Öffentliches Programm Frühjahrssemester 2015

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FrĂźhjahrssemester 2015

Ă–ffentliche Vorlesungen



Programmleitung | Prof. Dr. Caspar Hirschi Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte Organisation | Regula Fraefel, T 071 224 25 52 Konzept und Gestaltung | Marcel Bischof, www.2b-gestaltung.ch Fotos | Hannes Thalmann, www.htfotografie.ch Druck | Niedermann Druck AG, St.Gallen Auflage | 10 000 Exemplare


Inhalt HSG | Stadt und Region St.Gallen HSG Kernf채cher Literatur Kultur | Kunst | Musik Gesellschaft Psychologie | Psychiatrie Theologie Antritts- und Abschiedsvorlesungen


30 Schweizer Literatur

50 Geschichte / Filme

10 Stadtwanderungen

31 Deutsche Literatur

52 Politische Geschichte / Lincoln

12 Regionalgeschichte

32 Deutsche Sprache

54 Naturwissenschaft / Gesellschaft

8 Architektur

34 Italienische Literatur

56 Philosophie

35 Amerikanische Literatur

57 Soziologie

14 Betriebswirtschaftslehre

36 Spanische Literatur

16 Volkswirtschaftslehre

37 Französische Literatur

58 Psychiatrie / Entwicklungsrisiken

18 Politikwissenschaft

38 Rätoromanische Literatur

60 Psychologie / Würde

20 Rechtswissenschaft

39 Russische Literatur

62 Psychologie / Weisheit

21 Wirtschaftsinformatik

40 Erzählforschung / Märchen

22 Wirtschaftsethik

64 Theologie / Glaube

24 Tourismus

42 Hildegard von Bingen

66 Theologie / Heilige Schriften

67 Theologie / Seelsorge 68 Antritts- / Abschiedsvorlesungen

13 Theater / Kultur

43 Ägypten / Thutmosis III.

28 Finanzgeschichte

44 Wiederaufstieg Asiens

29 Agrarpolitik

45 Kunst / Materialien

46 Musik / Jazz

70 Dozierende

48 Musik / London

74 Campusplan

26 Schweiz und Politik


Einführung Die Zeiten sind vorbei, als man in der Schweiz den Eindruck haben konnte, draussen tobe der Sturm, während drinnen alles seinen ruhigen Lauf nehme. Wer hätte im Jahr 2000 geahnt, dass unser Land fünfzehn Jahre später keine Swissair, keine Zauberformel und de facto auch kein Bankgeheimnis mehr hat, dafür aber eine Million mehr Menschen, einen um 1500 Prozent gewachsenen Rohstoffhandel und eine Nationalbank, die an den Aktienmärkten ein weltweites Erdbeben auslöst? Die Lage der Schweiz in einer immer stärker vernetzten Welt verdient eine vertiefte Betrachtung, und aus diesem Grund widmet ihr das Öffentliche Programm in diesem Frühjahrssemester einen thematischen Schwerpunkt. Da Währungen im Allgemeinen und der Euro-FrankenKurs im Besonderen die aktuelle Debatte prägen, hat Hannes Thalmann für den Bildteil symbolisch aufgeladene Geldstücke mit der Kamera «mikroskopiert».

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Die «Kernfächer» der Universität St.Gallen – die Wirtschafts-, Politik- und Rechtswissenschaften – sind im Schwerpunkt zur Schweiz prominent vertreten. Patrick Emmenegger geht den Ereignissen nach, die in der Schweiz zur Übernahme des automatischen Informationsaustausches in Steuerfragen geführt haben, und zeigt die Möglichkeiten auf, die dem Schweizer Finanzplatz auch ohne Bankgeheimnis bleiben. Bardo Fassbender beschäftigt sich mit der Bedeutung des Völkerrechts für die Schweizer Verfassung und Rechtsprechung und kommentiert dabei auch die jüngst erhobene Kritik, das Völkerrecht sei unvereinbar mit der Volkssouveränität. Eine volkswirtschaftliche Vortragsreihe unter der Leitung von Christina Felfe beleuchtet die aktuellen Herausforderungen für den Schweizer Arbeitsmarkt unter den Vorzeichen von Fachkräftemangel und veränderten Einwanderungsbedingungen. Und Pietro Beritelli widmet einen betriebswirtschaftlichen Vorlesungszyklus dem beschleunigten Wandel und den neuen Herausforderungen im Fremdenverkehr am Beispiel des St.GallenBodensee-Tourismus, der dieses Jahr sein 125jähriges Jubiläum feiert.


