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Sonderausgabe 2013
Top 100
Startups
Die besten Schweizer Jungunternehmen
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Wie Jungfirmen ans grosse Geld kommen Wie Nicole Herzog zum Business Angel wurde
+ Der Klub der ältesten Schweizer Unternehmen
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stefan barmettler Editorial
Heiss – und etwas verrückt
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ilicon Valley ist überall. Nicht nur südlich von San Francisco, sondern auch in Bangalore, Indien, in Zhongguancun, China, in Campinas, Brasilien. Oder in Biel, Lausanne, Steckborn, Widnau. Richtig, auch bei uns wird gebrütet, getüftelt, getestet und schliesslich zur Marktreife gebracht. Übers ganze Land haben sich bei uns Cluster von Startup- Firmen gebildet, nicht nur in den Metropolen oder in Hochschulnähe. Man nimmt es mit Stolz zur Kenntnis: Die Gründerszene der Schweiz ist heute lebhafter als je zuvor.
Wir blicken heute ungläubig zurück. Vor ziemlich genau zehn Jahren, als die Schweiz an einer Wachstumsschwäche litt, stiegen Selbstzweifel hoch. «Die Risikoaversion der Schweiz gefährdet die Basis des Wohlstands», analysierte der Thinktank Avenir Suisse. Risikoaversion? Es wurde radikal umgedacht, wie der Blick in die amtlichen Firmengründungslisten beweist: Es gibt sie, die jungen, hellen Köpfe, die von Unternehmergeist beseelt sind, Köpfe auch, welche die Risiken der eigenen Firma in der freien Wildbahn einem Job im Grosskonzern vorziehen. Steve Jobs nannte diese Entrepreneurs «Verrückte, Nervensägen, Querdenker, Rebellen», Leute also, welche Dinge anpacken und verändern. Doch es braucht nicht nur sie. Es bedarf auch der Geldgeber, die auf Risiko und auf Chance setzen. Eine Milliarde Franken steckt heute in dynamischen Jungunternehmen, schätzen unsere Autoren.
Stefan Barmettler Chefredaktor «Handelszeitung»
Die eine Hälfte stammt von Business Angels, die andere von Stiftungen, Gründer-, Forschungs- und Preisgeldern. Kurzum: Die Schweiz 2013 ist heute ein Gründer eldorado, ein Silicon Country – wie Sie bei der Lektüre dieses Sonderhefts der «Handelszeitung» feststellen werden. Auf den nächsten 69 Seiten präsentieren wir Ihnen – nicht ohne Stolz – eine eindrucksvolle Leistungsschau unserer jungen Innovativszene. Den Top-100-Unternehmen gebührt der Titel «Heisseste Startups des Jahres 2013». Wir wünschen Ihnen viel Inspiration.
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Erfolgreich durchstarten – auf der ganzen Linie. 51 50
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Beat schillig Editorial
Die Spitze rückt zusammen
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ehr als 100 000 Jungunternehmen wurden in der Schweiz in den vergangenen fünf Jahren gegründet. Nur gerade eines von tausend hat es auf die Liste der Top-100-Startups geschafft. Kein Wunder, dass die Leistungsdichte der in diesem Ranking aufgeführten Startups enorm hoch ist. Zusammen haben sie trotz ihrem zarten Alter mehr als 300 Millionen Franken von Investoren eingesammelt, rund 2000 Arbeitsplätze geschaffen und weltweit Kunden gewonnen. Solche Startups braucht die Schweiz, um sich im verschärfenden internationalen Wettbewerb zu behaupten. Es ist enger geworden an der nationalen Spitze der Startups. Immer mehr Jungunternehmen mit hervorragenden Zukunftsperspektiven buhlen um knappes Geld von Investoren. Eine zentrale Rolle kommt engagierten Privatinvestoren, den sogenannten Business Angels, zu. Glücklicherweise ist hier ein Zuwachs zu verzeichnen. Nicht zuletzt aus den Reihen sehr erfolgreicher Unternehmensgründer, die ihr Vermögen wieder in die nächste Gene ration von Startups investieren. Sie investieren in potenzielle Highflyer, den «Konzern-Nachwuchs» der Schweiz, zumeist gegründet von jungen Leuten aus den Hightech-Labors der Hochschulen. Diese Startups forschen und patentieren an der Weltspitze. Für Investoren lohnt es sich jedoch, auch diejenigen zu beachten, die es im Jahr 2013 noch nicht in das Rampenlicht der Top-100-Startups geschafft haben. Auf www.startup.ch ist bereits die nächste Genera tion hunderter Startups porträtiert, die mit ihren innovativen Lösungen auf den Markt drängen. Jungunternehmen sind eminent wichtig für die Schweiz. Untersuchungen am Institut für Jungunternehmen zeigen, dass neu gegründete Firmen jedes Jahr rund 50 000 nachhaltige neue Arbeitsplätze schaffen. Nachhaltig deshalb, weil jene Hälfte,
Beat Schillig Gründer IFJ Institut für Jungunternehmen
elche die ersten fünf Jahre überlebt, mit ihrem w Wachstum den Verlust der anderen Hälfte mehr als wettmacht. Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Startups wurde inzwischen von Politikern weltweit erkannt. Die Startup-Welt besteht nicht mehr nur aus dem Silicon Valley. Letztes Jahr haben verschiedene Wirtschaftsdelegationen, zum Beispiel von Taiwan, Singapur und Südafrika, die Schweiz besucht, um den Geheimnissen des helvetischen Startup-Booms und unserer Innovationsweltmeisterschaft auf die Spur zu kommen. Private und staatliche Förderprogramme schiessen global wie Pilze aus dem Boden. Jüngst wurde gar das Konzept von venture leaders, der Schweizer Startup-Nationalmannschaft, von den Franzosen und Südafrikanern kopiert. So verwundert es nicht, dass die Innovationsdynamik insbesondere im asiatischen Raum gefährlich zunimmt. Wenn wir in der Schweiz an der Spitze bleiben wollen, dann dürfen wir uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen, sondern müssen die Rahmenbedingungen für Startups weiter intelligent stärken.
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Inhalt
Inhalt Die 100 besten Jungunternehmen der Schweiz Aufbruch Die Highflyer der Startup-Szene 9 Business Angels Erfahrung trifft Pioniergeist 10 Nicole Herzog «Die Frauen sind meist vorsichtiger als Männer» 12
Die top 100 Gold HouseTrip – Schweizer Qualität erobert Weltmarkt 14 Silber BioVersys – Kampf gegen Infektionen 17 Bronze Abionic – Präziser Allergietest 19 Ränge 4 bis 100 Die Gewinner der acht Branchen 20
fotos: bruno arnold (4)/martin heimann (2)/ Ben Cawthra (1)/keystone (1)/zvg (1)
impressum Das Magazin «Startups» ist eine Beilage der «Handelszeitung» Top-100-Startups Konzept und Realisation: IFJ Institut für Jungunternehmen, St.Gallen; Journalistenbüro Niedermann GmbH, Luzern. Redaktion: Jost Dubacher, Stefan Kyora, Claus Niedermann Redaktion «Handelszeitung» Förrlibuckstrasse 70, 8021 Zürich, Telefon 043 444 59 00, Fax 043 444 59 30, E-Mail: redaktion@handels zeitung.ch, www.handelszeitung.ch Verlag Förrlibuckstrasse 70, 8021 Zürich, Telefon 043 444 59 00, Fax 043 444 59 32, E-Mail: verlag@handelszeitung.ch Herausgeberin Axel S pringer Schweiz. Bekanntgabe von namhaften Beteiligungen im S inne von Art. 322 StGB: Amiado Group AG Chefredaktor Stefan Barmettler Stv. Chefredaktor Pascal Ihle (Gesamtverantwortung dieser Sonderausgabe) Redaktion Sonderausgabe Stefan Mair, Laurina W altersperger, Markus Köchli, Pirmin Schilliger Produktion Sonderausgabe Roger Cavalli (Art Director), Charlotte Pauk (Text). Fotografen: M artin Heimann, Bruno Arnold. K orrektorat: Urs Bochsler, Renate Brunner, Beat Koch, Florian Vogler Verlag Thomas Garms (Leitung), Maike Juchler (Stv. Leitung) Anzeigen Renato Oliva (Leitung), Adi Frei, Verena Tschopp, Karin Urech, Eveline F enner (Kunst), Telefon 043 444 58 44, E-Mail: inserate@handelszeitung.ch Verlags- und Anzeigenleitung Westschweiz Servais Y.F. M icolot, Brigitte Lopez-y-Martin (Verkauf), E-Mail: brigitte.lopez@axelspringer.ch, Telefon 021 943 76 20 Marketing Patrizia S erra (Leitung), Laura Hayek (Product Manager), Sabine Carrieu (Stv. PM) Verkaufspreis Fr. 8.– ISBN-Nr. 978-3-9523947-7-9 Druck Swissprinters AG, Zofingen
Die Jury 100 Kenner der Startup-Szene 34
Bester Newcomer Thibaut Weise von faceshift erfasst Gesichtsbewegungen eines Menschen. 27
Schnellstarterin Nadja Mrosek, Gründerin von Glycemicon, ist vom sogenannten Medical Food überzeugt. 28
Aufsteiger Chad Brokopp von Mabimmune ist auf personalisierte Medizin spezialisiert. 30
Die ältesten Unternehmen der schweiz Alt trifft Jung I Ringier/Staff Finder – Der Medienkonzern unterstützt die Jungfirma bei den digitalen Plattformen 40 Alt trifft Jung II Kaba/Limmex – Der Weltkonzern berät das Startup beim Sprung ins Ausland 42 Alt trifft Jung III Bank Linth/Agilenta – Die Regionalbank diskutiert mit dem Online-Unternehmen Führungsfragen 44 350 Jahre Hauert – Die Düngerfabrik im Berner Seeland floriert seit Jahrhunderten 47 275 Jahre Jaquet Droz – Die Uhrenmanufaktur erinnert noch heute an die Handwerkskunst des 18. Jahrhunderts 48 175 Jahre Welti-Furrer – Das Transportunternehmen beglückte einst Winston Churchill und Richard Wagner 53 150 Jahre SAC – Der Schweizer Alpen-Club wurde als Reaktion auf die ausländischen Touristen gegründet 57 Chronik Die 68 Mitglieder des Suite-150-Klubs der «Handelszeitung» im Kurzporträt 58
Startup.CH 2013 handelszeitung 7
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Hintergrund Top 100
Die Highflyer der Startup-Szene Die Wahl 35 Unternehmen schafften es erstmals auf die
Rangliste, die zum dritten Mal die besten 100 Startups kürt. Claus Niedermann
D
ie Wahl der Top-100-Startups 2013 der Schweiz ist entschieden. Auf Anhieb haben es 35 neue Jungunternehmen in die Liste geschafft. Die meisten der Newcomer wurden erst letztes Jahr gegründet; die auf Medical Food spezialisierte Zürcher Firma Glycemicon sogar erst im Januar. Einige haben es nicht mehr in die Hunderter-Liste geschafft. Eine ganze Reihe verbesserte sich im Ranking. Andere wiederum mussten Federn lassen. Dies belegt die Aussage, welche die Initianten des Rankings (siehe Box rechts) anlässlich der Lancierung gemacht haben. Nämlich dass die Rangierung eine Momentaufnahme darstelle. Jene Unternehmen haben es geschafft, die von den Experten als künftige Highflyer eingeschätzt werden. Es sind aber auch jene, die hip sind. Auf einen Nenner gebracht: Die Top-100-Jungunternehmen sind die angesagtesten, heissesten und coolsten Startups im Jahre 2013. Die Bedingungen: Die Startups müssen eigenständige Firmengründungen, also eigentliche Pionierstarts sein. Ausgliederungen aus bereits bestehenden Unternehmen
waren nicht zur Wahl zugelassen. Die Gründung musste im Jahr 2008 oder später erfolgt sein. Wenn ein Unternehmen in dieser Zeit seine Rechtsform änderte, also zum Beispiel die GmbH in eine Aktiengesellschaft umwandelte, wurde es für die Top100-Wahl auch nicht berücksichtigt. Gut positioniert für Spitzenplätze sind vielfach jene Firmen, die in vergangener Zeit Erfolge vermelden konnten. Mehrere Jungfirmen sind daran, Finanzierungsrunden abzuschliessen oder wichtige Verträge mit Vertriebspartnern oder Kunden auszuhandeln. Bei dem hohen Tempo, das die Gründer der Top-Startups hinlegen, würde die Rangierung in einem halben Jahr bereits anders aussehen. Deswegen lohnt es sich, die Top-100-Startups kontinuierlich zu verfolgen. Einige werden schon bald für Schlagzeilen sorgen. Auf www.startup.ch wird nicht nur ein Firmenverzeichnis aller Top100-Startups geführt, sondern es werden über 700 weitere erfolgversprechende Jungfirmen porträtiert. Von jedem Startup sind das Unternehmensprofil, eine Auflistung der Firmennews sowie die erreichten Meilensteine abrufbar.
Alumni
Ehemalige bleiben auf Erfolgskurs Jedes Jahr fallen Top-Unternehmen wie paper.li oder die Terminplattform Doodle aus der Top-100-Liste, weil sie älter als fünf Jahre sind. Deshalb verschwanden auch aus der diesjährigen Rangliste zehn Jungunternehmen. So die Firma Poken (2012: Rang 17). Für ihre NFC-Technologie zur Übermittlung von Broschüren, Videos und Visitenkarten sicherte sie sich kürzlich das US-Patent. Herausgefallen ist das Lausanner Medtech-Startup Biocartis (2012: Rang 28), das Ende 2012 eine Finanzierungsrunde von 42 Millionen Franken abgeschlossen hat. Knapp ein Jahr
zuvor hatte die Firma bereits einen Kapitalzufluss von 100 Millionen generiert. Ein weiteres Medtech-Unternehmen ist VirtaMed (2012: Rang 36), das den Swiss Economic Award 2013 in der Kategorie Hightech heimtrug. VirtaMed entwickelt, produziert und vertreibt Virtual-Reality-Simulatoren für Chirurgen. Nicht mehr dabei sind auch Secu4 (2012: Rang 70), routeRANK (2012: Rang 75), Telormedix (2012: Rang 83), Augurix Dia gnostics (2012: Rang 89), RedElec Technologie (2012: Rang 92), Covagen (2012: Rang 99) und NeMoDevices (2012: Rang 100).
Top 100 Startups 2013
Das Konzept
100 Expertinnen und Experten haben gewählt. Sie sind profunde Kenner der Startup-Szene, als Business Angels oder Venture-Capital-Investoren tätig oder haben täglich mit Startups zu tun. Jeder Experte schlug zehn Startups mit dem grössten Geschäftspotenzial vor und vergab dem besten 10 Punkte, Rang 10 erhielt 1 Punkt. Die Firmen mit den meisten Punkten schafften es in die Rangliste der Top-100-Startups 2013 der Schweiz. Das Ranking wurde 2011 von Beat Schillig und Jordi Montserrat (Bild oben) vom IFJ Institut für Jungunternehmen ins Leben gerufen. Sie bauten auch das Trainingsprogramm venturelab und das US-Programm venture leaders mit der Schweizer Startup-Nationalmannschaft auf. Sie betreuen seit 2007 die Initiative venture kick, die Spin-offs aus Schweizer Hochschulen mit Startkapital privater Stiftungen versorgt. Mitinitiant des Ranking ist das Journalistenbüro Niedermann. Unterstützt wird das Projekt von der Gebert Rüf Stiftung, der Swiss Private Equity & Corporate Finance Association (SECA) und Switzerland Global Enterprise. Medienpartner sind die «Handelszeitung» und das «PME Magazin».
www.startupticker.ch
Kooperationspartner Für die Berichterstattung über die Erfolge der Top-100-Startups und jene aller weiteren wachstumsträchtigen Jungfirmen der Schweiz kooperiert die Plattform startup.ch mit dem Newsportal startupticker.ch. Start upticker.ch ist die zentrale Online-Drehscheibe für Informationen aus der Startup- und Innovations-Szene der Schweiz. Das mehrsprachige Portal (Deutsch, Englisch und Französisch) informiert über Events sowie Trainings und bringt täglich News. Jeden Freitag fasst der Newsletter die Highlights der Woche zusammen.
Startup.ch 2013 handelszeitung 9
Erfahrung trifft Pioniergeist
Business Angels Wohlhabend und unternehmungslustig: Rund 10 000
Schweizer engagieren sich für die Finanzierung von jungen Unternehmen. Jost Dubacher (Text), MArtin heimann (foto)
W
ürden Sie einem 22- jährigen Studenten eine Viertelmillion Franken geben, damit er seine Vision von einem revolutionären Wärmesystem für die Luxusgastronomie finanzieren kann? Hand aufs Herz: Die meisten von uns würden abwinken. Nicht so Rolf Weigele. Der Ostschweizer Investor investierte, genau so wie sechs Partner aus seinem privaten Netzwerk. Er sagt: «Das Projekt von Timo Hafner ist schlicht genial.» Die Grundidee dazu hatte Hafner als Gymnasiast: Er verbrannte sich an einem Frühstücksbuffet die Finger und fragte sich, ob man Speisen anstatt mit Brennpaste mit
10 handelszeitung Startup.ch 2013
einer Induktionsheizung warmhalten könnte. Ein Prototyp, den er mit Studenten der Fachhochschule Konstanz baute, bewies die Machbarkeit, die örtliche Wirtschaftskammer stellte den Kontakt zu Rolf Weigele her. Seither sind die beiden ein Team. Obwohl sich die 2010 gegründete Gastros AG (Rang 28) im Technopark Zürich niederliess, ist Weigeles Wohnzimmer in Steckborn das wichtigste Sitzungszimmer des Jungunternehmens. Denn Weigele investiert nicht nur Geld, sondern auch viel Zeit in Gastros. «Meine Spezialgebiete sind Innovationsmanagement und Industrialisierung», sagt Weigele, der zuvor Produktionsmanager beim Ostschweizer Nähmaschinenherstel-
ler Bernina war. Er gilt international als Experte für Fabrikautomation. Gezählt wurden die Männer und Frauen vom Schlage eines Rolf Weigele noch nie. Doch es gibt einigermassen verlässliche Hochrechnungen. So schätzt eine Studie der OECD unter dem Titel «Financing HighGrowth Firms: The Role of Angel Investors» von 2011, dass rund 5 Prozent der Angels einem Investorenclub angehören. Geht man nun davon aus, dass die Schweizer Angel Clubs rund 500 Mitglieder zählen, kommt man auf eine Gesamtzahl von rund 10 000 Einzelpersonen, die mindestens einmal einem Gründer Eigenkapital zur Verfügung gestellt haben.
zvg
Rolf Weigele (grosses Bild) investiert Geld und Zeit in Timo Hafners Idee einer Induktionsheizung für die Gastronomie.
Finanzierung
«Angels stabilisieren den Konjunkturzyklus, sie investieren auch in schlechten Zeiten.» Das individuelle Engagement liegt meist zwischen 50 000 und 1 Million Franken. Insgesamt, so schätzt man, steckt in den wachstumsorientierten Schweizer Jungunternehmen über eine halbe Milliarde Franken Angel-Geld. Vor allem in der Frühphase − den ersten beiden Jahren nach der Gründung eines Unternehmens – ist der Beitrag der Angels unverzichtbar. Eine Erhebung von venture kick (siehe Kasten) bei rund 250 Startups zeigt, dass das Engagement der Angels etwa dem entsprach, was die Gründer privat sowie über Forschungsförderung, Stiftungen und Preisgelder aufbrachten. Mit anderen Worten: Angels haben die finan zielle Schlagkraft der Firmen verdoppelt. Erfahrungen weitergeben. «Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist dieses Geld äusserst wertvoll», kommentiert Pascal Gantenbein, Professor für Unternehmensfinanzierung an der Uni Basel. Zumal sich Angels auch in wirtschaftlich schlechteren Zeiten engagieren und so den Konjunkturzyklus stabilisieren. Zudem stehen sie den Gründern mit Rat und Tat zur Seite. So wie Rolf Weigele. Oder wie Roland Zeller. Er gründete im Jahr 2000 das Online-Reisebüro travel.ch, das er 2005 an Hotelplan verkaufte. Momentan ist er in zehn Internetfirmen investiert, auch bei GetYourGuide (Rang 8); bei vier der zehn agiert er als sogenannter Lead Angel, indem er auch die Interessen anderer Privatinvestoren wahrnimmt. Auf einen halben bis einen ganzen Tag pro Woche schätzt er seinen Aufwand für diese vier Unternehmen. «Ich habe den Prozess der Firmengründung durchgemacht», sagt Zeller, «und finde oft schneller eine Lösung als jemand, der erst anfängt». Der 44-jährige Zeller ist ein Entrepreneur Angel. Seine eigene Gründerzeit liegt rund zehn Jahre zurück, seine Erfahrungen sind noch frisch und er verfügt über ein dichtes Netzwerk inner- und ausserhalb der Branche. Attraktive Firmen findet Zeller genug: Wer in der Schweiz ein Internetunternehmen im Tourismusumfeld gründet, versucht, Zeller als Angel zu gewinnen. «Ohne Netzwerk», sagt Carole Ackermann, «geht es nicht.» Sie ist Präsidentin des Investorenclubs Business Angels Schweiz (BAS), den sie als Ergänzung zu den persönlichen Beziehungen sieht, die jedes der 60 Mitglieder pflegt. Zehn sogenannte Laufstegveranstaltungen organisiert die Deutsch-
schweizer Sektion des BAS jedes Jahr. Dabei erhalten zwei bis drei vorselektionierte Gründerteams die Gelegenheit, potenzielle Investoren von sich, ihren Innovationen und ihrem Geschäftsmodell zu überzeugen. Neun Investments hat BAS 2012 initiiert. Nicht eingerechnet sind die Zweitrunden finanzierungen, in denen die Angels ihr Engagement nach dem Erreichen vorab definierter Meilensteine aufstocken. «BAS stellt nur die Plattform», erklärt Carole Ackermann. Stösst ein Unternehmen bei den Investoren auf Interesse, verlaufen die weiteren Verhandlungen bilateral. In der Regel finden sich ein paar Angels zusammen und bestimmen aus ihrer Mitte den Lead Angel, der die Gruppe koordiniert und auch im Verwaltungsrat vertritt. Das System von Lead- und Co-Investoren ist international Standard. Die Arbeitsteilung senkt den durchschnittlichen zeitlichen Aufwand pro Investment und erlaubt es dem einzelnen Angel, sein finanzielles Engagement ohne Einbussen in der Begleitung und Überwachung breiter zu streuen. Das Ausfallrisiko sinkt, und die Chance, das langfristige Anlageziel zu erreichen, steigt. Aktuelle Studien zu den Renditeerwartungen von Business Angels gibt es nicht. Die letzte Untersuchung entstand an der ETH Zürich und datiert aus dem Jahre 2006.
venture kick
Netzwerk der Engel Die gemeinnützige Initiative venture kick vergibt jedes Jahr über 2 Millionen Franken Startkapital an innovative Startups. Eine Jury aus Business Angels, Vertretern von Business Angel Clubs, Risikokapitalisten und Innovationsverantwortlichen aus Grossfirmen beurteilt wöchentlich vier bis acht Startup-Präsentationen. Das Ziel – neben der Vergabe des Preisgeldes in der Höhe von maximal 130 000 Franken − ist es, kapitalsuchende Startups mit einem möglichst grossen Kreis von möglichen Investoren zu vernetzen. Gerade für «Einsteiger»-Angels ist venture kick eine interessante Plattform: Man begegnet laufend spannenden Projekten und kann sein Netzwerk ausbauen. www.venturekick.ch
Dort gaben die befragten Schweizer Angels an, mit einer Mindestrendite von 25 Prozent zu rechnen. Das klingt nach viel. Doch Pascal Gantenbein von der Uni Basel relativiert. «Mit dem Kauf einer Schweizer BluechipAktie liess sich im langjährigen Durchschnitt eine Rendite von ungefähr 8 bis 10 Prozent erzielen». In einem Angels-Investment sei ein Aufschlag von 10 bis 15 Prozent durchaus gerechtfertigt; einerseits für das höhere Risiko der Anlage, anderseits für die langfristige Verpflichtung. Langer Anlagehorizont. Tatsächlich dauert es normalerweise sieben bis zehn Jahre, bis Anteile an einem Startup mit Gewinn – beispielsweise an eine Grossfirma – verkauft werden können. Mit anderen Worten: Wer auf schellen Gewinn aus ist, darf sich nicht als Angel engagieren. Magne Orgland ist sich dieser Ausgangslage bewusst. Der gebürtige Norweger gehörte zu den geschäftsführenden Partnern der Bank Wegelin, wo er für das Asset Management für institutionelle Anleger verantwortlich war. Nach dem Verkauf der Bank an die Raiffeisengruppe führte er als CEO die verselbstständigte 1741 Asset Management AG, ehe er beschloss, seiner Karriere eine neue Richtung zu geben. Seither agiert er als professioneller Privatinvestor.Mit 49 Jahren und seiner Erfahrung in grossen und mittleren Firmen – vor Wegelin arbeitete er für Procter & Gamble und McKinsey – kommt Orgland dem statistischen Durchschnitt der Schweizer Angels nahe. Wie viele seiner Kollegen hat auch ihn das Neue gereizt: «Noch einmal von vorne anfangen», sagt Orgland, «mit einem Team von topmotivierten und kompetenten jungen Leuten.» In zwei Firmen ist er bisher investiert: In die Zürcher Medtech-Firma Insphero (Rang 5) und in das Cleantech-Unternehmen RomoWind. Nun will er sein Portfolio sukzes sive ausbauen. «Langfristig», so Orgland, «strebe ich zwischen 10 und 20 Startup- Beteiligungen an.» Rolf Weigele steht am Ende seiner AngelLaufbahn. Nach 20 Jahren ist Gastros sein letztes grosses Ding. «Finanziell», sagt er, «könnte ich einen Totalausfall verkraften.» Aber natürlich hofft der 72-Jährige auf das, was die Szene einen Highflyer nennt. Die Ausgangslage dazu ist vielversprechend. Die Warmhaltesysteme auf Induk tionsbasis sind gefragt, vor allem von Nobelhotels im Mittleren und Fernen Osten. Demnächst läuft die Grossserienproduktion an. «Wir haben viel Geld investiert», sagt Rolf Weigele, «das Jahr 2014 wird zeigen, ob wir richtig lagen oder nicht.» Startup.ch 2013 handelszeitung 11
Interview nicole herzog
«Der Frauenanteil unter den Gründern steigt» Nicole Herzog Sie schloss das Studium ab, baute eine Software-Firma auf und verkaufte
sie wieder. Heute agiert sie als Investorin und professionelle Verwaltungsrätin. Jost Dubacher (interview), bruno arnold (foto)
«Entfesselt Mitarbeiter. Entfacht Energie.» Kennen Sie den Spruch? Natürlich. Er steht auf der Homepage von Haufe-umantis und beschreibt sehr genau, was wir mit unserer Software anstreben. Kann Software Menschen besser machen? Nicht besser vielleicht, aber sicher macht es sie effizienter. Sie schreiben auch nicht mehr auf einer Klapperschreibmaschine. Wie muss man sich diese Effizienz steigerung bei einer Talent-ManagementSoftware vorstellen? Ich bin der Überzeugung, dass im Mittelpunkt jedes Unternehmens die Mitarbeiter stehen müssen. Aufgabe eines Vorgesetzten ist es, für sein Team eine Umgebung zu schaffen, in der es gute Leistungen erbringen kann. Die von uns entwickelte Software lässt die Vorgesetzten erkennen, wo die Talente der Mitarbeiter sind und an welcher Stelle im Unternehmen sie sich am besten entfalten. Menschen, die sich mit ihrer Arbeit und ihrem Unternehmen identifizieren, sind engagiertere Menschen. Deshalb stärkt unser Tool auch die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. Sie sind immer noch begeistert vom Produkt. Trotzdem haben Sie und Ihre Partner die Firma 2012 v erkauft. Warum? Es war strategisch sinnvoll. Die deutsche Haufe-Gruppe ist ein extrem dynamischer Anbieter von Informationen, Dienstleistungen und Applikationen rund um den modernen Arbeitsplatz. Die Umantis-TalentManagement-Software passte deshalb gut in das Portfolio der Haufe-Gruppe. Heute zählen neben hiesigen Schwergewichten wie der Migros und Raiffeisen Schweiz auch Weltkonzerne wie Goodyear, Bayer und ThyssenKrupp zu unseren Kunden. 12 handelszeitung Startup.ch 2013
Zur Person
Breites Know-how Nicole Herzog hat an der Universität St. Gal len Rechtswissenschaft studiert und grün dete nach diversen Praktika im Jahr 2000 BrainsToVentures (b-to-v) Partners mit. Spä ter war sie am Aufbau des Spin-off umantis sowie an dessen Verkauf an die deutsche Haufe-Gruppe beteiligt. Jetzt bringt sie ihr Know-how an der Schnittstelle von Recht, Informationstechnik und Firmengründung als Business Angel und Verwaltungsrätin in innovative Startups ein und engagiert sich unter anderem in der Jury von venture kick.
Eine Firma gründen, hochziehen und dann teuer verkaufen: So stellt sich der Laie die prototypische Karriere eines erfolgreichen Hightech-, Internet- oder Biotech-Unternehmers vor. Das Bild scheint mir etwas einseitig, denn es stellt den finanziellen Aspekt in den Vordergrund. Ich bin dem Unternehmen als Verwaltungsrätin weiter verbunden und fühle mich mitverantwortlich für den zukünftigen Erfolg. Dazu verkauft man ein Unternehmen nicht einfach so. Der Betrieb wächst einem ans Herz. Wissen Sie was? Sie werden es mir verraten. Am Tag, als wir in Zürich mit den Anwälten und den Vertretern des Käufers die Verträge unterschrieben, habe ich geweint. War da auch eine Spur Erleichterung? Sicher. Ich habe über zehn Jahre 180 Prozent gearbeitet. Als Gründerin haben Sie kaum Zeit für ein Privatleben. Das wird vom Umfeld nicht immer verstanden.
Rückblende. Sie hatten kaum Berufs erfahrung und waren keine 30, als sie sich einem Gründerteam anschlossen. War der Entschluss von langer Hand g eplant oder eher spontan? Ich mache selten Pläne im Leben. Ich hatte während des Studiums nicht vor, Jungunternehmerin zu werden. Doch dann kam die Anfrage des Teams von BrainsToVentures (b-to-v) – und es hat gepasst. b-to-v unterstützt Privatinvestoren bei Investitionen in Startups. Wie kam es zur Gründung von umantis? Als wir im Jahr 2000 loslegten, herrschte die New-Economy-Euphorie. Kurz darauf platzte die Blase und die ursprüngliche Geschäftsidee konnte nicht alle vom Team ernähren. Deshalb entstand die Idee, unser Know-how im Abgleich und Zusammenführen von Personenprofilen für das Personalmanagement nutzbar zu machen. Zuerst war umantis ein Geschäftsbereich von b-to-v. Warum die Abspaltung? Wir wuchsen mit Jahresraten zwischen 40 und 75 Prozent. 2006 hatte umantis mehr als 30 Mitarbeiter und war damit für b-to-v zu einem Klumpenrisiko geworden. Heute beschäftigt Haufe-umantis rund 100 Mitarbeiter, Sie sind Verwaltungs rätin. Haben Sie noch andere Mandate? Ich bin seit kurzem Verwaltungsratspräsidentin (VRP) des Startups Agilentia (Rang 29). Wir entwickeln und vertreiben die Plattform Sherpany, welche die direkte Kommunikation zwischen Unternehmen, Verwaltungsrat und Aktionären ermöglicht. Wie sehen Sie Ihre Rolle als VRP im Jungunternehmen? Die Grenzen zwischen operativer und strategischer Führung sind in Jungunterneh-
Business Angel: Nicole Herzog hat in Startups ihre Berufung gefunden.
men nicht so fest gezogen wie in einer etablierten Firma. Der Verwaltungsrat ist auch Gestaltungsrat. Zudem ist die Rolle des VRP speziell. Vergleichbar einem Vorgesetzten im Unternehmen bin ich als VRP dafür verantwortlich, dass meine Kollegen sich optimal einbringen können. Eine anspruchsvolle, aber auch spannende Aufgabe. Viele Nutzer von Sherpany sind an der Börse kotiert und bewegen sich dadurch in einem Umfeld, das gesetzlich streng reguliert ist. Kommt Ihnen dabei Ihr juristischer Hintergrund entgegen? Meine Qualifikation als Anwältin hat beim Entscheid der Agilentia-Gründer, mich zur VR-Präsidentin zu berufen, sicher eine Rolle gespielt. Ich weiss, wie man eine Firma aufbaut, und habe ein vertieftes Verständnis für rechtliche Belange. Die Digitalisierung der betrieblichen Prozesse ist in vollem Gange. Die Juristen und Anwälte scheinen davon bisher kaum berührt. Wird sich das mittelfristig ändern? Ich bin überzeugt davon. Wir werden in Zukunft vermehrt IT-Startups sehen, die sich um Effizienzfragen in Anwaltskanzleien, grossen Rechtsabteilungen und Behörden kümmern, was übrigens auch eine Chance für Juristen ist, die sich unternehmerisch betätigen wollen.
Tätigen Sie auch reine Finanzinvestments? Bisher nur eines. Ich bin in der Zürcher Biotech-Firma Insphero engagiert. Ich bemühe mich nicht aktiv um Deals. Das Engagement bei Insphero kam über mein Netzwerk in der Schweizer Gründer- und Technologieszene zustande.
Man muss vorsichtig sein mit diesen Geschlechterstereotypen. Aber ich denke, dass Frauen tendenziell vorsichtiger sind als Männer. Ich nehme mich da nicht aus, ich hätte kaum alleine gegründet. Ich brauchte ein Team und fühlte mich auch als offizielle Nummer zwei wohl bei umantis.
Eine Szene, in der sie tief verankert sind, die aber immer noch weitestgehend von Männern bestimmt wird. Wie fühlt man sich als Frau in dieser Welt? Als Frau gehört man einer Minderheit an. Als ich angefangen habe, gab es keine weiblichen Vorbilder. Aber ich stelle fest, dass der Frauenanteil unter den Gründern langsam, aber sicher steigt.
Sie beraten und coachen technologieund wissensbasierte Startups. Worin sehen Sie ihre wichtigste Funktion? Ich stelle Fragen. Ich will zum Beispiel wissen, wo die Gründer sich und ihr Unternehmen in zehn Jahren sehen. Dann zeige ich die verschiedenen Wege auf, die zum Ziel führen. Meine Klienten sollen spüren, dass ich mich in ihre Situation einfühle.
Gibt es Ihrer Meinung nach typisch weibliche Merkmale, die es einer Frau schwerer machen als einem Mann, eine Firma aufzubauen?
