KiteSurfMag #12 - Deutsch

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AUSGABE # 12

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GKA FREESTYLE MEN 1. VALENTIN RODRIGUEZ (DUOTONE) 6. GIANMARIA COCCOLUTO (DUOTONE) WOMEN 1. MIKAILI SOL (DUOTONE) 3. PIPPA VAN IERSEL (DUOTONE) 5. PAULA NOVOTNA (DUOTONE) 6. CLAUDIA LEON (DUOTONE)

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INHALT REPORTAGEN

66 Tatort: The Doldrums COVER Wir sind nicht sicher, ob wir überhaupt schon mal einen Shot von Erick Anderson in unserem Heft hatten – und dann wird es jetzt gleich das Cover! Andre Magarao kam zu uns und meinte: “Ich habe mit diesem Typen geshootet, er fährt wahnsinnig gut und noch dazu mit 18-Meter-­Leinen, was auf den Bildern ziemlich interessant aussieht. Seht sie euch mal an.” Haben wir gemacht.

RUBRIKEN

033  Leinensalat-Legenden Pete Cabrinha 038  Fernweh Hermanus 042  Brettgeflüster Nick Jacobsen 044  M ein Strand Ewan Jaspan Galerie GKA-Finale in Brasilien 050  106  Profile North Interview mit Bruna Kajiya 110  Technik KGB + Strapless Backroll 114  Fitness Lower Body Workout 120  Tech-Talk Slingshot Ghost, ION Curv, CrazyFly Cruz 128  Event-Review B2B Kite Summit 134  Aufgerollt Eric Rienstra

Wenn Rob Kidnie sich auf die Jagd begibt, endet das immer spektakulär. Wo er diesmal unterwegs war? In einem sagenumwobenen Land, in dem er irgendwo im Nirgendwo den einzigen windigen Streifen ausfindig machen konnte. Wellen inklusive, versteht sich.

76 Auf Nummer sicher Manchmal bleibt einem nichts übrig, als den Tatsachen ins Auge zu sehen: Wer im Herbst Wind will, kommt um Brasilien nicht herum. Nichts Neues für Sam Light, der einen Safe Spot fürs aktuelle Slingshot-­Shooting suchte.

90 Von Legenden lernen Stell dir vor, du bist zehn und hängst mit Aaron Hadlow oder Matchu ab, um übers Kiten zu fachsimpeln, ­bekommst die besten Tipps und dazu noch freies Equipment… Für viele Kids ein Traum, der durch die Duotone Grom Search wahr wurde.

98 Lichtwellen Eine Frau, ihr Kite und ihr Board, allesamt bedeckt von LED-Strips und in Action auf dem Wasser. Klingt in der Planung ganz einfach – ist es in der Umsetzung aber nicht. Am Ende haben Therese Taabbel und die Foto-Crew von Red Bull es geschafft. Mit beeindruckenden Resultaten!

LINKS Keahi de Aboitiz beim Cruisen. Ein Kerl, für den nichts unmöglich scheint. Mit seinen Superkräften schafft er es sogar, das Abendlicht an die Farben seines Kites und die Reflexionen anzupassen. Chapeau! Foto: James Boulding


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EDITORIAL

Sport. Ein Begriff, der viele Bereiche umfasst und oft auch viel Zeit unseres Lebens in Anspruch nimmt. Und dafür muss man ihn nicht einmal aktiv betreiben: Auch als Fan einer Mannschaft, sei es das Nationalteam oder was auch immer, oder als leidenschaftlicher Zuseher von Großevents wie der Olympiade oder der Fußball-Weltmeisterschaft ist Sport eine zeitintensive Sache. Die meisten von uns kombinieren beides, sprich passiven und aktiven Sport. Aber was macht Sport überhaupt so fesselnd? Im Grunde genommen geht es dabei doch um nichts anderes als Menschen, die rennen/ schwimmen/Bälle kicken oder werfen und auf irgendeine Art und Weise versuchen, eine bestimmte Zeit oder aber sich gegenseitig zu schlagen. Sport trägt etwas Primitives, Gladiatorisches in sich, dass unsere ursprünglichsten Instinkte kitzelt. Sport ist Menschlichkeit in ihrer reinsten Form, er legt die Fähigkeiten frei, durch die wir diesen Planeten zu dominieren gelernt haben: das Bestreben nach Erfolg, den Wunsch, sich als der Beste zu erweisen und als Letzter von allen, sprich als ungeschlagener Held übrigzubleiben. All das trifft natürlich umso mehr auf Karrieresportler zu als auf uns “normale” Kiter. Und trotzdem wollen auch wir Erfolg haben. Dabei meine ich nicht Performances, wie Mikaili Sol oder Valentin Rodriguez sie aufs Wasser knallen. Ich spreche von Leuten, die ihren ersten Railey to blind landen wollen, ihrer ersten Zwei-Meter-Welle oder ihrer ersten zweistelligen Höhenmessung auf der WOO nachjagen. Wir alle fordern uns ständig selbst heraus, um besser zu werden und das nächste Level zu erreichen. Und egal, wo du herkommst, welchen Hobbies du sonst nachgehst oder welchen Job du machst – im Sport spielt all das keine Rolle. Du bist einfach nur irgendjemand, der diese Sportart auch ausübt, egal, ob du nun mitsamt des neuesten Materials mit dem Privatjet nach Dakhla fliegst oder per Anhalter aus der Stadt und mit uralten, löchrigen Kites ankommst. Auf dem Wasser sind wir alle auf demselben Spielfeld. (Und es würde mich nicht wundern, wenn unser autostoppender Kumpel dort sogar mehr drauf hat als der Kollege im Privatjet.) Für die Wettkampfzene war dieses Jahr ein Besonderes: Zum ersten Mal seit Ewigkeiten kein Grübeln rund um die Frage “Was wird nächstes Jahr passieren?” Durch die GKA haben die Competitions ein festes Format und einen fixen Terminkalender. Dazu kommt die Olympiade, die zwar noch fünf Jahre in der Zukunft liegt, in der Community aber trotzdem schon für Spannung sorgt. Eine Aufregung, die in den nächsten Jahren nicht abnehmen wird… In diesem Sinne: Egal, ob du gerade für die Olympischen Spiele trainierst oder an deinem Railey to blind arbeitest – genieß es, dich zu pushen, Fortschritte zu machen und Teil des besten Sports der Welt zu sein. Und genieß natürlich auch diese Ausgabe! Alex

Kleiner Reminder: Es geht nicht darum, sich bei jeder Session voll zu pushen. Manchmal genügt es, sich einfach ins Trapez zu lehnen, entspannt zu cruisen, der Sonne beim Untergehen zuzusehen und einfach nur den Moment zu genießen. Wie Posito Martinez es uns hier in Dakhla vormacht. Foto: Laci Kobulsky


KSM IM ABO HERAUSGEBER Alex Hapgood ART DIREKTION Katharina Godbersen TECHNISCHER REDAKTEUR Richard Boughton REDAKTION DEUTSCHSPRACHIGE AUSGABE Anja Fuchs ONLINE MEDIA MANAGER Gemma Hamaini MITARBEITER DIESER AUSGABE Andre Magarao, Laci Kobulsky, James Boulding, Lukas Stiller, Lukas Pitsch, John Boulding, Svetlana Romantsova, Wareck Arnaud, Ydwer van der Heide, Jay Wallace, Alexander Lewis-Hughes, Benoit Diacre, Maio Arias, Julien Leleu, Toby Bromwich.

ISSUE # 12

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VON LEGENDEN LERNEN

EIN LEDABENTEUER

ANZEIGENANFRAGEN advertising@thekitemag.com COPYRIGHT Sämtliche in KiteSurfMag enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Reproduktion ohne ausdrückliche Erlaubnis des Herausgebers wird zur Anzeige gebracht. VERLAG KiteSurfMag wird produziert von Water Born Media Limited in Hayle, Cornwall/United Kingdom PRODUKTION Dieses Magazin wird auf Papier aus verantwortungsvoll und nachhaltig bewirtschafteten Quellen und mit auf pflanzenbasierten Farben gedruckt. Sowohl ds für das Heft verwendete Papier als auch der Herstellungsprozess sind nach FCS ® zertifiziert. Die eingesetzten Drucker entsprechen dem international anerkannten Umweltstandard nach ISO14001.

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Neuigkeiten Events, die du auf keinen Fall verpassen solltest, Neues aus den Techniklabors und praktische Reisebegleiter: Damit kann der Kite-Winter nur gut werden!

KOTA 2020: DIE SPANNUNG STEIGT! FOTO Craig Kolesky/Red Bull Content Pool

Wer nicht ohnehin bereits gebucht hat, sollte sich bald Tickets nach Kapstadt sichern. Immerhin wird in der Mother City bald der nächste King of the Air gekürt! Die Waiting Period ist mit 1. bis 16. Februar festgesetzt. Wir sind sicher: Der KOTA 2020 wird anders als alle anderen. Warum? Neben den Top 6 des ­Vorjahres – allen voran Titelverteidiger Kevin Langeree – mischt mit Angely Bouillot auch erstmals eine Frau das Teilnehmerfeld auf. Nach drei Jahren, in denen sie es immer wieder versucht hatte, qualifizierte sich die Big-Air-Athletin aus Frankreich schließlich mit ihrem Entry-Video. „Es ist eine große Ehre für mich und ich freue mich, zu beweisen, dass auch Frauen einen Platz bei solchen extremen Events haben sollten. Meine Mission ist, mehr junge Frauen zur Teilnahme zu inspirieren.“ Mehr Infos inkl. Teilnehmerliste und alle Termine auf redbull.com.


WOHIN ALS NÄCHSTES?

Girlpower in Kolumbien FOTO Miriam Joanna

Du hast Lust, dem Winter zu entfliehen und stattdessen irgendwo im Warmen zu kiten? Wie wär’s mit Kolumbien? Die My Salty Sisters bieten im Februar zwei Retreats für Frauen an – eine Kite-Safari und einen Adventure-Trip rund um die besten Spots Südamerikas. Das Coole daran: Bei den Events (jeweils limitiert auf acht Plätze) geht es nicht nur ums Kiten – auch die Themen Body & Mind werden groß geschrieben. Dazu kommen tägliche, a ­ bwechslungsreiche Workouts, gemeinsames Kochen und 100%iger Support. Die perfekte Gelegenheit für Kiterinnen, nicht nur neue Spots, sondern auch neue Salty Sisters kennenzulernen! Mehr dazu auf www.mysaltysisters.info

Doppelt stark, aber gleich schwer FOTOS Cabrinhakites

Wer sich fragt, warum die Cabrinha-­ Modelle 2020 sich so super crispy und robust anfühlen: Verantwortlich dafür ist das brandneue Nano Ripstop. Mit doppelt so vielen Zellen wie üblich (3-mm-Double-­ Ripstop-Muster) und einem neuen Coating macht das Micro-Ripstop-­Material die Canopy zweimal so stark und wiegt dabei nur 55 Gramm pro Quadratmeter. Ein exklusiver Prozess namens Plasma Treatment macht die Oberfläche wasserabweisend, wodurch das spezielle Coating noch besser fixiert wird. Klingt nach Hightech? Ist es auch. Das Ergebnis: Ein Kite, der sich wesentlich länger wie neu anfühlt und sich auch so fliegt. In der Luft macht sich das neue Material durch verbesserte Performance und noch mehr Stabilität bemerkbar. Alle Infos zum neuen Nano Ripstop auf cabrinhakites.com

JUBILÄUM: 10 JAHRE RAGNAROK FOTOS Ydwer van der Heide/Red Bull Content Pool

Kaum zu glauben, dass das größte (und härteste!) Snowkiterennen der Welt 2020 bereits zum zehnten Mal stattfindet. Von 19. bis 22. März lädt Red Bull zum alljährlichen Ragnarok am riesigen Hardangervidda-Hochplateau in Norwegen. Und diesmal soll das legendäre, insgesamt 100 Kilometer lange Endurance-Race sogar noch größer werden – statt bislang 350 dürfen beim nächsten Event 400 Snowkiter an den Start. Antreten kann man mit Skiern oder Snowboard und Tube- bzw. Mattenkite. Mehr Infos, Registrierungen und Tickets gibt’s auf redbull.com.

Eine berechtigte Frage. Eines ist jedenfalls schon mal sicher: Mit den neuen SWLK Travel Bags reist es sich ab sofort noch bequemer. Mit bis zu 60 Litern Volumen bieten sie mehr Platz als ein Trolley, entsprechen dabei aber trotzdem den gängigen Handgepäcksabmessungen. Die Tragegurte (gepolstert mit Material aus recycelten Neos) lassen sich auf der Rückseite verstecken – so wird aus dem Rucksack eine Reisetasche. Diverse Fächer für Kleinkram, Laptop etc. und eine seitliche Netztasche für Wasser o. ä. sorgen für Übersicht, ein Board-Catcher hält Bretter aller Art an Ort und Stelle. Durch den Einsatz von recyceltem Kitestoff ist jedes Teil ein Unikat. Praktisch: Zusätzlich zu den Travel Bags kreiert das deutsche Label auch andere Accessoires aus kaputten Kites, wie Hip Bags, Umhängetaschen, Geldbeutel, Rucksäcke, Washbags, Gürtel und vieles mehr. So ist der Kite-Lifestyle immer dabei! Ob Klamotten oder Accessoires: Qualität und Nachhaltigkeit werden bei Schwerelosigkite groß geschrieben. Produziert wird in Europa, mit überschaubaren Transportwegen und fairen Arbeitsbedingungen. Umweltfreundlich geht’s auch nach der Produktion weiter – denn ausgeliefert werden die SWLK-Goodies plastikfrei und Kartons kommen mehrfach zum Einsatz. FOTO Schwerelosigkite

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JL: September und October sind immer besondere Monate für mich – immerhin liefern viele meiner Lieblingsspots in dieser Zeit perfekte Bedingungen. Im September verbrachte ich diesmal einige Wochen auf Mauritius, um mich auf das GKA-Event vorzubereiten. Es war der einzige Tourstop, an dem ich dieses Jahr teilnahm, aber dafür einer der Spots mit den weltbesten Bedingungen. Nachdem ich die Competition in Mauritius gewonnen hatte, flog ich mit meinen Freundinnen Olivia Jenkins und Catharina Edin sowie einem Medienteam, bestehend aus Ydwer van der Heide und Mintautas Grigas, direkt weiter nach Madagaskar. Dort verbrachten wir zwölf Tage an Bord eines Segelbootes namens LunaMoon und kiteten an menschenleeren Breaks mitten im Nirgendwo. Sich jeden Spot und jede Welle nach Belieben aussuchen zu können ist purer Luxus für mich – und so sah hier eigentlich jeder Tag aus! Während des Kitens erblickten wir am Horizont immer wieder Wale, die aus dem Wasser sprangen. Ein Trip wie aus dem Märchen, der mich eines gelehrt hat: Von nun an möchte ich mindestens einmal pro Jahr eine völlig neue Location kennenlernen. Natürlich erfordert das mehr Aufwand und Vorbereitungszeit, die Erlebnisse vor Ort sind es aber mehr als wert. Auch, wenn ich mittlerweile schon seit 17 Jahren kite, machen mich solche Trips stets hungrig auf mehr! RIDER Jalou Langeree  FOTO Ydwer van der Heide  LOCATION Madagaskar


TKM: Wer noch einen Beweis dafür braucht dass Kiten der vielseitigste Sport der Welt ist: Bitteschön, here you are. Ob das jeder kann? Wohl eher nicht. Wir sehen lieber zu. RIDER Guilaaume Chastagnol  FOTO Wareck Arnaud  LOCATION Schweizer Alpen


TKM: Hier sieht man Carla beim Aufwärmen für das finale Event der GKA. Ihre Saison kann sich sehen lassen – mit spektakulären Skills sowohl im Strapless-Freestyle als auch in der Welle sicherte sie sich den ersten Gesamtrang der Kite-Surf-Tour. Jetzt geht’s erstmal zurück nach Tarifa zum Trainieren und dann weiter zur ersten Competition 2020 auf den Kapverden. RIDER Carla Herrera  FOTO Svetlana Romantsova  LOCATION Brasilien



LS: An dem Tag, als Craig und Tom aus Brasilien abreisten, stellten sie mir noch ­ alentin vor, und zwar mit den Worten: “Ihr seid beide noch relativ neu beim Free­ V style-Shooten und beide super motiviert – also bitte macht etwas zusammen!” Wie es aber mit dem Wind und den richtigen Bedingungen so ist, saßen wir erstmal ewig lang herum und warteten. Das Foto zeigt Valentin bei einem seiner ersten Shootings – bei buchstäblich null Wind. Ich war beeindruckt, wie schnell er Dinge in der Praxis umsetzt. Was er schlussendlich auch bei der Competition zeigen konnte. RIDER Valentin Rodriguez  FOTO Lukas Stiller  LOCATION Taiba, Brasilien


ML: In den 20 Jahren meiner Kitekarriere war Hamburg mein Zuhause, die letzten 16 Winter hatte ich in Kapstadt verbracht. Unsere Heimatstadt zu verlassen, war für mich und meine Familie keine leichte Entscheidung, aber als Ärztin bekam meine Frau ein vielversprechendes Jobangebot in Zürich. Wir lieben die Stadt und die Natur rundherum, besonders die wunderbaren Berge. Der Zürichsee ist toll zum Schwimmen und für SUP-Sessions, und auch die guten Kitespots sind nicht weit – in nur einer Stunde Entfernung findet man den Urner See, den Walensee, den Sihlsee und den Bodensee. Die Locals sind extrem freundlich und hilfsbereit, und es dauerte nicht lange, bis wir schließlich am berühmtesten Schweizer Spot landeten, dem Silvaplana-See, zweieinhalb Stunden von Zürich gelegen. Meine ersten Sessions dort werde ich nie vergessen! Die Kulisse, der konstante, starke Wind, dazu der Top-Campingplatz direkt am Spot, die besten Pizzen, herrlicher Wein und Lagerfeuer am See machen Silvaplana zu einem echten Highlight. RIDER Matthias Larsen  FOTO Lukas Pitsch  LOCATION Silvaplana-See, Schweiz


PM: Als ich im Oktober für den GKA-Freestyle-Stop nach Dakhla kam, beschloss ich in Hinsicht auf die guten Bedingungen um diese Jahreszeit, etwas länger zu bleiben. Ich plante mit Laci ein paar Aufnahmen zu neuen Raptor Extreme und für mein Entry-Video für den King of the Air. Die Bedingungen waren dann leider weniger gut als erwartet, und wir verbrachten Tage damit, verschiedenste Spots abzuklappern. An unserem allerletzten Tag kam schließlich der Wind – unsere Chance, doch noch etwas aus diesem Trip zu machen. 20 bis 24 Knoten waren ok für etwas Big-Air-Action, aber nicht genug für die hohen und extremen Moves, die wir uns gewünscht hätten. Aber: Wenn es darum geht, aus einem Shoot das Beste herauszuholen, ist Laci sehr talentiert. Durch perfekte Kamerawinkel ließ er die Bilder wirken, als wäre der Wind viel stärker gewesen. Bei dieser Aufnahme war die Sonne bereits am Untergehen. Ich wusste, mit einem Frontroll-Ticktack-Boardoff an der richtigen Stelle würde es aussehen, als würde ich über die Sonne fliegen. Der Shot zeigt mich kurz vor dem Boardoff. RIDER Posito Martinez  FOTO Laci Kobulsky  LOCATION Dakhla, Marokko


JB: Für meine Familie ist Northumberland ein ganz besonderer Ort. Mein Vater, der im Nordwesten Großbritanniens aufgewachsen ist, kehrt jedes Jahr einmal an die herrlichen, goldenen Sandstrände zurück. Eines der vielen Schlösser der Region ist Dunstanburgh Castle, eine beeindruckende Festung aus dem 14. Jahrhundert, die die gesamte Landschaft dominiert. Vor dieser Kulisse habe ich damals als Student meine Leidenschaft fürs Kiten entdeckt. Und einmal mehr begab ich mich ich hier, warm eingepackt in einen dicken Neo, in die kalten Fluten. Eine fantastische Wintersession, die mich an die Anfänge meiner Kitekarriere vor 15 Jahren erinnerte. RIDER James Boulding  FOTO John Boulding  LOCATION Northumberland, UK




TKM: Matchu mit Jacke, im Dunkeln in einer Lagune, von einem Mega-Blitzlichtgewitter leuchtend in Szene gesetzt. Wer sonst kann hier dahinterstecken, wenn nicht Blitzguru Andre Magarao … RIDER Matchu  FOTO Andre Magarao  LOCATION Brasilien


TC: Diese Session war für mich eine mit gemischten Gefühlen – mein erster Kontakt mit Rails, nachdem ich zwei Jahre damit verbracht hatte, nach verschiedenen Knieverletzungen bei Wettkämpfen bei der KPL an meinem Comeback zu arbeiten. Da war Angst gemischt mit Vorfreude und eine leise Stimme in meinem Kopf, die mir sagte: Was du da vorhast, ist dumm. Natürlich ignorierte ich sie und beschloss, gemeinsam mit Craig Cunningham und unserem Fotograf Lukas Stiller ein zwölf Meter langes Handrail in die Lagune zu schleppen. Am Anfang fühlte ich mich noch etwas wackelig, aber nach ein paar Hits erlangte ich meine Sicherheit wieder. Dazu kamen perfekter Wind für meinen 10er Dice und einer der schönsten Sonneuntergänge, die ich in Brasilien je erlebt hatte. Schließlich packte Lukas seine Blitze aus – das Resultat könnt ihr hier bewundern. Seit meinen Verletzungen hatte ich nie wieder so gute Shots bekommen! Das ist es auch irgendwie, was Kiten für mich ausmacht: Einfach loslegen, Ängste überwinden und dafür belohnt werden. RIDER Tom Court  FOTO Lukas Stiller  LOCATIONTaiba, Brasilien


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Unsere Legenden-Serie geht weiter: Dieses Mal haben wir Pete Cabrinha höchstpersönlich auf den Zahn gefühlt. FOTOS James Boulding


Leinensalat-Legenden

Pete Cabrinha

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„Jede Sportart, in die ich je involviert war, hatte etwas mit Surfen zu tun.“ — JESSE RICHMAN

Pete, du warst einer der Pioniere von Mauis BigWave-Bewegung und wurdest sogar dafür ausgezeichnet, die bis zu dieser Zeit größte Welle ever geritten zu haben. Definitiv nichts für schwache Nerven! Mittlerweile scheinst du deinen Fokus etwas verlagert zu haben – statt in Riesenwellen findet man dich jetzt in gemäßigteren Bedingungen oder beim Foilen. Wie stillst du deinen Hunger nach Adrenalin heute?

