"Einsteigen, bitte!" 100 Jahre Lokalbahn Lana-Burgstall - Oberlana

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Albert Innerhofer

„Einsteigen, bitte!“ 100 Jahre Lokalbahn Lana-Burgstall–Oberlana


2013 jährt sich zum 100. Mal die Inbetriebnahme der Lokalbahn Lana-Burgstall–Oberlana, welche am 13. Dezember 1913 feierlich begangen wurde; am 25. Juli 1959 fuhr der letzte Personenwagen durch Lana. Nach der Eröffnung der Bozen–Meran-Bahn im Jahre 1881 und der ersten elektrischen Straßenbahn Südtirols von Lana nach Meran im Jahre 1906 wurde immer wieder eine Verbindung von Oberlana zum Bahnhof nach Burgstall mit Anschluß an das internationale Eisenbahnnetz verlangt. Vor allem die Obsthändler von Lana setzten auf diese wichtige Güteranbindung.

Die Anfänge Initiatoren dieser Lokalbahn waren Carl Graf von Brandis und die Lananer Obsthändler, aber auch der Lananer Seilbahnpionier Dipl.-Ing. Luis Zuegg. Dieser kam nach dem Besuch der Technischen Hochschule in Graz 1903 in seine Heimatgemeinde zurück und begann nun seine ersten Ideen zur wirtschaftlichen Entwicklung Lanas umzusetzen. Noch im selben Jahr erbaute er gemeinsam mit seinem Studienkollegen Franz Pichler von den Elin-Werken in der Gaulschlucht von Lana das erste Elektrizitätswerk. Ein zweites Elektrizitätswerk, die Oberstufe, entstand flussaufwärts 1912. Gemeinsam mit weiteren unternehmungs freudigen Dipl.-Ing. Luis Zuegg erbaute und weitblickenden 1903 dieses Elektrizitätswerk in Personen aus Lana, der Gaulschlucht, das den Strom wie dem Rechtsanwalt für die Bahnen lieferte. und Bürgermeister Dr. Jakob Köllensperger, Martin Lösch, Gutsbesitzer und Holzhändler, Tobias Kreyer, Hotel Royal, Franz Stauder, Teiss gründete Luis Zuegg eine Aktiengesellschaft. Es war zunächst ihr erklärtes Ziel, von Lana aus nach Meran eine Straßenbahn zu verwirklichen. Diese konnte am 11. August 1906 eröffnet werden und beförderte bis zum Jahre 1913 bereits über 600.000 Personen. Luis Zuegg hatte mittlerweile auch eine Holzstoffpappenfabrik errichtet und betrieb zu diesem Zwecke die Holztrift auf der Falschauer. Ein ähnliches Vorhaben dieses Unternehmerkreises war es das Vigiljoch mit einer Bahn zu erschließen. Diese Seilbahn wurde am 31. August 1912 eröffnet und konnte im vergangenen Jahr ihr hundertjähriges Jubiläum feiern.

Luis Zuegg (1876–1955) Seilbahnpionier und Unternehmer Luis Zuegg wurde am 26. April 1876 in Mitterlana geboren. Nach dem Benediktinergymnasium in Meran, besuchte er die Technische Hochschule in Graz. Nach Lana zurückgekehrt, errichtete er 1903 sein erstes Elektrizitätswerk in der Gaulschlucht. Mit anderen Lananern baute er 1906 die erste elektrische Straßenbahn Südtirols von Lana nach Meran, welche bis zum Jahre 1950 in Betrieb war. Auch die Holzstoffpappenfabrik in Mitterlana, in welcher Karton hergestellt wurde und die bis 1970 arbeitete, wurde von ihm errichtet. Das Holz dafür wurde auf der Falschauer aus dem Ultental getriftet. Sein zweites Elektrizitätswerk entstand 1912 in der Gaulschlucht. Beim Bau der Seilbahn auf das Vigiljoch musste Luis Zuegg wichtige Arbeiten durchführen, bevor diese am 31. August 1912 eröffnet werden konnte. Zudem plante und baute er weitere Seilbahnen; sieben Patente im Seilbahnbau wurden von ihm angemeldet. Auch beim Bau der Lokalbahn vom Bahnhof Lana-Burgstall nach Oberlana arbeitete Luis Zuegg mit, welche von 1913 bis 1974 fuhr. Dipl.-Ing. Dr.h.c. Luis Zuegg erhielt für seine Erfindungen, die heute noch von Bedeutung sind, mehrere Auszeichnungen. Er verstarb am 14. Jänner 1955 und wurde in Untermais begraben. Das Buch „Stählerne Stege“ erzählt vom Leben und Werk dieses Seilbahnpioniers. Seit 2010 erinnert eine Bronzebüste im Luis-Zuegg-Park am Eingang zur Gaulschlucht an diesen bedeutenden Sohn aus Lana.

