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Jugendliche sind auch nur Menschen! Aber was für welche? VON Paul Bühre | 06. März 2014 – 07:00 Uhr | veröffentlicht im Hallo, mein Name ist Paul Bühre, und ich werde Sie heute durch den für Eltern und Außenstehende vollkommen unverständlichen Alltag eines Schülers der Klassenstufe neun auf einem herkömmlichen Gymnasium im Zeitalter des Internets führen. Dies ist das wahrscheinlich erste und letzte Mal, dass Ihnen ein derartiger Text vor die Augen kommt, also passen Sie gut auf, und los geht’s. Beginnen wir mit einer frühmorgendlichen Herausforderung, die Ihnen auch nicht ganz unbekannt sein dürfte, dem Aufstehen. Wobei der Schwierigkeitsgrad hierbei stark nach Schülertyp variiert, manche springen freudig auf und sind sofort wach und gut drauf, andere schlafen noch von zehn Minuten bis zu einer halben Stunde weiter. Dass wir nicht in Anzug und Krawatte zur Schule gehen, dürfte Ihnen bekannt sein. Also werde ich Ihnen jetzt den Kleidungskodex der Schüler ein wenig

näher erklären. Nein, hier geht es nicht um Schuluniformen, sondern um den nie ausgesprochenen Coolness-, Beliebtheits-, Was-auch-immer-Kodex. Es gibt Leute, die dem Kodex folgen; Leute, die sehr genau von seiner Existenz wissen und mit aller Kraft gegen ihn ankämpfen, ihn ignorieren oder sich lustig über ihn machen, und natürlich die, die ihn gar nicht erst bemerken. Hier eine kleine Demo des Kodexes in freier Wildbahn: Pascal kommt neu in die Klasse, er ist unsicher und so weiter, weshalb er sich, um in der neuen Klasse akzeptiert zu werden, seine teuersten Sachen anzieht. Schuhe von Nike Air, Socken von Tommy Hilfiger und hoffentlich auch eine Unterhose von Hugo Boss. (Zu den Unterhosen kommen wir gleich noch ausführlicher, bitte Geduld.) Er kennt zwar den Kleidungskodex seiner neuen Schule noch nicht, kennt aber die allgemein gültige Regel: Leute, die Marken tragen, werden in der Gruppe akzep-

tiert. Was nicht heißen soll, dass Leute, die keine Marken tragen, nicht aufgenommen werden. Die müssen aber über so etwas wie einen Charakter verfügen oder nette/nützliche Eigenschaften wie Selbstbewusstsein, Hilfsbereitschaft. Kommen wir zu der (kleinen) Anti-Marken-Fraktion: Georg ist neu ... er will sofort allen zeigen, dass er auf Marken scheißt oder ihm Bequemlichkeit wichtiger ist. Damit er bei dem kleinen Teil der Klasse, dem es genauso geht, als Anti-Mensch erkannt und in ihre Ränge aufgenommen wird, zieht er sich entsprechend an, das heißt, er trägt entweder unbekannte Marken oder solche, deren Logo klein oder nicht sichtbar ist. Damit unterscheidet er sich von dem Typen, der von der Existenz des Kodexes nicht den blassesten Schimmer hat und wahllos irgendwas anzieht, zum Beispiel einen schönen Pullunder, den Mama für ihn ausgesucht hat, oder jede


Womit wir dann bei den Unterhosen wären. Sie erinnern sich bestimmt noch an die Zeit vor ungefähr zwei Jahren, als alle männlichen Jugendlichen ihre Unterhosen frei zur Schau stellten und ihre Haare ins Gesicht kämmten, wobei ihr Kopf immer so spastisch zuckte? Sie wissen hoffentlich, dass das jetzt vorbei ist und man wieder aus seinem Versteck kriechen kann. Dieses Zurückwerfen des Ponys wurde durch ein Mit-den-Fingern-in-die-Haare-Fahren ersetzt. Die Haare sollen jetzt nicht mehr ins Gesicht, sondern nach oben. Gucken Sie mal bei Justin, oder machen Sie in der S-Bahn die Augen auf, dann wissen Sie, was gemeint ist. Und was die Unterhose betrifft, befindet sie sich heute wieder dort, wo sie hingehört, nämlich unter der Hose. Das hört sich jetzt ein bisschen konservativ an, aber, um ehrlich zu sein, ich habe dieses ganze Unterhosen-Business nie kapiert. Eine Ewigkeit lang lugte die Unterhose, genauer, lugten karierte Boxershorts aus jeder Hose hervor – bis sie plötzlich verschwanden. Die Leute, die immer noch nicht verstanden haben, dass die Zeit des karierten Unterhöschens vorbei ist, laufen nun Gefahr, von ihren Klassenkameraden an der Unterhose in die Höhe gehoben zu werden. Wobei die Folgen je nach Gewicht mehr oder weniger schwer zu ertragen sind. Also versteckt man seine Unterhose lieber. Nach unserer kleinen Exkursion zum Aufstieg und Fall der Unterhose zurück zum Kodex, genauer gesagt, dem Kodex der Mädchen. Soweit ich das verstehe, ist es vielen Mädchen schon früh wichtig, besonders sexy und erwachsen rüberzukommen, was ich ja nachvollziehen kann, weil, wer will das nicht. Und außerdem sind Mädchen nun mal viel weiter als Jungs und so. Das führt dann dazu, dass viele mit zwölf, dreizehn an-