Es gibt für jede Aktivität den richtigen Zeitpunkt. Mein Streifzug in die Big-Wave-Szene war zu einer Zeit meines Lebens, als ich 100% meiner Energie dafür aufbringen konnte. Wenn du Wellen surfst, die potentiell tödlich sind, solltest du dich auf nichts anderes konzentrieren. Nicht umsonst war das die Hochphase meiner sportlichen Karriere. Keine der Sportarten, denen ich heute nachgehe, gibt mir diesen extremen Kick. Weshalb ich darauf achten muss, mich auf andere Art und Weise herauszufordern. Foilen macht mir richtig Spaß, und jeder, der schon mal Foilsurfen war, weiß: Mit dem Foil fühlt sich selbst eine kleine Welle riesig an. Für mich eine gute Option, am Ball zu bleiben. — ALEX MAES

Die guten Vibes und die familiäre Atmosphäre im Cabrinha-Office in Maui durfte ich bereits hautnah erleben. Wie hältst du dein Team so produktiv und happy – und das sowohl im Wasser als auch bei der Arbeit?

Dass die Cabrinha-Familie so eng zusammenhält und so motiviert ist, liegt nicht allein in meiner Verantwortung, sondern ist vielmehr mit der Profes-

sionalität und dem Respekt innerhalb des Teams zu verdanken. Jeder für sich begegnet dem Sport und der Philosophie hinter der Marke Cabrinha mit so viel Leidenschaft. Wir sehen den Job als professionelle Erweiterung unseres Lifestyles. Unternehmenskultur wird bei uns groß geschrieben, denn wir wissen: Von Produkten, die mit den besten Absichten designt und produziert wurden, können unsere Kunden nur profitieren. — TKM

Vor einigen Jahren hast du für uns einen großartigen Artikel über einen Trip auf die Marshallinseln verfasst. Was müssen wir tun, damit du wieder für uns schreibst?

Danke für das Kompliment! Hin und wieder schreiben sich solche Reisegeschichten fast von selbst. Vor allem, wenn du an einen Ort kommst, an dem noch nicht viele Surfer bzw. Kiter vor dir waren und deine Erlebnisse dort ganz frisch und unerwartet sind. Reisen ist für mich einer der besten Aspekte unseres Sports. Mir gefällt, wie neugierig Kitesurfer sind und wie sie nie müde werden, aus ihrer heimischen Komfortzone auszubrechen und neue Destinationen zu entdecken. Ich bin auf jeden Fall bereit fürs nächste Abenteuer – und ebenso, für euch darüber zu berichten. Legen wir los! — PAUL SERIN

Was würdest du jemandem raten, der überlegt, eine neue Kitemarke ins Leben zu rufen?

In einem Business zu arbeiten, in dem sich alles um meinen Lieblingssport dreht, ist für mich natür-

LINKS OBEN Pete und Jaws, seine ehemalige 100%­­Welle. Jup, die ist verdammt groß... RECHTS Es gibt auf Maui wohl kaum eine Welle, die Pete nicht in- und auswendig kennt.


lich ein Privileg. Das Ganze hat aber auch Schattenseiten, weshalb man sich einen solchen Schritt gut überlegen sollte. Um mich kurz zu halten: Wer seine Leidenschaft fürs Kiten in Form einer eigenen Marke ausleben möchte, sollte in jedem Fall darauf achten, der Zufriedenheit der Kunden gleich viel Wert beizumessen wie dem Profit. Nur aufs Geld zu achten geht schnell auf Kosten der Kundenzufriedenheit. Ohne finanzielle Disziplin lässt sich wiederum kein gesundes Unternehmen führen. In diesem Sinne: Wer meint, der Industrie etwas bieten zu können, das es noch nicht gibt – unbedingt loslegen dabei alles geben! — DAMIEN LEROY

Was meinst du, wie wird Wassersport in zehn Jahren aussehen?

Ich denke, Technologie wird in der Branche eine wichtigere Rolle spielen als in den vergangenen Jahren. Neue Technologien in der Produktentwicklung und -konstruktion ermöglichen bahnbrechende Innovationen in wesentlich kürzerer Zeit. All das sind Dinge, die im Hintergrund passieren, von denen die Anwender aber schließlich auf dem Wasser profitieren. Verschiedene Wassersportarten werden immer mehr hybridmäßig ineinander übergreifen. Ich sage folgendes Szenario voraus: Das Equipment der Zukunft ist zwar fürs Wasser designt, wird den User aber immer mehr übers Wasser bringen. Momentan dreht sich alles darum, über die Wasseroberfläche zu fliegen, und ich denke, das wird sich auch in Zukunft nicht ändern.

— SUSI MAI

Was war der glücklichste Tag deines Lebens?

Wow, das ist eine starke Frage. Eines der schönsten Erfahrungen war sicher, als ich die Geburt meiner Tocher miterleben durfte. Ich habe millionenweise glückliche Erinnerungen, aber das ist durch nichts zu toppen. — PATRI MCL AUGHLIN

Hey Pete, was war dein bislang schlimmstes ­W ipeout? Dachtest du dabei, du würdest sterben?

In Jaws hatte ich natürlich jede Menge Wipeouts, aber das heftigste von allen passierte an einem anderen Spot. Es war in Sprecks, einem Außenriff-Break in Maui. Als es passierte, wurde ich direkt auf den Grund geschleudert und knallte mit dem Rücken aufs Riff. Durch den harten Aufprall verkrampfte sich augenblicklich meine Lunge, mir entwich sämtliche Atemluft und mein Körper verlangte danach, obwohl ich unter Wasser war. Dann geschah etwas Seltsames: Die Kraft der Welle presste mich nach unten, ohne mich dabei entlang des Riffs zu ziehen. Es war, als hätte ein Riese einen Fuß auf meiner Brust abgestellt, um mich auf den Meeresgrund zu drücken. Dieser Druck hielt ungewöhnlich lange an – ich hatte keine Chance, nach oben zu kommen. Obwohl es mich viel Energie kostete, nicht ohnmächtig zu werden, dachte ich komischerweise keine Sekunde daran, zu sterben. Als ich schlussendlich wieder an die Wasseroberfläche kam, sah ich Sterne und war ziemlich erledigt. ▶

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— LUCAS ARSENAULT

Durch deine erfolgreiche Karriere als Wellenreiter und Windsurfer warst du bereits seit Beginn des ­Kitesports eine Legende. Was hat dich damals dazu bewegt, in eine völlig neue Sportart einzusteigen?

Jede Sportart, in die ich je involviert war, hatte irgendetwas mit Surfen zu tun. Als erstes war da Wellenreiten, dann Windsurfen, Tow-in-Surfen, Kitesurfen, Foilen und jetzt Foilsurfen. Ich habe es nie so empfunden, als hätte ich eine Sportart “verlassen”, um eine neue zu starten. Surfsport entwickelt sich, dadurch fühlte es sich für mich mehr an wie ein Übergang von einem zum nächsten. Natürlich liebe und respektiere ich Traditionen, vor allem im Surfsport. Aber ebenso mag ich Veränderungen und versuche stets, meine Erfahrungen beim Surfen auszubauen. In dieser Hinsicht bin ich progressiv – ich möchte nie aufhören, mich weiterzuentwickeln. — ANNELOUS L AMMERTS

Leinensalat-Legenden

Pete Cabrinha

Wie findest du die Balance zwischen Arbeit und ausreichend Zeit auf dem Wasser?

Wenn ich sie jemals finden sollte, lasse ich es dich wissen! Die Balance zwischen Arbeit und dem Rest des Lebens verlagert sich ständig. Obwohl Zeit auf dem Wasser zu meinen persönlichen Prioritäten zählt, hast du wahrscheinlich schon selbst bemerkt, dass ich auch nicht selten im Büro sitze. Da ich meinen Job liebe, macht mir das nichts aus. Aber wenn mich die Arbeit mal frustriert, ist eine Session definitiv der beste Ausgleich, um runterzukommen. — MIK AILI SOL

Da ich noch nicht lange in der Szene bin, kenne ich dich leider kaum. Gibt es etwas von dir, dass ich unbedingt wissen sollte?

Ich denke, das Einzige, was du über mich wissen solltest, ist, dass ich dir an einem Punkt meiner Karriere wahrscheinlich sehr ähnlich war. Ich war jung,

besessen vom Surfen und tat alles Menschenmögliche dafür, um 24/7 auf dem Wasser sein zu können. Ich nehme an, dir geht es mit dem Kiten ähnlich. Was vielleicht noch wissenswert ist: Ich bin immer noch süchtig danach. Durch all die Innovationen und Entwicklungen, die seit meiner Jugend passiert sind, hat sich meine Obsession für den Sport sogar noch vertieft. — GARY SISK AR

Innerhalb der Surf- bzw Kitecommunity wissen viele gar nicht, was für ein toller Künstler du bist. Von Musizieren über Malen bis hin zum Shapen von Boards – deine Kreativität scheint endlos zu sein. Durch welche Art von Kunst drückst du dich am liebsten aus ?

Vielen Dank für die netten Worte! Der Prozess der Kreativität ist für mich wie ein unendliches Spiel, das ich täglich spiele. Und nützlicherweise auch ein Weg, Lösungen für Probleme zu finden. Gleichzeitig hält mich Kreativität neugierig und schützt mich vor Langeweile. Am stärksten zieht es mich zur bildnerischen Kunst – Zeichnungen, Skizzen, Collagen und Malereien fördern meinen kreativen Output mehr als alles andere und sind für mich die beste Art, mich persönlich auszudrücken. — ADEURI CORNIEL

Mit welchem Alter hast du zu kiten begonnen bzw. kannst du dich noch daran erinnern, als du das erste Mal einen Kite gesehen hast?

1986 war ich bei einem Windsurf-Worldcup in La Torche in Frankreich. Damals war ich 25, es war ein Tag ohne Wind, dafür mit einem Strand voller Leute, die ungeduldig drauf warteten, endlich Windsurf-Action zu sehen zu bekommen. Um das Problem zu lösen, schickten die Veranstalter zwei Helikopter übers Wasser, und die Windsurfer versuchten, aus dem von den Rotoren verursachten Wind ein paar Moves herauszuholen. Währenddessen tauchte am Strand ein


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— EVAN NETSCH

Im vergangenen Jahr war ich vermutlich am öftesten mit einem Foil-Surfboard unterwegs, und am zweithäufigsten beim Wingsurfen bzw. beim Kiten mit dem Surfboard. Mir gefällt, wie sich der Sport entwickelt hat. Ich habe Kites, Surfboards, Wings und Foil­ boards – und alles kann untereinander ausgetauscht und kombiniert werden. Die Sportarten vermischen sich immer mehr, greifen hybridmäßig ineinander über. Das macht das Ganze noch spannender! — MA XIME CHABLOZ

Wie würdest du die neuen Wings einordnen – eher beim Kiten oder beim Windsurfen?

GANZ LINKS Petes große Leidenschaft neben Wassersport ist bildnerische Kunst.

Dadurch, dass er direkt mit den Händen gehalten wird, mutet der Wing eher an wie ein Windsurfsegel. Trotzdem ist das Feeling komplett anders als beim Windsurfen – ohne Mast ist man viel freier, noch dazu ist der Wing wesentlich leichter. Merkmale, die uns in Zukunft viele Möglichkeiten eröffnen werden.

RECHTS OBEN Der Foil-Boom macht auch vor Maui nicht Halt.

Du warst viele Jahre in Jaws unterwegs, einer der ersten, die das Tow-Surfen dort etablierten und somit eine große Inspiration für die Generation danach. Du hast damals sogar den XXL-Award ­gewonnen. Vermisst du Surfen in Jaws?

Meine Antwort darauf ist ganz einfach: Ja, ich vermisse es. Die Entscheidung, nicht mehr in Jaws zu surfen, war alles andere als einfach. Immerhin war ich zehn Jahre lang ständig dort. Ich denke, ich habe in dieser Zeit kaum einen Swell verpasst. Dann bekamen Lisa und ich ein Kind und starteten zur gleichen Zeit zwei Businesses (Cabrinha und Letarte). Trotzdem habe ich noch weitergemacht und gewann vier Jahre danach den XXL-Award. Da ich aber nicht mehr 100% meiner Zeit für Jaws aufbringen konnte, wurde es mir irgendwann zu riskant. Widmet man sich einer solchen Welle nicht voll und ganz, gerät man schnell in Schwierigkeiten. Also ja, ich vermisse Jaws, aber auf der anderen Seite genieße ich auch einfach, was heutzutage da draußen passiert – das Level ist überwältigend! Und zum Glück fehlt es mir keineswegs an Dingen, die mich motivieren, aufs Wasser zu kommen. — ALBY RONDINA

— TKM LINKS Ein teil der CabrinhaFamilie in ihrem Element.

— SK Y SOLBACH

Wer sind für dich die herausragendsten Rider der letzten 35 Jahre (aus sämtlichen Disziplinen)?

Im Kitesport gibt es jede Menge herausragende Athleten, darunter die Kitestars der ersten Stunde, wie Lou Wainman, Flash, Elliot Leboe, Marc Ramsier oder Raphaël Salles. Zur darauffolgenden Generation fallen mir folgende Namen ein: Martin Vari, Kevin Langeree, Andre Phillip, Susi Mai, Aaron Hadlow und

Wenn du einen anderen Ort zum Leben als Maui wählen müsstest, wo wäre das?

Gute Frage. Ich denke, ich könnte überall im Süden Italiens leben – gutes Essen, toller Lifestyle, was will man mehr? Ansonsten in Biarritz oder an der Atlantikküste Frankreichs. Tahiti oder Australien kann ich mir auch gut vorstellen. Aber im Moment habe ich keinen Grund, Maui zu verlassen. Die Insel entwickelt sich immer weiter, auch im Wassersportbereich passiert viel. ◼

Pete Cabrinha

Womit hast du letztes Jahr am meisten Zeit ­ erbracht: Shortboard, Kite-Surfboard oder Foil? v

Ruben Lenten. Und zu den internationalen Ausnahmeathleten von heute zähle ich Keahi de Aboitiz, Moona Whyte, Airton, Matchu und Mitu Monteiro. Die Liste potentieller zukünftiger Stars ist unendlich lang… so lang, dass es schwer wäre, sie alle hier zu nennen.

Leinensalat-Legenden

Typ mit einem Kite und einem Paar Wasserski auf. Er startete den Kite, schnallte sich die Skier an, glitt über den Sand ins Wasser und kitete quer durch die Bucht. Wir waren verwundert und hatten keine Ahnung, was hier gerade passiert war. Nach diesem Vorfall dauerte es sechs Jahre, bis ich wieder jemanden kiten sah. Das war dann Bruno Legaignoux höchstpersönlich.


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FERNWEH

Hermanus, Südafrika VON Crystal Veness

Durch seine konstant starken Winde und seine Tradition als Austragungsort des King of the Air gilt Kapstadt weltweit unangefochten als Mekka des Big Air. Wer einmal live miterleben durfte, wie die größten Legenden des Kitesports vor dem Tafelberg durch die Luft fliegen, weiß, warum. Auf “normale” Kiter wirken die Bedingungen in Kapstadt aber oft ein wenig einschüchternd. Überpowert mit einem 6er in drei Meter hohen Wellen herumgeschleudert zu werden ist ehrlich gesagt auch nicht ohne. Von den Wellenreitern, denen man down the line noch Platz machen sollte, gar nicht erst zu sprechen. Wohin also ausweichen? Viele fliehen gerne an die ebenso schöne wie fehlerverzeihende Lagune in Langebaan. Ein (die meiste Zeit) flacher Spot, an dem es sich herrlich entspannt kitet – und das nur eine Stunde von Kapstadt entfernt. Die perfekte südafrikanische Destination für Einsteiger, mit idealen Lernbedingungen und relaxter Atmosphäre. Neben Langebaan gibt es aber noch eine weitere, äußerst attraktive Alternative zum kapstadtschen Wahnsinn: Hermanus. Vom Ausgangspunkt Kite Beach braucht man dorthin zwei Stunden mit dem Auto. Eine Fahrt, auf der man nicht nur die spektakulären Landschaften Südafrikas zu Augen bekommt, sondern auch Einblick in das wirtschaftliche Ungleichgewicht des Landes erlangt. Los geht’s mit Kapstadts wolken­ k ratzergesäumter Skyline, entlang des belebten N2-­Highways tauchen kleine Gemeinden auf, weiter über die Hottentots Holland Mountains und Landwirtschaften sowie Weingüter bis nach Hermanus, einem Dorf am Meer ▶




UNTERKUNFT Die meisten wohnen in Blouberg und kommen je nach Forecast nur für einen Tag oder ein Wochenende nach Hermanus. Vor Ort gibt es zig kostengünstige Unterkünfte (ca. 50 Dollar pro Nacht), aber ebenso schöne Hotels am Strand für 100 Dollar/Nacht oder mehr.

Kitesurfing), während unabhängige Kiter perfekte Freeridebedingungen vorfinden. Bei starkem Westwind kommen auch die Pros gerne hier, um ihre BigAir-Moves zu üben. Da die Lagune von Hermanus in einem Naturschutzgebiet liegt, hat man hier beim Kiten ein wenig das Gefühl, auf Expedition zu sein. Keine Gebäude am Ufer, keine Restaurants am Strand, nur du und der Wind und die anderen Kiter, die die lange Reise auf sich genommen haben. Ein Kiteabenteuer, das man bei einem Südafrika-Trip in jedem Fall mit einplanen sollte! ◼

MIT EINPACKEN Alles außer ein Foil. Am wichtigsten für viele Wassertage ist eine gut sortierte Kiterange – in Sachen Wind kann von 15 bis 45 Knoten alles passieren. NEOPREN Für die Lagune reicht ein 1-mm- or 2-mmSpringsuit, auf der Meerseite ist man mit einem langen Anzug in 3 bis 4 mm gut beraten. BIER Erste Adresse nach einer Session ist das von ­Kitern betriebene Lizette's. Ein eiskaltes Draft trinkt man hier um rund 30 Rand (2 US-Dollar).