Die Vigiljochseilbahn konnte als eine der ersten Schwebeseilbahnen der Welt am 31. August 1912 eröffnet werden.


Josef Riehl (1842–1917) Ingenieur und Bauunternehmer

' Gemütliche Einkehr bei der Bahnhofrestauration in Burgstall. ! Elektrische Lokomotive mit Scherenstromabnehmer (mit doppelter Wippe) am Bahnhof Niederlana. ( Streckenplan für die technisch-polizeiliche Prüfung im Dezember 1912.

Verlängerung nach Burgstall Bereits wenige Jahre nach der Inbetriebnahme der Lana–Meran-Bahn entstand der Wunsch, diese Straßenbahnlinie bis nach Burgstall zu verlängern, um somit den Anschluss an die seit 1881 bestehende Bahnlinie Bozen–Meran zu finden. Dies hätte für Lana und seine damals bereits aufstrebende Wirtschaft den Anschluss an das große Eisenbahnnetz der k. und k. Monarchie und an das europäische Eisenbahnnetz bedeutet. Dabei dachte man weniger an den Transport von Personen, sondern vor allem an den Transport von Obst, insbesondere von Äpfeln. Die Lananer Äpfel waren damals bereits weltbekannt und wurden nach Berlin oder zur internationalen Obstausstellung nach St. Petersburg (1894) geliefert. Zur Realisierung dieser Verbindung bis zum Bahnhof Burgstall sollte die bereits bestehende Straßenbahnlinie von Meran nach Lana verlängert werden. Am 31. Dezember 1909 suchte man in Wien um eine Vorkonzession für den Bau dieser neuen Bahn an. Bereits 1909 bemühten sich mehrere Bürger aus Lana, so Dr. Jakob Köllensperger, Carl Graf von Brandis, Martin Lösch, Dipl.-Ing. Luis Zuegg, Ernst Zuegg, Franz Stauder und Dr. Hans Eder, welche fast allesamt bereits bei der notariellen Gründung der „Elektrischen Bahn Lana–Meran” 1907 in Lana mit dabei waren, dieses Vorhaben auch wirklich in die Tat umzusetzen. Ohne öffentliche Beihilfe und ohne Banken wurde mittels Aktienverkauf die Finanzierung für dieses Projekt aufgebracht. Die Aktien der Lana–Burgstall-Bahn wurden schnell verkauft.

Josef Riehl wurde am 31. August 1842 in Bozen geboren. Er studierte an den Technischen Hochschulen in Karlsruhe und München. Seine ersten beruflichen Erfahrungen gewann er 1864 beim Bau der Brennerbahn, arbeitete dann bei der Trassierung der Bahnlinie durch das Pustertal und bei Bahnbauten in Ungarn. Er gründete 1870 das Bauunternehmen „Josef Riehl“ für Straßen- und Eisenbahnbau, welches u.a. am Bau der Dolomitenstraße, der Montafoner Bahn, der Hungerburgbahn, der Stubaitalbahn, der Tauferer Bahn, der Überetscherbahn, der Rittnerbahn, der Mittenwaldbahn und der Lokalbahn Lana-Burgstall–Oberlana beteiligt war. Zusätzlich verwirklichte Riehl vor allem in Tirol einige Elektrizitätswerke, Flussregulierungsarbeiten und Straßen sowie zahlreiche Bahnhöfe und Hotels. Die herausragendste Eigenschaft Riehls bestand in der Verbindung zwischen seinen ingenieurtechnischen Fähigkeiten und seinem großen unternehmerischen Geschick. So plante er nicht nur die zahlreichen Bauvorhaben, sondern führte sie auch selbst aus. Riehl zählte zu den bedeutendsten Ingenieuren seiner Zeit. Er starb am 17. Februar 1917 in Innsbruck.


