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Freitag, 13.1.2012
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Woche 2
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2. Jahrgang
5.–
Aus der Community:
«Beim FC Basel beisst Fink bei Xhaka also auf Granit – und das ist vorerst auch gut so.»
Zeitung aus Basel
Karl Linder zu «FCB erteilt HSV klare Absage», Webcode: @apuxc
tageswoche.ch
Ängstliche Basler Obwohl Basel sicherer ist als andere Schweizer Städte, fürchten sich viele Leute – was ist los? Seite 6 Schweiz
Interview
Von Kopp bis Hildebrand – die Schweiz und ihre Skandale Der unerwartete Rücktritt des Nationalbank-Chefs wird wie frühere Skandale auch das hiesige Milizsystem weiterentwickeln, Seite 18
«Mehr Probleme mit linken Freunden als mit bürgerlichen Gegnern» WOZ-Redaktionsleiterin Susan Boos ist Chefredaktorin des Jahres und freut sich über die steigende Auflage, Seite 28 Kultur
Fotos: Hans-Jörg Walter, Basile Bornand
TagesWoche Zeitung aus Basel Gerbergasse 30 4001 Basel Tel. 061 561 61 61
Schweizer Bands machen im Ausland von sich hören Musik reicht nicht: Nur wer sich richtig zu inszenieren weiss, hat Erfolg – wie The bianca Story aus Basel, Seite 42
Sport
Heimspiel für Janika Sprunger Die 24-jährige Baselbieter Springreiterin startet am CSI Basel in eine Saison, in der die Olympischen Sommerspiele in London das Ziel sind, Seite 38
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2 Jahre / 420.–
Halbjahr / 115.–
Studenten 79.– / Semester
13. Januar 2012
Editorial
Mehr Ausländer = mehr Gewalt, wirklich? von Remo Leupin, Co-Redaktionsleiter Geht es um Gewalt und Verbrechen, ziehen besonnene Zeitgenossen den Kopf ein und argumentieren vorsichtig. Rasch ist von «medialer Aufbauschung» die Rede. Oder von der «gefühlten Gewalt» – einem diffusen kollektiven Unsicherheitsempfinden, das sich nicht mit der statistischen Realität deckt. Beides ist richtig. Medien berichten heute tatsächlich mehr und anders über Kriminalität als einst. Das verunsichert die Menschen – doch daraus lässt sich nicht ableiten, dass sich auch mehr Straftaten ereignen. Es existieren auch viel mehr Zahlen zu Gewalt und Verbrechen als früher. Diese Daten sind aber oft schwer zu interpretieren, da zuverlässige Vergleichswerte fehlen. Bei Aussagen zur Entwicklung der Kriminalität ist also Vorsicht geboten. Falsch ist es aber, das Thema wegen statistischer Unschärfen oder aus Gründen der political correctness zu tabuisieren – nach dem Motto «Es kann nicht sein, was nicht sein darf». Seit über 20 Jahren profitieren ausländerfeindliche Kreise von dieser defensiven Haltung vieler Linker: Rechtsparteien haben die Kriminalitätsdebatte monopolisiert und
für Kampagnen gegen die Einwanderung missbraucht. Sicher ist: Die Formel «mehr Ausländer = mehr Kriminalität» ist zu pauschal. So zählt etwa Basel-Stadt zu den Kantonen mit dem grössten Ausländeranteil (33,5 Prozent). Was die Anzahl der Straftaten pro Einwohner betrifft, rangiert die Rheinstadt jedoch hinter Zürich oder Bern, die mit 30,5 respektive 22 Prozent einen kleineren Ausländeranteil aufweisen. Trotzdem fühlen sich die Baslerinnen und Basler laut der neusten Städteumfrage weniger sicher als die Zürcher und Berner. In den letzten vier Jahren hat sich das Unsicherheitsempfinden sogar verschärft – obwohl sich nicht mehr schwere Verbrechen ereignet haben. Was ist passiert? Ist es die Zunahme von Vandalenakten und Prügeleien an den Wochenenden, die das Sicherheitsgefühl negativ beeinflussen? Ist es mangelnde Polizeipräsenz an den Treffpunkten der Party-Generation? In unserer Titelgeschichte (ab Seite 6) sind wir diesen Fragen nachgegangen. So viel sei schon jetzt verraten: Einfache Antworten gibt es nicht. Und auch keine einfachen Rezepte. Webcode: @aolwb
Remo Leupin
Wie sicher ist es in Basel? Lesen Sie die Titelgeschichte ab Seite 6 – und diskutieren Sie mit auf tageswoche.ch.
Gesehen von Tom Künzli Tom Künzli ist als Illustrator für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften tätig. Der 37-Jährige wohnt in Bern.
tageswoche.ch Aktuell im Netz Das grüne Dreieck markiert Beiträge aus der WebCommunity und lädt Sie ein, sich einzumischen.
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Mehr als eine Zeitung: Die TagesWoche berichtet täglich aktuell im Netz. Das sind unsere OnlineSchwerpunkte der kommenden Tage: Museumsnacht 2012: Freitagnacht ist wieder ganz Basel in den Museen unterwegs. So natürlich auch unsere Kulturredaktorin und Kunstexpertin Karen N. Gerig. Sie berichtet auf tageswoche.ch live von der Museumsnacht. Wer möchte, darf gerne eigene Bilder und Kommentare beisteuern.
Ueli Mäder zum Thema Gewalt: Der Basler Soziologe kommt bereits in unserer Titelgeschichte zu Wort. Online gehen wir mit ihm nochmals ausführlich auf gesellschaftliche Ursachen von Gewalt ein.
Überarbeitete Blogs: Unsere Blogs sind noch lesenswerter geworden. Alle haben neu eine grosszügig gestaltete Übersichtsseite erhalten und wurden mit neuen Funktionen ausgestattet. tageswoche.ch/blogs
Die Causa Hildebrand: Auch nach dem Rücktritt von Philipp Hildebrand bleibt vieles unklar. Unsere Chronologie der Ereignisse schafft einen Überblick über das Thema der letzten Woche. Webcode: @aowvt
Interview zur Theaterpremiere: Das Junge Theater Basel bringt «Sand» auf die Bühne. Premiere ist am Mittwoch. Anfang der Woche bringen wir ein Interview mit Regisseur Sebastian Nübling, unsere Kritik folgt am Donnerstag.
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Persönlich
Gefordert: Peter Galler Der GrabBaumeister. Seit er als Zwanzigjähriger auf dem Friedhof Hörnli angefangen hat, baut Peter Galler seine Ausstellung zum Bestattungswesen kontinuierlich aus. An der Basler Museumsnacht führt der heute Siebzigjährige durch sein Lebenswerk.
Foto: Cedric Christopher Merkli
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ie grösste Attraktion, die Peter Galler in seinem Museum auf dem Hörnli zu bieten hat, ist Peter Galler selber. Galler hat als Grabmachermeister 50 Jahre lang Kniegelenke aus dem Ofen gefischt. An der Museumsnacht will er durch den Fundus führen, den sein Beruf abwirft. «Jackson!» Galler lässt seine Faust auf einen Sarg niederfahren. US-Fabrikat, blauer Stahl, 20 000 Dollar in der Anschaffung. «Darin steht der Saft zehn Zentimeter hoch, bis der Boden durchgerostet ist.» Galler zieht die Nase hoch: «Pfui!» Der Jackson habe sich auf dem Schweizer Markt nicht durchgesetzt. Schweizer mögen es trocken. Der Tod hat meistens eine Pointe bereit. Und Galler kennt sie alle. Aber er hat auch eine Botschaft, die er den Besuchern seines ansonsten oft geschlossenen Museums mitgeben will. Galler will sie formulieren, er sinniert, zerkrümelt ein paar Sätze. Was, ja was denn? Dann ganz sanft im Kaplanton: «Demut.» Er beugt sich vor: «Ich will die Bluffer ein bisschen runterholen und ihnen klarmachen, dass keiner etwas von dieser Welt mitnimmt.» Früher, als zwei von fünf nicht durchkamen, hätten die Leute das Leben als Geschenk gelebt, auf Du und Du mit
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dem Sensemann. Galler zeigt auf eine Fotografie: vier Kinder, ganz in Weiss, bleiche Gesichtlein, zur Totenschau zurechtdrapiert. Birsfelden, 1920. Er tippt mit dem Finger darauf herum: «Italiener, ziemlich sicher sogar.» An Pilzvergiftung gestorben, das konnte er in Erfahrung bringen. Jetzt will er wissen, was mit den Eltern geschehen ist. Galler interessiert sich heute mehr für die Menschen als für die Objekte. Bald wird er die Grabbaumeister der letzten Jahrzehnte zu einem Abendessen einladen. «Wenn es gratis Schnaps gibt, kommen die.» Dann will er ihnen Erinnerungsstücke ableiern, Versicherungsnachweise, Lohnabrechnungen, Ferienscheine. Über die Dokumente will er die Biografien hervorholen. Seine Frau ist bereits ein Artefakt. Ihre Urne wacht neben der Küche, wo die Besucher der Museumsnacht bekocht werden. «Sie hatte immer Angst, dass das Essen nicht reicht.» Auch Galler will sich dereinst kremieren lassen. Die Urne hat er schon. Sie steht auf dem Kutscherbock eines alten Leichenwagens. Blaue Keramik, eine Drittklassurne aus dem 19. Jahrhundert. Nichts Prätentiöses. Aber mit viel Geschichte. Renato Beck Webcode: @aolwf
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Inhalt
WOCHENTHEMA
REGION Darlehen gegen Bier Feldschlösschen gibt Wirten Darlehen – falls sie das richtige Bier ausschenken 14 Basler Bankrat soll reden Eine Jungpolitikerin verlangt Auskunft über die Geschäfte der BKB mit US-Kunden 15 Frischer Wind in der Museumslandschaft Neue Leitung soll das behäbige Historische Museum in die Gegenwart führen 17
Warum sich Basler immer weniger sicher fühlen: Die Zahl der Verbrechen hat in den vergangenen Jahren nicht zugenommen. Trotzdem fühlen sich viele Baslerinnen und Basler immer weniger sicher in der Stadt – das hat mehrere Gründe, Seite 6
INTERVIEW TagesWoche: Die «Wochenzeitung» (WOZ) ist ein Durchlauferhitzer für Talente. Wann springt eine Redaktorin, ein Redaktor etwa ab? Susan Boos: Häufig nach vier bis fünf Jahren. Zu Beginn hat mich das total geschlissen. TagesWoche: Weil Sie beleidigt waren? Susan Boos: Nicht unbedingt. Man hat einfach immer das Gefühl, jetzt ein wirklich gutes Team zu haben. Nach zwei Jahren beginnen die Leute, die Dinge zu können, einen eigenen Stil zu entwickeln. Und dann gehen sie. Das ganze Interview mit WOZ-Redaktionsleiterin Susan Boos ab Seite 28
SCHWEIZ Hildebrand, Kopp & Co. Die grössten Politskandale der Schweiz – und ein Gespräch mit Elisabeth Kopp 18 Scheinheiliger Kampf gegen Institutionen Nach dem Rücktritt Philipp Hildebrands geht die Kopfjagd der SVP weiter 21 INTERNATIONAL Bogota – die Zähmung einer wilden Stadt Clevere Bürgermeister machen die Drogenmetropole zur lebenswerten Stadt 22 Pierre Rosanvallon über die Krise des Sozialstaats Nicht Umverteilung, sondern Teilnahme macht die Gesellschaft gerechter 24
Ethikstreit um Retter-Babys, Seite 26
DIALOG Stimmen aus der Community
«Eine kleine Zeitung kommentiert auf den Punkt.» bkuonen via Twitter zum HildebrandKommentar «Fragwürdiger Triumph», Webcode: @apmkl
«Fall Hildebrand: Sollte die Presse nicht auch einmal die BlocherEMS-Geschäfte untersuchen?» Alfi Suter zu «Das Finale im Bundeshaus», Webcode: @apnwb
SPORT Pferde mit Macken und arabische Millionen: Janika Sprunger spricht vor dem CSI Basel, dem höchstdotierten Hallenturnier des Jahres, über die Welt des Springreitens, Seite 38
KULTUR
DIALOG Lassen sich Arbeit und Freizeit noch trennen? Arbeitgeber-Vertreter Balz Stückelberger contra Personalvertreter Hans Furer 33 Gastkommentar GI-Basel-Geschäftsleiter Claude R. Etique über Geldflüsse im Sozialwesen 34 Bildstoff Dirk Wetzel porträtiert das Leben auf indischen Trottoirs und Strassen 35 KULTUR Werner Herzogs «Cave of forgotten dreams» Der deutsche Filmemacher inszeniert die ältesten Höhlenmalereien in 3D 45 Zehn Jahre Schauspielhaus Basel Das Haus hätte beste technische Möglichkeiten – aber sie werden nicht genutzt 46 SPORT Olympia im Schatten grosser Events In Innsbruck finden die ersten olympischen Jugend-Winterspiele statt 41
The bianca Story – ein Basler Popmärchen: Die Band veröffentlicht ihr zweites Album – das Ausland jubelt, wann folgt die Heimatstadt? Seite 42
AGENDA Kultwerk: Ein konservierter Tigerhai machte Damien Hirst vor 20 Jahren auf einen Schlag weltberühmt, Seite 53 Wochenendlich im Defereggental: Das Tiroler Tal am Ende der Welt ist eine Perle für Ruhesuchende, Seite 54 Impressum, Seite 32 Bestattungen, Seite 16
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Angststadt Basel Die SVP verlangt viel mehr Polizei, weil die Stadt immer unsicherer werde. Doch die Sache ist komplizierter. Von Michael Rockenbach, Fotos: Hans-Jörg Walter, Nils Fisch und Michael Würtenberg
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asel brutal. Im «Schwarzen Bären» an der Rheingasse geraten zwei Männer in Streit. Die Worte werden lauter. Und schärfer. Es geht um eine Frau, und wahrscheinlich liegt der ganzen Auseinandersetzung eine Verwechslung zugrunde, aber das merken die beiden Männer nicht, dafür sind sie schon zu sehr in Rage. Irgendwann springt der eine auf den anderen zu, dieser knallt sein Bierglas auf den Tisch und schlägt dem Angreifer den zersplitterten Becher auf Kopf und Arm; dabei reisst er ihm die Pulsader auf. Als Wachtmeister Dölf Hofer ins Lokal stürmt, sieht er erst einmal nur Blut, viel Blut. Doch er ist erfahren genug, um zu wissen, was zu tun ist. Hofer reisst die beiden Rasenden auseinander und nimmt den Mann mit dem zersplitterten Becher fest. Während ein Arzt den Verletzten versorgt, lässt er die Rheingasse sperren, damit keine weiteren Passanten mehr die Spuren des Grauens zu sehen bekommen. Nach dem Einsatz wechselt er erst einmal das Hemd. Beizen-Gäste fliegen von der Empore
Ob mehr uniformierte Polizei in der Stadt die Kriminalität reduziert oder nur das Unsicherheitsgefühl, ist umstritten.
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In der Erinnerung lässt sich das viele Blut, das Hofer in seinen 36 Dienstjahren gesehen hat, nicht so einfach abstreifen. Wenn der einstige Kleinbasler Vorzeigeschugger von den 70er-, 80er- und 90er-Jahren erzählt, von Mord und Totschlag und Selbsttötungen, dann schiessen manchmal sogar ihm, dem alten Haudegen, Tränen in die Augen. «Ich habe viele schlimme Sachen gesehen, sehr schlimme sogar», sagt er. Im Gegensatz dazu scheinen ihm die häufigen Wirtshauskeilereien schon fast Vergnügen bereitet zu haben. «Es ist immer etwas gelaufen», sagt Hofer und lächelt. Übertrieben ist seine Aussage nicht. Im legendären Bierkeller an der Ochsengasse zum Beispiel flogen nicht nur Gläser, Stühle und Geländer von der Empore, sondern manchmal auch Gäste. Basel war schon immer auch brutal, das wird einem sehr bald klar, wenn man sich mit Hofer unterhält. Dennoch ist die Gewalt heute mehr denn je ein
Thema. Die Politiker debattieren ständig darüber, die Medien berichten gross – und immer wieder hört man von Baslerinnen und Baslern, die sich nachts nicht mehr auf die Strasse trauen. Was ist bloss los in dieser Stadt? An der Zahl der Delikte kann die Angst nur bedingt liegen. Diese ist nach einem deutlichen Anstieg der Anzeigen zwischen 1970 und 2000 um rund 75 Prozent schon seit Jahren ziemlich konstant. Den einzelnen Opfern von Schlägereien, Überfällen und Gewaltexzessen nützt diese Gewissheit allerdings wenig. Sie leiden, teilweise ein Leben lang, wie Theresa Stucki, die im November 2009 zusammen mit ihrem Partner scheinbar grundlos zusammengeschlagen wurde und seither traumatisiert ist (vgl. dazu den Text auf Seite 8 unten). Gefährliche Situationen gibt es vor allem freitags und samstags: in den frühen Morgenstunden, wenn in den Clubs und auf den Strassen viele «sternhagelvoll» und «vollgepumpt mit Drogen» sind. Das sagt jedenfalls der Basler Polizist, nennen wir ihn Tom Schweizer, der seit knapp 20 Jahren im Dienst ist. In dieser Zeit hat er einiges erlebt, und er spricht auch gerne darüber, aber nur unter der Bedingung, dass er in der Zeitung nicht unter dem richtigen Namen genannt wird. Klare Worte kommen bei den Kollegen, dem Kommando und dem Sicherheitsdepartement nicht unbedingt gut an. «In der alkoholgeschwängerten Atmosphäre reicht ein falscher Blick, ein falsches Wort, und schon knallt es.» Manchmal werden per Handy auch noch Freunde und Freundesfreunde aufgeboten – und das Ganze entwickelt sich zur Massenkeilerei. «In solchen Momenten wird es für uns schwierig, den Überblick zu wahren», sagt Schweizer. «Teilweise lässt sich nicht mehr richtig feststellen, wer das Opfer und wer der Täter ist.» Es ist nicht mehr wie früher, als die Fronten noch klar waren und im Bierkeller die Eisenleger an einem Wochenende die Matrosen verdroschen und sich diese eine Woche später am gleichen Ort zu revanchie-
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ren versuchten, bis der Hofer Dölf oder einer seiner Kollegen vom Claraposten auftauchten und mit ein paar klaren Worten erstmal wieder für Ruhe sorgten. Die Kampfzone ist seither sehr viel grösser geworden, unübersichtlicher auch. Wie das Nachtleben hat sie sich nach draussen verlagert, raus aus den Beizen, auf Strassen und Plätze. Nun wird dort gebechert, gefeiert und auch mal zugeschlagen. So geht das die ganze Nacht hindurch. In einzelnen Bars endet die After-Party erst am Mittag. «Das alles läuft ohne Anfang und Ende, und dabei kann man sich die meiste Zeit erst noch in den Shops mit billigem Alkohol eindecken», sagt Schweizer. «Eine Folge davon ist, dass es auch um vier Uhr morgens noch betrunkene Dreizehn- und Vierzehnjährige auf den Strassen hat.» Für die Polizei bedeutet das viel Arbeit. Und viel Ärger. Schweizer wird regelmässig bedrängt, beschimpft und bespuckt, wie er sagt. Er spricht von einer «zunehmenden Respektlosigkeit» und einer «allgemeinen Verrohung». Schuld daran seien vor allem «die Ausländer». Weniger noch jene, die hier leben, als vielmehr die Asylsuchenden aus dem Bässlergut und die Maghrebiner aus dem Elsass, die hier ihre Wochenenden verbringen. So oder so ähnlich äussern sich viele über «die Ausländer», nicht nur im Polizeikorps, sondern auch ausserhalb. SP-Grossrat Daniel Goepfert bricht das Tabu Das macht das Thema heikel. Es droht rasch einmal der Rassismusvorwurf. Die meisten Linken sprachen darum lieber über anderes, so gut und so lange es eben ging. Gebrochen wurde das Tabu erst vor wenigen Monaten von SP-Grossrat Daniel Goepfert, der in der TagesWoche offen über Ausländergewalt sprach und wenig später mit einem Vorstoss zusätzliche Fusspatrouillen verlangte. In seiner Partei kam er damit nicht nur gut an. Wenn einige SPler etwas nicht wollen, dann ist es mit der SVP gemeinsame Sache zu machen, gerade in dieser Frage. Diese abwehrende Haltung ermöglichte es der Rechtsaussen-Partei lange, so zu tun, als kümmere nur sie sich um die Sorgen des Volkes. Wegen der rotgrün dominierten Regierung sei Basel nicht mehr sicher, sagte SVP-Präsident Sebastian Frehner im Grossen Rat. Sie hindere die Polizei, ihren Auftrag zu erfüllen und «für Sicherheit zu sorgen».
Auch am Morgen um vier Uhr sind noch betrunkene Dreizehn- und Vierzehnjährige auf der Strasse. Gezielte, konzentrierte Einsätze der Polizei – gemäss Regierungsrat Gass wirksamer als Massenaufmärsche. Darum hat seine Partei die «Initiative für einen sicheren Kanton Basel» lanciert. Darin fordert sie, dass die Polizei ihre Präsenz vor allem in den Wohnquartieren um 40 Prozent verstärkt. Dafür müssten bis zu 120 zusätzliche Polizisten angestellt werden. Am 5. Februar stimmt Basel über die Sicherheitsinitiative ab. Schlecht sind die Aussichten der SVP nicht, nachdem ihr die «Basler Zeitung» und Telebasel in den vergangenen Monaten mehr oder weniger systematisch Schützenhilfe geleistet haben. Das Lokalfernsehen mit einzelnen reisserischen Berichten und Reportagen zum Thema Gewalt, die Regionalzeitung mit einem publizistischen Sperrfeuer. Seit das Blatt in rechtskonservativen Händen ist, sind viele Mittel recht, um die SVP-Theorie zu stützen, wonach Basel immer gefährlicher werde. Da werden Fakten gebogen, aufgebauscht oder auch mal weggelassen, je nach Bedarf. Wenn einige versprengte Linksautonome die brachliegende Voltamatte besetzen, dort ein Feuerchen entfachen und ein paar Dummköpfe die Aktion nutzen, um Frust abzulassen und mehrere Schaufenster kaputt zu schlagen, wird dies überzeichnet («Basel Nord brennt»), skandalisiert («Polizei war im Bild, griff aber nicht ein») und schliesslich
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Opfer der «Rebgasse-Schläger» geht nachts nicht mehr zu Fuss heim Herzklopfen, Panik, Schweissausbrüche. Theresa Stucki (57) erlebt das häufig. Im Tram, auf der Strasse. Überall, wo jugendliche Gruppen auftauchen und wo das passieren könnte, was sie im November 2009 durchleben musste. Als sie zusammen mit ihrem Lebenspartner Opfer einer brutalen Gewaltattacke wurde. Willkürlich, ohne vorhergehenden Streit, ohne Grund. Die beiden waren nachts zu Fuss auf dem Heimweg, als drei fremde Männer auftauchten und sie zusammenschlugen – sie und einen jungen Mann, der ihnen helfen wollte. Kopfverletzungen, Rippen– und
Armbrüche waren die Folge – und ein Trauma, das blieb. Die «Rebgasse-Schläger» machten Schlagzeile, damals, im Herbst 2009 – und dann wieder ein Jahr später, als der Fall vor dem Basler Strafgericht verhandelt wurde und die jungen Schläger zu Haftstrafen von bis zu sechseinhalb Jahren verurteilt wurden. Über ein Jahr ist seither vergangen – und noch immer hat Theresa Stucki Angst. «Ich würde nie mehr nachts zu Fuss nach Hause gehen», sagt sie. Neulich, nach einem Geschäftsessen in Zofingen, hörte sie, wie in der Bahnhofsunterführung Junge auf
Plakate schlugen. «Wäre nicht zufälligerweise ein Paar gekommen, hätte ich mir ein Hotel gesucht.» Die Staatsanwaltschaft hatte sich eine längere Haftstrafe für die «Rebgasse-Schläger» gewünscht – und ging in Berufung. Kurz vor Weihnachten erhielt Theresa Stucki vom Gericht die entsprechenden Unterlagen. Das Dokument umfasst ungefähr sechzig Seiten. «Nach zehn Seiten musste ich es weglegen, ich konnte es nicht ertragen, unsere Geschichte nochmals zu lesen», sagt sie. Der Fall wird voraussichtlich noch dieses Jahr neu verhandelt. Martina Rutschmann
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krampfhaft zur Staatsaffäre hochgeschrieben («Gass hat Polizeikorps nicht im Griff», «Gass als Handlanger der rot-grünen Regierung»). Eine solche Geschichte lässt sich tagelang in Gang halten und weiterentwickeln. Und fast noch besser eignet sich das Thema Gewalt für scheinobjektive Grafiken, für sogenannte Crime Maps, auf denen die Stadt zu einem einzigen Ort des Schreckens zusammenschrumpft. Die Realität sieht etwas anders aus. In der letzten statistisch ausgewerteten Phase (2010) hat die Kriminalität in Basel nicht zu- sondern abgenommen. Dennoch titelte die BaZ: «Mehr Gewalt in Basel». Umso dramatischer wirkt es dann auch, dass die Täter «überproportional oft» Ausländer seien. So wird der Boden bereitet für grosse Leitartikel. Gegen linke Politik, gegen offene Grenzen, gegen internationale Zusammenarbeit, für eine isolationistische Schweiz. «Entscheidend ist das Gefühl» Auf das Klima in der Stadt wirken sich die vielen Behauptungen, Teilwahrheiten und Pauschalisierungen, die auch von Politikern und ganz normalen Bürgern ständig wiederholt werden, offenbar eher negativ aus. Die Basler fühlen sich jedenfalls immer unsicherer, wie die neuste Ausgabe der Städtebefragung zeigt. Für die BaZ ein Triumph. «Basel hat ein Sicherheitsproblem», titelte sie nach der Publikation. Zur Veranschaulichung zeigte sie einen jungen, dunkelhäutigen Mann mit Messer, offensichtlich ein Krimineller. Tags darauf legte Raphael Suter, Leiter des Stadtressorts, noch einen Leitartikel nach, in dem er überraschend offen zugibt, dass Fakten für ihn nur noch eine untergeordnete Bedeutung haben. Entscheidend sei «das Gefühl», die öffentliche «Wahrnehmung» der Sicherheit. Ob sich diese «mit den wirklichen Ereignissen und ihrer Häufigkeit deckt, ist auch nicht wichtig», schreibt er. Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass (FDP) sammelt solche Artikel. Weil er sich über die Stimmungsmache ärgert. Und weil es zu einem wichtigen Bestandteil seiner Arbeit geworden ist, die kursierenden Unwahrheiten zu widerlegen. «Ich möchte nichts schönreden, lasse mir aber gleichzeitig auch nicht meine Stadt schlechtreden und -schreiben», sagt er. Darum zitiert er immer wieder die Statistiken, die ihm und der Regierung recht geben. Zahlen, die zeigen, dass die Kriminalität seit 2005 eher abgenommen hat, dass Basel-Stadt sehr viel sicherer ist als andere Städte und jetzt schon eine höhere Polizeidichte hat als alle anderen Kantone. Dennoch habe die Regierung entschieden, zusätzliche Polizisten anzustellen. Nicht 100 oder 120 wie von der SVP gefordert, sondern 45. «Diese werden zielgerichtet eingesetzt, dort, wo es sie braucht. Das bringt sehr viel mehr, als sie nach dem Giesskannenprinzip auf alle Quartiere zu verteilen, so wie es der SVP vorschwebt», sagt Gass. Der Sicherheitsdirektor präsentiert immer wieder neue Folien und neue Statistiken und redet und redet und redet. Die einfachen Botschaften der Angstmacher und ihre einprägsamen Bilder zu widerlegen, ist anstrengend. Und sehr schwierig. Weil Gewalt ein komplexes Phänomen ist, kaum fassbar, und die Lösungen auch nicht einfacher erscheinen, wenn man sich eingehend mit dem Thema befasst. Eher das Gegenteil ist der Fall. Diesen Eindruck hinterlässt jedenfalls auch die Studie, für die der Basler Soziologe Ueli Mäder 2006 in Zusammenarbeit mit dem Soziologischen Institut, der Hochschule für Pädagogik und Soziale Arbeit beider Basel 142 Fälle auswertete, die bei der Basler Jugendanwaltschaft aktenkundig geworden waren. Für die wissenschaftliche Arbeit sprach er mit einer ganzen Reihe junger Straftäter. Was er dabei zu hören bekam, war teilweise verstörend und teilweise berührend. Die Jugendlichen sprachen von der Lust an der Gewalt und der Befriedigung, andere zu erniedrigen. Gleichzeitig stellten
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sie die Sinnfrage. Hat es für sie einen Platz in der Gesellschaft? Haben sie eine Perspektive, auch ausserhalb der Gruppe, in der sie gelernt haben, sich durchzusetzen, sich Respekt zu verschaffen? Die alten Schläger sind empört «Die berufliche und die soziale Integration sind zwei ganz entscheidende Faktoren», sagt Mäder. Wer aus stabilen Verhältnissen kommt und gute Aussichten auf einen guten Job hat, schlägt nicht so rasch zu. «Jugendliche mit Migrationshintergrund und aus Familien mit tiefem Einkommen und engen Wohnungen werden häufiger straffällig», sagt Mäder. Umso erfreulicher sei es, dass die Schule, die Gesellschaft sehr viel für die Integration unternehme. Mäder streicht gerne das Positive heraus und kommt doch immer wieder auf negative Tendenzen zu sprechen, welche die Gewalt seiner Ansicht nach fördern. Es sind grosse gesellschaftliche Trends und Gegebenheiten. Das alles dominierende Konkurrenzdenken zum Beispiel, die extreme Konsumhaltung, die sich auch auf einen teilweise masslosen Umgang mit Alkohol und Drogen auswirkt, die fehlenden Freiräume für Kinder und Jugendliche, die menschliche Kälte in einigen Familien auch. Der ehemalige Wachtmeister Dölf Hofer hält zwar nicht sehr viel von Akademikern und ihrem «ganzen Gerede». Er ist ein Mann der Tat. In einzelnen Punkten würde er Mäder aber wohl dennoch zustimmen. «In der heutigen Gesellschaft gibt es keine Grenzen
Jugendliche Täter reden von der Lust an der Gewalt – und sie stellen sich die Sinnfrage. mehr», sagt er. Und: «Es fehlt der Respekt.» Das würden übrigens auch frühere Schläger sagen, mit denen er es während seiner Dienstzeit immer wieder zu tun hatte. Wenn er sie heute wieder einmal im Kleinbasel trifft, dann schauen sie den «Dölf» treuherzig an und sagen: «Also solche Sachen wie Leute zu überfallen und alten Frauen das Handtäschchen zu rauben, das hätten wir schon nie getan!» Webcode: @aqelg
Sicherheitsdirektor Gass setzt auf mobile Polizeiposten In Basel-Stadt stehen rund 450 uniformierte Polizisten im Einsatz. Hinzu kommen die zivilen Polizisten und Verkehrsdienst-Mitarbeiter. Falls das Stimmvolk am 5. Februar die Sicherheitsinitiative der SVP annimmt, müssten für die geforderten Patrouillen in den Quartieren bis zu 120 zusätzliche Polizisten eingestellt werden. Die Regierung hält dies für den falschen Ansatz. Sie will in den nächsten drei Jahren 45 zusätzliche Stellen schaffen – und die neuen Polizisten bei den Hotspots (Barfüsserplatz, Steinenvorstadt, Kaserne, Rheinufer, Claraplatz) zielgerichtet einsetzen. Erhöhen will Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass (FDP) die Präsenz auf den Strassen auch mit mobilen Polizeiposten. Die entsprechenden Busse mit Büro-Infrastruktur und Platz für Gespräche und Einvernahmen sollen je nach Bedarf auf einem Hotspot stehen oder an einen anderen Ort gefahren werden, wo sich Probleme abzeichnen. Die Neueinstellungen bei der Polizei drängen sich nicht nur wegen der Probleme auf den Strassen auf, sondern auch wegen der regelmässigen Grosseinsätze wie etwa bei den Fussballspielen, die zu vielen Überstunden führen. Zudem ist der Polizist immer häufiger auch der «Tschumpel vom Dienst», zuständig für alles und jeden, wie ein Betroffener der TagesWoche sagte. Wenn irgendwo wieder einer durchdreht und sich ein anderer über einen Nachbarn ärgert, der falsch parkiert oder – fast noch störender – lauten Sex hat – heutzutage ist alles ein Fall für die Polizei.
Polizisten werden in den Strassen regelmässig «beschimpft, bedrängt und bespuckt».
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«Wenn man besoffen ist, schlägt man schnell zu» Schlägereien gehörten für Dominik einst zum Alltag. Im Arxhof hat er mehr Selbstkontrolle gelernt. Von Yen Duong
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s verging kaum ein Tag, an dem er nicht mit seinen Fäusten auf jemanden losging. Dominik, so nennen wir ihn, liebte es, dreinzuschlagen. Er brauchte es. Ein falscher Blick genügte, und man bekam seine Wut schmerzlich zu spüren – sei es in einer Kneipe, in den Kleinbasler Gassen oder vor dem Fussballstadion. Das Zuschlagen gehörte für Dominik mehrere Jahre zur Normalität – bis er schliesslich im Arxhof landete, dem Massnahmenzentrum für junge Erwachsene in Niederdorf. In einem Therapieraum erzählt er uns nun vor seiner kriminellen Vergangenheit. Er trägt einen schwarzen Rollkragenpullover, dunkle Jeans und weisse AdidasTurnschuhe, die Haare sind kurz geschoren. Er hat ein sympathisches Lächeln, wirkt aber durch seinen misstrauischen Blick und seine abwehrende Haltung trotzdem gefährlich genug, dass man ihm die etwa 600 Schlägereien zutrauen kann. «Als Krieger geboren» «Es brauchte nicht viel. Wenn man besoffen ist, schlägt man schnell mal zu», sagt Dominik. Dass er Leute verprügelte, sei nichts Spezielles für ihn gewesen, keine grosse Sache. «Es gehörte für mich dazu.» Diesen Satz wiederholt der heute 30-jährige Schweizer und Vater eines achtjährigen Sohnes während des Gesprächs mehrmals. Er habe sich die Opfer nicht spezifisch ausgesucht, die Schlägereien hätten sich «irgendwie aus der Situation heraus» ergeben. Am Anfang spürte er noch Nervosität, wenn er irgendwo im Kleinbasel Leute verprügelte. «Mit der Zeit nahm die Hemmschwelle ab. Ich dachte nicht darüber nach, ob es falsch sei oder nicht, sondern handelte einfach – manchmal auch des Rufes wegen, den ich unter meinen Kumpels zu verteidigen hatte», erzählt Dominik. Und der Alkohol habe ihn dabei aufgeputscht,
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das Kokain eher beruhigt. Wieso er gewalttätig wurde, kann Dominik nicht sagen. «Gewisse Menschen werden halt als Krieger geboren. Das Gefährliche ist eher meine Welt.» Mehrere Male musste er wegen Schlägereien ins Gefängnis, kam aber nach zwei, drei Tagen wieder frei.
