Avant Garde Gothic Font

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ITC AVANT GARDE GOTHIC


ITC AVANT GARDE GOTHIC ERSTELLT VON TIMO CREMER MATRIKELNUMMER BMD 1112110 REIHNISCHE FACHHOCHSCHULE KÖLN MEDIENDESIGN WS 2011/12


Inhaltsverzechnis

1. Der Entwickler 2. International Typeface Cooperation 3. Die Entstehung 4. Das Logo 5. Die Schrift 6. Die Merkmale 7. Der Vergleich 8. Die Ligaturen 9. Die Beispiele 10. Die Quellen

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Die Entwickler

Herbert (Herb) Frederick Lubalin (*17. März 1918 in New York - 24. Mai 1981 ebenda) war ein amerikanischer Grafikdesigner. Neben dieser Tätigkeit war er auch ein wichtiger Schriftgestalter der 1960er und 1970er Jahre. Nach Beenden seines Studiums an der Cooper Union in New York arbeitete er zunächst in den 1940er Jahren als Art Director und leitender Angestellter bei diversen Werbeagenturen New Yorks. Nach dieser Zeit gründete er 1964 seine eigene Agentur mit dem Namen Lubalin Inc. In den nächsten fünf Jahren führte er die Agentur zusammen mit verschiedenen Partnern, unter anderem mit Tom Carnase und Alan Peckolick. Das Resul-

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tat der Zusammenarbeit war, dass sie die Agentur in Lubalin, Smith & Carnase umbenannten. 1970 gründete Herb Lubalin zusammen mit Aaron Burns die International Typeface Corporation (ITC). Ziel war es, Schriften unabhängig vom Satzsystem für alle zugänglich zu machen. Lubalin hat auf Grund seiner Arbeiten diverse Preise in den Jahren seiner Tätigkeit erhalten. Zum Beispiel die Type Directors Club Medal. Außerdem unterrichtete er ab 1972 an der Cornell University und an der Cooper Union.


Die Entwickler

Tom Carnase ist 1939 in New York geboren. Tätig war er als Typograf, Typedesigner, Lehrer und Grafikdesigner. Nach seinem Studium im Jahr 1959 ging er zur Werbeagentur Sudler & Henessy in New York. Von 1964–68 arbeitete Carnase als freischaffender Designer. 1969– 79 war er Vizepräsident und auch Partner der Agentur Lubalin, Smith & Carnase. Ein Jahr darauf, 1980, ist er Mitbegründer und Präsident von World of Typeface Center Inc. Außerdem ist er der Herausgeber des Magazins Ligature. Seine Schriften, die er entwickelte, und seine Logogestaltungen machte er für namhafte Kunden. Zu diesen zählten ABC, CBS, Coca-Cola,

Condé Nast Publications, Doubleday Publishing und NBC. Er unterrichtete auch an vielen Universitäten, zum Beipiel an der University of Cincinnati in Ohio, der Herron School of Art in Indiana, der Parason’s School of Design in New York, der University of Menterrey in Mexiko und vielen weiteren. Heute ist er der Präsident seiner Agentur Carnase Inc. in Palm Springs, California.

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„Das einzige, wo Avant Garde gut aussieht, ist im Wort Avantgarde. “


Ed Benguiat


International Typeface Corporation

In den 1970er und den 1980er Jahren war die International Typeface Corporation die bedeutenste und erfolgreichste Schrift­ gießerei. Gegründet wurde sie 1970 von Herb Lubalin und Aaron Burns. Beide wollten erreichen, dass Schriften für jeden, unabhängig vom Satzsystem, zu­ gänglich sind. Es sollte also eine nicht an die Hardware gebundene Schriftbibliothek entstehen. Bisher gab es nur Satzgeräte, welche an den Hersteller gebunden waren, zum Beispiel Mono­ type oder Linotype. Der Stil der International Typeface Corpora­ tion wurde unter anderem von Hermann Zapf geprägt und spiegelte deutlich den Zeitgeist der 1970er Jahre wieder. Mit

