Albert Innerhofer
„Hinauf in luftige Höhen“ 100 Jahre Seilbahn Lana – Vigiljoch
Am 31. August 1912, heuer genau vor 100 Jahren, wurde die Seilbahn Lana–Vigiljoch feierlich eröffnet. Mit einer der ersten Schwebeseilbahnen der Welt konnten Einheimische wie Gäste den Lananer Hausberg, das Vigiljoch, bequem erreichen. Diese Seilbahn galt als Pionierarbeit sondergleichen und wurde nach den Plänen des damals schon sehr bekannten Schweizer Bergbahnerbauers Ing. Emil Viktor Strub (1858–1909) aus Zürich und des Ingenieurs Dr. Walter Conrad aus Wien von der Firma Giulio Ceretti & Vincenzo Tanfani aus Mailand erbaut. Ingenieur Emil Strub war Konstrukteur und Erfinder des Zahnstangen-Systems Strub und hierzulande kein Unbekannter mehr; er führte in Südtirol u.a. die Arbeiten bei der Mendelbahn (1902/03) und bei der Virglbahn (1906/07) aus.
Erste Seilbahnen entstehen Um die Mitte des 19. Jahrhunderts herrschte allerorts Aufbruchstimmung, sowohl in Industrie und Technik, als auch im Tourismus. In Tirol entstanden nacheinander Elektrizitätswerke und mechanische Werkstätten und noch vor der Jahrhundertwende, wurden die ersten Bergbahnen, zunächst mit Dampfbetrieb, später elektrisch betriebene und solche mit Zahnstange, in Betrieb genommen. Weltweit sorgten gleich mehrere Pioniere der Technik mit ihren Erfindungen für großes Aufsehen. Im nordspanischen San Sebastián wurde am 30. September 1907 weltweit die erste Personen-Pendelbahn auf den Monte Ulia eröffnet. Dies war die GeburtsstunAls erste Seilbahn in den Alpen fuhr de der modernen Luftseilvon 1908 bis 1910 diese Bahn von bahn. Die von Leonardo Bozen nach Kohlern. Torres Quevedo (1852–1936) gebaute Breitspur-WindenLuftseilbahn war somit die erste allein für den Personentransport bestimmte Luftseilbahn. Dort fuhr die 14-plätzigen Kabine auf nicht weniger als sechs Tragseilen (!) erstmals mit einer pneumatischen Fangbremse; sie wurde aber bereits im August 1912 eingestellt. Es folgte am 29. Juni 1908 die erste Seilbahn von Zwölfmalgreien bei Bozen nach Kohlern. Initiator und Erbauer war der Bozner Gastwirt Josef Staffler. Sie gilt als die erste Luftseilbahn für den Personentransport in den Alpen und in Österreich. Nur einen Monat später am 27. Juli 1908 wurde der berühmte Wetterhornaufzug als erste Luftseilbahn der Schweiz in Grindelwald eröffnet. Die Kohlererbahn musste mittlerweile
Hans Weber-Tyrol malte für die Vigiljochbahn Kein geringerer als der bedeutende Künstler Hans Weber-Tyrol (1874–1957) malte im Auftrag der Vigiljoch-Seilbahngesellschaft zur Eröffnung der Vigiljochseilbahn zwei Plakate und eine Serie von insgesamt sieben Landschaftsbildern, welche als Postkarten gedruckt und in alle Welt verschickt wurden. Die für Werbezwecke gestalteten Plakate befinden sich heute im Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck und wurden bereits mehrfach ausgestellt und publiziert. Hans Josef Weber-Tyrol wurde am 31. Oktober 1874 als Sohn des Schwazer Kaufmanns Ludwig Weber und seiner Frau Anna in Schwaz in Tirol geboren. Nach Aufenthalten und Studien in Innsbruck, Wien und Sillian, besuchte er die Münchner Akademie unter G. von Hackl, N. Gysis und P. Höcker. Erste Reisen führten ihn u.a. auch nach Südtirol. Nach mehreren Ausstellungen in München reiste er später auch nach Rom, Venedig, Genua, Neapel, Paestum und Capri. Schließlich kehrte er wieder nach München zurück. Erste Plakataufträge erhielt er 1904 für die