«Ich dachte nicht darüber nach, ob es falsch sei, sondern handelte einfach.» Dominik landete auch nicht wegen eines speziellen Gewaltdelikts im Arxhof, sondern weil er zu oft und zu brutal zugeschlagen hatte. Etwa, weil er am Klosterbergfest mit einer Bierflasche auf das Gesicht eines Mannes einschlug. Oder weil er eine Eisenstange gegen einen Polizisten warf und diesen damit am Kopf traf. In beiden Fällen wurden die Opfer schwer verletzt. Das Basler Strafgericht verurteilte ihn dafür zu zweieinhalb Jahren Gefängnis. «Ich wollte aber in den Arxhof. Denn ich wusste, dass sich nach dem Gefängnis nichts bei mir ändern würde.» Dominik hat sich inzwischen im Arxhof einer Gewalt- und Suchttherapie unterzogen und dort eine Lehre als Schreiner absolviert. «Es war ein harter Weg. Die Isolation hier machte mir Mühe.» Er bereut es, gewisse Taten verübt zu haben – etwa, den Mann am Klosterbergfest derart verletzt zu haben, dass dieser eine tiefe Narbe im Gesicht hat und nicht mehr gut sieht. Aber: «Andere Taten bereue ich nicht. Auch wenn sie nicht gut waren, gehören sie zu meinem Leben und ich muss sie akzeptieren», sagt er. Streit sucht er heute nicht mehr, und er geht auch nicht mehr so schnell auf Provokationen ein. «Wenn einer dumm schaut, kann ich das mittlerweile ignorieren. Mein Stolz lässt das heute zu.» Dominik schlägt immer noch gerne zu,
Dominik schlägt noch immer gerne zu, allerdings nur beim Thaiboxen. Foto: Basile Bornand
allerdings nur beim Thaiboxen. Garantieren, dass er nie mehr Prügel austeilt, kann er jedoch nicht. «Das kommt auf die Situation an.» Vor ein paar Wochen wäre es beinahe so weit gekommen, als zwei junge Männer ihn auf der Johanniterbrücke ausrauben wollten. Er konnte die Situation aber «regeln», wie er sagt. «Was willsch?», habe er ihnen böse zugerufen, worauf sie ihn in Ruhe liessen. Täter handeln immer brutaler Von viel mehr Polizeipräsenz, wie es die SVP-Sicherheitsinitiative fordert, hält der 30-Jährige nicht viel. Er glaubt nicht, dass dies zu weniger Gewalttaten führen würde, denn «die Polizisten können nicht überall sein» und «wenn es knallen muss, dann knallt es». Dominik kann aber nachvollziehen, dass
sich einige Leute in Basel unsicher fühlen. «Ich glaube schon, dass mehr Gewalttätige herumlaufen, auch wenn ich mich persönlich sicher fühle. Die Delikte haben wohl schon zugenommen.» Er selber sehe in seinem Quartier St. Johann viele Männer, die «den Stress regelrecht suchen» würden. Und brutaler seien die Taten geworden, viel härter. So hätte er früher nicht noch mit den Füssen reingekickt, wenn jemand bereits am Boden lag. Dennoch: Vieles sei auch in den Köpfen der Leute. Die Menschen würden sich solche Vorfälle mehr beachten, man reagiere sensibler darauf als früher. «Viele haben bereits Angst, wenn sie sich zwei Ausländer entgegenkommen sehen. Dabei hat man keine Ahnung, was für Menschen das sind. Vielleicht ist einer davon in fünf Jahren ja dein Hausarzt.» Webcode: @apmkk
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1500
1881
74 % Bern 79 % Winterthur 80 % Zürich
TagesWoche 2
1206
1379 1666
1089
1604
1034
1089
Sachbeschädigung
0
1086
889 994 1003
985
1096
994
994
1096
01 02 03 04 05 06 07 08
Körperverletzun
Delikte Delikte pro 1000 Einwohner:
1000
0
1050
985
01 02 03 04 05 06 07 08 09 10
1414
2000
1097
300
3128
01 02 03 04 05 06 07 08 09 010
3500
600
500
2669
01 02 03 04 05 06 07 08 09 10
900
Körperverletzung 1097
Sachbeschädigung Körperverletzung 1200
1000 Sachbeschädigung
3305
500
K
1500 0 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 01 02 03 04 05 06 07 08 0
500
62 % Basel
1289
1034 1881 930 1604
1874
3777 889 3305 1050 1003 3720 994 1086 3459 1276 889 3488 1097 1003 3128 1096 1086 1276 994
3128
3488
3720
Körperverletzung
300
0 1500 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 1000
Sachbeschädigung
600
1276
2000
600
01 02 03 04 05 06 07 08 009 10 01 02 03
1086
500
0
900 Einbruchdieb
300
1003
2500
0
1200
900
889
1000
3459
500
985
3488 1003 1086 2653 1276 2669 1097 1494 1096 1414 994 3777
300
0
1414
3000
3128
3720 3459889
1000
1494
1500
1500
1414
2000
1494
500 0
2669
1414 2653
2500
1500
3500
Raub/Entreissdiebstahl 3000
1000
1494
Sicherheit
930
1881
1206
1289
225 930
1379
1666 1089 1874
9
225
217
178
171
190
212
4000
300
2000
1500
01 02 03 04 05 06
1200
Deutschschweizer Städte im Vergleich Fühlen sich gemäss Befragung in Sexualdelikte ihrem Quartier nachts sicher:
1604
12
14
178 1089 217 1034
1881
15 1666 12 1874
12
2112
190
225
217 259 178
303212 171 285 273 190
225
217 178
212 3777 171 3305 190 3720 178 3459 3777 217 3488 3305 225 2653 3720 3128 2669 3459 1494 3488 1414 3128 3777 2653 3305 2669
3128 1494
2500
2500
3305
203 285 196 273 201 259
600
600
2500
01 02 03 04 05 06 07 08 09 10
1666
9
9
171
12
12
14
1604
1874
1666
259
212
273
285
303
21
259
273
273171 259 190 178 212 217 171 225 190
285
303
15
19
20
9
9
9
12
12
12 14
15
919 9 20
21 12
9
14
14
15
12
943 9
14
242 303
317
1414
900
1500
900
3000
3000
4000
3000
50
Einbruchdiebs
500
0
Raub/Entreissdiebstahl 3500
04 05 06 07 08 2000 01 02 033500 09 10
Sachbeschädigung
100
01 02 03 04 05 06 07
1500
1500
1500
3500
2653
201
0
1034
14
9
20
19
15
14 19 9 20
21
1076 14 876 9
225
178
203
196 3777 201 3305
0 2000
500
150
0
1494
Sexualdelikte 196
200
2500
1500
01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 1000
203
332
317
267
277
242
250
284
300
50 Sexualdelikte
1500
500
1000
400010 01 02 03 04 05 06 07 08 09
4000
01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 3000
2500 2000
50
Sexualdelikte
277
284
3500 100
242
3500
01 02 03 04 05 06 07 08 09 010
350
Raub/Entreissdiebstahl
100
Raub/Entreissdiebstahl
0
2669
200
100 Sexualdelikte
366
400 0
Tötungsdelikte
200
0 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10
300
50
317196 201
4000
350 0
4000 150
2653
250
150
50
250
2000 0
1200
200
0 3000 150 02 03 04 05 06 07 08 09 10 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 100
Sexualdelikte
0
0
1200
267
242 366 203
201
203
196
300
50
50
01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 Einbruchdiebstahl 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 300
1000
0 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 01 0 500
100
50
250
100
277
150
350 0
1500
Einbruchdiebstahl
500
Raub/Entreissdiebstahl
50
3459 2653 3488 2669
317 267
350
332
200
5
200
Raub/Entreissdiebstahl
150
284
400
100
200
277
284
250
250
0
150
2000
150
Raub/Entreissdiebstahl 200
366
332
277
284
332
317203 267 196 201 242
317
277
366 267 242
366
284
Taschendiebstahl 350
250
09 10
5
0 04 05 06 07 08 09 01 02 03 10 100 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10
01 02 03 04 250 05 06 07 08 09 10
01 02 03 04 05 400 06 07 08 09 10
300
200
366
332
350
300
190
212
171
943
100
0
10
50
0 400
300
350
25
150
50
400
50
300
100
150
500
0
15
200
150
250
217
Taschendiebstahl 100
200
876
1076 738
904
1188
1000
300
259
1578
1486
1500
250
273
200
259 303 285 212
350
01 02 03 04 05 06 07 08 09 010300 150 09 10 01 02 03 04 05 06 07 08
Taschendiebstahl
738
904
876 303 285943
1076
904
738
250
273
303
285
2058
2020
350
201
196
500 Taschendiebstahl
350
3720
Taschendiebstahl
300
267
500 2500
0 2000
14
1188
943
1076 2058
876
1188
738 1578
943
876
1000
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0 2 03 04 05 06 07 08 09 10 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10
10
20
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1578
1486
2058
1486 1188 904 2020
1578
2020
1000
1076
943
1500
904 1578 738 2058 1076 1188 876 904 1486 943 738
1188 2020 1486
2000
10
Insgesamt kann Basel mit knapp 105 Delikten er subjektiven Wahrnehmung der Krimi2000 20 Jahr 2010 als mit Abstand 0 20 auf 1000 Einwohner im nalität ist mit Statistiken kaum beizukommen. 10 20 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 10 Das beweisen die Zahlen ausgewählter Delikte in sicherste aller grösseren Schweizer Städte gelten. Tötungsdelikte 15 2500 15 Die subjektive Einschätzung der Menschen wird 15 Basel der vergangenen zehn1500 Jahre: Tendenziell 5 5 sind – ausser bei Sachbeschädigungen – durch- aber von der Wahrnehmung im Alltag geprägt: von 2000 10 Vorfälle und der Summe einzelner wegs stagnierende bis rückläufige Zahlen10 zu ver- Schilderungen 0 2000 10 1000 0 04 01 02 03 05 06 07 08 09 10 zeichnen. Trotzdem fühlen sich die Basler weniger der Medienberichte. 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 1500 Tötungsdelikte 2500 die Berner und die Zürcher 5 Basel von anderen Städten Auch dabei hebt sich sicher als etwa – die 5 Tötungsdelikte 5 1500 500 mit deutlich höheren Deliktzahlen pro Einwohner wie Zürich ab. Im Jahr 2009 veröffentlichte die 2000 2000 0 25 mit über 300 gleich viezu kämpfen 2000 haben. Trotzdem herrscht am0 Rhein- Basler Staatsanwaltschaft 350 1000 0 02 03 04 05 06 07 08 09 10 04 2010 01 ver02 03 le, 05 06mit 07 08 09 1026001Pressemitteilungen knapp nur knie der Eindruck vor, die Situation habe sich 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 1000 0 1500 Tötungsdelikte 1500 Tötungsdelikte 300 04 05 01 02 03seien 07 08 09Prozent 10 dreissig weniger20Bulletins als die Zürcher schärft und namentlich die Gewalttaten im06 Tötungsdelikte 1500 500 Steigen begriffen – was lediglich fürTaschendiebstahl «mindere Stadtpolizei, obwohl dort die absolute Deliktzahl 250 500 15 rund das Zweieinhalbfache beträgt. Gewaltdelikte» zutrifft. 1000 1000
2058 1578
2500
25
14
2058
2020
15
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21
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14 12
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19
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2500
25
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25
20
14
Widerspruch der Zahlen D
19
25
01 02 03 04 05 06 07 08 09 10
Sachbeschädigung
105,4 Basel 149,2 Bern 83,8 Winterthur 138,5 Zürich
11
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13. Januar 2012
Region
Auge in Auge im Land des Kaffees
«Blogposting der Woche» von Benjamin Hohlmann
Auch das noch
Denkmalpflege stoppt Blocher
Zusammen mit fünf Kaffeemachern aus der Schweiz war ich die letzten Tage zu Besuch bei der kleinen Kaffeekooperative Vicente Talavera im Norden Nicaraguas. Unser Ziel: mehr über das Leben der Kaffeebauern zu erfahren und mehr über den Produktionsprozess von Kaffee im Anbauland zu lernen. Bereits am Tag der Ankunft wird klar: ein wenig eintauchen oder ein wenig beobachten, das geht nicht. Man muss ganz dabei sein – mit offenem Herzen, offenen Fragen und auf Augenhöhe. Was dadurch entsteht, das ist ein Austausch, der tiefen Eindruck bei allen Beteiligten hinterlässt. Während wir Kaffee pflücken, entpulpen und waschen, während wir nicaraguanische Spezialitäten essen oder die weiten Wege zwischen den Parzellen zurücklegen, sprechen wir über Kaffeequalität versus -quantität, über Fermentationsmethoden und das
Wir reden über Kaffee: Das Produkt, das uns verbindet – und unser Leben damit und davon. Ergebnis in der Tasse, über das Leben als Kaffeeproduzent mit Wind, Wetter, Dürre und Hunger. Wir diskutieren, wie fair «fairtrade» ist, was der Endkonsument für Produkte sucht, dass zehn Prozent des weltweit konsumierten Kaffees Spitzenqualität hat. Wir reden über den Bürgerkrieg, der die Kaffeebauern vor 20 Jahren zum Pflücken mit der Flinte auf dem Rücken gezwungen hat, Kaffeekrankheiten, Diversifizierung, Bio und Bodenerosion. Wir degustieren Kaffees derselben Varietät von anderen Kooperativen, sprechen über die Wertsteigerung des Kaffees: vom Bauer über den Röster bis in die Gastronomie, und finden bei all diesen Themen kaum ein Ende. Wir reden über das Produkt, das uns verbindet: den Kaffee, unser Leben damit und davon. Ausschnitte davon sowie Bilder bringen wir in den nächsten Wochen im «Bohnenkult»-Blog auf tageswoche.ch. Webcode: @apola
Benjamin Hohlmann ist Geschäftsführer und Wirt im Unternehmen Mitte in Basel. Der Kaffee-Aficionado schreibt im «Bohnenkult»-Blog auf tageswoche.ch.
TagesWoche 2
«Wortbeiträge dürfen bei uns nicht lang sein» Eva Nidecker über das Konzept von Energy Basel und was daran noch baslerisch ist. Interview: Monika Zech Radio Basel ist verstummt, seit heute ist die Frequenz 101,7 von Energy Basel besetzt. An dem neusten Sender der Energy-Gruppe ist neben dem bisherigen Eigentümer Karlheinz Kögel auch Ringier und NRJ Group Paris beteiligt. Und als Co-Chefin fungiert die 31-jährige Baslerin Eva Nidecker. Frau Nidecker, Energy Basel werde ein Basler Radio bleiben, betonen Sie in allen Interviews. In den zweiminütigen News auf Energy Bern oder Zürich gibt es jeweils eine Meldung aus der Region. Es gibt ja nicht nur die News. Wir haben etwa am späteren Nachmittag die Top-Story und die Side-Story, in der wir lokale Themen aufgreifen können. Zudem gehen wir jeweils zu einem tagesaktuellen Thema auf Stimmenfang in der Region und fühlen den Puls der jungen Basler Bevölkerung.
Ärger in der Schutzzone: Läckerli-Huus-Chefin Miriam Blocher.
Foto: Michael Würtenberg
Wir Basler müssen uns nun wirklich nichts vorwerfen lassen. Wir haben die Familie Blocher mit offenen Armen empfangen. Christoph haben wir eine Zeitung in den Schoss gelegt. Tochter Miriam mit dem Läckerli Huus beschenkt. Und sollte Magdalena («Can you tell me the seven sinking steps, hää Mister Hugentobler?») Martullo dereinst bei Novartis Patentschutz beantragen, werden wir auch dafür ein offenes Ohr haben. Die Blochers, wir haben sie ja reingelassen, mitten in die Schutzzone. Ausgerechnet dort hat sich aber, wie uns zugetragen wurde, gar Unerhörtes ereignet. Offenbar stellt ein Mitglied der Familie seine Geschäftsinteressen über die Befindlichkeiten dieser Stadt. Nur durch das beherzte Eingreifen der Denkmalpflege habe das Schlimmste verhindert werden können. Der Sachverhalt gestaltet sich nach ersten Erkenntnissen folgendermassen: Miriam Blocher will ihr Läckerli Huus an der Gerbergasse 57 vergrössern. Das Stammhaus, Baujahr 1291. Der erste Stock soll dem Laden einverleibt, Verkaufsfläche und Profit sollen vervielfacht werden. Weichen sollten auch Wandmalereien aus dem 16. Jahrhundert. Dem Vernehmen nach gelang es den Fresken nie, das Vertrauen der Chefin zu gewinnen. Sie hatte bereits den Maler geordert, als der Denkmalschutz einschritt: Schutzzone! Jetzt hat man sich auf ein verdeckendes Gipskorsett geeinigt. Liebe Familie Blocher, man darf in Basel eine Zeitung umpolen. Man darf den Cola-Frosch aus dem Sortiment werfen. Aber die Schutzzone lässt man besser unangetastet. Denn die Denkmalpflege ist immer stärker. Von Renato Beck Webcode: @aolwy
Wieso soll mit Energy klappen, was mit Radio Basel nicht geklappt hat? Wir wollen eine klar definierte junge Hörerschaft ansprechen, und wir kennen die Bedürfnisse dieser Zielgruppe sehr gut. Zum Beispiel wissen wir nach jahrelanger Erfahrung im Zürcher und im Berner Markt, dass sich die Hörgewohnheiten der jungen Hörer unterscheiden von denen der älteren Hörer. Darauf gehen wir ein – etwa bei der Länge der Beiträge. Neun bisherige Mitarbeiter von Radio Basel wurden entlassen, wie viele konnten bleiben? Vierzehn Mitarbeiter haben wir übernommen, drei kommen noch dazu. Nach welchen Kriterien wurde die Auswahl getroffen? Ich war an den Personalentscheiden nicht beteiligt. Ich gehe davon aus, dass man ein Team zusammenstellen wollte, das das Energy-Konzept mitträgt und sich damit identifiziert. Gibt es Zielvorgaben für die Hörerquote? Wir wollen natürlich mehr als die 70 000 Hörer, die Radio Basel hatte, erreichen. Ich bin zuversichtlich, dass wir in zwei, drei Jahren so weit sind.
Webcode: @aolwx
Eva Nidecker ist Co-Programmund Geschäftsleiterin bei Energy Basel.
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R EG IO N
1962 gehörten Feldschlösschen-Sechsspänner wie hier auf der Mittleren Brücke noch zum Stadtbild – aber nicht mehr für lange Zeit.
Bier-Platzhirsch P lässt sich nicht verdrängen Feldschlösschen ist für Wirte auch eine Bank und bleibt trotz wachsender Konkurrenz die Nummer eins. Von Martina Rutschmann
TagesWoche 2
äuli-Säuli nannten sie ihn. Päuli Burkhalter war der einzige der Primarschulklasse, der auf einem Bauernhof aufwuchs – mitten in der Stadt im Gundeldingen-Quartier. Mit Schweinen, Hasen, Enten und «Rössern». Hundertmal erklärte er seinen Mitschülern: «Das sind keine Rösser, das sind Ross – auch wenn es mehrere sind.» Als die Kinder sahen, wovon Päuli sprach, war der Päuli-Säuli plötzlich ein kleiner Star in der Klasse. Und nicht mehr das «Bauerntschotscheli». Da waren Pferde von berühmten Springreitern auf dem Hof eingestellt, auf dem die Burkhalters in einer Wohnung lebten. Die Kinder durften die Hengste streicheln, bevor sie auf dem Schänzli ihr Können zeigten. Und auch während der Schulferien, wenn die Mitschüler verreist waren, drehte sich bei Päuli alles um Pferde: Er durfte mit seinem Vater und sechs Belgier-«Ross»
Foto: Staatsarchiv Basel-Stadt, Hans Bertolf
im Gespann auf der Kutsche mitfahren. Mitten in Basel, mit viel Bier im Gepäck. Fässerweise Bier lieferten sie an Beizen: Päulis Vater war der letzte Feldschlösschen-Kutscher in Basel. Beizer müssen nicht betteln Die gut 300 Brauereien in der Schweiz brauchen keine Pferde mehr. Das Geschäft ist auch ohne Kutschen attraktiv: Es gibt so viele Brauereien wie seit über hundert Jahren nicht mehr – und es werden mehr. Trotzdem bleibt Feldschlösschen Platzhirsch oder, um es in der Firmensprache zu sagen: Marktführer. Die Firma kann sich Ausgaben leisten, die für Kleine nicht drinliegen. So müssen Beizer mit Feldschlösschen-Produkten im Sortiment nicht bei einer Bank um Geld betteln, wenn sie ihr Lokal renovieren oder mit neuen Tischen ausstatten wollen: Feld-
14
13. Januar 2012
Region
schlösschen bietet Restaurants Darlehen an – und verlangt dafür eine mehrjährige Zusammenarbeit. Über Summen will Markus Werner von Feldschlösschen nicht sprechen. Er sagt nur: «Banken tun sich schwer, Restaurants Darlehen zu geben. Dann springen wir ein.» Zum Abfüllen nach Südbaden Als Paul Burkhalter (62) mit seinem Vater Bierfässer auslieferte, galt noch das Bierkartell. Manche Restaurants schenkten Warteck aus, andere Feldschlösschen, die Brauereien teilten die Lokale unter sich auf. Vor zwanzig Jahren wurde das Kartell aufgehoben, Grosskonzerne wie Heineken und Carlsberg schluckten Schweizer Brauereien – als Reaktion entstanden lokale Brauereien. Werbeslogans wie «Bier von hier statt Bier von dort» überzeugten etliche Biertrinker, vom Globalen zum Lokalen zu wechseln. Kleine Brauereien etablierten sich. In manchen Restaurants ist inzwischen nur noch Unser Bier, Appenzeller oder Ueli Bier zu haben. Wirte entscheiden selber, was sie ausschenken wollen. Die Auswahl ist gross. Doch Feldschlösschen bleibt Nummer eins. Die Darlehen sind ein Grund für den anhaltenden Erfolg, das grosse Werbebudget ein anderer.
Päulis Vater war in Basel der letzte Kutscher von Feldschlösschen. Vor einem Jahr hat Feldschlösschen ein Bier in Bügelflaschen lanciert. «Wir möchten ein Zeichen für die Schweizer Bierkultur setzen», heisst es von der Firma dazu. Dass die Flaschen in Südbaden abgefüllt werden und die «Schweizer Bierkultur» so beschnitten wird, steht nirgends. Und wenn die Brauerei mit Berglern in Trachten und urchigen Masken wirbt, suggeriert sie: Das ist Schweizer Bier! «So verschieden wir Schweizer sind, Feldschlösschen verbindet», lautet der Slogan. Dass die Firma als CarlsbergTochter in dänischen Händen ist, scheint keine Rolle zu spielen. Schliesslich wird das Bier in Rheinfelden gebraut, und mehr aus Marketinggründen als aus Notwendigkeit werden auch noch Pferde gehalten. Brauereien in Stein gemeisselt Dennoch gibt es Wirte, die auf vollkommen Schweizerisches oder regionales Bier setzen. Robert Schröder vom «Schmalen Wurf» etwa hat die Verträge mit Kronenbourg auslaufen lassen – und zu Appenzeller gewechselt. Zu dem Zeitpunkt, als auch das elsässische Kronenbourg von Carlsberg geschluckt wurde. Der «Schmale Wurf» läuft gut, braucht keine neuen Tische und Stühle. Andere Beizen sind abhängiger – und froh um ein Darlehen. Ob nicht auch sie eine klei-
TagesWoche 2
ne Brauerei berücksichtigen würden, ist eine andere Frage. «Einige Beizer würden gern zu uns wechseln, sind vertraglich aber gebunden», sagt Luzius Bosshard, Chef von Unser Bier. Päuli Burkhalters Vater kannte jeden Beizer persönlich. «Meistens tranken wir einen Kaffee, bevor wir weiterfuhren», erinnert sich Burkhalter. «Es war eine gemütliche Zeit.» Viele Lokale gehörten damals noch
Burgfrieden um Schwarzgeld wackelt Die SP beginnt mit der Aufarbeitung der umstrittenen Rolle des Bankrats in der BKB-Affäre. Von Renato Beck
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Paul Burkhalter (ehemals Casinotheater Winterthur) wuchs als Sohn eines Bier-Kutschers auf. Foto: zVg den Brauereien – und diese investierten in ihre Liegenschaften, wie es die meisten Hausbesitzer tun. Liessen Buffets herstellen, bestellten Maler, wenn die Wände wieder einmal gelb vom Rauch waren. Der Brauerei-Name war in Stein gemeisselt. An der Fassade des «Braunen Mutz» steht heute noch «Feldschlösschen», obwohl seit Längerem vor allem Heineken-Produkte ausgeschenkt werden. Markus Werner von Feldschlösschen betont, die heutige DarlehensPraxis habe nichts mit den vergangenen Zeiten zu tun. «Wir richten keine Lokale mehr ein, seit das Liegenschaftsgeschäft ausgegliedert wurde.» Es geht um Darlehen wie bei Banken auch. Eingerichtet wird nur die Infrastruktur, die mit Getränken zu tun hat. Zapfhahnen, Durchlaufkühler, Gläser. Das gehört zum Service – auch Unser Bier wird in beschrifteten Gläsern ausgeschenkt. Sobald der Wirt aber Geld für eine neue Bar braucht, muss die kleine Brauerei passen. «Wir können uns das nicht leisten. Aber unsere Kunden wissen dafür, woher das Bier kommt», sagt Luzius Bosshard. Es kommt aus der Brauerei im Gundeli, unweit des einstigen Feldschlösschen-Depots, wo Paul Burkhalters Vater täglich um vier Uhr die Pferde im Stall fütterte – auch an Feiertagen. Von Feldschlösschen ist im Gundeli bis auf Schilder an Beizen wenig übrig geblieben, dafür ist die Konkurrenz omnipräsent. Markus Werner sagt, Feldschlösschen spüre die Konkurrenz der Kleinen, aber: «Billige Importbiere tun uns mehr weh als lokale Brauereien.» Mit anderen Worten: Auch der Globalisierte spürt die Globalisierung. Das ging auch Paul Burkhalters Vater nicht anders, als er seine Pferde in den Sechzigern gegen ein Auto tauschen musste. Und als letzter Kutscher in die Geschichte einging. Webcode: @apmkj
ie Basler Kantonalbank hat sich mit Offshore-Konten von USKunden verrechnet. Trotzdem findet in Basel keine politische Debatte statt. Den Burgfrieden gebrochen hat jetzt eine Jung-Parlamentarierin. Die im Mai 2011 nachgerückte SP-Grossrätin Kerstin Wenk macht in einem Anzug, den sie heute Freitag einreichen will, ein paar Vorschläge, auf die man auch schon früher hätte kommen können. Wenk verlangt vom Regierungsrat, dass das Basler Kantonalbankgesetz an jenes aus Zürich angeglichen wird. So soll der Grosse Rat direkt vom Bankrat Auskunft verlangen dürfen. Dadurch soll der Bankrat einer Kontrolle unterstellt werden, die es bislang nicht gab. Es ist ein erster zaghafter Anfang der politischen Aufarbeitung der BKB-Affäre. Diese muss auch klären, wie stark SP-Finanzdirektorin Eva Herzog involviert war. Denn sie kann in die Geschäfte des Bankrats Einblick nehmen. Das sichert ihr das Bankgesetz ausdrücklich zu. Sie darf auch an den Sitzungen teilnehmen. Also wusste sie entweder über die verhängnisvolle Offshore-Strategie Bescheid, oder sie versäumte es, sich in bewegten Zeiten bei ihrer Hausbank zu erkundigen. Herzog lässt ausrichten: «Solange die Verhandlungen mit den USA laufen, nimmt das Finanzdepartement dazu keine Stellung.» Jans wunderte sich Ob Herzogs mögliche Verstrickung in den Skandal die SP dazu bewogen hat, vorerst stillzuhalten, ist unklar. SP-Nationalrat Beat Jans will das nicht bestätigen. Aber er erinnert sich, wie er, nachdem die Affäre ans Licht gekommen war, von der SP-Fraktion verlangte, sie müsse die Initiative ergreifen. Ihm sei beschieden worden abzuwarten. Damit ist er einverstanden. An seiner Forderung hält er fest: «Ich möchte eine lückenlose Klärung darüber, wie es in der Bank zu diesen verbrecherischen Tätigkeiten kommen konnte.»
Doch der Stillhaltepakt geht über die Linke hinaus. Dieter Werthemann, grünliberaler Grossrat, hat sich öfters mit der BKB angelegt. Seine Streitlust ist abgeklungen. «Jetzt sollen andere die Initiative übernehmen.» Auch von SVP-Nationalrat Sebastian Frehner, einem erbitterten Gegner der Staatsgarantie der BKB, ist nichts mehr zu hören, seit er im Bankrat sitzt. Die Strategie des Bankrats scheint aufzugehen. Um die Wogen im Grossen Rat zu glätten, veranstaltete die Bank im November einen Tag der offenen Tür. Der Bankrat, der die Kräfteverhältnisse im Grossen Rat abbildet, stellte sich Fragen irritierter Parlamentarier. Diese wollten wissen, wie es dazu kommen konnte, dass die Staatsbank Schwarzgelder von einstigen
Schärfere Kontrollen wurden versäumt. UBS-Kunden aus den USA angenommen hat und warum der Bankrat die risikoreiche Strategie mitgetragen hat – zu einer Zeit, als längst klar war, dass die USA gegen Schweizer Banken vorgehen. Die Medien blieben bei diesem Treffen aussen vor, weil der Bankrat verhindern wollte, dass es Profilierungsversuche geben würde, wie es heisst. Er nutzte aber die Gelegenheit, den Grossräten von einer Debatte abzuraten. Dadurch sollte verhindert werden, dass die BKB weitere Angriffsflächen offenbart. Das hätte die von Bern aus angestrebte Einigung in den USA gefährden können. Dann sei auch erst Zeit für eine Manöverkritik, sagt Bankratspräsident Andreas Albrecht (LDP) . Momentan sieht es so aus, dass die BKB mit einem Vergleich davon kommen könnte. Allerdings lagen die Basler in ihrer Einschätzung dessen, was die Amerikaner tun werden, schon einmal falsch. Webcode: @apmki
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Bestattungen
Bestattungs-Anzeigen Basel-Stadt und Region BASEL Altorfer-Leuenberger, Lydia, geb. 1929, von Basel BS (Bruderholzweg 3). Wurde bestattet. Balen-Kopriva, Slavko, geb. 1926, von Basel BS (Hagentalerstrasse 15). Wurde bestattet. Bächli, Peter Jakob, geb. 1950, von Würenlingen AG (Froburgstr. 18). Trauerfeier im engsten Familienkreis.
Fink-Jakobi, Erhard, geb. 1937, von Heimiswil BE (Gundeldingerstr. 115). Trauerfeier im engsten Familienkreis. Fretz, Hanna, geb. 1932, von Basel BS (Malzgasse 12). Trauerfeier: Montag, 16. Januar, 14.45 Uhr, Friedhof am Hörnli. Frey-Denzler, Clemens, geb. 1956, von Wartau SG (Im tiefen Boden 75). Wurde bestattet.
Beuclair-Breitenfeld, Erika Ruth, geb. 1930, von Réclère JU (Dorfstr. 38). Wurde bestattet.
Gammeter, Monika, geb. 1958, von Lützelflüh BE (Haltingerstr. 66). Wurde bestattet.
Bloch-Bernstein, René Albert, geb. 1925, von Basel BS (Leimenstr. 67). Wurde bestattet.
Grenacher, Paula, geb. 1931, von Leibstadt AG (Hammerstr. 88). Wurde bestattet.
Brägger, Franca, geb. 1947, von Wattwil SG (Hegenheimerstr. 70). Wurde bestattet.
Herzig-Müller, Margreth Bertha, geb. 1914, von Basel BS (Dorfstr. 30). Trauerfeier im engsten Familienkreis.
Braunschweiger-Oesterhelt, Annemarie Charlotte, geb. 1921, von Wolhusen LU (Mittlerestr. 15). Trauerfeier im engsten Familienkreis. Brechbühler-Diethelm, Rita Elsa, geb. 1925, von Huttwil BE (Schönaustr. 46). Wurde bestattet.
Ehrler-Fillafer, Kurt, geb. 1930, von Basel BS (Wittlingerstr. 130). Trauerfeier im engsten Familienkreis.
Kassebeer, Rosmarie, geb. 1924, von Basel BS (Birmannsgasse 45 ). Wurde bestattet.
061 261 15 15
Notrufzentrale 24 h. Ärzte, Zahnärzte, Kostenlose medizinische Beratung der Stiftung MNZ Notfalltransporte:
144
Notfall-Apotheke:
061 263 75 75
Basel, Petersgraben 3. Jede Nacht: Mo–Fr ab 17 h, Sa ab 16 h, Sonn- & Feiertage durchgehend offen. Tierärzte-Notruf:
0900 99 33 99
(Fr. 1.80/Min. für Anrufe ab Festnetz) Öffnungszeiten der Friedhöfe Hörnli und Wolf: Sommerzeit: 7.00–19.30 Uhr Winterzeit: 8.00–17.30 Uhr
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Schultheiss-Manger, Isabella Maria, geb. 1922, von Basel BS und Riehen BS (Horburgstr. 54). Trauerfeier im engsten Familienkreis. Starck-Henzi, Peter Max, geb. 1929, von Basel BS (Steinbühlallee 143). Wurde bestattet. Streicher-Huttinger, Paula Katharina, geb. 1913, von Basel BS (Leimenstr. 67). Trauerfeier: Freitag, 13. Januar, 14.30 Uhr, Altersheim Holbeinhof, Leimenstr. 67. Trachsel, Martha, geb. 1913, von Rüeggisberg BE (Riehenstr. 324). Trauerfeier: Montag, 13. Februar um 10.45 Uhr, Friedhof am Hörnli.
Wiget-Dällenbach, Heidi, geb. 1934, von Basel BS (Sperrstr. 100). Trauerfeier: Mittwoch, 18. Januar, um 13.30 Uhr, Friedhof am Hörnli. Zaugg-Hasler, Margrit Therese, geb. 1937, von Zäziwil BE (Allschwilerplatz 10). Trauerfeier: Mittwoch, 18. Januar, 14.30 Uhr, Offene Kirche Elisabethen. Zeier-Hofer, Werner Karl, geb. 1921, von Basel BS (Largitzenstr. 3). Trauerfeier: Dienstag, 17. Januar, 14.30 Uhr, Friedhof am Hörnli. RIEHEN Erath-Ersig, Verena, geb. 1943, von Basel BS (Aeussere Baselstr. 238). Trauerfeier im engsten Familienkreis.
Misslin-Schillinger, Charles Raphael, geb. 1918, von Basel BS (Giornicostr. 144 ). Wurde bestattet. Neuchel, Margit, geb. 1944, von Winterthur ZH (Elisabethenstr. 41). Trauerfeier im engsten Familienkreis. Pächter-Marcussohn, Berthold, geb. 1924, von Pratteln BL (Steinengraben 2). Wurde bestattet. Pedrazzi, Wolfgang Georg, geb. 1951, von Sant'Abbondio TI (Rastatterstrasse 43). Wurde bestattet.
Weber, Kurt, geb. 1936, von Menziken AG (Rauracherstr. 161). Trauerfeier: Montag, 16. Januar, 14.30 Uhr, Friedhof am Hörnli. AESCH Opitz, Oswald, geb. 1948, von Schüpfheim LU (Tschöpperlistr. 17). Bestattung: 13. Januar, 14 Uhr, Besammlung: Friedhof in Muttenz, anschl. Trauerfeier in der ref. Kirche in Muttenz. ALLSCHWIL Blaser-Heierli, Margarete, geb. 1923, von Schangnau BE (Obertorweg 35). Wurde bestattet. Boillat-Heitz, Roger, geb. 1929, von Allschwil BL (Lindenstrasse 33). Wurde bestattet.
Moser-Schlup, Heinz, geb. 1932, von Basel BS (Meisenweg 2). Wurde bestattet. Wagner-Schmid, Ernst, geb. 1928, von Rümlingen BL (Muesmattweg 33). Trauerfeier und Beisetzung: Dienstag, 17. Januar, 15 Uhr, Besammlung: Friedhofskapelle Allschwil.
Linder, Edgar Heinrich, geb. 1949, von Reichenbach im Kandertal BE (Kraftstr. 25). Wurde bestattet.
Meyer-Trefzer, Marie, geb. 1921, von Laufen BL (Allmendstr. 40). Wurde bestattet.
