Nr. 10 25. November 2016
die zeitung
www.syndicom.ch Gewerkschaft Medien und Kommunikation
AZB 3001 Bern Adressänderungen sind zu richten an: syndicom, Adressverwaltung, Monbijoustrasse 33, Postfach, 3001 Bern
medien
Giorgio Pardini zu den Leistungskürzungen bei der Pensionskasse ComPlan Seite 6 Appell an die Post
© THOMAS CUNZ
Roland Lamprecht, Zentralsekretär Logistik
Zeit zum Umdenken – Moratorium jetzt! «Die Post entwickelt das Netz der Zukunft», titelte die Post-Führung in ihrer Medienmitteilung vor einem Monat. Was sie daraufhin präsentierte, war aber keine innovative Strategie. Es war der massivste Abbau in der Geschichte der Post (siehe Seite 5). Die glorreiche Chronik des gelben Riesen erhält jetzt ein neues, dunkles Kapitel. Die Schlüsselfiguren dieser Veränderungen haben es verpasst, rechtzeitig Lösungen für den notwendigen inhaltlichen Umbau der Post zu finden, vor allem was den Bereich Poststellen und Verkauf angeht. Die Belegschaft ihrerseits möchte das Angebot zwar gerne weiterentwickeln und die Leistungen den Kundenbedürfnissen anpassen – aber die Post scheint nicht vorzuhaben, ihre eigenen Leute in diesen Transformationsprozess einzubinden. Ein unerhörtes Verhalten für einen Betrieb, der sich gerne selbst als sozialer Arbeitgeber präsentiert und der eigentlich uns allen ein wenig gehört. Die Bevölkerung als Eignerin der Post muss sich darüber klar werden, ob sie die Ausdünnung des Poststellennetzes, ständige Auslagerungen und Lohndumping wirklich zulassen will. Service public ist eben nicht einfach nur betriebswirtschaftliches Handeln, wie das offenbar Susanne Ruoff sieht, sondern ein gesellschaftlicher Auftrag, der immer wieder neu definiert werden muss. Diese Definition muss die Bevölkerung, die Wirtschaft und letztlich auch die Politik liefern. syndicom wird sich mit allen Mitteln für die betroffenen 1200 Kolleginnen und Kollegen einsetzen. Als Grundlage für einen fairen gemeinsamen Dialog braucht es jetzt einen konkreten und verbindlichen Plan, wie die «Poststelle der Zukunft» aussehen soll. Bis diese Strategie erstellt ist, braucht es jetzt ein Moratorium der Poststellen schliessungen!
Tamedia interessiert sich mittlerweile kaum noch für die Presse Seite 7
Gewerkschaft 4.0
Ideen, wie wir Gegensteuer geben können: Ein Referat von Javier Carles, UNI Global Seite 8
kongress in Basel
Mit «Reclaim Democracy» den gesellschaftlichen Optimismus zurückgewinnen Seite 16
500 bis 600 postfilialen sollen geschlossen werden – über 1200 mitarbeitende sind davon betroffen
Kahlschlag bekämpfen
Einmal mehr muss die Belegschaft für die Strategielosigkeit und das Missmanagement der PostFührung bezahlen. Mit der Ankündigung, Hunderte von Filialen zu schliessen, will die Post Bevölkerung, Behörden und ihre eigene Belegschaft vor vollendete Tatsachen stellen. › Seite 5
© FRANT ISEK MATOUS
telecom iCt
protest gegen die schliessung der «unrentablen» basler hauptpost ∙ syndicom fordert eine politische Diskussion über die Zukunft des Service public bei der Post.
Flächendeckende Bespitzelung am Arbeitsplatz
Vorsicht, der Chef überwacht alles! Digitalisierung macht vieles möglich. Auch eine Überwachung am Arbeitsplatz in nie da gewesener Perfektion. Und der Datenschutz setzt nur wenige Grenzen. Michael Stötzel Martin Neff ist Chefökonom der Raiff eisen-Bank. Der überzeugte Marktwirt schaftler betrachtet materielle Anrei ze für die Beschäftigten als das beste Schmiermittel im System. Kürzlich veröf fentlichte er einen Kommentar, in dem er die weltweit rasant wachsende Ungleich heit beklagte. Seine empörte Schlussfol gerung: Es werde nicht mehr nach Leis
tung entlohnt. Das System materieller Anreize, das für Wachstum, aber auch für Harmonie in den Büros und Betrieben sorgen soll, «versagt klar».
Kontrolle stat t Belohnung Wo Freiwilligkeit und Einverständnis schwinden, nehmen Misstrauen und Kon trolle zu. Das bestätigt der Markt selbst:
In allen Industriestaaten boomt die Über wachungsbranche. Und Rolf Schatzmann, der ehemalige Chef des Bundessicher heitsdienstes, sagt gegenüber der NZZ: «Die Mehrheit der grossen Unternehmen überwacht ihre Mitarbeiter heute prak tisch flächendeckend, und zwar mehr, als das den Angestellten bewusst ist.»
Fortsetzung auf Seite 2
2 | Hintergrund
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Flächendeckende Bespitzelung am Arbeitsplatz
Vorsicht, der Chef überwacht alles! Fortsetzung von Seite 1 Dieser Vorschlag ist im bes ten Fall verharmlosend nostal gisch. Denn im digitalen Zeital ter können die Beschäftigten in Büro und Betrieb, auf der Fahrt zu Kunden oder auf Baustel len lückenlos überwacht werden (siehe «Die Werkzeuge der Kon trolleure»).
nicht stehlen dürfen. Deutsch und deutlich: sie sollten einge schüchtert werden. Die Gewerkschaften legten Beschwerde beim Bundesver waltungsgericht ein, das diesen Sommer entschied: Die Durch suchung war illegal. Taschen kontrollen seien nur bei begrün detem Verdacht erlaubt. Zudem gebe es wirkungsvollere Mass nahmen, um Diebstahl zu ver hindern, Plakate etwa, die im Betrieb aufgehängt werden.
«People Analytics»
© FOTOLIA
Die Unternehmen brauchen dazu nicht einmal einen beson deren Anlass, wie ein Vorfall aus der analogen Welt zeigt: Am 7. Mai 2014 gefiel es den Chefs der SBB im Industriewerk Officine in Bellinzona, zum Feierabend am Fabriktor bei der gesam ten Belegschaft die Taschen und Jacken zu kontrollieren. Das habe «präventiven Charakter», hiess es danach, die Beschäf tigten sollten dafür «sensibili siert» werden, dass sie im Werk
Die Werkzeuge der Kontrolleure • Videoüberwachung: üblich im Einzelhandel, vor allem zum Schutz vor diebischen Beschäftigten. • Tragbare Computer und Scanner: am Handgelenk angeschnallt, geben sie jeden Arbeitsschritt mit Zeitangabe vor und registrieren Arbeitsunterbrechungen. • Kommunikationsüberwachung: E-Mail, Internet, Telefone. Dank Spionageprogrammen können Nummern, Zeitdauer, Gesprächsund Mailinhalte digital gespeichert und ausgewertet werden. • Überwachung privater Handys: Ortung, Bewegungsprofile, Kontrolle privater Kontakte. Dies wird durch die Handybesitzer wesentlich erleichtert, wenn sie zum Beispiel ihre Ortung selbst erlauben (Google Maps). • Funküberwachung (Radio Frequency Identification, RFID): Winzige Datenträger, die per Funk aktiviert und abgefragt werden können, sollen die Strichcodes an Waren ablösen. In Personal etiketten eingedruckt, ermöglichen sie die Ortung und Bewegungskontrolle der Beschäftigten. Ein US-Unternehmen produziert bereits RFID-Chips, die in die Haut implantiert werden. • Detektive: Testkäufe, Krankenkontrolle, Überwachung von Aussendienstlern und privaten Beziehungen. (ms)
Um sich aus den Datenmen gen einen Reim auf die Leute machen zu können, hat sich eine ganze Branche aufgestellt, die sich «People Analytics» nennt. Sie betreibt die Untersuchung und Beurteilung des Faktors Mensch. Wie sehr diese Bran che boomt, demonstriert Goog le eindrücklich: Zum Stichwort «Spionageprogramme» spuckt die Suchmaschine in Nullkom manichts 28 000 Einträge aus. Mit solchen Programmen wer den die Computer der Beschäf tigten verwanzt und die Vor gesetzten können abrufen, wie ihre Leute die Arbeitszeit ver bracht haben, wie lange sie privat im Internet waren, wel che Mails sie bekommen und geschrieben haben, wie lange sie sich anderweitig beschäftigt haben. Um die Mails nicht alle selber lesen zu müssen, lässt man das Programm nach Schlüs selbegriffen suchen («Selekto ren»). Wenn etwa «Chef» und «Idiot» dicht aufeinander folgen, erhält der Kontrolleur das Zei chen, sich den Schreibenden einmal vorzuknöpfen. In den USA kontrollieren rund drei Viertel der Firmen die Inter netnutzung ihrer Beschäftig ten. E-Mails werden von 55 Pro zent mitgelesen und 36 Prozent schreiben Tastaturanschlagszah len pro Stunde vor. Den gan zen Tag an ihrem Arbeitsplatz gefilmt werden die Beschäftig
ten in 6 Prozent der Firmen. Zahlen aus der Schweiz sind nicht bekannt. Aber auch bei uns sind die notwendigen Program me einfach zu beschaffen, billig und effektiv. Auf dem neusten Stand der Spi onagetechnik dürften die Betrei ber von Umfrageinstituten und Callcentern oder die Verant wortlichen bei der Kunden beratung sein. Für sie gibt es das «Qualitäts- und Performan
Die Spionageprogramme sind leicht zu beschaffen, billig und effektiv. ce-Messungssystem (QPMS)». Es registriert nicht nur die gewähl ten Nummern, die getätigten Gespräche und deren Länge. Es gibt auch vor, wie lange etwa ein Schadensfall bearbeitet werden darf: 6 Minuten 42 Sekunden sol len es bei einer Schweizer Ver sicherung sein. Dort wird dem
«Beobachter» zufolge zudem die «aktive Arbeitszeit» gemessen. Und das Programm kontrolliert, ob der Angestellte spätestens nach dreimaligem Läuten an den Apparat geht, ob er vor Arbeits beginn die News im Intranet gelesen hat und um 7 Uhr per E-Mail erreichbar ist. Bei so deutlich manifestiertem Misstrauen der Chefs ist nahe liegend, dass sie längst auch die technischen Mittel in der Hand haben, um ihre Leute ausserhalb der Büros zu überwachen. Post boten müssen Scan ner tragen, die ihnen die Wegzeiten vorge ben, Spediteure sind über GPS ständig zu orten. Unter der totalen Kontrol le eines Minicomputers stehen Lageristinnen. Das Gerät zeigt ihnen den Weg zur gesuchten Ware und gibt ihnen die Zeit zur Erledigung eines Auftrags vor. Es alarmiert aber auch Vorgesetz te, wenn sich einer der Arbei ter mal eine Verschnaufpause
150 Jahre Erste Internationale
Als die Arbeiter sich zu organisieren begannen Im September 1866 fand in Genf der erste Kongress der frisch gegründeten Internationalen Arbeiterassoziation (IAA) statt – besser bekannt unter dem Namen «Erste Internationale». Der Blick zurück in die Anfänge der Gewerkschaften zeigt eindrücklich die schlimme soziale und politische Lage der damaligen Arbeiterschaft. Marianne Enckell* und Georges Tissot** An Morgen des 3. September 1866 begleitete laut dem «Jour nal de Genève» eine Arbeiter demonstration mit über 1000 TeilnehmerInnen die sechzig Kongressdelegierten (alles Män ner) quer durch die Stadt bis ins Quartier Eaux-Vives zur Brasse rie Treiber an der Rue de la Ter rassière, einem Haus, das heute verschwunden ist. Arbeiter aus verschiedensten Berufen waren darunter, aus dem Baugewerbe oder aus der «Fabrik», d. h. aus der Uhren- und Schmuckindust
rie. Man hatte auch eine Musik kapelle aus Ferney-Voltaire kom men lassen wollen. Doch der Unterpräfekt der Gemeinde Gex hatte den Musikern verboten, nach Genf zu gehen. In der Brasserie hingen verschie dene Fahnen: die Standarte der IAA, die rote Fahne der Genfer Schreiner, diejenigen der ver tretenen Länder, aber auch eine grosse Flagge der USA – eine Würdigung für das Land, das kurz zuvor die Sklaverei abge schafft hatte.
«eine neue Ära der Weltgeschichte» Mit diesen starken Worten eröff nete Johann Philip Becker – ein in Genf lebender Deutscher, der von dort aus die deutschspra chigen Sektionen koordinierte, – den Kongress. Auf der Tages ordnung standen grundlegen de Fragen für die Organisation der Arbeiterbewegung: Streiks und internationale Solidarität, gegenseitige Unterstützung, Arbeitszeit, Frauen- und Kinder arbeit. Zwar konnten sich die
Delegierten in den meisten Fra gen einigen, aber die Diskussio nen waren intensiv. Bei den jüngsten Streiks in England hatten die Fabrikan ten Arbeiter aus dem Ausland geholt und so die Bewegung zerschlagen. Um solche Manö ver künftig zu verhindern, wur de vorgeschlagen, Statistiken über Löhne und Arbeitsbedin gungen zu erstellen und die se im gesamten Land entspre chend zu vereinheitlichen. Einer der Delegierten, ein Schneider
aus London, ging noch weiter: Er forderte, dass «die Arbeiter aller Länder zum gleichen Zeit punkt die Arbeit niederlegen […]» mögen. Damals war die Arbeitszeit zwölf bis vierzehn Stunden lang. Kann ein Mann nach seinem Tagwerk «zu Hause die Kraft und den Mut aufbringen, ein Buch zu öff nen?», fragte ein Zürcher Dele gierter. Und schon 1810 hatte der englische Utopist Robert Owen die Idee eines Tages aus «acht Stunden Arbeit, acht Stunden
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das Bewertungs-Tool «secure ness» entwickelt. In dessen Mit telpunkt steht ein Fragebogen zu Persönlichkeit und Sicher heitsbewusstsein. Beispiel: Wer bei der Frage, wie sehr er sich für seine Familie einsetze, ant wortet, dass er für sie «alles tue», ist bereits schwer verdäch tig und für Verrat anfällig. Die Sciolis meinen, ihr Fragebogen sei so zusammengestellt und ihre Oltner Psychologie so tief schürfend, dass sie einen gefähr lichen Mitarbeiter mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 Pro zent erkennen könnten.
gen, die Beschäftigte gefunden haben, zu begreifen, also Kre ativität zu messen. Das ist bei spielsweise das Problem derje nigen, die in den Medien den Grossen Bruder spielen möch ten. Stephanie Vonarburg, die Zentralsekretärin der syndi com-Branche Presse und elekt ronische Medien, sagt, punkto Überwachung seien die Verlage nirgends, «obgleich alles mög lich wäre». Es wäre ein Leichtes, Schnell- und Langsamschreiber zu identifizieren. Und sicher wis sen die Verleger auch, wie lange Redaktor X an seinem Schreib tisch sitzt und wie viel er in die ser Zeit produziert. Doch noch so grosse Datenberge sagen nichts Entscheidendes zur Qua lität und Kreativität von X aus. Also zu dem, was die Taschen der Verleger füllen kann. gönnt. Und auf einer Grossbau stelle im kalifornischen Sacra mento werden Drohnen ein gesetzt, die regelmässig Bilder zum Fortgang der Arbeiten lie fern und damit den Vorwand, um vermeintlich schlampige oder unfähige Arbeiter auszu sondern. Manchmal tun die Pro gramme auch zu viel auf der nim mermüden Suche nach Mustern, die ungenügendes, abweichen des oder kriminelles Verhalten eines Beschäftigten verraten sol len. Der deutsche Internetlob byist Sascha Lobo gibt ein Bei spiel: Was soll ein Personalleiter wohl mit der Information anfan gen, die sein Überwachungspro gramm errechnet hat, derzufol ge rothaarige Mitarbeiterinnen ein um neun Prozent höheres Unfallrisiko als ihre Kollegin nen haben?
Nur Quantität lässt sich messen
Michael Beckmann, Wirtschafts wissenschaftler der Universität Basel mit den Schwerpunkten Personal- und Organisations ökonomie, ist davon überzeugt, dass die allgegenwärtige Über wachung die Leistung gerade von Hochqualifizierten beein trächtige. Es geht also nicht nur um Messung – die Beobachtung verändert das Verhalten. Dem
Oltner Psychologie Um solche Beschränkungen der Messbarkeit zu überwinden, arbeitet die «People Analytics» auch daran, genaue Verhaltens profile des Unsicherheitsfaktors «Mitarbeiter» zu erstellen. In die ser Hinsicht ein besonders ambi tioniertes Unternehmen ist die Oltner «Scioli Security Human Capital». Gründer Ennio Scioli, ein ehemaliger hoher Kader im Verteidigungsdepartement, ist offenbar ein Freund von Scien ce-Fiction-Geschichten, zum Bei spiel dem «Minority Report» des genial-verrückten Autors Philip K. Dick. So wie dort Kriminel le gejagt werden, bevor sie zur Tat schreiten, behauptet Scio li, Beschäftigte oder Bewerber ausfindig machen zu können, die gegen die Interessen der Fir ma verstossen, noch bevor Com puterprogramme irgendetwas registrieren können. Dazu hat er zusammen mit seiner Gattin, einer früheren Verkaufsleiterin in einem Unterwäschegeschäft,
1866 vor der Brasserie Treiber in Genf · Die einzige bekannte Fotografie der Teilnehmer des ersten Kongresses der Internationalen Arbeiterassoziation
Schlaf und acht Stunden Frei zeit und Erholung» propagiert; seinen Berechnungen zufolge reichten selbst drei Stunden Arbeit aus, um die nötigen Güter
herzustellen, wenn alle Hand anlegen würden. Einige Dele gierte bezweifelten, dass man damit genug verdienen könnte. Ihrer Ansicht nach brauchte es
Löcher im Datenschutz Die Spitzelbranche setzt dar auf, dass die Angestellten sich der ständigen Beobachtung frei willig unterwerfen. Schliess lich liessen sie sich auch pri vat aus eigenem Antrieb mit Fitnessarmbändern oder Smart Watches laufend überwachen. Die regelmässige Vermessung des eigenen Ichs («Quantified Self») soll Menschen zu einem gesünderen, bewussteren, bes seren Leben verhelfen. People Analytics sei nur die Übertra gung dieses löblichen Trends in die Arbeitswelt. Vor allem aber können die Über wacher bequem durch ein rie siges Loch im Datenschutzge setz schlüpfen. Die Verordnung 3, Artikel 26 zum Arbeitsgesetz
schreibt zwar vor, dass Über wachungs- und Kontrollsyste me nicht zur Kontrolle des Ver haltens der Arbeitnehmer am Arbeitplatz eingesetzt werden dürfen. Doch dann folgen die Ausnahmen: Die Überwachung ist erlaubt, wenn zulässige Gründe vorliegen. Und zulässi ge Gründe sind die Unfallverhü tung, der Schutz von Personen und Sachen, aber auch die Über prüfung von Qualität und Quan tität der Arbeit. Wie in der Praxis diese legale Leistungskontrolle von illegaler Verhaltenskontrol le zu unterscheiden ist, bleibt das Geheimnis des Gesetzge bers. Er glaubt jedenfalls, den Arbeitnehmenden genug Daten schutz geboten zu haben. Schon vor Jahren schmetter te der Bundesrat ein Postulat des damaligen Luzerner SP-Na tionalrats Hans Widmer ab, der eine Meldepflicht für Überwa chungssoftware gefordert hatte. Die Begründung des bundesrät lichen Neins: Bereits das Arbeits gesetz verbiete deren Einsatz ...
