Preview Heft13

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FOTOGRAFIE

LITERATUR

STREETART

AUSGABE 13

UMLAUT VERLAG

MALEREI

JAHRGANG 06

COMICS

ZEITGENÖSSISCHE KUNST

ISSN 1866-9816

6,90 EUR

MARINA ROSSO, UDINE FRIEKE JANSSENS, BRÜSSEL THOMAS QUINN, CHICAGO MICHAL PUDELKA, PRAG BRIAN OLDHAM, USA

blüte zeit


smoking kids FOTOGRAFIEN VON FRIEKE JANSSENS

»rauchende erwachsende sind gesellschaftliche normalität. indem ich rauchende kinder zeige, zwinge ich den betrachter, den akt des rauchens selbst zu sehen, statt annahmen über die agierende person anzustellen. « frieke janssens


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JAHRGANG 06

UM[LAUT]

JUNGE KUNST. POLITISCHE KUNST. MINDESTENS.

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VON MARIO LAATSCH

ein modernes gedicht ein modernes ge/dicht ensteht wie moderne musik [itz itz itz itz itz itz itz itz ] am computer / ein modernes gerät mit gedichtproduktion/soption / ziemlich fix, ohne großbuchstaben und gar selten sind satzzeichen; . , — behindernd die sprache wo es nur geht [/viele, viele Slashs: // eingepiekt ins Text/fleisch/imma rinn damit! /// harr harr! /// Hier ein Sonder\angebot für die iSpastis / von der Kritik /// wer wirrtet nich üba\treibm wolln! — this poem continues in 3 seconds ... please wa/it! ein modernes gedicht besticht durch seine modernität, kalt glänzend wie die fassaden am potsdamer platz, das ist fakt: kalt wie die zeit in der wir arbeitn, fernsehn und sterbm ein modernes gedicht / da kann der autor auch glatt ein paar zeilen nichts schreiben und es einfach so umbrechen / [Jeder verfickte Dreck ist Euer neuer und es Stern am Kunsthimmel!] wird trotzdem gedruckt und besprochen denn — muha! — : modern ist seine form und der umbruch stark wie He-Man gereimt ist es nicht / ein modernes gedicht verpönt ist der reim / wie bei moslems das schwein


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wachkoma

der schlaumeier (kleingeschrieben)

Sie leben im Wachkoma und fahren auf Schienen haben sich unmündig konsumiert und dabei scheckig gelacht

nicht mit ihm, nein er weiß bescheid und hat das alles schon verstanden ihm macht man nichts mehr vor

Sie fahren nie Schwarz und heiraten in Weiß haben goldige Kinder und denen nichts zu sagen

für dumm verkaufen: nicht mit ihm durchschaut hat er sie seit langem er weiß genau was da läuft

Sie leben in Trance in negativer Illusion von Glück präsentiert auf Plasmamonitoren und geschult an Mitteln der Sucht

soweit kommt‘s noch soweit ist‘s doch schon gekommen nachtigall ick hör dir trapsen ist doch alles ne riesenverarsche die hier abgezogen wird und jeder fällt drauf rein in diesem land außer ihm, ha! außer ihm

MARIO LAATSCH, *1983 IN BERLIN, LEBT IN BERLIN, WO ER INDISCHE PHILOLOGIE, INDISCHE KUNSTGESCHICHTE UND MODERNE GESELLSCHAFT SÜDASIENS STUDIERTE. ER IST AUTOR MEHRERER KURZFILME UND VERÖFFENTLICHT ESSAYS, GLOSSEN UND GEDICHTE, U.A. IN UM[LAUT] #10. → MARIO-LAATSCH.DE

