POEM >Ich setzte den FuĂ&#x; in die Luft und Sie trug<
Ein Film von Ralf Schmerberg
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Antonia K einz
Her mann Hesse
Clair e Goll
Ernst Jandl
*1970 Stuttgart
* 1877 Calw/Württemberg † 1962 Montagnola, Schweiz
* 1890 Nürnberg † 1977 Paris
* 1925 Wien † 2000 Wien
Alles! glauben und gestehen
Weite im Kopf Im Herzen Welten Die Füße auf der Erde Will ich in die Wolken Mein Unglück unbeständig wie das Glück Werfen möchte ich mich in diesen Wandel Tanzen und reiten im Augenblick
Ich weiß von solchen …
Könnten doch Alle, Alleallealle Glücklich sein! In allen Welten, zu allen Zeiten Jahrtausend Universen lang
In manchen Seelen wohnt so tief die Kindheit, Daß sie den Zauber niemals ganz durchbrechen, Sie leben hin in traumgefüllter Blindheit Und lernen nie des Tages Sprache sprechen.
Könnten doch Alle wie Nomaden wandern, wandernwandern immer weiterziehen
Weh ihnen, wenn ein Unheil sie erschreckt Und plötzlich hell zur Wirklichkeit erweckt! Aus Traum gescheucht und kindlichem Vertrauen Starren sie hilflos in des Lebens Grauen.
Vogel werden Himmel sein Schwimmend ein Meer frei und offen für Jeden
Ich weiß von solchen, die der Krieg erst weckte, Da sie des Lebens Mitte überschritten, Und die seither am Leben wie erschreckte Traumwandler zitternd und geängstet litten.
Aber immer gehen wir schlafen mit Gedanken an kommende Jahre glauben Alles, Allesallesalles sei für immer so!
Es scheint: in diesen Hoffnugslosen sucht Die Menschheit ihrer blutgetränkten Erden, Sucht ihrer Grausamkeit und Seelenflucht Erschauernd und beschämt bewußt zu werden.
Was würde mir fehlen ohne mein Leben? Das Leben! Alles! Allesallesalles!
Mörder Es geht um den Frühlingswind, den Du soeben in der Gasse gespürt hast. Um das Recht ihn zu atmen. Um das Recht, aufzustehen, schlafen zu gehen, wann du willst. Um das Recht Deine Hände zu beschäftigen, Deine ungefesselten Hände. Um das Recht, Dich an einer Blume zu freuen, wenn Du dich je wieder freuen könntest. Um das Recht zu leiden, wie keine von außen auferlegte Strafe Dich jemals leiden machen könnte. es geht um alles Ungelebte, die tausend unnennbaren Dinge des Daseins, die in der Zukunft noch enthalten sind. Es geht um Möglichkeiten, die Du spürst, aber die zu einfach sind, sie zu definieren, und die ein einziges Wort zusammenfaßt: FREIHEIT
ich glaube daß meinem toten großvater anton und meiner toten großmutter marie und meiner toten mutter luise und meinem toten vater viktor und meinem toten bruder robert und meinen toten vettern herbert und hans und meinen toten onkeln und tanten und meinem toten freund dietrich und allen toten die ich lebendig gekannt habe ich niemals irgendwo wieder begegnen werde und ich gestehe daß irgend einem von ihnen wie sehr ich ihn auch geliebt haben mochte jemals irgendwo wieder zu begegnen ich nicht den leisesten wunsch hege
Könnten doch Alle, sich wie Blütensamen dem Wind anvertrauen frei von morgen und gestern wie Blitze in der Dunkelheit
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Den Himmel in der Tasche
© 2002 Antonia Keinz
Aus: Die Gedichte
© 1953 Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main
Auszug aus: »Jedes Opfer tötet seinen Mörder (Arsenik)«, Claire Goll, Edition der 2, Berlin 1977
aus: poetische werke in 10 bänden, hg. von Klaus Siblewski, Band 8: der gelbe hund, S. 103 © 1997 Luchterhand Literaturverlag GmbH, München
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Heiner Müller
Johann Wolfgang von Goethe
* 1929 Eppendorf † 1995 Berlin
* 1749 Frankfurt am Main † 1832 Weimar
Gesang der Geister über den Wassern
Ich kann dir die Welt nicht zu Füßen legen Ich kann dir die Welt nicht zu Füßen legen Sie gehört mir nicht. Ich werde dir keinen Stern Pflücken: Ich habe kein Geld für Blumen und keine Zeit Verse zu machen nur für dich: mein Leben Wird so und so zu knapp sein für ein ganzes. Wenn ich dir sage: für dich werd ich alles tun Werde ich dir eine Lüge sagen. (Du weißt es) Ich liebe dich mit meiner ganzen Liebe.
Des Menschen Seele Gleicht dem Wasser: Vom Himmel kommt es, Zum Himmel steigt es, Und wieder nieder Zur Erde muß es, Ewig wechselnd. Strömt von der hohen, Steilen Felswand Der reine Strahl, Dann stäubt er lieblich In Wolkenwellen Zum glatten Fels, Und leicht empfangen Wallt er verschleiernd, Leisrauschend Zur Tiefe nieder. Ragen Klippen Dem Sturz entgegen, Schäumt er unmutig Stufenweise Zum Abgrund. Im flachen Bette Schleicht er das Wiesental hin, Und in dem glatten See Weiden ihr Antlitz Alle Gestirne. Wind ist der Welle Lieblicher Buhler; Wind mischt vom Grund aus Schäumende Wogen. Seele des Menschen, Wie gleichst du dem Wasser! Schicksal des Menschen, Wie gleichst du dem Wind!
Atelier, Rosenthaler Str. 38, Berlin, 1998
aus: Werke 1 / Die Gedichte
© 1998 Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main
Aus: Gedichte, 4. Band
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Selma Meerbaum-Eisinger
Mascha Kaléko
Ingeborg Bachmann
Kurt Tucholsky
* 1924 Czernowitz, Ukraine–Chernivtsi † 1942 KZ Michailowska, Rumänien
* 1907 Schidlow, Polen † 1975 Zürich, Schweiz
* 1926 Klagenfurt, Österreich † 1973 Rom, Italien
* 1890 Berlin † 1935 Hindas, Schweden
Der Sturm Steht ein Rosenstrauch in deinem Garten und er ist noch gar nicht grün. Und du kannst es kaum erwarten, daß die erste Knospe komme, zart und dünn, und daß sie verkünde neues Leben. Wartest, wartest voller Angst und Beben, bis ein Morgen kommt — und sie ist da. Und sie ist so fein und schlank und hell, ganz geschlossen noch und kaum gesehn und du möchtest, daß sie aufbricht, ganz, ganz schnell, da du weißt, wie rasch die Zarten untergehn. Doch es enteilt ein Tag und es enteilt ein zweiter und die Himmel werden blauer, werden weiter und die Knospe bricht nicht auf. Und du weißt: wenn jetzt ein Frost kommt, stirbt sie, stirbt und hat das Leben nicht gelebt. Möchtest gerne helfen und weißt doch nicht wie, fürchtest sehr, daß nicht ein Wind sich hebt, der sie dir vom Stamme bricht — in der Nacht, du schläfst und siehst es nicht, und sie ist bei Tag schon tot. Kommt dann eine Nacht, und Stürme brausen um dein Haus, um dein Haus mit den verschloßnen Toren. Und du bäumst dich auf und willst und willst hinaus und dir klingt’s wie Wimmern in den Ohren. Endlich bist du draußen — und du siehst den Rosenstrauch dir an — Sieh — es ist die Knospe aufgebrochen. Was die Sonne nicht vermocht’ in langen Wochen, hat ein einz’ger Sturm getan. aus: Ich bin in Sehnsucht eingehüllt
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© Hoffmann & Campe Verlag
Nach grauen Tagen Sozusagen grundlos vergnügt Ich freu mich, daß am Himmel Wolken ziehen Und daß es regnet, hagelt, friert und schneit. Ich freu mich auch zur grünen Jahreszeit, Wenn Heckenrosen und Holunder blühen. — Daß Amseln flöten und daß Immen summen, Daß Mücken stechen und daß Brummer brummen. Daß rote Luftballons ins Blaue steigen. Daß Spatzen schwatzen. Und daß Fische schweigen. Ich freu mich, daß der Mond am Himmel steht Und daß die Sonne täglich neu aufgeht. Daß Herbst dem Sommer folgt und Lenz dem Winter, Gefällt mir wohl. Da steckt ein Sinn dahinter, Wenn auch die Neunmalklugen ihn nicht sehn. Man kann nicht alles mit dem Kopf verstehen! Ich freue mich. Das ist des Lebens Sinn. Ich freue mich vor allem, daß ich bin. In mir ist alles aufgeräumt und heiter: Die Diele blitzt. Das Feuer ist geschürt. An solchem Tag erklettert man die Leiter, Die von der Erde in den Himmel führt. Da kann der Mensch, wie es ihm vorgeschrieben, — Weil er sich selber liebt — den Nächsten lieben. Ich freue mich, daß ich mich an das Schöne Und an das Wunder niemals ganz gewöhne. Daß alles so erstaunlich bleibt, und neu! Ich freu mich, daß ich … Daß ich mich freu.
In meinen Träumen läutet es Sturm /dtv 1294 © Deutscher Taschenbuch Verlag
Eine einzige Stunde frei sein! Frei, fern! Wie Nachtlieder in den Sphären. Und hoch fliegen über den Tagen möchte ich und das Vergessen suchen — über das dunkle Wasser gehen nach weißen Rosen, meiner Seele Flügel geben und, oh Gott, nichts wissen mehr von der Bitterkeit langer Nächte, in denen die Augen groß werden vor namenloser Not. Tränen liegen auf meinen Wangen aus den Nächten des Irrsinns, des Wahnes schöner Hoffnung, dem Wunsch, Ketten zu brechen und Licht zu trinken — Eine einzige Stunde Licht schauen! Eine einzige Stunde frei sein!
Aus! Einmal müssen wir zwei auseinandergehn; einmal will einer den andern nicht mehr verstehn — einmal gabelt sich jeder Weg — und jeder geht allein — wer ist daran schuld? Es gibt keine Schuld. Es gibt nur den Ablauf der Zeit. Solche Straßen schneiden sich in der Unendlichkeit. Jedes trägt den andern mit sich herum — etwas bleibt immer zurück. Einmal hat es euch zusammengespült, ihr habt euch erhitzt, seid zusammengeschmolzen, und dann erkühlt — Ihr wart euer Kind. Jede Hälfte sinkt nun herab — : ein neuer Mensch. Jeder geht seinem kleinen Schicksal zu. Leben ist Wandlung. Jedes Ich sucht ein Du. Jeder sucht seine Zukunft. Und geht nun mit stockendem Fuß, vorwärtsgerissen vom Willen, ohne Erklärung und ohne Gruß in ein fernes Land.
Aus: Gesammelte Werke Band 1 Gedichte (c)
© Piper Verlag GmbH, München, 1978
aus: Gesammelte Werke
© 1981 Rowohlt Verlag
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Hans Ar p * 1887 Straßburg † 1966 Basel
Sophie Die Herzen sind Sterne, die im Menschen blühen. Alle Blumen sind Himmel. Alle Himmel sind Blumen. Alle Blumen glühen. Alle Himmel blühen. Ich spreche kleine, alltägliche Sätze leise für mich hin. Um mir Mut zu machen, um mich zu verwirren, um das große Leid, die Hilflosigkeit, in der wir leben, zu vergessen, spreche ich kleine, einfältige Sätze. Die Meere sind Blumen. Die Wolken sind Blumen. Die Sterne sind Blumen, die im Himmel blühen. Der Mond ist eine Blume. Der Mond ist aber auch eine große Träne. Alle Blumen blühen für dich. Alle Herzen glühen für dich. Ich spreche kleine, einfältige Sätze leise für mich hin, Immerfort für mich hin. Ich spreche kleine, alltägliche, geringe Sätze. Ich spreche wie die geringen Glocken, die sich wiederholen und wiederholen. Sophie ist ein Himmel. Sophie ist ein Stern. Sophie ist eine Blume. Alle Blumen blühen, blühen für dich. Alle Herzen glühen, glühen für dich. Nun bist du fortgegangen. Was soll ich hier gehen und stehen. Ich habe nur ein Verlangen. Ich will dich wiedersehen. Wir zogen hell durch Glanz und Duft. Nun tut das Licht mir weh und niemand ruft und zeigt mir eine Blume oder einen Stern.
Ich will auch schlafen. So wie du schläfst In Gold und tiefer Ferne In einem reinen Wiegen. Verloren wie der alte Mond, der schon viel tausend Jahre stirbt, Ist dieser arme Tränenmensch, der um die tote Rose wirbt. Wie schnell vergeht ein Leben in Gottes lichtem Dunkel. Kaum ist heute gesagt, ist morgen schon vergangen. Und so vergehen die Jahre mit Spielen, Träumen, Säumen. Und so vergeht die Zeit, in der die Blumen schweben. Wann blühen wir wieder vereint an Gottes lichtem Strauch? Wann ruhe Ich für immer in deinem reinen Hauch? Du lächeltest, um nicht zu weinen. Du lächeltest, als würden lange noch die guten Tagen scheinen. Deine Flügel glänzten wie junge Blätter. Dein Gesicht war ein weißer Stern. Seitdem du gestorben bist, danke Ich jedem vergehenden Tag. Jeder vergangene Tag bringt mich dir näher.
