Prüfer im Profil. Technische Prüfungen in Deutschland.
www.tuv.com
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TÜV Rheinland im Porträt
Aktivitäten und Kontrollen
Begleiter des technischen Fortschritts
Die Lizenz zum Prüfen
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Prüfungen rund um Auto und Mobilität
Academy & Life Care
Mehr als eine Plakette
Gesundheit und Qualifikation: Schlüsselfaktoren für Unternehmen
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Glossar Poster
Titelbild: Prüfung eines Fassadenaufzugs am Potsdamer Platz in Berlin
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Prüfungen technischer Anlagen
Prüfungen von Produkten und Komponenten
Jedes Detail zählt
Auf Nummer sicher
26 Prüfung von Managementsystemen Kritischer Blick hinter die Kulissen
28 Prüfung von IT-Systemen und Telekommunikationsnetzwerken Im Einsatz für eine sichere digitale Welt
Qualität und Sicherheit im Zusammenspiel von Mensch, Technik und Umwelt: Dafür steht TÜV Rheinland seit mehr als 140 Jahren. Als weltweit tätiger Prüfdienstleister begegnen wir dabei heute täglich vielfältigen Herausforderungen. Unsere Experten prüfen Autos, technische Anlagen und ganze Kraftwerke genauso wie Prozessabläufe und Managementsysteme. Sie engagieren sich für lebenslanges Lernen und setzen sich für ein ganzheitliches Gesundheitsmanagement in Unternehmen ein. Themen wie Industrie 4.0, Digitalisierung und die Vernetzung von Systemen rücken zunehmend in den Fokus. Auch dabei geht es insbesondere um Qualität und Verlässlichkeit, Sicherheit und Funktionalität. Wie lässt sich dies bewerkstelligen? Welchen Beitrag leistet dabei TÜV Rheinland? Kurz: Wie arbeiten die unabhängigen Prüferinnen und Prüfer heute? Prüfer im Profil – darum geht es auf den folgenden Seiten. 3
TÜV Rheinland im Porträt
Begleiter des technischen Fortschritts Beim Flug über den Atlantik, bei der Fahrt mit dem Aufzug oder beim Shoppen im Internet: Auf die Technik muss Verlass sein. Doch wie sicher sind die Produkte, Anlagen und Prozesse wirklich? Als wirtschaftlich und fachlich unabhängiger Prüfdienstleister gibt TÜV Rheinland Antworten auf diese Frage. In allen wichtigen Wirtschafts- und Alltagsbereichen prüfen die Experten, ob bestehende Sicherheitsnormen eingehalten werden – und tragen auch mit eigenen Standards zur verantwortungsvollen Entwicklung technischer Innovationen bei. 4
Aus unserem Leitbild TÜV Rheinland ist ein weltweit führender technischer Dienstleistungskonzern. Wir wollen der weltweit beste nachhaltige und unabhängige Dienstleistungskonzern für Prüfung, Inspektion, Zertifizierung, Beratung und Training sein. Unsere Verantwortung: Wir machen das Leben sicherer. Seit der Gründung im Jahr 1872 stehen wir für Sicherheit, Qualität und Effizienz im Zusammenspiel von Mensch, Technik und Umwelt. Wir sind der Überzeugung, dass gesellschaftlicher und technischer Fortschritt untrennbar miteinander verbunden sind.
Die Wurzeln von TÜV Rheinland reichen zurück bis zu den Anfängen der industriellen Revolution. Im 19. Jahrhundert lösen Dampfmaschinen auch in Deutschland mehr und mehr die manuelle Arbeit ab. Die Automatisierung befeuert den wirtschaftlichen Aufschwung und lässt die Produktion sprunghaft ansteigen. Zugleich birgt die industrielle Fertigung das Risiko schwerwiegender Unglücke. Zu neu ist die Technik, zu unerfahren sind die Betreiber. Zwar werden frühzeitig staatliche Kontrollen eingeführt, die zuständigen Beamten in Preußen und anderen deutschen Ländern sind dafür jedoch nicht speziell ausgebildet. In dieser Situation ergreifen die Industrie-
unternehmen selbst die Initiative und gründen auf regionaler Ebene die ersten technischen Überwachungsvereine. Pionierleistung der Wirtschaft 1872 schlägt die Geburtsstunde des „Vereins zur Überwachung der Dampfkessel in den Kreisen Elberfeld und Barmen“, aus dem TÜV Rheinland hervorgegangen ist. Die Arbeit des Vereins basiert auf Prinzipien, die auch heute noch Gültigkeit haben: Wirtschaftlich und fachlich unabhängige Prüfungen durch speziell ausgebildete Ingenieure erhöhen die Sicherheit der Anlagen und ermöglichen es den Unternehmen, mit der technischen Entwicklung Schritt zu halten. Die
zusätzlichen privatwirtschaftlich organisierten Kontrollen entlasten zugleich die Behörden. Ab 1872 werden private technische Überwachungsvereine offiziell mit der Durchführung staatlicher Kontrollaufgaben betraut, im Fachjargon „beliehen“. Mit wachsendem Erfolg: Die Zahl der Kesselexplosionen geht in der Folge signifikant zurück, und das bei gleichzeitig steigender Produktionsleistung. Das Leben der Menschen sicherer machen – dieser Leitgedanke durchzieht die gesamte Entwicklung von TÜV Rheinland vom regionalen Prüfer zum internationalen Konzern. Mit fortschreitender Industrialisierung
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TÜV Rheinland Geschäftsbereiche:
Industrie Service Produkte Mobilität Academy & Life Care Systeme ICT & Business Solutions kommt dem zuverlässigen und verantwortungsvollen Einsatz von innovativen Verfahren, Produkten und Produktionsanlagen eine immer größere Bedeutung zu. Entsprechend wächst auch das Aufgabenspektrum der Prüfer rapide. Neben Dampfkesseln nehmen sie im 20. Jahrhundert Kraftwerke, Tankanlagen, Aufzüge und Kraftfahrzeuge ins Visier. Aus dem Rheinischen Dampfkessel-Überwachungsverein DÜV wird folgerichtig der Technische Überwachungsverein Köln und schließlich TÜV Rheinland. Es folgt der Aufbau der deutschlandweiten Präsenz – und eine zunehmende internationale Ausrichtung. Beständig im Wandel Mit der Globalisierung der Wirtschaft vergrößert auch TÜV Rheinland seinen Aktionsradius. Es gilt, Qualität und Sicherheit für immer neue Produkte und Technologien in immer neuen Märkten zu schaffen. Dafür engagiert sich das Unternehmen heute mit rund 20.000 Mitarbeitern*, Tochtergesellschaften in Deutschland und in vielen Ländern rund um den Globus sowie einem weltweiten Netz von Prüf- und Laborzentren. An der Schwelle zur vierten industriellen Revolution geht es um spannende Fragen: Wie lassen sich selbststeuernde industrielle
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* Jahresdurchschnitt 2015 Vollzeitäquivalente
Systeme und das „Internet der Dinge“ kontrollieren? Was bedeutet Informationssicherheit in der digital vernetzten Welt? Mit welchen Maßnahmen können neue Formen der Energieversorgung umwelt- und verbraucherfreundlich umgesetzt werden? Globale Standards für neue Technologien sind gefragt, um die Risiken beim Einsatz innovativer Produkte und Verfahren zu minimieren. Waren es vor 140 Jahren die Dampfmaschinen, die durch die Arbeit von TÜV Rheinland sicherer wurden, geht es heute beispielsweise um Speicher für regenerative Energien, autonomes Fahren oder neue IT-Anwendungen. TÜV Rheinland führt jedoch nicht nur Einzelprüfungen durch, sondern begleitet auch komplexe Prozesse und Projekte, sei es bei der Planung industrieller Anlagen und Krankenhäuser oder beim betrieblichen Gesundheitsmanagement in Unternehmen. Verantwortung für Mensch und Umwelt Energiewirtschaft, Umwelttechnik, Bahntechnik, IT oder Konsumgüterbranche: Als technischer Begleiter von Unternehmen, Behörden und Organisationen ist TÜV Rheinland heute in den unterschiedlichen Wirtschafts- und Lebensbereichen für die Überprüfung
von Qualität und Sicherheit tätig. Mit dieser Aufgabe ist eine besondere Verantwortung verbunden, die das Unternehmen sehr ernst nimmt. So unterliegt das gesamte Prüfsystem selbst strengen Regeln und Kontrollen. Zu den wesentlichen Grundlagen gehören die gute Ausbildung und hohe persönliche Kompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Unabhängigkeit der Prüfungen. TÜV Rheinland wird für seine Leistung bezahlt, das Ergebnis der Prüfungen ist jedoch offen – das gilt für die Führerschein- und Fahrzeugprüfung ebenso wie für die Produktprüfung oder die Kontrolle einer Industrieanlage. Sichergestellt wird dies unter anderem durch die Organisationsform des Unternehmens und die strenge staatliche Aufsicht. In Deutschland wird die Arbeit von TÜV Rheinland unter anderem durch Landes- und Bundesbehörden kontrolliert. Weltweit besitzt das Unternehmen über 350 Akkreditierungen – die von dritter Stelle, oftmals durch staatliche Behörden ausgestellte „Lizenz zum Prüfen“.
