syndicom - die zeitung

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Nr. 5 15. 5. 2015

www.syndicom.ch Gewerkschaft Medien und Kommunikation

die zeitung

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serie digitale revolution

telecom/it

Folge 2: Die Digitalisierung wälzt auch die Strukturen des Arbeitsmarkts um  Seiten 2–3

Das bei Swisscom eingeführte Lohnsystem «Claire» schafft Klarheit  Seiten 4–5

tag der Arbeit

Trotz heftigem Dauerregen feierten die Gewerkschaften den Tag der Arbeit  Seite 9

Pensioniertenseite

PräsidentInnen-Konferenz der IG Pensionierte und Berichte aus den Regionen  Seite 11

grafische Industrie

Friedenspflicht gibt es nicht gratis Viel Platz blieb nicht auf dem schmalen Trottoir vor dem Versammlungsort der ViscomDelegierten für die rund 50 DruckerInnen, die am 23. April nach Zürich gereist waren.

© SABINE ROCK

Sie waren gekommen, um den Delegierten des Unternehmensverbands in Erinnerung zu rufen, dass es besser wäre, den 2013 ausgehandelten Gesamtarbeitsvertrag erst mal richtig umzusetzen, statt schon wieder Neuverhandlungen zu verlangen. Denn noch immer blockiert der Viscom die Allgemeinverbindlicherklärung des GAV 2013. Schon im Vorfeld hatte die Verbandsleitung versucht, die Druckereichefs von einem weiteren Abbau der Sozialpartnerschaft zu überzeugen. Mit Erfolg: Trotz einigen Gegenstimmen beschloss die Viscom-DV, den GAV per Ende 2015 zu kündigen. Die Vorschläge der Gewerkschaften syndicom und Syna, die eine Verlängerung und Umsetzung des GAV sowie ein mit Viscom angedachtes Frühpensionierungsmodell vorsehen, wurden nicht diskutiert. Wir erinnern: ohne GAV gilt auch keine Friedenspflicht mehr. (nis)

Fortsetzung auf Seite 7

Umsetzen statt absetzen! ∙ Druckerinnen und Drucker fordern den Arbeitgeberverband Viscom auf, den GAV endlich vollständig umzusetzen, statt ihn zu kündigen.

GAV Post 2016

GAV-Konferenz gibt grünes Licht

© MARGARETA SOMMER

Am 24./25. April haben rund 150 Delegierte und Gäste der GAV-Konferenz in Bern über das Ergeb­nis der Verhandlungen zu den neuen Gesamtarbeitsverträgen bei der Post debattiert. Sowohl die einzelnen Firmen-Konferenzen als auch das Plenum bestätigten das Verhandlungsresultat klar. Doch es gab auch kritische Voten von den Delegierten.  Bruno Schmucki syndicom-Präsident Alain Carrupt, der selbst aus einer Pöstler-Dynastie stammt, eröffnete am Mittag des 24. April die Konferenz. Carrupt verglich in seiner Eröffnungsrede die GAV-Verhandlungen mit einem Fussballmatch, der unentschie-

den geendet hat. «Ich meine damit aber nicht, dass das Resultat 0:0 ist und beide Seiten nichts erreicht haben. Vielmehr denke ich dabei an ein hart umkämpftes Spiel, das nach 90 Minuten mit einem ausgeglichenen Resultat beim Stand von

3:3 abgepfiffen wird», erklärte er das Bild. Es gehe jetzt darum, das Ergebnis nüchtern zu analysieren und die Leistung der eigenen Equipe kritisch, aber mit Respekt zu würdigen.

Fortsetzung auf Seite 4


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Die digitale Revolution und ihre Folgen #2

Keine Jobs mehr in der Mitte

Laut Wirtschaftsprofessor Erik Brynjolfsson von der US-Eliteuniversität MIT (Massachusetts Institute of Technology) zerstört die technologische Entwicklung Millionen von Jobs, während die Ungleichheit wächst.  Angela Barandun und Markus Diem Meier Sie prophezeien eine zweite industrielle Revolution. Nehmen uns bald Roboter die Jobs weg? Erik Brynjolfsson: Das passiert bereits. Millionen von Arbeitsplätzen wurden schon durch Roboter und Software ersetzt. Bisher betraf das Beschäftigungen, bei denen routinemässig strukturierte Entscheidungen getroffen werden: Bei Büroangestellten, Buchhaltern, gewissen Tätigkeiten in der Fertigung. Viele solcher Arbeiten sind in Ländern wie der Schweiz, den USA oder anderen reichen Ländern bereits verschwunden.

forsten, um genau jene Stelle zu finden, die für einen bestimmten Fall relevant ist. Früher hat man dafür einen Berufseinsteiger engagiert. Der Bedarf an Anwälten ist dadurch in den USA deutlich gesunken. Ein anderes Beispiel sind medizinische Diagnosen. Der IBM-Supercomputer Watson, der vor einigen Jahren mit seinem Sieg im TV-Quiz «Jeopardy» seine Fähigkeiten demonstriert hat, wird heute in einem amerikanischen Spital genau dafür eingesetzt.

Wie steht es um Beschäftigungen, die eine höhere Qualifikation erfordern?

Über die Zeit hat der technologische Fortschritt Stellen vernichtet, aber es wurden neue geschaffen und uns geht es insgesamt besser.

Immer mehr sind jetzt Arbeiten betroffen, für die man bislang eine höhere Ausbildung brauchte – etwa in Anwaltskanzleien. Heute gibt es Systeme, die Millionen von Dokumenten durch-

Dieses Mal ist es anders. Seit der Jahrtausendwende – also bereits vor der Finanzkrise – stellen wir eine Entkoppelung fest: Der Wohlstand steigt, die Wirtschaftsleistung wächst, es

gibt mehr Millionäre denn je – und trotzdem fallen oder stagnieren die Beschäftigungsquote und die mittleren Einkommen. Die Ungleichheit ist grösser geworden.

Sie glauben, das geht so weiter? Ja. Neue Jobs gibt es vor allem für unqualifizierte und für hochqualifizierte Arbeitskräfte. Die Mittelklasse wird ausgehöhlt. Das dürfte sich noch verschärfen.

Können Sie das ausführen? Dass sich die Lohnschere weiter öffnet, ist demnach auch Folge der technologischen Entwicklung? Die technologische Entwicklung war in den letzten 10 Jahren ein zentraler Treiber dahinter. Aber das ist nichts im Vergleich dazu, was noch kommt. In den nächsten 10 Jahren stehen uns bedeutend grössere Veränderungen bevor, weil die Technologien viel mächtiger werden. Und die Entwicklung geht viel rascher, als ich noch vor zwei Jahren erwartet habe. Lange Zeit war es fast unmöglich, einem Roboter beizubringen, einen Stift aufzuheben. Aber in letzter Zeit sehen wir hier massive Fortschritte.

© URS JAUDAS

Heisst das, wir haben bald nur noch die Wahl zwischen einem Job als Putzhilfe oder einer Stelle als Softwareentwickler?

Erik Brynjolfsson, Ökonom und IT-Fachmann Der an der US-Eliteuniversität MIT (Massachusetts Institute of Technology) in Boston lehrende Brynjolfsson gehört international zu den führenden Experten zum Thema der ökonomischen Folgewirkungen der IT-Revolution. Sein Buch «The Second Machine Age» – gemeinsam verfasst mit seinem Universitätskollegen Andrew McAfee – geht detailliert auf die Herausforderungen der technologischen Entwicklung auf die Arbeitsmärkte und die gesellschaftlichen Strukturen ein. (red)

menschliche Beziehung wichtig ist, am schwierigsten zu ersetzen. Tätigkeiten wie pflegen, erziehen, verhandeln, überzeugen, führen oder motivieren: Das alles kann man nicht einfach programmieren. Das Gleiche gilt für Kreativität – die Fähigkeit, sich ausserhalb von etablierten Denkmustern zu bewegen. Darum kommt der Förderung des Unternehmertums eine grosse Bedeutung zu.

Ich weiss nicht genau, welche Jobs verbleiben. Wir hatten schon immer Schwierigkeiten, das vorherzusagen. Vor 200 Jahren waren die meisten Leute Bauern. Irgendwann erfand Henry Ford das Auto und Steve Jobs und Bill Gates haben völlig neue Industrien erschaffen. Das hat niemand vorhergesehen.

Welche Jobs sind am wenigsten gefährdet? Im Moment sind Beschäftigungen, bei denen die zwischen-

Die Jobs der Zukunft entstehen in neuen Unternehmen, neuen Branchen, neuen Produkten oder Dienstleistungen.

Bedeutet das, Grosskonzerne verlieren tendenziell an Bedeutung? Das hängt davon ab, wie man Grösse definiert. Die drei gros­ sen Autokonzerne, die die US-Wirtschaft bis zum Ende des 20. Jahrhunderts dominiert haben, sind an der Börse heute sehr viel weniger wert als die drei einflussreichsten Technologiefirmen. Allerdings beschäftigen General Motors, Ford und Chrysler noch immer ein Vielfaches mehr an Leuten als A ­ pple, Google und Facebook. Heute ­ dominiert Grösse ohne Masse:

Wenn es keine grossen Investitionen mehr braucht, um ein Unternehmen mit einem globalen Angebot aufzubauen, hat das eine geringere Kapitalnachfrage zur Folge. Das führt zu tieferen Zinsen.

Was für einen Einfluss hat die aktuelle Wachstumsschwäche auf diese Entwicklung? Mir ist schleierhaft, wieso in den USA trotz rekordtiefer Zinsen nicht mehr in öffentliche Infrastruktur investiert wird. Auch die Ausgaben für Forschung und Entwicklung haben sich in den letzten Jahren halbiert – von 6 auf 3 Prozent der Wirtschaftsleistung. Flughäfen, Stras­sen, Brücken: wenn wir das nicht jetzt modernisieren, wann dann? Aber wir müssen auch tiefer liegende strukturelle Probleme angehen.

Eines dieser Probleme ist die Ungleichheit. Die Mehrheit der Wirtschaftsführer glaubt nicht, dass sie in den nächsten fünf Jahren kleiner wird. Was sagen Sie dazu?

Das ist mein grösster Frust. Alle fragen mich: Was wird mit uns geschehen? Wird alles gut? Oder geht alles den Bach runter? Das ist die falsche Einstellung. Technologie ist ein mächtige«Es ist wichtig, die richtigen res Mittel, als es in Fragen zu stellen – auf eine Art, der Geschichte der wie es Maschinen nicht können.» Menschheit je zur Verfügung stand. Es gibt uns die Freiheit, Internetkonzerne beeinflussen die Dinge anders anzupacken. zwar das Leben von Milliarden Wir haben die Wahl: Wir könvon Menschen. Sie brauchen nen eine Gesellschaft mit geteildafür aber viel weniger Arbeits- tem Wohlstand gründen, die reikräfte oder Kapital als früher. cher ist und gleichzeitig mehr Menschen an diesem Reichtum Welche gesamtwirtschaftlichen teilhaben lässt. Oder wir entscheiden uns für eine GesellFolgen hat das? Technologien ersetzen nicht nur schaft, in der es noch mehr Arbeit, sondern auch Kapital. Ungleichheit gibt und die eini-

Digitalisierung und Gewerkschaft

Neues als Chance verstehen Die Digitalisierung wird die Arbeitswelt grundlegend verändern – auch zum Guten. Die Gewerkschaften müssen dabei eine wichtige Rolle spielen.  Nina Scheu Die Schweiz ist nicht eins zu eins mit den USA vergleichbar, und manche der von Erik Brynjolfsson geäusserten Bedenken können auch als Chance begriffen werden. Und zwar — aller Globalisierung zum Trotz — gerade in Europa, wo die Gesellschaft noch weniger zwischen Arm

und Reich zweigeteilt ist als in anderen Teilen der Welt. Nicht zuletzt deshalb werden bei uns die Meinungen der einzelnen Individuen und die demokratischen Grundwerte immer noch etwas stärker gewichtet als die wirtschaftsliberalen Glaubenssätze, die das Denken der letz-

ten Jahre zunehmend bestimmt (und vernebelt) haben. Kurz: In der «alten Welt» regiert der Kapitalismus noch nicht ganz so abgehoben und darum hat auch die Mitsprache der Betroffenen hier bessere Chancen als anderswo. Es ist aber genau diese Mitsprache, die ver-

netzte Denkstrukturen ermöglicht, und ebendiese wird es in Zukunft vermehrt brauchen. Wenn die Digitalisierung der globalen Wirtschaft auch die Gesellschaft umkrempelt, dann wird das bisherige «Von-obennach-unten» durch vernetzte Systeme ersetzt.

Arbeitszeit stat t Stellen abbauen Wir kennen das aus den sozialen Medien: An Stelle des hierarchischen Denkens und Handelns tritt mehr und mehr die

sogenannte «Schwarmintelligenz». Als Beispiel: Wer via Facebook, Twitter oder eine ähnliche Plattform eine Frage stellt, erhält in kürzester Zeit Antworten aus aller Welt — von der ­Community. Ebenso käme heute niemand mehr auf die Idee, die Bedeutung von Wikipedia.org kleinzureden. So wie dort Wissen weitgehend ohne hierarchische Machtstrukturen gesammelt und vermittelt wird, kann in Zukunft auch die Arbeitswelt gemeinsam neu gedacht und organisiert werden.


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Staatsoberhäuptern gesprochen. Einige von ihnen haben die Probleme sogar verstanden.

Was, wenn all jene, die von der steigenden Ungleichheit profitieren, kein Interesse daran haben, etwas zu ändern? Wenn sie ihren Reichtum nicht teilen wollen? Ich habe mit vielen dieser Leute gesprochen. Die meisten sind der Meinung, dass es in ihrem Interesse wäre, die Ungleichheit zu bekämpfen. Sei es, weil ihnen etwas am Rest der Welt liegt oder weil sie keine Lust haben, in einer Gesellschaft zu leben, in der sie bewaffnetes Wachpersonal brauchen. Die Reichen können ihren Besitz nur bewahren, wenn der Rest der Gesellschaft das duldet.

© BEATRICEDEVENES

In Ländern mit einer hohen Ungleichheit sehen wir von einem solchen Bewusstsein wenig. Die Geschichte hat immer wieder gezeigt, was passiert, wenn es kippt. Ich plädiere weder für einen Klassenkampf noch sage ich, dass uns einer bevorsteht. Aber die Angst davor ist unter den Reichsten real.

Die schöne neue Welt ist längst Gegenwart ∙ Schweizer Pakete wissen von allein, wo sie hin sollen. Erik Brynjolfsson: «In Zukunft brauchen wir kreative Problemlöser.»

gen wenigen Menschen noch mehr Macht verleiht. Wir müssen entscheiden, in was für einer Welt wir leben wollen.