Es blüht im Himmelsgrund zwischen Dunkelheit und Licht strahlend wie ein Stern dein gütiges Gesicht. Du bist ein Stern und träumst in Gottes lichter Blume. Ich mag nicht weitergehen. Anna Thalbach, Atelier Rosenthaler Str. 38, September 1999
Aus: Worttraume und schwarze Sterne
© Limes Verlag, München
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Er ich K ästner
Else Lask er-Schüler
* 1899 Dresden † 1974 München
* 1869 Berlin † 1945 Jerusalem
Kleines Solo Einsam bist du sehr alleine. Aus der Wanduhr tropft die Zeit Stehst am Fenster. Starrst auf Steine. Träumst von Liebe. Glaubst an keine: Kennst das Leben. Weißt Bescheid. Einsam bist du sehr alleine — Und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit. Wünsche gehen auf die Freite. Glück ist ein verhexter Ort. Kommt dir nahe. Weicht zur Seite. Sucht vor Suchenden das Weite. Ist nie hier. Ist immer dort. Stehst am Fenster. Starrst auf Steine. Sehnsucht krallt sich in dein Kleid. Einsam bist du sehr alleine — Und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit. Schenkst dich hin. Mit Haut und Haaren. Magst nicht bleiben, wer du bist. Liebe treibt die Welt zu Paaren. Wirst getrieben. Mußt erfahren, Daß es nicht die Liebe ist … Bist sogar im Kuß alleine. Aus der Wanduhr tropft die Zeit. Gehst ans Fenster. Starrst auf Steine. Brauchtest Liebe. Findest keine. Träumst vom Glück. Und lebst im Leid. Einsam bist du sehr alleine — Und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit.
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aus: Erich Kästner, Der tägliche Kram
© Atrium Verlag, Zürich und Thomas Kästner
An den Ritter aus Gold Du bist alles was aus Gold ist In der großen Welt. Ich suche deine Sterne Und will nicht schlafen. Wir wollen uns hinter Hecken legen, Und niemehr aufrichten. Aus unseren Händen Süße Träumerei küssen. Mein Herz holt sich Von deinem Munde Rosen. Meine Augen lieben dich an, Du haschst nach ihren Falten. Was soll ich tun, Wenn du nicht da bist. Von meinen Lidern Tropft schwarzer Schnee; Wenn ich tot bin, Spiele du mit meiner Seele.
Aus: Werke und Briefe I. 1 (Gedichte) © Kösel Verlag München 1959–1962 alle Rechte bei- und vorbehalten durch Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main
»Sophie« von Hans Arp | Kameramann Franz Lustig, Heringsdorf, Usedom, Januar 2001
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Georg Tr akl
Heinr ich Heine
Paul Celan
R ainer Mar ia Rilk e
* 1887 Düsseldorf † 1914 Paris
* 1797 Düsseldorf † 1856 Paris
* 1920 Czernomitz (Rumänien) † 1970 Paris
* 1875 Prag † 1926 Valmont, Frankreich
Der Schiffbrüchige
Das Morgenlied Nun schreite herab, titanischer Bursche, Und wecke die vielgeliebte Schlummernde dir! Schreite herab, und umgürte Mit zartlichten Blüten das träumende Haupt. Entzünde den bangenden Himmel mit lodernder Fackel, Daß die erblassenden Sterne tanzend ertönen Und die fliegenden Schleier der Nacht Aufflammend vergehen, Daß die zyklopischen Wolken zerstieben, In denen der Winter, der Erde entfliehend, Noch heulend droht mit eisigen Schauern, Und die himmlischen Fernen sich auftun in leuchtender Reinheit. Und steigst dann, Herrlicher du, mit fliegenden Locken Zur Erde herab, empfängt sie mit seligem Schweigen Den brünstigen Freier, und in tiefen Schauern erbebend Von deiner so wilden, sturmrasenden Umarmung, Öffnet sie dir ihren heiligen Schoß. Und es erfaßt die Trunkene süßeste Ahnung, Wenn Blütenglühender du das keimende Leben Ihr weckest, des hohe Vergangenheit Höherer Zukunft sich zudrängt, Das dir gleich ist, wie du dir selber gleichst, Und deinem Willen ergeben, stets Bewegter, Daß an ihr ein ewig Rätselvolles In hoher Schönheit sich wieder künftig erneuert.
Hoffnung und Liebe! Alles zertrümmert! Und ich selber, gleich einer Leiche, Die grollend ausgeworfen das Meer, Lieg ich am Strande, Am öden, kahlen Strande. Vor mir woget die Wasserwüste, Hinter mir liegt nur Kummer und Elend, Und über mich hin ziehen die Wolken, Die formlos grauen Töchter der Luft, Die aus dem Meer, in Nebeleimern, Das Wasser schöpfen, Und es mühsam schleppen und schleppen. Und es wieder verschütten ins Meer, Ein trübes, langweil’ges Geschäft, Und nutzlos, wie mein eigenes Leben. Die Wogen murmeln, die Möwen schrillen, Alte Erinnerungen wehen mich an, Vergessene Träume, erloschene Bilder, Qualvoll süße, tauchen hervor. Es lebt ein Weib im Norden, Ein schönes Weib, königlich schön. Die schlanke Zypressengestalt Umschließt ein lüstern weißes Gewand; Die dunkle Lockenfülle, Wie eine selige Nacht, Von dem flechtengekrönten Haupt sich ergießend, Ringelt sich träumerisch süß Um das süße, blasse Antlitz; Und aus dem süßen, blassen Antlitz, Groß und gewaltig, strahlt ein Auge, Wie eine schwarze Sonne. Oh, du schwarze Sonne, wie oft, Entzückend oft, trank ich aus dir Die wilden Begeistrungsflammen, Und stand und taumelte, feuerberauscht — Dann schwebte ein taubenmildes Lächeln Um die hochgeschürzten, stolzen Lippen, Und die hochgeschürzten, stolzen Lippen Hauchten Worte, süß wie Mondlicht, Und zart wie der Duft der Rose — Und meine Seele erhob sich Und flog, wie ein Aar, hinauf in den Himmel !
Siehe, ich wusste es sind
Tenebrae Nah sind wir, Herr, nahe und greifbar. Gegriffen schon, Herr, ineinander verkrallt, als wär der Leib eines jeden von uns dein Leib, Herr. Bete, Herr, bete zu uns, wir sind nah. Windschief gingen wir hin, gingen wir hin, uns zu bücken nach Mulde und Maar. Zur Tränke gingen wir, Herr. Es war Blut, es war, was du vergossen, Herr. Es glänzte. Es warf uns dein Bild in die Augen, Herr. Augen und Mund stehn so offen und leer, Herr.
SIEHE, ich wußte es sind solche, die nie den gemeinsamen Gang lernten zwischen den Menschen; sondern der Aufgang in plötzlich entatmete Himmel war ihr Erstes. Der Flug durch der Liebe Jahrtausende ihr Nächstes, Unendliches. Eh sie noch lächelten weinten sie schon vor Freude; eh sie noch weinten war die Freude schon ewig. Frage mich nicht wie lange sie fühlten; wie lange sah man sie noch? Denn unsichtbare sind unsägliche Himmel über der inneren Landschaft. Eines ist Schicksal. Da werden die Menschen sichtbarer. Stehn wie Türme. Verfalln. Aber die Liebenden gehn über der eignen Zerstörung ewig hervor; denn aus dem Ewigen ist kein Ausweg. Wer widerruft Jubel?
Wir haben getrunken, Herr. Das Blut und das Bild, das im Blut war, Herr. Bete, Herr. Wir sind nah.
Schweigt, ihr Wogen und Möwen! Vorüber ist alles, Glück und Hoffnung, Hoffnung und Liebe! Ich liege am Boden. Ein öder, schiffbrüchiger Mann, Und drücke mein glühendes Antlitz In den feuchten Sand.
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Aus: Das dichterische Werk
Von Heinrich Heine aus Gesammelte Werke, Gedichte
aus: Gedichte, Band 1
© Fischer Verlag, Frankfurt am Main
Auszug aus »Ausgesetzt auf den Bergen des Herzens …«, Gedichte für Lulu Albert–Lazard, Suhrkamp Verlag
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Isabel Tuengerthal
Fr iedr ich von Schiller
* 1970 Heidelberg
* 1759 Marbach am Neckar † 1805 Weimar
Der Falter
Ode an die Freude
Wenn der Falter fliegt, denkt er dann, sobald das Licht ihn trifft an Untergang? Oder fühlt er nur neuen Lebensmut ? durchs Licht die Liebe und stürzt sich freudig in die Glut ?
Freude schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium, Wir betreten feuertrunken, Himmlische, dein Heiligtum! Deine Zauber binden wieder, Was die Mode streng geteilt; Alle Menschen werden Brüder, Wo dein samfter Hügel weit.
Wenn der Falter glüht, ist er dann seinem Traum ganz nah oder ist ihm bang? Verflucht er seine Leidenschaft und stemmt die Flügel gegens Licht mit allerletzter Kraft ? Wenn der Falter stirbt, fühlt er dann sein Herz, wie es nicht mehr schlägt und weiß er dann daß dieses Licht ihn mit Unendlichkeit belohnt daß mit dem Licht sich sein ganzes Leben gelohnt ?
Wem der grosse Wurf gelungen, Eines Freundes Freund zu sein, Wer ein holdes Weib errungen, Mische seinen Jubel ein! Ja, wer auch nur eine Seele, Sein nennt auf dem Erdenrund ! Und wer’s nie gekonnt, der stehle, Weinend sich aus diesem Bunt. Freude trinken alle Wesen An der Brüste der Natur; Alle Guten, alle Bösen Folgen ihrer Rosenspur. Küsse gab sie uns und Reben, Einen Freund, geprüft im Tod; Wollust ward dem Wurm gegeben, Und der Cherub steht vor Gott ! Froh, wie seine Sonnen fliegen Durch des Himmels prächt’gen Plan Laufet, Brüder, eure Bahn, Freudig, wie ein Held zum Siegen. Seid umschlungen, Milionen, Diesen Kuss der ganzen Welt ! Brüder! Uber’m Sternenzelt Muss ein lieber Vater wohnen. Wer stürzt nieder, Millionen? Aknest du den Schöpfer, Welt ? Such ihn über’m Sternenzelt ! Über Sternen muss er wohnen.