Mehr Informationen finden Sie auch auf www.tuv.com.
TÜV Rheinland Berlin Brandenburg Pfalz e.V.
TÜV Rheinland Stiftung
TÜV Rheinland AG
TÜV Rheinland Group Unternehmen oder Verein? Die TÜV Rheinland Group ist beides. Keimzelle des weltweit tätigen Prüfunternehmens ist der heutige TÜV Rheinland Berlin Brandenburg Pfalz e.V., dem überwiegend Industrie- und Wirtschaftsunternehmen angehören. Dieser Verein war und ist Träger nahezu aller staatlichen Beleihungen. Die operativen Prüftätigkeiten wurden an Tochtergesellschaften ausgelagert und in der TÜV Rheinland AG zusammengefasst. Bis heute ist der Verein alleiniger Aktionär dieser Gesellschaft, verfolgt dabei jedoch keinerlei Gewinnerzielungsabsichten – eine wichtige Voraussetzung für die unabhängige Prüfarbeit der TÜV Rheinland Experten. Gemeinsam mit der TÜV Rheinland Stiftung, die sich in gesellschaftlichen Fragen engagiert, bilden Verein und Aktiengesellschaft die TÜV Rheinland Group oder, vereinfacht ausgedrückt, TÜV Rheinland.
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Aktivitäten und Kontrollen
Die Lizenz zum Prüfen TÜV Rheinland ist international tätig, wenn es um die Sicherheit von Produkten und Prozessen oder den störungsfreien Betrieb technischer Anlagen geht. Dabei wird der Prüfdienstleister ebenfalls überprüft; die einzelnen Arbeitsschritte sind an klare Regeln gebunden. Von der Einhaltung dieser Regeln hängt die „Lizenz zum Prüfen“ ab. Industrie, Produkthersteller, Handel, Behörden und nicht zuletzt die Verbraucher: Alle Beteiligten unseres modernen Wirtschaftssystems sind gefordert, ihren Teil zu einer sicheren Techniknutzung beizutragen. Unabhängige Prüfungen und Qualitätskontrollen unterstützen dabei. Doch wer garantiert, dass auf die Prüfer Verlass ist? In Deutschland, der EU und vielen außereuropäischen Ländern hat sich ein Kontrollsystem etabliert, das die wirtschaftliche und fachliche Unabhängigkeit von privatwirtschaftlich organisierten Prüfleistungen sicherstellt. Das gilt auch für TÜV Rheinland. So wird die korrekte Arbeitsweise weltweit durch staatliche Behörden und Organisationen kontrolliert, nach deren Standards TÜV Rheinland arbeitet. Hinzu kommt das eigene Qualitätssicherungssystem, das regelmäßige interne Kontrollen von Mitarbeitern, Prüflaboren und Unternehmensprozessen vorsieht. Um anerkannte Prüfungen durchzu-
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führen und als Privatunternehmen öffentliche Aufgaben wie etwa die Führerscheinprüfung übernehmen zu dürfen, muss TÜV Rheinland zunächst selbst von den zuständigen Behörden anerkannt werden und dazu umfassende Leistungsnachweise erbringen. In Deutschland ist dafür beispielsweise die Deutsche Akkreditierungsstelle in Berlin (DAkkS) zuständig.
Die beauftragenden Unternehmen, Organisationen oder Behörden können also kein positives Prüfergebnis kaufen. Sie bezahlen für die qualifizierte Prüfleistung von TÜV Rheinland. Auch bei negativem Ausgang ist dies eine sinnvolle Investition. Denn festgestellte Mängel geben Aufschluss über Schwachstellen und entsprechendes Optimierungspotenzial.
Ergebnisoffene Prüfungen Auch die einzelnen staatlich anerkannten Sachverständigen unterstehen der Aufsicht der Behörden. Sie erfüllen in bestimmten Bereichen öffentliche Aufgaben und leisten einen Eid auf ihre Objektivität und Unparteilichkeit. Dass TÜV Rheinland unabhängig arbeitet, belegen nicht zuletzt die Ergebnisse der Prüfungen. So fallen beispielsweise 20 Prozent aller Autos durch die Hauptuntersuchung. Über 50 Prozent aller Produkte, die ein GS-Zeichen erhalten sollen, erfüllen die Kriterien nicht.
Keine hundertprozentige Sicherheit Die Prüfzeichen, die TÜV Rheinland nach bestandenem Test vergibt, bedeuten für die Verbraucher zusätzliche Sicherheit – hundertprozentige Sicherheit gewährleisten sie nicht. Einer der Gründe: In der modernen Massenproduktion können nur Stichproben untersucht werden, und die Prüfungen beziehen sich meist auf bestimmte Aspekte eines Produkts. Treten trotz sorgfältiger Prüfung Fehler auf, geht TÜV Rheinland allen Hinweisen selbstkritisch und unvoreingenommen nach.
Zeichen für Sicherheit und Konformität – eine Auswahl Als Orientierungshilfe für Verbraucher und Unternehmen vergibt TÜV Rheinland Prüfzeichen, wenn Produkte, technische Anlagen, IT- oder Managementsysteme die geforderten Kriterien erfüllen. Neben dem eigenen Prüfzeichen kommt dabei in der Produktprüfung zusätzlich das Zeichen der Traditionsmarke LGA zum Einsatz, die seit 2005 zu TÜV Rheinland gehört. Darüber hinaus darf TÜV Rheinland weitere Prüfzeichen vergeben – zum Beispiel das GS-Zeichen für geprüfte Sicherheit von Produkten in Deutschland oder das ENEC-Zeichen. Das Prüfzeichen von TÜV Rheinland macht über verschiedene Schlüsselbegriffe wie „Sicherheit“, „Funktionalität“ oder „Ergonomie“ deutlich, was geprüft wurde. Eine Prüfnummer („ID“) oder ein QR-Code verweisen auf weitergehende Informationen zum Prüfumfang im Internet. TÜV Rheinland prüft Managementsysteme unter anderem nach den weltweit gültigen ISO-Normen 9001 (Qualitätsmanagement), 14001 (Umweltmanagement) und 50001 (Energiemanagement). Im Bereich IT-Sicherheit zertifiziert TÜV Rheinland unter anderem den Datenschutz in Unternehmen, prüft die Sicherheit von Online-Anwendungen und Online-Shops. Bestimmte technische Anlagen wie Aufzüge müssen in Deutschland regelmäßig gewartet und auf ihre Sicherheit überprüft werden. Das freiwillige GS-Zeichen zeigt, dass die technischen Anforderungen an die Sicherheit eines Produkts erfüllt sind – und dass dies durch ein unabhängiges Prüfunternehmen kontrolliert wurde. Das LGA tested-Prüfzeichen findet sich beispielsweise auf Waschmaschinen und anderen Haushaltsgeräten, Möbeln oder Spielzeug. Das ENEC-Zeichen ist ein freiwilliges Prüfzeichen zur Kennzeichnung von elektrischen Produkten wie Leuchten, Elektrowerkzeugen und entsprechenden Komponenten. Die CE-Kennzeichnung ist kein Prüfzeichen, sondern eine Selbsterklärung des Herstellers, dass er europäisches Recht einhält.
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Prüfungen technischer Anlagen
Jedes Detail zählt Die Prüfung technischer Anlagen gehörte zu den ersten Aufgaben von TÜV Rheinland und bildet bis heute den Kern der Aktivitäten. Seit der Zeit der Dampfmaschinen haben sich das Wissen und die Arbeit der Prüfer allerdings genauso entwickelt und gewandelt wie die Technik selbst. Heute überwachen die Menschen bei TÜV Rheinland komplexe Industrieanlagen ebenso wie Rolltreppen, Aufzüge oder Karussells. In vielen Fällen unterliegen diese Objekte einer gesetzlichen Prüfpflicht – und TÜV Rheinland entlastet den Staat und die Betreiber.
Zur Prüfung zugelassen In vielen Fällen müssen sich Hersteller von technischen Anlagen und Produkten von einer unabhängigen, qualifizierten Stelle im Hinblick auf sicherheits- und umweltrelevante Aspekte überprüfen lassen. In Deutschland genehmigt und überwacht die Zentralstelle der Länder für Sicherheitstechnik (ZLS) alle Prüflaboratorien, Zertifizierungsund Inspektionsstellen, die die Sicherheit von Geräten, Maschinen und Anlagen überprüfen und zertifizieren. Überwachungsbedürftige Anlagen wie Aufzüge oder bestimmte technische Systeme in der Industrie dürfen nur von zugelassenen Überwachungsstellen (ZÜS) wie TÜV Rheinland kontrolliert werden. Sie müssen der ZLS gegenüber jährlich in umfangreichen Audits nachweisen, dass sie unabhängig arbeiten und hinsichtlich Struktur, Ausrüstung und Personal für diese Aufgabe geeignet sind.
