obsoleszenz

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OBSOLESZENZ Der geheime Motor unserer Wirtschaft



inhalt 1.

Exposé 1.01 Thema.......................................08 1.02 Ziel der Ausstellung..................09 1.03 Umsetzung................................10 1.04 Zielgruppe.................................11

2. Inhaltliche Recherche 2.01 Einführung................................14 2.02 Wachstumsgesellschaft.............16 2.03 Garantie vs. Gewährleistung.....17 2.04 Geplante Obsoleszenz..............18 2.05 Funktionelle Obsoleszenz.............19 2.06 Psychische Obsoleszenz...........20 2.07 Weitere Unterarten....................21 2.08 Bewiesene Fälle........................22–24 2.09 Ursachen...................................25 2.10 Problematik der Obsoleszenz...26–27 2.11 Lösungsansätze........................28–30

3. Pavillon 3.01 Themenbereiche........................34–39 3.02 Pavillonform.............................40–41 3.03 Fassade....................................42–43 3.04 Fließband.................................44–45 3.05 Verteilung der Technik..............46–47 4. Vermittlungsebenen 4.01 Text...........................................50–51 4.02 Interaktive Ebene.....................52–53 4.03 Video........................................54 4.04 Inszenierte Geräte..................... 55 5. Gestaltungselemente 5.01 Schrift.......................................58–59 5.02 Bildgestaltung..........................60–61 5.03 Atmosphäre..............................62

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1. Exposè


1.01 Thema Nahezu jeder von uns kennt das Phänomen: Der Drucker, der zwei Tage nach dem Ende der Garantiezeit kein Zeichen mehr auf das Papier bringt; der Schrank, der sich spätestens nach dem zweiten Umzug nur noch windschief aufstellen lässt; Strumpfhosen, die nach dem zweiten Tragen eine Laufmasche bekommen ... Mehr Beispiele fänden sich noch genügend. Allen gemeinsam: Es steckt Kalkül dahinter. Die meisten Hersteller wollen gar nicht, dass ihre Produkte eine

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hohe Lebensdauer haben, da sie dann ihre angebotenen Artikel ja nur einmal verkaufen könnten. Dagegen gibt es zwei Strategien: Eine erzählt uns im Turnus, dass das was wir haben nicht mehr »in Mode« ist. Wo diese Strategie nicht funktioniert, müssen Sollbruchstellen eingebaut werden. Das Endresultat ist jeweils gleich: Über kurz oder lang landet das Teil schließlich im Müll und wir machen uns wieder auf den Weg, um Ersatz zu kaufen.


1.02 Ziel der Ausstellung Obsoleszenz ist kein Mythos, es gibt sie wirklich. Ich möchte im Rahmen der Ausstellung über diese Kuriosität informieren, welche unseren Alltag entscheidend mitprägt, von der aber kaum jemand etwas Genaueres weiß. Erst in den letzten Jahren ist der Begriff häufiger gefallen, allerdings noch lange nicht bis zur breiten Masse durchgedrungen.

Der Besucher soll mit der Obsoleszenz hautnah in Berührung kommen und sich so sein eigenes Bild von der Thematik machen. Konkrete Beispiele dienen als Beweise, um die Problematik und Relevanz des Themas zu verdeutlichen. Am Ende der Ausstellung werden Alternativen genannt, die Lust darauf machen sollen, aus dem System ein Stück weit auszubrechen.

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1.03 Umsetzung

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Obsoleszenz ist schwer nachweisbar. Es gibt wenige bewiesene, konkrete Beispiele. Dass es sie gibt, ist nicht abstreitbar.

Obsoleszenz, Gründe für das System, die Problematik dahinter und über mögliche Auswege aus unserer Wegwerfgesellschaft.

Das Thema ist also nicht greifbar, sehr abstrakt. Auch die Gestaltung soll sich daran orientieren. Geplant ist ein Pavillon als Ausstellungsort, der in sich selbst zusammenfällt und somit die Obsoleszenz in seiner Form widerspiegelt. Der Besucher erhält Informationen zu den Themen Wachstumsgesellschaft, Garantiezeiten, Formen der

Der Besucher der Ausstellung wird anhand eines Fließbands durch die einzelnen Themenbereiche geführt. Elektroschrott wird zum Kunstobjekt erhoben, die Fassade offenbart durch ihre Bruchstücke Informationen zur Obsoleszenz. Das System bringt sich also selbst durch den Verfall zum Vorschein. Genaueres auf folgenden Seiten.


1.04 Zielgruppe Die Ausstellung richtet sich an Menschen ab dem 12. Lebensjahr, wobei ein wirklicher Anreiz zu Veränderung im Verhalten besonders bei jungen Erwachsenen erhofft wird. Daher soll die Tonalität der Texte eher locker, aber dennoch wissenschaftlich sein. Die Textmengen informieren grundlegend über alles Wissenswerte zum Thema der Obsoleszenz, gehen dabei allerdings nicht zu stark auf Einzelheiten ein. Der Besucher soll möglichst viele verschiedene Infos lesen und nicht durch zu lange Texte abgeschreckt werden. Für Kinder

sind die Themen und Zusammenhänge zu komplex. Denkbar wäre hier eine spezielle Führung für kleine Besucher. Am Ende der Ausstellung soll man die Obsoleszenz, als wichtigen Mechanismus in unserer Gesellschaft durchblickt haben. Durch diese neue Erkenntnis kann der Besucher sich Gedanken über die möglichen Alternativen zum Wegwerfen machen und soll schließlich auch Lust dazu bekommen, diese in seinen Alltag einzubringen.

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2. INHALTLICHE Recherche


2.01 EINFÜHRUNG Obsoleszenz (lateinisch: obsolescere = sich abnutzen, veralten oder auch »in Vergessenheit geraten«) ist die Erscheinung, dass ein Produkt nicht mehr geeignet ist, ein Bedürfnis zu befriedigen. Die wenigsten haben diesen Begriff schon einmal gehört. Dabei gehört das, was sich dahinter verbirgt zu unserem alltäglichen Leben. Produkte, die aus unerklärlichen Gründen nach Ablauf der Garantiezeit ihren Geist aufgeben. Reparaturen sind meist sehr teuer, manchmal

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überhaupt nicht möglich. Doch nicht nur technische Defekte verkürzen die Lebenszeit: Wir leben inmitten einer bunten Warenwelt. Ständig wollen wir Neues – Schuhe, Handys, Autos ... die Liste ist beliebig erweiterbar. Alte Besitztümer gefallen uns nicht mehr oder sind uns einfach nicht mehr genug. Wir schmeißen eifrig weg und kaufen gerne neu. Das System wird von niemanden hinterfragt, der Kreislauf ohne Weiteres hingenommen. Doch insgeheim werden wir so alle zu Opfern – Opfern der Obsoleszenz.


»Die Geplante Obsoleszenz ist eine der Grundlagen des prächtigen Wirtschaftswachstums in der Westlichen Welt. Seither gilt Wachstum als der Heilige Gral unserer Ökonomie.« Cosima Dannoritzer


2.02 Wachstumsgesellschaft Zur Thematik der Wachstumsgesellschat sind über eine interaktive Schnittstelle sehr viele Informationen abrufbar. Beispielsweise: aktuelle Statistiken zu Ausgaben, Einnahmen etc.; Informationen zum Kaufverhalten der Deutschen; Wirtschaftswachstum weltweit und vieles mehr

Unsere Gesellschaft ist stark von dem Wort »Wachstum« geprägt. Fast jeder scheint noch insgeheim an den Mythos eines ewig steigenden Wirtschaftswachstums zu glauben. Das Handeln (verkaufen, kaufen ... – die gesamte Lebenseinstellung) der meisten Menschen ist darauf ausgerichtet. Wir alle möchten unseren Wohlstand nicht verlieren, ganz im Gegenteil: Wir wollen immer mehr! Ein Rückschritt ist in dieser Gesellschaft nicht erwünscht. Ständig werden wir mit den besten Schnäppchen, die wir uns nur erträumen können konfrontiert. Pausenlos Produkte, die ein bisschen besser sind als das, was es bis dato gab. Oder ein bisschen schöner. Manchmal auch einfach nur neuer. »Kaufen, kaufen, kaufen!«,

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lautet die Devise in der bunten Konsumwelt. Selbst die Politik ruft uns dazu auf, um die Konjunktur anzukurbeln. Unaufhörlich erscheinen neue Statistiken, die uns über unsere Kauflaune, das aktuelle Wirtschaftswachstum und sonstige wachstumsrelevanten Fakten informieren. Stagniert die Warenproduktion in einem Jahr, gilt dies als ein, die Wirtschaft in ihren Grundfesten bedrohender Stillstand. Unsere Ökonomie ist nicht darauf ausgerichtet, die existenziellen Bedürfnisse des Menschen zu befriedigen. Das Individuum wird zum Absatzmarkt, dessen einzige Funktion es ist, soviel wie möglich zu kaufen, um die Märkte in Gang zu halten und die Pyramide zu füttern.