Stubaitalbahn; später schuf er ein Plakat für die Valsugana-Bahn. 1906 hielt sich Weber-Tyrol am Reschensee, in Meran und in Schenna auf. Durch den Bildhauer Ludwig Penz lernte Hans Weber-Tyrol den damaligen Bürgermeister von Lana, Dr. Jakob Köllensperger, kennen. Köllensperger, ein gebürtiger Innsbrucker und seit 1899 in Lana ansässig, war Vorsitzender der Aktiengesellschaft für den Bau der Lana–Meran-Bahn, der VigiljochWeltweit wurde mit den von seilbahn und der Lokalbahn Lana– Burgstall und somit auch Initiator Hans Weber-Tyrol gestalteten und treibende Kraft der verschiedePlakaten für das Vigiljoch und nen Bahnen. die Seilbahn Werbung betrieben. Hans Weber-Tyrol erhielt 1910 die zwei Plakatauftrage für die Vigiljochseilbahn, die er 1911 fertig stellte. 1912 erfolgte seine wichtige künstlerische Begegnung mit Albin Egger-Lienz. Nach seinem Kriegseinsatz kam der Künstler ab 1922 immer öfter nach Südtirol. Schließlich übersiedelte er im Jahre 1929 nach Schenna und später nach Eppan, wo er die Tiroler Künstlervereinigung „Der Neue Bund“ gründete. Hans Weber-Tyrol verstarb am 14. Juli 1957 in Meran. In den folgenden Jahren wurden immer wieder große Gedenkausstellungen mit seinen Werken in Süd- und Nordtirol gezeigt. Die zwei von Hans Weber-Tyrol gemalten Plakate im Format 104 x 78 cm zeigen das Vigiljoch mit Mendel (in Blauton) und mit Schlern und Plattkofel (in Braunton) und wurden in der Wagnerischen k. k. Universitätsdruckerei in Innsbruck gedruckt. Sie tragen beide den Untertitel: „Südtyrol (Meran), Schwebebahn Lana–Vigiljoch, 1500 m.ü.d.M.“ Diese Plakate wurden 1993 von Albert Innerhofer anlässlich der Gedenkausstellung „Dipl.-Ing. Luis Zuegg und seine Zeit“ als Postkarten nachgedruckt. Hans Weber-Tyrols Landschaftsbilder wirken für sich, da es der Künstler bestens verstand die erlebten Natureindrücke in eine interessante Komposition zu bringen.
o.l.: Der Wetterhornaufzug mit dem Grindelwaldgletscher in der Schweiz
Sammlung: Pierre-Louis Roy, Paris
o.r.: Werbeprospekt mit der Vigiljochbahn aus dem Jahre 1910 u.l.: Luis Zuegg baute während des Ersten Weltkrieges zusammen mit seinem Bruder Josef Zuegg zahlreiche Militärseilbahnen entlang der Südfront. u.r.: Der Lananer Seilbahnpionier Dipl.-Ing. Luis Zuegg
Die Erschließung des Vigiljochs bei Lana begann
bereits am 30. September 1910 eingestellt werden, weil die österreichische Aufsichtsbehörde neue Sicherheitsbestimmungen „zu Bahnen niederer Ordnung“ erlassen hatte, wozu auch die erste Kohlererbahn zählte. Nun ging die Firma Adolf Bleichert & Co. aus Leipzig daran, die zweite, etwas modernisierte Kohlererbahn nach den neuen Bestimmungen zu bauen, welche dann am 10. Mai 1913 ihren Betrieb wieder aufnahm. Zuvor war bereits am 12. Oktober 1912 eine neue Seilbahn auf den Zuckerhut (Pào de Acúcar) in Rio de Janeiro in Brasilien in Betrieb gesetzt worden. Die nach den neuesten Gesetzen genehmigte erste Bahn im damaligen Österreich-Ungarn war aber die am 31. August 1912 eröffnete Seilbahn Lana–Vigiljoch im Burggrafenamt. Als erste Personenschwebebahn Frankreichs wurde im Jahre 1924 jene in Chamonix auf den Gipfel der Aiguille du Midi (Höhe der Bergstation in 3777 m Höhe) im Mont-Blanc-Massiv eröffnet. Diese Bahn sorgte damals ebenfalls für großes Aufsehen, war sie doch die höchste Seilbahn der Welt. Die Gipfelterrassen auf 3842 m Höhe bieten einen 360° Rundumblick auf die gesamten französischen, italienischen und Schweizer Alpen.
