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Mit Rekordinvestitionen Klimaziele im Visier
Rainer Oschütz
Alle Jahre wieder – die Deutsche Bahn rechnet vor und plant: Große Investitionen sind 2022 vorgesehen, um das über 33.000 Kilometer lange und teilweise marode Schienennetz zu sanieren. Geplant ist die Erneuerung von insgesamt 1.800 Kilometer Gleisen, 2.000 Weichen, 140 Brücken und 800 Bahnhöfen. In diese gewaltigen Bauvorhaben sollen laut Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla bis Ende dieses Jahres 13,6 Milliarden Euro fließen. Dafür will die Bahn 4.800 zusätzliche Fachkräfte für Ausbau und Instandhaltung gewinnen.
Mehr scheint nicht zu gehen. Doch ist die Bahn nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre überhaupt in der Lage, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um die bereitstehenden Mittel verbauen zu können? Wohl kaum. Allein das Ziel, das Personal aufzustocken, erweist sich bereits heute bei dem Fachkräftemangel im Lande mehr als sportlich. Auch ständige Preissteigerung der Baustoffe und Lieferschwierigkeiten von Materialen lassen nichts Gutes ahnen. Dazu kommt laut Bahnchef Richard Lutz ein aktueller Investitionsrückstau von 60 Milliarden Euro.
Bei aller Investitionsfreude: Höhere Investitionen bedeuten auch mehr Bauvolumen im Streckennetz. Es bleibt abzuwarten, ob damit auch die Unpünktlichkeit und somit die Zuverlässigkeit der Bahn verbessert werden kann. Es nutzt nicht allzu viel, wenn die Gelder nur in komplett neue Streckenabschnitte oder Luxusprojekte wie Stuttgart 21 fließen und marode Gleise und veraltete Signalanlagen auf den Nebenstrecken vermeintliche Zeitgewinne wieder auffressen. Beispiele dafür gab es zahlreiche in den vergangenen Jahren. Der Wunsch aller Reisenden nach insgesamt leistungsfähigeren Bahnanlagen und Zügen, um schnell, sicher und pünktlich durch Tunnel und über Brücken fahren zu können, bleibt bestehen.
Tatsache ist, was Deutschland jahrzehntelang versäumt hat, muss jetzt dringend nachgeholt werden. Bis 2030 soll sich die Verkehrsleistung auf der Schiene nach Willen der Ampel-Regierung mehr als verdoppeln. Zu diesem Gewaltakt bei der Umsetzung der politischen Klimaziele – da sind sich Bahn und Bauindustrie einig – gibt es keine Alternative.
Infografik
Beste Auftragsreichweite aller Zeiten
Obwohl der Winter gerade erst seinen Höhepunkt erreicht, hat sich im Februar 2022 die Beurteilung der Geschäftslage in den Unternehmen des Bauhauptgewerbes gegenüber dem Vormonat bereits wieder verbessert. Und auch die Geschäftserwartungen fielen wieder positiver aus. Einen neuen Rekord gab es unterdessen bei den gemeldeten Auftragsreichweiten – sie erreichten einen Durchschnittswert von 4,9 Monaten. Der bisherige gesamtdeutsche Bestwert lag bei 4,6 Monaten.
Grafik / Text: imu-Infografik | Quelle: ifo Institut