Wo liegen die grössten Defizite bei den Schweizer Jungunternehmern? Von Defiziten würde ich nicht sprechen, eher von falschen Prioritäten. Jungunternehmer – da spreche ich aus eigener Erfahrung – haben oft nur Augen für ihre Produkt ideen und neigen zur Verzettelung, neudeutsch gesprochen zum Overengineering.
«Die Frauen sind meist vorsichtiger als Männer bei Unternehmensgründungen.»
Was empfehlen Sie in solchen Fällen? Mut zur Einfachheit. Entscheidend ist nicht die Originalität eines Projekts, sondern der Kundennutzen. Die erfolgreichsten Gründer sind oft jene, die ein Geschäftsmodell adaptieren und es vereinfachen. Startup.ch 2013 handelszeitung 13
Gr체nder Arnaud Bertrand setzt auf Zuverl채ssigkeit und Seriosit채t.
14 handelszeitung Startup.ch 2013
rangliste Die besten Jungunternehmen
1. Platz
Schweizer Qualität erobert Weltmarkt
HouseTrip Das Webportal ist eines der am schnellsten wachsenden Startups Europas. Geprägt wird HouseTrip vom 28-jährigen Gründer Arnaud Bertrand.
Stefan Kyora (Text), Ben Cawthra (Foto)
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ür die Urlauber in Europa bot 2013 einen Sommer nach Mass. Kaum hatten die Schulferien begonnen, wurde das Wetter schön und blieb wochenlang so. Dies freute nicht nur die Reisenden, sondern auch Hoteliers, Vermieter und Vermittler wie HouseTrip. Die Internetplattform, die Arnaud Bertrand und seine heutige Frau Junjun Chen vor vier Jahren in Lausanne gründeten und die sie heute von London aus führen, hat sich in kürzester Zeit etabliert. Das Start up bietet auf seiner Website mittlerweile 250 000 Ferienwohnungen und -häuser an. Vor allem in europäischen Städten wie Lon don, Paris, Stockholm oder Rom führt kaum ein Weg an HouseTrip vorbei, will man auf einfache und sichere Weise eine Ferienwoh nung mieten. Mehr als vier Millionen Über nachtungen hat das Startup vermittelt. Um weiterhin schnell zu wachsen, folgt nun der nächste Schritt: «Derzeit akquirieren wir ge zielt Ferienwohnungen in ländlichen Ge bieten wie der Provence oder der spani schen Costa Brava», verrät Arnaud Bertrand. Internationale Finanzierung. Finanziert wird der Wachstumskurs mit Geld von drei Risikokapitalgesellschaften aus der Schweiz, Grossbritannien und den USA. Rund 60 Mil lionen Franken investierten sie insgesamt in HouseTrip. Doch trotz forschem Wachstum, darf längst nicht jeder Vermieter seine Wohnung oder sein Haus auf der Plattform präsentie ren. «30 Prozent der Vermieter lehnen wir aus Qualitätsgründen ab», erklärt Bertrand. Entspricht die Wohnung überhaupt nicht den Vorstellungen der Reisenden, sind sie auf der sicheren Seite: Die Reisenden zahlen die Miete an HouseTrip. Das Startup über
weist den Betrag nach Abzug der Vermitt lungsgebühr erst drei Tage nach Mietbeginn dem Vermieter. Für Arnaud Bertrand ist die Qualität des Angebots ein Erfolgsfaktor. «50 Prozent unserer Kunden sind Familien und die wollen in den Ferien keine Überra schungen mit ihrer Unterkunft erleben.» Auch optisch hebt sich HouseTrip mit dem Qualitäts-Image von Wettbewerbern wie etwa dem Silicon-Valley-Startup-Airbnb ab. Auf deren Plattform wimmelt es von Rechtschreibfehlern und verwackelten Handyfotos. Beides sucht man bei House Trip vergebens.
«Ich kümmere mich auch um die Details unseres Produktes.» Um Werte wie Qualität und Zuverlässig keit auf der Website spürbar zu machen, werden die Vermieter mit einer speziellen Software und telefonisch beim Erstellen der Inhalte unterstützt. Besser präsentierte An gebote rutschen auf der Trefferliste nach oben oder werden mit speziellen Badges ausgezeichnet. Die Betonung von Qualität und Seriosität verrät die Handschrift des 28-jährigen Chefs. Arnaud Bertrand ist nicht der CEO, der sich hauptsächlich auf strategische Fra gen konzentriert. «Ich kümmere mich um viele Details unserer Website und unseres Produkts», erklärt er. Und er verschweigt nicht, dass dieses Führungsverständnis schon zu Konflikten im Management führte.
Ein zweites wichtiges Merkmal seines Führungsstils ist Bertrands Bestehen auf schneller Umsetzung. Das Unternehmen hat ein eigenes IT-Team, das eine App für Ver mieter entwickelt hat. Damit haben diese alle Funktionen zur Bewirtschaftung ihres Ange botes mobil zur Verfügung. Gerade für Besit zer von mehreren Häusern oder Wohnun gen, die viel unterwegs sind, ein Vorteil. Pionierrolle übernehmen. Auch für die Rei senden hat sich Arnaud Bertrand etwas ein fallen lassen. Im Juni hat HouseTrip ein Treueprogramm lanciert. Wer zehn Über nachtungen über HouseTrip bucht, erhält die elfte gratis. Unter den Buchungsplattfor men ist HouseTrip damit Pionier. Bertrand will damit mehr Stammkunden gewinnen. Bei den Nutzern kommt das Programm je denfalls an: Sie haben bereits 10 000 Gratis übernachtungen in Anspruch genommen. In der Konzeption des Treueprogramms unterstützte der Verwaltungsrat den Unter nehmer. Dort sitzen die Vertreter der Risiko kapitalgesellschaften, die in HouseTrip investiert sind und zuvor Firmen wie Face book oder Spotify finanziert haben. Präsi dent ist Michael van Swaaij, der ehemalige Chef von Skype und Europa-Verantwortli cher von eBay. «Meine Verwaltungsräte wis sen genau, was im Internetgeschäft funktio niert und was nicht», erklärt Bertrand. Zudem verfügen die Verwaltungsräte über ein exzellentes Netzwerk. HouseTrip nutzt es intensiv zur Besetzung von Kader stellen. Denn auch auf Mitarbeiterseite wächst das Startup rasant: Deren Zahl stei gerte sich allein in den vergangenen zwölf Monaten von 130 auf 200. Gründung: 2009; Mitarbeiter: 200; www.housetrip.com
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2. Platz
Kampf gegen Infektionen BioVersys Die Antibiotika-Resistenz von
rankheitserregern ist eine Zeitbombe. Die K Biochemiker Marc Gitzinger und Marcel Tigges wollen sie entschärfen. Jost Dubacher (text), Martin Heimann (foto)
Marc Gitzinger und Marcel Tigges arbeiten auch mit Hilfswerken zusammen.
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as Genom funktioniert wie eine Bibliothek. Um die fein säuberlich abgelegten Informationen nutzbar zu machen, muss man sie lesen. Den Entscheid darüber fällt bei Bibliotheken der Mensch, beim Erbgut ein molekularer Schalter. Am ETH-Departement für Biosysteme in Basel beforscht man diese Schalter seit Jahren. Dort gerieten 2008 zwei junge Doktoranden, Marc Gitzinger und Marcel Tigges, ins Spekulieren: Könnten solche Transkriptionsfaktoren auch bei der Antibiotikaresistenz von Krankheitserregern eine Rolle spielen? Es war die Geburtsstunde der «Transcriptional Repressor Inhibiting Compounds» (TRIC). Ein TRIC überwindet nicht die Resistenz, sondern unterbricht deren Aktivierung. Das hat zwei Vorteile: Erstens verlangsamt es die Ausbildung neuer Resistenzen und zweitens werden bereits erprobte Antibiotika wieder scharf gemacht. Die wissenschaftliche Hypothese erwies sich als belastbar, Gitzinger und Tigges schritten zur Tat: Sie machten sich mit BioVersys selbstständig, generierten 2,5 Millionen Franken Seed Money und bezogen im Technologiepark Basel ein Labor.
«Im Moment», sagt CEO Gitzinger, «fahren wir zweigleisig.» Im Fokus steht einerseits der Tuberkuloseerreger und anderseits eine Gruppe von sechs Bakterienspezies, die man summarisch Spitalerreger nennt, unter ihnen die gefürchteten Kolibakterien und Enterokokken. Resistente Erreger nehmen zu. Spitalinfektionen sind eine medizinische Zeitbombe. Es tauchen immer mehr Erregerstämme auf, die gegen jedes zugelassene Antibiotikum resistent sind. In den USA sind derartige «Superbugs» für jährlich bis zu 100 000 Todesfälle verantwortlich. In Europa geht man von jährlich drei Millionen Krankenhausinfektionen aus, denen rund 50 000 Menschen erliegen. Es eilt also. Entsprechend ehrgeizig ist die Marschtabelle von BioVersys. Bis Ende 2014 soll für einen der sechs Spitalerreger ein Kandidat für die präklinische Testphase identifiziert sein. Dies dank der ScreeningTechnologie von BioVersys, die aus einem Dutzend hochspezifischer Versuchsanordnungen besteht und Zehntausende von Molekülen auf ihre Eignung und auf mögliche Nebenwirkungen untersucht.
Wenn alles läuft wie geplant, wird der favorisierte TRIC-Kandidat ab 2016 erstmals am Menschen erprobt. Um die weitere Entwicklung finanzieren zu können, haben Gitzinger und Tigges diesen Sommer eine zweite Investorenrunde abgeschlossen. Sie hat einen hohen einstelligen Millionenbetrag von Business Angels eingebracht. Der Markt für die Nachrüstung von bereits zugelassenen Antibiotika ist enorm. Nicht zuletzt wegen der Polyresistenzen verschreiben Ärzte jedes Jahr antibiotische Präparate im Wert von 50 Milliarden Franken. Der Grossteil davon entfällt auf die westlichen Industrieländer. In der Dritten Welt hingegen sind Therapien, die mehrere Hundert Franken im Tag kosten, unerschwinglich. Allein an Tuberkulose sterben jedes Jahr mehr als eine Million Menschen. Bei BioVersys verfolgt man deshalb auch die Suche nach einem TRIC gegen Mycobacterium tuberculosis mit Hochdruck. CEO Gitzinger spricht von einer «moralischen Verpflichtung». Finanziert wird die Entwicklung von Nonprofit-Organisationen und gemeinnützigen Stiftungen. Gründung: 2008; Mitarbeiter: 8; www.bioversys.com
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3. Platz
Präziser Allergietest Abionic Die junge Medizintechnik-Firma hat ein einzigartiges System für
Allergietests entwickelt – ein Milliardenmarkt. 2014 soll es lanciert werden. Stefan Kyora (Text), Martin heimann (foto)
Gut vorbereitet für den Markteintritt: Iwan Märki und Nicolas Durand (v.l.).
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ührungen durch die Büros von Startups sind oft wenig aufschluss reich. Ganz anders bei der Lausan ner Abionic. In den Räumen der Firma bauen Mitarbeiter Geräte zusammen, die an Spitäler in der Schweiz gehen. Ein paar Schritte weiter steht bereits die halbautomatische Bestückungslinie für die Verbrauchsmaterialien. Abionic befindet sich in einer entschei denden Phase. Nach jahrelanger Entwick lungsarbeit müssen die Tests in Schweizer Spitälern den statistischen Nachweis der Präzision der Geräte sowie Aufschlüsse über kleinere Schwachstellen liefern. Nach den notwendigen Anpassungen soll das Produkt des Startups 2014 auf den Markt. Die Erfolgschancen stehen gut. Abionic hat ein weltweit einzigartiges System für Al lergietests entwickelt. Was es leistet, erklärt CEO Nicolas Durand, während er an der Kaf feemaschine steht: «Unser System macht Allergietests so einfach wie das Zubereiten eines Nespresso.» Das System des Startups besteht aus ei nem Lesegerät und Biosensoren. Mehrere Biosensoren befinden sich in einer Kapsel, von denen wiederum mehrere auf einem
Träger, dem sogenannten abioDISC, unter gebracht sind. Sie wird in das Lesegerät ein geschoben, nachdem auf die Kapseln ein Tropfen Blutserum des Patienten, vermischt mit einer Chemikalie, aufgebracht wurde. Jeder Sensor besteht aus winzigen, bioche misch funktionalisierten Kammern und Röhrchen, in denen eine Reaktion abläuft. Anschliessend erkennt das Lesegerät Bio marker und weist so Allergien nach. Klein, aber fein. Das Gerät ist ähnlich genau wie grosse Laborgeräte, aber deutlich güns tiger und kleiner. Damit eignet es sich für Arztpraxen, die so zum ersten Mal selbst aussagekräftige Bluttests durchführen kön nen. Von dieser sogenannten Point-of-CareDiagnostik profitieren auch die Patienten. «Bisher mussten sie zwei Wochen auf die Er gebnisse eines Bluttests warten. Unser Sys tem liefert das persönliche Allergieprofil nach 20 Minuten», sagt Durand. Für Allergietests werden jedes Jahr Mil liarden ausgegeben, denn Allergien sind eine echte Volkskrankheit. In Industrielän dern ist ein Viertel bis ein Drittel der Bevöl kerung betroffen. Viele davon lassen sich testen, um herauszufinden, wogegen sie
a llergisch sind und um entsprechende Ge genmassnahmen treffen zu können. Ein einzigartiges Gerät für einen Milliar denmarkt – das müsste sich praktisch von selbst verkaufen. Doch darauf verlässt sich Nicolas Durand nicht. Er hat Marktstudien für mehrere Länder durchgeführt. «Wir inte ressieren uns, welche Art von Kunden in den einzelnen Ländern in Frage kommen, wo sie arbeiten, wie wir sie kontaktieren und wel che Barrieren es gibt», erklärt er. Der CEO weiss, dass es mit solchen Studien nicht ge tan ist: «Was zählt, ist die Umsetzung.» In der Vergangenheit hat das Team indes gezeigt, dass es liefern kann. Über das für die Lancierung notwendige CE-Zeichen etwa verfügt Abionic schon seit Monaten. Die notwendigen ISO-Zertifizierungen er hielt das Startup bereits vor über einem Jahr. Obwohl Abionic mit acht Mitarbeitern schlank aufgestellt ist und zusätzliche Ar beitskräfte brauchen könnte, will Nicolas Durand nichts überstürzen. Die nächste Finanzierungsrunde peilt er erst nach den ersten Verkäufen an. Trotzdem: Mit der Vor bereitung hat Durand schon begonnen. Gründung: 2010; Mitarbeiter: 8; www.abionic.com
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Die besten Jungunternehmen Rangliste
4. Platz
Faser statt LED
L.E.S.S. Dank der Faser des Lausanner Startups
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ann Tissot, der CEO von L.E.S.S., hat schon einige Jurys von Unternehmerpreisen von seinem Startup überzeugt. L.E.S.S. hat unter anderem venture kick, den Prix Vittoz und den Award der W. A. de Vigier Stiftung gewonnen. Kein Wunder, erklärt der Mitgründer das Hightech-Produkt des Startups verständlich. L.E.S.S. hat eine extrem dünne, nanostrukturierte Faser entwickelt, die gleichmäs siges Licht generiert und verbreitet. Das Einsatzgebiet sind Bildschirme von Laptops oder Tablets. Dort werden Dutzende LEDs für die Hintergrundbeleuchtung eingesetzt. Das System aus Lausanne verbraucht 30 Prozent weniger Energie, was die Akkulaufzeit entsprechend verlängert. Darüber hinaus erlaubt die Faser den Bau von extrem flachen und rahmenlosen Bildschirmen. Damit heben sich die Hersteller im hart umkämpften Massenmarkt
martin heimann
verbrauchen Displays weniger Strom.
Flachere Bildschirme dank Yann Tissot und Simon Rivier (v.l.).
durch ein spezielles Design vom IT-Einerlei ab. Zudem kann das L.E.S.S.-Produkt anders als Konkurrenztechnologien in die gängigen Herstellungsverfahren integriert werden. So können die Display-Hersteller LEDs ohne grosse Investitionen durch die umweltfreundliche Leuchtfaser ersetzen. Investitionsbedarf besteht dagegen derzeit bei L.E.S.S. Die Firma verfügt zwar bereits über funktionsfähige Demonstratoren. Doch um mit den grossen Display-Herstellern ins Geschäft zu kommen, muss man ihnen den Gepflogenheiten der Branche entsprechend zwischen 100 und 1000 Exemplare für Testzwecke zur Verfügung stellen. Um diese zu produzieren, muss das Startup eine
mehrere Millionen Franken teure Produk tionslinie aufbauen. «Unsere grösste Herausforderung ist derzeit, diese erste Fertigungslinie zu finanzieren», erklärt Yann Tissot. Die Investorensuche gestaltet sich nicht einfach, da das L.E.S.S.-Team global nach den am besten geeigneten Risikokapital gebern sowie nach substanziellen Millionenbeträgen Ausschau hält. Bis diese grosse Finanzierungsrunde gesichert ist, lanciert die Unternehmung Nebenprodukte in Nischenmärkten. Noch dieses Jahr will das Startup spezielle Inspektionsleuchten auf Stefan Kyora den Markt bringen. Gründung: 2012; Mitarbeiter: 4; www.less-optics.com
5. Platz
Mikrogewebe für die Pharma
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InSphero Mit dreidimensionalen
bruno arnold
Gewebeproben Organe nachahmen.
Auf Expansionskurs: Jens Kelm, Jan Lichtenberg, Wolfgang Moritz (v.l.). 20 handelszeitung Startup.ch 2013
ests von Medikamenten an Gewebeproben sind heute wenig aussagekräftig, weil die Proben nur aus einer Schicht Zellen bestehen und menschlichen Organen nur entfernt ähneln. InSphero hat eine Technologie entwickelt, mit der sich automatisiert dreidimensionale Krebstumore, Mikrolebern oder andere Mikroorgane produzieren lassen. Sie verhalten sich fast wie ausgewachsene Organe. Für den Markteintritt hat das Startup den harten Weg gewählt. «Wir wollten zuerst die grossen Pharmaunternehmen überzeugen, weil diese poten ziell auch die grössten Kunden sind», erklärt InSphero-CEO Jan Lichtenberg. Da die Entscheidungswege in Grossorganisa
tionen lang sind, hat diese Phase etwas länger gedauert. Aber nun ist die Rechnung aufgegangen: «Die Pharmafirmen haben den Nutzen unserer Mikrogewebe realisiert», erklärt Lichtenberg. In den vergangenen Monaten gab InSphero Gas: Die weitgehend automatisierte Produktion wurde hochgefahren, das Produktportfolio um weitere Arten von Mikrogeweben erweitert, neue Mitarbeiter eingestellt und ein zusätzliches Büro in den USA eröffnet. Trotz diesem hohen Wachstumstempo will das Startup bereits im nächsten Jahr schwarze Zahlen Stefan Kyora schreiben. Gründung: 2010; Mitarbeiter: 28; www.insphero.com
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6. Platz
Natürliches Wachstum
Bcomp In der Sportbranche hat das Startup mit seinen leichten
Materialien aus Flachs bereits Fuss gefasst. Nun folgen neue Märkte.
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sponnen, verwoben und mit einem Harz umhüllt. Das Resultat verblüfft: «Unser Material ist so leicht wie Carbon, besitzt aber eine bessere Dämpfung und besteht zudem im Kern aus nachwachsenden Rohstoffen», erklärt Bcomp-Co-CEO Cyrille Boinay. Nach der Gründung 2011 ging das Team die Sportbranche an. Cyrille Boinay hatte bereits vor Bcomp mit einem Geschäftspart-
martin heimann
achwachsende Rohstoffe in der Raumfahrt? Dank Bcomp könnte dies bald Wirklichkeit werden. Anfang August gewann das Freiburger Startup eine Ausschreibung, in der es um die Entwicklung neuer Leichtgewichtsmaterialien für die Raumfahrt geht. Bcomp produziert Hightech-Werkstoffe auf der Basis von Flachs. Der Flachs wird ge-
Bcomp-Vordenker Christian Fischer und Cyrille Boinay (v.l.).
ner eine Skifirma geführt und Erfahrungen und Kontakte in der Industrie gesammelt. Schnell überzeugte Bcomp kleine, innovative Ski- und Snowboardmarken, Kerne aus Bcomp-Materialien zu verwenden. Diese sind leichter als die üblichen Holzkerne und dämpfen Schläge besser als jene anderer Hightech-Skis. Mittlerweile produziert mit Stöckli auch ein grösserer Hersteller Ski mit den Kernen aus Freiburg. Amerikanische Marken werden nächstes Jahr folgen. Auch in Projekten, in denen Bcomp massgeschneiderte Lösungen entwickelt, nimmt die Zahl der Anwendungsfelder zu. So arbeitet Bcomp nun an einem Produkt im Luxusgüterbereich. Die gute Entwicklung zeigt sich auch in den Zahlen. Boinay freut sich: «Vergangenes Jahr verdoppelten Stefan Kyora wir den Umsatz.» Gründung: 2011; Mitarbeiter: 7; www.bcomp.ch
7. Platz
Scannen per Handy Dacuda Die Scan-Technologie aus Zürich hat gute
Chancen in der Smartphone-Industrie.
eine App entwickelt, mit der Einzahlungsscheine per Smartphone eingelesen werden. In der Baselbieter und St. Galler Kantonalbank ist das Werkzeug bereits im Einsatz. Aber die Ambitionen der Dacuda-Gründer reichen weiter: Die SLAM-Scan-Technologie soll nebst Basis für die App-Entwicklung auch zu einem integralen Bestandteil der Handyarchitektur werden. Die Verhandlungen mit Vertretern der Smartphone-Industrie laufen auf Hochtouren, sagt Finanzchef und Mitgründer Michael Born. «Wir hoffen, dieses Jahr noch zu einem ersten Abschluss zu kommen.» Jost Dubacher Gründung: 2009; Mitarbeiter: 23; www.dacuda.com
bruno arnold
S
LAM Scan heisst die Basistechnologie von Dacuda. SLAM steht für Simultaneous Localization and Mapping. Die international patentierte Innovation erlaubt freihändiges Scannen, Bearbeiten und Archivieren von Texten und Bildern in Echtzeit. Im Markt für Computermäuse hat das ETH-Spin-off schon Fuss gefasst. Mehrere internationale Marken – unter ihnen der Gigant LG – führen Mäuse mit der Scan-Technologie von Dacuda im Sortiment. Der nächste Schritt war die Adaption der SLAM-Scan-Technologie auf Smartphones. In einem ersten Projekt hat die Zürcher Crea logix die SLAM-Scan-Technologie in ihre Software-Plattform für Banken integriert und
Alexander Ilic und Michael Born (v.l.) mischen die Smartphone-Industrie auf. Startup.ch 2013 handelszeitung 21
Die besten Jungunternehmen Rangliste
8. Platz
Weltweite Übernahmen
bruno arnold
GetYourGuide Die Buchungsplattform für touristische
Aktivitäten setzt auf schnelles Wachstum.
O
nline ist GetYourGuide seit 2009. Das Online-Buchungsportal mauserte sich in Kürze zum globalen Marktleader und bietet heute in über 2100 Destinationen rund 22 000 Angebote wie Touren, Ausflüge und Sightseeing an. Dank dem Zürcher Jungunternehmen können Reisende von zu Hause aus ihre Ausflüge planen und beispielsweise auch Eintritte für Sehenswürdigkeiten buchen. Damit umgehen die Reisenden Warteschlangen vor Ort und haben garantierte sowie reservierte Plätze. GetYourGuide setzte von Beginn weg auf schnelles Wachstum. Aus einem studentischen Projekt in einem venturelab-Kurs an
der ETH gestartet, ist das Spin-off nun mit Entwicklungsteams, Sales- und MarketingLeuten in Zürich, Berlin und Las Vegas aktiv. Anfang 2013 flossen 14 Millionen Dollar Venture Capital in die Jungfirma. «Diese Finanzierungsrunde stellt eine der grössten Investitionen dar, die je ein europäisches Startup von US-amerikanischen Risiko- Kapitalgesellschaften erhalten hat», weiss Pascal Mathis, der mit CEO Johannes Reck das Unternehmen leitet. Die neuen Mittel werden gezielt ins weitere Wachstum und in die Erschliessung neuer Märkte investiert. Dabei setzen die Jungunternehmer nicht mehr nur auf orga-
GetYourGuide: Pascal Mathis will expandieren.
nisches Wachstum, sondern expandieren auch durch Übernahmen. Im letzten April kaufte GetYourGuide die in Berlin domizilierte Peer-to-Peer-Plattform Gidsy. Erst vor kurzem übernahm das Schweizer Startup die Plattform IGottaGuide. Deren Angebot ist vor allem auf New York City fokussiert, eine der wichtigsten Verkaufsdestinationen von GetYourGuide. Claus Niedermann Gründung: 2008; Mitarbeiter: 110; www.getyourguide.com
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Sage Start Die Nummer 1 für Start-ups, Kleinunternehmen und Vereine. KMU Business-Software. Damit Ideen Erfolg haben.
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9. Platz
Schnellere Daten
Kandou Mit einer neuen Signalübertragungsmethode wird der Energieverbrauch in allen Geräten massiv gesenkt.
D
martin heimann
ie Geschwindigkeit, mit der digitale Signale übertragen werden, hat in den letzten Jahren zugenommen. Gleichzeitig stieg damit der Energieaufwand für die Datenübermittlung. «Indem wir Signale intelligenter übertragen, steigern wir die Effizienz massiv», beschreibt Amin Shokrollahi, Gründer und CEO von Kandou, die Technologie des Startups.
Derzeit ist für die Signalübertragung nur relevant, ob in einer Drahtverbindung Strom fliesst oder nicht. Die Methode von Kandou nutzt weitere Parameter für die Informationsübertragung. Damit werden ohne zusätzliche Drähte oder Energie mehr Daten übertragen. «Mit unserer Technologie lassen sich Daten doppelt so schnell und mit einem Viertel
Gründer Amin Shokrollahi ist auch Stromsparer.
des bisher notwendigen Energieaufwands übertragen», erklärt Shokrollahi. Der Einsatz lohnt sich nicht nur bei mobilen Geräten, deren Akkulaufzeit verlängert wird, sondern auch überall dort, wo derzeit Flaschenhälse in der Datenübertragung bestehen. Dies ist etwa rund um Speicherchips der Fall. Das Potenzial geht aber weit darüber hinaus und Shokrollahi bringt die Voraussetzungen mit, um es auszuschöpfen. In den USA hat er schon einmal ein Unternehmen aufgebaut und es verkauft. Er kennt die Branche und verfügt über erstklassige Kontakte. Aber auch an unternehmerischem Ehrgeiz mangelt es ihm nicht. Shokrollahi sagt: «Mein Ziel ist, dass unsere Signalübertragung in jedem elektronischen Gerät einStefan Kyora gesetzt wird.» Gründung: 2011; Mitarbeiter: 30; www.kandou.com
10. Platz
Aschenputtel-Roboter QualySense Prüfroboter sortieren Körner oder Bohnen
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rüher hatte QualySense ein Luxusproblem. «Wir haben uns um zu viele Leads gekümmert», erinnert sich CEO Francesco Dell’Endice. Deshalb fokussierte man auf Grossunternehmen. Mit Erfolg: Heute testen internationale Konzerne die Prüfroboter des Zürcher Startups. Schon länger arbeitet QualySense mit der Genfer SGS, dem grössten Prüfkonzern der Welt, zusammen. «Die Ankündigung der Partnerschaft vor anderthalb Jahren hat uns viel Glaubwürdigkeit gebracht», erinnert sich Dell’Endice. Das Vertrauen von SGS war wichtig, weil QualySense einen völlig neuen Weg in der Qualitätskontrolle von
Körnern, Bohnen oder Getreide beschreitet. Die Prüfroboter der Firma sortieren jedes einzelne Korn oder jede einzelne Bohne nach mehreren Kriterien. Sie selektieren nicht nur nach sichtbaren Merkmalen, sondern zum Beispiel auch nach Proteingehalt. Und dies mit Tempo: Das erste Gerät der Firma, der QSorter Explorer, untersucht nicht weniger als 50 einzelne Körner pro Sekunde. Nun macht sich QualySense für die Vermarktung fit. Zwei Vertreter für Deutschland und Russland sind in interessanten Märkten Stefan Kyora für das Startup aktiv. Gründung: 2010; Mitarbeiter: 10; www.qualysense.com
bruno arnold
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Partnerschaft mit SGS: Francesco Dell’Endice, CEO (Mitte), mit den Mitgründern Olga Mykhailova und Paolo D’Alcini. Startup.ch 2013 handelszeitung 23
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Rangliste Plätze 11 bis 20
11. Biognosys, Schlieren Mit der Technologie von Biognosys lassen sich mehrere Hundert Proteine gleichzeitig bestimmen. Die Tests kann man selbst mit Reagenzien und Software der Firma durchführen oder den Biognosys-Service für Messungen nutzen. Das Unternehmen hat den Umsatz 2012 verdoppelt und ist auf dem Weg in schwarze Zahlen. www.biognosys.ch
12. Lemoptix, Lausanne Die Mikroprojektoren, die Lemoptix entwickelt, sind nicht nur kompakt und günstig zu produzieren, sondern brauchen auch wenig Strom. Viel Potenzial bergen Headup-Displays für Autos, die Informationen auf die Windschutzscheibe projizieren. www.lemoptix.com
13. ProteoMedix, Schlieren Heutige Prostatakrebstests verursachen viele Fehlalarme, die teure Biopsien nach sich ziehen. Der neue Test von ProteoMedix ändert dies. Die Technologie des ETH-Spinoff eignet sich auch für die Entwicklung weiterer Krebstests sowie für die Auswahl individuell auf einen Patienten zugeschnittener Therapien. www.proteomedix.com
14. Malcisbo, Zürich Die auf Impfstoffe für Tiere spezialisierte Jungfirma Malcisbo kündigt einen Meilen-
stein an: Das Spin-off des ETH-Instituts für Mikrobiologie plant Ende Jahr den Start eines dreimonatigen Impfstofftests gegen den roten gedrehten Magenwurm, der vor allem Schafe befällt.
Mikrotechnologie, Messtechnik, Apparatebau
www.malcisbo.com
15. SWISSto12, Lausanne Das Unternehmen, das sich auf Komponenten für die Übertragung von wenig genutzten Terahertz-Signalen spezialisiert, wartete dieses Jahr mit guten Nachrichten auf. Es gewann den De-Vigier-Preis, erhielt den Zuschlag für ein KTI-Projekt und fand einen potenten Investor.
Medizintechnik Internet Cleantech Biotechnologie
www.swissto12.com
16. Aleva Neurotherapeutics, Lausanne Die Mikroelektroden von Aleva stimulieren Hirnpartien von Patienten mit neurologischen Krankheiten. Die Elektroden werden in einem Verfahren hergestellt, das aus der Halbleiterindustrie stammt. www.aleva-neuro.com
17. Staff Finder, Zürich Staff Finder versorgt Arbeitgeber mit kurzfristig einsetzbarem Temporärpersonal. Das Online-System nimmt ihnen neben der Suche auch die Vertrags- und Personaladministration ab und sorgt für maximale Effizienz. Mittlerweile vermittelt Staff Finder Tausende Jobs pro Monat. www.staff-finder.jobs
Software Produkte und Dienstleistungen für Endverbraucher Mobile: Software und Services für mobile Geräte
18. joiz, Zürich Das Social TV joiz sendet seit August von Berlin aus Programme für Deutschland. Wie schon in der Schweiz setzt joiz dabei auf die Verschmelzung von Web, Mobilkommunikation, Social Media und TV und spricht damit vor allem die für Werber interessante Zielgruppe der 15–34-Jährigen an. www.joiz.ch
Medizintechnik
Jungunternehmen auf der Überholspur
19. Aïmago, Lausanne Das System von Aïmago entdeckt früh und zuverlässig schlecht durchblutetes Gewebe. Seit letztem Jahr ist das Spin-off der ETH Lausanne von der US-Behörde FDA zugelassen, durch ein US-Patent geschützt und das System verfügt über einen dokumentierten klinischen Nutzen.
Aleva: CTO André Mercanzini gibt Gas.
Die fünf besten Medizintechnik-Startups 1. Abionic (Rang 3) 2. Aleva Neurotherapeutics (Rang 16) 3. Aïmago (Rang 19) 4. Compliant Concept (Rang 34) 5. Credentis (Rang 35)
martin heimann
Die fünf besten Medizintechnik-Startups haben in den vergangenen Monaten wichtige Fortschritte gemacht. Ein Beispiel ist Aleva Neurotherapeutics (Rang 16). Aleva entwickelt neuartige Mikroelektroden für die tiefe Hirnstimulation, bei der Bereiche des Gehirns mit schwachen Stromstössen stimuliert oder deaktiviert werden. Eingesetzt wird die Methode bei Parkinson und anderen neurologischen Krankheiten. Die Aleva-Elektroden geben die Stromstösse gezielter ab und verursachen damit weniger Nebenwirkungen. Am Inselspital Bern haben sich die Elektroden in einem ersten klinischen Test bewährt. Die Ergebnisse fielen besser aus als erwartet.
Die acht Branchen in der Rangliste
www.aimago.com
20. faceshift, Zürich Wortlos erklärt faceshift-CEO Thibaut Weise seine Software. Er installiert eine handelsübliche Kamera mit Bewegungs- und Tiefensensor, um die Bewegungen seines Gesichts zu erfassen. Mit der faceshift-Software erscheint auf dem Bildschirm ein Avatar, dessen Gesicht alle Bewegungen von Weise in Echtzeit nachmacht. www.faceshift.com
Startup.ch 2013 handelszeitung 25
Plätze 21 bis 30 Rangliste
21. park it, Zürich Mit der park-it-App lassen sich Parkplätze vermieten und mieten. Das im Januar gestartete Unternehmen expandierte in mehrere Schweizer Städte, gewann Partner wie die SBB und die Migros-Tochter m-way und lancierte nach der iPhone-Version auch eine Android-Version.
22. Glycemicon, Zürich Bei Diabetes reagieren Fettzellen nicht mehr auf das Hormon Insulin, das den Blutzuckerspiegel reguliert. Der Wirkstoff von Glycemicon gibt den Fettzellen die Reak tionsfähigkeit und dem Körper die Blut zuckerregulierung zurück. Auf den Markt kommen soll der Wirkstoff als vom Arzt verschriebener «Medical Food». www.glycemicon.com
23. Adello, Zürich Adello hat sich auf mobile Werbung fokussiert und in den vergangenen Monaten Aktivitäten in Deutschland, Polen, Österreich, Ungarn und Grossbritannien gestartet. Zudem wurde im März ADCTRL lanciert. Die Technologie liefert Realtime Analytics für das Mobile Advertising. www.adello.com
24. BugBuster, Lausanne BugBuster, ein Spin-off der EPFL, entwickelte ein Tool, das Web-Applikationen für Websites und Smartphones automatisch testet. Damit sinkt der Testaufwand um bis zu 90 Prozent. Gleichzeitig steigt die Qualität von Apps. Das Tool steht momentan als Software as a Service (SaaS) in der Cloud als Beta-Version gratis zur Verfügung. www.bugbuster.com
25. Trekksoft, Interlaken Anbieter von Touren und Aktivitäten finden bei Trekksoft eine Buchungs- und Bezahllösung, die sie in ihre Webseite integrieren können. Jüngst sorgte das Berner Unternehmen mit einer Finanzierungsrunde für Aufsehen. Trekksoft holte neben institutionellen Investoren hochkarätige private Geldgeber an Bord, etwa die ehemaligen CEOs von Kuoni und Hotelplan. www.trekksoft.com
26. Climeworks, Zürich CO₂ hat nicht nur Schattenseiten. Das Gas wird etwa als Schutzatmosphäre beim Verpa26 handelszeitung Startup.ch 2013
bruno arnold
www.parkit.ch
Staff Finder: Gründer Viktor Calabrò.
