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Forschung Haie im Lhaviyani-Atoll
from Silent World 63
by OCEAN.GLOBAL
Haie im Lhaviyani- Atoll TEXT // ALINE HESS
Hurawalhi liegt direkt an einem Außenkanal.
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FOTO // MANUELA KIRSCHNER
FOTO // RAY VAN EEDEN
Grauer Riffhai.
Ammenhai.
FOTO // RAY VAN EEDEN
Schwarzspitzen-Riffhai.
Die Malediven erstrecken sich über mehr als 1.000 Kilometer, bestehen aus 1.190 weißen, von Korallenriffen umgebenen Sandinseln und sind als erstklassiges Ziel für unzählige Begegnungen mit Meerestieren, einschließlich Haien, bekannt. Leider haben Haie den Ruf, kaltblütige Killer zu sein, dabei sind sie außergewöhnliche, faszinierende Tiere, die seit Millionen von Jahren in den Weltmeeren leben. Ihre Anwesenheit ist äußerst wichtig für die Erhaltung eines gesunden Meeresökosystems. Haie regulieren den Bestand an anderen Fischen und halten so das Gleichgewicht in den Riffen aufrecht. Doch jedes Jahr werden schätzungsweise 100 Millionen Haie getötet. Hauptsächlich im Zusammenhang mit dem Handel ihrer Flossen, dem direkten Verzehr oder als Fish & Chips, Kosmetika oder als Beifang beim Fang anderer Fischarten. Das Lhaviyani-Atoll ist ein Hotspot der Großfischfauna im Nordosten der Malediven und für Taucher sind besonders Begegnungen mit Haien beliebt und faszinierend. Um mehr über die hiesige Population zu erfahren, wurden ab Januar 2017 Daten von ProDivers-Guides im Hurawalhi Island Resort gesammelt. Jeder Guide notierte die ungefähre Anzahl der Haiarten, die er während seines Tauchgangs sah. In den Jahren 2017 und 2018 wurden die Daten für das gesamte Jahr erhoben, dann von Januar bis Mai 2019 und erneut ab Januar 2021. Im Jahr 2020 wurden aufgrund der weltweiten Pandemie keine Daten erhoben.
Mehr als 50 bekannte Tauchplätze umgeben das Hurawalhi Island Resort und werden das ganze Jahr über regelmäßig von Tauchern aus allen Teilen des Atolls besucht. Die reiche Unterwasserwelt kann schon direkt vom Strand aus oder an nahe gelegenen Orten beobachtet werden, die bis zu 40 Minuten mit dem Boot entfernt sind.
Die Tauchplätze lassen sich in vier Kategorien einteilen: Außenriffe, Kanäle, Innenriffe und Thila/Giri. Die äußeren Riffe befinden sich im äußeren Teil der Atoll-Inseln, wo die Tiefe mehrere Hundert Meter erreicht. Im Gegensatz dazu haben Innenriffe des Atolls eine maximale Tiefe von 40 bis 50 Meter und sind vor starken Strömungen geschützt. In den Kanälen, die die Inseln trennen, herrschen während des Gezeitenwechsels extrem starke Strömungen. Schließlich befinden sich im Inneren des Atolls die Thila und Giri. Im Gegensatz zu den Inseln sind ihre höchsten Teile mehr oder weniger tief, erreichen aber nie die Oberfläche.
HAIARTEN
Tauchgänge, bei denen mindestens ein Hai gesichtet wurde, machen 62 Prozent (n = 1.532) aller Tauchgänge aus. Im Durchschnitt wurden zehn Haie pro Tauchgang gesehen, wobei der Graue Riffhai die am häufigsten anzutreffende Art war (in 68 Prozent der Fälle). Es folgen Schwarzspitzen-Riffhaie (13 Prozent), Ammenhaie (sieben Prozent), Silberspitzenhaie (fünf Prozent) und Weißspitzenhaie (vier Prozent). Darüber hinaus wurden Zitronenhaie mehrmals im Jahr (maximal achtmal) sowie Walhaie, Tigerhaie und Zebrahaie (manchmal auch Leopardenhaie genannt) gesehen, aber im Durchschnitt nur einmal im Jahr.
SAISONALITÄT
Auf der Grundlage der Daten aus den Jahren 2017 und 2018 sowie der Berichte von Tauch-Guides ist die Wahrscheinlichkeit, bei einem Tauchgang auf einen Hai zu treffen, das ganze Jahr über ähnlich.