Überwachung und Gewerkschaft
«Unser Datenschutz ist veraltet»
© ÉDOUARD DE JONGH, BIBLIOTHÈQUE DE GENÈVE
Schliesslich sind die Programme nicht, zumindest noch nicht, in der Lage, ungewöhnliche Lösun
«Bedauerlicher Eindruck»
widersprach die Versicherung gegenüber dem «Beobachter»: Die neuen Programme mach ten lediglich Qualität zu einer «messbaren Grösse». Und: Der Eindruck einer verstärkten Kon trolle sei «bedauerlich».
Für Giorgio Pardini, Sektorlei ter Telecom von syndicom, ist das Problem klar: Der gesetzli che Datenschutz ist veraltet. Er sagt: «Das Arbeitsgesetz deckt schon lange nicht mehr die Mög lichkeiten ab, die die technische Entwicklung den Patrons zur Kontrolle ihrer Beschäftigten bietet.» So liess sich der Gesetz geber damit beruhigen, dass die gesammelten Informationen ja anonym seien. «Heute können jedoch so viele detaillierte Daten gesammelt werden, dass einzel ne Personen kenntlich werden.» Schlimmer noch: Die Arbeit geber lassen auch Parameter wie Laufgeschwindigkeit oder
Befindlichkeiten wie Stressre sistenz überwachen. «Das muss unbedingt verboten werden. Da gilt es, über den Datenschutz die Würde der Arbeitnehmenden zu schützen.»
zehn Stunden Arbeit, um für den Unterhalt einer Familie aufzu kommen. Schliesslich aber wur de der Grundsatz der acht Stun den verabschiedet.
ihre Arbeit zu verbessern, nicht aber abzuschaffen.» Ihr Antrag war chancenlos. Erst zwei Jahre nach dem Kongress entstanden an verschiedenen Orten die ers ten Frauengruppen. Fast alle Kongressdelegier ten waren Handwerker, selten Arbeiter aus der Grossindustrie. Sie übten für die damaligen Städ te typische Berufe aus: Schnei der und Schuhmacher, Weber und Färber, Schreiner, Buchbin der. Als sich der Kongress mit den Statuten und dem Regle ment der Assoziation beschäftig te, äusserten die französischen Delegierten auch ernste Vorbe halte gegenüber den Intellek tuellen: Sollten die «Literaten» aufgenommen werden? Der Pro udhon-Anhänger Henri Tolain forderte, die «Geistesarbeiter»
Frauen und Intellektuelle wurden ausgegrenzt Aber nicht für alle, nicht für die Frauen! «Dank der Frau wird der Mann häuslich, führt einen anständigen Lebenswan del», sagten verschiedene Dele gierte. Für die Gleichberechti gung traten nur wenige ein. Zwei Delegierte aus Paris aber forderten, dass die Ursachen für die «körperliche und seelische Erniedrigung» der Frauen in den Manufakturen beseitigt werden sollten: «Wenn die Frau arbei ten muss, um anständig leben zu können, muss man versuchen,
Gegen Unkenntnis und Leichtfertigkeit Das Ausmass der Kontrollen berühre grundsätzliche Fragen gewerkschaftlicher Vertragspo litik, etwa bei den Zeitvorgaben, in denen Pöstler oder Lageris ten ihre Arbeit erledigen müs sen. Was heisst das für die Lohn findung, wenn in der Tendenz die Arbeitszeit von der Arbeit entkoppelt wird? Pardini: «Hier
müssen wir ein neues Kapitel in der GAV-Politik aufschlagen und Fragen aufwerfen, bei denen es vielleicht nicht primär um Mate rielles geht.» Das Thema müsse jetzt auf die politische Agenda, auch gegen den absehbaren Widerstand von Arbeitgebern und Politik. Die Arbeitgeber blockierten, weil sie an möglichst wenig Datenschutz interessiert sind. Die Politik blo ckiere oft einfach schon aus Unkenntnis. Schliesslich müss ten auch die eigenen Leute sich erst der Gefahren bewusst wer den, denen sie sich durch den leichtfertigen Umgang mit ihren Daten aussetzen. (ms)
auszuschliessen. Sein Antrag wurde mit 25 gegen 20 Stim men abgelehnt. Der Kongress schloss seine Arbeiten am Samstagabend der selben Woche ab und endete mit einem Bankett am Sonntag. Am Vormittag noch hatten die Kon gressteilnehmer aber in festli cher Stimmung eine Schifffahrt auf der «Chablais» unternom men. Eine grosse rote Fahne war gehisst worden – zum grossen Missfallen der Bourgeois, die dieses nicht alltägliche Spekta kel von der Seepromenade aus beobachteten.
* Marianne Enckell, A ssociation pour l’étude de l’histoire du mouvement ouvrier (AÉHMO) ** Georges Tissot, Communauté genevoise d’action syndicale
4 | Post/Logistik
syndicom | Nr. 10 | 25. November 2016
Post Immobilien Management
Ein Wachstumsfeld ist der Neubau auf alten Post-Liegenschaften Bei der Post Immobilien Management und Services AG, kurz IMS, kümmern sich 1700 Mitarbeitende um die rund 2000 Liegenschaften der Post. Ab Januar 2017 wird sich IMS national in Sparten organisieren und nicht mehr nach Regionen getrennt. Die grössten Organisationseinheiten heissen neu Gebäudemanagement (Objektleitung und Hauswartung), Bewirtschaftung, Technik & Service, Bau sowie IMS Clean (Unterhaltsreinigung). Martin Camenisch, Leiter HR bei IMS, äussert sich zu den Auswirkungen der Reorganisation auf das Personal. Interview: Sheila Winkler
Weiterentwicklung und Profes sionalisierung in den einzelnen Sparten vorantreiben. Wir wol len Probleme gemeinsam ange hen und für die ganze Schweiz denken. Da war die bisherige Regionenorganisation manch mal ein Hindernis.
Welche Auswirkungen hat die neue Strategie auf die Belegschaft und deren Anstellungsbedingungen? Bezüglich Anstellungsbedingun gen verändert sich für das Per sonal nichts. Der neue GAV IMS gilt ab 1. Januar 2017 für ganz IMS. Ansonsten wirkt sich die laufende Umwandlung des Post stellennetzes ja schon länger auf das Personal bei IMS aus.
Das können wir leider auch mit der neuen Organisation nicht ändern. Wir versuchen wann immer möglich, den betroffenen Mitarbeitenden eine alternative Aufgabe anzubieten.
In welchem Zusammenhang steht diese organisatorische Neuaufstellung mit den Poststellen schliessungen? Wie gesagt, die Umwandlung des Poststellennetzes hat bereits heute Auswirkungen auf unser Personal. Das ist mit ein Grund, weshalb wir mit der neuen Spar tenorganisation für die ganze Schweiz denken wollen. Wir müssen unsere Dienstleistungen über die Regionengrenzen hin aus koordinieren, wenn wir mit immer weniger eigenen Gebäu den trotzdem noch den gleichen Service erbringen wollen.
Welche Innovationen von IMS sind besonders erwähnenswert? Wir arbeiten an verschiedenen Innovationen im Bereich Digi tal Real Estate Management. Zu nennen sind etwa die Apps zur Buchung von Sitzungszimmern und zur Belegungsmessung von Gebäuden oder unsere Smart Buttons. Solche Dienste bieten wir auch für Drittunternehmen an. Für das Personal besonders interessant dürfte die neue Spe sen-App sein, mit welcher man bei IMS ab Januar sehr unkom pliziert die Spesen abrechnen kann.
© DAMIAN POFFET
syndicom: Welche Strategie verfolgt IMS mit der neuen Organisationsstruktur? Mart in Camenisch: IMS will die
Gibt es weitere Wachstumsbereiche? Wichtig ist für IMS neben den digitalen Innovationen auch der Bau von neuen Immobilien in den nächsten Jahren. Wir wer den im Auftrag von PostFinan
ce und der Post Geschäftshäu ser und Wohnhäuser bauen und damit das Potenzial von attrak tiven ehemaligen Post-Liegen schaften nutzen. Damit schaffen
wir auch wieder Arbeit für unser Facility Management. Die neu en Liegenschaften und die digi talen Innovationen sind unsere Wachstumsfelder.
Kurzmeldungen
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Reformen innerhalb der Post geleitet. Jeandupeux werde neu in der Unternehmensberatung und -führung arbeiten. (dro) Neuer GAV für SwissSign und Swiss Post Solutions Nach dem Abschluss intensiver Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft syndicom sowie SPS und SwissSign AG hat der Zentralvorstand von syndicom die Resultate debattiert und den Gesamtarbeitsvertrag ratifiziert. Ab dem 1. April
2017 treten somit markante Verbesserungen für die Belegschaft von SPS und SwissSign AG in Kraft. Gegenüber der bisherigen Situation musste syndicom keine Verschlechterungen hinnehmen. Insbesondere in den Bereichen Mutter- und Vaterschaftsurlaub, Kündigungsschutz, Verrechnung der Wegzeit konnten Verbesserungen erzielt werden. Die Regelungen bezüglich Pikettdienst, Jahresarbeitszeit und gleitende Arbeitszeit sind nun im GAV verankert. (dro)
© SEVERIN NOVACKI
Personalchef der Post trit t zurück Bei allen Turbulenzen rund um die Post ist ein prominenter Abgang in der Konzernleitung beinahe untergegangen. Nach seiner 11-jährigen Tätigkeit als Personalchef trennen sich die Post und Yves-André Jeandupeux im April 2017. Mit den Sozialpartnern hat er mehrere Gesamtarbeitsverträge ausgehandelt, war verantwortlich für die Einführung eines neuen Personalmanagementsystems und hat diverse weitere
Schliessung des Logistikzentrums Briefverarbeitung in Ostermundigen Anfang August kündigte die Post Teil auch von Nichtmitgliedern. Viean, die Schliessung des Logistik- le haben das Angebot angenommen zentrums zu prüfen. Die Post zeig- und werden parallel versuchen, bis te sich im anschliessenden Kon- zum «Lichterlöschen» eine andere sultationsverfahren intransparent Lösung zu finden, um nicht jeden und prüfte die Vorschläge des Per- Tag nach Härkingen pilgern zu müssonals nur ungenügend. Jetzt dro- sen. hen mit dem Abbau von 15 Stellen Die Angebote für Härkingen sind so auch Kündigungen. ausgestaltet, dass man den gleisyndicom hat 20 Mitglieder beglei- chen Lohn erhält und im ersten tet und mit entsprechenden Details Jahr auch eine Wegpauschale. Aber auf die Auswirkungen des Sozial- danach kostet der tägliche Arbeitsplanes hingewiesen. Wie befürch- weg so viel mehr, dass man es sich tet wurde den meisten, ob zumut- nochmals überlegt. Dazu kommt der bar oder nicht, ein Jobangebot zeitliche Mehraufwand für den Weg. in Härkingen gemacht. Bei zwei Viele KollegInnen gaben uns die gesundheitlich angeschlagenen Rückmeldung, dass nun im Betrieb Kollegen wurde noch kein Angebot Spannungen aufkommen. Das alles gemacht. Wir hatten bis jetzt auch haben wir schon einmal erlebt – bei etliche telefonische Anfragen, zum REMA. (Andreas Keller)
Post/Logistik | 5
syndicom | Nr. 10 | 25. November 2016 Sektorleiter Daniel Münger zur aktuellen Situation
Das Posthorn bläst zum Angriff
syndicom: Ende Oktober gab die Post bekannt, dass sie von den jetzt rund 1400 Poststellen 500 bis 600 schliessen will. Ein Schock? Daniel Münger: Ja und nein. Ja, weil einmal mehr die Beleg schaft für Missmanagement an der Spitze bezahlen soll. Nein, weil bei der heutigen Ausrich tung von Poststellen und Ver kauf eigentlich nichts anderes zu erwarten war.
Was wirfst du der Post-Führung konkret vor? Die Strategielosigkeit. Die Post-Führung überlegt nicht, welchen Service public sie künf tig anbieten könnte und welche neuen Geschäftsfelder damit verbunden sind, sondern nur, wie sich bestehende Dienstleis tungen auslagern lassen oder wie sie kostengünstiger oder gar nicht mehr erbracht werden können. Wir befürchten, dass das Vorgehen im Bereich Post stellen und Verkauf nicht iso liert bleiben wird, sondern auch in weiteren Bereichen durchge zogen werden soll. Das zeichnet sich bereits ab.
1200 Mitarbeitende könnten davon betroffen sein. Was bedeutet das für diese Personen? Bei den Betroffenen löst das natürlich Existenzängste aus.
Wartenummern und Tingeltangel ∙ Es gäbe bessere Ideen für die «Poststelle der Zukunft»! Weg mit dem Renditedenken, hin zu echter öffentlicher Dienstleistung.
Zudem ist bei vielen auch eine Enttäuschung darüber zu spü ren, dass sie trotz grossem Ein satz für ihre Arbeit nun einfach abgeschoben werden sollen. Ein grosser Teil der Belegschaft iden tifiziert sich sehr mit ihrem Unternehmen und ist stolz, am Service public für die Schweizer Bevölkerung mitzuwirken.
In den vergangenen 15 Jahren wurde die Zahl der Poststellen bereits um mehr als die Hälfte reduziert. Ist die Poststelle nicht einfach ein Auslaufmodell? Ohne zukunftsgerichtete Stra tegie wird dies so sein, aber es muss nicht so sein.
Management aufzubauen: Die Mitarbeitenden müssen in den Veränderungsprozess mitge nommen werden und ihn aktiv mitgestalten können. So kön nen sie zum Beispiel mitent scheiden, welche Aus- und Wei terbildungen gebraucht werden, damit sie für den Wandel gerüs tet sind. Wenn man sich als sozi aler Arbeitgeber betitelt, dann ist das das Mindeste, was man tun kann.
Wir wurden in absolut skan dalöser Art und Weise infor miert, nämlich zum gleichen Zeitpunkt wie die Medien. Die ses unkooperative Verhalten ist ein absolutes Novum.
Was bedeutet das für syndicom, für die weitere Zusammenarbeit in der Sozialpartnerschaft? Beim Fussball würde man von einem groben Foul reden, das zwingend mit der roten Kar te geahndet werden muss. Das Strafmass werden wir mit unse ren Mitgliedern zusammen bestimmen. Dabei geht es aber nicht um ein Revanche-Foul, sondern einfach darum, dass wir nun davon ausgehen müs sen, dass die Post eine weni ger enge Sozialpartnerschaft wünscht. Wegen der Kampfan sage der Post müssen nun auch wir unsere Taktik anpassen.
Wurde syndicom vor der Bekanntgabe der Schliessungspläne einbezogen?
Welche Zukunft hat eine Poststelle in der digitalisierten Welt? Mit einer guten Strategie, gepaart mit einem inhaltlich guten Angebot und in Kombina tion mit weiteren Service-pub lic-Leistungen kann die Poststel le der Zukunft ein Erfolgsmodell sein.
Inwiefern steht die Post in der Verantwortung dem Personal gegenüber? In unserem digitalen Zeitalter wird es immer Veränderungen Daniel Münger: geben. Firmen wie die Swiss «Wir beantragen die com machen teilweise vor, wie man damit umgehen kann. Es Öffnung des Aktionsgilt, ein sogenanntes Change- und Kampffonds.»
© YVES SANCEY
Von den 4500 Postschalter-An gestellten sind 1200 betrof fen. Der Widerstand gegen die Schliessungen wächst jetzt aber nicht nur beim Personal, son dern auch bei den betroffenen Gemeinden. In der gleichen Medienmitteilung wurden auch Umbauten in der Zentrale ange kündigt. Wie viele Stellen davon betroffen sein werden, bleibt unklar. Anfangs November folgte dann der nächste Schock. Bei PostFi nance stehen riesige Umbauten an. Ob und wie die Belegschaft in diesen Umbauten integriert und mitgenommen wird, ist unklar. Die «Handelszeitung» mutmasst, dass rund 500 Stellen und damit jeder siebte Arbeitsplatz betrof fen sein könnte. syndicom ist in beiden Fällen aktiv geworden, um den offe nen Angriff auf die Arbeitsbe dingungen und den Service pub lic abzuwehren. Daniel Münger, Sektorleiter Post und Logistik, bezieht Stellung und beschreibt, wie das Verhalten der Post die gewerkschaftliche Zusammen arbeit verändern wird.
