02 //TISCHOBST

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DIE ERSTEN TAGE HABEN SCHON SUPER MEGA DOLLE SPASS GEMACHT. IHR SEID SPITZE!

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//TISCHOBST-Magazin issue 02, spring/summer 2012 WWW.TISCHOBST.DE

//Vielen lieben Dank an die Mitwirkenden dieser Ausgabe. Es war uns wieder ein Vergn端gen. Ihr seid echt super.

12 // U-BAHN IM NETZ

24 // HIMMEL UNTER BERLIN

33 // OFFLINER

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37 // LIEDERLADEN

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40 // UNDER//GROUND

70 // WELT//METROPOLE


// BB /////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////// Ich könnte mir gerade mal wieder ins eigene Knie schießen, weil ich am Freitag schon die Editorial-Rundmail starten sollte, es total vergessen habe, und daher erst heute (Montag) dazu komme. Das ist ziemlich blöd, weil wir uns extra vorgenommen hatten, nicht alles auf den letzten Drücker zu machen, um unnötigen Stress zu vermeiden. Mist. Ich hoffe die drei anderen Tischobstler können mir verzeihen. Ach ja, in dieser Ausgabe steckt übrigens richtig viel gutes Zeug. Nämlich... // JW /////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////// Über 90 Seiten //METRO pur - Nix Großmarkt, hier! U-Bahn.. Ja richtig gelesen, wir haben uns drei viel zu kurze Monate mit dem schönsten Fortbewegungsmittel aller Großstädte beschäftigt. Glitzerhelden, Partynächte und Schaffner wie Helmut brachten Beat in die Venen der Freude. Auf der dunklen Seite der Gleise klangen wiederum ein paar ernstere Töne an. Auch dafür sollte sich jeder einen Moment nehmen und sich z.B. unsere Leseprobe ruhig genauer durchlesen. Aber dann auch ganz schnell zurück zum Spaß finden. Schaut selbst in die Tipps&Termine und plant eure Underground-Tour. // FE //////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////// Was bleibt mir da noch zu Großes zu sagen. Außer, wie schon so oft besungen: “Wir gehen aus heut Nacht, wir sind so aufgekratzt, Champagner aufgemacht- METRO”... Ich stoße mit meinen Tischobstlern und euch Lesern an, auf eine wunderbare Ausgabe mit viel U-Bahngeruckel, unheimlich vielseitigem Lesestoff, guten Schwarzfahrerausreden und einer großen Fotostrecke... Wir haben in drei Monaten viel geschafft und ich platze vor Stolz – steigt ein in die zweite Ausgabe und genießt die Fahrt durch Großstadt, Nachtleben und Glitzerwelt. // JH /////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////// Etliche Stunden U-Bahn fahren haben es möglich gemacht. METRO. Ich freu mich jetzt schon wie Hulle und kann es gar nicht erwarten! Einsteigen und abfahren heißt die Devise und es lohnt sich, denn mit der Line 1 Richtung Tischobst kann man gerne mal bis zur Endhaltestelle fahren. Und natürlich nicht vergessen die Fahrscheine zu entwerten, denn sonst kommen die Kontrolettis! Ahoi werte Fahrgäste und einen großen Dank an meine treue Proficard.

74 // BELAUSCHT

78 // BACK//GROUND

82 // WAS EINEN SO BEWEGT

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84 // STÄDTEBATTLE

90 // INTERVIEW

94 // DOS & SONTS


Letzte Ausgabe war das Thema //TOILETTE... Und wir haben geile Bilder dazu von euch bekommen. Seht selbst.

Rร CK SCHAU

Vielen Dank an // Bjรถrn Brolewski, Lina Kessenich, Arndt Spannagel und alle weiteren lieben Menschen, die uns ihre Toiletten gezeigt haben.

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Engel & Joe //Quelle: youtube.com/watch?v=LnxVsI7Ik2o

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HVV-Abschiedstrinken //Quelle: youtube.com/watch?v=h6Ui46iJVZM&feature=related

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Trainsurfing //Quelle: youtube.com/watch?v=xf8Mh-hvUAE&feature=related

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Ubahn Schl채ger //Quelle: youtube.com/watch?v=FC9B_5ffXco&feature=related

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U3000 //Quelle: youtube.com/watch?v=FDq2Qjfp49k

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NO PANTS-Flashmob //Quelle: youtube.com/watch?v=yF9FM6KqCu4&feature=relmfu

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Singer-London //Quelle: youtube.com/watch?v=ueW6gDMv7JE&feature=related

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Marilyn Monroe //Quelle: youtube.com/watch?v=6v9yFgx-jbQ

K端nstler-Was

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shington //Quelle: youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=4nReuhoqigQ#!

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R E R H FA Z R A W H C S R E D N E D E R DIE BESTEN AUS

LASS MICH IN RUHE, MAN! WAS WILLST ICH HAB DU VON GEGLAUBT, DER MIR?

SONNTAG IST GRATIS.

ACH, BAHNFAHREN KOSTET GELD?

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DEM ENTWERTER MUSS DIE TINTE AUSGEGANGEN SEIN.

TUT MIR LEID, ABER ICH HABE SIE NICHT EINSTEIGEN SEHEN.

MEIN NACHBAR HAT DEN FAHRSCHEIN GERADE // 23 AUFGEGESSEN.

GESTERN BIN ICH AUCH SCHWARZGEFAHREN. UND DA HAT KEIN MENSCH WAS GESAGT.


HIMMEL U

BERLIN Illustration // JULIA WITTMANN

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UNTER

N

Jaroslav Rudiš

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// RUDIS.CZ ALOISNEBEL.DE

1972 IN NORDBÖHMEN GEBOREN, STUDIERTE DEUTSCH UND GESCHICHTE IN PRAG, ZÜRICH UND BERLIN. HEUTE IST ER KULTURREDAKTEUR DER TAGESZEITUNG “PRÁVO”. ER SCHREIBT ERZÄHLUNGEN, GESCHICHTEN UND SONGTEXTE IN DEUTSCH UND TSCHECHISCH UND LÄSST ES SICH NICHT NEHMEN GUCKEN MIT “K” ZU SCHREIBEN. JAROSLAV RUDIŠ AKTUELLE VERÖFFENTLICHUNGEN SIND “DIE STILLE IN PRAG” UND DIE GRAPHIC NOVEL “ALOIS NEBEL”. TISCHOBST PRÄSENTIERT EUCH EINE KLEINE LESEPROBE AUS SEIINEM ERSTEN ROMAN. ES GEHT UM BERLIN, DEN JUNGEN TSCHECHEN PETR BÉM UND DIE GEHEIMNISSE DER STADT UNTER DER STADT.

Reinhard Blume arbeitet in der U-Bahn, als Zugführer. Heute Nachmittag wird er nach Schichtwechsel in einer Imbissbude auf dem unteren Bahnsteig im S-Bahnhof Friedrichstraße stehen. Dort, an den runden, mit blauem Plastik bezogenen Tischchen, treffen sich Zugführer aller Couleur. Für Zugführer von U- und S-Bahn gilt dasselbe wie für Fußballspieler: der Ball und das Spielfeld sind gleich, die Halbzeit bis zur Jause ist gleich lang, alle spielen sie gleich gut, bloß die Trikots unterscheiden sich. Und doch behaupten Kenner, wer die gelben und langsameren U-Bahn-Züge fährt, spiele für eine rangniedrigere und schmuddeligere Mannschaft, als wer die auf Hochglanz polierten schlangenartigen S-Bahn-Schläuche chauffiere. Hin und wieder ließ sich der ein oder andere scheiden oder verliebte sich neu, gewann im Lotto oder büßte Prämien ein, weil er eine Station durchfahren hatte, manch einer hatte sogar ein menschliches Leben gekappt. All das wurde hier hinuntergespült... an den runden Tischchen waren nämlich alle Zugführer gleich. “Ich sag dir, Reinhard, das Schlimmste sind die Augen. Die Zugspitze steht längst vorne am Bahnsteig, kaum ein Ruck, bloß die Augen, dieser letzte Augenblick, der bleibt an der Tunnelwand wie’n Fragezeichen hängen, wie’n Messer, das dich stechen will, und du weißt nicht mal, wer es in der Hand hält. Diese Augen, die verschwinden nicht so ohne weiteres. Warum werfen


DIESE AUGEN SO OHNE WEITER WAS VOR

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N, DIE VERSCHWINDEN NICHT RES. WARUM WERFEN DIE MIR R, WOFÜR ICH NICHTS KANN?

