Die inneren Organe als Ansatz für die Bewegung und Tanzimprovisation

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Die inneren Organe als Ansatz für Bewegung und Tanzimprovisation

Schule für Bewegung Zürich Verfasser:

Jean-Claude Rubin Steinbühlweg 78 4123 Allschwil

Lehrgang:

Bewegungspädagogik

Ort, Datum:

Allschwil, 31.01.2018


«Physical and mental information are inseparable, the warp and the weft of the individual’s whole sense of reality.» 1

1

The Knowing Body, The Body as Home, Louise Steinman 1986, 1995, North Atlantic Books, Berkeley, California Die inneren Organe als Ansatz für Bewegung

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis ...............................................................................................................III Abbildungsverzeichnis ....................................................................................................... V Tabellenverzeichnis ........................................................................................................... VI Vorwort..................................................................................................................................1 1

2

Einleitung .......................................................................................................................2 1.1

Problemdarstellung.................................................................................................2

1.2

Persönliche Motivation ...........................................................................................3

1.3

Ziele und Aufbau der Arbeit ....................................................................................4

1.4

Definition des Zielpublikums ...................................................................................5

1.5

Anwendung der Methode im Alltag .........................................................................5

Das Organsystem ..........................................................................................................7 2.1.1 Organe des Verdauungssystems ................................................................7 2.1.2 Organe des lymphatischen Systems ...........................................................7 2.1.2.1 Milz ................................................................................................8 2.1.3 Organe des Harnsystems............................................................................8 2.1.4 Organe des Atmungssystems .....................................................................8 2.1.5 Organe des Genitalsystems ........................................................................8 2.1.6 Organe des Kreislaufsystems......................................................................9 2.2

Mobilität der inneren Organe ..................................................................................9

2.3

Bewegungen des Organsystems ..........................................................................10 2.3.1 Viszerale Wechselwirkungen.....................................................................11 2.3.2 Mobilitätsverlust ........................................................................................12 2.3.2.1 Funktionsstörungen des Diaphragmas ........................................12 2.3.2.2 Adhäsionen/Verklebungen...........................................................12 2.3.2.3 Myofasziale Ketten ......................................................................13 2.3.2.4 Folgen der eingeschränkten Mobilität ..........................................14 2.3.2.5 Hypermobilität der Organe...........................................................14

2.4

Die Leber..............................................................................................................14 2.4.1 Anatomie ...................................................................................................14 2.4.2 Funktionen ................................................................................................16 2.4.3 Passive Bewegung der Leber....................................................................17

Die inneren Organe als Ansatz für Bewegung

III


Inhaltsverzeichnis

2.4.4 Die unbewegliche Leber und die Folgen ...................................................17 2.4.5 Der Mind der Leber ...................................................................................18 2.5 3

Unterstützende Funktion der Organe ....................................................................18

Methode........................................................................................................................20 3.1

Bewusstsein – Phase I: Information ......................................................................20

3.2

Zugang zu den Organen - Phase II: Erforschung ..................................................21 3.2.1 Atem .........................................................................................................21 3.2.2 Berührung .................................................................................................23 3.2.3 Bewegung .................................................................................................23 3.2.3.1 Bewegung der Leber ...................................................................23 3.2.4 Töne und Klang.........................................................................................23 3.2.5 Farben ......................................................................................................24 3.2.6 Ansatz aus den inneren Organen ..............................................................24

3.3

Einbeziehung der Organe in den gestalterischen Prozess – Phase III: Integration 25 3.3.1 Tanzimprovisation – kreative Körpererfahrung ..........................................25

3.4

Körperschule durch Tanz......................................................................................27 3.4.1 Integration der Organe in freien Tanz ........................................................29

3.5 4

Abschluss – Phase IV: Vertiefung und Bewusstsein .............................................31

Zusammenfassung ......................................................................................................32

Literaturverzeichnis ...........................................................................................................34

Die inneren Organe als Ansatz für Bewegung

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Abbildungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1 Topographie von Leber und Gallenblase ..........................................................15 Abbildung 2 horizontaler Durchschnitt durch die Leber .........................................................15 Abbildung 3 Vorderseite der Leber .......................................................................................16 Abbildung 4 Unterseite der Leber .........................................................................................16 Abbildung 5 Mobilität der Leber bei der Einatmung ..............................................................17 Abbildung 6 aktive Organe unterstßtzen von innen ...............................................................19 Abbildung 7 hypotones Organ ..............................................................................................22 Abbildung 8 hypertones Organ .............................................................................................22

Die inneren Organe als Ansatz fĂźr Bewegung

V


Tabellenverzeichnis

Tabellenverzeichnis Tabelle 1 Haupteigenschaften der Organe aus BMC© ...........................................................9 Tabelle 2 Elemente und Organe – traditionelle chinesische Medizin ....................................24

Die inneren Organe als Ansatz für Bewegung

VI


Vorwort

Vorwort Im Rahmen der Ausbildung zum Bewegungspädagogen wiesen die Lehrkräfte auf die Wichtigkeit der inneren Organe hin. Die Auseinandersetzung mit den Organen im Zusammenhang mit der Bewegung war mir bis zu diesem Zeitpunkt nicht vertraut. Beim Üben der Pirouetten im zeitgenössischen Tanz wurde uns erklärt, dass die Organe die Drehung des Körpers mitmachen und unterstützen. Auch in den Fächern Body-Mind Centering© (BMC), Pilates oder Yoga kamen die Organe immer wieder ins Gespräch. Dabei war ich überrascht, wie wenig ich über die Organe wusste. Ich kann mich erinnern, dass ich nicht ganz sicher war, wo die Nieren anzusiedeln sind. Wo befindet sich die Leber und wo die Milz? Auch mein Wissen über die funktionellen Aufgaben der Organe war bescheiden. Ich konnte mich zwar erinnern, dass wir in der Schule die Organe einmal besprochen hatten, das lag aber Jahre zurück, sodass ich auf dieses Wissen nicht mehr zugreifen konnte. Ich machte mir Gedanken darüber, woher es kommen könnte, dass die Organe allgemein einen sekundären Stellenwert im Bewusstsein haben. Bei manchen Menschen konnte ich im Gespräch feststellen, dass sie Ekel beim blossen Anblick von Bildern mit Organen empfanden. Das Unverständnis könnte daherkommen, dass die Organe nicht sichtbar, sondern in unserem Körper eingebettet sind. Ein weiterer Grund für dieses Manko an Bewusstsein könnte die Wahrnehmung sein. Die Organe werden uns meistens erst dann bewusst, wenn sie schmerzen oder wenn wir Hunger oder Durst empfinden. In den östlichen Heilmethoden spielen die Organe im Gegensatz zu der westlichen Welt eine zentrale Rolle. Sie werden den natürlichen Elementen zugeordnet. In vielen Kulturen (z. B. der chinesischen oder griechischen) wird den Organen der Sitz von Emotionen wie Wut, Freude, Trauer oder Angst zugewiesen. Im Unterricht bei Jeanette Engler (Teacher Body-Mind Centering©) konnte ich lernen, die Organe zu erfahren und zu verkörpern. Dank ihrer fachlichen Unterstützung und Begleitung dieser Arbeit, konnte ich mich ausführlicher mit dem Thema der Organe als Ansatz der Bewegung befassen. Die Faszination für die inneren Organe und ihre Wichtigkeit für die Haltung und Bewegung wuchs, je mehr ich mich ins Thema vertiefte.

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Vorwort

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Einleitung

1.1

Problemdarstellung

Wie soll es möglich sein, die Bewegung mit Hilfe eines spezifischen Organs zu initiieren, das heisst, eine Tasse aus dem Schrank zu holen und dabei den Arm aus der Lunge heraus zu bewegen? Auch wenn dies exotisch oder gar verrückt klingt, wird in dieser Arbeit die Behauptung aufgestellt, dass dies funktioniert. Damit das funktionieren kann, braucht es ein Bewusstsein für die inneren Organe oder das Innere unseres Körpers. Wo befindet sich die Leber? Welche Funktion hat sie und welche Bewegung kann sie unter Umständen unterstützen? Wie können Organe als Ansatz für Bewegung und Tanz aktiviert werden? Ist es möglich, mit der Leber in Kontakt zu treten und welche Beziehung soll die Niere mit den Knien haben? Der moderne Mensch, der in demokratischen Systemen lebt und die Freiheit der Persönlichkeit hochhält, lebt oft in Ahnungslosigkeit, wenn es um den Körper und seine inneren Organe geht. Unwissenheit über den sich ständig erneuernden Organismus und somit über einen Teil seiner selbst. In einer Gesellschaft, in der ein grenzenloser Körperkult vorherrscht, wo Körperpflege und sogar Gestaltkorrekturen durch kosmetische Chirurgie alltäglich werden, scheint für einen grossen Teil der Menschen das Verständnis zu den inneren Organen ins Steinzeitalter zurückgeworfen zu sein. Wie konnte es soweit kommen? In den alten östlichen und westlichen Kulturen war man sich der «Heilkraft der Natur» bewusst. Ich kann mich an eine Frau erinnern, die immer auf die Bedürfnisse ihres Körpers hörte und für die ihr Essen Medizin bedeutete. Schon vor zweieinhalbtausend Jahren wusste Hippokrates von dieser Selbstheilung und sagte, dass der Mensch für die Gesundheit eigene Verantwortung übernehmen müsse. Leider entstand im 17. Jahrhundert ein Weltbild, das die analytische Methode in den Vordergrund stellte. René Descartes trennte das Bewusstsein vom Körper. Chemie und Mathematik dominierten die Wissenschaft und die Medizin distanzierte sich von der Natur. In der Folge entwickelte man synthetische Produkte, welche die Wirkstoffe der Natur imitierten. Die Medizin spaltete den Organismus in seine biochemischen Bestandteile und fokussierte sich bei der Heilung von Krankheiten auf diese Einzelteile. Sie reduzierte dadurch ihr Wissen von der