Internet
Innovation wird grossgeschrieben Das Internet ist voller Me-Too-Angebote. In den Schweizer Top 100 sucht man solche Firmen vergebens. Auch hier wirkt sich der helvetische Innovationsgeist und der hohe Qualitätsanspruch aus. Wie etwa bei dem von Viktor Calabrò gegründeten Unternehmen Staff Finder, einer Plattform zur Vermittlung von temporären Mitarbeitern (Rang 17). Dank einer speziell entwickelten Software sowie der Spezialisierung der internen Mitarbeiter läuft der Prozess mit Staff Finder effizienter und viel schneller ab als bei anderen Vermittlern. Einzigartig ist,
cken von Lebensmitteln eingesetzt oder hilft, das Wachstum von Pflanzen zu beschleunigen. Mit der Climeworks-Technologie wird das Gas – unter Nutzung von Abwärme – praktisch CO₂-neutral produziert. Die Anlagen entziehen es der Aussenluft. www.climeworks.com
27. Jilion, Lausanne Als «Video Application Framework» bezeichnet Jilion sein Produkt Horizon, das Ende 2012 lanciert wurde. Die Kunden entwickeln damit massgeschneiderte Videoplayer, die in jedem Browser auf jedem Gerät funktionieren. Damit kann man Videoplayer bauen, die exakt zur Corporate Identity einer Firma passen. www.jilion.com
28. Gastros, Zürich Das Inductwarm-System von Gastros ist eine neuartige Warmhaltelösung für die gehobene Gastronomie. Es besteht aus induktiven Wärmeelementen und speziell beschichteten Porzellangefässen. Inductwarm ist energieeffizient und schont die Lebens-
dass die gewünschte Anzahl temporärer Mitarbeiter innert Stunden einsatzbereit ist. Und dank Bewertungen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist die Vermittlungs qualität erst noch höher.
Die fünf besten Internet-Startups 1. HouseTrip (Rang 1) 2. GetYourGuide (Rang 8) 3. Staff Finder (Rang 17) 4. joiz (Rang 18) 5. Politnetz (Rang 44)
mittel. Im Moment wird die Serienfertigung vorbereitet. 2014 soll sie anlaufen. www.gastros.ch
29. Agilentia, Zürich Gesetzliche Vorschriften machen die Organisation von Generalversammlungen in Grossfirmen zu einem Papierkrieg. Ein Team von Juristen und Softwarespezialisten hat nun mit Sherpany eine Softwareplattform entwickelt, die den Informationsaustausch zwischen Unternehmen, Verwaltungsräten und ihren Aktionären vereinfacht. www.agilentia.ch
30. THE ROKKER COMPANY, Widnau Seit 2008 verbindet die St. Galler Jungfirma von Kai Glatt und Michael Kuratli in der Motorradbekleidung Nützliches mit Modischem. Ihre Spezialität ist eine Jeans mit einem Schutzgewebe im Innern, die Motorradfahrer bei Unfällen und vor Wind und Regen schützt. www.therokkercompany.com
Rangliste Plätze 31 bis 40
31. Limmex, Zürich Mit der patentgeschützten Notrufuhr von Limmex lässt sich per Knopfdruck Hilfe anfordern. Bereits letztes Jahr generierte das Startup den ersten Millionenauftrag aus Frankreich. Auch die Markteinführung in Deutschland war ein Erfolg. Für die weitere Expansion holten die Investoren um Andy Rihs mit Martin Reber einen erfahrenen CEO an Bord. www.limmex.com
32. CombaGroup, Molondin Umweltfreundlicher Salatanbau dank Hightech-Lösung: Ein eigens entwickelter Roboter erzeugt eine Art Schaum, in den die Setzlinge gepflanzt werden. Dieser Anbau verfünffacht die Effizienz und senkt die Umweltbelastung deutlich. Eine Pilotanlage ist für den Herbst geplant. www.combagroup.com
33. Mabimmune Diagnostics, Schlieren Mabimmune entwickelt einen Test und ein Medikament, um Herzinfarkten vorzubeugen. In den vergangenen zwölf Monaten freute sich Gründer Chad Brokopp über zwei Auszeichnungen: venture kick unterstützte das Startup mit 130 000 Franken. Zudem erhielt das Unternehmen einen zinslosen Kredit der Volkswirtschaftsstiftung.
36. Typesafe, Lausanne Scala ist eine Programmiersprache zur Entwicklung modernster Software. Sie eignet sich für Cloud-Computing-Anwendungen. Entwickler der Sprache ist EPFL-Professor Martin Odersky, der auch Co-Gründer von Typesafe ist. Das Startup bietet Support, Tools, Training und Beratung rund um die Programmiersprache. Zu den Kunden gehören zum Beispiel LinkedIn und Twitter.
Beste Newcomer
Klarer Nutzen für die Kunden Ein neues Produkt mag elegant oder verblüffend sein – aber letztlich zählt der Kundennutzen. Das haben die Newcomer begriffen, die dieses Jahr zum ersten Mal unter den Top 100 figurieren. Das beste Beispiel liefert faceshift (Rang 20). Die Software des Spin-off der ETH Lausanne erfasst die Gesichtsbewegungen eines Menschen und übersetzt sie in Echtzeit in Gesichtsbewegungen eines Avatars. Der Prozess ist viel einfacher als bei bisherigen «Motion Capture»-Lösungen. Die Vorbereitungsphase ist zum Beispiel deutlich kürzer. Damit sparen die Kunden Zeit und Geld. Im November wurde die Standard-Software lanciert und heute wird das Produkt bereits von führenden Studios für die Produktion von Filmen, Games und Visual Effects eingesetzt.
www.typesafe.com
37. YouRehab, Zürich Die Verbindung eines Computerspiels mit der Rehabilitation von Patienten mit Bewegungsstörungen scheint gewagt. Dank der Konzentration auf das Spiel üben die Patienten aber intensiver. Die Produkte von YouRehab werden in vielen Kliniken zur Behandlung von Patienten mit Schlaganfall, Parkinson, Rückenmarksverletzungen und anderen Bewegungsstörungen eingesetzt. www.yourehab.com
38. Newscron, Lugano Mit der App von Newscron hat fast jeder die aktuellen Zeitungen abrufbar auf dem Smartphone. Täglich werden über 11 000 Artikel aus über 250 «Newssources» aus der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Österreich, Belgien, Spanien, England und Irland aufbereitet. Pro Monat werden mehr als zwei Millionen Artikel gelesen. Umsätze generiert die Tessiner Firma über Werbung.
Die fünf besten Newcomer 1. faceshift (Rang 20) 2. park it (Rang 21) 3. Glycemicon (Rang 22) 4. BugBuster (Rang 24) 5. CombaGroup (Rang 32)
www.mabimmune.com
34. Compliant Concept, Dübendorf Mit dem Mobility Monitor hat das EmpaSpin-off einen elektronischen Assistenten für das Pflegepersonal in Spitälern und Pflegeheimen entwickelt. Die berührungslose Messeinheit stellt fest, ob sich die Patienten genügend bewegen, damit sich keine Druckgeschwüre bilden. Gleichzeitig mit der Markteinführung Anfang Jahr gab die Firma den erfolgreichen Abschluss einer Finanzierungsrunde bekannt.
www.newscron.com
39. ActLight, Lausanne Kleine elektronische Geräte mit Solarzellen auszurüsten macht wenig Sinn. Der Wirkungsgrad normaler Solarzellen ist niedrig, wenn sie in kleinem Format und in Innenräumen eingesetzt werden. ActLight will das Problem mit Solarzellen lösen, deren Effizienz unter diesen Bedingungen um ein Vielfaches höher ist als jene bisheriger Zellen.
www.compliant-concept.ch
www.credentis.com
Faceshift: CEO Thibaut Weise.
bruno arnold
www.act-light.com
35. Credentis, Windisch Bei Karies in frühem Stadium muss der Zahnarzt nicht mehr bohren. Credentis hat ein Präparat entwickelt, mit dem sich beschädigte Zähne selber remineralisieren. Eine zweite Produktlinie deckt den Präventionsmarkt ab. Im Frühjahr 2013 hat die Firma mit Sitz im Technopark Aargau erfolgreich eine Finanzierungsrunde abgeschlossen und baut jetzt die Marktpräsenz in Europa und in den USA aus.
40. Sensima Technology, Gland Sensima hat völlig neuartige Magnetsensoren im Angebot. Im letzten Jahr erreichte die Firma mehrere wichtige Meilensteine: Die Produkte wurden weiterentwickelt, erste grössere Aufträge gingen ein und zuletzt konnte eine zweite Finanzierungsrunde abgeschlossen werden. Mit dem Geld wird Sensima die Produktionsmöglichkeiten ausbauen und so weiteres Wachstum realisieren. www.sensimatech.com
Startup.ch 2013 handelszeitung 27
Plätze 41 bis 50 Rangliste
41. Sophia Genetics, Lausanne Informationen über die Genomsequenz von Patienten werden genutzt, um Krankheitsrisiken abzuschätzen oder Therapiemöglichkeiten auszuwählen. Das Bio-Informatik-Startup Sophia Genetics unterstützt Ärzte, Spitäler und die Pharmaindustrie in der Analyse, Visualisierung, Speicherung und Qualitätssicherung solcher Daten. www.sophiagenetics.com
42. Ampard, Zürich Die Stromproduktion aus Wind und Sonne steigt an. Der Schlüssel, um am richtigen Ort und zur richtigen Zeit Strom zu haben, ist die dezentrale Stromspeicherung. Ampard plant solche Lösungen und verfügt über eine Steuerungssoftware, welche die optimale Nutzung der Anlagen garantiert. www.ampard.com
43. Smixin, Biel Smixin ist ein Cleantech-Unternehmen im buchstäblichen Sinne, denn das Startup
verfügt über eine Technologie zum umweltfreundlichen Händewaschen. Sie vermischt Seife und Wasser optimal und senkt dabei den Wasserverbrauch um bis zu 90 Prozent. Ein französisches Unternehmen vermarktet die Technologie bereits für Profi-Küchen. www.smixin.com
44. Politnetz, Zürich Im März beschloss der Ständerat, künftig elektronisch abzustimmen. Den Anstoss dazu gab Politnetz. Die Politik-Plattform hatte aufgedeckt, dass bei einer Abstimmung per Handerheben falsch ausgezählt worden war. Die anschliessende Debatte bescherte Politnetz viele positive B erichte. www.politnetz.ch
45. MindMaze, Ecublens Die motorische Rehabilitation nach einem Unfall oder einem Hirnschlag ist langwierig und teuer. Die neurotechnologische Plattform des EPFL-Spin-offs MindMaze – eine Kombination von bildgebenden Verfahren, 3D-Technik und virtueller Realität – beschleunigt den Prozess, weil sich der
Pa tient gewissermassen selber trainiert. Lanciert wurde das Produkt im August 2013. www.mindmaze.com
46. Stemergie, Genf Stemergie hat zur Bekämpfung von Hirntumoren eine Technologieplattform für die Entwicklung von Medikamenten, die sich gegen krebsinitiierende Zellen richten. Da dies auch für andere Krankheiten gilt, ist die Expansion in andere Gebiete geplant. www.stemergie.com
47. Swisstom, Landquart Die Technologie von Swisstom macht es möglich, in Lungen und Herzen von lebenden Patienten zu schauen und diese in Echtzeit zu überwachen. Nachdem das Unternehmen die Machbarkeit an Prototypen demonstriert hat, konnte es im Januar eine zweite Finanzierungsrunde abschliessen. Die Marktlancierung ist für Oktober geplant. www.swisstom.com
48. Zurich Instruments, Zürich Schwache Messsignale aus der Mikround Nanowelt verfolgen und aussieben. Das leisten die Lock-In-Verstärker von Zurich Instruments. Abnehmer sind Hightech-Labors und industrielle F+E-Zentren. Das Jungunternehmen − ein Spin-off des ETHDepartments für Biosysteme – eröffnete im März eine Niederlassung in Frankreich.
martin heimann
www.zhinst.com
Glycemicon: Gründerin Nadja Mrosek.
Schnellstarter
Hohes Tempo in allen Branchen Das jüngste Unternehmen in der Top100-Liste ist ein Biotechnologie-Startup, das ein Produkt gegen Diabetes entwickelt. Auf den ersten Blick erstaunlich – brauchen doch Biotech-Firmen lange, um ein Produkt auf den Markt zu bringen. Doch Glycemicon (Rang 22) arbeitet nicht an einem Medikament, sondern an einem sogenannten Medical Food. Er wird zwar auch ausführlich auf Sicherheit und Wirksamkeit getestet. Doch da der Medical Food auf einem Stoff basiert, der im menschlichen Körper und in der Nahrung natürlicherweise vorkommt,
sind die Hürden niedriger. Glycemicon- Mitgründerin Nadja Mrosek rechnet mit vier bis fünf Jahren Entwicklungsdauer – etwa der Hälfte der Zeit, die ein neues Medikament braucht.
Die fünf jüngsten Unternehmen 1. Glycemicon (Rang 22) 2. Newscron (Rang 38) 3. Amphasys (Rang 98) 4. Koring (Rang 54) 5. ParkU (Rang 59)
49. HYT, Biel 2012 lancierte das Startup eine Neuheit, welche die Uhrenwelt verblüffte: Die mechanische Armbanduhr H1 zeigt die Stunden mit Hilfe einer farbigen Flüssigkeit an. Zwei winzige Pumpen machen es möglich. 2013 folgte ein zweites Modell mit derselben Technologie. 250 Exemplare der Luxusuhren will das Jungunternehmen dieses Jahr produzieren, 2014 sollen es 500 sein. www.hytwatches.com
50. SwissLitho, Zürich Mit dem Nanofrazor von SwissLitho lassen sich dreidimensionale Nanostrukturen herstellen. Forschungsanstalten und Firmen aus Elektronik, Medizin, Life Sciences und Optik arbeiten damit einfacher, schneller und kostengünstiger. Das Startup wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet. www.swisslitho.com
28 handelszeitung Startup.ch 2013
Rangliste Plätze 51 bis 60
51. SwissLeg, Lugano Ökonomische und soziale Ziele schlies sen sich nicht aus. Mit den innovativen und günstigen Beinprothesen von SwissLeg kön nen auch Patienten in der Dritten Welt ver sorgt werden. Das Unternehmen wurde von der Initiative venture kick mit 130 000 Fran ken unterstützt und gewann den Schweizer Social Entrepreneurship Award.
52. SAV-IOL, Hauterive Die Einsetzung von Linsenimplantaten bei Menschen mit grauem Star ist ein häufi ger chirurgischer Eingriff. Das Neuenburger Startup SAV-IOL hat eine polyfokale Linse entwickelt, welche die Sehqualität der Pa tienten markant steigert. Das Produkt ist in der Schweiz und der EU zugelassen und wird demnächst in den USA lanciert. www.sav-iol.com
53. Qvanteq, Zürich Verengte Blutgefässe werden routine mässig mit sogenannten Stents erweitert. Die Oberflächentechnologie von Qvanteq sorgt dafür, dass die Stents nicht einwach sen, was erneut zu einer Verengung führen würde. Im Februar 2013 hat das ETH-Spinoff für klinische Studien und die EU-Zulas sung 4 Millionen Franken aufgenommen.
bruno arnold
www.swissleg.com
Climeworks: Die Co-Gründer Christoph Gebald und Jan Wurzbacher (v.l.).
Cleantech
Mit langem Atem Die Anlagen von Climeworks (Rang 26) entziehen der Aussenluft CO2 − mit einer niedrigen Prozesswärme von 80–100 Grad Celsius. Mit dem abgeschiedenen Gas werden zum Beispiel synthetische Treibstoffe hergestellt. Wird dazu Ökostrom eingesetzt, sind die Treibstoffe klimaneutral. Das achtköpfige Climeworks-Team geht diesen anspruchsvollen Weg Schritt für Schritt voran. Seit Dezember 2012 läuft ein Prototyp in den Räumen der Firma im Zürcher Technopark. «Die Daten sind leicht besser als erwartet», verrät Mitgründer und Co-CEO
Jan Wurzbacher. Nun projektiert das ETHSpin-off die ersten industriellen Anlagen mit Pilotkunden. Aus diesen Arbeiten für Kunden aus der Industrie resultieren bereits erste Umsätze.
Die besten Cleantech-Startups 1. L.E.S.S. (Rang 4) 2. Bcomp (Rang 6) 3. Kandou (Rang 9) 4. Climeworks (Rang 26) 5. ActLight (Rang 39)
www.qvanteq.com
54. Koring, Basel Jährlich werden weltweit 300 000 künstli che Darmausgänge gelegt. Nach der Opera tion bilden sich häufig Bauchhernien. Ko ring, eine Innovation des Basler Chirurgen Philipp Kirchhoff, stabilisiert den Darmaus gang und verhindert Folgeoperationen. Im November 2012 gewann Kirchhoff den Swiss Technology Award der Kategorie «Erfinder». www.koring.ch
55. greenTEG, Zürich greenTEG lancierte einen WärmeflussSensor, der besonders präzise und schnell Wärmeverluste in Gebäuden misst. Die Vi sion von greenTEG ist es, auf Basis der Tech nologie, die dem Sensor zugrunde liegt, Hightech-Folien zu produzieren, die Tem peraturdifferenzen in Strom umwandeln. www.greenteg.com
56. CAScination, Bern Mit konventionellen Methoden sind Streutumore in der Leber nur bei jedem
fünften Patienten operabel. Ein Naviga tionssystem für die Ansteuerung und Ver ödung von Lebermetastasen schafft Abhilfe. Entwickelt wurde es von CAScination, ei nem Spin-off des ARTORG Center for Bio medical Engineering der Uni Bern. Der Markteintritt ist geschafft. Das Marktvolu men wird auf 600 Geräte geschätzt. www.cascination.com
57. DomoSafety, Lausanne Das EPFL-Spin-off hat ein auf drahtloser Sensortechnik basierendes Wohnungsüber wachungssystem für pflegebedürftige Men schen entwickelt. In der Waadt ist das Sys tem bereits im Einsatz. Im Juli hat Domo Safety eine Finanzierungsrunde über knapp 1 Million Franken abgeschlossen. www.domosafety.ch
58. Koubachi, Zürich Das Spin-off der ETH Zürich vertreibt einen Sensor, mit dem Pflanzen über Smart phone mitteilen, ob sie Wasser oder Schat ten benötigen. Zwei Versionen sind erhält lich, für innen und aussen. Der mit einem
Designpreis ausgezeichnete Sensor ist be gehrt und zählt in den USA zu den beliebtes ten Zubehören von Apple-Produkten. www.koubachi.com
59. ParkU, Zürich Die einen verdienen an ihren unbenutz ten Parkplätzen, die anderen finden einen Parkplatz. Nach dem erfolgreichen Start in der Deutschschweiz expandiert ParkU mit seinem Vermittlungssystem in die Roman die. Schub bringt die Partnerschaft mit dem Handygiganten Samsung, der die ParkUApp auf neuen Geräten vorinstalliert. www.parku.ch
60. LogoGrab, Lugano Mit der App LogoGrab erhalten die Kon sumenten mehr Informationen zu einem Produkt. Die App macht jedes Logo zu ei nem Link. Die Nutzer der App fotografieren das Logo mit ihrem Smartphone und erhal ten Informationen, Zugang zu Gewinnspie len oder besonderen Angeboten. www.logograb.com
Startup.ch 2013 handelszeitung 29
Plätze 61 bis 70 Rangliste
Aufsteiger
Startups im Rampenlicht Viele reden von personalisierter Medizin. Bei Mabimmune (Rang 33) ist sie bereits Realität. Das Startup entwickelt gleichzeitig einen Bluttest und ein Medikament für die Prävention von Herzinfarkten. Der Test erlaubt, Menschen mit hohem Risiko für einen Herzinfarkt zu identifizieren. Das Medikament vermindert die Gefahr einer Thrombose in der identifizierten Risikogruppe deutlich. Die Kombination von Test und Therapie verspricht nicht nur eine besonders grosse Wirksamkeit, sondern auch weniger Nebenwirkungen. Mit dem Gewinn von mehreren Auszeichnungen unter anderem bei venture kick und venture leaders rückte Mabimmune ins Rampenlicht. Kein Wunder, konnte das Unternehmen gegenüber dem Vorjahr in der Rangliste 65 Plätze gutmachen.
Sie haben ihre Rangierung am stärksten verbessert 1. TrekkSoft (Rang 25) 2. Mabimmune Diagnostics (Rang 33) 3. Adello Group (Rang 23) 4. Gastros (Rang 28) 5. Agilentia (Rang 29)
61. Recommerce, Baar verkaufen.ch kauft Handys, Tablets und iPods, bereitet sie auf und verkauft sie wieder. Auf der Plattform kann der Verkäufer den Wert seines Geräts ermitteln, es kostenlos einsenden und sein Geld erhalten. An Recommerce, dem Unternehmen hinter verkaufen.ch, sind Internet-Insider wie Exsilia-Gründer Rouven Küng und der ehemalige ricardo.ch-CEO Peter Oertlin beteiligt.
66. Optotune, Dietikon 2011 belegte Optotune den ersten Platz in der TOP-100-Rangliste, vergangenes Jahr resultierte Platz sechs. Jetzt rangiert das Unternehmen nur noch unter ferner liefen. Der Grund: Aus Sicht vieler Experten haben die Zürcher die Startphase längst hinter sich gelassen. Die elektrisch verformbaren Linsen des ETH-Spin-offs gelten in der Welt der industriellen Optik als «the next big thing».
www.verkaufen.ch
www.optotune.com
62. Designergy, Lugano Das Dach von einem Kostenfaktor in eine Einkommensquelle verwandeln – dies ist die Vision des Tessiner Jungunternehmens Designergy. Möglich soll es ein Bauelement machen, das Wärmedämmung und Photovoltaik integriert. Geht alles nach Plan, werden 2014 die ersten kommerziellen Projekte abgewickelt.
67. Iprova, Lausanne Computerunterstützte Innovation ist das Ziel von Iprova. Das Unternehmen entwickelte eine Software, die im Internet Informationen über entstehende Technologien findet. Auf der Basis der Suchergebnisse generieren die Kunden wesentlich schneller Patente. Mehrere Grossunternehmen hat Iprova mit ihrem Angebot überzeugt.
www.designergy.ch
www.iprova.com
63. Searchbox, Lausanne Searchbox bietet Suchmaschinen für die semantische Suche, darunter eine Cloudbasierte Lösung. Sie ermöglichen, auf sämtliche relevanten Informationen zuzugreifen sowie diese zu sortieren und zu filtern. Die Angebote überzeugen: Im Herbst 2012 stieg in einer Finanzierungsrunde die Lausanner Firma Debiopharm ein.
68. Attolight, Lausanne Das Gerät von Attolight kombiniert einen ultraschnellen Laser mit einem Rasterelek tronenmikroskop und kann deswegen zum Beispiel sich bewegende Elektronen filmen. Einsatzgebiete sind etwa die Qualitätskon trolle von Computerchips oder Solarzellen, für asiatische Firmen und Forschungseinrichtungen ein wichtiges Thema. Ein erstes Gerät lieferte Attolight entsprechend nach Asien.
www.searchbox.com
64. Winterthur Instruments, Winterthur Die Geräte der mehrfach preisgekrönten Jungfirma messen berührungsfrei per Licht impuls die Dicke und die Qualität von Oberflächenbeschichtungen. So werden zum Beispiel Lackschichten direkt nach dem Auftragen geprüft. Es muss nicht gewartet werden, bis der Lack trocken ist. Winterthur Instruments ist ein Spin-off der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW).
www.attolight.com
69. NBE Therapeutics, Basel Die Medikamente von NBE kombinieren Antikörper mit toxischen Stoffen, die zum Beispiel Krebszellen angreifen. Das Startup aus dem Technologiepark Basel hat ein gutes erstes Jahr hinter sich. Es konnte eine Seed-Finanzierungsrunde abschliessen, zwei Patente anmelden, die notwendige Laborinfrastruktur aufbauen und gleichzeitig zwei geförderte Forschungsprojekte starten.
www.winterthurinstruments.ch
Mabimmune: Gründer Chad Brokopp.
30 handelszeitung Startup.ch 2013
bruno arnold
www.nbe-therapeutics.com
65. Lotaris, Yverdon-les-Bains Heute kann man innerhalb von Apps Upgrades kaufen. In Smartphone-Games bringt der Kauf virtueller Güter Vorteile. Lotaris macht solche Transaktionen möglich – mit der Plattform in-appCommerce auch für unabhängige Entwickler. Dies macht Lotaris auch für die Grossen der Branche interessant: Im August schloss Lotaris eine Partnerschaft mit PayPal ab.
70. Pharmalp, Conthey Probiotika sind mit den Bakterien verwandte Mikroorganismen in der Darmflora des Menschen. Die Walliser Pharmalp entwickelt probiotische Nahrungsergänzungsmittel mit wissenschaftlich und klinisch erwiesener Wirksamkeit im Verdauungstrakt. Für drei Produkte liegt die Registrierung des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) vor.
www.lotaris.com
www.pharmalp.ch
Rangliste Plätze 71 bis 80
71. Suitart, Zürich Bekleidung nach Mass gibts bei SuitArt. Vergangenen September sorgte das Startup für Aufsehen, als der ehemalige Vögele-CEO André Mäder in das Jungunternehmen investierte. Das Geld ermöglichte der Firma die internationale Expansion. Nachdem der Umsatz 2012 um 50 Prozent zugelegt hat, soll er dieses Jahr noch einmal kräftig wachsen.
72. Elmove, Zürich Die Zürcher Elmove entwickelt und vertreibt elektrische Antriebseinheiten für Zwei- und Dreiräder. Kooperationspartner sind ein italienischer und ein deutscher Fahrzeugbauer. Das Vertriebs- und Servicenetz befindet sich im Aufbau. Zu den Investoren gehört auch die SVC – AG für KMU Risikokapital, eine Tochter der Credit Suisse. www.elmove.com
73. Thelkin, Winterthur Der Austausch eines Implantats ist kostspielig. Der Markt für Tests wächst. Die Prüfgeräte von Thelkin arbeiten vollkommen elektronisch und nicht wie Konkurrenzprodukte hydraulisch oder pneumatisch und sind deswegen deutlich effizienter. Sie werden in Europa und in Übersee verkauft.
bruno arnold
www.suitart.com
SwissLeg: CEO Roberto Agosta und COO Paulo Gonçalves (v.l.).
Top-Kantone
Mehr als Zürich und die Waadt Vierzehn Kantone sind in der Rangliste vertreten. Aus dem Tessin kommen gleich vier Firmen mit Potenzial. Dazu gehört SwissLeg (Rang 51). Das Produkt des Unternehmens sind innovative, kostengünstige Beinprothesen. Der Bedarf ist riesig: Millionen amputierter Menschen vor allem in Krisengebieten sind ohne Beinprothesen. Unterstützt von einer zwischenstaatlichen Organisation hat SwissLeg ein erstes orthopädisches Zentrum in Jordanien eingerichtet. Das Startup plant insgesamt zwölf solche orthopädischen Zentren.
Die sieben Kantone mit den meisten Top-Startups
Neuenburg 3
Zürich 45
Genf 3 Tessin 4 Bern 4 Basel-Stadt 4
Waadt 27
www.thelkin.com
74. Flatev, Zürich Kapseln wie bei Nespresso, doch in den Kapseln befindet sich Teig, und das Gerät ist ein Tortilla-Automat. Per Knopfdruck werden fixfertige Fladenbrote produziert. Der wichtigste Zielmarkt ist Nordamerika. Im August 2013 hat das Startup eine Finanzierungsrunde durchgezogen. www.flatev.com
75. DistalMotion, Lausanne Minimalinvasive Operationstechniken verkürzen die Rekonvaleszenz der Patienten und sind deshalb kostengünstiger als konventionelle Verfahren. Die Schwachstelle ist die Übersetzung der Bewegungen des Chirurgen ausserhalb des Körpers in Manipulationen im Körper. Das EPFL-Spin-off hat ein revolutionäres Transmissionsgerät gebaut, das höchste Präzision verspricht. www.distalmotion.com
76. Andrew Alliance, Genf Der Pipettier-Roboter von Andrew Alliance findet auf jedem Labortisch Platz, bie-
tet grosse Flexibilität und ist deutlich günstiger als die grossen Systeme. Im Juni dieses Jahres wurde das Genfer Jungunternehmen mit dem CTI Startup Label ausgezeichnet.
mens vor drei Jahren wurde Moonga 250 000-mal heruntergeladen.
www.andrewalliance.com
79. Celeroton, Zürich Das vor fünf Jahren gegründete ETHSpin-off entwickelt und vermarktet elektronische Antriebssysteme mit Drehzahlen von 200 000 bis zum Weltrekord von 1 Million Umdrehungen pro Minute. Die MiniaturTurbokompressoren sind leicht und kompakt. Sie werden in Haushaltgeräten, Hightech-Maschinen, Wärmepumpen oder Belüftungen eingesetzt und weltweit verkauft.
77. Koemei, Martigny Kern von Koemeis Angebot ist eine Software, die Videos automatisch transkribiert. Darum herum hat das Startup aus dem Wallis einen Komplettservice aufgebaut mit einer Online-Plattform und einem Videoplayer, mit dem man Videos teilen, bearbeiten, suchen und speichern kann. Kunden wie die Universität Genf oder die City University of New York nutzen diesen Service. www.koemei.com
78. EverdreamSoft, Genf Mit «Moonga» hat EverdreamSoft ein Sammelkartenspiel oder auf Englisch «Trading Card Game» für Smartphones entwickelt. Derzeit existieren 500 verschiedene Karten, die gesammelt und getauscht werden, mit denen man aber auch gegeneinander antritt. Seit dem Start des Unterneh-
www.everdreamsoft.com
www.celeroton.com
80. glass2energy, Yverdon-les-Bains Solarzellen von glass2energy bestehen aus Glas, sind transparent und werden damit einfach in Gebäude integriert. Erste Paneele wurden im April im Hauptgebäude des Flughafens Genf installiert. Nach einer Finanzierungsrunde stehen die Zeichen auf Expansion. www.g2e.ch
Startup.ch 2013 handelszeitung 31
Plätze 81 bis 90 Rangliste
81. Geosatis, Le Noirmont Ein Gefängnisaufenthalt ist teuer und erschwert die Reintegration des Straftäters. Die elektronische Aufenthaltsüberwachung der jurassischen Geosatis schafft Abhilfe. Eine Software mit Alarmfunktionalität integriert eine lokalisierbare Fussfessel, eine Basisstation sowie ein Gerät, das den Straftäter auf Abstand zu potenziellen Opfern hält. www.geo-satis.com
82. UrbanFarmers, Zürich Ein Gewächshaus für die Stadt entwickelte das Spin-off der Fachhochschule Wädenswil. Die erste Aquaponic-Farm der Welt wurde auf dem Lokdepot in Basel realisiert. Produziert werden Gemüse und Fische, die in der Migros in der Nähe verkauft werden. Ziel ist der Verkauf ganzer Produktionssysteme, die per App überwacht werden. www.urbanfarmers.com
83. Numab, Wädenswil Numab entwickelt Medikamente auf Antikörper-Basis. Das Startup vermeldet eine
Meilensteinzahlung von über 3 Millionen Franken aus einer Kooperation mit dem Pharmaunternehmen Sucampo. Zudem beteiligt sich die Firma an einem Projekt, das die KTI mit 900 000 Franken fördert. www.numab.com
84. Pix4D, Lausanne Mit Drohnen und unbemannten Heli koptern werden einfach und preisgünstig Luftaufnahmen gemacht. Pix4D, ein Spinoff des Computer Vision Lab der EPFL, hat eine Software entwickelt, die Tausende solcher Bilder zu 2D-Karten und 3D-Modellen zusammensetzt. Potenzielle Kunden sind Bergbauunternehmen, Umweltbehörden oder Katastrophenhilfeorganisationen. www.pix4d.com
85. SUSI Partners, Zürich Das Investmenthaus SUSI Partners gibt in Zusammenarbeit mit einem Luxemburger Fondsanbieter Investoren die Gelegenheit, in nachhaltige Energieinfrastruktur zu investieren. Die durch SUSI beratenen Fonds investieren direkt in Energieanlagen,
Energiespeicher sowie Energieeffizienzsteigerungen von bestehenden Anlagen. www.susi-partners.ch
86. ILAND green technologies, Neuenburg Die Dünnfilmtechnologie des Neuenburger Jungunternehmens ermöglicht die Produktion von faltbaren, leichten Solarpanels. Darauf aufbauend hat ILAND green technologies ein Sortiment tragbarer Stromgeneratoren entwickelt. Eingesetzt werden sie im Outdoorbereich sowie in Schwellenländern mit tiefem Elektrifizierungsgrad. www.iland-solar.com
87. upicto, Zürich Das Spin-off des Computer Vision Lab der ETH Zürich hat einen Algorithmus entwickelt, der die Inhalte von Videos analysiert, die relevanten Augenblicke auswählt und zugänglich macht. Die Software ist selbstlernend. Angesprochen sind Anbieter aus dem Bereich der Videoüberwachung. www.upicto.com
88. DAHU Sports Company, Freiburg Die Idee ist ebenso einfach wie genial: Ein Skischuh mit abnehmbarer Aussenschale. Fährt man Ski, bleibt die Schale am Schuh, geht man zu Fuss, wird sie entfernt. Im Juli schloss das Startup eine Finanzierungsrunde über 1 Million Franken ab. Nun wird die Produktion hochgefahren. Noch diesen Winter sollen die Skischuhe bei den Händlern im Regal stehen.
martin heimann
www.dahusports.com
Imina Technologies: CEO Benoît Dagon und Guillaume Boetsch (v.l.).