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Wirtschaftliche Produktivität und gesellschaftlicher Fortschritt sind heute undenkbar ohne hochentwickelte technische Anlagen. Damit sie dem Menschen vollen Nutzen bringen und keinen Schaden anrichten, müssen sie regelmäßig auf Sicherheit und Qualität untersucht werden. Beispiel chemische Industrie: Hier gelten strenge Vorgaben
im Hinblick auf Betriebssicherheit, Arbeits- und Umweltschutz sowie Störfallvermeidung. Für überwachungsbedürftige Anlagen wie etwa Dampfkessel, Druckbehälter oder Tank- und Lageranlagen für gefährliche Stoffe sind laut Betriebssicherheitsverordnung wiederkehrende technische Prüfungen vorgeschrieben. Der Betreiber selbst ist
dafür verantwortlich, die Gefährdung zu beurteilen und die Prüfungen einzuhalten. Er kann hiermit jedoch eine zugelassene Überwachungsstelle wie TÜV Rheinland beauftragen. Die Prüfberichte der Fachleute von TÜV Rheinland müssen dann belegen, dass das Unternehmen seiner Verantwortung nachgekommen ist. Die Aufsicht
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TÜV Rheinland verfügt über speziell ausgebildete Sachverständige, die die vorgeschriebenen Überprüfungen von Anlagen und technischen Systemen in der Industrie durchführen können.
liegt letztendlich bei den jeweiligen Arbeitsschutzbehörden. Dies ist auch die Instanz, die bei Verstößen den Betrieb untersagen kann. Regelmäßiger Sicherheits-Check Technische Anlagen halten die Industrie, aber auch den Alltag am Laufen. So ermöglichen etwa Aufzüge urbanes Leben auch jenseits der fünften Etage, Rolltreppen unterstützen unermüdlich den Transport in öffentlichen Gebäuden. TÜV Rheinland verfügt über speziell ausgebildete Sachverständige, die die gesetzlich vorgeschriebenen Überprüfungen solcher Anlagen durchführen können. Vor ihrem Einsatz werden die
Mitarbeiter intensiv in Theorie und Praxis geschult, und auch während ihrer Tätigkeit qualifizieren sie sich laufend weiter, um vor Ort jedes sicherheitsrelevante Detail erkennen und bewerten zu können. Allein 200 Ingenieure sind bei TÜV Rheinland mit der Prüfung von Aufzugsanlagen in Deutschland betraut. Regelmäßig untersuchen die Sachverständigen unter anderem das Fahrverhalten, die Sicherheits- und Nothaltvorrichtungen, die Funktion der Türen und die Notrufeinrichtungen. Die sogenannte Fangprüfung zeigt, ob im Fall der Fälle automatisch eine Notbremsung ausgelöst wird. In einem Prüfbericht an den Betreiber werden schließlich sämtliche Mängel erfasst. Zwar muss bereits der Hersteller nachweisen, dass der Aufzug den gültigen Normen und technischen Regeln entspricht, im Betrieb ist jedoch grundsätzlich der Betreiber verantwortlich für Wartung, Instandhaltung und Prüfung. Er haftet auch für mögliche Schäden. Fachleute für „Fliegende Bauten“ Besondere Sicherheitsanforderungen gelten auch für die sogenannten
Wissensaustausch weltweit Sie sind TÜV Rheinland: rund 20.000 Menschen auf allen Kontinenten, die mit ihrer Qualifikation und ausgewiesenen Praxiserfahrung zur Gesamtleistung des Prüfkonzerns beitragen. So breit gefächert das Angebot, so vielfältig sind auch die Fachrichtungen und Karrierewege der Mitarbeiter. Zum internationalen Expertenteam von TÜV Rheinland zählen Ingenieure, Naturwissenschaftler und Ärzte ebenso wie IT-Spezialisten, Wirtschafts- und Geisteswissenschaftler, Laboranten, Kaufleute, Geologen und Geografen. Über die Ländergrenzen hinweg stehen die Fachleute in engem Austausch. Das vorhandene Wissen kann von allen Mitarbeitern rund um den Globus abgerufen werden. Nur so lassen sich weltweit einheitlich hohe Standards umsetzen. Alle Mitarbeiter haben Teil an neuen technischen Entwicklungen und Erkenntnissen – und können gemeinsam innovative Lösungen für die Sicherheit von technischen Anlagen, Produkten und Prozessen entwickeln.
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Fliegenden Bauten. Das sind technische Anlagen und Bauwerke, die für bestimmte Zeit aufgestellt und dann wieder zerlegt werden – etwa Fahrgeschäfte wie Karussells, Riesenräder und Achterbahnen, aber auch Zelte oder Konzertbühnen. TÜV Rheinland ist seit mehr als 40 Jahren in diesem Bereich tätig und erfasst im Rahmen verschiedener Prüfungen allein in Deutschland jährlich rund 1.200 Fliegende Bauten, davon rund 750 Fahrgeschäfte. Hier beginnen die gesetzlich vorgeschriebenen Prüfungen bereits vor dem ersten Aufstellen. Damit der Betreiber die Anlage überhaupt in Betrieb nehmen darf, benötigt er eine behördliche Ausführungsgenehmigung. Sind alle gesetzlichen Vorgaben umgesetzt? Ist die Achterbahn standfest, das Kettenkarussell gefahrlos zu benutzen? Auch während des Betriebs muss nach jedem erneuten Aufbau eine Gebrauchsabnahme vor Ort erfolgen – entweder durch lokale Behörden oder beauftragte Prüfunternehmen wie TÜV Rheinland. Zusätzlich stehen regelmäßig intensive technische Kontrollen durch zugelassene Sachverständige auf dem Programm. Die Experten von TÜV Rheinland überprüfen dabei alle relevanten Komponenten auf sichere Funktion, Alterungsund Verschleißerscheinungen. Breit gefächerte Kompetenzen Zu einem reibungslosen und effizienten Betrieb technischer Systeme tragen die Prüfdienstleistungen von TÜV Rheinland auch in zahlreichen anderen Branchen und Industriebereichen bei. Das Spektrum reicht von Werkstoffprüfungen über den Brand- und Explosionsschutz bis hin zur Zertifizierung von OffshoreWindparks oder der Begleitung ganzer Bau- und Infrastrukturprojekte. Ein breit gefächertes Angebot, das vielfältige Kompetenzen erfordert. Bei TÜV Rheinland basieren sie auf fast 150 Jahren Erfahrung – und der hohen fachlichen Qualifikation aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
„Du musst immer am Ball bleiben“ Cris Clauß, Jahrgang 1964, Sachverständiger für technische Anlagen wie Aufzüge und Befahranlagen, über spannende Herausforderungen in seinem Berufsalltag und die Kontrolle seiner Prüftätigkeit Seit 2013 sind Sie als Sachverständiger bei TÜV Rheinland unter anderem für die Prüfung von Kran- und Befahranlagen an Hochhausfassaden zuständig. Eine anspruchsvolle Arbeit in schwindelerregender Höhe. Was befähigt Sie für diesen ungewöhnlichen Job? Klar, man muss natürlich schwindelfrei sein – aber davon abgesehen: Von Haus aus bin ich Maschinenbauer mit Schwerpunkt Kraftfahrzeugtechnik und habe lange Zeit als Projektleiter in der Fördertechnik gearbeitet. Darüber hinaus habe ich spezielle Weiterbildungen in den Bereichen Neubauaufzüge und Maschinentechnik absolviert. Eine staatliche Vereidigung als Gutachter gibt es, im Gegensatz etwa zur Bautechnik, in unserem Bereich nicht. Wie ist sichergestellt, dass Ihre Prüfungen hieb- und stichfest sind? Es gibt regelmäßige Pflichtveranstaltungen zur Weiterbildung und zum Erfahrungsaustausch unter den Sachverständigen;
auch im Bezug auf neue Normen müssen wir immer auf dem neuesten Stand sein. Wer zweimal einen Termin verpasst, verliert seine Zulassung. Außerdem werden wir von der DAkkS überprüft, und nicht zuletzt bietet auch noch einmal die TÜV-eigene EDV Sicherheit: Sobald jemand nicht oft genug an den Anlagen arbeitet oder nicht an den vorgeschriebenen Weiterbildungen teilnimmt, wird das im System registriert. Es lässt sich dann aufgrund der eingebauten elektronischen Sicherheitsmechanismen kein Prüfbericht mehr generieren. Was macht den besonderen Reiz, den Spaß an Ihrer Arbeit aus? Ich habe ständig mit neuen Technologien, mit aktuellen Entwicklungen in der Elektrotechnik, Elektronik und Software zu tun – da musst du wirklich immer am Ball bleiben, und das macht den Job so spannend. Gut finde ich auch den Austausch mit den Kollegen. Wenn ich einmal etwas nicht weiß, kann ich auf den Telefon-Joker zurückgreifen. Wir helfen uns gegenseitig, auch fachbereichsübergreifend. Ich fühle mich in dieser Konstellation sehr wohl – das kann so bleiben.