© YVES SANCEY
Ende Oktober hat die Post gemeldet, dass sie fünf- bis sechshundert der verbliebenen 1400 Filialen auch noch schliessen will. Päckli kann man dann in der Migros abgeben. Auch bei PostFinance werden 500 Menschen überflüssig gemacht, derweil die PostFührung mit Drohnen und Robotern spielt. Das ist eine Kampfansage. syndicom stellt sich darauf ein. Interview: David Roth
Der Sektor Post und Logistik beantragt der syndicom-DV die Öffnung des Aktions- und Kampffonds. Was bedeutet das für die weitere Kampagne? Der Sektor wertet die Ausrich tung der Post als Angriff auf die Arbeitsbedingungen und die Arbeitsplätze im gesamten Kon zern. Also nicht nur bei Post stellen und Verkauf, sondern auch bei Postlogistik, Postfi nance oder im Overhead. Des
halb werden wir, vorbehältlich dem DV-Entscheid, weder Mittel noch Aufwand scheuen.
Die Post hat angekündigt, auf die Kantone, Gemeinden und die Bevölkerung «zuzugehen». Dieser Einbezug ist doch begrüssenswert? Nein. Das ist der Versuch, die Verantwortung für Poststel len-Schliessungen an die Kan tonsregierungen zu delegieren. Das werden die RegierungsrätIn nen und Kantonsparlamente hoffentlich genug früh merken und sich einschalten. Politik, Bevölkerung und Gewerkschaft müssen den Abbau des Service public gemeinsam bekämpfen und definieren.
Wie könnte sich denn jetzt die Politik einschalten? Indem sie syndicom unter stützt und ein Moratorium für die Poststellen-Schliessungen durchsetzt. Diesen Raum benö tigt die Schweiz, um gemein sam die Poststelle der Zukunft und die dort angebotenen Post dienstleistungen zu entwickeln. Eine Verantwortung, die eigent lich die Post-Führung überneh men müsste. Aber die vergnügt sich offenbar lieber mit Droh nen, Robotern und betriebswirt schaftlichen Experimenten.
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syndicom | Nr. 10 | 25. November 2016
Gesamtarbeitsvertrag Swisscom 2018
Der GAV muss Antworten geben
Im nächsten Jahr verhandelt syndicom den Gesamtarbeitsvertrag mit der Swisscom neu. Im Zentrum dieser GAV-Weiterentwicklung stehen die Herausforderungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt. Die wichtigsten Ziele von syndicom sind ein besserer Datenschutz, permanente Aus- und Weiterbildung sowie das Stärken der betrieblichen Mitwirkung. Die GAV-Strategiegruppe hat ihre Arbeit zu diesem Forderungskatalog aufgenommen. Franz Schori, politischer Fachsekretär ICT; Fotos: Sébastien Bourquin Die GAV-Politik des ICT-Sektors steht in den nächsten Jahren unter dem Banner der Digitali sierung. Den Auftakt bildet die Weiterentwicklung des Gesamt arbeitsvertrags mit Swisscom. Die GAV-Strategiegruppe, gebil det aus gewerkschaftlich enga gierten Mitgliedern unterschied licher Bereiche von Swisscom, hat sich im Herbst eingehend mit der Digitalisierung befasst. Sie schlägt nun der Firmenkon ferenz Swisscom Group vom 9. Dezember einen Forderungs katalog vor, der verschiedene Aspekte der Digitalisierung auf nimmt.
detailliert gemessen und über wacht werden. Einzig die Gedan ken sind noch frei. Orwell wür de zu Tode erschrecken, wenn er sehen könnte, dass sein düste res Szenario in der Realität noch viel düsterer geworden ist. Das Menschenrecht auf den Schutz der Privatsphäre wird zunehmend wichtiger. Dies gilt sowohl im privaten Raum als auch in den Unternehmen. Es geht niemanden etwas an, wie man seine Wohnung einrich tet, wen man einlädt und was man bespricht. Was im priva
ten Wohnraum gilt, hat auch im Netz zu gelten. Die Hoheit über die Daten muss ein per sönliches Recht bleiben. Das löst natürlich Diskussionen aus über das Nutzen privater Geräte zu Geschäftszwecken – und umge kehrt das private Nutzen von geschäftlichen Geräten. Hier gilt es Lösungen zu finden, die auch den Schutz der Daten enthalten.
Umfrage zur Aus- und Weiterbildung Die Unternehmen sind sich grundsätzlich bewusst, dass
die Mitarbeitenden ihr Kapital sind. Dass sie deren Kompeten zen laufend erweitern müssen. Dass sie eine gesellschaftspoliti sche Mitverantwortung tragen für die Arbeitsmarktfähigkeit ihrer Beschäftigten. Doch allein mit schönen Worten ist es nicht getan. syndicom will von den Swisscom-Mitarbeitenden erfah ren, ob deren Aus- und Weiter bildungsmassnahmen ausrei chend sind. Und führt deshalb im Dezember eine Umfrage bei den Swisscom-Mitarbeitenden durch.
Das wollen die Mitglieder der Strategiegruppe im swisscom-GAV verankern
Verbesserter Datenschutz 1948 zeichnete der Schriftstel ler George Orwell mit seinem Roman «1984» ein düsteres Zukunftsbild der totalen Über wachung der Bürgerinnen und Bürger durch den Staat. Dem damaligen technischen Stand entsprechend, platzierte Orwell überall Überwachungskame ras: An den Arbeitsplätzen, im öffentlichen und sogar im pri vaten Raum. Die heutige Tech nologie erlaubt noch viel mehr, nämlich die Überwachung jeder Tasteneingabe auf jedem Gerät: Auf dem Computer, dem Tab let, dem Smartphone, überall. Mehr noch: Auch der Gesund heits- und Gemütszustand kann
Marianne Segev: «Schon heute können am Arbeitsplatz Unmengen von persönlichen Daten erhoben werden. Hier braucht es klare und transparente Regelungen mit dem Prinzip, dass jeder Einzelne über deren Verwendung mitentscheiden kann.»
Nurh Wieland: «Die Mitwirkungsrechte und der Schutz der Arbeitnehmervertretungen werden immer wichtiger. Hier erhoffe ich mir im nächsten Gesamtarbeitsvertrag mit der Swisscom wichtige Fortschritte.»
Pascal Bassu: «Je schneller die Digitalisierung voranschreitet, desto wichtiger wird die permanente Weiter bildung. Wir müssen mit den Arbeitgebern zusammen eine Weiterbildungskultur aufbauen, für die sie zwingend ihren Beitrag leisten müssen.»
Es ist wohl ein ewiger Kampf darum, wer bei strategischen und operativen Entscheiden das letzte Wort hat: Das Unterneh men? Die Personalvertretung? Die Gewerkschaft? Oder sogar die Mitarbeitenden?
Betriebliche Mitsprache Unternehmen, die die digita le Transformation rasch und erfolgreich bewältigen wollen, müssen ihren Mitarbeitenden mehr Mitsprache- und Mitent scheidungsrechte einräumen – bis hin zur Selbstorganisation auf Team ebene. Dafür macht sich syndicom stark. Denn wir haben ein Interesse daran, dass die ICT-Unternehmen die digi tale Transformation rasch und erfolgreich meistern, um im Weltmarkt bestehen zu kön nen. Dass gleichzeitig die Wirt schaftsdemokratie mit Inhalt gefüllt und belebt wird, ist ein Nebeneffekt, der den Beschäftig ten dient und unsere Demokra tie stärkt. Ob Datenschutz, Wei terbildung oder Mitwirkung: Auf all diese Fragen muss der künftige GAV Antworten geben. Nach der Verabschiedung durch die Firmenkonferenz Swisscom Group werden die detaillierten Forderungen vorgestellt. Bei der Präsentation dieser Forderun gen wird die GAV-Strategiegrup pe miteinbezogen.
Pensionskasse ComPlan
«Die Leistungen bleiben gut» syndicom: Die PensionskassenVersicherten der Swisscom müssen vom 1. Juli 2017 bis zum 1. September 2020 jeden Monat eine Reduktion des Umwandlungssatzes (UWS) um 0,02 Prozent hinnehmen. Auf diese Weise sinkt der UWS von 6,11 Prozent auf 5,34 Prozent. Warum ist das in deinen Augen trotzdem zumindest ein Teilerfolg? Giorgio Pardini: Die Pensions
abgeschlossenen Regelung noch immer sehr gut da. Nicht nur bei der langfristigen Übergangsre gelung bis 2020, die die Auswir kungen zeitlich abdämpft, son dern auch mit der Beibehaltung der vollen Überbrückungsrente. Das war uns ein zentrales Anlie gen. Die Arbeitnehmenden sol len die Möglichkeit haben, sel ber zu bestimmen, ob und wann sie in die Frühpension gehen.
kassenleistungen sind über all unter Druck. ComPlan bil det hier keine Ausnahme. Im Quervergleich mit uns naheste henden Unternehmungen wie der Schweizerischen Post, SBB oder RUAG stehen wir mit der
Aus Arbeitnehmersicht wäre die Ideallösung gewesen, dass Swisscom die Gesamtkosten der Anpassungen trägt. War solch eine Lösung denn nicht möglich?
Die Swisscom stockt mit diesem Kompromiss den neuen UWS um 1,2 Prozentpunkte auf, er läge sonst weit unter 5%. Dieser Beitrag ist zentral für die Ren ten. Zusätzlich beteiligt sie sich mit 50 Millionen Franken an der Ausfinanzierung der Spargutha ben, nebst weiteren Leistungen wie der vollen Finanzierung der Überbrückungsrente. Die Swiss com hat ihren Beitrag geleis tet. Man muss die Sozialpartner schaft ganzheitlich betrachten: Es gibt einen GAV, eine Pensi onskasse und einen Sozialplan.
Die Anpassungen erfolgen, um die Pensionskasse langfristig zu
sichern. Dennoch befürwortet syndicom eine Stärkung der AHV zuungunsten der Pensionskassen. Stehen die Pensionskassen auf so wackligen Beinen, und wie sieht die Situation bei ComPlan aus? Spätestens nach der Finanzkri se 2008 sind die Schwächen der beruflichen Vorsorge sichtbar geworden. Das System des Kapitaldeckungs verfahrens funktioniert nur bei einer konstanten, positiven Zinsentwicklung mit einer jähr lichen Inflationsrate von 2 bis 3 Prozent. Das setzt Wirtschafts wachstum voraus. Heute haben wir eine negative Zinsentwick lung. Der Leitzins bewegt sich
© JENS FRIEDRICH
Mit den Änderungen bei der Pensionskasse ComPlan, die ab dem 1. Juli 2017 in Kraft treten, kommt es zu Leistungskürzungen. Dazu haben die Zwänge der demografischen Entwicklung und das anhaltende Tiefzinsumfeld auf den Kapitalmärkten geführt. Kann die Gewerkschaft mit dem Resultat zufrieden sein? Sektorleiter und Stiftungsratsmitglied Giorgio Pardini nimmt Stellung. Interview: Christian Capacoel zwischen –1,25 und –0,25 Pro zent. Die laufenden und zukünf tigen Renten kommen so immer mehr unter Druck, sofern kei ne finanzpolitische Trendwen de einkehrt. Deshalb müssen wir die AHV stärken, um die zukünftigen und laufenden Ren ten zu stützen. Das Umlagever fahren bei der AHV ist weitge hend von den Finanzmärkten unabhängig. Ich bin sicher, dass wir in ein paar Jahren auch bei ComPlan wieder über die Bücher gehen müssen, sofern sich das wirt schaftliche- und finanzpoliti sche Umfeld bis dahin nicht geändert hat.
Medien | 7
syndicom | Nr. 10 | 25. November 2016 Ausgedünnte Redaktionen
Tamedia baut weiter ab: Reduce to the Min? In der Romandie konnte der geplante Kahlschlag dank der Proteste der Redaktionen und der Bevölkerung etwas abgemildert werden. Doch bei der «Berner Zeitung» werden weitere Stellen gestrichen und beim «Tages-Anzeiger» sind die Entlassungen bereits angekündigt. Tamedia wandelt sich zu «T»: Einem Unternehmen, das sich kaum noch für Medien interessiert. Nina Scheu Oder, um es mit den markigen Worten der Kommunikationsab teilung zu sagen: «Wir machen mehr Qualität mit weniger Leu ten.» Nach diesem Motto werden die Redaktionen schon seit Jah ren gnadenlos ausgedünnt.
ger» sein. Immerhin: Der Abbau in der Romandie konnte wenigs tens bezüglich der Anzahl der Entlassungen und somit der sozialen Folgen für die Betrof fenen etwas gemildert werden.
Protest hat geholfen Weniger, aber bessere Presse mit weniger Leuten 14% der Stellen waren es im Oktober allein in der Romandie, wo bei «24heures» und der «Tri bune de Genève» 31 Leute ent lassen oder nach «freiwilligen» Abgängen nicht ersetzt werden sollten. Fünf Stellen sind es bei der «Berner Zeitung» und 12 Prozent könnten es, laut Chris tof Moser in der «Schweiz am Sonntag», demnächst beim eins tigen Flaggschiff «Tages-Anzei
Dank der massiven Proteste (mehr dazu in der letzten Ausga be und auf syndicom.ch) erklär te sich Tamedia nach äusserst zähen Verhandlungen schliess lich bereit, den Sozialplan zu verbessern und einen «virtuel len Schalter» einzurichten, wo sich melden konnte, wer bereit war, zugunsten der KollegInnen sein Pensum herunterzufahren. Dank dieser Reduktionen und weiterer mehr oder weniger freiwilliger Abgänge konnte
Buch und Medienhandel
Das Erfreuliche der Lohnrunde 2016 im Buchhandel zuerst: Der Mindestlohn im ersten Jahr nach der Lehre wird um 50 Franken erhöht. Nach jahrelangen Diskussionen haben die Buchhändlerinnen endlich einen Mindestlohn von 4000 Franken. Elisabeth Fannin und Roland Kreuzer
Löhne stagnieren Problematisch ist, dass keine der anderen Forderungen Gehör fanden und somit die Löhne im Buchhandel weiterhin sta
«Gruppe 200» wiederbelebt Noch am Abend des letzten Ver handlungstages in der Roman die folgte die Mitteilung, dass 5 RedaktorInnen der «Berner Zei tung» gekündigt wird. Hier müs sen die KollegInnen sogar dar um kämpfen, dass sie gleich behandelt werden, also den glei
chen Sozialplan erhalten wie die Redaktionen in der Romandie. In Zürich ducken sich die Journa listInnen noch unter dem Damo klesschwert der zu erwartenden Entlassungen. Trotz mehrmali gem Nachfragen haben sie keine konkreteren Informationen von der Geschäftsleitung erhalten können. Mittlerweile wurde die redaktionsinterne «Gruppe 200» wiederbelebt, der es im gros sen Stellenmassaker von 2009 gelungen war, einen rückbli ckend sehr guten Sozialplan aus zuhandeln. Auch damals gingen die RedaktorInnen auf die Stras se und wurden von der Bevöl kerung unterstützt. Wie auch das Beispiel der Romandie zeigt: ohne Druck ist Tamedia nicht zu Zugeständnissen bereit.
Presse und elektronische Medien
Etappenziel erreicht: 4000 Franken Mindestlohn
Drei Mal 50 Franken: So lautete die Forderung, die syndicom dem Schweizer Buchhändlerund Verleger-Verband (SBVV) vorgelegt hatte: • 50 Franken mehr Lohn für alle Angestellten im Buchhandel, • 50 Franken Erhöhung aller Mindestgehälter, • 50 Franken Erhöhung des Min destlohnzuschlags für Haushalt vorstände auf 250 Franken. Das Verhandlungsergebnis, die Erhöhung des Mindestlohns im ersten Jahr nach der Lehre um 50 Franken, ist deshalb ein Erfolg, der die Verhandlungsdelegation und den Vorstand nicht so recht zu begeistern vermochte. «Es ist wie ein Geburtstagsgeschenk, das man schon vor drei Jah ren versprochen bekommen hat und erst jetzt erhält», kommen tierte Tristan Pfaffen von der syndicom-Delegation. Der Bran chenvorstand hat das Verhand lungsergebnis am 6. November akzeptiert. Endlich haben die BuchhändlerInnen einen Min destlohn von 4000 Franken (für nicht buchhändlerisch Ausgebil dete gilt dies ab dem 4. Berufs jahr).
die Zahl der Entlassungen von ursprünglich 24 auf 12 reduziert werden. Doch weder die freiwil ligen Abgänge und Pensenre duktionen noch die durch Ent lassungen verloren gegangene Arbeitskraft wird ersetzt: Die Redaktionen sollen weiterhin die gewohnte Qualität abliefern, obwohl jetzt viel weniger Zeit für Recherche und Themenfin dung zur Verfügung steht.
gnieren. Obwohl der Vorstand Buch und Medienhandel über zeugt war, mit seiner Forderung der wirtschaftlichen Lage des Buchhandels Rechnung zu tra gen, lehnte der SBVV in den Ver handlungen generelle Lohner höhungen ab. Das heisst, dass einzig Berufseinsteigerinnen in den Genuss einer Lohnerhöhung kommen. Zu denken gibt auch, dass der 1. Mindestlohn (direkt nach der Lehre) den 2. Mindestlohn (ab 4. Berufsjahr) immer mehr einholt: 2008 war die Berufserfahrung noch 330 Franken wert. Jetzt beträgt der Unterschied vom 1. zum 2. Mindestlohn nur noch 170 Franken.
Abstand zum Detailhandel Besonders für langjährige Buch händlerinnen heisst das, dass ihr Lohn trotz leicht negativem Konsumentenpreisindex (–0.2% im September) weiterhin der Entwicklung der Mieten, der ÖV-Preise und insbesondere der Krankenkassenprämien hinter her hinkt. Die Prämien steigen auch 2017 wieder massiv und belasten die BuchhändlerInnen überdurchschnittlich. Und auch der Rückstand auf die Löhne im Detailhandel vergrössert sich. Ältere BerufskollegInnen sagen deutlich, dass diese Lohnrunde sie frustriert hat.