Der thematische Schwerpunkt zur Schweiz wird komplettiert von zwei Experten der Universität Zürich und der ETH. Michael Herrmann, einer der profiliertesten Kommentatoren des politischen Geschehens in den Schweizer Medien, wirft die Frage auf, ob das Schweizer Politikmodell mit seinen herkömmlichen Stärken – Milizsystem, direkte Demokratie, Kompromisskultur usw. – noch eine Zukunft hat. Mit Peter Rieder schliesslich übernimmt ein Agronom, der die Schweizer Landwirtschaftspolitik im In- und Ausland über mehrere Jahrzehnte mitgeprägt hat, die Vorlesungsreihe über die Schweizer Agrarpolitik. Ein Höhepunkt in jedem Programm ist die Poetik-Vorlesung, für die wir dieses Semester mit dem (Ost-)Schweizer Peter Stamm einen weiteren renommierten Schriftsteller gewinnen konnten. Stamm, der 2013 für den Man Booker Prize nominiert war, wird in seiner Vorlesung den immer wiederkehrenden Themen seiner Erzählungen nachspüren und dabei bis in seine Kindheit im Thurgau zurückgehen. Wer schon immer herausfinden wollte, warum wir kaufen, was wir kaufen, und welche Kräfte dabei unser Verhalten möglichst zielgerichtet lenken sollen, erhält in der Vorlesung von Torsten Tomczak wertvolle Einsichten. Für Orientierungen in der lokalen Wirtschafts- und Architekturgeschichte bietet sich dagegen der Besuch von Martin Schregenbergers sechsteiligem Zyklus an, in dem es um die Geschichte der Stickereizeit und ihren vielfältigen Niederschlag im Stadtbild von St.Gallen geht. Neben einigen neuen Namen finden Sie auch in diesem Semester ein reiches Angebot an Kursen von bewährten Dozierenden, die Jahr für Jahr das Rückgrat des Öffentlichen Programms bilden. Nicht zuletzt ihnen – und ihrem treuen Publikum – ist es zu verdanken, dass wir im vergangenen Semester einen neuen Besucherrekord verzeichnen konnten. Caspar Hirschi, im Januar 2015

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Die vorliegende Broschüre orientiert Sie im Detail über 41 öffentliche Vorlesungen der Universität St.Gallen. 33 Vorlesungen finden auf dem Campus der HSG statt, deren vier im Festsaal zu St.Katharinen (Katharinengasse 11), vier in der Stadt St.Gallen (eine im Postgebäude am Bahnhof St.Gallen, eine in der Lokremise St.Gallen, eine im Textilmuseum St.Gallen und eine in der Form von «Stadtwanderungen» mit Treffpunkten in St.Gallen gemäss Angabe auf Seite 10. Semesterpass für zwanzig Franken

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Der Besuch der öffentlichen Vorlesungen kostet zwanzig Franken. Die damit erworbene Hörerkarte berechtigt im Sinne eines Semesterpasses zur Teilnahme an allen öffentlichen Vorlesungen der Universität St.Gallen im entsprechenden Semester. Die erste Veranstaltung einer Reihe kann gratis besucht werden. Die Hörergebühr ist vor Beginn der zweiten Vorlesung mit dem Einzahlungsschein, der sich hinten im Umschlag dieser Broschüre befindet und zugleich als Hörerkarte dient, zu bezahlen. Hörerkarten bzw. Einzahlungsscheine können auch während des ganzen Semesters an der Kasse (Info-Desk im Hauptgebäude 01) gelöst werden. Bus zur Universität und Parkplatzbenützung

