50 Jahre Golf-Club Heilbronn-Hohenlohe
Ein großes Jahr steht dem Golf-Club Heilbronn-Hohenlohe bevor: 2014 wird das 50-jährige Jubiläum gefeiert. Der in seiner Sportart älteste Club der Region hat vor allem in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass er bereit und fit ist, sich dem ständig wachsenden Interesse am Golfsport zu öffnen. Golfspieler aller Spielstärken finden auf der, in den Jahren 2010 bis 2012, auf 27 Spielbahnen erweiterten Anlage mit den drei Kursen »Limes«, »Friedrichsruhe« und »Schlosspark« immer wieder neue Herausforderungen und interessante Perspektiven. Der traditionsbewusste Golfer schätzt das besondere Flair im ehemaligen Schlosspark des Fürsten zu Hohenlohe-Öhringen. Die Bahnen fügen sich harmonisch in den ehemals adeligen Besitz ein, umgeben von altem Baumbestand. Die beiden Kurse »Limes« und »Friedrichsruhe« faszinieren mit unverbautem Blick auf das weitläufige Hohenloher Land und die umliegenden Weinberge. Schnelle, gut verteidigte Grüns, Wasserhindernisse jeder Größe, abwechslungsreiche Fairways und gut platzierte Abschläge sorgen für sportliche Herausforderungen. Die Verbindung zur Kunst hat seit dem Jahr 2000 schon eine gute Tradition in Friedrichsruhe, die nicht nur die Golfspieler sondern viele Kunstfreunde auf die Anlage gelockt hat. Da der Besuch der parkähnlichen Golfanlage zu jeder Jahreszeit ein besonderes Erlebnis ist, hat sich der Sammler und Unternehmer Prof. Dr. h. c. mult. Reinhold Würth, ein langjähriges, wenn auch passives Mitglied des Clubs, gerne entschlossen erneut eine Kooperation mit der Sammlung Würth zu ermöglichen, um einen besonderen Höhepunkt im Jubiläumsjahr zu bieten.
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Gastspiel im Grünen
Anlässlich seines 50-jährigen Bestehens kann der GolfClub Heilbronn-Hohenlohe e.V., zuhause in einer der wohl schönsten Golfanlagen Deutschlands, somit die Sammlung Würth mit einer exquisiten Skulpturenauswahl zum Gastspiel im Grünen laden. Neben Werken der Bildhauer Karl-Ulrich Nuss, Christoph Traub und Jo Kley, die mit permanenten Präsentationen auf dem Gelände des Golf-Clubs zu sehen sind, wird nun Skulpturen aus der Sammlung Würth von Magdalena Abakanowicz, Horst Antes, Heinrich Brummack, Alfred Haberpointner, Ottmar Hörl, Stephan Kern, Eva Moos-
brugger und Bernar Venet auf der Golfanlage und im Park von Schloss Friedrichsruhe die große Freilichtbühne bereitet. So unterschiedlich die genannten Künstler auch arbeiten mögen, begegnen sie sich in ihrer gestalterischen Prägnanz und künstlerischen Konsequenz auf Augenhöhe. In Korrespondenz zum tages- und jahreszeitlich bedingt wechselnd einfallenden Naturlichts und den bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts angelegten schönen Blickachsen des Parks auf die ihn umgebende Hohenloher Landschaft sind die Kunstwerke so immer wieder neu erlebbar. Golfer wie Spaziergänger erleben Einsichten und Perspektiven die vom kunsthistorischen Lehrstück bis hin zum ironischen Kommentar reichen. Wir laden Sie herzlich nach Friedrichsruhe ein, sei es zum Golfspiel oder aber für einen Spaziergang mit Kunstgenuss!