Die ArbeitgebervertreterInnen machten vor allem sinkende Umsätze und stagnierende Preise für ihre ablehnende Haltung gel tend. Es muss jedoch gesagt wer den, dass nicht nur die Umsätze sinken, sondern auch die Perso nal- und Fixkosten, da auch Stel len und Verkaufsflächen massiv abgebaut wurden.
Paritätische Lohnstudie geplant Die Vertreterinnen des SBVV ver wiesen an der Lohnverhandlung auf die Lohnstudie, die syndi com gemeinsam mit dem SBVV durchführen wird. Die Resultate dieser Studie sollen 2017 an einer Branchen-Tagung diskutiert wer den und werden die Grundla ge für eine breit geführte Lohn diskussion bilden. Die Hoffnung ist, dass dann auch der SBVV den Handlungsbedarf erkennt. syndicom rät allen Buchhändle rinnen, bei ihren Vorgesetzten vorstellig zu werden und eine Lohnerhöhung zu verlangen. Mit Spannung erwarten wir auch die Verhandlungsergebnisse bei Orell Füssli, wo die Mitarbeite rinnenvertretung betriebseige ne Lohnverhandlungen führt. Bei Orell Füssli ist der Geschäfts gang besser als im Branchen durchschnitt – das muss sich auch in der Lohnentwicklung ausdrücken.
GAV-Forderungen und der Kampf der deutschen JournalistInnen Der Besuch eines Gewerkschaftskollegen aus Deutschland war inspirierend für die Teilneh merInnen an der Branchenkonferenz. Nina Scheu «Diejenigen, die noch Zeitung lesen, interessieren sich für die Arbeit und Arbeitsbedingun gen hinter dem Produkt. Dar um muss der Kampf gegen den Abbau in den Redaktionen auch auf der Strasse und mit der Bevölkerung geführt werden», sagte Joachim Kreibich (siehe Foto) an der Branchenkonferenz Presse und elektronische Medi en. Der Vertreter der Deutschen Journalisten Union (DJU in Ver di) machte den Medienschaffen den Mut, für eine Verbesserung ihrer Situation einzustehen. Kreibich berichtete über den neu en Tarifvertrag, der in Deutsch land mit Streiks erkämpft wer den musste. Die Mindestlöhne in Deutschland sind zwar tief, aber im Gegensatz zu hier vertraglich festgehalten. Ebenso wie 34 Tage Ferien im Jahr oder auch die Garantie, dass Personalvertre
terInnen für die gewerkschaft liche Arbeit freigestellt werden.
Wir wären Bereit für die GAV-Verhandlung Was in einem Gesamtarbeits vertrag stehen soll, war Thema der weiteren Sitzung, denn in den kommenden Monaten soll auch in der Deutschschweiz wie der ein GAV verhandelt werden. syndicom wird sich bei der Erar beitung des Forderungskatalogs auf die Ergebnisse der Umfrage auf www.mediengav.ch stützen. Auch der Branchenvorstand wur de neu gewählt. Für die zurück tretenden Sabine Arnold, Sina Bühler, Daniele Fontana und Thomas Leuzinger kommt neu Anja Conzett. Einstimmig bestä tigt wurden Roman Berger, Ser gio Ferrari, Patrick Gutenberg, Dominique Hartmann und Flo rian Niedermann.
© SABINE ROCK
ja, es ist letzt lich nur kon sequent, dass «Tamedia» aufs Jahresende hin ihr Logo und damit einhergehend auch den Namen des Unternehmens auf ein simples «T» reduziert. Medi en produziert das ehemalige Verlagshaus schliesslich immer weniger. Jedenfalls solche, die wir mit diesem Begriff noch verbinden. Ein immer grösserer Teil des Geschäftsfeldes verla gert sich auf Ramsch-Portale und Websites für Kleininserate. Je weniger ernsthaften Jour nalismus das Unternehmen betreibt, desto weniger ernst hafte Journalistinnen und Jour nalisten braucht es anzustellen.
8 | Medien
syndicom | Nr. 10 | 25. November 2016
Branchenkonferenz der grafischen Industrie, 17. Oktober, Biel
Die Gewerkschaften im Online-Zeitalter Arbeitnehmende und Gewerkschaften sind Angriffen ausgesetzt. Vereinigungsfreiheit, Streikrecht und Recht auf Kollektivverhand lung stehen unter Beschuss. Der Krieg über unseren Köpfen zeigt sich nicht nur am Verlust von Arbeitsplätzen, Rechten und Sozialleistungen. Die Demokratie wird hart getroffen, und der soziale Graben vertieft sich. Was ist zu tun? Wie können und müssen die Gewerkschaften in den Zeiten von «Industrie 4.0» vorgehen? Kurzfassung des Redebeitrags von Javier Carles 80% der Mitglieder von UNI Gra phik und Verpackung befinden sich in Europa. Es ist nicht ver wunderlich, dass die Mitglieder zahlen sinken, da die Produkti on der grafischen Industrie auf dem Kontinent seit 2000 um 25% zurückgegangen ist und die Beschäftigung um 35%. Mit den Veränderungen im Welt markt und der Roboterisierung sind wir bis jetzt als Gewerk schaften nicht gut genug umge gangen. Doch die Industrie 4.0 ist auch eine Chance für die Gewerkschaften: Diese müssen wir unbedingt packen, wollen wir überleben und die Arbeit nehmenden weiterhin adäquat unterstützen.
Wir gewährleisten «nur» die Rechte der Angestellten UNI Global Union stellt sich weder gegen die digitale Wirt schaft noch gegen die neuen Arbeitswelten, die sich abzeich nen. Unsere Aufgabe ist, die Rechte der Arbeitnehmen
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den zu gewährleisten – gerech te Löhne und Arbeitsbedingun gen. Wie geht das in einem flexibilisierten, hypermobilen Arbeitsmarkt, wo die Arbeit nehmenden sich zwischen ver schiedenen Stellen und Arbeits orten hin und her bewegen? Wie geht das in einem Arbeits markt, der bald nur noch aus hochqualifizierten Arbeitskräf ten einerseits und unqualifizier ten Arbeitskräften ohne Ausbil dung andererseits besteht?
ÜBERLEBENSHILFEN FÜR EIN feindlicheS Biotop So sieht die Zukunft aus: man dats- statt stellenorientierter Arbeitsmarkt, Verletzungen der Privatsphäre, Überstunden, zu hohe Arbeitslast und zu viel Stress. Weitere Risiken sind das Abwälzen der Unternehmer-Ver antwortung, das Absinken der Arbeits- und Lohnstandards, das Aushungern des Sozialversiche rungssystems, die zersplitterte Gesellschaft.
Wir akzeptieren keinen flexib len Arbeitsmarkt ohne Sicher heit für die Arbeitnehmenden – und schlagen deshalb erstens ein mobiles Sozialleistungssys tem vor, das die arbeitende Per son von einer Stelle zur nächs ten oder von einem Mandat zum nächsten begleitet, unabhängig von der Plattform, der Anstel lungsdauer oder anderem. Wenn zweitens eine permanente Auffrischung der Kompetenzen erforderlich ist, dann muss sie für alle in allen Beschäftigungs formen gewährleistet sein! Nur ein nationales Berufsbildungs system kann dies schaffen. Die Unternehmen müssen das Sys tem über ihre Steuern mittra gen. Die neue Online-Wirtschaft soll dieselben Standards wahren wie die Offline-Wirtschaft. Wo fangen wir an? Bei unseren Gewerkschaften! Der wichtigste Punkt ist die Anpassung unserer Organisation. Es genügt nicht, die Phänomene zu verstehen und uns zu positionieren – wir
müssen versuchen, Industrie 4.0 für uns zum Guten zu wenden.
der Gewerkschaft aufnehmen, Informationen abrufen und dis kutieren kann.
verstehen genügt nicht Wir brauchen daher drittens Onlinekommunikation, um uns mit den Arbeitnehmenden zu vernetzen und zu verstehen, wie sie denken und fühlen. Flexibili tät und Mobilität der Arbeitneh menden müssen mit der Mobi lität und Flexibilität unserer Organisation einhergehen! Nur so können wir das Geschehen verfolgen und die Leute beglei ten und integrieren, egal, wo, was und für wen sie arbeiten. In Grossbetrieben bleibt die Per sonalvertretung tauglich. Aber für die Einbindung von Leu ten, die auf Online-Plattformen oder in Betrieben mit unter fünf Gewerkschaftsmitgliedern tätig sind, funktioniert Vernet zung besser. 90% der grafischen Betriebe in Europa beschäfti gen weniger als 10 Personen. Da brauchen wir Online-Anlauf stellen, damit man Kontakt mit
soziale Identität erhalten oder erst aufbauen In Zeiten der Arbeitsindividua lisierung und der sozialen Zer splitterung wird die Gewerk schaft wieder eine wichtige soziale Integratorin. Für viele ist sie womöglich das einzige soziale Umfeld, dem sie angehö ren und mit dem sie sich iden tifizieren. Alten, langjährigen Mitgliedern kann die Gewerk schaft natürlich und notwen dig erscheinen, aber wir wissen, dass das bei Jugendlichen nicht so ist. Wir müssen ihre Gedan ken, Ängste und Hoffnungen kennenlernen, und dazu müs sen wir online tätig sein.
Javier Carles leitet die Abt. Grafische Industrie und Verpackung bei der Weltgewerkschaft UNI. Voller Text auf syndicom.ch, Branchen, Grafische Industrie
Interessengruppen | 9
syndicom | Nr. 10 | 25. November 2016 Jugendkonferenz 2016 in Biel
Man kann auch den Protest digitalisieren
«Es ist einfacher, die Zukunft zu erfinden, als sie vorauszusehen.» Dieses Motto des Informatikers Alan Kay diente als optimistischer Aufruf zum Mitmachen an der syndicom-Jugendkonferenz vom 24. und 25. September in Biel. Wie schon im Jahr zuvor drehte sich der Kern der Diskussionen um die Digitalisierung der Arbeitswelt. Philippe Wenger, Mitglied Jugendkommission syndicom
Die Marktmacht der Internetkonzerne «Das Alltagsleben und die Tech nik verschmelzen zusehends. Internetkonzerne binden uns in ihre Ökosysteme ein», sagte Streckeisen und berief sich auf die aktuelle deutsche Studie «Die Avantgarde des digitalen Kapita lismus»*. Als Beispiel nannte er, dass Google sein Betriebssystem Android für Smartphones «ver
sicher, dass sich die Digitalisie rung nicht zu einem Monster entwickelt, das Heerscharen von Verlierern zurücklässt, die den Wechsel in die neuen Realitäten nicht schaffen? Das bedingungs lose Grundeinkommen als mög lichen Lösungsansatz hat die abstimmende Schweiz vorerst versenkt. © SANDRA VÖGELI
Im Unterschied zu 2015 öffne te Referent Peter Streckeisen von der Universität Basel den Blick in die Zukunft aus der Per spektive der Forschung. «Es gibt keinen Kampf ‹Mensch gegen Maschine›. Hinter Maschinen stehen immer Menschen und dirigieren diese», sagte der Kon flikt- und Kooperationsforscher. Die wichtigste Frage sei, wer über diese Maschinen bestim me: Sind es Facebook, Google, Amazon und andere grosse Fir men ohne demokratische Legiti mation? Oder sind das «wir» als Gewerkschaften oder «wir» als Gesellschaft?
Konzentriert, beunruhigt, aktiv dabei ∙ Schnappschuss vom Streckeisen-Vortrag
schenkt» – im Gegenzug erhält Google Zugang zu unseren priva ten Netzwerken, Gesundheitsda ten, Interessen, Meinungen und E-Mails. Android-Nutzer helfen Google so bei Aufbau der wert vollen Datensammlung. Ein zweiter Aspekt: Facebook, Uber, Google, Apple, Amazon verfügen über eine gewalti ge globale Marktmacht, haben dabei aber vergleichsweise sehr wenige Angestellte. Die Arbeits leistung dieser Unternehmen
kommt von einem Heer von Individuen, die für ihre Arbeit wenig (zum Beispiel Uber-Fah rer) bis gar nichts (zum Beispiel Facebook- und Android-User) erhalten. Diese «Clickworker» arbeiten für sehr wenig Geld – wenn überhaupt – und unter grossen Unsicherheiten. Wir als Gewerkschaft müssen uns folglich fragen: Was machen wir mit all diesen vereinzel ten Individuen? Wie organisie ren wir sie? Und wie stellen wir
kämpferische Töne anschlagen Die syndicom-Jugend glaubt, dass sich die Gewerkschaft wan deln muss, um mithalten zu können und für Arbeitnehmen de anziehend zu bleiben. Zwei Punkte sind während der Dis kussion besonders hervorgetre ten. Einerseits muss syndicom kämpferischere Töne anschla gen. Wenn etwa ein Unterneh men droht, seine Arbeitsplät ze ins Ausland zu verlegen, muss die Botschaft lauten: «Das Unternehmen betreibt Lohn dumping!» Andererseits bieten die neu en Technologien auch Platz für neue Aktionsformen. Als Bei
2. Forum Freischaffende
Die Studie wurde online rea lisiert. Gut 1700 Datensätze konnten ausgewertet werden. Abgefragt wurden die Einkom mensverhältnisse und die sozia le Absicherung. Am Forum wur de über die Resultate erstmals informiert. Fazit: den Freischaf fenden im Kulturbereich geht es noch nicht besser als 2006, zum Zeitpunkt der letzten ähnlichen Studie. Weil wenige sehr gut Verdie nende den Einkommensdurch schnitt verzerren können, wur de der Medianwert angegeben. Er liegt bei rund 40 000 Franken. Die freischaffenden Mitglieder der Kulturverbände leben also im prekären Bereich.
Dabei nahm die Arbeitszeit zu, die die Kulturschaffenden für die Kunst aufwenden. Der Ein kommensanteil aus der Kunst sank aber. Sie arbeiten also mehr im eigentlichen Berufsfeld, ver dienen damit aber weniger. Die Mitglieder antworteten nach Geschlechtern und Landestei len ausgeglichen. Männer ver dienen tendenziell etwas besser und arbeiten auch zu höheren Prozenten als Frauen. Die soziale Absicherung ist nur wenig besser geworden, trotz neu entstandener Angebote bei der beruflichen Vorsorge. Weni ger als die Hälfte der Kultur schaffenden verfügt über eine zusätzliche soziale Absicherung neben der AHV. Wir planen bei syndicom nun ebenfalls eine Umfrage unter unseren Freischaffenden und erwarten ähnliche Resultate. Die Teilnehmenden am Forum waren sich einig, dass bei der AHVplus-Initiative die Argumen tation zutraf, dass Investitionen in die AHV für Freischaffende lohnenswerter sind als ein Aus bau der zweiten Säule.
der Unterschied zwischen Müt tern und Soldaten Diskutiert wurde am Forum auch eine Ungerechtigkeit bei den Sozialversicherungen, wonach freischaffende Männer, während sie ins Militär müssen, Lohnersatz aus der EO erhalten, selbständig erwerbende Frau en, die Mütter werden, aber nicht. Der SGB wird dies in der AHV-IV-Kommission weiterbe handeln. Am Forum nahmen mehre re VertreterInnen der Kultur verbände sowie Doris Bianchi vom SGB teil. Ebenfalls von der IG Freischaffende eingeladen waren SSM und VPOD. Bereits im Herbst 2015 hatte ein erstes Treffen stattgefunden. Schwer punkt waren damals die sozia le Absicherung Freischaffender und allfällige Benachteiligun gen. Der Termin für das dritte Treffen wurde auf den 26. Okto ber 2017 festgelegt. Der Kreis der Eingeladenen soll noch ausge weitet werden.
* Michael Walther ist Präsident der IG Freischaffende
Bundesrat mutlos und zahnlos © Z VG
syndicom lancierte 2015 das Forum Freischaffende als Austausch von Inter essenverbänden. Es fand am 27. Oktober zum zweiten Mal statt. Hauptthema: Einkommen und Absicherung von Kulturschaffenden. Michael Walther*
Einkommen: der Medianwert liegt im roten Bereich
* «Die Avantgarde des digitalen Kapitalismus» ist zu finden auf Eurozine.com, einem englischsprachigen Politik- und Kulturjournal mit Sitz in Wien.
Lohngleichheit
Prekäre Arbeitsverhältnisse Schwerpunkt des Forums war die Diskussion einer Studie zu den Arbeitsbedingungen der Freischaffenden, die Anfang 2016 von Suisseculture Sociale durchgeführt worden ist, einem Dachverband der Organisatio nen, die Kulturschaffende ver treten.
spiel wurde ein Unternehmen genannt, das einen Kreativwett bewerb startet, der alle Vorteile und Gewinne für das Unterneh men behält und alle Risiken auf die Masse an Grafikern, Designe rinnen und anderen «Clickwor kern» abwälzt, die daran teilneh men. Diesen Wettbewerb könne man beispielsweise sabotieren durch das massenhafte Einsen den unbrauchbarer Vorschläge. Denn ein solches Unternehmen ist Arbeitgeber seiner Clickwor ker und sollte somit auch für die se verantwortlich sein. Die syndicom-Jugend glaubt, dass eine Gewerkschaft, die mit dem Wandel mitgeht, in der digitalen Welt mitmischen kann. Das Wochenende ende te deshalb mit dem Beschluss, einen Antrag zum Thema Digi talisierung für den kommenden Kongress auszuarbeiten.