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Prüfungen von Produkten und Komponenten
Auf Nummer sicher Entspricht der Fahrradhelm geltenden Normen? Ist die LED-Leuchte sicher? Erfüllt der Bürostuhl alle Anforderungen an Stabilität und Ergonomie? Die Produktprüfer von TÜV Rheinland nehmen Verbrauchs- und Konsumgüter sowie einzelne Komponenten genau unter die Lupe. Mit dem TÜV Rheinland Prüfzeichen, dem LGA-Prüfzeichen oder dem TÜV Rheinland GS-Zeichen für geprüfte Sicherheit geben sie den Konsumenten eine Orientierungshilfe beim Einkauf – und unterstützen die beauftragenden Unternehmen bei der Qualitätssicherung ihrer Produkte und Produktionsabläufe. 14
Laut Produktsicherheitsgesetz dürfen Produkte in Deutschland nur dann auf den Markt gebracht werden, wenn sie „bei bestimmungsgemäßer oder vorhersehbarer Verwendung“ die Sicherheit und Gesundheit von Personen nicht gefährden. Doch wer stellt fest, ob ein Hersteller bei der Konstruktion und Fertigung von Waschmaschine, Stichsäge oder Haartrockner alles richtig gemacht hat? Die Prüfer von TÜV Rheinland haben das Wissen, die Erfahrung sowie moderne Testvorrichtungen, um festzustellen, ob ein Produkt geltenden
rechtlichen Vorschriften – beispielsweise in Bezug auf die mechanische Sicherheit, die chemischen Belastungen oder die Energieeffizienz – entspricht. Für die notwendigen Tests unterhält TÜV Rheinland ein globales Netzwerk von hochspezialisierten Prüfzentren. In Deutschland befinden sich unter anderem das weltweit größte Prüflabor für Möbel und Spielzeug in Nürnberg und eines der modernsten Prüfzentren für Solarmodule in Köln. Der überwiegende Teil der Produktprüfungen findet außerhalb Deutschlands
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„Wir müssen sehr genau sein“ „Es ist nicht schlecht, als Spielzeugprüfer selbst Kinder zu haben. Man kann sich dann besser vorstellen, welchen Belastungen die Produkte im Alltag standhalten müssen. Da werden dem Teddy im Zweifelsfall nicht nur die Knopfaugen abgebissen; das Kind schlägt sein Plüschtier vielleicht auch mal auf die Tischkante.“ Heiko Kampf, Jahrgang 1975, ist Spielzeugprüfer mit Leib und Seele. Seit 1999 arbeitet der gelernte Baustoffprüfer in diesem Bereich – und ist heute einer der Leiter des weltweit größten Prüflabors für Spielzeuge, das TÜV Rheinland in Nürnberg unterhält. Als Verantwortlicher für die technische Kundenbetreuung legt Heiko Kampf die Prüfprogramme fest. Je nachdem, welche Zulassungen oder Zertifizierungen angestrebt werden, führt das 50-köpfige Laborteam dann mechanischphysikalische, chemische und elektrotechnische Prüfungen durch. Die Liste der Mängel, die dabei zutage treten, ist lang. „Das reicht von verschluckbaren Kleinteilen bis zu ferngesteuerten Autos, die kurzschließbar sind und sich selbst entzünden“, so der Experte. „Da es um die Sicherheit von Kindern geht, muss hier jeder von uns hundertprozentig genau arbeiten.“ Und gut ausgebildet sein. Wer eine Karriere im Prüflabor beginnt, hat meist bereits eine technische Ausbildung abgeschlossen. „Danach dauert es rund ein Jahr, bis ein Prüfer nach den europäischen Anforderungen prüfen kann“, so Heiko Kampf. Zur Sicherheit halten alle ein strenges Vier-AugenPrinzip ein. Jeder Prüfbericht durchläuft ein Review und wird von einem zweiten Sachverständigen freigegeben. Hinzu kommen umfangreiche externe Kontrollen, unter
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anderem durch die Deutsche Akkreditierungsstelle. „In regelmäßigen Audits müssen wir Mitarbeiterkompetenzen, Schulungen und das gesamte Qualitätssicherungssystem bis hin zur Überwachung der Prüfgeräte nachweisen. Nur dann wird die Akkreditierung erneuert“, erläutert der Laborleiter. Fachlich immer auf dem neuesten Stand zu sein, ist auch für den erfahrenen Prüfer eine tägliche Herausforderung. „Wir sitzen in den entsprechenden Normungsausschüssen und sind daher die Ersten, die erfahren, wenn sich beispielsweise normative Vorgaben ändern“, so Heiko Kampf. „Außerdem gibt es hier die Spielwarenmesse, den Toy Award – da haben wir das Ohr ganz nah am Gleis, was neue technische Entwicklungen betrifft.“ Das aktuelle Knowhow fließt direkt weiter an die Mitarbeiter – und in das weltweite Prüfnetzwerk von TÜV Rheinland: Als Competence Center Toy ist das Prüflabor in Nürnberg die erste fachliche Instanz für sämtliche Spielzeuglabore weltweit.
statt, zum Beispiel in einem der Global Technology Assessment Center (GTAC) in Bangkok, Budapest, Shanghai oder Yokohama. Geprüft und zertifiziert Die Sicherheit eines Produkts kann über Leben und Tod entscheiden – Beispiel Sicherheitsbekleidung: Damit Sicherheitswesten, Schutzbrillen oder Arbeitsschuhe im Fall der Fälle möglichst verlässlich vor Verletzungen schützen, müssen sie klar definierte Kriterien erfüllen. Das fordert auch der Gesetzgeber. TÜV Rheinland prüft solche Produkte nach der europäischen Richtlinie für persönliche Schutzausrüstung oder nach speziellen Prüf programmen. Bei Gegenständen des täglichen Bedarfs, etwa Unterhaltungselektronik, Fahrrädern oder Kinderspielzeug, sind Sicherheit und Qualität ebenfalls oberstes Gebot. Sind die Produkte schadstoffarm, bruchsicher, elektrisch einwandfrei? Eine wertvolle Entscheidungshilfe für Verbraucher bieten Prüfzeichen wie etwa das aner kannte GS-Zeichen. TÜV Rheinland ist als unabhängiges Prüfunternehmen von der Zentralstelle der Länder für Sicherheitstechnik für die Zertifizierung von vielen Produktgruppen zugelassen beziehungsweise von der Deutschen Akkreditierungsstelle DAkkS akkreditiert. Über die gesetzlichen Anforderungen hinaus In vielen Fällen vergibt TÜV Rheinland eigene Produktprüfzeichen. Ein Beispiel
ist die Bauartprüfung für Komponenten und Produkte, für die per Gesetz kein GS-Zeichen vergeben werden darf – etwa Schalter oder Stecker, die nicht als Fertigprodukte für den Endverbraucher, sondern ausschließlich zum Einbau in Fertigprodukten bestimmt sind. Weitere Prüfzeichen geben Aufschluss darüber, ob etwa Alarmanlagen und Mobiltelefone elektromagnetisch verträglich, Lederschuhe farbecht oder Computer energiesparend sind. In seinen Prüfkriterien geht TÜV Rheinland häufig über die in Europa geltenden gesetzlichen Vorgaben hinaus – etwa bei der Schadstoffprüfung für Textilien, Möbel oder Baustoffe. Insgesamt führt TÜV Rheinland jedes Jahr rund 400.000 Produktprüfungen durch – und hat dabei stets die globalen Lieferketten im Blick. Die internationalen Experten von TÜV Rheinland kennen die vielfältigen Zulassungsvoraussetzungen in den Ländern. Sie begleiten die beauftragenden Unternehmen bei Produktzertifizierungen auf allen Kontinenten und unterstützen sie so bei der Erschließung neuer Märkte.
Sind Produkte schadstoffarm, bruchsicher, elektrisch einwandfrei? Mithilfe moderner Testvorrichtungen stellen die Prüfer von TÜV Rheinland fest, ob ein Erzeugnis geltenden Vorschriften entspricht.
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Prüfungen rund um Auto und Mobilität
Mehr als eine Plakette Mit dem Begriff „TÜV“ verbinden Autofahrer vor allem eines: die regelmäßig fällige Hauptuntersuchung. An rund 140 Prüfstellen in Deutschland untersuchen Sachverständige von TÜV Rheinland Fahrzeuge auf eventuelle technische Mängel – und müssen dabei selbst eine lange Liste von Qualitätskriterien erfüllen. Fahrzeug- und Führerscheinprüfungen sind hierzulande genau geregelt; die Prüfer handeln im Auftrag der Bundesländer und werden in ihrer Arbeit durch staatliche Aufsichtsbehörden kontrolliert.
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Auf 1.000 Einwohner kommen in Deutschland mehr als 650 Kraftfahrzeuge. Damit der dichte Verkehr für alle Beteiligten möglichst sicher und umweltfreundlich fließt, macht der Gesetzgeber strenge Vorgaben – auch für die technische Überprüfung der Fahrzeuge. Berechtigt sind dazu nur technische Prüfstellen und amtlich anerkannte Überwachungsorganisationen wie TÜV Rheinland. Auf Basis des Kraftfahrtsachverständigengesetzes begutachten die Prüfingenieure Fahrzeugänderungen und führen die vorgeschriebenen Hauptuntersuchungen durch. Dabei checken sie unter anderem die Beleuchtungsanlage, Fahrwerk, Reifen und Bremsen, Sicherheitsgurte sowie die Auspuff- und Abgasanlage. Sichtbares Zeichen für die bestandene Prüfung ist die Prüfplakette auf dem hinteren Kennzeichen, die – beim Pkw – bis zur nächsten Fälligkeit nach 24 Monaten gültig ist. Staatlich geprüfter Sachverstand Die Aufsicht über die technischen Prüfstellen, die TÜV Rheinland in Berlin, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland betreibt, sowie über die amtlich anerkannte, bundesweit tätige Überwachungsorganisation von TÜV Rheinland liegt bei den jeweiligen Landesministerien. Von den Sachverständigen und Prüfingenieuren, die dort tätig sind, fordern die Behörden
Mehr Sicherheit für Fahranfänger Um die Unfallhäufigkeit bei Fahranfängern zu reduzieren, setzt sich TÜV Rheinland gemeinsam mit anderen Betreibern der technischen Prüfstellen für die Optimierung der Führerscheinprüfung ein. Ein Ergebnis: die theoretische Prüfung am PC mit Videos, die Anfänger besser auf das reale Verkehrsgeschehen vorbereiten soll. Weitere Informationen unter www.tuv.com/fuehrerscheinpruefung bei TÜV Rheinland.