Magdalena Abakanowicz Figura Ultima 1999/2000 Bronze 440 x 125 x 155 cm Sammlung W端rth, Inv. 5510
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Magdalena Abakanowicz *1930 in Falenty bei Warschau lebt und arbeitet in Warschau
Deprimiert von den politischen Zwängen und der zur Doktrin erstarrten künstlerischen Ausbildung, die Magdalena Abakanowicz in den 1950er Jahren an der Kunstakademie in Warschau erfahren musste, schuf sich die polnische Bildhauerin ihre eigene Kunstwelt. Zunächst mit vermeintlich unverfänglichen Teppichobjekten, die rasch entschieden plastische Dimensionen annahmen. Ihnen folgten dunkle, magische Gebilde und mythologische Tier-Mensch-Wesen aus Teppichgarn, Sisal, Hanf, Rosshaar und Seilen, mit denen sie, noch zu Zeiten des Kalten Krieges, erste internationale Anerkennung erhielt. Anfang der 1970er Jahre entstanden, nun mit industriell hergestellten Textilien wie Sackleinen, Jute und Verbandsstoff, Serien von bandagierten und aufplatzenden Köpfen und Körpern sowie Gipsabgüsse von sitzenden und stehenden Menschen. Bald kamen neue Materialien wie Bronze, Reisig, Holz, Stein und Glas hinzu. Der endgültige internationale Durchbruch gelang 1980 auf der Biennale in Venedig. Seitdem entstehen monumentale Skulpturen und Skulpturengruppen, die von New York bis Tokio zu finden sind. Die Formen sind meist monumental, amorph und vieldeutig, wie auch »Figura Ultima« aus dem Zyklus »Hand-like Trees«, die sich sowohl als Baum als auch als Hand lesen lässt. »Der Betrachter«, so Abakanowicz, »soll die Arbeiten auf seine Weise auslegen«.
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Horst Antes * 1936 in Heppenheim lebt und arbeitet in Castellina in Chianti (Italien)
Horst Antes gilt als einer der Protagonisten und wichtigsten Erneuerer figurativer Kunst in Deutschland. Mit seinen monolithisch wirkenden Kopffüßlern der 1960er und frühen 1970er Jahre, die mit riesigen Füßen und markanten, wie in Stein gemeißelten Gesichtern, an uralte, magische Figuren erinnern (an die Moai-Köpfe der Osterinsel etwa), wurde Antes früh auch einem großen internationalen Publikum bekannt. Seit 1970 reflektiert er unter dem Eindruck von Kultobjekten archaischer Kulturen, insbesondere des indigenen Amerikas, die kulturellen Ausdrucksformen dieser Volksgruppen auf künstlerische Weise. Aus seinem Interesse an den »arts
Horst Antes Spaltkopf (Variante B), 1975/76 Corten- und Chromnickelstahl 169 x 212 x 40 cm Sammlung Würth, Inv. 10434
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Horst Antes Kopf, 1973 Corten- und Chromnickelstahl 176 x 140 x 30 cm Sammlung Würth, Inv. 1283
premiers«, an den Versuchen von im Entstehen begriffenen Gesellschaften, sich in der Kunst eine Form zu geben, Ängste zu bannen oder Hoffnungen auszudrücken, rührt auch seine Faszination für die frühe Renaissance und die Bildwelten und Rituale der Hopi-Indianer, die Antes mehrfach besuchte und deren Maskenkult er als Wissenschaftler zwei Bücher widmete, die als Standardwerke gelten. Seine zur Silhouette gewandelten Figuren verbinden die Zeichen kultisch geprägter Welten mit der eigenen Formfindung. Horst Antes war 1963 Stipendiat der Villa Massimo und nahm allein bis 1977 dreimal an der Documenta in Kassel teil.
