Extrablatt Tag der Frau 2015

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Extrablatt Tag der Frau 2015

Gewerkschaft Medien und Kommunikation Interessengruppe Frauen www.syndicom.ch

Frauen in der Gewerkschaft

Lohngleichheit

Das verfassungsmässige Recht auf gleichen Lohn endlich umsetzen  Seite 2

Wet tbewerb zur Gleichstellung

syndicom kämpft für die Anliegen der Frauen  Seite 3

Unser Quiz für wachsame LeserInnen und die Chance, tolle Preise zu gewinnen  Seite 4

grosse demo für gleichstellung auf dem bundesplatz

Am 7. März 2015 alle nach Bern

Das Thema Lohngleichheit kann einen langweilen. Seit 33 Jahren ist in der Bundesverfassung verankert, dass Frauen für gleich­ wertige Arbeit den gleichen Lohn bekommen müssen wie ihre männlichen Kollegen. Eine Selbstverständlichkeit ei­gentlich! Fakt ist: Auch heute verdienen Frauen rund 20 Prozent weniger als Männer. Damit werden den Frauen 7,7 Milliarden Franken jährlich unterschlagen. Dies wird alljährlich wiederkehrend bedauert und zerredet. Ändern tut sich aber nichts. Neuerdings gibt es für diese illegale Situation aber ganz neue Erklärungsansätze von Seiten der Arbeitgeber. So liess Arbeitgeber-Chef Müller im Frühling verlauten, die Lohndifferenz sei auf die innere Einstellung der Frauen zurückzuführen. Sie seien nicht bereit, höhere Anstrengungen auf sich zu nehmen. Mit anderen Worten, die Frauen sind einfach zu faul und verdienen deshalb verdientermassen weniger. Zeigen wir diesen Herren, dass wir unbequem sein können. Zeigen wir es ihnen mit einem Grossaufmarsch in Bern am 7. März.

Im bundesrätlichen Abbaupaket zur Altersreform 2020 wird die Gleichstellung hingegen ganz anders ausgelegt. Wenn die Frauen schon ein Leben lang weniger verdienen, den Hauptanteil der unbezahlten Arbeit leisten und dann auch noch die Frechheit haben, älter zu werden als die Männer, sollte ihnen doch wenigstens das Rentenalter erhöht werden. Das ist Gerechtigkeit, die sich erklären lässt. Mit der sofortigen Erhöhung des Rentenalters werden die Renten der Frauen um 1,1 Mrd. pro Jahr gekürzt. Dies ist aber nur einer der Abbauschritte in diesem Paket. Der Umwandlungssatz der Pensionskassenrenten soll von 6,8 auf 6 Prozent gesenkt werden. Dies dann auch bei den Männern. Das Ganze will man durch die Erhöhung von Lohnabzügen und Mehrwertsteuer ausgleichen. Der Bund will sich zudem aus der Finanzierung der AHV weitgehend zurückziehen, just in dem Moment, da die AHV aufgrund der demografischen Entwicklung mehr Geld braucht.

Wir wollen mehr – und zwar jetzt! Wenn wir am 7. März zahlreich auf dem Bundesplatz demonstrieren, machen wir klar, dass die Gewerkschaften keine Kürzungen bei der AHV akzeptieren. Diese Demo geht nicht nur die Frauen etwas an. Wenn wir es schaffen, den Bundesplatz zu füllen, ist es ein starkes Zeichen dafür, dass die Gewerkschaften kämpfen: • Für gerechte Löhne. • Für eine starke AHV. • Für eine partnerschaftliche Verteilung der unbezahlten Arbeit zwischen Männern und Frauen.

© Archiv s yndicom

rentenklau in milliardenhöhe

Gemeinsam an die Frauendemo in Bern • Die Gleichstellung soll endlich umgesetzt werden.

INTERVIEW MIT syndicom-mitglied Angela Kindlimann

Die Möglichkeit haben, das Leben selbst zu gestalten Ob im gewerkschaftlichen Branchenvorstand der BuchhändlerInnen oder als Vize-Präsidentin in der Frauenkommission, Angela Kindlimann ist engagiert bei dem, was sie macht.

Deshalb rufe ich euch alle auf, am 7. März 2015 nach Bern zu kommen.