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ganz bestimmte Qualifikationen. Zusätzlich zum Studium des Maschinenbaus, der Kraftfahrzeug- oder Elektrotechnik absolvieren die angehenden Sachverständigen eine 18-monatige Ausbildung. Nach Abschluss der Ausbildung wird die Prüfung vor der jeweils zuständigen Behörde abgelegt. Regelmäßige offene und verdeckte Tests zur Qualitätssicherung, kontinuierliche Fortbildungen und ein intensiver fachlicher Austausch sind weitere Voraussetzungen, um kompetent und unabhängig urteilen zu können. Über den technischen Zustand von Fahrzeugen, aber auch über die Eignung der Fahrer. Auf Basis der einschlägigen Gesetze verantworten die Sachverständigen von TÜV Rheinland hierzulande neben rund 2,6 Millionen Hauptuntersuchungen mehr als 250.000 Führerscheinprüfungen pro Jahr. Auf dem Weg zur intelligenten Verkehrssteuerung Um sichere Mobilität kümmert sich TÜV Rheinland aber nicht nur im Auftrag staatlicher Behörden. Für Unternehmen sind die Verkehrsexperten beispielsweise in den Bereichen Bahntechnik, Luftfahrt, Automobil sowie Transport und Logistik aktiv. Sie erstellen Gutachten, begleiten Unternehmen bei der Produktentwicklung – und haben dabei immer den Einsatz innovativer Technologien im Blick. Beispiel Verkehrstelematik: Gemeinsam mit Anwendern, Entwicklern und Herstellern arbeiten die Experten von TÜV Rheinland weltweit an elektronischen Maut- und Verkehrsleitsystemen. Die intelligente Steuerung von Verkehrsströmen und Logistikprozessen ist ein vielversprechender Ansatz, um Ressourcen zu schonen, CO2 einzusparen und die Sicherheit im Straßenverkehr weiter zu erhöhen. Das gleiche Ziel verfolgt TÜV Rheinland mit Strategien und Konzepten rund um das autonome Fahren.
„Jeder Tag ist anders“ Carola Buchwald, Jahrgang 1987, hat ihr Faible für Technik zum Beruf gemacht: Bei TÜV Rheinland prüft sie eigenverantwortlich Fahrzeuge und nimmt Führerscheinprüfungen ab. „Ein Schreibtischjob? Nein danke!“ Carola Buchwald liebt die praktische Herausforderung. Schon früh entschied sie sich für eine technische Laufbahn, studierte Kraftfahrzeugtechnik in Köln und arbeitete danach zunächst im Bereich Prototypenkonstruktion für die Automobilindustrie. „Innovative Autoteile, zum Beispiel Bremssysteme entwickeln – das war natürlich spannend, aber für meinen Geschmack noch immer zu theoretisch.“ Carola Buchwald sattelte um und absolvierte eine Ausbildung zur amtlich anerkannten Sachverständigen bei TÜV Rheinland. „Hier bin ich direkt am Objekt, direkt am Kunden. Da läuft man nie Gefahr, jeden Tag das Gleiche wie gestern zu erleben.“ In der Prüfstelle Köln-Mülheim durchleuchtet Carola Buchwald die Autos der Kunden, die zur Hauptuntersuchung kommen, begutachtet unter anderem Umbauten am Fahrzeug und nimmt Führerscheinprüfungen ab. Eine verantwortungsvolle Tätigkeit, bei der sie laufend eigenständige Entscheidungen treffen muss – bei der sie jedoch nicht allein gelassen wird. Regelmäßige Weiterbildungen garantieren, dass die Prüferin technisch immer auf dem neuesten Stand ist. „Sollte dennoch ein Fahrzeugmodell oder eine Komponente auftauchen, mit der hier in der Prüfstelle niemand vertraut ist, beraten wir
uns mit dem Competence Center“, erklärt Carola Buchwald. „Dort sitzen erfahrene Sachverständige, die den Markt beobachten und das gesamte Know-how des internationalen Expertennetzwerks von TÜV Rheinland bündeln.“ Für zusätzliche Sicherheit sorgen interne und externe Qualitätskontrollen. Gutachten werden stichprobenartig überprüft, bei den Hauptuntersuchungen finden verdeckte Tests mit präparierten Fahrzeugen und unangekündigte Nachkontrollen statt. „Wenn Differenzen bei den Ergebnissen auftauchen, ein Sachverständiger zum Beispiel einen Mangel übersieht, wird direkt gegengesteuert, um die Prüfqualität zu verbessern.“ Wer allerdings zu oft falsch urteilt, kann die Lizenz zum Prüfen verlieren. Dass ihre Arbeit ständig auf dem Prüfstand steht, findet Carola Buchwald richtig und wichtig: „Es geht schließlich um etwas – beim Thema Sicherheit dürfen wir uns keine Fehler leisten.“ Das gilt übrigens auch für das Fahrverhalten der Sachverständigen. „Ist doch klar“, meint die junge Expertin, die in ihrer Freizeit Oldtimer restauriert: „Wer selbst darüber entscheidet, ob jemand den Führerschein bekommt oder nicht, sollte keine Punkte in Flensburg haben.“
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Academy & Life Care
Gesundheit und Qualifikation: Schlüsselfaktoren für Unternehmen Ein Dreh- und Angelpunkt der Geschäftstätigkeit von TÜV Rheinland ist der Mensch an seinem Arbeitsplatz und in seinem beruflichen Umfeld. So wurde die Prüforganisation nicht zuletzt ins Leben gerufen, um die Zahl der Arbeitsunfälle einzudämmen, die Gesundheit von Beschäftigten zu schützen und zugleich ihre Qualifikation zu verbessern. Heute sind die Leistungen rund um den Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie die Aus- und Weiterbildung im weltweit tätigen Geschäftsbereich Academy & Life Care von TÜV Rheinland gebündelt. Ging es beim Arbeitsschutz lange Zeit um die rein technische Vermeidung von Unfällen am Arbeitsplatz, so stehen heute eine umfassende Prävention und die ganzheitliche Gesundheitsvorsorge im Fokus. Ein Trend, der durch die Digitalisierung, globale Vernetzung und zunehmend ältere Belegschaften
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noch befördert wird. Die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter langfristig zu erhalten, liegt im ureigenen Interesse von Unternehmen, bergen doch arbeitsbedingte Erkrankungen und Ausfälle betriebswirtschaftliche Risiken. Gleichzeitig haben Arbeitgeber eine gesetzlich vorgeschriebene Für-
sorgepflicht und sind dafür verantwortlich, ihren Beschäftigten einen sicheren und gesunden Arbeitsplatz bereitzustellen. Gerade kleine und mittlere Unternehmen verfügen indes vielfach nicht über die notwendigen Ressourcen, um die
TÜV Rheinland bietet folgende Leistungen für Arbeitgeber an – unabhängig von der Größe des Unternehmens oder der Organisation: - Arbeitsmedizin - Arbeitssicherheit - Arbeits-, Betriebs- und Organisations psychologie - Betriebliches Gesundheitsmanagement - Betriebliche Gesundheitsförderung - Versorgungsmanagement - Sicherheits- und Gesundheits schutzkoordination auf Baustellen - Organisatorischer Brandschutz - Gefahrstoffmanagement
Vorgaben der Gesundheitsvorsorge umzusetzen. Mit mehr als 700 Beschäftigten zählt TÜV Rheinland zu den größten Anbietern von qualifizierten Arbeitsund Gesundheitsschutz-Dienstleistungen in Deutschland. Durch ihre Ausbildung sowie regelmäßige Schulungen und Lehrgänge sind etwa die Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit befähigt, Gefährdungsbeurteilungen zu erstellen, die im Rahmen des Arbeitsschutzgesetzes gefordert werden. Für bestimmte arbeitsmedizinische Bereiche wie den Strahlenschutz erwerben die Mediziner von TÜV Rheinland zusätzliche Sonderqualifikationen. Dauerthema Arbeitssicherheit Trotz insgesamt rückläufiger Tendenz ereignen sich hierzulande immer noch rund 950.000 Arbeitsunfälle pro Jahr. Nach dem deutschen Arbeitssicherheitsgesetz sind alle Arbeitgeber ausnahmslos verpflichtet, für jeden Arbeitsplatz Gefährdungsbeurteilungen zu erstellen und zu dokumentieren. Sie können dazu Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit einstellen oder diese Aufgaben an einen Dienstleister übertragen. Die Fachleute für Arbeitssicherheit von TÜV Rheinland unterstützen
Arbeitgeber bei der Erstellung der gesetzlich vorgeschriebenen Gefährdungsbeurteilungen und beim Aufbau einer geeigneten Arbeitsschutzorganisation. Sie führen Arbeitsplatzmessungen und Prüfungen von elektrischen Geräten durch, beraten in Fragen des Brandschutzes und übernehmen die sicherheitstechnische Beratung zu Anlagen und Arbeitsmitteln. Betriebliches Gesundheitsmanagement Die Fürsorgepflicht des Arbeitgebers bezieht sich nicht nur auf physische Gefährdungen, sondern auch auf psychische Belastungen. Mit einem professionellen betrieblichen Gesundheitsmanagement können Unternehmen die aktuellen Herausforderungen systematisch und effektiv meistern. TÜV Rheinland unterstützt Arbeitgeber dabei, ein solches System zu etablieren. Arbeitsmedizinische Prüfungen und Untersuchungen An rund 60 Standorten betreibt TÜV Rheinland spezielle arbeitsmedizinische Zentren. Untersuchungen des Hörvermögens und der Sehfähigkeit werden hier ebenso durchgeführt wie
Eignungsprüfungen oder vorbeugende Maßnahmen wie Grippeschutzimpfungen, Check-up-Untersuchungen sowie reisemedizinische Beratungen. Hilfestellung bei psychischen Belastungen Stress, Erschöpfungssymptome, Burnout: Psychische Belastungen am Arbeitsplatz haben in den vergangenen Jahren messbar zugenommen und spiegeln sich in der Krankenstatistik wider. Seit September 2013 muss jeder Arbeitgeber vom Kleinstunternehmer bis hin zum Konzern im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung auch die psychischen Belastungen ermitteln und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Die Betriebspsychologen von TÜV Rheinland unterstützen Arbeitgeber bei dieser Herausforderung. Eine professionelle Mitarbeiter- und Sozialberatung hat sich vor allem im Umgang mit schweren Erkrankungen sowie in Krisen- und Belastungssituationen bewährt. Ziel ist es, die Lebensqualität der Betroffenen langfristig zu verbessern, die Wiedereingliederung ins Arbeitsleben zu erleichtern und wirtschaftliche Verluste für Arbeitgeber durch Fehlzeiten zu vermeiden.
