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Ein später Frühling

„Zweimal brach in diesem Jahr die Förderkulisse für Neubau zusammen. Für zahlreiche Bauherren hatte sich damit eine bisher geplante Kalkulation erledigt.“

Rainer Oschütz

„Toxische Mischung“ bremst Baubranche aus

Mit scharfer Kritik an den unklaren bundespolitischen Förderkulissen wandten sich kürzlich die Bauminister der Länder an die Ampelregierung: „Die Lage und die Stimmung auf dem Wohnungsmarkt und im Bausektor sind dramatisch“, betonte BadenWürttembergs Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, Nicole Razavi (CDU), während der Fachministerkonferenz mit Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD).

Man brauchte Anfang des Jahres keine Glaskugel, um diese Entwicklung vorherzusehen. Es begann mit einem doppelten Fiasko der Ampelregierung: Zweimal brach in diesem Jahr die Förderkulisse für Neubau zusammen. Für zahlreiche Bauherren hatte sich damit eine bisher geplante Kalkulation erledigt. Die Bundesregierung verlor mit dem Stopp der Programme der staatlichen KfW-Förderbank von einer Stunde zur anderen ihre Glaubwürdigkeit – Frust und Wut über die verfehlte Baupolitik machten sich breit.

Dazu kamen im Laufe der Monate durch eine chaotische Wirtschaftspolitik Lieferengpässe und steigende Energiepreise. Materialknappheit, hohe Zinsen sowie Arbeitskräftemangel brachten das Fass zum Überlaufen. Die daraus resultierenden steigenden Baupreise drücken nicht nur auf die Stimmung von privaten Häuslebauern, sondern vergraulen auch Investoren und große Projektentwickler. All das sorge für eine „toxische Mischung“, sagte Razavi beim Treffen der Bauminister.

Nach der bisherigen Erfahrung mit der Ampelregierung ist eine schnelle Entscheidung für eine künftige ausreichende Neubauförderung nicht in Sicht. Das mahnt zu Recht die Bauindustrie an. In Ihrem Koalitionsvertrag hatte die Ampel großspurig eine stärkere Fokussierung auf die Treibhausgasemissionen im gesamten Lebenszyklus des Gebäudes angekündigt. Einzelheiten der neuen Förderung – trotz Auslaufens der aktuellen Förderung Ende des Jahres – sind indes noch nicht bekannt. Das Ziel der Bundesregierung unter diesen Rahmenbedingungen 400000 Wohnungen jährlich zu errichten, ist illusorisch. Tatsache bleibt: In Deutschland wird gegenwärtig nicht mehr gebaut, sondern weniger.

Infografik

Weitere Preissteigerungen

Im September 2022 hat sich die Geschäftslage der Unternehmen des Bauhauptgewerbes deutlich verschlechtert, auch wenn sie im Urteil der Betriebe per saldo noch immer positiv bleibt. Allerdings betrug der Überhang positiver Bewertungen nur noch 11,7 Prozent, nachdem es im Vormonat 19,3 und im Vorjahresmonat 35,0 Prozent gewesen waren. Die Erwartungen hinsichtlich Bautätigkeit und Geschäftslage sanken deutlich. Steigende Preise wurden wieder von mehr Firmen erwartet.

Grafik / Text: imu-Infografik | Quelle: ifo Institut

Die 69.000 m² Außenfläche waren ausgebucht – auch wenn einige bekannte Namen bei der 67. Auflage der NordBau fehlten. Newcomer nutzten die Chance und füllten die freien Flächen mit einem breiten Spektrum an Maschinen von kompakt bis kolossal.

Quelle: Holstenhallen Neumünster – Messe NordBau – SixConcept

Mit zukunftsweisenden Themen

auf dem richtigen Weg

NORDBAU Nach fünf Tagen endete die 67. NordBau am 11. September 2022 mit 40.300 Besuchenden und 587 Ausstellenden aus 13 Ländern. Vor allem bei den Besucherzahlen konnte die Messe gegenüber den 26.000 im Vorjahr zulegen und strebt weiter Richtung Vor-Corona-Niveau, als etwa 60.000 Besucher und 800 Aussteller die Hallen und Außenflächen in Neumünster bevölkerten. Händler und Hersteller lobten erneut die Kontakte, den Austausch und die Nachfrage. Kritische Ausstellerstimmen thematisierten die terminliche Nähe zur GaLaBau und besonders zu der in den Oktober verschobenen bauma, was vor allem kleinere und mittlere Unternehmen vor logistische und finanzielle Herausforderungen stellt.

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