Die Buslinien 5 (HB – Rotmonten) und 9 (HB Nord – Heiligkreuz – Neudorf – Gallusmarkt) verbinden die Universität direkt mit Stadtzentrum und Gallusmarkt. Die Busse der Linie 9 fahren zur Haltestelle Gatterstrasse in nächster Nähe zum Haupt- und zum Bibliotheksgebäude. Auf dem Gelände der Universität gibt es nur beschränkte Parkiermöglichkeiten, weshalb wir Sie bitten, die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen. Für Behinderte stehen jedoch Parkplätze an der Gatterstrasse zur Verfügung; die Parkfelder sind entsprechend markiert.


Weitere Ausk체nfte

Kommunikation, Universit채t St.Gallen, T 071 224 22 25, F 071 224 28 15, kommunikation@unisg.ch. Das Fr체hjahrssemester beginnt am 16. Februar und endet am 23. Mai 2015.


Stadt und Region St.Gallen – Architektur Business, Bauherren, Baumeister und Bilder in der St.Galler Stickereizeit Die Bevölkerung der heutigen Stadt St.Gallen verzehnfachte sich in hundert Jahren durch den Sog, der von der Textilindustrie ausging. Die neuen Bewohner kamen aus den nahen ländlichen Gebieten, aber auch aus ganz Europa und den USA. Nicht nur der technische Fortschritt, sondern auch die Professionalisierung von Handel, Versorgung, Verwaltung, Bildung, Sozialwesen, Gesundheitswesen, Strafwesen etc. kennzeichnen die Periode. Wohlstand und Sicherheit schienen für alle erreichbar. Die grossen Veränderungen in der damaligen Gesellschaft lassen sich an ihren Bauten ablesen, sofern man die Zusammenhänge kennt.

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23. Februar

Ein Baumeister, ein Architekt und ein Schützenfest: Aufstieg und Fall Baumeister Max Högger engagiert den Architekten Alfred Cuttat. Dieser macht sich später selbstständig, die Zyklen der Wirtschaft machen ihn erfolgreich und verschlingen ihn.

2. März

Iklé Frères, ihr Geschäft, ihr Architekt, ihre Bauten und eine Sammlung Jüdische Emanzipation und Assimilierung in St.Gallen. Vater Moses Iklé handelt in Hamburg mit Textilien und besucht die Messe in St.Gallen seit 1836. Nach dem Bankrott seiner Firma versuchen es vier seiner Söhne hier und reüssieren.

9. März

Architekt und perfekter Schwiegersohn Karl August Hiller, tüchtiger Architekt aus dem Königreich Württemberg, trifft im gemischten Chor die sprichwörtliche «Frau aus gutem Haus». Sie verliert ihn an die Arbeit.


16. März

Rüge für sachliches Bauen: Miethäuser für den Mittelstand – ein neues Phänomen Die Firma Dürtscher und Scheier verzichtet zugunsten von geräumigen Wohnungen, klaren Grundrissen und viel Umschwung weitgehend auf zeitgemässe Ornamentik und erntet dafür grobe Medienschelte.

23. März

Die Fenkarts: ihre Häuser, ihre Familien, ihre Statussymbole Zwei Brüder, Kaufleute aus Hohenems, sind erfolgreich mit ihren Firmen, lassen bei den besten Architekten bauen und steigen aus dem Stickereigeschäft aus, bevor es zu spät ist, jeder auf seine Weise.

30. März

Banken und Versicherungen: Selbstdarstellung in Stein und Schein Die «Unionbank» finanziert grosse Industrieprojekte und den Fortschritt. Transportversicherungen der «Helvetia» ermöglichen den Welthandel und den Fortschritt. Ihre Prestigebauten überblenden die bürgerliche Zier der öffentlichen Gebäude des Mittelalters.