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Von klassischen Arbeitsfeldern wie Schweißen über Logistik, Mobilität und IT bis zu Gesundheit und Pflege: Die TÜV Rheinland Akademie bietet zahlreiche berufliche Qualifizierungsmaßnahmen an.
der effektiven Verknüpfung analoger und digitaler Lernformen trägt TÜV Rheinland dieser Entwicklung Rechnung. Allein die Akademie ist heute in mehr als 20 Ländern weltweit aktiv und bietet ein vielfältiges, branchenübergreifendes Spektrum an beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen – in traditionellen Arbeitsfeldern wie dem Schweißen ebenso wie in den Bereichen IT, Gesundheit, Pflege, Mobilität, Bauen oder Immobilien. Menschen qualifizieren, Unternehmen befähigen, digitalen Wandel begleiten Neben der Arbeitssicherheit und Gesundheitsvorsorge bildet die berufliche Qualifizierung die zweite Säule des Geschäftsbereichs Academy & Life Care bei TÜV Rheinland. Wie der Arbeitsschutz begleitet auch das Engagement im Bereich Bildung TÜV Rheinland von Beginn an. So waren die technische Ausbildung und berufliche Qualifikation des Personals von Industrieunternehmen stets wesentlicher Bestandteil der Tätigkeit von TÜV Rheinland. Im Zuge der digitalen Transformation sind die Anforderungen an die fachgerechte Bedienung, Kontrolle und Wartung von Maschinen und Systemen immer weiter gestiegen. Gleichzeitig gewinnen wissensbasierte Dienstleistungen und Produkte zunehmend an Bedeutung. Mit einem gezielten Aus- und Weiterbildungsangebot und
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Mitarbeiter mit geprüfter Qualifikation Der Geschäftserfolg von Unternehmen hängt maßgeblich vom Know-how und der Kompetenz der Beschäftigten ab. Mitarbeiter mit Personenzertifikat verfügen über eine unabhängig geprüfte Qualifikation – ein wichtiger Faktor im Wettbewerb. Die Personenzertifizierungsstelle von TÜV Rheinland ist nach DIN EN ISO 17024 durch die Deutsche Akkreditierungsstelle DAkkS akkreditiert. Diese internationale Norm legt einheitliche Anforderungen an die Arbeitsweise von Personenzertifizierungsstellen fest. Damit liegt der Personenzertifizierung ein weltweit anerkanntes Regelwerk zugrunde, das eine internationale Vergleichbarkeit der Zertifizierungen ermöglicht. Grundsätzlich können sowohl Einzelpersonen als auch Unternehmen die Qualifikation von Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern durch unabhängige Dritte wie TÜV Rheinland überprüfen und bestätigen lassen. Die Personenzertifizierungsstelle von TÜV Rheinland „PersCert TÜV“ nimmt jährlich 25.000 bis 30.000 solcher Personenzertifizierungen vor. Das Spektrum reicht vom Fachplaner Brandschutz über den IT-Sicherheitsbeauftragten und Umweltschutzmanager bis zum „1st and 2nd Party Auditor Medical Devices International (TÜV)“. Neben den Abschlüssen, die im Rahmen der Akkreditierung nach DIN EN ISO 17024 erfolgen, entwickelt PersCert TÜV zahlreiche Zertifizierungsprogramme, die mit Kooperationspartnern aus der Industrie und dem Dienstleistungsbereich, mit Bildungsanbietern, Verbänden und Behörden umgesetzt werden. PersCert TÜV dokumentiert die Abschlüsse auf der allgemein zugänglichen OnlinePlattform www.certipedia.com von TÜV Rheinland. TÜV Rheinland Hochschul-Campus Der TÜV Rheinland Hochschul-Campus ist ein neues Konzept, das berufliche Aufstiegsfortbildung und akademisches Studium verbindet. Der Campus bietet in zehn deutschen Städten berufsbegleitende Weiterbildung und Studiengänge in den Bereichen Technik, IT, Gesundheit und Management an. Alle Studiengänge und Weiterbildungen führen zu national und international anerkannten Abschlüssen.
Personenzertifizierung: Wissenstransfer garantiert Jörg Lochmann, Jahrgang 1971, arbeitet als Personenzertifizierer am Nürnberger Standort von TÜV Rheinland. Der gebürtige Rheinländer ist gelernter Industriekaufmann und Heilerziehungspfleger. Nach dem Studium der Sozialpädagogik war er viele Jahre in der beruflichen Weiterbildung tätig und hat Lehrgänge im Bereich Gefahrguttransporte konzipiert, bevor er Anfang 2014 zur Personenzertifizierung bei TÜV Rheinland wechselte. Von der Weiterbildung zur Zertifizierung – für Jörg Lochmann eine folgerichtige berufliche Weichenstellung, kann er doch als Mitglied einer unabhängigen Überwachungsstelle den Lernerfolg direkt bewerten und vor allem die Qualität von Leistungsbeurteilungen sicherstellen. „Zwar schließen die meisten Weiterbildungsmaßnahmen mit einer Teilnahmebescheinigung bzw. einem Zertifikat ab. Dieses bezieht sich jedoch nur auf den Inhalt einer Schulung und bestätigt durch eine Prüfung, dass der Teilnehmer verstanden hat, was geschult wurde“, so Jörg Lochmann. Ganz anders bei einem Zertifikat einer akkreditierten Personenzertifizierungsstelle nach der Norm für Personenzertifizierung DIN EN ISO 17024. Darin ist genau festgelegt, wer bewerten darf und wie bewertet wird. Und vor allem wird hier eine Kompetenz überprüft, d.h. die Befähigung, definierte Anforderungen zu erfüllen. Deshalb gibt es im Zertifizierungsprogramm selbst genaue Vorgaben zu den Zulassungsvoraussetzungen, zum Beispiel zur beruflichen Erfahrung, zum vermittelten Wissen oder zum Umfang der Weiterbildung und zum Prüfungsprozedere. Immer mehr Unternehmen und Mitarbeiter wünschen sich im Anschluss an eine Fortbildung ein solches Zertifikat, das
für zuverlässig geprüfte Kompetenz, aktuelles Wissen und weltweite Anerkennung steht. Deshalb bietet TÜV Rheinland mittlerweile eine Vielzahl von Personenzertifizierungen an. Gemeinsam mit einem namhaften Estrichproduzenten hat Lochmann beispielsweise eine Prüfung zum zertifizierten Estrichverleger entwickelt. Damit will der Hersteller sicherstellen, dass sein Baustoff in der Praxis auch fachgerecht aufgebracht wird. Nicht nur Industriebetriebe, gerade auch Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen legen Wert auf ein unabhängiges Prüfsiegel, um die Kompetenz ihrer Mitarbeiter abzusichern und nachzuweisen. Ein aktuelles Beispiel ist das Zertifizierungsprogramm zum geprüften Resilienz-Berater, mit dem die Beratungsqualität innerhalb eines Bereichs der betrieblichen Gesundheitsvorsorge sichergestellt wird. Jörg Lochmann sieht hier erheblichen Bedarf: „Mit Personenzertifizierungen können Unternehmen Gruppen von Mitarbeitern sowie Lieferanten und Händlernetze auf ein einheitlich hohes Qualifikationsniveau bringen und dies auch ihren Kunden gegenüber ausweisen.“
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Prüfung von Managementsystemen
Kritischer Blick hinter die Kulissen Bessere Produktqualität, effiziente Abläufe und mehr Kundenzufriedenheit: Moderne Managementsysteme helfen Unternehmen dabei, ihre Prozesse zu optimieren und ihre Ziele planmäßig zu erreichen. Speziell ausgebildete Auditoren von TÜV Rheinland überprüfen und zertifizieren diese Systeme nach international anerkannten Normen wie ISO oder EN. Um bestimmten Branchenoder Marktanforderungen gerecht zu werden, hat TÜV Rheinland darüber hinaus eigene Prüf standards entwickelt – beispielsweise für nachhaltige Unternehmensführung oder die Service qualität in Unternehmen.