Wälchli-Fitzi, Mina, geb. 1923, von Wynigen BE (Inzlingerstr. 230). Trauerfeier im engsten Familienkreis.
Dietler, Ella, geb. 1920, von Allschwil BL (Beatengasse 3). Trauerfeier und Beisetzung: Donnerstag, 12. Januar, 13.45 Uhr, Besammlung: Friedhofskapelle Allschwil.
Kovacs-Milkau, Christel Lisbeth, geb. 1932, von Deutschland (Horburgstr. 54). Wurde bestattet.
Lüchinger-Heldenstein, Renée Berthe Paule Stephanie, geb. 1928, von Basel BS (Amselstr. 55). Wurde bestattet.
Trauerfeier: Dienstag, 24. Januar, 14 Uhr, Kapelle Gottesacker Riehen.
Diethelm, Beatrix, geb. 1948, von Allschwil BL (Holeeweg 35). Trauerfeier und Beisetzung: Freitag, 20. Januar, 13.45 Uhr, Besammlung: Friedhofskapelle Allschwil.
Imhof-Wahler, Lili, geb. 1923, von Isenthal UR (Pilatusstr. 50). Wurde bestattet. Jungen, René, geb. 1939, von Basel BS (Rosentalstr. 70). Trauerfeier im engsten Familienkreis.
Offizieller Notfalldienst Basel-Stadt und BaselLandschaft
Ruder-Singer, Markus Waldemar, geb. 1936, von Basel BS (Brantgasse 5). Wurde bestattet.
Wiedmer-Gerig, Gertrud, geb. 1925, von Langnau im Emmental BE (St.Johanns-Ring 122). Trauerfeier im engsten Familienkreis.
Hohler, Marco, geb. 1959, von Winterthur ZH (Hegenheimerstr. 131). Trauerfeier: Montag, 23. Januar, 10.45 Uhr, Friedhof am Hörnli.
Deschler-Ith , Alfons Alfred, geb. 1912, von Basel BS (Sternengasse 27). Wurde bestattet.
Filippi-Capaccio, Adriano, geb. 1936, von Italien (Amerbachstr. 15). Trauerfeier: Freitag, 13. Januar, 13 Uhr, Friedhof am Hörnli.
Prohaszka, Julius Gabriel, geb. 1924, von Basel BS (Bruderholzweg 21). Wurde bestattet.
ARLESHEIM Klüppelberg-Bühler, Erika, geb. 1926, von Basel BS (Im Lee 15). Wurde bestattet.
Vischer-Burckhardt, AnnaMaria, geb. 1918, von Basel (Rittergasse 19). Trauerfeier im engsten Familienkreis. Vögtli, Beat Walter, geb. 1959, von Himmelried SO (Holbeinstr. 54). Trauerfeier im engsten Familienkreis. Waldner-Roth, Elisabeth, geb. 1921, von Oberdorf BL (Sperrstr. 100). Trauerfeier: Donnerstag, 19. Januar, 15 Uhr, Gellertkirche Raum David, Christoph Merian-Platz 5, Basel. Walpen-Wagner, Paul, geb. 1929, von Basel BS (Mülhauserstr. 35). Trauerfeier: Freitag, 13. Januar, 10.45 Uhr, Friedhof am Hörnli.
Gruber-Baumann, Gertrud, geb. 1921, von Schönenwerd SO (Inzlingerstr. 50). Trauerfeier im engsten Familienkreis. Gurzeler-Dominizak, Alfred, geb. 1940, von Basel BS und Seedorf BE (Rudolf Wackernagel-Str. 41). Wurde bestattet. Meier-Muchenberger, Léon Werner, geb. 1922, von Riehen BS (Chrischonaweg 67). Trauerfeier: Montag, 16. Januar, 14 Uhr, Gottesacker Riehen. Niklaus-Marradi, Heinz Georg, geb. 1927, von Basel BS (Inzlingerstr. 230). Trauerfeier: Dienstag, 17. Januar, 15 Uhr, Gottesacker Wolf. Petersen, Ingrid, geb. 1920, von Riehen BS (Bettingerstr. 136).
Pales-Liska, Margita, geb. 1929, von Arlesheim BL (Mattweg 96). Wurde bestattet. Wettstein-Schmidt, Alice Marguerite, geb. 1918, von Fislisbach AG (Im Zelg 2). Wurde bestattet. FRENKENDORF Bolinger, Hans, geb. 1932, von Lüterkofen-Ichertswil SO (Eggstrasse 14). Wurde bestattet. MUTTENZ Bürgi-Salvini, Ruth, geb. 1936, von Basel BS und Olsberg AG (Unterwartweg 23). Wurde bestattet. OBERDORF Hagen, Hans, geb. 1953, von Österreich (Schulstrasse 4). Wurde bestattet.
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Region
Zu behäbig: Neue Leitung muss frischen Wind ins Historische Museum bringen Von Dominique Spirgi
Grossbürgertums und der einst massgebenden Elite. Wer lange sucht, findet neben den Prunkstücken aus dem Münsterschatz, neben Preziosen aus den Wunderkammern vergangener Zeiten zwar auch eine Punkjacke aus der AJZ-Bewegung, eine Gewerkschaftsfahne und das Calatrava-Modell für eine neue Wettsteinbrücke. Aber das war es dann auch schon. «Im Grunde genommen trägt das Historische Museum, das ja eigentlich ein kunst- oder kulturhistorisches Haus ist, den falschen Namen», sagt Georg Krayer, Bankier und Präsident der Museums-Aufsichtskommission. Aus der Suche nach einem neuen Direktor habe er sich rausgehalten. «Ich bin schon so lange mit dem Museum verbunden, dass ich die Sache Leuten überlassen wollte, die freier über eine Weiterentwicklung nachdenken können», sagt er, um dann gleich zu einem flammenden Plädoyer für neue Formen der Vermittlung der Geschichte auszuholen: «Wir müssen uns fragen, ob eine Keltenausstellung das richtige Mittel ist, um einem Migrationskind der zweiten Generation hiesige Geschichte zu vermitteln.» Neue Bedürfnisse
Darüber, was das Historische Museum Basel zeigen soll, ist man sich nicht einig. Foto: Hans-Jörg Walter
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e näher die Neubesetzung der Direktion des Historischen Museums Basel rückt, desto stärker wird die Forderung nach einem stärkeren Einbezug der jüngeren Geschichte. Gleichzeitig wird befürchtet, dass zu viel Sozial-, Industrie- und aktuelle Gesellschaftsgeschichte den Glanz der bürgerlichen Schatzkammern dämpfen könnte. Entsprechend bewegt die Direktorenwahl die Gemüter. In einem anonymen Brief an die TagesWoche ist von «Machtspielen im Berufungsverfahren» die Rede. Auch eine konkrete Kronfavoritin für die frei werdende Direktionsstelle wird genannt. «Zu Gerüchten nehme ich keine Stellung», blockt Philippe Bischof, der als Abteilungsleiter Kultur die Findungskommisson präsidiert, ab. «Wir haben absolutes Stillschweigen vereinbart», sagt auch Oswald Inglin, Kommissionsmitglied, Grossrat und Vorstandsmitglied im neu gegründeten Verein Basler Geschichte. «Die definitive Wahl wird
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im Februar erfolgen.» Die im Brief genannte Person jedoch winkt ab. Aus Gesprächen mit direkt oder indirekt an der Neubesetzung der Direktion beteiligten Exponenten lässt sich aber doch eine Art Profil jener Person herausschälen, die von der Findungskom-
Das Museum soll sich stärker mit der Stadtentwicklung befassen. mission zur Wahl vorgeschlagen wird. So scheint das Ansinnen, dass sich das Museum stärker mit der aktuellen Stadtentwicklung zu befassen habe, eine Mehrheit zu haben. Und die Idee, das Haus mit dem Historischen Seminar der Uni und weiteren Institutionen zu einem «Forum der Geschichte» zu vernetzen, wird weitum begrüsst. Dieses Forum wird im überarbeiteten Kulturleitbild
ein gewichtiges Kapitel einnehmen, sagt Bischof. «Selbstverständlich war und ist die Wahl von diesem aktuellen Kontext beeinflusst», sagt Findungskommissionsmitglied und Historikerin Susanna Burghartz. Die neue Direktorin (angenommen, es wäre eine Frau) wäre demnach Historikerin und nicht Kunsthistoriker wie der vor seiner Pensionierung stehende langjährige Direktor Burkard von Roda. Sie wäre mit der Stadt Basel vertraut und offen dafür, das Museum im Sinne der aktuellen Stadtentwicklung inhaltlich zu erweitern. Diese kam im Museum bisher ausser bei Sonderausstellungen nur marginal vor. Im Museumskonzept ist zwar von einem «Beitrag zur Auseinandersetzung der Gesellschaft mit ihrer kulturellen Entwicklung in Vergangenheit und Gegenwart» zu lesen. Mehr als andere Ausstellungshäuser präsentiert sich das Historische Museum aber als Schatzkammer des wohlhabenden
Die Tatsache, dass sich das Museum bislang auf die Präsentation der kunsthistorischen Schätze konzentrierte, wird also auch als Defizit empfunden. Als explizite Kritik an der neuen Dauerausstellung möchte die Findungskommission dies aber nicht verstanden wissen: «Die neue Dauerausstellung hat durchaus ihre Berechtigung, und das Museum hat eine ästhetisch sehr ansprechende Form der Präsentation gefunden», sagt Burghartz. «Das Museum besitzt berühmte und wertvolle Sammlungen, die es natürlich pflegen und auch ausstellen muss», ergänzt Inglin. Dass von Roda die Neueinrichtung der Dauerausstellung erfolgreich abschliessen konnte, eröffne für seinen Nachfolger auch Freiräume. «Die Aufgabe, beiden Seiten gerecht zu werden, also sowohl den bestehenden Sammlungen als auch der neueren Geschichte genügend Platz einzuräumen, dürfte aber nicht leicht sein.» Nicht zuletzt muss das Historische Museum auch den Bedürfnissen seines Publikums nachkommen. Eine Möglichkeit, neuere Geschichte zu präsentieren, zeigte die Ausstellung «Hier und Dort» des Teams Stratenwerth im Stellwerk St. Johann. 15 000 Leute besuchten die «Ausstellung über Basel im 20. Jahrhundert» im Sommer 2011. Zum Vergleich: Die Sonderausstellung zur antiken Himmelsscheibe von Nebra lockte 2006/07 rund 80 000 Interessierte in die Barfüsserkirche. Die Erwartungen an die neue Museumsleitung sind also hoch gesteckt. Die Antwort auf die Frage, wie weit diesen dereinst entsprochen werden kann, dürfte nicht zuletzt auch vom Budget abhängen. Und hier sieht es nicht gerade gut aus, musste doch das Museum wegen Budgetkürzungen kürzlich erst die Schliessung seines Kutschenmuseums bekannt geben. Webcode: @aqbfj
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Unsere liebsten Skandale Elisabeth Kopp, die Fichenaffäre, P-26 und nun die Affäre Hildebrand – will sich eine Gesellschaft weiterentwickeln, ist sie auf Skandale angewiesen Von Philipp Loser
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Unschöner Abgang. Nach einem verhängnisvollen Telefonat mit ihrem Ehemann Hans W. Kopp trat Elisabeth Kopp 1989 aus dem Bundesrat zurück. Ein exemplarischer Skandal für die Schweiz. Foto: Keystone
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tmen wir kurz durch und denken über den Fall Hildebrand nach. Ohne das Ende der Geschichte zu kennen, lässt sich bereits heute und aus einer gewissen Distanz feststellen: Was für ein herrlicher Skandal! Diese Geschichte hat sämtliche Bestandteile, die eine gute Geschichte braucht. Unvorhersehbarkeit, Spannung, Dynamik. Und Protagonisten, die man sich kaum besser ausdenken könnte. Ein schillernder, schwerreicher Notenbanker und seine ebenso schillernde Frau, die es mit der Moral nicht so genau nehmen. Eine schwerreiche Clique rechtskonservativer Politiker, deren Beweggründe so missionarisch wie unergründlich sind. Eine Regierung, die nicht immer sagte, was sie wusste, und nicht immer wusste, was sie sagte. Graue Funktionäre in einem grauen Gremium namens Bankrat, die plötzlich nervös werden. Informanten mit zweifelhafter Reputation und noch zweifelhafterer Wortwahl. Lügner und Beschwichtiger. Täuscher und Vertuscher. Und schliesslich: eine ganze Heerschar von aufgeregten Journalisten, die jedes Detail dieser verworrenen Geschichte so schnell wie möglich in die Welt posaunen. Möglicherweise wird eine Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) den Abschluss der Geschichte krönen. Unklar ist dagegen heute noch, wie sich die Affäre Hildebrand in die historische Ahnengalerie der Schweizer Skandale einreihen wird. Ist
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Schweiz
die Affäre rund um Philipp Hildebrand ßberhaupt vergleichbar mit dem Spion Jeanmaire (1976/77), der mit den Sowjets kollaborierte? Dem erzwungenen Rßcktritt von Elisabeth Kopp (1989)? Dem Fichenskandal (1989/90) oder der enttarnten Geheimarmee P-26 (1991)? Bruchstellen der Gesellschaft Unbedingt seien die Affären vergleichbar, sagt Historiker Thomas Maissen, der die verschiedenen politischen Skandale in seinem Standardwerk Geschichte der Schweiz aufgearbeitet hat. Maissen, der an der Universität Heidelberg Geschichte lehrt, denkt dabei in erster Linie an den Rßcktritt von Elisabeth Kopp (vgl. nächste Seite). Beide Rßcktritte, jener von Kopp und jener von Hildebrand, seien in ihrer inneren Struktur typisch schweizerisch. Im Gegensatz zum umliegenden Ausland wird in der Schweiz die Trennlinie zwischen Wirtschaft, Politik, Privatheit und Öffentlichkeit nicht so scharf gezogen. Das Milizsystem, einer der Grundpfeiler der Schweizer Gesellschaft, habe viele Vorteile – produziere aber eben auch häufig Skandale. Wo im Ausland die Politiker mit 25 Jahren ihren Technokraten-Dienst antreten und dabei bleiben, ist in der Schweiz ein Wechsel der Laufbahn spielend mÜglich. Banker wird Bundesrat, Bundesrat wird Verwaltungsrat, Politiker wird
WirtschaftsfĂźhrer – die Grenzen sind fliessend, die Ăœbergänge unscharf, die alten Beziehungsnetze verlockend. Schlimm sei das nicht, sagt Maissen. Weder der Fall Kopp noch die Affäre Hildebrand – im Gegenteil: ÂŤModerne Gesellschaften haben Skandale nĂśtig. Sie zeigen Bruchstellen auf und ermĂśglichen mit der Ăśffentlichen Thematisierung die LĂśsung eines Problems.Âť Im Fall von Elisabeth Kopp war
Jeder politische Skandal hat die Schweiz weitergebracht. das die im Verlauf der Untersuchung aufgedeckte Fichenaffäre, bei Philipp Hildebrand werden es die angepassten Regeln fßr Eigengeschäfte des Nationalbank-Direktoriums sein. Natßrlich geht diese Aufarbeitung nicht ohne Schmerzen vonstatten, natßrlich hinterlässt jeder Skandal Opfer. Der Fall Kopp etwa läutete das Ende des Freisinns als dominanter Kraft der Schweiz ein, der Fall Hildebrand wird wohl noch mehrere Funktionäre das Amt kosten. Aber in der Bilanz hat bisher jeder Skandal des 20. Jahrhunderts die Schweiz weitergebracht. Eine spezielle Rolle in der Aufarbeitung der verschiedenen Skandale ha-
ben immer auch die Medien gespielt. Sie wachsen an ihrer Aufgabe, wachsen an jedem Skandal. Selten wurde ihre Rolle derart intensiv und breit thematisiert wie im Fall Hildebrand. Der emeritierte Medienprofessor Roger Blum kann das nur begrßssen. Es sei auch den Medien zu verdanken, dass Skandale in der Schweiz ßberhaupt ans Licht kämen. Bis in die 80er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts gab es keinen investigativen Journalismus in der Schweiz. Und dementsprechend viele unentdeckte Skandale. Nicht verwerflich Das Verhalten der Weltwoche, deren ßberzogene Gauner-Berichterstattung im Fall Hildebrand kontrovers diskutiert wird, findet Blum nachvollziehbar. Es habe eine gewisse Tradition, dass politische Skandale von der Opposition gesteuert wßrden. Im Österreich der 70er-Jahre deckte das Magazin Profil zahlreiche Skandale nur mit der Hilfe der SPÖ auf. Und aus diesem Grund ist es fßr Roger Blum im aktuellen Fall auch nicht weiter verwerflich, dass sich die Weltwoche von der SVP und Christoph Blocher hat alimentieren lassen. Allerdings sei die Art der Präsentation nicht unbedingt comme il faut gewesen. Dennoch: Diese Geschichte hätte ich auch gemacht. Sie hat eindeutig Skandalpotenzial. Webcode: @aqduk
Es begann mit einer rätselhaften Medienmitteilung der Schweizerischen Nationalbank am 23. Dezember und gipfelte im Rßcktritt von Philipp Hildebrand als Präsident der Nationalbank am 9. Januar. Die Causa Hildebrand beschäftigte zu Jahresbeginn die ganze Schweiz. Neben den mÜglichen Verfehlungen von Hildebrand gerieten auch Christoph Blocher und die Weltwoche fßr ihr Vorgehen in die Kritik. Auf unserer Website haben wir die Ereignisse der letzten drei Wochen anhand der wichtigsten Medienberichte zusammengefasst. Die Causa Hildebrand, auf einen Blick, auf tageswoche.ch/@aowvt
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Schweiz
«Ich war zutiefst verletzt, zermürbt, allein» Alt Bundesrätin Elisabeth Kopp sieht nur bedingt Parallelen zwischen ihrem Rücktritt und der Affäre um Philipp Hildebrand. Interview: Philipp Loser
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an schrieb das Jahr 1989 und die Schweizer Bevölkerung hielt den Atem an. Eine parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) enthüllte, dass der Staat seine Bürger jahrelang bespitzelt hatte: 900 000 Dossiers umfasste die Fichensammlung, die der «Schnüffelstaat» angelegt hatte. Ein Jahr später wurde bekannt, dass der Staat eine geheime paramilitärische Widerstandsorganisation aufgebaut und finanziert hatte – am Parlament vorbei. Auslöser für
Nach einer wochenlangen öffentlichen Kampagne musste Elisabeth Kopp Anfang 1989 zurücktreten. Foto: Miriam Künzli/ express
die Enthüllung dieser beiden grössten Skandale der jüngeren Schweizer Geschichte war ein Telefonanruf. Elisabeth Kopp (75), die erste Frau im Bundesrat, riet ihrem Mann aus dem Verwaltungsrat einer Firma auszutreten, die in den Verdacht der Geldwäscherei geraten war. Die Justizministerin der FDP verschwieg das Telefonat und sah sich in der Folge mit einem Mediensturm konfrontiert, der in seinem Ausmass an die aktuelle Affäre um Nationalbank-Präsident Philipp Hildebrand erinnert. Unter dem Druck der Öffentlichkeit trat Kopp 1989 zurück. Die daraufhin eingesetzte PUK konnte Kopp keine Verfehlung nachweisen, stiess aber auf den Fichenskandal und löste damit auch die Enttarnung der geheimen Widerstandsarmee aus. Dennoch haftete Kopp in der öffentlichen Wahrnehmung ein Makel an, den sie erst in den vergangenen Jahren abstreifen konnte. Die alt Bundesrätin fürchtet, dass der Fall Hildebrand die Schweiz ähnlich lange beschäftigen könnte. Frau Kopp, verschiedene Beobachter ziehen Parallelen zwischen dem Fall Hildebrand und Ihrem Rücktritt im Jahr 1989. Sie auch? Beiden Rücktritten ging eine Medienkampagne voraus. Dennoch sind die beiden «Affären» nur schwer miteinander vergleichbar. Ein Unterschied liegt da-
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rin, dass ich nie irgendetwas für meinen eigenen Vorteil erreichen wollte. Das möchte ich an dieser Stelle in aller Deutlichkeit wiederholen. Und dennoch war das Ergebnis dasselbe. Mein Rücktrittsmotiv, und auch das wird oft verkannt, war einzig, dass ich mein Amt schützen wollte. Im Gegensatz zu den aktuellen Vorkommnissen in der Nationalbank gab es in meinem Departement auch nie eine Unterschung, geschweige denn eine Ermittlung gegen die Shakarchi Trading AG, über die Gerüchte wegen Geldwäscherei zirkulierten, und in welcher mein Mann im Verwaltungsrat Einsitz hatte. Die Polizei schaltete sich erst ein, als sie der Geschäftsführer der Firma darum anflehte. Er wollte einen Strich unter die Geschichte ziehen. Mein Telefonanruf an meinen Mann konnte ja keinen andern Sinn gehabt haben, denn hätten Ermittlungen eine Verfehlung ergeben – was sie nicht taten –, wäre er nach wie vor haftbar gewesen. Ausserdem war mein Mann zum Zeitpunkt meines Anrufs längst im Bild. Es war auch in einem Protokoll schriftlich festgehalten, dass er sich einen Rücktritt aus dem Verwaltungsrat wegen meines Amtes vorbehält. Es war kein Eigeninteresse von meiner Seite vorhanden. Warum traten Sie dennoch zurück? Ich stand mit dem Rücken zur Wand. Ich fühlte mich absolut wehr- und machtlos. Ich war zu diesem Zeitpunkt zwanzig Jahre in der Öffentlichkeit und plötzlich wurde meine Integrität in Zweifel gezogen. Ich hatte keine Unterstützung vom Bundesrat oder von meiner Partei – nichts. Dazu kam die Medienkampag-
«Die Katastrophe war, dass die Affäre Hildebrand überhaupt in die Medien gelangte.» ne. Ein Beispiel: Kurz nach meinem Rücktritt gab ich der damaligen «Weltwoche» ein ausführliches Interview, ich zeigte dem Journalisten sämtliche Akten. Das Interview war korrekt, aber darüber stand ein fetter Titel: «Immer noch schönfärberisch und einsichtslos». Damit war das Interview im Eimer. Ich war zutiefst verletzt, zermürbt und allein damals. Können Sie unter diesen Umständen den Rücktritt von Hildebrand nachvollziehen? Offenbar haben der Bankrat und die Revisionsgesellschaft nicht sämtliche Unterlagen besessen – das hat die Situation von Hildebrand verschlechtert. Aber Philipp Hildebrand hat gegen kein Reglement verstossen. Wenn man ihm einen Vorwurf machen will, dann vielleicht den der mangelnden Sensibilität. Beim heutigen Stand der Dinge bleibt als einziger
Vorwurf, dass er sagte, er habe nichts von den Geschäften seiner Frau gewusst. Ich bedaure es ausserordentlich, dass ein derart fähiger Mann wie Herr Hildebrand zurückgetreten ist. Er war international gut vernetzt, das wäre ein grosser Vorteil für die Schweiz in Zeiten der Wirtschafts- und Eurokrise gewesen. Sein Rücktritt kommt zum schlimmstmöglichen Zeitpunkt. Man kann ihm die fehlende nötige Sensibilität zum Vorwurf machen, aber das musste nicht zwingend zum Rücktritt führen. Die Katastrophe war, dass die Affäre in die Medien gelangte. Man hätte das auch intern bereinigen können. Ich bedaure, dass der Bankrat ihn fallengelassen hat. Und Sie denken, der Vorfall wäre tatsächlich bereinigt worden? Ja. Man hätte das interne Reglement für die Eigengeschäfte der Direktionsmitglieder angepasst; Herr Hildebrand hätte ganz sicher nicht noch einmal ein solches Geschäft getätigt, und die Schweiz hätte einen fähigen Mann behalten können. Formell hat Hildebrand ja nicht gegen das Reglement verstossen. Alles in allem haben wir es hier mit einer Kumulation von ganz unglücklichen Umständen zu tun. Mich würde sehr interessieren, wer Interesse daran hatte, dass die ganze Geschichte publik wurde. Ich spekuliere nicht gern, aber wahrscheinlich hat sich Herr Hildebrand mit seinen Ideen zur Regulierung der Banken nicht nur Freunde gemacht. Ein Seitenaspekt der Affäre ist das Verhalten von Christoph Blocher und seiner SVP. Wie beurteilen Sie seine Rolle? Ich weiss nicht, was dahintersteckt. Ich will niemanden beschuldigen, aber es ist schon auffallend, dass sämtliche Beteiligte SVP-Mitglieder sind und auch die «Weltwoche» eine so zentrale Rolle spielte. Sie ist ja, vorsichtig ausgedrückt, zumindest SVP-nah. Auf die längere Sicht bekommen wir in der Schweiz ein grundsätzliches Problem: Wenn Leute mit derartigen Kampagnen rechnen müssen, wenn sie sich in einem öffentlichen Amt exponieren, werden wir je länger, desto weniger gut qualifizierte Leute für wichtige Ämter finden. Damit meine ich auch explizit den Bundesrat. Ich bin auch aus diesem Grund froh, dass Eveline Widmer-Schlumpf nicht abgewählt wurde. Jede unbegründete Abwahl ist schlecht für die Stabilität unseres Landes. Hildebrand wird wohl nicht lange arbeitslos bleiben und auch sein Ruf hat – bis heute und im Gegensatz zu Ihnen – nicht stark gelitten. Wie geht es Ihnen heute? Fühlen Sie sich in der Zwischenzeit rehabilitiert? Schon. Aber es hat zu lange gedauert und mich jeder Chance für einen beruflichen Neuanfang beraubt. Damals wie heute war eine Hysterie vorhanden, die jeglichen gesunden Menschenverstand ausschaltete.
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Schweiz
Nach dem RĂźcktritt Hildebrands geht die Kopfjagd weiter
Rohe Sitten, dreckige Mittel und ein scheinheiliger Zweck
Von Urs Buess
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a rettet ein Nationalbank-Direktorium, dem im Jahr 2008 auch ein gewisser Philipp Hildebrand angehÜrt, die UBS vor dem Fall. Ende 2010 versucht das Direktorium, dem Herr Hildebrand mittlerweile als Präsident vorsteht, den Franken mit Milliardenkäufen von Euros zu stßtzen. Das behagt einem Christoph Blocher nicht. Noch weniger gefällt ihm, dass dieser Hildebrand und sein Team Dutzende von Milliarden einschiessen – unter anderem via Internationalen Währungsfonds –, um kreditgebende Banken im kriselnden EU-Raum zu retten. Geld aus dem VolksvermÜgen, schimpft Blocher. Dabei mßsste man aus erzieherischen Grßnden diese Staaten nach einem geordneten Verfahren bankrott gehen lassen, sagt er vor einem Jahr in einem Interview mit der Basler Zeitung. Er mßsse weg, dieser Hildebrand, fordert Blocher. Abtreten. Doch im Laufe des Jahres macht der Nationalbank-Chef eine gute Figur, legt eine Untergrenze fßr den Franken-Wechselkurs gegenßber dem Euro fest, und selbst von Blochers Anhängern finden
das einige gut. Hildebrand ist international vernetzt, denkt auch geldpolitisch in globalen Zusammenhängen und sieht die Schweiz wohl weder politisch und schon gar nicht währungspolitisch als autarke Insel, die wie in den Idealvorstellungen der ZweitWeltkriegs-Veteranen auf sich allein gestellt Ăźberleben kann. Das genĂźgt, dass ein Blocher den NationalbankPräsidenten nicht akzeptieren kann. Moralisch verwerflich Fatalerweise hat Hildebrand, respektive wahrscheinlich seine Frau, in diesem erfolgreichen Jahr die Dummheit begangen, im heikelsten Moment mit Dollars zu handeln. Rechtlich ist das zwar nicht belangbar, moralisch aber verwerflich, besonders dann, wenn Philipp Hildebrand damit einverstanden gewesen wäre, was er ja nach neusten Erkenntnissen vielleicht auch war. Das sagen viele Leute, das sagen immer mehr. Viele Leute halten im Ăœbrigen auch andere Dinge fĂźr verwerflich, die rechtlich legal sind. Dass etwa eine Firma Milliardengewinne ausweisen und gleichzeitig Entlassungen bekannt geben kann. Dass Reiche in steuergĂźnstige Kantone flĂźchten kĂśnnen, was Normalverdienenden nicht mĂśglich ist. Und Weiteres mehr. Blocher aber, der Hildebrand schon seit mehr als einem Jahr weghaben mĂśchte, der nicht nur definiert, was ein rechter Schweizer sei, sondern auch, was hehren Vorstellungen von Moral standzuhalten habe, sieht seinen Zeitpunkt gekommen, als er – wie immer das auch geschehen sein mag – Hinweise auf Hildebrands Dollarkäufe
erhält. Er, der eine ganze Region bezßglich Besitzverhältnisse einer Zeitung ein Jahr lang belßgt, der schwindelt und trickst, wenn er mit Nachweisen ßber die Bewegungen auf Hildebrands Bankkonto hausiert, der – wenn es eigenen Zielen dient – auch mal das Bankkundengeheimnis ignoriert, sagt, was ethisch vertretbar sei. Der Zweck – und sei er noch so vorgeschoben – heiligt die Mittel, und die Lßge wird salonfähig, wie all die Aussagen und Gegenaussagen rund um die angeblichen Enthßllungen der Weltwoche und ihrer Zuträger zeigen. Die Genugtuung ßber den Rßcktritt des Nationalbank-Präsidenten muss gross sein, die Freude darßber zeigt sich in eigenartigen Ausbrßchen. I saich i d Hose, entfährt es spontan dem in die Enthßllung involvierten SVP-Anwalt Hermann Lei vor laufender Fernsehkamera, als er vom Rßcktritt Hildebrands erfährt. Wo Freude sich so äussert, mßssen die Sitten roh sein. Lange Gesichter Die Gesichter werden lang und länger in diesen Tagen. Bei der BevÜlkerung, die dem gewinnenden Herrn Hildebrand seine Worte abgekauft hat. Bei den Politikern, die – wie es sich verfassungsmässig eigentlich gehÜrt – die Nationalbank und den Bankrat gewähren liessen im Wissen, dass die Nationalbank den Kantonen gehÜrt und dass diese Nationalbank ihre Milliardengewinne Jahr fßr Jahr an eben diese Kantone ausschßttet. Bis sie eben weniger abgeben konnte, weil sie die Milliarden fßr die Stßtzung des Frankens und fßr die Stabilisierung
der krisengeschßttelten EU-Staaten brauchte. Nun, nach dem Fehltritt der Hildebrands, herrscht plÜtzlich Alarmstimmung. Man will den Bankrat erneuern und ein Reglement ausarbeiten, das rechtlich regelt, was moralisch selbstverständlich sein soll. Einer kann sich freuen. Einer? Es sind mehrere: Christoph Blocher und seine Entourage. Sie werden bald die nächste Runde einläuten, nimmt man
Viele Leute halten im Ăœbrigen auch andere Dinge fĂźr verwerflich, die rechtlich legal sind. ihr Kampfblatt ernst. Im Visier haben sie laut ÂŤWeltwocheÂť unter anderen Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf und Bundesrat Johann Schneider-Ammann. Erstere hassen sie sowieso, weil sie Blocher aus dem Bundesrat verdrängt hat. Dann natĂźrlich auch, weil sie als Finanzministerin erneut Ăźber Doppelsteuerabkommen mit Staaten verhandeln muss, die es weder rechtlich noch moralisch vertretbar halten, dass ihre BĂźrger Steuern hinterziehen. Johann Schneider-Ammann ist in der Schusslinie, weil ihm Verhandlungen mit der EU zur weiteren Entwicklung der bilateralen Verträge bevorstehen. Blochers Truppe steht bereit. Sie hat gezeigt, dass sie im Kampf ums Rechthaben alle Mittel einsetzen wird. Ob die anderen Parteien da mitziehen kĂśnnen, wird sich weisen. Im Fall Hildebrand waren sie nur Zuschauer. Webcode: @aqayf
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I NTE R NATIO NAL
Die Acht-Millionen-Stadt Bogota ist ein gutes Beispiel dafür, wie Sicherheit und Lebensqualität dank geschickter Politik steigen. Foto: Jacob Silberberg/Panos
Die Kokain-Metropole wird gezähmt Wer Bogota hört, denkt an Kriminalität, Drogenkriege und Verkehrschaos. Doch diese Zeiten sind vorbei. Innovative Bürgermeister verwandeln Kolumbiens Hauptstadt in eine lebenswerte Stadt. Von Luca Etter TagesWoche 2
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m 1. Januar 2012 wurde Gustavo Petro als neuer Bürgermeister Bogotas vereidigt. Als erste Amtshandlung hat der linke Politiker angekündigt, dass er Schusswaffen in einer der einst kriminellsten Städte der Welt – noch immer werden in Bogota pro Jahr 1600 Menschen mit Schusswaffen getötet – komplett verbieten will. Besonders pikant dabei ist, dass der 51-Jährige einst als Guerillakämpfer der «Bewegung 19. April» (M-19) selbst Waffengewalt einsetzte, um den kolumbianischen Staat zu bekämpfen. Petro setzt die Reihe illustrer Bürgermeister in Bogota fort, die der Stadt in den letzten zehn Jahren mit klugen und teilweise unorthodoxen Massnahmen ihren Stempel aufgedrückt haben. Selbstverständlich haben sie dabei vom soliden Wirtschaftswachstum Kolumbiens und der Befreiung grosser Landesteile aus den Händen der Drogenmafia und der Guerillakämpfer profitiert. Dennoch ist Bogota ein gutes Beispiel dafür, wie man mit geschickter Politik die Sicherheit und Lebensqualität einer Stadt erhöhen kann. Wie in vielen anderen Grossstädten der Welt auch stellt der Verkehr in Bogota eine zentrale Herausforderung dar. Eingepfercht zwischen über 3000 Metern hohen Bergen (Bogota selbst liegt auf 2600 Metern über Meer) besteht praktisch kein Raum, mit dem die Stadt ihren mehr als acht Millionen Einwohnern etwas Luft verschaffen könnte. Aus diesem Grund haben Politiker schon früh erkannt, dass innovative Massnahmen nötig sind, um das Verkehrschaos zu bewältigen.
Mit Velos gegen Staus Bereits in den 1970er-Jahren wurde deshalb die «Ciclovia» ins Leben gerufen – ein autofreier Tag pro Woche in einem Grossteil des Stadtgebiets. In seiner heutigen Form findet die «Ciclovia» jeden Sonn- und Feiertag von sieben Uhr morgens bis zwei Uhr nachmittags auf einer Strecke von insgesamt 120 Kilometern statt. Im Durchschnitt werden diese Aktionstage von bis zu zwei Millionen Menschen genutzt, um auf den ansonsten verstopften Strassen der Metropole Velo zu fahren, ein Picknick durchzuführen oder an einem Aerobic- oder Yogakurs teilzunehmen. Seit dem Jahr 2000 dürfen Bogotas Einwohner ausserdem ihre Autos nicht mehr an allen Wochentagen benutzen. Was als Regulierung des Stossverkehrs begann, wurde immer weiter ausgebaut: Heute ist jedes Auto in Bogota nur noch an drei von fünf Wochentagen zugelassen. Das grosse Umdenken hin zu mehr Lebensqualität fand zu Beginn des neuen Jahrtausends unter dem grünen Bürgermeister Antanas Mockus statt. Der Mathematiker, Philosoph und ehemalige Universitätsprofessor erlangte Berühmtheit, als er während einer Vorlesung die Hosen runterliess, um die Aufmerksamkeit der Studenten im chaotischen Hörsaal zu erheischen.