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Vorwort

Gesamtheit des Organismus auf einzelne Organe, Zellen oder Gewebe und behandelte störende Einzelteile isoliert voneinander. Diese Entwicklung wird nach Meinung des Autors in der modernen Medizin – unterstützt durch die Macht der Ökonomie und unserem Weltbild – durch die Förderung der Spezialisierung weitergeführt. Indem die moderne Medizin nur noch die Kontrolle über einzelne Körperorgane übernimmt und der ganzheitliche Ansatz verloren ging, hat sie nur noch einen eingeschränkten Zugang zur Heilung von Krankheiten. «In der Beziehung zu sich selbst ist der Mensch noch immer nicht stark genug. Er wagt es bereits, den Sternen in die Augen zu schauen, aber bei der Milz und den Gedärmen fehlt es ihm noch an Mut.» (Marai, 2001)

1.2

Persönliche Motivation

Während der Ausbildung wuchsen sowohl mein Körperbewusstsein als auch die Freude an den meisten Unterrichtsfächern, insbesondere zum zeitgenössischen Tanz und Body-Mind CenteringÓ. Zwar hatte ich Spass und war sehr motiviert, stiess aber auf meine physischen Grenzen und entdeckte leider körperliche Schäden, die sich über Jahre der Fehlbelastung durch Sportaktivitäten eingestellt hatten. Ich musste lernen, diesen Sachverhalt zu akzeptieren. Der zweite Teil – das Akzeptieren – war ein langer und anhaltender Prozess, der weit über das zweite Ausbildungsjahr hinausging. Zu Beginn der Ausbildung stellten sich Knieschmerzen ein, und ich war mir nicht mehr sicher, ob ich die richtige Ausbildung gewählt hatte. Die Schmerzen liessen über ein halbes Jahr lang nicht nach. Immer wieder wurde ich während dieser Zeit durch Lehrkräfte motiviert und unterstützt, weiter an meiner Aufrichtung und der Koordination zu arbeiten. Schliesslich verschwanden die Knieschmerzen. Meine Gelenke und Muskeln haben sich reorganisiert. Mein gesamtes Erscheinungsbild hat sich verändert. Ich bin grösser geworden, aufgerichtet, vitaler und wurde mehrere Male von verwunderten Freunden darauf angesprochen, was denn mit mir passiert sei? Heute ist mir bewusstgeworden, dass BMC© und die Arbeit mit den inneren Organen sowie die Ausdauer in anderen Disziplinen helfen, die Aufrichtung zu verändern. Körperarbeit ist tägliche Arbeit, die Spass macht und immer wieder zu neuen Entdeckungen führt.

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Vorwort

1.3

Ziele und Aufbau der Arbeit

«Wenn die Organe ausgerichtet sind, wird die Wirbelsäule automatisch auch ausgerichtet.» Das ist die freie Übersetzung einer Aussage von Bonnie Bainbridge Cohen während eines Workshops in Bezug der Leber auf Skoliose. Das heisst mit anderen Worten, dass bei ausgerichteten Organen im Körper der Rumpf bzw. die Wirbelsäule automatisch durchlässiger wird und Raum zwischen den einzelnen Wirbelkörpern entstehen kann. Im Weiteren bedeutet es, dass Einschränkungen des Bewegungssystems und Haltungsprobleme von nicht ausgerichteten Organen herrühren können. Dieses Wissen und meine eigenen Erfahrungen haben dazu beigetragen, diese Arbeit zu schreiben. Die vorliegende Arbeit befasst sich insbesondere mit der Leber und mit der Frage, welchen Einfluss deren Unbeweglichkeit auf den Organismus hat. Weiter wird der Frage nachgegangen, ob andere innere Organe dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden können und schliesslich, ob Unbeweglichkeit innerer Organe zu Dysbalance im Skelettsystem führen kann. Im ersten Teil der Arbeit wird durch die Auseinandersetzung mit den inneren Organen ein Bewusstsein für ihre Präsenz sowie ihre physikalischen als auch energetischen Aufgaben geweckt. Darauf aufbauend wird im zweiten Teil gezeigt, wie der Zugang zu den inneren Organen erreicht werden kann. Es werden Methoden aufgezeigt, die es erlauben, Organe zu erfahren, um sie als Ansatz für Bewegung zu nutzen. Im dritten Schritt wird die Integration der Organe im «freien Tanz» nähergebracht. Diese gestalterische Phase ist die «Verkörperung», die Somatisation. Diese Arbeit ist keine Einführung in Body-Mind Centering © (BMC), obwohl als Grundstein Bonnie Bainbridge Cohens «Sensing, Feeling, and Action» (Bainbridge Cohen, 2012) und Linda Hartleys Buch «Wisdom of the Body Moving» (Hartley, 1989, 1995) dienen. Ich werde auch nicht erschöpfend auf alle Körpersysteme und deren Verbindung zu den Gelenken und Knochen eingehen, da dies den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Body-Mind Centering© (BMC) unterscheidet zwischen drei Kategorien von Körpersystemen: das Behältnis, der Inhalt und die Kommunikation und Transformation.

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Vorwort

Das Behältnis besteht aus der Haut, dem Skelett und dem Muskelsystem und sorgt für Form und Struktur. Der Inhalt wird aus dem weichen Gewebe, den inneren Organen und dem endokrinen System gebildet. Schliesslich sorgen das Nervensystem und die Flüssigkeiten für Kommunikation und Transformation. Diese Arbeit befasst sich ausschliesslich mit den inneren Organen und im Speziellen mit der Leber. Selbstverständlich kann die hier beschriebene Methode aber für alle inneren Organe angewendet werden. Als weitere Grundlage für diese Arbeit dient «Die Leber und die Gallenblase» von Luc Peeters & Grégoire Lason, The International Academy of Osteopathy – I.A.O. 2013 (Peeters & Lason, 2013). Es ist ausserdem keine ausführliche Auseinandersetzung mit der Tanzimprovisation zu erwarten.

1.4

Definition des Zielpublikums

Die hier beschriebene Methode eignet sich für alle Menschen, die sich für Körper und Bewegung interessieren und ihr Körperbewusstsein vertiefen möchten. Sie ist für jedes Alter anwendbar. Zielpublikum sind unter anderem Bewegungsschaffende, die mit ihrer Klientel Körperbewusstsein erlangen wollen. Die Methode ist auch für Tänzer und Tänzerinnen geeignet. Dabei spielt es keine Rolle, aus welchem Genre die Tänzer kommen. Die Anwendung verfeinert das Körperbewusstsein und gibt den Bewegungen mehr Qualität und Fülle. Dies kann sich auf das eigene Sein auswirken und die Lebensqualität beeinflussen.

1.5

Anwendung der Methode im Alltag

Durch das Erlangen von Bewusstheit für die inneren Organe und die Arbeit mit dem Körper (z. B. Yoga, Tanzimprovisation) kann das Gelernte in die tägliche Bewegung eingebaut werden. Die inneren Organe können einfache Verrichtungen wie das Herausholen einer Tasse aus dem Schrank oder das Treppensteigen unterstützen. Das Wissen um die Organe hat einen Einfluss auf die Muskulatur und die Haltung. Damit kann die Anwendung der in dieser Arbeit beschriebenen Methode, eine Prophylaxe für Haltungsprobleme sein.

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Vorwort

Ich bin überzeugt, dass man die hier beschriebene Methode nicht nur in der primären Prävention oder in künstlerischen Tätigkeiten anwenden kann. Da das muskuloskelettale Gerüst in jeglicher Hinsicht durch die Organe unterstützt wird, hilft die Methode bei der Rehabilitation nach einem medizinischen Eingriff oder bei eingeschränkter Mobilität. Durch die Möglichkeit der alltäglichen Anwendung der Methode kann mehr Gleichgewicht, Beweglichkeit und Vitalität erlangt werden und dadurch kann mehr Sicherheit im Alltag entstehen. Im gezielten Umgang mit den Organen und deren Integration in die Bewegung, wird die Sensibilität und das Bewusstsein für die inneren Organe und ihre Wichtigkeit für die Haltung, ihren Ausdruck und emotionalen Gehalt geweckt.

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Das Organsystem

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Das Organsystem

Die inneren Organe befinden sich entweder in der Brusthöhle oder der Bauch- und Beckenhöhle. Die Brusthöhle wird vom Brustkorb umschlossen und ventral, lateral und dorsal von ihm begrenzt. Der obere Brustraum wird von einem Verbund von Muskeln und Faszien sowie der Pleuralkuppel abgegrenzt. Das Zwerchfell bildet die Abgrenzung zum Bauchraum. Die Bauch- und Beckenhöhle (Abdomen) hat eine obere Begrenzung durch das Zwerchfell und eine untere Begrenzung durch das Becken mit dem Perineum. Das Perineum ist der Gewebebezirk zwischen dem Anus und den äusseren Geschlechtsorganen (Barral & Mercier, 2005). Das Organsystem besteht aus dem weichen Gewebe der inneren Organe und der Eingeweide, die das Leben aufrechterhalten, erneuern und reproduzieren (Hartley, 1989, 1995). Die inneren Organe sind der Inhalt des muskuloskelettalen Körpersystems. Sie nehmen unseren inneren Körperraum ein und können ein Gefühl der Fülle und des Volumens geben. Sie sind die innere Lebenskraft und Unterstützung für das knöcherne und muskuläre System in alle Richtungen; nach oben für die Aufrichtung, sowie in allen seitlichen und diagonalen Raumrichtungen als Weite und Fülle. Die inneren Organe können den gesamten Körper ausund aufrichten. Jedes innere Organ ist eine separate Einheit, die aber mit allen anderen Organen verbunden ist und durch ihren Rhythmus und Energiefluss als System funktionieren (Bainbridge Cohen, 2012). 2.1.1

Organe des Verdauungssystems

Zum Verdauungssystem gehören Mundhöhle, Rachen, Speiseröhre, Magen, Darm, Leber, Gallenblase und Bauchspeicheldrüse. Der Verdauungstrakt ist in einen oberen und einen unteren Trakt aufgeteilt und erstreckt sich von den Lippen bis zum After. 2.1.2

Organe des lymphatischen Systems

Das lymphatische System ist in ein primäres System mit der Thymusdrüse und dem Knochenmark und ein sekundäres System mit den Lymphknoten und der Milz eingeteilt.

