syndicom - die zeitung

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Nr. 2 20. 2. 2015

die zeitung

www.syndicom.ch Gewerkschaft Medien und Kommunikation

AZB 3001 Bern Adressänderungen sind zu richten an: syndicom, Adressverwaltung, Monbijoustrasse 33, Postfach, 3001 Bern

Logistik

grafische industrie

Verkaufsdruck am Schalter machte ehemalige Postangestellte krank  Seite 4

Allgemeinverbindlichkeit des GAV ist gemäss Einschätzung des Seco umsetzbar!  Seite 6

schliessung Nzz-druckerei

IG Pensionierte

Alterspolitik unserer Gewerkschaft und Postkarten der pensionierten Mitglieder  Seite 7

GAV-Tool

Auf unserer Website haben Mitglieder neu Zugang zu sämtlichen GAV-Texten  Seite 11

syndicom-Studie «Entgrenzung der arbeit»

Arbeit rund um die Uhr belastet

Falscher Entscheid! Der Verwaltungsrat der NZZ-Mediengruppe hat die Vorschläge des Personals verworfen: Die Druckerei der «Neuen Zürcher Zeitung» wird per 30. Juni 2015 geschlossen und 125 Personen verlieren ihre Anstellung. Dies in einer der landesweit rentabelsten Druckereien. Die Argumente der Personal- und Betriebskommissionen, der Angestellten und ihrer Gewerkschaft syndicom wurden nicht ernst genommen. Denn das im Konsultationsverfahren ausgehandelte Papier zeigte: Eine Weiterführung des Zeitungsdrucks in Schlieren hätte die NZZ nicht in Schwierigkeiten gebracht.  › Seite 6

syndicom hat 2014 eine Untersuchung zur räumlichen und zeitlichen Grenzziehung zwischen der Arbeitswelt und der arbeitsfreien Zeit durchgeführt. Rund 3500 Personen wurden befragt. Die Ergebnisse zeigen die Risiken des so genannten «flexiblen Arbeitens» auf: alle Lebensbereiche werden der Arbeitswelt untergeordnet – darunter leidet die Gesundheit.  Seiten 2 und 3

GAV Presse

Unternehmens-GAV

© FOTOLIA

Am 13. Januar lancierten syndicom und Impressum eine Petition an die Verleger, endlich wieder Verhandlungen zu einem Gesamtarbeitsvertrag aufzunehmen. Hanspeter Lebrument, Präsident des Verbandes Schweizer Medien, gemäss stehe ein Branchen-GAV nicht zur Debatte, jedoch könnten einzelne Verlage mit den Arbeitnehmervertretern GAV aushandeln. syndicom und Impressum nehmen den Verlegerpräsidenten nun beim Wort und laden alle Verleger persönlich zu Einzelverhandlungen ein, an denen die «Unternehmens-GAV» ausgearbeitet werden können.  › Seite 6

Buchbranche in der Klemme

Gift für den Schweizer Buchhandel

© YVES SANCEY

Wie wirkt sich das Fallenlassen des Euro-Mindestkurses auf den Schweizer Buchhandel aus? Wir haben bei Eva Bachofner, Präsidentin des Branchenvorstandes Buch und Medienhandel bei syndicom, nachgefragt.  Yves Sancey und Naomi Kunz Am 15. Januar hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) beschlossen, den Euro-Mindestkurs von 1.20 Franken aufzugeben. Seither pendelt der Kurs für einen Euro um die 1.05 Franken – ein Umtauschwert von nahezu 1 : 1. Dieser Entscheid betrifft verschiedene bei syndicom organisierte Branchen. Unmittelbar

am härtesten trifft es die Buchbranche: 80 Prozent der in der Schweiz verkauften Bücher sind Importe. Weil der Euro-Preis auf dem Buch aufgedruckt ist, sehen die Kunden sofort, ob mit der neuen Franken-Euro-Quasi-Parität auch der Franken-Preis gesenkt wurde. Das führt dazu, dass die BuchhändlerInnen mit der Kund-

schaft mehr über den Preis als über den Inhalt der Bücher sprechen müssen. Die Buchhandlungen, die am Ende einer langen, in- und ausländischen Vertriebskette stehen, können die ­Preise nicht im Alleingang senken. Eva Bachofner, Präsidentin des syndicom-Branchenvorstands

Fortsetzung auf Seite 5


2 | Hintergrund

syndicom | Nr. 2 | 20. Februar 2015

syndicom-Studie «Entgrenzung der arbeit»

Es braucht Mut, sich abzugrenzen! Mit den neuen Möglichkeiten des flexiblen Arbeitens verschwinden alte Grenzen. Man spricht von der «Entgrenzung der Arbeitswelt» und meint damit die Aufhebung klarer Trennlinien zwischen Arbeitszeit und Freizeit, Unternehmen und Arbeitskraft, Betrieb und Zuhause. Diese Entwicklung bringt für die Arbeitenden Chancen und Risiken mit sich. Der Chance auf ein selbstbestimmtes Arbeiten steht das Risiko gegenüber, dass alle Lebensbereiche den Anforderungen der Arbeitswelt untergeordnet werden – oder zumindest das Ziehen einer Grenze zwischen Berufsleben und Privatleben schwieriger wird. Darunter leidet die Gesundheit. Es sind sowohl zeitliche wie räumliche Grenzen, die verschwimmen. Zeitlich ist die Arbeit immer weniger an die Normalarbeitszeit gebunden. Räumlich hat sich die Arbeit mithilfe der Informationsund Kommunikationstechnologie vom Büro emanzipiert. Entgrenztes, mobiles Arbeiten bedeutet somit, dass man Leistungen unabhängig vom Raum erbringen kann, zeitlich auch eingestreut in den ehemaligen Privatalltag – also abends, an freien Tagen oder am Wochenende.

problemen und begünstigt die Entwicklung emotionaler Erschöpfung, einem Leitsymptom innerhalb der Burnoutdiagnostik. Sich ausreichend regenerieren zu können, wird so zu einer zentralen Voraussetzung für eine nachhaltige Arbeitsbeziehung. Die Gewerkschaft syndicom hat sich mit 20 Berufstätigen aus der Telekommunikationsbranche an einen Tisch gesetzt, um zentrale Thesen zum Thema Entgrenzung der Arbeit in der Telekombranche aufzustellen und zu möglichst relevanten Fragestellungen zu verdichten. Aus den vier Grossunternehmen Swisscom, UPC Cablecom, ­ Sunrise und Orange haben insgesamt rund 3500 Mitarbeitende an der Befragung teilgenommen. Somit ist die Repräsentativität der Studie für die Branche gegeben. Die Thesen der Arbeitsgruppe bestätigen sich in der Umfrage – jeweils mehr oder weniger deutlich. Stress, Leiden unter Zeitdruck, Personalknappheit und

psychische Belastungen sind in den untersuchten Unternehmen keine Minderheitenprobleme, sondern strukturell gegeben. Somit zeigt sich: Die Regenerationsfähigkeit der Mitarbeitenden erfordert eine räumliche und zeitliche Grenzziehung zum Arbeitsleben, die nicht nur von ihrer eigenen Steuerungskompetenz abhängig ist, sondern weitgehend von den Strukturen in den Unternehmen – beispielsweise den Organisationsformen, Arbeitsprozessen, Personalführungsinstrumenten, aber auch von der Umsetzung von Gesamtarbeitsverträgen. Die Unternehmensstrukturen so zu gestalten, dass sich die Regenerationsfähigkeit der Mitarbeitenden verbessert, sollte im Interesse beider Sozialpartner sein. Denn auf diese Weise verbessert sich nicht nur die Lebensqualität der Angestellten, sondern auch deren Leistungsfähigkeit fürs Unternehmen, während Ausfallzeiten und Gesundheitskosten sinken.

Die Versuchung ist sehr gross, E-Mails in der Freizeit abzu­ arbeiten, um am Arbeitsplatz gleich loslegen zu können.

sich regenerieren zu können, wird immer wichtiger

Regenerationsfähigkeit ∙ Räumliche und zeitliche Abgrenzungen sind für die Leistungsfähigkeit der

Die Risiken des flexiblen Arbeitens sind folgenschwer. Eine mangelnde Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben erschwert nachweislich das innere Abschalten von Arbeits-

– Stressfaktoren sind in den Mitarbeitendengesprächen systematisch anzusprechen, Vorgesetzte sind damit zu beauftragen, zum Stress- und Zeitdruckabbau beizutragen. – Leistungsziele sind so zu stecken, dass sie während der Arbeitszeit erfüllt werden können – und keine Vorleistungen in der Freizeit bedingen. – Die Unternehmen müssen sich in ihren Leitlinien klar dazu bekennen, dass Mitarbeitende Arbeit und Freizeit trennen sollen. – Es sind technische Barrieren einzuführen, damit geschäftliche E-Mails nur während der ordentlichen Arbeitszeit den

Cornelia Ziehler, Specialist Business Customers, Sunrise

Wenn Sie auf das Jahr 2013 zurückblicken: Wie oft haben Sie bei der Arbeit unter Zeitdruck gelitten? keine Meinung 1.3 % nie 0.8 % sehr selten 3.0 %

7.1 % immer

eher selten 16.8 %

31.8 %

sehr häufig

eher häufig 39.1 %

78 Prozent der Befragten litten 2013 eher häufig, sehr häufig oder sogar immer unter Zeitdruck. Es sind so viele Mitarbeitende betroffen, dass die Gründe dafür vielfältig sein müssen. Genannt werden unrealistische Zielvorgaben, Personalknappheit, eine immer höhere Arbeitskomplexität, Vorgesetzte mit ungenügender Fach- und Sozialkompetenz, interne Bürokratie oder unklare Prozesse. Es ist auch möglich, dass sich einzelne Mitarbeitende selber zu hohe Ziele setzen – und somit unter ihrem eigenen Druck leiden.

Der Handlungsbedarf ist vielfältig Aufgrund der Umfrageergebnisse zeigt sich Handlungsbedarf auf verschiedenen Ebenen der Organisation, damit die Chancen einer entgrenzten Arbeit die Risiken in Zukunft überwiegen. Eine Auswahl der wichtigsten Empfehlungen aus Sicht der Arbeitsgruppe: – Die Mitbestimmungsrechte von Personalvertretenden und Mitarbeitenden bei Arbeitsprozessen müssen ausgebaut und in die Gesamtarbeitsverträge integriert werden. – Die Gesamtarbeitsverträge müssen den Mitarbeitenden mehr Erholungszeit gewähren: in Form von zusätzlichen Ferien­ tagen, möglichen Sabbaticals, bezahlten Urlaubstagen, Verkürzung der Arbeitszeit oder einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit. – Überzeit ist möglichst rasch zu kompensieren.

Mitarbeitenden zugestellt werden können. – Die Vertrauensarbeitszeit darf nicht dazu führen, Höchstarbeitszeit und Zeiterfassung in Frage zu stellen. – Es braucht eine Ombudsstelle für psychische Belastungen, geführt von Personalvertretenden als Vertrauenspersonen der Mitarbeitenden. – Es empfiehlt sich eine Sensibilisierungskampagne, dass zu Hause bleiben sollte, wer krank ist – und sei es nur, um Viren nicht im Unternehmen zu verbreiten. – Es braucht grundsätzlich mehr Personal in den Unterneh-

Hier ein paar Stellen­­pro­ zente weniger, da ein paar Aufgaben mehr: Das sum­ miert sich, auch in der täg­ lichen Arbeitsbelastung.

Peter Siegrist, Teamleader Service Center HFC, UPC Cablecom


Hintergrund | 3

syndicom | Nr. 2 | 20. Februar 2015

Kommentar

Wie viel Arbeit leisteten Sie pro Arbeitsstunde im Jahr 2013 im Vergleich zu den Vorjahren?

© Z VG

keine Meinung 4.4 % deutlich weniger 1.4 % etwas weniger 3.4 % gleich viel 17.1 % 42.9 % deutlich mehr

etwas mehr 30.7 %

© FOTOLIA

Die Untersuchung bestätigt die These: Knapp drei Viertel der Befragten leisteten 2013 pro Zeiteinheit mehr als in den Vorjahren – die meisten von ihnen sogar deutlich mehr. Weitere 17 Prozent der Befragten leisteten in derselben Zeit gleich viel wie in den Vorjahren, nur 5 Prozent leisteten weniger. Die Antworten zeigen, dass die Arbeitsproduktivität in den untersuchten Unternehmen markant zunimmt. Es ist davon auszugehen, dass nicht nur strukturelle Verbesserungen dazu beitragen, dass die Mitarbeitenden in gleicher Zeit immer mehr leisten, sondern dass die Arbeitsverdichtung den Mitarbeitenden auch immer mehr abverlangt, unter Ausreizung der sogenannten Vertrauensarbeitszeit. Mitarbeitende müssen sich zunehmend in ihrer Freizeit mit ihrer Arbeit auseinandersetzen und sich beispielsweise zumindest mental auf kommende Aufgaben vorbereiten, damit sie während ihrer offiziellen Arbeitszeit umso produktiver sein können. Und so die hochgesteckten Ziele erreichen.

Arbeitnehmenden Voraussetzung.

men, um das Arbeitsvolumen abdecken zu können. Abgänge sind konsequent zu ersetzen und Stellvertretungen und Einführungszeiten sicherzustellen. – Die Unternehmen müssen die Aus- und Weiterbildung gewährleisten. Aus den Versprechen in den Gesamtarbeitsverträgen muss ein individueller Anspruch abgeleitet werden können. – Die Mitarbeitenden sollten ein Ausbildungssparkonto zur freien Verfügung erhalten: Wird das jährliche Guthaben nicht beansprucht, wird es aufs Folgejahr übertragen. – Aus- und Weiterbildung erfordern Zeit und Musse, die nur zur Verfügung steht, wenn der Personalknappheit entgegengewirkt wird. Diese Massnahmen möglichst bald umzusetzen, ist im Interesse der Unternehmen und insbesondere des Human Resource Managements genauso wie der Angestellten und ihrer Gewerkschaften. In diesem Sinne handelt es sich um «Win-Win»-Massnahmen.

Autor: Patrick Probst, Soziologe, Journalist und Mitinhaber der Kommunikationsagentur komform.