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Diese Aktion hat ihn dazu motiviert, für das Bürgermeisteramt zu kandidieren, um als Lehrer der Stadt zu fungieren und sie, wie einst seine Studenten an der Uni, zu disziplinieren. Schauspieler statt Polizisten Obwohl Mockus keine politische Erfahrung hatte, wurde er gewählt, weil sich die Bogotanos nach einem ehrlichen Politiker sehnten. Kaum im Amt, heuerte er rund 500 Pantomimen an, die auf den grossen Kreuzungen der Stadt Polizisten ersetzten und Leute nachahmten, die Verkehrsregeln missachteten. Die Idee dahinter war, dass Kolumbianer mehr Angst davor haben, öffentlich blossgestellt zu werden, als eine Busse aufgebrummt zu bekommen. Die Rechnung ging auf. Um die Stadt für Frauen sicherer zu machen und gleichzeitig die Geschlechterrollen zu revidieren, führte Mockus «Ladies’ Nights» durch, während deren nur Frauen in den Ausgang gingen, derweil die Männer zu Hause nach den Kindern schauten. Auch hier waren keine speziellen Sanktionen nötig: Das alleinige Blossstellen reichte, dass die Männer zu Hause blieben. Das Resultat war eindrücklich: In den «Frauennächten» kam es in der Acht-MillionenStadt zu keinem Raubüberfall, keiner Vergewaltigung und zu keinem Mord. Mockus scheute sich jedoch auch nicht, drastische Massnahmen zu ergreifen, um das Leben in Bogota zu verbessern. So löste er die gesamte 2000 Mann starke und notorisch korrupte Verkehrspolizei auf einen Schlag auf und entliess sämtliche Polizisten. Zudem führte er in der feierfreudigen Hauptstadt Kolumbiens eine Polizeistunde ein, um alkoholbedingte Gewalt zu reduzieren – nicht jedoch ohne den Bogotanos die Möglichkeit zu geben, diese Schliessstunde nach hinten zu verschieben, sollte sich die Situation verbessern. Innerhalb weniger Monate ging sowohl die Mordrate als auch die Zahl alkoholbedingter Verkehrsunfälle markant zurück, und die Polizeistunde konnte schrittweise von ein nach drei Uhr morgens zurückverlegt werden. Innovatives Busssystem Seit seinem Rücktritt im Jahr 2003 reist der charismatische Mockus um die Welt, um anderen Städten zu zeigen, wie man mit einfachen Massnahmen die Korruption bekämpfen und die Sicherheit erhöhen kann. Im vergangenen Jahr bewarb er sich ausserdem fürs kolumbianische Präsidentenamt, wo er es bis in die Stichwahl gegen den späteren Sieger und heutigen Präsidenten Juan Manuel Santos schaffte. Das unbestrittene Symbol des modernen Bogota sind jedoch die eleganten roten Busse des TransMilenio, welche auf eigens für sie reservierten Spuren durch die Stadt fahren und ein geschlossenes System darstellen. Auf insgesamt neun Routen bedienen sie 1,4 Millionen Benutzerinnen und Be-
Einst Kämpfer, heute Symbol für Frieden: Bürgermeister Gustavo Petro. Foto: EPA/Leonardo Mu nutzer jeden Tag und ersetzen den Wildwuchs von Hunderten kleiner Minibusse durch ein zuverlässiges, sicheres und sauberes Bussystem. Der TransMilenio wird längst als Erfolgsmodell in andere Städte Kolumbiens und Lateinamerikas exportiert – als effiziente Lösung für Metropolen wie Buenos Aires oder Mexiko-Stadt, in denen jedes Jahr Hunderttausende von neuen Autos die Kapazität des Strassennetzes zu sprengen drohen.
Erfolgreiche «Ladies’ Nights»: Die Zahl der Verbrechen sank. So sehr der TransMilenio dem neuen Bogota ein Gesicht gibt, ist er jedoch auch ein Mahnmal dafür, dass viele Probleme der kolumbianischen Politik noch nicht bewältigt sind. So ist etwa der Vorgänger Gustavo Petros, der Mitte-Politiker Samuel Moreno, ausgerechnet über einen Korruptionsskandal im Zusammenhang mit Bauaufträgen für eine TransMilenio-Linie vom Stadtzentrum zum Flughafen gestolpert und wartet zurzeit im Gefängnis auf seinen Prozess. Wegen der Veruntreuung der Gelder fehlen der Stadt nun die Mittel, um die geplante Linie fertigzustellen und notwendige Unterhaltsarbeiten
durchzuführen. Dies hat zu Unterbrüchen des Busbetriebs geführt und Protestaktionen, teilweise auch gewaltsame, nach sich gezogen. Stadt soll entwaffnet werden Gleichzeitig stockt auch die Expansion des TransMilenio im reichen Norden der Stadt – hier jedoch vor allem, weil die Bewohner lieber eine Metro oder Strassenbahn hätten, da dies den Weltstadtanspruch Bogotas unterstreichen würde. Dies ist jedoch nicht nur um ein Mehrfaches teurer als die bewährten Buslinien, sondern auch schlecht für die Mobilität in der Stadt, da sich ein solches System nicht ohne weiteres ins bestehende TransMilenio-Netz integrieren lassen würde. Diese Argumente scheinen den neuen Bürgermeister jedoch nicht zu überzeugen: Wie im Wahlkampf angekündigt, will er nicht auf das Prestigeobjekt Metro verzichten. Wie er allerdings die Mehrkosten finanzieren will, ist unklar. Auch mit seinem ambitiösen Plan, «die Stadt zu entwaffnen», könnte er auf Widerstand prallen, da der Waffenbesitz eigentlich auf Ebene der Republik geregelt wird. Dennoch würde es angesichts der Erfolge seiner illustren Vorgänger nicht überraschen, wenn ausgerechnet Petro als ehemaliger Krieger zum Symbol des Friedens in Bogota würde. Webcode: @apmhq
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«Man muss die Trottoirs verbreitern, um Demokratie zu schaffen» Der Sozialstaat hat seine Glaubwürdigkeit verloren, sagt der französische Historiker Pierre Rosanvallon. Geld allein reiche nicht – die soziale Verbundenheit müsse gestärkt werden, damit die Gesellschaft wieder gerechter werde. Von Stefan Brändle
Herr Rosanvallon, geht es abwärts mit dem Westen? Sagen wir es so: Wir befinden uns in einer historischen Regression. Bis zum Fall der Berliner Mauer wuchs in Europa der Wohlfahrtsstaat. Sozialversicherung, Steuerprogression und Mindestlöhne nahmen zu, die Ungleichheiten nahmen beträchtlich ab. Seither hat sich diese Bewegung aber in ihr Gegenteil verkehrt. In England hat sich der Grenzsteuersatz (ein sozialer Messwert, die Red.) von 83 auf 40 Prozent reduziert, in Frankreich von 68 auf heute noch 41 Prozent. Der Umverteilungseffekt der Steuern sinkt also wieder. Schlimmer noch ist, dass der Wohlfahrtsstaat generell seine Legitimation verloren hat. Daher die Regression. Seltsamerweise treibt diese Entwicklung die Leute nicht in Massen auf die Strasse, wenn man von der kleinen OccupyBewegung absieht. Diese Bewegung ist nur in Spanien stark, wo die Jugendarbeitslosigkeit sehr hoch ist. Diplomierte Uni-Abgänger bleiben dort vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen und sind noch als 30-Jährige gezwungen, bei den Eltern zu wohnen. Viele Leute empören sich heute über Trader-Boni und Managerspitzenlöhne. Wurde hier der Bogen überspannt? Die gleichen Leute tolerieren gleichzeitig die Superlöhne im Showbusiness oder von Fussballspielern, die in Frankreich teilweise doppelt so viel verdienen wie Bernard Arnault, Chef des weltgrössten Luxuskonzerns LVMH. Man hält es auch für normal, dass die Riesengewinne in der EuroMillions-Lotterie über 100 Millionen betragen. Damit verliert jede Idee von Solidarität ihren Sinn. In einem ausgeglichenen Wohlfahrtsstaat haben die
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Bürger das Gefühl, dass sie zumindest innerhalb ihrer sozialen Klasse die Vorteile und Unsicherheiten mit den anderen teilen. Das ist heute nicht mehr der Fall. Die Leute fragen nur noch, ob dieser oder jener Arbeitslose wohl genug lang einen Job gesucht habe, bevor er der Gesellschaft zur Last falle. Gehört die Umverteilung neu organisiert? Eine bessere Umverteilung lässt sich meines Erachtens nur erreichen, wenn man zuvor die soziale Verbundenheit und das Gefühl für die Gemeinschaft wieder stärkt. Das grosse Problem der Sozialpolitik liegt heute darin, dass sie nur auf einzelne Kategorien ausgerichtet ist: Arbeitslose, Arme, gesellschaftlich Ausgeschlossene. Sie muss wieder alle Leute erfassen und einbinden.
«In einer Gesellschaft, die auf Gegenseitigkeit beruht, verliert der Populismus seine Bedeutung.» Wie soll das geschehen? Ich habe dafür drei Prinzipien entwickelt. Das erste ist die Gegenseitigkeit. Viele Bürger wären bereit, sich wieder für die Gesellschaft zu engagieren – aber nur dann, wenn sich die anderen auch einbringen. Das setzt gegenseitiges Vertrauen voraus, das Gefühl, am gleichen Strick zu ziehen. Diese Gewissheit fehlt in den Gesellschaften mehr und mehr. So entsteht der Eindruck, dass die einen zahlen, während die anderen sogenannte «Freeriders» sind, die also mitreiten. Und wie liesse sich dieses Prinzip umsetzen? Die Wechselseitigkeit – oder deren Fehlen – muss transparent gemacht
werden. Nötig wäre eine Beobachtungsstelle, die aufzeigt, wer wie von Sozialrechten und -leistungen profitiert. Das würde zum Beispiel aufzeigen, dass Grossunternehmen weniger hoch besteuert werden als Klein- und Mittelunternehmen. Oder dass Sozialleistungsbetrug sehr verbreitet ist. Heute reiten Populisten auf solchen Themen herum. In einer Gesellschaft, die auf Gegenseitigkeit beruht, verliert der Populismus seine Bedeutung. Anfällig dafür sind Bürger, die sich als Verlierer sehen. Sie wenden sich gegen die vermeintlichen Profiteure – in den Eliten und unten in der Einwanderung. Was wäre sonst zu tun? Man müsste dafür sorgen, dass die Bürger wieder das Gefühl erhalten, dass sie sich ähnlich sind – ähnlich in ihrem Anspruch auf Respekt, Würde und Bildung. Das ist mein zweites Prinzip: das der Ähnlichkeit. Das dritte ist die Kommunalität, die Stärkung des Gemeinwesens. Der Raum des öffentlichen Lebens muss erweitert werden. Schon der französische Revolutionär Emmanuel-Joseph Sieyès sagte, man muss die Trottoirs verbreitern, um Demokratie zu schaffen. Heute leben wir in Europa und vor allem in den USA zunehmend getrennt und privat. Doch je weniger öffentlicher Raum existiert, desto mehr Misstrauen gibt es. Müssen wir also vor allem wieder lernen, soziale Wesen zu sein? Ja, es ist vorrangig, die sozialen Bande zu stärken. Das war letztlich auch das Ziel der «Egalité» in den Revolutionen Frankreichs und der USA: Nicht die Gleichheit der Mittel, sondern die soziale Verbundenheit, die soziale Ähnlichkeit und Beteiligung. Erst nachher lässt sich eine neue Umverteilung anstreben.
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Zur Person Pierre Rosanvallon (64) zählt zu den bekanntesten Intellektuellen Frankreichs. Der Historiker ist spezialisiert auf zeitgenössische Geschichte und moderne Demokratien. Er ist Professor am Collège de France in Paris, Direktor des Instituts für Sozialwissenschaften und Vorsteher des linksreformistischen Thinktanks «La République des Idées». Dem sozialistischen Ex-Premierminister Michel Rocard nahestehend, sprach er sich im französischen Präsidentschaftswahlkampf 2007 für die sozialistische Kandidatin Ségolène Royal aus. Der aus dem Loiretal stammende Rosanvallon ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Lässt sich dieser Ansatz auch auf die aktuelle Europa-Debatte übertragen? Durchaus. Solidarisch sein heisst, die Last und die Verantwortung gemeinsam zu tragen, im Notfall auch für die Schulden der anderen einzustehen. Nur so baut man europaweit eine Gesellschaft des Vertrauens. Der EU mangelt es nicht so sehr an politischem Willen, sondern an gegenseitigem Vertrauen. Noch sind die Europäer nicht bereit, auch für die Fehler der anderen zu einzustehen. Alle Europäer – oder nur die Deutschen? Die Franzosen wollen auch nicht für die Griechen zahlen. Die Regierung in Paris wäre eher bereit dazu als die Regierung in Berlin, doch die Franzosen in ihrer Gesamtheit sind so wenig bereit wie die Deutschen; das zeigen alle Umfragen. Die Dinge können sich aber ändern, analog zu einer Entwicklung, die im 19. und 20. Jahrhundert zu beobachten war. Viele europäische Länder erlebten Refor-
men, die durch die Angst motiviert waren. Aus Angst vor einer Katastrophe ist man zum Beispiel eher bereit zu zahlen. Bismarck zog in Deutschland Sozialreformen durch, um eine Revolution zu verhindern; der Westen handelt später ähnlich aus Angst vor dem Kommunismus. Und heute wäre das die Angst vor den Finanzmärkten ... Auf die erste Globalisierung Ende des 19. Jahrhunderts reagierten die Leute mit Protektionismus, Fremdenhass und Nationalismus. Die sozialrepublikanischen Kräfte und aufgeklärten Konservativen setzten sich erst später durch, verhalfen den Sozialrechten aber zum Durchbruch. Und der Weg war nicht leicht, Faschismus und Totalitarismus säumten ihn. Heute, während der zweiten Globalisierung, kommen die gleichen Ängste wieder auf. Werden sie etwas Positives bewirken? Für eine definitive Antwort ist es aber zu früh. Wir kennen die Folgen, den Preis der Angst, noch gar nicht.
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«Man hält es für normal, dass die Riesengewinne in der Euro-Millions-Lotterie über 100 Millionen betragen. Damit verliert jede Idee der Solidarität ihren Sinn.» Foto: Dukas
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LE B E N
Als Spender-Baby geboren Darf man ein Kind benützen, um einem anderen das Leben zu retten? Ethiker wehren sich vehement gegen die Erzeugung von Retterbabys zur Heilung kranker Geschwister. Von Beate Kittl
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aum etwas erweckt unser Mitleid so sehr wie ein todkrankes Kind. Eines, das wegen eines angeborenen Immundefekts in einem Plastikzelt im Spital hausen muss. Oder eines, das wegen einer ererbten Blutarmut blass, müde und klein ist und voraussichtlich sein Erwachsenenalter nicht erleben wird. Da muss man doch alles Menschenmögliche tun, um zu helfen. Wirklich alles? Die Fortschritte der Medizin rücken Heilung für manche erbkranken Kinder in greifbare Nähe. Etwa durch die Transplantation von Stammzellen. Dies sind Körperzellen, die in ihrer Spezialisierung noch nicht festgelegt sind und somit Blut-, Immun- oder andere kranke Zellen ersetzen können. Sie sind im Embryo, im Knochenmark und im Nabelschnurblut zu finden, das bei der Geburt aus der durchgetrennten Nabelschnur abgezapft wird. Der Knackpunkt liegt darin, Stammzellen zu erhalten, die kompatibel sind mit dem Immunsystem des kranken Kindes. Niemand hat ähnlicheres Erbmaterial als ein Geschwister. Doch was, wenn es keine Schwester
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gibt oder der Bruder zufällig keine passenden Zellen hat? Warum nicht die Familienplanung leicht abändern, von der natürlichen auf die künstliche Befruchtung wechseln, einen Embryo mit passendem Erbgut auswählen und diesen der Mutter einpflanzen? Zeugung nach Mass So entsteht ein Baby nach Mass, auch Retterbaby genannt. Möglich ist dies dank der Methode der Präimplantationsdiagnostik (PID), bei der Embryonen im Rahmen einer künstlichen Befruchtung genetisch untersucht werden. Die PID soll demnächst in der Schweiz erlaubt werden, jedoch nur, um schwere Erbkrankheiten beim werdenden Kind selbst zu verhindern. Ein passendes Spendergeschwister zu kreieren, was in manchen europäischen Ländern gestattet ist, bleibt verboten. Viele Ärzte sind mit dieser strikten Regelung nicht einverstanden: «Ich finde, diese Entscheidung gehört in die Hand der Eltern, der Ärzte, eventuell einer beratenden ethischen Kommission – aber nicht in die Hand des Gesetz-
gebers», sagt Jakob Passweg. Der Chefarzt der Hämatologieklinik am Universitätsspital Basel nahm diese Woche im Café Scientifique der Universität Basel Stellung zu Retterbabys als Stammzellenspender. Passweg ist verantwortlich für die Stammzellentransplantation am Unispital. Sie bietet gute Heilungschancen bei Blutkrebs, aber auch bei gewissen Erbkrankheiten des Blutes oder des Immunsystems, für die ein Spenderbaby eine Option wäre. Zuerst werden passende Zellen in öffentlichen Blutstammzellbanken gesucht, von denen es in der Schweiz zwei gibt. Schon heute spenden viele Eltern das Nabelschnurblut bei der Geburt ihres Kindes, um fremden immun- oder leukämiekranken Kindern zu helfen. «Retterbabys kämen jedoch nur infrage, wenn sonst kein guter Spender zur Verfügung steht», sagt Passweg. Das Sterberisiko ist bei einer Transplantation mit einem nicht verwandten Nabelschnurblutspender wesentlich höher als bei einem voll passenden Familienspender. Trotzdem sprechen sich manche Ethiker vehement gegen die Erzeugung von Retterbabys aus. «Auf individueller Ebene verstehe ich, dass Eltern zu solchen Mitteln greifen», sagt die Ethikerin Ruth Baumann-Hölzle, Mitglied der Nationalen Ethikkommission im Bereich der Humanmedizin (NEK), die neue Errungenschaften in Wissenschaft und Medizin ethisch diskutiert. Doch das dürfe nicht verallgemeinert werden. «Einen Menschen ungefragt
Niemand hat ähnlicheres Erbmaterial als ein Geschwister. zur Lebensrettung zu instrumentalisieren, greift den Kern der Menschenwürde an.» Damit stehe eines unserer höchsten Güter auf dem Spiel, so die Ethikerin. Der Verfassungsgrundsatz der Menschenwürde garantiert jeder Person Achtung als Mensch und ist das Fundament der Menschenrechte. Sie bedeutet in unserem Rechtssystem, dass jeder Mensch nach seinen eigenen Wertvorstellungen leben und entscheiden darf. «Wir beginnen dieses Grundrecht aufzuweichen», sagt BaumannHölzle.
Wenn die PID zu fremdnützigen Zwecken einmal zugelassen sei, werde es schwierig, zwischen zulässigen und unzulässigen Eingriffen zu unterscheiden, gibt auch der Ethiker Christoph Rehmann-Sutter zu bedenken, der viele Jahre Präsident der NEK war. Entnimmt man nur Nabelschnurblut, oder darf man dem Kleinkind eine Knochenmarkentnahme unter Vollnarkose zumuten, falls die Nabelschnur nicht genug Zellen enthält? Muss es bei Bedarf auch eine Niere spenden? Dem Vater oder Onkel helfen? Für die behandelnden Ärzte hingegen geht es direkt um Leben und Tod. «Für mich als Mediziner ist es ein höheres Gut, Leben zu retten, als den abstrakten Begriff der Menschenwürde zu schützen», sagt Christian De Geyter, Chefarzt für Reproduktionsmedizin an der Universitäts-Frauenklinik Basel. Eltern tragen die Verantwortung für ihre Kinder. In der Praxis kommt es bereits jetzt vor, dass ein natürlich gezeugtes Kind Nabelschnur- oder auch Knochenmarkstammzellen für ein krankes Geschwister spendet. «Wenn es für ein todkrankes Kind keine Alternative gibt, würde sich jedes Elternpaar für ein Retterbaby entscheiden», sagt De Geyter. Ersatzteillager für die Familie? Mehr als einmal haben Schweizer Kollegen schon Paaren geraten, die Prozedur in Belgien zu machen; zwei so entstandene Retterbabys sind in der Schweiz heute bekannt. «Ins Ausland gehen aber nur diejenigen, die sich das leisten können», sagt De Geyter. «Ich finde das ungerecht.» Auch wenn dies in der Schweiz legal würde, bliebe der Eingriff höchst selten: In der Schweiz gäbe es vielleicht ein Retterbaby alle zwei bis drei Jahre, schätzt De Geyter. Die Krankheiten sind selten, und die Prozedur kommt nur infrage, falls die Eltern noch ein Kind wollen und das Empfängerkind noch nicht zu alt ist. Das entkräftet auch das Argument, dass das Retterbaby bald zum Ersatzteillager für die ganze Familie würde. «Das Gesetz darf nicht so streng sein, dass es die Rettung dieser Kinder verbietet», fordert De Geyter. Die Diskrepanz zwischen dem individuellen Fall und der gesellschaftlichen Verallgemeinerung schafft ein fast unlösbares Dilemma. Was gewichtet man stärker – dass Menschen nicht
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Leben
So funktioniert die Präimplantationsdiagnostik
Das Retterbaby, geprüft und für gut befunden: Es kann ersetzen, was das andere Kind krank macht. Illustration: Michael Birchmeier
Mittel zum Zweck sein dürfen oder das Schicksal eines einzelnen Kindes, dem geholfen werden könnte? «Die entscheidende Frage ist, ob diese Praxis zwingend als Instrumentalisierung aufgefasst werden muss», sagt JeanDaniel Strub, Leiter der Geschäftsstelle der NEK. Wenn sich die Eltern sowieso noch ein Baby wünschen, ist auch das ein gültiger Beweggrund für die Erzeugung eines Embryos, den der Gesetzgeber zu Recht nicht bewerten dürfe, finden die Befürworter. Nach dieser Auffassung läge höchstens eine
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teilweise Instrumentalisierung vor. Nach gründlichem Abwägen kommt etwa die Hälfte der Kommissionsmitglieder zum Schluss, dass ein Verbot der Retterbaby-Praxis nicht länger zu rechtfertigen ist – im Gegensatz zum Bundesrat und zum anderen Teil der Kommission, die sie weiterhin verbieten wollen. «Erkennt man darin keine Instrumentalisierung, so sprechen am ehesten die sehr hohen Belastungen, denen das Retterbaby bei späteren Eingriffen ausgesetzt wird, gegen die Praxis», sagt Strub.
Die Medizin macht Fortschritte, die Gesellschaft wandelt sich. Was gestern undenkbar gewesen wäre und an Gräuel wie die Eugenik der Nationalsozialisten erinnert – nämlich die Auswahl eines passenden Kindes – erhält durch Einzelfälle ein individuelles Gesicht und wird allmählich moralisch akzeptabel. Oder wie es die belgische Genetikerin ausdrückt, die eines der Schweizer Retterbabys im Reagenzglas ausgewählt hatte: «Ein Kind retten zu wollen ist doch ein edler Grund, um ein Baby zu zeugen.» Webcode: @apten
Die Präimplatationsdiagnostik (PID) ist eine Technik, um einen Embryo im Rahmen einer künstlichen Befruchtung genetisch zu untersuchen. Dazu werden der Frau mehrere Eier entnommen, ein gesunder Embryo ausgewählt und in die Gebärmutter eingepflanzt. Dies soll «Schwangerschaften auf Probe» verhindern, da viele Frauen nach vorgeburtlichen Tests beschliessen, kranke Föten abzutreiben. Heute lassen sich zahlreiche Genveränderungen feststellen, etwa für das Risiko, an gewissen Krebsarten oder Alzheimer zu erkranken. Auch Geschlecht oder Augenfarbe können ausgewählt werden. Die PID ist seit 2001 in der Schweiz verboten. Derzeit wird eine Gesetzesänderung erarbeitet, um die PID in gewissen Fällen zuzulassen, nämlich wenn die Eltern dem Kind eine schwere Erbkrankheit wie Zystische Fibrose vererben würden. Retterbabys, Tests für Chromosomenstörungen wie das DownSyndrom und für nicht gesundheitsrelevante Kriterien wie das Geschlecht sollen verboten bleiben. Die PID ist in fast allen europäischen Ländern und den USA gesetzlich erlaubt. Verboten ist sie ausser in der Schweiz auch in Italien und Österreich. In Luxemburg, Irland und Deutschland fehlt eine klare Regelung zur PID, doch die beiden letzteren Länder diskutieren derzeit eine eingeschränkte Zulassung.
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Interview
«Wir brauchen Haltung» Susan Boos, Redaktionsleiterin der WOZ, über alte Dogmen, Gefahren der PR und die Korrumpierbarkeit der Medien Interview: Urs Buess und Philipp Loser, Fotos: Christian Schnur
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hilipp Hildebrands letzter Auftritt in der «Wochenzeitung» findet auf einem lächerlich kleinen Fernseher statt. Es ist Montagnachmittag, und die Journalisten der «Wochenzeitung» (WOZ) sitzen in einem Zimmerchen ihrer Redaktion und schauen dem Nationalbank-Präsidenten beim Rücktritt zu. Sie tun das – wie in den alten Zeiten des Journalismus – heftig rauchend. Der Röhrenfernseher und die rauchenden Journalisten bleiben allerdings die einzige Reminiszenz an die Vergangenheit an der Hardturmstrasse 66 in Zürich: Zum 30. Geburtstag hat sich die WOZ ein neues Layout geschenkt. Auch inhaltlich ist wenig übrig geblieben von der WOZ der alten Tage: Die junge Redaktion liefert Woche für Woche engagierten Journalismus. Ganz zur Freude von Redaktionsleiterin Susan Boos, die bereits seit 1991 für die WOZ arbeitet. Frau Boos, Sie sind vom «Schweizer Journalist» zur Chefredaktorin des Jahres gewählt worden. Die gleiche Jury hat Urs-Paul Engeler von der «Weltwoche» zum Journalisten des Jahres erkoren. Wie fühlen Sie sich in dieser Gesellschaft? Ich habe nicht kandidiert für diese Auszeichnung. Man müsste wohl darüber reden, was die Funktion einer solchen Preisverleihung ist, die man bitte nicht zu ernst nehmen sollte. Die Auszeichnung hat etwas Willkürliches.
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Aber freuen Sie sich trotzdem über Ihre Wahl? Wir nehmen das spielerisch. Für uns von der WOZ ist es natürlich toll, denn wir können sagen: «Wir sind ChefredaktorInnen des Jahres» so wie die «Bild», als Ratzinger gewählt wurde, getitelt hat: «Wir sind Papst». Es ist letztlich auch ein Zeichen, dass wir zur Kenntnis genommen werden. Die PR-Aktion der Zeitschrift «Schweizer Journalist» macht also PR für die WOZ? In einem gewissen Sinn ja. Das ist grundsätzlich nicht verwerflich. Aber es bleibt einfach ein bisschen ein Nachgeschmack, weil PR im Journalismus immer prägender wird. Wenn es darum geht, sich gegenseitig hochzujubeln? Nein, das ist nur eine Nebenerscheinung. Bedenklich finde ich, dass PR – als Propaganda-Arbeit von Firmen, Verbänden, Politikern, Interessengruppen – immer stärker den Journalismus beeinflusst. Während PR-Abteilungen wachsen und alle möglichen Events organisieren, dünnen die Verleger die Redaktionen aus. Wenn Bundesrat Maurer mit Journalisten im Berner Oberland wandern geht, dann ist das kein Journalismus mehr, sondern PR. Auch beim Fall Hildebrand bleibt ein Nachgeschmack. Eine Woche
lang überboten sich die Medien mit Enthüllungsgeschichten … … ja, auf eine unglaubliche Art und Weise. Es hat sich eine «PrimeurKorruption» in unserer Branche entwickelt. Da werden Medienschaffende von Interessensvertretern gezielt mit Informationen gefüttert, und die betreffenden Journalisten tun dann so, als hätten sie den Primeur selbst erarbeitet. Im Fall Hildebrand ist es ausnahmsweise so, dass die Machenschaften deutlich durchgesickert sind, wie einerseits die Sonntagspresse und andererseits die «Weltwoche» zu ihren Informationen gekommen sind. Aber auch die Enthüllungsgeschichte von Urs-Paul Engeler über Bruno Zuppiger, die ihm den Titel des besten Journalisten eingebracht hat, ist mit Sicherheit inszeniert gewesen. Während sich bei der «Weltwoche» die Journalisten sehr wohl bewusst sind, in welcher Leute Absicht sie handeln, ist es bei Vertretern anderer Medien oft so, dass sie nicht einmal wissen, mit welchem Ziel sie gefüttert worden sind. Hauptsache, sie haben einen Primeur. Spricht da nicht auch der Neid der Besitzlosen, die keine Primeurs gesteckt bekommen? Nein, darum geht es nicht. Ich stelle nur fest, dass es eine PR-Korruption gibt, der wir uns vielleicht auch nicht in jedem Fall entziehen könnten. Aller-
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ist der demokratische Diskurs in Gefahr. Wenn es in einer Region nur noch einen einzigen Ort gibt, wo man sich äussern kann, ist das der Demokratie nicht zuträglich.
dings: Wir haben auch schon Geschichten nicht gebracht und auf einen Primeur verzichtet, weil wir den Beteiligten unter Umständen geschadet hätten. Aber: Wenn wir von Ungereimtheiten erfahren, gehen wir der Sache nach, bemühen uns aber, nicht auf Personen zu schiessen. Es ist unanständiger Journalismus, als Skalpjäger für Aufregung zu sorgen. Und meistens richtet man für Skandälchen mit einer sehr kurzen Halbwertszeit sehr grossen Schaden an, ohne dass jene, die den Schaden anrichten, dafür geradestehen müssen.
Wird die WOZ mit ihrer linken Haltung von bürgerlich denkenden Leuten überhaupt wahr- und ernst genommen? Interessant ist, dass ich immer am meisten Probleme mit den linken Freunden und nicht mit den bürgerlichen Gegnern habe. Wenn wir Bürgerliche zitieren, dann ist das kein Problem. Sie erwarten nur, dass wir sie richtig zitieren. Von linker Seite her gibt es dagegen eine Erwartungshaltung, die wir oft nicht erfüllen können oder wollen.
Mit dieser Argumentation kann sich eine Redaktion davor drücken, heikle Themen anzufassen. Nein, man muss Missstände aufdecken, aber man sollte nicht in erster Linie auf Personen zielen, nur weil das die leckereren Geschichten gibt. Zurück zum Fall Hildebrand: Die Attacke gegen den NationalbankChef hat dazu geführt, dass ihn Linke verteidigten, die ihn wegen seiner Devisengeschäfte noch vor einem Jahr verteufelt hätten. Ist doch ein bisschen speziell? Ja, es hat seltsame Effekte ausgelöst, dass die SVP Hildebrand so frontal angegriffen hat. Es ist schon so: Auch wenn Herr Blocher und Herr Lei und wie sie alle heissen krumme Sachen gedreht haben, so muss man dennoch den Blick für die Geschichte wahren. Auch Feinde können mal den Finger auf den richtigen Punkt legen. Dann muss man sauber auseinander dividieren, was politische Ranküne und was effektiv das Problem ist. Ich meine: Wenn die Nationalbank ihr Reglement unter Verschluss hält, so ist das ein Problem. Blocher hin oder her. Und wenn Herr Hildebrand oder dann halt seine Frau mit Dollars herumfuhrwerken, dann ist das auch ein Problem. Sind wir Journalisten zu sehr auf Blocher fixiert? Ich bin heute wieder viel entspannter, wenn es um Blocher geht. Vor vier Jahren hat mich die Stimmung in der Schweiz sehr beunruhigt. Damals schaffte er es, Diffamierungen gegen diverse Institutionen wie Gerichte, andere Parteien und Gruppen zu lancieren, die viel Unruhe auslösten. Heute ist er einer, der merkt, dass sein Schiff Schlagseite hat und noch irgendwie Land erreichen will. Auch wenn er jetzt über den Rücktritt von Hildebrand triumphiert, so hat sein Ansehen doch sehr stark gelitten. Man sah es schon bei den Wahlkampagnen: Wer zu stark dreinhaut, verliert seine Wirkung. Auf der anderen Seite muss man feststellen, dass rechtsbürgerliche Kreise sich immer unverhüllter Einfluss auf die Medien sichern. Nach der «Weltwoche» ist auch die BaZ in ihrer Hand. Die Situation bei der BaZ halte ich für eine andere als die bei der «Weltwoche». Wir sind ein föderalistisches
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«Es ist bedenklich, dass PR-Arbeit den Journalismus immer stärker beeinflusst.»
Susan Boos Die 48-jährige St. Gallerin arbeitet seit 1991 bei der genossenschaftlich organisierten «Wochenzeitung» (WOZ) und hat sich insbesondere als Atom- und Energieexpertin einen Namen gemacht. Susan Boos ist seit 2005 Redaktionsleiterin des 25-köpfigen Teams in Zürich. Im vergangenen Jahr reiste sie zwei Mal nach Japan in die Region von Fukushima, um vor Ort über die Auswirkungen der AKW-Katastrophe vom vergangenen März zu recherchieren. Diesen Frühling erscheint ihr Buch «Fukushima lässt grüssen», in dem sie auch der Frage nachgeht, wie die Schweiz und die umliegenden Grenzgebiete in einer ähnlichen Situation reagieren würden.
Land, und wir brauchen eine Medienvielfalt, die auf nationaler Ebene, vor allem aber auch in den Regionen stattfinden muss. In Basel hat sich eine Situation verschärft, die schon länger ein Problem war. Die BaZ war eine Monopolzeitung. Um sich zu legitimieren, haben sich – auch anderswo – die Monopolzeitungen als Forumszeitungen bezeichnet. Es waren ja überall die Bürgerlichen, die diese Monopolzeitungen zu verantworten hatten. Auch in St. Gallen, wo ich herkomme. Und das funktioniert nicht? Allen, denen man ihre Parteiblätter mit klarer Haltung weggenommen hatte, versprach man: Ihr kommt in der Zeitung auch vor, wir sind offen für alle. Das kann aber nicht funktionieren, so wenig wie es objektiven
Journalismus gibt. Ich beobachte das in St. Gallen: Die Journalisten bemühen sich wirklich, beide Seiten vorkommen zu lassen. Aber wenn es dann wirklich um zentrale Dinge wie etwa Abstimmungen geht, funktioniert das nicht. Das war in Basel auch so, und jetzt, da die Monopolzeitung klar in rechtsbürgerlicher Hand liegt, ist es schwer erträglich. Wäre eine Rückkehr zur Parteipresse ehrlicher? Ein Medium muss nicht einer parteipolitischen Haltung zugeordnet werden können, aber es muss verortbar sein, muss eine Haltung haben. Demokratie kann nur mit einem Wettbewerb der Meinungen funktionieren. Wenn nur eine Meinung transportiert wird, wird es gemeingefährlich, dann
Nützt der WOZ das Bedürfnis nach Haltung kommerziell? Wir haben seit ein paar Jahren einen kontinuierlichen Anstieg bei den Abos. Das ist angenehmer, als ständig gegen einen Rückgang zu kämpfen. Ich denke schon, dass Haltung grundsätzlich sehr geschätzt wird. Vor zwanzig Jahren mussten Journalisten in der Gegend herumrennen, um rohe Informationen zu erhalten. Heute sind diese Informationen für alle verfügbar. Leserinnen und Leser suchen stattdessen nach Orientierung, nach Einbettung. Sie wollen Geschichten, die man nachvollziehen kann. Und dafür braucht es ein Medium mit einer Haltung. Mit dem neuen Layout hat sich die WOZ auch inhaltlich angepasst. Die Zeiten der strengen Doktrin scheinen vorüber. Bei uns hat sich in den vergangenen Jahren viel verändert. Wir haben eine sehr junge und extrem politische Generation, die unverkrampfter an die Dinge herangeht. Und weniger dogmatisch. Ja. Als ich in den 1990er-Jahren auf der WOZ begann, litt ich unter der alten Generation. Wir stritten zwar viel, aber es war selten produktiv. Bei den Debatten war man sich nie sicher, ob es nun wirklich um die Sache oder um irgendeinen alten persönlichen Streit ging. Das hat sich heute geändert. Als ich begann, da war die EU-Diskussion sehr virulent. In der Redaktion flogen die Fetzen, physisch zum Teil! Aber man las nichts von der eigentlich interessanten Debatte in der Zeitung, weil sich keine Seite durchsetzen konnte. Unser Glück ist, dass sich der Generationenwechsel gut ergeben hat. Der Generationenwechsel ist auch ein zwangsläufiger: Die WOZ ist ein Durchlauferhitzer für Talente. Wann springt eine Redaktorin, ein Redaktor etwa ab? Häufig nach vier bis fünf Jahren. Zu Beginn hat mich das total geschlissen. Weil Sie beleidigt waren? Nicht unbedingt. Man hat einfach immer das Gefühl, jetzt ein wirklich gu-
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tes Team zu haben. Nach zwei Jahren beginnen die Leute, die Dinge zu kÜnnen, einen eigenen Stil zu entwickeln. Und dann gehen sie. Man fßhlt sich dabei etwas verloren, weil man denkt, wieder von null beginnen zu mßssen. Mit der Zeit habe ich aber gemerkt, dass dieser Wechsel auch gut ist. Vor allem weil es faszinierend ist, wie viele wahnsinnig hochbegabte Leute wir immer wieder auf der Redaktion haben. Man kommt zur WOZ, um Dinge auszuprobieren. Man ist als Journalist noch nicht fertig, kann sich zum ersten Mal auf das nationale Parkett wagen und dabei auch einmal abstßrzen. Wirklich gut wird man erst, wenn man auch mal auf die Nase geflogen ist. Die vielen Wechsel sind auch systembedingt: Nur wenige Journalisten wollen ihr Leben lang fßr 4600 Franken brutto arbeiten. Wir haben glßcklicherweise in den vergangenen Jahren regelmässig unsere LÜhne erhÜhen kÜnnen. Aber wir sind immer noch sehr tief und das ist ein Problem. Auf der anderen Seite fßhren unsere tiefen LÜhne dazu, dass niemand da ist, der nicht wirklich bei uns sein will. Das macht das Arbeiten sehr befriedigend.