Wo müssen wir konkret ansetzen? Die Frage ist nicht, was Technologie mit uns anstellt – sondern was wir mit Technologie anstellen wollen. Einer der wichtigsten Aspekte scheint mir die Neuerfindung des Bildungssystems zu sein. Es muss darauf ausgelegt werden, Kreativität und Sozialkompetenz zu fördern. Es ist bestimmt kein Zufall, dass Microsoft-Gründer Bill Gates, Amazon-Gründer Jeff Bezos, Wikipedia-Gründer Jimmy Wales, Facebook-Gründer Mark Zuckerberg oder die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin alle eine Montessori-Schule besucht haben.

Was ist deren Erfolgsrezept?

Es sind vor allem die Gewerkschaften, die Erfahrung darin haben, Gemeinschaften zu bilden, Diskussionen zu fördern und solidarische Strukturen aufzubauen. Es ist an uns, aufzuzeigen, wie die Arbeitswelt der Zukunft gestaltet werden kann. Wir müssen durchsetzen, dass die Erleichterungen, die durch die Automatisierung erreicht werden können, zum Vorteil der Menschheit genutzt werden. Ohne diese Verbesserungen macht die Modernisierung keinen Sinn. Das bedeu-

Maschinen sind sehr gut in strukturierter Problemlösung – man muss ihnen nur die richtigen Schritte beibringen. Bei unstrukturierten Problemen haben sie allerdings Mühe. Pablo Picasso sagte: «Computer sind nutzlos. Sie können nur Antworten geben.» Und er hatte recht. Natürlich sind Antworten nützlich, aber heute ist es wichtiger, die richtigen Fragen zu stellen. Die Montessori-Methode ermutigt die Kinder, spielerisch zu erkunden, was wichtig ist und was nicht – auf eine Art, wie es Maschinen nicht können. Solche kreativen Problemlöser brauchen wir künftig.

Und wer soll die Neuerfindung des Bildungssystems bezahlen? Es geht nicht nur um Geld. Ein Grossteil des letzten Jahrhunderts kann als Wettlauf zwischen Technologie und Bildung

tet auch, durchzusetzen, dass nicht Arbeitsplätze eingespart werden, sondern dass die verbleibende Arbeitszeit auf mehr Köpfe verteilt wird.

Vereinbarkeit stat t Entgrenzung Die 35-Stunden-Woche, einst eine in ganz Europa vertretene Forderung der Gewerkschaften, klingt da nicht mehr utopisch. Und auch die gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie rückt in den Bereich des Wahrscheinlichen. Umso wichtiger wird es,

betrachtet werden. Im 20. Jahrhundert haben wir uns den Vorsprung erkauft, indem wir mehr in Bildung investiert haben. Aber das reicht nicht mehr. Wir werden auch in diesem Jahrhundert mehr investieren müssen. Wichtiger ist aber, das System zu reformieren. Solange wir das nicht fertigbringen, ist jeder zusätzliche Dollar umsonst.

Wie soll das gehen? In gewissen Bereichen kann Technologie die Bildung radikal demokratisieren. Nicht nur, was das Verfügbarmachen von Inhalten betrifft, sondern auch den Zugang zum Bildungssystem. Am MIT bieten wir eine GratisInternet­ vorlesung für die Entwicklung von Leiterplatten an. 150 000 StudentInnen haben sie letztes Jahr abonniert, darunter ein 16-Jähriger aus der Mongolei. Er erzielte bei der Prüfung die

der drohenden Entgrenzung der Arbeit mit nachhaltigen Alternativen zu begegnen. Wenn es gelingt, die solidarischen Strukturen zu stärken, werden nicht nur die Reichen und Mächtigen profitieren, sondern jede und jeder Einzelne von uns. Die Arbeitnehmenden in der Schweiz und in Europa haben dafür gute Voraussetzungen: Eine gut funktionierende Wirtschaft, demokratische Rechtsstrukturen und ein Bildungswesen, das leicht ausgebaut und verbessert werden könnte.

maximale Punktzahl – und studiert darum jetzt am MIT. Ohne den Onlinekurs wäre er nie so weit gekommen. Ich bin überzeugt, dass der junge Mongole in fünf Jahren kein Einzelfall mehr ist – sondern die Regel.

Dennoch geht die Entwicklung weltweit nicht hin zu mehr Gleichheit, auch nicht in der Bildung. Was muss die Politik tun? PolitikerInnen in einem demokratischen System machen das, was das Volk von ihnen verlangt. Sie werden also nichts unternehmen, bis die Leute verstanden haben, was auf dem Spiel steht. Diesen Schritt kann man nicht einfach überspringen. Selbst die führenden Köpfe der Welt orientieren sich an den Anliegen der Wahlbevölkerung. Daran müssen wir arbeiten. Ich habe selbst mit US-Präsident Barack Obama und anderen

Sie sind zu einem Viertel Schweizer. Wo sehen Sie die Rolle unseres Landes? Reiche Länder wie die Schweiz haben das Potenzial, der Welt als Vorbild dafür zu dienen, wie man mit einer Gesellschaft umgeht, in der es mehr Automatisierung und mehr Reichtum gibt. Dazu müssen der Arbeitsmarkt und die Verteilung von Einkommen oder Steuern neu organisiert werden. Mindestlöhne zum Beispiel sind ein wichtiges Thema. Es ist grossartig, dass es auf der ganzen Welt Länder gibt, die verschiedene Massnahmen testen. Nur so finden wir heraus, was am besten funktioniert. Mein Anliegen ist es, die zentrale Fragestellung zu verändern. Von «Was wird geschehen?» zu «Was wollen wir, dass geschieht?».

Dieser Artikel erschien erstmals im «Tages-Anzeiger» vom 6. März.

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Serie Digitalisierung der Arbeitswelt Wie in unserer letzten Zeitungsausgabe angekündigt, werden wir im Rahmen einer Dossier-Serie den Prozess der Digitalisierung in den von syndicom vertretenen Branchen thematisieren. In dieser Folge treten wir einen Schritt zurück und rücken die gesellschaftlichen Folgen der digitalen Revolution in den Fokus. (red)


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GAV Post 2016

Delegierte sagen klar Ja zum GAV Post Fortsetzung von Seite 1 Zustimmung mit kritischen Voten Diese Würdigung nahmen anschliessend die Delegierten in den drei separaten Teilkonferenzen von PostCH, PostFinance und PostAuto vor. Sie diskutierten die Detailregelungen der Gesamtarbeitsverträge jeder Konzerngesellschaft. Besonders lebhaft war die Debatte in der Konferenz PostCH. Verschiedene Delegierte traten ans Mikro­

«Entscheidend wird sein, ob wir den GAV vor Ort durchsetzen können.»

Klare Mehrheit Am Schluss votierte eine klare Mehrheit für den neuen GAV. Ein Drittel der Delegierten stimmte allerdings Nein oder enthielt sich der Stimme. Es sei wichtig, gegenüber der Post deutlich zu signalisieren, dass der Umbau des Unternehmens weiterhin sehr kritisch begleitet werde. «Die Auseinandersetzung und die Mobilisierung für den nächsten GAV beginnt schon heute», stellte ein Delegierter fest.

GAV muss sich im Alltag bewähren Weniger kontrovers waren die Diskussionen in den Firmen-Konferenzen von PostFinance und

© YOSHIKO KUSANO

fon und kritisierten die neuen Bestimmungen zu den Treueprämien, dem Kündigungsschutz, den Nacht- und Sonntagszulagen oder dem Geltungsbereich als Abbau und als «ungenügend». Andere hätten sich zum Beispiel

gen bei der Post garantiert und weiterentwickelt werden. Entscheidend sei nun die konkrete und konsequente Umsetzung im Arbeitsalltag. «Bei jeder Verhandlung gibt es Wünschbares und Machbares. Das Machbare hat die Verhandlungsdelegation erreicht», resümierte Sektorleiter Fritz Gurtner.

bei der Altersteilzeit eine grosszügigere Lösung gewünscht – analog zum GAV der SBB. Ein Delegierter erinnerte daran, dass die vielen Preise und Auszeichnungen, welche die Post in jüngster Zeit einheimste, auf das hohe Engagement, die Flexibilität und die hervorragende Arbeitsleistung der Angestellten zurückzuführen seien. Dies habe seinen Preis und dürfe auch etwas kosten, zumal der Gewinn der Post weiterhin beachtlich sei. Einige Delegierte warnten aber vor einer Ablehnung des Verhandlungsresultates. Der GAV Post biete einen umfassenden Schutz für alle und einen klaren Mehrwert gegenüber den minimalen Bestimmungen im Obligationenrecht. Das Ergebnis sei zudem ausgeglichen. «Wir müssen aufpassen, dass wir die Verbesserungen nicht schlechtreden», so ein Delegierter. Auf der Basis dieses GAV könnten faire Arbeitsbedingun-

am 30. April 2015 unterzeichnen die Sozialpartner auf dem Gurten · Am Tisch sitzen, von links: Fritz Gurtner, Alain Carrupt (syndicom), Susanne Ruoff, Yves-André Jeandupeux (Post), Chiara Simoneschi-Cortesi und René Fürst (Transfair).

PostAuto. Bei den Chauffeuren standen die konkreten Umsetzungsprobleme im Alltag im Vordergrund. «Wir alle wissen, dass es in unserem Unternehmen viele kreative Ideen gibt, wie die GAV-Regelungen oder das Arbeitszeitgesetz umgangen werden können», erklärte Mar-

Einzelarbeitsverträge und Lohn 2016 Die neuen Gesamtarbeitsverträge werden zurzeit ins definitive Layout gebracht. Die Mitarbeitenden im GAV Post erhalten Ende Mai ihren neuen Einzelarbeitsvertrag und ein Exemplar des GAV per Post zugesendet. Die Mitarbeitenden der Funktions­ stufen 10 und höher erhalten ihren neuen Vertrag Mitte Juni. Im Rahmen der GAV-Verhandlungen sind auch die Lohnmassnahmen 2016 festgelegt worden. Dabei haben sich die Sozialpartner für die Post CH AG und die PostFinance AG darauf geeinigt, 0,6 Prozent der Lohnsumme für individuelle, leistungsbezoge-

kus Altherr vom Firmenvorstand PostAuto. «Entscheidend ist also, ob wir den GAV vor Ort durchsetzen können.» Auf wenig Begeisterung stiessen bei den Delegierten zudem die gekürzten Zulagen für Abend- und Sonntagseinsätze, obwohl diese neu rentenbildend sind. Die Post ris-

ne Lohnmassnahmen einzusetzen. Zudem erhalten alle Mitarbeitenden eine Einmalzahlung von 400 Franken. Bei der PostAuto Schweiz AG werden 0,4 Prozent der Lohnsumme für individuelle, leistungsbezogene Lohnmassnahmen eingesetzt. In der zweiten Jahreshälfte starten die Verhandlungen über die Anstellungsbedingungen für verschiedene weitere Post-Konzerngesellschaften wie IMS, SecurePost, DMC und Epsilon. Die GAV für Swiss Post Solutions, Presto und PostLogistics AG wurden bereits zu früheren Zeitpunkten verhandelt. (bs)

Lohnharmonisierung bei Swisscom

Lohnsystem «Claire» schafft Klarheit Seit Jahren verlangte syndicom von Swisscom mehr Transparenz bei der Einreihung der Mitarbeitenden. Mit der Lohnharmonisierung unter dem Projektnamen «Claire» erfüllte Swisscom diese Forderung per 1. April 2015. Die Überführung ins neue Lohnsystem erfolgte mit wenigen Ausnahmen problemlos.  Franz Schori* Bis anhin wussten die meisten Swisscom-Mitarbeitenden nicht, auf welcher Basis sie eingereiht waren und wo sie im Lohnband standen. So erfuhren in der Vergangenheit viele erst dann, dass sie über dem Lohnband lagen, wenn sie von der sozialpartnerschaftlich verhandelten Lohnerhöhung kaum profitieren konnten. Andere fragten sich, warum die Bürokollegin deutlich mehr oder weniger verdiente als sie, obwohl die-

se doch dieselbe Arbeit leistete. Völlig unklar war technischen Mitarbeitenden, warum dieselbe Arbeit bei der einen Organisationseinheit tausend Franken im Monat mehr oder weniger wert war als bei der anderen Organisationseinheit von Swisscom. Fehlende Transparenz und offensichtliche Ungerechtigkeiten führten dazu, dass Swisscom auf Druck von syndicom hin eine Lohnharmonisierung anging. Der Projektname war

Programm: «Claire» verschaffte Klarheit und Klarsicht für alle.

Sozialverträgliche Umsetzung syndicom und Swisscom einigten sich im Wesentlichen auf die folgenden Eckwerte der Lohnharmonisierung, denen die Firmenkonferenz Swisscom Group am 28. 11. 2014 zustimmte: •  Es wird eine einheitliche Job-Architektur geschaffen, die sechs GAV-Job-Levels enthält.

• Für jede Funktion werden Job Descriptions erarbeitet und dem jeweiligen Job-Level zugeordnet. Grundsätzlich sollen auch dann keine sofortigen Lohnsenkungen erfolgen, wenn sich Löhne weit über dem Lohnband befinden. Korrekturen sollen über fünf Jahre hinweg erfolgen und ältere Mitarbeitende sollen nicht davon betroffen sein. • Löhne, die sich im Lohnband unter 80 Prozent befinden, werden innerhalb von maximal 24

Monaten ins Lohnband geführt. Die Lohnharmonisierung erfolgt per 1. April 2015; die Information über die persönlichen Auswirkungen erfolgt im März 2015.

Differenzbereinigung Anfang Jahr verhandelten syndicom und Swisscom den Prozess für die Bereinigung von Differenzen. Zunächst sollte man das Gespräch mit den Vorgesetzten suchen. Ergibt dies keine Einigung, wünschte Swisscom


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kiere mit diesem Vorgehen, dass sie gegenüber der Konkurrenz ins Hintertreffen gerate und die Jobs bei PostAuto unattraktiv würden. Schliesslich gab auch die Gleichstellung der Chauffeure von Regie und Postauto­ unternehmen (PU) zu reden. Es sei noch ein langer Weg, bis die Unterschiede bei den Lohnund Anstellungsbedingungen endlich ausgeglichen seien. Die Übernahme der GAV-Bestimmungen in die Personalreglemente der PU sei aber ein wichtiger Erfolg.

nicht mehr dem GAV unterstehen. Nebst dem fehlenden Schutz kritisierten die Betroffenen, dass bei Arbeitszeit und Lohn eine Deregulierung drohe, deren Konsequenzen noch nicht absehbar seien. Die Mitglieder von syndicom müssten diese Entwicklung aufmerksam verfolgen und Strukturen schaffen, dass sich auch diese Gruppe kollektiv für ihre Rechte wehren könne. Die Konferenzen von PostFinance und PostAuto akzeptierten schliesslich den GAV einstimmig bei einigen Enthaltungen.

