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Fazit

Abbildung 1: Wohnungsbau am Mehrgenerationenplatz Forstenried. https://www.db-bauzeitung.de [Einer für alle] 29.06.2020

3.1. Erschließungsfl ächen als Begegnungsraum

Erschließungs ächen dienen in erster Linie zur Erschließung eines Gebäudes. Bei integrierten Wohnmodellen lassen sich des ö eren allerdings auch alternative Erschließungs ächen nden, die als Begegnugsraum dienen sollen. Die Bewohner erhalten somit die Möglichkeit sich auf diesen Flächen untereinander auszutauschen und gemeinsam Zeit zu verbringen. Einer der gängigsten Formen der gemeinscha lichen Erschließung bei integrierten Wohnmodellen ist der Laubengang, eine außen liegende Erschließung der oberhalb des Erdgeschosses liegenden Wohneinheiten. 6

Als positives Beispiel dient hierbei der Wohnungsbau am Mehrgenerationenplatz Forstenried in München. Die mit drei Treppenhäusern verbundenen Laubengänge können von den Bewohnern der 70 Wohnungen frei durchwandert werden. Um zwanglose Begegnungen und gemeinsame Aktivitäten im Haus zu fördern, wurden Bänke vor den Fenstern und Balkonerweiterungen aufgestellt, die z.B. als zusätzliche Sitzgelegenheiten im Freien genutzt werden können.

In diesem Zusammenhang ö nen sich die beiden Dachterrassen, die sich - eingebunden in ein Wegenetz aus Treppen und Arkaden - wie die Sonnendecks auf einem Kreuzfahrtschi nach beiden Seiten und zum Himmel hin ö nen. Dies gilt insbesondere für die südliche Dachterrasse im dritten Obergeschoss, auf der sich einer der beiden Gemeinscha sräume mit Küche und eine Gästewohnung be nden. Die enorme Größe der Terrasse, die beiden o enen Treppen zum vierten Obergeschoss beziehungsweiße zur Dach äche sowie die beidseitig aufragenden Stirnwände des dritten und vierten Wohngeschosses scha en einen angenehm kleinmaßstäblichen Bereich mit fast dör icher Atmosphäre. Davon dass die Terrasse tatsächlich viel genutzt wird, zeugen neben Grillutensilien aufgestellte Tische, Bänke und Hochbeete. Gemeinscha liche Angebote wie diese lassen es verschmerzen, dass die zum Laubengang orientierten Küchen, Wohn- und Schlafräume dank der großen Fenster gut belichtet, aber eben auch gut einsehbar sind.

Viele Bewohner betrachten dies als Chance zum o enen Miteinander, während sich andere mit blickdichten Vorhängen und Jalousien eher abschotten. 7

6 vgl. https://archipendium.com/ [Laubengang] 29.06.2020 7 vgl. https://www.db-bauzeitung.de/ [Einer für alle] 29.06.2020

4. Fazit

An den genannten Projektbeispielen wird deutlich, dass alle drei architektonischen Entscheidungen nahezu unerlässlich für integrierte Wohnanlagen sind.

In einer Wohnanlage ohne diese baulichen Maßnahmen ist es für die Mieter schwieriger Kontakt zueinander zu finden. Häufig sind nur Privatwohnungen vorhanden und Gärten einer einzelnen Wohnpartei zugeordnet. Auch die Erschließung ist ausschlaggebend, um die zwischenmenschlichen Kontakte zu fördern. Kombiniert mit kleinen Gemeinschaftsbereichen wird aus einem Erschließungsgang ein Aufenthaltsort. Der Architekt ist bei der Planung dafür verantwortlich, die Voraussetzungen für diese informellen Kommunikationsorte zu schaffen, letztenendes ist es den Mietern selbst überlassen, ob und wie oft sie diese Angebote nutzen möchten. Die Entscheidung für ein Leben in einer solchen Wohnanlage lässt allerdings darauf schließen, dass Interesse an zwischenmenschlichen Kontakten besteht. Die Architektur trägt einen großen Teil dazu bei diesen Wunsch nach Gemeinschaft zu erfüllen und die Kommunikation der Bewohner untereineander zu er-

leichtern.

Quellen

Brech, Joachim; Drum, Manfred: Bauen für Familien. Kostengünstig – Ökologisch – Nachbarschaftlich. Darmstadt: Verlag für wissenschaftliche Publikationen, 1994

Börner, Karlheinz; Crößmann, Gunter: Neue Wohn- und Betreuungsformen im heimrechtlichen Kontext. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Rostock: Publikationsversand der Bundesregierung, 2005

Scherzer, Ulrike: Integrierte Wohnmodelle in der Nutzungsphase. Eine Nachuntersuchung von vier Modellvorhaben des „Experimentellen Wohnungs- und Städtebaus – ExWoSt“. Aachen, 2003 Schittich, Christian: Im Detail. Integriertes Wohnen. Flexibel. Barrierefrei. Altengerecht. München: Birkhäuser Verlag, 2007

Summer-Juhnke, Helga: Das Projekt aus der Sicht des Sozialreferates der Stadt. In: Brech, Joachim: Gegen Altenheime und andere Ghettos. Integriertes Wohnen. Darmstadt: Verlag für wissenschaftliche Publikationen, 1990

https://archipendium.com/architekturwissen/architektur-lexikon/ laubengang/ <29.06.2020>

https://www.db-bauzeitung.de/ db-themen/schwerpunkt/einerfuer-alle/ <29.06.2020> https://www.wagnis.org/projekte/ realisierte-projekte/wagnis1.html <02.07.2020>

https://ackermannbogen-ev.de/ stadtacker/ <02.07.2020>

https://ackermannbogen-ev.de/ gemeinschaftsraeume/kreativgarage/ <02.07.2020>

https://ackermannbogen-ev.de/ wp-content/uploads/2017/08/ Mitgliederbefragung_Ergebnisse_ Endfassung.pdf <02.07.2020>

Technische Hochschule Nürnberg GSO Fakultät Architektur Theorie der Architektur und Entwerfen Prof. Dr. Richard Woditsch

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