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«Ich bin gerne kreativ, bei IT geht es für mich um die Technologie»
>> Die topsoft Fachredaktion im Gespräch mit Erik Damgaard
Seit mehr als 30 Jahren ist der Däne Erik Damgaard eine bekannte Grösse in der Welt der ERP-Systeme. Und das sehr erfolgreich, so wurde sein Unternehmen Navision 2002 von Microsoft aufgekauft, seine Softwares laufen so zum Beispiel als Teil von Microsoft Lösungen noch heute auf Millionen von Computern. Neu startet er mit dem Cloud-ERP-System Uniconta wieder durch. Wir haben uns mit Erik Damgaard unterhalten, hier ein Auszug.
Erik Damgaard, Sie haben die IT-Entwicklung von Anfang an miterlebt und auch mitgestaltet. Was hat sich für Sie am meisten verändert in den vergangenen Jahrzehnten?
Gestartet bin ich in den 1980er-Jahren. Damals verschickten wir Floppy-Discs und später dann CDs mit der Software. Und natürlich war es die LAN-Ära. In den Neunzigern änderte sich das, die kleinen Personal-Computers kamen auf. Als ich dann 2002 mein Unternehmen Navision an Microsoft verkaufen konnte, gab es bereits das Internet – aber von einer Cloud war noch nichts zu sehen.
Zuerst arbeitete ich zwei Jahre für Microsoft, dann kam ich 2004 zurück nach Dänemark. Weil ich so viel Geld hatte, verliess ich die Branche und konzentrierte mich auf Investments. Das war keine gute Idee, schliesslich hatte ich keine Erfahrung. Mit dem Crash 2008 zeigte sich das deutlich und 2009 beschloss ich, dieses Abenteuer aufzugeben. Und so habe ich wieder ein Software-Unternehmen gegründet, ich hatte ja noch genug Geld.
So bin ich nach Indien gegangen und habe dort ein Team zusammengestellt. Und ich habe begonnen, Cloud-Software zu programmieren. Weil ich als Investor tätig gewesen bin, baute ich eine cloudbasierte Trading-Plattform. Und sammelte viel Erfahrung im Programmieren von Cloud-Anwendungen. 2014 hatte ich eine schöne Trading-Plattform in der Cloud, aber Gewinn haben wir damit kaum gemacht.
Wie sind Sie wieder im ERP-Bereich gelandet?
Ich habe mich mal im IT-Markt in Dänemark umgesehen und festgestellt, dass es viele kleine cloudbasierte Buchhaltungs- und
Zahlungssysteme gibt, die man nicht unbedingt ERP-Systeme nennen kann.
Microsoft auf der anderen Seite bietet zum Beispiel umfassende Systeme mit vielen Funktionen an, zwei meiner Programme sind ja darin aufgegangen – aber dazwischen gab es nichts. Dazu kam, dass es überhaupt kein ERP gab, dass Cloud-basiert war.
Das hiess, dass wenn jemand von den «kleinen» Programmen auf ein ERP-System wechseln wollte, musste er noch 2014 die Cloud verlassen. Und das konnte es nun wirklich nicht sein.
So dachte ich mir, das könnte doch spannend sein, mein Wissen zum Thema ERP mit demjenigen zu den Cloud-Lösungen zu kombinieren. Und so startete ich 2016 mit Uniconta in Dänemark.
Das ERP-Geschäft dürfte nicht mehr das gleiche sein, oder?
Die ERPs haben sich verändert, alles ist jetzt digital, niemand möchte mehr mit Papier arbeiten. Alles wird eingescannt, alles wird integriert.
Früher musste man das Programm umprogrammieren, wollte man etwas verändern. Heute, weil alles offen und in der Cloud ist, kann man das Gewünschte in einem separaten Modul anpassen, ohne an der Basis etwas verändern zu müssen. Das macht es für uns viel einfacher, neue Versionen einer Software auszuspielen, weil so auch weniger kaputtgehen kann.
Warum hat es so lange gedauert, bis die anderen ERP-Anbieter in die Cloud gekommen sind?