Im Mai 1910 beschloss die Gemeinde Lana sich durch den Kauf von Aktien im Wert von 300.000 Kronen am Bau zu beteiligen. Nach Mitteilung von Eduard Gruber hatte die Gemeinde Lana die Hälfte aller Aktien erstanden. Jedoch war dies eine Fehlspekulation.

Eisenfachwerkbrücke über die Etsch, erbaut von der Firma Ignaz Gridl in Wien.

Nur in einem Jahr konnte an die Aktionäre eine Dividende ausbezahlt werden, erinnert sich Josef Gruber, Altbürgermeister von Lana. Die Raiffeisenkasse Lana durfte damals laut Statut keine Aktien erwerben. Am 10. Oktober 1911 wurde Dr. Jakob Köllensperger in seiner Eigenschaft als Präsident der Gesellschaft gebeten, rasch um die Konzessionierung des gesamten Projektes dieser Lokalbahn anzusuchen. Dabei sollte die Endstation in Oberlana, welche ursprünglich im Bertoldi-Acker (heute Kreisverkehr zum Gampenpass) geplant war, errichtet werden. Dieser Platz erwies sich aber als viel zu klein. Daher wurde die Endstation an das linksseitigen Falschauerufer verlegt. Somit musste hinter der bestehenden Station in Oberlana die alte Ufermauer abgetragen und eine neue Begrenzungsmauer zur Falschauer hin errichtet werden. Im Frühjahr 1913 wurden 20.000 m³ Bachgeröll aus dem Falschauerbett gefördert, um hier die neuen Stationsanlagen errichten zu können. Auf dem aufgeschütteten Gelände entstanden die Wagenhalle (Remise) mit Werkstatt, die Verladerampe mit Gütermagazin, die Gleisanlagen, weiters das Kondukteurzimmer, der Maschinenraum und der Batterieraum. Diese gemauerte Wagenhalle (Remise) war mit 2 Gleisen für 6 Wagen-

„Zeitzeichen der Technik“ heute Neben der alten Eisenbahnfachwerkbrücke über die Etsch sind noch die Remise, die zwei Güterlokomotiven, sowie die Spannbetonbrücke über die Falschauer von dieser ehemaligen Lokalbahn Lana-Burgstall–Oberlana bis zum heutigen Tag erhalten geblieben. Die elektrische Güterlokomotive mit der Nr. II der Lokalbahn Lana-Burgstall–Oberlana wurde im März 1998 von Schülern der zweiten Klassen der Gewerbeoberschule „Max Valier“ aus Meran im Rahmen eines Projektes unter der Leitung der Lehrpersonen Carla Fabbricotti und Peter Oberhofer restauriert. Diese E-Lok wurde anschließend am 8. November 1999 am Johann-Tribus-Platz in Mitterlana aufgestellt. Seit 16. Juli 2012 steht sie an der Zollstraße in Niederlana, in unmittelbarer Nähe zur ehemaligen Bahntrasse, gleichsam als ein „Zeitzeichen der Technik“. Die historische Eisenbahnfachwerkbrücke, welche die Etsch überquert und ebenfalls aus dem Jahre 1913 stammt, wurde in den Jahren 2010-2011 einer sehr umfangreichen Restaurierung Die Eisenbahnfachwerkbrücke unterzogen und am 12. April und die zwei Elektrischen Loko2011 ca. 200 m südlich vom motiven wurden restauriert und ursprünglichen Standort wiewieder aufgestellt der neu aufgebaut. Die zweite elektrische Güterlokomotive mit der Nr. I wurde schließlich im Juli 2012 restauriert und am neuen Technikschauplatz und Rastplatz für Fahrradfahrer direkt neben der alten Eisenbahnfachwerkbrücke an der Gemeindegrenze von Lana, gegenüber vom Bahnhof Lana-Burgstall, aufgestellt. Zur Realisierung dieser fachgerechten und umfangreichen Restaurierungsarbeiten haben die Abteilung Wasserschutzbauten der Autonomen Provinz Bozen, das Amt für Wildbach- und Lawinenverbauung Süd, das Kuratorium für Technische Kulturgüter, die Marktgemeinde Lana, die Gemeinde Burgstall und die Gewerbeoberschule „Max Valier“ in Meran, sowie mehrere Unternehmen einen Beitrag zur Erhaltung dieser wertvollen Zeugnisse unserer Technikgeschichte geleistet.