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oftmals verspielten runden Formen entstand ein plakativer Eindruck. Die jeweiligen Ligaturen hatten eigenwillige Eigenschaften. Die bekanntesten Schriften dieser Zeit sind die Avant Garde Gothic, die ITC Garamond, die Lubalin Graph und die Bauhaus. 1973 entstand die Idee, eine Zeitschrift herauszugeben. So entstand die Hauszeitschrift der ITC, die U&lc (Upper and lower case). Inhalt war, wie könnte es anders sein, die Information über Typografie. Der Herausgeber der Zeitschrift war bis zu seinem Tod Herb Lubalin. 1986, fünf Jahre nach Lu­ balins Tod, wurde die Firma von Letraset aufgekauft. Wenig später im Jahr 2000 dann erneut von Agfa-Monotype. Bis

heute existiert sie unter gleichem Namen. Zu finden ist das Kürzel ITC im Namen der berühmtesten Schriften. Viele unabhängige Schrifthäuser, wie der Fontshop, haben sich in ihrem Handeln an der ITC orientiert. In der Schriftbibliothek der ITC sind über 1650 Schriften zu finden.


International Typeface Corporation Magazinbeispiele

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„Eine Ansammlung derart extremer Formen erzeugt Müdigkeit in Textgrößen und lenkt alle Aufmerksamkeit auf sich, was bekanntermaßen die größte Sünde ist, die eine Schrift begehen kann. “


Alex W. White, Buchautor


Die Entstehung

In den 1960er Jahren entstand in New York die Idee, eine Zeitschrift mit dem Titel Avant Garde Magazin, ins Leben zu rufen. Die Zeitschrift sollte etwas ganz Neues werden. Der Inhalt sollte für Menschen sein, die ihrer Zeit voraus waren. Intelligent, fröhlich, Kunst- und Politik­orien­tiert, eben Avant Garde. Ralph Ginzburg, der Herausgeber, entwickelte in Zusammenarbeit mit Herb Lubalin das Er­­scheinungsbild und das Layout. Laut Ginzburg war es eine schwierige Zusammenarbeit. Der erste Logoentwurf von Lubalin war hebräisch, was er selber als lustig empfand. Es entstanden verschiedene Entwürfe, unter anderem im CocaCola-Stil. Nach mehreren Tagen

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suchten Ralph Ginzburg und seine Frau Shoshana den endmutigten Herb in seinem Büro auf. Shoshana gab dann den entscheidenden Denkanstoß für das Logo. „Ich bat ihn, sich einen modernen europäischen Flughafen vorzustellen“ sagte sie und deutete mit ihrer Hand eine aufsteigende Diagonale an, welche ein startendes Düsenflugzeug beschrieb. Sie wiederholte diese Bewegung auf Wunsch von Herb Lubalin mehrere Male. Am nächsten Tag fuhr Lubalin wie jeden Morgen zu seinem Büro. Plötzlich hielt er am Straßenrand an und rief Ginzburg an. Er teilte ihm mit, dass er die Lösung habe und sich sofort an die Arbeit macht.

Von Januar 1968 bis Juli 1971 sind insgesamt 14 Ausgaben veröffentlicht worden. Die Avant Garde war zunächst nur ein Logo, dass dazugehörige Alphabet entstand erst 1970.


Die Entstehung

Magazin Nr. 4

Magazin Nr. 5 13


Die Entstehung

Magazin Nr. 6 14

Magazin Nr. 8


Die Entstehung

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„Das Paisley(-Muster) unter den Schriften.“


Steven Heller


Das Logo

Lubalin entwickelte eine Schrift auf der Basis der geometrischen Grotesk. Irgendetwas zwischen Futura und Helvetica sollte es werden. Er verwinkelte die Beiden As mit dem V, sodass es aussieht wie Kuchenstücke, welche genau ineinander passen. Zu erkennen ist die Handbewegung von Shoshana Ginzburg. Viele Diagonalen weisen auf die Startphase eines Flugzeuges hin. Das T halbierte er und fügte es mit dem N zusammen. Das dritte A in seinem Logo steht mit einem Bein im kreisrunden G. R, D und E sind näher aneinander gerückt und berühren sich. Dadurch entstehen dann letztendlich zwei kompakte Buchstabenblöcke.