Du bist ein sehr aktives Mitglied. Wie­ so setzt du dich speziell für Gleichstel­ lung ein?

Bernadette Häfliger Berger, Vizepräsidentin syndicom Treffpunkt : 7. März 2015, 13.30 Uhr auf der Schützenmatte in Bern. Abschlusskundgebung auf dem Bundesplatz.

anmeldung und Info zur demO: www.syndicom.ch ∕ 7maerz

Angela Kindlimann Buchhändlerin

Es betrifft mich direkt. Ich bin 29 Jahre alt, arbeite als Verlagsvertreterin und bin in meinem Arbeitsumfeld vor allem von Herren im Alter mei-

nes Vaters umgeben. Ich erlebe viel Diskriminierung. Das ist ein grosser Ansporn, mich zu engagieren. In der Gewerkschaft bin ich Vize-Präsidentin IG Frauen und generell immer überall dabei. Ich habe die Kapazität und die Möglichkeit, mich um solche Dinge zu kümmern. Darum habe ich auch eine gewisse Verpflichtung der Gesellschaft gegenüber.

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Der lange Weg zur Lohngleichheit

cartoon von bénédicte

Energieschub für Gleichstellung

Seit 1981 haben Frauen laut dem Verfassungsartikel 8 Anrecht auf gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit. Das Gleichstellungsgesetz von 1996 sollte für die Umsetzung dieses Artikels sorgen. Trotzdem warten die Frauen nach wie vor darauf: Der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern liegt seit Jahren relativ stabil bei rund 20 Prozent. Obwohl nicht der ganze Lohnunterschied als diskriminierend bewertet werden kann – ca. drei Fünftel lassen sich durch Faktoren wie Ausbildung, Erwerbsunterbrüche und Erwerbs­ pensum erklären, bleibt er ungerecht. Erwerbsunterbrüche und Teilzeitpensen von Frauen lassen sich häufig damit erklären, dass sie den grössten Teil der unbezahlten Arbeit übernehmen. Sie verzichten zugunsten von Kinderbetreuung, Hausarbeit und Pflege auf Karrieremöglichkeiten und müssen zusätzlich Lohneinbussen in Kauf nehmen. Zwei Fünftel der Lohnungleichheit lassen sich aber auch damit nicht erklären: Eine Frau verdient, einzig weil sie eine Frau ist, im Schnitt 8,7 Prozent weniger als ein Mann mit gleicher Qualifikation und gleicher Arbeit. Das ist ganz klar Lohndiskriminierung.

Freiwillig genügt nicht mehr Auch der freiwillige Lohngleichheitsdialog konnte an den verfassungswidrigen Zuständen nichts ändern: Statt den a­ n­gepeilten 100 Unternehmen haben gerade mal 50 teilgenommen – diese Massnahme muss als gescheitert bezeichnet werden. Trotzdem setzen Wirtschaft und Arbeitgeber nach wie vor auf freiwillige Massnahmen und wehren sich mit Händen und Füssen gegen bessere Regeln. Dies ist

© SGB

Trotz einem Gleichstellungs­ gesetz erhalten Frauen in der Schweiz noch immer einen tieferen Lohn als ihre männ­ lichen Arbeitskollegen. Die Lohnungleichheit als ewiges Problem – das soll sich endlich ändern. Regula Bühlmann*

Powerriegel für die letzte meile • Die SGB-Frauen unterstützen die Vorschläge von Bundesrätin Simonetta Sommaruga.

besorgniserregend: Gesetze müssen befolgt werden; Wer das Gleichstellungsgesetz als freiwillig hinstellt, tritt den Rechtsstaat mit Füssen. Der Bund sollte sich viel mehr für die Einhaltung des Gleichstellungsgesetzes engagieren. Die von Bundesrätin Sommaruga vorgeschlagene Behörde zur Lohngleichheitskontrolle ist ein erster Schritt dazu. Der «Grundsatz», dass über Löhne nicht gesprochen wird, gilt dann nicht mehr: Das Ergebnis ihrer Analysen soll jährlich publiziert werden, allerdings ohne das genaue Ausmass eines festgestellten Lohnunterschieds.

ge der Erwerbsausfall von Männern finanziell grössere Einbussen zur Folge hat als derjenige von Frauen, wird sich an der ungleichen Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit nichts ändern. 2010 haben Frauen unbezahlte Betreuungs­ arbeit für Kinder und Kranke (insgesamt ist es viel mehr) im Wert von 69 Mrd. Franken geleistet – dies ist fast das Vierfache von dem, was Bund, Kantone und Gemeinden im selben Jahr an direkten Unternehmenssteuern eingenommen haben. Die Ökonomin Mascha Madörin, die diese Zahlen zusammengetragen hat, spricht hier berechtigterweise von einer Realsteuer, die Frauen Jahr für Jahr leisten.