! Der Güterzug befährt die aufwändige Gleis-Kreuzung zwischen der Lokalbahn Lana-Burgstall–Oberlana und der Bozen–MeranBahn. % Die Finanzierung dieser Lokalbahn erfolgte über Aktienverkauf.

stände versehen. Ein Gleis hatte zusätzlich eine 1,5 m tiefe Revisionsgrube. Die Gemeinde Lana bewilligte 1912 den Bahnbau und übernahm die Grundeinlösungen entlang der Strecke. Im Sommer 1912 wurde die Gesamtbauleitung den Österreichischen Siemens-Schuckert-Werken in Wien übertragen, die auch alle elektrischen Teile lieferte. Die Bauausführung erfolgte durch das Innsbrucker Bauunternehmen Ing. Josef Riehl, welches bereits zuvor durch den Bau der Überetscherbahn, der Rittnerbahn und der Mittenwaldbahn bekannt geworden war. Dipl.-Ing. Luis Zuegg wurde gebeten, sich als technischer Berater für diesen Bahnbau zur Verfügung zu stellen.

Beginn der Vorarbeiten Die Verantwortlichen entschieden sich für eine regelspurige Eisenbahnlinie mit 1435 mm, die sogenannte Normalspur, um auch in der Lage zu sein,

die Obstexporte in Güterwaggons des Staatsbahnen zu transportieren. Somit konnten die E-Loks der Lana–Burgstall-Bahn am Bahnhof in Burgstall direkt die Waggons holen und den Obstmagazinen vor die Rampe fahren. Erste Projekte und Kostenvoranschläge wurden ausgearbeitet. Die Baukosten für die 4,35 km lange Bahnstrecke beliefen sich auf eine Million Kronen, womit der Kostenvoranschlag um nur 150.000 Kronen überschritten wurde. Nachdem das von der Bauunternehmung Riehl erstellte Projekt von der Eisenbahnbehörde genehmigt wurde und auch die Finanzierung dieses Bahnbaues sichergestellt werden konnte, wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Dabei gab es so manche Hindernisse aus dem Weg zu räumen und bauliche Veränderungen vorzunehmen. In Niederlana wurde beispielsweise ein Haus teilweise abgetragen. In Mitterlana mussten die Feuerwehrhalle und ein Stadel weichen, und ein längerer Straßendurchbruch war notwendig. In Oberlana musste der alte Hofmannstadel abgebrochen werden und er wurde hinter dem Hofmannhof neu errichtet. Zwischen der Mauer des Kapuzinerklosters und dem Sonnenwirt war nur ein Abstand von 4 m. Daher musste die Mauer dieses Klosters zurückversetzt werden, damit der nötige Gleismindestradius von 40 m gerade noch erreicht werden konnte. Dem Kapuzinergarten wurden somit 1300 m² abgetrennt. Dies führte in der Ortsbevölkerung zu großen Protesten. Wegen des enormen Gewichtes dieser Bahn und der zu befördernden Personen und Güter musste in Oberlana auch die alte Holzbrücke über die Falschauer im Jahre 1913 durch eine neue Eisenbetonbrücke ersetzt werden. Baumeister Alois Carli aus Lana konnte die Fundamente und die Firma Ast & Co. die Wölbung nach den Plänen des Architekten Pardatscher aus Meran noch zeitgerecht im Sommer 1913 fertigstellen. Bei der technischpolizeilichen Prüfung am 5. Dezember 1913 wurden