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Und genau diese Blöcke bilden das Avant-Garde-Logo, welches unverwechselbar ist. Zu dieser Zeit war dies etwas völlig Neues und vor allem Einzigartiges. Die Werbeindustrie fand die neuartige Schrift auf Anhieb gelungen und stürzte sich auf sie.


Das Logo

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„ Mit dem Erscheinen der Alternates sind die Fluttore wieder geöffnet.“


Stephen Coles, Typograph


Die Schrift

ABCD EFGH IJKLM NOPQ RSTUV WXYZ 24

1968 zeichnete Lubalin die Großbuchstaben der Avant Garde für das gleichnamige Lo-go eines Magazins. Eigentlich sollte daraus keine Schriftart enstehen, doch 1970 wurden die Buchstaben zu einem Alphabet ausgebaut. Ein typografischer Pop-Star wurde geboren, auf den viele Art-Direktoren und Werber heiß waren. Es gibt keine andere Schriftart, die so präzise und auf den Punkt genau den Zeitgeist wiedergibt, wie die Avant Garde. Allerdings findet die Schrift in der heutigen Zeit nicht mehr die Beachtung, es sei denn, man gestaltet etwas im Look der 1970er Jahre. Trotzdem ist sie bei Laien eine sehr beliebte Schrift. Der Grund

dafür könnte sein, dass sie wegen ihrer geometrischen Form für das ungeübte Auge anders aussieht und „wenn’s wie designt aussehen soll, muss Avant Garde ran.“ Das Einsatzgebiet der Schrift ist bei weitem kleiner als man denkt, aber das ist bei den meisten konstruierten Groteskschriften, so auch bei der Futura von Paul Renner, der Fall. Insgesamt gibt es 434 Zeichen und 14 Schriftschnitte der Avant Garde. Sie ist durch ihre geometrische Form nicht für Fließtexte geeignet, sondern mehr für Überschriften und kurze Sätze. Natürlich ist sie, dafür wurde sie ursprünglich geschaffen, perfekt


Die Schrift

für Logos. Für eine typische GroteskSchrift weist die Avant Garde eine einheitliche Schriftdicke auf. Jegliche Schnörkel fehlen.

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„Als Anfänger habe ich an Avant Garde gelernt, wie Typografie nicht funktioniert.“


Art Chantry, Designer


Die Merkmale

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Die Merkmale

Die Hauptmerkmale der Avant Garde sind die absolut geometrischen Formen. Besonders gut zu erkennen ist das zum Beispiel an den Buchstaben Q, O, G und C. Alle vier Buchstaben sind aus der gleichen Rundform entstanden, wodurch sie konstruiert aussehen. Aus diesem Grund wird die Avant Garde auch als konstruierte Grotesk bezeichnet. Ein weiteres Merkmal, an der man die Avant Garde sehr gut erkennen kann, sind die beiden Buchstaben P und R. Auff채llig ist hier, dass das versal P eine geschlossene Punze hat, also einen geschlossenen Innenraum. Beim versal R ist dies anders, die Punze ist nicht geschlossen,

sondern offen. Auch gut zu sehen sind bei den geometrisch runden Formen die gerade abgeschnitenen Kanten, zum Beispiel beim G und beim C.

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„Fotosatz mit Avant Garde bedeutete, das Buchstaben- und Zeilenabstände negative Werte annehme konnten. Und was möglich war, wurde gemacht.“


Dieter Krone, Art-Director DDB


Der Vergleich

Für die meisten Grotesk-Schriften gilt, dass sie meist nur schwer voneinander zu unterscheiden sind. So auch die Avant Garde von der Futura. Beides konstruierte Grotesk-Schriften, wirken sie für das ungeübte Auge auf den ersten Blick wie gleiche Schriften, ohne Unterschiede. Um jedoch mal zu zeigen, dass es auch dort Unterschiede gibt, sind auf der rechten Seite beide Schriften mit prägnaten Buchstaben dargestellt. Oben ist die Avant Garde zu sehen und darunter die Futura. Beide sind im Schriftschnitt Book abgebildet. Die Markierungen bei der Avant Garde zeigen die Unterschiede, die man erst bei längerer Betrachtung erkennt. Gerade bei