Dozent | Martin Schregenberger, Architekt und Denkmalpfleger, St.Gallen Montag, 18.15 bis 19.45 Uhr, Raum HSG 01-014 23.2., 2.3., 9.3., 16.3., 23.3. und 30.3.2015

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Stadt und Region St.Gallen – Stadtgeschichte Stadtwanderungen Der Schwerpunkt der Stadtwanderungen liegt in diesem Semester nicht auf einem bestimmten Stadtteil und dessen Quartieren, sondern – mit einer Ausnahme – auf geografischen Randgebieten der Stadt St.Gallen. Deren Strukturen und Probleme werden an den Beispielen des Riethüsli, des Rosenbergs und des äussersten Ostens der Stadt vorgestellt. Die erwähnte Ausnahme betrifft das derzeit viel diskutierte Areal des Güterbahnhofs und dessen Umgebung. Die Referierenden erläutern auf den Stadtwanderungen historische Hintergründe, aktuelle Probleme sowie Planungsvorhaben in den betreffenden Gebieten. Bei jeder Stadtwanderung sind mehrere der aufgeführten Referierenden anwesend.

10 28. April

Stadtwanderung | * Treffpunkt: VBSG-Haltestelle Geltenwilenstrasse (Bus Nr. 2 und Nr. 8)

5. Mai

Stadtwanderung | * Treffpunkt: VBSG-Haltestelle Hochwacht (Bus Nr. 5)

12. Mai

Stadtwanderung | * Treffpunkt: VBSG-Haltestelle Obere Waid (Bus Nr. 11)

19. Mai

Stadtwanderung | * Treffpunkt: VBSG-Haltestelle Tigerberg (Bus Nr. 9)


Referierende: Erol Doguoglu | dipl. Architekt ETH SIA, Stadtbaumeister St.Gallen Dorothee Guggenheimer | Dr. phil., Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Stadtarchiv der Ortsbürgergemeinde St.Gallen Stefan Sonderegger | PD Dr. phil., Stadtarchivar der Ortsbürgergemeinde St.Gallen Marcel Mayer | Dr. phil., Stadtarchivar der Politischen Gemeinde St.Gallen

Leitung | Dr. phil. Marcel Mayer, Stadtarchivar der Politischen Gemeinde St.Gallen

11 Dienstag, 18.00 bis ca. 19.45 Uhr, * extern 28.4., 5.5., 12.5. und 19.5.2015


Stadt und Region St.Gallen – Regionalgeschichte Wandel von Kindheit und Jugend im 19. und 20. Jahrhundert – Zur Situation junger Menschen im Kanton St.Gallen

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Kindheit und Jugend haben in den vergangenen zweihundert Jahren einen grundlegenden Wandel erfahren. Mit dem Übergang zur Industriegesellschaft verbesserten sich die Lebensbedingungen und Partizipationschancen der Heranwachsenden wesentlich. Den Veränderungen des Aufwachsens als Teil eines gesamtgesellschaftlichen Wandels wird in drei Abschnitten nachgespürt. In einem ersten Teil gehen wir den Lebensverhältnissen junger Menschen in der agrarisch-frühindustriell geprägten Welt des Kantons in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach. Wir untersuchen insbesondere die Rolle der Kinder im bäuerlich-heimgewerblichen Milieu, das geprägt ist von der saisonalen Armutswanderung der Kinder und von ihrem frühen Einbezug in den fabrikindustriellen Arbeitsprozess. In einem zweiten Abschnitt untersuchen wir die Situation der Jugendlichen in der Zeit von 1870 bis 1950, einer Zeit, in der sich mehr oder weniger geschlossene soziale und ideologische Milieus ausformten. Die Jugendlichen wuchsen in vorformulierten Kontexten auf und ihre Erziehung war wesentlich darauf ausgerichtet, den Anforderungen dieser Milieus Genüge zu tun. Mit dem Übergang zur Wohlstandsgesellschaft erhielten Kinder und Jugendliche in einem bis dahin nicht gekannten Ausmass Entwicklungschancen. Einerseits wurden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die schulischen Angebote ausgebaut, anderseits wurden die jungen Menschen in der St.Galler Gesellschaft sozial aufgewertet. Dozent | Dr. phil. Max Lemmenmeier, Dozent an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Dienstag, 18.15 bis 19.45 Uhr, Raum HSG 01-U201 17.2., 24.2. und 3.3.2015


