zu lesen. Edgar ist stolz auf das Ergebnis seines jahrelangen Schreibens. «Das nächste Buch kommt, wenn ich achtzig werde», verrät er seine Zukunftspläne. Wir freuen uns darauf !
* Praktikantin bei syndicom «Der Osterhase bringt die Ostereier Der Samichlaus bringt Lebkuchen Das Christkindli bringt Edgar Hermanns Hüttenbuchverse». Eine witzige Ausgabe von Versen und Kurzgeschichten, unterstützt u. a. vom Bündner Amt für Kultur. Für syndicom-Mitglieder Spezialpreis von Fr. 12.– inkl. Verp. und Porto, an PC 70-35847-4, Edgar Hermann, 7206 Igis.
Recht so!
Ich bin vor sechs Monaten erkrankt und seither arbeitsunfähig. Ich werde aus gesundheitlichen Gründen wohl meinen Beruf wechseln müssen. Die Krankentaggeldversicherung, bei der ich gegen Lohnausfall versichert bin, beschied mir nun, ich könnte in einer anderen Tätigkeit voll arbeiten, meine Taggeldzahlungen würden daher Ende November eingestellt. So kurzfristig ist es für mich unmöglich, dass ich wieder arbeiten kann oder eine Stelle habe. Ich bin zudem versichert für den Lohnausfall für 730 Tage. Was kann ich machen? Es kommt in der Tat vor, dass Krankentaggeldversicherer bei einer Arbeitsunfähigkeit infolge Krankheit schon nach wenigen Monaten ihre Leistungen einzustellen versuchen: zum Beispiel bei Krankheiten, die eine Rückkehr in die bisherige Tätigkeit aus medizinischer Sicht auszuschliessen scheinen, hingegen eine Umschulung und/
oder berufliche Eingliederungsmassnahmen nötig erscheinen lassen. Ebenso in Fällen psychischer Erkrankung im Zusammenhang mit der konkreten Stelle, etwa aufgrund von Mobbing. Eine Versicherung beruft sich gerne auf die Pflicht der Versicherten zur Schadenminderung und stellt sich auf den Stand-
punkt, dass eine «anspruchsauslösende» Arbeitsunfähigkeit nur vorliege, wenn die versicherte Person auch in einer anderen als der angestammten Tätigkeit keine Erwerbstätigkeit ausüben kann, ihr also kein Berufswechsel oder Tätigkeitswechsel zugemutet werden kann. Gerichte haben dazu entschieden, dass Versicherte bei länger dauernden Erkrankungen eher Hand bieten müssen für einen Berufswechsel. Die Versicherungen ihrerseits müssen betroffene Personen explizit zur (schrittweisen) Wieder aufnahme der Erwerbstätigkeit, zur IV-Anmeldung oder zum Wechseln der Stelle auffordern.
Dies müssen sie vor einer allfälligen Einstellung oder Kürzung der Leistungen tun, und sie müssen den Versicherten eine Frist von mindestens drei bis fünf Monaten einräumen. Das Ausschöpfen aller Krankentaggelder ist nicht grundsätzlich garantiert, obwohl die Verträge einen dies glauben machen. Die Schadenminderungspflicht hängt jedoch immer von den Umständen im konkreten Einzelfall ab, sie kann durchaus strittig sein. Ich rate dir, deine Arbeitsunfähigkeit mit deinen Arztpersonen zu besprechen. Du solltest dich unbedingt gegen das Vorgehen deiner Lohnausfallversiche-
© zvg
Krank und kein Einkommen mehr!
Ruth Wenger, lic. iur. Mitarbeiterin Rechtsdienst rung zur Wehr setzen, schriftlich und begründet, möglichst unter Beilage ärztlicher Berichte. Hole dir auch persönlich juristische Unterstützung beim Rechtsdienst von syndicom oder lasse dich vertreten. Dies steht dir zu, wenn du Mitglied bist!
