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ES GIBT ZWEI KAPITÄNE BEI EINEM FILM, DEN REGISSEUR UND DEN PRODUZENTEN
Marianne Slot, unabhängige Produzentin und treue Anhängerin von Lars von Trier, wird in Locarno mit dem renommierten Raimondo Rezzonico Award geehrt. Wir sprachen mit Ihr über das Überleben vom Autorenkino und die Freuden sowie Leiden einer Produzentin.
Marianne Slot, was bedeutet es für Sie, diese Auszeichnung zu erhalten, mit der seit 2002 professionelle Produzenten geehrt werden?
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Marianne Slot: Ich freue mich natürlich sehr darüber, zumal die Bedeutung des Preises aktueller denn je ist, denn unabhängige Produzenten und Produzentinnen sind heute für das Überleben des weltweiten Autorenkinos von entscheidender Bedeutung. Ihre Arbeit wird selten hervorgehoben, und ich fühle mich geehrt, Teil der „Familie“ zu sein, die diesen Preis im Laufe der Jahre gebildet hat. Es gibt zwei Kapitäne bei einem Film, den Regisseur und den Produzenten, und es ist gut, diese Zusammenarbeit ins Rampenlicht zu stellen.
Der künstlerische Leiter von Locarno, Giona A. Nazzaro, sagt über Ihre Vision als Produzentin, dass sie „eine Ode an das Risiko und die Freiheit“ darstellt...
Ich habe mich für die Unabhängigkeit entschieden, um Filmemacher zu begleiten, eine Beziehung gegenseitigen Vertrauens aufzubauen, um ihre Filme gemeinsam zu erkunden, ihnen zuzuhören, wenn sie Zweifel haben, sie zu warnen, wenn ich das Gefühl habe, dass ich es tun muss, sie zu trösten, wenn sie es brauchen, und aus diesem Grund bin ich rund um die Uhr an fast allen Drehorten der von mir produzierten Filme anwesend. Meine Vorgehensweise besteht insbesondere darin, mit allen Mitteln nach geeigneten Finanzierungen zu suchen, um den Künstlern maximale Freiheit zu garantieren, denn die Werke, in denen ich mich engagiere, sind auf dem Papier oft schwer zu finanzieren, es handelt sich sehr selten um «konsensfähige» Vorschläge. Aber ich glaube, dass der Begriff des Risikos tatsächlich Teil dessen ist, was mich motiviert und begeistert. Abgesehen davon würde ich Giona Nazzaros sehr schöne Formulierung gerne um «Vergnügen» ergänzen!
Haben Sie den Film „Woman at War“ von Benedikt Erlingsson ausgewählt, der am 5. August auf der Piazza Grande gezeigt wird, um Ihren Preis zu feiern? Allerdings. Erstens, weil er für mich ein wunderbares Produktionsabenteuer und eine sehr schöne Geschichte mit seinem Regisseur war. Zweitens, weil es sich um einen Film handelt, dessen Aktualität es rechtfertigt, ihn vor 8000 Menschen zu zeigen: Jeder von ihnen wird mit einer neuen Kraft aus dem Film hervorgehen.
Sie sind erst die siebte Frau, die den Raimondo Rezzonico Award erhält...
Die Welt hat sich seit der Einführung dieses Preises sehr verändert, das Bewusstsein für eine notwendige Parität ist immer deutlicher geworden, und die Frauen haben einen Großteil des Weges zurückgelegt. Den Männern bleibt nur noch, es als völlig normal zu empfinden, dass wir ihnen ebenbürtig sind.
76. LOCARNO FILM FESTIVAL
2. bis 12 August