Bereits im August 1909 waren die Vorarbeiten für die Erschließung des Vigiljochs soweit gediehen, dass ein Konsortium unter der Führung des Rechtsanwaltes und Bürgermeisters Dr. Jakob Köllensperger aus Lana und mehreren Herren aus Lana, Meran und Bozen, nun die Erbauung einer Schwebeseilbahn von Lana auf das Vigiljoch vorantreiben konnte und erste Planungen in Auftrag gegeben wurden. Dieses hervorragende technische Werk war die Schöpfung besagten Konsortiums. Auch Dipl.-Ing. Luis Zuegg bewarb sich um diesen Auftrag und reichte seine Entwürfe und Pläne ein. Der Lananer Luis Zuegg kam jedoch zunächst noch nicht zum Zug und wurde vorerst übergangen, da der Auftrag an den Schweizer Bahningenieur Emil Viktor Strub und an die Mailänder Firma Giulio Ceretti & Vincenzo Tanfani ging. Luis Zuegg hatte ersten Erfahrungen aber bereits 1904 gemeinsam mit seinem Bruder Josef bei einem Seilbahnbau im Südtiroler Unterland von Magreid nach Unterfennberg sammeln können, wo es darum ging, Holz aus einem Wald herauszubringen. Bei der Errichtung des zweiten Elektrizitätswerkes im Frühjahr 1912 in der Gaulschlucht von Lana wurde von den beiden Brüdern Zuegg ebenfalls eine Bahn zum Transport von Materialien und Maschinen von der Ultnerstraße aus in die Gaul errichtet. Die bisher gewonnenen Erkenntnisse bei der Verwirklichung dieser ersten Materialseilbahnen wurden in Lana beim Bau der Vigiljochseilbahn schlussendlich und insbesondere durch Dipl.-Ing. Luis Zuegg genutzt. Kurz vor der
Technische Daten der ersten Vigiljochbahn:
Lana (328 m) Mittelstation (848 m)
Länge 1.060 m Höhenmeter 520 Steigung max. 104 % Eisenstützen 18 Geschwindigkeit max. 7,2 km/h
Mittelstation (848 m) Vigiljoch (1.481 m) 1.150 m 633 max. 105 % 21 max. 7,2 km/h
Lana (328 m) Vigiljoch (1.481 m) 2.210 m 1.153 ø 62% 39 max. 7,2 km/h
technischen Abnahme und amtlichen Kollaudierung durch das k. k. Eisenbahnministerium in Wien und der Inbetriebnahme traten noch Mängel und schwerwiegende Sicherheitsfehler an dieser neuen Seilbahn auf. In dieser Notlage erinnerte man sich des heimischen Seilbahnpioniers Luis Zuegg, der nun noch technische Änderungen und Umbauarbeiten vornehmen musste. Somit wurde die Vigiljochbahn nach den neuesten technischen Kenntnissen geplant und ausgeführt. Luis Zuegg hatte mit seinem Bruder Josef bereits vor und später vor allem während des Ersten Weltkrieges Erfahrungen im Seilbahnbau gesammelt, waren doch beide als Landsturmingenieur bzw. Standschützenhauptmann an der Südfront im Einsatz. Während des Ersten Weltkrieges herrschte nämlich nahezu ein „Seilbahnkrieg“; über 4.000 Militärseilbahnen für Kriegszwecke wurden in den Alpen und auf dem Balkan gebaut, um für den notwendigen Transport und Nachschub zu sorgen. Die Gebrüder Josef und Luis Zuegg bauten eine bedeutende Anzahl dieser Bahnen.