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syndicom | Nr. 13 | 7. November 2014 Unsere Pensionierten laden ein
Weiterbildung Bildungsinst itut Movendo Die Programme 2015 sind gedruckt und auf movendo.ch gelistet! Liebe syndicom-Mitglieder liebe Interessierte Mit der nächsten Zeitung erhaltet ihr das Weiterbildungsprogramm 2015. Wir machen auf folgende neuen Seminare aufmerksam: Für Mitglieder und Interessierte • Arbeiten und Leben online • Beruf und Familie: Herausforderungen im Alltag meistern • Hochpreisinsel Schweiz: Politischer Skandal oder wirtschaftliche Notwendigkeit? • Wie bin ich als ArbeitnehmerIn versichert? • Was, wenn die Rente nicht zum Leben reicht? • Word: Aufbaukurs (MS Office 2013) Für Vertrauensleute und aktive Mitglieder • Aktiv in meiner Gewerkschaft: Basisseminar für Vertrauensleute • Wie führen wir die Lohnkampagne weiter? • Welche Perspektiven für den Service public? • Digitalisierung der Arbeitswelt: Risiko oder Chance? • Wie regelt die Schweiz die Einwanderung? • Erfolgreich verhandeln Für Mitglieder von Personalvertretungen • Mitgestalten als Personalvertretung • Wahlen in die Personalvertretung: optimal vorbereiten • Erfolgreich verhandeln Movendo bietet Kurse zu Themen rund um die Arbeitswelt. Details in der Ausschreibung. Movendo.ch, Login erforderlich. Wir freuen uns auf deine Anmeldung. Mit gewerkschaftlichen Bildungsgrüssen Dein Movendo-Team
Weltsozialforum Schweizer Delegation an das Weltsozialforum in Tunis Vom 20. bis 28. März 2015 wird das nächste Weltsozialforum durchge führt. Mit der Wiederwahl von Tunis als Tagungsort knüpfen die Organisa torInnen an die politischen und sozi alen Veränderungen an, die seit 2010 Nordafrika, den Nahen und Mittleren Osten geprägt haben, und hoffen so ei nen symbolischen Beitrag zur Stärkung der progressiven Kräfte vor Ort und in der Region zu leisten. Unterstützt von syndicom, werden EChanger-Comundo und Alliance Sud zum zehnten Mal seit 2001 eine Schweizer Delegation ans Weltsozial forum führen. Die Delegation besteht aus ParlamentarierInnen, Medien schaffenden und VertreterInnen von NGOs und Gewerkschaften. Die Orga nisation stellt für die Tage vor dem Fo rum ein Programm mit Besuchen und Gesprächen in Tunis zusammen. Hinweis: Für ihre Teilnahme an der Delegation können Medienschaffende, die Mitglied von syndicom sind, einen Beitrag für berufliche Weiterbildung beantragen (bis Fr. 500.–)! Anfrage mit Kopie deiner Anmeldung für das Welt sozialforum bitte an: hans.kern@syn dicom.ch. Sergio Ferrari
Helias Das neue Weiterbildungsprogramm für Grafi sche Industrie und Visuelle Kommunikation Helias für 2015 ist jetzt auf Helias.ch! Maz Kreat ive Medienarbeit: Relevante Themen finden und entwickeln 27. und 28. November (2 Tage). Leitung: Su sanne Sperling, Kommunikationsberaterin. Palaver im Parlament – Story im Radio 1. und 2. Dezember (2 Tage). Leitung: Peter Brandenberger, Leiter «Regionaljournal BE– FR», Schweizer Radio und Fernsehen. Ethik und Bild: Die Entscheidungsgrundlagen 4. und 5. Dezember (2 Tage). Leitung: Philipp Cueni, Chefredaktor «Edito». Infos und Anmeldung: MAZ.ch syndicom-kurs Grafische Industrie Für alle KollegInnen, die Nacht- oder Schichtarbeit leisten, und die Mitglieder von Betriebskommissionen. Inhalt: Welche gesetzlichen und GAV-Be stimmungen sind im Schichtbetrieb zu be achten? Wie können sich die Arbeitnehmer und ihre Vertreterinnen für ein Schichtregle ment einsetzen, das die Gesundheit schützt? Welche Schichtreglemente werden in der Praxis von den Arbeitnehmenden geschätzt? ReferentInnen:Maya Griesser (EKAS Gesund heitsfachfrau), Hans-Peter Graf (Ex-Zentral sekretär syndicom), Sébastien Bourquin (Ausbilder, SBN Services). Am Samstag, 13. Dezember, 9–17 Uhr im Ho tel Olten, Bahnhofstrasse 5, 4601 Olten. Für Mitglieder: kostenlos; Nicht-Mitglieder: Fr. 550.–. Organisation: Caroline Vogt im syndicom-Zentralsekretariat. Anmeldeschluss: 28. November 2014.