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Heinrich Brummack *1936 in Treuhofen/Neumark lebt und arbeitet in Schwäbisch Hall
Heinrich Brummack studierte Bildhauerei in Berlin bei Hans Uhlmann und in Paris bei Ossip Zadkine. Von vielen als Sozialpoet oder Eulenspiegel betrachtet, ist der documenta 8-Teilnehmer vor allem Moralist, jedoch ohne erhobenen Zeigefinger. Seit den 1960er Jahren erfindet er gleichermaßen poetische wie subversive Skulpturen mit denen er Konservatismus, Schablonendenken und Herrschaftsprinzipien hinterfragt. Augen-
Heinrich Brummack Goldene Vase mit dunklem Sockel, 1994 Gusseisen, teilweise vergoldet 260 x 107 x 107 cm Sammlung Würth, Inv. 11138
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Heinrich Brummack Blumenportal, 2003 Farbiges Glas, Naturstein, Aluminium, lackiert 345 x 265 x 45 cm Sammlung Würth, Inv. 14818
zwinkernd bedient er sich des Vokabulars und der Grammatik klassischer, ja klassizistischer Kunst in Form von Portalen, Mensen oder Vasen, ohne dabei notwendigerweise deren Inhalte zu übernehmen. Der Architrav an seinem »Wildschwein«-Portal etwa ist aus einer überdimensionalen Kastenkuchenform gebildet, die monomentalen Kapitelle aus einfachen Blumentöpfen, die man in jedem Baumarkt findet. Die banalen Objekte konterkarieren den traditionellen Pathos der historischen Architekturform ebenso wie der naturalistische Wildschwein-Aufsatz und die in kindlicher Handschrift zitierte Adaption des Aufrufs an die Proletarier von Marx und Engels: »Wildschweine aller Länder vereinigt Euch«.
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Heinrich Brummack Pandora-Tempel, 2002/2003 Aluminium lackiert, Bronze, Stein 240 cm hoch Sammlung W端rth, Inv. 15700
Die Naivität suggerierende schöne Schrift des Künstlers findet sich auch im Inneren der Kuchenform, wo Brummack sich zum Sprachrohr des unbedarften Betrachters und seiner Nöte mit dem Verständnis zeitgenössischer Kunst macht. Dabei steht die sorgfältig ausgeführte Handschrift im subtilen Kontrast mit dem scheinbar improvisierten Aufbau des Portals, der an ein Spiel mit überdimensionalen Bauklötzchen erinnert. Heinrich Brummack Portal »Wildschweine aller Länder vereinigt euch«,1998–2006 V2A Edelstahl, Säulen: Eisen verzinkt, lackiert, Keramik, Beton 400 x 300 x 100 cm Sammlung Würth, Inv. 14819
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Alfred Haberpointner *1966 in Ebenau bei Salzburg lebt und arbeitet in Leonding bei Linz und Ebenau
In seinen Objekten untersucht Alfred Haberpointner, Absolvent der Linzer Kunstakademie, das Zusammenspiel von Handwerk, Form und Inhalt und hat sich damit eine bemerkenswerte Position innerhalb der österreichischen Bildhauer seiner Generation erworben. Schon seit Beginn der 1980er Jahre ist Holz sein bevorzugter Werkstoff, dem er durch hauen, hacken, schlagen, sägen und brennen immer wieder neue und überraschend sinnliche Anmutungen abzuringen imstande ist. Später kommen Blei und Bronze als Werkstoffe ins Spiel, um seine abstrakten Ideen zu erkennbaren Zeichen im Raum zu visualisieren, die der Künstler zu einprägsamen Gruppen oder monolithisch arrangiert. Im Laufe
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Alfred Haberpointner Gewichtung, 2011 Bronze, poliert 242 x 120 x 120 cm Sammlung Würth, Inv. 15136
der Jahre ist so ein ganzes Archiv von archetypischen Formüberlegungen entstanden, auf das Haberpointner in verschiedener Maßstäblichkeit zurückgreifen kann. An seinen farbig gefassten Objekten dekliniert er zudem alle nur denkbaren Möglichkeiten von Schattierungen und Nuancen und ihre Wirkung auf das Material durch. Doch Haberpointners Objekte verblüffen nicht nur durch die Kreativität ihrer Formfindung, sondern immer wieder auch durch ihre extremen Proportionen, etwa wenn große, voluminöse Körper auf dünnen Stelzenbeinchen balancieren und die statischen Verhältnisse damit aufs Äußerste ausreizen. Das Wechselverhältnis von »Tragen und Lasten« ist auf diese Weise zum wiederkehrenden Thema geworden. links: Alfred Haberpointner Gewichtung, 2007 Bronze 510 x 270 x 250 cm Sammlung Würth, Inv. 10805