Gefahr der Deregulierung Die Delegierten von Post­Finance zeigten sich mit dem Verhandlungsergebnis durchweg zufrieden. Unsicherheit herrsche im Moment aber vor allem bei den Mitarbeitenden, welche aufgrund ihrer Funktionsstufe neu

75% Ja-Stimmen zum Dach-GAV der Post

ausdrücklich eine begründete Eskalation ans HR des Bereichs, damit jeder Fall einzeln geprüft werden kann – denn beim Erarbeiten von 1700 Job Descriptions können Fehler passieren. Die nächste Eskalationsstufe ist das Konzern-HR. Ab jetzt ist die Gewerkschaft aktiv involviert. Wohlgemerkt steht syndicom den Mitarbeitenden in jeder Phase der Unstimmigkeiten zur

Seite. Die Bereinigung der Differenzen erfolgt sodann auf der bewährten sozialpartnerschaftlichen Ebene. syndicom kommunizierte den Prozess zur Differenzbereinigung mehrmals.

Am zweiten Konferenztag, dem Samstagmorgen, wurden die Ergebnisse der Einzelberatungen im Plenum nochmals zusammengefasst. Alle drei Fir-

Nur wenige Interventionen Was syndicom-Mitgliedern bald einmal klar war, musste einigen Vorgesetzten mit Nachdruck erklärt werden. So konnte syndi-

Umfrage zu «Claire» Trotz der bisher mehrheitlich positiven Rückmeldungen will syndicom von den Swisscom-Mitarbeitenden wissen, ob die Umsetzung der Lohnharmonisierung (Projekt «Claire») tatsächlich problemlos verlaufen ist. Deshalb erarbeitet syndicom zurzeit eine Umfrage, die voraussichtlich im Juni gestartet wird. Mit den Ergebnissen der Umfrage ist im Sommer zu rechnen. (SF)

men-Konferenzen hatten ihren GAV am Vortag angenommen. Entsprechend deutlich fiel dann das Votum in der Schlussabstimmung zum Dach-GAV aus: Drei Viertel der Delegierten stimmten diesem zu, während ihn ein Viertel ablehnte oder sich der Stimme enthielt. Damit gaben die syndicom-Delegierten grünes Licht für die Unterzeichnung des GAV durch die Sozialpartner, diese erfolgte am 30. April.

tragweite für schweizer vertragslandschaft SGB-Präsident Paul Rechsteiner betonte in seiner Ansprache als Gastredner die Bedeutung des GAV Post als eine der wichtigsten Säulen in der Vertragslandschaft der Schweiz. «Angesichts der Tatsache, dass verschiedene Kreise den überbewerteten

com unhaltbare Aussagen wie: «Unterschreibe oder nimm die Kündigung in Kauf», rasch eindämmen. Dass Swisscom das Versprechen einhielt, Anpassungen vorzunehmen, zeigte sich an Reaktionen wie derjenigen eines syndicom-Mitglieds in St. Gallen: «Hallo syndicom, in unserem Team wurden ich und ein Kollege falsch eingeteilt. Unser People Manager hat dies vor ­ dem C ­laire-Gespräch bemerkt und die Korrektur gleich veranlasst. Vor ein paar Tagen haben wir bereits die korrekten Verträge erhalten. Besten Dank für euren Einsatz, ihr macht einen tollen Job!»

* Fachsekretär Telecom/IT

Personelles Auch personelle Wechsel an der Spitze des syndicom-Sektors Logistik waren Thema auf der Konferenz. Der langjährige Zentralsekretär Kaspar Bütikofer

Abschied von Kaspar Bütikofer Die GAV-Konferenz war der letzte Einsatz von Kaspar Bütikofer als Zentralsekretär von syndicom. Nach achtjähriger Tätigkeit verlässt er die Organisation und tritt eine neue Stelle bei der Gewerkschaft Unia an. Fritz Gurtner bedankte sich bei Kaspar Bütikofer für sein grosses Engagement innerhalb des Sektors und bezeichnete ihn als klugen Kopf und «Chrampfer», der viel Denk- und Vorbereitungsarbeit im Hintergrund geleistet habe. Kaspar Bütikofer bedankte sich seinerseits bei den Delegierten und bei syndicom für die gute Zusammenarbeit. Er habe in den vergangenen Jahren viele wertvolle Erfahrungen und interessante Begegnungen machen dürfen. Die Delegierten verabschiedeten Kaspar Bütikofer mit einem herzlichen Applaus und wünschten ihm alles Gute für die Zukunft.

© BRUNO SCHMUCKI

wurde feierlich verabschiedet (s. unten). Die GAV-Konferenz stellte ebenfalls die Weichen für die Nachfolge von Sektorleiter Fritz Gurtner, der nächstes Jahr in Rente geht. Die Delegierten nominierten syndicom-Zentralsekretär Daniel Münger als künftigen Leiter des Sektors und Geschäftsleitungsmitglied von syndicom. Wird diese Nomination von den anderen Branchen des Sektors bestätigt, wird Münger an der DV vom 28. November zur Wahl vorgeschlagen.

Mat teo Antonini wird neuer Zentral­s ekretär Der erweiterte Personalausschuss des Zentralvorstands hat Ende März Matteo Antonini zum neuen Zentralsekretär des Sektors Logistik gewählt. Antonini ist 34 Jahre alt und war seit 2009 bei der Gewerkschaft Unia als regionaler Sektorverantwortlicher für das Gewerbe im Kanton Waadt zuständig. Der studierte Politologe bringt nebst seiner gewerkschaftlichen Tätigkeit verschiedene berufliche Erfahrungen beim Staatssekretariat für Wirtschaft, beim EDA und beim Arbeiterhilfswerk mit. Matteo Antonini überzeugte das Wahlgremium durch seine fachliche Kompetenz, seine Persönlichkeit und seine ausgeprägte Mehrsprachigkeit. Wir gratulieren Matteo zur Wahl und wünschen ihm am 1. August 2015 einen guten Start bei syndicom. © Z VG

© MARGARETA SOMMER

Franken instrumentalisieren wollen und glauben, jetzt ein anti­sozia­les Programm durchsetzen zu können, braucht es starke Gesamtarbeitsverträge. Und es braucht die solidarische Kraft der Gewerkschaften», sagte Rechsteiner.

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Fernsehen f端r alle! JA zu tieferen Geb端hren

und mehr Fairness

JA zum Service public JA zum RTVG Abstimmung vom 14. Juni 2015


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öffentlichkeitsgesetz

Gesamtarbeitsvertrag der grafischen Industrie

Nein zu weiterem Abbau

Der Arbeitgeberverband der Druckindustrie Viscom hat anlässlich seiner Delegiertenversammlung am 23. April den GAV für die grafische Industrie per Ende 2015 gekündigt. Er fordert jetzt 44 Wochenstunden.

© SABINE ROCK

Viscom fordert unter anderem die Erhöhung der Normalarbeitszeit von 40 auf 44 Stunden und eine weitere Senkung der Nachtzuschläge. Selbstverständlich lehnen syndicom und Syna dieses Programm zur Vernichtung von Arbeitsplätzen entschieden ab. Wir fordern hingegen, dass endlich, wie 2013 vereinbart, die Allgemeinverbindlichkeit des Gesamtarbeitsvertrags umgesetzt wird, und schlagen ein Frühpensionierungsmodell vor, das die Probleme der Branche wenigstens ansatzweise lösen könnte. Die Zeit ist zu ernst für die Gefährdung der Sozialpartnerschaft. Darum empfingen rund 50 Druckerinnen und Drucker die Delegierten des Viscom vor ihrer Versammlung in Zürich mit guten Argumenten für eine Erneuerung des

GAV zur Stärkung der Branche. Doch sie stiessen bei den meisten Managern auf taube Ohren, Viscom sucht offensichtlich die Konfrontation. Vor zwei Jahren hatten wir noch Hand geboten zur 42-Stunden-Woche unter gewissen Bedingungen und nur für Betriebe, die aufgrund der internationalen Konkurrenz in Schwierigkeiten gerieten. Ebenso konnten diese sogenannten Kundendruckereien die Zuschläge für die Nachtarbeit senken.

Abbaupläne? Ohne uns! Eine weitere Erhöhung der Arbeitszeit, wie sie der Viscom fordert, würde direkt zu einem Abbau von Arbeitsplätzen führen – eine aus Gewerkschaftssicht unannehmbare Provokation. Erst recht inakzeptabel ist jegliche Erhöhung der Wochenarbeitszeit in Zeitungsdruckereien, in denen der Konkurrenzkampf im Binnenmarkt ausgetragen wird und selbst im

Endlich Umsetzen ∙ Gleiche Spiesse für alle durch die Allgemeinverbindlichkeit des noch geltenden GAV.

internationalen Vergleich sehr hohe Gewinne erzielt werden. Ein Schritt zur Beruhigung der Situation ist die 2013 vertraglich abgemachte Allgemeinverbindlicherklärung des GAV, die wieder gleich lange Spiesse schaf-

Premium-image? Premium-Arbeitsbedingungen!

fen würde für alle grafischen Betriebe der Schweiz. Aus uns unverständlichen Gründen verschleppt der Viscom seit zwei Jahren die Einreichung des Gesuchs beim Bundesrat. Viscom ruft in seiner Kampagne «Printed in Switzerland» dazu auf, nicht im Ausland zu drucken und die Schweizer Wirtschaft zu unterstützen. Uns gefällt diese Kampagne, aber sie macht nur Sinn, wenn ein allgemeinverbindlicher GAV in Kraft ist, der kein Sozialdumping zulässt.

Wir werden uns wehren Das Nein des Viscom zu unseren Vorschlägen haben wir gehört. Gegen eine Aushöhlung des GAV werden wir uns mit allen gewerkschaftlichen Mitteln zur Wehr setzen. Ein Verfall der Arbeitsbedingungen auf das Niveau der Konkurrenz in Osteuropa und China kommt nicht in Frage. (nis)

Ein alter Zopf! Bis Ende März stand der Artikel 293 des Strafgesetzbuchs (StGB) in der Vernehmlassung. Unter dem Titel «Veröffentlichung amtlicher geheimer Verhandlungen» steht da: «Wer, ohne dazu berechtigt zu sein, aus Akten, Verhandlungen oder Untersuchungen einer Behörde, die durch Gesetz oder durch Beschluss der Behörde im Rahmen ihrer Befugnis als geheim erklärt worden sind, etwas an die Öffentlichkeit bringt, wird mit Busse bestraft.» syndicom fordert seit Jahren, den Artikel 293 StGB ersatzlos zu streichen. Seit der Einführung des Öffentlichkeitsgesetzes 2004 hat längst ein Paradigmenwechsel eingesetzt, weg von der Geheimniskrämerei hin zum Öffentlichkeitsprinzip. Eine Mehrheit der Kommission für Rechtsfragen schlägt nun aber vor, dass den Gerichtsbehörden ermöglicht wird, das Geheimhaltungsinteresse gegen das Öffentlichkeitsinteresse abzuwägen. Die kompletten Unterlagen und die Stellungnahmen der Journalistenverbände sind auf syndicom.ch unter «News» zu finden. (red)

Kontrollen am Arbeitsplatz

Respekt muss sein! Skyguide muss die Privatsphäre der Arbeitnehmenden respektieren!

Wie wärs mit einem GAV? Salt soll auch als Arbeitgeberin «premium» werden! Das Telekommunika­ tionsunternehmen Orange hat den Namen gewechselt und möchte sich mit der neuen Marke «Salt.» im Premium-Bereich positionieren. Für syndicom ist klar, dass es dafür auch Premium-Arbeitsbedingungen für die Angestellten und endlich einen Gesamtarbeitsvertrag braucht. Mit der Kommunikation des Namens Salt verknüpft das Unternehmen die Botschaft, dass man keine Billigpreis-Strategie fahren wolle. syndicom wünscht dem Unternehmen und den über 1000 Angestellten einen erfolgreichen Start. Wir erwarten, dass das künftige Image und der Anspruch, eine Premium-Marke zu sein, auch

auf dem Feld der Arbeitsbedingungen umgesetzt wird.

Nachhaltiges Branding auf Basis eines GAV! syndicom lädt die Unternehmensleitung ein, den Moment zu nutzen und konkrete Gespräche über einen GAV aufzunehmen. Ein GAV erlaubt es, gute Arbeitsbedingungen für alle zu

garantieren und auf der Basis der Sozialpartnerschaft weiterzuentwickeln. Das ist nachhaltiges Branding! syndicom organisiert in den ICT-Branchen rund 8000 Mitglieder und hat als Sozialpartnerin mit den beiden anderen grossen Mobilfunk-Betreiberinnen Swisscom und Sunrise je einen GAV für die Angestellten abgeschlossen. (syndicom)

Mitarbeitende von Skyguide stellten kürzlich erschrocken fest, dass ihre Arbeitsplätze durchsucht worden waren. Bald wurde bekannt, dass es kein Einbruch war, sondern eine Durchsuchung durch das Unternehmen selbst. Diese Durchsuchung erfolgte offiziell aus Gründen der Sicherheit, war aber nur teilweise rechtens. Was bei Skyguide geschah, kann auch andernorts geschehen, weshalb wir nachstehend auf die rechtlichen Grundlagen hinweisen. Klar ist: Arbeitnehmende haben auch am Arbeitsplatz Anspruch auf Privatsphäre!

Kontrollen sind nur bei konkretem Verdacht erlaubt Diese Ansprüche regeln das Zivilrecht sowie das Gesetz über den Datenschutz. Datenbearbeitungen, welche die Privatsphäre tangieren, sind nur in engen Grenzen möglich. Als Datenbearbeitungen gelten auch Kontrollen an Mitarbeitenden sowie Durchsuchungen des persönlichen Arbeitsplatzes. Dies gilt vor allem für Zugriffe auf Schränke, Schubladen oder Taschen, welche erfahrungsgemäss zur Ablage privater Gegenstände genutzt

werden. Kontrollen und Durchsuchungen setzen immer einen konkreten Verdacht voraus. Zudem muss der Arbeitgeber das mildeste Mittel wählen, mit welchem das angestrebte Ziel erreicht werden kann.