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die mir was vor, wofür ich nichts kann? Mein Doktor sagt, du hast frei, geh mal zum Hockey, trink ‘n Bierchen, fahr in Skiurlaub oder nach Rügen. Hauptsache, du hörst auf, daran zu denken, für diese Menschen trägst du keine Verantwortung! Das weiß ich schon, aber wie ich diese Augen loswerden soll, direkt vor meinen Augen, das kann mir der Gute auch nicht sagen. Nicht hinkucken soll ich. Aber das geht doch nicht! Auf keinen Fall die Augen von der Strecke wenden, bloß nicht woanders hinkucken.

hen oder vielleicht selbst einen Rekord errungen habe.

Ich sage ja, einmal sei ich in Rekordverdacht geraten. Achtundachtzig oder neunundachtzig muss das gewesen sein, irgendwann auf dem Gymnasium. Da hatten wir vierundzwanzig Stunden lang Basketball gespielt. Einen ganzen Tag lang ohne Pause! Aus irgendeinem Grund ging dabei sogar das Licht aus, eine ganze Stunde lang, und wir mussten im Schein von Kerzen und Petroleumlampen spielen. Die Beine taten uns schon weh, Sonst sagt der Doktor, ich muss mit aber wir wollten nicht aufhören, dem Fahren aufhören. Aber das wegen der vielen Frauen, die geht gar nicht. Man kann doch uns zukuckten. Selbst nach einnicht von jetzt auf nun Weichen er Woche dröhnten mir noch stellen und Haltestellen ausrufen. die Ohren. Dribbling ist gefährlich. Gefährlicher als Phosgen. Dribbling ist Psychokiller.

EINMAL ZUGFÜHRER, IMMER ZUGFÜHRER.

Katrin lächelte zärtlich. Sie fährt sich mit dem Finger über die Nase, Nimm mal den Kanzler. Kann und ich kriege Panik. der Kanzler denn was anderes machen?”, fragt Günter Fürst, ein Was, wenn sie ihrem Vater verrät, kleiner, älterer Kumpel von Herrn in welcher ganz anderen Disziplin Blume, der einen ziemlichen Bier- wir den Rekord brechen wollten? Aber Katrin schweigt. bauch hat.

HERR BLUME WINKT AB.

“Ach Quatsch, Mann, klar nicht, von wegen Weichen... und der Kanzler, was soll der mit’m Zug fahren. Kanzler bleibt’n Kanzler, “So’n Rekord zählt nicht. Nur solist doch klar, ist halt Schicksal, so che wie seine zählen was, weil was”, stimmt Herr Blume zu. sie sich ins Leben einschreiben.” Als Günter aufs Klo verschwindet, Er deutet auf Günters Rücken. neigt sich Herr Blume, der auch Die kurzen Beine tragen seinen einen Bierbauch hat und dazu mächtigen Körper ganz langeine Glatze, zu mir. Eine Bierfah- sam in die Halle hinauf. Irgendwo ne weht mich an. Sein Blick ist oben hinter der Treppe ist das Klo. dienstmüde. Er will wissen, ob “Der Günter, das ist unser Rekordich jemals mit eigenen Augen halter. In zwanzig Jahren hat der einen echten Rekordhalter gese- fünf überfahren. Ganze fünf!”

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“Ist ja irre... Ähm... Und Sie, wie viele haben Sie?” Herr Blume zuckt mit den Schultern und sagt, nur einen einzigen, und der hätte das auch noch überlebt. Bloß dessen Arme nicht.

ABER DER GÜNTER, DER MUSSTE EINE ART MAGNET IN SICH HABEN.

“Wir sagen schon Kurfürst zu ihm”, lacht Herr Blume. Sein Lachen ist scharf und trocken, es torpediert die Angst wieder unter die Erde zurück. Jeder Zugführer, dem einer unter den Rädern bleibt, bekommt vom Betrieb eine Erholungszeit zugewiesen. Günter war der Erste, der das als Kur bezeichnete. So häufig wie er war hier kein anderer zur Kur. Sein Arzt machte sich allmählich lustig über ihn, sagte Günter würde wohl auf Bestellung arbeiten, die Springer über Anzeige suchen. “Aber das sagt er nur, um Günter auf andere Gedanken zu bringen. Da hat er so psychologische Kniffe für. Die meisten Jungs, denen so’n Unglück passiert is’, die hören sowieso auf. Besonders, wenn’s das zweite Mal passiert. Das kann keiner aushalten. Nur der Günter.” Günter kommt zum Tisch zurück, winkt dem Frollein an der Theke zu, noch drei Korn und eine Cola hier für Katrin. Und eine Salamischrippe. Er steckt sich eine an, sein Kopf versinkt im Schal aus Rauch. “Ich sag dir, Reinhard, am schlimmsten is’, dass ich sie auch danach immer wieder treffe.

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SIE WÄRE ZUR AUSGERECHNE

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MUSIK AUF UND AB GEHÜPFT ET IN DEM MOMENT, ALS SEIN ZUG IN DIE STATION EINFUHR

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Ich fahr in den Bahnhof ein, und in der Menge auf’m Bahnsteig seh ich ihre Augen aufblitzen. Die erkenn ich auf Anhieb. Sie schneiden Grimassen. Keine richtig bösen, das nicht, manche grinsen mich sogar zufrieden an. Von wegen endlich Ruhe gefunden haben. Ein anderes Mal verstecken sie sich im Tunnel, aus dem Dunkeln stechen nur ihre Augen hervor. Ich sag dir, Reinhard, die hier, die kommen nicht in den Himmel. Und falls, dann ist der Himmel hier unten. Manchmal überkommt mich so ‘n Gefühl, sie sitzen neben mir und schalten die Signale:

FREI. HALT. LANGSAM. FREI.

Du sagst vielleicht, das is’ der totale Blödsinn, aber ich sag dir, da ist was dran. Hundertprozentig.” {...} Günter will wissen, ob ich schon mal von dem leeren Zug gehört habe, der duch den Berliner Untergrund rast. Ja, gehört hab ich davon. Er geistert wohl schon lange durch die Adern der Stadt. Immer mal wieder will jemand gesehen haben, wie der Zug ganz leise den Bahnhof verlässt, und berichtet darüber in der Zeitung oder in irgendeiner Kneipe.

Tunnel in den Westen wollte, bis sein Rücken zersiebt war, nicht vom Zug, sondern von einer Ladung aus der Kalaschnikow; die toten Fixer, die gekrümmten Greise, gebrechlichen Omas und kleinen Jungs, die beim Surfen auf dem Waggondach mit dem Kopf an die niedrige Decke gestoßen sind, bis ihnen das ganze Blut ausgeflossen ist. Auch die Zwölfjährige mit den Zöpfen fährt mit, die Günter während der Love Parade überfahren hatte, als sie gerade Musik hörte. Günter erzählt, sie wäre zur Musik auf und ab gehüpft, doch ausgerechnet in dem Moment, als sein Zug in die Station einfuhr, wäre sie gestolpert und über die Bahnsteigkante gestürzt.