2.03 garantie vs. gewährleistung Unser Sprachgebrauch vermischt fälschlicherweise beide Begriffe, kaum jemanden ist ein wirklicher Unterschied bewusst. Im Handel ist die Garantie eine zusätzlich zur gesetzlichen Gewährleistungspflicht gemachte, freiwillige und frei gestaltbare Dienstleistung eines Händlers oder Herstellers gegenüber dem Kunden. Die Gewährleistung hingegen ist im Gesetz verankert und auf zwei Jahre festgelegt. Sie gilt immer. Hier die wichtigsten Unterschiede auf einem Blick:  Garantie (engl. guarantee): Sichert eine unbedingte Schadensersatzleistung bei Mängeln am Produkt ab Beginn der Übergabe bis zum Ablauf der vereinbarten Garantiezeit zu.

Die Garantie dient in erster Linie dazu, das Vertrauen des Konsumenten in das Produkt oder in die Herstellerfirma zu stärken.  Gewährleistung (engl. warranty): Definiert eine zeitlich befristete Nachbesserungsverpflichtung ausschließlich für Mängel, die zum Zeitpunkt des Verkaufs bereits bestanden. Der Verkäufer muss die Kaufsache also frei von Mängeln an den Käufer übergeben.

Ausschnitte aus diesem Text werden auf dem Vorhang als Übergang in den zweiten Bereich des Pavillons zu lesen sein. Es finden sich darauf noch tiefgehendere Informationen zu »Garantie« und »Gewährleistung«, sowie Zusatzinformationen zu den Themen »Umtausch«, »Reparatur« etc.

Für den Kunden ist zu beachten, dass durch eine Garantiezusage die gesetzliche Gewährleistung in keinem Fall ersetzt oder gar im Umfang oder der Zeitdauer verringert werden kann, sondern immer nur neben der bzw. zusätzlich zur gesetzlichen Gewährleistung Anwendung findet. 17


2.04 Geplante Obsoleszenz Diese Art der Obsoleszenz ist oft Bestandteil einer Produktstrategie. Bereits bei der Herstellung werden Schwachstellen eingeplant, um so die Lebensdauer eines Produktes »überschaubar« zu halten und dafür zu sorgen, dass der Kunde möglichst schnell einen neuen Artikel erwerben muss. Das Produkt wird also schad- oder fehlerhaft, kann nicht mehr in vollem Umfang genutzt werden. Häufig wird gleichzeitig dafür gesorgt, dass eine Reparatur viel zu teuer oder gar nicht möglich ist. Der Kunde will oder muss daher das Objekt durch ein Neues ersetzen. Auch das Einkalkulieren von Abnutzungen dient dazu,

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beim Kunden den Wunsch nach einem neuen, makellosen Gegenstand zu wecken. Oft geschieht das Ganze durch den Einbau eines Mechanismus, der nach einer gewissen Betriebsstundenzahl, die größer als die Garantiezeit sein sollte, entweder eine Zerstörung wichtiger Funktionskomponenten hervorruft oder eine Betriebsstörung vortäuscht. Das Gerät kann dann nur durch eine in der Gebrauchsanleitung nicht beschriebene Aktion (welche nur dem Servicetechniker bekannt sein sollte) wieder in Gang gebracht werden. Letzteres ist womöglich bei manchen Druckern der Fall – das Gefühl haben auf jeden Fall viele von uns.


2.05 funktionelle obsoleszenz Lässt sich ein Produkt aufgrund von aktuellen Anforderungen nicht mehr in vollem Umfang nutzen, spricht man von funktioneller Obsoleszenz. Diese Form tritt oft in der Computerbranche auf. Beispielsweise kann das Betriebssystem eines Rechners obsolet werden, wenn eine neue, dringend benötigte Software nicht mehr einwandfrei damit funktioniert. Die OpenSource-Bewegung gilt hier als ein Gegenentwurf. Bei Softwareprodukten, die einer FreieSoftware-Lizenz unterliegen (z.B. GPL), ist ein endgültiges Auslaufen über die garantierte Verfügbarkeit des Quellcodes ausgeschlossen.

Zudem kann die Abkündigung von (meist elektronischen) Bauteilen ein Grund für funktionelle Obsoleszenz sein. Insbesondere langlebige Wirtschaftsgüter sind durch solch eine nur bedingt vorhersehbare Nichtverfügbarkeit gefährdet.

Das Phänomen der funktionellen Obsoleszenz zeigt sich aber ebenso in vielen anderen Bereichen: So kann beispielsweise auch ein Gebäude funktionell obsolet werden, wenn es von der Größe oder der Organisation seines Nutzraums untauglich wird. In diesem Fall also ein Problem des Platzbedarfs und der Grundrissorganisation.

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2.06 Psychische Obsoleszenz Diese Form der Obsoleszenz ist eigentlich jedem von uns bewusst. Wir genießen es, uns immer wieder neue Dinge zu kaufen und uns immer wieder aufs Neue verführen zu lassen.

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Psychische Obsoleszenz liegt vor, wenn ein Produkt als nicht mehr zeitgemäß angesehen wird, obwohl es noch voll funktionsfähig ist. Diese Form der Obsoleszenz ist in hohem Maß image- bzw. modeabhängig.

Analog- zur Digitalfotografie). Das Produkt an sich wäre zwar noch uneingeschränkt nutzbar (wie Röhrenfernseher, Monitore, Stand-PCs, Handys etc.), doch jeder hat den Drang danach, sich etwas Neues zu kaufen.

Ein Produkt wird von der Kundschaft nicht mehr gewünscht, weil es geplant unansehnlich geworden ist und an Popularität verloren hat. Dies geschieht sehr häufig durch Modetrends, aber auch durch technische Entwicklungen (so beispielsweise bei dem Wechsel von der

Die Weisheit, dass nichts so alt ist wie die Nachricht von gestern, lässt sich heute auch auf den Nutzen von Handys übertragen. Obwohl ihr »altes« Gerät noch gut funktioniert, holen sich viele Menschen schon nach kurzer Zeit ein Neues, vermeintlich »Besseres«.


2.07 Weitere Unterarten 1. Geplanter Mehrverbrauch Durch entsprechende Verpackungsgestaltung ist es möglich, bei jenen Produkten, die keinem Verschleiß unterliegen, eine Erhöhung des Verbrauches zu erzielen. Das ist der Fall, wenn z.B. durch eine zu große Flaschenöffnung von Badezusätzen (zu hoher Verbrauch) oder durch nicht vollständig entleerbare Verpackungen (Ketchupflasche) eine ungenutzte oder vergeudete Produktmenge entsteht. 2. Geplante Systemvariationen Viele Produktneuheiten werden mit eigenständigen Zubehörvarianten ausgestattet. Die Folge: Modeorientierte Verbraucher müssen so nicht nur die Neuheiten, sondern auch das Zubehör neu kaufen. Beispiele dafür sind Spiegelreflex-

kameras, bei denen zusätzlich das Objektiv, Blitzlicht oder anderes gekauft werden muss, weil bisherige Komponenten nicht mit den neuen Geräten kompatibel sind. 3. Indirekter Verschleiß In diesem Fall veraltet durch Änderungen eines Bauteiles ein anderes Bauteil schneller. Beispielsweise wird diese Obsoleszenz bei Fahrradketten gerne genutzt. Der Hersteller baut einfach eine stark gelängte Kette ein. Diese »gräbt« sich dann in die Zahnkränze und in die Kettenblätter, wodurch diese erheblich schneller verschleißen als bei einer neuen Kette. Also muss sie rechtzeitig getauscht werden, weil sonst das Radeln nicht mehr richtig funktioniert. 21