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Ottmar Hörl *1950 in Nauheim, lebt und arbeitet in Frankfurt/Main, Nürnberg und Wertheim
Der Bildhauer und Installationskünstler Ottmar Hörl studierte zunächst an der Städelschule in Frankfurt/ Main, um dann zu Klaus Rinke an die Hochschule für Bildende Künste Düsseldorf zu wechseln. Schon früh erhob er das Prinzip des »Multiple«, des Originals in Serien, zu seinem wichtigsten künstlerischen Medium. Seine multiplen, stets realistischen, aber monochromen Objekte, häufig in Tiergestalt, sind also nicht einem Original nachgebaut, sondern selbst original. Sie sind Ausdruck der zu Beginn des 20. Jahrhunderts einsetzenden Profanisierungs- und Demokratisierungsbestrebungen der bildenden Kunst mittels Objekten. Eine Linie, die von dem französisch-amerikanischen Objekt-Künstler Marcel Duchamp (1887–1968) ausgeht. Anders aber als dessen Ready-mades sind Hörls Objekte keine zum Kunstwerk erklärten, industriell gefertigten Flaschentrockner oder Fahrrad-Räder, sondern Prototypen, die sich industriell beliebig vervielfältigen lassen, ohne dabei ihres Kunstcharakters verlustig zu gehen. Die Vervielfältigung des Prototypen zur Serie und zum Multiple fordert vielmehr einen neuen Qualitätsbegriff, der auf den ästhetischen Wert der Form und nicht auf den materiellen Wert des Originals zielt. Auf so etwas wie eine künstlerische Handschrift verzichtet Hörl dabei bewusst. Vielmehr versteht er seine für jeden sofort als das, was sie sind, zu identifizierenden Gegenstände und Figuren als Kristallisationspunkte kollektiver Erfahrungen und Erinnerungen, die doch bei näherem Hinsehen stutzig machen. Etwa, wenn er in Anspielung an den berühmten Ausspruch des Pilatus, »Ich wasche meine Hände in Unschuld« eine UNSCHULD-Seife mit passend
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bedruckter Seifenbox zum für jedermann erschwinglichen Kaufpreis anbietet.
Ottmar Hörl Landschaft mit Raben, 2005 Multiple, Kunststoff 29 x 19 x 51 cm Sammlung Würth
Ottmar Hörl Hahn, 2011 Multiple, Kunststoff 49 x 16 x 46 cm Sammlung Würth
Stephan Kern *1955 in Ludwigshafen a. Rhein, lebt und arbeitet in München und im Rottal
Der Münchner Bildhauer Stephan Kern entwickelte seinen Formenkanon aus den formalen Absonderlichkeiten zufällig aufgefundener industrieller Werkstücke wie etwa Zahnrädern, Muttern oder Stahlträgern, die ihn zu reduzierten abstrakten Gebilden von großer formaler Klarheit und rätselhafter Bedeutung herausfordern. Denn anders als manche Künstler, die sich als Erinnerungsarbeiter begreifen, weil sie mit Realien arbeiten, Fundstücken industrieller Provenienz etwa, die sie auf Schrottplätzen o. ä. finden und an denen sie dann die Spuren der Zeit verfolgen, denkt Kern die Dinge und Formen von Grund auf neu. Begreifen lassen sie sich daher nur intuitiv. Ob hier einer große Weltgeschichte erzählt oder nur den Alltag abklopft nach all den kleinen Dinge, die sich so schwer erzählen lassen, bleibt offen. Während seine Stephan Kern Ohne Titel, 2008/2009 Bronze, Aluminium 230 / 250 / 180 cm hoch Im Besitz des Künstlers
rechts: Stephan Kern Ohne Titel, 2007/2009 Bronze 170 cm hoch Im Besitz des Künstlers
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»Türme« und Stelen entfernt an Architektonisches erinnern mögen, dominiert bei den Installationen zunächst der Eindruck des willkürlichen Nebeneinanders, der sich jedoch bald durch Wahrnehmung einer systematischen, werkimmanenten Ordnung verflüchtigen wird, der die Einzelteile unterstellt sind. Trotz ihrer gelegentlichen Monumentalität scheint diesen Arbeiten eine Leichtigkeit eingelagert zu sein, die den Wunsch nach prüfender Berührung erzeugt, als könne dadurch das Rätsel ihrer Formen erfasst werden. Kern studierte an der Akademie der Bildenden Künste München und erhielt zahlreiche Stipendien, so etwa das der Villa Massimo in Rom, und Preise wie den Robert-Jacobsen-Preis der Stiftung Würth. In seinem Werk kombiniert er Materialien wie Marmor und Eisen, Granit, Beton und Aluminium. In jüngerer Zeit konzentriert er sich zunehmend auf das klassische Bildhauermaterial Bronze, häufig auch mit farbigen Akzenten.