Fürsorge- und Treuepflicht gehen Hand in Hand Je intensiver eine Massnahme in die Privatsphäre der Mitarbeitenden eingreift, desto konkreter muss sie angekündigt werden oder darf gar nur im Beisein der betroffenen Person stattfinden. Werden im Rahmen dieser Kontrollen auch Bereiche kontrolliert, welche erfahrungsgemäss zur Ablage privater Gegenstände genutzt werden, so müssen diese Bereiche in der Ankündigung konkret bezeichnet werden. Das Arbeitsverhältnis wird definiert durch die Leistung von Arbeit gegen Lohn, und ebenso durch die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers und die Treuepflicht der Arbeitnehmenden. Beides ist ohne gegenseitigen Respekt nicht möglich. Darum, Skyguide, respektiere die Privatsphäre deiner Mitarbeitenden! (syndicom)


8 | Branchen

syndicom | Nr. 5 | 15. Mai 2015

Leuthard unterstützt Medien-GAV

Gewinnmargen der Mediengruppen

Ein Interview mit Folgen Digitales Aufrüsten auf Kosten der Angestellten Doris Leuthard spricht sich für einen GAV der Presse aus.

nun sind Taten gefordert! Ein weiterer Grund für die Notwendigkeit eines GAV ist die neue Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz, die im Herbst in Kraft

gesetzt werden soll: Sobald ein GAV die Rahmenbedingungen zu Gesundheitsschutz und Arbeitszeit definiert, können wir mithilfe der neuen Verordnung Hand bieten für eine vereinfachte Erfassung der Arbeitszeit. Von Doris Leuthard erwarten wir nach den Worten auch Taten, falls die Verleger weiterhin die Sozialpartnerschaft torpedieren. Johann Schneider-Ammann hat es beim GAV für die MEM-Industrie vorgemacht, dass ein Bundesrat erfolgreich einen sozialpartnerschaftlichen Konflikt schlichten kann.

Mit Gewinnmargen um 10 Prozent (bis 20 Prozent bei Tamedia) haben die Schweizer Mediengruppen 2014 gute Ergebnisse erzielt. Die Auswirkungen der Krise scheinen nachzulassen, die kostspielige digitale Wende wurde vollzogen. Aber die Erträge gehen auf Kosten der Angestellten, die den Preis für die Restruktu­r ie­rungen bezahlen.  Yves Sancey

© BUNDESKANZLEI, CHRIS T IAN GRUND/MAURICE HAAS

Im Interview mit der «Südost­ schweiz» vom 24. April hat sich Medienministerin Doris Leuthard ungewöhnlich deutlich für einen Gesamtarbeitsvertrag der Presse in der Deutschschweiz und im Tessin ausgesprochen: «Ich würde mir sehr wünschen, dass sich die Verleger gesprächsbereiter zeigen und sich mit den Gewerkschaften einigen können», sagte sie und fügte hinzu: «Im Gegensatz zur Deutschschweiz, wo wir seit elf Jahren einen vertragslosen Zustand haben, existiert in der Romandie noch ein Gesamtarbeitsvertrag. Dieser wirkt sich spürbar positiv auf das Qualitätsniveau aus.» Seit der Kündigung des GAV 2004 fordern syndicom und der JournalistInnenverband Impressum den Verband Schweizer Medien auf, mit uns einen GAV auszuhandeln. Schon in der Vernehmlassung des Bundesrats zur Medienförderung 2011 hielt syndicom fest, dass die Qualität der Medien ohne GAV gefährdet sei. Nachdem der Bundesrat damals keinen Handlungsbedarf sah, freut es uns umso mehr, dass Doris Leuthard jetzt unsere Ansicht teilt und die Verleger an die Notwendigkeit eines GAV erinnert.

Konzentriert man sich nur auf den Gewinn, so könnten die Verluste von 40 Millionen bei der NZZ und von 6 Millionen bei den AZ Medien beunruhigen. Gründe für diese Zahlen sind bei der NZZ Rückstellungen für die Schliessung des Druckzentrums in Schlieren (Sozialplan) und umfangreiche Wertberichtigungen. Bei den AZ Medien führten Abschreibungen, Investitionen und Veränderungen im Konsolidierungskreis zum negativen Ergebnis. Der Gewinn vor Abschreibungen (Ebitda), der die tatsächliche Finanzkraft der Unternehmen anzeigt, fällt aber für alle Mediengruppen mit einer beachtlichen Gewinnmarge von 8 bis 20 Prozent besser aus.

«Ahnungsloser» Verlegerpräsident Auf Leuthards Aussagen angesprochen, verstieg sich Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument tags darauf ebenfalls in der «Südost­ schweiz» zur Behauptung, während seiner bis anhin gut elfjährigen Präsidentschaft habe ihn nie ein Brief oder ein Telefonat eines Journalisten erreicht, worin die Bedeutung eines neuen Vertrags betont worden wäre. Die Reaktion folgte prompt: Mindestens 200 Journalistinnen und Journalisten, die uns darüber in Kenntnis setzten, schrieben Lebrument ein Mail, in dem sie versicherten: «Ich bin JournalistIn und will einen GAV.» Die Aktion dauert noch an: Lebruments Telefonnummer, Mail-Adresse und eine Mailvorlage finden sich auf unserer Website, syndicom.ch. (nis)

«The Winner Takes it all» Die digitale Wende (Smartphone- und Tablet-Boom, Verschiebung der Werbegelder ins Internet etc.) erfordert grosse Investitionen, die sich häufig erst Jahre später bezahlt machen. Deshalb schreiben NZZ und AZ Verluste. Es ist wie bei der Mondlandung – wer als Erster die Fahne einsteckt, hat das Terrain abgesteckt und erdrückt die Konkurrenz.

Die Marktführerin Tamedia hat in den letzten zwölf Jahren 1,9 Milliarden für Übernahmen (auch im Print) investiert. Ringier hat in acht Jahren 1,6 Milliarden ausgegeben, davon 960 Millionen für die Diversifizierung des Angebots hin zu Information und Anzeigen im Internet. Für Ringier, die Nummer 2 in der Schweiz, ist das Digitalgeschäft höchst profitabel (ein Drittel des Umsatzes, aber die Hälfte des Ebitda). Laut Michael Ringier, Miteigentümer und Präsident der Gruppe, wird der Printbe­ reich insgesamt durch die elektronischen Medien subventioniert. Dabei vergisst er zu sagen, dass die Printmedien weitgehend für sich allein rentabel sind und die Websites für ihre Werbung in der hauseigenen Printpresse nicht bezahlen. Zudem werden die Erträge massiv zulasten der Arbeitnehmenden, durch Re­struk­tu­ rierungen (Entlassungen, billige Sozialpläne) im Printbereich und in den Druckereien, erzielt. Bei Ringier heisst das dann: «Optimierung der Kosten­effizienz im traditionellen Publish­ing-Geschäft».

Ausführliche Version auf syndicom.ch.

Tag der Schrift

A Swiss Slab Serif ... syndicom sorgt auch dieses Jahr dafür, dass der Tag der Schrift zum Highlight wird! Der Event wird in Kooperation mit der Berufsschule für Gestaltung Zürich organisiert und schafft Begegnungen mit Berufsleuten aus der Grafikszene und Inspiration für eigene kreative Projekte.  Naomi Kunz Das vielfältige Programm am diesjährigen Tag der Schrift besteht wie jedes Jahr aus verschiedenen Referaten, Workshops und einer Podiumsdiskussion. Mit dabei sind unter anderen der erfolgreiche Markenzeichenentwickler Herbert Jocham, die Berliner Schriftsetzerin Ulrike Rausch und auch der Schweizer Grafiker und Schriftenentwickler Marc Droz. Aus gegebenem Anlass möchten wir den Zürcher Gestalter und seine jüngst entwickelte Schrift «Colroy» kurz vorstellen.

Colroy — A modern slab serif typeface that makes beautiful anything you write.

© Z VG/MARC DROZ

eine schweizer schrift mit erfolg!

Vielfach gelobt ∙ Für seine Colroy erhielt Marc Droz unter anderem eine Carte Blanche für die erste und letzte Seite des aktuellen Jahresberichts der Swiss Graphic Designers (Mitte links). Die Chiffren der Colroy wurden als Hausnummern für die Siedlung an der Rautistrasse in Zürich verwendet (rechts oben).

Marc Droz (*1967) ist Mitgründer und Mitinhaber des Gestaltungsbüros dreh gmbh in Zürich, wo er hauptäschlich in den Bereichen Printdesign und Typografie tätig ist. Nach einer Grafikerlehre im renommierten Atelier Ursula Hiestand war Droz von 1990 bis 2010 als selbständiger Grafiker in den Bereichen Print- und Motiondesign sowie in der Architekturvisualisierung tätig. Von 2007 bis 2010 arbeitete er als Grafiker

bei Statistik Stadt Zürich. An der Zürcher Hochschule der Künste absolvierte Droz von 2009 bis 2011 eine Weiterbildung in Typedesign. Das dort begonnene Schriftprojekt erschien Ende 2014 als vollständige Schriftfamilie Colroy. Die Type-Foundry Nouvelle Noire aus Zürich hat die Schrift schliesslich veröffentlicht. «Meine erste entwickelte Schriftenfamilie», meint Droz sichtlich erfreut. Mit der Colroy habe er bewusst eine serifenbetonte, kräftige Schrift entwickeln wollen, die sich dennoch auch als Textschrift gut eigne, so Droz. Die Schriftfamilie besteht aus sechs Schnitten. Besonders glücklich zeigt sich Droz zu Recht über die Tatsache, dass seine Schrift bereits vielseitig diskutiert und eingesetzt wird (s. Beispiele im Bilderkasten). Wir sind gespannt, am Tag der Schrift mehr von Marc Droz zu erfahren!

Samstag, 6. Juni 2015, Berufsschule für Gestaltung, Ausstellungsstrasse 104, 8005 Zürich. Anmeldung: www.tagderschrift.org


Extra | 9

syndicom | Nr. 5 | 15. Mai 2015

ZÜRICH © MARISA CORONINI

Tag der Arbeit

In Sissach verlangte syndicom-Präsident Alain Carrupt mehr Respekt für die Arbeitnehmenden. Er erinnerte auch an die GewerkschafterInnen, die in ihren Ländern wegen ihres Kampfes für mehr Demokratie, mehr Freiheit und bessere Arbeitsbedingungen verfolgt oder ermordet werden. «Sie haben am heutigen 1. Mai unsere Solidarität und grössten Respekt verdient.»

In Romanshorn prangerte SGB-Präsident Paul Rechsteiner an, «was uns da als Konsequenz der Frankenkrise verklickert wird: Neue Steuersenkungen für die Unternehmen, weniger Arbeitnehmerschutz, keine Massnahmen gegen Lohn­ dumping und Staatsabbau. Teil des Programms dagegen sei die Erbschaftssteuer, die angesichts der immer grösseren Vermögensungleichheit dringend nötig sei.

Bern In Bern attackierte Corrado Pardini, Mitglied der Unia-Geschäftsleitung, den Beschluss des Nationalbankdirektoriums, «den Franken ganz in die Hände der Spekulanten zu legen. Das wird viele Arbeitsplätze kosten – und Tausende von Familien die Existenz.»

BASEL © FRANT IŠEK MATOUŠ

Sissach

Romanshorn

GENF © DEMIR SÖNMEZ

Schweizweit demonstrierten am Tag der Arbeit mehrere 10  000 Menschen für «Soziale Gerechtigkeit statt Ausgrenzung». Unter dieses Motto hatten die Gewerkschaften die 1.-Mai-Feiern gestellt. Statt Ausgrenzung von AusländerInnen und Sozialhilfe- oder IV-BezügerInnen fordern sie gute Löhne und Renten, sichere Arbeitsplätze und Lohngleichheit.

SISSACH © FRANT IŠEK MATOUŠ

Trotz Dauerregen wurde am 1. Mai in über 50 Ortschaften der Tag der Arbeit gefeiert. syndicom war mit dabei!  Ewald Ackermann, SGB

LUGANO © DANIEL A RAGGI

Mai-Feiern schweizweit

In Basel prangerte Unia-Co-Präsidentin Vania Alleva den Klassenkampf an: «Extremere Ungleichheit führt zu noch mehr Ausgrenzung. Die sozial Schwachen fallen aus allen Sicherheitsnetzen. Ältere Arbeitnehmende, schlecht Gebildete und MigrantInnen werden auf dem Arbeitsmarkt diskriminiert. Sans-papiers werden aus der Gesellschaft verstossen.»

SEV-Präsident Giorgio Tuti kritisierte in Zürich vor 10  000 Teilnehmenden die «Altersvorsorge 2020»: «Dieses Projekt will die Leistungen der AHV noch verschlechtern: mit einem höheren Rentenalter für die Frauen und indem der Teuerungsausgleich in Frage gestellt wird. Es ist aber an der Zeit, die Renten zu verbessern. Wir verlangen darum mit AHVpluseinen Zuschlag von 10 Prozent.»

ZÜRICH © NINA SCHEU

Basel

BERN © BRUNO SCHMUCKI

Zürich


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IG Pensionierte | 11

syndicom | Nr. 5 | 15. Mai 2015 Präsidentinnenkonferenz der IG Pensionierte

So nicht! «Altersvorsorge 2020» einstimmig zurückgewiesen Bei strahlendem Sonnenschein fanden sich am 19. März rund 60 Teilnehmer und Teilnehmerinnen an der PräsidentInnenkonferenz 2015 der IG Pensionierte im Hotel Bern ein. Da dieses Jahr keine Wahlen stattfanden, waren die beiden wichtigsten Traktanden die Besprechung der Vorlage «Altersvorsorge 2020» und die Beitragsharmonisierung.  Yves Sancey Roland Gutmann, Präsident der IG Pensionierte, der die Konferenz mit seinem typischen Schwung und Elan leitete, kündigte zu Beginn an, dass er 2016, im Jahr seines 80. Geburtstags, zurücktreten möchte. «80 Jahre sind kein Alter», scherzte er.

Schliesslich begrüsste syndicom-Vizepräsidentin Bernadette Häfliger Berger die Anwesenden und wies darauf hin, dass sich letztes Jahr 30 Prozent der syndicom-Mitglieder im Ruhestand befanden. Sie dankte den Mitgliedern für ihre Treue und Arbeit, ihre Unterstützung und Präsenz bei Aktionen. Besondere Beachtung erhielt in ihrer Rede die Reformvorlage «Altersvorsorge 2020» von Bundesrat Alain Berset. Häfliger Berger thematisierte jedoch auch die wieder wachsenden Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen, die jetzt bei durchschnittlich 20 Prozent liegen. Das wirkt sich auch in der Pensionierung aus: einige Frauen seien dadurch gezwungen, länger zu arbeiten, um eine akzeptable Rente zu erhalten. Es sei deshalb noch wichtiger geworden, den Austausch über den Generationenvertrag aufrechtzuerhalten.

© YVES SANCEY

Treue der Pensionierten

Alljährliches Wiedersehen ∙ Die PräsidentInnen der IG Pensionierte hatten auch dieses Jahr viel zu diskutieren.