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Das Organsystem

2.1.2.1

Milz

Die Milz produziert weisse Blutkörperchen und Antikörper, filtriert die Lymphe und ist somit ein wichtiges Organ der Abwehr. Die Milz mag: schüttelnde Körperübungen, frische Luft, lachen und singen, Fleisch und Blut und schweigen zur rechten Zeit (Levin, 2017). 2.1.3

Organe des Harnsystems

Zum Harnsystem gehören die Nieren und die Harnblase. Die Nieren entfernen wasserlösliche Abfallprodukte des Stoffwechsels und halten den Wasserhaushalt aufrecht. Die Nieren mögen: Wärme, Ruhe und Stabilität, Stille, Meditation und im Fettbett geschaukelt werden. Die Harnblase mag: ausreichenden Wasserfluss, gelassenen Umgang mit Scham, halten und loslassen, langsame Sonnenaufgänge und rasante Sonnenuntergänge (Levin, 2017). 2.1.4

Organe des Atmungssystems

Zum Atmungssystem gehören Atemwege, Lungen und Zwerchfell. Das Atmungssystem ist für die Aufnahme von Sauerstoff verantwortlich und gibt Kohlendioxid ab. Das Atmungssystem ist Träger der Lebensenergie «Prana» und «Chi» sowie des gedanklichen Flusses. Es ist Tor zwischen bewussten und unbewussten Prozessen. Die Lungen mögen: frische, wohltemperierte Luft, atmen bei gleichbleibendem Luftdruck, Meditation und Inspiration, singen und sprechen, Austausch mit anderen Menschen und der Umwelt sowie vom Herzen getragen sein (Levin, 2017). 2.1.5

Organe des Genitalsystems

Zum Genitalsystem gehören bei der Frau Eierstöcke, Eileiter, Gebärmutter und Scheide; beim Mann Hoden, Nebenhoden, Prostata, Bläschendrüsen und Penis. Das Fortpflanzungssystem ist verantwortlich für die Bildung von Keimzellen und Geschlechtshormonen, die Fortpflanzung und Ernährung des Ungeborenen, persönliche Ausstrahlung, Liebe und Verwirklichung.

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Das Organsystem

2.1.6

Organe des Kreislaufsystems

Zum Kreislaufsystem gehören Herz, Blutgefässe und Blut. Die Funktionen sind der Sauerstoff- und Nährstofftransport sowie Abtransport von Stoffwechselendprodukten. Das Herz mag: Druck und Fluss, Fülle und Liebe, tanzen und singen, lächeln und freundliche Ansprache sowie Begegnungen von Angesicht zu Angesicht (Levin, 2017). Tabelle 1 Haupteigenschaften der Organe aus BMC©

Körpersystem Gehirn Herz Lunge Oberer Verdauungstrakt Unterer Verdauungstrakt Leber Gallenblase Bauchspeicheldrüse Milz Nieren Blase Keimdrüsen Eierstock und Prostata Geschlechtsorgane

2.2

Eigenschaften Wahrnehmung Wärme, Offenherzigkeit Leichtigkeit, Auftriebskraft Ernährung, Geselligkeit Erdung, Bodenständigkeit, Resilienz Kraft, Stabilität, Ausdauer schnelle Reaktionsfähigkeit Lieblichkeit, Sanftmut, kreisförmig strahlend Klarheit, geerdet sein Grundenergie, Bewusstsein Auftriebskraft, Absichtlichkeit Beziehung und Kreativität tiefe Behauptung und Anpassung oberflächliche Behauptung und Anpassung

Mobilität der inneren Organe

Im allgemeinen Verständnis finden Bewegungen hauptsächlich durch das muskuloskelettale System statt. Ganzheitlich betrachtet verhält es ich aber so, dass Bewegungen in allen Strukturen stattfinden, auch in den inneren Organen. Mobilität ist Bewegung zwischen zwei Organen, zwischen einem Organ und der Rumpfwand oder einem Organ und dem Diaphragma. Bewegung kann aber auch zwischen einem Organ und einer anderen Struktur des muskuloskelettalen Systems stattfinden (Hebgen, 2008a 3. Aufl.). Wenn sich innere Organe untereinander oder mit muskuloskelettalen Strukturen berühren, kann man von einem Gelenk oder Artikulation sprechen. Beide Strukturen müssen perfekt mobil bleiben.

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Das Organsystem

Der Einfluss der Beweglichkeit des viszeralen Systems auf den ganzen Organismus ist enorm und kann bei Dysfunktion zu schweren Veränderungen im ganzen Körper und zu Erkrankungen führen. Es besteht eine direkte Kausalität zwischen viszeralen Krankheiten und schwacher Mobilität der Organe. Die Arterien, Venen, Nerven und Lymphbahnen zu den inneren Organen durchlaufen alle die viszeralen Ligamente. Bei erhöhter mechanischer Spannung in den viszeralen Bändern werden die Gefässe (d. h. die Lymphgefässe und Venen) mit geringem Druck komprimiert, was zu einem Ödem führen kann. Die Stoffwechsel-Nebenprodukte werden zurückgehalten. Mit erhöhter Spannung können auch Arterien komprimiert werden, was die Versorgung des Gewebes mit Nährstoffen und die Zufuhr des Sauerstoffs beeinträchtigen kann (Lossing, 2010, 3. Aufl.). Viszerale Mobilität ist zum einen von der Funktionalität des Zwerchfells abhängig und zum anderen von der Eigenschaft der Gleitflächen, welche die Organe umgeben. Auch die Dehnbarkeit der stützenden Bänder spielt eine grosse Rolle. Zwischen Thorax und Abdomen herrscht ein physiologisches Druckverhältnis, das eine bedeutsame Rolle für die Mobilität spielt. Essenziell für viszerale Mobilität ist auch eine aufrechte Körperhaltung (Fossum, 2009, 3. Aufl.).

2.3

Bewegungen des Organsystems

Bewegungen des viszeralen Systems finden nicht unter bewusster Kontrolle statt (ZNS), sondern werden vom autonomen Nervensystem gesteuert, d. h. es besteht kein willentlicher Einfluss des Menschen auf die Bewegung. Die inneren Organe werden durch verschiedene Strukturen bewegt, durch das Diaphragma (Ein- und Ausatmung), das Schlagen des Herzens und durch die peristaltischen Bewegungen der Därme. Besonders gut ist der Einfluss des Diaphragmas (Zwerchfell) auf die Lungenfunktion recherchiert. Die Bewegung des Zwerchfells betrifft nicht nur die Lunge, sondern auch die umliegenden Organe. Die Organe im Thorax und die unmittelbar darunterliegenden Organe folgen der Bewegung des Zwerchfells bei der Atmung. Sie hängen von der Mobilität des Zwerchfells ab. Auch die Organe im Beckenbereich werden durch die Bewegung des Zwerchfells indirekt beeinflusst.

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Das Organsystem

Bei der Einatmung gibt es im thorakalen Bereich einen Druckabfall und im Bauchraum einen Anstieg des Drucks durch die Bewegung des Zwerchfells. Bei der Ausatmung ist Druckverhältnis umgekehrt. Die Organe können sich gegenseitig bewegen. So hat das Herz durch seine »«mechanische»« Pumpaktion Einfluss auf die Lunge, das Zwerchfell oder den Ösophagus (Hohlorgan, das für den Transport der zerkleinerten Nahrung in den Magen verantwortlich ist). 2.3.1

Viszerale Wechselwirkungen

Die Stelle, an der zwei Organe in Kontakt kommen, wird als Gelenkverbindung betrachtet, weil beide Strukturen sich relativ zueinander bewegen sollten. Die Organe sind in einer doppelfaszialen Schicht, der Serosa, eingehüllt. Die Schicht ermöglicht das Gleiten gegeneinander. Sie werden anatomisch wie folgt bezeichnet: o Pleura (Brustfell oder Lungenfell, Verschiebespalt zwischen Brustwand und Lunge) o Perikard (Herzbeutel) o Peritoneum (Bauchfell) o Meningen (Hirnhaut, Gleitfläche um das Gehirn) Die inneren Organe berühren aber nicht nur sich selbst untereinander, sondern können auch die muskulären Wände (z. B. Magen/Zwerchfell) oder das Skelett (z. B. Lunge/Thorax) berühren. Die inneren Organe sind auf unterschiedliche Weise befestigt und liegen nicht lose in der thorakalen oder abdominalen Höhle. Sie sind ligamentär (Bänder) mit der Höhlenwand oder untereinander befestigt. In der Abdominalhöhle gibt es zusätzlich eine Art Netz oder Bauchnetz – das Omentum –, das für die Aufhängung der Organe eine wichtige Rolle spielt oder als Schutzhülle für die vaskuläre Versorgung des jeweiligen Organs sorgt. Eine weitere Befestigung der Organe wird durch den Turgordruck gewährleistet. Jedes Organ strebt danach, einen Platz einzunehmen. Das geschieht durch die Elastizität, durch Durchblutung oder den Inhalt der Hohlorgane. Dadurch werden die Organe aneinandergepresst und gegenseitig fixiert.