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Vom Qualitätsmanagement (ISO 9001) über das Umweltmanagement (ISO 14001) und den Arbeits- und Gesundheitsschutz (OHSAS 18001) bis zum Informationssicherheitsmanagement (ISO 27001): Anerkannte Standards sollen in globalen Produktions- und Lieferketten eine gleichbleibende Sicherheit und Qualität gewährleisten. Ob ein System den Anforderungen entspricht, überprüft TÜV Rheinland in einem mehrstufigen Audit. Nach erfolgreich abgeschlossener Prüfung erhält das Unternehmen ein maximal drei Jahre gültiges Zertifikat, das die Normkonformität und Wirksamkeit des Managementsystems bescheinigt. Die Auditoren wissen, wovon sie sprechen TÜV Rheinland besitzt für diese Tätigkeit spezielle Zulassungen, sogenannte Akkreditierungen. In Deutschland ist
dafür die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) in Berlin zuständig – eine wichtige Kontrollinstanz für die Unabhängigkeit und Kompetenz des Prüfdienstleisters. Die Auditoren selbst müssen hohe Anforderungen erfüllen, bevor sie bei TÜV Rheinland für die Prüfung von Managementsystemen zugelassen werden. Nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung oder einem Hochschulstudium sammeln sie mehrere Jahre Berufserfahrung, vor allem auch in dem Bereich, in dem sie später eingesetzt werden. Es folgt eine qualifizierte Auditorenausbildung mit 20 Audittagen als Trainee und einer abschließenden Bewertung durch einen erfahrenen Leitauditor. Auch bei der Zertifizierung von Dienstleistungen und Prozessen nach eigenen Standards orientiert sich TÜV Rheinland an den vorhandenen
ISO-Normen und anderen offiziellen Standards. Allerdings sind die selbst entwickelten Standards stärker auf spezifische Branchen- oder Marktanforderungen ausgerichtet. So hat TÜV Rheinland beispielsweise aufgrund konkreter Anfragen aus der Hotelbranche einen eigenen Standard für Servicequalität entwickelt.
„Wer Schwachstellen erkennt, kann besser werden“ Ralf Radtke, Jahrgang 1971, arbeitet als Lead-Auditor bei TÜV Rheinland und ist dort für Prüfungen nach ISO 9001 (Qualitätsmanagement), ISO 14001 (Umweltmanagement) und ISO 50001 (Energiemanagement) zugelassen. Der Diplomingenieur für Umweltingenieurwesen und Verfahrenstechnik durchlief verschiedene berufliche Stationen, bevor er Anfang 2016 bei dem Kölner Prüfdienstleister startete. Außerdem hat er spezielle Qualifikationen im Umwelt- und Energiemanagement erworben. „Ohne ein breit gefächertes technisches Know-how und eine gute Portion Erfahrung in dem Bereich, in dem man als Prüfer eingesetzt wird, geht es nicht – schließlich müssen wir komplexe Prozessabläufe und Verfahren beurteilen können“, sagt Radtke. Die meiste Zeit ist Ralf Radtke bei den Auditverfahren vor Ort bei Kunden tätig. Zusätzlich befasst er sich mit der Vor- und Nachbereitung von Audits sowie mit der Bewertung von Auditergebnissen. Regelmäßige Fort- und Weiterbildungen stehen ebenfalls auf seiner beruflichen Agenda. Ein intensives Audit eines Energiemanagementsystems kann mehrere Tage dauern, abhängig von Firmengröße und -komplexität. Dabei spielen beispielsweise auch die Energieverbrauchs-Zahlen des Unternehmens eine Rolle. Jedes Detail wird hinterfragt. „Ein solches Auditverfahren müssen die Unternehmen aber nicht fürchten – im Gegenteil: Sie
profitieren davon, eventuelle Schwachstellen zu erkennen, und können sich dadurch in ihrer Energie- und Kostenbilanz verbessern“, so Radtke. Neben der Audit-Situation selbst reizt ihn vor allem die Vielfalt des Jobs. „Ich bekomme tiefe Einblicke in die unterschiedlichsten Unternehmen vom einfachen Labor bis zum Hersteller von Flugzeugtriebwerken – das ist schon sehr interessant.“ Nach dem Vier-Augen-Prinzip prüft ein Reviewer von TÜV Rheinland den Vorgang noch einmal unter anderem auf Plausibilität. Die TÜV Rheinland Cert GmbH ist eine akkreditierte Zertifizierungsstelle, deren Auditierungsund Zertifizierungstätigkeit von Qualitäts-, Umwelt- und Energiemanagementsystemen durch die DAkkS – die Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH – überwacht wird. Hierzu gehören auch sogenannte Witness-Audits, in denen die DAkkS die Auditoren bei ihrer Arbeit begleitet und bewertet.
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Prüfung von IT-Systemen und Telekommunikationsnetzwerken
Im Einsatz für eine sichere digitale Welt Selbststeuernde Roboter, Mobile Business, Cloud Computing: Durch die fortschreitende digitale Transformation stehen Unternehmen und Organisationen unter dem Druck, in immer kürzeren Abständen neue Technologien in ihre Geschäftsprozesse integrieren zu müssen. Damit erhöhen sich nicht nur die Anforderungen an die Sicherheit, sondern auch an die Geschwindigkeit und Leistungsfähigkeit der Netze. Mit einem internationalen Expertenteam arbeitet TÜV Rheinland seit über 20 Jahren daran, den Schutz von Netzwerk- und Informationssystemen zu verbessern. Darüber hinaus treibt TÜV Rheinland im Auftrag von Telekommunikationsunternehmen und öffentlicher Hand den Ausbau leistungsfähiger Netze weiter voran. Die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines digitalen Angriffs zu werden, hat sich in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. 2015 wurden 38 Prozent mehr Cyberattacken registriert als im Jahr zuvor – der Schaden für die deutsche Wirtschaft liegt nach Schätzungen des Branchenverbands Bitkom bei jährlich rund 51 Milliarden Euro. Mit Rechtsvorschriften wie dem ITSicherheitsgesetz versucht der Gesetz-
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geber gegenzusteuern. Es verpflichtet Betreiber sogenannter kritischer Infrastrukturen wie etwa Industrieanlagen oder Strom- und Wasserversorgungsnetzen dazu, IT-Sicherheitsvorfälle zu melden und Mindeststandards bei der IT-Sicherheit einzuhalten. Noch einen Schritt weiter geht die neue EU-Richtlinie zur Cyber-Sicherheit. Sie schreibt vor, dass die eingesetzte Hard- und Software künftig auf mögliche Sicherheitslücken überprüft und
gegebenenfalls nachgebessert werden muss. Cyber Security – eine globale Herausforderung Fehlende Ressourcen, mangelndes Knowhow, knappe Budgets und immer komplexere IT-Systeme: Viele Unternehmen sind im Alltagsgeschäft damit überfordert, ein angemessenes Sicherheitsniveau herzustellen. Bereits in den 1990er-Jahren hat TÜV Rheinland
damit begonnen, spezielle Services rund um IT-Sicherheit und Telekommunikation aufzubauen. Im Geschäftsbereich ICT & Business Solutions (ICT steht für Information and Communication Technology) bieten heute rund 600 Spezialisten weltweit Leistungen von der strategischen Beratung über die Prozessoptimierung bis zur Implementierung oder Zertifizierung von sicheren IT-Systemen und Telekommunikationsnetzwerken. Schwerpunktregionen sind neben Deutschland und Großbritannien die USA sowie der Mittlere Osten. Mit Blick auf den wachsenden Grad der Vernetzung in Wirtschaft und Gesellschaft gewinnt Cyber Security einen immer höheren Stellenwert. So unterstützt TÜV Rheinland Unternehmen und öffentliche Hand darin, ihr ITSicherheitsniveau auf allen Ebenen zu steigern. Die Experten analysieren die bestehenden IT-Schutzmaßnahmen und ermitteln den tatsächlichen Bedarf.