Wer eine Kühlbox mit hat, bekommt ein Sixpack Castle Lite oder Black Label um 70 Rand (5 US-Dollar). TYPISCHE FRAGE VOR ORT "Gibt es Haie in der Lagune?" WAS MAN EHER SELTEN HÖRT "Da ist ein Hai in der Lagune!"

Hermanus, Südafrika

ANREISE Am besten, man nimmt sich bei der Ankunft am Cape Town International Airport ein Mietauto. Um zum Spot zu kommen, in Richtung Grotto Beach in Hermanus fahren und dann weiter bis zum Ende des Parkplatzes (bzw. so lange, bis Kites auftauchen!).

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Fernweh

und schließlich dem Kitespot mit der Lagune. Unbedingt für die Rückfahrt notieren: die Whale Route durch Kleinmond und Pringle Bay (am besten bei Sonnenuntergang!). Was viele jetzt denken werden: Zwei Stunden Fahrt sind keine Kleinigkeit. Ist Hermanus das wert? Nun, der Spot bietet Kitern zwei Optionen: die Klein River Lagoon und den atlantischen Ozean. Die perfekte Kombi für all jene, die sowohl auf flaches, warmes Wasser stehen als sich auch gerne mal in der Welle austoben. Die Größe der Lagune kann abhängig von der Regenmenge vor Ort stark variieren. Um ins offene Meer zu gelangen, müssen nur wenige Meter Sand überquert werden – schon steht einer Wave-Session nichts mehr im Weg. Eine willkommene Abwechslung, vor allem, wenn die Lagune überfüllt ist. In Sachen Wind funktionieren West und Nordwest in Hermanus am besten. Während man sich in Kapstadt und Blouberg bei diesen Richtungen in voll auflandigen Bedingungen hinter die Wellen kämpfen muss, wird man in Hermanus für die zwei Stunden Fahrt belohnt. Der Anfang der Lagune nahe dem Aussichtsareal ist sehr schmal und eher zu vermeiden. Es sei denn, man nimmt an der Trick-Rotation teil! Über die man unbedingt Bescheid wissen sollte – sofern man nicht riskieren will, von den Locals angemault zu werden. Wer mitmachen und seine Skills präsentieren möchte, tut gut daran, zuerst zu beobachten, wie’s funktioniert. Oder, noch besser: Einfach die Locals direkt fragen. Will man hingegen ohnehin niemanden beeindrucken, kitet man einfach etwas weiter downwind im breiteren Bereich der Lagune. Dort warten viele Sanddünen und üppige Vegetation darauf, erkundet zu werden. Allerdings nicht vergessen, fürs Ende der Session den Upwinder einzuplanen! Auf der Meerseite sorgen ein Beachbreak und Sideonshore-Winde für Spaß. Mit etwas Glück erblickt man beim Kiten sogar Wale! Wichtig: Obwohl das Wasser hier etwas wärmer ist als rund um Kapstadt, reichen Boardshorts nur in der Lagune. Wer also vorhat, sich sowohl Flachwasser als auch Welle zu genehmigen, kommt um einen Neo nicht herum. Hermanus ist der ideale Spot für Gruppen mit unterschiedlichen Könnensstufen. Anfänger haben die Möglichkeit, an den Kiteschulen vor Ort Unterricht zu nehmen (Kitesurf Hermanus oder Off The Charts


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BRETTGEFLÃœSTER NICK JACOBSEN


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Dass Nick Jacobsen zu den weltweit vielseitigsten Kitern zählt, steht außer Zweifel. Sei es, wenn er wieder mal einen seiner verrückten Sprünge plant, gerade den King of the Air ­gewinnt oder einfach auf dem Wasser für gute Laune sorgt. Seit seinem Umzug zu North ­Kiteboarding ist er auch im Forschungs- und Entwicklungsbereich tätig. Hier präsentiert uns Nick seine ultimative Geheimwaffe: das Atmos Carbon.

Zurzeit bin ich ständig mit dem Atmos Carbon auf dem Wasser, natürlich auch bei unserem aktu-

ellen Shooting auf den Philippinen. Gestern hatte ich eine verrückte Session mit Jesse Richman. Wenn ich mit Jesse kite, fühle mich mich enorm gepusht und mein Level wird automatisch besser.

Ich fahre das Board bereits seit den Anfängen von North Kiteboarding und habe mein Setup seit-

dem nicht verändert. Je mehr du mit dem selben Equipment unterwegs bist, desto besser lernst du es kennen und du brauchst dir über Details keine Gedanken mehr zu machen. Das Atmos Carbon verfügt über einen mittleren Rocker, der früh angleitet und trotzdem explosiven

Pop generiert.

Es wird mit 40-mm-Finnen ausgeliefert – die derzeit am häufigsten genützte Größe und auch mein persönlicher Favorit. Als eines der ersten Teammitglieder bei North

war ich von Anfang an in die Entwicklung und die Tests der Produkte involviert. Da ich in sehr unterschiedlichen Bedingungen unterwegs bin, achte ich bei einem Board auf bestimmte Aspekte. Am wichtigsten sind für mich Rocker und Outline. Je eckiger die Out-

line, desto mehr Kantenhalt und desto höher kann ich damit springen. Wenn ich Competitions fahre, dann immer mit meinem üblichen Setup. Würde ich vorher etwas ändern, wäre es ungewohnt und würde meiner Performance schaden. Sollte ich einen Stunt planen, dann natürlich mit dem Atmos Carbon. Aus großen Höhen herunterzuspringen erfordert kein Spezialboard, also macht es auch hier einen guten Job. Ich fahre es mit den Flex-Straps, bei deren ­Konstruktion wir alle Komponenten vereint haben, die wir an anderen Straps gut finden. Die Verbindung zum Board und der Komfort sind unglaublich. Ich liebe es, neues Material zu testen. Am liebsten an einem Spot, den ich gut kenne. So brauche ich mir über die Bedingungen keine Gedanken zu machen und kann mich vollends auf das Produkt konzentrieren. Das A und O im R&D-Bereich? Feedback von den Ridern. Die Zusammenarbeit mit unserem Kitedesigner Pat Goodman ist für mich super einfach, da er mich wirklich versteht. An Nachfolgemodellen und neuen Produkten haben wir bereits gearbeitet – ihr dürft gespannt sein. ◼

BOARD North Atmos Carbon GRÖSSE(N) DES BOARDS 138 + 136cm KÖRPERGRÖSSE 190cm GEWICHT 88kg



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N STRAN

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ST. KILDA EWAN JASPAN

Die liegen sehr lange zurück – immerhin zog ich mit meiner Familie schon als Kind von Schottland nach Australien. Damals hatte ich noch keine Ahnung vom Kiten, also betrachtete ich den Strand von St. Kilda mit ganz anderen Augen, eben so, wie jeder Nichtkiter einen Strand wahrnimmt, aus einer anderen Perspektive und mit viel weniger Landschaft. Ich erinnere mich aber daran, schon 2004 viele Kites dort gesehen zu haben. 2006 beschloss ich dann, es selbst zu probieren. Ich besorgte mir einen Trainerkite und übte damit an Land. 2007 lernte ich es schließlich mit einem richtigen Kite auf dem Wasser. Wie waren deine ersten Sessions?

Ich weiß noch, dass ich mit einem Freund gemeinsam mit dem Trainerkite am Üben war. Wir starteten am Anfang des Strandes bei 30 Knoten Wind, wurden den ganzen Strand entlang downwind gezogen – nicht, ohne zwischendurch immer wieder durch die Luft zu springen –, und am Ende angelangt, packten wir zusammen, liefen zurück und starteten das Ganze von vorn! Bei meinen ersten Wassersessions mit Board weiß ich noch, dass mein Kite so schlecht getrimmt war, dass er andauernd stallte und keine Power hatte, wenn ich die Bar anzog. In meinem ersten Monat als Kiter war mein Motto deshalb: Bar wegschieben zum Anpowern und Bar anziehen zum Depowern (inklusi-

ve unkontrollierter Backstalls). Mich danach an einen normalen Kite zu gewöhnen, bei dem das umgekehrt funktionierte, war gar nicht so ohne! In St. Kilda gibt es auch einige Schulen, und so bekam ich immer wieder nützliche Tips von den Kitelehrern. Von Guido, der immer noch hier arbeitet, lernte ich 2007 meine erste Backroll. An diesen Tag erinnere ich mich, als wäre es erst gestern gewesen. Mit wem warst du in St. Kilda kiten?

Am Anfang war ich oft mit meinem Freund Lincoln draußen, der das Kiten allerdings nach ein paar Jahren aufgab. Danach war ich oft mit Declan McCarthy unterwegs, er ist in meinem Alter und mittlerweile als Präsident von Kiteboarding Australia tätig. Inzwischen gibt es vor Ort eine tolle Community aus Leuten aller Altersklassen, und es findet sich immer jemand für eine Session. Wie sehen die typischen Bedingungen vor Ort über den Tag gesehen aus?

Typisch für St. Kilda ist im Sommer der Seewind. Bei klarem Himmel gibt es morgens leichten Offshore-Wind, bevor gegen elf Uhr vormittags und Mittag die “Bay Breeze” einsetzt. Melbourne liegt an einer Bucht mit spezieller Thermik: Rund um die gesamte Bucht kommt der Wind onshore rein, d. h. im Norden ist er südlich, im östlichen Küstenbereich ▶

St Kilda

Was sind deine ersten Erinnerungen an St. Kilda?

Mein Strand

Dafür, dass er als Kind nach Australien exportiert wurde, kann Ewan Jaspan seinen Eltern eigentlich dankbar sein. Wer hat schon das Glück, in einer der vielseitigsten Kiteregionen der Welt aufzuwachsen? In dieser Ausgabe verrät der Australo-Schotte uns alles rund um seinen Homespot.


„Obwohl ich viel gereist bin, habe ich bis heute keinen Ort gefunden, an dem ich lieber leben würde.“ westlich, im Westen östlich und im Süden gibt es entweder leichten Nordwind oder Flaute. Um starken Wind zu generieren, ist die Bucht aber nicht groß genug, weshalb die Bay Breeze allein meist maximal zehn bis 15 Knoten erreicht. Zwischen zwei und drei Uhr nachmittags setzt dann allerdings im Süden der Bucht die Meeresbrise ein, die dann etwa eine Stunde braucht, um in St. Kilda anzukommen. An einem guten Sommertag hat man so von halb vier bis acht, neun Uhr abends solide 15 bis 20 Knoten, bevor der Wind auf Südost (leicht offshore) dreht und schließlich einschläft. Das beschreibt den Idealfall – in der Realität weht der Wind jederzeit aus allen möglichen Richtungen, und irgendwo in der Bucht um Melbourne findet man immer einen Spot mit auflandigen Bedingungen. Wie hat sich das Setup in St. Kilda im Laufe der Jahre verändert?

Da hat sich viel getan. In meinen ersten drei bis fünf Kitejahren gab es einen seichten Flachwasserspot, perfekt zum Üben von Freestyle-Tricks. Der Spot liegt allerdings innerhalb eines Hafens, was bedeutet, dass der sandige Untergrund sich ständig verändert bzw. umgebaggert wird, um sicherzustellen,

dass die Boote noch in die Marina kommen. Irgendwann wurde unser Spot – einst bekannt als “Kiddy Pool” – so sehr mit Sand aufgefüllt, dass es dort zum Kiten zu seicht wurde. Als dann die Mole zum Schutz der Jachten weiter ausgebaut wurde und außerdem ein großer, langer Sandbereich dazu kam, entstand (leider nur für kurze Zeit) ein genialer Flachwasserspot mit ablandigem Wind. Irgendwann wurde dann leider auch der plattgemacht. Dazu kamen immer mehr Boote im Kitebereich, die nur temporär dort geparkt wurden, aber nie mehr verschwanden und nicht nur den Wind böiger machten, sondern uns auch viel Platz wegnahmen. Hätten wir die Ankerleinen durchgeschnitten, hätte es vermutlich niemand bemerkt – um die Boote hat sich in den letzten zehn Jahren niemand gekümmert. Wie sieht ein perfekter Tag in St. Kilda für dich aus?

Eine Session mit ein paar Locals, die den Spot und die Regeln vor Ort kennen, perfekter Wind für meinen 14er, dazu Flut und angenehme 25 Grad mitten im Sommer. Der Pier vollgepackt mit Leuten und die Windrichtung so, dass sich die Handrails an der Mole perfekt grinden lassen. ▶


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Mein Strand

St Kilda


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Was war deine besten Session ever an deinem Homespot?

Im Laufe der Jahre war ich so oft in St. Kilda kiten, dass es unmöglich wäre, mich an eine einzige Session im Detail zu erinnern… Tatsache ist, dass mich dieser Spot mit seinen vielfältigen Bedingungen zu dem Kiter gemacht hat, der ich heute bin – sowohl eim Freestylen, Big-Air, Freeriden als auch Foilen. Heute bin ich nicht mehr so oft draußen wir früher, aber kürzlich hatte ich eine tolle Session mit meinem neuen Board. Der erste Prototyp des Bretts, an dem ich gemeinsam mit Naish gearbeitet habe. Eine wahre Freeride-Maschine, perfekt zum Carven, für Butterslides und mit herrlich smoothem Fahrfeeling. Ich kann es kaum erwarten, das Board bald in die Kitewelt loszulassen! Mit meinem ersten eigenen Promodel an meinem Homespot unterwegs zu sein, war genial – noch dazu stimmte der Wind und ein paar Freunde waren auch mit dabei. Ich würde sagen, diese Session hat definitiv Erinnerungspotential.

Mein Strand

St Kilda

Wohin gehst du nach dem Kiten am liebsten zum Essen?

Die Acland Street ist nur wenige Meter vom Strand entfernt, eine belebte Straße mit jeder Menge Pubs, Bars, Restaurants, Clubs und Geschäften. An jedem Wochentag gibt es woanders irgendwelche Specials, und meistens findet man irgendwo eine Truppe von uns, völlig ausgehungert und auf der Suche nach einem leckeren Essen zu einem guten Preis.

Wie war deine letzte Session an deinem Homespot?

Bei meinem letzten Besuch zu Hause erwischte ich eine richtig gute Woche: Zwei Tage foilen, gefolgt von zwei perfekten Freestyle-Tagen, gekrönt von einer ordentlichen Big-Air-Session, also fünf Tage kiten in Folge. So nahe an einem dermaßen vielseitigen Spot zu leben ist schon genial. Wenn du neben St. Kilda noch einen zweiten – völlig anderen – Spot-Favoriten wählen müsstest, welcher wäre das?

Als Homespot? Definitiv schwierig. Meine Heimat ist so großartig, so unglaublich vielseitig – obwohl ich viel gereist bin, habe ich bis heute noch keinen Ort gefunden, an dem ich lieber leben würde. Wo sonst findet man schon eine Fünf-Millionen-Stadt mit Top-Lebensqualität (Melbourne zählt seit Jahren zu den lebenswertesten Städten der Welt), mit großartigen Menschen, tollem Wetter und umgeben von perfekten Kitespots? Obwohl ich zugeben muss, dass seit letztem Sommer auch viel Zeit in Portugal verbringe. ­Chris­tophe Tack, Helena Brochocka und Craig Cunningham sind gerade dorthin gezogen, nicht zuletzt weil es dort viele gute Kite­spots gibt und die Lebenshaltungskosten gering sind. Melbourne hat einen Nachteil – es ist extrem weit weg vom Rest der Welt, und irgendwann wird das viele Reisen als Prokiter auch anstrengend. Weshalb eine zentralere Base für mich, solange ich den Job noch mache, klar von Vorteil wäre. ◼


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M Y S T I C B O A R D I N G . C O M


52 TEXT Gemma Hamaini FOTOS GKA / Svetlana Romantsova

Die finalen Stops der GKA-Freestyle- und Kite-Surf-Tour lagen 2019 nur wenige Tage auseinander. Ziemlich viel Action in kurzer Zeit! Die Elite kämpfte hart darum, ihre Titel zu verteidigen, aber auch der Rest des Teilnehmerfeldes legte die Latte hoch. Wir trauen uns schon jetzt zu behaupten: Die Tour 2020 wird der Hammer.

GKA-FINALE IN BRASILIEN

GALERIE

Simon Joosten aus Barbados fĂźhlt sich im brasilianischen Prea sichtlich wohl.


Und wieder ein Sieg: Airton ist einfach nicht zu stoppen.

Auf dem Wasser schenken sich Airton Cozzolino und James Carew nichts – aber am Ende geht’s nur um High-Fives und good Vibes. Ein klassischer Cozzolino! Airton gibt niemals weniger als 100% – und in Prea macht er natürlich keine Ausnahme.

Galerie    GKA-Finale in Brasilien

Die größte Überraschung beim Strapless Freestyle war Mikaili Sol. Nach nur zehn Tagen Training mit dem Surfboard lieferte sie Tricks, bei denen dem Publikum der Mund offen blieb.


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Galerie

GKA-Finale in Brasilien

Carla Herreras Weltmeistertitel stand schon vor dem Event in Brasilien fest. So konnte sie ohne Druck ins Finale gehen – eine beeindruckende Performance lieferte die Spanierin trotzdem.

Ausnahmetalent: Gleich bei ihrem ersten GKA-Kite-SurfEvent holt sich Mikaili Sol den Sieg. Wir sind gespannt, was sie nächstes Jahr bringen wird!

Das Damen-Podium der GKA Ceara Kite Pro: Mikaili Sol, die allen die Show stahl, auf Platz zwei die Brasilianerin Marcella Witt mit fantastischer Performance, Carla Herrera, die das Event als Dritte beendete und Charlotte Carpentier auf Platz vier.

James Carew leistet Jo Ciastula im Live-Zelt Gesellschaft. Das gesamte Event wurde weltweit live übertragen und erreichte die höchste Zuschauerzahl der gesamten GKA-Saison 2019.


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WAKE

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Das Herren-Podium der GKA Ceara Kite Pro: ­Airton Cozzolino auf Platz eins, dich gefolgt von ­Local Camille Dellanoy, der eine tolle Show lieferte. James Carew sicherte sich den dritten Platz.

Galerie

GKA-Finale in Brasilien

Die versammelte Mannschaft der GKAKite-Surf-Champions 2019.

Aron Rosslee aus Südafrika wärmt sich am Registrierungstag erstmal auf.


Davi Ribeiro, 11 Jahre und somit der jüngste Teilnehmer, präsentierte sich beim Event als vielversprechendes Talent. Ein Name, den man sich merken sollte!

Eine Gedenkminute am Strand für Carlos Madson, den Bruder von Carlos Mario, der wenige Wochen vor dem Event bei einem Unfall verunglückte. Ein emotionaler Moment für alle Anwesenden, die Bebe und seiner Familie ihre Unterstützung zeigten.

Coach Fabio Ingrosso beim Aufwärmen mit seinen Schützlingen.

Die meisten der GKA-Freestyle-Judges sind selbst ehemalige Prorider – die beste Voraussetzung für hoch­ qualitative Judgings!


Mit Platz drei beim Event in Prea als auch in der Gesamtwertung beweist Liam Whaley: I’m back in the game! Wir sind gespannt, was er nächste Saison für uns auf Lager hat.

Galerie

GKA-Finale in Brasilien

Luis Alberto Cruz begeistert mit einer spektakulären Performance, durch die er sich einen – wohlverdienten! – Platz im Finale sichert.

We proudly present: Ein mehr als gestokter 17-Jähriger Neo-Weltmeister namens Valentin Rodriguez!


Dakhla Lassarga Morocco


Adeuri Corniel und Valentin Rodriguez liefern sich im Vorfeld des Finales ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Mit einem technisch einwandfreien, kraftvollen Heat hat Valentin schließlich die Nase vorn. Adeuri wird einmal aufs Neue Vizeweltmeister – nicht, ohne gleich klarzustellen, dass er nächstes Jahr wieder um seinen großen Traum – den Gesamtweltcup – kämpfen wird.

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GKA-Finale in Brasilien

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Rita Arnaus beschließt die Wettkampfsaison mit einer tollen Performance und landet in zwei aufeinanderfolgenden Heats jeden einzelnen Trick – und das sogar ohne sich dabei die Haare nass zu machen!


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Mikaili Sols Weltmeistertitel stand bereits vor dem Event in Prea fest. Die besten Voraussetzungen, um ohne Druck in die Heats zu gehen. Eine fantastische Show bot die Brasilianierin natürlich trotzdem! Wir gratulieren zum bereits dritten Weltmeistertitel – und das mit 14…

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GKA-Finale in Brasilien

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Das Damen-Podium der GKA-Comp in Cumbuco 2019: Trotz einer Verletzung im Finale sicherte sich Bruna Kajiya Platz zwei und nahm schaffte es nach ihrer medizinischen Erstversorgung sogar noch rechtzeitig zur Siegerehrung.