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THOMAS QUINN, *1980 IN TWO RIVERS/WISCONSIN (USA), LEBT IN CHICAGO. NACH BESUCH DER RHODE ISLAND SCHOOL OF DESIGN UND TÄTIGKEIT FÜR VERSCHIEDENE FIRMEN ALS DESIGNER UND ART DIRECTOR GRÜNDETE ER VOR ZWEI JAHREN SEIN EIGENES DESIGNSTUDIO BLANK IS THE NEW BLACK UND GIBT KURSE AN DER CHICAGO PORTFOLIO SCHOOL. 2006, 2007 UND 2009 WURDE ER INS REGIONAL DESIGN ANNUAL AUFGENOMMEN. SEINE ARBEITEN SIND GERADE TEIL DER AUSSTELLUNG RE/VIEW AM CHICAGO DESIGN MUSEUM. → TQVINN.COM


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»anamorphotische typographie ist ein räumliches erlebnis, bei dem ein arrangement von buchstaben von einem einzigen punkt des raums aus perfekt gesetzt aussieht, von allen anderen punkten aus verzerrt. dieses physische erlebnis verbinde ich mit einem philosophischen statement über unsere sicht der welt.« thomas quinn


dreieinerlei FOT0KUNST VON MICHAL PUDELKA

»mich interessiert das konzept von ähnlichkeiten mit unterschieden. in vielen sozialen gruppen stylen oder verhalten sich menschen gleich. ich versuche dieses phänomen auf etwas ironische, doch poetische art aufzugreifen.« michal pudelka


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ihr antrag wurde in die südsee weitergeleitet VON MICHAEL KOLJA KÖLLING

Ich strandete mit einem Polizisten auf einer Eineeinzigepalmeindermitteinsel. „Wie heißt du?, fragte ich ihn, „Ich bin Ralf.“ „Dienstnummer 978111111111111114“, antwortete er und salutierte dabei. „Du bist hier doch nicht im Dienst?! Also wie heißt du?“ „Natürlich bin ich hier im Dienst oder sehen Sie hier irgendeinen anderen Polizisten?“ Ich sah mich um: eine Palme, viel Sand, Wrackteile und ein alter Koffer, der von Wellen umspült wurde. „Ich glaube, wir haben andere Sorgen als fehlende Polizisten.“ „Was machen Sie denn?“ „Ich studiere Agrarwissenschaften – wenn ich nicht gerade auf einer Insel festhocke.“ „Na prima, dann können Sie ja die Palme nach Kokusnüssen absuchen und ich passe auf, dass dabei alles mit rechten Dingen zu geht.“ „Sag mal bist du total bescheuert?“ „Vorsicht, so etwas kann Ihnen schnell als Beamtenbeleidigung ausgelegt werden.“ „Wir hocken hier auf einer gottverlassenen Scheißinsel fest und du dämlicher Idiot musst hier deinen Beamtenkatalog runterpredigen?“ „Wenn Sie sich nicht beherrschen können, muss ich Ihnen einen Platzverweis aussprechen.“ Ich sah ihn völlig entgeistert an. „Sag mal bist du wirklich so bescheuert oder…?“ „Nana!“ Er trat an mich heran und zog an meinem Ohrläppchen. Ich war völlig verdattert und blinzelte mehrmals, aber ich war immer noch auf der Insel und der Bulle mit dem erhobenen Zeigefinger stand immer noch vor mir. Ich kniff ihm einmal ins Ohr und dann lag ich mit dem Gesicht im Sand.