fangen, sich zu schminken (nichts gegen Schminke, Schminke ist toll – nur, mit zwölf?), Leggins tragen, Hotpants, T-Shirts mit Ausschnitt, T-Shirts mit Löchern ... Finde ich alles toll, aber soll ich das toll finden, soll ich da hingucken? NEIN!!! Natürlich nicht, du Vollidiot! Okay, sorry, nur so eine Frage. Aber warum zieht ihr dann so was an? Dumme Frage! Ist die Frage wirklich so dumm? Ich meine, die meisten Jungs wollen doch irgendwie Aufmerksamkeit und dass jemand hinguckt, wenn sie sich in so ein ultraenges T-Shirt quetschen, wo man jeden Muskel begutachten kann. Bei Mädchen scheint das ein bisschen anders zu sein. Sie haben keinen Six-

pack, zumindest normalerweise nicht, sondern Titten und einen Po, wenn ich das mal so sagen darf. Und da soll aber nur einer hingucken, nämlich der, in den man verknallt ist. Hier endet das rationale Denken, und das Chaos beginnt. Haben die Mädchen denn alle anderen Jungs vergessen, oder haben sie einfach keinen Plan, was so etwas bei Jungs auslöst? Was sehr merkwürdig wäre, da sie ja auch Bio haben und daher wissen sollten, was die Scheiße bewirkt. Sich dann auch noch zu wundern, wenn Jungs, die gerade erst in die Pubertät gekommen sind und die ganze Zeit perverse Witze machen, ihnen auf den Arsch gucken, finde ich nicht gerade superlogisch. Spricht man sie darauf an, schlagen einem Beschimpfungen entgegen, und man wird gefragt, was man denn machen solle, etwa was anderes anziehen?!?! (gekürzte Fassung)

© Paul Bühre

andere Form von Kleidung, bei der klar ist, dass kein normaler 15-Jähriger sich diese freiwillig oder sogar auf eigenen Wunsch anziehen würde. In der Oberstufe kann derselbe Pullunder dann von einem Tag auf den anderen von einem No-Go zu einem Must-have mutieren, da er zum eigenen Stil gehört und bewusst gekauft oder gewählt wurde. Das Problem ist bloß, dass wir nicht in der Oberstufe sind, sondern in der Neunten! Sie können sich wahrscheinlich vorstellen, was mit jemandem passiert, der aussieht, als hätte Mama bei der Klamottenwahl noch ihre Finger im Spiel. Und wenn nicht, sage ich es Ihnen: Hackfleisch! Und danach gesellt er sich zum restlichen Hackfleisch. (Hackfleisch: hier kein grob gehacktes Muskelfleisch, sondern Kinder, die zu Außenseitern werden, meistens weil sie ihrem Alter ein wenig hinterherhinken.) Ja, das Leben ist kein Kinderspiel, und alles hat Konsequenzen.


© Paul Bühre

TEENAGER SIND AUCH NUR MENSCHEN! ABER WAS FÜR WELCHE? PAUL BÜHRE, 15, GEHT IN BERLIN ZUR SCHULE. HIER SCHREIBT ER, WAS JUGENDLICHE TUN UND DENKEN, WENN DIE ELTERN NICHT DABEI SIND. Konsumorientiert, pornografieverdorben und jederzeit bereit, das Geschenk von Oma gegen Gras oder Wodka Energy einzutauschen? Bisher kennen wir den Pubertätsalltag hauptsächlich aus der Sicht von verunsicherten Eltern, überlasteten Lehrern oder gar Familientherapeuten. Jetzt gewährt erstmals ein 15-Jähriger Einblick in das, was ihm und seiner Generation wichtig ist. Er erzählt von Computerspielen, Unterhosenmoden, Mädchenkleidung, Schüleraustausch, Verliebtsein in Zeiten des Internets und Knutschen im Kinderzimmer. Und von Eltern, die ständig nur das Beste wollen, aber damit genau das Gegenteil erreichen.


t n n a Bek dem aus

ISBN 978-3-89903-930-6

ISBN 978-3-550-08101-9

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PAUL BÜHRE | TEENIE-LEAKS Was wir wirklich denken (wenn wir nichts sagen) Ungekürzte Lesung von Julian Greis 5 CDs | € (D+A) 16,99 | sFr 24,90 ISBN 978-3-89903-930-6 Erscheint am 7. Januar 2015 bei Hörbuch Hamburg

PAUL BÜHRE | TEENIE-LEAKS Was wir wirklich denken (wenn wir nichts sagen) Pappband | 12,5 x 20,5 cm | ca. 240 Seiten € 16,99 (D) | € 17,50 (A) | sFr 23,90 ISBN 978-3-550-08101-9 Erscheint 7. Januar 2015


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