Mikro-/Nanotechnologie
Beim Export hilft das Schweizer Image «Jetzt ernten wir die Früchte unserer Arbeit», sagt Benoît Dagon, CEO des Nanotechnologie-Startups Imina Technologies (Rang 94). Das Unternehmen hat den kleinsten Nanomanipulator der Welt auf den Markt gebracht, mit dem man sehr kleine Objekte einfach, aber trotzdem exakt bewegen kann. In den letzten zwölf Monaten hat das Unternehmen ein weltweites Distributionsnetzwerk aufgebaut und aus serhalb Europas erste Umsätze generiert. Nun schreibt die Firma schwarze Zahlen, setzt auf organisches Wachstum und baut
das Team aus. Dabei hilft dem Unternehmen das Image der Schweiz. «Wir betonen gern, dass unsere Zulieferer aus der Uhrenindustrie kommen», meint Dagon.
Die fünf besten Mikro-/ Nanotechnologie-Startups 1. QualySense (Rang 10) 2. Lemoptix (Rang 12) 3. SWISSto12 (Rang 15) 4. Sensima Technology (Rang 40) 5. Zurich Instruments (Rang 48)
89. 42matters, Zürich Das ETH-Spin-off gehört zu den Pionieren für das Auffinden von Apps. Zwei Angebote lancierte es: Appaware, das auf Empfehlungen von Apps innerhalb einer Community setzt, sowie Playboard, bei dem Nutzer thematische App-Listen anlegen und teilen. So werden Apps weiterempfohlen. www.42matters.com
90. Advanced Osteotomy Tools (AOT), Basel Das Medizintechnik-Startup AOT entwickelt ein Gerät, das Präzision, Sicherheit und Geschwindigkeit beim Schneiden und Abtragen von Knochen erhöht. Es besteht aus einem Roboter mit Laserschneidegerät sowie einem Planungs- und Navigationssystem. Das Unternehmen baut auf Forschungen des Universitätsspitals Basel auf. www.aot-swiss.com
32 handelszeitung Startup.ch 2013
Rangliste Plätze 91 bis 100
www.aeon-scientific.com
www.uepaa.ch
92. Slyde Watch, Luins Slyde verbindet in seinen Armband uhren High-Tech mit Schweizer Uhrma cherkunst. Der High-End-Touchscreen zeigt hochkomplexe virtuelle Uhrwerke. Die jun ge Firma mit einem erfahrenen Team ist auf globalem Expansionskurs. Im Juli wurde ein Flagship-Store in Peking eröffnet.
97. Ethical Skincare Company, Neuenburg Das Kosmetikunternehmen will Luxus und Umweltfreundlichkeit vereinen und setzt damit auf den Trend zu natürlichen Kosmetika. Die Produkte mit dem Marken namen Zilooa kommen ohne Stoffe aus, die in herkömmlichen Cremes die Gewässer belasten. Zurzeit produziert das Startup eine Sonnencreme und Feuchtigkeits cremes für Frauen und Männer.
www.slyde.ch
93. AVK Systems, Lausanne Die Produkte von AVK ermöglichen die Übertragung verschiedenster Sportveran staltungen im Internet, im Radio oder im Fernsehen in HD Audio. Das Unternehmen mit 25 Mitarbeitern machte auch internatio nal von sich reden: Es wurde in die Liste der 100 besten europäischen Jungunternehmen von Red Herring aufgenommen. www.avksystems.com
94. Imina Technologies, Lausanne Der Nanomanipulator von Imina ist nicht viel grösser als ein Zuckerwürfel. Den noch ist «mibot» ein Hochleistungsinstru ment, mit dem sich Objekte im Nanomass stab unter dem Mikroskop extrem präzise bewegen lassen. Er lässt sich nicht nur sehr schnell einsetzen, sondern ist auch beson ders flexibel. So kann der mibot zum Bei spiel problemlos in einer Vakuumkammer eingesetzt werden.
www.zilooa.com
98. Amphasys, Root Mit dem Gerät des Startups werden pflanzliche, tierische oder menschliche Zel len einfach und schnell analysiert. Da das Gerät transportabel ist, lassen sich Analysen auch ausserhalb des Labors durchführen. So wird etwa die Qualität von Saatgut im Ge wächshaus überprüft. Deswegen unter stützt ein holländischer Saatguthersteller das Startup bei der Produktentwicklung. www.amphasys.com
99. PumpTire, Zürich Gut gepumpte Veloreifen laufen besser, erhöhen den Fahrkomfort und lassen den Reifen langsamer altern. Da Reifen laufend Luft verlieren, müssen Velofahrer regelmäs sig mühsam die Reifen pumpen. Pumptire hat die Lösung. Das Startup entwickelt einen Veloschlauch, der sich beim Fahren von selbst aufpumpt.
www.imina.ch www.pumptire.com
95. Preclin Biosystems, Lausanne Das Dienstleistungsunternehmen Prec lin Biosystems positioniert sich als OneStop-Shop für präklinische Tests von neuen Medikamenten. Es liefert Pharmaunterneh men, die neue Wirkstoffe entwickeln, Infor mationen zur Wirksamkeit, zu Nebenwir kungen und zum Zielmarkt. Die Plattform des Startups verkürzt die präklinische Phase der Medikamentenentwicklung damit dras tisch und spart Geld.
100. Bluetector, Root Bluetector kombiniert Abwasserentsor gung und Energiegewinnung in einem Sys tem, das in einem Container Platz findet. Die Kunden sparen bis zu 75 Prozent der Kosten, die sie bisher für die Entsorgung von stark verschmutztem Wassers zahlten. Eine Finanzierungsrunde im Frühsommer brachte dem Startup die Mittel, um die ers ten Produkte an Kunden zu liefern.
www.preclinbiosystems.com
www.bluetector.com
Top-Branchen
Schweizer Stärken In der Medizintechnik spielen Startups klare Schweizer Stärken aus. Aber auch in anderen Branchen werden Schweizer Traditionen Uepaa!: Mathias genutzt. Etwa von Uepaa! (Rang 96). Die Haussmann, CEO. App des Startups verwandelt Smartphones von Millionen Outdoor-Liebhabern in ein alpines Tracking-, Alarmierungs- und Rettungsgerät, das auch ausserhalb des Mobiltelefonnetzes funktioniert. Uepaa! fand Partner wie die Rega, Mammut und Swisscom im eigenen Land. Zudem ist die Schweiz ein idealer Markt für das Produkt. So lancierte Uepaa! seine App im Juli zuerst hier. Noch dieses Jahr beginnt die internationale Expansion.
bruno arnold
96. Uepaa!, Zürich Mit dem Smartphone einen Notruf ab setzen auch ausserhalb des Handynetzes macht Uepaa! möglich. Die App unterstützt die Alarmierung der Uepaa!-Rettungszen trale und erhöht damit die Sicherheit von Bergsportlern im Winter und Sommer deut lich. Seit Anfang Juli ist die App für zwei Franken für Android-Handys und iPhones erhältlich. Der Verkauf startete fulminant.
Jungfirmen nach Branchen Medizintechnik Cleantech Software Mikro-/Nanotechnologie Consumer Products Biotechnologie Mobile Internet
18 15 15 13 13 11 9 6
Consumer Products
Der Gründergeist In der Top-100-Liste erscheinen immer mehr Firmen, die Produkte für Endkonsumenten entwickeln. Dazu gehört PumpTire (Rang 99). Das Startup entwickelt PumpTire: CEO Benjamin einen Veloschlauch, Krempel. der sich beim Fahren selbst aufpumpt. Der Markt ist riesig: Die USA und EU brauchen jährlich 130 Millionen Veloschläuche. Nun arbeitet Pump Tire an der Industrialisierung der Produktion und sucht Investoren.
martin heimann
91. Aeon Scientific, Zürich Ein Jahr nach der ersten Finanzierungs runde folgte bei Aeon im Juni 2013 die zwei te. Vier Millionen Franken investierten Pri vate und die Zürcher Kantonalbank, um die Entwicklung des ersten Produkts abzu schliessen. Aeon entwickelt ein Gerät, mit dem sich Katheter während Operationen präziser steuern lassen. Erstes Einsatzgebiet sind Herzoperationen.
Die fünf besten Anbieter 1. Gastros (Rang 28) 2. The Rokker Company (Rang 30) 3. Limmex (Rang 31) 4. CombaGroup (Rang 32) 5. HYT (Rang 49)
Startup.ch 2013 handelszeitung 33
Die experten
Die Kenner der Szene
Jury 100 Experten haben die Top-100-Startups gewählt. Dazu haben sie jeweils ihre
zehn Favoriten gekürt und bewertet. Die Summe der Punkte ergab die Rangliste. A Carole Ackermann, Zürich. Präsidentin Business Angels Schweiz (BAS). CEO von Diamondscull, Investmentgesellschaft im Medizinal- und Umweltbereich. www.diamondscull.ch Flavio Agosti, St. Gallen. Verantwortlich für das venturelab-Programm in der Deutschschweiz sowie für Swiss South African venture leaders. www.venturelab.ch Domenico Alexakis, Zürich. Direktor Swiss Biotech Association. www.swissbiotech.org
Lukas André, Zürich. Managing Partner bei Affentranger Associates, Venture-Capital- Gesellschaft. Mitgründer diverser IT-Startups. www.aasa.com
B Thomas Bähler, Bern. Spezialist bei Kellerhals Anwälte, u.a. für Private Equity/Venture Capital. Mitgründer SEF. Jury-Mitglied Swiss Economic Award. www.kellerhals.ch
Olivier Allaman, Freiburg. Direktor Fribourger Gründerzentrum Fri Up. www.friup.ch
Peter Balsiger, Zürich. Partner aventic partners, Geschäftsführung AM-Tec Kredit, Stiftung zur Förderung von KMU im Rahmen von Branchenwww.aventicpartners.ch Clustern.
Claude Amiguet, Neuenburg. Direktor Neode, Wissenschafts- und Technologiepark Neuenburg. www.neode.ch
Luc-Olivier Bauer, Zürich. Mitglied im Investment Advisory Committee der Venture-CapitalFirma NanoDimension. www.nanodimension.com
Nicolas Berg, Zürich. Mehrfacher Gründer und Business Angel. Mitgründer von Redalpine Venture Partners. Engagiert in diversen Jurys von Jungunternehmerpreisen und Trainer in venturelab-Kursen. www.redalpine.com Marc P. Bernegger, Zug. Gründer diverser Unternehmen, unter anderen usgang.ch und Amiando. Angel Investor. Partner bei Next Generation Finance Invest. www.nextgfi.com Christoph Birkholz, Zürich. Mitgründer und Managing Director des globalen CommunityNetzwerks HUB Zürich. www.zurich.the-hub.net Philip Bodmer, Dübendorf. Business Angel. Präsident Volkswirtschaft-Stiftung. Mitglied CTI Invest und StartAngels Network. Experte der de Vigier Stiftung. www.volkswirtschaft-stiftung.ch
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Die experten
Jan Bomholt, St. Gallen. Mitgründer des
usiness-Angel-Netzwerks b-to-v (BrainsTo B Ventures). Gründer des Portals MeinEinkauf. https://meineinkauf.ch
Silvio Bonaccio, Zürich. Leiter ETH-Transfer/ Spin-offs, Mitglied des Steering Committee der venture Businessplan Competition an der ETH Zürich. www.vpf.ethz.ch Jacques Bonvin, Genf. Spezialist bei Tavernier Tschanz, Wirtschaftsanwälte, für Venture Capital, Private Equity, M&A, neue Technologien. www.taverniertschanz.com Pierre Bordry, Lausanne. Direktor von CapitalProximité, Netzwerk-Initiative für Investoren/ Startups der Kantone in der Romandie. www.capitalproximite.ch Diego A. Braguglia, Zug. General Partner VI Partners, Venture-Capital-Gesellschaft. Fokus: Life Sciences/Biotech. www.vipartners.ch Peter E. Braun, St. Gallen. Aktiver Business Angel. Gründer/CEO des Investoren-Netzwerks Mountain Club. www.mountain-club.ag David Brown, Lausanne. Aktiver Business Angel. Gründer/Mitgründer diverser Startups, u.a. buy.at/Poken. Verwaltungsrat SalsaDev. Mitglied von Go Beyond. http://ch.linkedin.com/in/spacecubist
Peter E. Burckhardt, Basel. CEO EVA – the Basel life sciences start-up agency. CEO Basel Inkubator. Präsident BioBac. www.basel-inkubator.ch
C Heinrich Christen, Zürich. Partner Ernst & Young. Fokus: Medtech. Partner in Charge of Entrepreneur Of The Year. www.ey.com Gert Christen, Zürich. CEO BlueLion, Inkubator für ICT- und Cleantech-Unternehmen. CEO Startzentrum Zürich. www.bluelion.ch Pierre Comte, Neuenburg. Business Angel, Fokus: Medtech. Gründer/CEO Sigma Professional. Lecturer bei EPFL und IMD. CTI-Startup-Coach und venturelab-Trainer. www.venturelab.ch Alexandre Coquoz, Neuenburg. Associate Director der Innobridge. CEO Jade Invest. www.innobridge.com
D Alberto De Lorenzi, Bioggio. Business Angel mit Fokus auf ICT-Startups, Partner bei De Lorenzi & Partners. Coach CTI Startup. www.delorenzi.ch Pascal Dutheil, Lausanne. Gründer Andromède Consulting. Fokus: Seed & Early Stage Venture Capital. Coach CTI Startup. www.andromede.ch
F Claude Florin, Lausanne. Business Angel. Gründer/Präsident der Investorengruppe Association A3 Angels, Seed & Early Stage Venture Capital. Fokus: Medtech/Mobile Telecom. www.a3angels.ch Sébastien Flury, Delémont. Startup-Aktivist. Gründer/Blogger von startupolic. Gründer/Manager bei Geeks of the Arc. www.startupolic.com Alan Frei, Zürich. Unternehmer, Investor. Leiter der Startup-Plattform Startup@UZH der Universität Zürich. www.startup.uzh.ch Patrik Frei, Zürich. Gründer/CEO Venture Va luation, Bewertung von Hightech-Firmen. Fokus: Life Sciences, ICT, Nanotech, erneuerbare Energien. www.venturevaluation.com Jan Fülscher, Männedorf. Geschäftsführer Business Angels Schweiz (BAS). Juror und Coach bei diversen Startup-Wettbewerben. www.businessangels.ch
G Frank Gerritzen, Lausanne. Präsident Business Angels Schweiz (BAS) Romandie. VR bei Careerplus Group. Gründer Niederlassung CH der Wealth Peer Group. www.businessangels.ch
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Die experten
Eric Gisiger, Zürich. Gründungsmitglied/
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Gabriel Gomez, Lausanne. Mitgründer/Präsident der Private-Equity-/Venture-Capital-Gesellschaft DEFI Gestion. www.defigestion.com Denis R. Grisel, Bern. Leiter Standortförderung Kanton Bern. www.berneinvest.com Patrick Griss, Schlieren. Executive Partner Zühlke Ventures. Fokus: Hightech-Startups. Mitglied im Beratungsausschuss des Empa-Technozentrums glaTec. www.zuehlke.com Daniel Gutenberg, Zug. Business Angel of the Year 2011. General Partner VI Partners, VentureCapital-Gesellschaft. Fokus: IT. www.vipartners.ch Rudolf Gygax, Zürich. Venture Capitalist, Managing Partner Nextech Invest. Fokus: Onkologie. www.nextechinvest.com
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Peter Harboe-Schmidt, Schwerzenbach. Mitgründer diverser Pharmaunternehmen, u.a. SpiroChem und Xigen Pharma sowie des ETHSpin-off Glycemicon, wo er Executive Board www.glycemicon.ch Member ist. Reto Hartinger, Zürich. Serial Entrepreneur und Business Angel (u.a. search.ch, insider.management etc.). Präsident Erfa-Gruppe Internet Briefing. www.insi.ch
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Philipp Hasler, Zürich. Business Angel. Investment Director Emerald Technology Ventures. Fokus: Cleantech. www.emerald-ventures.com René Hausammann, Winterthur. Leiter Technopark Winterthur und Transfer ZHW. www.tpw.ch
K Kilian Kämpfen, Flamatt. Chief Business Development der Ringier Digital, führendes Schweizer Kompetenzzentrum für Online-Marktplätze und E-Commerce. www.ringierdigital.ch Fernand Kaufmann, Zürich. Business Angel. Fokus: Cleantech. Advisor bei Emerald Technology Ventures. www.emerald-ventures.com Cédric Köhler, Zürich. Venture Capitalist. Partner Creathor Venture. Fokus: IT, Telekom, Medien, neue Materialien. www.creathor.ch André Kühni, Aarau. Leiter KMU Services/Startup-Beratung Aargauer Kantonalbank. www.akb.ch Pius Küng, St. Gallen. Gründer der Unternehmens- und Marketingberatungsfirma Dr. Pius Küng & Partner und VRP Institut für Jungunternehmen. Trainer venturelab. www.kueng-partner.ch Stefan Kyora, Luzern. Managing E ditor von startupticker.ch. Mitinhaber Journalistenbüro Niedermann. Wirtschaftsjournalist. F okus: Hightech-Startups/Unternehmensfinanzierungen. www.startupticker.ch
L Jean-Philippe Lallement, Lausanne. General Manager Science Park EPFL. Präsident SwissParks.ch. Business Angel. www.parc-scientifique.ch Dr. Hervé Lebret, Lausanne. Manager Innogrants EPFL. Ex-Principal von Index Ventures, VentureCapital-Gesellschaft. www.epfl.ch Peter Letter, Baar. Business Angel. Mitgründer/ Principal der paprico, Experte für Private Equity Capital & Companies. www.paprico.ch
Wolfgang Henggeler, Zürich. Leiter Bereich Physical Sciences bei Unitectra, TechnotransferOrganisation der Unis Zürich, Bern, Basel. www.unitectra.ch
Hansruedi Lingg, Root-Längenbold. Geschäftsleiter Technopark Luzern. www.technopark-luzern.ch
Nicole Herzog, St. Gallen. Rechtsanwältin. President of the Board der Aktionärs-Plattform Sherpany-Agilentia, Mitgründerin/Member of the Board bei Haufe-umantis, Talent Management. www.umantis.com
Pascal Marmier, Schanghai. Executive Director/ Vice Consul General swissnex China. Co-Organisator venture leaders in Boston USA. www.swissnexchina.org
Matthias Hölling, Zürich. Technology Manager – Gruppenleiter Spin-offs ETH Transfer. www.vpf.ethz.ch/transfer Markus Hosang, Basel. Venture Capitalist. General Partner bei BioMedinvest. Fokus: Life Sciences. www.biomedvc.com Patrick Hug, Zürich. Stellvertretender Leiter Startup Finance der Zürcher Kantonalbank ZKB. www.zkb.ch
J Michel Jaccard, Lausanne. Gründer/Partner bei der Rechtsanwaltskanzlei id est avocats. E xperte u.a. für Corporate Finance, neue Technologien und Medien. www.idest.pro Mario Jenni, Schlieren. Mitgründer/Geschäfts leiter BIO-Technopark Schlieren, Life-ScienceZentrum im Grossraum Zürich. Mitinitiant glaTec. www.bio-technopark.ch
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Davide Mauri, Lausanne. Vizepräsident Technologies Médicales – Eurofin Ventures/Polytech Ventures. www.eurofinventures.com Dominique Mégret, Bern. Leiter Swisscom Ventures. Mitgründer Kickstart Ventures. www.swisscom.ch/ventures Simon Meier, Basel. Investment Director Roche Venture Fund. Jury-Mitglied bei venture kick. www.venturefund.roche.com Didier Mesnier, Genf. Executive Officer Alp ICT, Hightech-Cluster Westschweiz. www.alpict.com Jordi Montserrat, Lausanne. Mitgründer XO3. Verantwortlich für das Management von venture kick und venturelab. www.venturekick.ch Carolina Müller-Möhl, Zürich. VR-Präsidentin der Müller-Möhl Group, Investment Managements. Präsidentin des Swiss Economic Award. www.mm-grp.com
Die experten
N Michael Näf, Zürich. Business Angel. Gründer/ CEO des Online-Terminplaners doodle.com. www.doodle.com Alain Nicod, Zug. Business Angel. Gründer/ Mitgründer diverser Startups, u.a. LeShop.ch. Gründer/Managing Partner VI Partners, Risiko kapital-Gesellschaft. Fokus: ICT/Life Sciences. www.vipartners.ch Peter Niederhauser, Zürich. Serial Entrepreneur/ Business Angel. General Partner Redalpine Venture Partners, Venture-Capital-Gesellschaft. www.redalpine.com Lutz Nolte, Bern. Vizepräsident der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) und Förderbereichspräsident im Bereich Startup und Unternehmertum. Direktor des Instituts für chirurgische Technologien und Biomechanik an der Universität Bern. www.istb.unibe.ch
O
R Jost Renggli, Zürich. Mitgründer/Partner Venture Valuation, Beurteilung/Bewertung von HightechStartups für Investoren. Fokus: Life Sciences. www.venturevaluation.com Balz Roth, Zürich. Business Angel. Im Management-Team von Go Beyond, Business-AngelsNetzwerk. www.go-beyond.biz Jan Rothenberger, Zürich. Ehemals Leiter startwerk.ch, neu Community-Spezialist beim Nachrichtenmagazin «20minuten». www.startwerk.ch
S Beat Schillig, St. Gallen. Gründer und geschäftsführender Partner IFJ Institut für Jungunternehmen, Business Angel of the Year 2012. www.ifj.ch Michael Schmitt, Zürich. Angel Investor. Früher bei Google tätig als Lead Engineer, jetzt beim Early Investor Go Beyond und Juror bei venture kick. www.go-beyond.biz
Magne Y. Orgland, Teufen. Business Angel. Managing Partner bei Norga Capital. VR bei 1741 www.1741am.com Asset Management.
Christian Schütz, St. Gallen. Partner beim Business-Angels-Netzwerk b-to-v Partners. www.b-to-v.com Jury-Mitglied venture leaders.
Markus Oswald, Schwyz. Venture Capitalist. CEO Innovationsstiftung KB Schwyz. Coach CTI Startup. www.szkb.ch/innovationsstiftung
Florian Schweitzer, St. Gallen. Mitgründer/Partner b-to-v Partners, Business-Angels-Netzwerk. Vorstandsmitglied SECA. www.b-to-v.com
P Alexandre Peyraud, Lausanne. Venture Capitalist, Fokus: IT, Cleantech. Private Equity Manager bei Debiomanagement (Debiopharm Group). www.debiomanagement.com Peter Pfister, Zürich. Aktiver Business Angel seit 2001. Aktiv bei StartAngels Network. www.startangels.ch Eric Plan, Sion. Generalsekretär CleantechAlps, Cleantech Cluster Westschweiz. www.cleantech-alps.com Jim Pulcrano, Lausanne. Executive Director IMD – International Institute for Management Development, verantwortlich für IMD Startup Competition. www.imd.org Erika Puyal Heusser, Zürich. Leiterin Startup Finance/ Pioneers, Zürcher Kantonalbank. Vorstandsmitglied «Go! Ziel selbstständig». www.zkb.ch
Peter Seitz, Zürich. Serial Entrepreneur. Geschäftsführer des ETH Innovation and Entrepreneurship Lab (ieLab). www.ethz.ch/research/ielab Michael Sidler, Zürich. Business Angel. General Partner Redalpine Venture Partners. Partner Intro International. www.redalpine.com François Stieger, Yverdon-les-Bains. Mehrfacher Angel Investor. Mitgründer der Eurofin Ventures. Board Member von Lotaris. www.lotaris.com Pierre Strübin, Plan-les-Ouates. Technischer Direktor Fongit – Fondation Genevoise pour l’Innovation Technologique. VR-Vizepräsident von Fongit Seed Invest. http://wpfsi.fongitseedinvest.com
T Jean-Philippe Tripet, Zürich. Mitgründer diverser Biotech-Firmen, u.a. Glycart und Cytos. Grün-
der, Managing Partner und CFA der Aravis, Venture-Capital-Firma. Fokus: Energie/Life Sciences. www.aravis.ch
V Paul-André Vogel, Sion. Direktor CimArk, Start up-Supporting-Netzwerk. Coach CTI Startup. www.cimark.ch Pascale Vonmont, Basel. Stv. Geschäftsführerin Gebert Rüf Stiftung. Delegierte im Strategierat von venture kick. Jury-Mitglied bei venture leaders. Beirat von «sei», Schweizer Social Entrepreneurship Initiative. www.grstiftung.ch Jean-Pierre Vuilleumier, Solothurn. Geschäftsführer der W.A. de Vigier Stiftung. Managing Director CTI Invest. www.devigier.ch
W Lucian Wagner, Zürich. General Partner bei EuroUS Ventures, Investing for US Growth. Mitgründer/Präsident bei Launch in US Alliance. www.eurousventures.com Steffen Wagner, Zürich. Mitgründer/Managing Partner bei Investiere / Verve Capital Partners. www.investiere.ch Josef Walker, Chur. Leiter «Entrepreneurial Management» der HTW Chur. Im Committee des ETower. Fachbeirat Neuunternehmer Ostschweiz. Mitglied Band of Angels. www.fh-htwchur.ch Christian Wenger, Zürich. Business Angel. Partner bei Wenger & Vieli, Wirtschaftsanwälte. Fokus: Private Equity/Venture Capital/M & A. SECA-Vorstandsmitglied. Präsident CTI Invest. www.wengervieli.ch Sandy Wetzel, Yverdon-les-Bains. General Manager bei Y-Parc – Swiss Technopole. www.y-parc.ch
Z Roland Zeller, Binningen. Business Angel. Mitgründer/langjähriger CEO des Online-Reisebüros travel.ch. VR von GetYourGuide. Teilhaber Crearis, Betreiberin diverser Online-Shops. www.crearis.ch Jürg Zürcher, Zürich. Partner/Biotechnology Leader EMEIA (Europa, Mittlerer Osten, Indien, Afrika) bei Ernst & Young. www.ey.com
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Der Klub der ältesten Unternehmen der Schweiz
Weltklasse Die ältesten Schweizer Firmen setzten schon früh auf Qualität und Internationalität. Pascal Ihle
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iele Unternehmer reiben sich verwundert die Augen. 150 Jahre ist ein stattliches Alter, das viele beeindruckt. Unter der Marke Suite 150 sind Schweizer Firmen vereinigt, die seit mindestens 150 Jahren existieren. Dieser exklusive Kreis, der von der «Handelszeitung» initiiert wurde, zählt 68 Mitglieder, die auf den folgenden Seiten porträtiert werden. Neu dazugestossen sind Bad Schinznach (1651), Schulthess (1791), Banque Bonhôte (1851), Fischer Reinach (1842), Sulzer (1834), Testex (1846), Bernhard Polybau (1853), Lenzlinger (1862), der Schweizer Alpen-Club und Glutz (beide 1863). Zudem feierten dieses Jahr sechs Unternehmen runde Jubiläen, allen voran die Düngerfabrik Hauert, die 350 Jahre alt ist. Bei der Uhrenmanufaktur Jaquet Droz (250 Jahre) tauchen wir ein ins Zeitalter der Aufklärung und erleben, wie die Handwerkskunst die
foto: wicklung von triebmotorläufern im Münchensteiner Werk der Brown Boveri company (bbc) um 1900. (keystone/photopress-archiv)
europäischen Königshäuser und sogar den chinesischen Kaiser Qianglong begeisterte. Die vielen Firmengeschichten und Anekdoten faszinieren. Sie sind Zeugnis einer jahrhundertealten, lebendigen Unternehmerkultur, die schon früh auf Qualität und Internationalität setzte – zwei Trümpfe, die heute noch stechen. Der Klub Suite 150 verfügt über Tradition und enormes Wissen. Dieses stellt er ausgewählten Startups zur Verfügung. Geschäftsleitungsmitglieder von Kaba, Ringier und Bank Linth tauschten sich dieses Jahr mit Jungunternehmern über Führung, Digitalisierung und Auslandexpansion aus. Kaba-Chef Riet Cadonau ist der Ansicht, «dass ich als CEO auch die Aufgabe habe, mein Wissen weiterzugeben und jungen Unternehmern beiseitezustehen». Das ist eine gute Voraussetzung für ein langes, möglicherweise gar 150-jähriges Bestehen.
Suite 150 handelszeitung 39
Die ältesten Unternehmen der Schweiz Alt trifft Jung
Online verbindet
Ringier und Staff Finder Für digitale
lattformen kann Staff Finder auf P die Unterstützung des Medienkonzerns zählen.
laurina waltersperger (Text), bruno arnold (Foto)
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iktor Calabròs Geschäft ist ein Balanceakt. Er muss stets den Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage finden. Der Jungunternehmer bringt mit seiner Online-Plattform Staff Finder Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammen und das während 24 Stunden, sieben Tagen in der Woche und mit einer Mindestvorlaufzeit von zwölf Stunden. Steigen die Anfragen und er stellt zu wenig Personal, hat Calabrò ein Problem. Dieses Flexibilitätsversprechen bedarf der richtigen Kommunikation, um Arbeitgeber und Arbeitnehmer fristgerecht zusammenzubringen. Calabrò hat Staff Finder 2010 zusammen mit Sandro Barbieri gegründet. Vom Kurzeinsatz von einer halben Stunde bis zu einem Monat finden bei ihm etwa Gastronomen, Konzertveranstalter oder Detailhändler temporär benötigtes Personal. Seit diesem Jahr geht Calabrò vermehrt an die Öffentlichkeit, einerseits für mehr mediale Visibilität und anderseits, um Plattformen wie Facebook oder Xing für die gezielte Personalsuche zu nutzen. Die Onund Offline-Kanäle der Kommunikation seien ein Feld, das erst einmal abgetastet und
40 handelszeitung Suite 150
ausprobiert werden müsse, sagt Calabrò. «Neben Try and Error brauchen wir auch Expertise.» Dazu hat sich Calabrò mit dem Mentoring-Programm der «Handelszeitung» Hilfe beim Verlagshaus Ringier geholt. Digitale Unterstützung. An der Dufourstras se, gleich hinter dem Zürcher Opernhaus, empfängt Michael Voss, operativer Geschäftsleiter bei Ringier, an diesem Nachmittag Jungunternehmer Calabrò. Moderne Fotografien schmücken die Wände entlang des Gangs zu Voss’ Büro. Der Blick aus der obersten Etage des Pressehauses reicht auf die Dächer der umliegenden Häuser. Der Deutsche Voss kam 2010 zu Ringier und leitet seit gut einem Jahr die operativen Geschäfte des Medienkonzerns. Neben den publizistischen Aushängeschildern wie «Blick» oder «Schweizer Illustrierte» bietet Voss mit Ringiers digitalen Plattformen eine breite Palette, von der Calabrò für seine Geschäftsidee profitieren kann. «Im digitalen Bereich leisten wir gerne Unterstützung», sagt Voss. Ausserdem sei auch Ringier interessiert, neue Erfahrungen mit Geschäftsmodellen der Zukunft zu sammeln. «Auch wir profitieren, wenn wir ausserhalb der Kon-
zernstruktur vermehrt mit der Startup-Szene in Berührung kommen», sagt Voss. Obschon Ringiers digitale Plattformen wie etwa DeinDeal, cash.ch, jobs.ch oder Scout24 sehr unterschiedliche Geschäftsmodelle hätten, sei der Austausch mit Staff Finder spannend, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede festzustellen. Für Calabrò bietet der Austausch mit Ringier die Möglichkeit, die notwendigen Erfahrungen zu sammeln, um nach aussen erfolgreich zu kommunizieren. «Die richtige Kommunikation ist bei unserem Geschäft eine Knacknuss», weiss Calabrò. Es gehe darum, den Interessenten möglichst rasch und klar zu erklären, was Staff Finder anders mache als all die anderen OnlinePersonalvermittler. Und das müsse unter Einsatz möglichst geringer Mittel gelingen, sagt Calabrò. Bei einem Startup gebe es eben nun mal finanzielle Restriktionen. Für ihn stellt sich die Frage: «Welches sind für uns die wichtigsten Kanäle, wo wir mit möglichst wenig finanziellen Ressourcen einen grossen Effekt erzielen können?» Wie die Gespräche mit Ringier gezeigt hätten, brauche es einen Mix aus Massenvermarktung und punktuellen Aktionen. Auf Facebook
Der COO von Ringier Michael Voss und der Gründer von Staff Finder Viktor Calabrò ergänzen sich.
etwa dient die bereits auf 35 000 Likers angewachsene Community vorwiegend als Grundrekrutierungstool für Arbeitnehmer. Calabrò kann dort zu Jobs und News direkt mit den Arbeitnehmern kommunizieren. «Dieser Kanal ist eine Art kleine Online-Zeitung für unsere Community geworden», sagt er. Wenn er aber innert weniger Tage etwa 50 Köche für eine Veranstaltung in Appenzell stellen soll, müsse er anders vorgehen: «Dort gehen wir über Verbände, um rechtzeitig an unsere Zielgruppe zu gelangen.» Gute Ratschläge für sein Geschäft habe Calabrò etwa aus den Gesprächen mit den Geschäftsführern von Cashzweiplus und Goodnews erhalten. Als operativer Chef von Ringier hat Voss die Verbindung zu den einzelnen Geschäftsleitern im digitalen Bereich hergestellt. Unterschiede ergänzen sich. Obschon es viele Berührungspunkte zwischen dem Online-Startup Staff Finder und dem digitalen Portfolio des Medienhauses Ringier gibt, sitzen sich an diesem Nachmittag an der Dufourstrasse zwei sehr unterschiedliche Männer gegenüber: Der eine ist Pionier, sagt von sich, er sei der Mann fürs Grobe. Einer, der
«Auch Ringier profitiert, wenn wir ausserhalb der Konzernstruktur in Berührung kommen mit der Startup-Szene.»
sich «auf der grünen Wiese wohlfühlt, das Spielfeld absteckt, die Mannschaft aufstellt und das Spiel definiert», sagt Calabrò. Der andere ist ein Stratege, der operative Denker bei Ringier. In der Konzernstruktur fühle er sich wohl, sagt Voss, ob bei Ringier oder die Jahre zuvor beim Hamburger Verlagshaus Gruner+Jahr und der Spiegel-Gruppe. «Ich glaube, es ist eine Mentalitätsfrage», sagt Voss. Der eine habe das Startup-Gen, wolle eine Geschäftsidee von Grund aufbauen, die Firma ab einem gewissen Reifegrad ver-
kaufen und sich der nächsten unternehmerischen Herausforderung annehmen. Auf ihn treffe eher das «Unternehmer-Gen» zu, sagt Voss. «Je weiter man in der Hierarchie eines Unternehmens nach oben wandert, desto näher kommt man einer unternehmerischen Situation.» Als Vorstand versteht er sich als Unternehmer im Unternehmen; mit einer Verantwortung für die Mitarbeitenden, die Produkte und das wirtschaftliche Ergebnis – wenn auch nicht mit dem eigenen Kapital als wesentlicher Unterschied. Das Geschäft mit der temporären Arbeitsvermittlung liefe so weit gut, sagt Calabrò. Für die Zukunft hat der Jungunternehmer grosse Pläne. Obwohl die Konkurrenz stark wächst, soll ihm seine Geschäftsidee im hiesigen Markt keiner so schnell streitig machen. Es werde wohl auch nicht mehr lange dauern, bis ausländische Anbieter das Geschäft aufmischen werden. Daher will Calabrò in den nächsten Jahren in Europa expandieren. Auch da dürfte er beim Konzern Ringier, der in Osteuropa eine starke Medienpräsenz aufweist, etwa in Serbien, Tschechien und Ungarn, gut aufgehoben sein – wenn es um Ratschläge im Auslandgeschäft geht. Suite 150 handelszeitung 41
Voneinander lernen: Limmex-Chef Martin Reber, Kaba-Chef Riet Cadonau und Pascal 足Koenig, Mitgr端nder von Limmex (v.l.). 42 handelszeitung Suite 150
alt trifft jung Die ältesten Unternehmen der Schweiz
Mit Design und Technik
Kaba und Limmex Ein Weltkonzern und ein gefeiertes Startup besprechen gemeinsam die nächsten Schritte zum Erfolg.