„Sie sind fürs erste festgenommen. Sie haben das Recht zu schweigen. Alles was sie sagen kann gegen sie verwendet werden.“ Er hielt meine Arme auf meinem Rücken fest und zog mich wieder hoch. Da erschien ein Flugzeug am Horizont. „Ein Flugzeug, ein Flugzeug“, schrie ich und riss mich los, „wir brauchen ein Feuer, eine Leuchtpistole, irgendetwas! LOS!“ „Wir haben keine Leuchtpistole.“ „Dann nimm halt deine Knarre!“ „Die ist nur für Notfälle.“ Ich gab es auf. Ich schaute mich um, da war einfach nichts außer der Palme und dem Koffer. Ich hatte eine Idee. Mit meinem Kugelschreiber schrieb ich Bombe auf den Koffer und hielt ihn dem Bullen vors Gesicht. Er riss sofort die Arme hoch, wurde ganz bleich. „Du tust jetzt, was ich sage! Als erstes, als erstes isst du jetzt deine Dienstnummer.“ „Was?“ Das Motorengeräusch wurde lauter. „Vergiss es. Schieß Richtung Flugzeug! Schieß!“ Er zog seine Waffe und feuerte ein paar Mal Richtung Flugzeug. Das Flugzeug fing an eine dicke, schwarze Rauchwolke hinter sich herzuziehen und seine Flugbahn senkte sich langsam. „Nicht auf das Flugzeug, du hirnverbrannter Idiot!“ „Sie haben eindeutig…“ „Du bist sowas von bescheuert!“ Ich schlug mit dem Koffer auf ihn ein und der Koffer ging auf und ich verteilte auf unserer ganzen Insel Höschen und schwarz-rote BHs. Er stieß mich von sich weg und ich fiel in den Sand. Er richtete seine Pistole auf mich und sagte: „Da war also gar keine Bombe drin.“ Ein triumphierendes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Los aufstehen und mit dem Gesicht zur Palme hinstellen.“ Ich stellte mich an die Palme, er steckte die Pistole weg und holte die Handschnellen hervor. Da trat ich ihm mit der Hacke zwischen die Beine. Die Schmerzsekunde nutze ich, um mich umzudrehen und verpasste ihm einen ordentlichen rechten Hacken. Er taumelte einen Schritt zurück und fasste wieder halt. Hochrot die Birne kam er wieder auf mich zu. Ich rannte weg, aber wohin? Nach drei Runden


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um die Palme hatte er das Spiel durchschaut und drehte sich um, ich stoppte gerade noch rechtzeitig und wir umkreisten langsam die Palme. Da bemerkte der Bulle, dass er auf einem durchsichtigen Höschen stand und machte schnell einen Schritt zur Seite. Ich zog mich blitzschnell aus und es funktionierte. Wie ein englischer Bobby nahm er Haltung an und blickte völlig gleichgültig aufs Meer hinaus. Ich rieb ihm einen hübschen PushUp-BH über sein Gesicht und er zuckte mit keiner Wimper. Ich hängte einen Tanga an seiner Nase auf und er schien die Luft anzuhalten. Ich zog mir selber ein paar hübsche grüne, halbdurchsichtige Modelle an und tanzte vor ihm, wobei ich mir Mühe gab möglichst viel Arsch zu zeigen. „Ähm, entschuldigen Sie.“ Wir drehten unsere Köpfe gleichzeitig in die Richtung der Stimme. „Wer sind sie denn?“, entfuhr es mir. In einem Schlauchboot saßen ein geschniegeltes Paar und ein Pilot. Ich wusste nicht, ob ich die Unterwäsche wieder ausziehen oder doch lieber anbehalten sollte. „Das ist ja ganz wunderbar, dass sie deutsch sprechen. Unser Flugzeug ist gerade auf unerklärliche Weise abgestürzt und die Strömung hat uns hierher getrieben. Darf ich uns kurz vorstellen? Mein Name ist Friedrich von Rotenburg, ich bin Staatsminister, das ist meine Frau Andrea, sie ist Bearbeitungsbeamtin im Innenministerium und das ist unser Pilot. Könnten Sie uns vielleicht sagen, wo wir die nächste Botschaft finden?“ „AAAAAAAAAAaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhh“ Ich spürte wie mein linkes Auge unregelmäßig zuckte. Die Bearbeitungsbeamtin sah mich etwas verängstigt an. „Das ist ganz einfach“, hörte ich mich sagen und

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es klang wie Jack Nicolson in seinen besten Rollen, „Sie biegen nach der Palme rechts ab und dann nach etwa vierhundert Metern wieder links. Aber Sie sollten nicht ohne Polizeischutz aufbrechen. Wer weiß, wer ihnen hier alles über den Weg laufen kann? Und wissen sie was, sie geben mir einfach das Boot und ihren Piloten, dann kümmern wir uns in der Zeit um den Grenzschutz zu Wasser und in der Luft.“ „Vielen Dank, junger Mann. Das ist eine ganz hervorragende Idee. Ihr Vaterland wird es Ihnen danken.“ Die beiden stiegen aus und ich stieg ein. Sie standen noch eine Weile am Ufer und winkten, bevor sie sich auf den Weg machten.