Champagnerdusche für die frisch gekürten GKA-Freestyle-Champs! Die von Duro Beach organisierte Closing-Party sorgte für ausgelassene Stimmung.



STUFF

WE LIKE THE LOOK OF

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NORTH PULSE In einem komplett neu entwickelten Lineup an Kites darf eines nicht fehlen: Die Freestyle-Waffe, die den Pros extra tiefe Handlepasses entlockt und somit auch die Covers der Magazine garantiert. Bei North ist das der Pulse. Ein Kite, der neben Pop und Slack auch feinste Loops liefert – aber nicht von der Sorte, bei der man schon vorm dem Start ängstlich Luft holen muss. Wir würden es eher als anwenderfreundlichen Hardcore-Spaß bezeichnen.

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A X I S T R AY CARBON BOARDS Obwohl wir noch nicht damit auf dem Wasser waren, durften wir die Dinger zumindest schon mal anfassen... Egal, falls sie sich auch nur annähernd so fahren, wie sie sich anfühlen, dann alle Achtung! Unser Fazit: Nobelstes Topend, das keinen unnötigen Schnickschnack braucht.

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C R A Z Y F LY C R U Z

M Y S T I C V O LT T

Die Highend-Carbon-Foils von CrazyFly zählen schon seit Längerem zu den Favoriten unseres Test-Teams (und sollen es, Gerüchten zufolge, sogar bis in deren private Materialsammlung geschafft haben). Der einzige Nachteil? Carbon ist teuer. Grund genug für CrazyFly, mit dem Cruz ein kontoschonenderes – aber deshalb nicht minder gut konzipiertes! – Foil auf den Markt zu bringen.

Wer glaubt, dass er noch einen Winter in seinem fünf Jahre alten, löchrigen 5/3-er übersteht, sollte das Ganze nochmal überdenken. Und am Ende beschließen, dass es Zeit ist, sich selbst zu belohnen – mit einem Anzug, der kompromisslose Wärme garantiert. Wie der brandneue VOLTT, der – egal, ob Ostsee oder nördliches Schottland, egal, welches Wetter – dir 365 Tage lang einheizt.


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SLINGSHOT RPM V12 Ein Kite, der die Anzahl seiner Generationen stolz mit im Namen trägt, tut das aus gutem Grund. Der RPM schwört auch im zwölften Dienstjahr auf seine magische Formel – ein Kite, der 95% der kitenden Weltbevölkerung Spaß macht, aber eben auch Weltmeister hervor- und verzaubert.

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CABRINHA DRIFTER Wer in der Welle unterwegs ist, muss seinem Equipment vertrauen können. Cabrinhas Drifter hat seine Qualitäten mittlerweile an jedem denkbaren Spot weltweit unter Beweis gestellt – von One Eye über Cloudbreak bis hin zu North Shore in Hawaii. Ein Kite, der einfach alles mitmacht! Die 2020er-Version kommt (wie der Rest der Cab-Range) mit Material-Upgrade inklusive des neuen Nano Ripstops, das den gesamten Kite noch robuster macht. Praktisch für die Tage, an denen nicht alles nach Plan läuft und der Kite alleine an Land schwimmen muss…

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BRUNOT TI DIMENSION 2020 Die Tatsache, dieses Jahr das gesamte Brunotti-Lineup bei unserem ­Ultimate Test dabei zu haben, hat uns erfreut. Und einmal aufs Neue hat sich gezeigt: Brunotti-Boards können sich nicht nur am Strand sehen lassen. Nebeneinander aufgereiht, ergeben die Twintips der Holländer ­vermutlich die stilvollste Range des Marktes. Wer Freeride-Spaß vom ­Feinsten sucht, liegt mit dem Dimension richtig.

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RRD EMOTION Auch die alten Hasen der Branche, wie Roberto Ricci einer ist, sehen Foilen als die unaufhaltbare Zukunft des Kitens. Aber bitte nur mit einem entsprechend leichten und perfekt getunten Kite! Riccis gekonnter Beitrag zum Thema: der Emotion.

NAISH PIVOT Ein performance-orientierter Dreistrutter, gewürzt mit einer Extraprise Spaß! Designt wurde der Pivot einst für die Welle – bis irgendwann klar wurde: Hey, das Ding ist ja eine wahre Big-Air-Maschine! Zwei King-of-theAir-Titel später gibt es bereits zig Imitationen – die spielerische Performance des Pivot zu kopieren hat allerdings bislang niemand geschafft.


KITE DESIGN B Y

P A T

G O O D M A N

A New Direction. Engineered. Refined. Intuitive. N O RT H K B . C O M



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TATO R T:

THE DOLDRUMS

Rob Kidnies traditioneller Erlebnisbericht rund um einsame, unerschlossene Wavespots – für uns klar eines der Highlights des Jahres! 2019 folgte Rob dem Rat seiner Abenteurer-­ Kumpels. Wo ihn dieser hinführte? In die Kalmenzone. PHOTOS Anna Kuzmina


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Tatort: The Doldrums

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Ein weiser Mann meinte einst: “Variety is the spice of life.” Und soviel ich weiß, behauptete selbiger auch: “A change is as good as a holiday.” Mantras, nach denen ich zu leben versuche, um mich herauszufordern und nicht in Langeweile zu verfallen. Wenn mich das Reise­fieber packt – und das passiert ziemlich oft – versuche ich deshalb immer, neue Destinationen zu erkunden. Neue Kulturen, neue Landschaften, neue Gerüche und neue Ängste, die es zu überwinden gilt. Am wichtigsten sind für mich als Wavekiter allerdings neue Kombinationen aus Wind und Welle. Zu den Spots dieser Ausgabe kann ich euch leider keine exakten Ortsangaben liefern – aber wer motiviert ist, wird sie auch so finden. Der Einfachheit halber nenne ich sie hier einfach "The Doldrums". Von einem Wavespot in den Doldrums hatte ich zwar schon mehrmals von einigen meiner besonders abenteuerlustigen Freunde gehört – ein paar Faktoren hielten mich aber bislang davon ab, die Region näher ins Auge zu fassen. Einerseits liegt sie nahe am Äquator, weshalb die Doldrums unter Seglern als maritime “Kalmenzone” oder “Kalmengürtel” bekannt sind – ein Streifen nördlich des Äquators, berühmt für seine leichten Winde, in denen Segelschiffe zur Ruhe kommen können. Ich hatte bereits einige Paddel-Surf-Trips in der Gegend unternommen, bei denen sie ihrem Namen mehr als gerecht geworden war: Kaum Wind, und das mehrere Wochen lang! Trotzdem behaupteten meine Freunde inbrünstig, an diesem neuen Spot, obwohl nur wenige hundert Kilometer entfernt, an den meisten Tagen mit Kites in 7 und 9 unterwegs gewesen zu sein. Davon abgesehen hielt mich aber noch etwas anderes davon ab, dorthin zurückzukehren: Vor etwa zehn Jahren hatte ein Tsunami die Region verwüstet, tausende Menschen waren dabei ums Leben gekommen. Dazu kam die lokale Verwaltung nach den Gesetzen der Scharia. Wo Paare ins Gefängnis befördert werden, weil sie sich vor der

Hochzeit küssen, Dieben die Hände abgehackt und Homosexuelle gesteinigt werden, will ich nicht hin. Ich erfuhr erst später, dass die Scharia erst nach dem Tsunami aufkam, da die Locals glaubten, Gott hätte sie damit bestraft. Diese Stolpersteine musste ich erst einmal umdenken. Danach war ich jedoch hochmotiviert, ein Abenteuer zu erleben und mir war klar, dass ich persönlich nichts zu befürchten hatte. Naja, nicht viel jedenfalls… Nebensaison

Meine Freundin Anna und ich verließen Australien mit viel zu viel Gepäck. Vier Kites und vier Boards, Kameras und Co., Ausrüstung zum Speerfischen und und und. 90 Kilo Gepäck am Flughafen einzuchecken ist gelinde ausgedrückt etwas stressig. Normalerweise fliegen wir mit Air Asia, wo es einfach ist, ein paar Extra-Kilos zuzukaufen. Nicht so in diesem Fall. Wie auch immer, am Ende funktionierte es doch. Am Ziel angekommen, mussten wir nur noch ein Taxi organisieren, dass uns gemeinsam mit unserem ganzen Zeug zum Spot bringen konnte, etwa eine Stunde vom Flughafen entfernt. Ein schmerzloser Trip mit einem Zwischenstopp inklusive erfrischenden Kokosnüssen und frittiertem Reis mit Spiegelei. In unserer Unterkunft, einer familiengeführten Pension, bekamen wir eines der neuen Zimmer ohne warmes Wasser, dafür aber mit Klimaanlage, sauberer Sitztoilette und neuem Bett. Da wir außerhalb der Saison ankamen und zig andere Hotels um Kunden bettelten, konnten wir den Preis von 50 auf 20 Doller runterhandeln. Hochsaison ist rund um Weihnachten – in dieser Zeit wird die kleine Küstenstadt von europäischen Paddelsurfern auf Winterflucht schier überrannt. Zu anderen Zeiten ist hier nicht viel los – bis auf ein paar abenteuerfreudige Windjunkies, die Bescheid wissen. Obwohl unsere Pension zu Fuß nur etwa zehn Minuten vom Wavespot entfernt lag, mieteten wir uns ▶

OBEN Partners in crime: Auch Robs Freundin Anna begab sich auf diesem Trip in die wilden Fluten. RECHTS OBEN Vor Rob ist keine Welle sicher. RECHTS UNTEN Abendstimmung, die auf einen (s)welligen Morgen danach hoffen lässt.




Fakt ist: Rob leidet an einer seltenen Erkrankung. Einzige Therapiemethode sind gute Barrels – ohne regelmäĂ&#x;ige Dosen verliert er seinen Lebenswillen und droht zu sterben.



„Ich war auf der Suche nach mehr. Nach etwas, das mein Adrenalin zum Pumpen brachte, nach einem Spot, an dem ich mir ein paar Tubes schnappen konnte.“

Wind-Booster

OBEN LINKS Im Green Room fühlt Mr. Kidnie sich wie zu Hause. LINKS Mal kurz von oben den Spot abchecken... RECHTS OBEN Anna in Action hinter der Linse.

Das Setup am Strand war ziemlich cool: Wind von links, dazu eine anfängerfreundliche Lagune, die bei jeglichen Tidenständen funktioniert. Anna war begeistert – so konnte sie zu erstmals strapless mit einem Surfboard üben. Normalerweise schleppe ich sie auf unseren Trips immer an zwielichtige Spots, die für sie nicht einfach sind. Also hatten wir hier schon mal einen guten Start! Am hinteren Ende der Lagune, etwa 300 Meter vom Ufer entfernt, entdeckte ich ein paar Wellen. Obwohl der Wind mehr side-on als sideshore daherkam, sah das durchaus fahrbar aus, vor allem mit Wind über 20 Knoten. Hinter dem weißen Sandstrand, der die Lagune umgab, befand sich der perfekte Platz zum Chillen – eine einfache Hütte, in der ein paar heimische Gerichte und Getränke serviert wurden. Durch die Scharia leider kein Bier (nicht, dass wir große Trinker wären…). An diesem Spot verbrachten wir schließlich rund 70% unserer Zeit. Trotzdem: Ich

war auf der Suche nach mehr. Nach etwas, das mein Adrenalin zum Pumpen brachte, nach einem Spot, an dem ich mir ein paar Tubes schnappen konnte. So warfen wir uns jeden Tag nach unseren morgendlichen Paddel-Surf-Sessions auf unseren Scooter und machten uns auf die Suche. Was wir schnell herausfanden: Der Wind beschränkte sich auf einen kleinen Bereich, dessen Mittelpunkt die Lagune zu bilden scheinte. Vermutlich, weil sich die Gegend in einer bergigen, dicht bewachsenen Gegend befand. Nicht gerade der klassische Thermikspot mit der Kombination aus heißer, wüstenähnlicher Landschaft und kühlen Meerestemperaturen. Vielmehr lag dieser Kitespot in den Doldrums am Ende eines riesigen Tals, das auf einer Breite von vier bis fünf Kilometern ins Meer auslief. Zum Landesinneren hin spitzte es sich auf etwa einen Kilometer zu, wie ein gigantischer Tunnel. Durch diese geographische Besonderheit bildet sich hier vermutlich eine Art Venturi-Effekt, die den schwachen Passatwind in Richtung Ursprung des Tunnels beschleunigt. Auf der Jagd

Bei unseren Erkundungstouren fanden wir noch mehrere kitebare Spots in der Gegend. Allerdings weniger anfängerfreundliche. Mein geheimes Ziel, denn dadurch war Anna gezwungen, Fotos zu machen – aber bitte nicht verraten! Mittlerweile hängt es ihr etwas zum Hals heraus, ständig in der tropischen Hitze herumzustehen und Kamera plus Tripod in seichten Riffen hin und her zu schleppen. Mit dem Versprechen, ich würde sie zurück in der Zivilisation mit unzähligen Stunden im Massage- und Beautystudio entschädigen, konnte ich sie schließlich zu einem Shooting überreden. ▶

Tatort: The Doldrums

einen Roller, um mitsamt unserem Equipment die Gegend erkunden zu können. Als erstes ging es in Richtung Strand, um das Setup zu inspizieren. Auf dem Weg stachen mir zwei Schilder ins Auge, die meine ehemalige Besorgnis sofort wieder hochkommen ließen. Das erste (in Landessprache) warnte vor Tsunamis und zeigte die Richtung an, in die man im Falle des Falles zu laufen hatte. Das zweite – in Englisch geschrieben und wohl an Touristen gerichtet – wies Frauen darauf hin, sich bedeckt zu halten und keine Bikinis zu tragen. Nach diesen Hinweistafeln hatten wir kein gutes Gefühl. Es besserte sich jedoch schnell, als wir die im Wind wogenden Bäume entdeckten und die salzige Luft in unsere Nasen strömte.


Tatort: The Doldrums

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Als Warm-up entschieden wir uns für einen Beachbreak vor einer gigantischen Klippe nahe der Lagune, wo die Wellen bei sämtlichen Tidenständen direkt über der Sandbank brachen. Ein lustiger Spot, nahe der Klippe allerdings ein wenig tricky. Am Nachmittag wurde es etwas abenteuerlicher, als ich mich bei Ebbe am Außenriff auf die Suche nach ein paar Barrels machte. Die Locals flippten fast aus, als da ein Weißer daherkam, der einfach seinen Kite aufpumpte und damit aufs Wasser ging. Da es unter der Woche war, gab es aber keinen Stress. Auf der anderen Seite der Lagune fanden wir weitere Spots, darunter einen Beachbreak, am Ufer durchzogen von Felsen und großen Betonklötzen. Ein bizarrer Ort – der Strand ist mit bunten Möbeln und im farbenfrohen, im Wind wehendem Stofffahnen dekoriert, dazu gibt es eine Art Café, in dem einheimische Paare abends romantisch essen gehen. Da das Café an diesem Tag geschlossen war, hatten wir kein Problem, von dort aus zu starten. Eine Zementfabrik und der Hafen am anderen Ende des Strandes bildeten einen schrägen Kontrast zu dieser Szenerie. Nicht gerade das, was man sich vom tropischen Paradies erwartet – aber wahrscheinlich notwendig, um den Verwüstungen nach dem Tsunami entgegenzuwirken. Windtechnisch hatten wir hier jedenfalls nicht viel Glück, durch die Lage des Spots am Rande des Tals war’s eher schwach. Auch die Wellen entpuppten sich als knifflig – eine starke Strömung zog in derselben Richtung wie der Wind zum Strand. Immerhin ein guter Spot, um die Driftqualitäten des CORE Section zu testen! Der äußere Reefbreak, der mir schon von der Klippe aus ins Auge gesprungen war, wurde schließlich zu

„Der Spot ist ziemlich gnadenlos: Droppst du deinen Kite in dieser Welle, bekommst du ihn ziemlich sicher nicht heil zurück.“ meinem Lieblingsspot. Es dauerte allerdings ein paar Tage, bis ich mich dorthin hinauswagte. Denn der Spot ist ziemlich gnadenlos: Droppst du deinen Kite in dieser Welle, bekommst du ihn ziemlich sicher nicht heil zurück. Trotzdem hatte ich hier meine beste Session, an einem Nachmittag mit leichtem Wind, der gerade so für meinen 11er reichte. Bei stärkerem Wind wurden die Wellen ziemlich chaotisch. Bei mittlerem Tidenstand machte ich mich durch ein paar Turns mit dem Spot vertraut. Und schließlich war es soweit: Das Wasser begann zu sinken, und die Wellen begannen, Barrels auszuspucken. Ohne ein paar Waschgänge kam ich nicht davon, aber immerhin blieb mein Kite in der Luft! Nach diesen Tubes fühlte ich mich endlich glücklich und zufrieden. An den Tagen, an denen der Wind zum Kiten nicht reichte, ging ich zum Speerfischen und brachte meine Beute zu unserer Pension, um sie dort mit dem Personal zu teilen. Alles in allem ein großartiger Trip. Ehrlich gesagt: Ich wünschte, ich wäre nicht so paranoid gewesen und hätte den Doldrums schon früher eine Chance gegeben. ◼

OBEN LINKS Ein Uber der etwas anderen Art. OBEN RECHTS Die Nachwuchskiter machen sich schon bereit. RECHTS Ein Spot fernab des städtischen Trubels.



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AUF

NUMMER SICHER


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Wenn es darum geht, aus einem Trip nicht nur möglichst viele Wasserstunden, sondern auch feinsten Media-Content herauszuholen, setzt man in Sachen ­Reiseziel am besten auf bewährte Klassiker. Dass Sam Light seine Crew kürzlich in brasilianische Gefilde entführte, braucht uns also nicht zu wundern.


Wenn ich Shootings plane, recherchiere ich unzählige Kitespots auf der ganzen Welt und wäge Chancen und Risiken der jeweiligen Destinationen ab. Eigentlich fast wie bei einem normalen Kitetrip – nur dass ich dabei mehrere Faktoren mit einbeziehen muss, von den Visa für die Rider über die Logistik rund um die Shootings bis hin zu Schlüsselfaktoren wie Windstatistik und Gesamtkosten. Ich muss Equipment und Fahrer sowie Media-Personal organisieren und es einrichten, dass alle zur gleichen Zeit am gleichen Ort ankommen – auch, wenn es sich um entlegene Destinationen handelt. Gute Planung ist die Basis eines erfolgreichen Shootings. Trotzdem: Das Mantra “any­ thing that can go wrong, will go wrong” schwebt über jedem Kitetrip, egal, wie gut man sich vorbereitet hat. Schon allein der Tatsache wegen, dass man den Wind nicht planen kann. However, im Rahmen der Vorbereitungen sollte man sich im Klaren sein, welches Ziel man verfolgt. Für diesen Trip hatte Brand Manager Alex Fox es klar vorgegeben – mit einer der ambitioniertesten Fotolisten ever, um die neuen Slingshot-Produkte (inklusive des neuen Ghost) perfekt in Szene zu setzen. Warum Brasilien?