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Das Organsystem

Das Zwerchfell gilt als Abgrenzung zwischen dem Bauchraum, in welchem ein Überdruck herrscht, und der Thorax. Im thorakalen Raum herrscht ein Unterdruck. Dadurch entsteht eine Saugwirkung auf die unterhalb des Zwerchfells liegenden Organe. Überhaupt spielt das Druckverhältnis im Rumpf eine grosse Rolle. Der Druck der Organe ist grösser als derjenige in der Peritonalhöhle, dieser wiederum ist höher als der Druck in der Lunge. Der Druck in Lunge ist grösser als der in der Pleuralhöhle und der Druck oberhalb des Diaphragmas ist geringer als derjenige unterhalb. 2.3.2

Mobilitätsverlust

2.3.2.1

Funktionsstörungen des Diaphragmas

Bei bewegungsarmer Lebensweise kann der ganze Organismus negativ beeinflusst werden, da durch geringere Absenkung des Diaphragmas keine ausreichende Kreislaufversorgung der umgebenden inneren Organe mehr gesichert ist. Es gelangt weniger Sauerstoff in die Gewebestrukturen und der CO2-Transport zu den Lungen ist suboptimal. Das Gewebe wird nicht mit genügend «Treibstoff» versorgt. Folge davon können funktionelle Störungen und strukturelle Gewebeveränderungen sein. Diese trophischen Gewebeveränderungen führen zu Verlust von Elastizität und zu verminderter Turgorkapazität, was der Anfang des eigentlichen Teufelskreises ist. Das hat zur Folge, dass die vaskuläre Versorgung des Organismus eingeschränkt werden kann. 2.3.2.2

Adhäsionen/Verklebungen

Adhäsionen und Verklebungen können auch als Narben bezeichnet werden und haben unterschiedliche Entstehungsgründe. Narben können durch chirurgische Eingriffe entstehen. Auch durch Trauma können kleinflächige Blutungen entstehen, die Narben hinterlassen. Weiter sind Entzündungen und Infektionen ein Grund für Adhäsionen. Bekannt ist auch das »Leaky Gut Syndrom«, das durch geschädigte Darmschleimhaut infolge von schlechter Ernährungsgewohnheiten entstehen kann. Durch die undichte Stelle in der Darmschleimhaut können chronische Krankheiten entstehen, da Toxine und Krankheitserreger in den Organismus eintreten können. Autopsie-Studien von Subhuti Dharmananda (Ph.D., Director, Institute for Traditional Medicine, Portland, Oregon, 2003, «Abdominal Adhesions: Prevention and Treatment») zeigen, dass Adhäsionen häufig bei multiplen Operationen (90%), gynäkologischen Eingriffen (70%) oder Appendektomien (50%) entstehen. Mehr als 20% entstehen allerdings ohne Operationen, Die inneren Organe als Ansatz für Bewegung

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Das Organsystem

d. h. ohne äusseren Eingriff. Dies ist sehr eindrücklich und lässt vermuten, dass ein sehr grosser Teil der Adhäsionen durch Bewegungsarmut entsteht. Nicht nur Verklebungen können zu Mobilitätsverlust führen, auch Verkürzungen können Auslöser sein. Mobilitätsverlust kann auch durch sog. Stauungen entstehen. Kongestive Organe benötigen mehr Platz, dadurch wird die Serosa zwischen den Organen chronisch zusammengedrückt und kann Adhäsionen verursachen. Haltebedingte Abweichungen sind nicht belanglos und können zu Mobilitätsverlust der inneren Organe führen. Die Skoliose bewirkt eine Asymmetrie in den muskuloskelettalen Strukturen. Das kann zu unsymmetrischer Belastung der inneren Organe führen und durch die Positionsveränderungen können Funktionsstörungen eintreten. Bei der Skoliose kann z. B. die lumbale Seitneigung zur rechten Seite zu einer Verkürzung der perirenalen Faszie auf der gestauchten linken Seite führen. Weiter können beispielsweise unterschiedliche Beinlängen eine Kippung der Blase bewirken, was ein Risiko für eine Verklebung mit der Muskelfaszie des M. obturatorius internus bedeutet. Diese Kippung beeinflusst nicht nur die Blasenfunktion, sondern kann auch das Hüftgelenk betreffen. Das viszerale System ist eng mit dem parietalen System verbunden (Muskeln, Knochen, Gelenke, Bindegewebe). 2.3.2.3

Myofasziale Ketten

Myofasziale Verbindungslinien durchlaufen den ganzen Körper in unterschiedlichen Tiefen, ohne Unterbrechung. Sie verbinden alle Strukturen miteinander. Das bedeutet, dass Spannungen an unterschiedlichen Orten im Körper eintreten können. Wenn Faszien anatomisch und funktionell in Verbindung zueinanderstehen, spricht man von Faszienketten. Sie übertragen Kräfte, koordinieren und harmonisieren Bewegungen und dienen der Stossdämpfung. In funktioneller Betrachtung spricht man von lateralen, anterioren, posterioren, medialen, periphereren, zentralen und meningealen Faszienketten (Kwakman, 2005, 1. Aufl.).

Die inneren Organe als Ansatz für Bewegung

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Das Organsystem

2.3.2.4

Folgen der eingeschränkten Mobilität

Die Liste der Einwirkungen durch viszerale Mobilitätsverluste ist umfassend: Verlust von Bewegung und Elastizität des muskulären Systems, Probleme mit der Funktion der Aufrichtung, funktionelle Störungen, Einklemmen von Nerven (Beeinträchtigung des Nervensystems), Verändern des Tonus der Organe und des muskuloskelettalen Gewebe, arterielle und venöse Beeinträchtigungen, Verminderung des Sauerstoffs und CO2-Transports oder funktionelle Probleme des Diaphragmas (Peeters & Lason, 2013). Kleine Verklebungen führen zum Mobilitätsverlust eines Organs. Hier sei noch erwähnt, dass eingeschränkte Mobilität der Organe zu modifizierten Bewegungen um eine nicht physiologische Achse führen kann, was in Winkelveränderungen z. B. in Blutgefässen und dem Indestinalkanal endet. Man kann sich leicht vorstellen, dass eine chronische Veränderung eines natürlichen Winkels Spätfolgen haben kann. 2.3.2.5

Hypermobilität der Organe

Aber auch die viszerale Hypermobilität kann zu Funktionsstörungen in Organen führen. Wenn die Niere in einer ptosierten (herabhängenden) Position die normale Mobilität unter dem Einfluss der Atmung verliert, führt dies zu einer Funktionsminderung. Schwere Ptosen können auf Grund eines Abknickens des Harnleiters und einer Unterbrechung der Peristaltik zu einem Blutandrang führen.

2.4

Die Leber

Die Leber ist ein grosses Organ und wird durch den Brustkorb geschützt. Die Leber spielt eine wichtige Rolle für den Stoffwechsel und Energiehaushalt unseres Körpers. Sie ist für Lebensmittel das Tor zum Körper. «Die Leber wird dem „tiefen Ich“ zugeordnet, den Wurzeln der eigenen Persönlichkeit.». (Barral & Mercier, 2005) Sie liegt unter der rechten Diaphragmakuppel und reicht bis zum fünften Zwischenrippenraum (rechte Brustwarze). Die Leber hat rein von der funktionellen Seite betrachtet Einfluss auf die Verdauung, aber auch auf das Atmen (Barral & Mercier, 2005). 2.4.1

Anatomie

Die Leber ist ein venöses Organ. Sie hat bei einem erwachsenen Menschen ein Gewicht von ca. 1.5 kg und ist das schwerste innere Organ (Schwegler & Lucius, 2016). Trotz fester Konsistenz ist die Leber empfindlich. Sie hat Kontakt zu Zwerchfell, Herz, Magen, Dickdarm, Die inneren Organe als Ansatz für Bewegung

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Das Organsystem

Nebenniere und Niere rechts, Bauchspeicheldrüse, Gallenblase und Milz. Sie hat ein rotbraunes Aussehen. Ihre Oberfläche ist glatt und spiegelnd (Barral & Mercier, 2005).

Abbildung 1 Topographie von Leber und Gallenblase

«Die Verbindung zwischen Zwerchfell und der Leber besteht vornehmlich posterior». (Barral & Mercier, 2005) Die Leberhat einen rechten und einen linken Leberlappen. Die linke Seite ist schmaler, geht über die Mittellinie, kreuzt die Vorderseite der Speiseröhre und steht im Kontakt mit der Unterseite des Diaphragmas (Zwerchfell). Die Oberseite der Leber ist vom Bauchfell (Peritoneum) bedeckt.

Abbildung 2 horizontaler Durchschnitt durch die Leber Die inneren Organe als Ansatz für Bewegung

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Das Organsystem

Auch die Unterseite ist vollständig mit Peritoneum bedeckt, ausgenommen auf der Höhe der Gallenblase. Diese haftet direkt am Leberparenchym (organspezifisches Gewebe).

Abbildung 3 Vorderseite der Leber

Die Gallenblase, die sich unterhalb der Leber befindet, verleiht der Leber Leichtigkeit, Auftrieb und Beschwingtheit. (Frei übersetzt nach Bonnie Bainbridge Cohen).