Technische Daten: Spurweite:...................................................................................................................... 1435 mm, Normalspur Stromversorgung:....................................................................................................... 750 Volt Gleichstrom Streckenlänge:............................................................................................................. 4,35 km Höhenunterschied:..................................................................................................... ca. 40 Meter Maximalsteigung:....................................................................................................... 50‰, Adhäsionsbetrieb Lieferer des elektischen Materials:..................................................................... Siemens-Schuckert, Wien Lieferer des mechanischen Materials:.............................................................. Grazer Waggonfabrik Bauzweck:...................................................................................................................... Beförderung von Personen und Gütern (vornehmlich Äpfel) zwischen Lana und Burgstall


die inzwischen abgeschlossenen Bauarbeiten und die gesamte „Elektrische Lokalbahn Lana-Burgstall– Oberlana” überprüft und für den Verkehr frei gegeben. Am Staatsbahnhof Lana-Burgstall der Bozen–MeranBahn befand sich der Anfangspunkt der neuen Lokalbahn. Neben einem 200 m langen Übergabegleis für den Frachtverkehr war hier auch das erste Ausweichgleis. An dieser Stelle befand sich mit 266 m über dem Meer der tiefste Punkt dieser Lokalbahn. Die Etschregulierungs-Erhaltungs-Genossenschaft verlangte eine Höhenlage der Etschbrücke, welche fast unmöglich zu erreichen schien. Es gelang jedoch dies zu lösen, indem man nach einem starken Gleisbogen die Bahnlinie der Bozen–Meran-Bahn niveaugleich im rechten Winkel kreuzte; eine solche Lösung war aber äußerst selten! Hierbei liefen die Schienen der Staatseisenbahn durch und die Lana–Burgstall-Bahn musste bei km 0,229 mittels Auflaufstücken auf ihren Spurkränzen die Gleise queren. Eine Steigung führte zur neuen Brücke über die Etsch. Diese Eisenfachwerkbrücke mit unten liegender Fahrbahn hatte eine Spannweite von 37,4 m. Die beidseitigen Vorlandbrücken waren Blechträger mit einer Weite von je 16,2 m. Gebaut und montiert wurde diese Brücke von der Brückenbau-Anstalt Ignaz Gridl aus Wien. Die Bauausführung erfolgte durch das Unternehmen Manfroi & Salaorni. In einem leichten Bogen verlief die Trasse weiter und erreichte bei km 0,5 die Bedarfshaltestelle Etschbrücke. Anschließend überquerte die Bahn den Giessenbach mittels einer 6 m langen Betoneisenbrücke und führte zur Haltestelle Mauthaus, heute Kreuzung Zollstraße mit der Boznerstraße. Bei km 1,7 lag die Haltestelle Niederlana, wo bei der dortigen Obstgenossenschaft Verlade- und Abstellgleise verlegt wurden und sich zusätzlich ein Güterbahnhof befand. Die Strecke verlief weiter zu den Haltestellen Pfarrhof und St. Peter, dann weiter bis km 2,753 zum heutigen Johann-Tribus-Platz in Mitterlana, wo sich eine weiterer Güterbahnhof und eine Ausweiche befand. Vorbei an den Haltestellen Schulhaus, Gemeindeamt und Kapuzinerplatz führte die Bahntrasse zum Postamt und

zum Hotel Royal nach Oberlana, bei km 4,1 über die neue Spannbetonbrücke bis zur Endstation bei km 4,35 direkt zur Station der Lana-Meran-Bahn. Am 5. Februar 1913 war der Auftrag zum Bau der neuen Falschauerbrücke nach den Plänen des Meraner Architekten Pardatscher erfolgt. Die Fundamente wurden vom Baumeister Alois Carli aus Lana gesetzt, die Wölbung dieser Spannbetonbrücke baute die Firma Ast & Co. Die Fahrbahnbreite betrug dort 8 m und beidseitig verlief ein Gehsteig mit etwas mehr als 2 m Breite. Diese 52,5 m lange Brücke bestand aus drei Feldern mit einer lichten Weite von 17,5 m.