Wie oft haben Sie im Jahr 2013 länger als die geregelte Tagesarbeitszeit gearbeitet? keine Meinung 2.5 % nie 1.4 % sehr selten 6.5 %

Das Arbeitsgesetz muss modernisiert werden

6.3 % immer

28.7 % sehr häufig

eher selten 22.3 %

eher häufig 32.3 %

Rund 67 Prozent der Befragten haben 2013 eher häufig, sehr häufig oder sogar immer länger als die vereinbarte Tagesarbeitszeit gearbeitet. Ihre Arbeitszeit ist also zu knapp bemessen und verdrängt regelmässig die Freizeit. Offen bleibt, wie viel der täglich geleisteten Mehrarbeit effektiv verrechnet oder aber gratis geleistet wird, um Leistungs- und Arbeitsdichteerwartungen zu erfüllen. Es zeigt sich: Die zentrale Bestimmung in Gesamtarbeitsverträgen, dass pro Tag durchschnittlich 8 Stunden zu arbeiten seien, wird in den meisten Arbeitsverhältnissen nicht respektiert. Die kumulierten Arbeitszeiten der Arbeitnehmenden reichen nicht aus, um das Arbeitsvolumen bewältigen zu können.

die syndicom-Studie Die vollständige syndicom-Studie «Entgrenzung der Arbeit» steht auf unserer Webseite syndicom.ch/entgrenzung kostenlos zur Verfügung. Die von der Kommunikationsagentur komform gestaltete Broschüre in Papierform kann in jedem Regionalsekretariat abgeholt werden, oder bestellen bei telecom@syndicom.ch.

Erstmals überhaupt hat die Gewerkschaft syndicom eine Studie zum Thema «Entgrenzung der Arbeit» durchgeführt. Seit wir diese Untersuchung zu Beginn des Jahres 2014 initiiert haben, zeigte sich immer, dass wir damit einen Nerv der Zeit getroffen haben. In welchem Verhältnis das Arbeits- zum Privatleben steht und was die zunehmend entgrenzte Arbeit für die Mitarbeitenden bedeutet, ist eine zentrale Frage in der heutigen Arbeitswelt. Gross war das Engagement in der Arbeitsgruppe, die diese Untersuchung konzipiert und ausgewertet hat. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bei den Mitarbeitenden aus den eingangs erwähnten Telekommunikationsunternehmen bedanken, die uns während des ganzen Prozesses eng begleitet haben. Tatkräftig unterstützt wurde syndicom dabei von den vier Unternehmen Swisscom, Sunrise, UPC Cablecom und Orange. Gross war auch das Interesse der Mitarbeitenden, an der Umfrage teilzunehmen. Die rund 3500 Antworten, die eingegangen sind, erlauben ein repräsentatives und fundiertes Bild zur Arbeitsentgrenzung in der ICT-Branche. Und gross war schliesslich auch die Bereitschaft an einer Fachtagung Ende November, auf die Ergebnisse dieser Studie einzutreten und zu diskutieren, welche Handlungsempfehlungen daraus abzuleiten sind. Dass aufgrund der Studienergebnisse Massnahmen zu ergreifen sind, darüber sind sich alle Involvierten einig. Welche Massnahmen sich aus Sicht der Gewerkschaft und der Personalvertretungen aufdrängen, ist in der jetzt fertiggestellten Broschüre detailliert nachzulesen, die bei uns bezogen werden kann. Nun hoffen wir, dass sich auch die Personalabteilungen für dieses dringliche Thema sensibilisieren lassen. Ein Unternehmen kann nur dann nachhaltig Erfolg haben, wenn seine Mitarbeitenden langfristig gesund bleiben. Und schliesslich ist auch der Gesetzgeber gefordert. Das bis heute gültige Arbeitsgesetz ist noch einer industriellen Logik verpflichtet und wird den Veränderungen hin zur digitalisierten und zunehmend entgrenzten Arbeitswelt längst nicht mehr gerecht. Eine Anpassung tut not. Die gesetzlich verankerte Fürsorgepflicht der Arbeitgeber gegenüber den Arbeitnehmenden ist nicht nur auf physische Gefährdungen zu beziehen wie bis anhin, sondern in Zukunft auch auf psycho-soziale. Giorgio Pardini, Leiter Sektor Telecom/IT

Im Zweifelsfall haben dringende Geschäfts­ bedürfnisse Vorrang vor den privaten.

Dolkar Hofmann, Leiterin Service Desk INI, Swisscom


4 | Branchen

syndicom | Nr. 2 | 20. Februar 2015

Belastung am postschalter

OFT Winterthur

Verkaufsdruck macht krank

Out of Books

Mit unrealistisch hohen Arbeitszielen wird Druck auf die Schalterangestellten ausgeübt. Wer in den Augen der Postvorgesetzten nicht genügt, muss gehen. Ein schockierendes Fallbeispiel.  Judith Stofer Entspannt sitzt die Frau (Name der Redaktion bekannt) in einem Café im Mittelland. Seit einem halben Jahr hat die ehemalige Schalterangestellte, um die 40, eine neue Stelle ausserhalb der Post. «Wenn Sie mich vor einem Jahr getroffen hätten, wäre ein ganz anderer Mensch vor Ihnen gesessen – nämlich ein psychisch angeschlagener Mensch mit null Selbstwertgefühl», erzählt sie und trinkt einen Schluck Kaffee.

Insgesamt hat sie 18 Jahre lang für die Post als Schalterangestellte gearbeitet. Sie war verantwortlich für die Hauptkasse und die Warenbewirtschaftung und arbeitete am Schalter. Die Arbeit gefiel ihr. Auch der Verkauf von diversen Artikeln wie Lösli, Handy-Abonnemente, Versicherungen und Postfinance-Produkte machte ihr anfänglich keine Mühe. Als dann aber die Verkaufsziele jährlich erhöht wurden, geriet sie unter Druck. «Ich geriet in eine Abwärtsspirale, aus der ich nicht mehr herausfand», beschreibt sie ihre Situation, die sich bereits 2011 abzuzeichnen begann. Sie hatte die von ihren Vorgesetzten vorgegebenen «persönlichen Arbeitsziele» nicht erreicht, zudem unterliefen ihr Fehler bei der Warenbewirtschaftung und gleichzeitig wurden die Verkaufsziele für 2012 massiv erhöht. Ihre Bitte, die Ziele wegen ihrer gesundheitlichen Probleme nach unten anzupassen, wurde von ihrem Vorgesetzten mit dem Argument

© KEYS TONE

Abwärtsspirale

Durchschnittswerte, die leicht zu erreichen sind? ∙ Das Thema Verkaufsziele bei PV ist nicht abgeschlossen.

abgeschmettert, die Vorgaben entsprächen Durchschnittswerten, die leicht zu erreichen seien. Anfang 2012 erlitt sie einen ersten Zusammenbruch. Eine Woche lang war sie krankgeschrieben, danach arbeitete sie

Zusammenbruch. Diesmal war sie drei Wochen krankgeschrieben. Danach stieg sie wieder mit einem 50-Prozent-Pensum ein, die andere Hälfte war sie weiterhin krankgeschrieben. «Man sah es mir an, dass es mir gesundheitlich nicht gut ging. Gleichwohl wurde ich gezwun«Ich geriet in eine gen, an einem MitarAbwärtsspirale, aus der ich beitergespräch teilzunicht mehr herausfand.» nehmen», erzählt sie. An diesem wurden ihr Fehler, zu wenig wieder voll. «Es war ein Fehler, Engagement am Arbeitsplatz weil ich noch nicht vollständig und die nicht erfüllten Arbeitsgenesen war», stellt sie im Rück- ziele um die Ohren geschlagen. blick fest. Der Druck aus ihrem Weiter wurde ihr eröffnet, dass Arbeitsumfeld, wieder an den sie unter «Beobachtungsphase» Schalter zurückzukehren, sei gestellt sei. Zudem müsse sie, aber zu gross gewesen. sobald der ärztliche Bescheid über ihre Genesung vorliege, innert vier Wochen mitteilen, Unter Beobachtung Nur sechs Monate später erlitt wie es beruflich weitergehe. sie einen zweiten körperlichen Nach dem Gespräch stand die

langjährige Schalterangestellte enorm unter psychischem Druck. Das Gefühl, nicht zu genügen, nahm mit jedem Mitarbeitergespräch und jeder Verlängerung der Beobachtungsphase zu.

Willkürlich und ungerecht Als ihr in einem der Gespräche die Kündigung angedroht und als Kompromiss die Auflösung des Arbeitsverhältnisses im gegenseitigen Einvernehmen mit einer sogenannten Auflösungsvereinbarung vorgeschlagen wurde, handelte sie. Sie begab sich auf Stellensuche und wurde schnell fündig. Im Rückblick bezeichnet sie die letzten Jahre bei der Post als einen «einzigen Alptraum», als «die schlimmste Zeit, die ich je erlebt habe». Die Vorgaben der Post für Schalterangestellte findet sie nach wie vor ungerecht.

Bücher zum Schleuderpreis, so weit das Auge reicht. Nicht etwa wegen des Euros, sondern weil Orell Füssli Thalia (OFT) ihre Filiale in der Marktgasse in Winter­ thur auf Ende Februar definitiv schliesst. Damit wird umgesetzt, was vor einem Jahr angekündigt wurde: OFT «strafft» in Winter­ thur ihr Filialnetz. Übrig bleiben die kleinere OFT-Buchhandlung und die Buchhandlung im Einkaufszentrum Rosenberg. OFT folgt dem Trend zu kleineren Buchhandlungen mit mehr Non-Book-Angeboten. Zusammen mit den Betroffenen und der Mitarbeitervertretung konnte syndicom immerhin erreichen, dass die Schliessung verzögert wurde und für zwei Drittel der knapp dreissig Festangestellten und Lehrlinge eine andere Anstellung inner- oder ausserhalb des OFT-Konzerns gefunden werden konnte. Dennoch – eine weitere Buchhandlung schliesst ihre Pforten in einer sowieso schon arg gebeutelten Branche (siehe Seite 5). Martin Bühler, syndicom-Regional­ sekretär, Zürich

Iistige – Usstige Die Redaktion hat beschlossen, im Rahmen der Entwicklung der syndicom-Zeitung auf die langjährige Rubrik «Iistige – Usstige» zu verzichten. Seit mehreren Jahren informieren verschiedene Online-Portale über die neuesten Personenwechsel in der Medienbranche, täglich werden die Informationen aktualisiert. Dieser Umstand brachte die Redaktion letztlich zum erwähnten Entscheid. Wir danken für euer Verständnis.

Gesundheit der Angestellten – post

Ein tiefes Ohnmachtsgefühl Die Schweizerische Post erfährt seit den 1990er-Jahren einschneidende Veränderungen. Die Arbeit unterliegt einer kontinuierlichen Neuorganisation: das Arbeitstempo und die Produktivität steigen stetig. Wie wirkt sich das auf die Gesundheit der Angestellten aus? Wie nimmt die Post Rücksicht auf die Gesundheit der Postangestellten? Der Soziologe Nicola Cianferoni ist diesen Fragen anhand einer Erhebung nachgegangen.  Interview: Yves Sancey Sie haben eine Befragung zur Arbeit der BriefzustellerInnen bei der Post durchgeführt. Was kam heraus? Meine Untersuchungen in einem Briefzentrum ergaben, dass ein Unbehagen besteht, und dass bei der Arbeit gelitten wird.

Was ist die Ursache für dieses Leiden bei der Arbeit? Die Befragten gaben an, dass das Arbeitstempo stark gestiegen ist, namentlich mit der Einfüh-

rung des Scanners und der «Polyvalenz», was den Leistungsdruck erhöht und paradoxerweise die Eigenständigkeit vermindert. Die Polyvalenz, die bereichernd sein kann, wenn die dafür nötigen Ressourcen freigesetzt werden können, wurde eingeführt, damit die – als austauschbar betrachteten – Mitarbeitenden die Organisation ihrer Touren jeden Tag auf die Postfluktuation abstimmen können. Der Briefträger, der früher für eine Tour

zuständig war, kannte die spezifischen Bedürfnisse «seiner» Kundschaft. Heute ist das nicht mehr gewährleistet. Das angesichts der Neuorganisation der Arbeit empfundene Ohnmachtsund Enteignungsgefühl entzieht die Kontrolle über die eigene Arbeit, was tiefes Leid verursacht. Man darf nicht vergessen, dass die Beziehungen, welche die Postangestellten mit ihrer Kundschaft pflegen, aufgrund der historischen Rolle als Ser-

vice public immer noch einen der wichtigsten sinnstiftenden Faktoren darstellen.

Machen die Postangestellten ihre Vorgesetzten dafür verantwortlich? Nein, das konnte ich weniger beobachten. Die Konflikte bei der Post verlaufen tendenziell eher horizontal als vertikal. Die Arbeitnehmenden machen nicht die Arbeitsorganisation für ihr Leiden verantwortlich,

sondern die Kolleginnen und Kollegen. Man spricht hier auch von Psychologisierung der sozialen Beziehungen. Mit den Vorgaben der Just-in-Time-Organisation ziehen Abwesende den Zorn der Angestellten auf sich, die einspringen müssen.

Krank werden ist also schwierig? Manche getrauen sich tatsächlich nicht mehr, sich krank zu melden, weil sie dem von KollegInnen und Vorgesetzten aus-


Branchen | 5

syndicom | Nr. 2 | 20. Februar 2015 BUCHBRANCHE in der Klemme

SGB-TAGUNG:

Buch und Medienhandel, fasst die dramatischen Auswirkungen des SNB-Entscheides auf den Buchhandel so zusammen: «Die Bücher, die vor der Aufhebung des Euro-Mindestkurses gegenüber dem Schweizer Franken eingekauft wurden, haben in den Buchhandlungen, im Zwischenbuchhandel und in den Verlagen ca. 15 Prozent an Wert verloren.» So müssten die Buchhandlungen eigentlich sämtliche Bücher, die sie vor der Aufhebung eingekauft haben, mit neuen, tieferen Preisen auszeichnen. Dies sei ein unmögliches Unterfangen, schon rein vom Personalaufwand her.