Region Basel Wanderung Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, die Wanderung vom 20. November führt uns von Augst nach Liestal in das Restaurant Bären. Wir treffen uns um 13.15 Uhr am Aeschen platz, Haltestelle 81er-Bus, Abfahrt 13.24 Uhr. Wir fahren bis Augst, Ankunft 13.44 Uhr, und laufen dann in 1½–2 Std. der Er golz entlang nach Liestal zum Bären, wo wir immer gut bedient wurden. Es sind alle, auch diejenigen, welche nicht mehr gut zu Fuss sind, Kolleginnen, Kollegen der Sektionen 2 + 3 sowie Ehefrauen und Freundinnen recht herzlich eingeladen. Nichtwanderer nehmen den 15.24-Uhr-Bus oder die S-Bahn, Basel SBB ab 15.31 Uhr, Ankunft 15.47 Uhr, da nach ca. 10 Min. zu Fuss zum Restaurant Bä ren. Auch die Jasser sind willkommen. Ich hoffe auf eine grosse Wanderschar. Euer Wanderleiter Othmar Pensionierte syndicom Bern Am 25. November um 15 Uhr findet im Hotel Bern unser Weihnachts-Höck statt. Wir wer den uns mit einem Lotto mit schönen Prei sen vergnügen. Dazu gibt es die neuesten Informationen von der Sektion und den Pen sionierten. Ich hoffe, viele Kolleginnen und Kollegen begrüssen zu dürfen, und verbleibe mit kollegialen Grüssen als Präsident IG Pen sionierte Roland Gutmann Pensionierten-Vereinigung Lötschberg Post Liebe KollegInnen, zum Jahresabschluss treffen wir uns am Dienstag, 2. Dezember,
ab 11 Uhr im Restaurant Golfplatz, Seestras se 117 in Unterseen. Der STI-Bus fährt Inter laken Ost ab 11.08 Uhr, West ab 11.17 Uhr, bis zur Haltestelle Neuhaus, an 11.23 Uhr. Anmeldungen nimmt bis 28. November un ser Obmann Markus Stender entgegen, Tel. 033 335 17 18. Den Kranken wünschen wir gute Besserung. Werner und Margrit Haldi Pensionierten-Gruppe Medien Schaffhausen Herzliche Einladung zum Jahresschluss-Es sen am Mittwoch, 3. Dezember, im Ristorante Pizzeria Romana, Unterstadt 18/20, Schaff hausen. Ab 16 Uhr Apéro, ab 17 Uhr Spaghet ti-Plausch. Anmeldungen bis 1. Dezember bitte an: Ar thur Müller, Winkelriedstr. 19, 8200 Schaff hausen, Tel. 052 625 32 12. Mit kollegialen Grüssen Arthur Müller Pensioniertengruppe Post Solothurn und Umgebung Einladung zur Zusammenkunft zum Jahres abschluss 2014 am Dienstag, 25. November. Mit Lottomatch! Wie im letzten Jahr wird der Wirt vom Restaurant Kastanienbaum in Re cherswil ein preisgünstiges Menü für uns zu bereiten. Treffpunkt 11.45 Uhr für alle, die zu Mittag essen, Lottomatch ab 14 Uhr. Diejeni gen, die sich noch nicht zum Mittagessen an gemeldet haben, bitten wir, dies bei unserem Organisator Thomas Moser nachzuholen. Wir freuen uns auf gemütliches Beisammensein und danken im Voraus für die mitgebrachten Lottopreise. Der Vorstand
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syndicom ist die führende Gewerkschaft in den Branchen Presse und elektronische M edien, Post/Logistik sowie Telekommunikation/Informationstechnologie und zählt landesweit rund 40 000 Mitglieder. Wir setzen uns ein für die Rechte der Arbeitnehmenden sowie für eine soziale und weltoffene Schweiz.
Nachholbildung Logist ikerin EFZ 2015/2017 Inhalt: Während 2 Jahren werden Sie auf das Qualifikationsverfahren (Lehrabschlussprü fung) für LogistikerInnen vorbereitet. Der Unterricht umfasst 4 Semester Fachunter richt und 3 Semester Allgemeinbildung. Ziel: Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis als LogistikerIn EFZ. Voraussetzungen: In der Regel 5 Jahre be rufliche Praxis bis zur Prüfung, davon 3 Jah re in der Logistik. Sprachstandsnachweis Deutsch; Teilnehmende, die B1 nicht errei chen, absolvieren den Intensivkurs, Kosten: Fr. 1600.–. Die InteressentInnen müssen vor Kursbeginn beim Berufsbildungsamt ihres Wohnortkantons (nicht Arbeitsort-Kanton) um die Zulassung zum Qualifikationsverfah ren nachsuchen. Das kantonale Berufsbil dungsamt erteilt weitere Auskünfte! Gesamtkosten: Fr. 7250.– (nur Fachunter richt) bis 12 650.– (Fachunterricht und All gemeinbildung), exkl. Lehrmittel. Einige Kantone übernehmen die Kurskosten! Kursbeginn: August 2015. Ort: Olten, Gewerblich-Industrielle Berufs fachschule. Info und Anmeldung: Erwachsenenbildungs zentrum EBZ, Aarauerstrasse 30, 4601 Olten, Tel. 062 311 82 33, info.ebz@dbk.so.ch, www.ebzolten.so.ch. Infos auch bei: Berufsbildung Post, Ernst Hunziker, E-Mail: ernst.hunziker@post.ch.