Abbildung 4 Unterseite der Leber

2.4.2

Funktionen

Die Leber ist eine Umwandlungskünstlerin. Nicht vergebens nennt man sie auch die chemische Fabrik des Körpers. «Sie synthetisiert zum Beispiel Plasmaeiweisse, die für die Blutgerinnung wichtig sind, inaktiviert Hormone, produziert Harnstoff und baut körpereigene und körperfremde Stoffe, beispielsweise Medikamente und Giftstoffe, ab. Außerdem fördert sie die Kohlenhydratspeicherung, den Fett- und Eiweissstoffwechsel und produziert die Galle.» (organe.de, 2017).

Die inneren Organe als Ansatz für Bewegung

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Das Organsystem

2.4.3

Passive Bewegung der Leber

Bei der Leber fliesst während der Einatmung mehr Blut aus der Pfortader in die unterhalb gelegene Vena Cava als während der Ausatmung. Alle Organe – nicht nur die unmittelbar kaudal gelegenen Organe, auch diejenigen im Beckenraum – profitieren von der Auf- und Abbewegung des Zwerchfells wegen des generell intensiveren venösen Flusses des Blutes. Die Leber wird passiv durch das Diaphragma bewegt. Bei der Einatmung wird die Leber von oben nach unten und von hinten nach vorne bewegt. Die Leber folgt der Bewegung des Diaphragmas, was bedeutet, dass sie zu Beginn der Einatmung in ihrer Gesamtheit nach unten sinkt. Etwas weiter in der Atembewegung sinkt der rechte Leberlappen noch weiter als der linke. Die Leber macht gewissermassen eine Lateralflexion nach rechts um die dorsoventrale Achse, die durch das Lig. triangulare verläuft. Am Ende der Einatmung macht die Leber eine Rotation in der Sagittalebene nach vorne. Das heisst, die vordere untere Seite der Leber bewegt nach unten und hinten (Peeters & Lason, 2013).

Abbildung 5 Mobilität der Leber bei der Einatmung

2.4.4

Die unbewegliche Leber und die Folgen

Der linke Leberlappen ist kleiner aber kräftiger. Gemäss einer Aussage von Bonnie Bainbridge Cohen seien kleinere Organe kräftiger als grosse.

Die inneren Organe als Ansatz für Bewegung

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Das Organsystem

Da die Leber durch das Zwerchfell passiv bewegt wird, kann eine oberflächliche Atmung dazu führen, dass die Leber nicht richtig durchblutet werden kann. Durch die wichtigen Aufgaben, welche die Leber innehat, können dadurch Probleme im Kreislauf und Folgeschäden im ganzen Organismus entstehen. Die bewegliche Leber kann eine Rotation in der horizontalen Ebene ausführen. Wenn das Gewebe zwischen dem oberen Teil der Leber mit dem Zwerchfell verklebt ist, kann diese Rotationsbewegung entweder eingeschränkt sein oder ganz ausbleiben. «Schmerzen in der Schulter können ihre Ursache auch in der Dysbalance der Leber haben. Die Leber ist, wie die anderen Organe, von Faszien umschlossen. Wenn sie nach unten absinkt, zieht sie die Faszien mit und der Oberkörper bekommt die Neigung, sich vorzubeugen. Um die aufrechte Haltung zu bewahren, steuern die hinteren Nackenmuskeln dagegen. Das kann zu einer muskulären Dysbalance mit Verspannungen im Nackenbereich und Schmerzen in der Schulter führen. » (Mathur, 2018) 2.4.5

Der Mind der Leber

Da die Leber als einziges inneres Organ nachwächst, können Teiltransplantationen von gesundem Gewebe durchgeführt werden. Bonnie Bainbridge Cohen erklärt, während eines Workshops über innere Organe, dass bei einer Transplantation, am Ort des fehlenden Organs immer noch Bewusstsein im Körper vorhanden sei. Es handelt sich um dort immer noch bestehendes zelluläres Wissen. Man könne auch entfernte Organe wieder kontaktieren und wahrnehmen. Abgesehen davon, dass bei einer Transplantation nicht nur der Mind im Spender-Körper vorhanden bleibt, wird dieser Mind, mit der ganzen Information an den Spendenempfänger weitergegeben.

2.5

Unterstützende Funktion der Organe

Jedes Organ ist in seinem Innern von einem feinen bindegewebeartigen «Skelett» gestützt und hat eine eigene Präsenz. Innere Organe haben einen eigenen Charakter und eine eigene Lebendigkeit. In dieser Arbeit wird auf die zelluläre Ebene fokussiert. Auf die zelluläre Atmung wird in einem späteren Kapitel näher eingegangen.

Die inneren Organe als Ansatz für Bewegung

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Das Organsystem

Organe dehnen sich in ihrem Raum aus, sie stützen sich und die Nachbarorgane. Durch diese Fülle und Lebendigkeit stützen sie das muskuloskelettale System von innen. Man kann sich einen Ball vorstellen, der mit Luft oder Wasser gefüllt ist. Wäre die Luft raus oder der Ball hätte kein bestimmtes Volumen, würde der Ball in sich zusammenfallen und dadurch eher zur Last, denn zur Stütze werden. Abbildung 6 aktive Organe Weiter besteht ein energetischer Bezug zwischen Organen und unterstützen von innen

Gelenken oder Knochen. Ungenügende Unterstützung auf Organebene kann in diesem Bereich zu einer Schwäche führen. Zum

Beispiel wird bei der Sphinx-Übung vom Herzen aus energetische Unterstützung durch die Gelenke und Knochen zum Boden und wieder zurück zum Herzen geleitet. Ohne die wechselseitige Beziehung zwischen Organen, Skelett und Muskeln wäre das Becken nicht länger frei, könnte sich nicht klar balancieren und das Gewicht nicht ausgerichtet an die Beine abgeben, was zu Fehlbelastung der Knie oder zum Überstrecken der Gelenke führen würde. Die Energie durch die Gliedmassen zu den Organen vermittelt ein Gefühl von dynamischem Auftrieb und hat federnde Qualität. Ohne diese Organ-Unterstützung würde alles aus Muskelkraft geschehen und zu Verspannungen im entsprechenden Bereich des Körpers führen. Wo die organische Unterstützung fehlt, wird Bewegung anstrengend.

Die inneren Organe als Ansatz für Bewegung

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Methode

3

Methode

3.1

Bewusstsein – Phase I: Information

In diesem Teil der Arbeit wird mit der Vorstellungskraft gearbeitet. Das menschliche Gehirn verarbeitet neue Information in Bildern. Meistens sind mehrere Kanäle der Sinnesverarbeitung gleichzeitig am Prozess beteiligt. Ein bekanntes Beispiel ist der Duft. Er ruft manche Erinnerungen aus der Vergangenheit hervor. Nicht alle Menschen können sich einen Gegenstand oder ein inneres Organ gleich gut vorstellen, deshalb muss man als Übungsleiter dafür sorgen, dass viele Mittel und Wege in diesem Prozess angeboten werden, damit ein klares, eigenes Bild entstehen kann. Anatomiebücher regen die Fantasie an und zeigen auf einen Blick, wo sich Organe befinden. Manchmal ist es trotzdem schwierig, sich ein bestimmtes Organ oder den Verlauf von Därmen in einer dreidimensionalen Welt vorzustellen. Da sind anatomische Modelle dienlich. Die Modelle können auseinandergenommen werden und ermöglichen, dass durch Berührung gleichzeitig ein Eindruck der Grösse entsteht. Der Lerneffekt wird durch den Tastsinn erhöht und verstärkt ein inneres Bild eines spezifischen Organs. Wissen wird sozusagen «verkörperlicht», was ein elementarer Aspekt der somatischen Arbeit darstellt, das sogenannte Embodiment. Nicht zu vergessen sind Farben. Sie helfen, ein Organ direkt im ganzen Organismus zu identifizieren und haben eine grosse Wirkung auf die menschliche Innenwelt. Sie regen die Fantasie an. In der Vorstellungskraft eines Menschen gibt es kein «richtiges» oder «falsches» Bild von einem Organ. Bilder sind individuell. In diesem Prozess erfährt der Übende nicht nur die Form, Grösse und Struktur, sondern setzt sich auch mit dem Namen auseinander. Namen der Organe rufen ebenso Bilder und Emotionen hervor, wie die zuvor beschriebenen Mittel. Namen wecken unbewusste Erwartungen. Sie lassen Organe in einem anderen Licht erscheinen. Das alles unterstützt den Übenden und ist für die Wahrnehmung und den weiteren Prozess des Erkundens von Organen hilfreich, wobei in den ersten Unterrichtsstunden nicht zwingend alle Facetten eines Organs erfasst werden müssen und mit der eigenen Vorstellungskraft gearbeitet werden sollte.

Die inneren Organe als Ansatz für Bewegung

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Methode

Zuviel Information direkt in der ersten Lektion kann hemmend wirken, da sich der Klient in zu vielen Details verliert und der Effekt der Übungen dadurch verloren geht. Der ganze Prozess ist ein «Erfahren» und «Entdecken». Es sollte nichts erzwungen werden. Der Übende wird schrittweise an ein «inneres» Bild herangeführt und kann die Organwelt mit eigenen Mitteln und der eigenen Vorstellungskraft erfahren. Für den Laien ist in diesem Moment wichtig, dass er sich auf einen Körperbereich fokussieren kann, sei es das Becken, den Bauchraum, den Thorax oder gar den Kopf und, dass seine Aufmerksamkeit dort bleibt. In weiteren aufbauenden Sitzungen wird dem Klienten die Funktion eines spezifischen Organs nähergebracht. Dieser Teil sollte erst später vermittelt werden, wenn das Verständnis für die Organe deutlich vertieft wurde. Der Sitz eines spezifischen inneren Organs, die Einbettung ins gesamte Gefüge der «Organfamilie», die Nachbarorgane, sprich das ganze «Haus der Organfamilie» wird dem Klienten mit der Zeit bewusster und dadurch leichter wahrnehmbar.