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kleiner Schriftgröße sind keine Unterschiede auszumachen. Bei der Avant Garde sind die Scheitel, anders als bei der Futura, nicht spitz, sondern gerade abgeschnitten. Auch der geschwungene Schweif des Q ist ein besonderes Merkmal der Avant Garde. Die nicht geschlossene Punze des versal P ist auch ein Merkmal, woran man die Avant Garde erkennt. Die Futura hat im Gegensatz zur Avant Garde, runde i-Punkte. Der Querstrich des kleinen f ist nicht versetzt, sondern gleichmäßig auf derm Grundstrich. Der Scheitel des f ist auch tiefer angeordnet, als bei der Futura. Das Minuskel u hat zusätzlich einen geraden Endstrich.


Der Vergleich

Avant Garde Gothic Book

Futura Book

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„Avant Garde ist keine Schrift, sondern ein Retortenprodukt. Wahre Schriften werden geboren, sie leben. Konstruierte Alphabete sind totes Typo-Material.“


Fontblog


Die Ligaturen

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Die Ligaturen

Da die Avant Garde ursprünglich nur als Logoschrift verwendet werden sollte, entstanden bei jedem neuen Wort, was Herb Lubalin zeichnete, neue Ligaturen. Irgendwann war eine große Sammlung an verschiedensten Ligaturen zusammen gekommen, da genug Headlines geschrieben wurden. Alle Ligaturen sind damals von Hand gezeichnet. Bei anderen Schriften dienen Ligaturen dazu, die Lesbarkeit eines Wortes zu unterstützen und zu vereinfachen, doch bei der Avant Garde gibt es Ligaturen nur, um aufzufallen. Die Vielzahl an Ligaturen macht die Avant Garde zu einer außergewöhnlichen Schrift mit viel Charakter. Doch seit der Digitalisierung sind die-

se leider in Vergessenheit geraten. Bei vielen Designern findet die Avant Garde große Verwendung, obwohl die Futura eine bessere Wahl wäre. Mittlerweile gibt es die wichtigsten Ligaturen auch in digitaler Form. Links sind einige Ligaturen der Avant Garde Pro zu sehen. Die bekanntesten Varianten unter den Ligaturen sind mit Abstand die angeschrägten Buchstaben, welche auch im Logo zu finden sind. Es werden immer wieder neue Ligaturen zusammengestellt, sodass es mit der Zeit mehr und mehr werden.

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„Die meist-missbrauchte Schrift der Welt.“


Tony Di Spigna


Die Beispiele

In der Werbung stieß die Avant Garde auch auf zahlreiche Verwendung. Zum Beispiel bei der Fox-Kampagne von Audi. Die Headlines und die Lesetexte waren bei dieser Kampagne in der Avant Garde gesetzt. 1975 bediente sich auch die wohl bekannteste Marke in Verbindung mit der Avant Garde, nämlich Adidas, an der Schriftart. Jedoch benutzte Adidas nur die Kleinbuchstaben. Auch Canton entwarf ihr Logo in der Avant Garde. Ralph Lauren benutzte die Schriftart ebenfalls für seine Sonnenbrillenkollektion. The Verve, eine typische Britpop-Band aus den 1990er Jahren,fff hat ebenfalls ihre Plattencover mit der Avant Gar-

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de geschmückt. Auf den folgenden Seiten ein paar Beispiele.


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Die Quellen Literaturquellen:

Bildquellen:

Viction:ary, I Love Type Series Volume two, I Love Avant Garde, 2010, 2011

www.revelinnewyork.com www.fontblog.de http://warren.smn.net.au http://greengoatpie.files.wordpress.com http://farm3.static.flickr.com http://farm5.static.flickr.com http://farm6.static.flickr.com http://www.codex99.com http://typedeck.com http://blog.fonts.com http://bookindian.files.wordpress.com http://2.bp.blogspot.com http://persimusic.files.wordpress.com http://www.cdstarts.de http://www.identifont.com

Internetquellen: www.fontblog.de www.thinkingforaliving.org www.itcfonts.com www.watafu.net www.wikipedia.de http://typedeck.com

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