2.08 BEWIESENE FÄLLE 1. D ie Glühbirne, das erste Opfer der geplanten Obsoleszenz Die ersten Glühlampen von Thomas Edison, die 1881 auf den Markt kamen hielten 1500 Stunden. Bis 1924 wurde die Lebensdauer um 1000 Stunden verbessert, was sich allerdings negativ auf den Absatz auswirkte. Man wollte diese Entwicklung wieder rückgängig machen. Das Phoebuskartell, das im Dezember 1924 in Genf von den international führenden Glühlampenherstellern gegründet wurde, hatte zum Ziel, die Lebensdauer aller Glühbirnen auf 1000 Stunden zu verkürzen. Es wurde viel experimentiert, um eine anfälligere Glühbirne produzieren zu können. Kartellmitglieder mussten fortan für jede verkaufte Glühbirne, die 50, 100 oder sogar 200 Stunden länger brannte als die vereinbarten 1000 Stunden, eine Strafe zahlen. Im Hinblick auf die Werbung fasste das Glühbirnenkartell im Jahr 1929 folgenden Beschluss: »Die Propaganda soll dahin gehen, dass der Eindruck entsteht, es gäbe eine Konkurrenz zwischen den Lampen-Fabriken.« 1942 flog das Kartell auf: Die US-Regierung erhob Anklage. Vorgeworfen wurden dem 22

Kartell illegale Preisabsprachen, unlauterer Wettbewerb und Verkürzung der Lebensdauer von Glühlampen. Nach einem elf Jahre dauernden Rechtsstreit wurde General Electric 1953 verurteilt und unter anderem die Reduzierung der Lebensdauer von Glühlampen verboten. In der Praxis hatte dieses Urteil jedoch kaum Folgen. Die Glühbirne brannte weiterhin nur 1000 Stunden. Begründet wurde das durch die Industrie mit einem Kompromiss zwischen Lebensdauer und Lichtausbeute. In den folgenden Jahrzehnten meldeten viele Erfinder Patente für neue Glühbirnen an. Sogar eine Birne, die mehr als 100 000 Stunden brannte. Keine davon kam allerdings je auf den Markt. Die These, dass das Kartell noch heute bestehe, konnte bisher jedoch noch nicht bewiesen werden. 2. Ford T und die Entwicklung der psychischen Obsoleszenz Henry Ford war der Pionier der Fließbandproduktion. Damit sein Ford T für jedermann erschwinglich war, lies er den Wagen als Einheitsmodell fertigen. Zuverlässig und vor allem langlebig sollte er sein. Seit dem Jahr 1905


beherrschte der leicht zu reparierende Ford T den US-amerikanischen Automarkt, über die Hälfte der amerikanischen Haushalte besaß im Jahre 1920 dieses Einheitsmodell – Amerikas Arbeitstier. In den frühen 1920er Jahren war jeder zweite verkaufte Wagen dann auch weltweit ein Ford T. Aufgrund der robusten Eigenschaften des Autos benötigten dessen Besitzer jedoch zunächst für lange Zeit keinen neuen Wagen. So hatte Ford mit dem »T-Modell« erst hohe Gewinne erzielen können, doch wurde ihm das eigene Modell zum Verhängnis, weil die Einnahmen stagnierten. Auch für die Konkurrenz war der langlebige Wagen ein Dorn im Auge. Um Ford zu schlagen, setzte General Motors auf eine völlig neue Strategie: Statt den neuen Chevrolet so zuverlässig und robust wie den Ford T zu konzipieren, verordnete ihm General Motors ein spektakuläres Face-Lifting. Der nun viel hübschere Chevrolet wurde dann billig auf den Markt geschmissen, wo er schnell zum Verkaufsschlager wurde. Alfred Sloan, Präsident von General Motors, erkannte nun, dass es völlig reichte, Ford in puncto Design zu schlagen. Er entwickelte das

Konzept der Jahresmodelle mit verschiedenen Formen, Farben und Größen. Der Verbraucher sollte sich alle drei Jahre ein neues Auto zu kaufen. Sein Plan ging auf: Henry Fords Verkaufszahlen sanken weiter. Die Konsumenten fanden das Modell T veraltet und überholt. Als der 15-millionste Ford T vom Band gerollt war, wurde der Wagen vom Markt genommen. Ford übernahm nun auch die Strategie von General Motors und stellte jedes Jahr neue Modelle vor. Die Autoindustrie boomte und mit ihr die Wirtschaft.

Der Ford T wurde als erstes Auto in Fließfertigung mit festen Taktzeiten für die Montage einzelner Bauteile hergestellt.

3. Die Nylonstrumpfhose und ihre Laufmasche Nylon – die erste, vom Menschen hergestellte, Kunstfaser. Im Jahr 1935 erfand der Chemiker Wallace Hume Carothers im amerikanischen Unternehmen DuPont diese Faser, welche aus Luft, Kohlenstoff und Wasser besteht. 1940 kam sie dann auf den Markt und löste rasant eine Revolution aus: Alle Damen wollten einen Nylonstrumpf haben. Strümpfe waren in den 50er und 60er Jahren ein Muss. Keine zu tragen war anstößig. Die neue, strapazierfähige Strumpfhose galt als 23


ein großer Fortschritt. Die Chemiker waren mit Recht stolz auf ihre Erfindung. Sogar Männer priesen die Reißfestigkeit der Nylon-Strumpfhosen. Doch die Freude war von kurzer Dauer. Das Textilunternehmen merkte sehr schnell, dass die lange Haltbarkeit ein Problem darstellte: Die Frauen kauften erheblich weniger Strumpfhosen, weil die Neuen nur selten Laufmaschen bekamen. Der Verkauf brach ein. Die Geschäftsleitung von DuPont beschloss daher, die Fasern so abzuwandeln, dass die Strümpfe wieder schneller rissen. Der Verfall der Strumpfhose wurde von nun an geplant. Nach und nach wurde der Garn feiner und empfindlicher, es gab bald wieder Laufmaschen. Der dauerhafte Faden verschwand aus den Fabriken. 4. Apple iPod Casey und Van Neistat, Künstler und Filmemacher aus New York wurden mit einem Film über den iPod berühmt. Sie waren geschockt von dem Gerät, dessen Akku schon nach 18 Monaten den Geist aufgab. Der Kundenservice von Apple empfahl damals, einen komplett neuen iPod zu kaufen. Das Schlimmste daran war also nicht, dass der Akku kaputt ging, sondern dass dieser auch nicht austauschbar war. Die beiden starteten eine Aktion: Mit einer Schablone sprühten sie auf jedes iPod-Plakat 24

in New York »Der nicht austauschbare Akku des iPods hält nur 18 Monate«. Ihre Aktionen dokumentierten sie und machten daraus einen Film. Dieser wurde innerhalb kürzester Zeit millionenfach im Internet angesehen. Die Neistat-Brüder machten schlagartig auf ein Problem aufmerksam, das bislang einfach nur hingenommen wurde. Eine Anwältin aus San Francisco, Elisabeth Pritzker, hörte von dem Fall und entschied sich dazu, Apple anzuklagen. Viele iPodAnwender hatten Probleme mit dem Akku und wollten erst selbst den Hersteller verklagen. Im Internet verbreitete sich die Nachricht von dem Prozess ähnlich schnell, wie das Video der Neistat-Brüder. Viele schlossen sich an. Elisabeth Pritzker wählte einige Verbraucher aus, um eine Sammelklage einzureichen. Es wurden Unterlagen über die Lebensdauer der iPod-Batterie von Apple eingefordert. Schnell stellte sich heraus, dass die LithiumBatterie bewusst so konstruiert wurde, damit sie nur kurze Zeit hielt. Zu einem Urteil kam es nicht. Nach einigen Monaten harten Verhandlungen hatten sich die Parteien geeinigt. Apple richtete einen Austauschservice für den Akku ein und verlängerte die Garantiezeit auf schließlich zwei Jahre.


2.09 ursachen 1. Marktsättigungserscheinung Eigentlich haben wir schon alles und brauchen nichts mehr. Diese Einstellung in der Bevölkerung wäre aber fatal für Unternehmen. Sie wollen Umsatz machen, die Verkaufszahlen müssen stimmen. Daher sorgt unter anderem die Werbung dafür, dass wir immer Neues wollen. Seien es neue Schuhe, da die alten aus der Mode sind oder ein neuer Fernseher, weil dieser das Fernsehvergnügen angeblich verdoppeln soll. Wir lassen uns in der bunten Warenwelt gerne verführen, sind nie satt und wollen immer mehr. 2. Prestigekonsum Auch Geltungskonsum genannt ist eine soziologische Bezeichnung für auffälliges, auf öffentliche Wirksamkeit zielendes, güter(ver)brauchendes Handeln (conspicuous consumption). Man möchte seinen eigenen Verbrauch also demonstrativ zeigen, darstellen, dass man sich alles leisten kann. Hierdurch soll der eigene soziale Status repräsentiert oder erhöht werden. Jeder will ständig mehr als alle anderen besitzen. Auch das hält den Motor der Wirtschaft am Laufen.