Obwohl ich mit dem Gedanken gespielt hatte, das Shooting in Kapstadt oder Maui abzuhalten, wurde es am Ende doch einmal mehr das Land der Kokosnüsse, Lagunen und Beach Buggies. In Brasilien brauche ich

mir keine Sorgen um den Wind zu machen, ich checke meist nicht mal den Forecast. In Sachen Freestyle gibt es in der Zeit von September bis Dezember weltweit keine bessere, windsicherere Destination als Brasilien. Warum also ein Risiko eingehen und woanders versuchen, wenn das Gute auf der Hand liegt? Noch dazu ist Brasilien eine kostenschonende Variante, vor allem für eine große Gruppe, wie wir es waren. Als Team Manager liegt mir auch die Nachwuchsförderung sehr am Herzen, weshalb ich so viele junge Shredder wie möglich mit dabei haben wolle. Natürlich nur, soweit es das Budget und der Platz in unserem Beach-Truck zuließen. Denn viele unserer Teamrider, darunter Youri Zoon, Rita Arnaus, Matteo Dorotini und nicht zuletzt Cauipes Local Hero Carlos Mario, waren durch die GKA-Competition bereits vor Ort. Mir ist bewusst, dass viele glauben, wir würden hier nichts anderes tun als den ganzen Tag über am Stand zu chillen und unseren Traum zu leben. Und auch, wenn wir das in vielerlei Hinsicht tun – nicht zuletzt, weil wir unsere Leidenschaft zum Beruf gemacht haben –, sind Fotoshootings knallharte Arbeit und körperlich enorm herausfordernd. Fred Hope kann ein Liedchen davon singen, wieviele Youngsters bei unseren Shoots schon durch Sonnenstiche ausgefallen sind. In einem Land wie Brasilien den ganzen Tag in der Sonne zu verbringen ist keine Kleinigkeit, noch dazu, wenn man davon fünf Stunden kitet und seine schwierigsten Tricks abliefern muss. Die Ener-

OBEN Nachwuchs und alter Hase in Action. RECHTS OBEN Team Manager zu sein besteht nicht nur aus Halligalli und Rock'n Roll – macht aber trotzdem Spaß. RECHTS UNTEN Chris auf der Suche nach seiner Kokosnuss.


gie der Nachwuchsrider zu managen ist demnach ein wichtiger Erfolgsfaktor. Ich persönlich habe mir eine eigene Strategie zurechtgelegt, um die besten Shots und Tricks in sämtlichen Bedingungen herauszuholen – dabei kite ich buchstäblich meinen Arsch ab und riskiere Leib und Leben. Für diesen Shoot habe ich den Kite sogar mal in einen Felsen geloopt, das hätte verdammt böse enden können! So oder so, ich möchte meine Arbeitseinstellung auch unseren neuen Teamridern einimpfen, ihnen aber auch klarmachen, dass sie ihr Pulver nicht zu schnell verschießen und mit ihren besten Tricks auf die richtige Session warten sollten.

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Ein Resümee?

Natürlich könnte ich jetzt den typischen Reiseführer-­ Klappentext rund um Kiten in Brasilien herunterleiern – aber ich denke, das ist für euch nichts Neues. Weshalb ich es vorgezogen habe, drei unserer Shooting-Teilnehmer zu Wort zu bitten: Fotograf Andre Magarao sowie unsere neuen Teamrider Chris Bobryk und Lucas Muzio. ▶

Auf Nummer sicher

„In Brasilien brauche ich mir keine Sorgen um den Wind zu mache, ich checke meist nicht mal den Forecast.“



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— ANDRE MAGARAO

Hey Andre, war das Shooting aus deiner Perspektive ein Erfolg?

Ja, und wie! Ich kann es nicht verleugnen – ich liebe es einfach, in Brasilien zu shooten. Es ist jeden Tag windig, es ist heiß und das Wasser ist warm. Dazu kommen viele verschiedene Spots und der Wind bleibt bis zur Dunkelheit – perfekt für die Art von Shots, die ich mag. Nicht zu vergessen die großartige Crew, die wir hatten! Wie unterscheidet sich ein Lagunen-Shooting von anderen Spots, z. B. in Kapstadt?

Was macht Blitz-Shootings so besonders?

Ohne Blitz, muss man sich eine Perspektive suchen, die gut mit dem gewünschten Motiv funktioniert. Mit Blitz hingegen muss einerseits der Aufnahmewinkel stimmen, andererseits soll aber auch der Rider im richtigen Licht erscheinen. Sprich, bei Blitz-Shootings gibt es mehr Variablen und dadurch mehr Einschränkungen. Manchmal muss man dabei auf einen guten Einstellwinkel verzichten, weil die Position für die Blitze nicht passt. Was nicht heißen soll, das Fotografieren ohne Blitz einfacher ist. Es ist einfach anders. Und was unterscheidet Video- von Fotoshootings? Kann man beides verbinden?

LINKS Ein Vollmond-Shooting in Perfektion.

Für Videoaufnahmen wähle ich meist einen Winkel, der verdeutlicht, wie schwierig ein Trick ist. Ich möchte, dass sowohl die Höhe als auch der Speed und die cleane Landung sichtbar werden. Beim Fotografieren ist das komplett anders – hier geht es mir vor allem darum, eine Momentaufnahme des Tricks zu bekommen. Wie bei den meisten Actionsportarten gibt es auch beim Kiten zwei Arten von Manövern: solche, die auf Fotos gut aussehen und solche, mit denen du Contests gewinnst. Bei Videoshootings wollen die Ri-

Wie schützt du dein Equipment bei einem Shoot vor Sand, Salz, Wasser und den Ridern?

Naja, viel kann ich da nicht tun. Ich versuche, alles so gut wie möglich zu schützen und die Geräte nach jeder Session zu reinigen. Aber wenn es nach der Gebrauchsanweisung geht, breche ich so gut wie jede Regel. Jedes Mal, wenn ich meine Kameras zum Reinigen zu Canon bringe, werde ich gefragt, ob ich in der Sahara war! Bei den Blitz-Shootings hat es etwas gedauert, bis ich wusste, was sowohl ich als auch was die Rider beachten müssen, um die gewünschten Shots zu bekommen. Mit Leuten, mit denen ich bereits seit Jahren shoote, ist das mittlerweile einfach. Kommt jemand Neues dazu, muss ich genaue Anweisungen geben, schon allein um zu verhindern, dass die Blitze angespritzt werden. Wie haben sich die Nachwuchs-Rider gemacht?

Die Youngsters waren einfach der Wahnsinn und lieferten beim Shoot eine tolle Performance. Vor allem Lucas hat mich überrascht. Ich hatte ihn noch nie zuvor auf dem Wasser gesehen, aber er landete jeden Trick und hatte super schnell heraus, wie er für die Blitz-Shots abspringen musste. Du bist ein guter Freund von Bebe, der gerade eine Operation hinter sich hat. Weißt du, ob alles gut ging und wann er wieder zurück sein wird?

Ja, Bebe wurde vor zwei Tagen operiert. Anscheinend lief alles super gut und er ist bereits zu Hause. Wann er wieder kiten wird, weiß ich nicht genau, das hängt davon ab, wie schnell er sich erholt. Aber wie wir wissen, ist er sehr engagiert und möchte natürlich so schnell wie möglich wieder aufs Wasser, wofür er auch alles Mögliche und Nötige tun wird. Wo wünschst du dir unser nächstes Shooting?

Diese Frage ist immer schwierig zu beantworten. Und ehrlich gesagt will ich das nicht entscheiden, denn wenn es dort dann keinen Wind gibt, bin ich schuld, haha! Auf jeden Fall möchte ich der Crew irgendwann mal Rio zeigen. Oder vielleicht lädt uns Sam ja auf die Wind Voyager ein… ▶

Auf Nummer sicher

Die brasilianischen Lagunen sind meine l­ iebsten Outdoor-Studios. Ich kann die Shots quasi wie im Studio aufstellen. Wie beim Skateboarden gibt es auch beim Kiten Tricks, die mit bestimmten Winkeln gut funktionieren. Da die Lagunen sich in ihrer Form jedes Jahr verändern, hatten wir dieses Jahr etwas Pech – weder Cauipe noch Taiba eigneten sich gut für Blitz-Shootings. Wenn ich hingegen in Kapstadt fotografiere, lässt sich das eher mit Surfen oder sogar Fußball vergleichen. Mit den Ridern zu kommunizieren ist dort schwieriger, und einen Shot einzurichten nicht wirklich möglich. Man kann zwar ein gewisses Motiv vor Augen haben, aber zu spezifisch sollte bzw. kann man sich nicht festlegen.

der hauptsächlich Tricks zeigen, die sie bei Competitions aufs Podium bringen. Weshalb es logischerweise wenig Sinn macht, gleichzeitig Fotos und Videos zu machen. Aber, um ehrlich zu sein: Ich bin ein großer Fan von Skateboard-Videos, bei denen während des Filmens auch fotografiert wird. Bei dieser Sportart bringt das die guten Vibes perfekt rüber.


Ein Bild, dass tausend Worte spricht.



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— CHRIS BOBRYK

Hey Bobryk! Wie war dein erstes SlingshotShooting?

Einfach der Hammer! Alleine die Gruppe aus so vielen tollen Ridern und Persönlichkeiten – mit Sam, einem der progressivsten Rider des letzten Jahrzehnts und Lukas, der Power und Style vereint wie kaum ein anderer. Jeder hat seine ganz eigene Rolle im Team, wodurch alles reibungslos funktioniert. Was diesen Trip so speziell machte, war sicher auch die Anwesenheit des R&D-Teams, das mit den Ridern an neuen Entwicklungen und Produkten arbeitete. Was steckt hinter deiner einzigartigen TRATFunktion?

Ich bin in den letzten Jahren bereits viel als Teamrider gereist, habe Content generiert und vieles erlebt. In meiner neuen Funktion als TRAT (Teamrider und Alfa-Tester) bin ich zusätzlich in den Forschungs- und Entwicklungsbereich involviert. Die perfekte Aufgabe für mich! Seit meinen Kite-Anfängen habe ich unzählige Stunden auf dem Wasser verbracht, und genau diese Erfahrung ist es, die beim Testen neuer Produkte gebraucht wird. Bei den Tests arbeite ich mit Slingshots R&D-Leiter Alex Bloechinger zusammen, und als

Teamrider mit Sam Light und Alex Fox bei genialen Projekten auf der ganzen Welt. Als TRAT musste ich bei diesem Trip vier Tage vor dem Rest des Teams anreisen, um die Kites für die Fahrer zu testen und zu tunen. Schließlich ist das Feedback unserer Teamrider unerlässlich, um die besten Produkte kreieren zu können. Als schließlich alle da waren, war ich einerseits mit Testen beschäftigt, andererseits mit Feedback-Einholen und damit, die 2020er-Produkte gemeinsam mit Sam und Lukas zu shooten. Sowohl als Teamrider als auch im R&D-Bereich tätig zu sein ist eine großartige Erfahrung, und ich könnte mit meinem neuen Job und diesem Unternehmen nicht glücklicher sein! Du warst auch an der Entwicklung des Ghost beteiligt. Was gibt es zu diesem neuen Kite zu sagen?

Den Ghost zu entwickeln war eines meiner großen Sommer-Projekte in Hood River. Dabei war es nicht nur wesentlich, den Kite selbst zu testen, sondern auch, das Feedback unseres Foil- und Freeride-Teams mit einfließen zu lassen. Wir probierten jedes einzelne mögliche Setting in sämtlichen Bedingungen in Hood River sowohl mit dem Foil als auch beim Freeriden. So erlangten wir extrem detailliertes Feedback


aus verschiedensten Perspektiven, wodurch wir den Kite für beide Disziplinen perfekt tunen konnten. Ich bin mit dem Ergebnis super happy und freue mich jetzt schon für jeden, der den Ghost in die Hände bekommt. Wie war es, mit Patrick Wieland und Andre Magarao zu arbeiten?

LINKS Blitzlichtgewitter am hellichten Tag. LINKS OBEN Mario und seine Kumpels sorgten stets für gute Laune. RECHTS OBEN Kein potentielles Obstacle ist vor Chris Bobryk sicher...

Andre ist zweifellos einer meiner Lieblingsfotografen. Er ist extrem motiviert, den perfekten Shot zu bekommen, bleibt dabei aber trotzdem stets offen für unsere Ideen. Ich muss jedes Mal lachen, wenn er bei seinen Shootings alles daran setzt, die Blitze richtig zu positionieren und dabei zwischen den Ridern umherhetzt. Patrick ist sowohl ein berühmter YouTuber als auch ein talentierter Videograf. Oft filmt er sich selbst dabei, während er uns filmt – ein wenig wie ein Traum in einem Traum. Außerdem kenne ich niemanden, der so viel AÇaí isst wie dieser Typ! Inspirierend. Wie war es, an Bebes Homespot mit der Crew abzuhängen?

Nun ja, mein Portugiesisch ist nicht das Beste, aber Bebe und seine Jungs kamen immer grinsend von einem Ohr zum anderen an und sorgten für gute Vibes. In seiner Crew sind ein paar ganz junge Kiter dabei, die hochmotivert sind und jeden Tag etwas Neues lernen – denen zuzusehen, macht richtig Spaß!

Was gefällt dir an Brasilien am besten?

Standardantwort: konstanter Wind, und das jeden Tag. Und natürlich AÇaí! Du planst deinen eigenen Kiteshop?

Ja, mein neuer Shop Soflo Riders steckt noch in den Kinderschuhen. Mit unseren Soflo-Lifestyleprodukten wie Kleidung und Accessoires schließen wir gerade Partnerschaften mit verschiedensten Unternehmen, darunter Slingshot, Ride Engine, Brunotti und anderen ab. Ziel ist eine zentrale Anlaufstelle für Kitematerial in Miami Beach. Zusätzlich wollen wir Touren, Kiteunterricht, Workouts und andere geführte Wassersportaktivitäten anbieten. Was war das für dich lustigste Erlebnis dieses Trips?

In der Crew herrscht ständiges Geplänkel, vor allem zwischen den R&D- und Marketing-Jungs, und natürlich halten wir auch die Youngsters auf Trab. Am witzigsten war definitiv, als Sam mit dem Truck am Strand in Richtung Jericoacoara fuhr und sich wunderte: “Warum weichen alle Locals dieser Pfütze aus?” Er fuhr direkt darauf zu und schließlich mitten hinein. Wobei sich die kleine Pfütze als hüfttiefer Teich entpuppte, in der der Truck fast unterging. Und Sam die Stille schließlich durchbrach: “Aha, darum!” . ▶

Auf Nummer sicher

„Andre ist extrem motiviert, den perfekten Shot zu bekommen, bleibt dabei aber trotzdem stets offen für unsere Ideen.“


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— LUCAS MUZIO

Hey Lucas, willkommen im Team! Erzähl uns doch etwas mehr über dich!

Es ist eine große Ehre für mich, ins Team aufgenommen zu werden. Ich stamme aus einer kleinen Stadt in der Mitte Argentiniens, bin 18 und kite inzwischen seit sieben Jahren. Wo ich wohne, gibt es in der Nähe einige kitebare Seen – allerdings ist der Wind dort nicht wirklich stabil, weshalb ich gerne an andere Spots reise. Das Coole daran, in Argentinien zu kiten ist, dass sich dort viele verschiedene, gleichgesinnte Communities treffen, und man immer Spaß haben kann, egal ob Wind oder nicht. Wie war das Fotoshooting in Brasilien für dich?

Auf Nummer sicher

Großartig! Sämtliche meiner Erwartungen wurden erfüllt, und es war die beste Art, das Slingshot-Team kennenzulernen und mich in die Marke einzugliedern. Während des Shootings konnte ich viel von Sam lernen. Er war für mich schon immer einer der besten Rider, dessen Videos ich mir gerne ansah – und plötzlich konnte ich persönlich mit ihm abhängen! Auch der Rest der anwesenden Slingshot-Crew war super cool und freundlich, was es nicht schwer machte, sich wohlzufühlen. Ich bin unendlich dankbar und glücklich für die Möglichkeit, gleich in meiner Anfangszeit bei Slingshot mit solch professionellen Leuten kiten und arbeiten zu können.

Was macht Brasilien als Kitedestination so einzigartig?

Die Wind- und Wetterbedingungen sind zum Trainieren nahezu einzigartig. Der Wind ist warm und konstant, dazu kommen viele verschiedene Spots entlang der gesamten Küste, darunter auch viele gute Spots für Anfänger. Als Freestyler macht man vor allem in den flachen Lagunen schnell Fortschritte, nicht umsonst, weil man durch den ständigen Wind quasi jeden Tag aufs Wasser kommt. Grundsätzlich hat Brasilien in der Windsaison für jede Disziplin etwas zu bieten. Wie war die Stimmung im Team bzw. wie war es, das “Nesthäkchen” des Fotoshoots zu sein?

Die Stimmung war einfach super, jeder war gut gelaunt. Natürlich hatte ich es als Jüngster in der Gruppe nicht immer leicht – ich wurde ständig auf die Schippe genommen, und wenn wir mit dem Truck die von Dünen und Flüssen durchzogenen Sandstraßen überquerten, bekam ich zwischen all dem Material und den alten Typen mehr als einmal den miesesten Sitzplatz ab. Cheers Patrick – das nächste Mal sitze ich am Steuer! Aber am Ende hatten wir alle Spaß und ich fand es lustig, der Jüngste zu sein. Wie war der Umstieg auf Slingshot-Material?

Um ehrlich zu sein sehr, sehr überraschend. Ich war mit 5-Leiner-C-Kites ein komplett anderes Setup ▶

„Natürlich hatte ich es als Jüngster in der Gruppe nicht immer leicht, ich wurde ständig auf die Schippe genommen.“

LINKS UNTEN Mario fragt sich schon, wie viel Geld er in den nächsten Jahren in Material investieren muss. UNTEN Den ganzen Tag auf dem Wasser... the Stoke is real! RECHTS OBEN Der lustige Teil der Arbeit... RECHTS UNTEN ... und der etwas anstrengendere Teil davon.



Auf Nummer sicher

gewohnt, aber sobald ich mit dem neuen 2020er-RPM einen Hybrid-Open-C in der Hand hatte, landete ich alle meine Tricks. Mittlerweile beinhalten meine Trainings-Sessions auch Wakeboarden, was für meinen Style sehr hilfreich ist. Ich könnte nicht glücklicher sein als mit dem RPM, und auch die Slingshot-Boards fühlen sich durchwegs super an. Wie unterscheidet sich ein Shooting vom Freeriden?

Für ein Fotoshoot zu kiten ist komplett anders – bei einer normalen Session gibt es keine Vorgaben, welche Tricks man wann machen soll. Es geht vor allem darum, Spaß zu haben, seinen eigenen Style zu verbessern und seine Limits zu pushen. Während eines Shootings wiederum ist die Kamera allgegenwärtig, und der Fotograf bzw. Kameramann definiert sowohl zeitliche als auch örtliche Begrenzungen, in denen Tricks zu erfolgen haben. Vor der Kamera funktioniert es meiner Meinung nach am besten, dieselbe Art von Tricks nacheinander zu absolvieren. Hat man sich einmal synchronisiert, kann man den Ideen des Fotografen besser folgen und die Shots schneller in den Kasten bekommen. Beim Shoot in Brasilien habe ich definitiv am meisten von Chris gelernt – seine schrägen Tag-Knee-Grabs und seine kreative Art, mit Leichtwind umzugehen, waren sehr inspirierend. Hast du schon Pläne für nächstes Jahr?

Ja, dazu gehören einige Projekte mit Freunden aus aller Welt und so viele Freestyle-Contests wie möglich. Außerdem möchte ich in der Kite Park League mitfahren. ◼

OBEN Die Grabs, die Andre happy machen, hat Lukas schnell gelernt. RECHTS Brasilianische Sonnen­untergänge und einsame Spots – eine unschlagbare Kombi.



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Während seiner gesamten erfolgreichen Karriere nahm sich Lewis Crathern stets ausführlich Zeit, andere für den Kitesport zu motivieren und zu begeistern. Auch heute noch gilt er als einer, der – neben seiner Begabung als Moderator – alles stehen und liegen lässt, wenn jemand Hilfe, Tipps oder ein schnelles Coaching braucht. Die perfekten Voraussetzungen für die Suche nach Nachwuchstalenten.