Stefan mair (Text), Martin Heimann (Foto)
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ährend des MentoringProgramms Suite 150 der «Handelszeitung» entdecken junge und arriviertere Unternehmen immer wieder, wie viel sie trotz ihres Altersunterschieds verbindet. Ein solcher Fall war etwa bei Kaba und Limmex zu beobachten. Kaba als führende Firma im Bereich Sicherheitsindustrie mit Sitz in Rümlang ZH übernahm das Mentoring für Limmex, den Hersteller von innovativen Notruf-Uhren. Das junge Unternehmen verbindet traditionelles Schweizer Uhrenhandwerk mit Sicherheitstechnik, etwa Alarmknöpfen, und hat damit Schweizer Kunden und Investoren begeistert. Anfang des Jahres stellte man sich bei Limmex die Frage, wie man auch über den Schweizer Markt hinaus erfolgreich sein könne. Da kam das Mentoring-Programm der Suite 150 gerade recht. Aus der langen Liste der Mitgliedsfirmen, also allesamt Unternehmen, die älter als 150 Jahre sind und über viel Erfahrung auf internationalen Märkten verfügen, konnte sich Limmex einen Mentor aussuchen. «Ich habe mich sehr über das Angebot des Mentorings gefreut», erinnert sich Limmex-Gründer Pascal Koenig. «Wir hatten viele spannende Firmen zur Auswahl. Am interessantesten für uns war Kaba. Uns verbindet, dass wir beide im Bereich Sicherheitstechnik tätig sind.» Wissen weitergeben. Der Weltmarktplayer Kaba war sofort für das Mentoring zu haben. Konzernchef Riet Cadonau erinnert sich: «Die Idee, dass CEOs sich zu Gunsten von Startups im Rahmen des Programmes Suite 150 einbringen, hat mich überzeugt. Ich bin der Ansicht, dass ich als CEO auch die Aufgabe habe, mein Wissen weiterzugeben und jungen Unternehmern beiseitezustehen.» Dem Start des Mentoring-Programms stand
nichts mehr im Wege. Die erste Begegnung mit den jungen Unternehmern von Limmex hat Cadonau noch genau in Erinnerung: «An unsere erste Begegnung erinnere ich mich so, dass ich zwei junge Menschen vor mir hatte, die fest an ihre Mission geglaubt und das auch ausgestrahlt haben.» Auch Limmex-Gründer Pascal Koenig hat das erste Zusammentreffen in sehr positiver Erinnerung: «Beim ersten Gespräch ist Herr Cadonau nach kurzer Zeit, vielleicht nach einer Viertelstunde, zu den für uns wich tigen Fragen vorgedrungen.» Schnell einigten sich der CEO von Kaba und die jungen Unternehmer auf ein Schwerpunktthema, das sie gemeinsam angehen wollten. Es war das grosse Wunschthema von Limmex: Wie gelingt Internationalisierung? «Man kommt als junger Unternehmer mit einer Idee, hat Erfolge im Hei-
de uns ein zentraler USP plötzlich fehlen, daher ist Design für uns ganz essenziell.» Riet Cadonau sieht in diesem Punkt eine grosse Gemeinsamkeit: «Wir stehen als Unternehmen für Sicherheit, Funktionalität, Anwenderkomfort. Wir sehen uns aber auch als Vorläufer darin, Design als Differenzierungsmerkmal einzusetzen.» Dass der Austausch über das Mentoring-Programm hinausgehen wird, steht für Kaba und Limmex ausser Frage. Ein besonderer Vorteil. Die beiden innovativen Jungunternehmer können auf das weit verzweigte und internationale Kontaktnetz von Riet Cadonau zugreifen. Dadurch haben sich auch Perspektiven für neue Projekte ergeben. «Mir ist es wichtig festzustellen, dass ich zwar Kontakte vermitteln konnte», sagt Kaba-Chef Cadonau, «aber die Über-
Die junge Firma Limmex will wissen, wie sie den Sprung ins Ausland schafft. matmarkt und muss sich dann überlegen, wie schaffe ich den nächsten Sprung auf andere Märkte», sagt Pascal Koenig. Die Ratschläge von Cadonau mit seiner grossen Erfahrung auf Märkten weltweit konnten da nur zum Nutzen von Limmex sein. «Wir haben uns schnell darauf geeinigt, diese Frage zu bearbeiten, wie man es also schafft, über den Schweizer Heimatmarkt hinauszukommen», so der Kaba-Chef. Bei all diesen Diskussionen über die zukünftige Unternehmensstrategie hat Kaba und Limmex geholfen, dass für sie ein Prinzip besondere Bedeutung hat: Die Verbindung von Technik und Design. Martin Reber, der im Sommer neuer CEO von Limmex geworden ist und sich ebenfalls sofort mit Kaba-Chef Cadonau austauschen konnte, ist sich sicher: «Wenn wir unser Design nicht hätten, wür-
zeugungsarbeit liegt natürlich bei den jungen Unternehmern, und das haben sie sehr gut gemacht. Ich freue mich, wenn wir uns weiter austauschen können.» Bei Kaba und Limmex wurde deutlich, wie befruchtend das Zusammenkommen von jungen und etablierten Unternehmen sein kann. «Ich bin überzeugt davon, dass man als Unternehmer verpflichtet ist, eine anregende, kreative Umgebung zu schaffen, in der man auf neue Ideen kommt.» Genau das passiere in so einem Mentoring-Programm, so der Limmex-CEO. «Ein CEO darf nie glauben, alles zu wissen. Das wäre ein Fehler. Man muss neugierig bleiben», sagt Kaba-Chef Cadonau abschliessend, «und das Mentoring-Programm regt dazu an, das bringt den jungen Unternehmen genauso etwas wie den etablierteren.» Suite 150 handelszeitung 43
Die ältesten Unternehmen der Schweiz Alt trifft Jung
Wenn Führung nötig wird Bank Linth und Agilentia Wie das wachsende Startup in Führungsfragen von einem Mentor und Kunden profitiert.
Laurina waltersperger (Text), Martin heimann (Foto)
E
lektriker verlegen Kabel, der Aufzug ist noch mit Plastik ausgekleidet, es riecht nach frischer Farbe. Startup-Gründer Tobias Häckermann öffnet die Tür: «Hier gehts lang.» Im 5. Stock des frisch renovierten Gebäudes an der Josefstrasse in Zürich ist er vor kurzem mit dem Agilentia-Team eingezogen. Die kleine Bleibe an der Bahnhofstrasse, wo er mit Sherpany vor bald drei Jahren losgelegt hatte, bot nicht mehr genug Platz für seine wachsende Mannschaft. Die Räume sind schlicht, in der Ecke des kleinen Besprechungszimmers stapelt sich das Werkzeug des Umzugs. Häckermann erzählt, wie er und Mitgründer Roman Bühler während eines Uni-Austauschse mesters in Siena den ersten Businessplan für die Geschäftsidee zu Sherpany schrieben. «Wir hatten die Zeit dazu. Das Uni-Leben dort war nicht besonders anstrengend», sagt er und schmunzelt. Der 29-Jährige hat an der Universität Zürich Jura studiert. Auf die Geschäftsidee mit Sherpany habe ihn George Clooney als Aushängeschild und Markenbotschafter von Nespresso gebracht. Das habe ihn zur Idee inspiriert, dass es gar keine prominenten Gesichter brauche, sondern dass die potenziellen Botschafter ganz nahe liegen: «Kotierte Firmen müssen dazu nur ihre Aktionäre mehr mobilisieren.» Bereits als Student hat Häckermann mit Aktien gehandelt, sich Firmen ausgesucht und investiert. «Nach dem Kauf ist der aktive Prozess für den Aktionär beendet.» Die Titel sind zwar im Depot, das Unternehmen aber weit weg. «Der Mitwirkungsmoment eines Aktionärs beschränkt sich auf die Abstimmung an der jährlichen Generalversammlung», sagt Häckermann. Das wollte er ändern – indem er nach einer Lösung für Unternehmen suchte, um die digitale Kommunikation mit den Aktionären zu verbessern. «Es geht darum, wie ich die digitale
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Präsenz meines Gegenübers sichere.» Seine Plattform bietet dem Aktionär Zugang zur Online-Abstimmung, zu Firmeninformationen, Frage-Antwort-Rubriken, Audio und Video-Beiträgen relevanter Neuigkeiten. Unternehmen, die ihren Aktionären die Plattform anbieten, können so mehr über deren Meinung erfahren – gerade im Vorfeld der Generalversammlung, sagt Häckermann. Zu seinen Kunden zählen etwa Adecco, Swiss Re und die Zurich Versicherung. Digitalisierung als Gemeinsamkeit. Ländlich gelegen, unweit des oberen Zürichsees in Uznach, befindet sich der Hauptsitz der Bank Linth. Seit über 150 Jahren ist die Bank dort regional verankert. Vor der Geschäftsleitung präsentiert Thomas Häckermann heute seine digitale Kommunikationslösung und hofft, die Traditionsbank damit auf ihrem Weg zur digitalen Transformation unterstützen zu können. Die veränderten Kundenbedürfnisse habe man bereits vor einiger Zeit wahrgenommen und darauf reagiert, sagt David Sarasin, Vorsitzender der Geschäftsleitung. Während die Besucherzahlen gerade in den Kleinfilialen in den letzten fünf Jahren massiv abgenommen haben, seien die Nutzerzahlen im E-Banking stark gestiegen. Die Bank hat vier der kleineren Filialen in der Umgebung geschlossen, die Mobilität ihrer
«Klare Werte und Definitionen zu formulieren, war eine schwierige Aufgabe.»
Berater erhöht und das E-Banking ausgebaut. Die Berater betreuen ihre Kunden heute bei Kreditfragen, Hypotheken oder Anlagestrategien auf Wunsch auch zu Hause. Neben dem E-Banking will die Bank in den kommenden Monaten ins Mobile-Banking einsteigen und ihren Kunden eine entsprechende App für den Zahlungsverkehr übers Handy anbieten. Auch kleinere Banken müssen investieren, um ihren Kunden ein konkurrenzfähiges Digital-Angebot bieten zu können. «Für die Kunden ist das selbstverständlich geworden», sagt Sarasin. Dass diese Digitalisierung auch für die Aktionäre von wachsendem Interesse ist, davon hat ihn Häckermann in den gemeinsamen Gesprächen überzeugt. «Wir haben unser Aktionariat tendenziell zu konservativ eingeschätzt», sagt Sarasin. Nicht nur die junge, auch die ältere Generation sei heute internetaffin, sagt Häckermann. Wie er bei seinen Kunden feststellt, nutzen diese besonders die TabletVersion von Sherpany. «Das ist viel intuitiver, und die Leute getrauen sich eher, einfach mal auszuprobieren.» Die Bank Linth will noch dieses Jahr in einem Pilotprojekt die digitale Kommunikation mit den gut 10 000 Aktionären aufnehmen. Häckermann habe in der Geschäftsleitungssitzung gute Überzeugungsarbeit geleistet, sagt Sarasin. Neben der Plattform für die Aktionärskommunikation bietet Häckermann analog dazu auch eine digitale Plattform für den Verwaltungsrat. Auch damit will Sarasin versuchsweise bald starten. Er hofft, dass alle Kollegen mitziehen werden. Denn «das digitale KommunikationsTool ist nur dann effizient, wenn alle Beteiligten umstellen». Wertekultur für Startups. Primär sei es aber nicht darum gegangen, die Bank Linth als Kunde zu gewinnen, sagt Häckermann.
Agilentia-Gründer Tobias Häckermann will von David Sarasin (links), GL-Mitglied der Bank Linth ein ehrliches Feedback.
Vielmehr wollte er die Gelegenheit für ein ehrliches Feedback nutzen. Diese Situation biete sich sonst mit normalen Kunden nicht. Das habe viel gebracht. «Wir haben gesehen, wie wichtig es ist, den Kunden auch nach der Implementierung der Plattform laufend einen guten Service zu bieten», sagt Häckermann. Zudem habe ihm Sarasin wichtige Ratschläge zur werteorientierten Führung auf den Weg gegeben. Häckermanns Startup zählt zurzeit 14 Mitarbeitende, zwei davon sind als Software-Entwickler in Lissabon stationiert. «Zu fünft ging alles noch ganz gut, aber schon mit zehn Leuten wurde es schwieriger», sagt er. Es brauche klare Leitplanken, welche die tägliche Zusammenarbeit regeln. Klare Werte und De-
finitionen zu formulieren, sei eine der grössten Herausforderungen gewesen. Mit David Sarasin hatte Häckermann in dieser Angelegenheit einen guten Berater. Sarasin hatte, bevor er vor gut zehn Jahren zur Bank Linth kam, zusammen mit fünf Partnern selber eine Beratungsfirma gegründet. Anfänglich sei der Enthusiasmus gross gewesen. «Als es härter wurde, kamen auch die unterschiedlichen Vorstellungen zum Vorschein», erinnert er sich. Man habe es verpasst, von Anfang an klare Richtlinien festzulegen. Schliesslich gingen vier der sechs Partner, darunter auch er. Eine solche Spaltung will Häckermann verhindern: «Viele Jungunternehmer sehen nur die gemeinsame Vision.» Aber nach der Euphorie
komme meist die Ernüchterung. Die Gespräche mit Sarasin haben ihm geholfen, mit seinem Geschäftspartner klare Richtlinien für das Unternehmen zu definieren: Pragmatisch vorzugehen und vor allem das vorzuleben, was man von seinen Mitarbeitenden verlangt. Mit dem Pilotprojekt für die digitale Kommunikation mit den Aktionären und dem Verwaltungsrat bei der Bank Linth wird der Austausch zwischen Sarasin und Häckermann auch nach dem Mentoring weiter gehen. Beide müssen jedoch erst die Ideen und Ratschlägen des anderen anwenden und erste Erfahrungen sammeln. Gewisse Irrtümer werden dabei wohl nicht ausgeschlossen sein – da sind sich beide einig. Suite 150 handelszeitung 45
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Pascal Mathis, CFO GetYourGuide AG
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hauert Jubiläum
Jahrhunderte gut gedüngt
350 Jahre
Hauert Der Nebenerwerb wurde zum Kerngeschäft. Die Firma aus
dem Berner Seeland ist eines der ältesten Schweizer Unternehmen. Pirmin Schilliger
W
Am Anfang stand eine Gerberei. Spätestens seit dieser TV-Werbung ist Hauert mit ihren Balkon-, Garten- und Rasendüngern der ganzen Schweiz ein Begriff. Das Unternehmen existiert viel länger, seit 1663, als Adam Hauert eine Gerberei in Grossaffoltern BE erwarb. Früh wurde der Dünger zum wichtigen Nebengeschäft. Denn zu jeder Gerberei gehörte eine Lohstampfe zum Zerkleinern der Eichenrinde. Damit wurden auch Tierknochen zermahlen. Heute, zwölf Genera tionen später, gibt es Hauert immer noch. Die jüngste Ära im Unternehmen wurde durch den Ausbau des Exportgeschäftes geprägt. Philipp Hauert, der 2006 von seinem Vater und einem Onkel die Geschäftsführung übernahm, spricht von einem unumgänglichen Schritt. «Er macht es möglich, mit den wichtigen Abnehmern im Detailhandel, den sich zusehends international ausrichtenden Bau-, Hobby- und Gartenfachmärkten, im Geschäft zu bleiben.» Durch den Kauf des deutschen Dünge produzenten Günther Cornufera öffneten sich 2007 die Türen nach Europa. In zwischen tätigt Hauert rund ein Drittel seines Umsatzes im Ausland. Unter anderem sorgt Hauert-Dünger dafür, dass die Spielrasen in den Stadien von Borussia Dortmund,
hauert
enn jeweils im Frühling die Hobbygärtner aus dem Winterschlaf erwachen, haben die Düngekegel von Hauert ihren grossen Auftritt. Zur besten Sendezeit ist im Fernsehen von deren wachstumsfördernden Kräften die Rede. In breitestem Berndeutsch. Es tönt bodenständig und gemütlich. Einprägsam aber ist er, der Spot mit den «Hauert-Chegeli». Seit 19 Jahren flimmert die Botschaft über die Bildschirme. Wobei aus den urchigen Düngekegeln etwas nüchternere Düngekugeln geworden sind.
Düngerfabrik Hauert um 1960: Seit Jahrhunderten ein florierendes Unternehmen.
erder Bremen und Borussia MönchenW gladbach stets kräftig grün leuchten. Tradition und Innovation. Hauert ist trotz der jüngsten Expansionsphase ein KMU mit rund 100 Beschäftigten und einem Umsatz im zweistelligen Millionenbereich. Kontinuität und Vitalität prägen das Unternehmen. Zudem profitierte es von stabilen politischen Verhältnissen im Berner Seeland: Weder Franzoseneinfall, Helvetik noch Weltkriege wirkten sich existenzbedrohend aus. Kleinere und grössere Krisen gab es. Aber Hauert gelang es, darauf flexibel und erfolgreich zu reagieren. Als 1911 die Gerberei stillgelegt werden musste, weil günstiges Importleder den Markt überschwemmte, konzentrierte sich die Firma auf die Knochenmühle. Wiederholt wartete Hauert mit bahnbrechenden Innovationen auf, so etwa mit flüssigen, gekörnten oder staubfreien Düngergranulaten. Teilweise entstanden die neuen Produkte in intensiver Zusammen arbeit mit öffentlichen Forschungsanstalten.
Nun liegt es am 41-jährigen Philipp Hauert, das traditionsreiche Familienunternehmen in die Zukunft zu führen. Der Maschinenbauingenieur sieht im steten Wandel ein wichtiges, aber nicht das einzige Rezept. Rückblickend meint er: «Langfristig war es ein Vorteil, dass bei den Generationenwechseln die Firma stets als Ganzes an die nachfolgende operative Führung weitergegeben wurde.» Nun hat er selbst von dieser Regelung profitiert. Die elfte Betriebsübergabe innerhalb der gleichen Familie ist abgeschlossen. So viele geglückte Nachfolgeregelungen zeugen von einem von Pragmatismus geprägten familiären Konsens. Philipp Hauert lässt keinen Zweifel daran, dass es die Firma Hauert auch in 100 Jahren noch geben wird. Er selbst hat zwar (noch) keine Kinder, aber als Onkel von Nichten und Neffen macht er sich um die 13. Generation Hauert keine Sorgen. Voraussetzung ist allerdings, dass das Unternehmen selbst jugendlich und innovativ bleibt. Suite 150 handelszeitung 47
275 Jahre
Jubiläum Jaquet Droz
Tradition des Aussergewöhnlichen Jaquet Droz 275 Jahre nach der Gründung der Uhrenmanufaktur verbindet sich die Zeit der Aufklärung mit dem dritten Jahrtausend.
Markus Klaus Rimnov
D
a soll noch einer behaupten, die Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Schweiz und China seien erst neueren Datums und Weltkonzerne wie Schindler, DKSH, ABB sowie Nestlé deren Motor. Mitnichten. Bereits 1774 nahm der Güteraustausch auf der Achse Zentraleuropa–Fernost seinen Anfang. Auf bescheidenem Niveau zwar und mit riesigem Transportaufwand auf dem Landweg über die Seidenstrasse oder auf dem Wasser über den Indischen Ozean. Initianten erster schweizerischer Ausfuhren nach China waren Pierre JaquetDroz (1721–1790) und dessen Sohn HenriLouis (1752–1791) aus La Chaux-de-Fonds. Ihr Exportgut: Stand- und später Taschenuhren sowie sogenannte Androiden, Automaten (heute Roboter), die – beispielsweise als Schreiber, Zeichner oder Organistin – Menschen und ihren Tätigkeiten nachempfunden waren. Mehr als 600 Uhren und Androiden sind nach China exportiert worden. Kaiser Qianlong und die Beamten seines Hofstaates hätten sich von den schweizerischen Mechanik-Meisterwerken begeistert gezeigt, ist in den Archiven der Uhrenmanufaktur Jaquet Droz nachzulesen.
Ein Zeitgenosse Breguets. Die Herstellung von Uhren, anfänglich aus Holz und vielfach von Bauern in Winternächten zur Ergänzung des Einkommens gebaut, steckte erst in den Kinderschuhen. Von einer gewerblich orientierten Ausrichtung geschweige denn einer industriellen Fertigung waren all jene Namen, die heute weltweit die Horlogerie dominieren, noch weit entfernt. Uhrmacher waren Künstler, im Jurabogen nicht überall mit offenen Armen willkommen geheissen und ihrer Zeit im Denken und Han48 handelszeitung Suite 150
Die Gründer Pierre und Henri-Louis JaquetDroz (rechts) sterben innerhalb eines Jahres.
Droz, erste Auslandreise. Mit einem speziell gebauten Pferdekarren, auf dem sich sechs Pendeluhren transportieren liessen. 49 Tage dauerte die «Geschäftsreise» bis Madrid. Dann liess man den Uhrmacher aus der Schweiz dort warten, mehrere Monate gar. Was rückblickend aber keine Rolle spielte. Denn in den Jura kehrte der Meister-Uhrmacher als reicher Mann zurück. «Bei König Ferdinand VI. von Spanien erlebte Jaquet-Droz mit seinen Begleitern einen wahren Triumph. Alle sechs Pendeluhren konnten verkauft werden», wird in der Firmengeschichte diese Epoche skizziert.
Aus London China erschlossen. Weitsichtig entschied sich Pierre Jaquet-Droz 1774 in deln meist einen Schritt voraus. Eben erst London, der damaligen Zentrale des globahatte Firmengründer P ierre Jaquet-Droz len Handels, ein Atelier zu eröffnen. Die Lei1738 sein erstes Atelier eröffnet. Die Stand- tung vertraute er seinem Sohn Henri-Louis uhren, vielfach so gross wie ein Mann, waren an, besonders die Geschäftsbeziehungen seine Basis, die Ergänzung der Uhrwerke mit mit dem Hause Cox, dessen Vertreter im Musik und Automaten seine bewusste Diffe- chinesischen Kanton den Zugang zu den renzierung zu anderen Meistern seiner Zeit fernöstlichen Märkten ermöglichten und wie Uhrmacher und Mechaniker Abraham jahrelang die Vertretung der Marke in ChiLouis Breguet. Jaquet-Droz’ handwerkliches na, Indien und Japan sicherstellten. Geschick und seine Ideen in der Mechanik In der Schweiz hingegen war es nicht brachten den Hexenmeister allerdings fast mehr La Chaux-de-Fonds, sondern Genf, auf den Scheiterhaufen. Zu fremd waren der später auch Basel, das der Prosperität des bäuerlich-ländlich geprägten Bevölkerung Familienunternehmens förderlich war. 1784 des Juras die künstliche Nachahmung von gründeten die Droz die erste Manufaktur Leben und Bewegung. am unteren Ende des Lac Léman, spezialiZudem: Weder der Jura noch das nahe siert auf den Bau und Export von LuxusGenf boten Boden für eine zukunftsträchti- und Musikuhren sowie Automaten. Erstge kommerzielle Entwicklung. Willkomme- mals begann Email eine Rolle zu spielen, ne Adressen waren hingegen Europas Kö- noch heute eine traditionelle Technik und nigshäuser. Nach Spanien führte Jaquet- hohe Handwerkskunst, die typisch ist für die
«Überliefertes Savoire-faire wird gehütet.»
Jaquet Droz Jubiläum
The Bird Repeater vereint alle Handwerke der dekorativen Künste in sich. fotos: jaquet droz
150 Jahre ein Mauerblümchen. Viele Jahrzehnte lang blieb es ruhig. Wobei es durchaus nicht an unternehmerischen Ideen fehlte. Ausgehend vom Können in der Feinmechanik und den Andreoiden diversifizierte Jaquet Droz in die Protetik. Mit Geschäftspartner Jean-Frédéric Leschot wurden Prothesen für amputierte Gliedmassen gebaut. Denn in Europa tobten Kriege. Anders als die damals üblichen Prothesen, die mehr ästhetischen Wert hatten, waren diese sogar funktionstüchtig. Das Knie konnte gebeugt und Gegenstände gehalten werden. Wachgeküsst wird Jaquet Droz erst im Jahr 2000 mit der Übernahme durch die Swatch-Gruppe. Die Luxusmarke, Inbegriff für Emotionalität und Poesie, passt hervorragend ins Portefeuille der Bieler mit ihren 18 Uhrentöchtern. Nicolas G. Hayek beweist seine feine Nase für sich bietende Chancen und stellt der Marke zusätzliches Knowhow, technische Mittel sowie ein internationales Vertriebsnetz zur Verfügung. Und selbstverständlich auch finanzielle Mittel. Wie viel? Zahlen zur jüngeren Geschichte
fotos: keystone
feine Prestigemarke. Die Blüte dieser Meisterwerke konnten die beiden Droz allerdings nicht miterleben. Pierre starb 1790, innert einem Jahr auch Henri-Louis Droz. Die Französische Revolution und die daraus entstandenen Konflikte sowie die napoleonischen Kriege sorgten anschliessend für einen Bremser der schöpferischen und florierenden Blütezeit des Hauses Jaquet Droz. Neue Blüte für Jaquet Droz unter Nicolas G. Hayek und seinem Enkel Marc A. Hayek.
der Swatch-Tochter gibt es den Usanzen des Konzerns gemäss keine. Die Frage nach den heute ausgelieferten Stückzahlen bleibt ebenso offen wie jene nach dem Umsatz. Sind es ein paar wenige Dutzend, ein paar hundert Prestigeuhren oder übersteigt die Fabrikation die 1000er-Marke? Die Eckwerte bleiben ein gut gehütetes Geheimnis, auch unter Mark A. Hayek, dem Enkel des «Uhren-Übervaters» Nicolas G. Hayek und seit 2010 Chef in La Chaux-de-Fonds. Die einzige offiziell bestätigte Zahl: 2500. So gross ist die Nutzfläche des 2010 gebauten futuristischen Ateliers zwischen La Chauxde-Fonds und Le Locle. Bei voller Nutzung finden 100 Uhrmacher Platz. Klein und fein spielt Jaquet Droz im Orchester der Prestigemarken heute ihre Musik. Und überrascht immer wieder mit grossartigen Uhren. 2002 mit der Grande Seconde, der zeitlosen Ikone des Hauses; 2008 mit der Pocket Watch, dem seit Jahrhunder-
ten bestehenden Uhrenmythos; 2010 mit der The Eclipse, die an das Zeitalter der Aufklärung erinnert; 2011 mit einer weiteren Grand Seconde, diesmal mit einem Tourbillon, der meisterhaften Komplikation der Uhrmacherkunst. Und immer wieder lebt in kleinen, einstelligen Stückzahlen das altüberlieferte Savoir-faire der Marke auf, dies mit Miniaturmalereien, mit Gravuren oder auch mit der Paillonné-Technik. Stets wird das Beste technologischer Innovation im Bereich der Uhrmacherkunst integriert. Poetische Avantgarde-Ästhetik. In der Tradition des Hauses setzt Jaquet Droz den Dia log der Modelle mit überraschenden Materialien und Farben fort. Für limitierte Serien wird mit speziellen Materialien für das Zifferblatt experimentiert, von Rutilquarz über Email bis zu versteinerten Knochen von Dinosauriern. Seit November letzten Jahres ist die Bird Repeater die aufsehenerregendste Kreation, die Geschichte, Wissen und Können sowie Vorstellungskraft der Marke vereinigt. Jaquet Droz hat das Meisterwerk mit einer der atemberaubendsten Komplikationen der Haute Horlogerie ausgestattet: Mit der Minutenrepetition. Ein einziger Knopfdruck genügt, um das Schlagen von Stunden, Viertelstunden und Minuten zu hören und die faszinierenden Bewegungen der beiden Vögel zu starten. Was allerdings einen tiefen Griff ins Portemonnaie verlangt: Jedes Stück der auf acht Ausgaben limitierten Serie ist für 486480 Franken zu haben. Suite 150 handelszeitung 49
pestalozzi
«Heavy Metal» mit Tradition Pestalozzi Das Grosshandelsunternehmen feierte den runden
Herzstück des Stahlcenters: Das Hochregallager.
250 Jahre
Geburtstag auf einem an die Ursprünge erinnernden Ledischiff.
Pirmin Schilliger
E
in Zahlenrätsel steht am Anfang dieser Geschichte: Da feierte doch im Jahr 1988 die Pestalozzi + Co AG ihr 200-jähriges Firmenbestehen. Und jetzt, diesen Sommer, bloss 25 Jahre später, war bereits der 250. Geburtstag fällig. Wie denn das? «Lange Zeit galt 1788, als Johann David Wiser am Fraumünster in Zürich ein Geschäft eröffnete, als Gründungsdatum», räumt Dietrich Pestalozzi ein, CEO und VR-Präsident der Firma. Doch als er vor einigen Jahren die Archivalien der Firma dem Stadtarchiv Zürich zur Aufbewahrung übergab, endete dies mit einer Überraschung: Die Historiker stöberten herum, stiessen auf eine Taufurkunde und entdeckten eine frühere Generation Wiser,
50 handelszeitung Suite 150
die bereits im Eisenhandel tätig war. Das Geburtsdatum der heutigen PestalozziGruppe ist seither das Jahr 1763. Und als Gründer der Firma gilt Johann Heinrich Wiser. Er begann in jenem Jahr an der Badergasse Stab- und Hufeisen, Sicheln, Feilen und Öfen zu verkaufen. Ein breites Portfolio. Heute ist die Pestalozzi-Gruppe ein modernes Handels- und Logistikunternehmen. Es beliefert 6500 Kunden im Baugewerbe und in der metallverarbeitenden Industrie mit Halb- und Fertigfabrikaten. Die Dienstleistungen umfassen Beratung, Verkauf, Beschaffung, Lagerung, Anarbeitung und Transport der Produkte. Zur Gruppe gehören die Divisionen Stahl-
technik, Haustechnik, Gabs-Gebäudehülle, Logistik, Immobilien und ManagementServices. Eine innovative App ermöglicht den Kunden, die Produkte der Haustechnik von jeder Baustelle direkt zu bestellen. Über 48 000 Artikel hat die Pestalozzi-Gruppe an Lager. Im vergangenen Jahr wurden rund 163 000 Aufträge mit durchschnittlich vier Positionen abgewickelt. Im Einsatz sind annähernd 300 Mitarbeitende und 65 Transportfahrzeuge. Im vergangenen Jahr drückte das wegen der Euro-Schwäche auch in der Schweiz gesunkene Preisniveau auf die Zahlen. Der Umsatz von 160 Millionen Franken war 2012 um 8 Prozent geringer als im Vorjahr. «Viele Kunden in der Maschinen- und Zulieferer-
industrie litten unter der lahmen europäischen Konjunktur und bestellten deutlich weniger Stahlprodukte», erklärt Matthias Pestalozzi. Der 35-Jährige, ein studierter Physiker, ist vor vier Jahren ins Familienunternehmen eingestiegen. Er wird voraussichtlich 2014 die Firmenleitung in neunter Generation von seinem Vater Dietrich übernehmen. Trotz dem schwierigen Umfeld schloss das Unternehmen 2012 mit schwarzen Zahlen ab. Die Baubranche, mit der die Pestalozzi-Gruppe rund vier Fünftel des Umsatzes tätigt, zeigte sich weiterhin robust. Von Krisenstimmung kann in diesem solide finanzierten Unternehmen folglich keine Rede sein, umso mehr als im Jubi läumsjahr kräftig gefeiert wird. Für den runden Geburtstag liess die Firmenleitung die «Saturn», das mit 61 Metern grösste Ledischiff auf Schweizer Gewässern, zum Partyschiff umbauen. 20-mal stach der Kahn diesen Sommer mit Gästen in See. Nicht zuletzt erinnert der mit einem Festzelt bestückte Frachtkahn an die Ursprünge: Am Münsterhof, unweit der Eisenhandlung von 1763, legten nämlich bis ins 20. Jahrhundert Ledischiffe an, die Stahl und Eisen transportierten. Gefeiert wurde bei der PestalozziGruppe zu Wasser und zu Lande. Am Tag der Öffentlichkeit zum Beispiel war die Bevölkerung eingeladen. Ein Volkslauf mit Prominenten, unter anderem der Triathlon Olympiasiegerin Nicola Spirig, diente guten Zwecken. Mit dem gesammelten Geld unterstützt die Pestalozzi-Gruppe zum offiziellen Abschluss des Festjahres je ein soziales, ein ökologisches und ein bildungspolitisches Projekt. Bessere und schlechtere Zeiten. Apropos Pestalozzi: Der Name hielt 1850 Einzug, mit Rudolf Alexander Pestalozzi. Er trat nach der Heirat mit einer Wiser-Tochter in die Firma seines Schwiegervaters Heinrich Wiser ein. Entfernt verwandt ist die Unternehmerfamilie mit dem Pädagogen und Schriftsteller Johann Heinrich Pestalozzi. Bei der Frage nach unverkennbaren, sich über Generationen fortpflanzenden Charakterzügen und Eigenschaften überlegt Matthias Pestalozzi nicht lange: «Bescheidenheit, Fleiss, Engagement und Verantwortung.» Die Pestalozzi + Co AG leistete wiederholt soziale Pionierarbeit. Als erste Firma in Zürich führte sie in den frühen Dreissigern den freien Samstagnachmittag ein. Am 1. April 1932 − 53 Jahre vor dem obligatorischen BVG − gründete sie ihre eigene Pensionskasse. Die Geschichte der Pestalozzi-Gruppe präsentiert sich keineswegs als eine einzige Erfolgsstory. «Es gab Krisen», sagt Dietrich
Dietrich Pestalozzi übergibt die Leitung nächstes Jahr an seinen Sohn Matthias Pestalozzi (v.l.).