3. Kartellbildung Besonders hervorzuheben im Bezug auf die Obsoleszenz ist das Normen- bzw. Typenkartell. Hierbei entwickeln die Mitglieder gemeinsame Normen für Abmessungen, Formen und Typen für eine Vereinheitlichung von Produkten. Das erste Kartell in solch einer Form war das Phöbuskartell, das im Dezember 1924 in Genf von den international führenden Glühlampenherstellern gegründet wurde. Ziel war unter anderem, den technisch bedingten Kompromiss zwischen hoher Lebensdauer und hoher Lichtausbeute von Glühlampen zugunsten höherer Verkaufszahlen festzulegen. 4. Der Obsoleszenz liegen zahlreiche Faktoren zu Grunde. Neben den eben erläuterten spielen beispielsweise noch Folgende eine Rolle:  Konsumpassivismus der Bevölkerung (niemand fragt sich noch, ob Verzicht oder sogar Eigenproduktion möglich gewesen wären)  hohes, frei verfügbares Einkommen  beschränkte Markttransparenz (verhindert, dass der Verbraucher Produkte findet, die weniger oder sogar überhaupt nicht der Obsoleszenz unterliegen)

Im Pavillon selbst sind einige Schlagwörter, welche diese Ursachen nennen, auf Bruchteilen der Fassade am Boden liegend sichtbar.

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2.10 problematik der obsoleszenz Rohstoffverschwendung Jedem von uns ist inzwischen bewusst, dass wir unseren Planeten enorm herunterwirtschaften. Fast täglich werden wir in den Medien mit der Thematik der Ressourcenknappheit konfrontiert. Unser Verhalten ändert sich jedoch nicht. Die Gier vieler Menschen beutet die Erde nach wie vor brutal aus. Viele Rohstoffe sind endlich. Was von diesen verbraucht wird, ist unwiederbringbar.

Seltenerdmetall Yttrium

Bei vielen seltenen Metallen besteht jetzt schon eine äußerste Rohstoffknappheit und es zeichnet sich ab, dass sie in kurzer Zeit schon fast komplett aufgebraucht sein werden. Viele neue Technologien sind allerdings auf diese angewiesen, somit muss ein Ersatzstoff gefunden werden, um die Knappheit kompensieren zu können. Auch in der Computer- und elektronischen Bauteilindustrie wird es vielleicht schon recht bald dazu kommen, dass wichtige Metalle fehlen, was auf die globale Wirtschaft verheerende Auswirkungen hätte. Zusätzlich löst der Streit um Ressourcen zunehmend internationale Konflikte aus. Wenn Europa und Nordamerika sich nicht stärker

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darum kümmern, politische Antworten auf den steigenden Bedarf an Land, Energie, Nahrung, Wasser und mineralischen Rohstoffen zu finden, könnten sich an mehreren Orten der Welt kriegerische Auseinandersetzungen entwickeln. Die Rohstoffknappheit ist also ein Problem, was alle Menschen und gerade die Menschen in den wohlhabenden Industrieländern betrifft. Müllberge Seit jeher produziert der Mensch Abfall. In den früheren Jahrhunderten war das wegen der überwiegend organischen Abfälle noch unproblematisch. Dies änderte sich spätestens mit der Industriellen Revolution. Zuerst wurde Müll einfach dort entsorgt, wo man ihn nicht mehr sah und somit auch vergessen konnte. Niemand dachte über langfristige Folgen dieser Handlungsweise nach. Bis in die 50er Jahre hinein waren auch in Deutschland die Deponien eher wilde Müllhaufen oder bestenfalls hierfür ausgehobene Erdlöcher. Erst 1971 wurde jedoch mit dem Abfallbeseitigungsgesetz endlich eine einheitliche gesetzliche Grundlage zur Müllbeseitigung geschaffen.


In den 80er Jahren wurde schließlich nach Alternativen zur traditionellen, primitiven Mülldeponie gesucht. In der Zwischenzeit wuchsen die Müllberge jedoch ungebremst weiter. Vor allem die Industriestaaten produzierten immer größere Mengen Abfall. Alleine in Deutschland stieg die Müllproduktion von 1976 bis 1996 um 38 %. Insgesamt stieg in diesem Zeitraum die Menge aller an die Umwelt abgegebenen

Abfallstoffe von 31 Tonnen auf 42,7 Tonnen pro Kopf. Heutzutage werden in Europa pro Jahr und Einwohner im Schnitt 500 Kilogramm Müll produziert. Die meisten Industriestaaten können auf eine ähnliche Entwicklung zurückblicken. Hätten andere Staaten wie China seit Anfang der Industrialisierung ähnliche Stoffmengen verbraucht, so könnten wir das Müllproblem heute nicht mehr lösen.

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2.11 lösungsansätze 1. Cradle-to-Cradle – Von der Wiege zur Wiege Das Konzept Cradle-to-Cradle beruht darauf, dass Produkte so konstruiert sein müssen, dass sie technische und biologische Kreisläufe bilden. Somit gäbe es keine Abfälle mehr, alle Rohstoffe könnten wieder verwendet werden. Ziel ist es eine friedliche Koexistenz von Wirtschaft und Natur zu ermöglichen. »Die Natur produziert seit Jahrmillionen völlig uneffizient, aber effektiv. Ein Kirschbaum bringt tausende Blüten und Früchte hervor, ohne die Umwelt zu belasten. Im Gegenteil: Sobald sie zu Boden fallen, werden sie zu Nährstoffen für Tiere, Pflanzen und Boden in der Umgebung.« Michael Braungart

Entwickelt wurde das Konzept durch Braungart und McDonoug. Es folgt dabei dem Grundgedanken, dass »Abfall« gleichbedeutend mit »Nahrung« (biologischem Nährstoff ) ist. Es soll das Cradle-to-Grave-Modell ablösen, in dem Stoffströme, die mit dem Produkt zusammenhängen, als unerwünschter Output in die Natur zurückgegeben werden, ohne je wieder für eine Nutzung vorgesehen zu sein und darüber hinaus die Umwelt mit Schadstoffen anreichern. Anstelle dessen sollen Verbrauchsgüter in einen biologischen Nährstoffkreislauf geführt werden und Gebrauchsgüter in technischen Kreisläufen wieder genutzt werden. 2. Weg von Einwegprodukten Wir können zwar viele Materialien recyceln, benötigen hierfür aber eine Menge Energie,

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die anders wesentlich besser verwendet werden könnte. Zudem lassen sich auch nicht alle Materialien wiederverwerten. Die beste Lösung lautet daher: Weniger Müll produzieren. Früher hat man ein Rasiermesser das ganze Leben lang verwendet. Das gute Stück wurde mit viel Liebe und Leidenschaft gepflegt und von Generation zu Generation weitergegeben. Der Trend zu Einwegartikeln begann im großen Stil in den 1950er Jahren, was uns unter anderem Einwegrasierer aus buntem Plastik im 20er-Pack bescherte. Auch, wenn natürlich niemand die Zeit komplett zurückdrehen will und wieder morgens vorm Rasieren zunächst einmal zehn Minuten lang sein Rasiermesser schärfen möchte – ein vernünftiger Mittelweg ist dennoch sinnvoll. Denn: Der Weg in die Zukunft ist kein EinWeg! 3. Ein neues System von »Besitz« Ein neues Denken von Eigentum würde helfen, die Berge an Müll drastisch zu verringern. Die Hersteller behalten das Eigentum an einem Produkt, ein »Kunde« leiht sich dieses nur. Beispiel Waschmaschine: Anstatt das Gerät zu kaufen, kauft man sich eine Anzahl von bei-


spielsweise 5000 Waschgängen. Hat man die Maschine nun dementsprechend häufig genutzt, so wird sie an den Hersteller zurückgegeben. Dieser hat nun wieder Verantwortung über enthaltene Rohstoffe und kann mit diesen neue Geräte herstellen. In solch einem System müssten die Produzenten Wert darauf legen, langlebige Produkte herzustellen, deren Rohstoffe am Ende wieder problemlos weiterverwendet werden können. Die Industrie wird sich schließlich erst dann vorbildlich verhalten, wenn sie sich darüber im Klaren ist, dass sie Verantwortung für den gesamten Lebenslauf eines Gerätes trägt. In anderen Bereichen sehen wir bereits, dass eine Art von »Leihsystemen« immer beliebter werden: Das Car-Sharing. Vor allem in Großstädten wird es schon rege genutzt. Man verwendet ein Produkt also nur so lange und so oft, wie man es wirklich braucht. Ein weiter ausgebautes Leihsystem für jede Art von Produkten wäre ein durchaus zukunftsweisendes Modell. 4. Repair Revolution Fast alle Geräte sind noch zu retten – wenn man es denn kann. Wer seine Geräte also

selber reparieren will, ist oft auf die Erfahrung anderer angewiesen. Genau hier setzt die US-Schrauber-Community »ifixit.com« an. Sie will eine Plattform für alle Schrauber weltweit sein. Die ifixit-Community hat ihre Forderungen in einem online veröffentlichten Kampfblatt zusammengeschrieben, dem »Manifest der eigenständigen Reparatur«. Darin fordern die Aktivisten unter anderem »das Recht auf Geräte, die geöffnet werden können«, »das Recht auf Fehlercodes und Schaltpläne«, und »das Recht uns den Techniker selbst auszusuchen«. Bei vielen Produkten trifft nichts davon zu. Man braucht Spezial-Werkzeug um sie zu öffnen, Schaltpläne gibt es keine, Ersatzteile haben nur vom Hersteller lizenzierte Techniker.