Kursgewinne werden weitergegeben Per Anfang Februar haben die zwei grössten Auslieferungen der Schweiz (das Buchzentrum BZ und die AVA Vertragsauslieferung) den Buchhandlungen die Währungsgewinne weitergegeben, berichtet Eva Bachofner. Im Klartext: die Preisdifferenz

geübten Druck ausweichen wollen. 64,8 Prozent der Arbeitnehmenden, die ich mittels Fragebogen befragt habe, gaben an, schon einmal einen Arzttermin gestrichen oder verschoben zu haben, und zwar aus Angst, mit ihrer Abwesenheit der Arbeit des Teams zu schaden.

Wie geht die Post mit Absenzen um? Die Post verwendet für das Absenzen-Management das Tool «ProPräsenz»: Damit sollen Arbeitnehmende ermittelt werden, deren Gesundheitszustand sich zu verschlechtern droht. Die betroffenen Arbeitnehmenden sind gezwungen, bestimmte persönliche Daten zu ihrem Gesundheitszustand zu liefern, was eine Entbindung vom Arzt-

zwischen dem Kurs von 1.20 Franken und dem tagesaktuellen Kurs wird abgezogen – bei unverändertem Preis in Euro. Die Weitergabe der Währungsgewinne soll insbesondere die Schweizer Buchhändler davon abhalten, vermehrt in Deutschland zu bestellen. Die Problematik ist nicht neu, aber sie hat sich mit den jüngsten Entwicklungen verschärft, gibt Eva Bachofner zu bedenken, denn «bereits vor der Aufhebung des Mindestkurses haben sich deutsche Anbieter zunehmend in den Schweizer Markt gedrängt».

Wie weiter? Es ist fraglich, wie der Schweizer Zwischenbuchhandel unter diesen schwierigen Rahmenbedingungen überleben kann. Sowohl die AVA als auch das BZ haben bereits in den letzten Jahren die Arbeitszeit auf 42,5 Stunden (ohne Lohnausgleich) erhöht. Erschwerend komme hinzu, dass die grösste Buchhandelskette Orell Füssli Thalia

geheimnis bedeutet. Die Arbeitnehmenden müssen auch Rehabilitationsmassnahmen oder Neuzuteilungen hinnehmen. Dadurch entsteht ein Druck auf kranke oder abwesende Arbeitnehmende. Auch wenn dieser Druck von den Führungskräften nicht unbedingt explizit ausgeübt wird, ist er durch die Angst, bei zu langer Absenz auf eine Schwarze Liste gesetzt zu werden, doch vorhanden.

Üben Führungskräfte Druck in diesem Sinne aus? Ich habe Kenntnis von Fällen, wo die Vorgesetzten Druck ausgeübt haben, damit die Arbeitnehmenden schneller an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, als die Heilung das eigentlich zulassen würde, manchmal sogar

Steinige Lohnverhandlungen Die Lohnverhandlungen zwischen dem Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband SBVV und syndicom werden jedes Jahr schwieriger. Seit 2008 argumentiert der SBVV mit dem schwierigen Markt­ umfeld und den sinkenden Umsätzen. Die letzte generelle Lohnerhöhung erhielten die Buchhändlerinnen 2007, in den letzten 10 Jahren sind die drei Mindestgehälter durchschnittlich um 0,6 Prozent pro Jahr, insgesamt also um ca. 450 Franken erhöht worden. Damit hat eine Buchhändlerin im 4. Jahr nach der Lehre einen Lohn von 4170 Franken, und der Medianlohn in der Branche liegt bei 4201 Franken.

Bedingung, dass die Geschäftszahlen offengelegt werden und dass Gegenleistungen erbracht werden. Bereits haben sich Bachofners düstere Prognosen teilweise bestätigt: Pierre Fehlmann, OLF-Direktor, hat in den letzten Wochen Lohnsenkungen zwischen 4 und 7,5 Prozent für Löhne über 4000 Franken vorgesehen. Weiter soll die Wochenarbeitszeit ohne Lohnausgleich um 2,5 Stunden erhöht werden.

seit 2014 einen Grossteil ihrer Ware über das Zentrallager der Thalia Holding in Deutschland beziehe und somit die Schweizer Auslieferungen sowieso schon unter grossem Druck stehen. «Tendenziell wird an den Fixkosten gespart werden müssen, ebenso sind Angriffe auf die Löhne denkbar», meint Bachofner. Im Gegenzug gelte es jedoch in die Waagschale zu werfen, dass die Kapitalkosten (Hypothekar­ zinsen) in der Schweiz aktuell extrem tief sind. syndicom ist in Ausnahmefällen bereit, über vorübergehende Massnahmen zu verhandeln: unter der

Amazon profitiert Unbestrittener Nutzniesser der jüngsten Entwicklungen werde Amazon sein, der die Bücher zum Euro-Preis, steuerfrei (Mehrwertsteuer DE für Bücher 7%, CH 2,5%) und portofrei in die Schweiz liefert. Momentan bietet Amazon zusätzlich 20 Prozent Rabatt für Schweizer Kunden an. Da kann keine Buchhandlung und auch kein Schweizer Onlinehändler mithalten. Wohlgemerkt: Amazon ist eine Tiefstlohnfirma mit katastrophal schlechten Arbeitsbedingungen. In diesem Punkt will unsere Schwestergewerkschaft Verdi Abhilfe schaffen und mit Streiks bei Amazon einen Tarifvertrag durchsetzen. Nach dem Eurozerfall 2010 und der endgültigen Aufhebung der Preisbindung 2012 sind die Buchpreise gesunken. «Gerade

Die Post vertritt jedoch den Standpunkt, dass «ProPräsenz» zur Gesundheitsförderung der Mitarbeitenden eingeführt wurde. Meine Umfrage bringt eine andere Realität ans Licht. «ProPräsenz» bewirkt eine Individualisierung aller gesundheitlichen Aspekte, die hauptsächlich als Kostenfaktor für das Unternehmen gesehen werden. Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen ist nur noch ein frommer Wunsch. Die Post erklärt in ihren Geschäftsberichten,

Die Arbeitsrechtlichen Auswirkungen der Frankenstärke Kaum hat die Schweizer Nationalbank die Kursuntergrenze von 1.20 Franken zum Euro aufgegeben, überschlagen sich verschiedene Arbeitgeber mit arbeitsrechtlichen Änderungswünschen. Dabei ist klar: In der Schweiz müssen Schweizer Löhne bezahlt werden. Das verlangen unter anderem die Flankierenden Massnahmen (FlaM). Eine Diskriminierung von Grenzgängern ist illegal. Das gilt auch für die Überwälzung des Arbeitgeber­ risikos auf die Angestellten. Der SGB führt zur Klärung der Lage eine Tagung rund um Fragen wie Euro-Löhne, Lohnsenkungen für Grenzgänger etc. durch. Damit soll Aufklärungsarbeit geleistet werden sowie die juristische Lage bzw. die Rechtsprechung dargelegt werden. Dienstag, 3. März 2015, 15 bis 18 Uhr, Hotel Bern, Bern. Voranmeldungen und Infos bei: juliet.harding@sgb.ch.

als wir dachten, dass sich der Buchmarkt einigermassen stabilisiert habe, kommt die nächste Krise», so Bachofner. Nun ist zwangsläufig anzunehmen, dass die Preise weiter sinken. Für die Branche ist es unmöglich, die Schweizer Preise auf Euro-Niveau abzusenken. Dafür fallen die Miet- und Lohnkosten im Vergleich zu hoch aus. Der Branchenvorstand befürchtet, dass es erneut zu Schliessungen von Buchhandlungen kommen wird. Der Verbraucher hat die Macht zu entscheiden, ob er das kompetente Netz von Fachleuten des Buchhandels unterstützen oder nur auf den Preis schauen und online bestellen will. Der Entscheid der SNB vom 15. Januar wird sicher noch weiter hohe Wellen schlagen.

Nicola Cianferoni ist derzeit Forschungsbeauftragter an der Hochschule für Sozialarbeit und Gesundheit EESP in Lausanne. Er hat mehrere Erhebungen zu Umstrukturierungen, Arbeitsbedingungen und kollektiven Mobilisierungen im öffentlichen Sektor wie auch in der Privatwirtschaft durchgeführt. Sein Blog (in französischer Sprache): nicolacianferoni. wordpress.com

gegen die Empfehlung der Arztperson. Diese fragwürdige Praxis kann natürlich kontraproduktiv sein, denn es kann die vollständige Genesung gefährden, wenn die Rückkehr an den Arbeitsplatz zu früh erfolgt.

© YVES SANCEY

Gift für den Schweizer Buchhandel  Forts. von Seite 1

dass Krankheiten und Unfälle Kosten verursachen, die ihrer Wettbewerbsfähigkeit schaden. Man kann sich fragen, ob bei diesen Programmen nicht die Gefahr besteht, dass Arbeitnehmende, deren Absenzenrisiko als höher eingestuft wird, ins

Abseits gestellt werden. Es läge im Interesse der Arbeitnehmenden, dass Gewerkschaftsaktivistinnen und -aktivisten das Thema Gesundheit am Arbeitsplatz vermehrt aufnehmen, um das Feld nicht ausschliesslich dem Arbeitgeber zu überlassen.


6 | Branchen

syndicom | Nr. 2 | 20. Februar 2015

Schliessung NZZ-Druckerei

Ein unnötiger und verantwortungsloser Entscheid Der Verwaltungsrat der NZZ-Mediengruppe hat die Vorschläge des Personals abgeschmettert: die Druckerei der «Neuen Zürcher Zeitung» wird per 30. Juni 2015 geschlossen. 125 Personen werden entlassen.  Nina Scheu Alles nur Hinhaltetaktik. Zwei Monate nach Ankündigung der Schliessung der NZZ-Druckerei kam am 3. Februar das befürchtete Aus: Der Verwaltungsrat der NZZ hält daran fest, die Druckerei in Schlieren per 30. Juni 2015 zu schliessen. 125 Beschäftigte verlieren ihre Arbeitsstelle in einer der rentabelsten Druckereien der Schweiz. Dieser Entscheid entbehrt jeglicher ökonomischen und publizistischen Notwendigkeit. Sein einziges Ziel ist eine Erhöhung des Profits für die NZZ-Aktionäre. Entgegen den Beteuerungen der NZZ-Geschäftsleitung wurden die Argumente der Personalund Betriebskommissionen, der

Angestellten und ihrer Gewerkschaft syndicom nicht ernst genommen. Das im Konsultationsverfahren ausgearbeitete Papier vom 9. Januar zeigt: Eine Weiterführung des Zeitungsdrucks in Schlieren ist möglich, ohne dass die NZZ in Schwierigkeiten geriete und ihre digital-publizistischen Pläne ändern müsste.

Vollendete Tatsachen Der definitive Entscheid zur Betriebsschliessung erstaunt aber nicht. Schliesslich wurden die Kunden der Schlieremer Druckerei schon seit November an andere Standorte verwiesen. Auch die Verträge mit der Erz-

Polizeigewalt gegen Klaus Rózsa

Bezirksrichter ignoriert Obergerichtsurteil Sieben Jahre ist es her, dass Klaus Rózsa, auf dem Weg zu einer Abendeinladung bei Freunden, am besetzten Hardturmstadion in Zürich vorbeifuhr und beobachtete, wie Polizisten im Begriff waren, das Gelände zu stürmen. Rózsa, früherer (und langjähriger) Präsident des Sektors Presse bei der Mediengewerkschaft comedia, ist von Beruf Pressefotograf und hat seine Kamera immer in Griffweite. So auch an diesem Abend, an dem er aussteigt, um das Geschehen festzuhalten. Er fotografiert nicht lange: Die Polizisten fordern ihn auf wegzugehen und reissen ihn, als er weiter fotografiert, zu Boden. Jetzt ergreift seine Frau die Kamera und hält fest, was sich ereignet. Die entstandene Bilderserie kann auf syndicom.ch/bilder_rozsa angeschaut werden. Resultat der Verhaftungsaktion sind zwei Anzeigen beim Zürcher Bezirksgericht: Eine gegen den Fotografen, wegen «Gewalt und Drohung gegen Beamte» sowie «Hinderung einer Amtshandlung», und eine von Klaus Rózsa gegen zwei Polizisten, wegen «Amtsmissbrauchs, Freiheitsberaubung und Körperver-

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letzung». Der juristische Verlauf der Geschichte ist ebenso absurd wie üblich: Während das Verfahren gegen die Polizisten bald eingestellt wird, muss sich Klaus Rózsa über mehrere Instanzen hinweg gegen den Vorwurf verteidigen, er habe sich der Verhaftung widersetzt und die Polizisten beschimpft. Immerhin, Rózsa wurde vollumfänglich freigesprochen. Mehr noch: Das Bundesgericht bestimmte, dass das Verfahren gegen die beiden Polizisten wieder aufgenommen werden müsse. Mit fast 7-jähriger Verspätung ist das nun geschehen. Doch der Zürcher Bezirksrichter erklärte, es gehe nicht um frühere richterliche Feststellungen, sondern um die Einschätzung der angeklagten Beamten – die er in seiner Interpretation sogar noch übertraf: Mit der Begründung, Rózsa sei ja nicht nur Pressefotograf, sondern ein «Aktivist» und «Sympathisant», sprach er die angeklagten Polizisten frei. Um die Presse- und Meinungsfreiheit ist es im Monat eins nach Charlie schlecht bestellt in unserem Land. Klaus Rózsa ist bestürzt, er wird das Urteil weiterziehen. Nina Scheu

konkurrentin Tamedia, die den Druck der NZZ übernehmen soll, waren längst unterschriftsbereit. Das zeigt, dass die Betriebsschliessung vom Verwaltungsrat nie ernsthaft in Frage gestellt wurde. Der Entscheid ist auch sozial verantwortungslos. Die Entlassenen werden grosse Probleme haben, gleichwertige Stellen im Raum Zürich zu finden, zumal auch der starke Franken die Arbeitsplatzsituation in der grafischen Industrie weiter verschlechtern wird. Im Gegensatz zum NZZ-Verwaltungsrat gibt syndicom die Druckerei der NZZ nicht auf und wird die Angestellten bei allen Bemühungen und Aktionen zum

Erhalt ihrer Arbeitsplätze unterstützen. Machen wir uns nichts vor: Die Unternehmensleitung wird uns nichts schenken. Es wird die Solidarität aller und die aktive Unterstützung der betroffenen Belegschaft brauchen, damit Gewerkschaften und Betriebskommission der NZZ-Führungsriege einen Sozialplan abtrotzen können, der dem teils jahrelangen loyalen Engagement der Entlassenen ein Mindestmass von Anstand entgegenbringt.