MICHAEL KOLJA KÖLLING, *1986 IN BERLIN, STUDIERT ENERGIE- UND PROZESSTECHNIK AN DER TU BERLIN. SEIT ETWA VIER JAHREN BETÄTIGT ER SICH ALS ORGANISATOR EINER SCHREIBERUNDE SOWIE VON LESUNGEN, HERAUSGEBER KLEINER GESCHICHTENSAMMLUNGEN UND UNREGELÄSSIGER TEILNEHMER AN POETRY SLAMS. DIES IST SEINE ERSTE VERÖFFENTLICHUNG


kein einzeltitel


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MARINA ROSSO, *1985 IN UDINE, ITALIEN. SHE LIVES AS A PHOTOGRAPHER IN ITALY. SHE HOLDS A BACHELOR’S DEGREE IN ARCHITECTURE AND STUDIED PHOTOGRAPHY AT OSTKREUZSCHULE IN BERLIN. SHE GRANTED WITH ONE YEAR SCHOLARSHIP AT FABRICA, ITALY IN THE PHOTO DEPARTMENT. SHE CURRENTLY WORKS AS A FREELANCE PHOTOGRAPHER. HER LATEST PROJECTS FOCUS ON THE THIN EDGE BETWEEN SCIENCE AND MORALITY. → MARINAROSSO.COM


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VON NIKOS SAUL

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lohnende wochenendbeschäftigung An einem Sonnabendmorgen durch die Innenstadt laufen und den eigenen antibürgerlichen Reflexen bei der Arbeit zusehen.

du fragst Du fragst: »Glaubt ihr denn alle nicht, dass euer Handeln Wirkung hat?« Das trifft. Ich lächle, dreh mich weg und trinke schnell mein Schnapsglas leer.

jümmer frohen moot Die innere Leere. Der Schützenfestsänger betäubt die Würdelosigkeit und sie, die nach dem Auftritt bleiben, mit Steak und Bier und Schnaps, genau so wie der junge Schützenkönig, dem die geliebte, von allen begehrte Tochter des Bürgermeisters beim Tanz gesagt hat, dass sie ihn nicht will. Beim Kotzen begegnen sich Sänger und König auf der Herrentoilette.

NIKOS SAUL, *1992 IN ROTENBURG (WÜMME), WOHNT IN MÜNSTER UND STUDIERT DORT GERMANISTIK UND PHILOSOPHIE. BISHER NUR VERÖFFENTLICHUNG EINER KURZGESCHICHTE IN AM ERKER NR. 65.

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»wir reinszenieren ungewöhnliche wahllokale an ihren schauplätzen, die zuweilen fast abstrakt und immer deplatziert wirken. gleichzeitig repräsentieren die gezeigten orte in ihrer eigentlichen funktion einen querschnitt der bevölkerung.« dlugos/kaufmann


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ANSGAR DLUGOS, *1984 IN MÜNSTER, STUDIERTE SOZIALE ARBEIT IN KÖLN UND ARBEITETE IN SOZIALEN PROJEKTEN IN HONDURAS UND IN NEPAL, NUN FOTODESIGN-STUDIUM IN DORTMUND. MANUEL KAUFMANN, *1983 IN KASSEL, STUDIERTE IN MARBURG LANGUAGE AND COMMUNICATION UND ANSCHLIESSEND IN POTSDAM KOMMUNIKATIONSLINGUISTIK. DIE BEIDEN LERNTEN SICH 2002 BEIM DEUTSCHEN JUGEND FOTOPREIS KENNEN, 2004 WURDEN SIE ― BEREITS ALS FOTOGRAFENKOLLEKTIV ― BEI DIESEM MIT DEM FÖRDERPREIS AUSGEZEICHNET. DIE HIER GEZEIGT REIHE GEWANN DEN CANON PROFIFOTO FÖRDERPREIS 2012/2.

→ JANSGARDLUGOS.DE → MANUELKAUFMANN. DE



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