l.: Einige der 39 Eisenstützen r.: Blick auf die ehemalige Mittelstation
Die technischen Daten Das Grundprinzip dieser Bahn war einfach: über ein gespanntes Tragseil liefen die Wagen mittels Rollen und ein Zugseil sorgte für die Fortbewegung der einzelnen Wagen. Für den Bau mußte zunächst eine Hilfsbahn zum Transport der Baumaterialien errichtet werden, galt es doch 400 Tonnen Material für etliche tausend Kubikmeter Betonfundamente für die insgesamt 39 Eisenstützen und die Seilbahnstationen an Ort und Stelle zu bringen. Diese Vigiljochbahn hatte eine Gesamtlänge von 2.210 m und bewältigte einen Höhenunterschied von 1.153 m; der erste Abschnitt bewältigte 520 Höhenmeter, der zweite 633. Die Talstation lag 328 m, die Bergstation 1.481 m über dem Meeresspiegel. Die Seilbahn zerfiel in zwei Sektionen mit einer Mittelstation bei Kilometer 1,06 in 848 m Höhe, wo die Fahrgäste die Seilbahngondeln wechselten. Dadurch konnte die Leistungsfähigkeit verdoppelt werden, da gleichzeitig vier Wagen fuhren. Alle Seile wurden von der St.-Aegyder-Drahtseilfabrik geliefert, für das Tragseil wurde das armdicke „Herkulesseil“ gewählt. Die 16 Insassen der Gondel durften davon überzeugt sein, dass dieses System für ihre Sicherheit genügte. Der
Tragseil Bremsseil Zugseil
Führungsseil
o.l.: Der „Lange Hans“ inmitten der Weinberge o.r.: Das 1903 von Luis Zuegg erbaute E-Werk in der Gaulschlucht lieferte den Strom für die Seilbahn auf das Vigiljoch. r.: Die neue Trasse der Vigiljochbahn war am Berghang deutlich erkennbar.
Wagen lief mit einer Geschwindigkeit von maximal 7,2 km/h, das bedeutete 2,0 m/s. In nur 20 Minuten stieg der Schwebebahnwagen 1.153 m hoch, wozu im Vergleich ein Fußgänger drei Stunden brauchte; also war die Bahn neunmal so schnell. Die verschiedenen Seile, das Tragseil, Zugseil, Bremsseil und Führungsseil, wurden bei dieser ersten Vigiljocher Bahn von insgesamt 39 Stützen getragen, die alle aus Eisen angefertigt und auf stufenförmig tief ins Erdreich gegossenen Betonsockeln montiert waren. Die Höhe dieser Stützen schwankte zwischen 4 und 31 m („Langer Hans“) und die Drahtspannweite betrug maximal bis zu 238 m bei der 24. Stütze. Wo Felsen sich der Bahnlinie entgegenstemmten, rückten die Stützen dicht zusammen, wo die Seile aber über Einbuchtungen mehr Raum zum Durchhängen hatten, gab es die größten Spannweiten. Den elektrischen Strom zum Drehen der Riemenscheiben, welche die Wagen in Bewegung setzten, lieferte das Elektrizitätswerk, welches Ing. Luis Zuegg bereits 1903 in der nahegelegenen
Gaulschlucht von Lana erbaut hatte. Der Antrieb befand sich jeweils in den Oberstationen. Zwischen den dicken Drahtseilen liefen kaum sichtbar dünne Telefondrähte, die es dem Schaffner erlaubten, sich mittels eines Signalstabes vom Wagen aus an jedem Punkt der Strecke mit dem Maschinisten zu verständigen.
Zahlreiche Gäste bestaunten bei der Eröffnungsfeier am 31. August 1912 von der Talstation aus dieses technische Wunderwerk.