Anschliessend wurden das Protokoll der PräsidentInnenkonferenz 2014 und der Tätigkeitsbericht einstimmig gutgeheissen. Nach einer kurzen Pause gab die Beitragsharmonisierung Anlass zu einer lebhaften Debatte. Der massive Mitgliederschwund seit 10 Jahren führte in einzelnen Branchen zu einer Beitragserhöhung, die weitere Austritte zur Folge haben könnte. Hier stellt sich die Grundsatzfrage: Wie kann man alte Mitglieder halten und neue gewinnen? Wie erreichen wir potenzielle Neu-

mitglieder mit ganz anderen Bedürfnissen wie beispielsweise die jüngeren Generationen oder auch mehr Frauen?

Kritik an berset Der SGB-Präsident Paul Rechsteiner nutzte eine Sitzungspause im Parlament, um die aktuell debattierten Reformvorlagen an der Konferenz zu präsentieren. Er kritisierte insbesondere auch die Vorlage «Altersvorsorge 2020». Die von ihm bemängelten Punkte sind die Heraufsetzung des Rentenal-

ters für Frauen, die Einführung eines Mechanismus, der die Rentenanpassung einfrieren kann, wenn das Vermögen des Ausgleichsfonds sinkt, sowie die Verringerung der finanziellen Beteiligung des Bundes an den Ausgaben der AHV.

Zu guter letzt ... Die «Altersvorsorge 2020» wurde unter dem Traktandum «Anträge» noch einmal aufgegriffen. Pierre-André Charrière von der Gruppe Medien Freiburg beantragte die Ablehnung der Bun-

desratsvorlage durch die Konferenz. Es sei keine Option, das Rentenalter für Frauen zu erhöhen, solange diese immer noch 20 Prozent weniger verdienten als die Männer. Dasselbe gelte für die Streichung eines Teils der Witwenrenten. Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Die Versammlung unterstützte ebenfalls den Antrag der waadtländischen Sektion Post, die Bedingungen für den Bezug von Reka-Checks durch pensionierte Mitglieder zu überprüfen und den jährlichen Höchstbetrag von 700 auf 1000 Franken zu erhöhen, und zwar bei einem Rabatt von 10 Prozent. Die Konferenz nahm auch die Resolution «Hände weg von den Briefkästen und den PöstlerInnen!» an, die sich auf die Petition für die Beibehaltung der Zustellung in abgelegene Orte bezieht. Die Resolution ruft «die verantwortlichen Instanzen der Branche Post von syndicom dazu auf, vermehrten Druck auf die Postführung auszuüben» und einen Service public zu erhalten, der diesen Namen auch verdient. Die IG Pensionierte ist auf der Website syndicom.ch mit einem eigenen Auftritt präsent. Hier finden sich laufend aktualisierte Nachrichten aus allen Regionen.

Kurz berichtet Pensionierte Berner Oberland/ Emmental-Oberaargau Medien Hauptversammlung in Sigriswil Am Donnerstag, 12. März, fand im Restaurant Adler in Sigriswil die Hauptversammlung der Veteranen und Veteraninnen statt. Präsident Werner Frei durfte 17 Mitglieder willkommen heissen. Als Gäste waren anwesend: Hans Bögli, Präsident alte Garde Bern, Paul Gränicher, Präsident Post/Telecom Bern, Freddy Kircher, Kassier Post/Telecom Bern, Markus Stender, Präsident Post Lötschberg, Andreas Keller, Regionalsekretär Bern, und Paul Rufener, Vorstand alte Garde Bern. Unter der bewährten Leitung des Präsidenten wurden die Traktanden speditiv behandelt. Beim Traktandum «Wahlen» durfte, nach langem Suchen, ein neuer Kassier gewählt werden, es ist dies Hansjürg Zurbrügg. Ebenfalls neu im Vorstand ist Christian Dauwalder als Beisitzer. Beim Traktandum «Statutenrevision» wurden die neuen Statuten ohne Gegenstimme genehmigt. Im «Verschiedenen» dankte Res Keller für die Einladung und ermahnte, bei Wahlen Gewerkschafter zu wählen, auch wenn wir unsere HV in Sigriswil, einer SVP-Hochburg, abhalten. Er erwähnte auch

einige anstehende Entscheidungen. Zwei weitere Gäste schlossen sich ihm an. Nach der Versammlung wurde, wie immer, die Kollegialität gross geschrieben. Viele genossen die wunderschöne Aussicht über den Thunersee und die Berge. Mit einem gemeinsamen Mittagessen und anregenden Diskussionen ging die diesjährige Hauptversammlung zu Ende. Ferdinand Hostettler, Sekretär Pensioniertenvereinigung der Thurgauer Posthalter Besichtigung Seepolizei in Kreuzlingen Am 23. März 2015 trafen sich 18 Personen vor dem Stützpunkt der Seepolizei in Kreuzlingen. Zwei Polizisten begrüssten uns und in 2 Gruppen durften wir die Gebäude mit Schiffen, Fahrzeuge, Taucherausrüstung, Reparaturwerkstatt usw. besichtigen. In dieser Zeit wurde die andere Gruppe mit einem inter­essanten Vortrag mit Fotos unterhalten. Auch kleine, zum Teil lustige Geschichten aus dem Alltag der Polizei wurden uns erzählt. Zum Abschluss an die Besichtigung durften wir sogar mit dem Polizeiboot noch eine kurze Fahrt auf dem See genies­sen, und das bei schönstem, warmem Wetter. Herz-

lichen Dank den beiden Polizisten für die Ausführungen. Nach ca. 2 Stunden war der Nachmittag auch schon wieder vorbei, und bei einem Getränk in einem Café sassen wir noch zusammen, um über das Erlebte zu sprechen. Wieder war es ein schönes Erlebnis und wir danken dem Organisator Hans Bader ganz herzlich. Schon freuen wir uns wieder auf das nächste Treffen am 17. Juni 2015 beim Tagesausflug. Bitte Anmeldeschluss 6. Juni nicht verpassen. Eveline Schranz Pensioniertenvereinigung Bern Bericht von der Hauptversammlung An unserer Hauptversammlung vom 5. Februar 2015 durfte der Präsident Paul Gränicher 57 Mitglieder und 11 Gäste begrüssen. Das vom Protokollführer Peter Rutschi verlesene Protokoll wurde einstimmig genehmigt. Im vergangenen Jahr sind 20 Mitglieder verstorben. 4 Eintritte und 4 Austritte halten sich die Waage. Unsere Vereinigung zählt neu 207 Frauen und Männer. In seinem interessanten Jahresbericht streift der Präsident die Themen GAV Post und politische Geschehnisse. Er hält Rückschau auf die Versammlungen des vergangenen Jahres. Die Jahresrechnung

schliesst mit einem Ausgabenüberschuss von Fr. 485.55 und ist somit um die Hälfte kleiner als budgetiert. Die Rechnung und der Revisorenbericht werden einstimmig genehmigt. Im neuen Budget kann der Kassier mit 2.– pro Mitglied und Monat rechnen. Der Jahresbeitrag von 15.– wird deshalb gleich belassen. Dem Antrag von Roland Gutmann, die Entschädigung für den Vorstand um 200.– zu erhöhen, wird einstimmig zugestimmt. Der gesamte Vorstand wird einstimmig wiedergewählt. Diverse Redner überbrachten Grussbotschaften, vielen Dank dafür. Der Antrag, die HV zu einem früheren Zeitpunkt anzusetzen, wird rege diskutiert. Der Vorstand wird die Varianten prüfen und die Mitglieder an einer nächsten Sitzung informieren. Anschliessend an die Versammlung genossen wir ein gutes Essen. Bei einem Gläschen Wein erzählten wir von früher, von der Arbeit heute und pflegten so die gute Kameradschaft. Unsere Sitzungen finden weiterhin am ersten Donnerstag in den geraden Monaten in der «Casa d’Italia» statt. Ausnahme: 6. August, wegen Lokalumbau treffen wir uns im Hotel Bern. Nächste Versammlung: 4. Juni um 15 Uhr. Beat Thierstein, Sekretär


12 | Kultur

syndicom | Nr. 5 | 15. Mai 2015 Gratulation

Neu im Kino

Ein friedfertiger Loser

Platten hören und Frauen verstehen ∙ Baptiste Gilliéron als Sami im nostalgischen Set von «Pause».

«Wenn sie nur gesagt hat, es ist aus, ist es nicht schlimm. Wenigstens kommt sie dir nicht mit der Pause. Das ist das Schlimmste, wenn sie eine Pause wollen.» Diese Weisheit gibt der Country-Rock-Gitarrist Fernand an seinen Mitmusiker Sami weiter, als die schöne und ehrgeizige Juristin Julia, Samis grosse Liebe, diesen mitsamt seinem mangelnden Ehrgeiz nicht mehr ertragen mag.

«Eine Pause ist das Schlimmste» Julia hat Sami nach vier gemeinsamen Jahren allerdings klar gemacht, sie brauche jetzt eine längere «Beziehungspause». Fer-

nand ist Ende siebzig, lebt im Altersheim, Sami ist ein halbes Jahrhundert jünger, trotzdem verstehen sich die beiden nicht nur beim Musizieren. Eine «romantische Komödie mit Rock-�n�-Roll-Touch» nennt Mathieu Urfer seinen ersten langen Spielfilm, er schrieb auch das Drehbuch und den grössten Teil der Musik. Urfer, 1982 in Aubonne geboren, ist Absolvent der Lausanner Filmschule, über die er sich in «Pause», in einem umwerfend ironischen Schwenker, auch lustig macht. Er hatte schon 2004 und 2006 in zwei Kurzfilmen («Romance Mayonnaise», «Quat­rième génération») einen sympathisch-friedfer-

tigen Loser ins Zentrum gestellt. Nun hat er diese Figur perfektioniert: Sami entschärft mit seinem Phlegma Situationen, die bei fast jedem andern in Gewalt umschlagen würden.

Kaurismäki-Atmosphäre Der junge Westschweizer Baptiste Gilliéron verkörpert diesen Hänger mit grossem Herzen, der ungeahnte Fähigkeiten entwickelt, wenn es darum geht, seine Herzdame zurückzuerobern, mit unbändiger Spiellust und einem Herz-Schmerz-Blick, wie ihn einst Johnny Depp beherrschte. Für eine erste Hauptrolle in einem Kinospielfilm ist das eine beachtliche Leistung. Mit

«Pause» spielt in der Gegenwart, es ist aber ein Film, der ein liebevolles Retro-Gefühl entwickelt: mit Cassetten, Polaroids, Revox-Tonbändern, Schlafwagen – dazu kommt ein Verzicht auf Stilmittel wie schnelle S ­ chnitte, rasante Kamerabewegungen und fragmentierte Erzählweise. Mit sanfter Ironie meint ­Mathieu Urfer: «Ich mag Opas Kino, für mich ist das kein negativ behafteter Begriff.» Seine Weltpremiere hatte der Film 2014 in Locarno auf der Piazza Grande, und beim Schweizer Filmpreis vom letzten März war «Pause» gleich in drei Kategorien nominiert – ein schöner Erfolg für einen Regisseur, vom dem in Zukunft noch viel zu hören sein wird.

Rund um die Uhr unterwegs in Paris sie sich durch die Stadt treiben, bis Dannie plötzlich verschwindet – und zwar für immer! Erst Jahre später, als Jean wegen eines unklaren Todesfalls verhört wird, erfährt er, in welche üble Geschichte Dannie verwickelt war. Hier kommen wahre Ereignisse ins Spiel: Es geht um die Affäre Ben Barka im Jahre 1965. Der marokkanische Exilpolitiker wurde damals in Paris entführt und umgebracht, der Fall bis heute nie restlos aufgeklärt, denn auch der französische Geheimdienst spielte eine dubiose Rolle. Raffiniert lässt Modiano dieses Verbrechen einfliessen und zeigt, wie schwierig bis heute Frankreichs Verhältnis zu Algerien ist. Modiano, 1945 bei Paris geboren, erhielt 2014 den Nobelpreis für Literatur, was den bescheide-

nen Schriftsteller eher erstaunte und verwirrte. Er wurde gelobt «für seine Kunst des Erinnerns, mit der er die unbegreiflichsten menschlichen Schicksale wachgerufen hat».

Grand Prix Design

Grossvaters Kino

Buchtipp

Seid gewarnt: Wer sich auf Patrick Modianos Romane einlässt, muss gut zu Fuss sein! Denn seine Hauptfiguren sind rund um die Uhr unterwegs, durch die Strassen und Gassen von Paris, über die Brücken der Seine – auf der Suche nach Cafés, die auch nach Mitternacht noch durstige Seelen aufnehmen. «Die Gräser der Nacht» ist kurz, aber voller Tiefe und Geheimnis: Das Buch hat mein Herz erobert! Der Ich-Erzähler Jean berichtet aus der Distanz von fünfzig Jahren, es ist die Erinnerung an seine erste grosse Liebe im Paris der 60er-Jahre. Sie fühlen sich voneinander angezogen, die junge, etwas zwielichtige Dannie, welche so viele Namen wie Adressen hat, und der noch minderjährige Jean, ein angehender Schriftsteller. Tage- und nächte­lang lassen

© Z VG

Julia Faure als Julia steht Gilliéron eine erfahrene Schauspielerin gegenüber, die schon mit Grössen wie Noëmi Lvovsky oder Philippe Garrel gearbeitet hat, und mit Schauspielveteran André Wilms als Fernand ist ein Mann mit von der Partie, der aus mehreren Filmen von Aki Kaurismäki bekannt ist. 2011 sah man Wilms als Protagonisten in «Le Havre», dem bis dato letzten Film des grossen Finnen. Auch atmosphärisch erinnert «Pause» nicht von ungefähr an Kaurismäki: Kameramann Timo Salminen ist dessen bevorzugter Bildkünstler.

Patrick Modiano ist der Sohn eines italienisch-jüdischen Kaufmanns und einer flämischen Schauspielerin, die sich während der deutschen Besatzung in Paris kennengelernt hatten. Er befasste sich mit Fragen von Identität, Schuld und Vergessen und gilt als «skeptischer Romantiker». Für mich ist er ein grosser Autor, gerade weil ich schwer ausdrücken kann, was genau mich an seinen Romanen so bewegt. Ich warte schon auf das nächste Buch, ich wette, es wird eine Reise durch Paris!

Christine Hunziker ist Buchhändlerin und Museumsmitarbeiterin. Patrick Modiano, «Die Gräser der Nacht», Hanser 2014, 176 Seiten, ca. 28 Fr., ISBN 978-3-446-24721-5.

