Marcel koller leseprobe

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Marcel Koller



Peter Linden

Marcel Koller Sein Weg. Sein Team. Sein Erfolg Mit einem Vorwort von Didi Constantini


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1. Auflage 2015 © Carl Ueberreuter Verlag, Wien 2015 ISBN 978-3-8000-7639-0 Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden. Covergestaltung: Saskia Beck, s-stern.com Coverfoto: © Robert Jäger/APA/picturedesk.com Lektorat: Stephan Gruber, feintext.eu Innengestaltung, Satz: Ekke Wolf, typic.at Druck und Bindung: Druckerei Theiss, St. Stefan im Lavanttal www.ueberreuter-sachbuch.at


Inhalt

Vorwort von Didi Constantini . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Kurzbiografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Kapitel 1 15. Juni 1984, Zürich, Hardturm . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Kapitel 2 Die Hinterlassenschaft Podolski . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Kapitel 3 4. Oktober 2011, Messehalle Oberwart . . . . . . . . . . . . . 32 Kapitel 4 Krach in der Herrengasse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Kapitel 5 Wendepunkt Färöer oder Der offene Brief . . . . . . . . . . . 73 Kapitel 6 Der Appell an die Vernunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .104 Kapitel 7 Österreichs liebster Schweizer aller Zeiten . . . . . . . . . . .131 Die ersten 34 Länderspiele unter Marcel Koller . . . . . . . .169 Die Bilanz der ÖFB-Teamchefs nach 1945 . . . . . . . . . . .186



Vorwort von Didi Constantini

Als Österreich die Qualifikation für die Europameisterschaft erstmals auf dem grünen Rasen geschafft hatte, griff ich nach einigen Tagen zum Telefon und rief als Vorgänger von Marcel Koller ihn an, um ihm ehrlich zu gratulieren. Es entwickelte sich ein nettes, gutes Gespräch. Ich habe gehört, dass er so wie ich praktisch auf dem Fußballplatz aufgewachsen ist, dass man ihm nichts vormachen kann. Marcel Koller hat einen guten Kader bekommen, alles einmal beobachtet, in ruhiger und besonnener Art alles aufgebaut. Zu einem Team, das jetzt die Sensation schlechthin ist. Sogar Weltklasse. Das ist keine billige Einschleimerei, sondern Überzeugung. Wer zu den Top Ten der Weltrangliste gehört, der verdient dieses Prädikat. Ich will damit keine allzu großen oder gar unrealistischen Erwartungen für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich wecken, aber ich glaube, das Team und sein Umfeld erwartet von sich selbst auch noch einiges. Die geben sich mit dem, was sie bisher geschafft haben, nicht schon zufrieden. Es ist egal, wer schon bei mir im Nationalteam gespielt hat oder sogar noch vor meiner Zeit – alle haben eine gute Entwicklung gemacht, sonst wären sie jetzt nicht dort, wo sie sind. Marcel Koller hat sich einen breiten Kader geschaffen, von dem er überzeugt ist, mit dem er einige Möglichkeiten hat. Es ist für einen Erfolg auch wichtig, einen Tormann zu 11


fixieren. Das hat Marcel Koller mit Robert Almer gemacht und die Entscheidung durchgezogen, obwohl ihm dafür einige Kritik um die Ohren geflogen ist. Die brachte ihn aber nicht von seinem Weg ab. Der Erfolg hat Marcel Koller bestätigt, dass er faktisch alles richtig gemacht hat. Und ich wünsche ihm und den Spielern auch für 2016 nur das Beste. Für weitere Erfolge, die mich genauso wie jeden anderen rot-weiß-roten Fußballfan auch sehr freuen würden. Didi Constantini Telfes im Stubai, Oktober 2015

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Marcel Koller, geboren am 11. November 1960 in Zürich,

ist seit 2007 in zweiter Ehe mit Gisela verheiratet. Mit seiner ersten Frau Jolanda, einer Österreicherin, hat er zwei ­gemeinsame Kinder. Als Spieler war er mit Grasshoppers Zürich sieben Mal Schweizer Meister und fünf Mal Pokalsieger sowie mit der »Nati«, für die er 55 Spiele absolvierte, Teilnehmer an der Fußball-EM 1996 in England. Als Trainer gewann er mit dem FC St. Gallen und den Grass­ hoppers die Schweizer Meisterschaft, war 1999 Schweizer Trainer des Jahres, schaffte 2006 mit dem VfL Bochum den Aufstieg in die deutsche Bundesliga und qualifizierte sich mit Österreichs Nationalteam für die EM-Endrunde 2016 in Frankreich.