DIE LEUTE SCHRIEN,

sie schreien immer erst, wenn es schon zu spät ist, die Augen des Mädchens waren gar nicht groß, trotzdem durchbohrten sie ihn, so voller Schreck waren sie. Und als der Polizist und der Arzt unter dem Waggon hervorkamen und ihre Handschuhe abstreiften, sagte der Polizist, ein ganz junger Typ, das Mädchen habe Britney Spears gehört, er sei ja neulich mit seiner Freundin auf dem Konzert gewesen, sei gar nicht toll gewesen, interessanterweise sei dem CD-Player nichts passiert, nicht ein Kratzer habe der abbekommen, worauf der Arzt erwiderte: Schier unglaublich, was diese Dinger heutzutage alles aushalten können.

Einer, der angeblich über Kontakte ins Jenseits verfügt, behauptet, dieser Zug würde alle, die durch die U-Bahn ums Lebens gebracht wurden, von nirgendwo nach nirgends befördern: all die Selbstmörder, die unglücklichen Liebespaare, aber “Ich sage dir, Reinhard, die fährt auch den Jungen, der durch den in diesem Geisterzug auch mit.”//

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// OFFLINER Wir schreiben das Jahr 2036. Die Welt so wie wir sie kennen existiert nicht mehr. Ein „soziales Netzwerk“ namens Lifenet ist jetzt Mittelpunkt aller Menschen. Was passiert, wenn der Bürger endlich gläsern ist und ein Social Network jedes kleinste Detail aus dem Leben eines Menschen aufzeichnet und verwertet? Verwirklicht sich dann die Orwell’sche Vorstellung eines totalitären Überwachungsstaates? Im Film Offliner deutet Einiges darauf hin. Tischobst war zu Gast beim Dreh des Teasers zum Film. Produktionsleiterin Lara von Kroge erklärt im Interview die Prämisse für den wichtigsten Kurzfilm des Jahres:

„Offliner ist eine Kritik an die sozialen Netzwerke, einmal auf Seiten des Datenschutzes, und einmal auf Seiten der Entfremdung, weil es eine andere Art zu Kommunizieren ist“, erzählt Lara. In Zeiten von Facebook und Co. sind Millionen von Menschen miteinander vernetzt, posten ist zu einem neuen Trendsport geworden, immer mehr persönliche Informationen werden preisgegeben. Dabei weiß niemand genau, was eigentlich mit den eigenen Daten passiert und in wessen Hände sie geraten. Dennoch

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soll Offliner kein Film gegen soziale Netzwerke sein, denn auch die Crew nutzt sie täglich und exzessiv. Es geht darum, all das einmal zu hinterfragen: Was passiert mit meinen Daten? Wo liegen die Gefahren? Wohin könnte das alles führen? Der Dreh für den Teaser ist abgeschlossen und das Ergebnis kann bald bestaunt werden. Im Teaser selbst geht es darum, die Welt von Offliner zu erklären. Was ist ein Offliner, was ist Lifenet? Der Clip ist kein Trailer, das heißt kein Zusammenschnitt aus unterschiedlichen Szenen des Hauptfilms. Vielmehr steht er in sehr lockerem Zusammenhang zum Film und soll auf die Thematik und Problematik eines weltumspannenden Social Networks einstimmen. Offizieller Produktionsbeginn des Films ist für Winter 2012/2013 geplant. Circa 10 Drehtage sind angesetzt, dabei wird an verschiedenen

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Schauplätzen aufgezeichnet. Unter anderem wird Hamburg, Berlin und die Uckermark zu sehen sein. Diverses Equipment wird benötigt, Kostüme geschneidert, Kulissen gebaut. Die Komplette Crew arbeitet, ohne auch nur einen Cent zu verdienen. Produziert wird von Studenten im Studiengang „Regie und Kamera für Film und Fernsehen“ (die medienakademie). Aber all das reicht nicht aus, für einen so aufwendigen Film wie Offliner, werden viel mehr Menschen benötigt: Freunde, Kommilitonen und Familie sind eingespannt. Letztendlich geht es hier nicht darum, Geld zu verdienen, es geht darum, einen Film in unendlich hoher Qualität zu produzieren. Ein Film, der die Problematik einer Netzkultur in noch nie dagewesener Art beleuchten soll. Und genau da kommt ihr ins Spiel. Die finanziellen Mittel sind sehr beschränkt und reichen vorne und hinten nicht aus, denn Filmemachen ist teuer, besonders im Science-Fiction Genre. Jeder Cent, mit dem ihr Offliner unterstützt, wird die Qualität verbessern. Schreibt einfach eine Mail an die Produktionsleiterin Lara von Kroge: laravonkroge@offliner-film.de - und wenn ihr die wichtigsten Ereignisse rund um den Film nicht verpassen wollt, dann liked einfach Tischobst auf Facebook und werdet nicht zum Offliner. // JH

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LIED ER LAD EN http://www.youtube.com/watch ?v=sseTlb53w_0&feature=related

Indie http://www.youtube.com/ watch?v=almuimUgS7Y

Brit Pop

-Mehr Als Vintage-

Popmusik

DUM DUM GIRLS -BEDROOM EYES ONLY IN DREAMS

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-”Cher - Is That Your Real Name?”…-

Schnörkellos und ganz ohne Pink schaffen es die vier Mädels der Dum Dum Girls Mädchen-Rock à la Ramones zu machen. Ihre Musik erinnert an Girl-Pop der 70er Jahre, mit einem Schuss Punk aus den ersten Tagen. Die Verbindung zu den Ramones ist kaum zu übersehen – Lederjacken, kaputte Hosen, Frisur wie Johnny Ramone. Trotzdem sind die vier Mädels keine Coverband. Ihre Songs behandeln die klassischen Rockthemen sowie Liebe und Schmerz.

CHER LLOYD THE X-FACTOR UK

http://www.youtube.com/watch ?v=eQRt5E-JJfg

Faustdick hinter den Ohren hat sie’s. Die Jury war erschrocken, als sie das Alter der jungen Britin erfuhr, aber noch überraschter, als sie anfing zu singen. Unverwechselbar, mit keckem Ausdruck und urbaner Edginess. Ein Charakter-Mädel. Den vierten Platz machte sie letztlich in der TV-Show “The X Factor” und wurde danach von Juror Simon Cowells Plattenlabel Syco unter Vertrag genommen. Ein Blick auf ihre Website zeigt: Konzerte und Touren sind auch nach dem Showende weiter ausverkauft. Scheint also ganz gut geklappt zu haben mit der Karriere. Wir mögen ihren britischen Akzent und ihre Kombi aus Gesang und Rap. Die Kleine hat es also drauf. Ein Loblied, ihr merkt’s. Aber wer mehr als hunderttausend Follower, zig Millionen Youtube-Views, Features in Modemagazinen und schon zwei Alben in Folge einer Castingshow schafft, sollte auch ein bisschen gehyped werden.

LIGHTNING BOLT -DRACULA MOUNTAIN WONDERFUL RAINBOW

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-Mainstream Kaputt-

Minimalistisch, klassisch, einfühlsam, abgefreaked, bekloppt, nervig, laut, selbstzerstörend! Das ist die am ehesten zutreffende Beschreibung von Lightning Bolt. Wer die beiden nicht hört, der tue es bitte jetzt! 90% werden verstört nach 30 Sekunden “Stopp” drücken und schreiend weglaufen, die anderen 10% die sich die volle Länge und Brachialität gegeben haben, haben entweder vergessen den Sound aufzudrehen oder sind sowas von behämmert im Kopf, dass sie eh keine Lieblingsband mehr haben. Eins ist zu sagen: Auf ihren Konzerten immer festes Schuhwerk und einen Helm tragen.