Wir suchen per sofort oder nach Vereinbarung eine oder einen
RegionalsekretärIn (80 %) für Zürich/Ostschweiz mit Arbeitsschwerpunkt Branche Presse und elektronische Medien. Als Regionalsekretärin mit Fokus auf die Medienschaffenden haben Sie insbesondere die folgenden Aufgaben: • Sie pflegen enge Kontakte mit unseren Mitgliedern, Sie beraten sie bei Fragen rund um die Arbeit, Sie betreiben aktive Mitgliederwerbung. • Sie begleiten die Redaktionen und Personalkommissionen bei kollektiven Konflikten und knüpfen ein Netzwerk innerhalb der Medien. • Sie verstärken die gewerkschaftliche Präsenz in den Betrieben und Redaktionen und set zen sich für den Gesamtarbeitsvertrag ein. • Sie setzen Kampagnen um und stellen regionale Projekte auf die Beine. Sie arbeiten zu sammen mit den KollegInnen im Regionalsekretariat Zürich, dem Zentralsekretariat in Bern und den Branchengremien. Wir erwarten von Ihnen: – gute Kenntnisse der Schweizer Medienlandschaft – gewerkschaftliche Erfahrung und/oder Erfahrung als JournalistIn – Interesse für gewerkschaftliche Themen und sozialpolitisches Engagement – Interesse an arbeitsrechtlichen und medienpolitischen Fragestellungen – Eigeninitiative und Begeisterungsfähigkeit – Kontaktfreude und Teamfähigkeit, Verhandlungsgeschick – sehr gute mündliche und schriftliche Ausdrucksfähigkeit – gutes Verständnis der französischen Sprache (zumindest passiv) – gute Informatikkenntnisse als AnwenderIn syndicom bietet nicht nur vielseitige Tätigkeiten in einem politischen Arbeitsumfeld, sondern auch sehr gute Arbeitsbedingungen. Arbeitsort ist Zürich. Interessiert? Dann senden Sie uns Ihre vollständige Bewerbung bis 17. November 2014 an syndicom, Personalabteilung, Monbijoustrasse 33, 3001 Bern. Nähere Auskünfte erteilen Ihnen telefonisch gerne Julia Gerber Rüegg, Regionalleiterin Zürich (058 817 18 98) und Stephanie Vonarburg, Zentralsekretärin Bern (058 817 18 73).
Service | 13
syndicom | Nr. 13 | 7. November 2014
Wir nehmen Abschied
Pensioniertenvereinigung Post + Swisscom Winterthur Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir la den euch herzlich ein zur Monatsversamm lung mit anschliessendem Lottomatch am 13. November ins Hotel Wartmann. Beginn um 14.15 Uhr. Die Partner und Partnerin nen sind ebenfalls herzlich eingeladen. Hier kann der Spieltrieb wieder einmal ausgelebt werden und wir hoffen auf eine rege Teil nahme. Für die Wandergruppe weisen wir noch auf die Schlusswanderung vom Donnerstag, 27. November hin, die wiederum von unse rem bewährten Wanderleiter Werner Schä rer organisiert wird. Wir hoffen auch hier auf eine grosse Beteiligung. All denjenigen Mit gliedern, die aus gesundheitlichen Gründen nicht bei uns sein können, wünschen wir von Herzen gute Besserung und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen. Euer Vorstand Pensionierten-Verein Olten Post + Telecom Wir laden euch herzlich ein zur Herbstver sammlung (Chlaushock) am Donnerstag, 4. Dezember, um 15 Uhr im Restaurant zur Kapelle in Trimbach. Nach aktuellen Infor mationen von der Gewerkschaft spielen wir Lotto. Nachher offerieren wir einen Imbiss aus der «Käppeliküche». Wir freuen uns auf zahlreiches Erscheinen und wünschen allen kranken Kolleginnen und Kollegen baldige Genesung. Für den Vorstand Joe Vonarburg Postveteranenverein Zürich Unsere nächste Versammlung findet am Don nerstag, 13. November, um 14.30 Uhr im Volkshaus Zürich statt. Unser Kollege Kurt Brüschweiler wird uns Bilder über seine Reise ins Amazonasgebiet zeigen. Wir erwarten ei nen Grossaufmarsch. Mit freundlichen Grüs sen Der Vorstand