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Kapitel 1

15. Juni 1984, Zürich, Hardturm

Auch zu meinem ersten Händedruck mit Marcel K ­ oller, 31 Jahre bevor er Österreichs Fußballteam als Erster auf sportlichem Weg zur Europameisterschaft führte, als erster Teamchef aus dem Ausland die Qualifikation für ein Groß­ ereignis schaffte – und zwar als souveräner Gruppensieger –, trug Österreichs Nationalmannschaft einiges bei. Im Juni 1984 gab es nach Meisterschaftsende ein Teamtrainings­ lager in Vorarlberg, die Mannschaft wohnte im Schlosshotel Bludenz. Am Abend des 6. Juni stand kein Termin am Programm. Daher beschlossen einige, Österreichs Ex-Teamstar Kurt Jara in Zürich, wo er bei den Grasshoppers spielte, zu besuchen. Darunter war Alfred Ludwig, heute Generaldirektor im Fußballbund, damals Pressechef von Teamchef Erich Hof. Hinein ins Auto, rund 150 Kilometer aus dem Ländle nach Zürich, später wieder retour. Grasshoppers bestritt daheim im Hardturm-Stadion das letzte Meisterschaftsspiel gegen Nachzügler Wettingen, siegte 3 : 1. Im Fernduell um den Titel gegen Servette Genf. Am Ende waren beide punktegleich, daher folgte ein Entscheidungsspiel neun Tage später im Wankdorf-Stadion von Bern, dem Ort des legendären WM-Finales von 1954 mit dem Sieger Deutschland. Als wir uns am Abend von Jara verabschiedeten, sagte der: »Kommt auch nach Bern, ihr bringt Glück.« Ich hielt mich daran – der 15. Juni 1984 war spiel­freier Tage der Europameisterschaft. Die fand damals 15


ebenso wie 2016 in Frankreich statt. Weder die Schweiz noch Österreich spielten mit. Flug nach Zürich, mit dem Mietauto zum Wankdorf-­ Stadion. Dort siegte Grasshoppers nach Verlängerung 1 : 0, weil Jara mit seiner ganzen Erfahrung und Routine im Zweikampf mit dem belgischen Teamverteidiger Michel Renquin gekonnt einen Elfmeter herausholte. Dritter Meistertitel in Serie für die Hoppers, die Ehrenrunde störten die Wurfgeschosse der frustrierten Servette-Fans. Danach retour nach Zürich, zur Meisterparty vor dem Hardturm, bei der nur gute Laune angesagt war. Dabei stellte mir Jara den damals 23-jährigen Mitspieler Marcel Koller, Jahrgang 1960, vor. Der fuhrwerkte im Mittelfeld; heute, in der modernen Fußballsprache, würde man ihn als »Sechser« bezeichnen. Einer, der wahnsinnig viel rannte und arbeitete: »Er war seriös und ruhig, brachte immer seine Leistung«, lobt Jara im Blick zurück, vergleicht ihn von den aktuellen Schützlingen Kollers am ehesten mit den laufstarken Julian Baumgartlinger und Zlatko Junuzovic: »So gute Standards wie Junuzovic konnte er nicht, aber Marcel stopfte nicht nur die Löcher, sondern setzte auch Akzente nach vorne.« Trainer der Grasshoppers war damals Miroslav Blažević, später bekannt als Teamchef von Kroatien. In seinen achtzehn »Hoppers«-Jahren als Spieler, von 1978 bis 1996, hatte Koller zehn Trainer. Es begann mit vier Deutschen: Helmuth Johannsen, der 1967 Eintracht Braunschweig zum Meister gecoacht hatte, dann Jürgen Sundermann, der zuvor den VfB Stuttgart mit Jungstar Hansi Müller wieder salonfähig gemacht hatte, dann der knochenharte Timo Konietzka und schließlich Hennes Weisweiler, der Schöpfer der grandiosen Gladbacher »Fohlenelf« um Günter Netzer, Jupp Heynckes 16


und Berti Vogts. Dann folgten der Tscheche Oldrich Šváb, Blažević, wieder Konietzka, der frühere Mitspieler Jara, Ottmar Hitzfeld, der in späteren Jahren mit Borussia Dortmund und Bayern München die Champions League gewann, der Holländer Leo Beenhakker und der Schweizer Christian Gross, in dessen Ära Koller der große Zampano war, der verlängerte Arm am Rasen. Der Trainer Jara kann über seinen Schützling Koller nichts Schlechtes sagen: »Wir gewannen gemeinsam den Cup. Er wusste immer, was er will, war aber pflegeleicht, weil immer nur positiv.«

Fünf Monate nach dem ersten Kennenlernen sah ich Koller in dem durch das Leichtathletikmeeting berühmt ge­ wordenen Zürcher Letzigrund-Stadion wieder mit Jara spielen: Schlager im Europacup der Meister gegen Juventus Turin mit dem heutigen UEFA-Präsidenten Michel Platini, der zwei Tore erzielte, WM-Torschützenkönig Paolo Rossi und dem polnischen Topstar Zbigniew Boniek. Koller schoss beim 2 : 4 nach einer halben Stunde den Ausgleich zum 1 : 1. Eines von 59 Toren in 428 Partien für die Grasshoppers. Der Trainer von Juventus hieß Giovanni Trapattoni. Drei Jahrzehnte später sollten Koller und Trapattoni Gegner als Teamchefs sein: beim Spiel Österreich gegen Irland im erfolglosen Kampf um das WM-Ticket 2014 in Brasilien. Das konnte damals, 1984, wirklich keiner ahnen. Bis zum nächsten Wiedersehen mit Koller dauerte es drei Jahre, bis 1987, als die Grasshoppers über die Weihnachtszeit beim Wiener Stadthallenturnier mitmachten. Sie ließen es 17


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