Atelier Rosenthalerstr. 38, Berlin, Dezember 1999
© 1998 Isabel Tuengerthal
Vertonung: Ludwig van Beethoven, Symphonie Nr. 9 (mit Schlusschor »An die Freude«) d–moll, 1824
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»Der Schiffbrüchige« von Heinrich Heine | Kameramann Robby Müller, Haus des Lehrers, Berlin, August 2001
Ich möchte einen Film sehen, den ich fühle. Ich wollte einen lebensbejahhänden Film machen. Bevor ich an POEM zu arbeiten begann, habe ich eigentlich nie Gedichte gelesen. Und plötzlich ist mir ein Gedicht begegnet, und ich steckte: da ist etwas zu entdecken. Ich habe mit POEM für mich das Wort entdeckt. Mein Film soll die Zuschauer das Wort ERLEBEN lassen. POEM soll das Gefühl der Menschen treffen und sie zu Mut und Offenheit inspirieren, ihr eigenes Leben kreativ zu gestalten und zu leben. Ralf Schmerberg
Der Schutzpatron der Poeten ist San Juan de la Cruz. Er hat diesen Armenorden gegründet und hat den Klerus angegriffen, der sich nur vollgefressen, rumgevögelt und was weiß ich noch alles getan hat. Also wurde er in den Kerker geworfen. Er durfte in dem Kerker nicht schreiben, nicht lesen, gar nichts. Er wurde sehr schwer krank. Das einzige was er hatte, war sich Gedichte auszudenken, im Kopf. Und die hat er sich so intensiv ausgedacht, daß er diese Zeit überstanden hat — mit ganz vielen Geschwüren am Körper, aber er hat überlebt. Als er aus dem Gefängnis raus kam, war das erste was er getan hat, daß er alle diese Gedichte, die er sich da im Kerker ausgedacht hat, sofort aufgeschrieben hat. Das was er erlebt hat war grausam, aber die Art wie er diese Grausamkeit die er da erlebt hat, an die Menschen weitergegeben hat, war eine ungeheure Schönheit. Die Schönheit ist so eng verbunden mit der Grausamkeit. Das sind diese schönen Geschichten, die aber so grausam sind. In dieser Grausamkeit findet der Mensch diese wunderbaren Geschichten. Herbert Fritsch
Es gibt Gedichte die mich immer begleitet haben. Man sucht sie auf und erinnert sich an sie und denkt, das würde ich gerne mal wieder lesen oder man liest sie Freunden vor. Gedichte haben so etwas feines, so etwas tiefsinnig feines — es gibt auch ganz furchtbare Gedichte — aber wenn sie schön sind, finde ich sie ganz bezaubernd, elegant. Der Rhythmus eines Gedichts bringt auch den Inhalt in eine bestimmte Stimmung, deshalb merkst du auch gleich wenn ein Gedicht nicht gut ist, dann reißt es dich raus — oder wenn’s ein fauler Reim ist — es hat so was magisches, Zaubersprüche sind auch meistens gereimt, und es hat so was Beschwörendes. Ich lese Gedichte gerne mit meiner Tochter, sie lernt sie. Ich bin mit Gedichten aufgewachsen und für mich sind sie präsent. Für mich sind sie da und sie werden immer da sein. Anna Thalbach
Gedichte lesen, ist wie ein anderes Leben leben. Ralf Schmerberg
In meiner Haftzeit als politischer Häftling in Bauzen schliefen wir in einem riesigen Schlafsaal, 120 Häftlinge weil sie die Leute schon gar nicht mehr anders unterbringen konnten. Man konnte nicht offen mit jedem reden, weil man nicht wusste ob das vielleicht ein Spitzel war. Aber in diesem Schlafsaal hab ich jemanden kennen gelernt, der hat immer Gedichte geschrieben, und da hab ich auch angefangen Gedichte zu schreiben. Wir haben uns unsere Gedichte dann immer vorgelesen und lagen oft am Boden vor lachen. Wegen der Phantasien die man hat. Jörg Schmitt-Reitwein
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In meinem Leben haben mir Gedichte außerordentlich viel geholfen und zwar auch außerordentlich verführerisch. Du hast sicher nicht mehr, wenn du in der Schule mit Hölderlin konfrontiert worden bist, das Gedicht gelernt, das wir gelernt haben: »Du kommst oh Schlacht schon wogen die Jünglinge ab ins Tal, wo keck herauf die Würger dringen« — daß wir das nicht in Frage gestellt haben, daß wir die Jünglinge sind und die gegen uns die Würger! — Der Schluss des Gedichtes war: »Es lebe droben, oh Vaterland, dir ist, Liebes,
nicht einer zu viel gefallen« — das heißt also, wir sind auf den Heldentod programmiert worden, durch ein Gedicht. Dieses Gedicht mussten wir auswendig lernen. Das war Mitte der 30er Jahre, und das war bereits die Vorbereitung auf den 2. Weltkrieg. Die paramilitärische Ausbildung, die im Deutschunterricht in Gedichtform stattgefunden hat. Wir mussten jeden Montag ein Gedicht auswendig aufsagen. Jeder Einzelne stand auf und sagte sein Gedicht auf. So habe ich schon von der Ausbildung her einen starken Bezug zum Gedicht bekommen und später dann zum Lied. Das waren Lieder die wir in der Hitlerjugend und später auch beim Militär erlernt haben: »Und fern bei Sedan wohl auf der Höh steht ein Krieger auf der wacht, neben seinem Kameraden den die Kugel tödlich traf.« — es ging immer um Leben und um Leben zu verteidigen, und den Heldentod als Höhepunkt des jungen Lebens zu sehen, war unsere absolute Zielsetzung. Ich habe mich mit den Inhalten der Gedichte identifiziert, es war Programmierung und die reichte aus für das was wir da hinter uns gebracht habe. Das war ja nicht gerade ein Kinderspiel, ich bin mit 17 Jahren Soldat geworden und mit 27 nachhause gekommen. Und manchmal denke ich, wenn ich mit etwas Anderem programmiert worden wäre oder mit anderen Texten in Berührung gekommen wäre, ich wäre vielleicht ganz woanders gelandet. Kurt Weidemann
Ich lese keine Gedichte und auch sonst in meinem Freundeskreis liest niemand Gedichte. Gedichte sind ja eigentlich was Totes — in meiner Welt. Liebesgedichte schreibt man sich ja auch nicht, nicht mal in einer SMS oder einer E-Mail, da dichtet eigentlich keiner. Ich denke daß heute in der Musik die Gedichte drin stecken, daß die Leute jetzt darin ihre Poesie ausdrücken. Neleesha Bartel
Ich denke Gedichte sind eine ganz notwendige Sprachschulung bei der jungen Generation, die stumm aufwächst. Der Dialog ist für viele der Fernsehschirm und das ist kein Dialog. Das heißt also, die Ausdrucksfähigkeit junger Menschen ist heute außerordentlich reduziert. Durch Gedichte wäre es außerordentlich viel besser. Überhaupt das Lesen, wo ich das Tempo bestimmen kann, wo ich die Langsamkeit bestimmen kann, wo ich die Häufigkeit bestimmen kann, wo ich die Menge bestimmen kann, den Ort bestimmen kann. Ich kann mich an den Strand, in den Park oder sonst wo setzen. Ich kann im Zug lesen und mich von allem anderen trennen, was um mich herum ist, auch wenn die blöden Handys piepsen. Eigentlich ist das Lesen total modern. Ich würde mein Leben außerordentlich verarmen, wenn ich nicht lesen könnte, nicht lesen dürfte, wenn es mir unmöglich gemacht würde zu lesen. Kurt Weidemann
Liest man ein Gedicht, passiert es oft daß die Buchstaben einem vor der Nase tanzen. Der Inhalt bleibt einem verschlüsselt. Man liest die Buchstaben, aber die Sätze bleiben verschleiert. Manchmal, wenn man dann laut zu lesen beginnt und aus den Sätzen ein Klang wird, wird es körperlich wahrnehmbar und durch die Melodie der Sprache, kann man die Verse begreifen. Manchmal passiert es, daß man Sprache erfahren kann, wie eine Berührung. Der Klang, der Rhythmus verwandelt die Wörter in Bilder. Die Bilder werden so stark, wie ein Erlebnis und führen einen in eine andere Welt. … Wir lächeln jemanden an und jemand lächelt zurück. Es ist sehr einfach. Worte haben die selbe Kraft. Man sagt etwas und jemand reagiert darauf. Wir können also mit Worten Reaktionen auslösen, so wie ein Lächeln auch ein Lächeln auf ein anderes Gesicht zaubern kann. Das ist eine unglaub-
liche Fähigkeit die jedem da inne liegt. Jeder kann damit ganz direkt seine Umwelt gestalten und beeinflussen. POEM ist eine Assoziation des Gedichts, ein Resultat des Wortes. Man kann daraus sehen, welche Kraft Worte haben können, welche Assoziationen und Bilder sie freisetzen können, die dann zu unseren Erfahrungen werden und unser Leben bestimmen. Wir denken immer, wir könnten nichts ausrichten in der Welt. Aber wir können allein mit unserer Phantasie, mit unseren Gedanken Welten erschaffen. Gedichte zu lesen, kann uns mit diesem Wissen in Verbindung bringen und kann uns unsere Möglichkeiten und unser Potential vor Augen führen, daß wir selbst die Welt gestalten können, in der wir leben. Antonia Keinz
Gedichte bauen die Phantasie wahnsinnig auf, wenn man Gedichte hört oder liest und sich die Bilder vorstellen muss. In meiner Kindheit wurden immer viele Gedichte vorgelesen. Gedichte oder Geschichten zu hören, ist wie Augen zumachen und einen Film sehen. Ich denke bis heute profitiere ich davon, wenn ich mir was vorstelle, z.B. wenn ich ein Drehbuch lese. Jörg Schmitt-Reitwein
Ich finde Gedichte sind ja wie so kleine Filme, die machen ja so Bilder im Kopf. Und was ich bei Ralf spannend finde ist, daß er die Handlung des Gedichtes nicht nacherzählt sondern so unterschiedlich an die Gedichte herangeht. Das finde ich spannend, die verschiedenen Arten Bilder zu entwickeln. Und ich finde das toll, daß man Gedichte quasi wie einen Videoclip sieht. Das ist ja sehr leicht bekömmlich, wenn man die Gedichte so in kleinen Häppchen bekommt, also so Kurzfilme aneinandergestückelt kriegt, das ist etwas was man sich ganz schnell und gerne anguckt, denk ich mir. Das finde ich super, daß da ein Publikum gewonnen wird, das normalerweise die Gedichte niemals lesen würde. Meret Becker
Ich beginne mit Ralf, da Ralf für mich der allerwenigst nahe Weg zum Gedicht ist. Ich habe ihn als rüstigen Anfangszwanziger kennen gelernt. Da war er mit Modefotos bei mir an denen das Imponierendste war, wie abgenutzt sie waren, — also wie oft er sie vermutlich schon vergeblich irgendwo gezeigt hat — und dann hat er einen Berufsweg in einer für mich unglaublich steilen Kurve gemacht und ist dann dort gelandet wo er heute ist. Am Überraschendsten war es , als ich von ihm hörte, er will Gedichte verfilmen. Denn ich hatte das Wort Gedicht bei ihm vorher noch nie gehört und dann hat er offenbar durch Antonias Hilfe einen Zugang gefunden, der für mich erstaunlich war, weil die Qualität der Auswahl ungewöhnlich ist und noch viel ungewöhnlicher die Anstrengung diese zu verfilmen. Was vom ganz einfachen Ranhalten der Schwarzweißkamera an den Mund von Klaus Maria Brandauer bis zu unglaublichen Szenen in Nepal geht. Das heißt also die Bandbreite der Visualisierungen der Gedichte ist außerordentlich groß und es ist die gleiche Breite der Gedichte selbst, die von Goethe bis Heiner Müller reichen und von Heine bis Ingeborg Bachmann. Und auch seine Form der Umsetzung ist für mich ganz außerordentlich groß, und ich bin froh, daß ich vom Mentor zum Helfer geworden bin bei ihm. Kurt Weidemann
Wir haben die Gedichte ausgewählt, die in uns etwas ausgelöst haben. Die Auswahl der Gedichte ist total subjektiv, jeder würde eine andere Wahl treffen. Trotzdem haben Ralf und ich uns unabhängig oft für dieselben Gedichte entschieden. Die Gedichte sind einfach so ausgewählt ob wir darauf reagieren oder nicht. Am Anfang wollten wir bestimmte Namen berücksichtigen und suchten systematisch. Die letztendliche Auswahl ist durch eine
Kombination verschiedener günstiger Bedingungen entstanden. Sie besagt nicht, daß diese 19 Gedichte unsere Lieblinge wären. Antonia Keinz
Ralf ging am Anfang extrem nur mit den Sinnen an die Gedichte: das ist toll und das wie Blumen pflücken, so hat er die Gedichte rausgepflückt. Ana Davila
POEM finde ich gewagt und großartig. Es ist wichtig, daß mal jemand so eine freche Dreistigkeit angeht und Gedichte verfilmt. POEM ist nicht die Bohne von einem gängigen Weg oder einem Klischee. Das finde ich interessant. Wenn sich einer so was traut, kann man nur sagen Donnerwetter, das hat noch keiner gewagt. Jörg Schmitt-Reitwein
Ich weiß auch von der Reaktion her von Leuten, die zum Beispiel keinen Bock haben auf solche Gefühle, und ich stell mir vor, wenn man keinen Bock hat auf Gefühle, ist es auch schwer bestimmte Gedichte in POEM anzugucken. Wo es nichts anderes gibt als das. Wo es keine heitere Seite als Ausgleich gibt. Bei Sophie zum Beispiel, es ist unerträglich. Es ist unerträglich weil du nicht fliehen kannst vor dieser Energie, weil du auch nicht sagen kannst, ist doch gar nicht so schlimm, du kannst nur sehen. Es ist wirklich so schlimm, es ist so schlimm daß man es kaum aushält. So schlimm daß man verrückt werden würde, würde es passieren. Es ist nicht eingebettet in eine Handlung. Ich komme selten dazu Gedichte zu lesen. Nicht so wie früher, daß ich mir Gedichtbücher hole und sie dann lese. Aber richtig gute Gedichte, da passiert es dann wirklich, also wenn man dafür offen ist, daß sie Spiegel sind, daß man so ganz klare Spiegelerlebnisse hat. Die Zeit wo ich am allermeisten Gedichte gelesen habe, war so Adoleszenz, als ich so 16, 17 war. Je trauriger desto nützlicher das Gedicht. Gedichte haben den Ausdruck mehr auf den Punkt gebracht, als andere Texte. Man kann in einer Schulklasse ein Gedicht lesen und manche Mädchen in den hinteren Bänken fangen an zu heulen, und andere Jungs finden es voll doof und nervtötend. Und genauso wird es wohl auch mit dem Film sein. Wenn du nicht offen bist für deine Emotionen, daß die da sind, dann wird dich der Film zu Tode nerven, weil er eben genau das abverlangt. Ana Davila
I was very connceted to the idea of POEM. I loved the concept. I love the way Ralf conceptiolices his ideas. I like the fact that it is not a documentary, neither fiction, neither videoart. I love the way he make things very personal, I found he is a very interesting artist. First of all the most important thing, working on the project was to work with Ralf on a project. I found the conceptional idea of POEM very, very beatutiful and that’s why I immediatly said yes. But when Ralf asked me to shoot more for POEM, somehow there was something in me that made me not do it. It maybe was that the Heiner Müller piece was so unique and that I was afraid to touch POEM again. Darius Khondji
Ich war neugierig auf das Projekt. Man muß in sehr kurzer Zeit, versuchen was zu machen, man kann nichts aus einer vergangenen Geschichte holen, denn das Gedicht ist kurz — die Bilder sind eine Art Haiku. Robby Müller
In den letzen Jahren kam der Trend auf, daß man dachte, daß wenn man der Realität näher ist, zum Beispiel mit Video oder den DogmaFilmen, daß man dadurch nah am Leben ist.