Stadt und Region St.Gallen – Theater / Kultur Katharina Knie – Carl Zuckmayer – über das Volkstheater Ende Mai 2015 wird das Theater St.Gallen das Seiltänzerstück «Katharina Knie» von Carl Zuckmayer aufführen. Es wird dies eine Koproduktion des Theaters St.Gallen mit dem «Cirque de Loin» sein. Schauspieldirektor Tim Kramer, der auch die Co-Regie bei diesem Projekt übernehmen wird, ermöglicht in seiner öffentlichen Vorlesung einen Einblick in die Entstehungsgeschichte des aussergewöhnlichen Theaterabends, der die seltene Verbindung von Zirkus und Volkstheater eingeht. Über das Leben und Wirken Carl Zuckmayers und des Clowns Grock sowie die Vorstellung der freien Zirkustruppe vom «Cirque de Loin» soll der Frage nach der Relevanz eines modernen Volkstheaters nachgegangen werden.

13 17. Februar 24. Februar 3. März

Carl Zuckmayer: «Als wär’s ein Stück von mir» Grock: «Ein Leben als Clown» Cirque de Loin: Ein modernes Volkstheater

Nach der Lesung aus den Texten werden jeweils die Verbindungen zur bevorstehenden Inszenierung von «Katharina Knie» am Theater St.Gallen gezogen, um dadurch die prekäre Situation des heutigen Volkstheaters zu beleuchten.

Dozent | Tim Kramer, Schauspieldirektor Theater St.Gallen Dienstag, 20.15 bis 21.45 Uhr, Lokremise St.Gallen 17.2., 24.2. und 3.3.2015


Betriebswirtschaftslehre Warum wir kaufen, was wir kaufen

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Im Mittelpunkt der Vorlesung steht die Frage, wie wir in der heutigen Zeit Kaufentscheidungen treffen. Um diese Frage beantworten zu können, werden wir zwei Perspektiven einnehmen – die von uns Konsumenten und die von Industrie und Handel. Wir gehen der Frage nach, welche einzelnen Faktoren uns zum Kauf von bestimmten Produkten und Marken motivieren. Wir untersuchen, welchen Einfluss andere Menschen auf unser Kauf- und Konsumverhalten haben. Wir analysieren u.a. die Rolle der Marke, des Preises, der Werbung und von Internet-Portalen im Kaufentscheidungsprozess. Anhand zahlreicher aktueller Beispiele diskutieren wir, wie Unternehmen vorgehen, um unsere Kauf- und Konsumentscheidungen zu beeinflussen.

ozent | Prof. Dr. rer.pol. Torsten Tomczak, D Direktor der Forschungsstelle für Customer Insight an der Universität St.Gallen Donnerstag, 18.15 bis 19.45 Uhr, Raum HSG 01-207 19.2., 26.2., 5.3., 12.3., 19.3. und 26.3.2015



Volkswirtschaftslehre Herausforderungen an eine moderne Arbeitsmarktpolitik

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Fachkräftemangel, Migration, Arbeitslosigkeit und demografische Entwicklung sind nur einige der Herausforderungen an die Schweizer Arbeitsmarktpolitik. Welche Möglichkeiten gibt es jedoch für die Schweiz, um diese Herausforderungen zu bewältigen? Die Vorlesungsreihe «Herausforderungen an die moderne Arbeitsmarktpolitik» gibt einen Einblick in die möglichen arbeitsmarktpolitischen Massnahmen. Vertreten sind sowohl die theoretische als auch praktische Perspektive. Am Anfang steht ein Überblick über die Probleme, die sich am Schweizer Arbeitsmarkt herauskristallisiert haben, und eine Diskussion der politischen Reaktionen darauf (Prof. Wunsch). Die folgenden Vorlesungen führen ein in die Arbeitsmarkttheorie aus makro- und mikroökonomischer Perspektive (Prof. Koeniger und Dr. Inderbitzin) sowie in die Evaluation von Massnahmen der Arbeitsmarktpolitik (Prof. Lechner). Zum Abschluss nimmt Dr. Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit im Staatssekretariat für Wirtschaft, Stellung zur Umsetzung der theoretischen Massnahmen in der Praxis.