Postveteranenverein Zürich Wandergruppe Liebe Wanderkolleginnen, liebe Wanderkol legen, am Donnerstag, 27. November, vor unserer Winterpause, statten wir der Bünd ner Herrschaft einen Besuch ab. Die Bünd ner Herrschaft – das ist nicht nur die histori sche Bezeichnung für den Kreis mit den vier Gemeinden Malans, Jenins, Maienfeld und Fläsch. Mit dem Namen verbindet man vor allem das wichtigste Weinbaugebiet Grau bündens. Auf unserer Wanderung queren wir drei dieser Gemeinden. Wir verlassen Zürich HB um 8.37 Uhr und treffen um 9.41 Uhr in Landquart ein. Im Restaurant Binari gibts Kaffee und Gipfeli. Der erste Teil der Wande rung führt uns via die Rohan-Schanze nach Malans und weiter, leicht bergauf, nach Je nins. Im Restaurant Rätia wird uns ein vor zügliches Essen serviert. Kolleginnen und Kollegen, die uns am Mittagstisch besuchen wollen: das Restaurant befindet sich gleich neben der Postauto-Haltestelle Jenins Rat haus. Zürich HB ab 10.37 Uhr; mit Umstei gen in Sargans und Maienfeld trifft man um 11.55 Uhr in Jenins ein.Am Nachmittag zie hen wir weiter nach Unter Rofels–Maienfeld und bis zum Bahnhof Bad Ragaz. Zürich HB an 16.48 Uhr oder 17.23 Uhr. Billette: Wohn ort–Landquart und zurück ab Bad Ragaz. Fahrpreis Halbtax ab Zürich HB Fr. 33.50. Nächste Wanderung: Donnerstag, 29. Januar 2015, von Fällanden nach Effretikon. Unsere Wanderaktivitäten 2015, jeweils Donnerstag: 26. Februar Wehntal–Bach sertal, 26. März Aargau, 30. April Thurgau, 28. Mai Ticino mit Nino, 25. Juni Züri-Ober land, 30./31. Juli Surselva, 24./25. Sept. Altstätten SG, 29. Okt. Kanton Schaffhausen, 26. Nov. Kanton Luzern. Ich freue mich auf eine rege Beteiligung und grüsse euch herzlich. Tel. 044 302 40 51 oder 079 459 74 71. Kari Bichsel
Albert Allenbach, Sektion Lötschberg Post, 92 Jahre, Mitglied seit 1945. Hans Amhof, Sektion Aargau, 79 Jahre, Mitglied seit 1953. Mina Bucher, Sektion GIV Biel, 92 Jahre, Mitglied seit 1941. Hugo Burkhardt, Sektion Lötschberg Post, 91 Jahre, Mitglied seit 1946. Lorenzo Casellini, Sektion GIV Zürich see, 85 Jahre, Mitglied seit 1948. Erich Daepp, Sektion GIV Aargau, 64 Jah re, Mitglied seit 1986. Margrith Eichenberger-Kloetzli, Sektion Olten-Solothurn Post, 60 Jahre, Mitglied seit 2008. Franz Gavazzi, Sektion Zentralschweiz, 81 Jahre, Mitglied seit 1950. Sekt ionen
Fritz Gloor, Sektion Zürich Sektor Logistik, 89 Jahre, Mitglied seit 1945.
Sekt ion Bern Postpersonal Wichtige Termine zu unseren nächsten Ver sammlungen 2014/2015: Unsere Herbst versammlung findet statt am Samstag, 22. November. Lokal: Grosses Sitzungszimmer, Regionalsekretariat Bern, Looslistrasse 15, 3. Stock (Lift), 3027 Bern. Unsere nächste Hauptversammlung findet statt am Samstag, 21. März 2015, wie ge wohnt im Hotel Bern/NEU Volkshaus 1914 in Bern. Beginn 14 Uhr. Zu beiden Veranstal tungen erwarten wir euch gerne und wir hof fen auf ein zahlreiches Erscheinen. Der Sek tionspräsident Samuel Siegrist
Wilhelm Hofstetter, Sektion Ostschweiz Post, 77 Jahre, Mitglied seit 1955.