»An Den Ritter Aus Gold« von Else Lasker–Schüler | Marcia Haydee, Rio De Janeiro, Brasilien, Neujahr 2001
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ÂťOde An Die FreudeÂŤ von Friedrich Schiller | Darsteller, Berlin Diekendorf, August 2001
»Tenebrae« von Paul Celan | Semana Santa in Alcanldo Del Rio, Sevilla, Spanien, April 2000
»Tenebrae« von Paul Celan | Cementerio San Miguel, Malaga, Spanien, April 2000
»Der Schiffbrüchige« von Heinrich Heine | Klaus Maria Brandauer, Haus des Lehrers, Berlin, August 2001
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»Ich Kann Dir Die Welt Nicht Zu Füßen Legen« von Heiner Müller | Ehemaliges SFX-Center, Filmstadt Babelsberg, Juni 2001
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Aber es geht ja nicht darum, das Leben nur abzubilden, sondern und das ist ja das poetische, daß man etwas hinzu erfindet, um etwas damit sagen zu können. Man sucht immer nach so einem Geheimnis. Das fand ich interessant an POEM. Es ist das Geheimnis, das man sucht und beschwört auf eine Art und dann staunt, daß es passiert. POEM war für mich so ein Experiment. Was passiert wenn man ein Gedicht hat und diese Suche sich auf das Filmmaterial überträgt? Ali Gözkaya
Leider wird Film momentan gar nicht genutzt zu dem was er auch ist, nämlich ein Fenster zur Poesie. Der Ehrgeiz in den Geschichten im Kino und Theater ist momentan, möglichst nahe dran zu sein an der Realität und meist an einer ziemlich beschissenen Realität. Oder die großen Hollywooddinger, wo alles mögliche kaputt geht — aber es gibt selten so wirklich poetische Filme — nur für die Allgemeinheit sind die wohl nicht so interessant. Momentan schreibt man MT V-texte und wie man die Platten vom letzen Jahr fand und in welchem Nachtclub man abhängt, das sind so die Themen der Literaten im Moment. Und natürlich Wiedervereinigung, das ist ein großes Thema — aber wirkliche Gedichte — da gibt es momentan keinen wirklichen Nachwuchs glaube ich. Anna Thalbach
In POEM gibt keine Angst, vor der Kraft starker Bilder. Das ist etwas, was in Deutschland sehr selten ist, daß man keine Angst hat vor zu emotionalen Bildern oder vor Pathos. Wenn man mit dem Film berühren will, muss es einen auch selber berühren, wenn es passiert, während man dreht. Das fehlt oft in deutschen Filmen, es gibt immer eine Verhaltenheit zu emotionsstarken Bildern, es ist ein bisschen so etwas wie eine Angst vor der Macht, die Bilder haben können. Mich macht das neugierig, wenn man einfach guckt was passiert, es ist jedes mal wie eine Reise. Es wird nicht so viel behauptet, sondern man ist einfach auf der Suche und nimmt das, was die Menschen einem anbieten. Ali Gözkaya
unter Einbeziehung all ihrer handwerklichen Fähigkeiten, eine Geschichte konstruieren, die dann spannend sein muss und am Ende soll der Zuschauer dann Partei ergriffen haben, für den oder den und sich mit jenem dann freuen oder identifizieren, und es gibt die Bösen und dann geht es gut aus. So funktionieren ja ganz viele Kinofilme. Bei mir gibt es da einen ziemlichen Überdruß, daß man kein Bock mehr hat in der Form manipuliert zu werden oder einfach solche Filme nicht mehr spannend findet. Ich mag POEM, weil POEM davon ausgeht, daß es unheimlich viele kluge und sensible Leute gibt, überall. Und daß die da auch ihren Spaß und ihre Unterhaltung anders finden. Was ist die Message von POEM? Diese Frage muss man ja immer beantworten können, weil einem ja auch immer suggeriert wird, daß man nur was machen kann, wenn man plausibel das Konzept erklären kann. Es gibt aber einfach Dinge, wo das nicht geht. So wie man nicht erklären kann, warum man jetzt in den oder die verliebt ist. Es gibt einfach so Sachen, die sind nicht unbedingt konzeptionell zu erklären. Ana Davila
POEM arbeitet nicht mit einem Handlungsbogen der nacherzählt werden kann. Jeder Zuschauer wird das Kino mit seiner eigenen Geschichte verlassen, es gibt keine Figuren durch deren Geschichte Spannung erzeugt wird, der Hauptakteur ist der Zuschauer. POEM setzt Impulse oder Assoziationen frei, und die Empfindungen des Zuschauers bestimmen, was der Film erzählt. Der eine wird mehr sehen, der andere weniger. Die eigene Empfindungs- und Wahrnehmungsbereitschaft macht den Film. Ralf Schmerberg
Mir gefällt der Gedanke, daß es ein Kinofilm ist und die Leute ins Kino gehen um Gedichte anzuhören. Diese Idee hat mir gefallen, die Gedichte vorzuführen, ohne Anfang und ohne Ende, das hat mir gefallen, so wie früher Nachrichtenkinos waren, wenn man lange genug sitzenbleibt sieht man wieder den Anfang. Robby Müller
Ralf hat mir irgendwann von der Idee von POEM erzählt und ich fand die Idee geil, weil ich gedacht habe: »Stimmt eigentlich, ich selbst hab mit Gedichten nicht so viel am Hut und wenn man das mal filmisch interpretiert und dazu noch eine Geschichte erzählt, zu jedem Gedicht eine andere Geschichte mit anderen Leuten, dann passiert da mehr als beim nur Lesen.« Es gibt ja Menschen die mit Lesen Probleme haben, dazu gehöre ich auch, nicht mit dem Lesen an sich, sondern damit, daß ein geschriebenes Wort mir den Zugang verweigert zu meinem Gehirn und zu meinem Gefühl. Bei POEM stellt sich auch nur eine Frage: berührt es mich oder berührt es mich nicht? Jedes einzelne Gedicht ist ganz individuell entstanden. Es gibt Menschen die berührt das und andere nicht. Da dieser Film aber mit so vielen Gedichten zu tun hat, ist die Wahrscheinlichkeit daß er Menschen berührt ziemlich groß, weil so viele unterschiedliche Leute sozusagen ihre Arbeit getan haben. Jeder hat so unterschiedlich aus seiner kleinen Welt was eingebracht. Außerdem mag ich das, wenn Leute nicht so Filme gucken müssen wo alles präsentiert wird, wie bei James Bond. Man läuft so durch, da ist der Anfang und das Ende und dann kommt zum Schluss der Showdown und dann gehen die Leute nachhause. Es ist gut wenn es Filme gibt, wo man irgendwie ein bisschen mitarbeiten muss: hier ist es ein bisschen anstrengend und dann schön und dann wird man traurig dann passiert wieder was. Das finde ich irgendwie besser. Das begeistert wenn Kino so ist. Jürgen Vogel
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Ohne daß es geplant war, hat sich Entstehen und Vergehen zum Thema des Films gemacht. In manchen Filmen, wo alles so gewollt konstruiert wird und Drehbuchschreiber,
Ich fand das Projekt extrem spannend und auch sehr kühn. Einzelne Gedichte zu nehmen, die erst mal in keinem Zusammenhang zueinander stehen, und diese dann in einen Zusammenhang zu bringen, das fand ich sehr ungewöhnlich. Denn Gedichte sind ja ein Stoff, den man eher interpretiert, als konkrete Bilder daraus zu schaffen. Man stellt ja nicht für jedes Blümchen das im Text vorkommt ein Blümchen auf die Bühne, sondern es ist eine freie Assoziation, die natürlich auch etwas sehr Persönliches hat und im Prinzip so eine Art neues Format schafft. Peter Weber
Poesie zum Poem, haben wir genau diese Positionen. Wenn wir die ganze Geschichte der Lyriker anschauen, haben wir es sehr viel mit rebellischen Gestalten zu tun, egal in welche Richtung. Gerade die Leute die ihre eigenwillige Sprache behaupten, ihre Art zu erzählen, ihre Bilder mitteilen, stottern, und das ist an sich Rebellion, das ist Aufstand, das ist sich gegen etwas wenden gegen einen Trend gehen, gegen einen Vorgang gehen wo alle sagen Nein. Das ist richtig und so muss man’s immer machen. Herbert Fritsch
Eva und Ralf zusammen hätten Poem sicher nicht machen können, wenn sie sich nicht so lange kennen würden. So ein Film braucht wahnsinnig viel Vertrauen, Poem ist ja schon ein Wagnis als solches und ich finde es einfach toll, daß sie das gemacht haben. Daß das geht, und jemand die Kraft aufbringt die Leute dahin zu bringen so was mitzumachen, da gehört schon was dazu und das ist Ralf, der so was möglich macht, das ist eine Energie die fließt. Es ist einfach Begeisterung, Enthusiasmus und Idealismus, und ich finde das ist das, was Filmemachen überhaupt erst schön macht und zu einer freien Kunst erhebt, weil du ja sonst immer vom Geld anderer abhängig bist, aber beim Film entstehen entstehen so viele Schichten, Schauspiel, Sprache, Musik, Bild,
Stefan Vens
Wenn man so einen Film macht, liegt man nicht im Mainstream. Und man bezieht gleich von vornherein eine Position, wo wahrscheinlich die meisten Produzenten, die meisten Leute sagen werden, Nein, entschuldige, wir machen hier unsere Schwarzwaldfilme und das geht nicht. Und wenn wir noch weiter zurückgehen und bis zur Lyrik gehen, zur
Am Anfang war man scheu, aber irgendwann gibt es diesen Punkt wo alles egal ist und dann kam der Moment: Macht euch nackig! Und die Typen haben alle nicht gefackelt, Hose runter und nackt gemacht. Das, worüber ich mir die ganze Zeit den Kopf zerbrochen habe, wie kriegst du das hin das die sich ausziehen, hat ganz einfach funktioniert. Und dann haben wir Spielchen gemacht. Es musste Trommler geben, und wir musste uns bewaffnen, und wir mussten Formationslaufen üben. Ralf hatte fast keine Vorgaben gegeben, ich wusste nur, daß wir was machen sollen was nachher vor der Kamera toll aussieht. Also haben wir Braveheart gespielt, und als hundert Typen brüllten dachte ich: Geil! Smudo
hallo there my best to you and Ralf. The main reason why I came to shoot a poem is Ralf. He had me promise that I would shoot a portion of his movie and I had to keep my promise. Beside it was a great way to dive back into my youth; going around naked, sleeping in dripping tents in quarries, getting stoned and possibly laid …
Licht und so weiter — dafür brauchst du einfach viel mehr Leute die daran arbeiten, Filmemachen ist Teamwork
What better ocasion for coming to Berlin? I have no particular interest in poetry; unless it is in music.
Franz Lustig
Therefore I found Ralf’s idea to put it on screen very intriguing. Poetry as pure words has always been a bit boring to me, usually poets are far too self centered/obsessed for my taste. What I regret is my lack of knowledge of the german language. I certainly would have had a much more indepth experience if I had spoken German (and I probably would have had a better chance in getting laid …) In more serious words: I really admire Ralf’s capacity of creating the right atmosphere and conditions for us to capture the moment on film, and I believe that the final pouring rain was a clear sign of positive conjunction of elements. I have not seen any footage yet, but I believe it’s on film. Have to run now let me know if you need more
POEM hat für mich vor allem Freiheit in der Arbeit bedeutet. Man hat selten so viel Freiheit sich auszutoben. Dadurch kann man dann eine Leidenschaft zur Kreation des Bildes entwickeln. Und während der Arbeit kamen ganz viele Impulse dazu und weil wir meistens viele Leute waren, als wir anfingen zu basteln , bringt jeder noch was rein. Das hat man auch bei der Arbeit immer gemerkt, daß jeder seine eigenen Vorstellungen zu dem Gedicht hatte. Im Großen ganzen hat sich das ziemlich bereichert. Es gab sicher über manche Dinge mehr Auseinandersetzung als sonst, was ja auch wieder der Leidenschaft dieses Projektes entspricht und durchaus immer zu irgendwas geführt hat. Isabel Ott Warum der Schmerberg bei Trakl diesen Ritter auf der Autobahn gesehen hat weiß ich nicht, versteh ich nicht, ist mir absolut schleierhaft. Aber ich werde jetzt nicht versuchen es zu verstehen, ich lass mich einfach als Zuschauer reinziehen in dieses eigenartige Bild, in diese eigenartige Sprache mit diesem Gedicht. Wenn Ralf ein Gedicht liest, setzt sich das in ein Bild und zwar in seinem Bild um. Wenn ich einen Text lesen und versuche ihn in Bilder umzusetzen, kommen natürlich ganz andere Bilder heraus. David Bennent
Die Form von POEM war für mich reizend. Keine Finanziers, keine großen Egoköpfe darüber zu haben deren Wünsche man erfüllen muss. Es hat so eine Filmromantik, die man ja, wenn man mit Film anfängt, auch haben möchte und sucht. Die Realität sieht meist dann ganz anders aus. Mit einer Kamera und 7 Leuten durch Nepal zu ziehen und auch Zeit mitzubringen, das ist natürlich das Schönste was sich ein Filmemacher vorstellen kann. Leider gibt es viel zu wenig Spielfilme, die in dieser Form realisiert werden können. Dennoch hoffe ich, daß das ein Teil der Zukunft ist, weil sonst bestimmte Filme gar nicht möglich sind.
Schlafen. Es gibt dann eine Szene, wo Männer und Frauen sich gegenüberstehen, und das war dann nach 1 ½ Tagen das erste mal, das wir uns begegneten.
