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OPER

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BALLETT

BALLETT

IM WANDEL DER ZEIT

Seine Arbeiten sprühen vor Witz und Ironie, er liebt das Unterhaltungstheater und lässt sich von Tradition nicht einschüchtern. Barrie Kosky ist wie geschaffen für die erste Neuinszenierung des Rosenkavalier seit fast fünfzig Jahren.

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DIE ZEIT IST EIN ZENTRALES THEMA IN RICHARD STRAUSS’ OPER DER ROSENKAVALIER – BÜHNENBILDENTWURF FÜR DIE NEUPRODUKTION VON RUFUS DIDWISZUS

„Nostalgie und Theater sind schlechte Bettgenossen“, sagt Barrie Kosky. Die OttoSchenkInszenierung des Rosenkavalier war über fünfundvierzig Jahre im Repertoire der Bayerischen Staatsoper und wurde seit ihrer mittlerweile legendären Premiere unter Carlos Kleiber 1972 bis zur letzten Aufführung 2018 unter Kirill Petrenko 195 Mal gespielt. Die Vorstellung, dass eine seiner eigenen Inszenierungen ein halbes Jahrhundert irgendwo auf dem Spielplan steht, findet Kosky jedoch eher erschreckend als schmeichelhaft. „Theater muss sich verändern.“ Deshalb scheint es jetzt auch der richtige Zeitpunkt, diese Oper, die gerade in München eine lange Tradition hat, neu zu hinterfragen. Eine Oper, in der doch ein großes Stück Nostalgie und Sentimentalität mitschwingt, jedoch eingebettet in ein artifizielles Konstrukt, weit entfernt von jeglichem Realismus, wie Kosky findet. Es sei kein historisches Rokoko, das man auf der Bühne sieht, sondern eine von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal erfundene künstliche Welt. Man könne dieses Stück aber dennoch (oder gerade deshalb) nicht komplett ins 21. Jahrhundert verschieben und alles darin zeitgenössisch präsentieren.

Barrie Kosky spielt in seinen Inszenierungen immer mit einem Mix aus unterschiedlichen Zeiten, theatralischen Sprachen und Stilen, deswegen will er auch beim Rosenkavalier „die Widersprüche zelebrieren und nicht verstecken“.

MIT DEM ROSENKAVALIER INSZENIERT BARRIE KOSKY NACH DIE SCHWEIGSAME FRAU SEINE ZWEITE STRAUSSOPER FÜR DIE BAYERISCHE STAATSOPER.

Es geht ums Erinnern und Vergessen. Woran darf man denken und was streicht man besser Und Widersprüche gebe es viele in diesem aus dem Gedächtnis? tigkeit mitschwingt, die insbesondere in Stück. Aber dadurch werde es für einen Regisseur erst interessant. Auch wenn Kosky den Rosenkavalier für eine der zehn “ einigen Interpretationen der Nachkriegs zeit durch ein viel zu großes Pathos zuge deckt sei. Wenn die Marschallin melancho am schwierigsten zu inszenierenden Opern lisch wird, dann seien dies „Wolken an hält: „Man braucht ein gutes Handwerkszeug, da szenisch so viel einem Sommertag, nicht Wolken im Herbst“, und Kosky ist überpassiert und es so viele Figuren gibt, die alle individuell geführt zeugt, dass Marlis Petersen in der Münchner Neuproduktion geund koordiniert werden müssen.“ nau diese Mischung aus Nostalgie und Lebenslust ideal verkörStrauss und Hofmannsthal hatten ihr Werk als Hommage an Mozart verstanden, indem sie ein stilisiertes 18. Jahrhundert auf Ein kompliziertes Werk der Bühne zeigten. „In der DNA des Stücks liegt jedoch auch eini Die Inszenierungen von Barrie Kosky sprühen vor Ideenreichtum, ges von französischer Operette und Boulevardkomödie“, so Kos Witz, Ironie und einer präzisen Figurenzeichnung. Seine Liebe ky, „und Strauss war extrem eifersüchtig auf Franz Lehár, da zum Unterhaltungstheater, zur sogenannten leichten Muse, zur dieser so erfolgreich war mit seinen Operetten.“ Etwas Ähnliches Operette zwischen Franz Lehár, Jacques Offenbach und Paul Abschwebte dem Komponisten und seinem Librettisten auch mit raham wird auch in seine Lesart des Rosenkavalier mit einfließen. dem Rosenkavalier vor, nämlich der Versuch einer Unterhaltungs Vielleicht hat er auch gerade als Australier eine andere, unbefankomödie, in die sich aber eine postwagnersche Klangsprache und genere Sicht auf ein Stück, dem doch eine so große Tradition die Psychologie der Jahrhundertwende mischen. Eigentlich ein anhaftet, nicht zuletzt in München. „Diesen ganzen Ballast der Stück der Gegensätze und Kontraste. „The most fake opera ever Vergangenheit habe ich nicht, und es interessiert mich nicht, was written“, bringt es Kosky nicht ohne Ironie auf den Punkt, wenn vorher gemacht wurde.“ Einem so komplizierten Werk wie dem er das zu Beginn des 20. Jahrhunderts entworfene RokokoAmbi Rosenkavalier müsse man sich aus einer subjektiven Perspektive ente à la Mozart als reine Phantasiewelt beschreibt, die er nun in nähern und genau herausfinden, welche Aspekte einen daran inseiner eigenen Phantasie weiterdenkt. teressieren. Bei ihm ist es diese Mischung aus einem Blick in die Immer noch Party-Girl menden Moderne. Ein artifizielles Spiel mit Zeiten und Epochen, Gerade die Zeit, jenes „sonderbar Ding“, ist eines der zentralen das war es schon bei Strauss und Hofmannsthal und das wird es Themen der Oper, das sich insbesondere in der Figur der Mar nun auch in Barrie Koskys Neuinszenierung sein. Er hofft nicht, schallin manifestiert. Für Kosky ein wunderbarer Ansatzpunkt dass es sie in fünfzig Jahren noch gibt. für seine Inszenierung: „Es geht ums Erinnern und Vergessen. Florian Heurich Woran darf man denken und was streicht man besser aus dem pern wird. Vergangenheit und künstlerischen Ausdrucksmitteln der aufkeiGedächtnis?“ Und da sind wir wieder bei der Nostalgie. Ja, die DER ROSENKAVALIER Marschallin habe ihre melancholischen Momente. „Aber sie ist im RICHARD STRAUSS mer noch ein bisschen PartyGirl, voller Lebensfreude. Und Octavian war sicher nicht ihr letzter Lover.“ Deshalb will Kosky am Do., 18.03.2021, 18:00 Uhr Premiere (Preisgr. U) EXKL. VVK AB 11.01.2021* So., 21.03.2021, 17:00 Uhr (Preisgr. T) EXKL. VVK AB 14.01.2021* AUCH IM LIVE Mi., 24.03.2021, 18:00 Uhr (Preisgr. S) EXKL. VVK AB 18.01.2021* STREAM Ende des Stücks auch keine Tristesse aufkommen lassen, kein sentimentales Entsagen, sondern einen durchaus optimistiSo., 28.03.2021, 17:00 Uhr (Preisgr. S) EXKL. VVK AB 21.01.2021* Mi., 31.03.2021, 18:00 Uhr (Preisgr. S) EXKL. VVK AB 25.01.2021* Sa., 03.04.2021, 17:00 Uhr (Preisgr. S) EXKL. VVK AB 27.01.2021* schen, vielleicht sogar heiteren Blick in die Zukunft. „Wir sehen Nationaltheater hier nicht die Frau der Vier letzten Lieder, sondern vielmehr eine Frau wie Hanna Glawari in der Lustigen Witwe.“ Darum ist Barrie Preisgruppe S: ab 162,96 € bis 274,96 € Preisgruppe T: ab 168,56 € bis 298,48 € Preisgruppe U: ab 207,76 € bis 330,96 € Koskys Lieblingsaufnahme auch diejenige unter Erich Kleiber – *Aufgrund der aktuellen PandemieEntwicklung kann der vorgezogene Vorverkauf kurzfristig abgesagt werden. „also Papa Kleiber, nicht der Sohn!“ – , da dort eine gewisse LeichInformationen und Karten im SZServiceZentrum – Solange der Vorrat reicht