Sekt ion Olten Samstag, 22. November, ab 13 Uhr: Tag der offenen Türe im neuen syndicom-Regional sekretariat Olten, Hauptgasse 33, 4603 Ol ten. Freie Besichtigung des Sekretariats, kleine Häppli, Wettbewerb für Klein und Gross, Glühwein auf dem Platz. 15.15 Uhr Mitgliederversammlung der syn dicom Sektion Olten-Solothurn, Restaurant Schlosserei Genussfabrik, Schützenmattweg 14. Referat von Giorgio Tuti, Präsident Ge werkschaft SEV, zum Thema «Gewerkschaf ten des Service public». Claudio Marrari
Johann Reinhard, Sektion Zürich Sektor Logistik, 83 Jahre, Mitglied seit 1999.
syndicom Delegiertenversammlung vom 29. November 2014 in Bern: Die Traktandenliste kann auf der Website eingesehen werden: www.syndicom.ch/dv2014
Christ ian Hossmann, Sektion Rhätia, 85 Jahre, Mitglied seit 1963. Alois Kaufmann, Sektion GIV Luzern, 88 Jahre, Mitglied seit 1947. Otto Lüscher, Sektion Region Basel, 89 Jahre, Mitglied seit 1948. Albert Müllhaupt, Sektion Zürich Sektor Logistik, 88 Jahre, Mitglied seit 1942. Jacqueline Oester, Sektion Zürich Sektor Logistik, 48 Jahre, Mitglied seit 2003. Kurt Rebsamen, Sektion Zürich Sektor Logistik, 67 Jahre, Mitglied seit 1967.
Theodor Schneiter, Sektion Lötschberg Post, 85 Jahre, Mitglied seit 1956. Myrta Sebesta-Amen, Sektion Ostschweiz Post, 62 Jahre, Mitglied seit 1990. Manfred Siegert-Deotto, Sektion GIV Bern, 80 Jahre, Mitglied seit 1958. Ernst Sturzenegger, Sektion Zürich Telecom, 82 Jahre, Mitglied seit 1954. Eduard Thomann, Sektion Rhätia, 72 Jahre, Mitglied seit 1999. Alfred Tschannen, Sektion Zürich Sektor Logistik, 92 Jahre, Mitglied seit 1963. Erich Wenger, Sektion GIV Berner Oberland, 58 Jahre, Mitglied seit 1984. Josef Wermelinger, Sektion Zentral schweiz, 92 Jahre, Mitglied seit 1969. impressum
SUDOKU Die Lösung des syndicom-Sudokus aus Nr. 12 lautet: 225. Gewonnen hat Fränzi Zwygart aus Ittigen. Sie erhält ein Necessaire von unserer Dienstleistungs partnerin KPT. Wir gratulieren herzlich!
Das syndicom-Kreuzworträtsel Zu gewinnen gibt es Tankgutscheine im Wert von 30 Franken, gespendet von unserer Dienstleistungspartnerin Eni. Das Lösungswort wird in der nächsten Ausgabe zusammen mit dem Namen des Gewinners oder der Gewinnerin veröffentlicht. Lösungswort und Absender auf einer A6-Postkarte senden an: syndicom-Zeitung, Monbijoustr. 33, Postfach 6336, 3001 Bern. Einsendeschluss: 17. November 2014.
«syndicom» Chefredaktion: Nina Scheu Redaktion: Naomi Kunz redaktion@syndicom.ch, Tel. 058 817 18 18 layout: Katja Leudolph korrektorat: Ulrike Krüger adressänderungen: syndicom, Adressverwaltung, Monbijoustrasse 33, Postfach 6336, 3001 Bern inserate: stab@syndicom.ch druck: Ringier Print Adligenswil, Postfach 3739, 6002 Luzern ISSN 1664-8951 verlegerin: syndicom – Gewerkschaft Medien und K ommunikation, Monbijoustrasse 33, Postfach 6336, 3001 Bern, Tel. 058 817 18 18, Fax 058 817 18 17 «syndicom» erscheint 15 Mal im Jahr. Ausgabe Nr. 14 erscheint am 28. November (Redaktionsschluss: 10. November).