ÂŤInteressant ist, dass ich immer am meisten Probleme mit den linken Freunden und nicht mit den bĂźrgerlichen Gegnern habe.Âť
Nach den Wahlen hat die WOZ von einer ÂŤMitte-Links-RegierungÂť geschrieben. War das Ihr Ernst?
Nein, das ist sicher nicht unsere Haltung und stand so auch nicht im Text. Das ist im Abschluss reingerutscht. Das kann im Stress mal passieren. Was kommt auf die Schweiz in den nächsten Jahren zu? Wir sind kein linkeres Land geworden. Aber vor vier Jahren war dieser vibrierende Druck der SVP da – der ist jetzt weg. Der Siegeszug der Partei nahm damals beängstigende Ausmasse an, und das ist heute gebrochen. Abgesehen davon kommen gigantische Fragen auf unser Land zu. Das kann man an der Hildebrand-Affäre illustrieren: Es geht nicht um seine Person, es geht darum, was mit unserer kleinen Währung im grossen Europa geschieht. Wie soll sich die Schweiz zur EU positionieren? Ich war bei dieser Frage nie so ratlos wie heute. Frßher hatte ich eine klare Haltung zur EU und fand, es gibt zu viele repressive Elemente in diesem Gebilde. Bei all diesen Elementen wie etwa den Schengen-Verträgen ist die Schweiz heute aber dabei. Gleichzeitig ist der Tanker EU derart in Schieflage geraten, dass es einem gschmuch wird. Wir mßssen uns fragen, welche konstruktive Rolle die Schweiz in der EU einnehmen kann. Es gibt wohl im Moment keinen Grund mehr, abseits zu stehen. Webcode: @apteo
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Leserbriefe an die Redaktion
Streit um geplantes Ozeanium an der Heuwaage, Webcode: @aoepp
etwas wie Patriotismus auslösen können. Wenn auch von kurzer Dauer und in einer Sportart, die nicht viele Leute wirklich begeistern kann. Stanislav Stanislavski
Eine bessere Idee Warum nicht grosse Leinwände und Unterwasserkameras statt Aquarien? Dazu vielleicht noch eine Dschungelkamera und eine Schweizerwiesenkamera? Und davor Sessel? Ein Ort zum Ausruhen und Schauen. Das fände ich noch schön, und man müsste so auch keine Tiere einsperren. Man könnte den auf tauchenden Tieren Namen geben und das Geschehen dokumentieren (mit einem Lifeblog oder so). Marianne Känzig
Variationen des Widerspruchs, Webcode: @aofve
Simpler Datendieb Für einen Geschichtsprofessor überraschend undifferenziert verwendet Georg Kreis in diesem Artikel den Begriff «Whistleblowing». Dieser ist eindeutig positiv gefärbt und verleiht einem simplen Datendieb eine heroische Aura. Es ist interessant zu sehen, wer in dieser «Affäre Hildebrand» von dem Begriff Gebrauch macht. Zuvorderst die SVP (Blocher schwärmte auf TeleZüri von den hehren Absichten des Bankmitarbeiters), dann der «Tages-Anzeiger» und nun ein «Historiker einer weit gefassten Gegenwart». Ich unterstelle diesen Personen unterschiedlichster politischer Couleur keine gemeinsamen Motive, im Gegenteil. Was aber bleibt, ist ein Widerspruch. Matthias Oppliger
Naive Absichten Die lokalpatriotische Begeisterung der Basler für das Projekt und die guten (etwas naiven?) Absichten des Zolli in Ehren, aber die unkritische Berichterstattung über das Projekt erstaunt doch. Immerhin werden für das geplante Riesenaquarium stark bedrohte Arten wie Riffhaie, Rochen oder Schildkröten, die in Gefangenschaft praktisch nicht gezüchtet werden können, in freier Natur eingefangen. Dabei werden Kollateralschäden – zerstörte Riffe und bei Fang und Transport verendete Fische – in Kauf genommen, und es wird genau jener Raubbau an den Meeren betrieben, der auch vom Zolli thematisiert werden sollte. Sara Wehrli
Ungeschicktes Vorgehen Der Bund hat keine glückliche Hand bewiesen, wie er die Asylanten in Bettwil unterbringen wollte. Erstens ist bei 550 Einwohnern die ursprünglich geplante Anzahl Asylbewerber von 140 eindeutig zu hoch im Verhältnis zur Dorfbevölkerung. Zweitens wäre es geschickter gewesen, mit dem Gemeinderat eine offene Kommunikation zu führen. Wenn so vorgegangen wird, muss man sich nicht wundern, wenn sich das Dorf «bockig» verhält. Fredy Born
Dario Cologna: «Ich habe nie gezweifelt», Webcode: @afyep
Erfolgreich und sympathisch Schön, gibt es zwischendurch noch diese sympathischen und erfolgreichen Sportler in der Schweiz, die so
Abo-Service: Tel. 061 561 61 61 Fax 061 561 61 00 abo@tageswoche.ch Redaktion Tel. 061 561 61 61 redaktion@tageswoche.ch
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Schneller Batzen Leserbrief der Woche
Bettenlager für Asylbewerber? Nie, niemals, Webcode: @anzqu
TagesWoche 2. Jahrgang, Ausgabe Nr. 2 Gerbergasse 30, 4001 Basel Auflage: 18 000 Exemplare
Fall Hildebrand: Fragwürdiger Triumph, Webcode: @apmkl
von N. Abed zur Wochendebatte «Ist Widerstand gegen Asylzentren vertretbar?», Webcode @agfkw Es ist schon sehr bedenklich, wie Herr Stamm versucht, menschliche Grundwerte wie Humanität und Gastfreundschaft mit Geld aufzurechnen. Ausserdem ist schnell behauptet, die Schweiz sei die «grosszügigste Nation» der Welt. In diesem Land haben wir etwas über 40 000 Asylsuchende. In Kenia leben auf 38,6 Millionen Menschen eine halbe bis eine Million Flüchtlinge, in Jordanien auf 6,3 Millionen weit über 300 000! Betrachten wir es im Sinne Stamms monetär: Im Zuge der Millenniumsziele haben sich die 22 hochentwickelten Staaten dazu verpflichtet 0,7 Prozent ihres BIP an Entwicklungsgeld auszugeben, was klug eingesetzt die Flüchtlingsströme schon im Ansatz unterbinden könnte. Staaten wie Norwegen, Schweden, Dänemark oder Holland haben ihr Versprechen eingelöst. Die Schweiz gibt gerade mal 0,43 Prozent des BIP aus – weit unter ihrer eigenen Zusage, sogar deutlich unter dem Durchschnitt der hochentwickelten Staaten.
Verlag Tel. 061 561 61 61 verlag@tageswoche.ch Herausgeber Neue Medien Basel AG Geschäftsleitung Tobias Faust Verlagsassistenz/ Lesermarkt Martina Berardini
Redaktionsleitung Urs Buess, Remo Leupin Redaktionsassistenz Béatrice Frefel, Esther Staub Redaktion David Bauer, Renato Beck, Yen Duong, Karen N. Gerig, Tara Hill, Christoph Kieslich, Matieu Klee, Marc Krebs, Philipp Loser, Florian Raz,
Michael Rockenbach, Martina Rutschmann, Peter Sennhauser, Dani Winter, Monika Zech Bildredaktion Hans-Jörg Walter, Michael Würtenberg Korrektorat Céline Angehrn, Noëmi Kern, Martin Stohler, Dominique Thommen, Andreas Wirz
Am Fall Hildebrand hat mich nicht in erster Linie die lang und breit diskutierte Frage, ob legal oder illegal interessiert und auch nicht die des SVPWhistleblowers, sondern die Tatsache, dass Leute, die über viel Geld verfügen, durch ein Mail an die Bank über Nacht so viel abkassieren können, wie andere für die Arbeit eines ganzen Jahres verdienen. Hanspeter Gysin
Durchsichtiges Manöver Die durchsichtige Schlammschlacht gegen den erfolgreichen SNB-Präsidenten zeigt einmal mehr, dass es für die Vaterlandsverteidiger von Blocher bis «Weltwoche» völlig undenkbar ist, dass eine Frau selbständig Bankgeschäfte ausführen kann. Die angezettelte Kontroverse um die Unabhängigkeit der SNB scheint vor allem dem Ziel zu dienen, die internationalen Bemühungen um eine Zähmung der Finanzmärkte durch einsichtige und handlungswillige Staaten und Nationalbanken zu torpedieren. Christian Vontobel
Layout/Grafik Carla Secci, Petra Geissmann, Daniel Holliger; Designentwicklung: Matthias Last, Manuel Bürger Anzeigen Andrea Obrist (Leiterin Werbemarkt), Lukas Ritter Druck Zehnder Druck AG, Wil
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Dialog
JA
Die Wochendebatte
NEIN
«Zeit der Stempeluhr ist abgelaufen»
Hans Furer, Präsident Bankpersonalverband NWCH
Balz Stückelberger, Geschäftsführer Arbeitgeberverband Schweizer Banken
Am Anfang wusste ich nicht, was das bedeutet 24/365 – bis ich es checkte: das heisst tatsächlich 24 Stunden und 365 Tage «bereit» zu sein. Die USA geben wieder einmal einen Trend vor. Kein Wunder gaben in einer SecoStudie von 2011 34 Prozent der Befragten an, sie seien häufig gestresst. Das sind 12 Prozent mehr als vor zehn Jahren. Offenbar sind auch wir auf dem Weg zur 24/365-Gesellschaft. Bei Abstimmungen hat sich das Volk jedenfalls auch schon ganz knapp dafür ausgesprochen, dass spezielle Läden etwa an Bahnhöfen auch am Sonntag offen sein dürfen. Das hat selbstverständlich auch Auswirkungen auf die Arbeitszeit. So wird nun auch in gewissen Banken nach dem System der Vertrauensarbeitszeit gearbeitet. Die im Arbeitsgesetz beziehungsweise der Verordnung 1 festgehaltene Pflicht, dass die Arbeitszeiten klar aufzuzeichnen sind, akzeptieren die Banken nicht mehr. Aus gutem Grund: Sie wissen, dass ihre Mitarbeitenden gut bezahlt sind und eine hohe Leistungsbereitschaft mitbringen müssen, wenn sie aufsteigen wollen. Zum Teil ist ein Gruppendruck da, so dass jene, die ihre vertragliche Arbeitszeit einhalten, als «Minimalisten» gelten. Ich sage dagegen: Vertrauen ist gut, Kontrolle besser. Denn nur wer in seinem Leben klare Strukturen hat – und dazu gehört auch die Arbeitszeit – kann erfolgreich und motiviert arbeiten. Die «Work Life Balance» ist nur ausgewogen, wenn Familie, Beruf, Freizeit und Freunde denselben Stellenwert haben und nicht – wie bei vielen – die Arbeit immer erste Priorität hat. Da sich nicht alle Menschen gut abgrenzen können, sind klare Regelungen bezüglich der Aufzeichnungspflicht und der Einhaltung der Arbeitszeiten nötig. Der Arbeitsvertrag ist dadurch gekennzeichnet, dass jemand Zeit gegen Geld zur Verfügung stellt. Dieses Äquivalent ist immer im Auge zu behalten und klar zu definieren und zu deklarieren. Wer das nicht tut, wird entweder «ausgebeutet» oder – fast noch schlimmer – er beutet sich selber aus. Meiner Ansicht nach ist die Wirtschaft eben für den Menschen da und nicht umgekehrt. Leider sehen das aber immer weniger so.
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Foto: zVg
«Work-Life-Balance muss ausgewogen sein»
Lassen sich Arbeit und Freizeit noch trennen? Wie können Arbeitnehmer davor geschützt werden, dass sie zu viel arbeiten? Mit einer möglichst genauen Festlegung der Arbeitszeiten, mit strengen Erfassungen und scharfen Kontrollen? Oder ist das nicht mehr zeitgemäss in einer Arbeitswelt, in der das Büro auch unterwegs dabei ist, auf dem Smartphone oder auf dem iPad? Diese Fragen werden derzeit verhandelt, in intensiven Gesprächen unter der Leitung des Staatssekretariates für Wirtschaft (Seco). Die Banken drängen auf flexible Arbeitsmodelle, während die Personalverbände am liebsten bei der jetzigen Regelung blieben. Laut Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz muss die geleistete Arbeitszeit bis jetzt genau erfasst werden, Minute für Minute und Tag für Tag. Doch das könnte sich bald ändern. Wäre das eine zeitgemässe Lösung? Oder eine Katastrophe für viele Arbeitehmer? Fragen, die ziemlich kontrovers beurteilt werden. Webcode: @agfkw
Ist Widerstand gegen Asylzentren vertretbar? Die Wochendebatte vom 6. Januar Die Wochendebatte endete überraschend. Zum einen fiel die Entscheidung deutlich aus: 85 Prozent finden, Widerstand wie im aargauischen Bettwil gegen Asylzentren sei nicht vertretbar. Zum anderen waren die Kommentare trotz emotionalem Thema meist differenziert und sachlich. Das ist alles andere als selbstverständlich für ein Thema, bei dem sich Gegner und Befürworter nicht selten gegenseitig verunglimpfen. Dass dahinter vielleicht oft auch Hilflosigkeit steckt, schrieb «H J Martens» in seinem Kommentar: «(...) Die beliebte Rede von der Menschlichkeit im Zusammenhang mit den Asylanten steht im Verdacht, ein Alibi zu sein. Sie soll unser schlechtes Gewissen besänftigen, ebenso die Frustration darüber, dass es uns noch nicht wirklich gelungen ist, die Zuund Einwanderer als Partner zu verstehen und würdig zu integrieren.»
Frühmorgens in der Fabrik: Einstempeln, das Privatleben auf Pause stellen, den ganzen Tag schuften, um am Abend dann beim Ausstempeln nicht nur das Übergwändli, sondern auch gleich alle Gedanken an die Arbeit in der Bude zurückzulassen: Dieser Arbeitsalltag liegt dem seit Mitte des letzten Jahrhunderts weitgehend unveränderten schweizerischen Arbeitsgesetz zugrunde. Man mag das gut oder schlecht finden, aber heute sieht die Arbeitswelt etwas anders aus. Mit dem Ausbau des Dienstleistungssektors, der technologischen und gesellschaftlichen Entwicklung sowie dem Einzug von neuen Arbeitszeitmodellen findet eine Vermischung von Privatund Berufsleben statt: Heute gilt es vielerorts als normal, während der Arbeitszeit private Mails zu lesen, im Internet die nächsten Ferien zu buchen, vielleicht auch mal die Kinder in den Schwimmkurs oder die Mutter zum Arzt zu fahren. Dafür schaut man dann abends aber auch gelegentlich eine Mail an oder arbeitet an einer Präsentation. Moderne, auf Kooperation und Selbstverantwortung beruhende Führungsmodelle lassen das zu: Man wird eben nicht mehr nur für die blosse Anwesenheit bezahlt, sondern für das Erreichen von Zielen. Wie, wo und wann man daran arbeitet, wird zunehmend sekundär. Inhaltlich lassen sich Privat- und Berufsleben nach wie vor trennen; räumlich und zeitlich aber immer weniger, und das ist gut so. Denn damit können die Arbeitnehmenden eine auf ihre persönliche Lebensgestaltung zugeschnittene Arbeitsplanung vornehmen und Familie und Beruf in Einklang bringen. Wer auch tagsüber die Möglichkeit hat, sich an der Familienarbeit zu beteiligen, und sich dafür abends von zuhause nochmals in den Büro-PC einloggt, weiss das zu schätzen. Wenn aber aufgrund dieser gesellschaftlich erwünschten Entwicklung die Leistung wichtiger wird als die Anwesenheit, dann macht es auch keinen Sinn mehr, die Arbeitszeit – wie gesetzlich vorgeschrieben – in Minuten zu zählen. Eine Lockerung der Arbeitszeiterfassungsvorschriften ist deshalb dringend nötig, um den Weg frei zu machen für zeitgemässe Arbeitsmodelle.
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Subventionen heissen neu Staatsbeiträge und ermöglichen Nötiges und Schönes. Damit die Beiträge nachhaltig eingesetzt werden können, sollten die Partner im neuen Gesetz ebenbürtig sein.
Soziales braucht planerische Sicherheit von Claude R. Etique
Claude R. Etique ist Geschäftsführer der GI-Basel – Gemeinnützige Institutionen Basel, www.gi-basel.ch
schaft gesetzlich sehr einseitig definiert und Das Subventionsgesetz von 1984 wird trägt dem Umstand kaum Rechnung, dass erneuert und ab 2013 als Staatsbeitragsgesetz etwa ein Wohnheim Dienstleistungen für den die Unterstützung von Projekten und OrgaKanton erbringt, die dessen Bürgerinnen und nisationen regeln und das soziale und kultuBürger mit Steuern finanzieren. Entstehen so relle Leben bereichern. Stimmt das Gesetz echte Partnerschaften? Dasselbe gilt für die oder dessen Umsetzung nicht, könnte Basel einseitig formulierten Kontrollfunktionen des kulturell und sozial Schaden nehmen. Kantons: Vertrauen ist eine Voraussetzung für Die wichtigste Neuerung ist die Untereine Partnerschaft. Kontrolle ist nötig, wenn scheidung in Abgeltung und Finanzhilfe grosse Summen im Spiel sind, sollte aber – oder Pflicht und Kür. Abgeltungen bezahlen verhältnismässig sein und nicht einfach nur Leistungen, die Dritte anstelle des Kantons Ordner füllen und (unbezahlte) Zusatzaufwenerbringen, weil diese näher bei der Zielgruppe dungen verursachen. sind und so gewisse Dienstleistungen oft Gesetz ist Gesetz, die Praxis ist oft anders. besser und billiger erbringen können. Meist Das neue Staatsbeitragsgesetz geht von Instisind das Non-Profit-Organisationen, die sich tutionen aus, die exakt eine Leistung erbrinzusätzlich mit Spenden und Sponsoren finangen. In der Praxis leisten zieren, wovon auch der Kanton profitiert. Kontrolle ist nötig, wenn gemeinnützige Organisationen aber eine Vielfalt von DiensAlle anderen Projekte und viel Geld im Spiel ist – ten, die sie – manchmal Ideen von öffentlichem Intersie sollte aber unterstützt durch Staatsbeiesse werden künftig mit verhältnismässig sein. träge – erbringen und so ein Finanzhilfen abgegolten. funktionierendes GemeinweFinanzhilfe unterstützt jedoch sen ermöglichen. Schöngeistiges ebenso wie Natürlich kann ein Gesetz nicht alles beJugendarbeit und soll neu «transitorischen», rücksichtigen. Was es aber könnte, ist die also vorübergehenden Charakter haben, was Zusammenarbeit fördern, indem es beide langfristige Sicherheit ausschliesst. Darum ist Parteien auf gleiche Augenhöhe stellt. Und das sie beispielsweise für Jugendtreffs, die AlterUnternehmertum fördern, damit Staatsbeinativen zur Freizeit auf der Strasse bieten, träge den grösstmöglichen Mehrwert für keine geeignete Finanzierungsform. Hier ist Gesellschaft und Kanton erbringen. Der planerische Sicherheit ein Muss! Finanzhilfe vorliegende Entwurf regelt Risiken und Verschliesst zudem den automatischen Teuebindlichkeit (Stichwort «transitorisch»). Er rungsausgleich aus – seit 2000 könnte aber auch praxisorientiert ein partnersind über acht Prozent aufgelaufen. schaftliches und funktionierendes Sozial- und Das neue Gesetz sieht vor, dass Beiträge Kulturleben ermöglichen. Webcode: @aptuv nachgesucht werden. Damit wird die Partner-
Aus der Community www.tageswoche.ch/dialog Das grüne Dreieck markiert Beiträge aus der WebCommunity – und lädt Sie ein, sich einzumischen.
Christof Moser
«Der HildebrandRücktritt markiert eine Umkehr der Unschuldsvermutung. Das ist ein Debakel für den Journalismus.» Via Twitter
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Christoph Layer
«Die SBB wird zur Gewinn-Maschine auf dem Buckel des Mittelstands!» Zu «Preisüberwacher auf dem Abstellgleis», Webcode: @apmiz
Marianne Känzig
«Die Tageswoche bewegt, weil sie uns zum Denken anregt und weil sie denkenden Menschen eine Stimme gibt. Danke!» Via Omnibox
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Bildstoff: Dirk Wetzel war in Indien unterwegs und hat in Kolkata Strassenszenen und Menschen fotografiert. Die Porträts wurden zu einer «Observation des Lebens und der Gesellschaft» – mit durchaus beabsichtigter voyeuristischer Tendenz. Webcode: @aemmi
Ein Rikschafahrer schläft am Strassenrand mitten im Stadtzentrum auf seinem Fahrzeug.
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Bildstoff im Web
Aussergewöhnliche Bildserien, -techniken und -geschichten: jede Woche im TagesWocheFotoblog «Bildstoff». Webcode: @aemmi
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Der Blick nach links und rechts aus dem Auto in eine Stadt, in der die Gegens채tze auf der Strasse sichtbar werden: ein Taxifahrer auf der Suche nach Fahrg채sten und eine Familie, die sich auf dem Trottoir f체r die Nacht einrichtet.
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SPO RT
«Da mussten wir erst leer schlucken» Janika Sprunger erklärt, wieso ihre Pferde nicht an Araber verkauft wurden, warum nur wenige Frauen an der Spitze mitreiten und wie ihre Chancen auf Olympia stehen. Interview: Florian Raz, Fotos: Stefan Bohrer
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anika Sprunger tätschelt Uptown Boy beruhigend den Hals. Es ist drei Tage vor dem Start des CSI Basel, der den Start der Springreiter in die Olympiasaison markiert. Und Uptown Boy fühlt sich auf dem Parcours bedeutend wohler denn als Modell. Der Wallach ist derzeit das beste Pferd im Stall der 24-jährigen Sprunger, die sich Hoffnungen auf eine Teilnahme an den Olympischen Spielen machen darf. Dass Uptown Boy und Sprunger weiter ein Duo sind, ist nicht selbstverständlich. 2011 wurde von ausländischen Interessenten viel Geld für Schweizer Spitzenpferde geboten, die Rede ist von zwei bis fünf Millionen Franken pro Pferd. Auch für Uptown Boy gab es Interessenten. Janika Sprunger ist in eine Pferdesportfamilie geboren worden. Lange führten ihre Eltern gemeinsam das Reitsportzentrum Galms in Lausen. Vater Hansueli ist amtierender Schweizer Meister im Springreiten und Sportchef am CSI Basel. Janika Sprunger, wer hat mehr Chancen auf Erfolg: ein mittelmässiger Reiter auf einem sehr guten Springpferd oder ein sehr guter Reiter auf einem mittelmässigen Pferd? Schwierige Frage. Ein sehr guter Reiter könnte aus einem nicht so talentierten Pferd das Beste herausholen. Das könnte weit reichen – aber nicht bis ganz nach oben. Ein mittelmässiger Reiter dagegen kann aus einem sehr guten Pferd nicht alles herausholen. Und trotzdem hätte er auf höchstem Niveau wohl die grössere Chance. Weil das Pferd auch mal improvisieren könnte, wenn der Reiter den falschen Absprungzeitpunkt wählt. Ein langfristiger Erfolg wäre sicher nicht möglich. Aber wenn ich mich zwischen Pferd und Reiter entscheiden muss, setze ich eher auf das Pferd. Wie wichtig ist denn der Reiter bei einem Spitzenpferd noch? Weiss das Tier nicht selbst am besten, wann es wie springen muss? Natürlich ist das Tier der Athlet. Aber
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der Absprungzeitpunkt ist ganz klar die Aufgabe des Reiters. Ich kenne die Distanzen und weiss, wo ich das Pferd vielleicht etwas zurücknehmen muss. Aber es gehört doch noch viel mehr dazu als bloss die Wettkämpfe. Das fängt bei der Auswahl der Tiere an, wo es darum geht, zu erkennen, wer die Anlagen hat, um einmal ein richtig gutes Springpferd zu werden. Danach folgt die jahrelange Ausbildung der jungen Pferde. Von Sprüngen über kleine Hindernisse mit drei bis vier Jahren bis zum Schritt zu den grossen Turnieren mit sieben, acht Jahren. Dazu kommt die Planung der Wettkämpfe und Ruhepausen. Aber all die Arbeit bringt nichts, wenn Sie kein gutes Pferd zur Verfügung haben. Wie kommt man denn an gute Pferde, die ja auch einiges kosten? Wenn man das Geld nicht selbst hat, braucht man jemanden, der einem die
«Ein Spitzenpferd kann auch mal improvisieren, wenn der Reiter den falschen Absprung wählt.» Pferde kauft und zur Verfügung stellt. Ich habe das Glück, dass ich mit Georg Kähny (ein Riehener Unternehmer, Red.) einen Sponsor habe, der mich unterstützt und der mich und meinen Vater auch sehr gut kennt. Er vertraut uns. Wenn wir ein Talent entdecken, von dem wir überzeugt sind, können wir zu ihm gehen und ihm vorschlagen, dass er das Pferd kauft. Ich muss allerdings zugeben, dass ich da meinem Vater den Vortritt lasse. Er hat in seinem Leben schon so viele Pferde gesehen, dass er das Auge dafür hat. Was muss ein gutes Springpferd mitbringen? Sehr viel. Natürlich muss es zunächst eine gute Sprungkraft haben. Es darf aber auch nicht nervös oder ängstlich werden, wenn es vor Publikum springt.
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Sport
«Natürlich ist das Tier der Athlet. Aber zum Springreiten gehört viel mehr als nur die Wettkämpfe.» Janika Sprunger mit Uptown Boy.
Und es muss trotzdem einen gewissen Respekt vor den Stangen haben, damit es nicht einfach durch alles hindurch springt und alles abräumt. Aus einem Ackergaul kann also auch der beste Reiter kein Springpferd machen? Nein, definitiv nicht (lacht). Wenn Ihnen die Pferde nicht selbst gehören, müssen Sie da nicht damit rechnen, dass Ihnen die Pferde sozusagen unter dem Hintern weg an einen anderen Reiter vergeben werden? Das kann tatsächlich passieren. Ich komme eben aus Mechelen zurück, wo der Belgier Grégory Wathelet auf Copin van de Broy ein Weltcup-Springen gewann. Und gleich danach wurde ihm vom Pferdebesitzer mitgeteilt, dass das Pferd ab sofort von einem Deutschen geritten wird. Sie selbst mussten nie zittern? Nach Erfolgen im letzten Jahr wurden plötzlich Angebote für Palloubet d’Halong und Uptown Boy abgegeben, bei denen wir erst leer schlucken mussten. Es kamen Araber und wollten so viel bezahlen, dass wir mit Georg Kähny zusammensitzen und uns einen Verkauf überlegen mussten. Wie viel war das? Nein, dazu möchte ich jetzt wirklich nichts sagen. Nur so viel: Eigentlich war es unverantwortlich, nicht zu verkaufen. Wir haben sie trotzdem nicht abgegeben. Nicht jetzt, da der jahrelange Aufbau Erfolge bringt. Aber irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, an dem auch wir ein Pferd verkaufen werden. Ich bin da allerdings in einer guten Position: Ich habe mit Palloubet d’Halong, Uptown Boy und Komparse drei Spitzenpferde – und dazu ein paar junge, die nachkommen. Sie selbst leben seit drei Jahren als Reitprofi. Wie gross ist die Diskrepanz zur Reiterhof-Romantik, die in den Büchern und Heften
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verbreitet wird, die von Mädchen und ihren Pferden handeln? Ich bin praktisch auf dem Reitsportzentrum meiner Eltern aufgewachsen. Ich war täglich bei den Pferden, und mein Vater war mein grosses Vorbild. Ich wollte immer um die Pferde sein. Im Gegensatz zu meinem Bruder, den das nie interessiert hat. Aber klar, wenn du als Reiter wirklich etwas erreichen willst, gibt es auch einiges, das nicht nur Spass macht. Wenn du zum Beispiel im Winter in der Kälte reiten gehen musst. Sie tragen auch eine grosse Verantwortung, wenn Ihnen teure Pferde zur Verfügung gestellt werden, die Ihnen nicht gehören. Das stimmt. Und dann ist es ja auch nicht ganz billig, die Pferde zu halten. Ich habe drei Mädchen angestellt, die mir bei der Betreuung helfen. Sie sorgen dafür, dass jene Pferde trainiert werden, die nicht an den Wettkämpfen sind. Der Sport hat auch eine starke finanzielle Komponente. Woran liegt es denn, dass im Weltcup viel mehr Männer mitreiten als Frauen? Dem Klischee entsprechend müsste es doch genau umgekehrt sein. Wenn ich die Kinder anschaue, die bei uns reiten, dann entspricht das Klischee der Realität: Es kommen viel mehr Mädchen als Buben. Warum das dann bei den Spitzenreitern anders ist, habe ich mich auch schon gefragt. Es ist natürlich ein extrem tougher Sport, bei dem das Business eben einen sehr wichtigen Teil einnimmt. Vielleicht gibt es mehr Männer, die sich in so einem Umfeld wohlfühlen.
zu springen? Von Natur aus würde es das Hindernis doch umgehen. Das beginnt ganz jung. Da wird erst über eine am Boden liegende Stange geritten und schliesslich gesprungen. Danach wird sanft gesteigert.
verbraucht mehr Kraft als sonst und wahrscheinlich schmerzen nach dem Springen seine Beine, weil der Winkel bei der Landung zu steil wird. Wie sollen wir da am vierten Tag noch ein gutes Resultat erzielen?
Von Hicksteads Tod kann nicht auf den Zustand des Reitsports geschlossen werden. Es sterben viel häufiger Pferde beim ganz normalen Ausritt an Herzversagen oder einem Aorta-Abriss als an Wettkämpfen.
Es gibt aber im Springreiten immer wieder Skandale, weil die Pferde mit anderen Mitteln dazu gebracht werden, höher zu springen. Anfang der 1990er-Jahre wurde der Deutsche Paul Schockemöhle gefilmt, als er seine Pferde beim Sprung absichtlich gegen Stangen schlagen liess. Bei ihm ging es darum, dass die Pferde bei Auktionen möglichst hoch über die Hindernisse springen, damit sie
An den Olympischen Spielen 2008 wurden vier Reiter disqualifiziert, weil sie die Beine ihrer Pferde mit Capsaicin eingerieben haben sollen, um sie sensibler für die Berührung mit Stangen zu machen. Die Crème, die bei den betreffenden Reitern gefunden wurde, wirkt wärmend. Ich benutze sie auch in meinem Stall. Sie wird an Pferden genauso angewendet wie wärmende Crèmes bei menschlichen Sportlern: um die Muskeln zu entspannen. Dadurch, dass sie die Durchblutung anregt, hat sie auch eine sensibilisierende Wirkung. Aber so würde ich sie nie anwenden. Ich glaube auch gar nicht, dass bei den heutigen Pferden so etwas noch nötig ist. Sie sind so sehr auf das Springen spezialisiert und trainiert. Wie die disqualifizierten Reiter die Crème angewandt haben, weiss ich nicht.
Und wie steht es um die wachsende Belastung durch immer mehr Turniere? Es stimmt, in letzter Zeit ist die Zahl von Fünfsterne-Turnieren rasant gestiegen. Und ich kann mir schon vorstellen, dass es Reiter gibt, die von den Pferdebesitzern Vorgaben bekommen. Zum Beispiel am Ende des Jahres unter den ersten zehn der Weltrangliste zu sein. Und was machen Sie dann als Reiter? Sie starten so oft als möglich. Allerdings gibt es vor jedem Turnier einen Check durch den Veterinär. Pferde, die müde sind, bewegen sich nicht locker und dürfen nicht an den Start.
«Es ist ein extrem tougher Sport, bei dem das Business einen sehr wichtigen Teil einnimmt.» einen hohen Preis erzielen. Ich glaube nicht, dass das Barren heutzutage noch angewandt wird. Von mir jedenfalls auf keinen Fall. Ich denke auch, dass es gar nichts bringen würde. Stellen Sie sich vor, ich würde bei einem viertägigen Championat mein Pferd barren. Dann springt es am ersten Tag möglichst hoch über die Stangen, es
Was bleibt, sind die Diskussionen über das Wohl der Pferde. Insbesondere, nachdem das Spitzenpferd Hickstead Anfang November während eines Springens in Verona an einem Aorta-Abriss starb.
Gute Resultate werden Sie auch brauchen, um für die Olympischen Spiele im Sommer selektioniert zu werden. Darüber möchte ich mir derzeit gar nicht zu viele Gedanken machen. Entschieden wird anhand der Formkurve. Wenn ich konstant gut bin, habe ich sicher gute Chancen. Aber wenn ich Wellenbewegungen habe, dann ist es völlig natürlich, wenn der Nationaltrainer auf erfahrenere Reiter zurückgreift. Zumal das Reiten eine Sportart ist, die ganz extrem auf Erfahrung aufbaut.
Auf dem Pferderücken selbst haben Männer keinen Vorteil? Nein. Es gibt natürlich grosse, kräftige Pferde, bei denen Männer einen Vorteil haben. Aber es gibt ebenso feine, sensible Pferde, bei denen Frauen im Vorteil sind.
Trotzdem – für das Heimturnier in Basel werden Sie sich hohe Ziele gesteckt haben. Natürlich möchte ich ein paar Spitzenplatzierungen mit nach Hause nehmen. Im Grossen Preis vom Sonntag wäre ich mit einem Rang in den ersten sieben zufrieden. Für die Stechen auf höchstem Niveau fehlt es Uptown Boy an Geschwindigkeit. Und wenn ich zu viel Risiko gehe, passieren Fehler.
