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Regionale Unterschiede bei den Treibstoffpreisen

Die TCS-Sektion Wallis hat an einem Tag im Juni die Preise an 117 Tankstellen im ganzen Kanton verglichen. Der Unterschied zwischen dem Ober- und Unterwallis betrug bis zu 18 Rappen. Lokale Schwankungen, die erstaunen. Eine Analyse.

Tamoil, BP, Migrol, Coop, Agip usw. Die Schilder sind überall die gleichen. Die Preise hingegen variieren in den verschiedenen Regionen des Kantons. Am grössten ist die Kluft bei der Raspille. Zwischen Siders und Susten sinkt der Preis für Bleifrei 95 durchschnittlich um 10 Rappen. Im Mittelwallis kostete ein Liter am 23. Juni 2020 um die 1.44 Franken gegenüber 1.33 im Oberwallis. Die extremsten Werte waren 1.47 in Saillon und 1.29 in Glis, was einer Differenz von 9 Franken für eine Füllung eines Standardtanks von 50 Litern entspricht. Für diesen Unterschied gibt es keine rationale Erklärung. Niedrigere Mieten? Vielleicht. Höhere Nachfrage? Wir bezweifeln es. Geringere Transportkosten? Sicherlich nicht, da das Oberwallis weiter von der Raffinerie Cressier entfernt ist. Der Grund dafür muss also irgendwo anders liegen. Daniel Hofer, Unternehmensleiter der Migrol AG, erklärt, dass «sich jede Tankstelle an einem anderen lokalen Markt orientiert. Dieser hängt vom Verkehrsaufkommen, den Immobilienpreisen und der Wettbewerbssituation ab. Und gerade der Wettbewerb ist ein entscheidender Faktor für den lokalen Preis.»

Diese Garage in Glis ist die kostengünstigste in unserer Erhebung: Hier ist der Sprit 4 Rappen billiger als bei den direkten Nachbarn und 15 Rappen günstiger als in Siders und Monthey. Historischer Raspille-Graben Tankstellen im selben Gebiet behalten sich gegenseitig genau im Auge und sind ständig in Lauerstellung. «Das Schweizer Kartellgesetz verbietet Absprachen zwischen Wettbewerbern. Deshalb kann ich Ihnen versichern, dass die Tankstellenleitenden sich nicht absprechen. Sie dürfen jedoch den Preis ihres Nachbarn übernehmen», erläutert Martin Stucky, Sprecher von Avenergy Suisse. Dies geht so weit, bis sich diese Praktiken einbürgern. Demnach wurde die Differenz von 10 Rappen zwischen Siders und Visp in der Politik der grossen Unternehmen offensichtlich institutionalisiert. In der App von Migrol, die als einzige die Preise aller Tankstellen in Echtzeit anzeigt, sieht man klar, dass es konstant regionale Unterschiede in der ganzen Schweiz gibt.

«Wettbewerb ist ein entscheiden der Faktor für die lokalen Preise.»

Der Einfluss der selbstständigen Betreiber Erich Schwizer, Experte für Mobilitätsberatung beim TCS, stellt fest, dass «in Regionen, in denen die Treibstoffpreise höher sind, Billiganbieter fehlen oder sich weniger durchsetzen können». Tatsächlich reicht es manchmal, dass eine einzige unabhängige Garage die Spielverderberin spielt, damit die Preise fallen. So gibt es beispielsweise im Unterwallis zwischen Vernayaz und St-Maurice eine «Oberwalliser» Enklave, wo sich der Durchschnittspreis am 23. Juni auf 1.35 Franken belief, also fast 10 Rappen weniger als in Martinach oder Monthey. Die Tankstelle Horizonville in StMaurice ist dafür bekannt, bereits vor vielen Jahren mit günstigen Tarifen einen Trend gesetzt zu haben. Allerdings bot am Tag unserer Erhebung die etwa 8 Kilometer davon entfernte Garage de la Ciblerie in Vernayaz mit 1.32 Franken den tiefsten Preis für einen Liter Bleifrei 95 in der Region an. Ihr Leiter Marc Rubin hat die Preise vor einem Jahr gesenkt, um den Absatz zu steigern. Die Aktion war ein Erfolg, denn mit seinen zwei Tanksäulen an der Kantonsstrasse legte sein Umsatz um 40% zu. «Mein Ziel ist es, Kundschaft anzulocken. Ausserdem kann ich mit diesen Einnahmen die umsatzschwächeren Zeiten des Jahres in der Werkstatt kompensieren.»