Erste Kollateralschäden Fast zeitgleich mit dem Schliessungsentscheid war zu erfahren, dass der «Tages-An-

zeiger» in Zukunft nur noch als 3-Bund-Zeitung erscheinen soll. Die Reduktion wird damit begründet, dass im Tamedia-Druckzentrum sonst zu wenig Platz für den Druck der NZZ geschaffen werden könnte. Unter dem designierten Doppel-Chefredaktor von «Tages-Anzeiger» und «Sonntagszeitung», Arthur Rutishauser, werden voraussichtlich nicht nur Bünde und Rubriken, sondern bald auch wieder zahlreiche Redaktionsmitglieder weggespart. Vorausschauend wurde unter Rutishausers strammer Leitung die Redaktion der «Sonntagszeitung» schon kräftig vordezimiert.

GAV Grafische Industrie

Allgemeinverbindlichkeit ist umsetzbar! Anfang dieses Monats hat das Seco syndicom und Syna seine Einschätzung zugestellt, wie die Allgemeinverbindlichkeit (AVE) des neuen GAV Grafische Industrie auf einfache Weise und ohne grosse Änderungen am Text umgesetzt werden könnte. Die Einschätzung wurde notwendig, weil der Arbeitgeberverband Viscom letzten Herbst das AVE-Verfahren einseitig gestoppt hatte – die Bildung eines Organs für die Überwachung der Einhaltung des GAV verlange derart grosse Anpassungen am bestehenden GAV, dass diese nur in Neuverhandlungen des gesamten GAV erfolgen könnten. Die aktuelle Stellungnahme beweist das Gegenteil: Im Wesentlichen

muss nur die heute schon vorgesehene Ad-hoc-Kommission zur Prüfung der Einhaltung des GAV in eine ständige Kommission umgewandelt werden. Und statt nur auf Verdacht oder Anzeige muss diese Kommission stichprobenweise auch auf Eigen­ ini­tia­tive Betriebe überprüfen können. Im Weiteren müssten die von Nichtmitgliedern zu bezahlenden Solidaritätsbeiträge in «Vollzugkostenbeiträge» u ­ mbenannt werden, die aber wie heute schon von Gewerkschaftsmitgliedern nicht zusätzlich berappt werden müssten. Wo liegt also das Problem? Betriebe, die sich an den GAV halten, haben die in allen Branchen mit allgemeinverbindli-

chem GAV üblichen Kontrollen, auch Stichproben, nicht zu fürchten. Zu fürchten haben sie ihren Verband, der durch Obstruktion die Einführung der AVE verzögert. Denn mit der Verteuerung des Frankens wird parallel zu den Billig­angeboten aus dem Ausland auch der Preiskampf im Inland neue fleischfressende Blüten treiben, die mit der AVE wirksam bekämpft werden könnten. Wir bieten nach wie vor Hand zur speditiven Umsetzung der AVE. «Kein Deal!» sagen wir jedoch zu Absichten, in Neuverhandlungen des GAV ein zweites Mal für die AVE zu zahlen – diese ist bereits bezahlt!

Roland Kreuzer, Leiter Sektor Medien

GAV Presse

Dann halt auf Unternehmensebene Am 13. Januar lancierten syndicom und Impressum eine Petition an die Verleger, endlich wieder Verhandlungen zu einem Gesamtarbeitsvertrag aufzunehmen. Jetzt doppelten wir nach und schickten persönliche Anfragen an alle Verleger. Die Verleger-Petition kann immer noch unterschrieben werden auf: syndicom.ch/13x13. Und

auch die Reaktion von Hanspeter Lebrument, dem Präsidenten des Verlegerverbands Schweizer Medien, kann immer noch auf persoenlich.com nachgelesen werden. Im Branchennewsletter stand noch gleichentags geschrieben: «Ein Branchen-GAV stehe nicht zur Debatte, sagte Hanspeter Lebrument, Präsident des Verbandes Schweizer Medien, dazu auf Anfrage. Wenn ein einzelner Verlag einen GAV mit den Arbeitnehmervertretern aushandeln wolle, so stehe dem nichts im Wege.» Nach Lebrument ist der Presse-GAV also nicht mehr Verbandssache, sondern eine Unternehmensangelegenheit. syndicom und Impressum nehmen den Verlegerpräsidenten nun beim Wort. Beide Verbände haben persönliche Anfra-

gen an jeden einzelnen Verleger im Tessin und in der Deutschschweiz versendet. Darin werden die Angeschriebenen zu Einzelverhandlungen eingeladen, an denen die vorgeschlagenen «Unternehmens-GAV» ausgearbeitet werden können. Nach zehn Jahren des vertragslosen Zustands, der sinkenden Freien-Honorare und der stetig verschlechterten Arbeitsbedingungen unter der Verbandsleitung des Sozialpartnerschaftsverweigerers Lebrument ist es höchste Zeit, konstruktivere Wege zu beschreiten. Nicht zuletzt die Leserinnen und Leser würden von besser recherchierten und in Ruhe verfassten Artikeln profitieren und vielleicht ihre Zeitungs- und Zeitschriftenabos wieder überzeugter verlängern. Nina Scheu


Pensionierte | 7

syndicom | Nr. 2 | 20. Februar 2015 syndicom vertrit t die politischen anliegen der pensionierten

Ihr seid wichtig für syndicom

Bald e­ rreicht auch die Babyboomer-Generation das Rentenalter, daher wird die Anzahl pensionierter Kolleginnen und Kollegen weiter zunehmen – über 30 Prozent der syndicom-Mitglieder waren 2014 pensioniert. In der Schweiz stehen in den nächsten Jahren zentrale sozialpolitische Weichenstellungen an. Das Know-how und das Engagement der pensionierten Mitglieder sind wichtig, um die Zukunft von syndicom zu sichern und den Rentenabbau zu verhindern!  Bernadette Häfliger Berger, Vizepräsidentin syndicom diges Alter in unsere politische Arbeit integrieren. In den nächsten Jahren stehen im Rahmen des bundesrätlichen Reformpakets «Altersreform 2020» zentrale Weichenstellungen an. Es braucht starke Gewerkschaften, um einen Abbau der Renten zu verhindern und eine zukunftsgerichtete und solide Finanzierung der Altersvorsorge zu garantieren. Dazu brauchen wir auch dich!

Praktische Dienstleistungen

syndicom-Veranstaltungen

Sicher überlegt manch einer, was die Gewerkschaftsmitgliedschaft nach der Pensionierung noch bringen soll. Aber syndicom bietet auch pensionierten Kolleginnen und Kollegen vieles. Den Pensionierten stehen weiterhin alle Dienstleistungen zur Verfügung. Mit der Zeitung werden sie regelmässig über die Aktualitäten bei syndicom informiert. Diverse Vergünstigungen entlasten das Rentnerbudget. Sämtliche Dienstleistungen sind auf unserer Homepage zu finden: www.syndicom.ch. Pensionierte Kolleginnen und Kollegen können bei Fragen zur AHV oder Pensionskasse jederzeit die Regionalsekretariate oder unseren Rechtsdienst kon-

Unsere regionalen Pensioniertengruppen organisieren in allen Regionen verschiedene interessante Anlässe. Neben den Aktivitäten haben dort pensionierte Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit ehemalige Berufskolleginnen und -kollegen zu treffen und sich über «frühere Zeiten» auszutauschen. Nähere Angaben zu den aktuellen regionalen Veranstaltungen finden sich auf unserer Webseite und unter den Veranstaltungshinweisen in unserer Zeitung. Ich wünsche allen Pensionierten und besonders denjenigen, die 2015 das Rentenalter erreichen, auf dem weiteren Lebensweg viel Glück, gute Gesundheit und unbeschwerte Momente.

© KEYS TONE

Manch eine Aktion oder Unterschriftensammlung würde ohne unsere pensionierten Kolleginnen und Kollegen nicht zustande kommen. Auch viele Sektionsversammlungen wären ohne sie eine ziemlich trostlose Angelegenheit. syndicom verfügt glücklicherweise nach wie vor über äusserst treue und aktive Pensionierte. Dafür möchte ich mich bei euch allen ganz herzlich bedanken.

Richtungweisend ∙ Für die pensionierten Mitglieder von syndicom sind die nächsten Jahre von hoher politischer Bedeutung.

sultieren und sich von kompetenten Ansprechpersonen beraten lassen.

würdiges älterwerden ist ein politisches Anliegen Für die Gewerkschaft syndicom sind die Anliegen der pensionierten Kolleginnen und Kollegen ein wichtiger Teil der politischen Arbeit. Die Verteidigung

der Renten und Ergänzungsleistungen, die Entwicklung der schweizerischen Altersvorsorge, aber zunehmend auch neue Bedürfnisse der pensionierten Menschen in unserem Land: all dies sind feste Bestandteile unseres politischen Programms. Den Erhalt und die Erneuerung des Generationenvertrags erachten wir als zentral. In den letz-

ten Jahren haben wir u. a. im Rahmen von «Tisch der Generationen» viele regionale Podiumsveranstaltungen zu diesem Thema organisiert.

Rentenabbau verhindern! Den Austausch zwischen den Generationen werden wir auch zukünftig fördern. Ebenso werden wir Fragen rund um ein wür-

IG Pensionierte unterwegs Auf unserer zweitägigen Wanderung in den Franches Montagnes genossen wir beim Refuge de Sommêtres eine herrliche Aussicht auf das Tal des Doubs und weit hinein nach Frankreich (Bild oben). Bei starken Regenfällen zogen wir nach dem feinen Mittagessen im Pferde-Veteranenheim «Le Roselet» weiter (Bild unten). Fritz Heinze, St. Gallen Zufriedene Stimmung bei den St. Galler Pensionierten nach dem gelungenen Weihnachtsessen. Beste Grüsse, Fritz

Othmar Trösch, Basel Auf der Wanderung vom 3. März 2014 von Zwingen nach Grellingen. Wir sind immer um die 20 Personen, eine grössere Wanderschar wäre wunderbar, auch mehr Frauen dürften teilnehmen! Euer Othmar

Kari Bichsel, Zürich Frühlingswanderung von Richenthal nach Ebersecken und Nebikon. Im Restaurant Sonne in Ebersecken lässt sich gut verweilen, hier wurden wir kulinarisch verwöhnt, wandern ist schön! (Bild oben)

Bei garstigem Winterwetter haben sich am Donnerstag, 29. Januar 2015, 18 gut gelaunte und unerschrockene Post­ veteranen auf die Wanderung von Fällanden dem Greifensee entlang nach Effretikon begeben. Nach einem feinen Mittagessen beim Zwischenstopp in Gutenswil sind alle wohlbehalten am Ziel eingetroffen. Herzliche Grüsse vom Wanderleiter und Fotografen Kari Bichsel

Bei schönstem Herbstwet ter unterwegs von Düdingen nach Laupen BE.


8 | Aktuell

syndicom | Nr. 2 | 20. Februar 2015

Mitgliederporträt

«Möchtet ihr einen kleinen Gott?» Die letzten 25 Jahre ihres Berufslebens verbrachte Ursula Hunziker zwischen Büchern. Als Quereinsteigerin hat sie in grossen und kleinen Buchläden gearbeitet, Geschäftsübernahmen und -aufgaben erlebt und weiss, wie hilfreich manchmal die Unterstützung durch die Gewerkschaft sein kann.  Charlotte Spindler

© SABINE ROCK

«Ich brauche Bücher um mich», sagt Ursula Hunziker. Wer ihre gemütliche, helle Wohnung in einem Zürcher Stadtrandquartier betritt, spürt die Liebe zum Geschriebenen und Gedruckten sofort. Perfekt ist die Ordnung in den bis zur Decke reichenden Regalen; Belletristik von Aitmatov bis Zola, die Originalausgaben der Buchreihe «Die Andere Bibliothek», Kunstbücher, Reiseliteratur, Musiknoten und Kostbarkeiten. Auch Kochbücher gibts: Ursula Hunziker kocht gern, oft indische Gerichte, für die sie sich in den kleinen Läden im Kreis 4 und 5 eindeckt.

Bunte Göt ter aus der Schachtel Auf dem Sofatischchen liegen Bildbände über orientalische Textilkunst und hübsche kleine Gegenstände, die Ursula Hunziker von ihrer letzten Indienreise mitgebracht hat. «Möchtet ihr vielleicht einen kleinen Gott mitnehmen?», fragt sie ihren etwas erstaunten Besuch. Was für ein Angebot! Die Götter erweisen sich als überaus zierlich gearbeitete indische Gottheiten in winzigen bunten Schächtelchen, feines Kunsthandwerk aus Varanasi. Seit ihrer Pensionierung vor vier Jahren nimmt sich Ursula Hunziker mehr Zeit für sich, für längere Reisen durch Indien, wo sie Bekannte und Freunde hat, fürs Fotografieren, fürs Klavierund Orgelspiel, für Freundinnen und Bekannte. Und natürlich

Ursula Hunziker vor ihrer bellestristik · «Ich brauche Bücher um mich.»

fürs Lesen. In ihrer Lieblingsbuchhandlung im Kreis 5 kauft sie regelmässig ein; sie schätzt es, die Buchhändlerin und den Ladeninhaber zu kennen und sich von ihnen beraten zu lassen. Ursula Hunziker wuchs in Zürich auf; nach der Mittelschule wurde sie nicht Sozialarbeiterin, wie sie zuerst geplant hatte, sondern lernte medizinische Laborantin. «Mir hat es immer gefallen, mit Menschen zusammen zu sein, das habe ich in meinem Erstberuf geschätzt, und erst recht im Buchhandel.» Nach einer Familienzeit hat sie als Quereinsteigerin ihre erste Stelle in der Christlichen Vereinsbuchhand-

die heutige Buchhandlung am Hottingerplatz. «Wir leiteten zu zweit die Filiale, organisierten Lesungen und genossen viel Selbständigkeit. Sogar eine Katze wohnte in unserem Laden», erzählt «Wir waren sehr selbständig am Ursula. Als dann aus Hottingerplatz, sogar eine Katze Spargründen eine der Stellen weggekürzt wohnte bei uns im Laden.» wurde, wechselte sie zu einer theologischen Buchhandlung tische zusammenstellen und an der Schifflände. Doch das Schaufenster gestalten», erzählt Geschäft wurde verkauft, später sie. «Diese Arbeiten haben mir liquidiert. sehr viel Freude gemacht.» Von der Badenerstrasse wech- Kein Pensionierungsschock selte sie in die damalige CVB-Fi- Sie habe die Abwärtsbewegunliale an der Hottingerstrasse, gen im Buchhandel ganz direkt lung an der Badenerstrasse angetreten. «Ursprünglich war ich für die Auslieferung eingestellt worden, dann konnte ich in den Verkauf wechseln und auch Bücher-

miterlebt, sagt sie; die Unterstützung durch die Gewerkschaft habe ihr mehrfach geholfen. An ihrer nächsten Stelle in einem grösseren Betrieb ausserhalb des Kantons wurde sie Opfer einer Umstrukturierung; sie war 62. Doch wie durch ein Wunder habe sie kurz darauf wiederum eine Anstellung bekommen, diesmal in einer grossen Buchhandlung in Luzern, wo sie Theologie, Psychologie und Kunst betreuen konnte. «Es war nochmals eine ganz tolle Zeit in einem guten, sehr gemischten Team. Auch als ich offiziell ins Rentenalter kam, konnte ich mit flexiblem Pensum vier Jahre als Aushilfe weiterarbeiten. So kam ich um den Pensionierungsschock herum.» Für gewerkschaftliche Anliegen hatte Ursula Hunziker immer Zeit; sie engagierte sich aktiv in der Kampagne um die Ladenöffnungszeiten, war Delegierte der Solidaritätskasse Zürich und mehrere Jahre in der Stipendienkommission erst bei comedia, dann bei syndicom. Ab und zu besucht sie auch jetzt Veranstaltungen der Gewerkschaft. Mit 68 hatte sie das Gefühl, es würde doch Zeit, aus dem Erwerbsleben auszuscheiden. «Ich hatte richtig Lust, Neues zu lernen, neue Erfahrungen zu machen», sagt sie. An der Volkshochschule lernte sie Russisch, und zu ihrem Vergnügen hat sie mit Schreiben begonnen: Beobachtungen aus dem Alltag, kleine Gedichte auch.