Die Gratisarbeit der Frauen Das Ungleichgewicht zwischen Frauenund Männerlöhnen hat weitreichende Folgen für die Chancengleichheit: Solan-

An der Demo vom 7. März setzen sie gemeinsam mit vielen Frauenorganisationen ein lautes Zeichen. Das Engagement der Gewerkschaften geht aber noch weiter: Frauen sind in den Tieflohnbranchen (Gastgewerbe, Betreuung, Detailhandel), wo keine Gesamtarbeitsverträge für faire Mindestlöhne sorgen, überdurchschnittlich vertreten. Viele von ihnen gehören zu den Working Poor. Ein GAV, der Mindestlöhne festsetzt, kann nachweislich den Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern verringern. Packen wir es an!

* Zentralsekretärin Gleichstellungspolitik beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB)

Die Gewerkschaft für Frauen Gleichstellung ist in vielen Unternehmen und Branchen noch immer nicht Realität. Damit sich das ändert, braucht es eine Gewerkschaft, welche sich auch für mehr Rechte und Gerechtigkeit für Frauen stark macht.

Zum Beispiel so:

An vorderster Front gegen die Lohnungleichheit kämpfen die Gewerkschaften.

• Bei der Post haben wir einen Ausbau der Massnahmen für die

Kinderbetreuung erreicht. • Bei Swisscom stellen wir die Vereinbarkeit von Beruf und Familie

ins Zentrum der nächsten GAV-Verhandlungen. • Im Buchhandel haben wir mit dem neuen GAV Orell Füssli ∕

Fortsetzung von Seite 1 Welche Ziele verfolgst du mit deinem ge­ werkschaftlichen Engagement? Das sind nicht nur gewerkschaftliche, sondern gesellschaftliche Ziele. Wenn wir wirklich alle die Gleichstellung möchten, wieso haben wir sie nicht? Zum Beispiel bemühe ich mich, dass wir bei syndicom die Leute für die Lohntransparenz sensibilisieren. Aus feministischer Sicht möchte ich das «miefige» Image des Feminismus wegbringen. Es gibt sicher Frauen, die mitunter recht hart werden können; und ich nehme mich da auch nicht ganz aus.

Wie hältst du es privat mit der Gleichstel­ lung? Auch im Freundeskreis bin ich aktiv, es nervt auch mal ein paar Freunde, dass ich auf Kleinigkeiten beharre. Es ist wichtig,

dass man Ärztin und Architektin sagt und nicht die männliche Form nimmt. Abgesehen natürlich von der Diskriminierung am Arbeitsplatz, würde ich sagen, ich lebe gleichgestellt.

«Ich habe die Kapazität, mich zu engagieren, und darum auch eine gewisse Verpflichtung.» Wo erlebst du Diskriminierung? Ich kenne das Lohnsystem bei uns im Unternehmen und weiss, dass ich finanziell gleichgestellt bin. Aber kürzlich war ich in Deutschland an einer Konferenz. Da hat der Vertriebsleiter mich in dieser Runde als die Assistentin meines Vorgesetzten vorgestellt, das hätte er bei einem

Mann nicht getan. Ich mache die gleiche Arbeit wie mein Chef.

Was kann Gleichstellung bewirken? Für mich bedeutet Gleichstellung, dass jede Frau und jeder Mann die Möglichkeit hat, ihr Leben so zu gestalten, wie sie oder er will. Das heisst, wenn eine Frau gerne im klassischen Modell leben möchte, soll sie das dürfen. Das ist mir sehr wichtig. Andererseits sollen auch Männer Teilzeit arbeiten können und sich für die Familie engagieren dürfen.