Pestalozzi. Doch von existenziellen Einbrüchen, aufgrund deren sich das Unternehmen innert Kürze hätte komplett neu erfinden müssen, blieb es verschont. Im 19. Jahrhundert florierten die Geschäfte dank der Industrialisierung sowie dem Bau von Eisenbahnen und Dampfmaschinen. Die Pestalozzi + Co AG zog, weil sie nun mehr Platz brauchte, an den Stadtrand nach Wollishofen. Besonders kräftig wuchs die Firma mit dem nach dem Zweiten Weltkrieg einset-
«Wir können uns im Service und in massgefertigten Halbfabrikaten verbessern.» zenden Bauboom – bis zur Ölkrise 1973. Ein Zeichen, dass man sich in den folgenden Jahren wieder gut erholt hatte, war 1981 der Umzug an den aktuellen Standort im Silbern-Quartier in Dietikon, unmittelbar am Autobahnanschluss. Die Firmenleitung ist im vor 30 Jahren erbauten Pestalozzihaus angesiedelt. Spezialisierung und Fokussierung. Die Wei chenstellung für das aktuelle Geschäfts modell erfolgte in den 1990er-Jahren, ausgelöst durch die damalige Rezession in der Schweizer Bauwirtschaft. Eine umfangreiche Restrukturierung wurde notwendig. Die Pestalozzi-Gruppe verpasste sich eine Differenzierungsstrategie. Das Unternehmen fokussierte nun gezielt auf jene Geschäftsbereiche, in denen es bereits eine bedeutende Marktposition besetzte. «Wir definierten die
pestalozzi
pestalozzi Jubiläum
Bereiche nicht länger nach Produkten, sondern nach Kundensegmenten», betont Dietrich Pestalozzi. Das Sortiment, das sich bislang nicht gross von jenem anderer Eisen- und Stahlhändler unterschieden hatte, wurde gestrafft. Das Unternehmen spe zialisierte sich vor allem auf die Bedienung des Ausbaugewerbes, also auf Metallbauer, Sanitär- und Heizungsinstallateure, Spengler, Dachdecker und Fassadenbauer sowie auf kundenspezifische Lösungen für den Maschinenbau und dessen Zulieferer. In die neue Strategie passten die Übernahmen der Gabs AG, Marktleader für Spenglerzubehör, und der in die Transstahl AG verselbständigte Transport. Es waren durchwegs richtige Entscheide: Die Pestalozzi-Gruppe konnte ihre Ertragskraft steigern, wurde finanziell unabhängiger und gewann an unternehmerischem Spielraum. Damit wurden gute Voraussetzungen für den sich abzeichnenden Übergang zur nächsten Generation geschaffen. Matthias Pestalozzi, der 2009 in den Verwaltungsrat gewählt wurde, steht als Vertreter der neunten Generation in den Startpflöcken. Er wird künftiger Alleininhaber und die Geschicke der Pestalozzi-Gruppe operationell verantworten. Der vierfache Familienvater − die zehnte Generation ist bereits quicklebendig − will die eingeschlagene Strategie der Spezialisierung konsequent weiterverfolgen, mit Optimierungen einiger Details. «Weiter verbessern können wir uns im Service und bei den nach Mass gefertigten Halbfabrikaten», sagt er. In Dietikon fertig zugeschnittene Teile finden sich etwa in Brandschutztüren, wie sie zum Beispiel im Prime Tower eingesetzt wurden. Doch letztlich sind von der Pestalozzi-Gruppe gelieferte Produkte fast überall präsent, etwa auf den Dächern von Tramhaltestellen, in Türen, Fenstern, Geländern, Hausdächern, Fassaden oder Wasserleitungen. Suite 150 handelszeitung 51
Schweizerische Eidgenossenschaf t Confédération suisse Confederazione Sviz zera Confederaziun svizra
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Mit Lasten jonglieren ist Welti-Furrers Kernkompetenz.
175 Jahre
welti-furrer
Ein grosses Stück Transportgeschichte
Welti-Furrer Das Transportunternehmen bewegt Menschen und Güter. Die Firma weiss mit tonnenschweren Lasten genauso sorgsam umzugehen wie mit prominenten Kunden.
stefan Mair
W
er in Zürich und in der Schweiz von Mobilität spricht, kommt am Namen Welti-Furrer nicht vorbei. Bewegung von Menschen und Gütern ist seit 175 Jahren das Geschäft des Unternehmens, das die Transportgeschichte der Schweiz geprägt hat. Die Anfänge der Firma liegen bei Jakob Furrer. Der Postillon von Zürich gründete 1838 seine eigene Fuhrhalterei. Zunächst brachte er mit Eilgespannen Briefe in die Umgebung von Zürich, etwa nach Winterthur. Bald bediente er nicht nur alle möglichen Orte in der Schweiz, sondern fuhr
auch nach Hamburg, Bremen und Genua. Er eröffnete seine Fuhrhalterei an der Gräbligasse, mitten im Zürcher Niederdorf. Nachdem dieses Geschäft durch die Eisenbahn empfindlich litt, kam Furrer auf die Idee, mit seinen Kutschen eine «OmnibusLinie» zwischen dem neuen Zürcher Hauptbahnhof und Tiefenbrunnen zu betreiben. Die Firma erlebte einen raschen Aufschwung. Ab 1870 bot Welti-Furrer Möbeltransporte in «staubdichten, gepolsterten» Wagen an und legte damit die Grund lage für den hervorragenden Ruf des Unternehmens im Bereich Möbeltransporte. Die erste motorisierte Droschke Welti-Furrers
war 1907 auf den Strassen zu sehen, bereits drei Jahre gab es im firmeneigenen Reise büro Dampfschifffahrten über den Atlantik zu buchen. 1918 übernahm man sogar die Camionnage der SBB. Eine Firma von 175 Jahren kann naturgemäss auf Beschwerden- und Lobbriefe aus der Vergangenheit verweisen. Bei WeltiFurrer reihen sich in die Adressliste der Geschäftskorrespondenz Personen der Weltgeschichte wie Winston Churchill und Richard Wagner. So bedankte sich der ehemalige britische Premier bei den Welti-Furrianern schriftlich «für das gute Verpacken der Präsente, die ich kürzlich in Zürich er- Suite 150 handelszeitung 53
Die Schweizer Startup Nationalmannschaft erobert die Welt
Team 2008
Seit dem Start 2004 haben rund 20 000 Startup-Begeisterte vom Trainingsprogramm von venturelab profitiert. Das geht vom Schnupper-Event über Semesterkurse bis hin zu Power-Workshops für noch mehr Wachstum. Die 20 Besten – die venture leaders – fliegen jedes Jahr als Schweizer Startup Nationalmannschaft nach Boston und präsentieren sich auf dem internationalen Parket der Industrie und Investoren. www.venturelab.ch
Die Supporter von venture leaders
welti-furrer Jubiläum
Pionier im Transport. Heute ist Welti-Furrer in vier grossen Bereichen aktiv: Privat- und Geschäftsumzüge, auch weltweit, Lagerung und Transport von Kunstgegenständen, Pneukran und Spezialtransporte und viertens mit der Eurobus welti-furrer AG die Bereitstellung öffentlicher Buslinien. WeltiFurrer war in vielen dieser Bereiche ein Pionierunternehmen. Der erste Schwertransport der Schweiz geht genauso auf das Konto der Welti-Furrianer – damals für das Wägitaler Kraftwerk – wie die erste Autovermietung des Landes 1933. Innovation wurde auch im Geschäft der Personenbeförderung immer gross geschrieben und so etablierte Welti-Furrer 1949 als erstes Unternehmen Europas den Taxifunk in seinen Autos. Welti-Furrer konnte die prominentesten Namen des Jahrhunderts kutschieren: Hildegard Knef, Maria Schell, Tina Turner und Muhammad Ali verliessen sich auf die Transportdienste der Zürcher. Das 125-Jahr-Jubiläum 1963 bildete den grossen Wendepunkt in der Firmengeschichte mit einer gewissen Symbolkraft. In diesem Jahr stellte nämlich das letzte Fuhrwerk mit Pferden seinen Betrieb ein. Der Transport mit dem «Hafermotor» hatte Welti-Furrer zuvor mehr als ein Jahrhundert lang geprägt. Nach dem Tod von Max Adolf Welti 1971 endet die direkte Linie zur Gründergeneration. Es kommt zu Besitzerwechseln und 1993 gerät Welti-Furrer in eine der schwierigsten Phasen seiner Geschichte. Der damalige Besitzer René Meier gerät in finan zielle Schwierigkeiten, Welti-Furrer muss Nachlassstundung einreichen. Im gleichen Jahr tat sich aber auch eine neue Perspek tive auf. Die Windischer Familienunternehmung Knecht übernahm bei Welti-Furrer das Ruder und schaffte die Grundlage für einen bis heute andauernden Aufschwung. «Nach der Übernahme des Unternehmens haben wir zunächst darauf geachtet, das, was wir als Kerngeschäft angesehen haben, wieder flottzukriegen», erinnert sich Verwaltungsratspräsident Thomas Knecht. Ver-
fotos: welti-furrer
hielt». Dem vorangegangen war der historische Besuch von Churchill in der Limmatstadt. Und Musikgenie Richard Wagner sandte im Jahr 1858 einen Brief an WeltiFurrer, diesmal mit einer Beschwerde: Der Kutscher, der Wagners Ehefrau zum Bahnhof transportierte, habe von dieser allzu barsch den Lohn eingefordert.
Umzugsservice mit kostbarer und schwerer Ladung.
Taxireihe vor dem Hauptsitz an der Bärengasse 29.
kauft wurde damals nur das Limousinen geschäft. «Wir wollten zuerst Bestehendes konsolidieren. Später haben wir dann unsere Tätigkeiten in den Bereich öffentlicher Personenverkehr ausgeweitet.» Stetiges Wachstum. Heute arbeiten für Welti-Furrer etwa 400 Mitarbeiter an acht Standorten von Zürich, Basel bis Bern. Der Fahrzeugpark umfasst 40 Krane, 41 Lastwagen, 29 Lieferwagen, 5 Möbellifte, 16 Reisebusse und viele weitere Fahrzeuge, insgesamt 250. Die Welti-Furrer Firmen erzielen einen Umsatz von gegen 100 Millionen Schweizer Franken. Verglichen mit 1993 ist dies etwa eine Vervierfachung. Das Wachstum zeigt sich auch im Erwerb von neuen Geländen in Bassersdorf und Dielsdorf im vergangenen Jahr, etwa um mehr Platz für die Eurobus welti-furrer AG zu schaffen. Thomas Knecht ist es wichtig, mit der reichen Geschichte der Firma sorgsam umzugehen: «Die Vorbesitzer pflegten die Marke Welti-Furrer sorgfältig», sagt Knecht, «der
«Eine Traditionsmarke muss man pflegen.»
immaterielle Wert einer solchen Marke muss immer weiter gehegt werden, das ist unser Anspruch. Es ist auch für unsere Mitarbeiter schön, in einem Unternehmen mit einer so langen Tradition tätig zu sein. Das darf aber nicht zu Überheblichkeit führen. Jeden Tag müssen wir uns in den unterschiedlichen Geschäftsfeldern neu beweisen.» Gebührend gefeiert wurde trotzdem: Zur Feier des Jubiläums fand am 1. Juni dieses Jahres ein rauschendes Fest auf dem Welti-Furrer-Areal statt. Den Besuchern wurde eine beeindruckende Werkschau geboten, so wurden etwa zehn Krane aufgestellt. Einer der Welti-Furrer-Krane ist sogar der grösste der Schweiz. Vollständig ausgefahren überragt er den Prime Tower. «Wir hatten erfreulicherweise viele Familien als Besucher, und auch wenn der Tag etwas verregnet war, blicken wir auf eine sehr schöne Feier zurück», sagt Knecht. Die lange Tradition erfülle ihn mit Respekt und Dankbarkeit, darauf ausruhen will sich bei Welti-Furrer aber niemand. Die Jubiläumsfeierlichkeiten sind für dieses Jahr abgeschlossen, jetzt werde wieder gearbeitet, lacht der Firmenchef: «Jeden Tag warten neue Herausforderungen auf uns.» Suite 150 handelszeitung 55
Jubiläum Glutz
Sicher ist sicher Glutz Der Spezialist für Zutrittslösungen bleibt dem Standort
150 Jahre
Solothurn und seinen Prinzipien seit langen Jahren treu. Stefan Mair
G
Innovation und Tradition: Glutz stellt den Türgriff Löwendrücker seit Jahrzehnten her.
Standorttreue. Eine Standortüberprüfung im Jahr 2011 ergab, dass ein eventueller Ausbau rund um den bestehenden Standort in Solothurn erfolgen sollte. Die grossen Feierlichkeiten für das Betriebsjubiläum wurden dann auch stilecht unter einer imposanten, neu errichteten Überdachung im Werkinnenhof gefeiert. Auf dem Firmengelände befindet sich eine mit grossem Aufwand eingerichtete Erlebniswelt mit einer ganzen Reihe von Schauräumen, die das innovative Potenzial von vermeintlich gleichförmigen Produkten wie Türgriffen zeigen. «Innovationskraft ist für uns von grosser Bedeutung», erläutert Geschäftsführer Peter Riedweg. Und bei erfolgreichen Neuentwicklungen hat Glutz in vielen Bereichen eine Vorreiterrolle übernommen. So wenden die Solothurner etwa eine Innovation an, die in Krankenhäusern für mehr Sicherheit sorgt. Es handelt sich um unsichtbare Spezialbeschichtungen, die eine antibakterielle Wirkung haben. Für Patientinnen und Patienten sowie das Pflegepersonal sinkt das Infektionsrisiko dadurch erheblich. Viele Architekten setzen auf die auch ästhetisch anspruchsvollen Elemente von Glutz. Der beste Beweis dafür ist, dass sich Produkte aus Solothurn heute in so prestigeträchtigen Bauten wie dem Berliner Bun56 handelszeitung Suite 150
glutz
lutz ist in praktisch jedem Gebäude der Schweiz präsent. Mit einem Marktanteil von 65 Prozent bei den Türschlössern ist die Solothurner Firma der unbestrittene Marktführer. Glutz ist erfolgreich in zwei Geschäftsfeldern: In der Schlossund Beschlägefabrikation sowie in der Herstellung von Industriekomponenten. Geschäftsführer Peter Riedweg hat folgende Erklärung für den Erfolg: «Wir haben eine Eigentümerfamilie, die erfolgreiche Unternehmensführung unterstützte, als Corporate Governance noch kein Begriff war.» Der Ursprung geht auf Gründervater Viktor Glutz-Blotzheim zurück, der 1863 eine Schlossfabrik gründete, am gleichen Standort, an dem sich die Firma heute noch befindet und zu dem sie sich ganz klar bekennt.
desrat, dem One Hyde Park, der Tate Gallery und der Osloer Oper befinden. Ausgefallene Ideen sind bei Glutz willkommen. In der hauseigenen Manufaktur kann das Unternehmen auch die kühnsten Wünsche erfüllen und bietet einmalige Dienstleistungen für selbstkreierte Beschläge an. In Know-how investiert. Besondere Wertschätzung kommt Glutz bis heute in Solothurn entgegen. Vor einigen Jahren erhielt die Firma, die 270 Menschen beschäftigt, den Solothurner Unternehmerpreis, ver geben vom Regierungsrat des Kantons, von der Handelskammer und dem solo
thurnischen Gewerbeverband. Wirtschaftlich schwierige Zeiten wie die Krise 2007 und 2008 überwindet Glutz mit vorausschauendem Geschick. Als der Auftragsbestand im Bereich Industriekomponenten stark zurückgeht, investiert das Unternehmen in zusätzliches Know-how. Im Hinterkopf: Diese Trumpfkarte soll bei einer kommenden Grossausschreibung ausgespielt werden. Der Plan gelingt: 2009 steigt das Ar beits volumen praktisch über Nacht von Kurzarbeit auf 120 Prozent. Der Geschäftsbereich der Industriekomponenten floriert seitdem und bildet die Grundlage für weiteres Wachstum. So finden sich in Millionen von Autos Glutz-Produkte, etwa Komponenten, die für Fahrsicherheit sorgen. Die spannendste Herausforderung für die Firma mit mehr als 60 Millionen Franken Jahresumsatz ist heute wohl die Entwicklung von elektronischen Zutrittssystemen. Hier verbinden sich robuste mechanische Komponenten mit den Möglichkeiten intelligenter Technologie. So können aus der Ferne bei Türen temporäre Zutrittsberechtigungen für Handwerker oder Paketboten programmiert werden. Das wohl höchste Mass an Sicherheit bieten biometrische Zutrittslösungen, die Glutz im Programm hat. Fingerabdruckleser identifizieren Hausbewohner schnell und sicher. Die Suche nach einem Schlüssel hat damit ein Ende. Ein Symbol für das Geschäft von Glutz wird dadurch mit den Jahren wohl fast sicher verschwinden: Das Schlüsselloch. Bei den modernen Zutritts lösungen, an denen Glutz arbeitet, wird es nicht mehr benötigt. Das sei erfreulich, liest man im grossen Firmenjubiläumsbuch und spürt doch auch ein bisschen Wehmut darüber, dass ein Symbol für die Geschäfte von Glutz bald zum alten Eisen gehören wird. Glutz jedenfalls hat sich bestens aufgestellt, um neue Symbole für sichere Zutrittssys teme zu entwickeln.
sac Jubiläum
Schritt für Schritt bergauf
150 Jahre
SAC Der Schweizer Alpen-Club mit über 140 000 Mitgliedern ist
die Institution des Landes, wenn es um Berge geht. Stefan mair
Daniel Anker, aus Buch «Helvetia Club»
D
as Bahnhofsgebäude von Olten war der Ausgangspunkt. Am 19. April 1863 gründeten dort 35 Herren den Schweizer AlpenClub SAC. Dem Gründungsakt vorangegangen war ein besorgter Aufruf: Der Dozent Rudolf Theodor Simler warnte davor, die damals boomende Eroberung der Alpen nicht alleine den Ausländern, vor allem aus England, zu überlassen. Noch im Jahr 1863 zählte der SAC bereits sieben Sektionen mit total 358 Mitgliedern. 150 Jahre später sind über 140 000 Menschen in der Schweiz Mitglieder des Clubs und organisieren sich in 111 Sektionen. «Viele sagen, der SAC funktioniert wie die Schweiz, und wenn er nicht so funktionieren würde, gäbe es ihn vielleicht gar nicht», sagt Jerun Vils, Geschäftsführer des Schweizer Alpen-Clubs SAC. Die Sektionen bilden dann auch das Fundament des SAC. Sie sind als Vereine organisiert und bestimmen weitgehend autonom, was zum Vereinsleben gehört. «Wir sind kein klassischer Sportverband und kein klassischer Naturschutzverband», erklärt Vils, der am 1. Mai die Geschäftsführung übernommen hat. Für den 43-Jährigen verbindet der SAC die beiden Ansprüche, die alpine Natur zu schützen, aber sie auch gleichzeitig zu nutzen und zu erleben. «Wir nehmen sogar oft eine Vermittlerrolle zwischen Behörden und Naturschutzverbänden ein», ergänzt Vils. Tatsächlich ist der SAC ein Faktor in der Schweiz, wenn es um das Thema Berg geht, an dem niemand vorbeikommt. Die Sektionen bewirtschaften insgesamt 152 Hütten in der ganzen Schweiz mit 9200 Betten. Mit 310 000 Hüttenübernachtungen im letzten Jahr können selbst Hotelketten kaum mithalten. Neben der weitverzweigten und relativ unabhängigen Struktur der Sektionen organisiert sich der SAC in der Geschäftsstelle effizient. Bereiche kümmern sich un-
Schwindelfrei: Hängebrücke auf der Via Ferrata auf den Piz Trovat in den Bündner Alpen.
ter anderem um Marketing, Bergsport und Jugend, Leistungssport, Hütten und Umweltfragen. Dazu gibt der SAC auch einige sehr erfolgreiche Publikationen heraus, neben der Zeitschrift «Die Alpen» eine breite Palette von populären Fachbüchern zum Thema Alpinismus. Diese tragen genauso zur Finanzierung des SAC bei wie Mitgliedsund Sponsorenbeiträge Starkes Wachstum. Der erfreulichste Aspekt der Erfolgsgeschichte des SAC bleibt der stetige Zuwachs an Mitgliedern. Da reicht die Spanne von Jugendlichen bis zur Generation 60+, die heute länger sportlich unterwegs sein will. «Unsere Mitgliederzahlen sind seit Jahren stark steigend», sagt Jerun Vils. Nicht zuletzt profitiert der SAC vom allgemeinen Outdoorboom und stützt diesen gleichzeitig durch Vernetzung der Bergbegeisterten und Sicherstellung der Qualität von Hütten und Wanderwegen. Viele Menschen hätten aber auch genug vom Zwang
nach «noch schneller, noch mobiler» und können in der Einfachheit der Natur wirklich abschalten, erklärt Vils. Für das 150. Jubiläumsjahr wurde eine ganze Reihe an Veranstaltungen aufgelegt. Alleine die Sektionen organisierten 150 Anlässe. Darunter Filmfestivals und Jubi läumstouren. Ein spezielles Highlight: Insgesamt 26 SAC-Hütten werden vom Lichtkünstler Gerry Hofstetter zwischen April und Oktober mit Lichtinstallationen veredelt. Ein Zentrum des 150-Jahr-Jubiläums ist das Alpine Museum Bern. Dort läuft die Ausstellung «Helvetia Club», das Museum wurde zum 150-Jährigen in eine SAC-Hütte umgestaltet und zeigt die enge Verknüpfung des SAC mit der Schweizer Geschichte. Die durch die Sektionen ermöglichte regionale Verwurzelung, die steigende Begeisterung für die Schweizer Bergwelt und das Gleichgewicht zwischen Naturschutz und Erlebnis der Natur machen die Erfolgsgeheimnisse des SAC seit 150 Jahren aus. Suite 150 handelszeitung 57
Die Suite-150-Mitglieder
Die ältesten Firmen
Suite 150 Der von der «Handelszeitung» ins Leben gerufene Klub mit den ältesten Unternehmen der Schweiz zählt 68 Mitglieder.
Pascal Ihle
1354
Inselspital, Universitätsspital Bern Die Geschichte des Berner Inselspitals begann im Spätmittelalter. Am 29. November 1354 legte die Bernburgerin Anna Seiler mit ihrem Testament den Grundstein für das Spital. Der Name «Insel» geht zurück auf einen Umzug des «Seiler-Spitals» im Jahre 1531 an einen Standort im Bereich des heutigen Ostflügels des Bundeshauses, in das ehemalige Dominikanerinnen-Kloster St. Michaels. Dieses wurde im Volksmund «Inselkloster» genannt, da sich der frühere Klosterstandort auf einer Aareinsel befunden hatte. Heute ist die privatrechtliche Inselspital-Stiftung Trägerin des Inselspitals und verantwortlich für dessen Führung. Über 7300 Mitarbeitende sind im Inselspital beschäftigt. Jedes Jahr werden rund 53 000 Menschen stationär oder teilstationär hospitalisiert und über 265 000 ambulant behandelt.
1357
St. Niklausen Schiffgesellschaft Luzern Bruderschaften unter dem Schutzpatron der Schifffahrt «St. Niklaus» in Luzern und Flüelen bedienten den Verkehrsweg auf dem Wasser zum Gotthardweg. Die Gesellschaften waren zunftmässig organisiert. Aus der damaligen Bruderschaft hat sich die heutige Genossenschaft St. Niklausen Schiffgesellschaft Luzern (SNG) entwickelt, die älteste noch existierende Gesellschaft im Verkehrswesen der Schweiz. Allerdings hat die SNG nichts mehr mit der öffentlichen, subventionierten Schifffahrt zu tun. Die SNG beschäftigt heute gut 30 Personen in den Sparten Boote und Yachten, YachtCharter und Seefahrten. Die Trägerschaft besteht aus 50 Genossenschaftern, die jährlich am 6. Januar ihren Bott abhalten und traditionelle, zunftähnliche Veranstaltungen organisieren.
1367
Glocken- und Kunstgiesserei H. Rüetschi Seit fast 700 Jahren wird in Aarau das Glockengiessergewerbe ausgeübt. «Fusa sum arow – zu Aarau gegossen» heisst die Inschrift auf einer im 14. Jahrhundert hergestellten Glocke in Hilterfingen. Auch auf der Barbara-Glocke in der Freiburger Kathedrale weist das Schriftband auf der Glocke auf ihr Entstehungsjahr 1367 und auf ihren Aarauer Meister Walter Reber hin. Als erste nachweisbare Giesserfamilie waren die Reber über die Landesgrenzen hinaus 58 handelszeitung Suite 150
bekannt. Anfang des 19. Jahrhunderts verkaufte Johann-Heinrich Bär die Giesserei an seine Mitarbeiter Jakob und Sebastian Rüetschi. Die seit dem Mittelalter bestehende Verbindung von Glocken- und Kanonenguss endete 1873 wegen der Einführung von Krupp-Stahlgeschützen. Die Glockengiesserfamilie Rüetschi starb 1917 aus. 1920 wurde die Glockengiesserei in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, in die H. Rüetschi AG.
1519
Orell Füssli 1519 gab der Rat von Zürich dem aus Bayern eingewanderten Buchdrucker Christoph Froschauer Druckaufträge. 1522 geriet Froschauer in einen Kirchenstreit mit dem Bischof von Konstanz, weil er seinen Gesellen während der Fastenzeit Würste auftischte. Ulrich Zwingli verteidigte Froschauer in einer Streitschrift, was zum offenen Konflikt zwischen Zwingli und der traditionellen Kirche führte und die Zürcher Reformation in Gang brachte. Die Druckerei wechselte nach Froschauer von Zürcher Familie zu Zürcher Familie. 1744 trat der Zürcher Ratsherr Johann Rudolf Füssli als Teilhaber in die Firma ein. Füssli publizierte in den Bereichen Theologie, Naturwissenschaften, Geschichte und Kunst. Beim künftigen Verlagspartner Orell & Cie. stieg 1761 die Familie Gessner mit dem Idyllendichter, Maler und Zeichner Salomon Gessner ein. 1771 schlossen sich «Orell, Gessner & Cie.» und «Füssli & Cie.» zu «Orell, Gessner, Füssli & Cie.» zusammen. Ab 1850 setzte ein rasantes Wachstum ein. Orell Füssli gründete Niederlassungen in verschiedenen Ländern Europas und in den USA. Daneben druckte Orell Füssli Banknoten für die Zürcher Kantonalbank und später für die Schweizerische Nationalbank. In den frühen 1990er-Jahren wurde Orell Füssli in eine Holding umgewandelt. Heute gehört das Unternehmen zu den Marktführern in Sicherheitstechnologie und Sicherheitsdruck, besitzt die grösste Buchhandelskette und einen der führenden Verlage der Schweiz.
16. Jahrhundert
Bataillard Im 16. Jahrhundert stellte die Luzerner Firma Businger & Cie als Logistikerin und Dienstleisterin im Nord-Süd-Handel den Schiffsverkehr auf dem Vierwaldstättersee sicher. Später wurde Businger Lebensmittelgrosshändler und Importeur für Weine. 1876 wechselte das Unternehmen in den Besitz von Alfred Curti-Brunner. Dieser verkaufte den Weinanteil an Jules Bataillard, der dem Un-
die suite-150-mitglieder
ternehmen den heutigen Namen gab. Kurz darauf übernahm Familie Curti den Weinhandel Bataillard wieder. Mit dem Umzug nach Rothenburg und dem Bau eines eigenen Produktionsstandortes investierte das Unternehmen 1977 in die Zukunft. Mit Marc und Corinne Fischer, die heute alle Aktien besitzen, stieg im Jahr 2000 die fünfte Generation in das Geschäft ein.
1663
Hauert 1663 erhielt Adam Hauert die Bewilligung, in Grossaffoltern eine Gerberei zu betreiben. Nach zwölf Generationen gibt es das Unternehmen immer noch, als Hauert HBG Dünger AG. Aus der einstigen Ledergerberei entwickelte sich die Schweizer Nummer eins für Spezialdüngemittel. Seit der Übernahme des Erlanger Düngerproduzenten Günther Cornufera im Jahr 2007 ist Hauert auch in Europa, insbesondere in Deutschland, präsent.
1694
Schuler St. Jakobs Kellerei Das Weinhandelsunternehmen Schuler St. Jakobs Kellerei wurde 1694 von Jakob Castell als Tuchhandlung gegründet. Um 1800 mit der vierten und fünften Generation kam der erste grosse Aufschwung, indem neben dem Tuchhandel auch das Wein-, Käseund Bankengeschäft betrieben wurde. Besonders einträglich war zu dieser Zeit der Käseexport. Jährlich wurden bis zu 17 000 Laibe mit Saumtieren in den Süden exportiert. Im Gegenzug importierte das Unternehmen Wein, Reis, Kastanien, Branntwein, Honig, Salami, Geflügel und andere Lebensmittel. Dank dem Bau der Gotthardpassstrasse und der Axenstrasse konnte die Handelsware ganzjährig transportiert werden. Mit der Eröffnung der Gotthardbahn 1882 wurde die Konzentration auf das Kerngeschäft, den Weinhandel, möglich. Der inzwischen unrentable Käsehandel wurde aufgegeben. Schuler errichtete 1893 direkt an der Gotthardbahnstation in Seewen SZ eine Kellerei. 1969 stieg der heutige Firmeninhaber und Patron, Jakob Schuler, in das Unternehmen ein.
1716
Hirsch-Apotheke Solothurn Das älteste in der Hirsch-Apotheke vorhandene Dokument ist ein verzierter Lehrbrief für Peter Joseph Brunner aus dem Jahre 1716. Dieser Brief bezeugt, dass Brunner «die Apotheker-Kunst genugsam begriffen und gelernet» hat. Der Apotheker Franz Brunner kaufte 1803 die Liegenschaft an der Hauptgasse. Wann er die Apotheke am heutigen Standort einrichtete, ist nicht bekannt. 1853 ging die Liegenschaft in den Besitz des Apothekers Adolph Schiessle über. Eine Generation später, 1899, erwarb Wilhelm Forster, Schwiegersohn von Schiessle, die Liegenschaft. Seither ist die Apotheke ununterbrochen im Besitz der Apotheker-Familie Forster.
1748
Roviva Johannes Roth gründete 1748 eine kleine Rosshaarspinnerei in Wangen an der Aare, wo er Rosshaar zu Polstermaterial für Matratzen, Liegekissen und Sitzgelegenheiten verarbeitet. Das Haar wurde von Hand kardiert und auf Spinnböcken gedreht, gesponnen und gekräuselt. 1820 installierte Jakob Roth eine Dampfmaschine, mit der die Produktion wesentlich erhöht wurde. Um 1900 gab die Elektrizität neue Impulse, zusätzliche Produkte wurden fabriziert. Eine Zurichterei für Bürsten- und Pinselhaare sowie eine Abteilung Matratzen- und Polsterwolle wurden angegliedert. 1934 revolutionierte Roth & Cie die traditionelle Polsterei mit Formteilen aus gummierten Haaren. Das Unternehmen fabrizierte fortan die Polster für die Möbelindustrie sowie für SBB-Waggons, Swissair-Flugzeuge, Saurer-Lastwagen und Personenwagen von Opel, GM oder Amag. Unter der achten Generation erfolgte ein Strukturwandel. Roviva konzentrierte sich auf das Kerngeschäft, die Herstellung von Matratzen, Einlegerahmen und Schlafsystemen. Neue Mate rialien wie Naturlatex und Kaltschaum wurden verwendet. Heute wird das Unternehmen mit rund 65 Mitarbeitenden in der neunten Generation von Peter Patrik Roth geführt und befindet sich in 100-prozentigem Familienbesitz.
1651
Bad Schinznach Es geschah im Jahr 1651. Auf dem Hof «Gottines-Husum» sprudelte urplötzlich eigenartig riechendes, heisses Wasser aus dem Boden. Für die Menschen damals war es im ersten Moment ein Schock. Doch schnell erkannten sie das grosse Geschenk der Natur. Denn Wissenschafter und Ärzte lobten Schinznach als «Heilbad von hoher medizinischer Qualität». So strömten immer mehr Kranke herbei, um im heilenden Wasser zu baden. Ein Patent für weitere Arbeiten und die Nutzung der Quelle geht 1695 an Samuel Jenner. Die ihm verliehene Pergament-Urkunde vom 29. April 1696 hängt heute noch im Bad Schinznach.
Bad Schinznach: Vom «riechenden» Wasser zum Kur- und Freizeitbad.
1696 wurden rund um die Heilquelle die ersten grösseren Bauten erstellt. Zunächst ein Gasthaus und ein Wirtschaftsgebäude, 1738
folgte ein Krankenhaus für Arme. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich Schinznach zu einem lebhaften Kurort, die Einrichtungen wurden ständig erweitert. Zum Park gehört die 1881 errichtete Kurkapelle, die mit Spenden von Kurgästen ausgebaut wurde und deren Inneres in surrealem Barock gehalten ist. Unter dem Dach der Bad Schinznach AG werden heute die Privat-Klinik Im Park, das Kurhotel Im Park sowie der Bäderbereich Aquarena fun und Thermi spa geführt.
Suite 150 handelszeitung 59
Die Suite-150-Mitglieder
1760
Beyer Dokumente erwähnen 1760 die Existenz des Uhrmachers Beyer in Feuerthalen. Im Jahr 1800 wurde ein Geschäft in der Niederdorfstrasse in Zürich eröffnet. Geschäftsführer war zu dieser Zeit Theodor Beyer-Danioth. 1877 zog das Unternehmen in das Hauptgebäude der Schweizerischen Kreditanstalt um, 1927 in das neu erstellte Haus an der Bahnhofstrasse 31, wo grössere Räume gemietet werden konnten. 1948 wurde der Betrieb in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Aktien befinden sich alle in Familienbesitz. Die Firma wird seit 1996 in der achten Generation von René Beyer geleitet. Wie seine Vorfahren ist auch er gelernter Uhrmacher.
1763
Pestalozzi Gruppe
1738
Jacquet Droz Sein erstes Atelier richtet Pierre Jaquet-Droz 1738 in La Chaux-deFonds ein. Er stellt eine ganze Serie grosser Pendeluhren (Standuhren) her, deren ausgeklügelte Uhrwerke die bis dahin produzierten Werke übertreffen. Sein handwerkliches Geschick sowie sein gewissenhafter und beständiger Arbeitseifer gepaart mit der durchdachten Anwendung mechanischer Grundsätze veranlassen ihn, seine Uhrwerke mit Musik und Automaten zu verzieren. Schnell lenken sie die Aufmerksamkeit wohlhabender und anspruchsvoller Kunden auf sich. Die Swatch Group übernimmt 2000 Jaquet Droz und integriert die Uhrenmarke in ihr Luxussegment. Seit der Übernahme lässt das Unternehmen die Erfolgsgeschichte von Jaquet Droz, die im Zeitalter der Aufklärung begonnen hat, sowie das Vermächtnis ihres Gründers fortbestehen.