13. April

Einführung in das Thema: ein Blick in die Schweiz Prof. Dr. Conny Wunsch, Universität Basel

20. April

Einführung in die makroökonomische Theorie: makroökonomische Konsequenzen der Arbeitsmarktpolitik Prof. Dr. Winfried Koeniger, Universität St.Gallen

27. April

Von der Theorie zur Empirie: Konsequenzen der Sozialversicherungen für den Arbeitsmarkt Dr. Lukas Inderbitzin, Universität St.Gallen


4. Mai

Einführung in die empirische Evaluation: Evaluation von Arbeitsmarktpolitiken Prof. Dr. Michael Lechner, Universität St.Gallen

11. Mai

Von der Theorie zur Praxis: Arbeitsmarktpolitik und deren Umsetzung – Ein Blick in die Schweiz Dr. Boris Zürcher, Staatssekretariat für Wirtschaft, Leiter der Direktion für Arbeit, Bern

Leitung | Prof. Christina Felfe, PhD, Assistenzprofessorin für Empirische Wirtschaftsforschung, SEW-HSG

17 Montag, 18.15 bis 19.45 Uhr, Raum HSG 09-012 13.4., 20.4., 27.4., 4.5. und 11.5.2015


Politikwissenschaft Das Schweizer Bankgeheimnis: Von den «Gnomen von Zürich» zum automatischen Informationsaustausch in Steuerfragen

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Das Schweizer Bankgeheimnis galt lange als unüberwindbares Hindernis auf dem Weg zum automatischen Informationsaustausch in Steuerfragen und trug den Schweizer Bankiers den Übernamen «die Gnome von Zürich» ein (T.R. Fehrenbach, 1966). Seit den 1990er Jahren hat aber der Druck auf das Bankgeheimnis kontinuierlich zugenommen und schliesslich zu dessen (teilweiser) Abschaffung geführt. Nach einer kurzen Einführung in die Funktionsweise des Schweizer Bankgeheimnisses und dessen Bedeutung für den Schweizer Bankenplatz beschäftigen sich die sechs Vorlesungsabende primär mit den Ereignissen, die letztlich dazu geführt haben, dass sich die Schweiz – gegen ihren Willen – bereit erklärt hat, den von der OECD propagierten automatischen Informationsaustausch in Steuerfragen zu akzeptieren. Analysiert werden dabei unter anderem die politischen Veränderungen in den 1990er Jahren, die zu den ersten internationalen Initiativen zur Verbesserung der Kooperation in Steuerfragen geführt haben. Während diese erste Welle von Initiativen das Schweizer Bankgeheimnis noch nicht entscheidend beeinträchtigen konnte, waren die Initiativen der zweiten Welle ab 2008 von mehr Erfolg gekrönt. Die Vorlesung geht der Frage nach, welche Mittel und Strategien die OECD, die Europäische Union und die Vereinigten Staaten von Amerika verwendet haben, um das Schweizer Bankgeheimnis zu «knacken», und welche Möglichkeiten die Schweiz hatte und noch immer hat, um den Verlauf der Ereignisse zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Dozent | Prof. Dr. Patrick Emmenegger, Professor für Politikwissenschaft mit besonderer Berücksichtigung der Politikfeldanalyse und Vergleichenden Politischen Ökonomie, SEPS-HSG Donnerstag, 20.15 bis 21.45 Uhr, Raum HSG 09-011 19.2., 26.2., 5.3., 12.3., 19.3. und 26.3.2015