Ich kann für Microsoft antworten, weil ich ja da gearbeitet habe und weiss, wie sie denken. Wenn sie etwas Neues bringen möchten, muss es immer gleich fantastisch sein. So wollten sie aus vier übernommenen Unternehmen mit jeweils eigener Technologie und eigenen Ideen etwas ganz Grossartiges machen. Daraus wurde aber nichts. Sie haben nur einzelne Teile, zum Beispiel von Navision, in die neuen Lösungen integriert.
Sie hatten auch ein riesiges Projekt, mit dem sie ein neues, umfassendes Cloud-ERP programmieren wollten. Drei Jahre lang wurde daran gearbeitet – und dann wurde es aufgegeben. Dann nahmen sie einfach den alten Code von NAV, machten ihn cloud-kompatibel und nannten ihn Business Central.
Inzwischen gibt es zahlreiche Cloud-Services, trotzdem sucht man SaaS-ERP-Systeme mit einem umfassenden Funktionsumfang vergeblich. Wird sich das mit Uniconta ändern?
Ich glaube, wir haben unseren Sweet Spot gefunden und bieten alle Module, die man als Unternehmen im Grundsatz braucht. Inventar, Logistik, Supply Chain, Einkauf und Verkauf sowie Produktion, also die Materialverwaltung. Die Produktionsplanung haben wir weggelassen, weil die meisten sowieso mit einem darauf spezialisierten System arbeiten. Aber weil wir passende APIs haben, können andere Systeme problemlos angeschlossen werden. Auch können die Kundinnen und Kunden bei Uniconta ganz einfach neue Felder hinzufügen, ohne Programmierung. Und auch bei einem Update bleibt das Feld bestehen. Wenn zum Beispiel ein Umsystem bestimmte Felder benötigt, ist das kein Problem.
Wir planen nicht, weitere Module zu integrieren, aber wir möchten es vereinfachen, andere Systeme an das CloudERP anzuschliessen. Wir versuchen auch, möglichst viele Abläufe zu automatisieren.
Ist die Zeit der grossen ERP-Monolithen vorbei?
Das ERP-System ist immer noch sehr wichtig und ein Monolith macht das Leben für die Unternehmen einfacher, es funktioniert. Aber sobald man ein spezialisiertes System anschliessen möchte, wird es schwierig.
Wenn ich ein Umsystem an das ERP anschliessen möchte, muss die Verbindung natürlich auf beide Seiten funktionieren. Angenommen, ich möchte eine Planungssoftware an Uniconta anschliessen, so dass Bestellungen an das ERP-System weitergegeben werden. Dann muss ich die Daten der Kunden aus Uniconta in der Planung lesen können. Mittels API liest also das Planungssystem online die Daten im ERP, es ist nicht nötig, alle Daten zu kopieren. Die Informationen sind so immer aktuell und können von Uniconta in alle Programme ausgespielt werden.
Und zum Schluss eine persönliche Frage: Was bedeutet Ihnen IT?
Ach, für mich ist IT das Programmieren. Ich bin gerne kreativ, es geht für mich um die Technologie. Ich habe mit der Programmiersprache Pascal angefangen und habe mich dann immer weiter durch die verschiedenen Programmiersprachen durchgearbeitet. Es war eine fantastische Reise von den einfachen Programmiersprachen bis zu den grossen Plattformen, auf denen man alles bauen kann.
Mit dem Fortschritt bekamen die Computer in den 80ern und 90ern immer mehr RAM, so dass ich auch immer mehr machen konnte. Der Speicherplatz war begrenzt, die Systeme waren sehr langsam. Und heute sind es nicht mehr die Hardware oder der Speicherplatz, welche die Grenzen setzt. So können wir so viel mehr machen als vor 40 Jahren, weil Hardware und Software so viel besser geworden sind. Aber es macht mir immer Freude, über die alten Tage zu sprechen.
Wir sind gespannt, wie sich Uniconta in der Schweiz macht, wir wünschen viel Erfolg. Vielen Dank für das Gespräch.