Reecht so!

Ich war als Journalistin angestellt, für ein kleines Redaktionsteam verantwortlich und die Herausgabe einer Monatszeitschrift. Weil ein Teamkollege nicht akzeptiert hätte, dass ich als seine Vorgesetzte eingesetzt wurde, kam es zu Spannungen, zumal es auch grosse Lohnunterschiede gab. Über zwei Jahre rang ich mit der Arbeitgeberin um bessere Bedingungen, doch nichts änderte. Ich fühlte mich im Stich gelassen und die Erfüllung meiner Aufgabe mit einem schlecht funktionierenden Team wurde sehr auf wendig. Schliesslich war ich ganz erschöpft. Ich fürchtete, ernsthaft krank zu werden, und reichte die Kündigung ein. Mein Arzt bestätigte der Arbeitslosenkasse rückwirkend, dass meine Kündigung aus gesundheitlichen Gründen gerechtfertigt gewesen sei, und der Berufsverband kam zum Schluss, mein Arbeitgeber habe mir gegenüber die Fürsorgepflicht verletzt. Die Arbeitslosenkasse auferlegt mir trotzdem 31 Einstelltage. Darf sie das? Ja, sie darf das. Einer arbeitslos gewordenen Person können bis 60 Einstelltage auferlegt werden, wenn sie aus eigenem Antrieb oder «aus freien Stücken» ihre Stelle gekündigt hat,

ohne dass ihr eine neue zugesichert war – es sei denn, dass ihr das Verbleiben an der bisherigen Arbeitsstelle nicht mehr zugemutet werden konnte. Die Frage der Zumutbarkeit des Verblei-

bens beim Arbeitgeber wird laut der gültigen Rechtsprechung streng beurteilt. Ein schlechtes Arbeitsklima oder Meinungsverschiedenheiten mit den Vorgesetzten oder den Arbeitskollegen reichen nicht, ebenso wenig ein nach erfolgter Kündigung erstelltes Arztzeugnis. Deines wurde zudem rückwirkend ausgestellt, was darauf schliessen lässt, dass du dich erst nach der Kündigung in medizinische Behandlung begeben hast. Auch eine Analyse und Beurteilung der Arbeitssituation durch den Berufsverband reicht nicht. Von einer Unzumutbarkeit der Fortsetzung der bisherigen Anstellung kann die Arbeitslosenkasse allgemein nur aus-

gehen, wenn eindeutige Arztzeugnisse oder andere geeignete Beweismittel die Umstände für die Kündigung in diesem Sinne belegen. Das ist der Fall, wenn gezeigt werden kann, dass die konkrete Arbeit, für die die versicherte Person angestellt ist, die Hauptursache der Erkrankung und damit der Arbeitsunfähigkeit ist, wenn der Arbeitgeber auch keine gleichwertige Alternative anbieten kann und die versicherte Person aus medizinischer Sicht durchaus in der Lage scheint, an einer anderen Stelle wieder ihre volle Arbeitsfähigkeit zu erlangen. Sind alle diese Elemente gegeben, handelt es sich nach geltendem Recht objektiv um eine

© Z VG

Wann ist eine Arbeitsstelle unzumutbar?

Ruth Wenger, lic. iur. Mitarbeiterin Rechtsdienst

arbeitsplatzbezogene Arbeitsunfähigkeit aus gesundheitlichen Gründen. Erst dann dürfte bei einer Selbstkündigung nicht von Selbstverschulden ausgegangen werden und die Arbeitslosenkasse dürfte von der Verhängung von Einstelltagen absehen.


Wir wollen mehr und zwar jetzt! Am 7. März setzen wir gemeinsam ein Zeichen für mehr Lohngleichheit und gegen die Erhöhung des Frauenrentenalters.

Besammlung um 13.30 Uhr auf der Schützenmatte in Bern Gratis-Extrazug ab Zürich (11.19 | Gleis 17) – Baden (11.36) – Aarau (12.00) – Olten (12.11) – Bern (an 12.37) Gratis-Extrazug ab Genf (10.39 | Gleis 6) – Nyon (10.53) – Lausanne (11.15) – Fribourg (12.00) – Bern (an 12.20) Gratis-Bus ab Lugano Anmeldung, Bestellung von kostenlosen Anschlusstickets und mehr Informationen unter www.syndicom.ch/7maerz oder auf deinem syndicom-Regionalsekretariat.

Demo 7. März 2015


10 | Kultur

syndicom | Nr. 2 | 20. Februar 2015

Neu im Kino

Comic-Festival fumet to

Schicksal eines Papierlosen

© FRENET IC FILMS

«Samba» · «Brasilianer» klingt besser als «Algerier», denkt sich Wilson (Tahar Rahim). Rechts: Omar Sy als Samba.

Die fulminante Filmkomödie um den pflegebedürftigen Villenbesitzer Philippe (François Cluzet) und seinen afrikanischstämmigen Pfleger und Chauffeur Driss (Omar Sy) rührte Millionen weltweit und erlebte besonders an hiesigen Kinokassen einen unglaublichen Höhenflug. Mit anderthalb Millionen Eintritten avancierte «Intouchables» in der Schweiz zum zweit­ erfolgreichsten Kinofilm seit Beginn der Statistik – nur «Titanic» war erfolgreicher. Wer nun also finden sollte, ein Film von Leuten, deren vorheriger Film hierzulande ­«Skyfall»,

«Avatar» und andere Blockbuster hinter sich liess, gehöre nicht in eine Gewerkschaftszeitung, sei beruhigt: «Samba» wird mit Sicherheit nur einen Bruchteil der Eintrittszahlen von «Intouchables» erreichen. Denn «Samba» ist kein Sequel.

Naiv in die Ausschaffungshaft Der Film beginnt mit einer rauschenden Hochzeitsfeier in einem Pariser Nobelrestaurant und beschwört zunächst erneut das luxuriöse Ambiente, in dem «Intouchables» sich grösstenteils bewegt hatte. Doch dann geht

die Kamera durch die Türen, erst in die Küche und dann in deren hintersten Winkel, wo die Tellerwäscher an der Arbeit sind. Einer von ihnen ist der Senegalese Samba (Omar Sy), der seit zehn Jahren in Frankreich lebt und sich seither mit Aushilfsjobs durchgeschlagen hat. Weil Samba ein lebensfroher Optimist ist, glaubt er ernsthaft daran, eine Festanstellung zu bekommen, und meldet sich zwecks Legalisierung seines Aufenthaltsstatus bei der Ausländerbehörde. Ein Schritt, den er besser unterlassen hätte. Denn statt zu Papieren kommt er in Ausschaffungs-

haft und wird nur unter der Auflage freigelassen, unverzüglich aus Frankreich auszureisen. In seiner Not wendet Samba sich an eine NGO, die von Abschiebung bedrohten Ausländern juristischen Beistand leistet. Hier arbeitet die desillusionierte Alice (­Charlotte Gainsbourg), einstige Karrierejuristin, die nach einem Burn­out eine Auszeit genommen hat und nun ehrenamtlich tätig ist. Obwohl sie normalerweise gegenüber ihren Klienten professionelle Distanz hält, vergisst sie bei Samba diesen Grundsatz und gibt ihm ihre Privatnummer. Der Gegensatz zwischen ausgebrannter Karrierefrau und existenziell bedrohtem Optimisten hat durchaus auch märchenhafte Züge und deutet eine romantische Komödie an. Und es gibt noch Sambas besten Freund Wilson. Gespielt von Tahar Rahim – der nach Hauptrollen in Filmen wie «The Cut» oder «Un prophète» erstmals in einer komödiantischen Rolle zu sehen ist –, gibt Wilson dem Filmtitel einen doppelten Sinn: der Immigrant aus Algerien behauptet, er sei «Brasilianer» … Toledano/Nakache bemühen sich in «Samba» jedoch um Sozial­ kritik, die durchaus glaubwürdig ist: Der Film zeigt Menschen, die im chronischen Bewusstsein ihrer Illegalität einen Fluchtreflex verinnerlicht haben.

Buchtipp

Der Krimi zum GAV der Metallindustrie GAV – drei Buchstaben, die Welten verändern können! In der Tat geht es in diesem brandaktuellen Titel um den harten Kampf für einen neuen Gesamtarbeitsvertrag in der Metallund Maschinenindustrie. Die GAV-Verhandlungen zwischen der Unia und der Swissmem waren 2013 nämlich katastrophal gescheitert – ein schwerer Schlag in der Schweizer Gewerkschaftsgeschichte! Unter dem Titel «Wie sich eine Gewerkschaft in der Industrie neu erfindet» bekommen wir nun erstmals Einblick in die monatelangen Verhandlungen, erfahren, wie der Bundesrat in allerletzter Minute eine Streikund Protestwelle verhinderte, warum die Öffentlichkeit nichts davon erfuhr und wie es schliesslich doch zu einem neuen GAV

kam. Und damit auch zu einer gewerkschaftlichen Renaissance in der Industrie. Eine Neu­ orientierung, die auch für andere Gewerkschaften beispielhaft sein dürfte: Die viel gepriesene alte Sozialpartnerschaft in der Schweizer Industrie ist tot. Unia-Verhandlungsführer Corrado Pardini plädiert für einen «Deal auf gleicher Augenhöhe» und ruft die «konfliktive Sozialpartnerschaft» ins Leben. In dieser neuen Partnerschaft ist nichts mehr gratis. Die Arbeitnehmer arbeiten für eine starke Industrie, verlangen aber auch die Herausgabe dessen, was ihnen zusteht. Denn in der Schweiz werden weltweit am meisten Industriegüter pro Kopf produziert, die Produktion trägt dreimal mehr zur Wirtschaftsleistung bei als

der Finanzplatz. Es war höchste Zeit für eine Kampfansage gegen neoliberale Praktiken. Dass das vorliegende Sachbuch wie ein Krimi zu lesen ist, liegt an der Fingerfertigkeit des Autors. Er macht mittels einer Art Inszenierung der AkteurIn-

nen und Geschichten hinter der Bühne den Stoff erlebbar und gibt auch für Gewerkschafts-Unkundige gut nachvollziehbare Hintergrundinformationen und Begriffserklärungen. Journalist und Ökonom Fahrni ist Redaktor der «work»-Zeitung und Leiter der europäischen Denkfabrik Cargo3. Beim Lesen liess der Titel des Buchs meine Gedanken wiederholt zur Heavy-Metal-Musik abschweifen. Ja, «Born to Be Wild» passt gar nicht schlecht zum Kampf für einen guten GAV ...

Christine Hunziker, Buchhändlerin und Museumsmitarbeiterin Oliver Fahrni, «Heavy Metall», Seismo Verlag 2014, 289 Seiten, ca. 38 Franken, ISBN 978-3-03777-152-5.