Ralf hatte mich angerufen und hat mich gefragt ob ich Lust hätte in seinem Film mitzuspielen. Ich sollte ein Heer von 250 Männern gegen ein Heer von 250 Frauen nackt in den Krieg führen. Ich fand das so geil und sagte das mache ich, sofort! Der Drehort war sehr schräg, in einer Kiesgrube in irgendeinem Vorort von Berlin und es sah aus, wie Karl May Festspiele, so ein riesen Sandkasten in einer Ebene. Ich hab den einäugigen Kameramann kennen gelernt und die etwas wahnsinnige Chefin des Frauenheers. Ralf versuchte mich darauf vorzubereiten, aber es gab nicht viel, wir wussten nur eins, wenn man so viele Leute motivieren möchte einen Film zu drehen, ist das schlauste du spielst mit denen. Es war klar, wir machen eine Trennung, die Mädchen gehen uns nichts an, wir haben mit denen nichts zu tun, wir ziehen morgen mit denen in den Krieg, wir sind jetzt Männer, da wird nicht vorher mit denen ficki ficki. Es gab also zwei Lager, das Männer und das Frauenlager, getrenntes Essen, getrenntes
ciao nicola P.S. Ralf, when do we work together again ? Nicola Pecorini
Für mich persönlich war das Herausragendste Erlebnis der zweite Dreh. Ich war noch ziemlich grün. Wir wollten den Falter drehen. Ich war für die Recherche zuständig und hab mich mit Insekten beschäftigt und war dann in Grünau im Forst mit irgendwelchen Freaks, die sich mit Insekten auskennen. Wir mussten ja wissen, wo Falter sind, wie man sie anlockt und wie wir das machen, sie sollten ja kommen. Und da bin ich dann nachts mit den Insektelogen gesessen, hab wahnsinnig viele Mückenstiche bekommen und die haben so in ihrer Welt gesponnen. Ich mag gern so Menschen, so Freaks, wenn die so quatschen und ins Plappern kommen. Am nächsten Tag wollten wir drehen und dann stellte sich heraus, daß wir keine Drehgenehmigung bekommen für diesen Ort. Also musste ich einen neuen Ort finden, der ähnliche Bedingungen hat. Ich bin ewig mit dem Auto herum gefahren und hab nach einem Ort gesucht. Und dann kam ich auf eine Lichtung, die theoretisch alle Bedingungen und Voraussetzung hatte die man braucht, wenn Falter sich versammeln sollen: hohes Gras, Nadelwald in der Nähe usw … — es waren bloß keine da, aber es war auch zu windig und ich wusste, daß es nicht windig sein darf. Ich habe also vorgeschlagen dort zu drehen. Das haben wir dann auch getan und die Falter sind gekommen! Es hätte auch sein können, daß sie nicht kommen und der ganze Drehtag wäre ins Wasser gefallen und ich wäre dann dagestanden, mit dem ganzen Team und hätte sagen müssen: »Das letzte mal war’n die hier, echt.« Aber sie sind gekommen, Glück gehabt. Tom Henze
»Nach Grauen Tagen« von Ingeborg Bachmann | Anna Bötcher und Jürgen Vogel, Berlin, Prenzlauer Berg, Datum
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»Ode An Die Freude« von Friedrich Schiller | Darsteller, Berlin Dieckendorf, August 2001
»Aus!« von Kurt Tucholsky | John und Larry Gassman, Halong Bay, Vietnam, August 2001
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Der Dreh zu »Nach grauen Tagen« war sehr ungewöhnlich. Die Kamera war die ganze Zeit an und es waren überall Kameras. Wir hatten keine Vorlage außer dem Gedicht. Wir sind hingekommen, sind in unsere Klamotten geschlüpft und haben unsere Kinder bekommen. Dann ging’s los. »So jetzt macht mal.« Ich war sehr schnell in Ralfs Bild drin, und war in diesem schrecklichen Zustand, und alles wuchs mir über den Kopf. Dann hab ich meinen Kopf in den Ballon gesteckt, und ich hatte keine Luft da drin und mir wurde ein bisschen schwindelig und schlecht, aber es war ganz toll, alles war blau! Es war ein bisschen so, wie ich es mir vorstelle in einer Fruchtblase zu sein. Das Gedicht drückt für mich den emotionalen Zustand der Frau aus. In dem Moment wo sie in diesem Ballon ist, ist das ihr Raum. Da findet sie auch einen Ausdruck für ihren inneren Zustand, da kann sie auch mal sagen wie es ihr eigentlich geht. Sie würde ja nie so reden, aber das was da in ihrem Innersten vor sich geht, der Ausdruck dessen, das war das Gedicht, das da aus ihr raus kam. So hab ich das empfunden als ich sie war. Anna Böttcher
Ich konnte mit dem Gedicht von Mascha Kaleko lustigerweise erst gar nichts anfangen, es war mir zu glücklich und daß dieses Glücklichsein auch so eine Frechheit hat und auch eine Boshaftigkeit — und dann hat es so etwas tragisches. Es hat so eine Doppelbödigkeit, des Einfachglücklichsein und auch des Glücklichseinwollen. Das hat auch so eine Tragik. Ich mag Mascha Kaleko, ich fand das so geil, daß sie eine Frau ist und die schreibt Gedichte, die überhaupt nicht kitschig sind. Wenn Frauen schreiben, sind die oft so blumig und Mascha Kaleko hat einfach Humor, so einen Witz und das find ich geil. Meret Becker
My strongest imperssion working on POEM was very hard, because I was burnt with my hands through the fire. So the first impression about POEM which comes to my mind is a very very hard impression, very painful. It was a very strong experience, the fact that we got burnt was one thing but — I actually never had experience working like this on a project, with Ralf. I knew it was going to be special but never like this. With Ralf before I had only worked on the commercilas so it was new to work on a different kind of projekt with him, it was a very new experiance. I didn’t know exactly what I was doing, Ralf had explained to me the project — he had shown me a very beautiful, inspiring book with all the poems and images and what he wanted to do with me, was very shocky , but very interesting. The idea of burning these wedding dresses — not cheap wedding dresses, they were actually very, very beautiful, apreachious wedding-dresses. It was not like shooting old material, it was really incredible beautiful and we organised ourself a long time, one day, that we gahtered everything, that everything was right. And the idea of getting images like this, making images for a poem, was a very interesting experience and very new also. I remember that my occupation technical occupation, what I was thinking when the fire burns — that how the lighting has got to stay and also I wanted the balance of colour of a slighty cold light — and I wanted the flame very, very warm, very red. My idea I wanted the flame really red, almost erotic, very origin colour. Darius Khondji
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Bei dem Faltergedicht von Isabel Tuengerthal haben wir im Wald eine große Glühbirne aufgestellt und an Strom angeschlossen. In der Dämmerung haben wir gewartet, ob die Falter kommen. Und so ähnlich ist es mit Ralf beim Drehen häufig, man wartet was passiert und hält die Bilder fest. Nichts ist vorher fest, und man weiß nicht genau was kommt. Es ist eher so, daß man neugierig darauf wartet was man sich vorher ausgedacht hat, daß es passieren wird oder kann. Es ist dann fast wie
eine Beschwörung, die Dinge kommen dann, wie mit den Faltern, die kommen dann halt. Ali Goetzkaya
Ich will am liebsten am Set so viel wie möglich wissen, am liebsten alles, um dann alles wieder zu vergessen. Ich fühle mich unwohl, wenn ich nicht alles komplett durchdacht habe, mit allen Abzweigungsmöglichkeiten, weil dann weiß ich, warum ich dieses Bild so mache und so wußte ich auch bei Herman van Veen, warum ich diesen Handkameragang mache. Davor war alles statisch und ich finde es gut, mit Kamerabildmitteln ganz bewußt zu spielen. Das haben wir richtig entwickelt, dass wir gesagt haben, es ist alles statisch, die Kamera fährt auf dem Dolly und dann diese eine Handkamerageschichte, wie so ein wandernder Blick der durch den Raum schweift. und dann wieder zurück in die Statik. Das war schön, das zusammen zu entwickeln und es dann auszuprobieren und zu sehen ob es funktioniert. Bei Herman van Veen, da war Herman van Veen ein Superpartner, er war wie ein Bindemittel zwischen Ralf und mir. Er hatte sich total mit dem Gedicht beschäftigt und als wir dann alles abgefackelt haben, dieses destruktive, wo wir alle mitgemacht haben und dann im Kontrast dieses zarte, sich zurückerinnern … — es war kalt draußen und wir haben alles niedergebrannt und später stand Herman van Veen in diesem Zimmer und hat geweint und ich hab selber fast nicht mehr durchs Okkular gucken können weil mir die Augen getränt haben. Danach waren wir echt bowlen bis zum Abwinken und wer alle 9 umgeschlagen hat, der mußte Schnaps trinke Franz Lustig
Ich habe irgendwie gefühlt, daß das Gedicht zu mir passt. Und das hat mir gefallen. Bei dem Satz, »was würde mir fehlen ohne mein Leben«, da war mein erstes Bild, daß ich irgendwo auf einem Hochhaus stehe und auf der Kippe bin und denke, was wäre wenn ich nicht leben würde? Und dann: »Nein! Ich will leben!« Wir waren in dieser Tiefgarage es war ja Februar und kalt und ich habe aber nichts davon gespürt, mein Adrenalinspiegel war die ganze Zeit so hoch! Die anderen haben gefroren und ich war wie high, es war sehr schön. Ich habe so etwas wie Seelenverwandtschaft empfunden, und in der Tiefgarage habe ich mich gefühlt wie in einer Kathedrale. Es hat so gehallt, es war dunkel und hoch und was ich schön fand war das Licht. Ich hatte diesen ganz großen Raum um mich und machte Sachen, wie so rumlaufen und in Pfützen springen, da hab ich mich wie ein Kind gefühlt und auch ganz erwachsen — alles gleichzeitig — toll. Carmen Birk
Wir haben für den Dreh des Gedichts ja Sylvester in Brasilien verbracht und es war alles sehr besonders. Es war nicht nur diese Nacht, es waren die zwei Drehtage in Brasilien. Das war etwas ganz ganz besonderes. Weil normalerweise, ich bin eine Tänzerin, ich bin es gewöhnt mit dem Körper zu arbeiten. Dort, das war eine total andere Stufe und für mich war das etwas Neues. Der ganze Abend war wirklich ein total besonderer Abend, weil dazu nicht nur dieses Feuerwerk auf der Copa Cabana, es ist bekannt auf der ganzen Welt, wie toll es ist, aber genau in dem Moment, wo wir angefangen haben zu filmen kam ein fürchterlicher Sturm. Gleichzeitig war das Feuerwerk und dieser Sturm nahm kein Ende. Wir haben bis zwei Uhr morgens gewartet und dann mußte ich ins Wasser laufen — weil der ganze Punkt war, diese Frau, die an diesem Abend ihr neues Leben anfangen wollte. Das war ein Moment in meinem Leben, den ich werde nie vergessen. Aber wirklich nie und die Zusammenarbeit mit allen war so toll. Ich vergesse den Moment nie, wo man gefilmt hat und das Feuerwerk und dieser Sturm! Ich glaube wir haben vier Filmkameras kaputt gemacht. Sie waren immer in
Plastik verpackt, aber das Wasser ging rein und am Ende hat er mit einer Videokamera weitergemacht, weil so viel Wasser vom Himmel kam. Das war wirklich ein ganz besonderer Moment. ich denke dieser Moment, das denke ich wirklich, mit diesem Regen hat man schon alles geputzt, das war wie neu geboren. Ich fand das total wichtig, das ist alles noch schöner geworden mit diesem Regen. Marcia Haydee
Luise Rainer war sehr spannend, weil sie schon sehr alt war. Sie hat uns durch die Motive geführt und außerdem war es der 11. September. Wir waren in Island und als wir von der Motivsuche kamen, hörten wir was passiert war. Und so verbrachten wir einen Drehtag vor dem Fernseher und hörten Nachrichten. Robby Müller
Und als ich mit Ralf zusammen kam, und er mit mir über das Gedicht gesprochen hat, hat er mich gefragt, Marcia, was denkst du?, und ich habe gedacht, ja das schönste wäre, wenn man in Brasilien Sylvester machen könnte und ich habe ihm erzählt, daß man an diesem Tag die ganze Welt nach Rio kommt und sich in Weiß kleidet und sie schmeißen Blumen und haben Kerzen, das ist ihr Ritual, und Ralf sagte sofort das machen wir. Das paßt zu dem Gedicht und das paßt zu mir. Ich habe nicht nur das Gedicht da gemacht, ich habe mein eigenes Gefühl, mein eignes Leben gemacht. Während des Drehs war das Gedicht immer da, denn eigentlich, diese Frau könnte ich sein, denn ich bin in einem Alter, ich habe schon so viel gelebt, ich habe schon so viel durchgemacht, im Privatleben, mit meiner Karriere, mit allem und genau in diesem Jahr war auch ein wichtiger Punkt für mich, denn ich habe, bevor Ralf mit diesem POEM auf mich zu kam gesagt, ich habe mich entschlossen, daß für mich nach diesem Jahr ein neuer Anfang kommt. Und er kam zu mir, mit der Vorstellung diesen Film zu machen. Ich sagte das paßt, weil für mich die Sachen die kommen, die müssen kommen. ich suche es nie, aber wenn sie kommen, gibt es einen Grund, warum sie kommen. Marcia Haydee
My Experiences In Vietnam… Our portion of the film showed two blind twins together and then moving apart and going their separate ways. In the year and a half since we made the film that is literally what has happened to us. Larry was married in June of this year and I am happily settled down with my wonderful girlfriend. Although Larry and I are still connected through communication, we lead our own separate lives. I loved meeting the people of Vietnam and experiencing a culture that was very different from my own. I had a number of experiences during that week that I will remember for a lifetime. Some of my most vivid memories include exploring windy rainy rice patties, walking through the traffic of hundreds of motor bikes as they moved through the streets at ten miles an hour with their horns honking. For the first time I had a foot massage, ate Vietnamese chicken and rice and drank their coffee. And how many blind people have been asked by little old Vietnamese women to marry their daughters? My travels in Vietnam were a once in a lifetime experience which I enjoyed thoroughly and will always remember! John Gassman
Lieber Ralf, hier nun auf diesem Wege ein paar Tagebuchaufzeichnungen,die ich waehrend unserer gemeinsamen Reisen, fuer mich persoenlich als bleibende,schoene Erinnerungen aufschrieb.