Die grossen Marke rund um diese kleinen Akteure passen ihre Preise entsprechend an, bleiben aber um 1 bis 2 Rappen teurer. Ab Massongex steigen die Tarife wieder an und betragen 1.44 Franken für die gesamte Region um Monthey. Tiefere Preise können dann wieder zwischen Vionnaz und Port-Valais festgestellt werden, wo wie durch Zufall die Tarife dreier unabhängiger Garagen unter der 1.40-Marke liegen.

Jedem seine eigene Preispolitik Nur ein Unternehmen weigert sich, bei diesem regionalen Jo-Jo-Spiel mitzumachen: Combustia, das Walliser Treibstoffunternehmen. Für die Eigentümerin Dolly Micheloud «ist dieses Verhalten Selbstmord. Wenn sich alle Händler nach diesen Dumpingpreisen richten würden, ginge die Branche zugrunde.» Die Unternehmerin bedauert die derzeitige Entwicklung des Marktes, bei der das Benzin ein Lockvogelangebot oder ein Vorwand für das Errichten von Geschäften ist. «Unsere Konkurrenten nutzen dies aus, um Spaghetti für teures Geld zu verkaufen. Ausserdem geht es ständig wie in einem Casino zu und her, da wir dem Gesetz der spekulierenden Grosskonzerne unterworfen sind. Doch die Berufsethik ist uns wichtig und so reinvestie-

ren wir alle unsere Einnahmen in die lokale Wirtschaft.» Combustia wendet für alle Tankstellen sowohl im Tal als auch in den Bergen einen Einheitstarif an, der sich nach den Preisen in der Region Sitten richtet.

Jeder Tankstellenbetreiber hat sein eigenes Profil und seine eigene Preispolitik. Die Marken Miniprix und Ruedi Rüssel des Schweizer Unternehmens Moveri nehmen dabei einen interessanten Platz in der Tankstellenlandschaft ein. Ihr Konzept: Tarife, die 2 Rappen unter dem lokalen Durchschnitt liegen. So verhindern sie eine Preisspirale nach oben. Sébastien Probst, Leiter Tankstellen Region West der Moveri AG, verneint eine solche Regulierungsfunktion. «Das ist ganz und gar nicht unsere Absicht. Auch wollen wir nicht die Preise drücken, sondern einfach einen preisgünstigen lokalen Service in Dörfern oder abgelegeneren Gebieten anbieten.»

Lohnt sich der Umweg? Vom Wettbewerb profitieren in der Regel die Konsumentinnen und Konsumenten, die das preisgünstigste Produkt auswählen können. Aber um beim Volltanken eines 50-Liter-Tanks wirklich zu sparen, muss man allenfalls in eine andere Stadt oder in einen anderen Bezirk fahren. Lohnt sich dieser Tanktourismus? Der TCS hat nachgerechnet. «Ist der Preis um Qualitätsprodukt, das überall gleich ist. Der Unterschied ist der Preis. Ein freier Markt ist und Konsumenten.

3 Rappen pro Liter tiefer, lohnt sich theoretisch ein Umweg von höchstens 6 bis 8 Kilometern. Grosse Umwege sind aus zeitlichen und ökologischen Gründen nicht zu empfehlen», rät Erich Schwizer.

Unter diesen Bedingungen ist es schwierig, von den besten Preisen zu profitieren. Angesichts dieser Ungleichbehandlung führt der Migrol-CEO das Argument der Vergünstigungen ins Feld: «Wir bieten unserer Kundschaft viele Aktionen mit hohen Rabatten sowie die Möglichkeit an, Cumulus-Punkte zu sammeln.» Eine Entschädigung für die treuen Kundinnen und Kunden der Gesellschaft, die glauben werden, dass sie weniger bezahlen, aber am Ende immer noch tiefer in die Tasche greifen müssen als ihre Nachbarn auf der anderen Seite der Raspille oder in St-Maurice.