3.2

Zugang zu den Organen - Phase II: Erforschung

Nebst den physiologischen Funktionen der Organe, der Verbindung untereinander im Gefüge der «Organfamilie» und der Wechselbeziehung zu Gelenken und Knochen, besitzen Organe einen eigenen Charakter. Organe mögen es, wenn man sie sanft behandelt und akzeptiert. Es ist empfohlen, verschiedene Methoden der Kontaktaufnahme zu verwenden. Nicht alle Techniken funktionieren bei jedem Menschen auf Anhieb, deshalb ist es gut, wenn man über ein diversifiziertes Repertoire verfügt. Hier ist fantasievolle Herangehensweise gefragt. In den folgenden Kapiteln werden ein paar mögliche Methoden für die Erforschung der inneren Organe beschrieben. 3.2.1

Atem

Nachdem die Wahrnehmung geschult ist und ein spezifisches Organ lokalisiert wurde – seine Form, seine Lage und seine Ausdehnung in die verschiedenen Richtungen -, kann mit dem Atem begonnen werden. Es wird bewusst in ein inneres Organ hinein geatmet. Man kann sich vorstellen, dass das spezifische Organ beim Einatmen von der Mitte in alle Richtungen an Volumen zunimmt und sich ausdehnt. Bei der Ausatmung stellen wir uns vor, wie es dieses Volumen ganz sanft und mühelos beibehält. (Hartley, 1989, 1995)

Die inneren Organe als Ansatz für Bewegung

21


Methode

Organe haben einen Tonus. Wenn man von Tonus spricht, denkt man meistens an den Tonus der Muskeln und vergisst dabei die Organe. Organtonus wird meistens nicht wahrgenommen, weil wir nicht genügend Sensibilität dafür entwickelt haben und wir die Organe im Normalfall nicht spüren können. Die inneren Organe nehmen wir leider erst bei Mangelzuständen oder bei Erkrankungen wahr. Die viszerale Sensibilität ist ständig in Aktion, auch wenn wir sie nicht bewusst wahrnehmen. Organe können sich unterschiedlich anfühlen, d. h. sie haben einen unterschiedlichen Tonus. Man spricht dann von einem hypertonen oder hypotonen Organ. Beim hypertonen Zustand ist die Energie nach innen gerichtet und umgekehrt bei einem hypotonen nach aussen. Das Organ fühlt sich dabei schlapp und übermässig weit an und ist unintegriert. Hypoton sind tendenziell die Organe, die etwas aufnehmen, wie der Magen oder die Harnblase. Sie haben alleine durch ihre Funktion eine Tendenz zur Ausdehnung.

Abbildung 7 hypotones Organ

Die Energie von hypertonen Organen ist nach innen gerichtet, in diesen Fällen sollte mit der Atmung die Dilatation vom Zentrum nach aussen in alle Richtungen gewählt werden. Bei Organen, die sich eher gedehnt anfühlen (hypoton), ist es angebracht, die Atmung nach innen zu richten.

Abbildung 8 hypertones Organ

Die inneren Organe als Ansatz für Bewegung

22


Methode

3.2.2

Berührung

Beim Palpieren der inneren Organe wird auf die Körperschichten eingegangen, zuerst über die Haut, zur Muskulatur bis in die Tiefe der inneren Organe. Bei der Berührung muss das Organ zuvor lokalisiert werden und von aussen passiv bewegt oder durch Zellatmung stimuliert werden. Die Zellatmung findet immer statt und wird durch den Fokus und die Konzentration auf ein inneres Organ verstärkt. Ebenso kann man eine rüttelnde Bewegung auf das Organ von aussen ausüben. Dabei muss man sich bewusst sein, dass die inneren Organe subtil auf jegliche äussere Einwirkung reagieren können. Hier ist bedachtsam vorzugehen. 3.2.3

Bewegung

Alleine durch abwechslungsweise Bewegung (z. B. rollen auf dem Boden) erfahren die Organe durch ihre Schwerkraft unterschiedliche Beziehungen zueinander oder zur Welt ausserhalb des Körpers. Jedes Organ befindet sich mal oben oder unten und wird jedes Mal neu durch den Druck eines anderen Organs stimuliert. 3.2.3.1

Bewegung der Leber

Viszerale Palpation ist schwieriger als muskuloskelettale, da der Unterschied der Konsistenz der Organe gering ist. Parenchymorgane wie die Leber sind leichter zu palpieren als Hohlorgane. Im Stehen können durch entspannen des Bauchraums die inneren Organe, auch die Leber, ziemlich gut erreicht werden. Durch die vollständige Einatmung wird die Leber vom Zwerchfell nach unten gedrückt und kann so besser palpiert werden. Sie bekommt eine Massage und gleichzeitig wird Blut aus der Leber gedrückt. Bei der Einatmung füllt sich die Leber wie ein Schwamm wieder auf. In der Seitenlage, mit angezogenen Beinen, ist die Leber am besten erreichbar, da der ganze Bauchraum einfacher entspannt werden kann. 3.2.4

Töne und Klang

Eine weitere Methode besteht darin, mit dem Klang der Stimme eine Stimulation zu erreichen. Da die Stimme ohne die inneren Organe keine Resonanz und kein Volumen hat, leuch-

Die inneren Organe als Ansatz für Bewegung

23


Methode

tet es ein, dass durch Töne oder Klänge die inneren Organe vitalisiert werden können. Die Organe werden darauf positiv reagieren. Diese Methode kann ausgleichend auf den Tonus der inneren Organe wirken. Zischen steuert die Organe direkt an und kann auch einen enormen vitalisierenden Effekt haben. 3.2.5

Farben

Die traditionelle chinesische Medizin kennt die Fünf-Elemente-Lehre, die den inneren Organen je ein Element und eine Farbe zuweist. In der hier beschriebenen Methode kann einem spezifischen Organ bewusst eine Farbe oder ein Element zugewiesen werden. Es kann eine Lieblingsfarbe gewählt werden. Dadurch kann der Teilnehmer das spezifische innere Organ besser wahrnehmen, visualisieren und lokalisieren Wichtig bei dieser Methode ist das spielerische, fantasie- und genussvolle Arbeiten. Alleine der gedankliche Fokus kann schon stimulierend auf die inneren Organe wirken. Tabelle 2 Elemente und Organe – traditionelle chinesische Medizin

Farbe Grün Rot Gelb Weiss Blau 3.2.6

Jahreszeit Frühling Sommer Spätsommer Herbst Winter

Organ Leber/Gallenblase Herz/Dünndarm Milz/Magen Lunge/Dickdarm Nieren/Harnblase

Element Holz Feuer Erde Metall Wasser

Ansatz aus den inneren Organen

In dieser Methode wird der Fokus auf ein spezifisches Organ gelegt, von wo aus dann der Einatemprozess startet. Diese Vorgehensweise kann auch mit dem Ausatemprozess gemacht werden. Alle möglichen Variationen und Kombinationen können hier eingesetzt werden. Durch das Entdecken von einzelnen Organen wird das Bewusstsein geweckt. In einem zweiten Schritt können dann Organe sequentiell bewusst angesteuert werden. Dadurch öffnen sich Pfade zwischen den Organen und ein System als Ganzes kann einen Ausgleich schaffen. Später können mehrere Organe simultan aktiviert werden. Hier sind den Kombinationsmöglichkeiten keine Grenze gesetzt. Das Vorgehen stimuliert eine ganze Organgruppe statt isolierte Organe.

Die inneren Organe als Ansatz für Bewegung

24


Methode

3.3

Einbeziehung der Organe in den gestalterischen Prozess – Phase III: Integration

Durch das Erfahren von Organen wird das Bewusstsein für sie geweckt. In einem zweiten Schritt können dann Organe sequentiell bewusst angesteuert werden. Wie erwähnt öffnen sich dadurch Energiepfade zwischen den inneren Organen und dem Organsystem als Ganzes. Später können mehrere Organe simultan aktiviert werden. Hier sind den Kombinationsmöglichkeiten keine Grenze gesetzt. Auch dieses Vorgehen stimuliert eine ganze Organgruppe statt isolierte Organe. 3.3.1

Tanzimprovisation – kreative Körpererfahrung

Tanzimprovisation ist eine schöpferische Tätigkeit, die aus einer augenblicklichen Anregung erschaffen wird. Der Tanz ist ein persönlicher, sinnlicher Raum der Erfahrung. Während der Körper in Bewegung ist, geschehen viele Dinge auf körperlicher, emotionaler und geistiger Ebene. Die Erfahrungen sind persönlichkeitsbildend. Das innere Wesen der Erfahrung wird in Bewegung nach aussen verwandelt. Tanzimprovisation ist ein Spiegel des Seelenlebens. Innere Erlebnisse stammen aus der Vergangenheit. Sie sind verbunden mit unserer Erfahrung, die zum Teil überhaupt nicht unsere eigenen Erfahrungen sind, denn sie spiegeln das wider, was wir von anderen gelernt haben, von den Eltern, von unseren Lehrern, Freunden, Partnern, Politikern und von den Medien. Die Liste ist endlos. Diese Deutungen haben einen Einfluss auf unser Leben. Unsere inneren Erlebnisse zeigen im freien Tanz einen Teil unserer Vergangenheit. Tanz widerspiegelt meistens kulturelle Anliegen, die mit den Mitteln der jeweiligen Zeit zum Ausdruck kommen. Ein solcher Improvisationstanz ist frei und ungebunden. Er hat keine Linie und keine Vorgaben. Er entsteht im Herzen und geht durch jede Zelle zu unserem Körper über nach aussen und ist nicht voraussehbar. Improvisationstanz ist spontaner Ausdruck von Emotionen und Gedanken, die auf den Körper übertragen werden. Der Impuls ist ein Erlebnis, der eine elektrisierende Flut von Bewegungen auslöst, die gleich wiederkehrenden Wellen des Ozeans an den Strand spülen. Es ist das ewige Rauschen in uns, das wir schon als Ungeborene im Mutterleib in Geborgenheit in der warmen Höhle erleben konnten. Der Schlag des Mutterherzens, die Stimme, die hindurchdringt.