Technische Einrichtungen An die Wagenhalle angebaut war die Umformerstation. Von einem Gleichstromgenerator wurde die notwendige elektrische Traktionsenergie geliefert, der wiederum von einem 150 PS starken Drehstrommotor angetrieben wurde. Die Spannung der Fahrleitung betrug 750 Volt. Die Lana–Burgstall-Bahn bezog ihren Strom wie auch die Lana–Meran-Bahn und die Vigiljoch-Bahn aus den Zuegg`schen Elektrizitätswerken in der Gaulschlucht. Dort wo die Bahn einen eigenen Gleiskörper hatte, das war auf ca. 2 km Länge, wurden Vignolschienen verwendet, wo sie in Straßenlage war, wurden Rillenschienen verlegt. Entlang der Strecke wurde zudem eine Betriebstelefonleitung mitgeführt. An Fahrbetriebsmitteln lieferten die Österreichischen Siemens-Schuckert-Werke für den Personenverkehr drei zweiachsige Motorwagen mit Gepäcksabteil und 16 Sitzplätzen im Wageninneren sowie vier Sitzplätzen auf den Plattformen. Jeder Wagen hatte zwei Motoren von je 39 PS Stundenleistung. Diese wurden durch einen üblichen Fahrschalter mit 7 Fahr-, sowie 6 Bremsstufen bedient. Als Handbremse diente eine 8-klötzige Ausgleichs-Spindelbremse. Die Kupplungen waren zentrale Zug- und Stoßvorrichtungen, so wie bei Straßenbahnen üblich. Für den Gütertransport benötigte man zwei zweiachsige Lokomotiven mit einem Mittelführerstand; diese hatten ein Dienstgewicht von 20 t und waren mit je zwei Motoren zu 50 PS bestückt. Der Fahrschal-

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Haltestellen der Lokalbahn Lana-Burgstall–Oberlana:


!! Am Bahnhof in

ter der Lokomotiven hatten 14 Fahr- und 8 Bremsstufen. Diese Lokomotiven hatten neben der zentralen Zug- und Stoßvorrichtung auch noch eine normale Schraubenkupplung und Stangenpuffer. Die Personentriebwagen erhielten zunächst Lyrabügel zur Stromabnahme und ab 1950 spezielle Scherenstromabnehmer mit etwas weiteren Abstand. Die Güterlokomotiven wurden ebenfalls mit einem Scherenstromabnehmer mit doppelter Wippe und einer Weite von etwar zwei Metern ausgerüstet. Dies war wegen der Fahrdrahtunterbrechung an der Kreuzung mit der Bozen-Meraner-Bahn notwendig, damit dort das reibungslose Befahren möglich wurde. Zudem gab es noch einen zweiachsigen Güterwagen mit 7 t Nutzlast für den Gepäcks- und Posttransport. Auch ein Oberleitungsmontagewagen (Turmwagen) wurde angeschafft. Die mechanische Ausführung aller Triebwagen und der zwei elektrischen Güterlokomotiven I und II mit den Fabriksnummern 50293 und 50294 erfolgte durch die Grazer Waggonfabrik. Für die elektrische Herstellung war die Maschinen- und Waggonbau-Fabriks-Aktien-Gesellschaft in Wien-Simmering, vormals H.D. Schmid, zuständig. Die Fahrgeschwindigkeit auf der gesamten eingleisigen Strecke wurde auf 25 km/h begrenzt. Somit betrug die Fahrzeit von Lana nach Burgstall 20 Minuten bei einer Bedienung von elf Haltestellen. Den Personenverkehr wickelten täglich 22 Personenzüge in beiden Richtungen ab. Der Tarif wurde mit mindestens 12 Heller und maximal 50 Heller festgelegt.