Der Bundesrat hat nun – nach der Vernehmlassungsrunde zum Gleichstellungsgesetz – das Ergebnis betreffend Lohngleichheit präsentiert. Dem ursprünglich vorgelegten Entwurf wurden leider die Zähne gezogen: so fehlen Sanktionen vollständig und auch auf staatliche Lohnkontrollen wird verzichtet. Einmal mehr soll auf die Selbstverantwortung und Selbstkontrolle der Unternehmen gesetzt werden. Dabei hat sich bereits beim «Lohngleichheitsdialog» gezeigt, dass die Freiwilligkeit der Lohnanalysen nicht zum erwünschten Erfolg führt – wenige Unternehmen machten mit. Auch die Variante einer Meldepflicht an eine staatliche Stelle oder eine öffentlich zugängliche Liste säumiger Arbeitgeber, die im Entwurf noch enthalten waren, wurden herausgekippt. Die gute Nachricht: Unternehmen mit mindestens 50 Mitarbeitenden müssen alle vier Jahre eine Lohnanalyse durchführen. Eine externe Revisionsstelle muss diese überprüfen und der Unternehmensführung Bericht erstatten. Die Arbeitgeber müssen das Ergebnis der Lohnanalyse und das Ausmass einer allfälligen Lohndiskriminierung den Mitarbeitenden mitteilen. Wir brauchen jedoch zusätzlich den Einbezug der Sozialpartner und eine Meldepflicht. Ebenfalls soll eine Behörde mit Kontroll- und Sanktionsbefugnis geschaffen werden. Bis Sommer 2017 liegt die Botschaft des Bundesrats vor. Wir erwarten, dass die Vorlage im Parlament noch mit diesen Punkten ergänzt wird, und werden dafür lobbyieren. Patrizia Mordini, Leiterin Gleichstellung, Mitglied der Geschäftsleitung
10 | syndicom
syndicom | Nr. 10 | 25. November 2016
Vorstand IG PENSIONIERTE
Ein Zeichen setzen
Ni ch t ve rg es se n:
«Ihr seid aktiver als die aktiven Mitglieder!» Diese Einschätzung Franco Caravatti, Vorsitzender der Pensioniertengruppe Tici no e Moësano, gibt eine gute Vorstellung von der Lebendig keit der Arbeit des Nationalvor stands während der drei Retrai tetage. Vom 25. bis 27. Oktober trafen sich in Bellinzona die Vorstandsmitglieder zur sechs ten Klausur ein, zum ersten Mal im Tessin. Am Rande der Tagung konnten die Gäste sich eines Besuchs im Schloss Castelgrande erfreuen und wurden dort auch von Bürgermeister Mario Branda empfangen.
Die Jugend besser einbinden Die Sitzungen des National vorstands fanden in den Räu men des Hotel Unione statt, den Vorsitz führte die Leite rin Gleichstellung und Interes sengruppen, Patrizia Mordini. Sie drückte ihre Enttäuschung über die Ergebnisse der jüngsten Abstimmung über AHVplus aus. «Dass das Projekt Altersvorsor ge 2020», meinte Mordini, «jetzt zur Diskussion steht, lässt nichts Gutes ahnen. Es ist zu hoffen,
© AS TRID PULVER
Ende Oktober fand in Bellinzona die sechste Retraite des Vorstands IG Pensionierte statt. Die leidenschaftliche Interessengruppe versprach kämpferisches Engagement für die kommenden politischen und sozialpartnerschaftlichen Auseinandersetzungen. Hitzige Debatten, gesellige Augenblicke, Empfang bei den örtlichen Behörden: Eine Chronik der drei Klausurtage. Giovanni Valerio
Der vorstand in Castelgrande TI ∙ Alle Namen auf syndicom.ch/IG/Pensionierte
dass der Ständerat die Beschlüs se des Nationalrats wenigstens teilweise zurücknimmt.» Sonst zeichne sich ein Referendum ab. (Es gab eine teilweise Rück nahme, d. Red.) Von mehreren Seiten wurden Stimmen laut, man müsse die Jüngeren einbin den, die immer weniger wählen gehen, und die Leidenschaft für die Politik, den sozialen Einsatz und die Gewerkschaft weiter tragen. «Die Zeiten haben sich geändert. Selbst in der Lokal politik ist es schwierig, Leute zu finden, die sich engagieren», hiess es. Und das, obwohl es für die nächsten Jahre viele brisan te Themen gibt: Der öffentliche
Dienst, die Renten, die interna tionalen Wirtschaftsabkommen wie TISA. Alles Fragen, über die die Rentner von syndicom ihre Meinung einbringen oder mehr noch: ein Beispiel für die neuen Generationen geben möchten.
Die Leidenschaft für die Politik weitertragen! Eines der Gewerkschaftsthe men: Die Teuerung. Jemand erinnerte, dass die ehemaligen Beschäftigten von Coop 800 Franken Zulage erhalten. Des halb sei das Zentralsekretari at gefordert, bei der Post und der Swisscom wegen einer Ein malzulage vorstellig zu werden
und wegen einer Erhöhung der Post-Personalgutscheine von 200 auf 400 Franken – gerade auch in Zeiten schockierender Mit teilungen durch Susanne Ruoff. Kämpferischer denn je (mehr als die aktiven Mitglieder?) haben sich die Rentner von syndicom bereit erklärt, sich auch mit der Spitze der Post zu treffen! Besonders leidenschaftlich ver lief auch die Diskussion zur Wahl der nächsten Vorstandsmitglie der. Es sei unnötig, die Regio nen oder Sektionen repräsen tativ abzubilden, hiess es. «Wir brauchen Kollegen, die moti viert sind. Ob sie von comedia oder PTT-Union herstammen, ist unwichtig. Die Gewerkschaft ist eine einzige, die Probleme die gleichen.» Das Komitee wird wei terhin aus 15 Personen bestehen, bis zum 15. März sind fünf neue Mitglieder zu wählen. Auch über die Besetzung des syndicom-Prä sidiums wurde nachgedacht. Darüber (und anderes) wird am 17. Januar in Biel im Ausschuss diskutiert. Denn, wie jemand bemerkte, «Rentner oder nicht, Gewerkschafter ist man fürs ganze Leben.»
Helias-kurse
Nicht abschalten, zur Schule gehen! Das neue Kursprogramm 2017 von Helias für die berufliche Weiterbildung sollte im Laufe dieses Monats bei all unseren Mitgliedern eintreffen. Qualifizierte Arbeitskräfte, die in der Branche grafische Industrie und Verpackungsdruck tätig sind, sollten es unverzüglich durchblättern. Denn berufliche Weiterbildung ist im digitalen Zeitalter der Passepartout für eine erfolgreiche Laufbahn. Angelo Zanetti* Dabei sei Folgendes gleich vor ausgeschickt: Solltet ihr im neu en Programm nicht das Richtige für euch finden, schickt ein fach ein E-Mail an bildung@syn dicom.ch oder ruft das nächs te Regionalsekretariat an, um einen Vorschlag vorzubringen. Es kann jederzeit ein weiterer Kurs organisiert werden! Es muss lediglich eine Min destanzahl Teilnehmender erreicht werden (in der Regel 4 bis 6, je nach Region), und los gehts – unbürokratisch und unkompliziert. Ihr könnt auch einen Kurs mit einer Gruppe eurer KollegInnen vorschlagen: wir sind wirklich flexibel. Die Kurse richten sich an die qua lifizierten Arbeitskräfte der gra fischen Industrie. Jeden Monat entrichten diese über die Lohn abzüge 10 Franken. Unser Aufruf ist daher voraussehbar: Nutzt
diese Gelegenheit und schöpft die 120 Franken aus, die jedes Jahr in den Fonds für die beruf liche Weiterbildung fliessen. Ohne berufliche Weiterbildung gerät man schnell aufs Abstell gleis.Fortbildung dagegen ist auch der Königsweg zu besse ren Löhnen.
Ausbildung reicht nicht mehr Neben dem finanziellen Aspekt gibt es noch einen weiteren, vielleicht wichtigeren Grund: Wir alle haben schon von der Industrie 4.0 gehört, dieser neu en industriellen Revolution, die zwar grossen Nutzen bringt, aber auch Tausende von Arbeits plätzen auslöschen wird. Unsere Zeitung thematisiert das schon seit einigen Monaten in Beiträ gen von Personen, die diese digi tale Revolution verfolgen. syndi
com hat zudem im vergangenen September eine Konferenz zum Thema organisiert, und auch an unserer Branchenkonferenz in Biel wurde es wieder aufgegrif fen. Es gibt einen Punkt, der in allen Wortmeldungen zur Indus trie 4.0 auftaucht, und zwar innerhalb und ausserhalb unse rer Gewerkschaft sowie im Inund Ausland. Einhellig spricht man von der grundlegenden Rolle, welche die berufliche Ausbildung und ins besondere Weiterbildung spielt. Sich auszubilden reicht nicht mehr. Man muss sich unabding bar auf dem Laufenden halten: Das ist das Motto, das wie ein Mantra wiederholt wird. Javier Carles, Leiter der Abteilung gra fische Industrie und Verpackung bei UNI Global Union, hat es in seinem Referat (siehe Seite 8) an unserer Branchenkonferenz
schmerzhaft klar gesagt: Indus trie 4.0 bedeutet die Beschäf tigung von qualifiziertem und hochqualifiziertem Personal einerseits und unqualifiziertem Personal andererseits. Es wird keinen Platz mehr für Arbeits kräfte «dazwischen» geben, die sich nur auf ihre Erfahrung stüt zen. Durch unseren GAV haben wir das Glück, via Helias (getragen von syndicom, Syna und Vis com) Weiterbildungskurse mit Beurlaubung anbieten zu kön nen. Wer eine Stelle halten oder finden und nicht in prekären Arbeitsverhältnissen enden will, hat daher keine Wahl: sich aus bilden, sich weiterbilden, sich auf dem Laufenden halten.
* Angelo Zanetti ist Zentral sekretär grafische Industrie und Verpackungsdruck
AbstimmungsWochenendtieeg ! Ja zu m At omau ss
syndicom in Kürze syndicom begrüsst Korrektur der Altersvorsorge Am 8. November korrigierte die Sozialkommission des Ständerats die massiven Abbaupläne des Nationalrats in der Altersvorsorge. Sie ist gegen den Automatismus für ein Rentenalter 67, gegen die Streichung der Witwenrente und hält daran fest, die AHV um 70 Franken zu erhöhen. Die Parlamentsberatung wird im Frühling weitergeführt. Der SGB wird an einer ausserordentlichen DV am 24. März 2017 das Resultat und das weitere Vorgehen besprechen. (pam) Delegiertenversammlung auf Twit ter mitverfolgen Am Samstag, 26. November, findet ab 10.30 Uhr im Berner Stade de Suisse die syndicom-DV 2016 statt. Die Traktandenliste und alle Infos sind auf der Veranstaltungsseite von www.syndicom.ch zu finden. Wer die DV live auf Twitter mitverfolgen will: Unter dem Hashtag #syndicomDV16 werden die Highlights und die wichtigsten Entscheidungen zeitnah gepostet. (bmü/nsc) Abbuchung der Mitgliederbeiträge zum Jahreswechsel Die Abbuchung der Mitgliederbeiträge per Debit Direct oder Lastschriftverfahren erfolgt normalerweise jeweils rückwirkend am Anfang des nächsten Monats. Damit jedoch am Ende eines Jahres alle Beiträge beglichen sind, machen wir immer im Dezember eine Ausnahme: Den Novemberbeitrag belasten wir am 9. Dezember 2016, den Dezemberbeitrag jedoch bereits am 30. Dezember 2016. Fragen dazu beantwortet gerne die Mitgliederadministration, Telefon 058 817 18 40 oder mad@syndicom.ch. (hwy) Arbeitslosenkasse syndicom Wir möchten darüber informieren, dass die Büros der Arbeitslosenkasse syndicom während der Zeit vom 24. Dezember 2016 bis 2. Januar 2017 geschlossen bleiben. Bitte beachten Sie, dass Ihre Unterlagen betreffend den Monat Dezember 2016 spätestens am 21. Dezember 2016 an der Looslistrasse 15, 3027 Bern, eintreffen müssen, damit die Zahlung noch vor den Feiertagen ausgelöst werden kann. Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie eine besinnliche Advents- und Weihnachtszeit und alles Gute für das bevorstehende Jahr. (ak)
Gewerkschaftspolitik | 11
syndicom | Nr. 10 | 25. November 2016 Kündigungsschutz
Anleitung zum Kampf gegen Entlassungen Es geht um mehr als die Geschich te der Merck-Serono-Angestell ten und ihren Kampf gegen die Entlassung im Jahr 2012. «Initi ative wieder ergreifen: Entlas sungen bekämpfen, Beschäftigte schützen» heisst ein neues, drei sprachiges Buch, das eine politi sche und juristische Bilanz über den ungenügenden Kündigungs schutz in der Schweiz zieht. © UNIA
Kündigungsschutz gehört auf die Agenda der Politik Die Massenentlassung bei Merck Serono ist die grösste, die Genf je erlebt hat. Von 1250 Arbeits plätzen strich das Pharmaunter nehmen 500 Stellen und lagerte weitere 750 Stellen ins Ausland
«Wir sind ihnen egal» ∙ Flash-Mob-Aktion der Merck-Entlassenen (aus dem Buch).
aus. Dagegen wehrten sich die Angestellten mittels Streiks und Aktionen. Anlässlich des Unia-Kongresses von Ende Okto
Missbräuchliche Kündigung
© NEIL L ABRADOR
mervertreter im Sinne von Arti kel 336 Absatz 2 Buchstabe b des Obligationenrechts war. Gleich zeitig machte er geltend, dass gegen das in Artikel 306 des GAV der grafischen Industrie vorgese hene Verfahren verstossen wor den war. Dieser Fall, über den wir bereits berichtet haben, zieht sich nun seit sechs Jahren hin – und er ist noch lange nicht abge schlossen. Diesen Juni hatte das zuständige Kantonsgericht in Lausanne das Urteil begründet, wonach es sämtliche Begehren von Hans Oppliger zurückweist. Am 29. August legte Oppliger beim Appellationsgericht des Kantons Waadt Berufung ein und beantragte die Aufhebung des Urteils. Wir verfolgen den Fall weiter. (YS)
Vergünstigte Reka-Checks Reka-Bezug 2016 Alle syndicom-Mitglieder können einmal pro Jahr vergünstigte RekaChecks beziehen. Für Bestellungen, die bis zum 21. Dezember 15 Uhr bei uns eintreffen, garantieren wir den Bezug auf das laufende Jahr, wenn die Einzahlung vor dem 31. Dezember 2016 erfolgt! Für den Bezug stehen die folgenden Möglichkeiten zur Auswahl: Nennwert Fr. 700.– Fr. 400.– Fr. 300.–
«Initiative wieder ergreifen: Entlassungen bekämpfen, Beschäftigte schützen», Herausgegeben von der Unia Genf, 200 S., 20.–, Deutsch/Französisch/Italienisch.
Statistische Analyse der Schweizer Streikgeschichte
Oppligers Kampf ist nicht zu Ende
Unser Kollege Hans Oppliger arbeitete als Drucker bei Edi presse – heute Tamedia – und sass als Personalvertreter im Stiftungsrat der Pensionskasse des Unternehmens. 2010 wurde er entlassen. Mit Unterstützung von syndicom forderte Oppli ger vor Gericht die Nichtigerklä rung der Entlassung. Er erach tete diese als missbräuchlich, da er zum Zeitpunkt der Kündi gung ein gewählter Arbeitneh
ber erschien das reich bebilder te Buch. Es liefert neben dem beeindruckenden Zeugnis des Kampfes der Beschäftigten um
ihre Würde auch Einsichten weit über den Einzelfall hinaus. Die AutorInnen beanstanden den nach wie vor unzulänglichen Schutz von GewerkschafterIn nen, Streikenden, Whistleblo wern sowie PersonalvertreterIn nen vor Massenentlassungen, antigewerkschaftlichen und individuellen Kündigungen. Sie erörtern die dürftigen rechtli chen Grundlagen und schlagen zukünftige Handlungsstrategi en vor. Ein akzeptabler Kün digungsschutz umfasst sowohl eine Erhöhung der Entschädi gung in Fällen missbräuchlicher Kündigung als auch die Wieder einstellung von unrechtmässig Entlassenen. (red)
Vergünstigt auf Fr. 651.–, Bearbeitungsgebühr Fr. 8.– geschenkt Fr. 372.–, Bearbeitungsgebühr Fr. 8.– geschenkt Fr. 279.–, Bearbeitungsgebühr Fr. 8.– geschenkt
Deine Bestellung erfolgt am einfachsten über das Onlineformular (www. syndicom.ch/Dienstleistungen/Reka). Wir benötigen den gewünschten Betrag, Name und Vorname, Mitgliedernummer sowie eine Telefonnummer für allfällige Rückfragen. Falls kein Internetzugang vorhanden ist, nehmen wir die Bestellung auch über Telefon entgegen: 058 817 18 18. Wir prüfen die Bezugsberechtigung und übermitteln deine Bestellung dann an die Reka. Die Reka wird dir einen Einzahlungsschein senden. Nachdem deine Zahlung eingegangen ist, versendet ebenfalls die Reka deine Checks. Falls du eine Reka-Card besitzt, erfolgt statt dem Versand automatisch eine Gutschrift auf die Reka-Card. Dem Schreiben mit dem Einzahlungsschein liegt optional ein Bestellschein für die Reka-Card bei. Die erste Bestellung im Jahr 2017 kann am 11. Januar erfolgen. (seg)
Streiken nützt!