Rechtswissenschaft Wer hat das letzte Wort? Die Bedeutung des internationalen Rechts für Recht und Verfassung der Schweiz

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Die Schweiz wird heute durch das Völkerrecht vielfältig gebunden. Sie hat mit vielen Staaten völkerrechtliche Verträge abgeschlossen und untersteht zudem dem Völkergewohnheitsrecht. Das Land profitiert dabei politisch und wirtschaftlich von der Stabilität, die diese völkerrechtlichen Beziehungen gewährleisten. In jüngerer Zeit hat sich das traditionell positive Bild des Völkerrechts in der Schweiz jedoch getrübt. Das «fremde» Völkerrecht wird dem «eigenen» Landesrecht gegenübergestellt und untergeordnet. Durch erfolgreiche Volksinitiativen sind in die Bundesverfassungen Bestimmungen eingefügt worden, die völkerrechtlich problematisch sind (Minarettverbot, Ausschaffung von Ausländern, Personenfreizügigkeit). Vor diesem Hintergrund wird in der dreiteiligen Vorlesung zunächst das Verhältnis zwischen dem internationalen Recht (Völkerrecht und Europarecht) und dem schweizerischen Recht erklärt. Welche Rechtsordnung soll im Konfliktfall das letzte Wort haben? Welche Konsequenzen hat für die Schweiz die Verletzung einer völkerrechtlichen Verpflichtung? Am zweiten Abend steht die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK) im Mittelpunkt, da die meisten praktischen Streitfälle im Zusammenhang mit dieser Konvention und den Urteilen des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte in Strassburg entstanden sind. Der dritte Abend ist dem Verhältnis der Schweiz zur Europäischen Union und den sogenannten Bilateralen Verträgen gewidmet. Wieviel Handlungsspielraum verbleibt der Schweiz in diesem enger gewordenen Verhältnis? Die Vorlesung setzt keine juristischen Vorkenntnisse voraus. Dozent | Prof. Dr. iur. Bardo Fassbender, LL.M. (Yale), Professor für Völkerrecht, Europarecht und Öffentliches Recht an der Universität St.Gallen Dienstag, 18.15 bis 19.45 Uhr, Raum HSG 09-110 21.4., 28.4. und 5.5.2015


Wirtschaftsinformatik Einführung in die Wirtschaftsinformatik – Verstehen des digitalen Zeitalters Die Informations- und Kommunikationstechnik ist heute ein allgegenwärtiger Teil unseres privaten und geschäftlichen Lebens geworden. Diese tiefgreifende Veränderung von Wirtschaft und Gesellschaft entspricht den Auswirkungen der vergangenen industriellen Revolution. Prof. Walter Brenner hat deshalb gemeinsam mit Prof. Claudia Lemke ein neues Lehrbuch geschrieben. Er stellt in dieser Vorlesungsreihe daraus die ersten Kapitel vor. Sie geben eine Einführung in das digitale Zeitalter und behandeln danach den Menschen und die Gesellschaft im digitalen Zeitalter sowie die Infrastruktur und die Informationssysteme. Die Reihe wird bereichert durch eine Vorlesung von Prof. Andrea Back am 11. März über Mobile Business und Social Media sowie durch die traditionelle Exkursion, die in diesem Semester zu Debrunner Acifer, einem St.Galler Dienstleiter für Bau, Industrie und Gewerbe, führt. Das genaue Programm wird in der ersten Veranstaltung bekannt gegeben. barbara.rohner@unisg.ch. Fragen richten Sie bitte an

Dozent: Prof. Dr. oec. Walter Brenner, Professor für Wirtschaftsinformatik Mittwoch, 20.15 bis 21.45 Uhr, Raum HSG-09-011 18.2., 11.3., 25.3., 8.4., 15.4. und * 29.4.2015 * 29. April

Exkursion: Debrunner Acifer AG, Hechtackerstrasse 33, 9014 St.Gallen Beginn: 17.00 Uhr