© FILMCOOPI

© FILMCOOPI

«Pause», der Erstling des jungen Lausanner Regisseurs, Drehbuchautors und Musikers Mathieu Urfer, ist eine charmante romantische Komödie, wie man sie in dieser ironischen Leichtigkeit noch kaum von einem Schweizer gesehen hat.  Geri Krebs

Das syndicom-Mitglied Erich Gschwind gehört zusammen mit den Kollegen des Teams �77 zu den diesjährigen PreisträgerInnen des «Schweizer Grand Prix Design» – wir gratulieren herzlich! «Wir sind stolz, diese Auszeichnung für eine lange Periode gemeinsamen künstlerischen Schaffens als typografische Gestalter entgegenzunehmen. Vieles hat sich inzwischen verändert – einst entwickelten wir Schriften für den Fotosatz, heute arbeiten wir beinahe ausschliesslich mit digitalen Schriften», sagt Erich Gschwind. Seit 2007 ehrt das Bundesamt für Kultur jährlich herausragende und pionierhafte Gesamtwerke Schweizer Kulturschaffender mit dem mit 40  000 Franken dotierten «Schweizer Grand Prix Design».

1980: Haas Unica André Gürtler, Christian Mengelt, Erich Gschwind (s. Bild) gründeten 1977 das Team �77 als freie Arbeitsgemeinschaft für Projekte der Schriftgestaltung. Das Dreierteam erarbeitete Druckschriften wie die Cyrillic Gothic, die Signa, die Media und die Schrift Haas Unica, die heute als epochaler und wegweisender Beitrag in der Schrift­ entwicklung gilt. Nebst vielen Fachpublikationen verfolgten die drei Partner des Teams �77 eine Reihe eigener Projekte in den Bereichen typografische Gestaltung, Graphic Design und Type Design. Erich Gschwind (*1947) absolvierte eine Lehre als Schrift­setzer und anschlies­ send eine Weiterbildung zum Typografischen Gestalter (Fachklasse Buchdruck, Fachklasse für Typografie, SfG Basel, Emil Ruder). Anschliessend arbeitete er als typografischer Gestalter in verschiedenen Druckereien und war unter anderem verantwortlich für das Corporate Design des medizinisch-wissenschaftlichen Verlages S. Karger AG in Basel, für welchen er zahlreiche wissenschaftliche Publikationen gestaltete. (nku) Preisverleihung: Dienstag, 16. Juni, 18–22 Uhr, zusammen mit den PreisträgerInnen des Schweizer Designpreises 2015, Swiss Design Awards, Messe Basel.


Aktuell | 13

syndicom | Nr. 5 | 15. Mai 2015 Mitgliederporträt

«Die Literatur gibt tausend Leben» Mousse Boulanger war abwechselnd als Schauspielerin, Journalistin, Radioproduzentin, Schriftstellerin und Dichterin tätig. Mit 88 Jahren hat sie sich ihren Schalk bewahrt und ihren unbändigen Freiheitsdrang, den sie in den Dienst der Literatur stellt.

«eine Träumerin» Sie schenkt mir ihr neuestes Buch, «Les frontalières» (die Grenzgängerinnen), das von ihrer Kindheit erzählt. Eine vielköpfige Familie, «arm, aber glücklich». Das Glück lacht trotz der dunklen Wolken, die am Himmel des Jahres 1938 aufziehen. Schon als kleines Mädchen hat Mousse kein Sitzfleisch. Sie ist neugierig. Immer auf Achse. Sie zieht los, um im Wald zu spielen. Blindschleichen sind für sie Zwerge, die sie sich in die Taschen steckt. «Meine Mutter sagte über mich: ‹Sie ist eine

Träumerin›.» Schon ihre Geburt 1926 in Boncourt, einem Grenzdorf im Jura, gibt Anlass zu einer sehr schönen Geschichte, die ihren originellen Vornamen Mousse (Schaum, ugs. «ein Glas Bier») erklärt. Ihr überglücklicher Vater erzählt allen von der Geburt seiner Tochter. Man lädt ihn zu so vielen Gläsern Bier («Mousses») ein, dass er sich auf dem Zivilstandsamt nicht mehr an den Namen für die Tochter erinnern kann.

Glas Bier Der Beamte improvisiert: «Mousse». Ein Vorname, den das Mädchen sich zu eigen macht, wiewohl die Mutter noch einmal zum Amt geht und zwei konventionellere Vornamen voranstellen lässt. Auch der Familienname Boulanger geht auf eine fantastische Geschichte zurück, denn das ist der Künstlername, den Mousses Ehemann Pierre –

Sie kämpft dafür, dass die Autorinnen und Autoren etwas zu futtern haben. dessen Vater Bäcker war – für sich wählte, weil er genug davon hatte, dass man seinen richtigen, deutsch klingenden Namen überall auf der Welt auf den Plakaten für seine Aufführungen falsch schrieb.

Die Türen zur Fantasie Mousse steht auf und holt den Kaffee. Sie kommt zurück, und

© YVES SANCEY

Das Postauto bringt mich ins ländliche Mézières in der Waadt. Das Haus von Mousse Boulanger ist mit wenigen Schritten erreicht. Ich durchquere den Garten, in dem Frühlingsblumen spriessen, eine Katze tollt herum und schlängelt sich durch, wo es ihr gerade gefällt. Die Märzsonne kündigt den Frühling an. Mousse empfängt mich herzlich. Auf dem hölzernen Tisch wartet eine Cuchaule auf mich, ein Freiburger Safranbrot. Mousse lässt die Kaffeemaschine aufheizen. Sie beeindruckt mich mit ihrem dynamischen Wesen – und mit ihrem gutherzigen Lachen, ihrem schalkhaften Blick, ihrer Stimme und ihrer Präsenz. Sie zeigt mir im Garten, wo aus einem Samenkorn, das sie vor dreissig Jahren aus der Türkei mitgebracht hat, ein wunderschöner Baum geworden ist. Mousse liebt Geschichten. Geschichten erzählen und Geschichten aufschreiben.

weitere Anekdoten folgen: eine Grossmutter, die sich als Schmugglerin betätigt, um die Familie über die Runden zu bringen, ein Vater, der für die AHV kämpft (auf die Gefahr hin, seine Stelle beim Zigarettenfabrikanten Burrus zu verlieren, welcher gegen die AHV ins Feld zieht) und dafür, dass seine Kinder studieren. Eine Reise mit dem Orient­ express, die Pariser Cabarets ihres Ehemannes. Ihre Begegnung in Yverdon. Eine Selbstverständlichkeit. Und die Freude am Schreiben? «Die schlich sich im Jugendalter heimlich ein.» Durch die Anerkennung eines Lehrers. «Meine Worte hatten also einen Wert.» Ein Franzö­sisch­lehrer, selbst Dichter, fördert sie. Ein älterer Bruder legt ihr «Madame Bovary» in die Hände. Mousse ist um

die fünfzehn und wie vom Blitz getroffen: «Die Literatur lässt das Herz höher schlagen, gibt tausend Leben zu leben, öffnet den Geist, stösst die Türen zur Fantasie auf. Sie ist mein Atem, mein Kampf, mein ruhender Pol, meine Religion.» Und ihr Leben ist durchflossen von dieser Leidenschaft für die Poesie, die sie mit ihrem Mann zuerst im Rahmen von poetischen Rezitationen, dann in Radiosendungen teilte.

Kämpfen und Bücher schreiben Damit sie keine Rechenschaft über ihre politischen Aktivitäten ablegen muss – sie verheimlicht nicht, dass sie der Linken angehört –, lässt sie sich vom Radio nie einen Monatslohn zahlen und verdient sehr schlecht; eine Stunde Sendung konnte ohne weiteres zwei Arbeitstage erfordern. «So bin ich unweigerlich der Gewerkschaft bei-

getreten. Ich stand immer kurz davor, beim Radio rausgeworfen zu werden.» Aber sie konnte sich halten. Als Produzentin beim Westschweizer Radio setzt sich Mousse Boulanger über lange Jahre für das literarische Schaffen in der Romandie ein. Dieses Engagement führt sie in diversen Gremien weiter: im Rat der Nationalbibliothek, beim Schweizerischen Schriftstellerverband, den sie von 1978 bis 1982 präsidiert, dann bei Pro Litteris, wo sie dafür kämpft, dass die Autorinnen und Autoren «etwas zu futtern» haben. Seit 1967 fand sie zudem Zeit, um an die dreissig Bücher zu schreiben: Romane, Novellen, Gedichte. Sie verfasst auch Beiträge für die Zeitung «L’Essor», wo sie zum Redaktionskomitee gehört. Es ist Mittag. Die eineinhalb Stunden, die wir zusammen verbracht haben, sind wie im Flug vergangen. Wir machen einen Spaziergang ins Dorf, wo es ein Gasthaus mit einfacher, aber schmackhafter Küche gibt. Mousse erzählt mir von ihrem Sohn, von den Schulkindern, die sie grüssen, weil sie immer vorbeikommt, um ihnen Geschichten zu erzählen, von Jacques Chessex, dem Nachbarn, Freund und Schriftsteller, der sie am Sonntag zum Essen ausführte. Mousse hat immer eine Geschichte auf Lager. Dann nehmen wir Abschied, ich steige wieder ins Postauto, frohgemut und erfüllt von dieser schönen Begegnung.

Text und Bild: Yves Sancey

Recht so!

Ich bin seit zwei Jahren Mitglied bei syndicom. Bei der Anmeldung habe ich anstelle meines korrekten Jahreseinkommens von rund Fr. 70 000 nur ein solches von Fr. 20 000 deklariert und entsprechend zu tiefe Mitgliederbeiträge bezahlt. Bis anhin habe ich keine rechtliche Unterstützung in Anspruch nehmen müssen; leider wurde mir vor einer Woche gekündigt. Habe ich nun trotz meiner zu tiefen Einkommensdeklaration Anspruch auf Rechtsschutz? syndicom erhebt zur Erfüllung der Gewerkschaftsaufgaben einkommensabhängige Mitgliederbeiträge. Die Einstufung erfolgt nach den Angaben auf der Beitritts­erklärung, massgebend ist der Bruttojahreslohn inkl. 13. Monatslohn. Die Selbstdeklaration des Einkommens basiert auf Vertrauen und Ehrlichkeit und syndicom behält sich bei offensichtlich falscher Deklaration

die Nachforderung von Beiträgen vor. Das Rechtsschutz-Reglement hält fest, dass die Gewährung des Rechtsschutzes bei zu tiefer Einstufung wegen fehlerhafter Einkommensdeklaration beschränkt werden kann. Darunter fallen sowohl eine von Anfang an fehlerhafte Deklaration als auch Fälle, wo das Einkommen während der Mitgliedschaft zunimmt und zu

einem Wechsel der Beitragsklasse führt, diese Änderung aber nicht gemeldet wird. Das Mass der Beschränkung ist von Fall zu Fall zu bestimmen. Voraussetzung für die Gewährung auch des beschränkten Rechtsschutzes ist in jedem Fall, dass das Mitglied umgehend Kontakt mit der Mitgliederadministration von syndicom aufnimmt und sein Einkommen korrekt deklariert. Der Rechtsschutz wird dann je nach der Höhe des in der Vergangenheit vorenthaltenen Beitrages beschränkt auf eine einmalige Beratung, auf eine erste Intervention oder aussergerichtliche Vertretung. In der Regel wird in

solchen Fällen eine Prozessführung ausgeschlossen. Manchmal kann von einer Beschränkung des Rechtsschutzes abgesehen werden, wenn das Mitglied seine Einkommenssituation rückwirkend offenlegt und die vorenthaltenen Mitgliederbeiträge nachzahlt. Dieses Vorgehen möchte ich dir sehr ans Herz legen. Den ersten Schritt dazu hast du bereits getan. Die Mitgliederadministration hilft dir gerne weiter. Diese strenge Handhabung geschieht im Interesse unserer korrekt eingestuften Mitglieder und gewährleistet, dass diese nicht den Rechtsschutz der zu tief eingestuften Mit-

© Z VG

Falsch deklariertes Einkommen

Martin Scheidegger lic. iur., Rechtsanwalt Leiter Rechtsdienst

glieder finanzieren. Der syndicom-Rechtsdienst empfiehlt den Mitgliedern, bei Einkommensschwankungen oder Ungewissheit ihre Einstufung zu überprüfen. Die Einkommensstufen und dazugehörigen Beiträge sind auf unserer Website ersichtlich.


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syndicom | Nr. 5 | 15. Mai 2015

Weiterbildung MOvendo

Kumagra, Bern. Referent: Leandro Ferru­ggia. Anmeldeschluss: 11. August.

Wie regelt die Schweiz die Einwanderung? D1.8.1510: 27. Mai, Zürich, VPOD-Zentralsekretariat. Inhalt: Personenfreizügigkeitsabkommen zwischen der Schweiz und der EU, flankierende Massnahmen, Ausländergesetz, gewerkschaftliche Positionen. Referenten: Daniel Lampart (SGB), Marc Spescha (Rechtsanwalt).

Workshop: Ein Plakat analog gestalten Theorie: 9. September, Workshop: 14. bis 16. September, Allmendingen BE, Gasthof Hirschen. Referent: Niklaus Troxler. Anmeldeschluss: 10. August. Workshop: Einführung in die Schriftgestaltung mit Glyphs 11. und 12. September, Zürich, Sihlquai 131, in Kooperation mit Colab Zürich. Referent: Rainer Erich Scheichelbauer. Anmeldeschluss: 18. August.

Betriebsinterne Öffentlichkeits­ arbeit für die Personalvertretung D1.7.1515: 2. bis 3. Juni, Oberdorf SO, Fortbildungszentrum. Inhalt: Professionelle Kommunikation der Personalvertretung, kritische Beleuchtung der sozialen Medien. Referent: Peter Lüthi (Team- und Organisationsberater). Wirksame Lohnkontrollen – jetzt! Tagung des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes B4.1.1501: 12. Juni, Bern, Hotel Bern. Inhalt: Jedes Jahr entgehen den Frauen aufgrund der Lohndiskriminierung 7,7 Milliarden Schweizer Franken. Frauenorganisationen und Gewerkschaften setzen sich seit Jahrzehnten ein, um diesen Missstand zu beseitigen. Freiwillige Massnahmen führen nicht zum Erfolg, wie der Lohngleichheitsdialog zeigt, der aufgrund mangelnder Beteiligung von Unternehmen beendet wurde. Jetzt ist der Bundesrat in der Pflicht. Die Landesregierung hat staatliche Massnahmen angekündigt: Was plant der Bundesrat? Wie sehen diese Massnahmen aus? Und wie kann die Lohngleichstellung endlich durchgesetzt werden? Info und Anmeldung auf Movendo.ch Geschäftsberichte lesen und verstehen D1.7.1513: 18. und 19. Juni, Hotel Olten. Inhalt: Bilanz, Erfolgsrechnung, Anhang und Liquiditätsnachweis, wichtige ökonomische Kennzahlen, Informationssammlung. Referent: Thomas F. Meier (Unternehmensberater). Arbeiten und leben online Tagung in Zusammenarbeit mit dem SGB B2.1.1501: 30. Juni, Freiburg, NH Hotel. An dieser Tagung diskutieren wir anhand von

Photoshop: T ipps und Tricks 24. und 25. September. Referent: Dieter Wassmer. Anmeldeschluss: 1. September.