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syndicom | Nr. 13 | 7. November 2014
55. SGB-Kongress in Bern
Die soziale Sicherheit stärken, nicht schwächen Damit nicht nur die Topverdiener, Arbeitgeber und das Aktionariat vom steigenden Wohlstand profitieren, müssen mehr Arbeitnehmende unter den Schutz eines Gesamtarbeitsvertrags gestellt werden. Der GAV-Abdeckungsgrad muss auf über 60 Prozent steigen. Dazu müssen Bundesrat und Parlament die Hürden für Gesamtarbeitsverträge und ihre Allgemeinverbindlich-Erklärung senken. Gute Gesamtarbeitsverträge wirken dank klaren Arbeitszeitregelungen effizient gegen den zunehmenden Stress am Arbeitsplatz, sorgen für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und senken die Lohndiskriminierung der Frauen. Damit Frauen nicht länger diskriminiert werden, braucht es aber mehr. Neben der vom Bundesrat vorgeschlagenen Pflicht der Unternehmen, die Löhne auf Diskriminierung zu untersuchen, müssen die Firmen verpflichtet werden, diese auch zu beseitigen. Und eine Kontrollbehörde, in die auch die Sozialpartner eingebunden sind, muss das Gleichheitsgebot durchsetzen. Dringend nötig sind Massnahmen zur Stärkung der Einkommen. Es darf nicht sein, dass der Reallohnzuwachs der Normalverdienenden gleich wieder von steigenden Krankenkassenprämien weggefressen wird. Der SGB fordert eine substanzielle Erhöhung der Prämienverbilligungen. Die Prämien dürfen künftig nur noch maximal 10 Prozent des Haushaltseinkommens betragen. Dazu müssen Bund und Kantone die Mittel für Prämienverbilligungen um rund 2 Mil-
© Jean Jacques Magnin
Der SGB wird in den nächsten vier Jahren die sozialen Errungenschaften verteidigen und sich für die Schliessung bestehender Lücken engagieren. Dies haben die rund 400 Delegierten des SGB-Kongresses am 23./24. Oktober mit Vehemenz vertreten. Statt die Sozialversicherungen zu schwächen und Migrantinnen und Migranten zu Sündenböcken für hausgemachte Probleme zu machen, muss die Sicherung eines angemessenen Lebensstandards im Fokus der Politik stehen. (sgb/red)
Rege Diskussionen ∙ Rund 400 Delegierte versammelten sich am 23./24. Oktober am SGB-Kongress in Bern.
liarden Franken aufstocken, statt an der Sparschraube zu drehen. Mittelfristig soll die Prämien-Belastung maximal 8 Prozent betragen, wie es bei der Revision des Krankenversicherungsgesetzes in den 1990er-Jahren das Ziel war. Längerfristig muss die Krankenversicherung einkommensabhängig finanziert werden – wie jede Sozialversicherung. Intensiv debattiert haben die Kongressdelegierten die Konsequenzen aus der Annahme der Masseneinwanderungs-Initiative. Sie bekräftigten, dass die Bilateralen erhalten, neue Diskriminierungen verhindert und der Schutz für Löhne und Arbeitsbedingungen ausgebaut werden müssen. Die Schweiz kann sich keine Sololäufe leisten. Die Bilateralen sind
für Wohlstand und sichere Arbeitsplätze von grosser Bedeutung und garantieren, dass Berufstätige mit EU-Pass nicht diskriminiert werden. Dieses Prinzip muss auch in Zukunft gelten. Der Arbeitskräftebedarf darf nicht über Kurzaufenthaltsbewilligungen befriedigt werden. Diskriminierungen wie ein neues Saisonnierstatut wird der SGB bekämpfen. Löhne und Arbeitsbedingungen brauchen besseren Schutz. Insbesondere braucht es Schutz gegen Kündigungen und vor prekären Arbeitsformen. Denn eine künftige Abstimmung über den bilateralen Weg kann nur gewonnen werden, wenn die sozialen Interessen gewahrt werden und der Grundsatz durchgesetzt wird, dass in der Schweiz Schweizer Löhne bezahlt werden müssen.
In einer Resolution ruft der SGB-Kongress auf, die gefährliche und unmenschliche Ecopop-Initiative zu bekämpfen, die zu Lohndruck und schlechteren Arbeitsbedingungen aller Arbeitnehmenden führt und Fremdenfeindlichkeit schürt. In einer emotionalen Debatte machte der Kongress deutlich, dass der SGB neue aufenthaltsrechtliche Diskriminierungsformen resolut bekämpfen wird. Zur Sensibilisierungskampagne gegen ein neues Saisonnierstatut trägt auch der berührende Kurzfilm «Verboten und versteckt: Saisonnierkinder erzählen» bei. Die Schweiz muss sich aus den Verhandlungen über das TISA-Abkommen zurückziehen, ein Abkommen über die Liberalisierung von Dienstleistungen, verlangt eine weitere Resolution. TISA würde unweigerlich zu einem Privatisierungsdruck für zahlreiche Service-public-Aufgaben führen, etwa in der Wasserversorgung, im Gesundheits- und Bildungswesen oder im öffentlichen Verkehr. Am zweiten Kongresstag haben die SGBDelegierten Ständerat Paul Rechsteiner als SGB-Präsident sowie Vania Alleva (CoPräsidentin Unia) als Vizepräsidentin und Giorgio Tuti (Präsident SEV) als Vizepräsident wiedergewählt. Der mit 10 000 Franken dotierte Kulturpreis des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds wurde an den den Westschweizer Karikaturisten Philippe Bécquelin alias «Mix et Remix» vergeben.