Ich bitte Dich nur um eines: Nehm auf keinen Fall irgendetwas persoenlich! Tagebuchschreiben macht nur Sinn in totaler Offenheit! Im uebrigen mag ich Dich und achte Deine Arbeit. Anapurnahochtal, 8.8.2000 Wieder sitzen wir auf unsern »Zossen«(ich mag diese Bez. fuer Pferde, die ich noch vom Gut Horst aus meine Schulzeit habe) & ab geht’s durch das Tal eines Hochmassiv’s — ein 4-Stundenritt. Mein Zosse ist schnell — aber das ist relativ. Hoch oben ziehen zwischen den Wolken grellweisse Gipfel — oder sind es Gletscher — hindurch. Ja, »das sind die unsaeglichen Himmel ueber innerer Landschaft« ... — Ein essenzielles Urgefuehl: Weinen & Lachen als ewige Freude sind hier zu Hause. — Es heisst, verrueckte Touristen haetten die Gipfel laengst erobert. Ich bin etwas aufgeregt: morgen werde ich zum erstenmal bewusst getauft. Im Namen von Buddha! Ich hoere von Ralf (er ist laengst Buddhist) diese Religion meint Toleranz ohne erdschwere Dogmen. Vorhin — o Schreck — von Weitem sah ich’s — fiel ploetzlich ein Silberkoffer vom Gaul! Ich gab meinem Zossen die Sporen (er tat nur so, als ob es schneller ginge) & nix wie hin. Bin schliesslich verantwortlich & es ist meine Kameraausruestung. Aber alles ist nochmal gut abgelaufen. Nix passiert. Der Sherpa lachte, als ich versuchte, ein ernstes Gesicht zu machen. Fuer sich genommen, hat er Recht. Noch nie sah er einen Film & wird hier oben wohl auch nie mehr einen sehen. Versuche ihm irgendwie zu erklaeren, was das ist. Er hoert genau hin. Sagt nichts. Erst lange — es regnet etwas — hoere ich ihn mehrfach »Pilm« murmeln. »Pilm«? Da faellt mir ein: In vielen asiatischen Sprachen, z.B. auch in Indien gibt es gar kein »F«. Mit anderen Worten: er meint also: »Film«!!! 10.8.2ooo — Kleines nepal./buddhistisches Dorf (Angebl. nicht sehr weit von chin. Grenze) Ralf moechte gern in einem kleinen buddhistischen Tempelchen drehen,dass wir fanden. Es gibt aber 2 Probleme: 1.) die Prister haben dort noch nie Fotografieren, geschweige denn Filmerei geduldet. 2.) Zum anderen sind wir gar nicht fuer derartig schummrige Motive ausgeruestet. Es war auch ansich nicht geplant. Aber da liesse sich bestimmt was improvisieren. z.B. Kerzenlicht?! Die gute alte Methode: »Gib du mir, so geb ich dir« hillft schliesslich auch hier. Die buddhistischen Prister — so hoert man — brauchen ein Haus fuer ihre kleinsten Kindermoenche. Es kommt zu einem der shoensten Geschaefte dieses Jahres: Ralf kauft ihnen ein mehrstoeckiges Lehm- »gehaeuse« (das als Moenchsschule geeignet ist), nicht fern vom Tempel. Die Prister hingegen erlauben dafuer so ziemlich alles, was wir wollen, um in ihrem Tempel drehen zu koennen. Sogar eigents Leitungen sollen neu gelegt werden. Ich ueberlege, ob ich nicht ganze Batterien von Kerzen auf Bretter« gepflantzt einsetze. 13.08.2ooo — Gebirgsfluss im Himalaya./16.15 Uhr Sitzen verteilt auf unseren Koffern. Ralf eroiert allein eine Moeglichkeit, einen reissenden Gebirgsfluss zu ueberqueren. Ein ungewoehnliches Licht umgibt uns. Dieses tiefe Weltraum-blau hier oben, dass alles abgrenzt, was irden ist. Der Boden: Grau-beige Toene, soweit wir sehen koennen. Stelle mir vor, was die Sherpas ueber unsere Aktivitaeten denken. Wahrscheinlich ist es wie bei der Eroberung Mexicos. Die Inkas haben nie verstanden, weshalb die Spanier stierernst nur fuer das Gold alles an Energie, Ausdauer und Beharrlichkeit hergaben. Wir tun ansich nichts anderes fuer etwas, dass die Herren dieses Landes nicht einmal fassen oder sehen koennen: »Pilm«? 19.08.2ooo — Unser letzter Tag auf den Dach der Welt. Im »fliegenden Galopp« geht’s retour zu unserem Hauptlager. Die schoene Tochter des Guide … Wer alles im Team will sie wiedersehen? Man hat sich in unserem kleinen Gasthaus etwas ausgedacht. Viele Frauen — fuer jeden eine sind zu Abend geladen. Das ist
»An Den Ritter Aus Gold« von Else Lasker–Schüler | Marcia Haydee, Rio De Janairo, Brasilien, Neujahr 2001
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»Kleines Solo« von Erich Kästner | Köpenick, Berlin, Oktober 2000
»Alles!« von Antonia Keinz | Carmen Birk, Friedrichshain, Berlin, November 2001
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»Sozusagen Grundlos Vergnügt« von Masha Kaleko | Meret Becker, Hebbel Theater, Berlin, Juni 2001
»Sophie« von Hans Arp | Hermann Van Veen, Heringsdorf, Usedom, Januar 2001
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natuerlich fuer uns alle spannend. Wir warten und warten. Irgendwann kommen Gaeste. Wir warten weiter. Da merken wir: Die Gaeste, es sind erstaunlicherweise alles Frauen! Aeltere und sehr alte Hausfrauen. Sie starren uns an. Eine Frau sagt, wir sollen uns in einen Kreis stellen. Die Hausfrauen kommen alle dazu. Immer ein Mann, eine Frau, ein Mann … Sie fangen an, mit uns im Kreis zu tanzen. Eine seltsame Kroenung unserer Reise ins koenigreich Nepal. Morgen schon bin ich bei frischen »Blumen« auf den Philippinen. »wer widerruft Jubel?« Jörg Schmitt-Reitwein
Es war wirklich großartig. Diese Art und Weise einen Film zu machen ist ziemlich privilegiert gewesen, was die Freiheit angeht. Das gilt im Grunde für den ganzen Film: im Grunde war immer eine riesen Freiheit da. Auf der einen Seite fehlte oft Zeit, manchmal ein bisschen genauer zu überlegen was kommen soll, aber so ist das Projekt, spontan, von Anfang bis Ende. Und das einzige Mal als alles geplant war, als alles durchdacht war, ist in Feuer aufgegangen, hat zum Chaos geführt. Da wären wir beinahe alle umgekommen — als das Studio in Babelsberg abgebrannt ist — also lieber improvisieren. Sein nächster Film wird bestimmt anders. So was kann man gar nicht noch mal machen. Das kann man Ralf nur sehr neiden und mir auch irgendwie, denn ich bin ja dabei gewesen. Für einen Filmemacher ist das eigentlich ein Traum, du ermöglichst dir deine eigene Freiheit. Die Frage ist jetzt wie der nächste Schritt sein kann, denn parallel dazu hat POEM die Augen geöffnet wie es ist, wenn dir niemand reinquatscht und jetzt nach POEM merkt man, was das eigentlich wert ist. Wenn man mal so gearbeitet hat, weiß man es geht — das weiß man auch vorher, aber wenn man es noch gemacht hat, weiß man’s genauer — und dann kann man sich besser entscheiden und dann ist es nicht der Respekt vor der Sache, der einen daran hindert weiter zu denken. Tom Henze
Es hat fast ein Jahr gedauert, bis wir einen Termin mit K.M. Brandauer hatten. Dann kam es zu dem ersten Dreh — und endlich, endlich kommt er und dann wird aufgenommen und gedreht und er spricht das Gedicht und hört auf, nach der zweiten Strophe! Und dann stellt sich heraus, daß er nur zwei Faxseiten mit dem Gedicht bekommen hat statt drei. Und so gab es Händeschütteln und man sah sich wieder, nach drei Wochen. Als ich dann das Gedicht mit Brandauer im Schnittraum das erste Mal gesehen habe war ich so verblüfft, es war so gut! So reduziert. Daß so viel passieren kann , ohne daß einer sein Gesicht wirklich bewegt — großartig. Eigentlich ist es großes Theater, aber so nah ran, kann man ja nie im Theater. So nah wie die Kamera, das man sieht was er macht, daß du so genau siehst was er beherrscht, oder als Selbstbeherrschung hat, daß er Gefühle so ausdrücken kann, daß er anscheinend sogar Tränendosierungen im Griff hat. Das siehst du im Theater nicht, weil du nicht so nah dran bist. Ana Davila
Poesie ist der Grund warum ich ans Theater gekommen bin und warum ich Schauspieler geworden bin. Das ist im Film schwerer — wenn ich mir da die Texte angucke, das kann ich nicht, deswegen bin ich nicht Schauspieler geworden. Ich hab jetzt wieder einen deutschen Film gesehen und gedacht — Wie kann man so dämliche Dialoge schreiben? Also da hab ich überhaupt keine Lust das zu machen Weil ich so etwas nicht sprechen will.
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Sind Gedichte wichtig für unsere Welt? — ich sage Ja, andere werden sagen: Nein — mein Beruf ist halt Sprache, mein Beruf — also wenn ich keine Rolle zu lernen habe, lese ich halt, versuche Gedichte zu lesen, Gedichte zu sprechen. Mich fasziniert halt die Sprache. Ich selber bin nicht intelligent, aber ich habe
dann einen Autor, der es mir möglich macht, mal intelligent zu sprechen oder schön zu sprechen. Das fand ich toll bei der Arbeit mit Ralf, daß es Kino war, aber meinem Versuch nahe ist. D.h. also nicht plump oder blöd auszusprechen wie ich es immer tue, sondern halt noch mit dem Glück so zu sprechen wie Kleist geschrieben hat oder Trakl oder Shakespeare oder undnundund. Das man das Glück hat einen Moment auf der Bühne zu sein und eine Sache zu sagen, eine Geschichte zu erleben, zu erzählen mit dem Genie der Sprache dieser Dichter. Und natürlich ist es dann für mich sehr schwer beim Film. Weil ich mir immer die Texte angucke. — »Deswegen bin ich nicht Schauspieler geworden.« David Bennent
Das spezielle an Gedichten ist — deswegen sind sie natürlich auch interessant für Film — daß Gedichte eine starke Komprimierung haben, sie enthalten eine ganz starke Essenz, da ist etwas zusammengepresst worden. Aus einem riesigen Umfang kommt ein kleines Tröpfchen raus. Und dieses Tröpfchen hat’s in sich. Und das ist das schöne an Gedichten, es ist etwas, was zur mobilen Gesellschaft passt. Das Gedicht ist etwas sehr mobiles, aber kann einen ganz schön niederschmettern. Ein Gedicht kann man immer dabei haben, mitnehmen, spazieren führen in seiner ganzen Komplexität. Und wenn ich das Gedicht zum Beispiel mit dem Computer vergleiche. Da gibt es diese 64k-Filme — das sind Filme die haben nur 64 Kilobyte — die gehen aber stundelang. Das sind so genannte Exeldateien, die installiert man auf dem Computer und der die benutzen dann einfach die Ressourcen des Computers und daraus entstehen dann die ganzen Bilder. D.h., wenn ich ein Gedicht lese, installiere ich dieses Gedicht in mir und dieses Gedicht lebt dann, wenn es gut ist von meinen Ressourcen, d.h. das was das Gedicht in mir an kleinen Punkten anspricht ist wie eine Installation von einem Programm, es zieht in mir alles zusammen und dann kommt eine ganz große Sache dabei heraus.
Ralf Schmerberg hat mich sehr neugierig gemacht, ich wollte wissen »Wer ist das und was will er sagen?« Was er mit den Gedichten macht ist ja das, was ich am Theater suche. Sprache in ein Bild umzusetzen oder zu beleben. Das hat mich gleich sehr interessiert, weil ich bei ihm ein Interesse gesehen habe, was ich im Theater suche. Das war so eine Brücke zwischen Theater und Film. David Bennent
Der Film beginnt und man sieht einen jungen Mann, der seinen Vater durch eine weite Landschaft trägt. Genauso gehen wir durchs Leben, getrieben von Hoffnungen und Träumen die uns von einem Augenblick in den nächsten tragen, jeder mit seinem Gepäck an Erfahrungen auf dem Rücken … In POEM wandert man zwischen Aufregung und Langeweile, zwischen Freude und Tränen von einer Emotion zur nächsten, wie im Leben, wo sich Empfindungen ja auch ständig ändern wie das Wetter. Und je nachdem worauf wir uns konzentrieren, diese Welt betreten wir. Antonia Keinz
morgens bis abends sagen sie sich Ich liebe dich. Anstatt zu sagen, du gehst mir gerade auf die Nerven, sagen sie Ich liebe dich. Sie kocht ihm ein Leben lang sein Lieblingsgericht und er schenkt ihr zum Geburtstag »Mon Cherie« und dann fängt die Sehnsucht nach dem »Eigentlich« an. Was macht einer wenn ihn einmal im Jahr so eine Sehnsucht packt? Er liest Gedichte oder geht in den Redlightdistrict. Der eine geht zu Barschlampen die aussehen wie Hausfrauen und einmal im Jahr, wahrscheinlich im Frühling, kommt er dann mal um 3 Uhr morgens nachhause und erfindet eine Lüge. Wenn du sehnsüchtig bist, bist du immer zu Schandtaten bereit und er geht zum Ficken. Geht in eine Rodeobar und reißt eine Frau auf, eine Hure. Um was geht es? In jedem Leben kommt diese Frage einmal auf: UM WAS GEHT ES? WAS WILL ICH??? Und wenn diese Frage aufkommt — meistens ist dann die Hälfte des Lebens vorbei — sind plötzlich machbare Dinge zu Sehnsüchten geworden. Manche gehen dann ficken und manche suchen ihre Sehnsüchte und Fragen woanders und lesen Gedichte. Susanne Haas
Also, meine Lehrerin hat immer gesagt: »Egal ob du was zu Essen hast oder nicht, egal ob etwas passiert — at least you have poetry!« Das ist es eben. Ich kenne das wirklich gut, wenn ich wirklich überhaupt kein Geld habe, keinen Job, keinen Freund, nichts! Dann sitzt du da und denkst über irgend etwas Schönes nach und die Luft beginnt zu leuchten, Du bist irgendwie glücklich, weil du weißt, du hast wenigstens die Poesie, die kann dir keiner wegnehmen. Das ist so schön und erfüllend, als ob das Freude ist die andauert oder als knüpfe man da an etwas Größeres an
Das Essentielle an Poem liegt nicht in der Aussage sondern mehr in einem Gefühl. Und wenn es einem unter die Haut geht, wie bei Kindern denen Märchen erzählt werden, daß es so rüberkommt, das wünsche und hoffe ich für POEM. Joerg Schmitt-Reitwein
POEM hat keinen Helden, man ist eigentlich selber der Held, der durch diesen Film läuft, sich dem ganzen aussetzt und Dinges erlebt.