Jungfernfahrt

Nach nicht ganz einem Jahr Bauzeit konnte am 13. Dezember 1913 der Verkehr auf dieser neuen Lokalbahnstrecke offiziell aufgenommen werden. Bei der feierlichen Eröffnung waren zahlreiche Festgäste und Vereine, wie Musikkapellen, Reservisten, Veteranen, Standschützen und Feuerwehr zugegen. Dekan P. Gottfried Pernter OT nahm die Segnung vor. Anschlie-

Niederlana: Elektrische Lokomotive II mit Scherenstromabnehmer. ! Probefahrten am Eröffnungstag beim Steinbogen-Hof, nahe der Haltestelle St. Peter.

$ Die feierliche Eröffnung erfolgte am 13. Dezember 1913. ( Treibwagen 2 beim Kelz-Hof in der heutigen Treibgasse.

ßend erlebten die Festteilnehmer im geschmückten Trambahnwagen die erste Fahrt nach Burgstall. Vorbei an Musikkapellen und der Schuljugend ging die „Jungfernfahrt” dieser Lokalbahn erfolgreich in die Ortschronik ein. Ein von Pferden gezogener Stellwagen, der vorher den Personenverkehr zwischen Burgstall und Lana abwickelte, war ebenfalls mit dabei und trug die Aufschrift „Leb wohl, du alter Kasten!“ Das wohl größte Bauwerk für die Realisierung dieser Lokalbahn war die 40 Tonnen schwere Brücke über die Etsch in unmittelbarer Nähe vom Bahnhof Burgstall bzw. an der Gemeindegrenze zwischen Lana und Burgstall. Diese Eisenfachwerkbrücke über die Etsch ist ein sehr interessantes technisches Denkmal aus dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts.

Fahrzeuge der Lokalbahn Lana-Burgstall–Oberlana Nr: Achsfolge mech. Hersteller elektr. Hersteller Leistung Triebwagen 1 Bo` Grazer Waggonfabrik Siemens & Schukert 2x39 PS 2 Bo` Grazer Waggonfabrik Siemens & Schukert 2x39 PS 3 Bo` Grazer Waggonfabrik Siemens & Schukert 2x39 PS

Lieferdatum

Bemerkungen:

1913 1913 1913

1960 verschrottet 1960 verschrottet 1960 verschrottet

Güterlokomotive I Bo` Grazer Waggonfabrik Siemens & Schukert 2x50 PS 1913 II Bo` Grazer Waggonfabrik Siemens & Schukert 2x50 PS 1913

2012 restauriert und am Technikschauplatz an der Etsch aufgestellt 1998 restauriert, 1999 am Tribus-Platz und 2012 an der Zollstraße aufgestellt

Postwagen B

Grazer Waggonfabrik

1913

1936 in eine Lore umgebaut

Turmwagen B

Grazer Waggonfabrik

1913


' Alte Eisenfachwerkbrücke über die Etsch vor der Restaurierung. ( Fahrschein für Kinder zu 20 Heller.

Zeiten der Krise Der Verkehr florierte in den ersten Betriebsjahren ausgezeichnet. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges musste die Bahn zeitweise ihren Betrieb einstellen, da fallweise Rollmaterial abgezogen wurde. Nach dem Krieg, als die italienische Regierung auch diese Lokalbahn übernahm, wurde der Verkehr zwar wieder aufgenommen, aber er florierte nicht mehr so gut wie in der Zeit davor. Mit dem immer stärker werdenden Lastkraftwagenverkehr schrieb die Bahn schon bald rote Zahlen. Fast 2.000 Waggon Obst waren noch im Jahre 1932 befördert worden, 300 Waggon waren es nur mehr im Jahr 1935. Einen Aufschwung gab es erst wieder, als sehr viele Lastkraftwagen für Kriegszwecke (Abessinien Krieg) eingezogen wurden und der Güterverkehr über die Bahn erfolgen musste. So wurden 1939 auf dieser Linie noch folgende Beförderungszahlen erzielt: 71.063 Fahrgäste, 529 Tonnen Stückgüter, 666 Waggon Ankunft mit 5.396 Tonnen, 3.017 Waggon Obstversand und 111 Waggon Holzversand. Trotz des Zweiten Weltkrieges hatte die Bahn Die letzten Güterzüge fahren auf dieser Strecke, 19. März 1974.

