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Der zerbrochne Krug Zum Straucheln braucht’s doch nichts als Füße.
In einer kleinen Gemeinde sitzt Dorfrichter Adam über sich selbst zu Gericht: Bei seinem nächtlichen Übergriff in der Kammer der jungen Eve wird er von deren Verlobten überrascht. Zwar gelingt ihm unerkannt die Flucht aus dem Fenster, aber ein Krug geht dabei zu Bruch sowie der Glaube an Eves Unschuld. Nun bittet Eves Mutter um Gerechtigkeit für das ihr so wertvolle Gefäß. Während Adam durch die wirrsten Lügenkonstrukte sucht, dieses albtraumhafte Ereignis zu verdecken, ist die überraschend zur Inspektion gekommene Gerichtsrätin Walter an einer schnellen Aufklärung des Tathergangs interessiert.
Dass Lachen über Missstände befreiend sein kann, ohne zur realitätsverdrängenden Heiterkeit zu führen, ist die hohe Qualität dieses Lustspielklassikers von Heinrich von Kleist. Auch wenn die Komödie bereits vor mehr als 200 Jahren zur Uraufführung gebracht wurde, wirkt der darin verhandelte Sachverhalt nahezu zeitlos: Mit vehementer Dreistigkeit versucht hier ein Mensch, seine Machtposition zu sichern. Die Wahrheit gerät dabei zur Nebensache.
Nach den beiden erfolgreichen Produktionen Der Kirschgarten und Anna Karenina im Theater in der Josefstadt wird Amélie Niermeyer nun zum ersten Mal in den Kammerspielen der Josefstadt inszenieren.
Regie
Amélie Niermeyer
Bühnenbild
Stefanie Seitz
Kostüme
Christian Schmidt
Musik
Imre Lichtenberger
Bozoki
Dramaturgie
Silke Ofner
Licht
Sebastian Schubert
Frank Wedekind
Mit Katharina Klar, Johanna Mahaffy, Susa Meyer, Alexander Absenger, Raphael von Bargen, Martin Niedermair
Lulu zählt zu den bekanntesten und meistdiskutierten Frauenfiguren der Dramenliteratur. Die Wandlung der jungen Lulu von einer aufreizenden Lolita Figur aus der Berliner Gosse zur Femme fatale der Pariser Halbwelt hat die Gemüter der wilhelminischen Zeit erregt und war Anlass für drei Gerichtsverhandlungen. Von ihrem Geliebten von der Straße geholt, wird sie nacheinander an zwei Männer verheiratet. Beide versuchen sie nach ihrem Bild zu formen. Vergeblich verlangt Lulu nach Liebe und zerbricht daran, dass sie nur als Objekt der Begierde gesehen wird.
„Fast sein Leben lang haben die Fassungen des LuluStoffes Frank Wedekind beschäftigt. Er habe dieses Werk, so schreibt er in der Vorrede zur Büchse der Pandora, vor ‚jedem Neuerscheinen immer wieder einer gründlichen Durcharbeitung‘ unterzogen. Dieser lange und verwickelte Entstehungsprozess erweist sich auch als ein Prozess der Selbstreflexion des Autors, der wiederum auch die Öffentlichkeit einbezieht oder doch auf sie zielt – in den Vorreden zu Zensurentscheidungen, durch Textergänzungen wie den Prolog von 1898, durch den Selbstkommentar Was ich mir dabei dachte oder im Großessay Schauspielkunst.“
Aus: Frank Wedekind. Gesammelte Werke in zehn Bänden
Elmar Goerden wird in seiner Bearbeitung einen heutigen Blick auf diese spannende wie ambivalente Frauenfigur werfen, die lange Zeit auf Klischees wie die unschuldig triebhafte Kindfrau oder das dämonisch sündhafte Weib reduziert wurde.
Bearbeitung von Elmar Goerden
Regie
Elmar Goerden
Bühnenbild
Silvia Merlo und Ulf Stengl
Kostüme
Lydia Kirchleitner
Dramaturgie
NN
Licht
Sebastian Schubert
Fritz Hochwälder
Der Himbeerpflücker
Mit Paula Nocker, Martina Stilp, Susanna Wiegand, Günter Franzmeier, Markus Kofler, Paul Mati´c, Dominic Oley, André Pohl, Ulrich Reinthaller, Johannes Seilern, Claudius von Stolzmann, Alexander Strömer u.a.
Im fiktiven Bad Brauning herrscht in den 1960er Jahren der reiche Bürgermeister und Gastwirt Steisshäuptl. Seinen Reichtum verdankt der ehemalige Ortsgruppenleiter der Veruntreuung einer Kiste mit Zahngold aus einem nahegelegenen Konzentrationslager, die sein Hausknecht Zagl im Auftrag des sogenannten „Himbeerpflückers“ zur Aufbewahrung übernommen hatte. Nun glaubt Zagl, eben jenen in einem Fremden, der im Gasthof abgestiegen ist, erkannt zu haben. Steisshäuptl ist außer sich: Ist der längst totgeglaubte Himbeerpflücker gekommen, um das Gold zu holen? Und auch unter den anderen Honoratioren breitet sich Unruhe aus, sie wenden sich von Steisshäuptl ab und überbieten einander in Anbiederung an den Fremden, dem das nur recht sein kann – allerdings aus einem ganz anderen Grund als von den Bad Brauningern gedacht.
Fritz Hochwälder, der als Sozialist und Jude in zweifacher Hinsicht gefährdet war, gelang 1938 die Flucht in die Schweiz, wo er seine schriftstellerische Tätigkeit zu forcieren begann. In seiner treffenden und hochkomischen Satire Der Himbeerpflücker rechnet er mit der historischen Selbstgerechtigkeit und Aufarbeitungsträgheit im Nachkriegsösterreich ab. Noch vor der Theateruraufführung wurde das Stück 1965 in hochkarätiger Besetzung, u. a. mit Helmut Qualtinger legendär verfilmt.
Regie
Stephanie Mohr
Bühnenbild
Miriam Busch
Kostüme
Nini von Selzam
Dramaturgie
NN
Licht
Manfred Grohs
Kammerspiele der Josefstadt
Yasmina Reza