Von Legenden lernen

VON LEGENDEN LERNEN

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Lewis Crathern

“Wenn du heute gut spielst, mein Sohn, schaffst du es vielleicht einmal in ein großes Team – es sind jede Menge Scouts da, die zusehen.” Ich kann mich noch genau an diese Worte meines Vaters erinnern. Als Zehnjähriger war ich ein guter Footballer, immerhin gut genug, um im Bezirksteam zu spielen und mit der Aussicht, irgendwann in höhere Ligen aufzusteigen. Der Druck war groß, und ich werde niemals die Worte eines unserer Manager vergessen: “Wenn sie dich nicht nehmen, bist du einfach nicht gut genug.” 24 Jahre später bin ich derjenige, der sich um die sportlichen Belange von Zehnjährigen kümmert. Allerdings in einem etwas anderen Zusammenhang. Die Duotone Grom Searches setzen das Erbe der Young Blood Camps fort, die ich einst vor mehr als einem Jahrzehnt abgehalten habe. Junge Nachwuchskiter können dabei Zeit mit Proridern verbringen und von den Besten lernen – sowohl auf dem Wasser als auch an Land. Spaß zu haben steht dabei klar im Vordergrund. Der Startschuß für die Grom Search fiel 2018 in der Lagune von Cauipe – ein populärer Spot, der bereits viele talentierte Rider hervorbrachte. Sieben internationale Teamrider waren vor Ort, um mit den

Youngsters zu arbeiten. Das Konzept: Keine Heats, keine Competition – einfach los aufs Wasser und jeder macht sein Ding. In die Wertung konnten mehrere Faktoren einfließen, von Talent über Power, Style bis hin zur Persönlichkeit, aber auch eine Kombination aus allem. Auf die Gewinner wartete nicht nur Material von Duotone (ein Set aus Kites und ein Board nach Wahl inklusive Boots, eine Click Bar und ein Trapez), sondern auch kostenloser Englischunterricht. Als mir das Event zu Ohren kam, war ich beeindruckt. Mir war klar, dass es dabei nicht darum gehen sollte, den nächsten Weltmeister zu finden. Sondern einfach darum, etwas zurückzugeben – einerseits den lokalen Gemeinschaften, aber auch dem Kitesport im Allgemeinen. Durch meine Tätigkeit in Schulen liebe ich es, mit jungen Leuten zusammenarbeiten. Dass ich bei den Grom Searches mit dabei sein musste, stand für mich außer Zweifel. Lebenslektionen

In diesem Sommer fand schließlich das erste GromSearch-Event in Großbritannien statt. Von den Team­ ridern waren Aaron Hadlow, Tom Court und Jo ▶


ruhig die Eltern der Kids sind – ganz anders als in meiner Footballzeit, als es nicht selten Elternteile gab, die aufgrund schlechter Leistungen völlig durchdrehten, herumbrüllten oder den Schiedsrichter fertigmachten. Ich bin mir sicher, dass solche Verhaltens­weisen nicht nur beim Football vorkommen. Bei Windsportarten ist es vielleicht etwas anders. Ich versuche, den Teilnehmern zu vermitteln, dass sie durchs Kiten viele wichtige Lebenslektionen lernen können. Allein durch die Interaktion mit anderen Ridern über verschiedene Altersklassen und Hintergründe hinweg lassen sich essentielle Social Skills entwickeln, durch die man als Individuum wächst. Nicht zu vergessen das Reisen, dass unseren Horizont und unser Wissen um die Welt erweitert. Schließlich finden wir Kiter uns auf unseren Trips oft abseits der typischen Urlaubsdestinationen wieder, was uns wiederum mit neuen Kulturen in Verbindung bringt. Auf nach Tarifa

OBEN Die Eltern der Teilnehmer werden bei den Grom Searches interaktiv mit einbezogen.

Wilson vor Ort, die zum Einstieg einen Einblick in ihren Job und die damit verbundenen Aufgaben lieferten. Mir war wichtig, dem jungen Publikum zu vermitteln, dass es in erster Linie darum geht, Spaß auf dem Wasser zu haben – und dass es viele Wege gibt, im Kitesport Karriere zu machen. Dinge, die mir in meiner Football-Jugend nie jemand erklärt hatte. Damals war man entweder gut genug oder eben nicht. Eine Message, die ich jungen Menschen so nicht vermitteln will. Für mich hat jeder einzelne Dinge, in denen er fabelhaft ist, und es geht darum, herauszufinden, welche das sind. Diesbezüglich hilft es enorm, Aarons, Toms und Jos Geschichten zu ihren – völlig unterschiedlichen – sportlichen Laufbahnen zu erfahren. In solchen Momenten kann ich mir gut vorstellen, wie es sein muss, hier als Zehnjähriger zu sitzen und voller Spannung zuzuhören. Auch, wenn die Youngsters (wie wir) natürlich am liebsten sofort aufs Wasser möchten. Aber die Zeit abseits des Wassers ist genauso wichtig. Immerhin ist der Tag perfekt durchgeplant – geredet wird, wenn noch Flut herrscht und man ohnehin nicht kiten kann, so gibt es keine Ablenkungen. Und die Atmosphäre im Hunstanton Sailing Club (der uns freundlicherweise aufgenommen hat) ist super angenehm. Die Teilnehmer sitzen direkt vor uns, hören begierig zu und stellen Fragen, während ihre Eltern in den hinteren Reihen schweigend zusehen. Eltern spielen bei dieser Geschichte eine wichtige Rolle und ich finde es wichtig, sie bei den Events mit einzubeziehen. Es ist großartig, wie unterstützend und

Nach dem Grom-Search-Event in Großbritannien wurde ich zu einer weiteren Ausgabe in Tarifa eingeladen. Der Progress der jungen Teilnehmer mit dem Surfboard war beeindruckend! In Sachen Strapless war natürlich ein Profi gefragt: Matchu Lopes. Jerome Cloetens und ich coachten vorwiegend mit Twintips. Das Setup in Pata Negra war für dieses Wochenende einfach ideal. Dass die Location perfekt passt, ist ein wesentlicher Faktor der Grom Searches. Dazu muss sichergestellt sein, dass die involvierten Personen mit Leidenschaft hinter der Nachwuchsförderung stehen – was in Pata Negra mehr als gegeben war. ▶

„Allein durch die Interaktion mit anderen Ridern über verschiedene Altersklassen und Hinter­ gründe hinweg lassen sich essentielle Social Skills entwickeln.“


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Von Legenden lernen 

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Von Legenden lernen    Lewis Crathern

„Der Startschuß für die Grom Search fiel 2018 in der Lagune von Cauipe – ein populärer Spot, der bereits viele talentierte Rider hervorbrachte.“


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Während unserer Zeit an Land versuchten Matchu, Jerome und ich, unsere Messages weiterzugeben. Um die Abhängigkeit der neuen Generation von elektronischen Gerätschaften mache ich mir ernsthafte Sorgen. Internet, Social Media und Co. lenken so sehr von den wichtigen Dingen im Leben ab. Natürlich kommt man als Prorider nicht drum herum, diese Tools zu nutzen – wichtig ist aber, dabei eine gesunde Balance zu finden. Darum geht es oft in meinen Vorträgen. Wenn es darum geht, etwas zu vermitteln, dann funktioniert das meiner Erfahrung nach am besten face-to-face in vertrauter Umgebung. Ich war begeistert, wie motiviert die jungen Teilnehmer waren, sich bei ihren Gruppenmitgliedern vor dem Start des Events persönlich vorzustellen. Matchu von seinen Erfahrungen und seinem Zugang zum Kitesport zuzuhören, ist super spannend. Er erklärte der Gruppe, dass er vorsätzlich ohne eigene Pumpe an den Strand geht, um mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Wer nach einem langen Tag kiten geht, ist oft so sehr mit sich selbst beschäftigt, man will einfach nur noch so schnell wie möglich aufs Wasser. Jemandem seine Pumpe zu borgen dauert vielleicht ein paar Minuten länger, dafür teilt man die Leidenschaft für den Sport umso mehr. In Pata Negra ging es uns vor allem auch ums Thema Sicherheit beim Kiten. Vor allem in Zeiten, in denen man beim Kiten so schnell Fortschritte macht wie heute, werden Basics wie Self Rescue in tiefem Wasser oder der Support von anderen oft vernachlässigt. Frühstück, Mittag- oder Abendessen bieten die ideale Gelegenheit, sowohl mit den Teilnehmern als auch mit ihren Eltern in Kontakt zu treten. Ich finde es enorm wichtig, Einblick in ihre Denkweise zu bekommen. Manchmal sitze ich nur mit den Youngsters da, manchmal mit ihren Eltern. Ich liebe es zu hören, wie sich die Kids beim Kiten fühlen und wie ihre Ziele aussehen. Man hört so viele verschiedene Ansätze – darunter natürlich auch den Weltmeistertitel! Im Gegenzug erzähle ich, wie es mir in ihrem Alter erging, wie Kiten zu meinem Job wurde und was ich daran

„Ich versuche zu vermitteln, dass Erfolg auch oft Dinge erfordert, die weniger Spaß machen.“

mag. Ich versuche auch zu vermitteln, dass Erfolg oft Dinge erfordert, die weniger Spaß machen. Mein Nebenjob als Bodenleger, während ich auf eine Karriere als Profikiter hinarbeitete, ist das beste Beispiel. Auf dem Wasser ist es jedes Mal beeindruckend, wie viele Stunden die Kids draußen bleiben! Ich kite teils selbst und wate die andere Zeit im seichten Wasser herum, sehe zu und rufe die Teilnehmer zu mir, um ihnen Tipps zu geben. Durch die Unterstützung von Duotone in sämtlichen Locations kann ich auf einem ganz anderen Level coachen. Beim 1-1-Coaching haben Schüler oft ihr eigenes Material dabei, was ihren Fortschritten nicht immer zu Gute kommt. Durch das vielfältige Equipment am Strand kann man sich an sämtliche Gegebenheiten anpassen, kann ohne den Flow der Session zu unterbrechen schnell auf einen größeren Kite, ein anderes Modell, ein kleineres Board oder längere Finnen switchen. Ein Faktor, der die Qualität des Coachings extrem positiv beeinflusst. Mittlerweile werden die Duotone Grom Searches weltweit ausgeweitet, und ich versuche bei so vielen wie möglich dabeizusein. Ich kann jungen Ridern diese Events gar nicht oft genug empfehlen – nicht nur, weil sie Spaß machen und man dabei jede Menge lernt. Sie bilden auch die perfekte Gelegenheit für den Einstieg in die Kitebranche. ◼

LINKS OBEN Persönliches Coaching und perfekt angepasstes Material sorgen für schnelle Fortschritte. LINKS UNTEN Matchus Erfahrungsberichte kommen bei den Zuhörern gut an. OBEN Lewis und Co. liefern Profi-Tipps aus erster Hand.


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LICHTWELLEN Wer sagt, dass man die Erleuchtung nur auf der Yogamatte findet? Therese Taabbel beweist uns das Gegenteil. Mit einem Kite-Projekt, das sowohl technisch als auch physikalische Herausforderungen mit sich brachte – aber auch spektakuläre Ergebnisse. Einfach weiterblättern und genießen!


Lichtwellen

Therese Taabbel

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Das Projekt “Light Waves” entstand in Kooperation mit Red Bull und Audi. Der Plan: Kiten im Nachthimmel einmal ganz anders aussehen zu lassen. Um für ordentlich Licht zu sorgen, montierten wir an meinen Kite und Board insgesamt 4000 bunte LEDs. Außerdem wollten wir demonstrieren, wie kraftvoll die Scheinwerfer der Audi-Q-Serie sind. Wie es dazu kam

Die ursprüngliche Idee für das Projekt entstand in Kopenhagen. Ich sollte im Dunkeln kiten, der Himmel in verschiedensten Farben erleuchtet aus einer Kombination von LEDs und den Scheinwerfern eines Audi Q. Red-Bull-Fotograf Esben Zøllner Olesen wollte die Szenerie vom Ufer aus einfangen. Interessant und anspruchsvoll war das Projekt aber bereits lange, bevor es überhaupt aufs Wasser gehen sollte. Wir hatten online wasserfestes LED-Tape bestellt und trafen uns, um herauszufinden, wie es sich am besten am Kite montieren ließ und dabei gut aussah. In unserer Bastelkiste: Draht, ein Lötkolben, Fugendichtstoff, Klebe- und Isolierband. Nach zwei arbeitsintensiven Tagen war das modifizierte Equipment schließlich bereit zum Einsatz. 4000 LED-Lichter waren strategisch auf meinem Kite, Board und Neoprenanzug verteilt. Genug, um das Wasser im Dunkeln aufzuhellen. Allerdings war das Setup komplizierter als anfangs gedacht: An den Steuerleinen der Bar befanden sich zwei mit Klebestreifen fixierte Drähte, die mit meinem Neo zusammenhingen, der wiederum mit meinem Board verbunden war, von dem aus es eine weitere Verbindung zu meinem Rucksack gab, in dem sich eine wasserdichte Box mit Batterien versteckte. Dieses Verbindungskonstrukt am Strand aufzubauen, war fast der schwierigste Teil unserer Mission und dauerte am Ende mehr als eine Stunde. Immerhin war jedes Teil irgendwie miteinander verbunden und konnte sich jederzeit verheddern – was auch nicht ausblieb!

„Mir war klar: Um den Kite in diesem Setup ins Fliegen zu bringen, brauchte es ­mindestens 16–18 Knoten.“ Der erste Versuch

Als ich meinen leuchtenden Kite schließlich das erste Mal startete, war ich nervös und angenehm aufgeregt zugleich. Um mich herum warteten zwei Fotografen und ein Support-Team aus vier Red-Bull-Mitarbeitern – allesamt mit dem Ziel, den Moment bildlich einzufangen, auf den wir uns so lang und gründlich vorbereitet hatten. Der Wind betrug zwischen 12 und 14 Knoten, und obwohl mein Kite ein 12er war, hatte ich durch unser Spezial-Setup Probleme, ihn überhaupt in der Luft zu halten. Die Kombination aus LED-Tape und den Drähten an den Steuerleinen zog den Kite nach unten. Wodurch wir die Mission leider abbrechen und auf einen anderen Tag verschieben mussten. Mir war klar: Um den Kite in diesem Setup ins Fliegen zu bringen, brauchte es mindestens 16–18 Knoten. Nach unserem ersten Versuch (und Fail) war allerdings bereits ein Monat vergangen – und wir hatten immer noch keinen einzigen Shot im Kasten… Das Resultat

Einige Zeit später war der Herbst in Dänemark angekommen. Es regnete, aber der Forecast sah vielversprechend aus. Unsere letzte Chance, noch vor der mit Audi vereinbarten Deadline und meinem nächsten Kitetrip an unsere Shots zu kommen! Also packten wir die Gelegenheit beim Schopf und suchten uns den ▶

OBEN Vorbereitung ist alles: In diesem Fall betrug die Planungszeit 98%, die Zeit auf dem W ­ asser gerade mal 2%. RECHTS Sicher kein neuer WOO-Rekord, aber bei dem Gewicht des leuchtenden Kite-­ Konstrukts ist es ein Wunder, dass Therese überhaupt aus dem Wasser kam.



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Lichtwellen

Therese Taabbel

„Innerhalb von zehn Minuten stoppte der Regen, der Himmel klarte auf und der Wind kam wie versprochen aus der richtigen Richtung.“ Spot mit der besten Windprognose, zwei Stunden von Kopenhaben entfernt. Als wir ankamen, schüttete es in Strömen – von Wind allerdings keine Spur. Trotzdem bauten wir auf und hofften auf das Beste. Sprich, dass der Regen aufhören und die Wolken verschwinden würden. Für die Fotokulisse, die wir wollten, brauchte es nicht nur Wind, sondern auch einen Mix aus klarem Himmel und Wolken. Exakt das, was mehrere Forecasts für diesen Tag prognostiziert hatten. Und dann passierte es: Innerhalb von zehn Minuten stoppte plötzlich der Regen, der Himmel klarte auf, der Sonnenuntergang wurde sichtbar und der Wind kam wie versprochen aus der richtigen Richtung. Die perfekten Voraussetzungen für unsere Shots! Jetzt ging es vor allem um cleveres Timing. Wir wussten, dass uns nur eine Stunde blieb, bevor es zu dunkel werden würde. Mein Kite war aufgebaut, ich schlüpfte eilig in meinen Neo und los ging es aufs Wasser. Obwohl der Wind stark und ich überpowert war, hatte ich keine Chance, hoch zu springen – das Gewicht des Kites war einfach zu schwer. Zum Glück konnte Espen trotzdem ein paar gute Shots ergattern, nicht zuletzt dank der genialen Kulisse vor Ort. Ein paar Bilder nahm er sogar vom Leuchtturm am Spot aus auf. Mein Fazit

Dass das Projekt am Ende so kompliziert werden würde, hätten wir uns bei der Planung nie gedacht. Allein das Setup mit den vielen Verdingungsdrähten war eine Herausforderung an sich. Trotzdem: Als ich schließlich damit auf dem Wasser war, alles um mich herum bunt glitzerte und die Farben des Kites richtig leuchteten, war ich total stoked. Am Ende des Shoots kitete ich quasi mit geschlossenen Augen und vertraute nur noch meiner Intuition, den Wellen und dem Wasser. Und mit den tollen Fotos bin ich mehr als glücklich. ◼

OBEN Therese, ihr Setup und der Audi gekonnt in Szene gesetzt. RECHTS Ein aufwändiges Projekt – aber das Ergebnis spricht für sich.



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PROFILE

BRUNA KAJIYA Wir treffen eine der ehrgeizigsten und angesehensten Fahrerinnen, die dieser Sport jemals hatte ... Bereit fĂźr 2020 hat sie bewiesen, dass sie es immer noch drauf hat.



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North Interview

Ich bin unglaublich glücklich mit meinem Vize-­ Weltmeistertitel. Da das Jahr war für mich sehr ­h­erausfordernd war, fühlt es sich umso besser an, es so erfolgreich zu beenden. Ende letzten Jahres hatte ich eine Knieoperation und musste danach bis Anfang April dieses Jahres pausieren. Zu dieser Zeit startete auch die World Tour, was bedeutet, dass ich gerade wieder mit dem Kiten angefangen hatte und nicht auf Wettkämpfe vorbereitet war. Erst im Laufe des Jahres erlangte ich wieder Kraft in meinem verletzten Bein und fand zu meiner Kite-Performance zurück, woraus sich schlußendlich die gute Platzierung ergab. Durch operationsbedingte Schmerzen kitete ich in diesem Jahr hauptsächlich bei Events und konnte dazwischen kaum auf dem Wasser trainieren, sondern fast ausschließlich im Fitnessstudio und bei der Physiotherapie. Meine Wassertrainings machten im Vergleich zu den anderen Teilnehmerinnen der Tour wahrscheinlich 30% aus, wodurch ich bei den Competitions umso mehr geben musste. Wer Herausforderungen überwindet, wird reich belohnt – und diese zu überwinden hat mir richtig Spaß gemacht.

Wie geht es dir nach deiner Verletzung beim ­Tourfinale?

Ich bin gerade dabei, mich in Brasilien davon zu erholen. Mittlerweile geht es mir besser, und letzte Woche wurden die Nähte entfernt, was eine große Erleichterung war. In etwa zwei Wochen sollte ich wieder kiten können. Nicht aufs Wasser zu dürfen ist schwer für mich, vor allem, weil ich mein Level gerade wieder richtig genossen habe. Aber ich werde bald zurück sein. Wie fühlt es sich an, bei Competitions deinem neuen Equipment von North Kiteboarding anzutreten?

Ich liebe mein neues Material, das Fahrgefühl ist total natürlich – besser geht’s nicht. Durch die neue Ausrüstung habe ich auch neue Stärken an meinem Fahrstil entdeckt, was sich natürlich toll anfühlt und mir noch mehr Vorfreude aufs Kiten macht. Wenn alles perfekt im Einklang arbeitet, ist das der Traum eines jeden Profikiters. Konntest du auch im R&D-Bereich mitarbeiten?

Ja, und das macht es noch aufregender. Bei North bekommen wir viel Raum für Feedback, um das Material gemeinsam mit den Designern zu verbessern. Den Prozess des Testens und zu versuchen, etwas besser zu machen, finde ich total anregend – und wenn ▶

Bruna Kajiya

Deine Resultate der Tour 2019 können sich sehen lassen! Welche Hochs und Tiefs gab es während deiner Saison?


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North Interview

Bruna Kajiya

„Ich bin unglaublich glücklich mit meinem Vize-­Weltmeister­titel. Da das Jahr war für mich sehr ­h­erausfordernd war, fühlt es sich umso besser an, es so erfolgreich zu beenden.

man schließlich das fertige Produkt in Händen hält, ist das die größte Belohnung. Du hast mittlerweile schon viele Länder zum Kiten bereist – welche sind deine Top 3?

BRASILIEN, BRASILIEN, BRASILIEN – hahaha, ok, Scherz beiseite. Aber nun ja, mein Heimatland ist und bleibt zweifellos meine Nummer eins. Mauritius und Los Roques in Venezuela fand ich auch ganz toll. Freestyle ist deine Hauptdisziplin – wie sieht es mit Foilen und Big Air aus?

Bei meinem Trip nach Mauritius habe ich Wellenkiten für mich entdeckt, ich konnte One Eye surfen und das hat mich gefesselt. In einer Welle zu sein fühlt sich irgendwie pur und unverfälscht an – ein ganz besonderes Gefühl. Foilen macht mir auch sehr viel Spaß. Was sind deine Pläne für 2020? Mehr Competitions, irgendwelche großen Trips?