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Eva Moosbrugger *1957 in Stuttgart, lebt und arbeitet in Dornbirn (Österreich)
Die Bildhauerin Eva Moosbrugger arbeitet in Zyklen mittels derer sie sich Ideen, Vorstellungen oder allegorische Hinweise zu erschließen sucht. Auch ihre monumentalen »Three Black Stones, Version IV« aus mehrlagig geschweißtem Baustahlgitter gehören zu einer Serie. Die ungewöhnlichen abstrakten Formen sind das Ergebnis fein ausbalancierter Studien zwischen Bildhauerei und Materialwissenschaft. Denn Moosbrugger, die sich als „Materialistin“ bezeichnet, arbeitet nicht wie die klassischen Bildhauer der Renaissance, die ihre Skulptur gewissermaßen schon im Stein verborgen erkannten und sich nur noch um deren plastische Freisetzung bemühten. Moosbrugger entwickelt ihre plasti-
schen Formen vielmehr im Kopf, um sie dann auszuprobieren. Dieses Experimentieren mit den jeweiligen Materialeigenschaften von Holz, Eisen, Beton, Keramik, Stein, Glas oder Stahl und die Suche nach den passenden Techniken der Bearbeitung sind wesentliche Bestandteile ihrer Arbeit. So sind die »Three Black Stones« eben keine Steine, sondern vielmehr hermetisch in sich ruhende Objekte, entstanden aus der ästhetischen Präzisierung des künstlerischen, genauer: bildhauerischen Einfalls. Wie Überreste aus längst vergangener Zeit, wie archäologische Artefakte mit unbekannter Funktion fügen sie sich dennoch auf rätselhafte Weise in den Kontext ihrer Umgebung ein.
Eva Moosbrugger Three Black Stones, Version IV Triptychon aus dem Werkzyklus »Kieselsteine«, 2009 Mehrlagig geschweißtes Baustahlgitter, dreiteilig 205 x 560 x 100 / 260 x 330 x 80 / 170 x 200 x 70 cm Sammlung Würth, Inv. 15318
Bernar Venet *1941 in Château-Arnoux (Frankreich) lebt und arbeitet in New York und Le Muy (Frankreich)
Bernar Venet gehört zu den international herausragenden Bildhauern und Konzeptkünstlern der Gegenwart und ist weltweit in führenden Sammlungen vertreten. Bereits Anfang der 1960er Jahre entstehen erste monochrome Bilder aus Teer, 1963, die erste Plastik: ein Kohlehaufen. In New York, wohin es den damals 25-jährigen 1966 zieht, verstärken sich seine konzeptuellen Ambitionen. Er legt beispielsweise eine einfache Bakelitröhre auf den Fußboden und hängt ihre Konstruktionszeichnung darüber. Schließlich entscheidet er sich ganz, auf die reale Röhre zu verzichten. Es folgen im fotomechanischen »Blow up« vergrößerte Doppelseiten aus mathematischen, physikalischen und astronomischen Publi-
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kationen. Wenig später wird er mit skulpturalen Arbeiten, die sich durch die Reduktion auf einfache Grundformen auszeichnen, zu wichtigen internationalen Ausstelllungen eingeladen. 1970 unterbricht Venet seine künstlerische Arbeit und widmet sich für mehrere Jahre kunsttheoretischen und abstrakt mathematischen Fragestellungen. Die Beschäftigung mit physikalischen und mathematischen Phänomenen führt ihn über Probleme der Linie jedoch zur Wiederaufnahme der praktischkünstlerischen Tätigkeit. Seitdem untersucht Venet die Linie in unterschiedlichen Werkgruppen, deren Anmutungen grundverschieden sind. Während seine formalistischen »Winkel« (»Angles«), »Bögen« (»Arcs«) und »Diagonalen« (»Diagonales«) auf präzisen mathematischen Vorgaben beruhen, erscheinen die »Unendlichen Linien« (»Lignes indéterminées«) wie spontane Gesten der individuellen Handschrift des Künstlers. »Meine Plastiken« so Venet, »das ist die Geschichte ihrer Herstellung, die Geschichte des Widerstandes der Materie. Eine Kraftprobe…«