(Hard) Rock Punk Folk Electro Garage Rock


http://www.youtube.com/watch ?v=sefhpYDBMyM

http://vimeo.com/34836200

-Kinderlieder Für Große-

THE ASTEROIDS GALAXY TOUR -HEART ATTACK OUT OF FREQUENCY

WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER -DER TAG AN DEM DIE WELT UNTERGING DER TAG AN DEM DIE WELT UNTERGING Bekannt wurde We Butter The Bread With Butter mit ihren etwas anders klingenden Kinderliedern. Doch seitdem ihr zweites Album draußen ist, hat sich alles geändert. Eigene Texte wurden geschrieben, drei neue Instrumente kamen dazu – und so viel mehr Krach. Rausgekommen ist eine Deathcoreband, die ab und zu mit sehr sehr viel Energie Electro anfasst. Der Tag an dem die Welt unterging zeigt, was Sache ist und lässt keine Haarpracht unverwuschelt nach Hause gehen. http://www.youtube.com/watch ?v=Xzq4Itlpv_s

-Eis Am Stiel >YEAH<-

HOWLER -BACK OF YOUR NECK AMERICA GIVE UP Wenn man die fünf Jungs aus Minneapolis youtubet erscheinen sie neben Bands wie den Artic Monkeys oder den Strokes. Und da gehören sie auch hin. Verdienter Weise wird ihr Debütalbum “America Give Up” gehyped. Diesen Sommer geht The Howler bestimmt ordentlich auf Tour und wir würden uns freuen, wenn sie auf ein paar Festivals unsere Fußspitzen zum Wippen bringen. Die Musik anstellen und nebenbei belustigt über ihren Tumblr scrollen sollte zur allgemeinen Pflicht in diesem Sommer werden.

-Glitzer-

In Ihrem ersten Album haben The Asteroids Galaxy Tour gezeigt, was für eine riesige Bandbreite in ihrer Musik steckt. Funk, Folk, Pop, Soul, alles ist dabei. Hämmernde Beats werden von diversen Blas- und Tasteninstrumenten unterstützt. Als krönender Abschluss kommt Mette Lindbergs einzigartige Stimme. Ihre Stimme hat wahrscheinlich das Wort “Wiedererkennung” neu definiert. Quietschig, seltsam und doch auch irgendwie cool. Heart Attack wirkt wie ein Ritt auf einem Einhorn in einer sehr bunten Welt. Positive Stimmung vorprogrammiert! http://www.youtube.com/watch v=uey9IGjreGU

-Instrumentalistisch-

HERMELIN -PLIANT FUR HERMELIN Vier Jungs, die keine halben Sachen machen. Verspielte Intros, die ungeahnte Weiten erreichen und immer riesiger werden. Harte Riffs, teils schwergängig, teils leichtfüßig – Musik mit purer Energie und Leidenschaft. Pliant Fur bahnt sich den Weg von der Quelle bis hin zum Meer. Manchmal auch stromaufwärts drücken sich brachiale Riffs durch die Boxen. Einmal die Play-Taste gedrückt, lässt einen diese Band nicht mehr aus ihrem Bann. Melodien, die ihr so schnell nicht mehr aus eurem Kopf bekommt. Hermelin ist ein musikalischer Exkurs in eine andere Welt.

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http://www.youtube.com/watch ?v=KPVnkV-_7HQ

-Junge Burschen, Alter Blues-

-Newcomer Des Jahres-

BLACK BOX REVELATION -SKIN MY PERCEPTION

OF MONSTERS AND MEN -LITTLE TALKS MY HEAD IS AN ANIMAL

Black Box Revelation sind schon längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. Spätestens seit ihrer ersten Platte „Set Your Head On Fire“ sind die beiden Belgier, die schon zusammen im Kinderzimmer gerockt haben, auf vielen Bühnen zu sehen. In Skin ist viel neuer Sound zu hören. Der Unterschied zum ersten Album ist riesig. Auch die stimmlichen Einlagen von Jan Paternoster sind anders, ungewohnt und doch perfekt passend zum Sound.

Wer die kleine von Vulkanen geprägte Insel Island bis jetzt nicht wahrgenommen hat – schon gar nicht was Musik angeht – der wird sie jetzt kennenlernen! Of Monsters And Men haben ihr erstes Album mitgebracht. Little Talks ist ihre erste Single vom bald erscheinenden Album My Head Is An Animal. Jetzt schon ein Hit, lässt das Album ganz große Freudengefühle in einem aufsteigen. Of Monsters and Men, der Newcomer des Jahres!

http://www.youtube.com/watch ?v=z79Q7lPW0bo

-Auf’s Maul?-

ROTOR -DREHMOMENT 4 Ultrafett und noch fetter als auf ihrer vorherigen Scheibe lassen Rotor mit ihrem nun vierten Album nichts, rein garnichts anbrennen. Wer glaubt, dass eine Band ohne Sänger nach drei Songs immer gleich klingen muss, hat sich aber sowas von geschnitten. Mit wie schon erwähnt ultrafettem Sound, unvorhersehbaren Taktwechseln und melodischen Einlagen fängt hier jeder an zu grooven.

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http://www.youtube.com/watch ?v=ChL15Ft3rjc

http://www.youtube.com/watch ?v=U6T3I_Zskfs )

-When The Beat Turns On-

AZARI & III -RECKLESS WITH YOUR LOVE AZARI & III Mit Ihrem Debutalbum AZARI & III heizen die beiden kanadischen DJs ordentlich die Tanzflächen ein. Ihre Trommelfell kaputtmachenden Beats werden perfekt untermalt von wechselnden Sängern, die ihre Parts mit eben so viel Power rüberbringen wie die beiden an den Tellern. Sie haben einfach eine neue Form House, New Wave und Disco zu verbinden und so eine Art Power-Pop geschaffen.


Photography FRANZISKA EVERS Styling JOSEPHA RODRIGUEZ Hair and make-up CLAUDIA TRIPP Models CATHARINA ZEITNER (Model Management)

JULIAN HILDEBRANDT Background HAMBURG

// mit dickem Dank an das OTTO-FOTOSTUDIO

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Schuhe // H&M Tasche // TOPSHOP

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Shirt // H&M

GLITZERHELD WÜNSCHT PARTNER Pandabär, 23, für lauschige Fahrten mit Fahrschein gesucht. Barmbek. Es ist Samstagmorgen, der erste Kaffee ist schon getrunken und wir stehen am U-Bahnsteig. Klare Luft. Die Sonne fällt ins Gesicht. Die U-Bahn fährt ein und wir fahren los in Richtung Sternschanze, vorbei an den stuckbesetzten Häusern Eppendorfs.

Kandidaten auf dieser Strecke: ausländische Folklore mit Ziehharmonika und Flöte zum Gesang von türkischen Muttis. Geschmacksache. Gerade bringt Wonderwall von Oasis unsere Füße zum Wippen. Unser Ziel: Flohmarkt. Wir träumen schon während der Bahnfahrt von kleinen antiken Stehlampen und neuen Sonnenbrillen. Hoffentlich gibt’s ein Schnäppchen zu schlagen.