Manifest der Repair Revolution

Aber auch ifixit.com hat seine Grenzen. Wer nicht nur einen Akku wechseln, sondern einen Kondensator tauschen oder einen FahrradRahmen schweißen will und keinen Werkzeugkoffer besitzt, braucht eine Werkstatt und jemanden, der erklären kann, wie man richtig lötet oder schweißt. Auch hierfür gibt es eine Lösung: Offene Werkstätten. Einrichtungen, die derzeit deutschlandweit an Beliebtheit gewinnen. Also Schrauber aller Welt: Wehrt euch! 29


Alte Handys dürfen nicht in der Schublade verschwinden!

5. Richtiger Umgang mit alter Elektronik Ausgediente Elektronik gehört nicht in den Hausmüll, sondern muss dem Recycling zugeführt werden. Dabei sollte das Recycling innerhalb der EU stattfinden, nur so kann man sichergehen, dass der Vorgang umweltfreundlich vonstattengeht und durch kurze Transportwege weniger CO2 verbraucht wird. Ungenutzte, elektronische Produkte sollten nicht in Schubladen verschwinden. Durch eine anspruchsvolle Wiederaufbereitung, welche z.B. die Website »wirkaufens.de« anbietet, können die meisten Geräte ein weiteres Mal wiederverwendet werden. Das verlängert die Lebensdauer dieser Geräte, spart somit wertvolle Rohstoffe und schont die Umwelt. 6. Neue Arten von Reichtum In Zeiten von wirtschaftlicher Rezession und schwindender Ressourcen ist es enorm wichtig, das eigene Verhältnis zu Besitz und Reichtum

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zu überprüfen. Fest steht: Sowohl reiche Menschen als auch reiche Nationen können in der Regel mit mehr Lebenszufriedenheit rechnen als ihre mittellosen Gegenstücke. Dennoch scheint das Glück einer Nation über die Jahrzehnte hinweg kaum mit wachsendem Wohlstand zuzunehmen. Ganz im Gegenteil: Viele Menschen in reichen Ländern mit psychischen Problemen zu kämpfen haben. Eventuell liegt es daran, dass Wohlstand auf Kosten intimer Beziehungen geht. Dieser Verlust ist für jeden eine sehr große Belastung. Er mindert unser Glück und bedrückt die Psyche. Geld und Reichtum führen tendenziell zur Auflösung alter, traditioneller Gemeinschaften, enger Familienbande und verlässlicher Freundschaften, und damit zu Einsamkeit und Isolation. Überspitzt formuliert könnte man sagen: In unserer Wohlstandsgesellschaft haben wir fast wirklich alles im Überfluss, nur eins nicht – zwischenmenschliche Nähe.


»Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.« Mahatma Gandhi



3. Pavillon


3.01 themenbereiche Das Ausstellungskonzept stellt einen Gang durch einen Produktlebenszyklus dar. Der Weg ist sehr linear, am Ende jedoch bricht alles

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auf. Die einzelnen Themenbereiche sind stets individuell in Szene gesetzt, immer aber im Zusammenspiel mit Fließband oder Fassade.

IMMER MEHR UND IMMER NEU

FÜR EINE BESTIMMTE ZEIT

WEIL ES DANN SOWIESO AN WERT VERLIERT.

UND WIE VERHALTEN WIR UNS DANN?

Wachstumsgesellschaft

Garantiezeit

Obsoleszenz

Alternativen


An der Pavillonfassade werden die verschiedenen Formen der Obsoleszenz erklärt Bildschirme an den beiden Wänden zeigen Werbespots

Bruchstücke am Boden nennen Ursachen für dieses System

Ablauf der Garantiezeit Folgen der Obsoleszenz

Eingangsbereich

Interaktiver Warentisch (Infos zur Wachstumsgesellschaft)

Blick unter das Fließband auf bewiesene Fälle Kurze Einführung in die Thematik

= 100 cm Maßstab ~ 1 : 80

Ab hier: Bereich zum Nachdenken über einen Ausbruch aus dem System mit Sitzmöglichkeiten aus den Bruchstücken Fließband läuft in einem Pausezeichen aus | Verlassen des Pavillons 35


Wachstumsgesellschaft – Konsum – immer mehr – Kauflaune

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Garantiezeit – Gewährleistung – Rechte des Käufers – Pflichten des Händlers

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Obsoleszenz – Wertlosigkeit – Arten der Obsoleszenz – Gründe für das System

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Alternativen – Auswege aus dem Obsoleszenz-System – Veränderung

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3.02 Pavillonform Die Grundform des Pavillons orientiert sich an der lang gestreckten Form von ISO-Containern aus der Handelsschifffahrt. Sie gelten als die Basis der Globalisierung der Wirtschaft. Waren werden in Billigproduktionsländern hergestellt und anschließend am anderen Ende der Welt verkauft. Im Bereich der Obsoleszenz kommt den Containern aber auch eine zweite, wichtige Bedeutung zuteil: Sie werden häufig genutzt, um den Elektroschrott aus der westlichen Welt auf die gigantischsten Mülldeponien unserer Erde zu verschiffen. Meist endet

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die Reise in Afrika – ein Kontinent wird zur Müllhalde der Welt. Die Containerform also als Synonym für die Warenflut und auch für die damit verbundene Schrottmenge, mit der wir lernen müssen umzugehen. In der geplanten Ausstellung zum Thema »Obsoleszenz« ist der Container die Bühne für alle Informationen, die dem Besucher vermittelt werden sollen – von der Warenflut bis hin zum Schrott (und darüber hinaus).


Der Pavillon steht auf einer großen Grünfläche im urbanen Raum (evtl. Stadtpark). Bild oben: Im Ausgangsbereich soll der Besucher alle Eindrücke verarbeiten. Die Buchstücke werden zu kleinen, niedrigen Sitzgelegenheiten.

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3.03 fassade Die Fassade des Pavillons macht den Verfall für den Besucher deutlich sichtbar. Die zunächst ganz gewöhnlichen Wände beginnen ab dem Übertreten der Garantiezeit (siehe Abbildung auf Seite 35) zu zerfallen. Immer mehr Stücke lösen sich aus der Fassade. Die Formen der Bruchstücke bilden sich hierbei aus zerlegten Buchstaben, welche vorher eine Aussage zur Obsoleszenz darstellten. Diese Einzelteile werden im Inneren des Pavillons

wieder angebracht. Sie bauen sich verstärkt von unten nach oben zufällig wieder auf. Dabei bleiben viele Lücken, vor allem in den höheren Bereichen, wodurch Tageslicht in den Raum eindringen kann. Auf den Bruchstücken sind Informationen zur Obsoleszenz angebracht, diese werden also durch den Verfall sichtbar. Am Boden liegen ebenfalls verteilte Teile. Diese zeigen durch Schlagwörter, was dem Obsoleszenz-System zugrunde liegt.