Bernar Venet 220° Arc x 5 (220° Bogen x 5), 2000 Cortenstahl je 405 cm hoch Sammlung Würth, Inv. 10552
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Jo Kley, Karl-Ulrich Nuss, Christoph Traub
Von den Bildhauern Karl-Ulrich Nuss, Christoph Traub und Jo Kley beleben insgesamt vier Skulpturen dauerhaft die Golfanlage. Jo Kley (*1964 in Ulm), der in Kiel lebt und arbeitet, setzt sich in seinen Arbeiten mit archetypischen Ursymbolen und der Natur auseinander. »Leiter, Turm, Stern, Spirale, Knoten und Labyrinth bilden seine zentralen Themen, die er mit Kraft und Fantasie aufgeladen in den Stein bannt«, erläutert Elisabeth Grunwald. Jo Kley dynamisiert die Form, alles ist in Bewegung und nimmt Bezug aufeinander. Und doch hat alles seinen stehenden, ruhenden Punkt. Prof. Karl-Ulrich Nuss (*1943 in Stuttgart), Ehrenprofessor des Landes Baden-Württemberg, lebt seit 1970 als freischaffender Bildhauer in Weinstadt-Strümpfelbach. Im Zentrum seiner künstlerischen Arbeit steht die Auseinandersetzung mit der menschlichen Figur. »Sprühende Vitalität, sinnliche Ausdruckskraft und Absage an falsches Pathos«, mit diesen Worten charakterisiert Andreas Pfeiffer das Werk von Karl-Ulrich Nuss. Christoph Traub (*1964 in Stuttgart) arbeitet in Stein. Seine Skulpturen sind dabei, so Annette Keles, »nicht schön, weil Regelmäßigkeit und Ebenmäßigkeit nicht die vorrangigen Maßstäbe sind, sondern er will Spannungen ausdrücken, das bedeutet auch Missverhältnisse anzudeuten, ungewohnt lange Glieder, die sich manchmal noch auf bizarre Weise winden, gestutzte Flügel und breite Formen auf dünnen Trägern.«
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Jo Kley Himmelsleiter, 1994 Anröchter Dolomit 350 cm hoch Leihgabe des Künstlers
Jo Kley Spirale Grazie, 1999 Anröchter Dolomit 290 cm hoch Leihgabe des Künstlers
Karl-Ulrich Nuss Späher, 2000 Bronze 460 cm hoch Golf-Club HeilbronnHohenlohe e. V.
Christoph Traub Patrona Sandstein 335 cm hoch Leihgabe des Künstlers
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Golf-Club Heilbronn-Hohenlohe e. V. Neuer Garten 2 74639 Friedrichsruhe Tel +49 7941-9208-11 Fax +49 7941-9208-19 schleucher@gc-heilbronn-hohenlohe.de www.gc-heilbronn-hohenlohe.de
Anfahrt BAB A6 Heilbronn/Nürnberg: Ausfahrt: Öhringen Durchfahrt Öhringen, der Beschilderung »Friedrichsruhe« folgen (ca. 4 km). 2. Einfahrt (Einfahrt zum Wald- & Schlosshotel) nehmen. Das Clubhaus des Golf-Club HeilbronnHohenlohe e. V. liegt direkt im Anschluss an das Gelände des Hotels.
© für die abgebildeten Werke bei den Künstlern, ihren Erben oder Rechtsnachfolgern mit Ausnahme von: © VG Bild-Kunst Bonn, 2014: Bernar Venet, Horst Antes, Heinrich Brummack, Alfred Haberpointner, Ottmar Hörl
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