Oft steigen auch Musiker in die Bahn. Wir haben Glück, es sind diese zwei lustigen Sänger mit ihren Gitarren. Klar, die letzte Rasur lag schon ein paar Tage zurück, aber hey - sie sehen un- Der Tag kann nicht besser heimlich sympathisch aus. beginnen. Einmal habe ich mich mit einem der beiden Typen unterhalten, Signalstörung machts möglich. Er ist Australier und der andere Engländer. Sie verdienen ganz gut mit ihrem U-BahnMusizieren…. Oasis, The Kooks oder Bob Dylan ziehen immer. Es gibt allerdings auch andere

„WIR GEHEN AUS HEUT NACHT, HABN SCHMINKE DRAUFGEKLATSCHT, GEPFLEGT UND ZAUBERHAFT – METRO METRO”

(Metro- Deichkind)

Junggesellenabschiede zum Beispiel, starten meistens hier in der U-Bahn. Letztens hat noch so ein rosa Häschen versucht

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mir Kaugummis oder Kondome zu verkaufen “Mädel, du bist auf dem Weg zum Kiez. Du brauchst eins der beiden Dinge auf alle Fälle heute noch!”. Glitzerhelden, gewagte T-SchirtAufdrucke oder johlende Fußballfans mit ihrem Wegbier in der Hand. Mhm, das Wegbier. Im letzten Jahr haben wir uns gebührend von ihm verabschiedet, Alkoholverbot in allen Nahverkehrsmitteln des HVVs. Und heute? Wegbier adé.

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Mutige, die ihr Vorglühen mit Es gibt immer einen guten Jutebeuteln oder Papiertüten Grund U-Bahn zu fahren. tarnen, gibt es aber immer Wikipedia meint: noch. Wir lieben den U-Bahnschacht, das Schnelle, das Dunkle, den Moment, wenn wir in die U3 steigen und zur Wunderwelt “Schanze” fahren. Bei Tag oder bei Nacht, hier gibt es Raum für Ideen und Inspiration, Fotos, gute Leute, Schwärmereien, Spannung und Aktion, Freude und Gedanken.

„DIE U-BAHN (KURZFORM FÜR UNTERGRUNDBAHN) ODER METRO, IST EIN ZU DEN BAHNEN GEHÖRIGES VERKEHRSSYSTEM DES ÖFFENTLICHEN PERSONALVERKEHRS ÄHNLICH DER S-, STRASSEN- ODER STADTBAHN.“

Aber wir finden, dass diese Begriffserklärung gar nicht reicht. // FE


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Hut // VINTAGE Jeans-Jacke // WEEKDAY T-Shirt // SIMON&ME

Schuhe // H&M

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Top // SIMON&ME Kette+Rock // H&M Lederjacke // TOPSHOP

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Jacke // WEEKDAY Shirt // VINTAGE Jeans // H&M Schuhe // VANS

Hemd // JIL SANDER VINTAGE Kette // H&M

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Lederjacke // TOPSHOP

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Sweater // H&M

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Shirt+Shorts // H&M

Longsleeve // VERO MODA Weste // H&M G端rtel // PRIMARK

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Shirt // TOPSHOP Jacke // H&M

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Jacke // ZARA

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Jacke // H&M

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Baseball Hat // SIMON&ME Top // WEEKDAY Jeanshemd // H&M

Hemd // ZARA Schuhe+Shorts // H&M

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Schuhe // BUFFALO Leggings+Rock+Kette // H&M

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Sweater+Shirt // H&M

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Sweatshirt // SIMON&ME

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Hemd+Hose // H&M Schuhe // NEW LOOK

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Shirt // ASOS Hose // H&M Kette// H&M

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U-BAHN Oliver Koletzki (feat. Alex Bosse) Dieser Tunnel riecht nach Kippen, Dreck und Teer, Ich wünsch mir oft er führte raus zum Meer. Aber in diesem unterirdischen Gefährt, gibts keinen Weg ins Freie..Freie..Freie..Freie. Zu Tausenden rumpeln wir vorran, wie Schweine in nem LKW zum Schlachthof.. Dicht nebeneinander Haut an Haut und wollen nur zurück ins Bett. U-Bahn .. U-Bahn fahrn .. U-Bahn .. Es ist Montag morgen und wir sehen schlecht, diese Zeit ist mehr als ungerecht. Aus dem Bett, durch die Welt in den Wagon, und keiner hier hat Bock drauf! Wir sind Banker, Schüler, Junkies, Kontrolleure, wir sind Killer, Bettler, Staatssekretäre. Im Bauch der U-Bahn sind wir alle gleich, die Augen zu und die Gesichter bleich..bleich..bleich..bleich. U-Bahn .. U-Bahn fahrn .. U-Bahn .. Und wir bleiben stecken zwischen Kotti, Tag und Spree, uns tun die Blasen und die Lungen weh. Wir suchen Notausgänge Richtung Licht, zwischen Tausend Volt und Gleichgewicht. Und wir sind umringt von Gleisen, wir sind still und leise. da hinten kommt ein gelber Zug, Achtung! Er hupt..hupt..hupt..hupt..hupt. U-Bahn .. U-Bahn fahrn .. U-Bahn

Vielen Dank an JULIUS WAGNER für diese wundervolle Illustration

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TEXT: GIANNA LANGE GIANNINA518.WORDPRESS.COM

Die Station wird dominiert vom unaufhörlichen Piepen und Klappen der Ticketschranken. Piep, klapp, klapp, piep, klapp, klapp. Schlau ist das schon. Ohne Ticket kommt man gar nicht erst rein. Oder wieder raus. Warum machen Berlin und Hamburg das eigentlich nicht schon längst genau so? Die Schranken überholen einander beim geschäftigen Piepen und Klappen. Rush Hour. Wie eine erstaunlich unaufgeregte Viehherde strömen die Londoner durch die Schranken, stieben dann wieder auseinander und gehen zielstrebig und eilig ihrer Wege. Ich bin unter ihnen und mittlerweile angepasst. Es geht auf diverse Rolltreppen, die uns bis zu 25 Meter am Stück in die Tiefe befördern. Da ist noch alles geordnet. Alle paar Meter rolltreppt man an einem Schild vorbei:

STAND ON THE RIGHT. RECHTS STEHEN, LINKS GEHEN.

‘Excuse me. Excuse me!’ Da steht wieder einer links, wird aber schnell eines Besseren belehrt. Unten im genialsten Tunnelsystem der Nordhalbkugel angekommen, geht’s los. Schnell, schnell, London hat’s eilig! Jeder läuft, so schnell er kann, links, rechts, geradeaus, Treppe rauf und wieder runter. Wobei es dennoch jeder schafft, nicht wirklich zu rennen, sondern nur extrem schnell zu gehen. Die eiligen Londoner machen ihre Tunnel zum exzellenten Trainingslager des olympischen Gehens. Hinweisschilder hängen hier und dort und müssen im Vorbeihuschen überflogen werden. Irgendwann kenne ich viele Stationen so gut, dass ich weiß, wann ein Ende des Tunnels erreicht ist und uns Reisende auf den Bahnsteig spuckt. Unschlagbares Merkmal

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für alle, die sich auf unbekanntem Terrain bewegen, ist der Wind, der mit dem Näherkommen der Bahnsteige stärker und stärker wird. Im Winter angenehm warm, im Sommer tropisch. Wind so weit unter der Erde? Das macht die Tube selbst, die U-Bahn, die so schnell durch ihre eigenen Tunnel schießt, dass sie die Luft darin vor sich her jagt. Die muss weichen und macht so das Warten am Gleis zu einer stürmischen Angelegenheit. Die Bahn kommt an. Central Line, eastbound, Richtung Osten also. Ich bin in Holborn und muss nach Bank. Die Bahn ist voll, Rush Hour eben. Aber voll ist hier nicht gleich voll. In London ist ‘voll’ relativ und durchaus biegsam. Und so lang man das auch ist, steigt man ein. Ich drücke mich vertraulich nah an eine vollkommen fremde Frau, die wohl Londonerin ist, denn es juckt sie überhaupt nicht. Die bei vollen Zügen bekannte Durchsage ertönt ‘This train is ready to depart, please stand clear of the closing doors!’ - die Türen piepen, ich ziehe den Kopf ein und versenke ihn fast im Rucksack meines Vordermanns. Lieber so als eine Kollision mit der Bestimmtheit der Türen. Wenn die schließen, schließen sie und öffnen sich für niemanden. Da kann selbst die Queen kommen! Ich ziehe meinen Kopf aus dem Rucksack und lehne mich entspannt gegen die geschlossene Tür. Wie gesagt, man ist eben biegsam. Die Tube verlässt die Station.