«Kostenloses» Benzin in bestimmten Regionen

Mehr als die Hälfte des Benzinpreises, d. h. etwa 85 Rappen pro Liter, sind staatliche Abgaben. Ein viel variablerer Teil des Preises machen der Einkauf des Produkts und der Transport aus. Dieser Betrag hängt von der Börse, dem Dollarkurs und den schwankenden Frachtkosten auf dem Rhein ab. Der Rest ist die Bruttomarge des Händlers, mit der er zahlreiche Kosten decken muss: Lagerung und Transport zur Tankstelle, Kauf und Wartung von Tanksäulen, Standortmiete, Personal, Kosten im Zusammenhang mit Automaten und amtlichen Kontrollen usw. Diese Marge ist ein von den Verkäufern gut gehütetes Geheimnis. Nur die unabhängige Garage in Vernayaz gewährt uns einen Einblick: Das bleifreie Benzin, das sie am 23. Juni 2020 für 1.32 Franken pro Liter verkaufte, hatte sie zuvor bei einem Treibstofflieferanten im Kanton Waadt für 1.17 Franken erworben. In gewissen Teilen des Mittellandes verzichten die Händler auf jegliche Marge und «schenken» den Autofahrern quasi das Benzin. Der extremste Fall in der letzten Zeit war jener in Lyss, wo eine Garage den Preis im Mai dieses Jahres auf 1.03 Franken drückte und benachbarte MARTIN STUCKY, Sprecher von Avenergy Suisse «Die Margen sind miserabel»

Finden Sie es normal, dass man für das gleiche Produkt in bestimmten Regionen mehr bezahlen muss? Es gibt in der Tat Preisunterschiede. Beim Benzin haben die Leute allerdings aus irgendwelchen Gründen das Gefühl, betrogen zu werden. Dass aber der Kaffee in Erschmatt zwei Franken weniger kostet als in Sitten, das erstaunt niemanden. Bleifrei 95 ist ein immer ein Vorteil für die Konsumentinnen grosse Marken zu einem Verlustgeschäft zwang.

Was ist der «faire» Preis für einen Liter Benzin? Derjenige, der gross auf den Schildern vor der Tankstelle steht. Jeder stellt entsprechend seinem Aufwand und dem Preis des Nachbars seine eigenen Berechnungen an. Die Margen bei diesem Produkt sind miserabel; es besteht nicht die Absicht, den Konsumenten mit der Preispolitik zu hintergehen.

Genfersee

Port-Valais

Monthey

Regionale Durchschnittspreise für einen Liter Bleifrei 95

Waadt

Sitten Siders Leuk

Wallis

Visp Saint-Maurice Brig

Martinach

Durchschnitt 1.33 bis 1.35 Fr./l

Durchschnitt 1.40 Fr./l

Durchschnitt 1.43 bis 1.44 Fr./l

Die Umfrage wurde am 23. Juni 2020 bei 117 Tankstellen zwischen Fiesch und Port-Valais, hauptsächlich im Tal, durchgeführt. Vollständige Liste der Standorte und Preise auf tcsvs.ch.

© d-maps.com

Ein Streifzug durch die Weinberge

Ob zu Fuss, mit dem Velo oder mit dem Auto – der Weinweg von Martinach bis Leuk lädt uns ein, die Hänge am rechten Rhoneufer zu durchstreifen und Dörfer und Weinkeller zu entdecken. Valrando widmet dem panoramareichen Weg seine neueste Broschüre.