JUDITH

КONZERT FÜR ORCHESTER/ HERZOG BLAUBARTS BURG

BÉLA BARTÓK (1881 – 1945)

Konzert für Orchester in fünf Sätzen – 1944 Oper in einem Akt – 1918

Libretto von Béla Balázs

Uraufführung Konzert für Orchester am 1. Dezember 1944 in der Boston Symphony Hall

Uraufführung Herzog Blaubarts Burg am 24. Mai 1918 im Königlichen Opernhaus Budapest

WIE BEI DER PREMIERE WERDEN AUCH IM MÄRZ NINA STEMME ALS JUDITH UND JOHN LUNDGREN ALS HERZOG BLAUBART ZU ERLEBEN SEIN.

Darum geht’s: Frauenmörder von UndercoverErmittlerin gejagt! Judith (ver)folgt Herzog Blaubart auf dessen Burg. Sie vermutet in dem Mann einen Frauenmörder. Widerwillig gibt er ihr die Schlüssel zu sieben Türen. Dahinter verbergen sich Folterkammer, Waffenkammer, Schätze, ein verwunschener Garten und überall Blut! Hinter der siebten Türe: Blaubarts frühere Frauen. Judith befreit sie und ist selbst eine von ihnen.

Regie: Zwei Werke von Béla Bartók – Ein OpernThriller von Regisseurin Katie Mitchell. Kommissarin Anna Barlow (alias Judith) arbeitet an Fällen von vermissten Frauen, die alle zuvor in London als HighClass Escorts gearbeitet haben. Zu Bartóks Konzert für Orchester erlebt der Zuschauer als Film einen Krimi, der ihn und die Kommissarin an den Tatort und in die Oper Herzog Blaubarts Burg führt.

Musik: 100 Minuten Hitchcock Spannung Zwei zentrale Werke des Komponisten Béla Bartók an einem Abend! Das frühe Werk Herzog Blaubarts Burg (komponiert 1911 in Ungarn) und das späte Konzert für Orchester, 1943 im Exil in den USA entstanden, sind eng miteinander verwoben. Hochintensive, kontrastreiche Musik, die oft volksliedhafte Elemente symphonisch verarbeitet. Am Pult: Oksana Lyniv – „the rising star“ unter den Dirigentinnen.

JUDITH: KONZERT FÜR ORCHESTER / HERZOG BLAUBARTS BURG BÉLA BARTÓK Fr., 05.03.2021, 19:30 Uhr (Preisgr. I) EXKL. VVK AB 29.12.2020* Mo., 08.03.2021, 19:30 Uhr (Preisgr. I) EXKL. VVK AB 31.12.2020* Do., 11.03.2021, 19:00 Uhr (Preisgr. I) EXKL. VVK AB 04.01.2021* Nationaltheater Preisgruppe I: ab 65,52 € bis 114,80 € *Aufgrund der aktuellen PandemieEntwicklung kann der vorgezogene Vorverkauf kurzfristig abgesagt werden. Informationen und Karten im SZServiceZentrum – Solange der Vorrat reicht

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