DIE BAHN ZIEHT DAS TEMPO AN.

Die Tube ist nicht nur das schnellste Transportmittel der Millionenstadt, sondern auch das mit den schnellsten Passagieren. Ich frage mich, was wohl zuerst da war, die schnelle Tube


oder die Eile der Londoner? Huhn oder Ei? Das Tempo der Bahn ist jetzt so rasant, dass Unterdruck entsteht. Die Ohren knacken und ab und zu macht die Tür in meinem Rücken einen erschöpften Satz und lässt Luft durch. Im voll gepackten Zug stehen und sitzen Banker und Studenten, Künstler und Kioskbesitzer, Europäer, Asiaten, Inder und Afrikaner. Anders als in meiner charmanten Heimatstadt Bremen ist jeder Sitzplatz restlos besetzt. Die Bremer Straßenbahn kann noch so voll sein, der Norddeutsche rückt niemandem gern auf die Pelle und lässt Plätze lieber frei, als jemandem zu nah zu kommen. In London sitzt alles, bis kein Platz mehr frei ist. Die Sitze reihen sich mit dem Rücken zur Wand aneinander, so dass sich zwei Reihen Menschen wie die Hühner auf der Stange gegenüber sitzen. Irgendwie anonymer als kabinenartige Viererplätze. So sitzt es sich doch gleich viel großstädtischer.

KEINER KENNT SICH, KEINER WILL WAS VOM ANDEREN, JEDER WILL BLOSS SEIN ZIEL ERREICHEN.

Zusammen mit den anderen 7,8 Millionen Menschen hier. Die Frau neben mir liest in aller Seelenruhe ihr Buch, ein junger Typ in der Mitte lehnt sich gegen die Haltestange und taucht in die Musik ab, die aus seinen ‘Beats by Dre’- Kopfhörern tönt. Ich wette, in seiner Hosentasche ist entweder ein iPhone oder ein Blackberry zu finden. Ich wette weiter, dass in London keine anderen Mobiltelefone mehr existieren. Mir gegenüber steht ein Anzugträger mit iPhone. Ich schau mich um und zähle vier iPhones und fünf Blackberrys in nächster Umge-

bung. Die anderen halten kein Handy in der Hand, haben aber ganz sicher eins bei sich. Ich frag mich wieder mal, was die alle hier unten mit ihrem Handy wollen. Kein Empfangsbalken der Welt schafft es in die Tunnel der Tube. Die Bahn erreicht die nächste Station, zwei Leute steigen an mir vorbei aus und sieben kommen dazu. Erstaunlich ist doch immer wieder, wie trotz der Enge das Ein- und Aussteigen nie ein Problem darstellt.

WIR SIND BIEGSAM.

Es geht weiter. Neben mir steht jetzt ein Typ in Jeans und dickem Pulli. Es ist eng und jeder Fahrgast hat Körperkontakt mit mindestens drei Personen, meistens Fremde. Der Typ neben mir scheint das nicht mitzukriegen. Er ist voll und ganz in dem Film versunken, den er auf seinem iPad schaut. Wer nicht Musik hört, Filme schaut oder in sein Handy glotzt (oder Handys zählt), der liest. Die meisten lesen Bücher, manche lesen die Gratis- Tabloids, die es überall gibt und die gern mal in der Bahn liegen gelassen werden. So werden sie gelesen und wiedergelesen, bis zur letzten Fahrt des Tages. An der nächsten Station weißt zunächst die interne weibliche Computerstimme äußerst freundlich darauf hin, nicht abzustürzen. ‘Please mind the gap between the train and the platform.’ Nur noch an wenigen Stationen zu finden, aber durchaus beeindruckend sind die Lücken, die sich zwischen Zug und Bahnsteig auftun und denen die Bezeichnung ‘Schlucht’ besser stehen würde. Die Türen öffnen sich und vom Tonband überbringt der Bruder der weiblichen Tube-Stimme die Nachricht noch mal mit

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Vorschlaghammer: ‘MIND THE GAP, please!’ Er zieht das ‘mind’ so lang wie möglich und schiebt das ‘please’ fast unwillig hinterher. Auf dem Boden steht es auch noch mal geschrieben. ‘MIND THE GAP’. London umsorgt und sichert sich ab. Es scheint, wer das alles überhört und -sieht, hat’s nicht anders verdient. Was bleibt, ist aber immer die Gewissheit, dass jemand helfen wird.

SO ANONYM DIE STADT AUCH IST, SO HILFSBEREIT SIND IHRE BEWOHNER.

Wir kommen in Bank an. Die Bahn leert sich zusehends und kann kurz aufatmen, bevor die wartende Meute sie wieder füllt. Ich schwimme wieder einmal mit der eilenden Masse. Den Bahnsteig entlang bis zum ersehnten ‘WAY OUT’-Schild, nach links, eine Wendeltreppe runter, wieder links, lang geradeaus, hier und da hängen Hinweisschilder - mal ‘Keep right’, dann wieder ‘Keep left’. Der Tunnel endet in einem Raum mit hoher Decke, weiß gekachelt. Links, rechts und geradeaus sind weitere Tunnel. Ich nehme den zweiten rechts in Richtung DLR. Bank ist eine der größten Underground Stations in London. Hier kann man in die Central, Circle, District, Northern und Waterloo&City Line sowie in die DLR einsteigen. Bank selbst hat neun Ein- und Ausgänge. Unzählige Tunnel, Treppen und Abzweigungen machen den Salat perfekt, der eine der größten und ältesten Stationen in einem der größten und ältesten U-Bahn-Netzwerke in einer der größten und ältesten Städte der Welt darstellt. Im Jahr 1863 wurden die ersten Tunnel ausgehoben, ein Jahr später gab es die ersten sechs Stationen. London Bridge, Waterloo und King’s

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Cross gehörten dazu. Im Sommer 1900 öffnete die Station Bank ihre frisch gegrabenen Tunnel und Tore. Drei Linien trafen sich hier, daraus wurden später Central, Northern und Waterloo&City Line. Heute umfasst das gesamte Netzwerk ganze 270 Stationen, elf Linien in elf Farben und 402 Kilo-meter Strecke, wovon lediglich rund 45 Prozent unter der Erde liegen. Im Jahr 2007 reisten mehr als eine Milliarde Menschen mit der Tube, was sie nach Moskau und Paris zur meistgenutzten U-Bahn Europas macht. Jedes Wochenende schließen verschiedene Abschnitte, um auf Vordermann gebracht zu werden, damit die Tube so schnell und sicher bleibt. Das ist alles sehr objektiv.

SUBJEKTIV BETRACHTET IST SIE SCHLICHT UND ERGREIFEND DAS SCHÖNSTE, WAS DIE WELT UNTER TAGE ZU BIETEN HAT.