© JUDI T VETTER

Die Macher von «Intouchables» («Ziemlich beste Freunde») präsentieren in ihrem neuen Film mit Omar Sy erneut den Hauptdarsteller aus jenem Kinohit, vermeiden es aber, sich auf dessen Erfolgsformel zu verlassen. In «Samba» schlagen sie andere Töne an und nähern sich dem drängendsten Problem der Gegenwart in durchaus ernster Weise.  Geri Krebs

syndicom ist am Fumetto! «Ouaaaah!» «Boom!» «Peng!»: Die illustrierten und mit bissigen, meist knappen Texten versehenen Geschichten sind heutzutage nicht mehr nur in Kinderzimmern zu finden, sondern auch in manchem Bücherregal sorgfältig geordnet eingereiht. Figuren wie Lucky Luke, Asterix, Mickey Mouse, Spirou und Fantasio haben die Comics salonfähig gemacht und sind zu Klassikern geworden. Längst hat sich der Comic als Kunstform von grosser stilistischer Varietät etabliert. Eine Möglichkeit, in die Comic-Szene abzutauchen, bietet das alljährliche «Internationale Comix-Festival Fumetto» in Luzern, dieses Jahr vom 7. bis 15. März. In seiner 23-jährigen Geschichte hat sich das Fumetto, ein ehemals regionaler Event, als eines der wichtigsten internationalen Comicfestivals Europas einen Namen gemacht. Zahlreiche lesenswerte und zeichnerisch sehenswerte Storys und ihre AutorInnen sind wieder zu entdecken. Was uns dieses Jahr besonders freut: syndicom ist erstmals am Fumetto mit dabei! Das Regionalsekretariat Nordwest-/Zentralschweiz organisiert eine der «Satelliten»-Stationen – mit der jungen Künstlerin Judit Vetter beim Atelier Mixer am Löwenplatz 5 (das Bild oben stammt von ihr). Ausserdem fungiert syndicom am Mittwoch, 25. Februar, als Vernissagen-Partnerin beim «Satelliten-Spaziergang» mit Apéro, ab 17.30 Uhr. Wir freuen uns auf BesucherInnen. Nebst täglichen Veranstaltungen, Zeichenduellen, Plattformen und Workshops bis hin zum alljährlichen Comic-Wettbewerb wird ein wirklich spannendes Rahmenprogramm geboten: Unter anderen Comic-Künstlern zeigt Tardi, eine der angesehensten Figuren am Comic-Sternenhimmel, seine erste Retrospektive und bisher umfassendste Sammlung. (nk)

Fumetto.ch


Service | 11

syndicom | Nr. 2 | 20. Februar 2015 GAV-Tool

Ratgeber für arbeitsrechtliche Fragen syndicom erweitert mit der Lancierung eines GAV-Tools ihr Dienstleistungsangebot! Auf der syndicom-Website haben Mitglieder und die interessierte Öffentlichkeit neu Zugang zu den vollständigen Texten unserer Gesamtarbeitsverträge. So kann man zum Beispiel leicht die einzelnen Regelungen über die Branchen hinweg vergleichen.  Naomi Kunz

nützliches werkzeug Dabei soll das GAV-Tool vor allem eine ergänzende Dienstleistung zur arbeitsrechtlichen Beratung durch die Gewerkschaftsprofis erbringen. Natürlich bleibt es dabei: Bei konkreten Problemstellungen stehen die Regionalsekretariate jedem Mitglied persönlich zur Verfügung. Auch die

Die Suche in drei Schritten Wer sich über die Gesamtarbeitsverträge unserer Branchen informieren möchte, gelangt auf der syndicom-Website via Menüpunkt «Arbeit/Recht» zum GAV-Tool. Mit gezielter Suche und Filterung lassen sich die massgeblichen Informationen mit dem Tool in drei Schritten ganz einfach finden:

© SCREENSHOT S YNDICOM. CH

Nun ist es so weit – mit dem GAVTool wird syndicom um eine starke Dienstleistung reicher. Die durch syndicom betreuten 15 nationalen und 8 regional geltenden Gesamtarbeitsverträge (GAV) sind nun auf der Website als Online-Datenbank zentral gespeichert und öffentlich zugänglich gemacht worden. Eine interne Projektgruppe hat das Tool zusammen mit dem syndicom-Rechtsdienst erarbeitet und während einer Testphase eingehend geprüft. «Das Tool bedeutet einen grossen Mehrwert für unsere Mitglieder. Sie können sich so ganz einfach über ihre Rechte informieren und sich einen Überblick verschaffen», freut sich Bernadette Häfliger Berger, Vizepräsidentin von syndicom und Leiterin Gleichstellung und Recht.

Regional- und FachsekretärInnen zeigen sich erfreut: «Das GAV-Tool bietet die tolle Möglichkeit, innerhalb der Gesamtarbeitsverträge nach Themen zu suchen und mit drei Klicks die für ein Anliegen oder eine Frage relevanten Artikel herauszufiltern», sagt Anna Haselbach vom Regionalsekretariat Ostschweiz. Franz Schori, Fachsekretär Telecom/IT meint: «Nicht nur die

Unternehmen müssen sich permanent weiterentwickeln, sondern auch die Gewerkschaften. Das GAV-Tool ist ein hervorragendes neues Arbeitsinstrument von syndicom. Es bietet unseren Mitgliedern einen Mehrwert und vereinfacht auch die Arbeit aller GewerkschaftssekretärInnen, die regelmässig Mitglieder in arbeitsrechtlichen Fragen beraten.»

Beitragsharmonisierung Liebe Mitglieder Wir haben euch im Vorfeld verschiedentlich persönlich und via Zeitung informiert, dass die am syndicom-Kongress 2013 gutgeheissene Harmonisierung der Mitgliederbeiträge ab Januar 2015 in Kraft treten würde. Dennoch scheint es noch Unklarheiten zu geben, deshalb wollen wir nochmals festhalten: Der Mitgliederbeitrag besteht aus dem Beitrag an die Zentralkasse (Einstufung nach dem Brutto-Einkommen) und dem sog. «Zuschlag» an die Sektionskas-

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GAV

Hier können die NutzerInnen den für sie relevanten GAV wählen (z. B. «Post»).

Thema

Mittels einer kategorisierten Themengliederung (z. B. «Kündigung») kann die Suche weiter eingegrenzt werden.

Artikel

NutzerInnen können in einem weiteren Schritt den massgeblichen GAV-Artikel (z. B. «Missbräuchliche Kündigung») wählen.

Stichwortsuche Alternativ können durch die Eingabe eines genauen Suchbegriffsdie Informationen auch direkt mittels Stichwortsuche gefiltert werden. Die Suchresultate Zu jedem GAV erscheinen ein paar einleitende Bemerkungen. Die ausgewählten Artikel werden in chronologischer Abfolge aufgelistet und können auf- und wieder zugeklappt werden. Gewisse Artikel sind mit zusätzlichen Bemerkungen vom syndicom-Rechtsdienst versehen. Am Ende der Webseite finden sich alle massgeblichen Dokumente wie GAV, ergänzende Ausführungen und Zusatzbestimmungen bereit zum Download im PDF-Format. Direktlink zum neuen GAV-Tool: syndicom.ch/gav-tool

Leserbrief se. Zusätzlich kann man als freiwillige Zusatzdienstleistung etwa die Coop-Rechtsschutzversicherung zu Fr. 5.80 pro Monat abschliessen. Diese Summe wird aus Gründen der Einfachheit zum monatlichen Mitgliederbeitrag addiert und mit diesem gemeinsam in Rechnung gestellt. Mehr Informationen über das neue Beitragssystem gibt es auf syndicom.ch/beitrag2015. Unsere Mitgliederadministration beantwortet gern noch offene Fragen: Tel. 058 817 18 40 oder mad@syndicom.ch.

Alarmierende Zustände bei der Post An der Vorstandssitzung der IG Pensionierte vom 22. Januar 2015 diskutierten die KollegInnen die angespannte Situation im Umfeld der Post. Es wird nicht verstanden, weshalb von den Postmanagern gegen den Widerstand der Bevölkerung rücksichtslos Poststellen liquidiert werden, obschon der Gelbe Riese Jahr für Jahr satte Gewinne einfährt. Dabei wird der Druck auf die Beschäftigten in den Poststellen erhöht, indem diesen «Verkaufsziele» von nichtpostalischen Artikeln aufge­ zwungen werden. Wie ein Damoklesschwert hängt zudem die Botschaft in der Luft, dass bei Nichterreichen der Verkaufsziele mit der Schliessung der Poststelle und somit dem Verlust des Arbeitsplatzes gerechnet werden muss. Da wird von oben herab knallhart mit der Existenzangst von Lohnabhängigen gespielt, die in dieser belastenden Situation über kurz oder lang unter Stresssymptomen leiden. Dasselbe gilt für die Zustellbeamten, die mit immer weniger Personal in immer kürzerer Zeit immer mehr Dienstleistungen erbringen müssen. In der ersten Nummer 2015 unserer Verbandszeitung wurden die krassen Umfrageergebnisse vom Journalisten Peter Krebs ausführlich dargestellt und kritisch kommentiert. In derselben Ausgabe wurde ein Interview mit einem Poststellenleiter und Mitglied von syndicom publiziert, welcher darauf hinwies, dass nichtpostalische Dienstleistungen für eine Poststelle überlebenswichtig sind. Seit die neoliberale Welle auch Unternehmungen des Service public überrollt hat und grosse Teile davon in Aktiengesellschaften umgewandelt wurden, sollten die ehemals öffentlich-rechtlichen Umgangsformen endgültig der Vergangenheit angehören. Die provokative Abbaustrategie der aus dem geschützten Rahmen aus­ getretenen Post AG wäre für syndicom Grund genug, klare Worte des Widerstandes zu formulieren und damit die Mitgliedschaft und die Öffentlichkeit für den Kampf zur Erhaltung von sozial gerechten Arbeitsbedingungen zu sensibilisieren. Heinz Thommen Vorstandsmitglied IG Pensionierte


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syndicom | Nr. 2 | 20. Februar 2015 Vorankündigung

Weiterbildung MOvendo Wie bin ich als Arbeitnehmerin versichert? D2.3.1505: 26. März; Unia, Zürich. Inhalt: System der sozialen Sicherung, Sozialversicherungszweige, Rechte als Arbeitnehmende. Referentin: Christine Goll (Movendo). Stress in Beruf und Alltag D2.5.1501: 26. und 27. März; Seminarhaus Boldern, Männedorf ZH. Inhalt: Standortbestimmung, Stressanalyse, Zielsetzungen, Umgang mit Belastungen. Referentin: Nora Herzog (Erwachsenenbildnerin). Finanzkrisen, ihre Ursachen und unsere Antworten D2.1.1507: 27. März; Restaurant Aarhof, Olten. Inhalt: Ursachen und Folgen der Finanz-, Schulden- und Eurokrise, gewerkschaftspolitische Antworten darauf. Referenten: Oliver Fahrni (Redaktor «work»), David Gallusser (SGB). Protokollführung D1.8.1514: 9. bis 10. April; Fortbildungszentrum, Oberdorf SO. Inhalt: Bedeutung und Arten von Protokollen, Instrumente zur raschen Erfassung des Gehörten, professionelle Gestaltung des Protokolls. Referent: Gerhard Friedl (Erwachsenenbildner). Beruflich am Ball bleiben, persönlich weiterkommen D2.5.1506: 14. April und 5. Mai; Restaurant Aarhof, Olten. Inhalt: Ausführliche persönliche und berufliche Standortbestimmung, Ressourcen, Fähigkeiten und Stärken erkennen, berufliche Möglichkeiten kennen, Berufs- und Lebensziele, Aktionsplan. Referent: Christoph Dengler (S&B Institut).

Basisseminar für Mitglieder von Personalvertretungen D1.7.1501: 15. bis 17. April; Solbadhotel, Sigriswil. Inhalt: Rollenverständnis, Aufgaben und Rechte einer Personalvertretung. Referent: Peter Lüthi (Team- und Organisationsberater). Die Wirtschaft verstehen D1.8.1505: 22. und 23. April; Seminarhaus Boldern, Männedorf ZH. Inhalt: Ökonomische Grundbegriffe und Zusammenhänge, bezahlte und unbezahlte Arbeit, Rezepte der Gewerkschaften für eine gerechtere Wirtschaft. ReferentInnen: David Gallusser (SGB), Daniel Lampart (SGB), Danièle Lenzin (Unia). Welche Perspektiven für den Service public? D1.8.1506: 24. April; VPOD-Zentralsekretariat, Zürich. Inhalt: Gewerkschaftliche Positionen zur Zukunft des Service public. Referentinnen: Dore Heim (SGB), Judith Bucher (VPOD). Was, wenn die Rente nicht zum Leben reicht? D2.3.1504: 27. April; VPOD-Zentralsekretariat, Zürich. Inhalt: System der Ergänzungsleistungen zu AHV und IV (1. Säule), Funktionsweise, Anleitung zur Berechnung des Anspruchs. Referentin: Christine Goll (Movendo). Info und Anmeldung Die Kosten werden für Gewerkschaftsmitglieder meistens von deiner Gewerkschaft getragen. Mit deiner Anmeldung klären wir die Kostenfrage ab und informieren dich unverzüglich. Anmeldung: online auf Movendo.ch, per Mail: info@movendo.ch, Telefon 031 370 00 70 oder Fax 031 370 00 71.

Helias Schwarzweiss-Meisterkurs 19. März. Referent: Dieter Wassmer. Anmeldeschluss: 3. März. Tablet-Publishing 25. und 26. März. Referent: Andreas Burkard. Anmeldeschluss: 3. März. PDFX-ready-Workflow 27. März. Referent: Beat Kipfer. Anmeldeschluss: 3. März. Bilder perfekt schärfen 13. April. Referent: Dieter Wassmer. Anmeldeschluss: 17. März. Adobe After Effects: Grundkurs 14. und 15. April. Referentin: Jane Gebel. Anmeldeschluss: 17. März. Bildbeurteilung (für Leute ohne Bild-/Foto-Ausbildung) 23. April. Referent: Dieter Wassmer. Anmeldeschluss: 24. März. InDesign für Fachleute 29. und 30. April. Referent: Andreas Burkard. Anmeldeschluss: 7. April. Infos und Anmeldung: Die Kurse finden – wo nicht anders vermerkt – im syndicom-Bildungszentrum, Looslistras­ se 15, Bern, statt. Anmeldung: Helias.ch. MAZ Schreibwerkstat t – Frei-Schreiben 2. bis 6. März. Leitung: Zora del Buono, Redaktorin «Mare» in Berlin und Schriftstellerin. Trends im Journalismus: Mehrwert für Web, Mobil und Print 3. März. Leitung: Simon Eppenberger, «Tages-Anzeiger». CAS Visuelle Kommunikation 7. April bis 1. Oktober (22 Tage). Leitung: Dozierende aus der Praxis. Digitales Aikido: verschlüsselt ­mailen, spurenarm und anonym surfen 17. April. Leitung: Erik Schönenberger, Beni Buess, Dominique Strebel. Infos und Anmeldung: MAZ.ch

Das syndicom-Kreuzworträtsel Zu gewinnen gibt es Reka-Checks im Wert von 30 Franken, gespendet von unserer Dienst­leistungs­partnerin Reka. Das Lösungswort wird in der nächsten Ausgabe zusammen mit dem Namen des Gewinners oder der Gewinnerin veröffentlicht. Lösungswort und Absender auf einer A6-Postkarte senden an: syndicom-Zeitung, Monbijoustr. 33, Postfach, 3001 Bern. Einsendeschluss: 9. März.

SUDOKU Die Lösung des syndicom-Sudokus aus Nr. 1 lautet: 156. Gewonnen hat: Dora Fürer aus Diepoldsau. Sie erhält einen Rucksack von unserer Dienst­ leistungs­partnerin KPT. Wir gratulieren herzlich!