Feierliche Eröffnung Nach einer fast dreijährigen Bauzeit erfolgte am 31. August 1912 um 15 Uhr die feierliche Eröffnung der neuen Schwebebahn Lana–Vigiljoch. Nach der Begrüßung durch den Obmann Dr. Jakob Köllensperger und der Segnung der Anlage durch Dekan P. Gottfried Pernter O.T., erfolgte die Jungfernfahrt mit den zahlreich erschienenen Ehrengästen. Mit einem Empfang und einem reichhaltigen Buffet im neu errichteten Berghotel und einem Festessen im Gasthof Teiss endete dieser Tag. Sehr viele Schaulustige aus Lana und Umgebung nahmen an dieser Eröffnungsfeier teil, um Augenzeuge dieses „technischen Wunderkindes“ zu werden. Die „Meraner Zeitung“ brachte zur Eröffnung eine vierseitige Sonderausgabe und Karl Felix Wolff schrieb 1913 einen sehr umfangreichen Führer. Diese neu eröffnete Schwebeseilbebahn auf das Vigiljoch galt von Beginn an als technisches Wunderwerk und fand sofort regen Zuspruch und Zulauf. So benutzten bereits
Architekt Gustav Birkenstaedt plante dieses alpine Berghotel oberhalb der Bergstation.
Schwebebahn Marsch Zur Eröffnung dieser Personenschwebebahn gab es einen eigens hierfür komponierten „Lana Schwebebahn Marsch“ zum Mitsingen. Text und Komposition stammen von Eduard Lehr, Marsch und Instrumentation von Josef Kuppelwieser. Im „Schwebebahn-Marsch-Lied“ mit insgesamt sieben Strophen heißt es u.a.: „Wir fahren jetzt elektrisch auf In Lana´s Schwebebahn Und kommen nach Pawigl ´rauf, Sehr leicht den Berg hinan … ... Ja, wir schweben Und wir streben Mit der Bahn den Berg hinan, Und wir leben Hängend, klebend An der Lana-Schwebebahn ... ... Aus Mailand stammt das Bahnprojekt, Das wissen alle Leut´, Und baute man an dem Objekt Auch eine lange Zeit, Dafür ist auch die Freude groß, Daß endlich sie nun schwebt, Die Lana-Bahn ist ganz famos, Heil dem, der sie erlebt! Ja, wir schweben Und wir streben Mit Ceretti – Tanfani, Und wir leben Hängend, kleben, Steigen bergan wie noch nie ... ... Für Hochtourist und Wandersmann Gibt´s wirklich Bess´res nicht, Als Lana´s Seil- und Schwebebahn, Denn schnell geht die Geschicht ...
l.: Willy Brandt gemeinsam mit dem Bürgermeister von Lana, Josef Gruber, und dem Unternehmer Karl Zuegg im April 1963 am Vigiljoch. m.: Die Umbauarbeiten sind 1952–53 in vollem Gange: man erkennt noch einige der alten Eisenstützen und bereits einen der neuen Eisenbetonpfeiler.
im September 1912 über 9.000 Fahrgäste diese Seilbahn und bis Jahresende waren es bereits 21.800. Auch viel Prominenz bestaunte diese Seilbahn. So zählte beispielsweise der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand mit Gemahlin Sophie von Hohenberg zu den Bewunderern und ließ es sich nicht nehmen am 5. März 1913 mit der Vigiljocherbahn zu fahren. Im April 1963 war der damalige regierende Bürgermeister von Berlin und spätere Bundeskanzler, Willy Brandt (1913–1992), als Gast zu Besuch im Berghotel am Vigiljoch. In den folgenden Jahren nutzten immer mehr Familien das Vigiljoch als Sommerfrischort und alsbald begann man dort mit dem Bau von zahlreichen Villen. Im Winter fanden Skikurse statt und eine eigene Rodelbahn wurde angelegt. Neben mehreren Gasthöfen entstand nach den Plänen von Architekt Gustav Birkenstaedt nahe der Bergstation ein neues alpines Berghotel. Oberhalb der Bergstation wurde später ein Sessellift bis in die Nähe der gotischen Kirche zum Heiligen Vigilius errichtet.