Ich werde wieder an der World Tour teilnehmen, diesmal mit vollständig erholtem Knie und einem Setup, das Wunder wirkt! Sieht so aus, als würde es eine gute Saison werden, ich bin schon sehr gespannt. ◼

GANZ OBEN Foiling-Himmel? Er sieht sicher so aus. OBEN UND RECHTS Bruna scheint mit der neuen North-Ausrüstung ganz gut zurechtzukommen.



KGB RIDER Paula Novotnรก FOTO Svetlana Romantsova


Der Trick

Die einzelnen Schritte

Der KGB war immer schon einer meiner Lieblingstricks. Gut ausgeführt, sieht er so stylish und kraftvoll aus! Ich mag es, dass man die Rotation erst stoppt und dann in die entgegengesetzte Richtung weiterdreht. Manchmal bleibe ich bis 540 Grad in der Backroll-Rotation, was dem KGB noch mehr Style verleiht. Ein Grab lässt ihn natürlich noch besser wirken. Mit etwas Erfahrung kann man auf KGB to blind oder KGB 7 upgraden, wie es die Jungs meistens machen. Ich hoffe, dass auch die Mädels sich and die doppelten Handlepasses wagen! Ich bin auf jeden Fall motiviert, die Levels nach oben zu pushen.

1. Positioniere den Kite auf 11 Uhr und kante hart an, um hoch genug rauszukommen. 2. Sobald du dich in die Backroll-Rotation begibst, halte deine Brust oben und zieh mit der vorderen Hand fest an der Bar, so dass der Kite sich nach unten bewegt. 3. Dann stoppst du die Backroll-Rotation und ziehst gleichzeitig die Bar aggressiv zu deiner Hüfte und mit der vorderen Hand noch stärker an. Damit generierst du den für den Pass nötigen Slack. 4. Dreh dich schnell, übergib die Bar und fixiere deinen Landepunkt. 5. Commitment is key! Wenn du zögerst und keine 100% gibst, wirst du den KGB nicht landen.


STRAPLESS BACKROLL

Backrolls, hohe Sprünge und Boardoffs – sollte man dazu in jedem Fall drauf haben. Mein Tipp: Am besten den Move auch mit einem Twintip üben, denn die Flugtechnik mit dem Kite ist mit und ohne Straps dieselbe.

RIDER Reece Myerscough

Die einzelnen Schritte

FOTO Jay Wallace

Der Trick Mit diesen Tipps möchte ich euch helfen, hohe Strapless Backrolls zu landen. Backrolls sind im Strapless Freestyle die besten Big-AirMoves. Sie bieten die Möglichkeit, das Board in der Luft zu halten, ohne es zu verlieren und liefern ausreichend Hangtime für Spiele­ reien wie Tic-Tacs oder Boardflips. Nichtsdestotrotz erfordern Strapless Backrolls viel Erfahrung sowie perfekte Kite- und Boardkontrolle. Die Basic-Tricks im Strapless Freestyle – sprich normale

1. Vor dem Takeoff hältst du den Kite am besten auf ca. 45 Grad und fährst mit mittlerem/schnellem Speed an, während du hart nach Luv ankantest. Dein Stance sollte breit sein, dein hinterer Fuß (so weit hinten wie möglich) gegen die Erhebung am Tailpad gepresst und der vordere deutlich vor der Mitte des Boards positioniert. 2. Für deinen Absprung brauchst du einen möglichst steilen Kicker – so kannst du gleichzeitig die Geschwindigkeit nach oben und deine Füße am Board halten. Wenn du von der Rampe abspringst, ziehst du mit beiden Händen an der Bar, während du den Kite auf 12 Uhr lenkst (exakt dasselbe, was man auch mit dem Twintip bei einer hohen Backroll macht).


3. Gleichzeitig bringst du das Board nach oben in den Wind und über deinen Kopf. Diese Bewegung leitet automatisch die Backroll-Rotation ein. Das Wichtigste bei Strapless Airs ist, das Board in der Luft zwischen dir und da wo du hinwillst zu positionieren, damit der scheinbare Wind es an deinen Füßen hält. Nach dem Pop sollte deine Core-Muskulatur angespannt und die Knie angezogen sein. 4. Bevor du nach dem Board greifst, solltest du den Kite hinter 12 Uhr bringen. Je weiter du ihn nach hinten lenkst, desto besser fängt er dich auf dem Weg nach unten. Sobald der Kite sich hinter dir befindet und dich in die andere Richtung zieht, musst du, um das Board durch die Änderung des Flugimpulses nicht zu verlieren, danach greifen (am besten in der Mitte zwischen deinen Füßen). 5. Bis zum höchsten Punkt deines Sprungs hältst du den Kite hinter dir, danach ziehst du mit der vorderen Hand, um ihn über deinen Kopf wieder nach vorne zu bringen. So fängt er dich auf dem Weg nach unten auf und lässt dich (bei richtiger Technik) sanft landen. Bevor der Kite dich fängt, bist du kurz im freien Fall – die perfekte

Gelegenheit für fancy Boardtricks und Flips. Ich nehme mein Brett z. B. gerne unter den Arm, du kannst aber auch einfach den Grab halten und die Rotation normal beenden. 6. Nach etwaigen Tricks, Flips etc. beendest du die Backroll-Rotation und bereitest dich auf die Landung vor. Zieh dabei weiter mit der vorderen Hand an der Bar, auch wenn es sich unnatürlich anfühlt. Du musst unter deinen Kite pendeln, und je nach Höhe deines Sprungs braucht es für eine weiche Landung auch einen Downloop. Das Unterpendeln des Kites bremst zwar die vertikale, erhöht aber gleichzeitig deine horizontale Geschwindigkeit, was die Landungen zwar soft, aber verdammt schnell macht! 7. An der Wasseroberfläche angekommen, wirfst du das Board zurück unter deine Füße und springst drauf. Es macht überhaupt nichts, wenn du im Switch-Stance landest, manche finden das sogar einfacher. Wie ihr an den Bildern sehen könnt, bin ich hier mit dem rechten Fuß vorne abgesprungen und mit dem linken vorne gelandet.


F I T N E SS

Lower Body Workout für Kiter MIT Phil Soames FOTOS Karo Krassel

Kitesurfen verlangt dem Körper einiges ab, vor allem den Knien. Wer es nicht ­gewohnt ist, bekommt oft schon nach wenigen Minuten im Kabbelwasser brennende Beine. Bänderrisse sind die klassische Verletzung beim Freestylen, aber auch schlecht trainierte Muskeln stellen einen Risikofaktor dar. Mit diesen drei Übungen machst du deine Beine fit für lange Sessions ohne brennende Muskeln und schützt deine Knie bei harten Landungen.


01

SQUAT/KNIEBEUGE Muskelgruppen: Quadriceps, hinterer Oberschenkel, Gesäß, unterer Rücken

SCHRITT 1 Schulterbreiter Stand, Knie leicht gebeugt, gerader Rücken.

SCHRITT 4 Beim Aufstehen das Gewicht über die Fersen nach oben drücken und die Core-Muskulatur anspannen. Die Knie sollten dabei in Linie mit den Füßen und hinter den Zehen bleiben. Den Rücken gerade halten (ist er gerundet, belastet das den unteren Rückenbereich). Beim Aufstehen einatmen.

SCHRITT 2 Langsam in die Kniebeuge gehen und die Wirbel­ säule dabei gerade halten (als würdest man sich auf eine Bank setzen). Dabei darauf achten, dass die Knie eine Linie mit den Füßen bilden und nicht weiter als die Zehen nach vorne reichen. Der Rücken soll parallel zu den Schienbeinen bleiben. Beim Runtergehen einatmen.

SCHRITT 3 So tief nach unten gehen wie möglich, den Rücken dabei gerade halten und das Gewicht auf die Fersen verlagern. Squat-Einsteiger sollten nicht zu weit nach unten gehen, um die Knie nicht zu sehr zu belasten. Mit der Zeit wird man geübter und kann tiefer gehen.

SCHRITT 5 Die finale Position ist die selbe wie die Ausgangsposition (Schritt 1). Übungsumfang: 3 Sets mit je 10 Wiederholungen


F I T N E SS

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SIDE LUNGE/ SEITLICHER AUSFALLSCHRITT Muskelgruppen: Quadriceps, Adduktoren, Abduktoren, hinterer Oberschenkel, Gesäß STEP 1 Neutraler Stand mit angespannter Core-Muskulatur.

STEP 2 Ausfallschritt nach rechts, das linke Bein bleibt dabei gerade. Dabei sollten die Fersen beider Beine in einer Linie bleiben, die Füße gerade nach vorne gerichtet und relativ parallel und das rechte Knie linear zum rechten Fuß. Auch Rücken und Schienbeine wie beim Squat parallel halten. Auf dem Weg nach unten einatmen.

STEP 3 Um wieder in die Ausgangsposition zu kommen, über die rechte Ferse nach oben drücken, das linke Bein dabei gerade halten. Wichtig: Die Core-Muskulatur muss dabei angespannt sein. Beim Aufstehen einatmen.

STEP 4 Ausfallschritt nach rechts, Schritt 2 auf die entgegengesetzte Seite wiederholen.

STEP 5 Zurück in die Ausgangsposition, dafür Schritt 3 auf dem linken Bein wiederholen. Übungsumfang: 2 Sets mit je 10 Wiederholungen auf jeder Seite



F I T N E SS

03

SINGLE LEG DEADLIFT/ DEADLIFT AUF EINEM BEIN Muskelgruppen: hinterer Oberschenkel, Gesäß, unterer Rücken

STEP 1 Diese Übung funktioniert mit einem Medizinball, einer Hantel, einer Kettlebell oder aber auch mit einem Kiterucksack, gefüllt mit etwas Sand. Ausgangsposition: Gerader Stand mit geradem Rücken. Linken Fuß anheben, auf dem rechten Bein balancieren, dabei das Knie locker halten, die Hüfte nach vorne gerichtet.

STEP 2 Aus der Hüfte nach vorne neigen, ohne dabei das rechte Knie zu sehr zu beugen. Das linke Bein nach hinten bringen, dabei den Rücken gerade und die Hüfte nach vorne gerichtet halten. Auch das hintere Bein sollte so gerade wie möglich bleiben. Wichtig: Beginnt sich der Rücken zu runden, hat man sich zu weit nach vorne gebeugt. Die Übung sollte beim Vorbeugen im hinteren Oberschenkel zu spüren sein.

STEP 3 Um wieder in Ausgangsposition zu gelangen, langsam über die Hüfte wieder nach oben kommen, dabei den Rücken gerade halten. Um die Balance leichter zu halten, kann der rechte Fuß abgestellt bzw. für die nächste Wiederholung knapp über dem Boden gehalten werden – diese Variante hält die Bauchmuskulatur ordentlich auf Trab! Ich empfehle, diese Übung gerade anfangs auf flachem, stabilem Untergrund (und z. B. nicht auf felsigem Terrain) zu machen.

STEP 4 Nach 10 Wiederholungen auf einem Bein die Seite wechseln.

STEP 5 Wieder zurück in Ausgangsposition und weiter zu Schritt 3 mit dem anderen Bein. Übungsumfang: Ich empfehle 2 Seits mit je 10 Wiederholungen auf beiden Seiten. Mit etwas mehr Übung kann man das Gewicht der Hantel/Kettlebell etc. steigern.




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S LI N G S H OT G H OS T

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Slingshots Range an Kites ist grundsätzlich relativ konstant. Umso n ­ eugieriger werden wir, wenn plötzlich ein Neuling im Lineup auftaucht! Mit dem Ghost entern die Amerikaner den Markt der Onestrutter – die perfekte Ergänzung zur extensiven Slingshot-Foilrange und ein spaßiger Freeride-Partner für Leichtwindtage. Mehr dazu von Sam Light.

Hi Sam, was steckt hinter dem neuen Ghost und wo positioniert er sich in eurer Range?

Gewissermaßen ja – er reflektiert aber auch unsere Obsession, Kites zu kreieren, die sowohl unser Team als auch unsere Kunden brauchen. Seit Jahren wünschen sich unsere treuen Fans einen simplen, leistungsstarken Leichtwind-Kite ohne unnötigen Schnickschnack, mit guter Foil-Performance und geringem Packmaß. Durch den Foilboom hat Kiten bei wenig Wind eine ganz neue Bedeutung bekommen, die den Markt völlig verändert hat. Noch vor zehn Jahren wären wir nie auf die Idee gekommen, einen Kite wie den Ghost zu designen – es war einfach noch keine Nachfrage vorhanden! Inzwischen ist der Markt da und die Zeit war reif. Welche Vorteile bringt ein One-Strut-Konzept?

Früher mal büßte bei Leichtwind jeder Kite mit mehr als zwölf Quadratmetern schon allein durch das Gewicht des Tuchs an Performance ein. Mit dem Ghost in 17m2 kann ich bei vier Knoten foilen. Vor allem bei Wind unter zehn Knoten ist das – im Vergleich zu Kites mit mehreren Struts – ein klarer Vorteil. Die Gewichtsreduktion verbessert auch die Performance der kleineren Größen, und die Agilität und Rückmeldung machen Onestrutter zu perfekten Foil-Partnern. Wer zum Reisen einen super leichten und vielseitig einsetzbaren Kite sucht, wird den Ghost lieben. Dazu kommen sein großartiger Drift in der Welle und die für einen Onestrutter durchaus ansehnliche Hangtime. Durch die geringe Streckung eignet er sich auch gut für simple Unhooked- und gepoppte Tricks.

Wie viel wiegt der Ghost verglichen mit den anderen Kites eures Lineups?

Etwa die Hälfte eines gleich großen Kites mit mehreren Struts. Welches Board bzw. Foil passt am besten zum Ghost?

Das HoverGlide mit dem neuen Apollo-Wing und einem unserer neun Foilboards ist der perfekte Partner. Bei den Twintips würde ich das komplett überarbeitete, neue Misfit empfehlen – damit kann man mit dem Ghost einfach alles machen! Wie kam der Ghost beim Teamshooting in Brasilien an?

Er zählte vom ersten Moment zu den Favoriten des Teams. Immerhin trägt auch der Ghost die Slingshot-typische DNA in sich, eben nur mit weniger Gewicht. Alle waren überrascht, wie viel Spaß man damit haben kann, sowohl mit Twintip als auch beim Foilen. Was verbirgt sich hinter dem Namen “Ghost”?

Mit dem Ghost schleichst du dich bei Leichtwind heimlich heran und überrascht andere ahnungslose Kiter. Er ist dein freundlicher Begleiter in allen Bedingungen und wird still und leise zu einem deiner Lieb­lingskites werden. ◼

Slingshot Ghost

Man könnte also sagen, der Kite reflektiert die aktuellen Trends des Marktes.

Reduziert man die Anzahl der Struts, verliert das Profil an Stabilität, was oft in erhöhtem Flattern des Kites resultiert. Je weniger Struts, desto stärker drückt der Wind, der über den Kite weht, das Tuch nach unten. Das macht sich in Turbulenzen an der Bar bemerkbar, der Kite beginnt zu flattern und zu vibrieren. Diese Turbulenzen setzen auch der Hinterkante des Kites zu, die infolge schnell abgenützt wird. Die Hinterkante ist extrem wichtig für die Aerodynamik eines Kites, immerhin bekommt sie die ganze Power ab. Ist das Tuch an der hinteren Kante nicht mehr stabil, verliert der Kite an Leistung, fliegt sich nicht mehr gut und reagiert indirekt auf Steuerimpulse. Aus diesem Grund haben wir uns beim Ghost vor allem auf eines konzentriert: Stabilität. Und da man bei weniger Struts nun mal an Stabilität einbüßt, haben wir unsere 4X4-Canopy-Konstruktion eingesetzt – das steifste, strukturierteste Tuch von allen. Durch dieses Material neigt der Ghost im Vergleich zu anderen Onestruttern kaum zum Flattern.

Tech-Talk

Wir freuen uns sehr über den Ghost, auch weil wir damit in eine für uns neue Kategorie eintauchen. Der Ghost ist ein One-Strut-Konzept, leicht, simpel und easy im Handling für jedermann, vom Anfänger bis zum Profi. Er richtet sich vorwiegend an den Foil- und Freeride-Markt. Wer Slingshot kennt, weiß, dass wir branchenweit die größte Foilmarke sind. Wir sind vom Foilen besessen, und dementsprechend wollen und brauchen wir auch einen Kite für diesen Marktsektor. Als wir mit der Entwicklung und den Tests rund um den Ghost begannen, stellte sich heraus, dass er sich nicht nur perfekt zum Foilen eignet, sondern auch zum Freeriden.

One-Strut-Profile sind grundsätzlich weniger steif – wie habt ihr dieses Problem beim Ghost gelöst?


Tech-Talk

ION Curv Harness

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Apex Curv 13

Riot Curv 14


T E C H -TA L K

I O N C U RV H A RN ESS

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Product Manager Julian Lange erklärt, was hinter dem neuen Curv-Lineup und IONs bislang leichtesten Hardshell-Trapezen steckt.

Was zeichnet die Curv-Serie aus?

Tech-Talk

Innerhalb der Gesamtrange von ION bilden die Curv-Modelle die mittelharten Hardshells. Der aus der Snowboard- und Skischuhbranche abgeleitete Flex-Index definiert die Härte unserer Trapeze und reicht von 1 bis 20, wobei 20 für das härteste Modell steht. Mit einem Flex-Index von 13 bis 14 liegen die Curv-Trapeze ungefähr in der Mitte. Dabei bieten wir zwei verschiedene Versionen: das Apex Curv 13 mit höherem Profil für Rider, die maximalen Support suchen und das niedrigere Riot Curv 14, das mit einer insgesamt schlankeren Outline noch mehr Bewegungsfreiheit bietet.

Das Curv Select ist das leichteste Hardshell, das wir je produziert haben. Um Gewicht zu sparen, wurde bei der Konzeptionierung jede einzelne Komponente ins Auge gefasst und geprüft, ob sie wirklich notwendig ist. Dabei haben wir uns von anderen Sportarten wie Klettern inspirieren lassen und z. B. ultraleichte Aluminiumschnallen von Edelrid, einer bekannten Bergsportmarke, eingebaut. So konnten wir das Gesamtgewicht des Trapezes auf 1350 Gramm reduzieren – jedoch ohne dabei Kompromisse beim Komfort eingehen zu müssen. Auch unsere neue Spreaderbar, die spritzgegossene C_Bar 3.0, ist dank des geschmiedeten Aluhakens um 30 Prozent leichter als das Vorgängermodell. Durch das neue Spannhebelsystem lässt sie sich schnell und einfach öffnen und sorgt auch ohne ständiges Nachjustieren der Gurte für festen Sitz. Die Curv-Serie scheint nun den größten Teil eurer Range auszumachen. Denkt ihr, dass Hardshell die Zukunft sein wird?

Ja, im Moment sieht es danach aus. Die Vorteile liegen auf der Hand: Nichts geht über ein leichtes Trapez, das trotzdem steif genug ist, um an den richtigen Stellen Support zu bieten und die einwirkenden Kräfte gleichmäßig über den Rücken verteilt. Nicht nur, dass damit bestimmten Rückenproblemen, die bei Kitern oft auftreten, vorgebeugt wird – man kann damit auch länger auf dem Wasser bleiben.

Es gibt aber auch Gegenstimmen, die meinen, Hardshells würden zu Druckstellen führen und/ oder weniger bequem sein als andere Trapeze. Wie denkst du darüber und wie habt ihr diese Risiken bei der Curv-Serie berücksichtigt?

Das Angebot an Hardshell-Trapezen ist mittlerweile riesig, und manche davon sind extrem steif, was vor allem bei viel Druck im Kite hart für den Körper werden kann. Der Vorteil unserer Curv-Technologie ist, dass sich die Festigkeit des Trapezes auf bestimmte Bereiche konzentriert. Die im Shell integrierte “Plus Spine” versteift den Mittelteil, während die Seiten flexibler bleiben. Das reduziert das Risiko von Druckstellen, speziell im Hüftbereich. Welche Hakenplatten stehen für die CURV-Trapeze zur Verfügung?