Branchenkonferenz Grafische Industrie und Verpackungsdruck (GIV) Samstag, 11. April, 10.30 bis max. 15.40 Uhr, im Falken/Falcone, Birmensdorfer­s trasse 150, 8003 Zürich Eingeladen sind alle Mitglieder der Branche GIV. Stimmberechtigt sind nur Mitglieder, die in einem Betrieb der Branche arbeiten, die Mitglieder des Branchenvorstandes GIV und je zwei pensionierte und erwerbslose Mitglieder pro Grossregion. Voraussichtlich wird Viscom den Gesamtarbeitsvertrag (GAV) 2013 für die grafische Industrie per Ende 2015 kündigen. Im Mittelpunkt steht deshalb die Diskussion über unsere gewerkschaftliche GAV-Strategie. • Einschätzung der aktuellen Situation in den Betrieben und in der Branche, Analyse der derzeitigen GAV: Umsetzung der Allgemeinverbindlichkeit • Unsere GAV-Ziele und unsere Strategie • Mobilisierung für einen neuen GAV; Bildung eines Mobilisierungskomitees Anträge sind nach Art. 5, Abs. 2 des Branchenreglements GIV bis spätestens sechs Wochen vor der Branchenkonferenz schriftlich und begründet einzureichen: Bis Freitag, 27. Februar, beim Zentralsekretariat der Branche GIV, Angelo Zanetti, Zentralsekretär, angelo.zanetti@syndicom.ch. Die Traktandenliste wird den Teilnehmenden der Branchenkonferenz GIV rechtzeitig zugestellt. An- und Abmeldungen bis Freitag, 2. April, an die Administration des Sektors Medien, Caroline Vogt, caroline.vogt@syndicom.ch oder Tel. 058 817 18 72.

IG Jugend: Themenabende 2015 «Vol SpÉcial» Die IG Jugend startete fulminant ins neue Jahr. Im Rahmen einer Reihe von Themenabenden, welche die syndicom-Jugendkommission für 2015 geplant hat, zeigten wir am 9. Januar den Film «Vol spécial» von Fernand Melgar im Kino der Reitschule in Bern. Fernand Melgar begleitet in «Vol spécial» (dt. Sonderflug) die Insassen eines Ausschaffungsgefängnisses in Genf und dokumentiert beeindruckend die alltägliche Situation der Häftlinge während ihres Wartens auf die Ausschaffung. Uns Zuschauer befiel das mulmige Gefühl, dass nicht der Rechtsstaat Opfer ist, sondern die Menschen, welche einzig ihrer Herkunft wegen in die Mühlen der Justiz geraten sind. Dass ein Mensch, der nichts verbrochen hat, ausser im falschen Land geboren worden zu sein, in der Schweiz bis zu zwei Jahre lang in Haft genommen werden kann, bestürzte zutiefst. Und dass die Schweiz, welche ansonsten Freiheit und Eigenverantwortung als oberste Priorität sieht, hier Menschen jegliche Selbstbestimmung entzieht, machte betroffen. Hier setzten denn auch die Diskussionen nach dem Filmende ein. Mit dieser Beklemmung konfrontiert, betonte ich im Gespräch immer wieder die Bedeutung von Organisationen wie syndicom. Alleine kann niemand etwas ändern, aber zusammen können wir Einfluss nehmen. Eine junge Frau entschied sich spontan für eine Mitgliedschaft bei syndicom. Es gibt keine Patentrezepte, für kein Problem der Welt. Für uns von der IG Jugend ist es aber wichtig, dass Probleme angegangen und diskutiert werden. Michael Moser, Jugend­sekretär a. i., jugend@syndicom.ch


Service | 13

syndicom | Nr. 2 | 20. Februar 2015 Unsere Pensionierten laden ein

Wir nehmen Abschied

Pensionierte Medien Aargau Mittwoch, 4. März, 14.15 Uhr, Restaurant Viva, Aarau (Kasernenareal). 57. Jahresversammlung der Pensionierten Medien Aargau (Aarau/Zofingen). Nach der Versammlung wird ein Imbiss offeriert. Der Vorstand freut sich auf einen zahlreichen Besuch. Peter Rymann

in Aeschi bei Spiez. Das Postauto fährt Spiez Bahnhof ab 10.35 über Hondrich nach Aeschi Post, an 10.44, oder 11.06 über Krattigen nach Aeschi Post, an 11.28. Anmeldungen nimmt unser Obmann Markus Stender, Tel. 033 335 17 18, entgegen und erteilt auch Auskunft. Den Kranken wünschen wir gute Besserung. Werner + Margrit Haldi

Pensioniertenverein Region Basel Geschätzte Kolleginnen und Kollegen. Nachdem ihr hoffentlich die Fasnacht gut überstanden habt und die Larven wieder im Kasten verschwunden sind, laden wir euch zu unserer Märzversammlung ein. Datum, Ort und Zeit sind folgende: 2. März 2015 um 14.30 Uhr im Rest. Bundesbahn, Hochstrasse 59, 4053 Basel. Wir freuen uns, mit euch wiederum einige gemütliche Stunden verbringen zu dürfen. Allen Kranken wünschen wir recht baldige Genesung und den anderweitig Unabkömmlichen baldiges Wiedersehen. Für den Vorstand: Ernst Knaus, Präsident

Pensionierten-Verein Olten Post + Telecom Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, wir laden euch herzlich ein zur Hauptversammlung am Donnerstag, 12. März, 15 Uhr im Restaurant zur Kapelle in Trimbach. Nach dem geschäftlichen Teil offerieren wir einen Imbiss aus der Chäppeliküche. Allen Mitgliedern, die aus gesundheitlichen Gründen nicht bei uns sein können, wünschen wir von Herzen gute Besserung. Neu pensionierte Kolleginnen und Kollegen sind herzlich willkommen. Für den Vorstand Joe Vonarburg

Region Basel Wanderung Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, die Wanderung vom Donnerstag, 19. März, führt uns über neue Weg nach Aesch. Wir treffen uns um 14 Uhr an der Tramhaltestelle Reinach Süd, Besammlung gleich Abmarschzeit. Wir wandern über den Leywald (im Leywald hat es Figuren, wo einst Bäume standen), Hintere Schlatt–Schlatthof nach Aesch ins Restaurant Kluserstübli, bei vielen bekannt. Wir wandern etwa 1½ bis 2 Std. Alle sind herzlich eingeladen, auch wer nicht mehr gut zu Fusse ist, KollegInnen der Sektoren 2 und 3 sowie Ehefrauen und PartnerInnen. Nichtwanderer nehmen das 11er-Tram bis Endstation Aesch, von dort in 5–10 Min. zum Kluserstübli. Auch für die Jasser ist wieder gesorgt. Den Kranken wünsche ich gute Besserung und hoffe auf baldige Genesung. Euer Wanderleiter Othmar Pensionierten-Höck syndicom Bern Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, am Dienstag, 14. April, findet um 15 Uhr unser jährlicher Höck im Hotel Bern statt. Wie immer gibt es die neusten Informationen von der Sektion; von der Swisscom kommt eventuell ein Referent. Ich hoffe, viele KollegInnen an diesem Höck begrüssen zu dürfen, und verbleibe mit freundlichen Grüssen Roland Gutmann, Präsident IG Pensionierte Sektion Biel-Bienne Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, wir laden euch herzlich zu unserer Generalversammlung ein: Dienstag, 17. März, 14.30 Uhr im Restaurant Büttenberg, Geysriedweg 63, 2504 Biel/ Bienne. Wir freuen uns auf einen informativen und geselligen Nachmittag mit möglichst vielen Kolleginnen und Kollegen. Denjenigen, welche aus gesundheitlichen Gründen an unserer Generalversammlung nicht teilnehmen können, wünschen wir eine gute Genesung und hoffen, dass sie an der nächsten Veranstaltung wieder dabei sein können. Voranzeige betreffend unsere Aktivitäten im Jahr 2015: Wir besuchen die Baustelle ­«Stades de Bienne» am 15. April. Der Jahresausflug findet im Mai statt. Zur Grillparty treffen wir uns im August. Zum traditionellen «Chlouser» treffen wir uns am Dienstag, 8. Dezember. Für den Vorstand Erich Lüdi Pensionierten-Vereinigung Lötschberg Post Liebe KollegInnen, am Dienstag, 3. März, treffen wir uns ab 11 Uhr im Gasthaus S­ ternen

Pensioniertenvereinigung St. Gallen Sektor 3 (Medien) Mit Erfolg konnte das Vereinsjahr 2014 abgeschlossen werden. 26 Teilnehmerinnen und Teilnehmer trafen sich am 10. Dezember im Restaurant Papagei in St. Gallen zum Weihnachtsessen, das einmal mehr im Zeichen von zahlreichen Gesprächen, kollegialen Kontakten, einem guten Essen und ganz allgemein dem gemütlichen Beisammensein stand. Mit der Hauptversammlung am Freitag, 20. Februar, wartet eine weitere, hochkarätige Veranstaltung auf uns. Wir werden den Anlass in dieser Form ein letztes Mal durchführen. Reserviert euch den Nachmittag, seid präsent! Am Mittwoch, 10. Juni, besuchen wir in Rorschach das Museum im Kornhaus und die Kunstausstellung im Würth-Haus. Es sind beides lohnenswerte Besuche. Auch für diesen Anlass freut sich der Vorstand auf eine rege Beteiligung. Der nächste Monatshöck im Restaurant Papagei in St. Gallen findet am Donnerstag, 5. Februar, von 14 bis 16 Uhr statt. Fritz Heinze, Präsident Pensionierten-Vereinigung Post + Swisscom Winterthur Liebe Kolleginnen und Kollegen, nachdem die 76. Generalversammlung mit einem feinen Mittagessen schon wieder Vergangenheit ist, freuen wir uns, euch herzlich einzuladen zur Monatsversammlung vom 12. März ins Hotel Wartmann, Beginn um 14.15 Uhr. All denjenigen Mitgliedern, die aus gesundheitlichen Gründen nicht bei uns sein können, wünschen wir von Herzen gute Besserung und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen. Neu pensionierte Kolleginnen und Kollegen sind herzlich immer willkommen. Euer Vorstand Pensionierte Zofingen Medien Am Freitag, 6. März, findet unsere Frühlingswanderung statt. Mit dem Bus (Linie 5 Richtung Brittnau) ab Zofingen um 13.47 Uhr fahren wir bis Abzweig Bahnhof (Schuhfabrik). Wanderung: Der Wigger entlang bis zum Restaurant Lerchenhof Mehlsecken. Eure Wanderkollegen F. und P. Pensionierte Zürich Medien Besichtigung der Schokoladenfabrik Maes­ trani, Flawil. Am Mittwoch, 18. März, besuchen wir die Schokoladenfabrik Maestrani, Toggenburgerstrasse 41, 9230 Flawil. Treffpunkt: 14.50 Uhr bei der Tafel «Führungen,

Events, Guided Tours». Nach der Begrüssung sehen wir einen Film und können Spezialitäten des Hauses degustieren. Im kleinen Museum besichtigen wir alte Maschinen der Schokoladenherstellung und -verpackung, auch Werbematerial von einst bis heute ist dort ausgestellt. Einen Überblick über die Herstellung der verschiedenen Produkte erhalten wir von der Besuchergalerie aus. Im Shop «SchoggiLand» gibt es die Möglichkeit, Maes­ trani-Produkte günstig zu kaufen. Die Führung endet um 16.15 Uhr. ÖV-Verbindungen: Zürich HB ab 13.39 (IC, Gleis 11), Flawil Bahnhof an 14.38, ab 14.41 (Bus 751 Richtung Degersheim), Maestrani an 14.46. Rückfahrt Maestrani ab 17.12 (Bus 751), Bahnhof Flawil an 17.20, Flawil ab 17.24 (IC, Gleis 1), Zürich HB an 18.23. Anmeldeschluss: Sonntag, 8. März, Anmeldungen bitte an Jürgen Schendekehl, Sonnenberg­s trasse 35, 8032 Zürich, Tel. 044 252 13 35, Mail: juergen.schendekehl@ bluewin.ch. Postveteranenverein Zürich Die Monatsversammlung vom März findet am Donnerstag,12. März, um 14.30 Uhr im Volkshaus Zürich statt. Samuel Haldemann wird uns Dias von einer Wanderung über den Jura-Höhenweg von Zürich nach Solothurn zeigen. Vielleicht kann uns dies dann schon auf den Frühling einstimmen?! Wir freuen uns auf eine grosse Teilnehmerzahl. Mit freundlichen Grüssen Der Vorstand Postveteranenverein Zürich Wandergruppe Liebe Wanderkolleginnen, liebe Wanderkollegen, Donnerstag, 26. Februar, reisen wir wieder einmal ins Wehntal und wandern von Niederweningen Dorf via Butal–Rütihof– Waldhusen zum Restaurant Bären in Fisibach und weiter nach Weiach und Raat. Wir verlassen Zürich HB um 8.37 mit der S5 Gleis 41/42, Niederweningen Dorf an 9.09. Im Restaurant Löwen kehren wir zu Kaffee und Gipfeli ein. Zeit 2 Std. 10 Min, bergauf 270 m, berg­ab 350 m. Nach der Mittagsrast ziehen wir weiter nach Weiach und bis Raat, Zeit 1 Std. 20 Min., bergauf 130 m. Raat ab in Richtung Bülach -04 und -34, Zürich HB an –53 und –21. Für Kolleginnen und Kollegen, die zum Mittagessen anreisen: 10 Minuten Fussmarsch ab Kaiserstuhl AG, der «Bären» befindet sich an der Hauptstrasse nach Bachs. Billette: Wohnort–Niederweningen Dorf und retour ab Windlach-Raat. Fahrpreis ab Zürich HB Fr. 10.60 mit Halbtax. Nächste Wanderung im Ruedertal AG am 26. März. Ich freue mich auf rege Beteiligung und grüsse euch herzlich. Tel. 044 302 40 51 oder 079 459 74 71. Kari Bichsel

Präsidentenkonferenz der Pensionierten syndicom Donnerstag, 19. März, 10 Uhr, Hotel Bern. Einladungen folgen. Für den Vorstand der IG Pensionierte: Roland Gutmann, Präsident