Abbildung rechts oben: Eine der beiden fertigen Seiten des Pavillons; links unten: Beispielhafter Aufbau der Stücke im Inneren mit stärkerer Schichtung im unteren Bereich

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3.04 Fließband Das Fließband spielt die zentrale Rolle in der Ausstellung. Es steht symbolisch für die Überproduktion in unserer Warenwelt und ist der rote Faden im Pavillon. Der Besucher wird anhand des Fließbands durch den Produktlebenszyklus und so durch die Ausstellung geführt. Dabei verformt sich das Fließband: Zu Beginn bildet es die Grundform für einen interaktiven Tisch. Informationen zu unserer Wachstumsgesellschaft werden hier gezeigt. Eine Anlehnung an Wühltische, die uns zum ständigen Kaufen auffordern. Dann legt sich das Band wieder und führt in den zweiten Raum. Auf dem Fließband ist ein Zitat angebracht: »Ein Artikel, der nicht verschleißt, ist eine Tragödie fürs Geschäft«. Das Fließband bäumt sich auf, ein kurzer Ein44

führungstext ermöglicht einen Einstieg in die Thematik der Obsoleszenz. Nun kann man einen Blick darunter, also hinter die Produktion werfen. Es werden Produkte gezeigt, die nachweislich Opfer der Obsoleszenz waren bzw. sind, aber auch solche, von denen es vermutet wird. Diese sind gemeinsam unter dem Fließband inszeniert. Das Fließband senkt sich wieder, die Problematik der Obsoleszenz ist nun lesbar. Ein Zitat von Gandhi führt nun nach draußen: »Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.« Zum Ende der Ausstellung hin gerät das Band ins Stocken. Es löst sich in einem »Pause-Zeichen« auf. Eine Aufforderung dazu, inne zu halten und sich mit den Auswegen aus unserer Wegwerfgesellschaft zu beschäftigen.


Strümpfe waren in den 50er und 60er Jahren ein Muss. Keine

Dauerhafte Faden verschwand aus den Fabriken. feiner und empfindlicher, es gab bald wieder Laufmaschen. Der wurde von nun an geplant. Nach und nach wurden das Nylon

einen Nylonstrumpf haben. auf den Markt und löste eine Revolution aus: Alle Damen wollten Luft, Kohlenstoff und Wasser besteht. 1940 kam diese neue Faser 1935 im amerikanischen Unternehmen DuPont das Nylon das aus hergestellt wurden. Der Chemiker Wallace Hume Carothers erfand Die Nylonstrümpfe sind die ersten Kunstfaser die von Menschen

beschloss daher, die Fasern wieder so abzuwandeln, dass die bekamen. Der Verkauf brach ein. Die Geschäftsleitung von DuPont Strumpfhosen, weil die neuen Strümpfe nur selten Laufmaschen ein Problem darstellte: Die Frauen kauften erheblich weniger Textilunternehmen merkte sehr schnell, dass die lange Haltbarkeit Nylon-Strumpfhosen. Doch die Freude war von kurzer Dauer. Das

nicht bewiesen werden. dass das Kartell sogar noch heute bestehe, konnte bisher brannte. Keine davon kam allerdings je auf den Markt. Die These, neue Glühbirnen an. Eine sogar, die mehr als 100000 Stunden In den folgenden Jahrzehnten meldeten viele Erfinder Patente für

international führenden Glühlampenherstellern gegründet wurde Das Phoebuskartell, das im Dezember 1924 in Genf von den

Kompromiss zwischen Lebensdauer und Lichtausbeute. 1000 Stunden. Begründet wurde das durch die Industrie mit einem Urteil jedoch kaum folgen. Die Glühbirne brannte weiterhin nur

auf den Absatz auswirkte. Man wollte diese Entwicklung wieder dauer um 1000 Stunden verbessert, was sich allerdings negativ Markt kamen hielten 1500 Stunden. Bis 1924 wurde die LebensDie ersten Glühlampen von Thomas Edison, die 1881 auf den

Electric 1953 verurteilt und unter anderem die Reduzierung der Nach einem elf Jahre dauernden Rechtsstreit wurde General Wettbewerb und Verkürzung der Lebensdauer von Glühlampen. geworfen wurden dem Kartell illegale Preisabsprachen, unlauterer 1942 flog das Kartell auf: Die US-Regierung erhob Anklage. VorStatt den neuen Chevorlet so zuverlässig und robust wie den Ford T zu konzipieren, verordnete ihn General Motors ein spektakuläres

von General Motors und stellte jedes Jahr neue Modelle vor. Die Autoindustrie boomte und mit ihr die Wirtschaft.

ihn Ford 1927 vom Markt. Ford übernahm nun auch die Strategie

überholt. Als der 15-millionste Ford T vom Band gerollt war, nahm

len sanken. Die Konsumenten fanden das Modell T veraltet und

neues Auto zu kaufen. Sein Plan ging auf. Henry Fords Verkaufszah-

Größen. Er wollte die Verbraucher dazu bringen, alle drei Jahre ein

Konzept der Jahresmodelle mit verschiedenen Formen, Farben und

Markt geschmissen, wo er sehr schnell zum Verkaufsschlager wurde. Alfred Slown, der Präsident von General Motors, erkannte nun, dass

Zeit millionenfach im Internet angesehen. Die Neistat-Brüder machten schlagartig auf ein Problem aufmerksam, das bislang einfach nur hingenommen wurde. Eine Anwältin aus San Francisco, Elisabeth Pritzker, hörte von

auf jedes iPod-Platkat in New York „Der nicht austauschbare Akku

Hersteller verklagen. Im Internet verbreitete sich die Nachricht von

Anwender hatten Probleme mit dem Akku und wollten selbst den

dem Fall und entschied sich dazu, Apple anzuklagen. Viele iPodDie beiden starteten eine Aktion: Mit einer Schablone sprühten sie

daran war also nicht, dass der Akku kaputt ging, sondern dass dieser auch nicht austauschbar war.

empfahl, ein komplett neues Gerät zu kaufen. Das Schlimmste

nach 18 Monaten den Geist aufgab. Der Kundenservice von Apple

CaseySie waren geschockt von dem Gerät, dessen Akku schon

mit einem Film über den iPod. Eigentlich fast pleite kaute sich

des iPods hält nur 18 Monate.“ Ihre Aktionen dokumentierten sie und machten daraus einen Film. Dieser wurde innerhalb kürzester

Für Casey und Van Neistat, Künstler und Filmemacher aus New York ist kein Gegenstand je überholt. Bekannt wurden die beiden

4. Ipod

können, doch wurde ihm das eigene Modell nun zum Verhängnis, da Einnahmen stagnierten. Auch für die Konkurrenz war dieses

So hatte Ford mit dem „T-Modell“ zunächst hohe Gewinne erzielen

dessen Besitzer jedoch zunächst für lange Zeit kein neues Auto.

Aufgrund der robusten Eigenschaften des Autos benötigten

sogar weltweit ein Ford T.

frühen 1920er Jahren war jeder zweite verkaufte Wagen dann

es reichte, Ford in Punkto Design zu schlagen. Er entwickelte das

Face-Lifting. Der nun hübschere Chevrolet wurde dann billig auf den

Einheitsmodell fertigen. Zuverlässig und langlebig sollte er sein. Doch was ohne diese geplante Obsoleszenz geschehen kann, zeigt

zu schlagen setzte General Motors auf eine völlig neue Strategie:

robuste und langlebige Auto natürlich ein Dorn im Auge. Um Ford

1. Glühbirne

rückgängig machen.

Lebensdauer von Glühlampen verboten. In der Praxis hatte das

hatte zum Ziel, die Lebensdauer aller Glühbirnen auf 1000 Stunden Henry Ford war der Pionier der Fließbandproduktion. Damit sein

Glühbirne produzieren zu können. Kartellmitglieder mussten fortan Ford T für jederman erschwinglich war, lies er den Wagen als

für jede verkaufte Glühbirne, die 50, 100 oder sogar 200 Stunden dieses frühe Beispiel sehr schön: Seit dem Jahre 1905 beherrschte

inhumane Arbeitsbedinungen

wird es vielleicht schon recht bald dazu kommen, dass wichtige Metalle fehlen, was auf die globale Wirtschaft verheerende Auswirkungen hätte.

an Land, Energie, Nahrung, Wasser und mineralischen Rohstoffen zu finden, könnten sich an mehreren Orten der Welt kriegerische

Elisabeth Pritzker, hörte von dem Fall und entschied sich dazu,

einfach nur hingenommen wurde. Eine Anwältin aus San Francisco,

machten schlagartig auf ein Problem aufmerksam, das bislang

Zeit millionenfach im Internet angesehen. Die Neistat-Brüder

und machten daraus einen Film. Dieser wurde innerhalb kürzester

des iPods hält nur 18 Monate.“ Ihre Aktionen dokumentierten sie

auf jedes iPod-Platkat in New York „Der nicht austauschbare Akku

Die beiden starteten eine Aktion: Mit einer Schablone sprühten sie

sondern dass dieser auch nicht austauschbar war.