Der Arbeitskampf ist seine Spezialität: Seit Jahren beschäftigt sich der vormalige Unia-Co-Präsident Andreas Rieger mit diesem Phänomen. Jetzt hat er in einem Fachartikel im Online-Magazin «Transfer» neue Erkenntnisse über Streiks in der Schweiz dargelegt. Ralph Hug Andreas Rieger hat dabei ein historisches Drei-Phasen-Mo dell entwickelt. Dieses straft das rechte Märchen von der streik freien Schweiz Lügen. Zwar wird hierzulande tatsächlich weniger gestreikt als anderswo. Doch phasenweise nahmen Tausende an Arbeitskämpfen teil: Nach 1945 flammten Streiks auf, weil es galt, die Löhne zu verbes sern und mehr Gesamtarbeits verträge zu erreichen. Tausende beteiligten sich damals und gin gen auf die Strasse. In der Hochkonjunktur von 1955 bis 1970 herrschte prak tisch Arbeitsfrieden. Es gab nur vereinzelte Streiks pro Jahr, mit wenigen Teilnehmenden. Nach der Ölkrise 1971 streikten Büe zer wieder vermehrt gegen den Stellenabbau. Dem folgte 1981 bis 1991 erneut eine Zehnjah resperiode mit nur ganz wenig Arbeitskämpfen. Ab 1994 nahmen die Streiks wieder zu, weil die Arbeitgeber Fortschritte am Verhandlungs tisch blockierten und Gesamtar beitsverträge in Frage stellten. Die Gewerkschaften, allen voran die Unia, entdeckten den Streik wieder – als wirksamstes Mittel zur Durchsetzung der Arbeit nehmerinteressen.
Bund zählt falsch In den vergangenen zwanzig Jahren beobachtet Rieger eine Zunahme der Auseinanderset zungen. Dabei stützt er sich nicht nur auf die offizielle Statis tik des Bundes. Diese verzeich
net nämlich lediglich Arbeitsniederlegungen, die einen Tag und länger dauern. «Viele kürze re Konflikte fehlen», sagt Autor Rieger. Zum Beispiel Warn streiks, verlängerte Pausen oder Bummelstreiks. Würden alle mitgezählt, läge die Streikzahl doppelt so hoch. Das zeigen die Daten, die der Gewerkschafts bund und die Unia selbständig sammeln und die Andreas Rie ger in seinem Artikel zitiert.
Und ebenso selten sind grosse Menschenmassen beteiligt. Und zwar deshalb, weil die Konflikte im Normalfall einzelne Betriebe betreffen.
streiks sind erfolgversprechend
Riegers Analyse zeigt, dass Streiken nützt: «Die Mehrheit der Streiks ist erfolgreich, die Beschäftigten kommen mit ihren Forderungen ganz oder teilweise durch.» Nur sehr sel ten endeten Streiks in einer totalen Nie Streikfreie Schweiz? Warnstreiks, derlage der Arbeit nehmenden. Interes Protestpausen, Bummelstreiks ist auch, dass es zählt der Bund einfach nicht mit. sant seit dem Jahr 2000 in den Unia-Branchen keinen einzigen «wil Danach gab es in der Industrie in den» Streik gab, der nicht frü den letzten zwei Jahrzehnten im her oder später von der Gewerk Schnitt jährlich zwölf Kampfak schaft unterstützt worden wäre. tionen, davon die Hälfte verita Immer erregen Arbeitskämpfe ble Streiks. Jeder zweite dieser grosses öffentliches Interesse, Streiks war eine Reaktion der und sie wecken breite Sympa Betroffenen auf drohende Ent thien. Daher ist für den ehema lassungen und Stellenabbau. In ligen Co-Präsidenten der Unia etwa einem Fünftel richteten klar: «Solange es keine lange sie sich gegen eine Verschlech Wachstumsperiode mit Vollbe terung der Arbeitsbedingungen. schäftigung gibt, werden auch Und in einem weiteren Fünftel in der Schweiz des 21. Jahrhun waren bessere Löhne das Ziel. So derts immer wieder Streiks aus hat die überwiegende Zahl der brechen.» Kämpfe defensiven Charakter. Anders gesagt: sie sind Not Andreas Rieger, «The renaissance wehraktionen der Beschäftigten of strikes in Switzerland». gegen Zumutungen aus der Chef In der Zeitschrift «Transfer» des etage. Selten dauern Arbeits Europäischen Gewerkschaftsinkämpfe länger an. Rieger: «Die stituts, August 2016. Download meisten sind nach einem hal (englisch, kostenpflichtig) auf: ben oder ganzen Tag zu Ende.» goo.gl/NqCerp.
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syndicom | Nr. 10 | 25. November 2016
Neu im Kino
Ein tödlicher Behördenleerlauf
Ken Loach im Gespräch über seinen neuesten Film, das Sozialdrama «I, Daniel Blake»: Die Geschichte eines herzkranken Bauarbeiters, der alles versucht, um auf korrekte Weise die ihm zustehende Invalidenrente zu erhalten und der am Behördenleerlauf schliesslich scheitert. Die liebenswerte Hauptfigur lässt erahnen, wie Armut und Aussichtslosigkeit unter vielen herzensguten Menschen zugenommen haben und wie das die Abstimmung zum Brexit entscheidend beeinflussen konnte. Interview: Geri Krebs
Mein Gott, sind das wirklich schon fünfzig Jahre? Es gibt vor allem zwei wesentliche Unter schiede zu jener Zeit. Erstens: Man konnte in den 1960ern damit rechnen, dass man einen Job bekam, wenn man keinen hatte – und hatte man einen, konnte man davon ausgehen, dass man ihn behielt. Es gab soziale Sicherheit, und man ver diente genug, um davon anstän dig leben zu können. Heute gibt es keine Sicherheit mehr, die Leute sind gezwungen, Tem porärjobs zu fast jeden Bedin gungen anzunehmen. Zweitens: Damals gab es noch ein Bewusstsein bei den Leuten, dass man mit Arbeit einen Bei trag zum Wohlergehen einer ganzen Gesellschaft leistet; es gab einen sozialen Zusam menhalt. Heute dagegen ver mittelt man den Leuten, dass nur das Individuum zählt, die Arbeitswelt ist ein Kampf aller gegen alle. Das ist eine Folge des Thatcherismus, der sich bis heu
© FILMCOOPI
syndicom: Herr Loach, 1966 erzielten Sie mit dem Fernsehspiel «Cathy Come Home» den Durchbruch. Dort ging es um ein junges Paar, das obdachlos wird. In «I, Daniel Blake» stehen erneut zwei Leute im Zentrum, die von Armut betroffen sind. Was hat sich in diesem halben Jahrhundert an der sozialen Realität in Grossbritannien verändert? Ken Loach: (seufzt und lächelt)
«Ich denke nicht, dass wir da viel zugespitzt haben» ∙ Regisseur Ken Loach (rechts) während der Dreharbeiten mit den HauptdarstellerInnen seines Werks «I, Daniel Blake» (Dave Johns, Hayley Squires und der kleine Dylan McKiernan).
te bruchlos fortgesetzt hat. Viel leicht war meine Antwort zu ausführlich, kurz hätte ich auch sagen können: der Einzelne, der nur noch für sich schaut, das ist die grösste Veränderung, die wir erlebt haben.
Wo sehen Sie die Rolle der Gewerkschaften bei dieser Entwicklung? Oh, das ist eine sehr lange Geschichte, ich glaube, eine kohärente Antwort auf diese Frage würde den Rahmen dieses Interviews sprengen. Nur so viel: der Thatcherismus hat in Gross britannien auch die Gewerk schaften weitgehend zerschla gen und derzeit gibt es bei uns keine Gewerkschaften mehr, die diesen Namen verdienen. Ich
weiss aktuell zu wenig, wie die Situation in anderen Ländern ist, aber in England ist es so.
Sie haben für das Drehbuch von «I, Daniel Blake» lange recherchiert. Von welcher Idee sind Sie dabei ausgegangen? Paul Laverty – seit über zwan zig Jahren mein Drehbuchautor – und ich sprachen irgendwann davon, wie weit heutzutage das System der Sozialhilfe zu einem rein politischen Instrument der Kontrolle, zum Akt bewusst ein gesetzter Grausamkeit verkom men ist. Es geht nur noch darum, den Armen dafür zu bestrafen, dass er keinen Job hat. Und das betrifft in verstärktem Mass jene Leute, die zusätzlich ein körper
liches Gebrechen haben, so wie Daniel Blake mit seinen schwe ren Herzproblemen. Paul und ich haben mit vielen Leuten an zahlreichen Orten in England gesprochen. Wir haben uns in ihre Geschichten vertieft und aus diesen Erzählungen die Figu ren von Daniel und Katie entwi ckelt.
Sie zeigen, wie sich die beiden in einer kafkaesken Sozialbürokratie bewegen müssen. Ist das nicht bisweilen etwas arg dramaturgisch zugespitzt? Ich denke nicht, dass wir da viel zugespitzt haben. Wo immer du dich hinwendest, dein Weg ist versperrt – das ist doch die Rea lität, der unzählige Ausgesteu
erte ausgesetzt sind. Und sie sitzen in einer Falle, beispiels weise dadurch, dass sie bei der Jobsuche gezwungen sind, viel zu telefonieren, und wenn kein Geld zum Telefonieren mehr da ist, wird ihnen das zum Vorwurf gemacht. Das Jobcenter sanktio niert sie wegen Nicht-Einhaltens der Bestimmungen – es ist eine nie endende Spirale, aus der es kein Entkommen gibt, ein teuf lischer Mechanismus. Aber es ist eine gewollte Politik, und die heisst: Bestrafe die Armen und mach ihnen klar, dass die Armut ihre eigene Schuld ist. Dabei gibt es diese Jobs, um die sich die Ausgesteuerten bemühen sol len, schlicht nicht; in Grossbri tannien fehlen heute rund 2 Mil lionen Jobs.
Stellen wir uns Daniel und Katie als real existierende Menschen vor: Wie hätten die beiden bei der Brexit-Abstimmung votiert? (lacht) Also, seltsam, das wer de ich seit dem 23. Juni immer wieder gefragt. Ich bin ziemlich überzeugt, dass Daniel für den Brexit gestimmt hätte, einfach so aus einem Gefühl heraus den herrschenden Politikern gegen über: Ihr habt mich im Stich gelassen, jetzt lasse ich euch auch im Stich. Bei Katie dage gen glaube ich, sie hätte Nein gestimmt, Frauen sind in sol chen Situationen reflektierter als Männer.
Recht so!
Ich bin Grafikerin in einem grossen Kommunikationsunternehmen und arbeite hauptsächlich mit Männern zusammen. Einige gefallen sich in schockierendem, respektlosem Verhalten gegenüber den Kolleginnen. Ein bestimmter Kollege, verheiratet, belästigt mich regelmässig. Er lässt mich in sein Büro kommen, um irgendein Dossier zu besprechen, und das zu Zeiten, wo fast niemand mehr da ist. Er hat mich immer wieder gefragt, ob ich mit ihm einen Kaffee trinken gehe. Obwohl ich ihm mehrmals deutlich gesagt habe, er solle mich in Ruhe lassen und ich hätte absolut kein Interesse, wird es immer schlimmer. Manchmal schickt er mir abends anzügliche SMS. Das geht seit Monaten so. Mir geht es immer schlechter, ich habe Angst, ihm nur über den Weg zu laufen. Nachdem er letzthin abends in mein Büro platzte und zudringlich wurde, will ich nicht wieder zur Arbeit gehen. Ich kann ihm nicht begegnen und so tun, als ob nichts gewesen wäre. Ich weiss nicht, was ich machen soll, damit es aufhört. Zuallererst musst du die Vorfäl le sofort deinem direkten Vorge setzten und dem Personaldienst (HR) melden. Diese müssen eine interne Untersuchung einlei ten. Du solltest deine Aussagen mit möglichst vielen Beweisen untermauern, man muss immer
alles dokumentieren. Denn trau rigerweise ist es in den meisten Fällen so, dass der Belästiger alles abstreitet. Und leider ver fügen die Opfer von Belästigun gen meistens nur über münd liche Beweise, manchmal über Aussagen von Augenzeugen oder
anderer Opfer. Oftmals bleiben diese aber im Schatten und sind aus Angst vor Vergeltung – Kün digung zum Beispiel – nicht zu einer Aussage bereit. Ohne Zeu gen und schriftliche Beweise ist es also sehr schwierig. In deinem Fall hast du zum Glück die SMS, die mit grosser Sicherheit aus reichen werden, um deine Aus sagen zu belegen. Zweitens solltest du den Vorfall der Polizei melden, denn diese Handlungen sind strafbar. Nach Strafgesetzbuch handelt es sich um eine «sexuelle Belästigung» (Art. 198 Abs. 2), wenn die Per son dich tätlich (Hand auf dem Oberschenkel) oder in grober Weise durch Worte (die SMS, die du bekommen hast) sexuell belästigt hat. Die Polizei über mittelt den Fall anschlies send
an die Staatsanwaltschaft. Der verantwortliche Staatsanwalt bzw. Staatsanwältin führt eine Untersuchung durch. Er oder sie wird die verschiedenen SMS oder anderen Beweise für deine Aussagen prüfen und die Partei en (dich und den Beschuldigten) und mögliche Zeugen anhö ren. Wenn die Staatsanwältin, der Staatsanwalt zum Schluss kommt, dass der Beschuldigte diese Straftat begangen hat, ver urteilt sie oder er ihn per Straf befehl zu einer Geldbusse. Danach muss die HR-Abteilung des Unternehmens, in dem du arbeitest, Disziplinarmassnah men gegen den Verurteilten ergreifen: am besten die Kündi gung oder zumindest Massnah men, mit denen die Wiederho lung solcher Vorfälle vermieden
© Z VG
Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz
Sarah Gayle Weingart, MLaw, Rechtsanwältin Mitarbeiterin des Rechtsdienstes werden kann. Du sollst dich an deinem Arbeitsplatz wieder wohlfühlen können. Das ist kein einfaches Verfah ren. Deshalb ist es wichtig, dass man bei solchen manch mal sehr schwierigen Konflik ten von einer Vertrauensperson oder von seiner Gewerkschaft unterstützt wird.
Aktuell | 13
syndicom | Nr. 10 | 25. November 2016 Mitgliederporträt
«Sie haben uns einen Teil unserer Persönlichkeit genommen» «Ich würde mich als Frau mittleren Alters bezeichnen, als Buchhändlerin, Autorin und Mutter. Und als Lorraine-Bewohnerin.» Die Frau, die sich selber so beschreibt, heisst Christina Frosio und lebt seit 17 Jahren im erwähnten Quartier im Norden Berns. Hier arbeitet die bereits preisgekrönte Kurzgeschichten- und Romanautorin auch: in der Buchhandlung Sinwel. Katrin Bärtschi anlässlich der Solothurner Lite raturtage 2011 und die Werkbei träge, die sie von Stadt (2011) und Kanton Bern (2012) erhielt. «Langsam habe ich einen Namen und werde immer öfter für Tex te angefragt.»
Wenn Buchstaben zu Farben werden Im Alter von vier Jahren zügel te Christina Frosio mit den Eltern und zwei Geschwistern von Zürich nach Münsingen, wo sie den Rest ihrer Kindheit verbrachte. Nach der obligatori schen Schulzeit, einem Welsch landjahr, drei ergänzenden Schuljahren in der Steiner-Schu le und zwei Jahren Arbeit als Holzofenbäckerin lernte sie Flo ristin, einen Beruf, den sie sechs Jahre lang ausübte. Es folgten zwei Jahre im legendären Frau enkiosk am Egge in der Läng gasse und im Restaurant Sous le Pont in der Reitschule. Christina Frosio ist Legasthe nikerin. Und Synästhetike rin. «Wenn ich handschriftlich schreibe, muss ich sehr lang sam vorgehen und gut nachle sen. Es verdreht mir die Buchsta
© MARGARETA SOMMER
Schon als junge Frau hat Chris tina Frosio das alte Lorraine bad geliebt. Und zweimal war sie im Viertel jenseits der Brü cke in jemanden verliebt gewe sen. «Deswegen gilt dem inne ren Kreis der Lorraine mein Daheimgefühl. Beim Gedanken, hier wegzumüssen, kann ich den Flüchtlingen nachfühlen, für die ich manchmal gekocht und deren Heimweh ich gespürt habe.» Christina Frosio schreibt jeden Tag. «Ja, ich bin eine Schrei bende», sinniert sie und schaut über die Aare. Bevor sie, erst 2006, mit Schreiben anfing, war sie zwar leidenschaftliche Lese rin, wusste aber nicht, dass sie auch schreiben wollte: «Ich sah mich eher als Literaturkritike rin, was ich heute nicht mehr gerne wäre. Ich will mich nicht mehr erklärend und analy tisch äussern. Und was abstrak te Begriffe wie Liebe, Glaube, Hoffnung zu fassen versuchen, möchte ich lieber indirekt durch Empfindungen ausdrücken.» Meilensteine auf dem bisherigen Weg der Autorin waren der erste Platz des Open-Net-Wettbewerbs
ben. Ich weiss noch genau, wie ich in der siebten Klasse Woff nung statt Hoffnung schrieb. Ich erkannte, dass das Wort falsch geschrieben war, konnte es aber nicht korrigieren.» Etwas aufzu schreiben, das sie noch nie gele sen hat, bewirkt ein Chrüsimüsi in ihrem Kopf. Und bereits beim Sprechenlernen sah Christina
Hausfrau – mit Lohnarbeit in der Quartierbuchhandlung
Buchtipp
Alte Bilder, neue Geschichten Wenn Stefan Keller ein Buch herausgibt, ist es immer etwas Besonderes, Überraschendes, Unkonventionelles! Auch der neuste Titel enttäuscht nicht: Wir haben ihn Kellers Sammel leidenschaft zu verdanken. Seit Jahren sucht er nämlich in Archiven, Bibliotheken und auf Flohmärkten alte Bilder, Post karten und Dokumente zusam men und ergänzt diese mit Fotos aus seinen Familienalben. Aus dieser Fülle hat er 66 «wah re Geschichten» zusammenge stellt. Auf je einer Doppelsei te zeigt er ein Bild, das er mit einer historisch-literarischen Bildlegende für die Betrachter zum Leben erweckt. All tagsgeschichten und politische Ereignis se wechseln sich ab, Schauplatz ist die Schweiz. Dabei wird der Fokus mehrheit lich auf die Boden seeregion gerichtet, wo Keller vor einem
Frosio zu jedem Laut eine Far be. Dieses Phänomen wird als Synästhesie bezeichnet. «Jedem Laut entspricht eine Farbe, und zwar immer dieselbe. Ein U zum Beispiel färbt für mich ein Wort braun.» Musik löst bei der Berner Autorin ganze Farbwellenerleb nisse aus.
guten halben Jahrhundert gebo ren wurde. Mittlerweile lebt der Historiker, Germanist und Jour nalist in Zürich und engagiert sich tatkräftig für die syndicom. Von 2005 bis 2013 war er Präsi dent des Sektors Presse und elek tronische Medien der comedia, später syndicom. Ich liebe Stefans klare, schnörkel lose Sprache. Diese ist auch bei den «Bildlegenden» Programm: Dass er dabei auf eine Einfüh rung und unnötige Erklärun gen verzichtet, macht die Quali tät des Buches aus. Denn es sind die Geschichten, die wir lesen und die uns bewegen sollen!