Die inneren Organe als Ansatz für Bewegung

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Methode

Tanz ist ein Leben zwischen zwei Polaritäten: innen und aussen, Mann und Frau, Licht und Dunkel, Ein- und Ausatmung. Aus dem Improvisationstanz entsteht Fülle und das Drama menschlichen Lebens. Leben und Tod, ein Wechselspiel der Gegensätze. Im freien Tanz werden Emotionen und Ideen freien Lauf gelassen, ganz nach unseren Vorstellungen. Wir spielen mit dem Raum, dem inneren Raum und unseren Partnern. Wir entdecken den Raum zwischen den Tänzern. Wir bewegen uns durch diesen Zwischenraum und erleben, wie es sich dort anfühlt. Die Bewegungen hören nicht auf zu sein. Er ist meistens nicht oder nur schwer reproduzierbar. Nur die äussere Form, die über das Medium Körper nach aussen tritt, kann reproduziert werden. Die ursprünglichen, auslösenden Gefühle können nie in gleicher Qualität wiederholt werden. Die Wiedergabe würde implizieren, dass man den Tanz in einer Form festhält, sich aneignet und daraus eine andere Art von Improvisation darstellen würde, eine Art «gebundene Improvisation» (Haselbach, 1993) Bei ihr wirkt die Erfahrung von aussen nach innen. Mittels Input von der Aussenwelt hinein in die Innenwelt der Gefühle. Der freie Tanz entsteht durch ausprobieren und experimentieren mit Werkzeugen wie der Schwungkraft, die den Körper des Tänzers aus der Kinesphäre wegführt. Er entsteht aus dem inneren Bewegungsdrang und dem Moment, in dem die Bewegungen entstehen wollen. Simone Forti berichtet über die Erfahrung, die sie bei Anna Halprin in der San Francisco Bay Area in den 1950er-Jahren gemacht hat. Sie bezeichnet Improvisation als eine Reihe von Reaktionen. «The influence of Anna Halprin is also very apparent regarding improvisation and the awareness of the sensation of movement: improvisation as a series of responses to the sensation of movement that influences the next movement and then the next in response to that. And also responsiveness to the environment. It’s like playing jazz: you make a sound, you hear it, and it gives you an idea where those sounds can go». (Steffens, 2012). Bei Anna Halprin lernte Simone Forti erfahrbare Anatomie. «In Annas Klassen studierten wir anhand eines Skeletts den Knochenbau und aus Anatomiebüchern erfuhren wir, wie die Muskeln mit den Knochen verbunden sind». (Forti, 2014) Halprins Schüler machten sich mit ihrem Körper vertraut und verbrachten danach Zeit auf dem Tanzboden und untersuchten die Bewegungsmöglichkeiten z. B. der Schulter, unter verschiedenen Bedingungen. Danach zeigten sie sich gegenseitig, was sie gemacht hatten und fragten sich, was an der Bewegung interessant sei und was noch weiterverfolgt werden sollte. Das Bewusstsein in der Bewegung werde dadurch gestärkt. «Macht man etwa diese Bewegung (Simone Forti steht auf und macht Die inneren Organe als Ansatz für Bewegung

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Methode

Bewegungen mit den Armen), dann merkt man, wie auch der restliche Körper daran beteiligt ist». (Forti, 2014) Anna Halprins theoretisches Fundament bestand auf der Erfahrung von Sinneseindrücken. Das Publikum nehme die Aktion ebenso durch den Körper wie durch die Augen wahr. «Wenn die Performerin oder der Performer einen scharfen Sinn für Kinästhetik hat, können die Betrachter den Sinneseindruck, den sie sehen, auch erleben». (Forti, 2014) Simone Forti fing später an, alles niederzuschreiben, was ihr durch den Kopf ging. Nachrichten, Eindrücke, Gefühle und Erinnerungen. Die Performance ist dann eine bewegte, gestische und sprachliche Improvisation mit den Ausdrücken und Ideen, die durch das Schreiben entstanden sind. Daraus entstand das Werk «New Animations». Beim Improvisationstanz spielt nicht das Ergebnis eine Rolle, sondern der Erfahrungsprozess, der in keinem geplanten Ablauf festgehalten wird. Bei einem Plan weiss man, welchen Effekt man beim Zuschauer erzeugen möchte. «Der Prozess einer Improvisation lässt sich theoretisch in vier Phasen untergliedern: Phase 1 wird von ihr als Einstimmungsphase bezeichnet, in der durch körperliche Aktivität die psychische Bereitschaft angeregt wird und in den inneren und äusseren Spannungen sich lösen können. In der eigentlichen Improvisationsphase (Phase 2) wird mit vorgegebenen Themen gespielt. Dabei inspirieren Partnerübungen und Gruppenformen zu neuen Bewegungen. In der dritten Phase, der Gestaltungsphase, werden die in der Improvisation gefundenen Formen bewusstgemacht und zu einem Ganzen zusammengefügt. Abschliessend können in der Ausklangphase (Phase 4) die entstandenen Lösungen betrachtet und einige Ideen wiederholt dargeboten werden.»2

3.4

Körperschule durch Tanz

Tanzen sensibilisiert das Körperbewusstsein und fördert dadurch die Bewegungswahrnehmung (Kinästhetik). Ein ausgeklügeltes Netz von Rezeptoren meldet dem Tänzer die aktuelle Lage und Position seines Körpers. Durch den Tanz wird diese Wahrnehmung sensibilisiert.

2

MAHLER, M. (1988): Kreativer Tanz. Bewegungsausdruck und Gestaltung. In: ARTUS, H.G. (HRSG.): Gestaltung in Tanz und Gymnastik: Symposion der Universität Bremen vom 27.–30. September 1987. Bremen Die inneren Organe als Ansatz für Bewegung

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Methode

Im Tanz werden die Achtsamkeit für die kleinsten Sinneseindrücke, die unterschiedlichen Qualitäten der Bewegungen geschult. Besonders durch Contact Improvisation wird den Tänzern, durch den abwechselnden Druck und Gegendruck des Körpers des Tanzpartners, die aktuelle Position mitgeteilt. Bonnie Bainbridge Cohen sagt, dass hier die Schwerkraft ins Spiel kommt: «We Can also get a lot of information through touch. If someone is holding your arm, you can give up some of your own holding and in doing so feel more of the actual weight of it. The touch will also tell you where that part is in relation to gravity ... so falling with supportive partner contact gives you more information with which to respond automatically.» (Bainbridge Cohen, 2012). Demnach wird beim Tanzen auch das Gefühl für die Schwerkraft ausgebildet. Nicht zu vergessen ist die Wahrnehmung der inneren Organe. Durch sie erfahren wir Schmerz oder Bedürfnisse des Körpers wie Hunger und Durst. Durch die Arbeit mit den inneren Organen wird deren Wahrnehmung sensibilisiert. Mit Zeit, Geduld und Übung können die Organe, ihr Gewicht und ihre Position im Raum und in der Bewegung wahrgenommen werden. Menschen, deren Propriozeption gestört ist, müssen die Bewegungen mit den Augen kontrollieren. Die Rezeptoren für die Propriozeption befinden sich in der Haut und in den Muskeln. Sie reagieren auf Berührung, Vibrationen und Druck oder Dehnung der Haut. Auch die Wahrnehmung von Schmerz wird über bestimmte Nozizeptoren und ein autonomes System aus langsamen und schnellen Nervenbahnen weitergeleitet. Durch die erwähnten Rezeptoren, die sich im ganzen Bindegewebe im Körper befinden, nimmt der Tänzer seine aktuelle Position im Raum, seine Position zu anderen Personen oder Gegenständen wahr. Tanzen fördert die Balance, denn durch die Bewegungen im Raum wird der Körperschwerpunkt ständig verlagert und als Reaktion entsteht Gleichgewicht. Bei Bewegungen müssen sich alle Sinne immer wieder auf neue Situationen umstellen und werden so ausgebildet und gestärkt. Tanzen fördert das Bewusstsein für Körperhaltung und leitet durch Bewegung deren Korrektur ein. Die Haltemuskulatur wird durch das Training gestärkt und die Wahrnehmung für die Aufrichtung gefördert.