Pferde haben also einen eigenen Charakter? Oh ja! Auf jeden Fall. Gibt es demnach auch Pferde, die Ihnen unsympathisch sind, auf denen Sie nicht reiten möchten? Es gibt sehr dominante Pferde, auch solche mit einem sehr schwierigen Charakter, die ich nicht unbedingt reiten müsste. Es kommt immer darauf an. Es gibt Pferde, bei denen könnte man sagen, dass sie eine Macke haben, eine Schraube locker. Aber wenn sie dann auf dem Parcours sind, können sie eben gerade deswegen etwas Spezielles abliefern. Mein Komparse zum Beispiel – der hat so etwas Übereifriges, Vorwitziges. Wenn ich den an der Hand führe, tritt er fast auf mich drauf, weil er mich gar nicht sieht. Aber auf dem Parcours hat er dann diese extremen Kämpferqualitäten. Er will einfach immer alles geben. Wie bekommt man ein Pferd überhaupt dazu, über die Hindernisse
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Wie gehen Sie selbst mit dem immer engeren Terminplan um? Ich plane meine Starts so, dass ich sicher bin, dass meine Pferde genügend Erholungszeit bekommen. Ich denke, ein- bis zweimal kann man einem Pferd pro Jahr auch das Flugzeug zumuten – aber mehr nicht. Lieber weniger Starts und dafür dort gute Resultate erzielen.
Kann man sich in ein Pferd verlieben? Ich bin in jedes meiner Pferde verliebt.
«Es gibt Pferde, von denen könnte man sagen, dass sie eine Schraube locker haben.»
CSI Basel (13.1.–15.1.2012) Die wichtigsten Springen Freitag. 20.15 Uhr: S/A mit Stechen (60 000 Franken). Samstag. 15.30 Uhr: Grosses Basler Jagdspringen (S/C, 40 000 Franken). 20.30 Uhr: Die Goldene Trommel (S/A mit Stechen, 50 000 Franken). Sonntag. 13.30 Uhr: Grosser Preis H. Moser & Cie. (GP in zwei Umgängen mit Stechen, 450 000 Franken). Webcode: @apuzu
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Keine Grossveranstaltung ohne Maskottchen: Zwei österreichische Nachwuchssportler mit «Yoggl», einem offenbar euphorisierten Gamsbock in Latzhose. Foto: Imago Sportfoto
Ohne Hymne und mit Fragezeichen In Innsbruck finden die ersten olympischen Jugend-Winterspiele statt. In der Schweiz interessieren sich dafür Luzern und Lausanne. Von Christoph Kieslich
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er hats erfunden? Diese Frage musste sich Jacques Rogge gefallen lassen, als er 2007 bei der 119. IOC-Session in Guatemala als Vater der Olympischen Jugendspiele gepriesen wurde. Denn ein Mann aus Klagenfurt hatte etwas dagegen und konnte beim Patentamt in Wien die Nummer 177 456 vorweisen. Darunter hatte Johan Rosenzopf 1998 die Idee für Jugendspiele und den Markennamen «Junol» schützen lassen. Jahrelang blitzte er beim Internationalen Olympischen Komitee mit seiner Vision ab, und es brauchte einen Friedensrichter in Lausanne, ehe das IOC dem pensionierten Industriekaufmann im November 2010 offiziell attestierte, «einen wertvollen und bedeutsamen Impuls» zur Idee geleistet zu haben. Der heute 72-jährige Rosenzopf war zufrieden und dürfte sich noch mehr darüber freuen, dass nun, vom 13. bis 22. Januar, in seinem Heimatland die ersten Winter-Jugendspiele über die Bühne gehen. Innsbruck sowie die Satelliten Seefeld und Kühtai in den Stubaier Alpen beherbergen 1058 junge Sportler zwischen 14 und 18 Jahren aus 70 Nationen, die in 63 Wettbewerben um Gold, Silber und Bronze antreten. Das IOC wird nun nicht müde, diese Miniatur-Spiele als Zukunftsmodell zu verkaufen. Jacques Rogge sagt: «Das Interesse weltweit ist enorm.» Doch nur schon die Wahrnehmung vor Ort ist verschwindend gering. Als es Coca-Cola, ei-
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ner der Hauptgeldgeber des IOC, genau wissen wollte, gab in einer Umfrage im Oktober nur gerade ein Prozent der österreichischen Bevölkerung an, jemals von Jugendspielen gehört zu haben. Eilig wurde Wolfgang Eichler bestellt, von der Euro 2008 noch bekannt als Kommunikationschef, ein Sponsor (Raiffeisenbank) gewonnen und Skilegende Franz Klammer öffentlichkeitswirksam aufgeboten. Ohne Nationalhymnen Immerhin: Innsbruck ist stolz, dass nach zwei Winterspielen zum dritten Mal die olympische Flagge unter dem Patscherkofel wehen wird. Grosse Spiele, sagen Skeptiker, sind für ein Land wie Österreich nicht mehr zu stemmen. Und im Gegensatz zu den schneearmen Wintern 1964 und 1976 präsentiert sich Tirol tief verschneit. In der Maria-Theresia-Strasse im Zentrum der Stadt wird allabendlich ein Hauch von grossem olympischem Flair herrschen bei der Medaillenvergabe. Allerdings ohne Nationalflaggen und Hymnen. Das ist eines der Merkmale, die sich Youth Olympic Games (YOG) herausnehmen. Die olympischen Werte wie Respekt und Freundschaft sollen den jungen Menschen vermittelt werden, ein aufwendiges Kultur- und Bildungsprogramm wurde auf die Beine gestellt zur Begegnung und Völkerver-
ständigung. Und in Mixed-Wettbewerben werden Teams mit Athleten aus verschiedenen Ländern und beiden Geschlechtern antreten. Die Schweiz wird mit 26 jungen Athletinnen und Athleten (mehrheitlich aus den Jahrgängen 1994 und 1995) sowie 16 Trainern und Betreuern vertreten sein. Obwohl das IOC für Reisekosten, Kost und Logis aller Teilnehmer aufkommt, veranschlagt Swiss Olympic die eigenen Kosten noch einmal auf 500 000 Franken. Gut angelegtes Geld, wie Isabelle Bossi, Chef de Mission, findet, denn neben der sportlichen Herausforderung sei es für die Jugendlichen ein prägendes Erlebnis, unter aussergewöhnlichen Umständen an einer solch grossen Veranstaltung teilzunehmen: «Damit sind sie besser auf das vorbereitet, was sie später vielleicht einmal erwartet.» Dazu gehört auch ein Anti-DopingProgramm, womit sich die nächste Frage stellt: Was bedeutet es, wenn 14-Jährige ins Röhrchen pinkeln müssen? Misstrauen? Prävention? Perversion? Für die 30-jährige Isabelle Bossi, die selbst Fussball gespielt hat beim FFC Bern, steht fest: «Man kann nicht früh genug damit anfangen, die Jugendlichen auf pädagogisch sinnvolle Weise darauf hinzuweisen, auf was sie achten müssen.» Die Premiere der Jugendspiele, im Sommer 2010 in Singapur mit vier Me-
daillen für die Schweiz, macht Bossi jedenfalls Mut, dass sie neben JuniorenWeltmeisterschaften zum wichtigsten Nachwuchsevent werden können. In Luzern – mit der Vision von Spielen in der Zentralschweiz – sowie in Lausanne werden gerade Bewerbungen für die Youth Games 2020 geschmiedet. Innsbruck 2012 verschlingt 23,7 Millionen Euro, nicht eingerechnet das Athletendorf in Passivenergiebauweise. Im Schatten der grossen Events Fragt sich nur noch, wie die Tiroler die winterliche Premiere annehmen werden. Der Eintritt ist frei, doch die Schulen haben keineswegs unterrichtsfrei. Das IOC stellt zwar selbst produzierte TV-Bilder zur Verfügung, doch selbst im staatlichen Fernsehen wird nur die Eröffnungsfeier live übertragen und die Spiele ansonsten in einem Spartensender (ORF Sport plus) versteckt. In der Skifahrernation werden die Lauberhornrennen an diesem Wochenende, das Skifliegen am Kulm und der Klassiker auf der Streif nächste Woche einen Schatten auf die Jugendspiele werfen, aus dem es kein Entrinnen gibt. Webcode: @apuwl
Die 1. Olympischen Jugend-Winterspiele finden vom 13. bis 22. Januar 2012 in Innsbruck statt. www.innsbruck2012.com und www.swissolympic.ch/yog
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Die Heimkehr Biancas – ein Märchen der 2.0-Ära Erst verpönt, dann gekrönt: Die Basler Band The bianca Story veröffentlicht mit einem Jahr Verspätung ihr zweites Album «Coming Home». Das Ausland jubelt bereits über den Schweizer Art-Pop. Wann folgt die Heimatstadt? Von Tara Hill Beim Barte des Propheten! Den polarisierenden Pop-Visionären Elia Rediger (links) und Fabian Chiquet (rechts) würden Neider wohl auch beim endgültigen Abschied Richtung Ausland höchstens ein paar Krokodilstränen nachweinen. Foto: zVg
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«Coming Home» Drama, Baby, Drama: Eingängige Melodien, ausladende Emotionen und eine grosszügige Portion Pathos sorgen bei allen elf Tracks auf «Coming Home» für bestes Entertainment. Die geschliffenen Arrangements und stadiontauglichen MitsingRefrains setzen einen Kontrapunkt zum sperrigeren Songwriting früherer Tage. Druckvoller Pop im Breitformat, bei dem allerdings gerade die zartesten, bittersüssen Gesangspassagen die grösste Sogwirkung entfalten.
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ie folgende Geschichte liest sich über weite Strecken wie ein postmodernes Märchen: Es war einmal eine junge Basler Band namens Kanu, die einige ansehnliche Rock-Nummern im Repertoire hatte, vielversprechende Konzerte gab und aufgrund dieser ermunternden Signale vom Durchbruch träumte. Als dieser aber auf sich warten liess, und für die Mitglieder zunehmend andere Interessen – berufliche Zukunft, Studium, Beziehungen – im Vordergrund standen, löste sich Kanu auf. So weit, so unspektakulär: Courant normal in Basel, genauso wie in jeder grösseren Kleinstadt, wenn kleine Musiker gross und die grossen Träume klein werden, bis sie als Erinnerung an eine ehemals solide Band verblassen, eine Band, die wie Hunderte andere schliesslich vom Ernst des Lebens eingeholt wurde. End of the story? Im Gegenteil: Hier fängt die erstaunliche Geschichte eines der ungewöhnlichsten Basler Bandprojekte erst
an. Die verbliebenen Mitglieder, Sänger Elia Rediger und Keyboarder Fabian Chiquet, treffen Anfang 2006, beide Anfang 20, eine erstaunlich kompromisslose Entscheidung: «Alles konsequent auf die Karte künstlerische Karriere setzen und die Musik zum Lebensmittelpunkt machen.» Das heisst konkret: sich auf die eigenen Stärken besinnen, auf das, was sie herausragend und einzigartig macht, jegliche falsche Bescheidenheit abzulegen, keine Angst mehr vor der grossen Geste zu haben, freimütig auf Ruhm und Ehre hinzuarbeiten. Dies bedeutet auch, dass die weiteren Interessen – Video und Performance-Kunst, Theater, Hochschulstudium – nicht mehr als Konkurrenz zur Musik, sondern als deren Erweiterung und Ergänzung, als Inspiration gelten sollen. Um gegenüber sich selbst und der Welt keinerlei Zweifel an der Ernsthaftigkeit dieses Neustarts, an dieser «Band 2.0» zu lassen, deren Erfolgs-
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geschichte wie auf einem weissen Blatt Papier erst noch geschrieben werden soll, nennt sich das Projekt fortan The bianca Story. In den Kopf gestiegen? Wie reagiert ihr Basler Umfeld auf dieses klare Bekenntnis? Gelinde gesagt: zwiespältig. Die Neuerfindung der Band stösst bei weiten Kreisen des regionalen Bandkuchens auf Konsternation. Bald machen Gerüchte die Runde: Ihre ersten Erfolge, positive Kritiken und prestigeträchtige Bookings, seien den fünf «Biancas» (mittlerweile um Sängerin Anna Waibel, Lorenz Hunziker, Joël Fonsegrive ergänzt), wie sie nun genannt werden, in den Kopf gestiegen. Die musikalische Umorientierung hin zum Elektro-Pop mit experimentellen Anleihen sowie Redigers atonaler Baritongesang gilt unter manchen Rockfans als «affig». Nachdem der Band bei ihrer ersten
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grossen Tour in Osteuropa der Bus geklaut worden war, machten hämische Kommentare die Runde. Je mehr sich die Band mit spartenübergreifenden Kunstprojekten, mit Installationen und DJ-Gigs, einem Kurzfilm, der Elektro-Oper «Chris Crocker» oder spektakulären Kunstaktionen wie dem «Unique Copy Album», (ein Albumunikat, das für 10 000 Franken verkauft wurde) profiliert, desto stärker scheint das Unbehagen zu wachsen. Als das Debüt «Hi Society» (2008) zwar ein Achtungs-, aber kein Grosserfolg wird, scheint man in Musikerkreisen fast erleichtert. «Hört endlich auf mit dem ganzen Brimborium», raten ihnen ältere Kollegen. Doch die «Biancas» machen, offenbar unbeirrt, einfach weiter. Wie sehr die Band damit zur Projektionsfläche, die Mitglieder zu Reizfiguren werden, zeigt ein Blick auf den bekanntesten Schweizer Indie-Musikblog «78s»: In zum Teil über hundert Kom-
mentaren werden kleinste Neuigkeiten debattiert, wird «Bianca-Bashing» zum neuen Volkssport. «Unfassbare Wichtigtuer» An dieser Stelle eine kleine Auslese anonymer Bloggerblüten: «WohlstandsIndie für schnell Beeindruckte», «Was für unfassbare Wichtigtuer», «Sowas von arrogant wie diese Kunsti-Band gibt es nicht» (sic!), «extrem gekünstelt und gesucht», «Von wo haben diese verwöhnten Idioten eigentlich das viele Geld?», «Ist es eigentlich nötig, dass die Visage von dem Sänger einem in jedem verdammten Video in Grossaufnahme präsentiert wird?» Zusammenfassend: «Echte Kunst hat Substanz und diese fehlt hier leider durchgehend. Der Sound ist übel, die ‹Songs› sind langweilig und das affektierte Geschwätz der Band nervt. Passt also alles perfekt zusammen.» Ein vernichtendes Urteil. Aber kein Grund für übermässiges Mit-
leid: Denn der Ruf als «meistgehasste Basler Band» trägt für die «Biancas» marketingtechnisch unverhoffte Blüten. Schweizweit beginnen sich Szenebeobachter für das Phänomen zu interessieren, sogar zu solidarisieren. Polarisieren, provozieren Wer sich von den selbstbewussten bis grossspurigen Statements der Band nicht abschrecken lässt, ist erstaunt, wie freundlich, professionell, gar selbstironisch deren Mitglieder auftreten, wie souverän sie mit dem ganzen Wirbel umgehen. «Wir haben eine gesunde Distanz zu unserer Arbeit und erst recht zu unserem Image», sagt Fabian. Ausserdem sei man heute nur noch selten mit offener Feindseligkeit konfrontiert, ergänzt Elia. Dennoch: «Es ist uns bewusst, dass wir stark polarisieren, teilweise auch provozieren. Es stimmt allerdings nicht, dass dahinter eine be-
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Geflohener Zirkus: Der Berner Tobias Jundt (2. von rechts) lebt und wirkt mit seiner Künstlertruppe Bonaparte seit Jahren in Berlin.
Der Basler Künstler Patrick Gusset (alias Shabani) teilt seine Zeit zwischen Theater und Musik auf. «Alles eine Frage guter Planung», so sein Fazit. Foto: zVg
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wusste PR-Strategie steckt. Wir wollen eine Band mit Ecken und Kanten sein, die Reibungsfläche bietet, die das Publikum nicht nur gut unterhält, sondern auch herausfordert. Eine Band, mit der man sich immer wieder aufs Neue auseinandersetzen kann und will.» Perfekter Pop, das heisst für die beiden Mittzwanziger: postmodern, intelligent und kritisch – aber auch offen, ehrlich, authentisch. Wer die «Biancas» für reine Hipster, für IndieKlone von Franz Ferdinand oder Hot Chip, den Editors oder The National hält, hat sie missverstanden. Tatsächlich heissen die Vorbilder der Band nämlich Talking Heads und Queen, Yello oder Young Gods. Lauter Bohemiens, denen das Kunststück gelang, ihre Visionen langfristig salonfähig, massentauglich zu machen. Ein tragischer Todesfall Und genau dasselbe Ziel verfolgt unüberhörbar auch ihr zweites Album, bereits 2010 (dank Sponsoren, wie die Band betont) in den legendären Londoner Abbey-Road-Studios aufgenommen, das jetzt, mit über einem Jahr Verspätung erscheint. Beinahe wäre das ehrgeizige Projekt gescheitert: Nach dem Freitod ihres Managers stand die geschockte Band nämlich auf einen Schlag ohne Label da, also: zum wiederholten Male vor dem Nichts. Doch in dieser Notlage zahlte sich die bereits geleistete Arbeit aus: Denn im selben Jahr gewann The bianca Story überraschend den mit 15 000 Franken dotierten Basler Pop-Preis. «The bianca Story entwickeln ihren elektrifizierten Art-Pop seit ihrem Debüt mit viel Erfindergeist und Kunstsinn stetig weiter und gehören deshalb zweifellos zu den originellsten und kreativsten Basler Bands», lobt Dänu Siegrist, Pop-Preis-Initiant und Geschäftsführer des Basler Rockfördervereins, die Band. Und hebt gerade deren «Affinität zur bildenden Kunst, die Mitarbeit an verschiedenen Thea-
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terproduktionen wie letzthin an M & The Acid Monks» hervor: Dies zeige das grosse künstlerische Spektrum der Band, deren Performances und Produktionen «dementsprechend spannend und eigenwillig» seien.
Die «meistgehasste Basler Band»: eine Projektionsfläche für böse Tiraden. Dass die Zeichen für den lange ersehnten Durchbruch mit dem neuen Album nun endlich gut stehen, davon ist auch Jean Zuber vom Fördergremium Swiss Music Export überzeugt: «The bianca Story haben bei uns zurzeit Top-Priorität. Wir glauben fest an den internationalen Erfolg.» Den Optimismus begründet Zuber nicht nur mit der «Weltklasse-Produktion» des Albums und dem «sehr starken BandUmfeld», sondern auch mit der «unglaublichen Kreativität dieser Ausnahmetalente». Zubers Fazit: «Sofern sie sich nicht verzetteln, dürfte 2012 das bisher beste Jahr ihrer Karriere werden.» Sind die «Biancas» also doch mehr als eine verwöhnte, selbstverliebte, überschätzte Hype-Band? Könnte die Kulturstadt Basel dank ihnen gar endlich wieder international punkten? Patrick Gusset alias Shabani, selber Basler Musiker sowie Theaterschaffender, traut es der Band zu: «Sie kreieren eine eigene Atmosphäre und Ästhetik, die unserem eklektischen Zeitgeist entspricht.» Das Negativimage: «in erster Linie Neid.» Das gesprengte Korsett Dass die vor Kurzem noch verpönte Vielseitigkeit der Art-Popper neuerdings als Vorteil gilt, weist auf ein Umdenken hin. Der wichtigste Grund dafür: Die Basler Band ist nicht mehr
alleine. Als hätten alle nur auf den richtigen Moment gewartet, tritt schweizweit plötzlich eine ganz neue «Pop-Generation» ans Tageslicht. Geistesverwandte, die genauso grosse Ziele hegen, die ebenfalls den Versuch wagen, über den Gartenzaun der eidgenössischen Popszene zu klettern. Als Erste hat die Kunstfigur Sophie Hunger das Korsett gesprengt und vermeintlich Unmögliches geschafft, nämlich: als Sängerin weltweit Erfolge zu feiern. Es folgte der Berner Wahlberliner Tobias Jundt mit seinem freakig-flippigen «Bonaparte»-Zirkus, der genauso als Gesamtkunstwerk funktioniert. In Zürich stehen das Künstlerkollektiv My Heart Belongs to Cecilia Winter und das Frauenduo Boy schon in den Startlöchern. Während sich die Perspektive für herkömmliche Bands im übersättigten, rezessiven Musikmarkt verschlechtert, wirken die vielseitig vernetzten Kulturkollektive mitsamt ihren exaltierten Ecken und knackigen Kanten wie prädestinierte Aufsteiger: Aufbruchstimmung also im kreativen Kosmos der Schweiz. «Die Schweiz ablecken» Jascha Dormann vom aufstrebenden Basler Duo laFayette nennt dies den «Roger-Federer-Effekt»: Schweizer Talente müssten sich erst im Ausland beweisen, bevor sie auch in der Heimat ernst genommen würden. Ein gesundes Selbstvertrauen, Merkmal vieler skandinavischer Musiker, würde hier dagegen oft als überheblich taxiert. «Erst wenn der Auslandserfolg da ist, springt die Begeisterung auf die Schweiz über, hierher zurück.» «Man könnte fast meinen, die Schweiz sei das neue Schweden», jubelt dagegen Tim Renner, ehemaliger Deutschland-Chef des Plattenmultis Universal, der die «Biancas» für sein Indie-Label «Motor» unter Vertrag genommen hat: «Es ist eine Flut von Talent, die gerade von unserem kleinen
Nachbarland kommt.» Man sei «froh» mit einigen dieser Gruppen arbeiten zu können, schätze insbesondere «die unverwechselbaren Stimmen von Elia und Anna», ihren Versuch, so etwas wie einen «Alpen-Country» zu definieren, und die «Offenheit für ungewöhnliche Wege, das Musikbusiness zu denken». Ins gleiche Horn stösst Linus Volkmann, stellvertretender Chefredaktor des renommierten Kölner Musikmagazins «Intro»: «In der Tat ist auffällig, was für interessante Acts zuletzt aus der Schweiz bei uns in den Pop-Feuilletons auftauchten. Und damit sind eben nicht die ewigen Rockbubis am Katzentisch der Trends gemeint. Nein, Acts wie The bianca Story, aber auch Cecilia Winter schaffen sich einen eigenen künstlerischen Zugang zu Pop, der Kunst und Inszenierung mitdenkt und so selbst in der Lage ist, mitunter wirklich Aufregendes in Song und Erscheinung zu kreieren. Eure Schweiz will man nur ablecken. Echt!» «Leck mich»: Bedeutet dies also endlich das Happy End für die einst so verhassten «Biancas»? Wird nun auch
Schweizer Bands: Die neuen Darlings des deutschen Pop-Feuilletons. Basel die Band dank «Coming Home» als «Homecoming Queens», als Abschlussball-Königinnen feiern? Kaum. Denn das grosse, dreitägige «Coming Home»-Festival samt Plattentaufe findet diese Woche in Zürich statt. Erst am Samstag gastiert die Band in der Region, im Birsfelder «Salts», einem privaten Appartement. Kapazität: knapp hundert Plätze, alle längst vergeben. Vielleicht ganz gut so – schliesslich ist The bianca Story alles andere als am Ende. Im Gegenteil: Das postmoderne Märchen hat gerade erst von vorn begonnen. Webcode: @aptpn
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Eine Höhle, in der man das Proto-Kino erleben kann durften Herzog und drei Mitarbeiter das Innere filmen, stets unter Aufsicht, auf dass sie keinen Schritt vom vorgegebenen Pfad abweichen würden. Zu kostbar und fragil sind die Funde. Zu gut erhalten auch, wie die Zuschauer erfahren, denn durch einen Felssturz wurde die Höhle vor über 20’ooo Jahren versiegelt «und seither wie eine Zeitkapsel bewahrt», wie Werner Herzog erklärt. «Alles war ganz frisch, als wäre es gestern hinterlassen worden.» Bewegte Höhlenbilder
Stolz posiert Werner Herzog (rechts) vor den erstaunlich dynamischen Malereien in der Chauvet-Höhle.
Filmemacher Werner Herzog entführt uns in eine «Cave of Forgotten Dreams» – in 3D. Von Marc Krebs
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ie Terra incognita hat Werner Herzog schon immer gereizt. Wagnisse pflastern den beruflichen Weg des 69-jährigen Regisseurs. Denken wir nur an seine Spielfilme, für die er den unberechenbaren Klaus Kinski verpflichtete («Nosferatu»! «Fitzcarraldo»!). Oder an seine Dokumentarfilme, in denen er staunend Neuland erforschte. Zum Beispiel «Grizzly Man» (2005), worin er Leben und Tod des Tierschützers Timothy Treadwell aufarbeitete. Jetzt wickelt uns der sonore Bariton des Bajuvaren wieder um den Finger: «Cave of Forgotten Dreams» heisst sein neuer Film – und ist selbst eine Entdeckung wert: Herzog lädt uns ein, in die Vergangenheit einzutauchen und das Leben unsererer Urururururururahnen zu, nun ja, zu erahnen. Sein Ziel ist die französische Chauvet-Höhle, die 1994 entdeckt wurde. Forscher stiessen darin auf einen Schatz: Höhlenmalereien, darunter die ältesten der Welt, entstanden vor über 30 000 Jahren. Eine Sensation.
Foto: zVg/Ascot Elite
Herzog, von klein auf von Höhlenmalereien begeistert (und von den fantastischen Kopfreisen, zu denen diese einluden), war Feuer und Flamme, darüber einen Film zu drehen. Dass zur Hochsicherheitshöhle nur wenige Wissenschaftler Zutritt erhalten, kitzelte ihn nur noch mehr. Es war sein Glück,
Herzog führt uns den Ursprung der menschlichen Kunst vor Augen. dass der französische Kulturminister Frédéric Mitterrand Fan seines Schaffens ist und sich persönlich dafür einsetzte, dass er die einmalige Gelegenheit für eine Dreherlaubnis erhielt. Die Bedingungen für die Aufnahmen waren schwierig: Sechs Tage à vier Stunden wurden dem Filmteam zugestanden. Nur mit Amateur-Handkamera und minimaler Beleuchtung
Da sind zum Beispiel die ältesten Fussspuren eines Menschen. Herzog folgt einem Jugendlichen, der in dieser Höhle über dem französischen ArdècheFluss vor 26 o00 Jahren Schutz fand. Weil die Maler die Wölbungen und Nischen in ihrer Malerei berücksichtigten, drängte sich für Herzog eine räumlichere Wahrnehmung auf, weshalb er erstmals in 3D filmte. Wacklig gleitet die Kamera bemalten Wänden entlang, sodass es dem Zuschauer zunächst den Kopf verdreht. Doch der Schwindel weicht bald einer Begeisterung für die plastische Erfahrung. So sehen wir etwa ein Bild eines Bisons mit acht Beinen und staunen ebenso wie Herzog: Schon vor Jahrtausenden fanden unsere Vorfahren heraus, mit welchen Kniffen sie ihrer Kunst Beine machen konnten. Ein Wollnashorn wurde achtmal nacheinander auf einen Felsen gemalt, um so seine Bewegung festzuhalten. Mehr als nur Effekthascherei Herzog findet darin eine Art ProtoKino vor: «Man spürt irgendwie, dass dies der Ursprung der modernen menschlichen Seele ist – der Ursprung der Kunst», erzählt er in charmantem Deutsch-Amerikanisch und erweist sich als herausragender Tour-Guide: Herzog rätselt nicht nur philosophisch über die Lebensweisen unserer Vorfahren während der Eiszeit, er vermittelt zudem unterhaltsam und lehrreich seine Faszination für diese Kunst- und Lebensform und lässt auch Wissenschaftler zu Wort kommen. Nach Wim Wenders, der mit «Pina» den bisher eindrücklichsten dreidimensionalen Tanzfilm schuf, beweist damit ein weiterer grosser Name des deutschen Autorenkinos, dass 3D mehr als nur Effekthascherei sein kann. «Cave of Forgotten Dreams» läuft in den Basler Kinos Plaza und Küchlin.
Webcode: @apmdb
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utsch! Gleich ganz zu Beginn gab es eine gehörige Watsche vom deutschen Grossfeuilleton. Gerhard Stadelmeier, Cheftheaterkritiker bei der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung», kanzelte das neue Basler Schauspielhaus als «klotzig-schmales Tortenstück mit verglaster Schwarzbrotkruste» und einen «der hässlichsten Theaterbauten Europas» ab, sah sich «auf wackeligen Sesseln in einer grauen, leeren, kalten, atmosphäre- und geheimnislosen Sichtbetonschachtel» sitzend «miserabel sprechenden Mimen» gegenüber. Selbst das als so vorbildlich gelobte finanzielle Engagement der «Schauspielhaus Ladies first» wertete Stadelmeier als «gesellschaftliches Fanal und ein kulturpolitisches Debakel», weil da ein «oberes Hundert» von Bürgerinnen eine kulturelle Staatsaufgabe privatisiert habe. Baulicher Kompromiss
Als flexibler Spielort wurde das Schauspielhaus vor zehn Jahren angepriesen – doch die technischen Möglichkeiten werden nur selten ausgeschöpft. Foto: Keystone/Dominik Plüss
Schauspielhaus: Warten auf den Durchbruch Das Theater Basel feiert das Jubiläum seines Schauspielhauses. Dieses hat noch nicht die Herzen des Publikums erobert. Von Dominique Spirgi TagesWoche 2
Das ist pure Griesgrämigkeit. Mit zehn Jahren Abstand darf man aber auch in Basel die rosarote Brille absetzen, die man aus Respekt vor der mäzenatischen Grosstat aufgesetzt hatte. Das neue Schauspielhaus ist kein grosser architektonischer Wurf, sondern ein offensichtlicher baulicher Kompromiss, eingezwängt in eine enge Lücke zwischen historischen Bauten und ausgestattet mit unbequemen Stühlen. Aber man soll ein Theater ja nicht aufgrund seiner Hülle, sondern am Inhalt messen. Und immerhin hat das neue Haus den Vorteil, als Spielort sehr flexibel zu sein. Oder besser: flexibel sein zu können. Zu Beginn nutzten die Theaterleute die technische Freiheit der Raumgestaltung noch rege; sie kehrten die Anordnung von Bühne und Zuschauerrängen um, bauten einen Boxring mitten in den Raum oder eine lange Rampe durch die Zuschauerreihen. Aber bereits in der zweiten Spielzeit war Schluss damit: Seither beherrscht der konventionelle Guckkasten die Theaterwelt im Schauspielhaus – für regelmässige Umbauten im Repertoirebetrieb fehlt das Geld. Unerfüllte Hoffnungen Und nicht nur das. Während sich die Musiksparte im grossen Haus nebenan zweimal hintereinander mit der Auszeichnung «Opernhaus des Jahres» schmücken konnte, während Christoph Marthaler und Werner Düggelin die Zuschauer mitsamt dem internationalen Feuilleton auf der Kleinen Bühne erfreuen, scheint das Schauspielhaus von einer merkwürdigen Lethargie erfasst zu sein. Wer diese Tage abends der Steinentorstrasse entlanggeht, findet die grosse Glasfront meist verdunkelt vor. Rund zehn Vorstellungen nur stehen auf dem Januar-Spielplan des Schauspielhauses; die ganze Woche vor dem Jubiläumsfest am Samstag, 21. Januar, ist spielfrei. Und am Abend des Festtages findet, wie wenn es dar-
um ginge, vom Schauspielhaus abzulenken, auf der Kleinen Bühne eine Schauspielpremiere statt. Die Hoffnungen, dem Basler Schauspiel mit dem neuen Haus frische Impulse zu verleihen, haben sich bislang nicht erfüllt. Das bestätigt ein Blick auf die Zuschauerstatistiken: In der Übergangs- und Eröffnungsspielzeit 2001/02 (Komödie und Schauspielhaus) wies die Statistik 56 300 Zuschauerinnen und Zuschauer aus, 2010/11 waren es gerade noch 39 030. Dünner Spielplan Weniger Vorstellungen, geringere Auslastung: Das Basler Publikum hat sein neues Haus nicht wirklich angenommen. Das hat auch inhaltliche Gründe. Natürlich gab es in den vergangenen zehn Jahren auch Momente und Produktionen, die in guter Erinnerung geblieben sind. Mit «Dido und Aeneas» wurde auch eine Schauspielhaus-Produktion zum renommierten Berliner Theatertreffen eingeladen. Die eigentlichen Highlights fanden derweil aber andernorts statt: Mit Nüblings spannungsgeladenem Kampf der Spinnen-
Das Haus scheint von einer merkwürdigen Lethargie erfasst. weiber in Ibsens «John Gabriel Borkmann» fiel der inhaltliche Höhepunkt der Eröffnungsspielzeit in die letzten Tage der alten Komödie. Stefan Bachmann liess für seine fulminante Abschiedsproduktion (Paul Claudels «Der seidene Schuh») eine Arena in das Foyer des Grossen Hauses bauen und Lars-Ole Walburg versetzte «Faust I» mitsamt teuflischem Gefährten in die Elisabethenkirche. Und doch gibt es im dünnen Januarspielplan zwei bemerkenswerte Produktionen, die vielleicht Anlass zu Hoffnung geben: Ibsens «Volksfeind» und «Krabat» nach Otfried Preussler. Es ist dies die Inszenierung von Simon Solberg und Tomas Schweigen, die zusammen mit Chefdramaturg Martin Wigger kommende Spielzeit die interimistische Leitung des Basler Schauspiels übernehmen werden. Aber nur vielleicht. Die jungen Theatermacher haben zwar bewiesen, dass sie packendes Theater machen können, man traut ihnen auch die Zusammenstellung eines aussergewöhnlichen Spielplans zu. Die Aussage aber, man werde das Schauspiel vermehrt in die Stadt hinaustragen, spricht wiederum nur bedingt für eine Belebung des Schauspielhauses. Webcode: @apvbu 10 Jahre Schauspielhaus Basel: Ein Fest mit Open-Stage, Führungen, Gesprächen und einer Party. 21. Januar, ab 14 Uhr. www.theater-basel.ch
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AG E N DA Was läuft wo? Täglich aufdatierte Kulturagenda mit Veranstaltungen aus der ganzen Schweiz – auf tageswoche.ch
FREiTAG 13.1.2012 AUSSTELLUNGEN Anatomisches Museum der Universität Basel Die verschiedenen Gesichter des Gesichts Pestalozzistr. 20, Basel Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig Sex, Drugs und Leierspiel St. Alban-Graben 5, Basel Cartoonmuseum Basel How to Love St. Alban-Vorstadt 28, Basel Galerie Katharina Krohn Alle Jahre wieder Grenzacherstr. 5, Basel Galerie Mäder Susanne Lyner Claragraben 45, Basel Gallery Daeppen Alien Interviews: We’ve Made Contact / Bane Begins Müllheimerstrasse 144, Basel Graf & Schelble Galerie Heinrich Gohl Spalenvorstadt 14, Basel KUNST.part [un]durchsichtiges Spalenberg 30, Basel Kunstmuseum Basel Malerei auf Papier – Josef Albers in Amerika / Marcel Schaffner. Arbeiten auf Papier / Max Beckmann. Die Landschaften St. Alban-Graben 16, Basel
Wochenstopp Museumsnacht Vom Liebesgeflüster bis zu den Totenbeinli – Tipps für die lange Nacht der Basler Museen. Von Karen N. Gerig Nachts im Museum an einem Freitag, dem 13.? Was da alles passieren könnte! Man könnte aus Versehen mit dem Ellbogen einen Picasso von der Wand holen. Oder dem Mammut im Naturhistorischen Museum einen Stosszahn abbrechen. Oder auf dem Friedhof Hörnli in ein offenes Grab fallen. Eine Skulptur könnte umfallen und einen erschlagen! Gehen wir aber mal davon aus, dass die Sache mit dem Freitag, dem 13. und dem Unglück nichts als lauer Aberglaube ist. Dann nämlich können wir die Museumsnacht so richtig geniessen. Und für die, die doch ein Schüpfli brauchen: Nur Mut, wird schon schiefgehen! Haben wir uns zu einem Besuch entschlossen, stehen wir wie jedes Jahr vor demselben Problem. Wohin solls gehn? Beginnen wir den Abend besinnlich mit Kammermusik vom Sinfonieorchester Basel in der Niklauskapelle des Münsters? Oder schmeissen wir uns gleich mittenrein ins Getümmel des Naturhistorischen Museums, das am frühen Abend junge und alte Knochen anzieht? 32 Seiten umfasst das Programm in der Museumsnacht-Broschüre. Die Qual der Wahl könnte man umgehen, indem man sich einfach blind auf dem Münsterplatz in einen Shuttle-Bus setzen und sich irgendwohin fahren lassen. Einige besuchen dieselben Museen, die sie auch unter dem Jahr besuchen. Andere suchen sich just jene raus, in denen sie noch nie waren. Warum auch nicht, welcher Zeitpunkt wäre dafür geeigneter als die Museumsnacht?