Mir gefallen besonders die Sei ten über Frauen, wie die mit der sozialistischen Mädchengruppe von Emmenbrücke 1915 oder über die Frauendemo mit Schne cke in Bern 1928. Ausserdem erfährt die Leser schaft, was es mit dem Restau rant Moskau in Ramsen auf sich hatte oder wie das Reisebüro SSR in den Siebzigerjahren preis günstige Busreisen organisierte. Auch Liebesgeschichten, Jäger und ein Nacktbild fehlen nicht ... Das Buch weckt die Lust, in den eigenen Bildern zu stöbern, die alten Postkarten aus dem Keller zu holen und die neuen Medien ab und zu einfach zu vergessen. Noch keine gute Geschenkidee? Der schön präsentierte Band passt bestens unter jeden Weih nachtsbaum!
Christine Hunziker ist Buchhändlerin und Museumsmitarbeiterin Stefan Keller, Bildlegenden, Rotpunktverlag 2016, 144 Seiten, ca. 29 Franken
Trotz ihrer Schwierigkeiten mit der Sprache absolvierte Chris tina Frosio dann die verkürz te Lehre als Buchhändlerin und blieb fünfzehn Jahre lang bei der ehemaligen Buchhandlung Stauffacher in Bern. Ihren Beruf liebt sie noch heute. «Ich kann aus dem Vollen schöpfen, aus der Vielfalt der lieferbaren und nur noch antiquarisch erhältli chen Bücher. Ich kann für ein
regte und wer nicht. Uns Ange stellten wurde ein Teil unse rer Persönlichkeit genommen.» Seit 2010 ist Christina Frosio deshalb in der kleinen Quartier buchhandlung tätig. Als Sprin gerin. «Ich kann lohnarbeiten, wenn es mich braucht. Denn das Einkommen meines Mannes ist gross genug, um unsere Familie zu ernähren.» So versteht Chris tina Frosio sich denn auch klar als Hausfrau. Mit viel Zeit zum Schreiben.
«Gut, die Gewerkschaft im Rücken zu wissen»
Sobald die junge Buchhändle rin ihren ersten «vollen Lohn» erhielt, trat sie der Gewerkschaft – damals noch comedia – bei. «Das machte man so. Bei Stauf facher waren fast alle dabei.» Sie erinnert sich gut an eine Veranstaltung über die Konkurrenzsitu ation im Buchhan «Letztlich sind die Geschichten del. Und sie erinnert wichtiger als die Schreibenden.» sich, wie comedia einer Kollegin half, der gekündigt wor den war. Persönlich Buch schwärmen und es weiter zog Christina Frosio die Gewerk empfehlen.» Dass Kunden sich schaft nur einmal bei: zur Über manchmal nur an eine Geschich prüfung eines Vertrags, in dem te erinnern, nicht aber an die es um ihre Rechte an einem Verfasserin, stört sie nicht. Das Text ging. Dennoch würde sie sei vielleicht der Punkt: Dass die es schlimm finden, wenn es Geschichten letztlich wichtiger die ArbeitnehmerInnenorgani sationen nicht mehr gäbe. «Wir seien als die Schreibenden. Als «der Stauffacher» im Unter leben ja in einer Abhängigkeit, nehmen Thalia aufging, war weil wir uns ernähren müssen. nicht mehr klar ersichtlich, Die Gewerkschaft hilft uns beim wer hinter dem Gebilde stand. Verständnis unserer Rechte und «Ich konnte Unzufriedenheiten der Gesetzestexte. Es ist gut zu nicht mehr deponieren, wusste wissen, dass wir sie im Rücken haben.» nicht mehr genau, wer mich auf
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syndicom | Nr. 10 | 25. November 2016
Weiterbildung
Movendo-kURSE Für wen tickt die Uhr? 8. Dezember, Basel, Bildungszentrum 21. Inhalt: Arbeitszeit, Teilzeit, Mindestarbeitszeit, Überstunden/Überzeit, Kompensation oder Entschädigung, Geltendmachung, Pikettdienst, Arbeit auf Abruf, ständige Erreichbarkeit, Home-Office und Online-Arbeit, Abgrenzung zur Freizeit. Leitung: Urs Egger (Unia). Meine Anliegen am Arbeitsplatz durchsetzen 24. und 25. Januar 2017, Langenthal, Hotel Auberge. Inhalt: Erkennen und Einschätzen von Verhandlungsspielräumen, Vorbereitung und Phasen eines Verhandlungsgesprächs, Win-win-Strategien (Harvard-Prinzipien), Techniken im Gespräch, Übungen anhand von Fallbeispielen. Referent: Roland Christen (Organisationsentwickler).
(MS Office 2013) gewinnen, einfache Internetsuche, E-Mail-Adresse einrichten, E-Mails mit Beilagen senden. Referent: Peter Schriber (Informatikcoach). Älter werden im Beruf 15. bis 16. Februar, Nottwil, Seminarhotel Sempachersee. Inhalt: Stärken und Schwächen herausarbeiten, Balance von Berufs- und Privatleben, Veränderungen planen und in Angriff nehmen, Umgang mit der eigenen Energie. Referentin: Astrid Mehr (Erwachsenenbildnerin). Excel: Aufbaukurs (MS Office 2013) 17. Februar, Bern, Computerschule. Inhalt: Hilfreiche Tastenbefehle, effiziente Datenverwaltung und -gestaltung, bedingte Formatierungen und Berechnungen, Formeln mit relativen und absoluten Bezügen, Bearbeiten mehrerer Tabellenblätter, Excel-Adressdatei für Seriendrucke mit Word. Referent: Bela Filep (Informatikcoach).
Windows 10 und MS Office 2016 für Einsteigerinnen (Word/Excel) 7. bis 9. Februar, Bern, Computerschule. Inhalt: Aufbau und grafische Benutzeroberfläche kennenlernen, Einblick in das Arbeiten mit den MS-Office-Programmen Word und Excel gewinnen. Referent: Bela Filep (Informatikcoach).
Der Weg der Frau: Wen-Do 1. und 2. März, Winterthur, Hotel-Restaurant Römertor. Inhalt: Rollenverhalten, Körpersprache, Mimik, Gestik, Sprachgebrauch, lösungsorientierte Bearbeitung von sexuellen Belästigungssituationen, verbale und körperliche Selbstbehauptung und Selbstverteidigung. Referentin: Jeanne Allemann (Wen-Do-Trainerin).
PC-Einstiegskurs für Seniorinnen und Senioren (Windows 8/MS Office 2013) 14. bis 16. Februar, Bern, Computerschule. Inhalt: Grafische Benutzeroberfläche von Windows 8 kennenlernen, Einblick in das Arbeiten mit dem MS-Office-Programm Word
Info und Anmeldung Die Kosten werden für Mitglieder im Allgemeinen von der Gewerkschaft getragen. Anmeldung online auf Movendo.ch, per Mail an info@movendo.ch oder telefonisch: 031 370 00 70.
Helias-Kurse
Animationen mit InDesign 6. und 7. März. Referent: Peter Laely. Anmeldeschluss: 14. Februar. Google Apps für Endanwender 14. März. Referent: David Uhlmann. Anmeldeschluss: 21. Februar.
Adobe InDesign für Einsteiger 17. und 18. Januar. Referent: Andreas Burkard. Anmeldeschluss: 20. Dezember. Adobe Illustrator: Einsteiger 23. Januar. Referent: Andreas Burkard. Anmeldeschluss: 3. Januar. In zwei Tagen zur eigenen Website 24. und 25. Januar. Referent: Ueli Baumgartner. Anmeldeschluss: 3. Januar. Typografie mit Adobe InDesign 27. Januar. Referent: Peter Laely. Anmeldeschluss: 10. Januar. Adobe Illustrator: Tipps & Tricks 2. Februar. Referent: Andreas Burkard. Anmeldeschluss: 17. Januar. InDesign: interaktive Dokumente und eBooks 9. und 10. Februar. Referent: Andreas Burkard. Anmeldeschluss: 24. Januar. Adobe Photoshop für Einsteiger 16. Februar. Referent: Andreas Burkard. Anmeldeschluss: 24. Januar. Mit PDF-Dokumenten erfolgreich kommunizieren 20. Februar. Referent: Beat Kipfer. Anmeldeschluss: 31. Januar. InDesign Turbo 23. und 24. Februar. Referent: Peter Laely. Anmeldeschluss: 31. Januar. Farbmanagement 1. März. Referent: Peter Laely. Anmeldeschluss: 7. Februar. Adobe InDesign für Fachleute 2. und 3. März. Referent: Andreas Burkard. Anmeldeschluss: 7. Februar.
Acrobat & PitStop 15. und 16. März. Referent: Peter Laely. Anmeldeschluss: 21. Februar. Websites erstellen mit Jimdo Teil 1 17. März. Referent: Diobe Wyss. Anmeldeschluss: 21. Februar. Websites erstellen mit Jimdo Teil 2 31. März. Referent: Diobe Wyss. Anmeldeschluss: 21. Februar. Acrobat total 23. und 24. März. Referent: Andreas Burkard. Anmeldeschluss: 28. Februar. Digitale Fotografie: Grundkurs 4. und 5. April, digital-fine-art, Hermetsch loostrasse 77, 8048 Zürich. Referent: Roberto Carbone. Anmeldeschluss: 14. März. Adobe Creative Cloud: Update 6. April. Referent: Andreas Burkard. Anmeldeschluss: 14. März. Workshop Schneiden 19. April, Schule für Gestaltung, Schänzlihalde 31, 3013 Bern. Referent: Patrick Rotzetter. Anmeldeschluss: 28. März. Erarbeiten von Ausbildungs-Grundlagen und Prüfungsbewertung Für BerufsbildnerInnen in der Printmedienverarbeitung. 21. April, Schule für Gestaltung, Schänzlihalde 31, 3013 Bern. Referent: Patrick Rotzetter. Anmeldeschluss: 28. März. Von der statischen zur responsiven Muse-Website 26. April. Referent: Ueli Baumgartner. Anmeldeschluss: 4. April. Gestalten, bis die Spannung steigt! 27. bis 29. April, Gasthof Hirschen, Thunstras se 10, 3112 Allmendingen. Referent: Alex Bär. Anmeldeschluss: 4. April. Webseiten erstellen mit Adobe Muse 27. und 28. April. Referent: Dieter Wassmer. Anmeldeschluss: 4. April.
Das syndicom-Kreuzworträtsel Zu gewinnen gibt es einen stylischen Colani-Kugelschreiber, gespendet von unserer Dienstleistungspartnerin KPT. Das Lösungswort wird in der nächsten Ausgabe zusammen mit dem Namen des Gewinners oder der Gewinnerin veröffentlicht. Lösungswort und Absender auf einer A6-Postkarte senden an: syndicom-Zeitung, Monbijoustr. 33, Postfach, 3001 Bern. Einsendeschluss: 12. Dezember 2016.
SUDOKU Die Lösung des syndicom-Sudokus aus Nr. 9 lautet: 912. Gewonnen hat: Therese Müller-Oswald aus Näfels. Sie erhält einen Hotelcard-Gutschein von unserer Dienstleistungspartnerin Hotelcard. Wir gratulieren herzlich!
Info und Anmeldung Achtung: Die Helias-Kurse finden neu – wo nicht anders angegeben – statt im PubliCollege, Kronenhalde 9d, 3400 Burgdorf. Anmeldung: Helias.ch MAZ-Kurse MAZ-Recherchetag 17 23. Januar.Leitung: Dominique Strebel, MAZ-Studienleiter. Webcode verstehen 31. Januar. Leitung: Simon Kägi, Inhaber Urukai Multimedia. Web-Video: Journalistische Formate für Web und Social Media 20. März bis 20. Juni (14 Tage). Leitung: Beat Rüdt, MAZ-Studienleiter. Info und Anmeldung: MAZ.ch
Service | 15
syndicom | Nr. 10 | 25. November 2016 Unsere Pensionierten laden ein Medien Aargau Mittwoch, 7. Dezember, 12.15 Uhr, Chlausfeier im Restaurant Viva in Aarau. Persönliche Einladungen sind verschickt worden. Anmeldungen bis spätestens 30. November an Peter Rymann (perymann@gmail.com, 056 441 44 87, 076 436 00 93). Peter Rymann
Wir nehmen Abschied
Biel-Bienne Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen. Wir laden euch herzlich ein zu unserer traditionellen «Chlouser»-Versammlung. Mittwoch, 7. Dezember, 14.30 Uhr im Restaurant Büttenberg, Geyisriedweg 63, Biel-Bienne (Bus Nr. 1, Haltestelle: Schule Geyisried). Programm: Allgemeine Informationen übermittelt von den Kollegen Fritz Schenk, Roland Gutmann, Präsident IG Pensionierte von syndicom. Anschliessend Lotto und kleiner Imbiss. Wir freuen uns auf einen geselligen Nachmittag mit möglichst vielen Kolleginnen und Kollegen. Denjenigen, welche an der Versammlung nicht teilnehmen können, wünschen wir schöne und frohe Festtage und eine gute Gesundheit im neuen Jahr. Mit freundlichen Grüssen Der Vorstand
Sektion Post Region Basel Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, es freut uns, euch alle zur letzten Sitzung dieses Jahres einladen zu dürfen. Diese findet am 5. Dezember wie gewohnt um 14.30 Uhr im Restaurant Bundesbahn, Hochstrasse 59, Basel, statt. Bedingt dadurch, dass einen Tag später der Chlaus kommt, erwarten wir auch keine Absenzen. Ganz in diesem Sinne wünschen wir euch inzwischen eine gute Zeit und freuen uns schon jetzt auf den Dezember. Für den Vorstand: Ernst Knaus, Präsident Lötschberg Post Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir treffen Wanderung uns zum Jahresabschluss am Dienstag, den Geschätzte Kolleginnen, Kollegen, die Wande- 6. Dezember, ab 11.15 im Restaurant Golf in rung vom 15. Dezember führt uns von Aesch Unterseen. Neue Kolleginnen und Kollegen nach Münchenstein ins Rest. Birseck. Wir und PartnerInnen sind herzlich willkommen. treffen uns um 13.20 Uhr Schalterhalle Basel Anmeldungen nimmt unser Präsident Markus SBB, Abfahrt des Zuges 13.37 Uhr nach Aesch Stender, Tel. 033 335 17 18, bis zum 2. 12. – oder direkt in Aesch. Abmarsch 14.00 Uhr entgegen und erteilt auch Auskunft. Wir wünnach Münchenstein, wo wir in ca. 1½ Std. schen allen Kranken gute Besserung und frooder mehr das Rest. Birseck erreichen. Es sind he Festtage. Margrit Stender alle, Kolleginnen, Kollegen der Sektoren 2 + 3 sowie Ehefrauen, PartnerInnen herzlich ein- Olten Post + Telecom geladen. Nicht-Wanderer und alle, die nicht Wir laden euch herzlich ein zur Herbstvermehr gut zu Fusse sind, kommen direkt ins sammlung (Chlaushock) am Donnerstag, 1. Restaurant, erreichbar mit Tram 10 München- Dezember, 15 Uhr im Restaurant zur Kapelle stein Dorf oder S3 bis Münchenstein Bahnhof, in Trimbach. Nach aktuellen Informationen dann ca. 5–10 Min. zum Rest. Birseck, Bahn- von der Gewerkschaft spielen wir Lotto. Nachhofstr. 6. Für Jasser ist wie immer ein Platz her offerieren wir einen Imbiss aus der Chäpreserviert. Ich hoffe auf eine grosse Wander- peliküche. Wir freuen uns auf ein zahlreiches schar. Euer Wanderleiter Othmar Erscheinen. Der Vorstand wünscht allen kranken KollegInnen baldige Genesung. Für den Gruppe Telecom Region Basel Vorstand Joe Vonarburg Einladung zum Hock (Mandarinli) am Dienstag, 29. November, 14.30 Uhr im Rest. Bun- Post + Swisscom Winterthur desbahn, Hochstrasse 59, Basel. Orientierung Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir laden und Mitsprache der pensionierten Mitglieder euch herzlich ein zum Klaushock mit Mittagist uns wichtig. Darum hoffen wir, dass viele essen am 8. Dezember um 12 Uhr ins Hotel Kolleginnen und Kollegen ins Bundesbähnli Wartmann. Die Anmeldungen wurden persönkommen. Der «Niggi-Näggi» wird uns einen lich verteilt oder zugestellt. Die Versammlung Besuch abstatten. Bitte anmelden bei: voegt- beginnt um ca. 14 Uhr. Wir hoffen auf eine rege li_lex@bluewin.ch oder 079 346 76 64, damit Beteiligung. Allen, die aus gesundheitlichen alle vom «Niggi-Näggi» ein Seckli erhalten. Gründen nicht bei uns sein können, wünschen Den kranken und verunfallten Kolleginnen wir von Herzen gute Besserung und hoffen auf und Kollegen wünschen wir gute Genesung ein baldiges Wiedersehen. Neu pensionierte und alles Gute. Freundlich ladet ein, für den Kolleginnen und Kollegen sowie schon länger Vorstand: Alex Vögtli Pensionierte sind immer herzlich willkommen. Hanspeter Stauch syndicom Bern Unser grosses Weihnachtsessen mit Lotto fin- syndicom St. Gallen (Medien) det statt am 29. November um 15 Uhr im Hotel Das prov. Programm für 2017 sieht wie folgt Bern, Volkshaus 1914. Alle sind herzlich will- aus: Freitag, 24. Februar: Jahresversammkommen! Roland Gutmann lung, Rest. Dufour, St. Gallen; Mittwoch, 19. April: Besichtigung Stadttheater St. Gallen; Bern Post/Swisscom Dienstag, 13. Juni, Unterwegs im Norden von Geschätzte Kolleginnen und Kollegen. Unsere St. Gallen; Dienstag, 3. Oktober: Von Staad letzte Monatsversammlung in diesem Jahr fin- zum Altenrhein; und am Freitag, 8. Dezember: det am Donnerstag, 1. Dezember, um 15 Uhr Weihnachtsessen im Rest. Papagei, St. Gallen. im Restaurant Mappamondo, Länggassstras Im Weiteren findet wie bisher an jedem ersse 44, Bern, statt. Wir spielen wieder unser ten Donnerstag im Monat von 14 bis 16 Uhr bewährtes Lotto. Kassier Fredy Kircher wird die Zusammenkunft im Rest. Papagei an der uns mit wunderbaren Preisen überraschen. Hinteren Laube 4 in St. Gallen statt. Die Weihnachtszeit beginnen wir mit Weih- Fritz Heinze nachtsgüetzi von unserem Hausbeck Werner Bracher. Er bringt seine traditionellen S äckli Postpersonal St. Gallen zu 500 g und 1 kg mit. Vergesst nicht, eure und Umgebung Personalgutscheine bis Ende Jahr einzulö- Am Dienstag, den 6. Dezember, findet in der sen. Geniesst die frohen Weihnachtstage und Krone Gais um 10 Uhr die Weihnachtsvereinen ruhigen Ausklang des alten Jahres. Der sammlung statt, wofür ich alle recht herzlich Vorstand wünscht euch viele sonnige Tage und einlade. Nach Schluss der Versammlung Weihgute Gesundheit im neuen Jahr. Mit freundli- nachtsapero im weihnächtlichen Ambiente, chen Grüssen Beat Thierstein anschliessend werden wir gemeinsam das Mit-
tagessen zu uns nehmen. Am Nachmittag wird uns unser allseits umseitiger Hoffotograf Bilder von der Wanderung zeigen sowie vom Ausflug ins Sertigtal. Unser Jahrhundertmusiker Erwin Stixenberger wird die Weihnachtsfeier in gewohnter Weise musikalisch umrunden. Im Namen des Vorstandes Kaspar Gallati Zofingen Medien Am 2. Dezember findet unsere letzte Wanderung in diesem Jahr statt. Per SBB fahren wir um 13.48 Uhr ab Bahnhof Zofingen bis Safenwil. Wanderung: Rondo, dann Richtung Haltestelle Striegel über die Autobahnbrücke ins Restaurant St. Viktor in Walterswil. Eure Wanderkollegen Fred und Paul Zürich Medien Wir laden euch herzlich zu unserem traditionellen Jahresschluss ein. Wir treffen uns im Restaurant Zeughaushof (Zeughaus 2), Kanonengasse 20. Achtung: diesmal am Montag, 12. Dezember, um 15 Uhr. Herr Meli zeigt uns wieder eine sehenswerte Diashow, worauf wir uns freuen können. Anschliessend wird uns ein warmes Essen serviert und es bleibt genug Zeit, uns zu unterhalten. Anmeldeschluss: Sonntag, 4. Dezember. Anmeldungen an Ruth Brunner, Zelgstrasse 33, 8003 Zürich, Tel.044 461 12 95 oder brunnerruth@gmx.ch. Ruth Brunner Postveteranen Zürich Unsere nächste Versammlung findet am Donnerstag, 8. Dezember, 14.30 Uhr im Volkshaus Zürich statt. Wir treffen uns zu einem gemütlichen Hock, um Rück- und Ausschau zu halten. Die Kapelle Hans Blöchlinger wird uns musikalisch begleiten. Wir wünschen allen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein können, gute Besserung. Mit freundlichen Grüssen Der Vorstand Impressum
syndicom-Zeitung Chefredaktion: Nina Scheu Redaktion: Nick Manouk Tel. 058 817 18 18, redaktion@syndicom.ch Layout: Katja Leudolph Lektorat: Ulrike Krüger Adressänderungen: syndicom-Adressverwaltung Monbijoustrasse 33 Postfach, 3001 Bern Tel. 058 817 18 18 Fax 058 817 18 17 Inserate: sekretariatspool@syndicom.ch Druck: Ringier Print Ebikonerstrasse 75 6043 Adligenswil Verlegerin: syndicom – Gewerkschaft Medien und K ommunikation «syndicom» erscheint 11 Mal im Jahr 2016. Ausgabe Nr. 11/16 erscheint am 23. Dezember. Redaktionsschluss: 5. Dezember.