Die inneren Organe als Ansatz für Bewegung

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Methode

Allgemein kann man sagen, dass die Motorik verfeinert wird und ein Gefühl für Form und zeitliche wie dynamische Differenzierung der Bewegung entwickelt werden. Das ganze Bewegungsrepertoire wird dadurch erweitert. Aber die Erweiterung findet nicht nur auf physischer, sondern auch auf emotionaler Ebene statt. Die Fähigkeit, Emotionen zu erleben, wird durch den Tanz verfeinert und um ein Vielfaches erweitert. Das hat am Ende auch eine Auswirkung auf das sozial-kommunikative Verhalten. Die Kunst, sich in Worte und Taten auszudrücken, Informationen weiterzuleiten und zu empfangen werden mittels Tanzimprovisation gefördert. 3.4.1

Integration der Organe in freien Tanz

Durch die Integration der inneren Organe in den Tanz, wird Bewegung zu erfahrbarer Anatomie. Bewegung wird verkörpert und zur ganzheitlichen Geist-Seele-Erfahrung. Endlich werden Geist und Körper zu einer Einheit zurückgeführt, was sie schon immer waren! Dort, wo die Aufmerksamkeit ist, verändert sich die Bewegungsqualität. Durch Berührung arbeiten wir uns durch die verschiedenen Körpersysteme hindurch, über die Haut, durch das Muskelsystem bis in die Tiefe der inneren Organe. Dadurch erfahren wir die unterschiedlichen Qualitäten der Systeme. Die Zellen werden durch die Berührung von aussen bewusst und beginnen aktiver zu werden. Man kann das testen, indem man die Hand eine kurze Zeit auf die Oberschenkel legt und die Wärme, die durch die Berührung entsteht, wahrnimmt. Die Zellen werden aktiv. Wenn die Hand wieder weggenommen wird, ist noch lange danach eine Aktivität in den Zellen spürbar. Genauso arbeitet man sich nun Schicht für Schicht bis zu den inneren Organen durch, bis man beim spezifischen inneren Organ angekommen ist. Nun kann das Organ durch den Atem, durch Bewegung oder auditiv «angesprochen» werden. Der Übende kann jetzt versuchen, statt die Bewegung zum Organ hinzuschicken, umgekehrt die Bewegung vom inneren Organ weg, über das muskuloskelettale System nach aussen zu schicken. Diese Bewegung eröffnet neue Erfahrungen. Dieser Vorgang kann mit unterschiedlichen Organen wiederholt werden. Die unterschiedlichen Bewegungsqualitäten können wahrgenommen werden. Wie fühlt sich beispielsweise eine Bewegung angesetzt von der Leber, versus eine Bewegung angesetzt von der Lunge an? Kann man beide Organe miteinander als Ansatz nehmen? Wie sehen Bewegungen aus, wenn Organgruppen die Bewegung initiieren?

Die inneren Organe als Ansatz für Bewegung

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Methode

Der Teilnehmer sollte nun langsam seine Bewegungen grösser werden lassen,bis er ins Stehen kommt und die unterschiedlichen Bewegungen erproben und erfühlen kann. Die inneren Organe können auf unterschiedliche Weise angesprochen werden. Entweder wird sequentiell durch einzelne Organe gearbeitet oder es kann mit einer Organgruppe gearbeitet werden. Mit etwas Übung können die inneren Organe simultan in die Bewegung integriert werden. Durch die Arbeit werden die inneren Organe ausgerichtet. Bonnie Bainbridge Cohen nennt das «Alignment». Eine harmonische Durchlässigkeit entsteht. In dieser Phase sind starke Elemente miteinander vereint. Von den sonst geläufigen Systemen (Skelett, Muskeln), die der Teilnehmer aus Erfahrung kennt und anwendet, ist plötzlich die Fülle von innen vorhanden, die seinen Bewegungen neue Dimension gibt. Der Teilnehmer erlebt hier die aktive Bewegung seines Körpers intensiver durch die Unterstützung aus einem neuen physiologischen Körpersystem: den inneren Organen. Er kann seine bewusste Anatomie und physiologischen Prozesse, die er im vorhergehenden Teil der Lektion erarbeitet hat, direkt im Körper visualisieren und in der Bewegung erleben. Das ist erfahrbare Anatomie. In einer kleinen Gruppe lassen sich unterschiedliche Möglichkeiten erproben. Der Übungsleiter gibt der Gruppe ein Gestaltungsthema vor. Die Gruppenmitglieder können dann untereinander Bewegungsqualitäten aufspüren und besprechen. Hier spricht man von einer gebunden Improvisation. «Das Thema, das vom Leiter, der Gruppe oder von einem Teilnehmer vorgeschlagen wurde, wird bei der gebundenen Improvisation unter der Führung und dem behutsamen Einfluss des Leiters erarbeitet.» (Haselbach, 1993) Bei der freien Improvisation hingegen ist der Leiter entweder nicht dabei oder er nimmt als gleichgestelltes Gruppenmitglied am Tanz teil. Man kann eine spontane Choreographie mehrere Male wiederholen und dabei von verschieden Organen ansetzen. Dabei kann man sich vorstellen, wie sich die Organe im Körper und im Raum bewegen. Sie bewegen sich nicht mit dem Rumpf mit, sondern der Körper wird von den Organen angetrieben und bewegt. Jedes Mal kann eine unterschiedliche Qualität der Bewegungen entstehen und wahrgenommen werden. Bewegung und Tanzen in unterschiedlichen Räumen, draussen in der Natur oder in Parkanlagen der Stadt, führt zu unterschiedlichen Interaktionen mit unterschiedlichen Umgebungen.

Die inneren Organe als Ansatz für Bewegung

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Methode

An unterschiedlichen Orten zu tanzen, führt zu ganz neuen Körpererfahrungen und Stimuli (Steinman, 1986, 1995).

3.5

Abschluss – Phase IV: Vertiefung und Bewusstsein

Zum Abschluss kann eine verbale oder nonverbale Auseinandersetzung mit dem Erlebnis gewählt werden. Um eine Übungssequenz abzurunden kann man mit bunten Farben malen. Dabei soll spontan aus der Erfahrung im freien Tanz gemalt werden. Das Gefühl der durchlebten Energie in der Bewegung und die erlebten Farben können frei in einem persönlichen Bild der Organwelt oder der Organfamilie zum Ausdruck gebracht werden. Wenn das Bild verstandesmässig vom Ersteller nicht erklärt werden kann, ist die Freude gross. Der Nutzen kann dem Teilnehmer sowohl unbewusst oder bewusst sein.

Die inneren Organe als Ansatz für Bewegung

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Zusammenfassung

4

Zusammenfassung

Die verkörperte Bewegung ist eine kontinuierliche Erfahrungsreise in ein lebendiges und sich fortwährend wandelndes Gebiet des Organismus. Zugang zu diesem Gebiet bekommen wir durch den Verstand. Durch die Schulung des Verstandes und der Wahrnehmung können wir erfahren, dass jedes Körpersystem (Skelett, Muskulatur, innere Organe, Drüsen, Nervensystem und Körperflüssigkeit) durch seinen innewohnenden Geist zum Ausdruck kommt. Ist das Bewusstsein für den Geist geweckt, ist es möglich, von den Körpersystemen aus eine Bewegung anzusetzen, auch von den inneren Organen. Die Energie, die Kraft und Fülle können zu diesem Zeitpunkt für alltägliche Bewegungsabläufe und kreative Prozesse wie Improvisationstanz eingesetzt werden. Diese unterstützende Kraft kann alleine durch Bewusstwerdung erfolgen. Organe, die sich schlapp oder angespannt anfühlen, können in Fluss kommen und sich in ein harmonisches System integrieren. Die Arbeit mit den inneren Organen kann unnötige Muskelspannung lösen. Auf natürliche Weise werden Energien freigesetzt, welche die natürliche Heilkraft im Organismus aktivieren. Bewusste Wahrnehmung des inneren Körperraums hilft, die Haltung zu korrigieren und wirkt prophylaktisch gegen schädliche Belastung von Gelenken und Bändern. Die Beschäftigung mit den feinsten Strukturen im Körper und den grossen Bewegungen der Tanzimprovisation können die Bewusstseinsbildung wecken. Die mentale Erkundung durch die unterschiedlichen Gewebeschichten, von der Haut über die Muskulatur bis hin zu den inneren Organen, kann dazu führen, dass eine Ausrichtung innerhalb der Körpersysteme stattfindet. In dieser Arbeit wurden unterschiedliche Methoden beschrieben, die helfen können, eine solche Ausrichtung zu erreichen. Es wurden die Berührung, Bewegung, Visualisierung, die Stimme und die Tanzimprovisation besprochen. Die unterschiedlichen Methoden führen dazu, dass eine «Verkörperung» stattfinden kann. Wir haben festgestellt, dass es unerlässlich ist, bei der Arbeit mit den inneren Organen sorgsam vorzugehen. Die Energien der Organe sind sehr subtil. Es ist zu beachten, dass keine Willenskraft eingesetzt wird. Die Arbeit mit den inneren Organen fördert das kreative Vorstellungsvermögen sowie ein grösseres Verständnis für die Reaktionen des Körpers und der inneren Organe. Die inneren Organe als Ansatz für Bewegung

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Zusammenfassung

Die Arbeit mit den Körpersystemen ist grenzenlos anwendbar, da es um die Studie des menschlichen Körpers geht. Auseinandersetzung mit der Anatomie des menschlichen Körpers und seinen physiologischen Prozessen kann den kreativen Prozess in der Tanzimprovisation unterstützen. Durch Tanzimprovisation, deren Bewegung von den inneren Organen ansetzt, kann sich die Ausrichtung verbessern. Das Bewegungsvokabular kann durch die Sensibilisierung einzelner Körperbereiche erweitert werden. Die Lage und Kraft der Bewegungen werden differenzierter. Ich bin überzeugt, dass tänzerische Arbeit mit Ansatz der Bewegung aus den Organen sowohl in der primären Prävention als auch in der sekundären Prävention eingesetzt werden können und dadurch schon vorhandene körperliche Schäden erfolgreich repariert werden können.

Die inneren Organe als Ansatz für Bewegung

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