Interview: Tamara Gerber

Frauen müssen für sich einstehen Du bist ja auch Vorgesetzte. Was kannst du in deiner Position für die Gleichstellung machen?

Das Thema Gleichstellung ist für syndicom ein wichtiges Thema und hat Einfluss auf die gewerkschafts- und branchenpolitischen Aktivitäten der gesamten Organisation. Rund ein Drittel unserer Mitglieder sind Frauen. Zusammen mit ihnen engagiert sich syndicom für gleiche Löhne für gleiche Arbeit, für gleiche Chancen und für die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Auf nach Bern

INTERVIEW MIT syndicom-mitglied Angela Kindlimann

Interview mit syndicom-Mitglied Dolkar Hofmann

Thalia gerade die Arbeitsbedingungen von vielen Frauen verbessern können. • In der Druckindustrie verhelfen die erreichten Mindestlöhne vor allem den schlechter verdienenden Frauen zu einem besseren Einkommen. • Die Frauenkommission syndicom beteiligt sich aktiv an politischen Diskussionen und Vernehmlassungen zum Thema Gleichstellung und organisiert Bildungsveranstaltungen in diesem Bereich.

Gleichstellung braucht deinen Einsatz und du brauchst eine aktive Gewerkschaft. Willst du mehr über unser Engagement erfahren? Möchtest du Mitglied werden? kontakt Angela Zihler, Zentralsekretärin Frauen frauen@syndicom.ch

Dolkar Hofmann Leiterin Service Desk, Mitglied im syndicom-Firmenvorstand Swisscom Schweiz und im Stiftungsrat der Pensionskasse comPlan Frauen müssen gleiche Chancen haben wie Männer. Dolkar Hofmann findet aber auch, die Frauen sollten mehr Eigeninitiative zeigen. Was bedeutet für dich Gleichstel­ lung? Bei Gleichstellung denke ich direkt daran, dass jeder Mensch die gleichen Chance haben soll. Aber man muss sie auch packen. Wir haben «Operation Manager», von denen sind nur zwei Frauen. Die anderen wollen gar nicht mehr Kompetenzen wahrnehmen und sagen, wie es läuft. Sie wollen sich nicht exponieren.

Wenn wir bei uns junge Frauen haben, die Mutter werden und ihren Job behalten wollen, unterstütze ich das sehr. Da kannst du Teilzeit arbeiten. Nur weil man Mutter ist, darf die Türe nicht zu sein.

Frauen sind immer noch eine Sel­ tenheit in Führungspositionen. Was denkst du, wie wirst du als Frau hier wahrgenommen? Ich bin seit über 17 Jahren bei Swisscom und kenne sehr viele Leute. Ich werde als Person ernst genommen. Wenn ein Leadership-Anlass stattfindet, kann man die Frauen an einer Hand abzählen. Es gibt schon deutlich weniger Frauen in der Branche. Ich habe jedoch nicht das Gefühl, dass mir als Frau Steine in den Weg gelegt werden.

Was empfiehlst du Frauen, um ge­ genüber den männlichen Arbeits­ kollegen aufzuholen? Ich denke, heute läuft vieles über Networking, da sollte man bewusster mitmachen. Und man muss sich anpreisen. Aber wenn

man nichts sagt, kann man nicht darauf warten, bis einen die Leute fragen, ob man Lust hat, sich beruflich neu zu orientieren, oder mehr Lohn möchte. Man

«Ich kann doch nicht warten, bis mich jemand fördert.» muss hinstehen und für die eigenen Leistungen einstehen. Ja, man muss Eigeninitiative zeigen. Das A und O ist, dass man nicht auf der Warteposition bleibt.

Also denkst du, dass die Frauen selber zu wenig aktiv werden? Manchmal könnten die Frauen ein bisschen mutiger sein und sich mehr trauen. Männer sagen selbstsicher: «Kein Problem, das kann ich», «Ich bin der Beste!». Und ob sie es jetzt können oder nicht, sie bewerben sich auf die Stellen. Wohingegen Frauen sich fragen, ob sie der Aufgabe wirklich gewachsen sind. Aber ich muss den ersten Schritt machen und sagen «Hei, da bin i und i ha Bock druf».

