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Aus der Branche
Die Nachfrage nach Holzheizungen ist gross. Warum das so ist und für wen sich diese eignen, erklärt Paul Grässli, Kaminfegermeister und Zentralpräsident Kaminfeger Schweiz, im Interview.
haustechnik.ch: Herr Grässli, neue Holzheizungen liegen voll im Trend. Welches sind die Gründe für diese Entwicklung?
Paul Grässli: Es findet ein Umdenken in der Gesellschaft statt. Ökologisch zu heizen, liegt voll im Trend. Auch wenn viele die Zukunft momentan alleine in der Elektrifizierung sehen, bin ich überzeugt, dass es einen Mix aller Energieträger braucht. Meiner Ansicht nach ist die Energiewende ohne den CO₂neutralen Brennstoff Holz nicht zu schaffen. Momentan wird von den 10 Millionen Kubikmetern Holz, die jedes Jahr nachwachsen, jedoch erst die Hälfte genutzt. Es besteht also noch viel Potenzial. Zudem können wir mit dem Holz eine einheimische Energiequelle nutzen, die nachwächst und deren Geldfluss im Inland bleibt.
Welche Vorteile bietet eine Holzheizung?
Die Behaglichkeit eines holzbefeuerten Ofens ist mit dem guten Gefühl verbunden, umweltschonend zu heizen. Gleichzeitig steigert sich dabei das Verantwortungsgefühl. Ob Stückholzheizungen, Kaminöfen, holzbefeuerte Herde, Kachelöfen oder Satellitenöfen – alle haben etwas gemeinsam: Man darf beim Feuern selbst Hand anlegen. Stellen Sie sich den Ton eines Zündholzes beim Anzünden vor oder das erste Knistern, wenn das Holz Feuer fängt … Ich komme ins Schwärmen. Wer automatisierte Holzfeuerungen bevorzugt, lässt sich am besten beraten. Stückholz, Schnitzeloder Pelletsheizungen – alle modernen Systeme sind vollumfänglich auf eine Feinstaubminimierte Feuerung programmiert. Wichtig: Bei Holzfeuerungen kommt es auf die Holzqualität und auf das Handling an.
Wie unterscheiden sich moderne Holzheizungen von Anlagen der Vergangenheit?
In der Vergangenheit wurden die meisten Holzfeuerungen kunstvoll hergestellt. Manche Feuerungen werden nun erneuert. Dabei ist es den Kundinnen und Kunden durchaus ein Bedürfnis, im Wohnbereich das Feuer zu sehen: Holzfeuerflammen beruhigen. Wie überall kommt es auf die Pflege der Anlage an. Das ist gerade beim Brennstoff Holz sehr wichtig. Insgesamt gelten moderne Stückholzheizungen aber als unkompliziert und komfortabel.
Für wen eignen sich Holzheizungen?
Jede und jeder, die oder der ein funktionsfähiges Kamin besitzt, kann mit Holz heizen. Dabei ist es wichtig, sich beraten zu lassen. Damit meine ich eine fachmännische und vertrauliche Beratung durch einen Kaminfeger oder eine Kaminfegerin – am besten zusammen mit einem Installateur oder Ofenbauer.
Wissen Installateure genug über die Vorteile und Einsatzmöglichkeiten von Holzheizungen?
Man muss noch früher ansetzen: Bei Neubauten sind es eher die Architektinnen und Architekten, die noch dazulernen können, denn sie sind es, die Kamine planen. Wichtig ist, dass die Kundinnen und Kunden bei der Auswahl einer neuen Heizung gemeinsam mit Architekten, Kaminfegerinnen, Installateuren und Ofenbauerinnen zusammensitzen. Nur so können Vorurteile aus dem Weg geräumt werden. Es braucht untereinander einen intensiveren Austausch und ein engeres Zusammenarbeiten.
Welche Rolle nimmt beim Entscheid für eine Holzheizung einerseits Ihr Verband, anderseits der einzelne Kaminfeger ein?
Im August 2021 hat der Verband Kaminfeger Schweiz ein nationales Ausbildungszentrum auf der Froburg bei Wisen SO in Betrieb genommen. Die zwei Holzlabore nehmen dabei
«Momentan wird von den 10 Millionen Kubikmetern Holz, die jedes Jahr nachwachsen, erst die Hälfte genutzt. Es besteht also noch viel Potenzial.»
Paul Grässli
den grössten Platz ein. Wir Kaminfegerinnen und Kaminfeger übernehmen beim Thema Holzheizungen eine zentrale Rolle und beraten die Menschen an vorderster Front. Wir sind die Berufsgruppe mit dem Schlüssel «Vertrauen» – und das wird auch in Zukunft gefördert und geschult.
Holzheizungen haben trotz dem positiven Trend bei vielen Privatkunden auch einen schwierigen Stand: Es wird etwas verbrannt, es gibt Abgase und Asche. Wie sauber ist eine Holzheizung?
Auf Holzenergie zu setzen, heisst, Verantwortung zu übernehmen. Es wird dabei nicht «etwas» verbrannt, sondern nur naturbelassenes, getrocknetes Holz. Dass bei Holzfeuerung Asche entsteht, die entsorgt werden muss, und dass es beim Anheizen die ersten 10 bis 15 Minuten nach Holzfeuerrauch riecht, sind Einwände, zu denen die Lösungen schon da sind. Und beim richtigen Umgang brennt das Feuer rauchfrei.
Welche weiteren, auch technischen Entwicklungen erwarten Sie bei Holzheizungen? Zum Beispiel in Bezug auf die Digitalisierung?
Bei modernen Holzfeuerungen hat die Digitalisierung schon längst Einzug gehalten. Per Touchscreen oder App lässt sich die Heizung einfach steuern. Naturzugfeuerungen werden von Hand geregelt, aber auch sie sind nach dem Anfeuern mit verschiedenen Sicherheitsreglern, wie zum Beispiel BimetallFühlern, ausgestattet und steuern stromlos den Abbrand des Feuers. (el)