TU Wien Magazin | Ethik | Ausgabe 6, September 2020

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18 LOGIC AND COMPUTATION

Mathematische PrĂ€zision fĂŒr ethische Argumente

D

ie Veden, eine Sammlung religiöser Texte im Hinduismus, gelten als heilige Schriften. Der westlichen Indologie zufolge entstanden sie zwischen 1500 und 800 v. Chr., nach klassischer indischer Auffassung weit frĂŒher. Laut beiden wurden die Veden jedenfalls jahrtausendelang mĂŒndlich an auserwĂ€hlte SchĂŒler weitergegeben, bevor sie niedergeschrieben wurden. In der großen Sammlung alter Sanskrit-Texte sind zum Teil sehr klare moralische Regeln enthalten, wie z. B.: Man soll kein lebendes Wesen schĂ€digen. Andere Texte, die Anleitungen zum Töten eines Feindes liefern, stehen dazu in einem scheinbaren Widerspruch.

Die Analyse der Sanskrit-­ Texte setzt die ­EinfĂŒhrung mathematischer und computer­ gestĂŒtzter Werkzeuge ­voraus.

2000 Jahre Forschung Seit Jahrtausenden wird an den heiligen Texten der Veden geforscht. Die darin enthaltenen moralischen Vorschriften und Verbote wurden bereits von der altindischen philosophischen Schule Mimamsa analysiert und interpretiert, um zu erklĂ€ren, welche Handlungsweisen sich daraus ableiten lassen. „Die rigorosen Logik-Regeln dieser Philosophen sind eng mit unserer Forschungsarbeit in der Logik verknĂŒpft. Nur dass wir heute Regeln in einer Sprache formalisieren, die auch ein Computer verstehen kann“, sagt Agata Ciabattoni. Die TU-Professorin am Institut fĂŒr Logic and Computation leitet in Kooperation mit Elisa Freschi, einer

FOTOS: TU WIEN/LUIZA PUIU

In einem Informatik-Projekt der TU Wien werden Jahrtausende alte Sanskrit-­Texte untersucht. Ziel ist es unter anderem, mit mathematischen Methoden n ­ ĂŒtzliche ­Logiken aufzubauen, die mit Verboten und Verpflichtungen operieren.


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