Ernst Aeschlimann, Sektion Bern, 99 Jahre, Mitglied seit 1957. Klaus Buhlinger, Sektion Bern, 75 Jahre, Mitglied seit 1965. Hans Deubelbeiss, Sektion Aargau, 85 Jahre, Mitglied seit 1948. Elisabeth Fäh, Sektion Linth Post, 91 Jahre, Mitglied seit 1999. Erwin Fries, Sektion Zentralschweiz, 82 Jahre, Mitglied seit 1948. Fritz Furrer, Sektion Zürich Telecom, 87 Jahre, Mitglied seit 1949. Erwin Gfeller, Sektion Bern, 89 Jahre, Mitglied seit 1947. Leopold Graf, Sektion Zürich Sektor Logistik, 86 Jahre, Mitglied seit 1944. Wilhelm Hofer, Sektion Olten/Solothurn, 91 Jahre, Mitglied seit 1946. Heinz Hoffleit, Sektion Bern, 75 Jahre, Mitglied seit 1960. Hedwig Marthaler, Sektion Bern, 83 Jahre, Mitglied seit 1999. Ernst Meier, Sektion Zürich Sektor Logistik, 90 Jahre, Mitglied seit 1945. Hermann Neuhauser, Sektion Zürich Sektor Logistik, 83 Jahre, Mitglied seit 1947. Klara Reimann-Tima, Sektion Region Basel, 65 Jahre, Mitglied seit 1991. Peter Schilt, Sektion Emmental-Oberaargau Post, 81 Jahre, Mitglied seit 1957. Roland Sommer, Sektion Region Basel, 62 Jahre, Mitglied seit 1995. Walter Steffen, Sektion Emmental-Oberaargau Post, 70 Jahre, Mitglied seit 1962. Christian Tuffli, Sektion Rhätia, 87 Jahre, Mitglied seit 1952. Josef Wagner, Sektion Zentralschweiz, 88 Jahre, Mitglied seit 1951. Markus Walpen, Sektion Lötschberg Post, 71 Jahre, Mitglied seit 2007. Peter Wernli, Sektion Zürich Telecom, 86 Jahre, Mitglied seit 1963. Ernst Wölfli, Sektion Bern Postpersonal, 92 Jahre, Mitglied seit 1974. Fritz Wyss, Sektion Bern, 84 Jahre, Mitglied seit 1970. Jean-Pierre Zahnd, Sektion Region Basel, 80 Jahre, Mitglied seit 1953. IMpressum

syndicom-Zeitung Redaktion: Naomi Kunz Tel. 058 817 18 18, redaktion@syndicom.ch layout: Katja Leudolph Lektorat: Ulrike Krüger adressänderungen: syndicom, Adressverwaltung, Monbijou­strasse 33, Postfach, 3001 Bern Tel. 058 817 18 18, Fax 058 817 18 17 inserate: stab@syndicom.ch

Sektion Bern Postpersonal Unsere nächste Hauptversammlung findet statt am Samstag, 21. März, wie gewohnt im Hotel Bern, Neu Volkshaus 1914, in Bern. Beginn 14.00 Uhr. Wir erwarten die Mitglieder gerne und wir hoffen auf ein zahlreiches Erscheinen. Der Sektionspräsident Samuel Siegrist

druck: Ringier Print Adligenswil AG Ebikonerstrasse 75, 6043 Adligenswil verlegerin: syndicom – Gewerkschaft Medien und K ­ ommunikation, «syndicom» erscheint 12 Mal im Jahr. Ausgabe Nr. 3 erscheint am 20. März (Redaktionsschluss: 2. März).


14 | Letzte

syndicom | Nr. 2 | 20. Februar 2015 Abstimmungen 8. März 2015

Kommentar

© Z VG

JA zum Verkauf von Drittprodukten bei der Post, NEIN zum Druck auf das Personal und die Kundinnen und Kunden! Am 20. Januar hat die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrats die parlamentarische Initiative «Die Post soll sich auf ihren Unternehmenszweck konzentrieren und nicht immer mehr Krimskrams verkaufen» behandelt. Die vom Berner SVP-Nationalrat Rudolf Joder eingereichte Initiative fordert, «das geltende Recht so zu ändern, dass die Post verpflichtet wird, sich auf ihren Unternehmenszweck zu konzentrieren und zu beschränken, und auf das Angebot von postfremden Waren und Dienstleistungen verzichtet. Der dem Kern­ auftrag der Post nahe stehende Verkauf von Waren und Dienstleistungen soll weiterhin möglich sein.» Nach der Beratung entschied die Kommission mit sehr knapper Mehrheit von 13 zu 12 Stimmen, dem Geschäft keine Folge zu geben. Weshalb aber will Nationalrat Joder der Post verbieten, Drittprodukte zu verkaufen? Meiner Meinung nach gibt es zwei Antworten auf diese Fragen. Zunächst einmal handelt er im Namen der Wirtschaftskreise, insbesondere des Schweizerischen Gewerbeverbands (SGV). Der Umsatz, den die Post mit dem Verkauf von Drittprodukten jährlich erzielt, ist mit rund 500 Millionen Franken nicht unbe­ deutend und weckt Begehrlichkeiten. Ich glaube auch, dass die Initiative ein weiteres Ziel verfolgt, das von den Wirtschaftsliberalen natürlich ebenfalls unterstützt wird: Ausserhalb des Versands und der Zustellung von Briefen und Paketen soll die Tätigkeit der Post möglichst stark eingeschränkt werden. Zur Erinnerung: Die Initiative fordert, dass die Post sich «auf ihren Unternehmenszweck konzentrieren und beschränken» soll. Die Botschaft ist klar: es geht nicht nur um Drittprodukte. Als Nächstes wird das Logistik­geschäft der Post (neben den Postpaketen) an der Reihe sein, und schliesslich eine

erneute Attacke mit der Forderung nach der Privatisierung der Finanzdienstleistungen der Post folgen. Die Gewerkschaft syndicom hat in diesem Bereich eine klare Strategie und lehnt diese Initiative strikt ab. syndicom unterstützt den Verkauf von Drittprodukten. Diese Ergänzung zum traditionellen Geschäft der Post trägt zur Erhaltung von Poststellen und folglich von Arbeitsplätzen mit angemessenen Löhnen bei. Hingegen wehrt sich unsere Gewerkschaft gegen den Druck, der auf das Personal und in der Folge auch auf die Kundinnen und Kunden ausgeübt wird. In der letzten Ausgabe unserer Zeitung haben wir die Ergebnisse unserer Umfrage beim Verkaufspersonal veröffentlicht. Die Umfrage hat nicht den Anspruch, auf einer strikt wissenschaftlichen Grundlage durchgeführt worden zu sein. Ihr Ergebnis ist aber deutlich. Eine Mehrheit des Personals leidet – in unterschiedlichem Ausmass – unter dieser Situation. Auch wenn die Post etwas anderes sagt, hier gibt es ein Problem. Es ist nicht durch den Verkauf an sich begründet, sondern durch die hochgesteckten Ziele, an die ständig und fast zwanghaft erinnert wird. Als verantwortungsvolle Gewerkschaft begnügt sich syndicom nicht damit, die schwierige Lage des betroffenen Personals zu kritisieren. Sie setzt sich auch dafür ein, Lösungen zu suchen. Das Interview mit unserem Kollegen Carlo Mächler, das ebenfalls in der letzten Ausgabe unserer Zeitung erschienen ist, hat dies gut verdeutlicht. Wir wollen dazu beitragen, das Problem zu lösen, und unterstützen alle Möglichkeiten, damit die Post Drittprodukte verkaufen kann, ohne dass Druck auf das Personal und die Kundinnen und Kunden ausgeübt wird. Zwei Ziele, die durchaus vereinbar sind. Alain Carrupt, Präsident von syndicom

Der SGB empfiehlt, sowohl die Volksinitiative der CVP als auch diejenige der Grünliberalen abzulehnen.

Nur scheinbare Lösungsansätze Die Volksinitiative «Kinder- und Ausbildungszulagen befreien» entlastet vor allem Familien mit hohen Einkommen. Der SGB setzt andere Schwerpunkte, um Familien zu unterstützen: erforderlich sind anständige Löhne, in allgemeinverbindlichen Gesamtarbeitsverträgen festgelegt, aber auch bessere Voraussetzungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie höhere Kinderzulagen und Verbilligung der Krankenkassenprämien. Vor allem die tiefen und mittleren Einkommen hätten die Folgen der Initiative auszubaden: durch Leistungsverzicht oder durch Steuererhöhungen.

Belastung für niedrige Einkommen Die grünliberale Initiative lehnt der SGB ab, weil sie Haushalte mit niedrigen Einkommen überproportional belastet und die Finanzen von Bund und AHV gefährdet. Wäre die Steuer wirksam und würde den Energieverbrauch dämpfen, sänke auch der Steuerertrag. Nicht aus­zu­ schlies­sen, dass die Steuersätze auf Energie nicht mehr erhöht würden. Das gäbe dann Finanzlücken in den öffentlichen Kassen und bei der AHV. Der SGB befürwortet Energieabgaben als Lenkungsinstrument nur dann, wenn sie pro Kopf rückerstattet werden. (sgb)

WEF 2015

Weltweite Gewerkschaftsbewegung

4. Weltkongress UNI Global Union Mehr als 2000 GewerkschafterInnen aus über 100 Ländern haben den 4. Weltkongress von UNI Global Union in Kapstadt Anfang Dezember 2014 zur grössten internationalen Gewerkschafts­ veranstaltung gemacht, die jemals in Afrika stattgefunden hat. Ein lebendiges und spannendes Ereignis!  Roland Kreuzer* 20 Jahre nach dem Ende der Apartheid und den ersten freien Wahlen bildete Südafrika die würdige grosse Bühne für diesen Kongress. Die Gewerkschaften spielten eine grosse Rolle im Kampf gegen die Apartheid – in Südafrika selbst wie auch in der Solidaritätsbewegung in vielen Ländern. UNI-Generalsekretär Philip Jennings erklärte bei der Kongresseröffnung: «Wir freuen uns, unseren Weltkongress in Kapstadt zu veranstalten, in einer Zeit, in der wir uns an das Erbe von Nelson Mandela erinnern, der vor einem Jahr verstorben ist. Mandelas selbstlose Führerschaft und sein Engagement für die Gewerkschaftsbewegung dürfen gerade heute, wo die Welt gegen eine beispiellose wirtschaftliche Ungerechtigkeit kämpft, nicht unterschätzt werden. In den 20 Jahren seit dem Ende der Apartheid in Südafrika schlägt eine wirtschaftliche Apartheid der Ungleichheit Wurzeln, nicht nur hier, sondern weltweit.» Dagegen kämpft UNI mit ihren 20 Millionen Mitgliedern in 900 Gewerkschaften in 150 Ländern. Und weil die Reichen reicher werden, während andere Arbeitsplatz, Rente, Löhne und Leistungen verlieren, ist Umverteilung auch

Haushalte mit tiefen Einkommen verlieren

Lohnpolitik: «Die Welt braucht eine Lohnerhöhung!» «Ubuntu – Mit dir!» hiess das Kongressmotto. Gemeint war die afrikanische Philosophie von Mitmenschlichkeit, Respekt und Würde, die auch für das gleichnamige Linux-Betriebssystem Pate stand.

Dieser Kongress war stark geprägt vom gewerkschaftlichen Aufbruch in Afrika, Asien und Südamerika. Im Zentrum des Kongresses standen die Organisierungs-

und Aufbauprojekte, die UNI in den letzten Jahren mithilfe eines eigenen Fonds systematisch gefördert hat. Die Ent­ schlies­sung für die Fortsetzung der Aufbaustrategie prägte den Kongress genauso wie Dutzende von eindrücklichen Erfahrungsberichten. Themen waren Ikea Türkei, Carrefour Kolumbien, Walmart in mehreren Ländern; Kampf in den USA um Anerkennung der Gewerkschaften in Niederlassungen der Deutschen Telekom (mit grosser Unterstützung von Verdi); Organisierungs-Kampagnen in Lateinamerika bei DHL, Securitas und Prosegur. Spannend auch der Bericht des VerdiVorsitzenden Frank Bsirske, wie Verdi Amazon mit Streikaktionen zum Ein­ lenken für den Abschluss eines Tarifvertrags und zur Anerkennung der Gewerkschaft zwingen will. Ein beispielhafter Kampf gegen Tiefstlöhne! Insgesamt eine optimistische Stimmung: Es ist möglich, die Gewerkschaften auch unter widrigen Umständen erfolgreich aufzubauen!

Interesse an UNI Global Union? www.uniglobalunion.org. * Leiter Sektor Medien syndicom

Krokodilstränen

Wie jedes Jahr trafen sich Ende Januar die Mächtigen der Welt unter Ausschluss der Öffentlichkeit am World Economic Forum (WEF) in Davos. Die Teilnehmer – Regierungschefs, die Direktoren vom Internationalen Währungsfonds und WTO, 1500 Konzernchefs und einige «Vertreter der Zivilgesellschaft» – sprechen hier gerne über Armut, Ungleichheit und Klimaerwärmung. Bisher haben die Diskussionen, die guten Vorsätze und Krokodilstränen aber nicht zu weniger Ungleichheit auf der Welt geführt. Ganz im Gegenteil: Gemäss einer kurz vor dem WEF veröffentlichten Studie von Oxfam besitzen die 80 reichsten Personen genauso viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, also 3,5 Milliarden Menschen.

PUBLIC EYE AWARDS Am Rande des WEF verliehen die Erklärung von Bern und Greenpeace nach 15 Jahren ihrer Gegenveranstaltung «Public Eye» ihren letzten Preis, den «Lifetime Award», für unverantwortliche Geschäftspraktiken. Die sechs Anwärter hätten den Preis alle verdient: Walmart für die Miss­ achtung von Arbeitsrechten, Dow Chemical für ihre giftige Hinterlassenschaft in Bhopal, Glencore für die Umweltverschmutzung und Gefährdung der Gesundheit ihrer Minenarbeiter, Goldman Sachs für ihre Verantwortung an der Finanzkrise oder Gazprom für ihre Ölbohrungen in der Arktis. Mit dem Preis ausgezeichnet wurde schliesslich Chevron für die Zerstörung des Regenwalds. (ys)


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