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einer historischen Töpferstadt
Der besondere Charme einer historischen Töpferstadt
Mit dem Namen Bürgel verbinden viele Menschen wohl zumeist die bekannten und beliebten blauen weiß gepunkteten Töpferwaren. Doch die traditionsreiche Töpferstadt hat noch viel mehr zu bieten. Schon seit über 450 Jahren lebten und arbeiteten hier Töpfermeister. 1660 gründete man die erste Töpferinnung und 1880 wurde das Bürgeler Keramikmuseum eröffnet. Nur wenige Orte in Deutschland gibt es, die über die Jahrhunderte so stark durch das Töpferhandwerk geprägt sind. Viele Familien lebten von der Töpferei, handwerkliche Erfahrungen wurden weitergegeben, neue Techniken, Farben und Formen entwickelt. Schon früher zog man mit der Ware über Land, um seine Produkte zu verkaufen. Wenn man heute durch Bürgel geht, spürt man an manchen Plätzen und Gebäuden, Straßen- und Gassennamen die Spuren dieser Vergangenheit. Im Keramik-Museum, dem einzigen Spezialmuseum dieser Art in Thüringen, kann man, neben wechselnden neuen Ausstellungen und einer Jugendstil-Präsentation auch die Geschichte des Bürgeler Töpferhandwerks kennenlernen.
Der traditionelle, 1971 erstmals stattgefundene Bürgeler Töpfermarkt hat sich über die Jahre zu einem kulturellen Höhepunkt und zugleich einem Volksfest für die Bürgeler und ihre Besucher entwickelt. Nicht nur wunderschöne phantasievolle Keramiken und unterschiedlichste Arten von Gebrauchsgeschirr werden durch hiesige und angereiste Keramiker und Töpfer aus dem In- und Ausland angeboten. Als Besonderheit wird vom Museum jährlich der Walter-Gebauer-Preis ausgelobt, bei dem man zu einem bestimmten Thema keramische Exponate einreichen kann. Der Töpfermarkt ist immer auch ein Fest für die Vereine sowie für Schule, Kindereinrichtung und Firmen. Seit einigen Jahren werden auf dem Töpfermarkt die Bürgeler Keramikköniginnen gekrönt, welche die Stadt repräsentieren. In Bürgel weiß man um die besondere Verantwortung der eigenen Geschichte gegenüber. Man pflegt die Traditionen und belebt sie durch neue Ideen, um die Attraktivität des Töpferstädtchens zu erhöhen. So entwickelte die Stadt gemeinsam mit dem Thüringer Tourismusverband Jena-Saale-Holzland, dessen Mitglied man ist, einen thematischen Töpferrundweg in und um Bürgel. Eine tolle Idee für einen Ausflug zu Fuß oder per Rad! Die leicht zu bewältigende 4,5 Kilometer lange Strecke beginnt am Keramik-Museum in Bürgel, verläuft durch die historische Innenstadt entlang der ortsansässigen Töpferwerkstätten, wo man jeweils Halt machen kann. Weiter auf dem
„Bürgeler Esel“, der alten Bahnstrecke zwischen Porstendorf und Eisenberg, die heute als Rad- und Wanderweg genutzt wird, führt der Rundweg durch eine schöne Landschaft am Stadtrand entlang und wieder zurück ins Zentrum. Die blauen weiß gepunkteten Krüge an der Strecke dienen jeweils als Wegezeichen. Bald schon soll die Route durch Audioguide mit Informationen zur Stadtgeschichte und zu den Töpferwerkstätten technisch aufgerüstet werden. Wer noch mehr von Bürgel und Umgebung sehen will, sollte unbedingt Thalbürgel besuchen. Hier erwartet den Besucher eine beeindruckende romanische Pfeilerbasilika, in der im Sommerhalbjahr regelmäßig hochkarätige Konzerte stattfinden. Kirchengemeinde und Stiftung vor Ort sind dankbar, dass es zusammen mit Stadt, Kirchenkreis, Landratsamt, Land Thüringen und vielen Förderern gelungen ist, ein neues Gemeindezentrum neben der Klosterkirche zu errichten, das nun oft und vielfältig genutzt werden soll. Bürgermeister Johann Waschnewski, den ich im Rathaus traf, ist stolz auf seine Stadt, in der sich so manches getan hat. „Bürgel hat von der Lebensqualität her viel zu bieten, besonders für Familien“, berichtete er, „neben dem traditionellen Töpferhandwerk gibt es viele weitere Handwerksbetriebe. Das kulturelle Leben wird geprägt durch das Keramik-Museum, das Heimatmuseum Zinsspeicher und die Klosterkirche in Thalbürgel. Wir haben eine moderne Kindertagesstätte, eine sanierte Gemeinschaftsschule, eine gute Infrastruktur und ein reges VerJohann Waschnewski (links) und Stefan Göschka (rechts) einsleben.“ Kulinarisch sei auf das zeigen den Verlauf des Töpferrundweges. beliebte Bürgeler Eis hingewiesen und das kleine romantische Café innerhalb des Ortes. Gegenwärtig arbeiten in Bürgel fünf Töpferwerkstätten und zwei in den Ortsteilen Thalbürgel und Rodigast. Sie alle bieten eine Fülle von hochwertiger verschiedenartiger Keramik an. Zurzeit bereitet man sich in den Töpfereien intensiv auf das Weihnachtsgeschäft vor. Zu den Öffnungszeiten wird Weihnachtliches angeboten und wunderschöne Keramik, die man gern zum Fest verschenken kann. Auch die Individualisierung von gewünschten Exponaten ist nach Absprache möglich. Allen Keramik-Liebhabern, die das Besondere, von Hand Geschaffene schätzen und das Töpferhandwerk achten, ist ein Besuch in den Bürgeler Werkstätten zu empfehlen. Neben hochwertiger Qualität findet man hier immer auch eine sachkundige individuelle Beratung in bester alter Töpfertradition. Dörthe Rieboldt
Weiterführende Informationen (auch zu den Töpferwerkstätten): Stadtverwaltung Bürgel: www.stadt-buergel.de E-Mail: info@stadt-buergel.de | Tel. 036692/4910