Verena Aebischer, Sektion Region Basel, 89 Jahre, Mitglied seit 1997. Riccardo Bet ti, Sektion Zürich Telecom, 78 Jahre, Mitglied seit 1967. Karl Binggeli, Sektion Bern Postpersonal, 84 Jahre, Mitglied seit 1949. Fridolin Broger, Sektion Zürich Logistik, 92 Jahre, Mitglied seit 1950. Reto Caluori, Rhätia, 87 Jahre, Mitglied seit 1950. Bernhard Christen, Sektion Olten/ Solothurn, 68 Jahre, Mitglied seit 1971. Erwin Eberhard, Sektion Region Basel, 87 Jahre, Mitglied seit 1948. Hans Eberhard, Sektion Lötschberg Post, 72 Jahre, Mitglied seit 1962. Hans Forster, Rhätia, 95 Jahre, Mitglied seit 1948. Heidi Frei, Sektion Thurgau Post, 61 Jahre, Mitglied seit 1999. Paul Hagen-Albert, Sektion Region Basel, 73 Jahre, Mitglied seit 1961. Kurt Haller, Sektion Aargau, 78 Jahre, Mitglied seit 1966. Theo Hasler, Sektion Schaffhausen Post, 92 Jahre, Mitglied seit 2000. August Hauser, Sektion Zürich Telecom, 93 Jahre, Mitglied seit 1948. Wilhelm Kamber, Sektion Region Basel, 88 Jahre, Mitglied seit 1960. Ot to Kleeb, Sektion Emmental-Oberaargau Post, 85 Jahre, Mitglied seit 1964. Alfred Lischer, Sektion Aargau, 74 Jahre, Mitglied seit 1961. Heinz Lüönd, Sektion GIV Zürich/Ostschweiz, 81 Jahre, Mitglied seit 1954. Hans Lüscher, Sektion Zürich Logistik, 82 Jahre, Mitglied seit 1954. Jakob Naef, Sektion Bern Postpersonal, 92 Jahre, Mitglied seit 1947. Erwin Rohner, Sektion Zürich Logistik, 91 Jahre, Mitglied seit 1999. Gertrud Ruef, Sektion Zürich Logistik, 87 Jahre, Mitglied seit 1999. Gerhard Schleif, Sektion Region Basel, 76 Jahre, Mitglied seit 1964. Maria Soto, Sektion Zürich Logistik, 52 Jahre, Mitglied seit 2009. Gérald Sot taz, Sektion Fribourg, 50 Jahre, Mitglied seit 2002. Ernst Stahel, Sektion Zürich Logistik, 73 Jahre, Mitglied seit 1999. Hans Stofer, Sektion Bern, 93 Jahre, Mitglied seit 1950. Hansueli Vogelsanger, Sektion Zürich Logistik, 84 Jahre, Mitglied seit 1953. Paul Zangger, Sektion Zürich Sektor Logistik, 94 Jahre, Mitglied seit 1999. René Zwahlen, Sektion Biel/Bienne, 87 Jahre, Mitglied seit 1959.
Erscheinungsdaten 2017 der syndicom-zeitung Nr. Redaktionsschluss Erscheint 1 Montag, 16. Januar Freitag, 3. Februar 2 Montag, 20. Februar Freitag, 10. März 3 Freitag, 25. März Donnerstag, 13. April 4 Montag, 1. Mai Freitag, 19. Mai 5 Dienstag, 6. Juni Freitag, 23. Juni 6 Montag, 4. September Montag, 25. September 7 Montag, 16. Oktober Montag, 6. November 8 Montag, 27. November Montag, 18. Dezember.
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syndicom | Nr. 10 | 25. November 2016
«Reclaim Democracy»
Wir können die Demokratie zurückgewinnen Wie können wir Demokratie und Menschenrechte gegen die Ökonomisierung von Politik und Gesellschaft sowie gegen den aufkommenden Rassismus stark machen? Über diese Frage wird vom 2. bis 4. Februar in Basel am gross angelegten Kongress «Reclaim Democracy» diskutiert. Beat Ringger* Im neoliberalen Taumel der 1990er-Jahre haben nicht nur die bürgerlichen, son dern auch viele linke Kräfte ihren Kom pass verloren. Der Zerfall des Realsozialis mus ging einher mit einer schleichenden Anpassung der Linken an die neoliberale Agenda. Auf der Strecke blieben der Wille zur Gestaltung gesellschaftlicher Verhält nisse und der Optimismus der Emanzipa tion. Dieser emanzipatorische Optimis mus ist jedoch das «Salz der Erde». Fehlt es, dann wird linke Politik zu einem zähen, uninspirierten Geschäft und läuft Gefahr, nur beim Vollzug herrschender Interessen mitzuhelfen.
Gestaltend mitwirken Seit den globalisierungskritischen Bewe gungen der Jahrtausendwende, und ver mehrt seit der Finanzkrise 2008, gewinnt auf linker Seite der Wille wieder an Boden, gestaltend zu wirken und aufs gesellschaftliche Ganze zu zielen. In die sen Kontext reiht sich der Kongress Rec laim Democracy ein. In einem breiten lin ken Spektrum soll diskutiert werden, wie der emanzipatorische Optimismus mit der Forderung einer umfassenden Demo kratisierung gesellschaftlicher Verhält nisse verbunden werden kann.
Das Denknetz Das Denknetz wurde 2004 als unabhängiger Verein gegründet. Die «Denkfabrik» zählt 1150 Einzelmitglieder und eine Reihe von Kollektivmitgliedern (u. a. syndicom, Solidar Suisse, SP Schweiz, SGB, Unia, VPOD, SEV, Juso). Das Denknetz ist den Grundwerten von Freiheit, Gleichheit und Solidarität verpflichtet. Es befürwortet die Demokratie in allen relevanten gesellschaftlichen Prozessen, auch bei Entscheiden über die Verwendung ökonomischer Ressourcen. Im Kern befasst es sich mit Grundfragen der Wirtschafts-, Sozial- und Arbeitspolitik und bezieht dabei vernetzte Themen wie Bildung, Umwelt und Migration mit ein. Auch Care, Gender fragen und globale Aspekte sind Transversalthemen, die überall mit auftauchen. Das Denknetz will zu Emanzipation, Befreiung, sozialer Gerechtigkeit und Nach haltigkeit beitragen. Es will sozialkritische Diskursnetze aufbauen und dabei Leute zusammenführen: Leute aus Forschung und Lehre mit AkteurInnen aus NGO, Gewerkschaften, Parteien und der gesellschaftlichen Praxis. Die Impulse, die das Denknetz vermittelt, müssen von anderen in die politische Auseinandersetzung getragen werden. Das Denknetz will eine offene Plattform sein. Es organisiert Workshops und Ver anstaltungen, entwickelt Thesen, Konzepte und Reformvorschläge, publiziert. Nach 10 Jahren Denknetz kam 2014 die Streitschrift «Die überflüssige Schweiz» heraus – die Beschreibung eines Landes, das vergeblich versucht, sich als «neutraler Super-Kleinstaat» zu gerieren und Anspruch auf ausserordentliche globale Privilegien erhebt. Abschottung, Entsolidarisierung und rückwärtsgewandte Mythen bieten keine positiven Lebensperspektiven. Im Gegenteil: Die Schweiz wird mit einer solchen Politik zunehmend überflüssig. (red) Das Buch von 128 Seiten ist auf Denknetz.ch gratis zu lesen.
Lieber Vielfalt als «Leitkultur» Das ist umso drängender, als die nationa listische Rechte das durch den neolibera len Nihilismus entstandene Vakuum mit reaktionären «Visionen» füllt und dabei den Demokratiebegriff kulturalistisch resp. völkisch aufzuladen und autoritär zu wenden versucht. Demokratie bedeu
Kontroverse Verhandlungen Demokratie heisst auch Auseinanderset zung: Am Kongress «Reclaim Democracy» wird es um kontroverse Themen gehen, um die Forderung nach globaler Nieder lassungsfreiheit und ihrer Bedeutung in der Alltagspolitik etwa. Wir hoffen, dass der Kongress wichti ge aktuelle gesellschaftliche Entwicklun gen abbildet und von ihm gleichzeitig neue Impulse ausgehen werden. Damit dies erreicht werden kann, damit Re claim Democracy als politische Tonspur auch gehört wird und Wirkung entfaltet, braucht es eine breite Beteiligung. Wir zählen und freuen uns auf Ihre, auf dei ne Teilnahme!
Wir wollen gehört werden ∙ Zur Demokratie gehören freie Gewerkschaften, öffentliche Demonstrationen.
Für Freiheit, Frieden, menschenrechte und soziale Gerechtigkeit Der Kongress «Reclaim Democracy» findet vom vom 2. bis 4. Februar 2017 an der Uni Basel statt. Den Kern der Tagung bilden die vier Plenarveranstaltungen: Zum Thema «Demokratie und Buen Vivir» hält Alberto Acosta, früherer Präsident der verfassunggebenden Versammlung Ecuadors, das Eingangsreferat. Srećko Horvat, kroatischer Philosoph, und die Wiener Politologie-Professorin Birgit Sauer sprechen am zweiten Plenum zum Thema «Europa und die Demokratie des Alltags». Gurminder Bhambra, Professorin für Soziologie an der Universiät von Warwick (UK), hält ihre Keynote zu «Rassismus, Nationalismus, Demokratie». Das vierte Konferenzthema «Demokratie, Bewegung, Partei» wird bestritten von Jodi Dean, Professorin für Politik in Geneva, New York. An der anschliessenden Diskussionsrunde nehmen unter anderem Avji Simorglu, Cédric Wermuth und Spyros Marchetos teil. Der Kongress bietet ausserdem vierzig Ateliers und Seminare zu Themen wie Unmündige Arbeit; Markt, Komplexität, Populismus; Tumult als Garant von Demokratie; Freihandelsabkommen; Wirtschaftsdemokratie; Expertokratie; Demokratie an der Schule; Big Pharma; Ungleichheit, Finanzmärkte und Demokratie; Globale Niederlassungsfreiheit; Urban Citizenship; Beteiligung von Benachteiligten; Demokratie und Medien. Tickets sind ab sofort erhältlich: Der Dreitagespass kostet im Vorverkauf 100 Franken (40 Franken für Nicht- oder Geringverdienende), an der Tageskasse 50 Franken pro Tag. Anmeldung und mehr Informationen unter www.reclaim-democracy.org.
tet dann plötzlich Ausschluss statt Inklu sion, Leitkultur statt Vielfalt, Führerkult statt Partizipation und Emanzipation.
Runter vom Kriegspfad Demgegenüber will der Kongress mit Nachdruck deutlich machen, dass Demo kratie und Menschenrechte untrennbar verbunden sind, nationalistische «Demo kratie»-Konzepte hingegen zu autoritä ren Regimes führen, zu Hass, Hetze und letztlich zu Kriegstreiberei. Demokratie kann nur als Emanzipation, als ständiges Bemühen um Befreiung gelingen. Sie ist internationalistisch und solidarisch zu denken. Und sie kann sich nur festigen, wenn sie alle gesellschaftlichen Bereiche erfasst, auch die Wirtschaft.
* Beat Ringger ist geschäftsleitender Sekretär von Denknetz. «Reclaim Democracy» wird veranstaltet vom Denknetz, dem Basler Uni-Institut für Soziologie und einer Vielzahl von weiteren Gruppierungen. Auch die Gewerkschaft syndicom unterstützt die Veranstaltung.
Workshops zur Medienpolitik Im Rahmen des Kongresses sind am Freitag, 3. Februar, auch zwei Workshops geplant, die sich intensiv mit der Situation in den Medien beschäftigen – und mit möglichen Zukunfts‑ szenarien. Unter dem Titel «Medien und Demokratie» geht es am Morgen um Kommerzialisierung und Krise der Medien: Werbung und Nutzer wandern ab zu Suchmaschinen und Social Media. Was heisst das für die Produktion von Journalismus? Und was sind die Folgen für die Demokratie? Das Seminar behandelt theoretische Grundlagen und formuliert medienpolitische Auswege aus der Krise. (Mit: Werner A. Meier, AG für Kommunikationsforschung und -beratung AGK; Manuel Puppis, Universität Fribourg). Am Nachmittag sucht die «Linke Medienoffensive» die Diskussion. Ausgehend von den Überlegungen am Morgen werden Strategien zum Auf- und Ausbau alternativer Medien besprochen, die darauf zielen, der neoliberalisierten Medienlandschaft eine wirklich demokratische Öffentlichkeit entgegenzustellen. Es braucht Inputs von medienpolitisch Aktiven und eine Diskussion um Chancen und Probleme einer linken Medienoffensive. (Mit: Roman Berger, ehem. «Tages-Anzeiger», «Journal 21», syndicom; Dolores Zoé Bertschinger, «RosaRot», «Widerspruch»; Léa Burger, «RosaRot», «Neue Wege», Medien für Alle, «Project R»; Werner A. Meier, AG für Kommunikationsforschung und -beratung AGK). Leseempfehlung zum Thema: J. Aebi/K. Surber: «Nicht die Form der Medien ist entscheidend, sondern die des Journalismus» (in «Widerspruch» 67).