Isabel Tuengerthal
Isabel Ott
Ich kann mich mit den meisten nicht über Poesie unterhalten, geschweige denn über ein bestimmtes Gedicht eines bestimmten Dichters.
POEM kann die Zuschauer auf eine Reise schicken, sie mitnehmen und kann sie verzaubern für eine ½ Stunden und ihnen mal was ganz anderes zeigen.
Herbert Fritsch
Kurt Weideman
Marie Pohl
Ich weiß, daß ich deshalb Filme mache. Viele Spielfilme sind immer so nah an der Realität, alles muss so nachvollziehbar sein. Mit POEM war das eine andere Erfahrung, man konnte Räume erschaffen, Phantasieräume, große, kleine übertriebe und nicht existente. POEM hat auf jeden Fall meine Sichtweise auf den Sinn oder die Wandelbarkeit der Realität verändert. Es hat meinen Drang verstärkt, Einfluss zu nehmen. Die Realität nicht nur anders zu sehen, sondern auch anders darzustellen. Vielleicht ermutigt POEM auch andere Regisseure dazu, doch mal ein bisschen mehr zu wagen und Film als eigenes künstlerisches Medium zu sehen und nicht als Mittel zum Zweck, eine Aussage über die Realität treffen zu wollen und die Realität dann einfach nur genauso darzustellen.
Ich glaube die Menschen werden den Film mögen, denn die Menschen lieben kurze Sachen und es passiert ständig was Neues, wie so ein Überraschungskalender, wo immer wieder ein neues Türchen aufgeht. Ich bin sehr neugierig auf den Film. Ich freu mich drauf.
Und das ist für mich eigentlich das, was Poem ausdrückt, der Antrieb, »Warum macht man irgendwie weiter, die ganze Zeit, was treibt einen vorwärts?
Meret Becker
Ich konnte was sehen, was ich schon immer sehen wollte.
Früher war ja der Besitz eines Buches an Reichtum gebunden, an eine bestimmte Wohlhabenheit, heute kannst du dir für 200 Euro das gesamte Wissen dieser Welt kaufen. Du kannst dir auch die gesamte Poesie dieser Welt kaufen für dieses Geld. Das wir davon so geringen Gebrauch machen, das ist für mich ein erschütterndes Erlebnis. Die so genannten Neuen Medien, die diese Dominanz gewonnen haben, die einfach zur Oberflächlichkeit verführen und erziehen, zur Kontaktlosigkeit, zur Unfähigkeit. Es gibt unendlich viele Menschen die unglücklich sind und nicht wissen warum und zwar weil ihnen ihre Gemütskräfte verdorrt sind und das emotionale Leben und das Zusammenleben. Es gibt ja auch keine Sippen mehr, wo Generationen täglich an einem Tisch sitzen, heute werden die Jungen weggeschoben und die Alten weggeschoben. Und die Mittleren versuchen schnell zu Geld zu kommen, that’s all.
Stefan Vens
Isabel Ott
Mit Ralf zu arbeiten hat super Spaß gehmacht, es war auch saukomisch. Die ganzen Menschen in den komischen Outfits. »Der Grashalm hinter Meret bitte ein Stückchen nach rechts« Ich mag es so gerne wie Ralf ist, er ist so klasse mit Menschen und so normal und rotzfrech und ein oller Anarchist. Was ich sehr mag, er mag es mit dem umzugehen, was auf ihn zu kommt. Er ist zwar sehr akkurat in der Vorbereitung und weiß sehr genau was er will doch dann wird aber alles was dann vorkommt mit den Umständen die auf ihn zurollen, mit denen wird dann gespielt, die gehören zum Kunstwerk dazu. Es bleibt alles beweglich und da wird es richtig interessant und macht Spaß. Und den hat er wirklich. Ich finde eine gewisse Anarchie muss man zulassen und zwar von jedem, weil jeder ist ja berechtigt sich einzubringen und das ist eben unberechenbar und das liebt Ralf und daran hatte ich große Freude. Meret Becker
Isabel Ott
POEM: Phantasie, Liebe, Lust am Leben! Ralf Schmerberg
Kurt Weidemann
Der Staat! Die Umwelt! Das Wetter! Die Kampfhunde! Die Drogen! Die Leute essen ja immer nur und wenn sie miteinander sprechen, sagen sie: »Wir müssen noch den Einkauf fürs Wochenende machen!« Sie halten sich am Leben und leben alle keine Sehnsüchte! Es ist dann ein Abenteuer wenn sie mal nach Spanien fahren. Kommen zurück und sagen: »Die sind echt nett, die Spanier.« Die Menschen belügen sich ja immer! Von
»Mörder« von Claire Goll | Darsteller, Tornow, Brandenburg, Mai 2000
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»Tenebrae« von Paul Celan | Semana Santa, Alcala Del Rio, Spanien, April 2000
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Natascha (Artdepartment), Folker & Grete ???, Markus ???, Mirko ???, Marcel ????, Munir Abbar, Christoph Abele, Uta Abt,
Hartmut Lau, Manni Laudenbach, Mali Lazell, Stephanie Lehmann, Dirk Lehnmann, Sebastian Lehrer, Benjamin Leibbrand,
Friedhelm Adrion, Martin Aehling, Steffen Al dente!, Valentin Albersmann, Anne Altenstein, Slawek Altenstein, Hendrik Andersen,
Steffen Leiser, Jan Leister, Ralf Leistl, Manida Leitung, Frau Lembke, Thorsten Lemm, Kerstin Lenhardt, Micha Lentz, Sebastian Lenz,
Louis Andiel, Juliane Armster, David Arterberry, Marion Bachmann, Ingo Ballonier!, Karsten Ballonier!, Frau Balz, Carlos Bank,
Christian Leschner, Dirk Leuendorf, Martin Lichtenberg, Fabian Liebchen, Jens Limpach, Kristina Lindemann, Thomas Lindner,
Blixa Bargeld, Bernd Bartelt, Neelesha Barthel, Herr Baumann, Meret Becker, Sandra Becker, Andreas Behrendt, Peter Beisler,
Andrès Lizana Prado, Christiane Lochte, Bert Loewenherz, Hampton Howell Long, Dede Lopes, Barbara Lösch,
Azhara Bel Hagemeier, Till Belusa, Fado Benarous, David Bennent, W. Berger, Petra Berke, Tim Bert, Tim Bertz, Karin Betzler,
Anna–Katharina Lubrich, Franz Lustig, Mario Maaß, Antonio Maaß, Melissa Maaß, Anastasia Maaß, Romy Maaß, Jiva Mackay,
Jürgen Beusen, Jürgen Beusen, Margit Bimler, Marion Binder, Carmen Birk, Julia Bischoff, Oliver Bischoff, Andreas Bischoff,
Constanza Macras, Alexandra Madincea, Eva Maier–Schönung, Georg Maihoefer, Constanza Makratz, Jazz Mang, Francis Marabito,
Christine Bischoff, Katrin Bischoff, Frau Bismark, Petur Bjarnason, Beverly Blaschke, Stefan Bock, Manja Bode, Peter Bodenhaupt,
Bettina Masuch, Viola Matthes, Hendrik Mätze, Manuela May, Lin Lin May, Ute Mayer, Karsten Medenwald, Anna Lena Mehr,
Bernd Böhlendorf, Martin Böhm, Ute Böhmer, Karl Bongartz, Herr Bornkamm, Isabella Bortolozzi, Boris Borynsky, Herr Bosch,
Oliver Meier, Annika Meier, Benn Meinhard, Meister Jacob, Hendrick Melle, Jason Melvin, Ringo Menzel, Ingo Mewes,
Reinhard Böse, Wolf Bosse, Franziska Bosse, Anna Bötcher, Silke Botsch, Marcela Bourseav, Oliver Bradford–Schmidt,
Christian Meyer, Jörn Meyer, Anneke Michaelis, Carola Michel, Hannelore Mihatsch, Frau Minkow, Birgit Moebius, Thomas Mohr,
Hans–Jörg Bramm, Klaus Maria Brandauer & Uta Grünberger, Till Brandenburg, Andreas Braun, Christine Braun, Rene Braun,
Katharina Molitor, Jo Molitoris, Gerry Moll, Alexandre Monakhov, Angela Monecke, Tatjana Mönnighoff, Jan Hendrik Montag,
Rena Braun, Felix Bredereke, Karl–Heinz Breitkreuz, Mike Breitsameter, Sascha Brennführer, Herr Brockmann, Elena Bromund,
Susanne Moosdorf, Philipp Moritz, Stefan Morkry, Katrin Moser, Rudolf, Rudi Moser, Charlotte Müller, Robby Müller, Till Müller,
Meike Brosse, Nils Bruckhorst, Judith Brückmann, Michael Bruhns, Nils Brunckhaus, Christine Bruns, Elli Büchner, Holger Budig,
Wilko Müller, Robert Müller, Herr Müller, Richy Müller & Anette Schiedeck, Beda Mulzer, Vorname Nachname, Silvia Naefe,
Elster Burghard, Martin Burri, Paula Butschko, Manfred Büttner, C.I.S.E.L, Alessandro Calabresi, Jenny Cebeci, Yontens Choephel,
Tobias Neumann, Raoul Newes, Yen Nguyen, Tommy Nick, Christoph Nickel, Rainer Anton Niedermaeier, Kim Nielsen,
Jenny Choi, Jimbee Cichy, Leiendecker Claudia, Jeremy Conway, Ray Cooper, Griet Corrieri, Hank Corwin, Tim Croprain, Jan Dahl,
Stefan Obenhans, Alexander Ochs, Dirk Oschmann, Katja Ostzegi, Isabel Ott, Paul Ott, Christoph Ott, Signore Pansera,
Gesa Dannenberg, Ralf Daubner, Marco Daucher, Norman Dauster, Ana Davila, Doreen Davis, Tom De Toys, Matthias Decker,
Mathias Pappenmeier, André Patt, Marcus Pauli, Ute Paulsen, Elisabeth Pechard, Guy Pechard, Nicola Pecorini, Claudia Perera,
Arabel Decker, Fatima Demir, Fatemeh Derahshan, Boris Deux, Mark Devereux, Jan Dieckmann, Julia Dierks,
Torge Peters, Sandra Petzold, Greta Philipp, Verana Piel, Rebecca Piepeer, Thomas Pinnow, Michael Ploeger, Marie Pohl, Anika Pollok,
Benjamin »Kim« Dietzsch, Nicole Dillenberger, Christian Dlusztus, Lisa Dobkowitz, Vera Dobkowitz, Herr und Frau Donner, Hartmann,
Marcel Pommereith, Claudia Pöpsel, Frau Proschka, Sepideh Qaiem MaQami, Irmgard & Walther Radundski, Luise Rainer,
Evelyn Dössegger, Meron Dovrat, Klaus–Peter Dr. Ehlert, Herr Draser, Patrick Dudka, Sara Düesberg, Antonia Duesterberg,
Flaut Michael Rauch, Kathryn Rave, Christine Rebet, Mario Reetz, Federico Reis, Frau + Herr Reiß + Lehmann, Florian Renz,
Viktor Dutombe, Michael Ebert, Francisco Echavarria, Christian Ehlert, Familie Elbert, Hannelore Elsner, Jan Mathias Elter,
Alan Rexroth, Olaf Richter, Mareen Riesner, Jacqueline Rietz, Ilka Risse, Andrea Ritter, Brigitte Roboter, Clemens Rodewald,
Hans Embert, Felix Enders, Alexandra Engel, Sabine Enste, Zadora Enste, Familie Erdmann, Tom Erhardt, Heike Ernst, Sascha Ersel,
Alex Gabriel Rodrigo, Jan Roggenkamp, Reiner RomanowskiReiner, Jean Denis Römer, Udo Rösel, Jolande Roth, Lars Rudolph,
Familie Ertel, Werner & Walburga Ertel, Familie Ertmann, Dorit Eßer, Holger Fabian, Christoh Färber, Anne Farnbacher, Sabine Ferens,
Anthony Rue, Christian Rumpel, Bernd Rückert, Ulrich Rützel, S, Rose–Maria Sabotke, Kathrin Sandmann, Martin Sautter,
Carmen Ferner, Johnny Feurer, Sebastian Fichte, Friederike Fiebelkorn, Carsten Fischer, David Fischer, Anja Fischer, Familie Fischer,
Nora Scheigler, Andreas Schellenberg, Frank Scherma, Thorsten Schiebold, Stephan Schieffer, Donat Schilling, Rosa Coco Schinagl,
Ulrike Fleischer, Verena Fleißner, Han F. Flemming, Lutz Florczak, Sara Fortuna, Fr. Dietz, Mathias Franke, Frau Lösch, David Frazier,
Rezzo Schlauch, Frau Schlegel, Tom Schlieske, Ralf Schlotter, Thilo Schmaltz, Gottfried Schmelzer, Meinhard Schmerberg,
