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1. KONFERENZEN DER GLEICHSTELLUNGSBEAUFTRAGTEN

AUSZUG

aus GLEICHSTELLUNG IM ORF 2021

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Impressum

Herausgeber: ORF, Würzburggasse 30, 1136 Wien Für den Inhalt verantwortlich: Arbeitsgruppe für Gleichstellungsfragen: Katia Rössner, Claus Pirschner, Judith Weissenböck, Nicole Scharang, Nora Zoglauer, Claudia Em Gestaltung: OMC-Design, Jasmin Reisner Druck: ORF-Druckerei © ORF 2022

SUMMARY

Im Jahr 2021 wurden drei Fälle möglicher Diskriminierung vor die Gleichstellungskommission gebracht. Die Gleichstellungsbeauftragten erhoben den Gleichstellungsstatus im ORF, indem sie sich in 35 Gesprächen Informationen über die Entwicklung der Gleichstellung sowie über die Umgangskultur in den Hauptabteilungen holten und sie vereinbarten mit den Führungskräften Maßnahmen für das kommende Jahr. Mit dem Landesstudio Wien wurde zum ersten Mal nahezu ein gesamtes Landesstudio zum Thema „Genderkompetenz im Berufsalltag“ geschult. Von den Gleichstellungsbeauftragten wurde aufgrund der Pandemie ein eigenes Webinar entwickelt, das sich als sehr gute Alternative zu Präsenzseminaren herausstellte und künftig für alle Landesstudios angeboten werden soll, um mehr Kolleginnen und Kollegen in den Bundesländern zu erreichen.

Es wurden insgesamt neun Hearings zur Auswahl von geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten für die Besetzung von Führungspositionen abgehalten. Der Frauenanteil bei den Teilnahmen lag bei 35 %, bei den daraufhin erfolgten Besetzungen bei 44 %. Im September 2021 endete das erste Jahr der 50:50 Challenge, bei der über 100 ORFFormate die Anzahl von Männern und Frauen in den Sendungen zählte, um den Frauenanteil in Radio, Fernsehen und Online zu erhöhen. Ein zu diesem Anlass erstellter Bericht über die ersten 365 Tage fasst die wesentlichen Erkenntnisse daraus zusammen. Weil die Veränderung des Bewusstseins und der Gewohnheiten Ausdauer und Nachhaltigkeit braucht, wird die Challenge weitergeführt. Die vom Public Value Kompetenzzentrum mit Unterstützung der Gleichstellungsbeauftragten entwickelte ORF-interne Expertinnen-Datenbank wurde im April 2021 im ORFIN freigeschaltet, um die Wahrnehmbarkeit von weiblicher Expertise in den Medien des ORF zu erhöhen.

In der im Sommer 2021 durchgeführten Programmanalyse wurde der Fokus auf junge Menschen gerichtet, die zu ihrem Rollenverständnis und ihrer Wahrnehmung der Darstellung der Geschlechter in den Medien befragt wurden. Modernere Rollenbilder, mehr Diversität und Themen aus Sicht junger Menschen, das sind unter anderen die Erwartungen des jungen Publikums an die Medienlandschaft. Der Frauenanteil der gesamten Beschäftigten liegt mit 44,7% nur noch unwesentlich unter der gesetzlichen Zielvorgabe. Eine Erhöhung des Zielwertes im ORF-Gesetz auf 50 % ist an der Zeit.

Handlungsbedarf besteht im Wesentlichen in der Technischen Direktion sowie auf in den Landesdirektionen Kärnten, Oberösterreich und Steiermark. Bei Führungspositionen wurde 2021 ein großer Schritt gescha t: mit einem Plus von 1,5 Prozentpunkten erreicht der Frauenanteil 35,4 %. Bis zum vergleichbaren EBU-Durchschnittswert von 44 % ist es aber noch ein weiter Weg. Der Gender Pay Gap sank im Jahr 2021 auf -11,9 %, was unter anderem eine Folge des Anstiegs der Anzahl von Frauen in Führung ist.

2. TÄTIGKEITSBERICHT DER ARBEITSGRUPPE

FÜR GLEICHSTELLUNGSFRAGEN

2.1. GLEICHSTELLUNGSSTATUS 2021

Im zweiten Quartal 2021 wurde der im ORF-Gleichstellungsplan vorgesehene Gleichstellungsstatus in den Hauptabteilungen des ORF erhoben. In 35 Gesprächen holten sich die Gleichstellungsbeauftragten Informationen über die Entwicklung der Gleichstellung sowie über die Umgangskultur in den Bereichen und es wurden gemeinsam Maßnahmen für das kommende Jahr vereinbart.

Nachfolgend die wichtigsten Ergebnisse aus den Gesprächen nach Themen strukturiert:

Frauenanteil in Führungspositionen

Der Frauenanteil bei Führungspositionen ist im ORF nur geringfügig angestiegen. Der Trend nach oben verläuft nach wie vor zu langsam. Gefragt ist hier eine aktivere TopDown-Strategie der Führungskräfte gemeinsam mit der Personalabteilung zur Erreichung der aktuellen Zielvorgaben im Gleichstellungsplan. Vor allem in Bereichen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind (z.B. in der technischen Direktion, im Sport und in einzelnen Landesstudios), bedarf es einer gezielten Nachfolgeplanung bzw. eines aktiven Aufbaus von potenziellen weiblichen Führungskräften. Bei Auswahlverfahren ist gesetzlich festgelegt, dass bei gleichwertiger Qualifi kation Bewerberinnen der Vorzug zu geben ist. Nach wie vor wird dieser Verpfl ichtung im ORF wenig nachgekommen. Ein deutlicher Anstieg verzeichnete die Kaufmännischen Direktion. Das gesetzliche Ziel von 45 % wird derzeit noch von keiner zentralen Direktion erreicht. Die Landesdirektion Wien zeigt vor, wie man die gläserne Decke durchbricht. Die Inbetriebnahme des neuen multimedialen Newsrooms und die damit einhergehenden strukturellen Veränderungen sollten entsprechend genutzt werden, um ein ausgeglicheneres Geschlechterverhältnis in der Führung zu erreichen. Langfristige interimistische Leitungen bleiben aus Gleichstellungsperspektive problematisch.

Homeo ce

Homeo ce hat sich durch die Covid-19-Pandemie auf das gesamte Unternehmen ausgeweitet, auch in Bereichen, in denen das bis vor kurzem noch undenkbar war. Diese Erfahrung zeigt, dass neue Arbeitsmodelle gelegentlich mutiger ausprobiert werden könnten, um die Vereinbarkeit zu steigern. Von der herausfordernden Kombination von Arbeitszeit und Betreuungspfl ichten (Home-Schooling) waren im Corona Sonderbetrieb Frauen weit mehr betro en als Männer. Die Führungskräfte kamen den durch diese Doppelbelastung gestiegenen Bedürfnissen der Mitarbeiter:innen entgegen. Nach der Rückkehr in den Normalbetrieb können sich alle Führungskräfte vorstellen, Homeo ce weiterhin – je nach Durchführbarkeit – zu ermöglichen.

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