Die Trauben reifen, die Weinlese rückt näher, und bald werden wieder überall Weindegustationen angeboten. In dieser Zeit erwachen die Weinberge zum Leben und erinnern uns an den wichtigen Platz, den sie in unserer Landschaft und unserem Erbe einnehmen. Der Weinweg, der durch die Rebberge von Martinach nach Leuk führt, wurde geschaffen, um die Schönheit der Weinbaulandschaft und die Echtheit der Winzerdörfer in Szene zu setzen. Neben dem im Jahr 1987 angelegten Fussweg gibt es seit 2007 je eine Route für Rad- und Autofahrer. Der Wanderweg ist 66 Kilometer lang und für alle Niveaus geeignet. Ausserdem ist er das ganze Jahr über begehbar. Laut Victor Glassey, dem ehemaligen technischen Verantwortlichen von Valrando, «ist der Weinweg ein Gewinn für unseren Vier-Jahreszeiten-Tourismus. Einige Abschnitte bieten eine atemberaubende Aussicht auf das Rhonetal und die umliegende Natur. Ich denke dabei insbesondere an den einem Amphitheater ähnelnden, terrassierten Steilhang ‹Combe d’Enfer› zwischen Les Follatères und Fully oder an die Suone ‹Bisse de Clavau› oberhalb von Sitten.»

Übersichtlich und einfach Der Weinweg wird von einem eigens dazu gegründeten Verein mit einer sehr umfassenden Website beworben. Valrando wiederum kontrolliert die Beschilderung der Routen und hat dem Weg seine neueste Broschüre gewidmet. Fussgänger, Rad- und Autofahrer finden darin Von Leuk aus hat man eine atemberaubende Aussicht auf die wilde Rhone. einfache Karten mit Wander- und Fahrzeiten, Informationen zur Steigung sowie Verpflegungs- und Übernachtungsmöglichkeiten. erste Mitgliedsjahr (50.– / Jahr für die folgenden Jahre) «Entlang der verschiedenen Routen stehen Schilder und Informationstafeln. Man kann sich einfach orientieren und die Etappen in seinem eigenen Tempo planen», erklärt Victor Glassey.

«Dieser Weinweg könnte den gleichen Erfolg haben wie die Pfade im Burgund oder im Elsass.»

Auch der 83 Kilometer lange Fahrradweg ist sehr beliebt. An Restaurants, Weinkellern und Sehenswürdigkeiten mangelt es jedenfalls nicht. Warum nicht die Gelegenheit nutzen, um das Weinmuseum zu besuchen, sich ein gutes Essen zu gönnen oder im Gästezimmer eines Winzers zu übernachten? Die Strassenroute hat ebenfalls grosses touristisches Potenzial. Victor Glassey glaubt daran: «Wird dieser Weinweg, der auch mit dem Bus befahrbar ist, gefördert, könnte er den gleichen Erfolg haben wie die

Mitgliedschaft bei Valrando

Ihre Vorteile:

Spezialpreis für TCS-Mitglieder:

CHF 39.– Mitgliederbeitrag für

Einzelpersonen und Familien für das Pfade im Burgund oder im Elsass.»

geführte Wanderungen zu Vorzugspreisen

Zeitschrift «wandern.ch» (6 Ausgaben / Jahr, im Wert von CHF 63.–) rund 10–15 % Rabatt auf zahlreiche bei Valrando erhältliche Wanderkarten des Wallis sowie Landeskarten

Infos und Anmeldung: www.valrando.ch oder 027 327 35 80

Bestellung der kostenlosen Broschüre auf valrando.ch Informationen und Sehenswürdigkeiten auf weinweg.ch Touristische Pauschalangebote auf wallis.ch

Ein Vermittler zwischen den Kulturen

Mit 13 Jahren kommt Mahamed Abdi aus Somalia ins Wallis und lernt hier, was Solidarität heisst. Seitdem setzt er sich dafür ein, den Dialog zwischen Menschen von nah und fern zu erleichtern. Sein Verein für interkulturelles Dolmetschen ist zu einem Grundpfeiler der Integration geworden.

1993 flüchtet der 13-jährige Mahamed Abdi aus dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Somalia ins Wallis und wird in einem Heim in Martinach untergebracht. Zu seinem Vormund wird kein Geringerer als der bekannte Walliser Politiker und damalige Nationalrat Vital Darbellay ernannt. Dieser lädt Mahamed im Alter von 16 Jahren ein, bei sich zu wohnen. «Das Haus stand immer offen, Vital half Menschen in schwierigen Situationen. Er zeigte mir die Schönheit menschlicher Beziehungen, die Freude am Helfen, eine einfache und natürliche Solidarität.»