Interview: Tamara Gerber


4 | Extrablatt Tag der Frau 2015 Interview mit syndicom-Mitglied Roland Lamprecht

Für Gleichstellung muss Mann sich bewegen Roland Lamprecht Verkaufsingenieur E-Services bei PostFinance und syndicomDelegierter Nicht nur Frauen tragen zur Gleichstellung bei, auch Männer haben ihren Part. Ein Mann, der das ernst nimmt, ist Roland Lamprecht. Wie bringst du Familie und Beruf zusammen? Ziemlich einfach: mit Schlafmangel. Jeden Mittwochnachmittag bin ich zu Hause und kümmere mich nur um mein 2½-jähriges Kind. Zur Kompensation arbeite ich abends etwas länger, wenn er schon im Bett ist. Nächstes Jahr nehme ich unbezahlte Ferien, damit ich auch meinem zweiten Kind gerecht werden kann. Ich hätte gerne reduziert, doch dann hätte ich meine Position nicht behalten können. Ganz am

Anfang habe ich das überlegt, doch ich mache meinen Job zu gerne. Meine Frau unterstützt mich dabei, aber meine Hobbys musste ich zurückstecken.

Was bedeutet für dich Gleichstel­ lung? Beide Geschlechter dürfen und müssen die gleiche Verantwortung haben. Ich hätte mich extrem zurückgesetzt gefühlt, wenn ich nicht von Anfang an an der Erziehung unseres Sohnes hätte teilhaben können. Bei der Arbeit ist es so: Der Betrieb kann Gleichstellung propagieren, aber man muss sich dafür bewegen, und oftmals lässt die Firma diese Bewegung gar nicht zu.

Wie sieht es bei dir im Betrieb aus? Persönlich mache ich auf der Arbeit ganz einfache Dinge: den Mittagstisch abräumen, statt es den Frauen zu überlassen. Die veraltete Rollenverteilung nehme ich nicht einfach hin. Sonst kann ich leider wenig ändern. Man muss sagen, dass wir im Geschäft die gleichen Löhne für

Männer und Frauen haben. In der Führung gibt es allerdings immer noch zu wenige Frauen.

«Die Rollenverteilung nehme ich nicht einfach so hin.» Um hier einzuwirken, braucht es ganz klar Quotenplätze für Frauen, und zwar solange, bis wir eine Durchmischung haben. Die Quoten sind unbeliebt, aber sie sind ein Mittel zum Zweck.

Verdienst du gleich viel wie deine Frau? Meine Frau hat als Buchhändlerin einen klassischen Frauenberuf und ich bin kaufmännischer Angestellter. Ich kann mehr Bonus generieren, als meine Frau im ganzen Jahr verdient! Das geht für mich nicht auf. So viel besser als meine Frau kann ich gar nicht sein.

Interview: Tamara Gerber

Quiz zur Gleichstellung Seit wann garantiert die Bundesverfassung Frauen «gleichen Lohn für gleiche Arbeit»? 2014  1981  1848 Wie hoch sind die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen heute? 5%  10%  20% Wie hoch ist der Frauenanteil bei den Mitgliedern von syndicom? Die Hälfte  Ein Drittel  Ein Fünftel Wie viel Lohn entgeht den Frauen in der Schweiz allein wegen der Lohndiskriminierung jährlich? 180 Mio. Franken  3,3 Mrd. Franken  7,7 Mrd. Franken 1. Preis: Gutschein Ticketcorner im Wert von Fr. 200.– 2.–10. Preis: Jahres-Hotelcard im Wert von Fr. 95.– Dieses Quiz online ausfüllen und abschicken auf: syndicom.ch ∕ 7maerz Einsendeschluss: 7. März 2015

streitpunkt frauenrentenalter

Unter dem Vorwand der Gleichstellung sollen Frauen länger arbeiten Der Bundesrat fordert ein hö­ heres Rentenalter für Frau­ en. «65 für alle» lautet seine Forderung, mit der er schon zweimal gescheitert ist. Doris Bianchi* Für den Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) und für seine Verbände ist klar, die Erhöhung des Rentenalters für Frauen geht nicht. Unter dem Deckmantel der Gleichstellung soll die AHV auf dem Rücken der Frauen saniert werden. Dabei kann von Gleichstellung nicht die Rede sein. Viel eher handelt es sich dabei um eine simple Sparübung, die den Realitäten auf dem Arbeitsmarkt keinerlei Rechnung trägt. Denn wo sind sie, die Arbeitgeber, die bereit sind, den Frauen die gleichen Löhne wie den Männern zu bezahlen? Die bereit sind, auch ältere Frauen einzustellen und bis zur Pensionierung zu beschäftigen? Denn das hiesse Gleichstellung. Und diese Gleichstellung brauchen wir sofort.