Die Pestalozzi Gruppe ist ein Handelsunternehmen in den Bereichen Stahltechnik, Haustechnik, Gebäudehülle sowie Logistik. In den 1960er-Jahren des 18. Jahrhunderts betrieb Heinrich Wiser beim Münsterhof in Zürich einen kleinen Eisenhandel. Ab 1850 mit der industriellen Revolution wurde Stahl zum meistgefragten Industriegut. 1979 wurde Pestalozzi eine Familien-Aktiengesellschaft. Kurze Zeit später begann der Betrieb sich an anderen Handelsunternehmen zu beteiligen. In den 1990er-Jahren blieb auch Pestalozzi nicht von Umstrukturierungen verschont. Das Unternehmen entwickelte sich in einer strategischen Neuorientierung zu einem Handels- und Dienstleistungsunternehmen. Seit Ende 2000 ist Dietrich Pestalozzi Alleininhaber. Er führt als Verwaltungsratsdelegierter die Pestalozzi Gruppe in ihrer heutigen Form. Sein Sohn Matthias Pestalozzi bereitet sich auf die Übernahme der Firma vor.
1779
Pierre Jaquet-Droz präsentiert Androiden, mechanische Puppen: Werbeinstrument für seine Handwerkskunst und Uhrwerke.
Brauerei Schützengarten Die Stadt St. Gallen besitzt eine alte Brautradition. Auf dem Klosterplan von 820 sind nicht weniger als drei Brauhäuser abgebildet. Die Brauerei Schützengarten wurde 1779 von Johann Ulrich Tobler gegründet. Sie steht heute noch am gleichen Standort, auf dem Gelände der «löblichen Schützengesellschaft vor dem Platztor». Die Entwicklung zur Grossbrauerei verdankt die Brauerei Schützengarten Arnold Billwiller. Er übernahm die Brauerei 1872 mit 7200 Hektoliter Bierausstoss und erhöhte diesen auf über 100 000 Hektoliter. Billwiller installierte in der Brauerei eine Kälteanlage, was ihm das ganze Jahr hindurch die Produktion von Bier in einwandfreier Qualität erlaubte. 1926 wurde die Brauerei Schützengarten in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Sie braut bis heute als unabhängige und älteste Schweizer Brauerei ihre Biere.
1787
La Roche & Co Banquiers Das Haus La Roche & Co Banquiers wurde 1787 von Benedikt La Roche gegründet und ist die älteste Bank Basels. Die Privatbank war früher auch im Handel tätig. Ende des 19. Jahrhunderts wurde Benedikt La Roche erster Generaldirektor der Eidgenössischen Post und beteiligte sich aktiv an der Finanzierung der Schweizer Eisenbahn. 1934 war La Roche & Co mit Robert La Roche eine der treibenden Kräfte hinter der Gründung der «Vereinigung Schweizer Privatbanquiers». Heute verfügt die Bank über Zugang zu den Märkten und zu den Informations-, Nachrichten- und Wirtschaftsdatenbanken. 60 handelszeitung Suite 150
Hinter der historischen Fassade des Firmenhauptsitzes im «Rothberger Hof» und im Haus «Zur Hohen Sonne» an der Basler Rittergasse wird mit moderner Computertechnologie gearbeitet.
1796
Lombard Odier Mitte des 18. Jahrhunderts blühten in Genf der Stoffdruck und die Uhrmacherei. Beide Gewerbezweige waren auf Bankdienstleistungen angewiesen. Deshalb gründete Henri Hentsch 1796 ein Seidenhandels- und Kommissionshaus und schloss sich 1798 mit Jean Gédéon Lombard zusammen. Die beiden Männer widmeten sich hauptsächlich dem Kommissionsgeschäft, also Devisengeschäften, die wegen der zahlreichen Währungen gefragt waren. Alexandre Lombard erkannte um 1830 das Potenzial, das Nordamerika bot. Der neue Geschäftspartner der beiden, Charles Odier, begann mit internationalen Finanzierungsgeschäften im See-, Binnenschifffahrt- und Bahntransport. Wie bekannt das Unternehmen Mitte des 19. Jahrhunderts war, geht aus der Literatur hervor: Im Roman von Jules Verne «Von der Erde zum Mond» (1865) wird es als Subskriptionsbank für das interplanetare Projekt erwähnt. Damals wirkten die Teilhaber an der Ausgestaltung der Bourse de Genève mit und regten die Gründung der Schweizerischen Nationalbank an. Die Nachfahren der Familien Lombard, Odier, Darier und Hentsch stehen heute noch an der Spitze des ältesten Privatbankierhauses von Genf.
die suite-150-mitglieder
Stämpfli Die 1599 gegründete Hoch-Obrigkeitliche Druckerei in Bern wurde am 9. Juli 1799 von Gottlieb Stämpfli gekauft. Damit begann die Ära des Familienunternehmens Stämpfli, das heute in der sechsten Generation durch die Brüder Rudolf und Peter Stämpfli geführt wird. 1814 verlor die Familie Stämpfli das Privileg der Hoch-Obrigkeitlichen Druckerei und erhielt dafür das KalenderPrivileg. Schon damals wurde der historische Kalender «Hinkende Bot» gedruckt, der noch immer durch den Stämpfli Verlag herausgegeben wird. Gleich drei Ehefrauen übernahmen nach dem frühen Tod ihrer Gatten die Unternehmensführung und bereiteten ihre Söhne auf eine spätere Geschäftsleitung vor. Ab der vierten Generation wurden die beiden Geschäftszweige der Druckerei und des Verlages von jeweils zwei Brüdern geführt. Ab 1970 durchlebte das Unternehmen mit dem Wechsel zu neuen Technologien einen strategischen Wandel. Heute ist Stämpfli Publikationen ein Dienstleistungs- und Produktionsunternehmen für integrierte Unternehmens- und Marketingkommunikation. Stämpfli AG ist führend in Literatur im juristischen Bereich.
1799
Brauerei Falken Max Weber gründete 1644 die erste Hausbrauerei in der Webergasse in Schaffhausen. 1799 begann alt Ratsherr und Küfer Bernhard Fischer im Wirtshaus Zum Zedernbaum mit der gewerb lichen Schaffhauser Braukunst. Gezapft aber wurde dieses Bier im «Falken» gleich nebenan in der Schaffhauser Altstadt. Deshalb der Name Falkenbier. Die Industrialisierung ordnete die Verhältnisse zwischen Brauereibesitzern und der Arbeiterschaft neu und 1886 kam der erste Gesamtarbeitsvertrag zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern in der Schweizer Industrie zustande. Dieser Vertrag gilt auch heute. Nach einem Aufschwung bis 1935 verschärfte sich die Konkurrenz. Die Brauereien versuchten den Absatz zu halten. Unter diesem Druck entstand 1935 die Konvention der Schweizerischen Brauereien, besser bekannt unter dem Namen Bierkartell. Die 1970er-Jahre waren geprägt durch den Strukturwandel. Viele kleinere Brauereien wurden von den grossen aufgekauft und stillgelegt. Die Brauerei Falken jedoch blieb unabhängig.
1805
Pictet 1805 gründeten Jacob-Michel François de Candolle und Jacques-Henry Mallet die Bank de Candolle Mallet & Cie. Das Kommissions- und Inkassogeschäft sowie der Handel mit verschiedenen Rohwaren standen im Fokus der Bank. Dies entsprach dem damals üblichen Geschäft der Genfer Finanzhäuser, deren Anfänge fast ausnahmslos im Warenhandel lagen. Früh schon gibt die Bank das Handelsgeschäft zugunsten der Beratertätigkeit auf. Von 1850 an erweitert die industrielle Entwicklung die Anlagemöglichkeiten. So finden sich in den Portfolios Obligationen der nordamerikanischen Eisenbahnen, Aktien von Immobilien-, Minengesellschaften und Versicherungsunternehmen. 1926 wird der Firmenname in Pictet & Cie umgeändert. Nach der Stagnation während der zwei Weltkriege und der Wirtschaftskrise der 1930er-Jahre wächst die Bank ab 1950 nachhaltig. Genf wird zu einem der wichtigsten diplomatischen Zentren der Welt und gewinnt Bedeutung als Finanzzentrum. Ende der 1960er-Jahre entwickelt Pictet die
institutionelle Vermögensverwaltung. 1967 eröffnet sie das erste Konto für eine Pensionskasse. Pictet, die 1945 rund 70 Personen beschäftigt, zählt 1980 mehr als 300 Mitarbeiter. Gleichzeitig geht auch die Expansion im Ausland weiter. Die Expansion von Pictet ist von einer Entwicklung der Kundenstruktur mit immer mehr institutionellen Kunden begleitet. So machen heute die Guthaben der institutionellen Kundschaft die Hälfte der Vermögenswerte aus.
1807
Musik Hug Der Pfarrer Jakob Christoph Hug übernahm 1807 die Zürcher Firma vom «Sängervater» Hans Georg Nägeli. Die Firmenleiter standen in engem Kontakt mit dem zürcherischen und schweizerischen Musikschaffen, ebenso mit aufstrebenden und für den jungen Staat zentralen Chören wie mit Musikerpersönlichkeiten, etwa dem Konservatoriumsgründer Friedrich Hegar, dem TonhalleChefdirigenten Volkmar Andreae oder dem nach Zürich geflüchteten Richard Wagner. Die Geschichte des Familienunternehmens, das 1872 am Limmatquai seine Heimstatt fand, ist aufs Engste mit jener der Schweizer Musik verknüpft. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts expandierte es, zunächst nach Basel und St.Gallen, nach Luzern und bald über die Landesgrenzen hinaus. Der Handel mit Musikalien, Instrumenten und später mit Tonträgern sowie Radiogeräten florierte. Der Verlag galt nach 1900 als der Chorverlag Deutschlands. Musik Hug gelang der Spagat zwischen Geschäft und Kunst. Früh förderte die Firma das zeitgenössische Schaffen. Im musikpädagogischen Bereich setzte sich Hug für die Singbewegung der 1930er-Jahre sowie für den Blockflötenunterricht in den Schulen ein. Dieses Engagement für das Musikwesen wirkt bis in die jüngste Zeit fort. 1982 gründete die heutige Firmenleiterin Erika Hug die Stiftung «Kind und Musik», die der Musikerziehung immer wieder neue Impulse gibt. 2003 übernahm Hug sämtliche Filialen des Musikhauses Jecklin.
1791
Schulthess Schulthess zählt zu den traditionsreichsten Namen im Schweizer Verlagswesen. Der Verlag wurde am 24. August 1791 gegründet. Neben theologischen und pädagogischen Schriften erschien 1804 die erste juristische Publikation, eine Gesetzessammlung des Kantons Zürich, im Schulthess Verlag. Friedrich Schulthess nutzte die Chancen, die sich durch die Gründer Johannes Gründung der Universität Zürich (1833) Schulthess und der Eidgenössischen Technischen (1763–1836). Hochschule (1855) ergaben. Bald gehörten Lehrer aller Fakultäten beider Hochschulen zu den Autoren des Verlags. 1841 wurde das «Haus zur Weinleiter» am heutigen Zwingliplatz erworben. Im Schulthess Verlag erschienen auch zahlreiche bedeutende nicht juristische Werke − unter anderem die Zwingli-Gesamtausgabe von Johann Melchior Schuler, vier Bände «Abbildungen aus Naturgeschichte» von Heinrich Rudolf Schinz und sogar eine Modezeitschrift, «Die Damenzeitung».
Gemalt 1828 von Josef Reinhard
1799
Suite 150 handelszeitung 61
Die Suite-150-Mitglieder
1807
1819
Bucher Industries
Mirabaud
Das Unternehmen entstand 1807, als Heinrich Bucher-Weiss eine Schmiede in der Murzeln in Niederweningen übernahm. 1874 wurde sie im Handelsregister als «Johann Bucher, mechanische Werkstätte, Fabrikation von mechanischen Bestandteilen landwirtschaftlicher Maschinen» eingetragen. Ende des 19. Jahrhunderts begann Bucher auch landwirtschaftliche Maschinen ausländischer Hersteller zu vertreiben. 1951 wurde das einstige Familienunternehmen zur Aktiengesellschaft, 1984 erhielt die Gruppe eine Holdingstruktur. 1986 erfolgten die Publikumsöffnung und der Börsengang. Damit begann Buchers Expansions- und Übernahmephase. Daraus entstand die Aufteilung in die heutigen vier Divisionen und Einzelgeschäfte: Spezialisierte Landmaschinen (Kuhn Group), Kommunalfahrzeuge (Bucher Municipal), Hydraulikkomponenten (Bucher Hydraulics) und Produktionsanlagen für die Glasbehälterindustrie (Emhart Glass). Der Bereich Bucher Specials umfasst Produktionsanlagen für Wein, Anlagen zur Herstellung von Fruchtsaft, Instantprodukten und Entwässerung von Klärschlämmen sowie das Handelsgeschäft für Traktoren und Landmaschinen in der Schweiz.
Die 1819 gegründete Mirabaud & Cie, banquiers privés war als Mitglied der Schweizer Börse bereits bei der Gründung der ersten Wertschriftenbörse des Landes 1857 in Genf mit dabei. Das Institut war 1931 Mitbegründerin der Vereinigung der Genfer Privatban kiers. In der Schweiz gehörte Mirabaud zu den Ersten, die über alternative Anlagemöglichkeiten nachdachten. 1974 legte Pierre Mirabaud einen Spezialfonds für den amerikanischen Markt auf, der nicht direkt in Wertpapiere investierte, sondern eine Multi-Manager-Strategie verfolgte. Mirabaud erwarb eine Mehrheitsbeteiligung an Mirabaud Pereire Holdings Ltd. in London. Damit wurde das Angebot am britischen Markt um Brokerleistungen für institutionelle Kunden und Vermögensverwaltungsdienstleistungen für Pensionskassen erweitert.
1810
VonRoll infratec 1810 lancierte der Solothurner Ratsherr Ludwig Freiherr von Roll zusammen mit den französischen Industriellen Viellard & Antonin in Frankreich ein Hochofenprojekt. In den folgenden Jahren bauten sie in der Klus bei Balsthal ein Verhüttungs- und in Gerlafingen ein Hammerwerk. Nach 1815 geriet die Gruppe in eine Finanzkrise, die durch den Zuschuss bedeutender privater Mittel der Familien von Roll und von Stäffis überwunden wurde. Die sanierten Geschäfte wurden 1823 in die «Gesellschaft der Ludwig von Roll’schen Eisenwerke AG.» übergeführt. Die unternehmerischen Aktivitäten wurden erweitert: 1827 kam eine Eisengiesserei dazu, 1836 ging das erste Blechwalzwerk in Gerlafingen in Betrieb, 1842 wurde dem Bau eines Hochofens in Bern zugestimmt und 1846 wurde der Hochofen in Choindez errichtet. Ab 1873 entwickelte sich die Von Roll zunehmend zum eisenverarbeitenden Unternehmen. Vom Brunnen bis zum Kanonenrohr wurde praktisch alles hergestellt, was sich aus Eisen formen oder giessen liess. Die Von Roll errichtete Wohnhäuser für das Personal, Schulen und Kleinkrankenhäuser. Nach der Ölkrise von 1973 sollte Von Roll zum Technologiemischkonzern umgebaut werden, wobei die Entwicklung eines erfolgreichen Gesamtkonzeptes nicht gelang. 1977 wurde das Stahlwerk Monteforno in Bodio gekauft, 1988 wurden die Isola-Werke in Breitenbach übernommen. 1995 schloss das Stahlwerk in Bodio, ab 1996 erfolgte der Ausstieg aus der Stahlherstellung und das Seilbahngeschäft wurde verkauft. Der traditionelle Konzernbereich, die vonRoll infratec, erarbeitete im Jahr 2002 mit rund 1100 Angestellten gerade noch einen Umsatz von knapp 160 Millionen Franken. Nach der Übernahme der vonRoll infratec im Jahr 2003 durch eine Investorengruppe erfolgte die Konzentration auf die Bereiche Guss (vonRoll casting), Wasser (vonRoll hydro) und IT-Services (vonRoll itec). Ab 2010 wurde als Erweiterung des Infrastrukturgeschäftes der vierte Konzernbereich, Elektromobilität, aufgebaut. Die Gruppe erarbeitet heute mit rund 900 Mitarbeitern an sechs Produktionsstandorten in der Schweiz und an einem Produktionsstandort in Deutschland einen Umsatz von rund 220 Millionen Franken. 62 handelszeitung Suite 150
1819
Christian Fischbacher 1819 legte Christian Fischbacher aus dem sankt-gallischen Toggenburg als 16-Jähriger den Grundstein zum heute international tätigen Familienunternehmen. Er liess Handwebgut aus Baumwolle und Leinen in den umliegenden Bauernhöfen produzieren und brachte es mit dem Handwagen nach St. Gallen auf den Markt. Mittlerweile hat sich die Firma zu einem modernen, internationa-
1815
Banque Bonhôte Die erste Privatbank in Neuenburg wurde 1815 von Louis Petitmaître gegründet. 1872 trat sein Sohn Louis die Nachfolge an. 1895 eröffnete sein Kassierer gemeinsam mit Paul Bonhôte die Banque Antenen Bonhôte & Cie, die 1903 zur Banque Bonhôte & Cie wurde. 1936 trat Claude Bonhôte die Nachfolge seines Vaters an. Er leitete die Bank, bis er sie 1988 an eine lokale Finanz- und Industrie-Holding verkaufte. 1992 erlangte das Finanzinstitut seinen Charakter als Privatbank mit den Schwerpunkten Finanzplanung und Vermögensverwaltung. Jean Berthoud und ihm nahestehende Personen übernahmen das Kapital der Bank. Berthoud übernahm die Generaldirektion, bis er 2010 zum Verwaltungsratspräsidenten gewählt wurde. Gleichzeitig übernahm Thomas Lötscher die Generaldirektion der Bank.
Idyllisch gelegen: Der Landsitz in einer Darstellung um 1850 ist seit 1999 der Hauptsitz der Banque Bonhôte in Neuenburg.
die suite-150-mitglieder
len Textilhaus entwickelt. Am Hauptsitz in St. Gallen und in den acht Tochtergesellschaften in Europa, Asien und in den USA beschäftigt das Textilunternehmen rund 400 Mitarbeitende. Es wird in sechster Generation von Michael Fischbacher geführt.
1826
Mobiliar Die Mobiliar wurde 1826 als erste private Versicherungsgesellschaft der Schweiz vom Berner Schultheissen Karl Anton von Lerber von Arnex als Genossenschaft gegründet. Innerhalb weniger Jahre war die Gesellschaft durch lokale Agenten im ganzen Land vertreten. Kontinuierlich wuchs die Mobiliar im 19. Jahrhundert. Vorerst bot sie nur Feuerversicherungen für die Fahrhabe an. Der Brand von Glarus 1861 war für die Mobiliar ein einschneidendes Ereignis. Als einzige Versicherungsgesellschaft leistete sie die für die damalige Zeit astronomische Summe von 1 Million Franken an Schadenzahlungen – ein Viertel der ganzen Fahrhabeverluste. Rund 1,5 Millionen Franken wurden aus «Hülfsgeldern» vergütet, 30 Prozent blieben ungedeckt. Der Brand brachte die Gesellschaft an den Rand des Ruins, und sie musste beim Kanton Bern ein Darlehen von 300 000 Franken aufnehmen. Im 20. Jahrhundert nahm die Mobiliar nach und nach neue Versicherungszweige in ihr Angebot auf. 1926 − zum 100. Geburtstag − äufnete sie einen Fonds für unversicherbare Elementarschäden und wurde damit zur Wegbereiterin der Elementarschadenversicherung und des Elementarschadenpools. 2005 richteten grosse Überschwemmungen vor allem in der Zentralschweiz, im Berner Oberland und in der Stadt Bern einen Bruttoschaden von 485 Millionen Franken an. Es war das bisher grösste Schadenereignis in der Geschichte der Mobiliar.
1830
Baume & Mercier Die Familie Baume eröffnete 1830 eines der ersten Uhrengeschäfte im Schweizer Jura, in Les Bois. Als die Söhne des Mitbegründers Louis-Victor Baume 1876 das Ruder übernahmen, hatte sich «Frères Baume» mit seinen einfachen Uhren, Chronografen und Modellen mit Grossen Komplikationen international bereits einen Namen gemacht. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs beschloss der junge William Baume, sich mit Paul Tchereditchenko, der später den Namen seiner französischen Mutter, Mercier, annahm, zusammenzutun und mit Baume & Mercier eine Manufaktur in Genf zu gründen. In der Zeit zwischen Ende der 1930er-Jahre und den 1950erJahren übernahm Graf Constantin de Gorski die Zügel bei Baume & Mercier und brachte mit der «Marquise» eines seiner erfolgreichsten Modelle heraus. 1988 kaufte die Luxusgütergruppe Richemont das Unternehmen. Im Jahr 2002 ging Baume & Mercier mit der Eröffnung der eigenen Werkstatt in Les Brenets im Schweizer Jura einen Schritt weiter in Richtung Eigenständigkeit und lancierte in der Folge neue Modelle.
1833
Raiffeisenbank rechter Zürichsee Als 1833 die Ersparnis-Kassa-Gesellschaft in Männedorf gegründet wurde, geschah das mit der Absicht, «den Sinn für Sparsamkeit zu wecken und arbeitsamen Menschen Gelegenheit zu verschaffen, ihr erspartes Geld sicher an den Zins zu legen, auf dass es sich mehre und in Zeiten der Not oder grösserer Bedürfnis-
1834
Sulzer Das Unternehmen Gebrüder Sulzer, Giesserei in Winterthur wurde 1834 von Johann Jacob Sulzer gegründet. Seine Söhne Johann Jakob und Salomon produzierten Eisenguss, bauten Feuerspritzen, Pumpen und Apparate für die Textilindustrie. Die Firma produzierte später Heizungen und Dampfkessel, Dampfmaschinen, Dampfschiffe und Bohrmaschinen. In der EntSulzer: Voller Stolz präsentieren wicklung des Dieselmotors die Arbeiter das Guss-Stück. leistete Sulzer Pionierarbeit. Es folgten weitere Produkte wie Turbokompressoren, Wärmepumpen, Gasturbinen und Projektilwebmaschinen. Ferner stieg Sulzer 1953 in die Kerntechnik und 1959 in die Verfahrenstechnik ein. Nach der Integration von Escher, Wyss & Cie wuchs das Unternehmen auf über 30 000 Mitarbeiter an. In den 1970er-Jahren begann die Umwandlung vom Maschinenbauunternehmen zum Technologiekonzern. Seit 2002 konzentriert sich Sulzer auf die vier Technologiebereiche Pumpen, Trennkolonnen und statisches Mischen, Oberflächentechnologien und thermische Turbomaschinen.
se als Sparpfennig diene». Damit war der Grundstein für die erste Bank am rechten Zürichseeufer gelegt. Dieses war damals eine von Landwirtschaft und Weinbau geprägte Region. Mit dem Bau der Zürichsee-Bahnlinie und der durchgehenden Zürichseestrasse in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts änderte sich das schlagartig: Verschiedene Industrieunternehmen siedelten sich an und die wohlhabenden Stadtzürcher entdeckten die Sonnenseite des Zürichsees als Wohn- und Erholungsgebiet. Die Gemeinden blühten auf und mit ihnen die Bank, die sich zur Sparkasse entwickelt hatte und neue Kunden in den Gemeinden Männedorf, Uetikon, Meilen und Stäfa gewann. Da sich der Regionalbankenverbund Anfang der 1990er-Jahre tiefgreifenden Veränderungen ausgesetzt sah, beschlossen die Genossenschafter der Sparkasse, dem Schweizer Verband der Raiffeisenbanken beizutreten. Das war die Geburtsstunde der Raiffeisenbank rechter Zürichsee. Sie wird nach wie vor auf genossenschaftlicher Basis geführt und von über 12 000 Mitgliedern getragen.
1833
Ringier 1833 erwarb Johann Rudolf Ringier eine Buchdruckerei im schweizerischen Zofingen und druckte regionale Amtsblätter und Lehrpläne. Als Verleger gab er mit dem «Zofinger Wochenblatt» seine erste Zeitung heraus. 1911 erschien die «Schweizer Illustrierte Zeitung» zum ersten Mal. Sie war und ist bis heute die erfolgreichste People-Zeitschrift der Schweiz. 1959 lancierte der RingierVerlag die erste Boulevardzeitung des Landes, den «Blick». Das neue Konzept führte unter den Lesern zu Beginn zu heftigen Kontroversen über den Stil der Publikation. 1969 wurde mit dem Suite 150 handelszeitung 63
Die Suite-150-Mitglieder
«SonntagsBlick» die erste Schweizer Sonntagszeitung lanciert, ebenfalls im Boulevard-Stil. 1984 stieg Ringier mit der Gründung der lokalen TV-Programmgesellschaft Zürivision ins TV-Geschäft ein. Obwohl sich das Internet erst gegen 2000 als Massenmedium etablierte, begann Ringier mit Internetauftritten von «Blick-Online» und Cash Online. Mit der Beteiligung am Privatradiosender Energy baute der Konzern seine Angebotspalette weiter aus. 2010 ging Ringier ein einzigartiges Joint Venture mit dem deutschen Verlag Axel Springer zur Stärkung des Geschäfts in Zentral- und Osteuropa ein und gründete die Ringier Axel Springer Media AG. Im selben Jahr wurde auch der Blick-Newsroom eingeweiht. Ringier ist das grösste international operierende Schweizer Medienunternehmen und führt mit rund 8000 Mitarbeitern mehr als 120 Zeitungen und Zeitschriften, Druckereien, Radio- und Fernseh kanäle sowie Web- und Mobile-Plattformen.
1833
Jaeger-LeCoultre Das Unternehmen LeCoultre wurde 1833 von den Brüdern Charles Antoine und Ulysse LeCoultre im Vallée de Joux gegründet. Elf Jahre später erfand Antoine LeCoultre ein Gerät zur Messung von Mikrometerabständen, das Millionometer. An der ersten Weltausstellung 1851 in London erhielt er eine Goldmedaille für seine Entwicklungen auf den Gebieten der Präzision und Mechanisierung. Um 1858 einen Bankrott zu verhindern, wurde ein Teil-
1842
Fischer Reinach Johann Wirz gründete 1842 in Reinach zur industriellen Fertigung von Sicherheits- und Haarnadeln, Jalousie-, Militär- und Hosenhaften die Firma Wirz. Sein Sohn Johann Gottlieb Wirz führte das Unternehmen weiter, das durch die Heirat seiner Schwester mit Johann Jakob Fischer ab 1893 Draht- und Metallwarenfabrik Wirz & Fischer hiess. Den heutigen Namen Fischer Reinach AG erhielt das Unternehmen 1988 unter der Führung von Thomas FischerHegner, der bis 2009 die strategische Neuausrichtung forcierte. Heute stanzt, biegt, staucht und schweisst das Unternehmen in Reinach und Bregenz unzählige komplexe Teile für die Beschläge-, Elektro-, Automobil-, Textil- und Bauzulieferindustrie. Seit 2010 wird das Unternehmen, dessen Aktien sich in Familienbesitz befinden, in sechster Generation von Peter Fischer geführt.
haber gesucht und die Firma in LeCoultre, Borgeaud & Cie. Fabrique d’horlogerie en blanc umbenannt. Ab 1866 modernisierte sein Sohn Elie LeCoultre das Unternehmen durch die Einführung von Qualitätsstandards. Durch den Zukauf von Maschinen und mit der Vereinigung aller relevanten Handwerke unter einem Dach schuf er die erste Uhrenmanufaktur. Dadurch konnten von 1860 bis 1890 über 350 verschiedene Uhrwerke hergestellt werden. 1877 übergaben Antoine LeCoultre und Auguste Borgeaud den Betrieb an LeCoultres Nachkommen. Ab 1906 lieferte LeCoultre & Cie Rohwerke an den Pariser Uhrmacher Edmond Jaeger. Die Zusammenarbeit mit Jaeger mündete 1937 unter Jacques-David LeCoul tre in eine Fusion beider Unternehmen. Nach dessen Tod 1948 wurde Jaeger-LeCoultre unter dem Vorstandsvorsitzenden Roger LeCoultre und dem Direktor Georges Ketterer in die Holding SAPIC eingebracht, die bereits die Firma Vacheron Constantin besass. Angeschlagen durch die Quarzkrise, wurde 1978 ein Mehrheitsanteil der Firma an VDO Automotive verkauft. 1986 verkaufte VDO 40 Prozent der Anteile an Audemars Piguet weiter, erwarb jedoch später die übrigen Anteile an Jaeger-LeCoultre, die sich im Besitz der Familie Ketterer und einer Bank befanden. Im Jahr 2000 verkaufte die Mannesmann, die VDO 1991 übernommen hatte, ihre Beteiligung an Jaeger-LeCoultre als Teil der Firma Les Manufactures Horlogères, die 60 Prozent der Anteile an Jaeger-LeCoultre sowie jeweils 100 Prozent der Anteile an Vacheron Constantin und IWC hielt, an den Schweizer Schmuck- und Luxusuhrenkonzern Richemont. Im gleichen Jahr kaufte Richemont die verbliebenen 40 Prozent von Audemars Piguet.
1836
Sprüngli Vor über 175 Jahren gründete David Sprüngli zusammen mit seinem Sohn Rudolf die Confiserie Sprüngli. Dass die Confiserie Sprüngli über sechs Generationen und bald zwei Jahrhunderte hinweg wachsen konnte, war nicht zuletzt dem Risikoappetit des Gründers zu verdanken. Schon der Kauf der damaligen Konditorei Vogel an der Zürcher Marktgasse durch David Sprüngli im Jahr 1836 war eine einmalige Chance und ein grosses Wagnis zugleich. Sein Sohn Rudolf Sprüngli wurde durch diesen Pioniergeist angetrieben, führte 1845 die Schokoladenproduktion ein und zog mit der Konditorei 1859 an den heutigen Paradeplatz. Die jüngere Vergangenheit der Confiserie Sprüngli ist ebenfalls durch diesen unternehmerischen Geist geprägt. Richard Sprüngli, der das Unternehmen von 1956 bis 1994 in fünfter Generation leitete, trieb die Entwicklung weiter. In seine Ära fallen die Luxemburgerli, der Aufund Ausbau der Produktionsstätte in Dietikon, der Beginn der Expansion mit Verkaufsgeschäften in Einkaufszentren und Bahnhöfen sowie weltweit der Ausbau des Versandhandels. Heute wird das Familienunternehmen in sechster Generation von Milan und Tomas Prenosil geführt. In den letzten Jahren richtete Sprüngli das Sortiment auf neue Essgewohnheiten aus, modernisierte den Auftritt, baute das Verkaufsnetz aus und legte das Gewicht auf Qua litätssicherung sowie Nachhaltigkeit.
1836
«Der Landbote» Von den Haarnadeln zu komplexen Teilen für die Automobil industrie: Seit 161 Jahren ist Fischer Reinach in Familienbesitz.
64 handelszeitung Suite 150
«Der Landbote» wurde 1836 in Winterthur als liberales Wochenblatt gegründet. 1861 erwarb Salomon Bleuler die Buchdruckerei und den Zeitungsverlag. Unter seiner Redaktion wurde «Der Landbote» zum führenden Organ der Demokratischen Bewegung
die suite-150-mitglieder
mit nationaler Bedeutung und zum Organ der kantonalen Demokratischen Partei. Nach dem Tod Bleulers 1886 gelangte das Unternehmen in den Besitz der Familie Ziegler. Mit dem Niedergang der Demokratischen Partei 1971 erfolgte die Umwandlung in eine liberale Forumszeitung. 2005 übernahm die Tamedia einen 20-Prozent-Anteil an der Ziegler Druck- und Verlags-AG. 2011 trat «Der Landbote» dem Verbund ZRZ Zürcher RegionalZeitungen bei und kooperiert seither eng mit den Zeitungen «Zürcher Oberländer», «Zürcher Unterländer», «Zürichsee-Zeitung» und «Schaffhauser Nachrichten». 2013 erwarb die Tamedia zusätzlich 70,5 Prozent der Aktien und ist damit Besitzer des «Landboten».
1838
Welti-Furrer In den späten 30er-Jahren des 19. Jahrhunderts gründete Jakob Furrer eine kleine Pferdefuhrhalterei, aus der sich rasch ein Transportunternehmen entwickelte. Um 1880 stieg der Schwiegersohn Jakob Albert Welti ins Unternehmen ein und verlieh dem Unternehmen im Umfeld der zunehmenden Mobilität neue Impulse. Möbeltransporte, auch internationale, sorgten für einen starken Wachstumsschub. 1993 wurde das Unternehmen von der KnechtGruppe aus Windisch übernommen. Unter ihrer Ägide entwickelte sich Welti-Furrer zu einem führenden Transportunternehmen mit breit abgestütztem Dienstleistungsspektrum.
1846
Testex Auf Initiative von Seidenfabrikanten ist 1846 die Seidentrocknungsanstalt Zürich gegründet worden. Die Aufgabe bestand darin, das Handelsgewicht von Rohseide zu bestimmen. Dank seiner Unabhängigkeit und Neutralität war das Institut bald in ganz Europa gefragt. Im Laufe der Zeit dehnte es seine Prüfungen auf alle bekannten textilen Materialien aus. Seit dem Namenswechsel 1970 wurde Das Gebäude der damaligen die textilphysikalische durch Seidentrocknungsanstalt 1932. die textilchemische und später durch die analytische Abteilung ergänzt. Mit der Gründung einer Tochterfirma 1995 in Hongkong gelang es, in die gegenwärtig bedeutendste Textilindustrie-Region vorzustossen. Der Zusammenschluss mit dem Institut für Ökologie, Technik und Innovation von Anfang Jahr setzt die Wachstumsstrategie fort.
1841
Gessner Die Textilindustrie spielt in der Geschichte des Kantons Zürich eine tragende Rolle. Im 19. Jahrhundert wurden auf dem Land, vor allem am linken Zürichseeufer, mehrere Seidenfabriken gebaut. August Gessner gründete 1841 zusammen mit seinem Compagnon das Verlagshaus Steiner-Gessner & Co. 1929 beschäftigte die Firma Gessner mit ihren Auslandbetrieben in Waldshut, Rovereto, Lyon und Dunfermline 2200 Mitarbeiter. In den 1930er-Jahren ging die Bedeutung der Textilindustrie kontinuierlich zurück. Viele Firmen der Seidenindustrie stellten ihren Betrieb ein. Gessner konzentrierte 1967 die Produktion in Wädenswil. Im Jahr 2011 waren die zwei Zürcher Firmen Gessner und Weisbrod-Zürrer die letzten beiden Seidenwebereien der Schweiz.