Die Luft hat ihr ganz eigenes Aroma, das Rattern und Rasen ist die gedämpfte Geräuschkulisse, die nicht selten von erfreulich guten Straßenmusikern aufgehübscht wird. Die tube map ist die genialste und nebenbei auch noch bunteste U-Bahn-Karte des Universums und ermöglicht es selbst dem weltfremdesten Hinterwäldler, sich zumindest in der ‘Unterwelt’ der Weltmetropole zurecht zu finden. Wann immer ich nach längerer Abwesenheit hier untertauche, ergreift mich der nostalgieschwangere Wüstenwind und ich bin zu Hause. Das Bremer Nordlicht im London Underground - eine Liebesgeschichte in elf Farben.

ENDE


EIN BESOFFENES PAAR

Mitten im Leben... Famil Brennpunkt... Verdachts Betrugsfälle...

WAS MAN WÄHREND EINER GUTEN U-BAHNFAHRT ZU HÖREN KRIEGT...

Na du kennst dich j

Ja aber das hier ist Ham Mittags und Abends.

Aber pass auf die g Lesben auf.

EIN PAAR Anne und Tim kommen dann auch heute Abend. Anne... Wer war das nochmal? ZWEI GROSSMÜTTER Ach wenn man so ein Tagesticket hätte, könnte man sich den ganzen Tag mit U-Bahnfahren beschäftigen. Ja, ja... Ist immer schön und trocken.

Ne Arbeitskollegin, die kennst du auch vom letzten Wochenende, die Blonde... Ach die mit dem schicken Kleid? ... ??? Also nicht so schick wie das, was du an hattest.

Meine Neffen haben das früher auch so gern gemacht.

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R

FREUNDINNEN

lien im sfälle...

ja aus.

mburg

Kennst du das, wenn du dir an der Haltestelle noch schnell die Fingernägel lackierst und dann kommt die Bahn, aber du kannst nicht aufstehen, weil deine Nägel noch nicht trocken sind und du deine Sachen nicht anfassen kannst?

ganzen

VATER UND TOCHTER Papa, sind im Zoo auch Giraffen?

Ja.

Kann ich die dann streicheln? ZWEI JUNGS Und dann lag ich da mit dieser heißen Schnitte im Bett, nä? Dann Digger, merk ich so “Scheiße du hast voll den Mundfeudel” Digga – Stink ausm Rachen wie’n alter Lappen. Geht ja nicht, Digga, echt.

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Ne.. Aber es gibt auch ein Streichel-Gehege. Ohne Giraffen? Ja aber mit süßen Lämmern und Ziegen. Die haben eher deine Größe. Giraffen sind zu groß für dich zum Schmusen. Also darfst du dann nicht mit die Ziegen streicheln?


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– WIEN – Die ursprüngliche Idee zur U-Bahn entstand bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Kaum zu glauben, schließlich war der Durchbruch anderer Verkehrsmittel, wie der des Autos doch noch einige Jahre entfernt. In Wien gab es nichtsdestotrotz schon 1844 den Plan zwei große Bahnhöfe über eine unterirdische Bahn miteinander zu verbinden.

DIESE GESCHICHTE DORT OBEN IST ABER NUR EINE LEGENDE. DIE WIRKLICHKEIT WIRD HIER IM //TISCHOBSTMAGAZIN ERST-MALIG NIEDERGESCHRIEBEN:

Tatsächlich war die U-Bahn die Idee eines Dieners des Teufels, der sich dieses maschinelle Geschöpf direkt aus der Hölle schuf, um seinen persönlichen Traum einer Unterwelt auf der Erde zu verwirklichen. Um die Tunnel zu graben, bat er die Zwerge mit ihren

umfangreichen Kenntnissen in Sachen Bergbau um Hilfe. Für den Preis von 5000 Gold und zehn Gutscheinen für ein Erlebnisbad sagten sie zu. Die Zwerge suchten ihre Schaufeln und Spitzhacken zusammen und machten sich in freudiger Erwartung auf eine

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– LONDON – Realisiert wurde ein solcher Plan aber erstmals 1863 in London, der Geburtsstunde des Metropolitan Railway. Diese Bahn verband die City of London mit den etwas weiter außerhalb liegenden Fernbahnhöfen. Auf der Tunnelstrecke in der britischen Hauptstadt fuhren zunächst Dampfzüge. Wie sich jeder vorstellen kann sind die Dinger in einem unterirdischen Tunnelgewölbe eher suboptimal.

– BERLIN –

– BUDAPEST –

Werner Siemens läutete mit der Erfindung des Elektrozugs den Durchbruch ein. Im Jahr 1879 erstmals vorgestellt, wurde 1881 die erste elektrische Straßenbahn in Berlin in Betrieb genommen. Bis zum Ausbau eines funktionierenden Netzes im dicken B dauerte es allerdings noch einige Jahre. Dafür konnte auch die Londoner U-Bahn 1890 auf den Elektromotor umsatteln und die heutige Northern Line wurde eröffnet.

Werner Siemens sorgte dafür, dass hier die sogenannte MilleniumsU-Bahn gebaut und am 2. Mai 1896 eröffnet wurde. Warum in Budapest und nicht in Berlin, wo sie ursprünglich geplant war? Lokale Behörden konnten sich nicht über den Bau einigen. Typisch. Anscheinend damals schon.

– WUPPERTAL –

1901 wurde die erste Hängebahn eröffnet. Heute kennt man sie als Wuppertaler Schwebebahn.

Mordsgaudi in der Wasserrutsche an die Arbeit. Drei Zwergengenerationen später waren alle Tunnel gegraben und der Jünger des Teufels (nach neuen Überlieferungen hieß er Kevin oder Justin) zwang seine Sklaven zum Bau der U-Bahnen.

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Durch die Erschaffung dieser Höllenmaschinen wurden alle Metropolen dieser Welt zu Zentren des Bösen. Von diesen Städten aus werden heute Kriege angezettelt und Bankenkrisen ausgelöst. Zwielichtige Gestalten aus der Szene der Okkultisten sollen beim

Pendeln herausgefunden haben, dass es bald ein internationales U-Bah-Netz geben wird. Alle Länder und Städte der Erde, die Schweiz, Finnland und Kuba ausgenommen, sollen daran angeschlossen werden. ES BLEIBT ALSO SPANNEND. // BB