Weitere Berichte zum Kongress und die Resolutionen auf www.sgb.ch.
WM 2014 – ein soziales Desaster Drei Monate nach Abpfiff der WM in Brasilien zieht eine Studie von Solidar Suisse eine ernüchternde Bilanz. 13,3 Milliarden kostete die teuerste WM aller Zeiten, ihr wirtschaftlicher Impuls beträgt gerade mal 0,7 Prozent des BIP – ein volkswirtschaftli ches Nullsummenspiel. Allein der Steuer ausfall für den brasilianischen Staat wegen der Steuerprivilegien für die Fifa beläuft sich auf 462 Millionen Dollar. Die Hoffnung, mit der WM langfristige Arbeitsplätze zu schaffen, hat sich zerschla gen, einzig im Bau- und Tourismussektor gab es kurzfristig Stellen. Geplante Verbesserungen der Infrastruktur wurden nur teilweise realisiert, über ein Drittel der Projekte im öffentlichen Verkehr gestrichen. Dafür hinterlässt die WM dem Land vier unbenutzbare Gross-Stadien. Eine Viertel million Menschen wurden aus ihren Häusern vertrieben, und von den 350 000 Strassen händlerInnen haben viele wegen der Verkaufsverbote um die Stadien ihren Lebensunterhalt verloren. Die Fifa erwartet einen Rekordgewinn von 3 Milliarden Dollar – wesentlich mehr als in Südafrika, wo sie 2,2 Milliarden Profit machte. www.solidar.ch/brasilien
Viel Verständnis von den Kundinnen · Die Mitarbeiten den der neuen Buchhandels kette Orell Füssli Thalia informierten vor den Läden in Bern und Basel über ihre misslichen Arbeitsbedingun gen. Die Geschäftsleitung will die Arbeitszeit um eineinhalb Stunden pro Woche erhöhen, dies sind fast 2 Wochen Gratisarbeit pro Jahr. Und das bei niedrigsten Löhnen.
Die Branchenkonferenz Detailhandel der Unia fordert: Keine Ausdehnung der Ladenöffnungszeiten zuLasten der Mitarbeitenden Unter dem Titel «Arbeiten Tag und Nacht? drohenden Auswirkungen auf die Arbeits Nein danke!» hat sich die Branchenkonfe bedingungen der Verkäuferinnen und renz Detailhandel der Gewerkschaft Unia Verkäufer nicht ignorieren. mit dem geplanten Bundesgesetz über die Die Branchenkonferenz lehnte den vom Ausweitung der Ladenöffnungszeiten Bundesrat unterbreiteten Gesetzesentwurf (LadÖG) befasst. Der Gesetzesentwurf geht einstimmig ab und verlangt einen auf die Motion Lombardi zurück. landesweit, branchenweit allgemeinver bindlichen Gesamtarbeitsvertrag. In ihrer flankierende Massnahmen! Resolution fordern die rund 60 UniaFür die Delegierten aus dem Einzelhandel Delegierten aus dem Detailhandel, dass ist klar: Ein solches Liberalisierungsvorha die geplante Ausdehnung der Ladenöff ben ist nicht ohne flankierende Massnah nungszeiten nur zustande kommen kann, men denkbar, welche die Arbeitsbedingun wenn ein allgemeinverbindlicher Gesamt gen des Personals schützen und arbeitsvertrag vorliegt. Das muss gesetz verbessern. Der Bundesrat darf die lich so verankert werden. (Unia)
© Frant iŠek MatouŠ
In Kürze
Mitgliederbeiträge Die Mitgliederadministration plant eine praktischere Verrechnung der Beiträge. Wir glauben, es ist in eurem Sinn, wenn ihr bis Ende Jahr alle Rechnungen für die Beiträge erhalten habt. Deshalb ziehen wir die Belastung für den Dezemberbei trag vor: Der Novemberbeitrag wird wie üblich Anfang Dezember belastet, den Dezemberbeitrag erheben wir jedoch schon Ende Dezember. Damit entfällt die Belastung im neuen Jahr.