Standardmäßig werden die Curv-Modelle mit ­ nserer traditionellen, faserverstärkten und spritzgeu gossenen C_bar 1.0 geliefert. Der Stahlhaken ist austauschbar und die Hebelschnalle schließt das Trapez, ohne die Settings verändern zu müssen. Die Curv-­ Select-Trapeze kommen mit der bereits erwähnten, leichten C_Bar 3.0 aus faserverstärktem Spritzguss, mit modular austauschbarem Aluhaken und Dyneema-Band (bzw. Seil) zum Wavekiten. Das Spannhebelsystem mit der Schnalle wurde im Vergleich zur Erstversion noch verbessert – damit lässt sich das Trapez super leicht öffnen, schließen und fixieren.  ◼

ION Curv Harness

Welche technischen Highlights verstecken sich in den Curv-Trapezen?


Tech-Talk

CrazyFly Cruz Foil

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T E C H -TA L K

C R A Z Y FLY C RUZ FO I L

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Drei Jahrzehnte Erfahrung in der Entwicklung von Boards und die Arbeit mit unterschiedlichsten Materialien: Wertvolles Know-how, dass in der CrazyFly-Fabrik mittler­ weile auch in Form von Foils zum Einsatz kommt. Ergänzend zu den Hochleistern gibt’s ab sofort das einsteigerfreundliche Cruz, hier erklärt von Juraj Bukovcak, der bei CF für Sales und Marketing zuständig ist.

Tech-Talk

Mit einem Startpreis ab 949 Euro ist es im Vergleich zu unseren Highend-Vollcarbon-Foils um einiges günstiger. Das Cruz ist ein Hybrid-Foil, bei dem Mast und –base sowie Fuselage aus einer Flugzeugaluminium-Legierung bestehen, dazu kommen innovativ spritzgussgefertigte Wings aus Carbon. Eine Kombination, die uns einen wettbewerbsfähigeren Preis ermöglicht . Der flächige 690-cm2-Frontflügel ist der größte Wing unserer Range und bietet vor allem Ein- und Aufsteigern schnelle Fortschritte. Für das Cruz sind fünf Mastlängen verfügbar (50, 60, 70, 80 und 90 cm), die einen breiten Einsatzbereich abdecken. Derzeit bildet es das vielseitigste und am einfachsten zu fahrende Foil unserer Range. Welche Vorteile hat die Spritzgusstechnologie gegenüber Vollcarbon?

Spritzguss ist ein hochautomatisiertes und äußerst präzises Verfahren. Das Ergebnis ist ein aus einem Stück gegossener, präziser Wing. Unser rechteckiger, 690 cm2 großer Wing ist speziell für die Anfangsphase beim Foilen gedacht, weshalb wir uns für die Injected-Carbon-Technologie entschieden haben. Sie bietet mehr Stabilität als ein von Hand nasslaminierter Carbonflügel. Was vor allem dann von Vorteil ist, wenn man mit dem Foil gegen ein Hinderniss stößt. Auch, wenn man eine Ecke drin hat, kann man diese einfach abschleifen – immerhin ist der Wing eine stabile, aus einem Stück gegossene Einheit. Allerdings haben vor allem größere Flügel aus Spritzguss-Carbon-Technologie auch einen Nachteil, denn vergli-

chen mit laminierten Wings mit leichtem Kern sind sie einfach schwer. Wie bei all unseren Produkten beziehen wir bei Entscheidungen immer alle Aspekte mit ein, um am Ende die besten Materialien zu finden. Wie ist der Mast genau konstruiert?

Der Mast des Cruz besteht aus einer hochfesten Legierung aus Luftfahrt-Aluminium mit harteloxierter Oberfläche. Eine unübertroffene Technologie! Der Mast wurde sowohl außen als auch innen präzisest durchdesignt, mit Hilfe zweiter Softwareprogramme: Eines für die hydrodynamische Effizienz des Profils und der Sehnenlänge und das andere – ein Strahlumlenkungsprogramm – für die Stärke und Festigkeit des Masts. So konnten wir am Ende viel Gewicht einsparen – das komplette Cruz-Foil inklusive 90-cmMast und 690er-Frontflügel wiegt nur 3,5 Kilo. Um Turbulenzen an der Hinterkante des Masts zu vermeiden, haben wir uns für eine Profilsehnenlänge von 116 cm entschieden. Außerdem ist der Mast wasserdicht, was dem Foil noch mehr Auftrieb verleiht. Ihr habt intensiv daran gearbeitet, das Foil stabil und leise zu halten. Was sind die Herausforderungen bei diesen Faktoren?

Wie man auf dem Markt sieht, gibt es verschiedene Optionen, um Foilkomponenten miteinander zu verbinden – Wings, die von oben oder unten montiert werden, Fuselagen mit Pocket-Mount-Systemen, Schrauben, die die gesamte Länge der Fuselage durchdringen und so weiter und so fort. Im Laufe der Jahre haben wir einige Varianten ausprobiert. Die ersten waren wackelig und ab einer bestimmten ▶

CrazyFly Cruz Foil

Euer Foil-Lineup deckt inzwischen so ziemlich alles ab. Was gibt es zum neuen Cruz zu sagen?


Tech-Talk

CrazyFly Cruz Foil

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Tech-Talk

Wie nützlich ist eure Erfahrung im Twintip-Design hinsichtlich der Entwicklung von Foils?

Im August 2019 wurde unsere gesamte Twintip-Range mit carbon-injizierten Finnen ausgestattet. Diese Technologie hatten wir also bereits im Kasten, was es einfach machte, sie auch bei den Wings des Cruz-Foils anzuwenden. Vor einigen Jahren haben wir außerdem bereits viele Testreihen mit Aluminium-Schienensystemen für Twintip-Bindungen gemacht. Diese kamen zwar nie auf den Markt, brachten uns aber wertvolles Know-how im Umgang mit Aluminium. Durch die Entwicklung von Twintips und Finnen haben wir außerdem viel Erfahrung hinsichtlich hydrodynamisch effizienter Shapes. Nützlich war

aber auch unser Wissen rund um Edelstahl-Komponenten aus dem Design und der Produktion von Bars. Wir sind wirklich stolz darauf, die Cruz-Foilserie in unserem eigenen Werk in Europa herzustellen. Mit welchen Boards ist das Cruz-Foil kompatibel?

Es gibt zwei Optionen: Die Premium-Variante ist das ultraleichte F-lite, ein Vollcarbon-Board mit Größen von 99, 115 oder 135 cm. Die zweite Möglichkeit ist das Chill, eine Glasfaserkonstruktion mit zentralem Carbon-Stringer, erhältich in 115 oder 130 cm. Einsteigern empfehlen wir das Chill, Foilern mit mehr Erfahrung das F-lite, das in der 99-cm-Variante nicht nur wahnsinnig viel Spaß macht, sondern auch beim Reisen super praktisch ist: Gemeinsam mit dem Cruz-Foil findet es sogar in einer normalen Tasche Platz – Übergepäck ist damit Schnee von gestern! Ihr habt bereits mehrere Wing-Optionen angekündigt. Gibt es dazu schon Details?

Stimmt, wir arbeiten an zwei weiteren Wings, die im August 2020 auf den Markt kommen sollen. Sie werden mit dem Cruz-Foil voll kompatibel sein – man braucht dann nur noch den Frontwing zu wechseln, alle anderen Komponenten bleiben gleich. Damit bietet das Cruz dann drei verschiedene Frontwing-Optionen, die schnell und unkompliziert ausgetauscht werden können. ◼

CrazyFly Cruz Foil

Geschwindigkeit begannen die Wings, Geräusche zu erzeugen. Die Wings leise zu machen war definitiv eine Herausforderung! Viele Stunden am Wasser und viel Schleifarbeit von Hand waren nötig, um am Ende den richtigen Shape zu finden. Die größte Challenge hinsichtlich der Konstruktion waren allerdings die Fertigungstoleranzen der Aluminiumteile und der Oberflächenbehandlung. Aus diesem Grund findet man am beim Cruz keine Pocket-Connections. Durch flache Oberflächenverbindungen umgehen wir sämtliche Fehlausrichtungen durch Fertigungstoleranzen. Das Ergebnis sind cleane, feste Connections ohne jegliche Vibration. Auf dem Wasser fühlt sich das Cruz an wie aus einem Stück.


BUSINESS IN BOARDSHORTS Nachdem wir bereits bei der (sensationellen!) Premiere des B2B Kite Summit 2018 mit dabei sein durften, waren unsere Erwartungen für dieses Jahr vor allem eines: hoch. Und wir wurden nicht enttäuscht! Im Gegenteil – das Event war in jeder Hinsicht noch größer, noch cooler, noch besser organisiert. Ob Kitesurfen wirklich zum neuen Golf wird, wie B2B-Schirmherr Laurent Houitte behauptet? Langsam beginnen wir, ihm zu glauben… TEXT Anja Fuchs FOTOS Benoit Diacre, Maio Arias


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OBEN LINKS Jede Menge Unternehmer, jede Menge Stoke! OBEN RECHTS Auf dem Stundenplan des B2B Kite Summit: tägliche Network- und Business-Meetings.

“Beach Business war in meinen Augen immer schon eine große Sache. Denn: Man muss nicht erst sein, um Dinge ernsthaft zu betreiben. Man kann auch ohne förmliche Umgebung ganz einfach Business in Board­shorts machen und trotzdem gute Connections kreieren, an Input gelangen, diesen teilen und sich gegenseitig inspirieren.” Diese Gedanken von Laurent Houitte standen einst am Anfang eines Prozesses, der schlussendlich in einem riesigen Projekt resultierte: dem ersten B2B Kite Summit in Dakhla, Marokko im Jahr 2018. Laurent – ein Geschäftsmann und leidenschaftlicher Kiter und Gründer von Kite & Connect, einem Club aus Unternehmern, die regelmäßig bei Parties und Start-up-Contests in Paris und in anderen französischen Städten zusammenkommen – erklärt die Philosophie hinter seinen Events so: “Die Größe deiner Firma oder dein Kite-Level interessiert bei uns niemanden. Es gibt weder VIPs noch Privilegien. Es geht darum, einen gemeinsamen Vibe zu teilen.” Im Rahmen von Kite & Connect organisiert er jährlich mehrere Kite-Camps an verschiedenen Spots auf der ganzen Welt (dieses Jahr unter anderem in Kuba und Madagaskar). Der B2B Kite Summit bildet das größte Event des Jahres und fand auch diesmal wieder in Marokko statt, an der berühmten, riesigen Kitelagune in Dakhla. Austragungsort ist Dakhla Atti­tude, das einst das erste Resort an der Lagune war und sich – gemeinsam mit dem Partnerhotel PK25 auf der anderen Lagunenseite – ideal für eine Großveranstaltung wie den Summit eignet. Die Teilnehmer wohnen direkt am Spot, haben von ihren Zimmern aus stets das Wasser im Blick, sind nah an der Natur

und genießen typische marokkanische Spezialitäten. Zusätzlich bieten die großzügigen Räumlichkeiten bei Dakhla Attitude ausreichend Platz für Präsentationen, Vorträge und Network-Aktivitäten. Perfekte Spots & brennende Kites

Für den B2B-Organisator zählt die Lagune in der Westsahara “zu den besten Kitespots der Welt. Dakhla ist wie das Hawaii des Kitens – einfach ein atemberaubender Ort, an dem alles möglich ist”. Wir meinen: Da ist definitiv etwas dran. Nicht nur, dass die umgebende Landschaft einfach der Hammer ist. In der Lagune kann man völlig sicher kiten, egal ob als Anfänger oder beim Üben komplizierter Freestyle-Moves. Auch Foil-­ Freaks kommen hier im ausreichend tiefen Wasser voll auf ihre Kosten. Nicht zu vergessen der nahe gelegene Wellenspot Westpoint, der bereits Austragungsort der GKA-Kite-Surf-Tour war (und das aus gutem Grund). Neben dem Rihfly-Wassersportcenter, das die Kiter vor Ort mit einer riesigen Range an Equipment für alle Disziplinen und Könnerstufen versorgt, konnten die Teilnehmer des Events diesmal auch das neueste Material einiger der größten Kitehersteller testen. Dazu kamen diverse Präsentationen und gemeinsame Sessions mit Proridern aus aller Welt. Die Promidichte des 2. B2B Kite Summit konnte sich jedenfalls sehen lassen – mit dabei waren mehr als 30 große Namen aus verschiedensten Branchen von Sport bis Business, darunter Chris Ballois (Behindertensportler, Kiter und Weltrekordhalter), Sylvain Staub, Gründer von DLD (Data Legal Drive) und Influencerin Isabelle Fabre. ▶


Hi Laurent, wie zufrieden bist du mit dem diesjährigen Summit?

Total. Die zweite Ausgabe war ein riesiger Erfolg! Wir hatten 230 Teilnehmer, das sind um 25% mehr als im Vorjahr. Darunter auch 50 Start-ups, wesentlich mehr als beim ersten Event. Toll war auch, dass wir mit vielen weltbekannten Kiteprofis zusammenarbeiten konnten, darunter Aurélien Pétreau (Semifinalist beim King of the Air 2019), Chris Ballois (Seemeilen-Speed-Weltrekordhalter), Charlotte Carpentier (Vizeweltmeisterin der GKA-Tour 2019) sowie Victor Hays und Titouan Galéa. Meine Bilanz: Die Atmosphäre dieses Summits war – schon wie beim ersten Mal – einzigartig, und wir haben es einmal aufs Neue geschafft, die goldene Mitte zwischen Kiten und Business zu finden. Was war der Hauptunterschied zum Vorjahr?

Nun, bei diesem Summit gab es viel Neues, angefangen mit dem Warm up – einem dreitägigen Programm im Vorfeld zum Hauptevent, bei dem wir 50 Unternehmern die Möglichkeit boten, ihre Skills durch Kiteunterricht zu verbessern und gleichzeitig im Rahmen von Mastermind-Sessions zu networken und an ihren beruflichen Zielen zu arbeiten. Erwähnenswert ist natürlich auch die Smartphone-App “Brigitte”, mittels derer die Teilnehmer unkompliziert miteinander in Kontakt bleiben und ihr Netzwerk auf einfache Art und Weise pflegen und ausbauen können. Hinsichtlich des Business-Aspekts waren die Keyno-

tes dieses Jahr noch besser organisiert und an hochaktuelle Themen wie Datenschutz und Unternehmergeist angepasst. Aber auch beim Kiten gab es dieses Jahr Neuigkeiten. Durch unsere Kooperation mit marktführenden Herstellern wie Duotone, F-One und Naish konnten die Teilnehmer vor Ort das neueste Material dieser Marken testen – was natürlich wahnsinnig gut ankam! Insgesamt wurden in einer Woche 50 verschiedene Kites und Boards getestet. Was ist das Besondere an Dakhla Attitude und den Partnerhotels?

Das Setup vor Ort passt einfach perfekt zum B2B Kite Summit und bietet ausreichend Platz für eine hohe Teilnehmerzahl wie 230. Mit Dakhla Attitude arbeiten wir bereits seit Beginn des Projekts zusammen. Ein Faktor, der den Summit weltweit einzigartig macht – und wir freuen uns darauf, dass das auch in Zukunft so bleiben wird. Soll der B2B Summit nächstes Jahr noch größer werden?

Nun, aktuell konzentrieren wir uns beim nächstjährigen Event eher auf Qualität als auf Quantität. Unser Ziel für 2020 sind 250 Teilnehmer, wobei wir qualitätstechnisch noch mehr bieten wollen als dieses Jahr. Das betrifft beispielsweise die Keynotes, die noch stärker auf relevante, inspirierende Themen ausgerichtet sein sollen. Diesbezüglich nehmen wir ▶



„Unser Ziel für 2020 sind 250 Teilnehmer, wobei wir qualitäts­technisch noch mehr bieten wollen als dieses Jahr.“

die Feedbacks unserer Teilnehmer immer sehr ernst! Was wir nächstes Jahr noch gerne integrieren würden, ist ein Start-up-Contest, bei dem 50 Start-ups ihr Projekte vor einer Jury pitchen. Und: Da wir der Meinung sind, dass Frauen in der Unternehmerwelt noch mehr gefördert und hervorgehoben werden sollten, hätten wir gern noch mehr weibliche Teilnehmerinnen dabei. Außerdem wird die nächste Ausgabe des B2B Summit noch internationaler werden. Ihr seht, wir haben große Pläne! Und was meinen die Teilnehmer zum Event?

“Der B2B Kite Summit ist die perfekte Verjüngungskur für Unternehmer!” Emmanuel, Business Angel

“Gratulation! Eine brillante Idee mit Kultpotential. Und das behaupte ich als blutiger Kiteanfänger…” Matthieu, Strategy Consultant

“Die Stimmung vor Ort ist einfach der Hammer!” Eric, Start-up-Gründer

“Ich gratuliere zu einem großartigen Event, das ich aus vollen Zügen genossen habe!” Olivier, Anwalt und Unternehmer

“Business, Kiten und gute Vibes. Was braucht man mehr?” Karine, Personalberaterin ◼


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Die Kunst der (geplanten) Improvisation VON Eric Rienstra

Entdeckergeist bildet den Grundstein sämtlicher Sportarten – sowohl wenn es darum geht, die Umwelt zu entdecken als auch uns selbst. Damit verbunden ist jeweils auch eine gewisse Art von Planung bzw. Vorbereitung: Wie ist die Wettervorhersage? Was wird das andere Team tun? Habe ich ein ordentliches Frühstück intus, um alles geben zu können? Vorbereitung erfordert aber auch Zeit, und wenn eine Gelegenheit schneller kommt als erwartet, gibt es nur eine Möglichkeit: Improvisation. Bei der Mission, um die es in diesem Beitrag geht, hatten wir zwar einen Plan, aber keine Ahnung, wo und wann wir ihn umsetzen würden. Ich verbrachte den Herbst in Hatteras, und als die Freundin meines Kumpels Mike eines Tages einen Transfer nach Richmond benötigte, ploppte auf dem Forecast plötzlich starker Westwind für die Gegend auf. Woraufhin wir unsere Siebensachen ins Auto stopften und uns noch in der Nacht auf nach Richmond machten. Am nächsten Morgen fuhren wir erstmal ohne Ziel los. Mike saß am Steuer, während ich zwischen Google Maps und ikitesurf hin- und herswitchte, um potentielle Spots entlang der Route ausfindig zu machen. Schließlich entdeckten wir nördlich von Norfolk, nahe Newport News, einen windigen Küstenstreifen. Wir hielten an einer Brücke an einem schmalen, sandigen Strand. Das ideale Setup, um einen Kite zu starten – und zu unserer Rechten fand sich noch dazu ein perfekt positioniertes Handrail an einem Dock. Raus mit dem 9er und nichts wie los! ▶



Nach einigen guten Rail-Hits übergab ich an Mike, der sich für Straps entschied und sich die Markierungspfosten der Fahrrinnen vornehmen wollte. Sich mit Boots auf ein Rail zu werfen, ist eine Sache – wenn etwas schiefgeht, kannst du das Board immerhin als eine Art Schutzschild hernehmen. Was Mike hier vorhatte, war wesentlich riskanter – schlägst du bei diesen Onefootern zu hart am Obstacle auf, brichst du dir schnell die Knochen. Ich war schon einige Male mit ihm auf dem Wasser gewesen, aber dass er so heftige, technisch anspruchsvolle Dinge drauf hatte, war mir neu.. Um solche Skills ans Licht zu bringen, braucht es eben manchmal erst eine andere Umgebung mit neuen Herausforderungen. Nach der Mittagspause widmete ich mich wieder der Spotsuche via Google Maps. Dieses Mal fand ich eine klassische Hafenmauer gegenüber der Bucht der Marinestation. Nun, was auf meinem Bildschirm wie eine Mauer ausgesehen hatte, entpuppte sich schließlich als eine Reihe von Betonpfeilern, die die Bucht vor Wellen schützten. Der Wind kam über den Hafen und war dadurch nicht sonderlich stabil. Um mit den 12er rauf auf die Pfeiler zu kommen, sollte es aber reichen – und siehe da, hin und wieder erwischten wir sogar eine Böe, die uns nach oben katapultierte. Nach einem kleinen Downwinder zurück zur Bootsrampe packten wir zusammen und machten uns auf den Heimweg. Nach einem solchen Tag bleibt nichts mehr zu tun als sich zurückzulehnen, zu relaxen und den Sonnenuntergang zu genießen. Oder den Forecast für den nächsten Tag zu checken. Alles in allem ein perfektes Beispiel für die weit unterschätzte Kunst der Improvisation! ◼


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