Infos und Anmeldung: Die Kurse finden – wo nicht anders vermerkt – im syndicom-Bildungszentrum, Looslistras­ se 15, Bern, statt. Anmeldung: Helias.ch. MAZ Interessiert? Bitte umgehend anmelden unter info@movendo.ch oder Telefon 031 370 00 70 (Christine Goll)

Fachreferaten und anschliessend in Workshops, wie die virtuellen Arbeitsformen positiv genutzt und die negativen Folgen eingeschränkt werden können. Inhalt: Auswirkungen «virtueller» Arbeits­ formen auf Berufs- und Privatleben, rechtliche Lage, Arbeits­zeit­erfassung, Arbeitszeitkontrolle, Ausgestaltung der GAV, psychosoziale und gesundheitliche Folgen, Prekarisierung, gewerkschaftliche Forderungen und Ansätze. ReferentInnen: Elodie Baerlocher (Fachstelle UND), Nicola Cianferoni (Universität Genf), Luca Cirigliano (SGB), Pierluigi Fedele (Unia), Rafaël Weissbrodt (Ergorama). arbeiten Im Team der Personalvertretung D1.7.1516: 2. und 3. Juli, Oberdorf SO, Fortbildungszentrum. Inhalt: Teamdefinition, Teamentwicklung, Kriterien eines leistungsfähigen PV-Teams, Rollen und Arbeitsteilung. Referent: Wolfram Müller (Movendo).

Das syndicom-Sudoku Zu gewinnen gibt es Reka-Checks im Wert von Fr. 50.–, gespendet von unserer Dienstleistungspartnerin Reka. Die Lösung (die dreistellige Zahl aus den farbigen Feldern, Reihenfolge: von links nach rechts) wird in der nächsten Ausgabe zusammen mit dem Namen des Gewinners oder der Gewinnerin veröffentlicht. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Lösung und Absender auf einer A6-Postkarte senden an: syndicom-Zeitung, Monbijoustr. 33, Postfach, 3001 Bern. Einsendeschluss: 1. Juni. Kreuzworträtsel Die Lösung des syndicomKreuzworträtsels aus Nr. 4 lautet: Hauptpost. Gewonnen hat Karin Ischi aus Meyriez. Wir gratulieren herzlich!

Info und Anmeldung Die Kosten werden für Gewerkschaftsmitglieder meistens von deiner Gewerkschaft getragen. Mit deiner Anmeldung klären wir die Kostenfrage ab und informieren dich unverzüglich. Anmeldung: online auf Movendo.ch, per Mail: info@movendo.ch, Telefon 031 370 00 70 oder Fax 031 370 00 71. Helias Homepage-Baukasten Websites erstellen mit Jimdo 27. August und 10. September, jeweils 18 bis 21 Uhr. Referent: Diobe Wyss. Anmeldeschluss: 18. August. Up-to-date mit der Adobe Creative Cloud 3. und 4. September. Referent: Andreas Burkard. Anmeldeschluss: 11. August. Gäbig Chläbrig … Ein Leimkurs beim Profi. 4. September,

Interaktive Geschichten & News-Apps: Erstellung, Prozesse managen Daten: 14. und 15. Juli (2 Tage). Leitung: Peter Gassner, Partner und Technology Lead, Interactive Things. Querköpfe und Plaggeister: Neue Themen finden und weiterdrehen 24. und 25. August (2 Tage). Leitung: Dominik Wichmann, ehemaliger Chefredaktor «Stern» und «SZ-Magazin», «Stern». Redaktionsmanagement: Führen in den Medien 7. September 2015 bis 25. November 2016 (9 Tage). Leitung: Dozierende aus der Praxis. Geschichten erzählen: Narrativer Journalismus 15. und 16. September (2 Tage). Leitung: Michael Haller, Prof. für Journalistik, Reporter u. a. «Spiegel». Kompaktkurs Onlineredaktorin 21. August bis 18. Dezember (12 Tage). Leitung: Dozierende aus der Praxis. Infos und Anmeldung: MAZ.ch

Pensionskasse Freelance Gut gerüstet für die Fusion Die Pensionskasse Freelance von syndicom hat im Geschäftsjahr 2014 eine Nettorendite von 9,77 Prozent erwirtschaftet. Dank diesem Ergebnis konnte die Stiftung die Wert­schwan­kungs­reserve massiv erhöhen: von knapp 200 000 Franken auf neu 7,1 Millionen Franken. Der Deckungsgrad lag bei 111,4 Prozent. Freelance verwaltete rund 70 Mio. Franken – Gelder, die den 541 aktiven Versicherten und den 52 RentenbezügerInnen gehören. Per Ende 2014 wurden 31 Alters-, 9 Invaliden- und 12 Waisenresp. Hinterlassenenrenten ausgezahlt. Der Anteil RentnerInnen nimmt zwar zu, ist aber noch tief. Das Sparkapital der Versicherten wurde mit dem gesetzlichen Mindestsatz von 1,75 Prozent verzinst (Vorjahr 1,5%). Angesichts der Minusteuerung ergibt sich eine Realverzinsung von über 2%. Der technische Zinssatz wurde auf 3 Prozent gesenkt. Die notwendigen Rückstellungen

wurden gebildet. Mit diesen Eckdaten ist die PK Freelance für die Fusion mit der Pensionskasse für JournalistInnen des Berufsverbands Impressum gut gerüstet. Wenn die Gewerkschaftsgremien zustimmen, können wir 2016 gemeinsam weitermachen. Vorsichtshalber wird der Umwandlungssatz zur Berechnung der Altersrenten ab 2016 allerdings auf 6 Prozent gesenkt. Gründe sind die weiter steigende Lebenserwartung, die tiefen Zinsen sowie die Tatsache, dass die Lohnprozente nicht erhöht werden können: dabei müssten alle Verlagshäuser mitmachen, was ohne GAV in der Praxis kaum durchzusetzen ist. Um die Rentenverluste teilweise zu kompensieren, wird die PK Freelance Ende 2015 den Versicherten einen Zinsbonus gutschreiben – vorausgesetzt, die Kapitalerträge brechen nicht wieder stark ein. René Hornung Jahresrechnung/Revisionsbericht: pkfreelance.ch.


Service | 15

syndicom | Nr. 5 | 15. Mai 2015 Unsere Pensionierten laden ein

Wir nehmen Abschied

Pensionierte Medien Aargau Mittwoch, 10. Juni, 14.15 Uhr, Grillplausch an der Aare beim Fischerhaus Rupperswil (Kraftwerk Rupperswil-Auenstein). Für Speis und Trank ist gesorgt. Eure PartnerInnen sind auch eingeladen. Am 3. Juni findet der Monatshock nicht statt. Kontakt: 076 436 00 93/perymann@gmail.com. Peter Rymann

Pensioniertenvereinigung Bern Unsere Monatsversammlung findet am Donnerstag, 4. Juni, um 15 Uhr im Saal der «Casa d’Italia», Bühlstrasse 57, 1. Stock, in Bern statt. Als Referentin wird Barbara Gurtner kommen. Sie informiert uns zum Thema Alterskonzept. Wir hoffen auf zahlreiches Erscheinen. Beat Thierstein, Sekretär

Pensioniertenverein Region Basel Wir laden euch zur Versammlung vom 1. Juni ganz herzlich ein. Wie gewohnt im Rest. Bundesbahn, Hochstrasse 59, Basel. Beginn um 14.30 Uhr. Wir hoffen auf zahlreiches Erscheinen. Allen, die nicht teilnehmen können, wünschen wir erholsame Ferien, den kranken KollegInnen baldige Genesung. Für den Vorstand Ernst Knaus, Präsident

Pensionierte Berner Oberland/ Emmental-Oberaargau Medien Am Donnerstag, 11. Juni, fahren wir mit dem Car von Thun über den Grimselpass ins Oberwallis. Unser Reiseziel ist der Gasthof Imfeld im Binntal. Wir hoffen, dass uns das Wetter gut gesinnt ist. Eine frühzeitige Anmeldung ist wichtig. Im Kinokafi in Spiez finden an folgenden Donnerstagen unsere Höcks statt: 7. Mai, 2. Juli, 6. August und 1. Oktober, jeweils um 14 Uhr. Das sind kollegiale Treffen zum geselligen Austausch. Ferdinand Hostettler

Wanderung Die Mai-Wanderung führt uns über den Rebenweg nach Maisprach ins Rest. Zum Kloster. Wir treffen uns um 13.05 in der Schalterhalle Basel SBB. Der Zug fährt um 13.20 Uhr, 13.37 Uhr Rheinfelden ab mit Bus 100 nach Buus Turnhalle. Hildegard Lang wird uns dann über den Rebenweg führen, ca. 1 ¾ Std. Es sind alle, auch wer nicht mehr gut zu Fuss ist, Kolleginnen, Kollegen von Sektor 2 + 3 sowie Ehefrauen und Partner/in herzlich eingeladen. Nichtwanderer: Basel ab 15.17 Uhr über Gelterkinden mit Anschluss Bus 100, dann bis Maisprach Dorf. Ich hoffe auf viele Wanderinnen und Wanderer. Euer Wanderleiter Othmar

Pensionierten-Vereinigung Lötschberg Post Liebe KollegInnen, am Dienstag, 2. Juni, machen wir den Jahresausflug. Die Reise führt uns durch schöne Gegenden nach Menzberg im Luzerner Hinterland. Der Ausflug kostet Fr. 40 pro Person, inklusive Carfahrt, Znüni mit Gipfeli und Mittagessen, ohne Getränke. Abfahrtszeiten: Thun Bahnhof ab 7.50, Spiez Bahnhof ab 8.15, Interlaken West ab 8.35, Interlaken Ost ab 8.45. Anmeldungen bis Donnerstag, 28. Mai, nimmt unser Obmann Markus Stender, Tel. 033 335 17 18, entgegen und erteilt Auskunft. Den Kranken wünschen wir gute Besserung. Werner und Margrit Haldi

Sommerhock 2015 Am Sommerhock können alle dabei sein. Wir treffen uns am 23. Juli um 10.45 Uhr an der Haltestelle der BLT-Linie 10 in Flüh, um 11.13 Uhr fährt uns das Postauto nach Mariastein, 12.30 Uhr Mittagessen im Hotel Post. Menü: Suppe, Schweinsbraten, Kartoffelstock und Gemüse, C­ aramelköpfli mit Rahm, Fr. 28.50. Wir sitzen nach dem Essen gemütlich zusammen, dann kann jeder sich entscheiden, ob er/sie ihre Sünden in der Klosterkirche ablegen will, im Kerzenladen einkaufen oder die Beine vertreten will. Das Billett besorgt jedes selbst, wer kein U-Abo hat, löst Tageskarte ganzes TNW für Fr. 17.80 oder Zonen-Billett, ab Basel 4 Zonen (8.20). Euer Othmar

Pensionierten-Vereinigung Post + Swisscom Winterthur Wir laden euch herzlich ein zur Monatsversammlung vom 11. Juni ins Hotel Wartmann. Beginn 14.15 Uhr. Allen Mitgliedern, die gesundheitlich nicht bei uns sein können, wünschen wir gute Besserung und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen. Die Wanderung vom 25. Juni findet mit den Schaffhauser Kollegen statt. Auch neu pensionierte Kolleginnen und Kollegen sind in der Pensioniertenvereinigung wie in der Wandergruppe herzlich willkommen. Hanspeter Stauch

Erwin Badertscher, Sektion Zürich Telecom, 80 Jahre, Mitglied seit 1970.

Pensionierte Zofingen Medien Am Freitag, 5. Juni, fahren wir mit dem Bus ab Zofingen Linie 1 um 13.52 Uhr bis Obristhof. Wanderung: Richtung Schwarzhaar bis Abzweigung Brüschholzstrasse dem Wald entlang, gegen Bahnhof Aarburg ins Restaurant Bahnhöfli. Eure Wanderkollegen F. und P.

Werner Bär, Sektion Zürich Sektor Logistik, 79 Jahre, Mitglied seit 1957. Guy Besson, Sektion Air Navigation Service, 58 Jahre, Mitglied seit 2008. Johann Blaser, Sektion Bern, 92 Jahre, Mitglied seit 1948.

Pensionierte Medien Zürich Am 17. Juni machen wir uns mit zwei ­Surprise-Verkäufern auf einen Stadtrundgang der besonderen Art! Sie zeigen uns Orte in Zürich, die wir sonst nie kennen lernen würden. 2½ Stunden mit Pause. Treffpunkt: 14 Uhr vor dem Haus «Zueflucht», Fabrikstr. 28, Zürich. Anmelden bei: Ruth Brunner, 044 461 12 95 oder brunnerruth@gmx.ch bis 15. Juni (aber lieber früher). Ruth Brunner

Walter Bucher, Sektion Zürich Logistik, 75 Jahre, Mitglied seit 1999. Giovanni B. Busi, Sektion Region Basel, 88 Jahre, Mitglied seit 1947. Max Egger, Sektion Ostschweiz, 91 Jahre, Mitglied seit 1947. Thomas Felber, Sektion GIV Zürich/ Ostschweiz, 79 Jahre, Mitglied seit 1967. Hans-Urs Fiechter, Sektion Lötschberg Post, 70 Jahre, Mitglied seit 1965.

Postveteranenverein Zürich Unser Jahresausflug findet am Donnerstag, 11. Juni, statt. Wir besuchen das Taminatal. Im Hotel Tamina werden wir zum Apéro und zum Mittagessen erwartet. Apéro, Essen, Mineral und Café Crème gehen auf Rechnung des Vereins. Besammlung: 8.50 Uhr Zürich HB beim Treffpunkt, Abfahrt 9.12 Uhr. Rückkunft Zürich: 16.48 Uhr. Alle lösen selbst Wohnort– Vättis Post und zurück. Anmeldung bis 8. Juni an Walter Klöti oder 044 814 20 20/kloetiw@ bluewin.ch. Der Vorstand hofft auf gutes Wetter und grüsst freundlich. Hannes Pfeiffer

Ernst Forrer, Sektion Ostschweiz, 82 Jahre, Mitglied seit 1949. Fritz Hiltbrunner, Sektion Bern Postpersonal, 78 Jahre, Mitglied seit 1954. Franz Käser-Frei, Sektion Region Basel, 95 Jahre, Mitglied seit 1939. Kurt Kirschbaum, Sektion Zürich Telecom, 85 Jahre, Mitglied seit 1949. Heinz Meier, Sektion Bern, 70 Jahre, Mitglied seit 1999. Hans-Rudolf Mühlethaler, Sektion Bern Postpersonal, 71 Jahre, Mitglied seit 1973.