Es könnte spannend sein, im Anatomischen Museum zuzugucken, wie der Täter in einem Drogenfall ermittelt wird. Oder im Museum Kleines Klingental bei mittelalterlichen Tänzen mitzumachen. Handcrème haben wir im Pharmazie-Historischen Museum sicher schon einmal hergestellt – wie aber wärs mit einem Talisman, damit Freitag der 13. ganz sicher einpacken kann? Wer mag, der fährt mit dem Glücksbringer dann gut geschützt zum Friedhof Hörnli raus – am besten um Mitternacht. Dort gibt es Touren und Totenbeinli zum Knabbern. Auch sonst gibt es viel zu entdecken, zu sehen, zu spüren und zu lauschen. Rap und Pekingoper gemeinsam auf der Bühne im Museum der Kulturen etwa, Liebesgeschichten im Antikenmuseum, Liedermacher Linard Bardill im Riehener Spielzeugmuseum, die Synthesizersammlung des Musikers Philippe Alioth im Haus für elektronische Künste oder einen AutorennbahnConcours mit Schokoküssen im Tinguely Museum. Dazu Führungen, Lesungen, Konzerte, Mitmachaktionen. Bis die Füsse einen nicht mehr tragen und der Kopf schwirrt. Dann gehts zum Chillen in den Geisterwald des Pharmazie-Historischen Museums (die Bar dort war lange Zeit ein Geheimtipp), oder zur After Hour ins Haus für elektronische Künste. Webcode: @apurc
Die Museen sind geöffnet von 18 bis 2 Uhr, Jugendliche bis 25 haben Gratiseintritt. Ein normales Ticket kostet 20 Franken. Programm unter www.museumsnacht.ch
Museumsnacht Basel 2012 Diverse Veranstaltungsorte, Basel.
Tony Wuethrich Galerie Markus Gadient Vogesenstr. 29, Basel Von Bartha Garage Bernar Venet Kannenfeldplatz 6, Basel Zum Isaak Schichten Münsterplatz 16, Basel balzerARTprojects Malerei ist das Anbringen von Farbe Riehentorstr. 14, Basel mitart Peekaboo Reichensteinerstr. 29, Basel Museum am Burghof 90 Jahre – Ein Künstlerleben / Rolf E. Samuel Basler Strasse 143, Lörrach Fondation Beyeler Dalí, Magritte, Miró – Surrealismus in Paris Baselstr. 101, Riehen Galerie Henze & Ketterer & Triebold Bernhard Schultze Wettsteinstr. 4, Riehen Spielzeugmuseum Riehen Tempo, Tempo! Kleine schnelle Autos Baselstr. 34, Riehen Vitra Design Museum Die Alchemie des Alltags Charles-Eames-Str. 1, Weil am Rhein
Fehlt ihre Veranstaltung in der OnlineAgenda?
Landesmuseum Zürich C’est la vie. Pressebilder seit 1940 / Schöne Seiten Museumsstr. 2, Zürich
Museum Tinguely Robert Breer Paul Sacher-Anlage 2, Basel Museum der Kulturen Chinatown / On Stage – Die Kunst der Pekingoper Münsterplatz 20, Basel
Maag Halle Photo 12 Hardstr. 219, Zürich Museum Bellerive Perfume Höschgasse 3, Zürich
Naturhistorisches Museum Basel Knochenarbeit Augustinergasse 2, Basel
Museum Rietberg Zürich Mystik: Die Sehnsucht nach dem Absoluten / Tradition & Innovation Gablerstr. 15, Zürich
Nicolas Krupp Contemporary Art Markéta Othová Rosentalstr. 28, Basel Puppenhausmuseum Brillen / Viktorianische Weihnachten Steinenvorstadt 1, Basel
TagesWoche 2
Stampa Udo Koch – Josef Felix Müller Spalenberg 2, Basel
Erfassen Sie Ihre Daten auf tageswoche.ch/agenda
Laleh June Galerie Crystel Ceresa Picassoplatz 4, Basel
Raum für Kunst, Literatur und Künstlerbücher Lucie Muller: Bilder, Zeichnungen, Objekte Totengässlein 5, Basel
S AM – Schweizerisches Architekturmuseum The Object of Zionism Steinenberg 7, Basel
Museum Strauhof Literaturausstellungen Die Geheimnisse des Charles Dickens (1812–1870) Augustinergasse 9, Zürich
Museumsnachts-Alltag: Anstehen vor dem Naturhistorischen Museum. Foto: Keystone
Museum für Gestaltung Zürich Schwarz Weiss Ausstellungsstr. 60, Zürich
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13. Januar 2012
Agenda
S’Ridicule 2012 Die poetische Vorfasnachtsveranstaltung der Helmut FÜrnbacher Theater Company FÜrnbacher Theater, Schwarzwaldallee 200, Basel. 20 Uhr
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Die Eroberung der Prinzessin Turandot Zum Schwarze Gyger Calvinhaus, Baslerstr. 226, Allschwil.
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20 Uhr
Altweiberfrßhling (Die Herbstzeitlosen) KomÜdie nach dem Drehbuch des Films Die Herbstzeitlosen von Sabine Pochhammer und Bettina Oberli. Stadttheater Bern, Kornhausplatz 20, Bern. 19.30 Uhr Credo – ein szenischer Gottesbeweis Pasma (Zßrich) Schlachthaus Theater Bern, Rathausgasse 20/22, Bern. 20.30 Uhr Stock und Stein Eine Produktion des Theaters XL, Basel Berner Puppen Theater, Gerechtigkeitsgasse 31, Bern. 20.15 Uhr
Freitag 13.1.2012 Schulhaus Kern Verdingkinder reden Kernstr. 45, ZĂźrich
passing you Theater-Installation Ăźber das Ă„lterwerden Tojo Theater Reitschule, NeubrĂźckstr. 8, Bern.
THEATER Aggt mit Blueme Baseldytschi Bihni, Kellertheater im Lohnhof, Im Lohnhof 4, Basel. 20.15 Uhr Ein Volksfeind Theater Basel Schauspielhaus, Steinentorstr. 7, Basel. 20 Uhr Grease Das populärste Musical der Welt. Musical Theater, Feldbergstr. 151, Basel. 19.30 Uhr MimÜsli 2012 – Ai gross Gschnäder Häbse Theater, Klingentalstrasse 79, Basel. 19.30 Uhr Pfyfferli 2012 Vorfasnachtsveranstaltung Das Bijou der Basler Fasnacht Theater Fauteuil-Tabourettli, Spalenberg 12, Basel. 20 Uhr
19 Uhr
Im Orchestergraben Ein Konzerttheater mit dem Sinfonieorchester Camerata Schweiz und Ursus & Nadeschkin KKL, Europaplatz 1, Luzern. 19.30 Uhr Wer hat Angst vor Virginia Woolf? Luzerner Theater Luzerner Theater, Theaterstrasse 2, Luzern. 19.30 Uhr Die Steinflut Ein Erzähltheater nach der Novelle von Franz Hohler Sogar Theater, Josefstrasse 106, Zßrich. 20.30 Uhr Faust 1–6 Nach Goethe Theater der Kßnste, Gessnerallee 11, Zßrich. Mamma Mia! International Tour
20 Uhr
Theater 11, Thurgauerstr. 7, Zßrich. 19.30 Uhr Sturm Gastspiel des Burgtheaters Wien Schauspielhaus Pfauen, Rämistrasse 34, Zßrich. 20 Uhr True Nature Eine Yogasatire von und mit Hannes Glarner und Anna Tenta. Urauffßhrung Theater Neumarkt, Chorgasse, Chorgasse, Zßrich. 20.30 Uhr
POP/ROCK H, DJ Soult Harsh Howl Ritual Shoegaze New Jerseyy, Hßningerstrasse 18, Basel. 20 Uhr Maria Doyle Kennedy Parterre, Klybeckstrasse 1b, Basel. 20.30 Uhr Mr. Booze 50s, Swing’n’Roll 8 Bar, Rheingasse 8, Basel.
22 Uhr
Tell Sissy’s Place, Muttenzerstr. 17, Birsfelden. 20.30 Uhr Ural Kosaken Chor Andrej Scholuch Festliches Galakonzert RÜm.-kath. Kirche, Schulwegli, Gelterkinden. 19.30 Uhr
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Coming Home Festival Festival BigZis, JĂźrg Halter, bianca Disco (DJSet) u.a. Amboss Rampe, Zollstrasse 80, ZĂźrich. 20.30 Uhr Monophon Electro, Pop, Rock CD-Release ÂŤMakeUp and BeautyÂť Mascotte, Theaterstrasse 10, ZĂźrich. 20.15 Uhr
Hirschi-Frauendisko Partytunes, Pop, Rock DJ Pluymi Hirscheneck, Lindenberg 23, Basel. 22 Uhr
Stiller Has Pop Moods, Schiffbaustrasse 6, ZĂźrich. 20.30 Uhr
In Memory of ‌ Tony White House, Minimal, Techno Das Schiff, Westquaistr. 19, Basel.
23 Uhr
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PS Corporation All Stars Kulturscheune, Kasernenstrasse 21A, Liestal. 20.30 Uhr Oh, Sister-Night Zigitros, The Golden, Oh, SisterFamily DJ-Set Dampfzentrale, Marzilistrasse 47, Bern. 22 Uhr The Vad Vuc Country, Folk, Irish, Punk Support: Tortilla Flat Schßßr, Tribschenstr. 1, Luzern. A Pale Horse Named Death & Special Guest Dynamo, Wasserwerkstr. 21, Zßrich.
PARTY 22 Uhr
5 Rhythms Wave Latin Tanzpalast, GĂźterstr. 82, Basel.
19 Uhr
Assessinas Fridays Urban Assessina Club, Steinenvorstadt 24, Basel.
Ali Baba Sound ‚Ring Di Alarm’ Urban Moods, Schiffbaustrasse 6, Zßrich. 23 Uhr
19.30 Uhr
23 Uhr
Before House, R&B The Venue, Steinenvorstadt 58, Basel. 22 Uhr Bonkers Drum’n’Bass DJs Dubnium, Trx, The Architects, Don’t Stop, MC Mr. Bison Nordstern, Voltastr. 30, Basel. 23 Uhr
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DJ Princess P. Acqua-Lounge, Binningerstr. 14, Basel. 22 Uhr
TagesWoche 2
Hausmarke Disco, House DJs George Lamell, The Soul Combo Atlantis, Klosterberg 13, Basel. 23 Uhr
Disco vs Salsa Disco, Salsa DJ Carlos Rivera Bar Rouge, Messeplatz 10, Basel.
22 Uhr
Fresh Up Vol III 80s, 90s DJs Fish and Chips, Cabane, Di’Che Fisherman, Mifune SUD, Burgweg 7, Basel.
22 Uhr
Italian Weekend (Part 1) Big Beatz, House, Minimal DJs Stefano Noferini, Danielson, Mario Ferrini, Tony Garcia, Traibsand, Mike Fatal, Nika Nikita, Sergio Grini, Groovebrotherz, She DJ Miss Flora Borderline, Hagenaustr. 29, Basel. 22 Uhr Latino Night Hip-Hop, Latin, Merengue DJ Flow Dancing Plaza Club, Riehenring 45, Basel. 22 Uhr Oriental, House, Hip-Hop, R&B, Reggaeton Hip-Hop, House, Oriental DJ Dlo Harrem, Steinentorstr. 26, Basel. 20 Uhr Season Opening with Bandura Night Electro, Funk, Swing DJs Shantisan, Bandura Hinterhof, MĂźnchensteinerstr. 81, Basel. 22 Uhr Sunset Vibes CafĂŠ Del Mar, Steinentorstr. 30, Basel. 22 Uhr
Friday Is Fame Day 80s, Charts, Latin, Partytunes DJ Branco Fame, Clarastr. 2, Basel. 22 Uhr
The Perfect Friday Charts, Electro, House DJs Marc, Donald CU Club, Steinentorstr. 35, Basel.
23 Uhr
Too Many Liveacts Electro Cargo Kultur Bar, St. Johanns-Rheinweg 46, Basel. 21.30 Uhr
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13. Januar 2012
Agenda
Treasure Tunes Dancehall, Ragga, Reggaeton DJs Redda Vybez, Chris Kuppel, Binningerstr. 14, Basel. 23 Uhr Unterhaltung im Kumu die Museumsnacht 2012 Party Classics DJ LukJlite Kunstmuseum Basel, St. Alban-Graben 16, Basel.
22 Uhr
danzeria@sichtbar Partytunes DJ Dr. Music Blindekuh, Dornacherstr. 192, Basel. 22 Uhr
Lichtspiele In der Bredouille In ihrem neuen Film lassen die belgischen Dardenne-Brüder einen Jugendlichen strampeln. Von Hansjörg Betschart
VORTRAG/LESUNG
Ich-Kräfte in Beziehung zu Salz und Kristall Vortrag von Angelika Schlemme. The School of Nature Goetheanum, Rüttiweg 45, Dornach. 20 Uhr
Orgelspiel zum Feierabend David Homolya, Laufenburg. Werke von G. Muffat, H. Purcell, J. S. Bach Leonhardskirche, Leonhardskirchplatz, Basel. 18.15 Uhr
Ersatzmutter Samantha versucht den trotzigen Cyril auf Kurs zu bringen. Foto: zVg/Xenix Films 20.30 Uhr
Per aspera ad astra Berner Symphonieorchester, Marcus Bosch (Dirigent), Daniel Müller-Schott (Violoncello). 7. Symphoniekonzert Kultur-Casino, Herrengasse 25, Bern. 19.30 Uhr Basler Streichquartett «IM SPIEGEL». Werke von: Igor Stravinski, Johann Sebastian Bach, Sàndor Veress, Claude Debussy Marianischer Saal, Bahnhofstrasse 18, Luzern. 20 Uhr Master-Abschlusskonzerte Klassik Sarina Matt (Violine), Erika Achermann (Violine). Klasse Sebastian Hamann Dreilinden, Dreilindenstr. 93, Luzern. 17.45 Uhr
TANZ Schwanensee Russisches Nationalballett Theater im National, Hirschengraben 24, Bern.
20 Uhr
OPER Don Bucefalo Opera buffa in 3 atti ZKO-Haus, Seefeldstr. 305, Zürich. 19.30 Uhr
COMEDY Frank Sauer «Vom Tellerwäscher zum Geschirrspüler». Ein zynischschauspielerischer Kabarettspass Teufelhof Theater, Leonhardsgraben 49, Basel. 20.30 Uhr
TagesWoche 2
20 Uhr
Geschichtengericht & Gedichte Schwerpunkt leicht. Von und mit Anita Samuel und Regula Inauen Suppenstube zur Krähe, Spalenvorstadt 13, Basel. 19.30 Uhr
Liederabend – Wer kennt Hermann Suter? Antonia Frey (Mezzosopran), Fabienne Romer (Klavier). Lieder von Hermann Suter, Johannes Brahms, Richard Strauss BauArt Basel, Claragraben 160, Basel. 20 Uhr
Gazelle (RSA) Club Bonsoir, Aarbergergasse 33/35, Bern. 23 Uhr
20 Uhr
Stéphanie Berger «MissErfolg» Theater am Käfigturm, Spitalgasse 4, Bern.
Blues Max & the Koechli ««Light»» Weisser Wind, Oberdorfstrasse 20, Zürich. 20 Uhr
JAZZ/KLASSIK
Rodrigo Botter Maio & Jazz Via Brasil Group The Bird’s Eye Jazz Club, Kohlenberg 20, Basel.
Laurin Buser «Earth Shaking» Der junge Basler Slam-Poet präsentiert ein brandneues Programm Theater Fauteuil-Tabourettli, Spalenberg 12, Basel.
Mal ehrlich: Hätten Sie zu jedem Zeitpunkt Ihres Lebens Ihre leiblichen Eltern allen anderen Menschen vorgezogen, wenn man Sie vor die Wahl gestellt hätte? Sind Ihnen nicht einmal im Traum eine oder mehrere Elternfiguren vorteilhafter erschienen als Ihre leiblichen? Auch nicht für Sekunden? Selbst dann nicht, wenn Ihr alleinerziehender Vater Sie einfach hätte stehen lassen, Ihr Fahrrad verkauft hätte und fürderhin nichts mehr mit Ihnen hätte zu tun haben wollen? Hätten Sie nicht wenigstens insgeheim nach einem neuen Papa Ausschau gehalten? Cyril, «Le Gamin au Vélo», tut das nicht. Er besteht auf seinem Vater. Er «rudert», wie der Pädagoge Jürg Jegge das nennen würde, rudert in dem Heim, in dem er verwahrt wird. Papa bleibt für Cyril der Grösste, obschon ihn dieser sitzen liess. Das will der Junge nicht einsehen. Er täubelet und tobt und streitet auch ab, dass Papa das geliebte Velo verkauft hat. Er tritt sogar den Gegenbeweis an und macht sich auf die Suche nach Vater und Velo – fast erfolgreich, und bringt sich doch nur noch tiefer in die Bredouille. Wäre da nicht eine Friseurin, die seine Not erkennt und ihm aus der Patsche hilft, er hätte mit verschärfter Jugendstrafe zu rechnen. So aber nimmt die Geschichte zwischen La Belle et Le Bête ihren Anfang. Ohne dass der Junge es sich eingesteht, hat er plötzlich eine neue Mutterfigur am Hals und bekämpft in ihr sofort seine alte. Sein Glück: Er trifft auf ein soziales Wunderwerk. Ohne dass wir je erfahren, warum, stellt sich diese Frau auf seine Seite, holt ihn aus seiner Trotzburg, und ehe er sichs versieht, hat ihn eine neue Mutter ausgesucht. (Hier sei Platz für eine kleine Schwärmerei: Wenn diese Frau Sie als Sohn
ausgesucht hätte, Sie hätten immerhin gezögert, ob Sie Ihre Mutter nicht wenigstens fürs Wochenende hätten zu Hause lassen können!) Für Cyril ist diese neue Mutter der Anfang einer noch grösseren Not. Wie soll er mit dieser plötzlichen Zuwendung umgehen? Er raubt. Er flieht. Er stiehlt. Er lügt. Er stösst die Ersatzmutter zurück. Er macht ihr Sorgen. Er gibt, was ein gesundes Kind aufgeben kann: Rätsel über Rätsel, Wildheit und Trotz. Und Cécile de France kontert als Samantha mit Mutterwitz und unaufwendig treffend, ohne sich je zu erklären, warum. Wenn die Gebrüder Jean-Pierre und Luc Dardenne («L’enfant», «Le fils») filmisch nach Wirklichkeit Ausschau halten, dann tun sie es immer mit einer uneitlen Verbeugung vor dem Leben und vor jenen, die dessen Bürden tragen. In diesem Fall ist es die lebenskluge Ersatzmutter und der heranwachsende Cyril, ein Trotzkopf unterwegs in die Kriminalität, von Thomas Doret zauberhaft bockig gespielt. Cyril weigert sich, jene Zukunft auszubaden, die man ihm zwischen die Beine geworfen hat. Mit «Le Gamin au Vélo» gelingt es den Dardennes erneut, kleine Leute vor grosse Entscheidungen zu stellen. Sie tun das mit scheinbar wenig Mitteln, versprechen dabei nie mehr, als sie halten können, und halten doch alles, was wir uns von ihnen versprechen: das Feinste. Ich bin gespannt, ob Sie den Film aussuchen. Aber ich bin sicher, wenn Sie erst einmal drin sind, sucht er Sie aus. Webcode: @aofwl
Die «Lichtspiele» von Hansjörg Betschart gibt es auch als Blog auf blogs.tageswoche.ch
Die erotische Kammer von und mit Werner Morlang. Ein Lesezyklus mit prickelnden Texten, unterkühlter Musik, leidenschaftlichen Schauspielern und glühenden Getränken Schauspielhaus Pfauen, Rämistrasse 34, Zürich. 21 Uhr
DIVERSES Einfach Sagen Ein Projekt von Andrea Saemann Kaserne, Klybeckstrasse 1b, Basel. 20 Uhr Filmabend Soziologie ist ein Kampfsport (Dokumentarfilm, 2002, F – Ein Porträt von Pierre Bourdieu) Internetcafé Planet13, Klybeckstr. 60, Basel. 20.30 Uhr Weindegustation – Divo Unternehmen Mitte, Gerbergasse 30, Basel.
16 Uhr
Ferrari Pantheon Basel, Hofackerstr. 72, Muttenz. 10 Uhr
SAMSTAG 14.1.2012 AUSSTELLUNGEN Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig Sex, Drugs und Leierspiel St. Alban-Graben 5, Basel Cartoonmuseum Basel How to Love St. Alban-Vorstadt 28, Basel Galerie Carzaniga Max Kämpf / Jean Villard / Ernesto Schiess Gemsberg 8, Basel Galerie Katharina Krohn Alle Jahre wieder Grenzacherstr. 5, Basel
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13. Januar 2012
Agenda
Kreuzworträtsel
SamStag 14.1.2012 Galerie Mäder Susanne Lyner Claragraben 45, Basel Gallery Daeppen Alien Interviews: We’ve Made Contact / Bane Begins Müllheimerstrasse 144, Basel Graf & Schelble Galerie Heinrich Gohl Spalenvorstadt 14, Basel KUNST.part [un]durchsichtiges Spalenberg 30, Basel Kunstmuseum Basel Malerei auf Papier – Josef Albers in Amerika / Marcel Schaffner. Arbeiten auf Papier / Max Beckmann. Die Landschaften St. Alban-Graben 16, Basel Museum Kleines Klingental Himmelstür Unterer Rheinweg 26, Basel Museum Tinguely Robert Breer Paul Sacher-Anlage 2, Basel Museum der Kulturen Chinatown / On Stage – Die Kunst der Pekingoper Münsterplatz 20, Basel Naturhistorisches Museum Basel Knochenarbeit Augustinergasse 2, Basel Nicolas Krupp Contemporary Art Markéta Othová Rosentalstr. 28, Basel Puppenhausmuseum Brillen / Viktorianische Weihnachten Steinenvorstadt 1, Basel
Auflösung dieses Kreuzworträtsels in der nächsten Ausgabe. Lösungswort der letzten Ausgabe: MARABU
SUDOKU
BIMARU
So lösen Sie das Sudoku: Füllen Sie die leeren Felder mit den Zahlen von 1 bis 9. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile, jeder Spalte und in jedem der neun 3 x 3-Blöcke nur ein Mal vorkommen. Viel Spass beim Tüfteln!
So lösen Sie Bimaru: Die Zahl bei jeder Spalte oder Zeile bestimmt, wie viele Felder durch Schiffe besetzt sind. Diese dürfen sich nicht berühren, auch nicht diagonal, und müssen vollständig von Wasser umgeben sein, sofern sie nicht an Land liegen.
7 Conceptis Puzzles
TagesWoche 2
1 4 3
9
5 3
1
1
6 7
2
8
6
1 2
1
6
4
5 06010034313
4 9 7 1 2 6 3 8 5
8 6 1 9 3 5 4 7 2
2 5 3 7 4 8 6 1 9
9 2 6 5 1 7 8 3 4
1 4 5 3 8 9 7 2 6
3 7 8 4 6 2 9 5 1
7 8 9 6 5 1 2 4 3
5 3 2 8 9 4 1 6 7
6 1 4 2 7 3 5 9 8 06010034312
2 1
4
2
2
1
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0
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2
Stampa Udo Koch – Josef Felix Müller Spalenberg 2, Basel Tony Wuethrich Galerie Markus Gadient Vogesenstr. 29, Basel Von Bartha Garage Bernar Venet Kannenfeldplatz 6, Basel Zum Isaak Schichten Münsterplatz 16, Basel balzerARTprojects Malerei ist das Anbringen von Farbe Riehentorstr. 14, Basel
2
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0
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4
2
1
8
08010002509
9
3
S AM – Schweizerisches Architekturmuseum The Object of Zionism Steinenberg 7, Basel
Auflösungen von SUDOKU und BIMARU in TagesWoche 1
Conceptis Puzzles
7
Raum für Kunst, Literatur und Künstlerbücher Lucie Muller: Bilder, Zeichnungen, Objekte Totengässlein 5, Basel
08010002508
mitart Peekaboo Reichensteinerstr. 29, Basel Museum am Burghof 90 Jahre – ein Künstlerleben / Rolf E. Samuel Basler Strasse 143, Lörrach Fondation Beyeler Dalí, Magritte, Miró – Surrealismus in Paris Baselstr. 101, Riehen
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13. Januar 2012
Agenda
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Galerie Henze & Ketterer & Triebold Bernhard Schultze Wettsteinstr. 4, Riehen Spielzeugmuseum Riehen Tempo, Tempo! Kleine schnelle Autos Baselstr. 34, Riehen Vitra Design Museum Die Alchemie des Alltags Charles-Eames-Str. 1, Weil am Rhein Aargauer Kunsthaus Winterwelten Aargauerplatz, Aarau
Maag Halle Photo 12 Hardstr. 219, ZĂźrich Museum Rietberg ZĂźrich Mystik: Die Sehnsucht nach dem Absoluten / Tradition & Innovation Gablerstr. 15, ZĂźrich
Historisches Museum Bern Mord und Totschlag. Eine Ausstellung Ăźber das Leben Helvetiaplatz 5, Bern Kunsthalle Cantonale Berne Jura Helvetiaplatz, Bern
Schulhaus Kern Verdingkinder reden Kernstr. 45, ZĂźrich
Frau Holle Das Ensemble der Fauteuil-Märchenbßhne Theater Fauteuil-Tabourettli, Spalenberg 12, Basel.
POP/ROCK 15 Uhr
14 Uhr
Grease Das populärste Musical der Welt. Musical Theater, Feldbergstr. 151, Basel. 14.30 & 19.30 Uhr Heidi Das Musical fßr Kinder Stadtcasino, Steinenberg 14, Basel.
Landesmuseum Zßrich C’est la vie. Pressebilder seit 1940 / SchÜne Seiten Museumsstr. 2, Zßrich
Museum Strauhof Literaturausstellungen Die Geheimnisse des Charles Dickens (1812–1870) Augustinergasse 9, Zßrich
GraubĂźnden. Therese Bachmann, ZĂźrich Basler Marionetten Theater, MĂźnsterplatz 8, Basel.
14 Uhr
Hi-Hi-Hilfe Kommissar Spßßrli’s neuster Fall Fasnachtsbändeli 2012 Theater Arlecchino, Amerbachstrasse 14, Basel. 14.30 Uhr Im Orchestergraben Ein Konzerttheater mit dem Sinfonieorchester Camerata Schweiz und Ursus & Nadeschkin Stadtcasino, Steinenberg 14, Basel. 20 Uhr Krabat Schauspielhaus, Steinentorstr. 7, Basel. 16 Uhr MimÜsli 2012 – Ai gross Gschnäder Häbse Theater, Klingentalstrasse 79, Basel. 19.30 Uhr
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Pfyfferli 2012 Vorfasnachtsveranstaltung Das Bijou der Basler Fasnacht Theater Fauteuil-Tabourettli, Spalenberg 12, Basel. 18 Uhr S’Ridicule 2012 Die poetische Vorfasnachtsveranstaltung der Helmut FÜrnbacher Theater Company FÜrnbacher Theater, Schwarzwaldallee 200, Basel. 20 Uhr
Kunstmuseum Bern Amiet / Mysterium Leib / Passion Bild Hodlerstr. 12, Bern Museum fßr Kommunikation Warnung: Kommunizieren gefährdet Helvetiastr. 16, Bern Zentrum Paul Klee Eiapopeia. Das Kind im Klee / Paul Klee. ßbermßtig / ßber Glßck Monument im Fruchtland 3, Bern Kleintheater Ruedi Häusermann Bundesplatz 14, Luzern Kunstmuseum Luzern ESCH. Ernst Schurtenberger / In Search of‌ / Jahresausstellung Zentralschweizer Kunstschaffen 2011 Europaplatz 1 (KKL Level K), Luzern ETH Zentrum Annette Gigon / Mike Guyer Rämistrasse 101, Zßrich Haus Konstruktiv Open Space / Visionäre Sammlung Vol. 17 – Harry Fränkel Selnaustr. 25, Zßrich Kunsthaus Zßrich Bilderwahl! Encoding Reality / Landschaft und Pastell / The Nahmad Collection Heimplatz 1, Zßrich
TagesWoche 2
THEATER Aggt mit Blueme Baseldytschi Bihni, Kellertheater im Lohnhof, Im Lohnhof 4, Basel. 20.15 Uhr Ali Baba und die 40 Räuber Basler Kindertheater, Schßtzengraben 9, Basel.
15 Uhr
Die kahli Sängerin Ein absurd-musikalischer Sprachaufenthalt fßr Klein und Gross. Reif & Grßn Basel Vorstadttheater, St. AlbanVorstadt 12, Basel. 17 Uhr Die weisse Katze Inspiriert von zwei Märchen aus Anzeigen
Die Eroberung der Prinzessin Turandot Zum Schwarze Gyger Calvinhaus, Baslerstr. 226, Allschwil.
20 Uhr
Scho wieder Sunntig Mit JÜrg Schneider und Ensemble MZH, Buckten. 20 Uhr Hans im Glßck Figurentheater Ohrensessel Wien. Ein Märchen der Brßder Grimm Goetheanum, Rßttiweg 45, Dornach. 20 Uhr Hans mein Igel Ein Märchen der Brßder Grimm. Marionettenspiel. Mit dem gillionnette-Ensemble Goetheanum, Rßttiweg 45, Dornach. 15 Uhr
Andrew Bond Neues Konzert des beliebten Kinderliedermachers: Hyäne lached Träne Theater Fauteuil-Tabourettli, Spalenberg 12, Basel. 14 Uhr Balthasar Pop Parterre, Klybeckstrasse 1b, Basel.
20 Uhr
Ithak, Love and Girls, Anja Rßegsegger, JuneTunes feat. DJ Glumanda Restaurant Hirscheneck, Lindenberg 23, Basel. 22.15 Uhr Mr. Booze 50s, Swing’n’Roll 8 Bar, Rheingasse 8, Basel.
22 Uhr
Jazz & Pop Output ZHdK Festival Mehrspur, Waldmannstr. 12, ZĂźrich. 12.12 Uhr Rundek Cargo Trio World Moods, Schiffbaustrasse 6, ZĂźrich. 20.30 Uhr
PARTY A Night of Fame 80s, Charts, House, Partytunes Fame, Clarastr. 2, Basel. 22 Uhr Alex Austin’s Night Out Hip-Hop, Mash Up, R&B DJs El Dragon, Alex Austin Atlantis, Klosterberg 13, Basel. 23 Uhr
Anzeigen
Quodlibet – Wolfgang Mayer Konzertgitarre und Stimme. Engel-Lieder und Gedichtvertonungen von Rilke und Alberti Raum fßr Kunst, Literatur und Kßnstlerbßcher, Totengässlein 5, Basel. 20 Uhr UH & Band Blues, Jazz Villa Mobile, Dornacherstrasse 146, Basel. 20 Uhr Zisa Plattentaufe Sfattura. Anschliessend Afterparty mit DJ No Sikiriki SUD, Burgweg 7, Basel. 21.30 Uhr Coming Home Festival Festival SALTS Basel, Hauptstrasse 12, Birsfelden. 18 Uhr PS Corporation All Stars Kulturscheune, Kasernenstrasse 21A, Liestal. 20.30 Uhr Frozenroom & The Order Galery, Rßtiweg 9, Pratteln.
21 Uhr
4th Time Around Americana, Rock, Roots Music mit ihrer Erfolgs-CD ÂŤLadies and GangstersÂť. Support: Axesse Mahogany Hall, KlĂśsterlistutz 18, Bern. 21 Uhr Books on Shelves Indie CD-Taufe. Support: The Fridge Treibhaus, Spelteriniweg 4, Luzern. 21 Uhr
Best Saturday Night Tunes House, R&B The Venue, Steinenvorstadt 58, Basel. 22 Uhr Brickhouse Electro DJs Ander, Der Junge mit der Trompete, Vlnolam Kawumski Garage, Binningerstr. 14, Basel. 23 Uhr Hollywood Mash Up DJs Tom Stone, Little Martinez Bar Rouge, Messeplatz 10, Basel. 22 Uhr Italian Weekend (Part 2) Detroit, House, Minimal DJs Dandi E. Ugo, Angy Kore, Everstone, Don Dario, TiefenRausch, Lampenfieber, Steve D. Gree, Azzuro, Phaze-Phil, Dom, Toy-O, Philm-X, Smu Borderline, Hagenaustr. 29, Basel. 22 Uhr Jumpoff Dancehall, Hip-Hop, R&B DJs Tray, Pfund500, Lukee Lava Kuppel, Binningerstr. 14, Basel. 22 Uhr Make the Girl Dance Electro DJs Device, Dave Gin Tonic, Rotze und Voll Das Schiff, Westquaistr. 19, Basel. 22.30 Uhr Neighborhood Stunts Podcast Series #4 Support: Var. DJ Cafe Bar Agora, Feldbergstr. 51, Basel. 22 Uhr
Baskery Alternative, Country, Punk El Lokal, Gessnerallee 11, ZĂźrich. 20.20 Uhr
One Year Priceless Assessina Club, Steinenvorstadt 24, Basel.
23 Uhr
Divercity Electro, DJs Frontline & Housetier, Codeshaper & Rollin John Mehrspur, Waldmannstr. 12, ZĂźrich. 23.59 Uhr
Oriental, House, Hip-Hop, R&B, Reggaeton Hip-Hop, House, Oriental DJ Dlo Harrem, Steinentorstr. 26, Basel.
20 Uhr
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13. Januar 2012
Agenda
SAMSTAG 14.1.2012 Pazzoide House, Techno DJs Sossa, Rene, Gianni Callipari, Michel Sacher Nordstern, Voltastr. 30, Basel. 23 Uhr
Leibspeise Das Unrezept 2011
DJ Pierre M. Acqua-Lounge, Binningerstr. 14, Basel. 22 Uhr
Dem Unwort stellen die Montagspläuschler Gabriel Tenger und Benjamin Leuzinger das Unrezept des Jahres zur Seite.
Saturday Feelings Charts, House, Pop, R&B Dancing Plaza Club, Riehenring 45, Basel.
22 Uhr
Season Opening with Something Ă la Mode DJ Set Electro, House DJs Mario Robles, Diskomurder, Frqncy Hinterhof, MĂźnchensteinerstr. 81, Basel. 22 Uhr Soulsation CafĂŠ Del Mar, Steinentorstr. 30, Basel. 22 Uhr Soundboutique Floor 1 Charts, Dubstep, Electro DJs Sign, CrĂŠme CU Club, Steinentorstr. 35,
Fehlt Ihre Veranstaltung in der OnlineAgenda?