Jonny Freurer, Jana Frieß, Angela Frinke, Herbert Fritsch, Frau Frönberg, David Fuhr, Florian Gaehtgens, Florian Galow,
Ralf Schmerberg, Ursula Schmerberg, Ralf Schmerberg, Elena Schmerberg–Dávila, Greta Schmerberg–Dávila, Nicola Schmid,
Tristan Ganne, Ullrich Ganshirt, Ana Garcia, Larry Gassman, John Gassman, Konchok Gaytsho, Amelie Gunilla Gebhard,
Johannes Jörg Schmidt, Kaline Schmidt, Smudo–Michael B. Schmidt, Anna Schmidt, Johannes Schmidt, Manfred Schmidt,
Anette Geelen, Jens Geffken, Alexander Geisselmann, Viet Geister, Viet Geister, Karina Gemes, Kerstin Gemes,
Manfred Schmidt, Jörg Schmidt–Reitwein, Phillipp Schmitz, Iris Schnebel–Kaschnitz, Ben Schneider, Hugo Schneider,
Christoph Asmus Gerber, Martin Gerloff, Christina Geschke, Maren Gingeleit, Tilo Glawe, Allison M. Glennon, Andre Göckler,
Thomas Schneider, Frauke Schnerch, Britta Schnippel, Günther Schöber, Lothar Schönung, Anne Schreiner, Andreas Schreyer,
Stefan Gohlke, Alex Göhring, Herr Goldbach, Thomas Göldner, Tom Gork, Daniel Gottschalk, Silke Gottschalk, Ali Gözkaya,
Nicky Schuboth, Anna Schuchardt, Nadja Schüler, Franl Schultz, Andreas Schulz, Regina–Maria Schulz, Ane Schüßler,
Geraldine Gramenz–Hohlbein, Steffen Graubaum, Andi Greiner, Rene Gronwald, Markus Grötz, Herr Gründel, Herr Grundler,
Christopher Schuster, Maria Schuster, Familie Schwarz, Herr Schwarz, Melanie Schwarz, Nils Schwemer, Maren Schweser,
Andy Gruner, Andi Gruner!, Godi Mar Gudbjornsson, Alex Gührig, Herr Gunkel, Dietmar Güntsche, Chiring Gurung, Alexander Gutt,
Thorsten Schwytay, Andrej Scioblowski, Wolfgang Sedat, Daniela Seemann, Annette Seggert, Anne Seidel, Sybille Seidel, Frau Seifert,
Susanne Haas, Carsten Haffter, Verena Hähnel, Julia Halbig, Suse Hamagk, Lia Harder, Petra Hardt, Tina Harms, Jan Hartmann,
Steffen Sengebusch, Milly Serebrenik, Katharina Setzer c/o Bolkart, Sigurdur, Dagmar Simmert, Gerti Sinzinger, Ricka Smith,
Sören Hartwig, Michael Harzinski, Stefan Hauck, Miryam Hauff, Ute Haupt, Marcia Haydee, Frau Heck, Martin Heckmann,
Anne Smolka, Steffi Sohn, Karmen Sonnenfeld, Florian Speidel, Soli Spekowins, Bianca Sperl, Ina Sprinckstub, Herr Stasch,
Chris Heejun Kim, Gesche Hein, Mandy Heindke, Marcus Heinemann, Jürgen »Leela« Heitzer, Andrea Hellwig, Christian Hellwig,
Martin Steier, Birgit Stein, Armin Steinborn, Andreas Stellmacher, Susanne Stippekohl, Sebastian Stoffelt, Saskia Stoker,
Martin Helmer, Manuel Helmer, Andrea Helwig, Roger Hendriks, Herr Heners–Martin, Henriette Henrichs, Tom Henze,
Constantin Stolberg, Raffael Stolle, Johanna Stoltenburg, Steve Stoyke, Herr Stranz, Frau Straube, Uta Strothotte,
Dirk Hermann, Verena Herzog, Manuel Herzog, Olli Heße, Oliver Hesse, Natascha Hetke, Familie Hilbert, Moritz Hillenberg,
Imira Monique Strümpfler, Mathias Sturm, Holger Stüting, Heike Suermann, Björn Yves Susen, Katja Szigat, Natascha Tagwerk,
Heiko Hinderks, Heiko Hinsberg, Heike Hoepfner, Bernhard Hoestermann, Christian Hoffmann, Birgit Hoffmann,
Martin Tagwerk, Dirk Talaga, Jürgen Tausch, Familie Teichert, Mario Tenge, Anna Thalbach, Mareen Thaler, Schmaltz Thilo,
Boris Hoffmann–Plato, Herr Hofmann, Stefan Hog, Hauke Höhrmann, Alfred Holighaus, Familie Holstmann, Mechthild Holter,
Hendrik Thomson, Einar Sveinn Thordarson, May Tons, Adrian Topol, Andreas Trautwein, Nadine Tröber, Antje Troll, Roland Tropp,
Thoman Holzapfel, Silke Holzbog, Suse Homagk, Wieben Homann, Julia Hoseman, Michael Hötzl, Herr Hübner, Julia Hubrig,
Isabel Tuengerthal, Sophie Tummescheit, Martin Turansky, Denis L. Turner, Pin Tyuyerman, Mathias Uhlig, Joachim Unger,
Dirk Huefnagels, Magarete Humbert, Frau Hunzinger, Bele Huy, Heike Ifland, Holger Isenberg, Guido und Mike Jacoby und Winter,
Herr Ungewitter, Mike United, Guido United, Volker »Vanta« Vahl, Tjorven Vahldieck, Claire Van der Lelie, Wilhelmin van Dresen,
Christiane Jäger, Iris Jäger, Herr Jahn, Christine Jahn, Andreas Jahnke, Normen James, Antje Jandris, Christoph Jankhöfer, Bela Jarzyk,
Herr van Eeden, Hermann Van Veen, Linda van Zeebroeck, Patrick Veigl, Stephan Vens, Martine Vernazobres, Lasse Viehöfer,
Hendrik Jenzowsky, Meral Jilmaz, Joachim Jimbea, Jan Jiricek, Jan Jiricek, Lutz Jochen, Nina Johanson, Stefan Jonas, John Jones,
Jürgen Vogel, Manuela Vogt, Henning Vogt, Siggi Vollmer, Stefan Vollmert, Georg von dem Bussche, Björn von Heydebrank,
Daniel Josefsohn, Hannes Jung, Gregor Jung, Familie Junker, Eberhard Junkersdorf, Marina Kähn, Regina Kähn, Julia Kainz,
Thomas von Klier, Claudia und Alexander von Klinski, Christoph von Knobelsdorf, Christina von Lindenfels, Stefan von Moers,
Abdulai Kamara, Jon Kamen, Michael kamen, Marcel Kanisch, Jana Kappel, Kain Karawahn, Martin Karl, Frank Karmann,
Sebastian von Mohrenschildt, Ella von Schreitter, Marianne Voß, Elke Wachlin, Dirk Wagner, Jan Wagner, Peter Wagner, Frau Waldeck,
Johannes Kasche, Thomas Kästner, Fr. Kather, Ulf Katzenmaier, Anja Käumle, Antonia Keinz, Jutta Kellmann, Angela Kesselring,
Sherap G. Wangdi, Katja Wantikow, Uwe Waskow, Manuela Waskow, Hafez Wassouf, Frau Weber, Ketel Weber, Katrin Weber,
Henning Keßler, Darius Khondji, Torben Kiehlmann, Michael Klapproth, Franziska Klaue, Thomas Klauke, Kalle Klein, Desirré Klein,
Kurt Weidemann, Marcus Weihrauch, Tobi Weinreich, Familie Weiß, Familie Weiss!, Joachim Weist, Karsten Welzel,
Christoph Klenzendorf, Dajana Kleppel, Max Klever, Burghard Kliemeck, Stefan Kliemeck, Marcus Klische, Katharina Klün,
Benedikt Wemmer, Angelika Wendland, Frau Westphal, Benjamin Wibel, Frau Wichling, Julia Wiedwald, Astrid Wieland,
Annett Klutzny, Birgit Knappe, Markus Kniekamp, Gunda Susan Kniggendorf Lingk, Maria Knothe, Sebastian Köck, Eric Koenig,
Alexander Wilke, Thomas Witt, Tom Witt, Klaus Witt, Niklas Wittmann, Ingrid Woelky, Thomas Wohlfahrt, Gordon Wojcickowski,
Herr Kölner, Stefan König, Ina Königs, Frau Koss, Radmilla Kostic, Barbara Kotte, Michael Krauter, Andreas Kreiner, Herr Kreuter,
Antje Wolf, Detlef Woweries, Gaby Wragge Postproduction Manager, Stephan Wurm, Natascha XXX, Frau Yatkina, Nana Yuriko,
Viviane Kriebisch, Stefan Krieger, Anabell Kriener, Herr Krolikowski, Alexander Krone, Sascha Kröner, Ralph Krüger–Johns,
Sarah Zeidler, Herr Zeipelt, Alex Zielke, Rüdiger Zimmermann, Denis Zintz, Carsten Zoltán, Rosa Zone, Almut Zurhost
Knud Kruk, Michael Kruppa, Knut Krux, Frau Kubary, Markus Kuchenbuch, Familie Kuehn, Thorsten Kühler, Familie Kühn, Alexander Kühnlein, Jana Kunath, Oliver Kunisch, Herr Künßberg, Mathias Künstler, Adrian Künzel, Isabelle Küster, Isabel Küster, Joel Lallement, Sham Lama, Frau Lämmel, Barbara Lamprecht, Jörk Lamprecht, Christian Langendorf, Dr. Florian Langenscheidt,
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»Siehe Ich Wußte Es Sind« von Rainer Maria Rilke | Sham Lama Tulkur und Chiring Gurong, Mustang, Nepal, August 2000
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Catering | Mustang, Nepal, August 2000
»Das Morgenlied« von Georg Trakl | David Bennent, Leipziger Straße, Berlin, Juli 2000
»Gesang Der Geister Über Den Wassern« von Johann Wolfgang von Goethe | Luise Rainer, Thengveller, Island, September 2001
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Impr essum ja durch eine Geschichte – Leute verlieben sich oder werden umgebracht. POEM arbeitet nicht mit einem Handlungsbogen der nacherzählt werden kann. Jeder Zuschauer wird das Kino mit seiner eigenen Geschichte verlassen, es gibt es keine Figuren, durch deren Geschichte Spannung erzeugt wird, der Hauptakteur ist der Zuschauer, der den Film erlebt. POEM setzt Impulse oder Assoziationen freiPlatzhalter und die Empfindungen des Zuschauers bestimmen, was der Text kommt noch Film erzählt. Der eine wird mehr sehen, der andere weniger – die eigene Empfindungs – und Wahrnehmungsbereitschaft macht den Film. Ralf Schmerberg Mit Ralf zu drehen war jedesmal eine Herausforderung, weil es keine Angst gibt, vor der Kraft starker Bilder. Das ist etwas, was in Deutschland sehr selten ist, daß man keine Angst hat vor zu emotionalen Bildern oder vor Pathos. Wenn man mit dem Film berühren will, muß es einen auch berühren, wenn es passiert, während man dreht. Das fehlt oft in deutschen Filmen, es gibt immer eine Verhaltenheit zu emotionsstarken Bildern, es ist ein
»Siehe, ich wußte es sind« von Rainer Maria Rilke | Pilger, Muktinath, Nepal, August 2000
bißchen so etwas wie eine Angst vor der Macht die Bilder haben können. Mich macht das neugierig, wenn man einfach guckt was passiert, es ist jedes mal wie eine Reise. Es wird nicht so viel behauptet, sondern man ist einfach auf der Suche – und nimmt das, was die Menschen einem anbieten. Ali Gözkaya POEM hat für mich vor allem Freiheit in der Arbeit bedeutet. Man hat selten so viel Freiheit sich auszutoben. Dadurch kann man dann eine Leidenschaft zur Kreation des Bildes entwickeln. Und während der Arbeit kamen ganz viele Impulse dazu und weil wir meistens viele Leute waren, als wir anfingen zu basteln , bringt jeder noch was rein. Das hat man auch bei der Arbeit immer gemerkt, daß jeder seine eigenen Vorstellungen zu dem Gedicht hatte. Im Großen ganzen hat sich das ziemlich bereichert. Es gab sicher über manche Dinge mehr Auseinandersetzung als sonst, was ja auch wieder der Leidenschaft dieses Projektes entspricht und durchaus immer zu irgendwas geführt hat. Isabel Ott Der Staat! Die Umwelt! Das Wetter! Die Kampfhunde! Die Drogen! Die Leute essen ja immer nur und wenn sie miteinander sprechen, sagen sie Wir müssen noch den Einkauf fürs Wochenende machen! Sie halten sich am Leben und leben alle keine Sehnsüchte! Es ist dann ein Aben-
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Atelier Rosenthaler StraĂ&#x;e 38, Berlin, 1999