ein zufriedenstellendes Verkehrsaufkommen. Als jedoch in den 50er-Jahren die Motorisierung auf der Straße zunahm, kam es erneut zu spürbaren Rückfällen, die das Ende dieser Bahnlinie bedeuteten. Das letzte Mal verkehrte die Trambahn mit Personenbeförderung von Lana nach Burgstall am 25. Juli 1959. Von nun an bedienten die Autobusse der Autolinie Lana-Meran (ALM), seit 2005 der SASA, diese Strecke. Aufgrund des vermehrten Verkehrsaufkommens wurde nun das Streckengleis zwischen Oberlana und Niederlana im Jahre 1962 abgetragen. Somit war nur mehr der Güterverkehr, vorwiegend Obsttransport von Niederlana ab der Haltestelle Pomus bis nach Burgstall möglich. Schließlich wurde nach 12 Jahren auch dieser Transport eingestellt, so dass am 31. März 1974 der allerletzte Güterzug auf dieser Linie verkehrte. Ein Teil der Remise in Oberlana wurde später zu einer Feuerwehrhalle umgebaut; weiters fanden seit dem Jahre 1990 in diesem Gebäude die Sektion Lana des Alpenvereins, des Bergrettungsdienstes und des Weißen Kreuzes neben dem Gemeindebauhof ihre Unterkunft. Letzte Reste der Geleise dieser Bahnlinie, welche bei der Falschauerbrücke in Oberlana wiederum unter dem Asphalt zutage kamen, wurden 1993 von Arbeitern der Straßenverwaltung entfernt. Bis zum heutigen Tag erhalten geblieben sind neben einzelnen Aufnahmen, Plänen und Dokumenten noch ein Teil der einstigen Remise in Oberlana, die zwei für den Güterverkehr benötigten ehemaligen Elektrolokomotiven mit Mittelführerstand und die eiserne Fachwerkbrücke über die Etsch, welche letzthin umfangreich und vorbildlich renoviert wurden und als „Zeitzeichen der Technik“ gilt. Abschließend kann gesagt werden: die wirtschaftliche Lage während des Ersten Weltkrieges und dessen Folgen waren dafür ausschlaggebend, daß diese Lokalbahn Lana-Burgstall–Oberlana leider nie sehr erfolgreich war.


Neue Briefmarke zum Jubiläum 2013 sind es genau 100 Jahren her, dass die Lokalbahn Lana-Burgstall– Oberlana am 13. Dezember 1913 feierlich eröffnet wurde. Zu diesem runden Jubiläum hat der Veranstalter der Lanaphil, Albert Innerhofer, eine neue personalisierte Briefmarke bei der Österreichischen Post in Auftrag gegeben. Die Briefmarke zeigt den historischen Personentriebwagen 1 der Lokalbahn Lana-Burgstall–Oberlana aus dem Jahre 1913 bei der Station in Oberlana mit folgendem Schriftzug: „100 Jahre Lokalbahn Lana-Burgstall–Oberlana, 1913–2013“. Diese Briefmarke hat den Wert von 70 Cent und wurde in einer begrenzten Auflage gedruckt. Weitere Informationen dazu unter: Tel.: +39 338 4901550 oder www.lanaphil.info sowie in der Eisenbahnwelt in Rabland.

Herausgeber: Albert Innerhofer, 2013. Archive und Sammlungen: Albert Innerhofer, Archiv der Autolinien Lana-Meran, Archiv der Marktgemeinde Lana, Werner Schröter. Für Hinweise und Anregungen zum Thema ist Ihnen der Autor dankbar: albertinnerhofer@web.de Grafik & Layout: simon@abler.it


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