MERKMALE DER TAUCHPLÄTZE
Kanaltauchgänge können aufgrund der starken Strömung schwierig sein. Daher werden diese Tauchplätze nur von erfahrenen Tauchern besucht. Die Thilas/Giris und die inneren Riffe haben günstigere Bedingungen für Anfänger und oft prächtige Korallengärten.
6 % Kanal
40 %
54 %
2 % 5 % Innenriff Außenriff
9 %
2 %
89 %
Thila/Giri
1 %
4 %
93 %
Strömungsstärke in Abhängigkeit von den Eigenschaften des Tauchplatzes. 95 %
schwach mittel stark
Walhai.
FOTO // JASMINE STONE
ZUSAMMENHANG ZWISCHEN TAUCHPLATZMERKMALEN UND HAIVORKOMMEN
Tauchprofis sind sich einig, dass es an Tauchplätzen mit Strömung häufig zu Haibegegnungen kommt. Der Vorteil, den die Strömung den Haien bietet, besteht darin, dass sie an einem Ort bleiben können, während ihre Kiemen effektiv mit Sauerstoff versorgt werden. Außerdem fressen viele Beutefische Plankton, das in der Strömung treibt. Es ist jedoch zu beachten, dass eine starke Strömung für Taucher nicht unbedingt auch eine starke Strömung für Meerestiere ist. Die Daten zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit, auf Haie zu treffen, in den Kanälen und an den Außenriffen viel höher ist als an den ruhigeren Innenriffen oder am Thila/Giri. Tatsächlich werden bei 88 Prozent der Kanaltauchgänge Haie gesichtet, gefolgt von 63 Prozent an Außenriffen und nur 53 Prozent an den Innenriffen und 17 Prozent an Thilas/Giris.
ERGEBNISSE
Seit Beginn der Datenerhebung wurden insgesamt 2.461 Tauchgänge registriert. Alle Tauchgänge wurden vom Boot aus durchgeführt und beinhalteten daher keine Tauchgänge am Riff neben dem Hotel. Es wurden zehn Haiarten nachgewiesen und eine Gitarrenfischart, die fälschlicherweise oft für einen Hai gehalten wird (es handelt sich um eine Rochenart). Andere große Meerestiere wie Meeresschildkröten, Mantarochen und andere Rochenarten sowie große Rifffische sind bei diesen Tauchgängen häufig anzutreffen, wurden aber in diesem Artikel nicht berücksichtigt.
Lhaviyani ist eindeutig ein Ort für Hai-Action. Die Tauch-Guides schätzen, dass sie bei mehreren Gelegenheiten über 200 Haie pro Tauchgang gesehen haben, hauptsächlich Graue Riffhaie. Bei Grauen Riffhaien kann es schwierig
Hurawalhi
Naifaru Komandoo
5 km
N
Karte des LhaviyaniAtolls und Tauchplätze. Palm Beach
Malé
Zebrahai, auch als Leopardenhai bekannt.
sein, ihre genaue Anzahl zu bestimmen, da sie oft in großen Gruppen anzutreffen sind. In 189 Fällen wurden mehr als 50 Graue Riffhaie bei einem Tauchgang beobachtet. In 70 dieser Fälle wurden mehr als 100 Tiere gleichzeitig gezählt und alle kamen bei Tauchgängen in den Kanälen oder an den Außenriffen vor.
ALINE HESS
Aline verließ ihre bergige Heimat, sobald sie die Gelegenheit dazu hatte. Sie entdeckte die Unterwasserwelt und beschloss, ihre Ausbildung zur Tauchlehrerin zu machen. Mantarochen und Haie faszinieren sie besonders. Speziell ihre Gefährdung durch menschliche Aktivitäten motiviert sie, zum Schutz mariner Arten beizutragen. So machte Aline einen Bachelor in Geo- und Umweltwissenschaften an der Universität Lausanne und anschliessend einen Master in Entwicklung und Schutz mariner Ressourcen in Edinburgh. Nachdem sie als freiwillige Helferin bei verschiedenen Umweltorganisationen und als Forschungsassistentin auf den Philippinen gearbeitet hatte, schloss sie sich 2020 der Manta-TrustFamilie als Projektmanagerin für das Lhaviyani-Atoll auf den Malediven an.
INFORMATIONEN
unter www.mantatrust.com,
www.prodivers.com, www.hurawalhi.com
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