Wandergruppe Auf unserem traditionellen Tessiner Ausflug besuchen wir heuer die Biaschina-Schlucht. Vor dem Mittag wandern wir auf der Panoramica von Parondino nach Giornico. 1 Std. 50 Min., bergauf und bergab je 200 m. Mittagessen in Giornico und nach kurzer Postautofahrt Wanderung von Bodio nach Biasca. 1 Std. 50 Min. leicht abwärts. Fahrplan für Donnerstag, 28. Mai: Zürich HB ab 7.09, mit Umsteigen in Goldau und mit Kaffee und Gipfeli an Faido 9.17. 9.21 weiter mit dem Postauto bis Giornico. Rückfahrt ab Biasca 17.19, Zürich HB an 19.51. Wohnort–Bodio, retour ab Biasca, mit Halbtax ab Zürich HB Fr. 54.70. Eure Anmeldung brauche ich bis zum 25. Mai! Kontakt: 044 734 48 42/nino.vieceli@bluewin.ch. Arrivederci! Euer WL Ticino Nino Vieceli

Robert Albert Muhmenthaler, Sektion Emmental-Oberaargau Post, 88 Jahre, Mitglied seit 1949. Kurt Schmid, Sektion Lötschberg Post, 69 Jahre, Mitglied seit 1971. Heinrich Stet tler, Sektion Bern Postpersonal, 84 Jahre, Mitglied seit 1947. Walter Wermuth, Sektion Zürich Logistik, 90 Jahre, Mitglied seit 1957. Emil Widmer, Sektion Ostschweiz, 83 Jahre, Mitglied seit 1954. Felix Willi, Sektion Bern, 72 Jahre, Mitglied seit 1962. Felix Winkler, Sektion Zürich Telecom, 61 Jahre, Mitglied seit 2014. Hans Wit twer, Sektion Zürich Logistik, 91 Jahre, Mitglied seit 1945.

Sektionen

Ist das Ende absehbar? In das Restaurant Apropos im Logistikzentrum der Briefverarbeitung in Gossau lud die Leitung der syndicom-Sektion Ostschweiz die Mitglieder zur Hauptversammlung 2015 ein. 103 Kolleginnen und Kollegen der drei Sektoren folgten dem Aufruf. Sektionspräsident Erich Bischof konnte Paul Rechsteiner, Präsident des Schweiz. Gewerkschaftsbundes und Ständerat des Kantons St. Gallen, begrüssen. Zweifellos erfolgte seine Präsenz im Hinblick auf die Wahlen. Mit den Worten: «Es ist wichtig, was in Bern entschieden wird, der soziale Fortschritt soll gesichert sein. Doch Solidarität braucht es nicht

nur am Arbeitsplatz, im Alltag und in der Gewerkschaft, sondern auch in der Politik», schwor der SGB-Chef die Anwesenden auf die kommenden Wahlen ein. Neuralgischer Punkt war die Jahresrechnung mit dem Budget 2015. Bereits bei der Erläuterung der Sektionsbeiträge wurde den Anwesenden klar, dass bezüglich der zur Verfügung stehenden Mittel die Luft dünn wird. Flossen bis anhin 78 000 Franken Beitragsgelder in die Sektionskasse, sind es neu noch 42 000 Franken. Kassier Christoph Weiler bemerkte, aktuell sei mit einem Defizit von 28 000 Franken zu rechnen. Dann kam die krönende Feststellung, dass dieses Defizit, auf die kommenden Jahre hochgerechnet, die Sektion in rund 10 Jahren in den Konkurs führen würde. Zum Vergleich: Letztes Jahr lag das Defizit bei 8881 Franken. Als Finanzpuffer wird künftig der Sektionsausgleichsfonds benutzt, der mit Beitragsgeldern geäufnet wird. Sollte sich aber die finanzielle Lage diese Jahr nicht bessern, muss im kommenden April bei der Abstimmung über das Budget 2016 mit der Ablehnung gerechnet werden. Fritz Heinze

Hans Zeller, Sektion Olten/Solothurn, 87 Jahre, Mitglied seit 1950.

Zürich

Adolf Zimmerli, Sektion Aargau, 85 Jahre, Mitglied seit 1949. IMpressum

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Ostschweiz

syndicom-Zeitung Redaktion: Naomi Kunz Tel. 058 817 18 18, redaktion@syndicom.ch layout: Katja Leudolph

syndicom – das Fest Als Danke­schön an die Mitglieder organisierten wir am 25. April ein Fest. Im Vorfeld führten wir mit den Berufsschulen der Visuellen Kommunikation einen Plakatwettbewerb durch, der Gewinner Davide Rossetto hat das Fest-Plakat gestaltet. Über 100 KollegInnen hatten in der Alten Kaserne einen unvergesslichen Abend. «Noti Wümié», der Rapper Greis mit Benjamin Noti an der Gitarre, trugen speziell für uns mehrere Lieder zu gewerkschaftlichen Themen vor und feierten mit uns zusammen in die Nacht hinein. Dominik Dietrich und Flavio Haldi, Regionalsekretariat Zürich

Korrektorat: Ulrike Krüger adressänderungen: syndicom, Adressverwaltung, Monbijou­strasse 33, Postfach, 3001 Bern Tel. 058 817 18 18, Fax 058 817 18 17 inserate: stab@syndicom.ch druck: Ringier Print Ebikonerstrasse 75, 6043 Adligenswil verlegerin: syndicom – Gewerkschaft Medien und K ­ ommunikation. «syndicom» erscheint 12 Mal im Jahr. Ausgabe Nr. 6 erscheint am 12. Juni. Redaktionsschluss: 26. Mai.


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syndicom | Nr. 5 | 15. Mai 2015

Eidgenössische Volksabstimmung vom 14. Juni

Gewerkschaften sagen dreimal Ja!

Die drei wichtigsten Argumente für ein Ja zur Erbschaftssteuerreform: 1. Die Erbschaftssteuer entlastet die normalen Einkommen: Mit der Einführung einer Erbschaftssteuer fliessen rund 3 Milliarden Franken in die Kassen von AHV und Kantonen. Das entlastet die Normalverdienenden. Ohne direkte Nachkommen besteuern heute Kantone kleine Erbschaften mit bis zu 49 Prozent. Künftig sind alle Erbschaften unter zwei Millionen Franken steuerfrei.

n Ja zu tieferen Radio- und Fernseh­ gebühren

n Stipendien-Initiative: Ja, weil sie die soziale Durchlässigkeit fördert

Das Internet wälzt manche Branche um. Vor allem auch die Medienbranche. Smartphone, Online-Fernsehen & Co. haben unseren Medienkonsum radikal verändert. Radio hören wir unterwegs übers Handy. Fernsehsendungen schauen wir je länger, je weniger über den traditionellen TV-Anschluss, sondern über Online-Angebote auf dem Smartphone oder am Computer. Fast alle besitzen solche Geräte, doch nicht alle melden sich an und zahlen für ihren Medienkonsum. Das ist ungerecht und führt dazu, dass die Rundfunkfinanzierung mittelfristig wegbricht. Die geräteunabhängige Radio- und Fernsehgebühr schafft Abhilfe. Sie ist gerecht und bietet viele Vorteile: Die Gebühren für Privathaushalte sinken von heute 462 auf 400 Franken pro Jahr. Denn das neue System ist weniger bürokratisch. Lästige Kontrollen in den Haushalten und Unternehmen und die Jagd nach Schwarzsehern entfallen ebenso wie das An- und Abmeldungsprozedere beim Umzug. Wer Ergänzungsleistungen zu AHV/ IV bezieht oder im Heim lebt, ist von der Abgabe befreit. Auch die meisten Unternehmen profitieren: 75 Prozent der Firmen zahlen gar nichts. Weitere 9 Prozent zah-

© PATRICK TSCHUDIN

2. Mit der Erbschaftssteuer bleibt das Einfamilienhaus steuerfrei: Pro Nachlass sind künftig 2 Millionen Franken steuerfrei. Ein Ehepaar kann so zum Beispiel das Einfamilienhaus bis zum Wert von 4 Millionen Franken steuerfrei vererben. 3. Die Erbschaftssteuer stärkt die AHV: Die Erbschaftssteuer bringt jährlich 2 Milliarden Franken in die Kasse der AHV. Dies stärkt die AHV und senkt den Bedarf für andere Zusatzfinanzierungen, etwa über die Mehrwertsteuer.

len weniger als bisher. Die Gebühren sichern die Vielfalt und Unabhängigkeit der öffentlichen und privaten elektronischen Medien. Das ist wichtig, denn Radio und Fernsehen leisten einen bedeutenden Beitrag für den Zusammenhalt der vier Sprachregionen und die politische Meinungsbildung. Ohne neue Regelung werden Radio und Fernsehen geschwächt, sowohl die SRG-Angebote als auch die privaten Sender.

© KEYS TONE

Die Zeit ist reif für eine nationale Erbschaftssteuer. Denn die Schweiz hat die höchste Vermögenskonzentration aller OECD-Länder. Die reichsten 2 Prozent der Steuerzahler besitzen gleich viel Vermögen wie alle anderen 98 Prozent. Und weil sie in der Schweiz ihre Riesenvermögen steuerfrei vererben können, nimmt die Vermögenskonzentration ständig zu. Deshalb haben SGB, SP, EVP und Grüne die eidgenössische Initiative «Millionenerbschaften besteuern für unsere AHV» lanciert. Eine Erbschaftssteuer ist keine revolutionäre Idee. Sie gehört zum Erfolgsmodell Schweiz und hat bis vor 15 Jahren in allen Kantonen ausser Schwyz dafür gesorgt, dass die ungleiche Vermögensverteilung etwas ausgeglichen wird. Sie ist fair und liberal: denn wer ohne eigenes Zutun Millionen- oder gar Milliardenvermögen erbt, soll genauso Steuern bezahlen, wie dies Normalverdienende auf den Löhnen und AHV-Renten tun. Die Erbschaftssteuerreform-Initiative sieht einen Freibetrag von 2 Millionen Franken vor. Kleinere und mittlere Vermögen werden also nicht besteuert, damit die unteren und mittleren Gesellschaftsschichten weiterhin Vermögen bilden können.

© SGB

n Einkommen entlasten – AHV stärken: Ja zur Erbschaftssteuerreform

Ja sagt der SGB auch zur Stipendien-Initiative. Sie will für mehr Ausbildungswillige mehr Unterstützung. Höhere Bildung wird damit vermehrt auch Kindern aus bildungsfernen Schichten ermöglicht und nicht nur denen, deren Eltern bereits studiert haben. Zudem umfasst höhere Bildung auch die höhere Berufsbildung (eidg. Fach- und höhere Berufsprüfungen, höhere Fachschulen). Auch wer sich beruflich weiterbildet, wird von der Stipendien-Initiative profitieren. Gerade Letztere hatten bisher oft Probleme, von den Kantonen faire Stipen­ dien zu erhalten, weil die Kantone sehr oft eine frühere Erwerbstätigkeit zum Anlass nehmen, keine Stipendien zu sprechen. Zudem ist die Stipendieninitiative ein konkreter Schritt zur Behebung des Fachkräftemangels. Wer das Rüstzeug für eine höhere Qualifizierung hat, der soll sich qualifizieren. Viele können das aus finanziellen Gründen nicht. Genau da helfen bessere Stipendien.

Zur Präimplantationsdiagnostik hat der Gewerkschaftsbund keine Parole gefasst.

ÄLTERE aRBEITNEHMENDE MÜSSEN GESCHÜTZT WERDEN

Gegen die Ausgrenzung älterer Arbeitnehmender An seiner Medienkonferenz vom 16. April hat der SGB einen umfassenden Massnahmenplan gegen ungenügenden Kündigungs­ schutz, Diskriminierung und zunehmende Ausgrenzung älterer Arbeitnehmender im Berufsleben vorgeschlagen. Die Arbeitnehmenden ab 55 Jahren, in einigen Branchen gar ab 50 Jahren, werden heutzutage öfter entlassen als früher, sie haben es anschliessend viel schwerer als Jüngere, wieder eine Stelle zu finden, müssen sich häufiger mit prekärer Anstellung abfinden oder benötigen dann als Ausgesteuerte Sozialhilfe, was wiederum erhebliche Verluste bei den Altersrenten zur Folge hat. All das führt dazu, so SGB-Sekretariatsleiter Daniel Lampart, dass sich auch die noch Beschäftigten dieses Alters zunehmend über die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes Sorgen machen.

Gegen die zunehmende Ausgrenzung älterer Arbeitnehmender hat der SGB einen umfassenden Massnahmenplan vorgestellt. In dessen Zentrum stellte

«Arbeitnehmende ab 50 Jahren sorgen sich zunehmend um ihren Arbeitsplatz.» SGB-Präsident Paul Rechsteiner den ungenügenden Kündigungsschutz und den fehlenden Schutz vor Diskriminierung: «Wenn das Entlassungs-Tabu bei ver-

dienten langjährigen Mitarbeitern gefallen ist, dann muss ein wirksamer Kündigungsschutz für ältere Arbeitnehmende mit langer Betriebszugehörigkeit eingeführt werden.» Eine Schutzfunktion hat auch das geforderte Diskriminierungsverbot, das bei der Personalsuche gelten soll, aber auch Gleichbehandlung der Älteren bei der Stellung im Betrieb, in der Weiterbildung und Entlöhnung fordert. Zudem sollen ältere Arbeitnehmende ihre 2.-Säule-Guthaben erhalten und den Rentenanspruch nicht mehr verlieren, wenn sie vor dem Rentenalter arbeitslos werden.

Unia-Co- und SGB-Vizepräsidentin Vania Alleva rief ebenfalls dazu auf, die Anliegen der älteren Arbeitnehmenden endlich ernst zu nehmen. Zahlreiche Branchen wie beispielsweise das Ausbaugewerbe, die Coiffure-Branche oder das Hotelgewerbe beschäftigten nur wenige ältere Arbeitnehmende. In der Textil- und Modebranche herrsche sogar ein «Jugendwahn». Es brauche mehr, nicht weniger Schutz für alle Arbeitnehmenden in der Schweiz – auch für die Älteren, so Alleva. Deshalb sei es auch falsch, die Verstärkung der flankierenden Massnahmen auf die lange Bank zu schieben. (sgb)


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