Schlimmste daran war also nicht, dass der Akku kaputt ging,

von Apple empfahl, ein komplett neues Gerät zu kaufen. Das

schon nach 18 Monaten den Geist aufgab. Der Kundenservice

sich CaseySie waren geschockt von dem Gerät, dessen Akku

mit einem Film über den iPod. Eigentlich fast pleite kaute

York ist kein Gegenstand je überholt. Bekannt wurden die beiden

Für Casey und Van Neistat, Künstler und Filmemacher aus New

Verhandlungen hatten sich die Parteien geeinigt. Apple richtete

Zu einem Urteil kam es nicht. Nach einigen Monaten harten

Batterie bewusst so konstruiert wurde, damit sie nur kurz hielt.

von Apple eingefordert. Es stellte sich heraus, dass die Lithium-

Es wurden Unterlagen über die Lebensdauer der iPod-Batterie

Forderung vor Gericht auf.

Wenige treten dabei für sehr viel mehr Leute mit der gleichen

ausgewählt, um eine Sammelklage einzureichen. Einige

verklagen. Im Internet verbreitete sich wurden einige Verbraucher

hatten Probleme mit dem Akku und wollten selbst den Hersteller

und entschied sich dazu, Apple anzuklagen. Viele iPod-Anwender

Anwältin aus San Francisco, Elisabeth Pritzker, hörte von dem Fall

wie das Video der Neistat-Brüder. Viele schlossen sich an. Es Eine

verbreitete sich die Nachricht von dem Prozess ähnlich schnell,

Akku und wollten selbst den Hersteller verklagen. Im Internet

Apple anzuklagen. Viele iPod-Anwender hatten Probleme mit dem

und wie wir darin zu versinken drohen

müll

Auseinandersetzungen entwickeln. Die Rohstoffknappheit ist also ein Problem, was alle Menschen und gerade die Menschen in den Industrieländern betrifft.

Bei vielen seltenen Metallen besteht jetzt schon äußerste zeit schon fast komplett aufgebraucht sein werden. Viele neue Technologien sind allerdings auf diese angewiesen, somit muss ein können. Auch in der Computer- und elektronischen Bauteilindustrie

Ersatzstoff gefunden werden, um die Knappheit kompensieren zu

Rohstoffknappheit und es zeichnet sich ab, dass sie in kurzer

darum kümmern, politische Antworten auf den steigenden Bedarf

Konflikte aus. Wenn Europa und Nordamerika sich nicht stärker

Zusätzlich löst der Streit um Ressourcen zunehmend internationale

enorm herunterwirtschaften. Fast täglich werden wir in den Medien

Jedem von uns ist inzwischen bewusst, dass wir unseren Planeten

und wie wir sie ausbeuten

ressourcen mit der Thematik der Ressourcenknappheit konfrontiert. Unser Verhalten ändert sich jedoch nicht. Die Gier vieler Menschen beutet die Erde nach wie vor brutal aus. Viele Rohstoffe sind endlich. Was von diesen verbraucht wird, ist unwiederbringbar.

»Di e W elt für ha je Bedü derm t genu g nich rfniss anns Gier t für e, aber jede .« tma rman Gand ns hi Maha

zu tragen, war abstößig. Die strapazierfähige Strumpfhose galt Strümpfe wieder schneller rissen. Der Verfall der Strumpfhose

als ein großer Fortschritt. Die Chemiker waren mit Recht stolz

auf ihre Erfindung. Sogar Männer priesen die Reißfestigkeit der länger brannte als die vereinbarten 1000 Stunden, eine Strafe

1. nylonstrumphhose zahlen. Im Hinblick auf die Werbung fasste das Glühbirnenkartell zu verkürzen. Es wurde viel experimentiert, um eine anfälligere

im Jahr 1929 folgenden Beschluss: »Die Propaganda soll dahin

gehen, dass der Eindruck entsteht, es gäbe eine Konkurrenz

zwischen den Lampen-Fabriken.« der leicht zu reparierende Ford T den US-amerikanischen Automarkt,

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über die Hälfte der amerikanischen Haushalte besaß im Jahre 1920

was die deutschen konsumieren

konsumzahlen weltweit

eroberung neuer märkte

19

dieses Einheitsmodell. Das Auto war Amerikas Arbeitstier. In den

konsumzahlen weltweit

immer weiter

religiösen Verehrung des Fortschritts

immer weiter

Obsoleszenz

noch nie gehört?

(lateinisch: obsolescere = sich abnutzen, veralten oder auch »in Vergessenheit

geraten«) ist die Erscheinung, dass ein Produkt nicht mehr geeignet ist, ein

Bedürfnis zu befriedigen.

Die wenigsten haben diesen Begriff schon einmal gehört. Dabei gehört das, was

sich dahinter verbirgt zu unserem alltäglichen Leben. Fast jeder von uns kennt das

Phänomen: Produkte, die aus unerklärlichen Gründen nach Ablauf der Garantiezeit

ihren Geist aufgeben. Reparaturen sind oft sehr teuer, manchaml überhaupt nicht

möglich. Doch nicht nur technische Defekte verkürzen die Lebenszeit: Wir leben

inmitten einer bunten Warenwelt. Wir wollen ständig neue Produkte, ob Schuhe,

Handys, Autos oder sonstiges. Die alten Besitztümer gefallen uns nicht mehr oder

sind uns einfach nicht genug. Wir nehmen diesen Zyklus ohne weiteres hin. Das

az in,

System wird nicht hinterfragt. Wir schmeißen eifrig weg und kaufen gerne neu.

ag

Insgeheim werden wir so alle zu Opfern – Opfern der Obsoleszenz

» Ein nic Ar is ht tik e fü t ein kap l, d r ut er erik s G e T ra t ge e an isch sc h göd ht, es Wer äf ie be t.« m

3. ford T

inhumane Arbeitsbedinungen

immer bessere Zukunft

grenzenlosen Wachstum

grenzenlosen Wachstum

immer weiter

Umweltzerstörung

am

Von oben beginnend: Ein erster Versuch zur Formveränderung des Fließbands; Layout der Abwicklung (Vorder- und Rückseite); Ansicht im finalen Modell

45

Grenzüberschreitung


3.05 verteilung der technik

Interaktiver Tisch | Hands-on-Station: Bedienung via Touchscreen.

An den beiden W채nden sind jeweils 15 Flachbildschirme angebracht.

46


Von den Geräten unter dem Fließband aus verbreitet sich die Soundkulisse.

Wall-Washing: Die Wände des Pavillons werden mit diffusem Licht ausgeleuchtet.

1–3: Flackernde Glühbirnen hängen vom Fließband herab und sorgen für eine unruhige Lichtstimmung im Raum. 1

2

3 Zusätzlich scheint Tageslicht durch die Lücken der Fassade in den Raum.

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4. vermittlungsebenen


4.01 text Infotexte sind die meistgenutzte Vermittlungsebene im Pavillon. Diese befinden sich auf dem Fließband, an den Fassadenstücken an der Wand und am Boden, auf dem ausgestellten Schrott sowie auf dem Vorhang, der die beiden Themenbereiche voneinander trennt. Auch in der Gestaltung sind die Textabschnitte schlicht gehalten. Im Durcheinander der einzelnen Fassadenstücke sollen die Texte ruhig stehen und somit gut lesbar sein.

Die Texte sind sprachlich einfach gehalten und meist locker formuliert. Dennoch sind oft wissenschaftliche Fakten, Daten und Statistiken enthalten, wodurch das ganze auf einer sachlichen Ebene bleibt. Ein möglichst breiter Einblick in die Thematik der Obsoleszenz soll ermöglicht werden. Daher sind die einzelnen Texteblöcke eher

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knapp gehalten. Im Gegenzug wird ein breites Spektrum an Informationen angeboten. Zitate im Raum Zitate sollen die Irrsinnigkeit des Systems zum Ausdruck bringen. Sie sind auf der Fassade und dem Fließband verstreut. Auch vor dem Pavilloneingang wird der Besucher durch ein Zitat begrüßt. Es ist auf einer alleinstehenden Wand angebracht und visualisiert sich somit selbst: »In unserer Wachstumsgesellschaft fahren wir sozusagen mit einem fahrerlosen Rennauto und das mit vollem Tempo. Das Ende ist absehbar. Entweder wir fahren gegen eine Wand oder stürzen in einen Abgrund.« Serge Latouche, Wirtschaftsexperte


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4.02 interaktive Ebene Ein interaktiver Teilbereich des Fließbands ist die erste Informationsquelle im Pavillon. Der Besucher soll gleich aktiv werden, so wie er es auch beim Einkauf gewohnt ist. Die Interaktionsfläche ist angelegt wie eine Art Wühltisch. Man kann mit den Händen Informationen anwählen, vergrößern und wieder beiseiteschieben. Verschiedene Infos rund um die Wachstumsgesellschaft sind abrufbar:

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Wie viel konsumieren die Deutschen jährlich? Wie hat sich die Kauflust der Deutschen in den letzten Jahren verändert? Wie ist die Stimmung aktuell? ... Die Informationen dienen als Einstieg. Es soll bewusst werden, dass wir in einer Wachstumsgesellschaft leben, für die Stillstand eine Katastrophe darstellt.