Seit 1994 wird in Deutschland von der Jury der sprachkritischen Aktion Unwort des Jahres an der Universität Frankfurt am Main das Unwort des Jahres gekßrt. Entlassungsproduktivität, sozialverträgliches Frßhableben oder Herdprämie hatten schon die Ehre als Unwort des Jahres ausgewählt zu werden. Das Unwort 2011 in Deutschland heisst Alternativlos. HÜchste Zeit, ein Unrezept des Jahres zu bestimmen! Glßcklicherweise fiel uns unsere Wahl zum Unrezept des Jahres 2011 ohne aufwändige Recherche relativ leicht. Denn dank der ebenso beliebten wie kulturell hochstehenden deutschten TV-Doku-Soap Schwiegertochter gesucht hatten wir die Ehre, im vergangenen Jahr 2011 den ach so putzigen Mett-Igel kennen zu lernen. Der Mett-Igel ist ein beliebter Partyspass im Ruhrpott, findet jedoch auch in unseren Breitengraden grossen Anklang. Er
wird wie folgt zubereitet (fĂźr vier Personen, Quelle: www.kochbar.de): 600 Gramm Hackfleisch vom Schwein mit einem Ei vermengen. Pfeffer, Salz, eine Prise Nelken, etwas Tabassco, viel MaggiWĂźrze und Schnittlauch dazugeben, und jetzt das Ganze gut durchkneten. Danach die Masse mindestens 2 Stunden abkĂźhlen lassen, da sich noch Fleischsaft absetzt. Den Fleischsaft abgiessen, denn dieser schmeckt nicht unbedingt lecker und macht das BrĂśtchen weich. Auf einer Platte zu einem Igel modellieren. Als Stacheln eignen sich besonders rohe Zwiebelstreifen, fĂźr die Augen empfehlen wir Kapern oder Oliven. Was ist euer Unrezept des Jahres? Wie bereitet ihr eure ÂŤMett-IgelÂť zu? Webcode: @aptjc
Gabriel Tengers und Benjamin Leuzingers ÂŤMontagsplauschÂť finden Sie unter blogs.tageswoche.ch
23 Uhr
Soundboutique Floor 2 DJ Tony Brown CU Club, Steinentorstr. 35, Basel.
22 Uhr
TagesWoche 2
Roberts roter Faden Mit Texten von Beatrice Fleischlin, Maja Tschumi und Herrn Robert (Walser) K6, Klosterberg 6, Basel. 21 Uhr
DIVERSES 30’ Minuten Coaching Nasobem Buch- und Kaffeebar, Frobenstrasse 2, Basel. 11 Uhr
Öffentliche Fßhrungen durch die Ausstellung Rudolf Steiner – Die Alchemie des Alltags Vitra Design Museum, CharlesEames-Str. 1, Weil am Rhein. 11 Uhr
Der ÂŤMett-IgelÂť muss herhalten als Unrezept des Jahres. Foto: Google 11 Uhr
Mondnacht 6 There’s a wheel in a wheel Urauffßhrungen von H.-M. Linde und M. Heep, Werke von SchÜnberg, Finzi und Darbellay und Gregorianik. Beatrice Voellmy (Sopran), Peter Zimpel (Bass), Claudia Weissbarth (FlÜten), Susanne Kern (Klavier) Elisabethenkirche, Elisabethenstr. 10–14, Basel. 20 Uhr
VORTRAG/LESUNG Klang-Cranio Entstehung und Wirkung einer neuen Behandlungsform Werkraum Warteck, Basel. 20 Uhr
Ferrari Pantheon Basel, Hofackerstr. 72, Muttenz. 10 Uhr
Chorkonzert Engadiner Kantorei Geistliche Chormusik A-Cappella. Werke von Heinrich SchĂźtz, Moritz Hauptmann, Hugo Wolf, Heinrich Kaminski und Adolf Brunner Peterskirche, Peterskirchplatz 7, Basel. 20 Uhr
Kaspar Ewalds Exorbitantes Kabinett ÂŤDie Chymische Hochzeit & Reptils RĂźckkehrÂť Gare du Nord, Schwarzwaldallee 200, Basel. 20 Uhr
20 Uhr
Joachim Rittmeyer ÂŤLockstoffÂť Kulturforum Laufen, Seidenweg 55, Laufen. 20.15 Uhr
Philosophicum Forum Philosophische Praxis in Basel – Vier Philosophinnen stellen sich vor. Eine Veranstaltung im Rahmen von philopraxis.ch Philosophicum, St. JohannsVorstadt 19–21, Basel. 20 Uhr
JAZZ/KLASSIK
Fortepiano Ensemble Basel Midi Musique Theater Basel, Theaterstr. 7, Basel.
Laurin Buser Earth Shaking Der junge Basler Slam-Poet präsentiert ein brandneues Programm Theater Fauteuil-Tabourettli, Spalenberg 12, Basel.
Einfach sagen Ein Projekt von Andrea Saemann Kaserne, Klybeckstrasse 1b, Basel. 20 Uhr
Erfassen Sie Ihre Daten auf tageswoche.ch/agenda
Basel.
COMEDY Frank Sauer Vom Tellerwäscher zum Geschirrspßler. Ein zynischschauspielerischer Kabarettspass Teufelhof Theater, Leonhardsgraben 49, Basel. 20.30 Uhr
SONNTAG 15.1.2012 AUSSTELLUNGEN
Rodrigo Botter Maio & Jazz Via Brasil Group The Bird’s Eye Jazz Club, Kohlenberg 20, Basel.
20.30 Uhr
Anatomisches Museum Anzeigen der Universität Basel Die verschiedenen Gesichter des Gesichts Pestalozzistr. 20, Basel Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig Sex, Drugs und Leierspiel St. Alban-Graben 5, Basel
OPER Ă–ffentliche Probe: Richard III Oper in zwei Akten von Giorgio Battistelli (*1953). Leitung: ZoltĂĄn PeskĂł Volkshaus, Rebgasse 12, Basel. 17 Uhr
" !!! !!!
Cartoonmuseum Basel How to Love St. Alban-Vorstadt 28, Basel JĂźdisches Museum Schweiz Am Ăœbergang – Bar und Bat Mizwa
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13. Januar 2012
Agenda
Kornhausgasse 8, Basel Kunstmuseum Basel Malerei auf Papier – Josef Albers in Amerika / Marcel Schaffner. Arbeiten auf Papier / Max Beckmann. Die Landschaften St. Alban-Graben 16, Basel Museum Kleines Klingental Himmelstür Unterer Rheinweg 26, Basel
Kultwerk #12 Fisch, unfrisch Mit einem eingelegten Haifisch wurde der Brite Damien Hirst vor 20 Jahren weltberühmt. Von Karen N. Gerig
Museum Tinguely Robert Breer Paul Sacher-Anlage 2, Basel
Hi-Hi-Hilfe Kommissar Spüürli’s neuster Fall Fasnachtsbändeli 2012 Theater Arlecchino, Amerbachstrasse 14, Basel. 14.30 Uhr
Naturhistorisches Museum Basel Knochenarbeit Augustinergasse 2, Basel Puppenhausmuseum Brillen / Viktorianische Weihnachten Steinenvorstadt 1, Basel
Im Orchestergraben Ein Konzerttheater mit dem Sinfonieorchester Camerata Schweiz und Ursus & Nadeschkin Stadtcasino, Steinenberg 14, Basel. 17 Uhr
S AM – Schweizerisches Architekturmuseum The Object of Zionism Steinenberg 7, Basel
Mimösli 2012 – «Ai gross Gschnäder» Häbse Theater, Klingentalstrasse 79, Basel. 14.30 & 19.30 Uhr
Von Bartha Garage Bernar Venet Kannenfeldplatz 6, Basel Zum Isaak Schichten Münsterplatz 16, Basel
Konservierte Aggressivität: Damien Hirsts Tigerhai in Formaldehyd. Foto: Robert Caplin/Redux/laif
Museum am Burghof 90 Jahre – Ein Künstlerleben / Rolf E. Samuel Basler Strasse 143, Lörrach Fondation Beyeler Dalí, Magritte, Miró – Surrealismus in Paris Baselstr. 101, Riehen Galerie Mollwo Gillian White – Skulpturen Gartengasse 10, Riehen Spielzeugmuseum Riehen Tempo, Tempo! Kleine schnelle Autos Baselstr. 34, Riehen Vitra Design Museum Die Alchemie des Alltags Charles-Eames-Str. 1, Weil am Rhein Aargauer Kunsthaus Winterwelten Aargauerplatz, Aarau Kunstmuseum Bern Amiet / Mysterium Leib / Passion Bild Hodlerstr. 12, Bern Museum für Kommunikation Warnung: Kommunizieren gefährdet Helvetiastr. 16, Bern Haus Konstruktiv Open Space / Visionäre Sammlung Vol. 17 – Harry Fränkel Selnaustr. 25, Zürich Landesmuseum Zürich C’est la vie. Pressebilder seit 1940 / Schöne Seiten Museumsstr. 2, Zürich Maag Halle Photo 12 Hardstr. 219, Zürich
THEATER
TagesWoche 2
Die weisse Katze Inspiriert von zwei Märchen aus Graubünden. Therese Bachmann, Zürich Basler Marionetten Theater, Münsterplatz 8, Basel. 15 Uhr Grease Das populärste Musical der Welt. Musical Theater, Feldbergstr. 151, Basel. 14.30 & 18.00 Uhr
Museum der Kulturen Chinatown / On Stage – Die Kunst der Pekingoper Münsterplatz 20, Basel
Ali Baba und die 40 Räuber Basler Kindertheater, Schützengraben 9, Basel.
Die kahli Sängerin Ein absurd-musikalischer Sprachaufenthalt für Klein und Gross. Reif & Grün Basel Vorstadttheater, St. AlbanVorstadt 12, Basel. 11 Uhr
15 Uhr
Wenn es gilt, für die Neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts ein ikonisches Kunstwerk zu finden, so landet man schnell bei diesem in Formaldehyd eingelegtem Tigerhai von Damien Hirst. 213,4 Zentimeter hoch und breit und 640,1 Zentimeter lang und damit unübersehbar ist die von einem weissen Stahlrahmen gefasste Vitrine, in welcher ein echter Hai schwimmt, als wäre er eben dem Ozean entflohen und zum Biss bereit. Mit dieser Arbeit schuf der britische Künstler eines der eindrücklichsten Sinnbilder der Vergänglichkeit überhaupt. «The Physical Impossibility of Death in the Mind of Someone Living» lautet der ebenfalls eindrückliche, wenn auch nicht einprägsame Titel. Übersetzt heisst dies: «Die physische Unmöglichkeit des Todes in der Vorstellung eines Lebenden». Als vergänglich erwies sich auch das Werk an sich: 2006 musste der vier Meter lange Tigerhai durch einen Haifisch ersetzt werden, der rund 30 Zentimeter kürzer war – das Original hatte damit begonnen, sich aufzulösen. Die Flüssigkeit wurde langsam trüb, und bald hätte man das Tier in der Brühe nicht mehr gesehen. Aus dem Vanitassinnbild, dem Symbol für Vergänglichkeit, war plötzlich eine endgültigere Version desselben, ein Memento mori, geworden: Erinnere Dich an den Tod! Erinnern könnte man sich auch daran, dass weder der erste noch der zweite Haifisch ihr Leben freiwillig liessen: Hirst liess beide Tiere eigens für das Werk vor der australischen Küste fangen, töten und nach England verfrachten. 6000 Dollar bezahlte er einem Fischer für den ersten Hai im Jahr 1991. 50’000 Pfund hatte der Künstler vom britischen Kunstsammler und Auftraggeber Charles Saatchi kassiert. Dieser wiederum verwandelte das Werk im Jahr 2004 zu
Gold, als er es dem Hedge-Fonds-Manager Steven A. Cohen verkaufte –zu einer Summe, die im Bereich von 6,5 Millionen britischen Pfund gelegen haben soll. Einmal musste Besitzer Cohen den Haifisch bereits austauschen lassen. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein. Ein teurer Spass, über dessen Sinn vor sechs Jahren eine heftige Diskussion entbrannte. Viele sahen es als ungeheuerliche Provokation an, dass die höchstbezahlte zeitgenössische Kunst in ihrer Substanz nicht für die Nachwelt beschaffen sein sollte. Doch liegt gerade hierin die – zugegebenermassen zynische – Pointe: Ein Werk, das die Vergänglichkeit behandelt, setzt sich selbst derselben aus. Treffender ist das Thema kaum zu umzusetzen. Webcode: @apurd
In dieser Rubrik stellen wir jeweils ein Kultwerk vor, das in keiner Sammlung fehlen sollte – oder zumindest eine Reproduktion davon.
Damien Hirst Der britische Künstler (*1965) war 1988 eines der Gründungsmitglieder der Londoner Künstlerbewegung «Young British Artists», zu denen unter anderem Tracey Emin, Liam Gillick oder Angela Bulloch gehörten. Seine Arbeiten befassen sich meist auf provokante Weise mit den Themen Leben, Krankheit und Tod. Berühmt wurde er vor allem durch seinen Hai, aber auch durch einen mit Diamanten besetzten menschlichen Schädel, der 2007 für 75 Mio. Euro verkauft wurde.
Pfyfferli 2012 Vorfasnachtsveranstaltung «Das Bijou der Basler Fasnacht» Theater Fauteuil-Tabourettli, Spalenberg 12, Basel. 17 Uhr S’Ridicule 2012 Die poetische Vorfasnachtsveranstaltung der Helmut Förnbacher Theater Company Förnbacher Theater, Schwarzwaldallee 200, Basel. 18 Uhr Scherbenpark Eine Produktion des vitamin.T Frühschichtkurses Schauspielhaus, Steinentorstr. 7, Basel. 19 Uhr Die Eroberung der Prinzessin Turandot Zum Schwarze Gyger Calvinhaus, Baslerstr. 226, Allschwil.
16 Uhr
passing you Theater-Installation über das Älterwerden Tojo Theater Reitschule, Neubrückstr. 8, Bern.
17 Uhr
Die Geschichte vom blauen Planeten Schweizer Erstaufführung Luzerner Theater, Theaterstrasse 2, Luzern. 13.30 Uhr Kasper und der fliegende Gartenschuh Tokkel-Bühne Figurentheater Figurentheater, Industriestr. 9, Luzern. 15 Uhr Wer hat Angst vor Virginia Woolf? Luzerner Theater Luzerner Theater, Theaterstrasse 2, Luzern. 20 Uhr Die Erfindung der Null «Die Erfindung der Null» Eine Annäherung an Paul Valéry von und mit Erica Hänssler und Peter Doppelfeld Theater Stok, Hirschengraben 42, Zürich. 17 Uhr
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13. Januar 2012
Agenda
SONNTAG 15.1.2012 Die Steinflut Ein Erzähltheater nach der Novelle von Franz Hohler Sogar Theater, Josefstrasse 106, Zürich. 17 Uhr Faustrecht der Freiheit nach dem Film von Rainer Werner Fassbinder Theater Neumarkt, Neumarkt 5, Zürich. 20 Uhr
Hamann Dreilinden, Dreilindenstr. 93, Luzern.
Wochenendlich im Defereggental Das abgelegene Tal im Tirol war einst das Ende der Welt. Heute bietet es die Ruhe, die wir herbeisehnen. Von Esther Staub
Gegenseitig/Gegensaitig Sandra Goldberg (Violine), Frauke Tometten Molino (Viola), Seon-Deok Baik (Kontrabass), Kurt Meier (Oboe), Josias Just (Klarinette) Kammermusik ZKO-Haus, Seefeldstr. 305, Zürich. 11 Uhr
Mamma Mia! International Tour Theater 11, Thurgauerstr. 7, Zürich. 14.30 & 18.30 Uhr Rose – Vom Schtetl nach Miami Beach Unruhige Fahrt Theater Rigiblick, Germaniastrasse 99, Zürich.
Zelia Fonseca Moods, Schiffbaustrasse 6, Zürich.
Zwerg Nase nach dem Märchen von Wilhelm Hauff Schauspielhaus Pfauen, Rämistrasse 34, Zürich. 16 Uhr
POP/ROCK Boogie Connection Blues, Boogie, Ragtime, Rock’n’ Roll Kulturforum Laufen, Seidenweg 55, Laufen. 10.30 Uhr Fokn Bois Special – Norient Musikfilm Festival – Finissage: Pidgen! Turnhalle im PROGR, Speichergasse 4, Bern. 20.30 Uhr
21 Uhr
PARTY Cu at Sunday Charts, Electro, House CU Club, Steinentorstr. 35, Basel.
21 Uhr
Latino Night Hip-Hop, Latin, Merengue DJ Flow Dancing Plaza Club, Riehenring 45, Basel. 22 Uhr Tango Schnupperkurs «Tango 1900» Latin DJ Mathis Tanzpalast, Güterstr. 82, Basel. 19 Uhr Tango Sonntagsmilonga Latin DJ Michael Tanzpalast, Güterstr. 82, Basel. 20.30 Uhr
JAZZ/KLASSIK Basler Münsterkonzerte Jörg Ulrich Busch (Organist am Fraumünster Zürich) Basler Münster, Rittergasse 3, Basel. 18 Uhr
TagesWoche 2
19 Uhr
18 Uhr
True Nature Eine Yogasatire von und mit Hannes Glarner und Anna Tenta. Uraufführung Theater Neumarkt, Chorgasse, Chorgasse, Zürich. 20.30 Uhr
Baskery Alternative, Country, Punk Special Guest: Reto Burrell Schüür, Tribschenstr. 1, Luzern.
18 Uhr
5. internationales OrgelFest 7. – 15. Januar 2012 Dominik Axtmann (Orgel), Salome Zwicky (Sopran), Urban Walser (Trompete), Conrad Zwicky (Ensemble Leitung). OrchesterSchlussonzert Kirche St. Peter und Paul, Werdstr. 63, Zürich. 19.30 Uhr
Schöne Gegensätze: Draussen klirrend-schöne Kälte, drinnen rustikales Ambiente. Fotos: Esther Staub Zugegeben, etwas weit ist es schon! 530 Kilometer oder rund sieben Stunden Autofahrt von Basel entfernt liegt das Defereggental. «Die fereggen ja eh…», dachte man früher über die Siedler, die sich hier niederliessen, so unwirtlich war die Lebenssituation in diesem Osttiroler Tal. Aus heutiger Sicht aber ist es märchenhaft hier. Zum Beispiel für Langläufer: Insgesamt 70 Kilometer Loipen sind gespurt. Wir gehen gleich langlaufen im Hauptort St. Jakob, 1400 Meter über Meer – trotz den minus sieben Grad haben wir schnell warm. Alpin können übrigens rund 80 Kilometer gefahren werden. Und überall laden gute Gasthöfe zum Einkehren ein. Bei dieser Kälte formen sich zauberhafte Naturbilder dem Fluss Schwarzach entlang. Der Rauhreif gibt sein Bestes! Am zweiten Tag fahren wir mit dem Auto bis ans Ende des Tales, wo die Strasse im Winter endet, und gehen den Rest zu Fuss auf den Staller Sattel, 2050 Meter über Meer. Die Aussicht runter ins Südtirol, auf den Antholzer See, ist herrlich. Unser Tipp: via Kitzbühel und den Felbertauern-Tunnel ins Defereggental fahren und nicht der GPSDame folgen, denn diese leitet von Innsbruck den kürzesten Weg über die Europabrücke vom Brenner runter ins Südtirol. Da unten steht man dann zwanzig Minuten vor dem Ziel und kommt nicht weiter. Die italienischen Behörden räumen die Strasse hoch über den Pass nicht, man muss umkehren und via Toblach, Sillian und Lienz ins Tal hineinfahren. Ein grosser zeitlicher Aufwand! Dafür entschädigt eine Schlittelfahrt die zweieinhalb Kilometer runter nach Italien. In einer Stunde ist man zu Fuss wieder oben und wärmt sich in der «Hexenschenke» bei einem Glühwein.
Basler Streichquartett «Im Spiegel». Werke von: Igor Stravinski, Johann Sebastian Bach, Sàndor Veress, Claude Debussy Stadtcasino, Steinenberg 14, Basel. 11 Uhr Kammerorchester Basel «Dämmern und Erwachen»
Als es während unseres Aufenthalts zu heftig schneit für die Piste, gehen wir zu Fuss auf die Alpe Stalle, eine Hütte circa eine Stunde Fussmarsch vom Kirchlein in Mariahilf entfernt. Hier begrüsst einen Wirt Bruno (im ganzen Tal sind alle Leute, ob alt oder jung, per Du) gleich mit einem Zirbenschnaps. Zirben werden hier die Arven genannt. Man schmeckt die Nadeln auf der Zunge, wenn der 41-prozentige Klare die Kehle runterfliesst. Nach den köstlichen «Kasknödeln» mit Suppe oder Sauerkraut füllt ein göttlicher «Kaiserschmarrn» mit Zwetschgen- oder Apfelmus den Magen. Und zur Verdauung kann auch hier gegen ein kleines Entgelt zum Auto runtergerodelt werden. Man stellt einfach den Schlitten beim Kirchlein hin. Er wird dann wieder mit dem Traktor raufgefahren. Zum Ferienabschluss steigen wir noch einmal in die Loipenspur. Warm anziehen ist angesagt. Denn von Mitte November bis Mitte Februar kommt kein Sonnenstrahl ins Tal hinunter. Oft liegen die Temperaturen wochenlang unter null Grad. Dafür wärmt die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Einheimischen das Herz. Webcode: @apurg
TANZ Ein Winternachtstraum Uraufführung mit Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy, Gabriel Prokofiev Stadttheater Bern, Kornhausplatz 20, Bern. 18 Uhr Dornröschen Opernhaus Zürich Opernhaus, Theaterplatz 1, Zürich.
20 Uhr
VORTRAG/LESUNG Lisas Liebe Wintergäste 2012 – Von Puppenmenschen. Lesung mit Chantal Le Moign Theater Palazzo, am Bahnhofplatz, Liestal. 11, 16.30 Uhr
DIVERSES Einfach Sagen Ein Projekt von Andrea Saemann Kaserne, Klybeckstrasse 1b, Basel. 19 Uhr Sonntagsführungen in der Sonderausstellung «Knochenarbeit. Wenn Skelette erzählen» Naturhistorisches Museum Basel, Augustinergasse 2, Basel. 14 Uhr
Anzapfen: Das «Vinum» in St. Jakob gefällt mit gemütlichem Ambiente. Anbeissen: Köstlichkeiten gibts im Gasthof Alpenrose in Erlsbach. Ausspannen: Hotel Tandler – gute Küche, Wellnessbereich. www.tandler.at
Buchstart «Geschichtenzeit» mit Susi Fux. Geschichten und Büchern begegnen Kantonsbibliothek Baselland, Emma Herwegh-Platz 4, Liestal. 11 Uhr
Weitere Fotos sowie eine Karte mit den erwähnten Adressen finden Sie auf unserer Website, indem Sie den grünen Webcode im Suchfeld eingeben.
Expedition Erde – Hurtigruten & Grönland Veranstalter: Terra Nova Panorama Vision Film- und Medienproduktionen Burghof, Herrenstr. 5, Lörrach. 16 Uhr
Martinskirche, Martinskirchplatz 4, Basel.
19 Uhr
«Muestras» – Woche der zeitgenössischen Musik Spaniens 15. – 21. Januar 2012 Ensemble Phœnix Basel. «De Processione Mundi» Gare du Nord, Schwarzwaldallee 200, Basel. 20 Uhr
Ensemble Paul Klee «Stimmen aus Litauen» Zentrum Paul Klee, Monument im Fruchtland 3, Bern.
Ferrari Pantheon Basel, Hofackerstr. 72, Muttenz. 10 Uhr
17 Uhr
Master-Abschlusskonzerte Klassik Emanuel Ionut Tudor (Violine), Anna Melkonyan (Violine). Klasse Sebastian
Öffentliche Führungen durch die Ausstellung «Rudolf Steiner – Die Alchemie des Alltags» Vitra Design Museum, Charles-Eames-Str. 1, Weil am Rhein.
11 Uhr
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13. Januar 2012
Agenda
Gleichstellung, Unabhängigkeit, Recht auf Selbstbestimmung: «Miggeli» Aebersold (rechts) scheint fasziniert von den Ausführungen der Frauenrechtlerin Iris von Roten.
Aus dem Fotoarchiv von Kurt Wyss
Die Emanze vom Heuberg Mit ihrem «Skandalbuch» über die «Frauen im Laufgitter» provozierte Iris von Roten die Männerwelt. Sie sorgte für Ärger und lieferte Fasnachtssujets. Von Georg Kreis TagesWoche 2
Z
wei Frauen im Visier der Kamera von Kurt Wyss: Die eine, Iris von Roten, redet offensichtlich eingehend und lange, die andere, Maria Aebersold, hört zu, wahrscheinlich ebenfalls eingehend und zwangsläufig lange. Die Asymmetrie entspricht den Gegebenheiten: Die eine im eleganten Deux-piece hat gerade ein Buch herausgegeben, ein leicht skandalöses Buch und entsprechend ein Bestseller. Die andere im gewöhnlichen Strassenmantel ist hier nur Teilnehmerin dieses book launchs, wenn auch nicht einfach irgendeine. Später sollte sie unter dem Namen «Miggeli» Aebersold als Mundarterzählerin, Kinderbuchautorin und Kolumnistin ebenfalls bekannt werden. Hier geht es aber um das am linken Bildrand gestapelte und kurz zuvor (1958) erschienene Buch «Frauen im Laufgitter» sowie um das damit verbundene Engagement. Allerdings: Iris von Roten, man sieht es, ist näher beim Typ der femme fatale als bei dem einer traditionellen Frauenrechtlerin. Nicht nur ihre Kleidung und lackierten Fingernägel, auch das Weinglas und der Aschenbecher zeigen, dass sie die köstlichen Seiten des Lebens zu geniessen wusste. Iris, eine geborene Meyer aus Basel, heiratete den Walliser Aristokraten Peter von Roten. Sie verfügte indessen über einen eigenen, an der Uni Bern erworbenen Doktortitel und sogar über ein Anwaltspatent. In der Kanzlei, die sie zusammen mit ihrem Mann führt, wurde sie aber stets für dessen Sekretärin gehalten. 1943–1945 war sie Redaktorin des «Schweizer Frauenblatts». Angeregt von Simone de Beauvoirs Buch «Das andere Geschlecht» (1949) verfasste sie selbst ein Buch zur gesellschaftlichen Stellung der Frau.
Was steht zwischen den Deckeln dieses Buchs, das hier in acht geschlossenen Exemplaren auf dem Tischlein darauf wartet, geöffnet, gelesen und beherzigt zu werden? Von Roten forderte Gleichstellung in allen Bereichen, volle wirtschaftliche Unabhängigkeit auch für Frauen, das Recht auf Selbstbestimmung, die Möglichkeit, Haus- und Familienarbeiten auszulagern. Hier etwas Originalton: «Für die private Atmosphäre des Familienlebens ist es nicht nötig, dass die ‹Frau und Mutter› als des Weibes natürliches Los stundenlang mit Geschirr klappert und Staub wedelt.»
In der Kanzlei ihres Mannes wurde Iris von Roten stets für dessen Sekretärin gehalten. Statt sich ernsthaft mit dem Gleichstellungspostulat auseinanderzusetzen, reagierten viele entweder empört oder belustigt. Die «Frauen im Laufgitter» wurden – wen überrascht es? – zu einem gerne ausgeweideten Fasnachtssujet. Und wie dann in der gesamtschweizerischen Abstimmung zur Einführung des Frauenstimmrechts vom Februar 1959 ein harsches Nein von 66,9 Prozent herausschaute, war nicht das verstockte Männervolk schuld, sondern die unvorsichtige Provokation der «Emanze» vom Heuberg. Vielleicht war gerade davon die Rede, als die beiden Frauen im März 1959 zusammensassen. Webcode: @apvdy
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13. Januar 2012
Agenda
Basel CAPITOL Steinenvorstadt 36, kitag.com The Girl with the Dragon Tattoo [16/16 J] 13.45/17.00/20.15 E/d/f The Ides of March [12/9 J] 14.00/20.15 E/d/f Mission: Impossible 4 [14/11 J] 17.00 E/d/f
KULT.KINO ATELIER Theaterstrasse 7, kultkino.ch Intouchables Fr/Mo/Mi 12.15 F/d Dreiviertelmond [12 J] Fr/Mo/Mi 12.20 D Der Verdingbub [12 J] 18.30 Fr-Mo/Mi 14.15 Dialekt Pina – 3D Fr-Mo/Mi 14.30 D Poulet aux prunes [12 J] 19.00/21.00 Fr-Mo/Mi 15.00 F/d Le Havre [12 J] Do-Mo/Mi 16.30 Di 16.45 F/d Le gamin au vÊlo [12 J] 16.45/18.45/20.40 F/d Die Kinder vom Napf [7 J] 17.00 Dialekt Happy Happy [14 J] 20.50 So 13.15 Ov/d/f Les neiges du Kilimandjaro [12 J] So 11.00 F/d Das siebente Siegel So 11.00 Gespräch mit M. Grohmann, Dramaturgin Flying Home So 11.15 D Anschl. Gespräch mit Tobias Wyss und Hercli Bundi (Regie / Produktion)
KULT.KINO CAMERA Rebgasse 1, kultkino.ch Habemus Papam 14.00/20.45 I/d Eine ruhige Jacke 14.15/17.45 Dialekt Gatos Viejos [14 J] 15.45/21.00 Sp/d/f Melancholia [14 J] 16.15 Ov/d Fenster zum Sommer [14 J] 18.45 D Glauser 19.30 So 11.00 D Gerhard Richter Painting So 12.00 D Medianeras [14 J] So 12.30 Sp/d/f
KULT.KINO CLUB Marktplatz 34, kultkino.ch Hysteria 13.45/18.00/20.30 E/d/f The Future [14 J] 16.00 E/d/f The Substance [14 J] So 11.45 D
NEUES KINO Klybeckstr. 247, neueskinobasel.ch Pina Fr 21.00 Ov/d/f
PATHÉ ELDORADO Steinenvorstadt 67, pathe.ch Carnage [14/11 J] 12.45/19.15 E/d/f Hysteria [14/11 J] 13.00/15.15/17.20/19.30/21.45 E/d/f The Ides of March [12/9 J] 14.45/17.00/21.10 E/d/f
PATHÉ KĂœCHLIN
REX
Steinenvorstadt 55, pathe.ch Mission: Impossible 4 [14/11 J] 12.30 Fr/Di 20.45 Fr 23.45 Sa-Mo/Mi 15.15/18.00 So 09.55 D Fr/Di 15.15/18.00 Sa-Mo/Mi 20.45 Sa 23.45 E/d/f Sherlock Holmes 2 [14/11 J] Fr/Di 12.30/15.10 Sa-Mo/Mi 17.50/20.45 E/d/f Fr/Di 17.50/20.45 Sa-Mo/Mi 12.30/15.10 So 10.00 D The Twilight Saga: Biss zum Ende der Nacht – Teil 1 [13/10 J] 12.30/19.10 So 10.00 D Rubbeldiekatz [12/9 J] 17.15 Fr/Mo/Di 12.40 Fr/Sa/Mo-Mi 19.40 D Deine Zeit läuft ab – In Time [14/11 J] Fr/Mo/Di 12.50 Fr/Sa 23.10 D Drive [16/13 J] 13.10 Fr/Di 17.30/19.40 Fr 00.10 Sa-Mo/Mi 15.20/21.50 D Fr/Di 15.20/21.50 Sa-Mo/Mi 17.30/19.40 Sa 00.10 E/d/f The Girl with the Dragon Tattoo [16/13 J] 13.45/17.00/20.30 Fr/Sa 00.01 E/d/f 14.15/17.30/21.00 Fr/Sa 23.45 So 10.45 D Blutzbrßdaz [13/10 J] 15.00/21.40 Fr/Sa/Mo-Mi 17.00 Fr/Sa 00.15 D The Darkest Hour – 3D [13/10 J] 22.10 Fr/Mo/Di 15.10 Fr/Sa 00.15 D Happy New Year [10/7 J] Fr/Mo/Di 15.15 Fr/Di 20.30 Sa-Mo/Mi 17.45 D Fr/Di 17.45 Sa-Mo/Mi 20.30 E/d/f Mein Freund der Delfin – 3D [6/3 J] Sa/So/Mi 12.50 D Alvin und die Chipmunks 3 [6/3 J] Sa/So/Mi 13.00/15.10 So 10.00 D So 11.30 E Happy Feet 2 – 3D [6/3 J] Sa/So/Mi 15.15 D Cave of Forgotten Dreams – 3D [6/3 J] So 10.15 E/d/f Finalmente la felicità [16/13 J] So 17.00 I Vacanze di Natale a Cortina So 19.40 I
Steinen 29, kitag.com Der gestiefelte Kater – 3D [8/5 J] 14.30 D Drive [16/16 J] 15.00/18.00 Fr-Mo/Mi 21.00 E/d/f Sherlock Holmes 2 [14/11 J] 17.30/20.45 E/d/f Swisscom Carte Bleue Night: Jack and Jill Di 20.30 E/d/f
PATHÉ PLAZA
Steinentorstrasse 8, pathe.ch Cave of Forgotten Dreams – 3D [6/3 J] 13.10/19.10 E/d/f Der gestiefelte Kater – 3D [8/5 J] 15.10/21.10 Sa 23.15 D 17.10 E/d/f
STADTKINO
Der gestiefelte Kater [6/4 J] Sa 15.30 D Der Verdingbub [14/12 J] Sa/So 17.30 Dialekt Das Geheimnis unseres Waldes [8/6 J] So 10.30 Dialekt Happy Feet 2 [6/4 J] So 13.30 D Alvin und die Chipmunks 3 [6/4 J] So 15.30 D
Liestal ORIS
Klostergasse 5, stadtkinobasel.ch The Claim Fr 15.00 Mi 18.30 E/d True Grit (1968) Fr 17.30 E/d PÊpÊ le Moko Fr 20.00 Sa 22.15 F/d Jeremiah Johnson Fr 22.15 E/d Cheyenne Autumn Sa 15.00 So 20.00 E/d Le jour se lève Sa 18.00 Mi 21.00 F/d McCabe & Mrs. Miller Sa 20.00 E/d Le quai des Brumes So 13.15 F/d French Cancan So 15.15 F/e/d La bête humaine So 17.30 F/d Will Penny Mo 18.30 E/d Un singe en hiver Mo 21.00 F/d
Kanonengasse 15, oris-liestal.ch Der Verdingbub [12/9 J] 18.00 Dialekt Verblendung – The Girl with the Dragon Tattoo [16 J] 20.15 D Mein Freund der Delfin [6 J] Sa/So/Mi 13.30 D Alvin und die Chipmunks 3 [6 J] Sa/So/Mi 16.00 D
SPUTNIK Poststr. 2, palazzo.ch The Guard [14 J] Fr-So 18.00 E/d/f Melancholia [14 J] Fr-Di 20.15 E/d/f Eine ruhige Jacke [10 J] Sa 16.15 Di/Mi 18.00 Dialekt Gerhard Richter Painting [16 J] So 11.00 Mo 18.00 D Die Kinder vom Napf [7 J] So 16.00 Mi 15.00 Dialekt Intouchables Mi 20.15 F/d
STUDIO CENTRAL
Sissach
Gerbergasse 16, kitag.com Carnage [14/11 J] 15.15/17.30/20.00 E/d/f
PALACE
Frick
MONTI
Kaistenbergstr. 5, fricks-monti.ch Verblendung – The Girl with the Dragon Tattoo [16/14 J] Fr-Mo/Mi 20.15 D
Felsenstrasse 3a, palacesissach.ch Der Verdingbub [12/9 J] Fr-Mo 20.30 So 10.30 Dialekt Alvin and the Chipmunks [6/3 J] Sa/So/Mi 15.00 D Mission: Impossible 4 [14/11 J] Sa-Mo 18.00 Di/Mi 20.30 D
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