Das Beispiel von Vital Die Hilfsbereitschaft seines Adoptivvaters löst beim jungen Mann etwas aus. «Damals war ich verwirrt, ich war wütend auf meine Eltern, weil sie mich von meiner Familie und meinem Land getrennt hatten. Dann wurde mir bewusst, wie viel Glück ich hatte, von Menschen aufgenommen zu werden, die meine Fragen beantworteten und meinen Lebensweg respektierten. Ich beschloss, es ihnen gleichzutun und mich ebenfalls zu engagieren.» Neben seiner Arbeit als Verkäufer übernimmt Mahamed zahlreiche ehrenamtliche Tätigkeiten. Er wird für Übersetzungen angefragt. In Schulen, am Jugendgericht und in Verwaltungen sieht er die Schwierigkeiten somalischer Familien und die Missverständnisse mit ihren Schweizer Ansprechpersonen. Ihm wird klar, dass nicht nur seine Gemeinschaft Krieg und Folter erlebt hat und dass auch andere Migrantinnen und

Migranten mit ihrer Geschichte versuchen, sich zu integrieren.

Im Jahr 2002 ist er Mitbegründer der «Association valaisanne pour l’interprétariat communautaire» (Walliser Verein für interkulturelles Dolmetschen, AVIC), «da jeder das Recht hat, sich auszudrücken und angehört zu werden». Die AVIC ist heute ein Grundpfeiler der Integration. Ihre Arbeit hat zur Entspannung der Beziehungen zwischen Staatsangestellten und Migranten beigetragen. Die Dolmetscherinnen und Dolmetscher, die etwa 40 Sprachen abdecken, sind auch bei der Dienststelle für Strassenverkehr oder beim Zivilstandsamt tätig, um zu übersetzen und bei der Anerkennung der in anderen Ländern ausgestellten Dokumente behilflich zu sein.

«Ich fühle mich hier als vollwer tiger Bürger und kann mich in meiner Walliser Gemeinschaft voll entfalten.»

Aufklärung von Missverständnissen In der Schule oder im Krankenhaus kommt es aufgrund kultureller Unterschiede schnell einmal zu Missverständnissen. Mahamed Abdi nennt das Beispiel von Eltern, die nicht an Schulanlässen teilnehmen, was als Gleichgültigkeit oder Unhöflichkeit interpretiert wird. «Die Eltern bleiben jedoch absichtlich

R. Fiorina

im Hintergrund, da in ihrem Herkunftsland die Schule alles regelt. Viele von ihnen verstehen die Informationsschreiben nicht, und das Kind wählt dann beim Übersetzen das aus, was ihm am besten passt.» Mangelnde Kenntnis des Schulsystems und fehlende Unterstützung halten junge Migrantinnen und Migranten oft davon ab, nach der Orientierungsschule eine Ausbildung in Betracht zu ziehen. Mahamed fasst sich ein Herz und wagt es, an die Türen einflussreicher Leute zu klopfen. So wie an jene der damaligen Chefin der Dienststelle für Bevölkerung und Migration Françoise Gianadda. Gemeinsam finden sie eine Lösung: Nachhilfeunterricht unter Mitwirkung von Personen im Ruhestand.

Politisches Engagement Heute leitet Mahamed Abdi ein Zentrum für Asylsuchende im Amt für Asylwesen. Sein solidarisches Handeln setzt er über die Vereinigung RAJO fort, die die im Land gebliebenen somalischen Jugendlichen unterstützt. Ausserdem ist er in die Politik eingestiegen, weil er seine praktischen Erfahrungen bei den Entscheidungsträgern einbringen möchte. Er ist Generalrat in Sitten und Mitglied der Inte-grationskommission der Stadt. «Ich fühle mich hier als vollwertiger Bürger und kann mich in meiner Walliser Gemeinschaft voll entfalten.» Darüber hinaus verbringt er gerne Zeit mit seinen vier Kindern. «Alles, was ich mit meinen Eltern nicht erleben durfte, erlebe ich heute mit ihnen.»

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