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Luk Perceval

DIE UTOPIE VOM INTERNATIONALEN THEATER

Luk Perceval und Milo Rau über ihre Vision eines Theaters für das 21. Jahrhundert im Gespräch mit Thomas Irmer

„Macbeth“ bei der Ruhrtriennale in Gladbeck (2011). Foto Annette Kurz

DIE EROBERUNGDES RAUMES

von Annette Kurz

In meiner Arbeit, in der die Bedeutung des Raumes erst durch seine Eroberung entsteht, gilt das Credo: L’espace est la conquête de l’espace (Der Raum ist die Eroberung des Raumes). Die Komplizenschaft mit dem Regisseur ist dabei alles. Und Luk ist ein großartiger Komplize, wenn es um die Eroberung des Raumes geht.

Mit seiner Erfahrung als Regisseur und Mittelfeldspieler im Fußball erkennt er die Möglichkeiten, die Räume innerhalb des Raums. Mit Überblick und Instinkt „verteilt er die Bälle“. Um das auszuloten, ist er überall. Vor, auf, hinter der Bühne. Er wechselt ständig die Position und Perspektive, blickt von innen, außen, vorn, hinten auf das sich Entwickelnde.

Wie eine Art Fährmann geleitet er die Schauspieler durch den Raum, eröffnet Möglichkeiten, wie sie sich darin bewegen, wie weit sie gehen können. Er gibt den Impuls, und die Schauspieler forschen weiter. Er zeigt sowohl auf, wie sie den Raum „gegen den Strich bürsten“ können, als auch das Gegenteil: Er lässt sie verstehen, wo der Raum ihnen Energie gibt. Dass – wie bei „Black“ gerade geschehen – sie am stärksten sind, wenn sie mit den (bei mir oft wenigen) Elementen des Raumes (Seile, Wasser) konsequent umgehen, statt Nicht-Vorhandenes zu beschwören.

Luk hat die Gabe, Poesie im Raum zu erzeugen, dadurch, dass er ihn ernst nimmt. Mit der gleichen Ernsthaftigkeit und Unbedingtheit, mit denen ein Kind auf einem umgedrehten Tisch über die Meere segelt.

Die Bühnenbildnerin Annette Kurz arbeitet seit fast zwanzig Jahren mit Luk Perceval zusammen. Auf den folgenden Seiten hat sie Fotos aus der Probenarbeit sowie aus neueren Inszenierungen mit Luk Perceval zusammengestellt.

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