Im Hauptmenü laufen Schlagwörter über das Fließband und verschwinden am Tischende wieder. Beim Berühren öffnet sich entsprechender Themenbereich, das Fließband bleibt stehen.

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4.03 video Die Videos spielen mit einer visuellen Lautstärke. Durch die extremen Flimmerbilder wird eine unruhige Lichtstimmung erzeugt. Auf Ton wird hier verzichtet – dieser kommt im Gedanken von ganz alleine in die Ohren des Besuchers. (Infos zur Soundkulisse im Pavillon auf Seite 62)

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Kaum betritt der Besucher den Pavillon, wird die bunte Warenvielfalt auch schon lauthals beworben: »Kaufen, kaufen, kaufen!« Ein wildes Durcheinander an Flimmerbildern, zusammengestückelt aus Werbespots bringt Unruhe in den ersten Teilbereich des Pavillons. Es werden bekannte, deutsche Werbespots gezeigt. Diese vermischen sich und scheinen durch Überlagerungen noch aggressiver und lauter zu werden. Insgesamt sorgen 30 Bildschirme auf visueller Ebene für diese Atmosphäre. Der Besucher soll sich unwohl fühlen, das große Warenangebot wird auf eine ungenießbare Weise präsentiert.


4.04 inszenierte Geräte Im zweiten Bereich des Pavillons bäumt sich das Fließband auf und ermöglicht einen Blick hinter die Kulissen. Hier findet sich nun eine Anhäufung von Elektroschrott – Opfer der Obsoleszenz, inszeniert als Kunstobjekte. Die Geräte werden zu einem ganz besonderen Ausstellungsobjekt. Durch die weiße Lackierung wird der eigentliche Müll wieder rein

und sauber dargestellt. Zudem steht Weiß natürlich für die Unschuld, was den Geräten schon fast eine Seele einhaucht. Das Gebilde steht in einer großen Pfütze, vom Fließband ragen Tropfen auf den Boden. Auch hier eine Personifikation, fast als würde das Fließband wegen dieser unverschämten Verschwendung einige Tränen vergießen.

Auf den einzelnen Objekten stehen plakativ die Defekte, weswegen das jeweilige Gerät obsolet wurde.

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5. Gestaltungselemente

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»Ein Artikel, der nicht kaputt geht, ist eine Tragödie fürs Geschäft.« amerikanisches Werbemagazin, 1928

5.01 Schrift Headline: 155 Pt Subheadline: 42 Pt Fließtext: 28 Pt Zitate: 400 Pt Grundlinie der Infotexte ist auf 1,80 m Höhe. Zitate sind im Raum verstreut.

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Als Headlineschrift wird »Anna Gagarin« von Novo Typo genutzt. Die Schrift ist stark konstruiert, hat einen technischen Charakter. Durch die Rundungen erinnert sie an Formelemente von Elektroschrott und passt so zur Thematik der Obsoleszenz. Zudem ermöglicht dieser Font eine gute Zerlegung in die Grundformen,

um diese für die Fassadengestaltung zu nutzen. Für Fließtexte wird die Meta verwendet. Sie ist auch aus etwas größeren Entfernungen noch sehr gut lesbar – wichtig für die Anbringung an der Fassade. Ihr Schriftbild (insbesondere Strichstärke und Grundform der Buchstaben) harmoniert sehr gut mit der Headlineschrift.


Aa Bb Cc Dd Ee Ff Gg Hh Ii Jj Kk Ll Mm Nn Oo Pp Qq Rr Ss Tt Uu Vv Ww Xx Yy Zz 01234567890 anna // gagarin Aa Bb Cc Dd Ee Ff Gg Hh Ii Jj Kk Ll Mm Nn Oo Pp Qq Rr Ss Tt Uu Vv Ww Xx Yy Zz 01234567890 Meta 59


5.02 Bildgestaltung Durch das Aufbrechen der Fassade des Pavillons kommen Bilder zum Vorschein. Gezeigt werden die enormen Mengen an Elektroschrott, welche sich ständig in den Containern weltweit ansammeln. Gespielt wird mit Spiegelungen und Überlagerungen. Hierdurch soll ein gewisser Abstraktionsgrad erreicht werden und die Masse an Schrott übertrieben dargestellt werden. Zudem formen sich die einfachen Fotografien in kleine Kunstwerke

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um, wodurch der noch hohe Wert der weggeschmissenen Geräte (Seltene Erden etc.) hervorgehoben wird. Die Thematik der geplanten Obsoleszenz ist sehr abstrakt, nicht wirklich greifbar. Es gibt kaum bewiesene Fälle, meist handelt es sich um Spekulationen. Eines steht jedoch fest: Wir schmeißen zu viel weg. Die Bildwelten im Pavillon sollen das verdeutlichen.


Oben: Beispiel f端r eine Bildgestaltung; rechts: Anbringung auf der Fassade im Inneren des Pavillons.

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5.03 atmosphäre 1. Licht Der erste Bereich des Pavillons wird nur durch künstliche Lichtquellen erhellt. An zwei Wänden sind insgesamt 30 Bildschirme angebracht, die eine unruhige Lichtstimmung im Raum verbreiten. Auch der interaktive Bereich auf dem Fließband ist ein Selbstleuchter. Es scheint lediglich noch etwas Tageslicht durch den Eingang in den ersten Raum. Die Beleuchtung im zweiten Bereich spielt mit einem konkreten Fall der Obsoleszenz: Die Glühbirne – das erste nachgewiesene Opfer der verkürzten Lebensdauer. Sie flackert permanent und droht durchzubrennen. Eine weitere Lichtquelle in diesem Ausstellungsbereichen ist die Sonne. Durch den zerfallenen Pavillon dringen die Strahlen in den Raum ein und erzeugen ein spannendes Schattenspiel. 2. Soundkulisse Die Bildschirme im ersten Bereich zeigen laute, knallig bunte und somit sehr aufdringliche Werbespots. Im Kontrast dazu hört man nichts. Die Geräusche bilden sich selbst beim Betrachten im Gedanken des Besuchers. Was allerdings schon leise aus dem zweiten Pavil62

lonbereich zu hören ist, sind Geräusche von Elektrogeräten. Aus den Sounds lässt sich allerdings schon ein Defekt erahnen. Die Geräusche kommen von den inszenierten Schrottobjekten unter dem Fließband – Staubsauger, Scanner, Drucker, Motorengeräusche etc. Eigentlich schon für obsolet erklärt, singen sie dennoch regungslos ihr Lied ... 3. Farbigkeit Die Hauptfarben sind das Weiß des Pavillons und das Grau des Fließbands. Im ersten Bereich, der »Konsumwelt«, ist es insgesamt durch die Vielzahl an gezeigten Werbespots deutlich farbiger als im restlichen Pavillon. In den darauf folgenden Bereichen sind vor allem die bunten Fotografien von Elektroschrott ein Eyecatcher. Sie ähneln in ihrer Farbigkeit den Commercials, sind allerdings statische Bilder und zeigen die vorher beworbenen Produkte als Abfall. Textliche Informationen sind komplett in Schwarz gehalten. Dadurch bringen diese eine gewisse Ruhe in den Pavillon. Zudem ist Schwarz sowohl auf den vielen unterschiedlich angeordneten Fassadenbruchstücken, als auch auf dem grauen Fließband sehr gut sicht- und lesbar.


»In unserer Wachstumsgesellschaft fahren wir sozusagen mit einem fahrerlosen Rennauto und das mit vollem Tempo. Das Ende ist absehbar. Entweder wir fahren gegen eine Wand oder stürzen in einen Abgrund.« Serge Latouche


Impressionen

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Ein Projekt von Tanja M端ller | Sommersemester 2012 | Prof. Claudia Frey






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