Der Umbau der Seilbahn Volle 40 Jahre erfüllte diese Bahn unfallfrei ihren Dienst, bis unter der Präsidentschaft von Josef Zuegg in den Jahren 1952–53 der Umbau nach den modernsten Grundsätzen in Angriff genommen wurde. Es ergab sich nun auch die Notwendigkeit die Tragseile auszuwechseln. Bei diesen Umbauarbeiten wurde die Mittelstation aufgelassen, die 39 Eisenständer wurden abmontiert und nur mehr vier mächtige Eisenbetonstützen waren für die Bahnkonstruktion notwendig. Die Fahrzeit betrug nun acht Minuten und die alten, offenen Wagen wurden durch Aluminiumkabinen der Jenbacher Werke ersetzt. Auch in den letzten
1907 fuhr weltweit erstmals im spanischen San Sebastián eine Seilbahn mit zwölf Rollen über sechs Tragseile.
Foto: Georg Tappeiner
r.: Aufnahme aus dem Jahre 1994 und unten die neue Gondel seit 2008.
zwei Jahrzehnten nahmen die Verantwortlichen der Seilbahn immer wieder Erneuerungen und Modernisierungen an der Vigiljochseilbahn vor, u.a. die Sanierung der Talstation und der Parkgaragen, den Neubau der Bergstation Sessellift und die Erweiterung des Restaurants, die Generalrevision bei Seilbahn und Sessellift, die Verbesserung des Antriebs durch moderne Riemenscheiben und die Automatisierung; weiters erfolgte die Sanierung der sanitären Einrichtungen. Im Jahre 2008 wurden von Mitarbeitern der Firma Doppelmayr Lana die vier Stützen umgebaut und erweitert, die Gehänge überholt und die Elektronik in der Berg- und Talstation erneuert; auch die Zugänge in der Tal- und Bergstationen konnten verbessert werden. Eine Videoüberwachung sorgt nun für die größtmögliche Sicherheit. Die zwei Kabinen wurden durch neue, modernere ersetzt. Es ist dies nun nach 1912, 1952/53 und den 1980er Jahren bereits die vierte Gondel-Generation. Die neuen, vom Unternehmen Carvatech aus Österreich gebauten Kabinen, sind automatisiert und bieten den maximal 25 Fahrgästen während der Fahrt aufgrund der größeren Glasflächen einen noch besseren Ausblick auf Lana und das Burggrafenamt. Die neue Bahn befördert nun bequem 170 bis 250 Personen in der Stunde, mit oder ohne Fahrbegleitung, in fünf Minuten auf´s Vigiljoch. So gelangen jährlich an die 115.000 Fahrgäste umweltfreundlich ins autofreie Natur- und Wandergebiet Vigiljoch, mit seinem einzigartigen Ausblick auf die Meraner Bergwelt, den Mendelzug und die Dolomiten.
Ansichtskartensammlung & Archiv: Albert Innerhofer
Neue Briefmarke zum Jubiläum Heuer genau vor 100 Jahren wurde die Seilbahn Lana–Vigiljoch als eine der ersten Schwebeseilbahnen der Welt eröffnet. Zum 100-Jahr-Jubiläum hat der Veranstalter der Lanaphil, Albert Innerhofer, eine neue personalisierte Briefmarke bei der Österreichischen Post in Auftrag gegeben. Die Briefmarke zeigt die historische Gondel der Vigiljochseilbahn aus dem Jahre 1912 mit folgendem Schriftzug: „100 Jahre Seilbahn Lana–Vigiljoch, 1912–2012“. Diese Briefmarke hat den Wert von 70 Cent und wurde in einer begrenzten Auflage gedruckt. Weitere Informationen dazu unter Tel.: +39 338 4901 550 oder www.lanaphil.info
Herausgeber: Albert Innerhofer für den Heimatschutzverein Lana, 2012. Alle Rechte liegen beim Autor. Für Hinweise und Anregungen zum Thema ist Ihnen der Autor dankbar: albertinnerhofer@web.de Grafik & Layout: simon@abler.it