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Lachende

Menschen

allen

Alters,

die

hilfsbereiter nicht wirken könnten. Freundlich und offen. Immer am Drücker. So strahlten sie mir an jeder Haltestelle entgegen. Zum Start der Aktion schien ganz Hamburg zugetackert mit eben diesen Plakatwand-Dullies. Leute wie du und ich, die allzeit bereit zur Hilfe eilen. Wenn es brenzlig wird zur die orangene Säule gesprintet, um einen Notruf abzusetzen. Toll. Ich fühlte mich gleich nicht nur noch wohler, unter so fabelhaft vorbildlichen Mitbürgern, sondern viel sicherer beim UBahnfahren. Doch dann eines Morgens beim Duschen tönte Radio Hamburg ganz laut und schockierend: Als ein Mann am Bahnhof den Notruf drückte, alamierte die Leitstelle nicht die Polizei. Meine Ohren waren ja sofort gespitzt. Wasser aus. Handtuch um. Zugehört. Was war denn nun genau passiert? Ein Wartender auf dem Gleis hatte beobachtet, wie mehrere Jugendliche randalierten. Irgendwann begannen sie ein Mädchen zu bedrohen. Der couragierte Beobachter drückte natürlich sofort den Notrufknopf der Hochbahn. Seit Monaten hatte er ja bereits in die lächelnden Plakatgesichter geschaut, doch weder Polizei noch Sicherheitsbeamte tauchten auf. Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis erklärte: “Die Mitarbeiterin hatte über die Kamera den Eindruck gewonnen, dass sich die Situation auf dem Bahnsteig gelöst hatte und deswegen die Polizei nicht verständigt.” Ich wurde sauer. Wie kann denn bitte eine Bahnbedienstete den Vorgang auf ihrem kleinen schwarz-weißen Monitor besser einschätzen als der Passant vor Ort. Fehleinschätzung ohne Worte. Im Grunde wollte doch der Hamburger Verkehrsbetrieb Hochbahn den Negativschlagzeilen von U-Bahn-Schlägern entgegenwirken. Nun wird selbst für schockierende Überschriften gesorgt. Radio Hamburg ruft zu Hörermeinungen auf und ich bin kurz davor selbst zum Telefon zu greifen und meine Wut raus zu lassen. Aber da gibt es schon genug, die die Sendung mit gleichen Gefühlen verfolgt haben. Was nun aus der Randale und dem bedrohten Mädchen geworden ist, wird nicht gesagt. Ich hoffe sehr, dass der Passant zusätzlich über sein Handy Hilfe rufen konnte. In Zeiten des Mobilfunks, sollte so etwas ja eigentlich kein Problem mehr darstellen. Dem Herren, der den Notruf absetzte, gebührt auf jeden Fall vollster Respekt und Dank für seine Zivilcourage. Hoffentlich haben die Verantwortlichen der Hochbahn gelernt, dass, wenn lachende Gesichter auf Plakaten jedem Passanten ihr „Ich drück für dich!“ in die Visage strahlen, alle irgendwie mehr erwarten, als einfach nur leere Kampagnenluft. Ich fühle mich trotzdem wohl im schönsten Transportmittel Hamburgs und freue mich über jeden hilfsbereiten Mitbürger. Und da ich die Ich-drück-für-dichGrinsebacken nicht mehr sehen kann, gibt’s zu diesem Bericht nur einen kleinen Bodenaufkleber. – Was einen unter der morgendlichen Dusche nicht alles so bewegt. //JW

WAS EINEN SO BEWEGT

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Ein //TISCHOBST-Magazin ohne Städtebättle?

Ist nicht drin. Also haben wir internationale Topfotografen der beiden deutschen Hipster Augen auszukratzen, sollten sie sich in ihrem Fach messen. Der Versuch produktiven H Von wegen. Wäre natürlich schade, wenn der Kampf an dieser Stelle schon vorbei wäre Städten auf unserer Facebookseite. Ach ja eine Sache noch: Bilder mit Filtern á la Instr Vintage-Klamottensammlung bestraft.

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rhochburgen Berlin und Hamburg gegeneinander aufgehetzt. Doch statt sich die Hass zu schaffen, ist uns damit eindeutig gelungen. Gutes Arbeitsklima ist wichtig? e. Ihr d端rft also ab sofort auch mitmachen. Postet einfach U-Bahn-Bilder aus euren ragram sind verboten. Zuwiderhandlungen werden mit dem Verbrennen der

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R E R H A F N H A B U B NEBEN-//TRAUMJO “Kalt war der Tag, grau das Haar des Schaffners” - “Der hatte gar keine grauen Haare!” schrien Jule und Franzi gleich im Chor. “Ja aber das klingt geiler!” Egal. Wir standen also bibbernd vor dem Hochbahnhäuschen in Barmbek und warteten auf interviewfreudige U-Bahnschaffner. Einen gesprächsbereiten Hochbahn-Mitarbeiter zu finden erwies sich allerdings als Gedultsprobe. Aber irgendwann konnte sich doch ein Schaffnerherz für uns, vor Kälte ganz blau angelaufenen, Tischobstler erwärmen und wir bekamen fast was wir wollten. Es folgen die wortkargen Antworten von Helmut auf unsere pseudowitzigen, oberflächlichen Fragen, die nicht annähernd das Zeug haben etwas Licht in die U-Bahn Tunnel zu bringen:

Überträgt sich die Mehrgleisigkeit der U-Bahn auch auf Ihr Privatleben?

Läuft.

Was ist ihre Lieblingslinie?

Weiß ich auch nicht so recht. Die Fahrt mit der Linie U3 ist schon ganz nett. Wenn man dann an den Landungsbrücken herauskommt und an Hafen und Speicherstadt vorbeifährt, ist das immer wieder ein schöner Anblick. Ist das Fahren nach dem Alkoholverbot angenehmer geworden?

Die Leute kotzen jetzt mehr in der U-Bahn. Sie betrinken sich jetzt nämlich schon vor der Fahrt zur Party und sind teilweise schon ziemlich fertig, lange bevor die Party richtig angefangen hat. Aber da kann man wohl nichts machen. Ansonsten hat das Alkoholverbot auch viel Gutes. Dürfen Sie während der Fahrt Radio hören?

Nein leider nicht.

Wie sieht es mit Essen und Trinken aus?

Nein auch nicht. Nur an den Endhaltestellen beim Wechseln geht das in Ordnung. Während der Fahrt nicht. Ist aber eigentlich auch nicht nötig. Wir U-BahnFahrer setzen uns ja nicht morgens in die Fahrerkabine und kommen abends wieder heraus. Auch wir haben Pausen. Dann hat sich die Frage mit der Toilette ja erledigt…

Ja zur Toilette gehen ist ebenfalls nur an Endhaltestellen möglich. Da brauch man schon ein bisschen Training. Wenn man mit dem Job anfängt, schiebt man den richtigen Zeitpunkt aufs Klo zu gehen gerne mal etwas zu weit nach hinten.

ZU FOLGENDEN FRAGEN SIND WIR LEIDER NICHT MEHR GEKOMMEN, ABER WIR KÖNNEN EUCH NUR EMPFEHLEN, EINFACH MAL STRAIGHT AUF EINEN U-BAHN-FAHRER ZUZUGEHEN, UND IHM DIESE FRAGEN UM DIE OHREN ZU HAUEN. HABT GEDULD DABEI. FRIEREN MÜSST IHR NICHT. IST JA SCHON WÄRMER JETZT. WIR SETZEN DAS INTERVIEW ALSO FIKTIV FORT: Denken Sie sie haben sich in Ihrem Job selbstverwirklicht?

Auf jeden Fall. Schon in meiner Kindheit hatte ich immer den Traum später mal eine U-Bahn zu steuern. Hebel nach vorne, Hebel zurück, Knopf drücken zum Türen öffnen. Das war schon immer mein Ding. Lenken eher nicht so, deshalb bin ich kein Busfahrer geworden. Werden Überläufer zur S-Bahn als Deserteure angesehen?

Durchaus. Und wie ihr sicherlich wisst, ist Hochverrat immer noch einer der schwerwiegendsten Straftaten. Tragen Sie Ihre Uniform auch privat?

Nur beim Sex. Da kommt die Pilotenuniform oder der Doktorkittel aber immer noch am besten an. Haben Sie manchmal Schmacht im Schacht?

Nein. Ich bin Nichtraucher. Hatten Sie schon einmal Sex am Arbeitsplatz?

Nein. Wollen wir?

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&

DOs

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&

DONTs

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//RAVE

Das war es wieder einmal für diese Runde vom //TISCHOBST-Magazin. Solltest du noch nicht genug haben, blättere einfach von hier aus zurück nach vorne und fang noch einmal an. Du kannst dir das Magazin auch ausdrucken und deine Wand damit tapezieren, wie es wahre Fans tun würden. Wenn du das getan hast, besuchst du am besten täglich unser BLOG bzw. unsere FACEBOOKSEITE und abonnierst unseren

TWITTER-STREAM. Das musst du drei Monate lang machen, und schon erscheint die neue Ausgabe, über der wir jetzt schon brüten. Passend zum Hochsommer lautet das Thema //RAVE. Alles rund um Festivals, Tanzen und Ekstase. Fruchtig wird’s…

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w w w . T I S C H O B S T. d e


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