Ein Veraltetes Modell 3,3 Milliarden soll diese Sparübung dem Bund alleine in der Übergangszeit bringen. Weitaus mehr hätte nicht nur der

Bundesrat, sondern die ganze Gesellschaft davon, wenn Frauen endlich die gleichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt hätten und sie auf den gleichen Löhnen AHV-Beiträge zahlen könnten. 22 Prozent der Frauen im erwerbsfähigen Alter arbeiten zurzeit gar nicht, fast 60 Prozent der Frauen, die arbeiten gehen, arbeiten Teilzeit und dies nicht selten mit niedrigen Pensen. Diese Situation ist nicht immer gewollt. Teils fehlen schlicht und einfach die notwendigen Betreuungsstrukturen, die es für die Vereinbarung von Arbeit und Familie braucht. Teils werden Paare in veraltete Familienmodelle gedrängt, weil die Möglichkeiten für den Partner fehlen, seine Beschäftigung zu reduzieren, und so die Haus- und Familienarbeit an den Frauen und Müttern hängen bleibt. Auch die Aussicht, trotz gleicher Arbeit weniger zu verdienen und geringere Aufstiegsmöglichkeiten zu haben, entmutigt und frustriert die Frauen, die arbeiten wollen.

Die unbemerkte Gratisarbeit Die Folgen dieser familien- und frauenfeindlichen Arbeitgeberpolitik zeigen sich auch in der Erwerbsquote der älteren Arbeitnehmerinnen. Tatsächlich verlassen über 60 Prozent aller Frauen den Ar-

beitsmarkt vor 64, also bevor sie das ordentliche Rentenalter erreicht haben. Auch hier spielen familiäre Verpflichtungen wiederum eine Rolle. Viele Frauen um die 60 betreuen ihre Enkelkinder und leisten somit einen wesentlichen Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf der jüngeren Generation. Andere pflegen ihre kranken Eltern, Schwiegereltern oder den eigenen Partner. Die Heraufsetzung des Frauenrentenalters verkennt die soziale Realität dieser Frauen. Verkennt, dass diese Frauen sehr wohl arbeiten und einen Beitrag zum gesamtgesellschaftlichen Wohlstand leisten, auch wenn sie dies nicht immer bezahlt tun.

len die Frauen nun ein Jahr länger ein-­ zahlen und die Leistungen ein Jahr weniger lang beziehen. Als Sanierungsmassnahme für die AHV ist die Erhöhung des Rentenalters einseitig und ungerecht. Diese Rentenverschlechterung bei den Frauen kann mit gutem Gewissen abgelehnt werden. Vielmehr muss das Renteneinkommen der Frauen durch den Ausbau der AHV verbessert werden.

einseitig und ungerecht

redaktion: Tamara Graf, Bruno Schmucki layout: Roger Leuenberger lektorat: Ulrike Krüger druck: Ringier Print Adligenswil, Postfach 3739 6002 Luzern, www.ringier.ch verlegerin: syndicom – Gewerkschaft Medien und ­Kommunikation Monbijou­strasse 33 Postfach 6336, 3001 Bern Tel. 058 817 18 18, Fax 058 817 18 17 mail@syndicom.ch www.syndicom.ch

Als Folge der reduzierten Erwerbstätigkeit, der längeren Erwerbsunterbrüche und der tieferen Löhne haben Frauen heute deutlich tiefere Altersrenten als Männer. Nicht in der AHV, in der dank Einkommenssplitting, Erziehungs- und Betreuungsgutschriften auch der unbezahlten Arbeit Zoll geleistet wird. Aber in der beruflichen Vorsorge, in der die Renten jener Frauen, welche überhaupt eine Rente aus der beruflichen Vorsorge ausbezahlt bekommen, deutlich tiefer ausfallen als jene der Männer. Trotzdem sol-

* Zentralsekretärin Sozialversicherungen beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) impressum


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