Auf dieser Basis erstellen sie Sicherheitskonzepte, die nicht nur der Bedrohungslage, sondern auch den jeweils geltenden gesetzlichen Vorgaben Rechnung tragen. Zertifizierte IT-Sicherheit Zu den IT-Sicherheitsprüfungen, die TÜV Rheinland im Einzelnen durchführt, gehören technische Prüfungen und Sicherheitsaudits sowie Sicherheitstests für Applikationen und Systeme – sogenannte Penetrationstests. Kontrolliert werden Prozesse, Konzepte und Sicherheitsrichtlinien ebenso wie die Einhaltung hauseigener Standards von TÜV Rheinland für Sicherheit, Qualität und Compliance. Diese basieren oftmals auf internationalen Normen und wurden von TÜV Rheinland um eigene Kompetenzen und Erfahrungen erweitert. Beispiele sind die Zertifikate „Geprüfter Datenschutz“, „Datenschutz und Datensicherheit für Online-Applikationen“ sowie die Standards „Certified Cloud Service“ und „Certified Online
Shop“. Darüber hinaus begleiten staatlich anerkannte Zertifizierungsexperten die Kunden beim Aufbau und dem regelmäßigem Qualitäts-Check von Managementsystemen zur Informationssicherheit (ISMS) gemäß der international anerkannten Norm ISO 27001. Leistungsstarke Netze im digitalen Wandel Ein hohes, durch unabhängige Dritte bestätigtes Sicherheitsniveau wird Entwicklungen wie Industrie 4.0, das Internet der Dinge, E-Government, Smart City oder E-Health gewiss weiter beflügeln. Zugleich steigen die damit verbundenen Datenmengen immer weiter an. Diese lassen sich nur mit leistungsfähigen Breitbandnetzen bewältigen. Deshalb begleitet TÜV Rheinland Unternehmen und öffentliche Auftraggeber auf kommunaler sowie auf Landes- und Bundesebene zuverlässig dabei, den Ausbau digitaler Infrastrukturen flächendeckend voranzutreiben.
Drei Fragen an Dr. Daniel Hamburg, Head of Security Engineering
„Informationssicherheit ist eine Mission“ Daniel Hamburg, Jahrgang 1978, hat in Bochum Elektround Informationstechnik studiert und darin auch promoviert. Seit 2011 leitet er bei TÜV Rheinland den Bereich Security Engineering und führt mit seinem Team vor allem Sicherheitstests und technische Analysen durch – bei Großkonzernen ebenso wie bei mittelständischen Unternehmen und kommunalen Einrichtungen. Was qualifiziert Sie für Ihre Tätigkeit bei TÜV Rheinland? Ich hatte das Glück, das in der Promotion erworbene Theoriewissen direkt in der Praxis bei einem international tätigen Handelsunternehmen anwenden zu können. Dadurch fällt es mir zugleich leichter, Informationssicherheit im umfassenden Sinne zu verstehen: Die Integrität, Vertraulichkeit und Verfügbarkeit von Daten ist ja nicht nur eine Frage der Technik, sondern auch der Prozesse und der organisatorischen Rahmenbedingungen.
Warum fasziniert Sie das Thema Informationssicherheit? Unternehmen und Institutionen in der digitalen Welt sicherer zu machen und sie auf technischer und organisatorischer Ebene zu schützen, hat mich schon immer begeistert. Insofern ist Informationssicherheit für mich eine wichtige Mission. Hinzu kommt die große Bandbreite an Branchen und Unternehmen. Wir beraten Großkonzerne wie mittelständische Unternehmen und öffentliche Einrichtungen, Strom- und Wasserversorger ebenso wie Finanz- und Telekommunikationsdienstleister. Wie stellen Sie sicher, dass Sie mit Ihren Bewertungen immer richtig liegen? Mit einer permanenten Weiterbildung im Team arbeiten wir daran, im besten Fall einen Schritt schneller zu sein als mögliche Hacker. Zum anderen gilt das Vier-Augen-Prinzip: Jeder Prüfbericht wird nochmals intern überprüft. Und nicht zuletzt lassen wir auch unsere eigene Organisation regelmäßig unabhängig nach ISO 9001 für das Qualitätsmanagement und ISO 27011 für die Informationssicherheit prüfen und zertifizieren. So können unsere Kunden sicher sein, dass Informationen zuverlässig und vertraulich behandelt werden.
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Wichtig zu wissen Begriffe rund um TÜV Rheinland
Akkreditierung Die konkrete Anerkennung, Prüfungen durchführen zu können und zu dürfen, erfolgt durch staatliche Stellen oder Behörden – in Deutschland beispielsweise durch die DAkkS. Weltweit besitzt TÜV Rheinland 350 Akkreditierungen, die ständig extern überprüft und erneuert werden. Audit In diesen Untersuchungsverfahren prüfen speziell ausgebildete Auditoren, ob Prozesse oder Managementsysteme die jeweils geltenden Anforderungen und Richtlinien erfüllen. Benannte Stelle TÜV Rheinland arbeitet in Europa als Benannte Stelle oder Notified Body – die Bezeichnung für ein unabhängiges Prüf- und Zertifizierungsunternehmen, das nach europäischem Recht von einer Behörde für die Durchführung von Prüfungen anerkannt wurde. DAkkS In Deutschland ist die Anerkennung qualifizierter Prüfdienstleister eine hoheitliche Aufgabe des Bundes. Verantwortlich ist die Deutsche Akkreditierungsstelle in Berlin (www.dakks.de). Konformitätsbewertung Hierbei wird festgestellt, dass eine Übereinstimmung mit festgelegten Anforderungen besteht – beispielsweise an ein Produkt, ein Verfahren oder einen Prozess, eine Dienstleistung, ein System oder eine Person. Bekannte Prüfzeichen für die Konformität von Produkten in puncto Sicherheit sind das deutsche GS-Zeichen und das Prüfzeichen von TÜV Rheinland. Managementsysteme TÜV Rheinland prüft unter anderem nach folgenden internationalen
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Standards: ISO 9001 (Qualitätsmanagement), ISO 14001/EMAS (Umweltmanagement), ISO 50001 (Energiemanagement), OHSAS 18001 (Arbeits- und Gesundheitsschutz), ISO 27001 (Informationssicherheitsmanagement), ISO 22000 (Lebensmittelsicherheit). Normen Normen sind keine Gesetze, sondern allgemein anerkannte, standardisierte Regelwerke, die Vergleichbarkeit im Warenverkehr schaffen. Sie enthalten einen Katalog von Anforderungen an Produkte oder Prozesse und existieren auf nationaler (z.B. DIN), europäischer (z.B. EN) und internationaler Ebene (z.B. IEC-, ISO-Normen). Prüfauftrag In vielen Fällen prüft TÜV Rheinland aufgrund von gesetzlichen Vorgaben und wird dabei durch staatliche Behörden kontrolliert – etwa bei der Hauptuntersuchung von Autos und der Prüfung bestimmter technischer Anlagen. Andere Prüfungen sind freiwillig, erfolgen aber nach gesetzlichen Regeln, zum Beispiel Prüfungen des GS-Zeichens. Darüber hinaus prüft TÜV Rheinland nach selbst entwickelten Standards und eigenen Kriterien. Im Auftrag von Unternehmen oder Behörden erstellt TÜV Rheinland beispielsweise Schadensgutachten bei Unfällen, testet neue Produkte oder führt Prüfungen bei der Planung von Großprojekten durch. Sachverständige Für bestimmte Aufgaben, etwa die Fahrzeugprüfung, dürfen in Deutschland nur amtlich anerkannte Sachverständige eingesetzt werden. In anderen Bereichen sind sie in der Regel über ihre persönliche Qualifikation und die Beschäftigung bei TÜV Rheinland als akkreditierter Prüforganisation legitimiert.
TÜV Den „TÜV“ kennt jeder. In Deutschland und weltweit. „TÜV“ ist für viele Menschen zu Recht gleichbedeutend mit neutral geprüfter Qualität und Sicherheit. Weniger bekannt ist, dass die Marke von verschiedenen TÜVGesellschaften genutzt wird, die im Wettbewerb zueinander stehen. Ebenso wie TÜV Rheinland ist auch die Marke TÜV geschützt. Sie darf ausschließlich von TÜV-Gesellschaften verwendet werden. Dafür sorgt der markenrechtliche Schutz in Deutschland, Europa und in zahlreichen weiteren Ländern rund um den Globus. Zertifizierung Mit einem Zertifikat bestätigen unabhängige Stellen wie TÜV Rheinland, dass etwa ein Produkt konform zu den Regelungen des GS-Zeichens geprüft wurde oder ein Qualitätsmanagement die Anforderungen des geltenden ISO-Standards erfüllt. In der OnlineDatenbank www.certipedia.com sind durch TÜV Rheinland geprüfte Dienstleistungen, Unternehmen, Systeme, Produkteigenschaften und Personalzertifizierungen öffentlich zugänglich. ZÜS TÜV Rheinland zählt zu den „Zugelassenen Überwachungsstellen“ in Deutschland, die von der Zentralstelle der Länder für Sicherheitstechnik (ZLS) anerkannt sind, um verschiedene gefährliche Anlagen prüfen zu dürfen. Eine Liste aller ZÜS findet sich unter www.baua.de.
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® TÜV, TUEV und TUV sind eingetragene Marken. Eine Nutzung und Verwendung bedarf der vorherigen Zustimmung.
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