1844
Burckhardt Compression Franz Burckhardt legte 1844 mit dem Kauf der ersten Betriebsliegenschaft in Basel den Grundstein einer Traditionsgeschichte. Die mechanische Werkstatt stellte in den Gründerjahren Maschinen für die Textilindustrie her. Im Lauf der Jahre dehnte Burckhardt das Arbeitsgebiet auf den allgemeinen Maschinenbau aus. 1856 begann die Firma mit der Produktion von Dampfmaschinen. Im Jahr 1878 wurde der erste Kolbenverdichter entwickelt. 1890 gründete der Sohn August Burckhardt die Maschinenfabrik Burckhardt Aktiengesellschaft in Basel. Ein wichtiger Schritt war 1913 die Lieferung eines ersten Kompressors für die Ammoniaksynthese an die BASF in Ludwigshafen. 1935 lieferte die Firma Sulzer den ersten Sulzer-Labyrinthkolben-Kompressor an die Brauerei Hürlimann in Zürich. Nachdem Burckhardt und Sulzer seit mehreren Jahren zusammengearbeitet hatten, wurde die Maschinenfabrik Burckhardt im Jahr 1969 durch die Übernahme des Aktienkapitals eine Tochtergesellschaft des Sulzer-Konzerns. 1982 wurden mit
der verstärkten Zusammenarbeit die Kolbenkompressor-Aktivitäten des Sulzer-Konzerns unter einem gemeinsamen rechtlichen Dach, der Maschinenfabrik Sulzer-Burckhardt, zusammengefasst. Im Jahr 2000 konzentrierte Sulzer seine Aktivitäten in vier Divisionen. Da Sulzer-Burckhardt nicht zu dieser neuen Strategie passte, entschied man sich für den Verkauf. Gemeinsam mit dem Finanzinvestor Zurmont Finanz erwarben 2002 fünf Mitglieder der Geschäftsleitung die Maschinenfabrik Sulzer-Burckhardt. Seither firmiert Sulzer-Burckhardt als Burckhardt Compression. Seit 2006 ist das Unternehmen an der Schweizer Börse kotiert.
1844
Bordier Bordier & Cie ist ein auf die Anlageberatung und Vermögensverwaltung spezialisierter Schweizer Privatbankier. Das Bankhaus wurde 1844 in Genf gegründet und ist als Kommanditgesellschaft mit derzeit vier unbeschränkt, solidarisch haftenden Teilhabern organisiert. Drei der vier Teilhaber, die Brüder Gaétan, Grégoire und Evrard Bordier, gehören der fünften Generation der Familie Bordier an. Bordier & Cie ist auf die Vermögensverwaltung für Privatkunden spezialisiert. Daneben ist die Bank im Anlagefonds geschäft tätig. Das Unternehmen beschäftigt über 160 Mitarbeiter und verwaltet Vermögen in der Höhe von mehr als 10 Milliarden Schweizer Franken. Bordier & Cie ist in Genf, Bern, Nyon, Zürich, Paris, London, Monaco, Montevideo und Singapur vertreten.
1845
Geilinger Fenster und Fassaden Die Stadt Winterthur erteilte Mitte des 19. Jahrhunderts Abraham Geilinger die Bewilligung für die Einrichtung und den Betrieb einer Feueresse. Sein Sohn Gottlieb Geilinger verlegte 1891 Betrieb und Wohnung in den Neubau an der Technikum-/Lagerhaus- Suite 150 handelszeitung 65
Die Suite-150-Mitglieder
1853
Bernhard Polybau Seinen Ursprung hat das Familienunternehmen, das in fünfter Generation geführt wird, im Emmental. In Goldbach bei Lützelflüh gründete Christian Bernhard 1853 eine Dachdeckerei – notabene als 15-Jähriger. Daneben führte er zur Existenzsicherung einen Kleinbauernbetrieb. 1892 folgte der Umzug nach Utzens torf. Ab 1922 führten Christian Bernhards Sohn, später sein Enkel und sein Urenkel das Ende der 1950er-Jahre waren Geschäft weiter. Flachdächer aktuell. Dass die Firma heute im Oberaargau präsent ist, hat mit einem Firmenzukauf zu tun. 1980 erwarb die Bernhard AG Utzenstorf das Langenthaler Dachdeckergeschäft von Hans Hirter mit zehn Beschäftigten. Inzwischen ist der Betrieb in Langenthal auf 75 Mitarbeitende und eine Firmenflotte mit 35 Fahrzeugen angewachsen.
strasse. Der Übergang zur Herstellung von Eisenkonstruktionen, Fenstern, Türen und Toren für die sich stetig entwickelnde Maschinenindustrie im Kanton Zürich ermöglichte dem Enkel, Ingenieur Eduard Geilinger, 1929 in der Grüze das heutige Stammwerk zu errichten. Der Umzug erfolgte wenige Monate vor dem legendären Börsenkrach, der die Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre aus löste. Die Industrialisierungswelle nach dem Zweiten Weltkrieg und der kriegsbedingte Rückstau aufgeschobener industrieller Bauinvestitionen haben die Expansion und Entwicklung der Unternehmung entscheidend beeinflusst. Ende 1967 wurde die Geilinger Stahlbau gegründet, die ihrerseits 1968 das Schweisswerk Bülach erwarb. Mit der Zusammenlegung der beiden Stahlbauabteilungen rückte Geilinger Stahlbau zum schweizerischen Branchenleader auf. Das Stammwerk Winterthur-Grüze beherbergte nach der Verlegung des Stahlbaus nach Bülach ausschliesslich den Fassaden-, Fenster- und Torbau. 1979 erfolgte die Fusion zur Geilinger AG, Ingenieur- und Metallbau-Unternehmung.
1846
Ulysse Nardin Léonard Frédéric Nardin war der erste Uhrmacher der Familie. Sein Sohn Ulysse gründete im schweizerischen Le Locle 1846 eine Uhrenfabrik, die sich unter seinem Sohn Paul David unter anderem auf Schiffschronometer spezialisierte. Von 1906 bis 1942 kaufte die United States Naval Observatory Decksuhren und Taschenuhren bei Ulysse Nardin, als die Schweiz von den ringsum okkupierten Staaten isoliert wurde. Ab 1940 wurden diese Uhren von der amerikanischen Firma Hamilton kopiert und mit industriellen Methoden weiterentwickelt. Im Stammhaus wurden Taschenuhren mit Komplikationen wie Kalender, Mondphase, Ewigem Kalender, Weckvorrichtung und Schlagwerk gebaut. 1982/83 war die Firma nahe bei der Insolvenz. 66 handelszeitung Suite 150
Mit weiteren Investoren übernahm der Schweizer Rolf W. Schnyder die Firma. Es waren nur noch zwei Personen beschäftigt. Zahlreiche historisch und künstlerisch wertvolle Stücke der eigenen Firmensammlung waren verschwunden beziehungsweise gestohlen worden. Binnen weniger Jahre gelang es Schnyder, die Marke Ulysse Nardin wieder in das Spitzenfeld der Schweizer Uhrenhersteller zu bringen. Mitentscheidend für den Erfolg war Schnyders Partner und Freund, der Uhrenkonstrukteur Ludwig Oechslin.
1848
Bank Linth LLB Die «Gemeinnützige Gesellschaft vom See-Bezirk» gründete 1848 die Bank Linth als «Leih- und Sparcassa des See-Bezirks». Motive für das neue Institut waren die Bewältigung der Armut und Not der damaligen Zeit, aber auch die Bekämpfung von Wucher und Hypothekarunwesen. Geschäftssitz war Uznach im Kanton St. Gallen. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts schlug die Entwicklung des Unternehmens ein höheres Tempo an. Das Aktienkapital wurde stufenweise aufgestockt. Neue Geschäftsstellen öffneten nach und nach am oberen Zürichsee und im Linthgebiet ihre Türen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wandelte sich das Institut allmählich von der Sparkasse zur Universalbank. Die weitere Expansion erfolgte sowohl über die Eröffnung weiterer Standorte als auch durch die Übernahme anderer Institute der Region. Ein wichtiger Markstein auf diesem Weg war die Fusion mit der Sarganserländischen Bank 1988, wodurch sich das Marktgebiet schlagartig auf den Raum zwischen St. Galler Oberland und dem Zürichsee erweiterte. Die Firmenbezeichnung änderte im Lauf der Jahre mehrmals, 1994 gab sich das Institut den Namen «Bank Linth». 2007 erwarb die Liechtensteinische Landesbank (LLB) 74 Prozent der Aktien. Die Bank Linth heisst seither Bank Linth LLB.
1849
W. Gassmann Seit der Ansiedlung Mitte des 19. Jahrhunderts in Biel ist W. Gassmann ein zweisprachiges Druck- und Medienunternehmen mit über 300 Mitarbeitenden. Geführt wird die inzwischen als Holding organisierte Gruppe in der siebten Generation der Gründerfamilie durch Marc Gassmann. Die Wurzeln von W. Gassmann reichen deutlich weiter zurück. Bereits 1781 betrieb Fridolin Gassmann in Solothurn eine Druckerei und war Herausgeber des «Solothurner Wochenblatts» und des «Helvetischen Hudibras». Unter dem Buchverlag Jent + Gassmann wurden Erstausgaben von Werken des Schriftstellers Jeremias Gotthelf herausgegeben.
1849
ISA bodywear Am Anfang der Firmengeschichte steht Johann Joseph Sallmann, gebürtiger Sachse, der in der 1849er-Revolution in die Schweiz geflohen ist. Im thurgauischen Amriswil eröffnete er ein eigenes Geschäft und wurde zum Begründer der schweizerischen Trikotindustrie. Die Nachfrage nach elastischer Trikotwäsche erfuhr zur Jahrhundertwende einen Boom, von dem auch die Angestellten profitierten: Sallmann erstellte moderne Industriebauten, gründete eine Krankenkasse und errichtete einen Wohlfahrtsfonds. 1930 führte Oskar Sallmann die Marke JSA ein und entdeckte die Wer-
die suite-150-mitglieder
bung. Als erstes Unternehmen in der Schweiz setzte es 1948 Helanca und Nylon ein: Die Herrenunterwäsche wurde bunt. Die Damenoberbekleidung aus Jersey erlebte in den 1960ern ihre Blütezeit. In den 1970er-Jahren brach der Markt für Trikotwaren ein. JSA stellte die Produktion von Damenoberbekleidung ein und konzentrierte sich ganz auf Herrenunterwäsche. 2006 setzte das Unternehmen wieder auf eine Damenwäsche-Kollektion, da 60 Prozent der Herrenwäsche von Frauen gekauft werden.
1850
Luzerner Kantonalbank In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren Geldgeschäfte oft von Wucherzinsen geprägt. Liberale Politiker wollten diesen Missstand beheben und riefen im Jahr 1849 zur Zeichnung von Anlagen der zu gründenden «Kantonalen Spar- und Leihkasse» auf. Ziele waren die «Hebung der materiellen Wohlfahrt des Volkes», die Förderung des Sparwillens und der Kampf gegen Wucherzinse. All dies sollte nicht zuletzt den Besitzern von kleinen Heimwesen und Handwerksbetrieben zugutekommen. Den Gründungsakt vollzog das Luzerner Kantonsparlament am 16. Januar 1850 mit dem Dekret über die «Kantonale Spar- und Leihkasse» und der Gewährung der Staatsgarantie. 42 Jahre später, 1892, erfolgte die Umbenennung in Luzerner Kantonalbank. 2000 beschloss das Luzerner Kantonsparlament die Teilprivatisierung der Bank. Die bisherige unabhängige Anstalt des kantonalen öffentlichen Rechts wird
1862
Lenzlinger Söhne Uster im Zürcher Oberland gehörte einst zu den wichtigsten Industrieregionen der Schweiz. All die Fabriken sind verschwunden. Nur das traditionelle Holzbauunternehmen Lenzlinger Söhne AG hat überdauert. Johann Josef kaufte 1862 ein Wiesenstück, errichtete ein Wohnhaus mit Werkstätten und nahm seinen Zimmerei- und Holzbaubetrieb auf. Heute zählt der Familienbetrieb zu den führenden Ausbauunternehmen der Schweiz, ist Marktführer im Bereich der Doppelböden und treibt darüber hinaus seine geografische Expansion voran. Stammvater Joseph wäre stolz darüber, dass der Name Lenzlinger heute in der Schweizer Bauwirtschaft ein fester Begriff ist. Das Unternehmen wird in der fünften Generation von zwei Frauen geführt – durch die Urur enkelinnen Karin und Annette Lenzlinger.
mit schrittweisem Verkauf von Aktien ans breite Publikum in eine privatwirtschaftliche Aktiengesellschaft umgewandelt. Die unbeschränkte Staatsgarantie wurde beibehalten.
1851
Strotz Nach seiner Schirmmacherlehre eröffnete Arnold Strotz 1851 in Uznach eine Werkstatt und bot seine handgemachten Schirme in vielen Regionen der Schweiz an. 1905 übernahm Karl Strotz-Spiess die Schirmfabrik und leitete während 38 Jahren das Unternehmen. Die Kriegsjahre und das Trockenjahr 1922 sorgten für Rückschläge, doch mit einem neuen Geschäft im Städtchen Uznach und der vergrösserten Werkstatt steigerte er Angebot und Umsatz. Karl Strotz-Büchli baute 1954/55 das Fabrikationsgebäude im Herrenacker Uznach. Ab 1970 übernahm die vierte Generation Strotz die Leitung. Charles Strotz war verantwortlich für Produk tion und Personal. Sein Bruder Edgar leitet seit 1976 die Bereiche Einkauf, Verkauf, Marketing und Design. Seit 2008 ist mit Roman Strotz die fünfte Generation operativ für die Schirmfabrik Strotz tätig. Das Unternehmen zählt heute 20 Mitarbeitende und produziert 500 000 Schirme pro Jahr.
1855
ETH Zürich Unter dem Namen «Eidgenössisches Polytechnikum» gegründet, war die ETH Zürich von Beginn an eine Bildungsstätte mit internationaler Ausstrahlung. Die Verbindung von Weltoffenheit und nationalem Bezug machte die Bildungsinstitution zu einer treibenden Kraft der Schweizer Industrialisierung. Sie holte das nötige Know-how ins Land, bildete Fachleute aus und wirkte am Aufbau von zukunftsweisenden nationalen Infrastrukturen mit. 1911 erhielt die Eidgenössische Technische Hochschule ihren heutigen Namen. Sie investierte zunehmend in die angewandte Forschung und in die Grundlagenforschung, die gegenüber der Lehre an Bedeutung gewannen. Die Hochschule wuchs stetig. Heute zählt die ETH Zürich über 17 000 Studierende aus 80 Ländern, davon 3700 Doktorierende, und mehr als 450 Professoren. In den Gebieten Ingenieurwissenschaften, Architektur, Mathematik, Naturwissenschaften, systemorientierte Wissenschaften sowie Management- und Sozialwissenschaften gehört die ETH zu den führenden Hochschulen der Welt.
1856
Credit Suisse
Der Gründer und seine Familie wären stolz auf die heutige Marktposition von Lenzlinger Söhne.
1856 gründete der Politiker, Wirtschaftsführer und Pionier Al fred Escher die Schweizerische Kreditanstalt. Der ursprüngliche Zweck der neuen Bank bestand darin, den Ausbau des Eisenbahnnetzes durch die Nordostbahn sowie die Industrialisierung in der Schweiz zu finanzieren. Anfangs wurden Aktien in der Höhe von 3 Millionen Franken ausgegeben, innerhalb von drei Tagen erreichten die Zeichnungen jedoch einen Betrag von 218 Millionen Franken. Die Credit Suisse entwickelte sich in den folgenden anderthalb Jahrhunderten kontinuierlich zu einem führenden Anbieter in der Finanzdienstleistungsbranche. Dies erfolgte durch ein starkes organisches Wachstum und durch eine Reihe bedeutender Fusionen und Akquisitionen. Auch eine Vielzahl an technischen Innovationen prägte die Firmengeschichte der Credit Suisse. So nahm die Suite 150 handelszeitung 67
Die Suite-150-Mitglieder
1857
Krebser Als Thun 3490 Einwohner zählte und noch nicht mit der Eisenbahn erreichbar war, wurde am 1. Mai 1857 die heutige Krebser Aktiengesellschaft gegründet. Die Firma «Aufenast und Stettler, Buch- und Musikalienhandlung mit Schreibmaterialien» eröffnete den Betrieb an der Oberen Hauptgasse. 1861 übernahm der Berner Handelsmann H. Blom das Geschäft und betrieb es als Filiale; die Führung oblag Eugen Stämpfli. Er gliederte eine Buchbinderei an und erwarb 1874 die Buchdruckerei Marti mit dem «Geschäftsblatt von Thun». 1878 trat Louis Krebser ein und übernahm 1887 die Handelsfirma auf eigene Rechnung. Die Druckerei mit dem Geschäftsblatt ging an Eugen Stämpflis Sohn Willy über. 1918 erfolgte der Eintritt von Louis Krebsers Sohn Werner. Er wechselte den Standort in den Neubau der Spar- und Leihkasse Thun, im Bälliz 64, der dem heutigen Standort entspricht. Dabei ging die Druckerei an den Buchdrucker Jakob Vetter über. Seit dem Jahr 1974 ist die Firma eine Aktiengesellschaft. Als Vertreter der vierten Krebser-Generation trat 2000 der jüngere Sohn von Markus Krebser, Louis, ein. Er übernahm den Betrieb 2002 und erweiterte ihn mit einer Buchhandelsfiliale in Interlaken, wodurch die Marktposition im Berner Oberland gefestigt wurde.
1863
Schweizer Alpen-Club SAC Im April 1863 gründeten 35 Herren aus der Deutschschweiz im Bahnhofsgebäude Olten den Schweizer Alpen-Club SAC. Sie wollten die damals boomende Eroberung der Alpen nicht allein den Ausländern überlassen. Der SAC wuchs rasch, um 1900 zählte er 43 Sektionen und 6000 Mitglieder. Sie kletterten auf Gipfel, beschrieben die Routen, überzogen die Alpen mit einem Netz von Hütten und Wegen und waren beteiligt am Führer- und Rettungswesen. Heute zählt der SAC mehr als 140 000 Mitglieder. Er besitzt 152 Hütten, ist tätig in Ausbildung, Spitzensport, Rettung, Kultur, publiziert alpine Führerliteratur und engagiert sich für eine natur- und umweltverträgliche Nutzung der Berge.
foto-archiv alpines museum, bern
damalige Schweizerische Kreditanstalt (SKA) 1951 als erste Schweizer Grossbank eine direkte Fernschreiberverbindung nach New York in Betrieb. Sie eröffnete 1962 die erste Autobank, 1993 die erste Telefonbank und 1997 die erste Internetbank.
Die Frauen waren dem SAC anfänglich ein Dorn im Auge.
1857
Swiss Life Die Schweizerische Lebensversicherungs- und Rentenanstalt wurde 1857 als erste Schweizer Lebensversicherung ins Leben gerufen. Gründer war der im thurgauischen Altnau geborene Anwalt Conrad Widmer. Er leitete die Rentenanstalt insgesamt 35 Jahre lang. Bei seinem Rücktritt im Jahr 1892 war die Rentenanstalt mit Abstand der grösste Lebensversicherer in der Schweiz und verfügte über mehrere Niederlassungen im Ausland. Die Rentenanstalt ist seit ihrer Gründung eine Genossenschaft. 1997 wurde die Genossenschaft in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Aktie ist nun an der Schweizer Börse SIX kotiert. Die rund 600 000 Genossenschafter wurden automatisch zu Aktionären. 2004 folgte der Namenswechsel von Rentenanstalt in Swiss Life. Seit diesem Namens- und Markenwechsel wurde Swiss Life gruppenweit ein einheitlicher Auftritt und ein Name verpasst, der im In- und Ausland verstanden wird. 2008 wurde die AWD-Gruppe, ein führender Finanzdienstleister in Hannover, Teil der SwissLife-Gruppe. Diese zählt über 7500 Mitarbeitende und gehört zu den führenden europäischen Anbietern von Vorsorgelösungen und Lebensversicherungen in ihren Kernmärkten Schweiz, Frankreich und Deutschland.
1858
1858 Furrer-Jacot Seit 1858 werden bei Furrer-Jacot luxuriöse Verlobungs- und Trauringe wie auch ausgewählte Diamantschmuckstücke auf Bestellung individuell gefertigt. Firmengründer Jean-Jacques Arbenz liess sich in Schaffhausen nieder, wo er alles vorfand, was er zur Her68 handelszeitung Suite 150
stellung seiner Schmuckstücke brauchte: Eine hochstehende Handwerkstradition und eine inspirierende Umgebung mit der mittelalterlichen Altstadt und mit dem Rheinfall. 1943 übernahm Fritz Furrer das Geschäft und heiratete die Westschweizerin Lucienne Jacot.
1858
Helvetia Gruppe Aus verschiedenen schweizerischen und ausländischen Versicherungsunternehmen ist die Helvetia Gruppe in über 150 Jahren zu einer europaweit präsenten Versicherungsgruppe gewachsen. 1858 wurde die Allgemeine Versicherungs-Gesellschaft Helvetia in St. Gallen gegründet. Als erste Gesellschaft in der Schweiz bot sie Versicherungen gegen die Gefahren des Land-, Fluss- und Seetransportes an. Drei Jahre später wurde die Helvetia Schweizerische Feuerversicherungs-Gesellschaft gegründet, 1862 folgten die Niederlassungen in Deutschland und 1878 die Genossenschaft Patria, Schweizerische Lebensversicherungsgesellschaft in Basel. Zwischen 1920 und 1962 und zwischen 1986 und 1988 entstanden zahlreiche Niederlassungen als Tochtergesellschaften der Helvetia in Frankreich, Italien, Österreich, Griechenland, in den Niederlanden sowie in Kanada, Spanien, Italien und Deutschland, die teilweise wieder verkauft wurden. Ab 1992 begann die Partnerschaft zwischen Helvetia und Patria, die in die Gründung der Helvetia Patria Holding mündete. 2010 wurden die Schweizer Versicherungsgesellschaften Alba Allgemeine Versicherungs-Gesellschaft (Alba), Phenix Versicherungsgesellschaft AG und Phenix Lebensversicherungsgesellschaft AG (Phenix) gekauft.
die suite-150-mitglieder
1863
Glutz Viktor Glutz-Blotzheim (1821–1878) war Sohn eines Solothurner Ratsherrn und beseelt vom Fortschrittsglauben, der die Anfänge der modernen Schweiz prägte. 1858 nahm er eine mechanische Schreinerei in Betrieb, kurz darauf eine Parkettfabrikation. Weil Spannungen zwischen der Schweiz und Frankreich die Einfuhr von Schlössern und Beschlägen für die in seiner mechanischen Schreinerei hergestellten Türen erschwerten, beschloss der Unternehmer kurzerhand, diese selber zu produzieren. Mit der Gründung der Schlossfabrik im Jahr 1863 legte Viktor Glutz-Blotzheim den Grundstein zum heutigen Unternehmen, das sich immer noch am ursprünglichen Standort in Solothurn befindet.
1860
Bühler Als Adolf Bühler 1860 mit zwei Mitarbeitenden in Uzwil im Kanton St. Gallen eine Eisengiesserei gründete, hatte er sich wohl nicht träumen lassen, dass daraus einst ein Weltkonzern mit rund 8800 Mitarbeitenden entstehen sollte, der in über 140 Ländern einen Umsatz von rund 2,1 Milliarden Franken erzielen würde. 1871 wurde eine mechanische Werkstätte angegliedert, ein Jahr später wurden die ersten Gusswalzen für Walzenstühle produziert. Um 1890 wurde die erste komplett von Bühler gebaute Getreidemühle ausgeliefert. Die erste Tochterfirma wurde 1891 in Paris gegründet, 1900 kam eine in Mailand und zwei Jahre später eine in Neapel hinzu, während 1896 ein Verkaufsbüro in Barcelona eröffnet wurde. Nach der Jahrhundertwende verlegte sich Bühler auf den Bau von Maschinen für die Teigwaren- und die Bierproduktion sowie auf Dienstleistungen zur Herstellung von Nahrungsmitteln und technischen Materialien. Der Einstieg in China gelang 1981 mit dem Verkauf einer Getreidever arbeitungsanlage. Drei Jahre später folgte dort das erste Büro. Seit den 1980er-Jahren folgten zahlreiche Übernahmen in Europa.
1860
TAG Heuer
Dem Produkt − Türbeschläge und Schlösser − blieb Glutz treu.
1858
Wyss Samen und Pflanzen Im Alter von 22 Jahren eröffnete François Wyss 1858 in Solothurn eine Gärtnerei. 1904 übernahmen drei von François Wyss’ fünf Söhnen – Adolf, Charles und Emil – das väterliche Geschäft. Sechs Jahre später kauften sie den Hüglihof in Zuchwil, wo neben einer Gärtnerei eine Baumschule und ein Lagerhaus für Pflanzen eingerichtet wurden. Dort befindet sich heute der Hauptsitz der Firma mit Gartencenter und Versuchs- und Schaugarten. 1962 wurde in Zuchwil eines der ersten Gartencenter der Schweiz eröffnet. Heute leitet Ulrich Wyss das Unternehmen in vierter Generation. Er betreibt mit rund 280 Mitarbeitenden sechs Gartencenter und zwei Stadtgeschäfte. Er beliefert Produktions- und Detailhandelsunternehmen und gibt ein Fachmagazin heraus.
1859
Benninger Die Brüder Heinrich, Jakob und Ulrich Benninger übernahmen 1859 die mechanische Werkstätte von Ulrich Bretscher in Uzwil für die Produktion von mechanischen Webstühlen. Ab 1870 wurden Stickmaschinen und Turbinen produziert. Eine Giesserei, die heutige Benninger Guss AG, folgte 1873. Ab 1900 exportierte das Unternehmen auch ins Ausland. Mit der Gründung einer Tochtergesellschaft in Italien begann 1979 die internationale Expansion. 2005 erfolgte mit Schweizer Finanzinvestoren ein ManagementBuy-out. 2008 wurde die Division Webereivorbereitung an die deutsche Karl Mayer Textilmaschinenfabrik verkauft.
Edouard Heuer gründete das Unternehmen 1860 in Saint-Imier. 1882 erlangte er das erste Patent für einen Stoppuhrmechanismus. 1889 stellte Edouard Heuer seine Chronographen an der Pariser Weltausstellung aus. Weitere Neuerungen folgten: 1916 gelang den Technikern die Herstellung des ersten HundertstelsekundenChronographen, 1950 des Chronographen mit Weltgezeitenanzeige und Zifferblatt für Regatten, 1983 des Quarzchronographen mit Analoganzeige. Nach dem Zusammenschluss mit der TAG-Gruppe (Techniques d’Avant Garde) 1985 wurde das Unternehmen in TAG Heuer umbenannt und an die Börse gebracht. 1999 übernahm der französische Luxusgüter-Hersteller Moët Hennessy Louis Vuitton (LVMH) das Unternehmen. Die Produkte der Firma wurden unter anderem zur Zeitmessung bei den Olympischen Spielen, bei der amerikanischen IndyCar-Rennserie und bei der Formel 1 eingesetzt.
1861
KV Zürich «Bildung, Fortschritt, Freundschaft» lautete das Motto des 1861 gegründeten Vereins junger Kaufleute, der von 13 bildungshungrigen Handelsbeflissenen ins Leben gerufen worden war. Die d amals definierten Hauptaufgaben «Bildung» und «soziale Berufsgemeinschaft» prägen die Aktivitäten des Verbandes bis heute. Mit der Eröffnung der ersten Handelsschule in Zürich gelang den KVZ- Pionieren 1887 ein erster Meilenstein. Heute ist der KVZ mit rund 18 000 Mitgliedern der grösste Angestelltenverband im Kanton. Gemeinsam mit dem Verband der Zürcher Handelsfirmen stellt er einen Gesamtarbeitsvertrag, der die Arbeitsbedingungen für 150 000 Angestellte regelt. Nach der Gründung entwickelte sich der Verband rasch und beteiligte sich – parteipolitisch stets neutral – bereits 1888 an berufs- und bildungspolitischen Diskussionen. Im gleichen Jahr schuf der KVZ die Rechtsauskunftsstelle. 1893 fanden erstmals Lehrlingsprüfungen für die damals noch ausschliesslich männlichen Lernenden statt. 1915 bezogen Schule und Vereinssekretariat das neu erstellte Verbandslokal am Pelikanplatz, wo der KVZ noch heute sitzt und wirkt. Suite 150 handelszeitung 69
Die Suite-150-Mitglieder
1861
1862
Emil Suter Maschinenfabrik
Kaba
Mit einer Urkunde stellte der 40-jährige Johann Lüscher 1861 ein «Ehrerbietiges Conzessionsgesuch an die hohe Regierung des Kantons Aargau»: Man möge ihm die Bewilligung erteilen, am Aabach ein Wasserwerk zu errichten, das zum Zwecke habe, eine Giesserei und eine mechanische Werkstätte zu betreiben. Der kleine Betrieb war das erste metallverarbeitende Unternehmen im Dorf und in der Region. 1873 übernahm Sohn Johannes die Firma. Er arbeitete während mehrerer Jahrzehnte fast nur für die Stroh-, Tabak- und Baumwollindustrie und führte Reparaturen aller Art aus. Daneben wurden immer wieder Drehbänke gegossen und weiterverarbeitet. Johannes Lüscher gewährte immer wieder private Bürgschaften. Eine solche wurde dem Betrieb zum Verhängnis, 1883 kam es zum Konkurs. 1884 übernahm Emil Suter-Lüscher, Mechaniker von Seon, den Betrieb. Er war seit 1873 mit der Tochter von Bezirksamtmann Lüscher verheiratet und hatte schon mit Johann Lüscher, dem Firmengründer und Bruder seiner Frau, zusammengearbeitet. Im Verlauf der Jahre etablierte sich die Emil Suter Maschinenfabrik im Schweizer Markt als klassisches Unternehmen der Komponentenfertigung für den Maschinen- und Anlagenbau.
Franz Bauer gründete 1862 eine Fabrik für Kassenschränke in der Stadt Zürich. Die Nachfrage war gross, weil jedes Unternehmen gesetzlich verpflichtet war, seine Buchhaltung feuersicher aufzubewahren. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wandelte sich die Fabrik zu einem Spezialunternehmen für Bankeinrichtungen. Doch trotz vollen Auftragsbüchern geriet die Firma mit Kriegsbeginn 1914 in finanzielle Schwierigkeiten. Leo Bodmer rettete das Unternehmen in letzter Minute. 1934 gelang Fritz Schori der grosse Coup: Die Erfindung des ersten Zylinderschlosses mit Wendeschlüssel. Die Bauer AG liess das Schloss patentieren und nannte es nach Franz Bauer, der im Volksmund KAssaBAuer genannt wurde, kurz Kaba. In der Hochkonjunktur der Nachkriegszeit folgte der Ausbau: Ab 1962 der Schritt ins Ausland, danach die Integration der Elektronik in die Produkte. Daraus folgten eine Vielzahl von Innovationen: 1982 das PC-gestützte Zutritts- und Zeitmanagementsystem, 1984 der weltweit erste mechatronische Schliesszylinder, 1986 das elektronische Tresorschloss, 1994 der Schlüssel mit Radiofrequenztechnologie. Kaba – so nennt sich die Gruppe nach dem Börsengang 1995 – entwickelt sich zu einer Anbieterin umfassender Sicherheitslösungen in den Segmenten Schlösser, Türen, Identifikationssysteme und Zutrittskontrolle.
1861
«Handelszeitung» Am 31. Dezember 1861 erschien die erste Ausgabe der «Schweizerischen Eisenbahn- und Handelszeitung». Sie ging aus der Fu sion der «Schweiz. Handels- und Gewerbe-Zeitung» und dem «Archiv für Schweiz. Statistik» hervor. Die Zeitung führte ab 1922 wechselnde Beilagen. Inhaltlich konzentrierte sie sich bis 1868 auf das Eisenbahn- und Bankenwesen. Auch nach 1868 wurden die Inhalte und die politisch liberale Ausrichtung beibehalten. Ab 1922 deckte die Publikation hauptsächlich die Bereiche Unternehmen, Finanz und Management ab. Gründer und Hauptredaktoren der Publikation waren Hermann von Marschall und Friedrich von Taur. Beide waren auch Herausgeber. Nach 1871 waren der «Schweizerische Handels- und Industrieverein» und nach weiteren Besitzerwechseln ab 1926 die «Handelszeitung» und die Finanzrundschau AG Herausgeberinnen. 1999 wurde die «Handelszeitung» vom deutschen Axel Springer Verlag übernommen.
1861
Bico Am Anfang der Firmengeschichte stand der gelernte Polsterer und Vollblutunternehmer Meinrad Birchler. 1861 produzierte er im schwyzerischen Reichenburg mit Wasserkraft Polsterwatte. Dank dem raschen Erfolg erweiterte er das Angebot um Matratzenwolle sowie geleimte und ungeleimte Baumwollwatte. 1907 wurde die Fabrik durch einen Brand vollständig zerstört und musste wieder aufgebaut werden. 1939 begann die Firma Bamert in Tuggen mit der Produktion von Einlegerahmen, die sie an Bico lieferte. Der Markt für reine Matratzenwolle und Polsterwatte wurde Mitte der 1950er-Jahre schwierig, denn die Bettwaren- und Möbelgeschäfte stellten auf den Einkauf von fertigen Matratzen um. 1972 wurde der Einlegerahmen bico-flex erstmals produziert. 1973 startete die legendäre Bico-TV-Kampagne mit den Zwillingsbrüdern Müller. 2001 wurde das Unternehmen an den schwedischen Bettenhersteller Hilding Anders AB verkauft. 70 handelszeitung Suite 150
1862
UBS Die UBS wurde 1862 als Bank in Winterthur gegründet. Sie war im Kreditgeschäft und in der Eisenbahnfinanzierung tätig. 1912 fusionierte sie mit der Toggenburger Bank zur Schweizerischen Bankgesellschaft (SBG). 1945 verlegte sie das Rechtsdomizil nach Zürich. Nach dem Ersten Weltkrieg expandierte die SBG mit zahlreichen Übernahmen und Eröffnungen von Filialen in die ganze Schweiz. Gleichzeitig führten das Auslandkreditgeschäft, vor allem in Deutschland und Osteuropa, sowie die Beteiligung an der Emission von Auslandanleihen zum Aufschwung. Die Weltwirtschaftskrise und den Zweiten Weltkrieg überstand die SBG dank hoher Reservenbildung. Nach 1945 expandierte die Bank mit dem Aufkauf der Eidgenössischen Bank und stieg 1962 zur grössten Schweizer Bank auf. Mitte der 1980er-Jahre wurden der Ausbau des Investment Banking sowie die Stärkung des internationalen Asset Management und des Offshore Private Banking international vorangetrieben. 1998 sicherte die Fusion mit dem Schweizerischen Bankverein (SBV) zur UBS den Aufstieg zu einem der führenden globalen Finanzinstitute.
1862
Mammut Im Jahr 1862 legte Kaspar Tanner mit der Gründung seiner handwerklichen Seilerei in Dintikon bei Lenzburg den Grundstein der Firma. Heute ist die Mammut Sports Group AG ein innovatives Unternehmen für die Entwicklung, Herstellung und den Vertrieb von Alpin-, Outdoor- und Snowsport-Produkten. Neben dem zentralen Firmensitz im schweizerischen Seon (seit 1992), wo heute rund 230 Personen arbeiten, ist die Mammut-Gruppe über Niederlassungen und Tochtergesellschaften weltweit tätig. Ein ausgebautes Agentennetz gewährleistet den Vertrieb rund um den Globus. Quellen: Firmengeschichten, Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Wikipedia.
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