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Wirtschaftsethik Fair Trade: Das Beispiel des Bananenhandels

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Die Banane ist nicht nur die weltweit beliebteste Frucht, sondern auch das mit Abstand populärste Fair-TradeProdukt. In der Schweiz wurden schon in den 1970er Jahren Kampagnen lanciert, um die Bevölkerung für die unhaltbaren Arbeitsbedingungen auf Bananenplantagen zu sensibilisieren. Verantwortlich gemacht werden dafür bis heute insbesondere die multinationalen Bananenhändler, aber auch die Supermärkte, denen man vorwirft, mit ihrer ruinösen Preispolitik die systematische Ausbeutung der schwächsten Mitglieder in der Wertschöpfungskette zu befördern. Diese Vorlesung gibt einen Überblick über die komplexen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Zusammenhänge des internationalen Bananenhandels. Sie wirft einen kritischen Blick auf die Rolle der einzelnen Akteure und illustriert anhand von aktuellen Beispielen, wie Fair Trade und alternative Labels die Lage der Menschen in den Produzentenländern verbessern können. Das Ziel ist es, Einblick zu geben in die vielfältigen Herausforderungen eines gerechten Handels am Beispiel eines scheinbar simplen Produktes, das wir alle kennen.

Dozentin | Dr. rer.publ. Dorothea Baur, Wirtschaftsethikerin und Lehrbeauftragte an der Universität St.Gallen Donnerstag, 20.15 bis 21.45 Uhr, Raum HSG 01-013 16.4., 23.4. und 30.4.2015



Tourismus Wandel, Bedeutung und Herausforderungen im Tourismus

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St.Gallen-Bodensee-Tourismus feiert 2015 sein 125jähriges Jubiläum. Die Vorlesungsreihe gibt deshalb im ersten Teil einen geschichtlichen Rückblick auf den Tourismus in St.Gallen und in der Ostschweiz, um dann im zweiten Teil die aktuelle Lage und die Herausforderungen in unserer Region, in der Schweiz und in der Vier-LänderRegion Bodensee zu thematisieren. Der Tourismus ist in den vergangenen rund 100 Jahren nicht nur vielseitiger und facettenreicher geworden, er nimmt infolge des gesellschaftlichen und technologischen Wandels auch an Dynamik zu. Die Vortragsreihe lädt jeden Abend andere Gastreferenten aus verschiedenen Tourismusunternehmen und -organisationen ein und lässt sie die aktuellen Herausforderungen im Tourismus aus ihrer Perspektive darstellen und erklären. Die letzten zwei Vortragsabende bieten je eine Podiumsdiskussion mit Experten und Persönlichkeiten, die über Geschäftstourismus und Messeplatz (4. Mai) und über Tourismuspolitik (18. Mai) debattieren.

Leitung | Prof. Dr. oec. Pietro Beritelli, Professor für Betriebswirtschaftslehre mit besonderer Berücksichtigung des Tourismus, IMP-HSG Montag, 18.15 bis 19.45 Uhr, Raum HSG 09-114 23.2., 9.3., 23.3., 30.3., 20.4., 4.5. und 18.5.2015



Schweiz und Politik Das Schweizer Politikmodell: Hat es eine Zukunft?

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Machtteilung und Machtbeschränkung bilden den Kern des Schweizer Politikmodells. Der ausgeprägte Föderalismus verteilt die Kompetenzen zwischen Gemeinden, Kantonen und Bund. Zwei eigensinnige Parlamentskammern und eine Regierung mit sieben Teilzeitchefs wirken der Konzentration und dem Missbrauch von Macht entgegen. Das Milizsystem hat keine abgehobene politische Klasse entstehen lassen. Langwierige Vernehmlassungen und die direktdemokratische Kontrolle unterbinden Fehlentwicklungen bevor sie entstehen. Dies sind die klugen Mechanismen des Schweizer Modells. Es ist jedoch ein Modell, das eine altväterische Form von Gemeinsinn voraussetzt. Denn wenn viele beteiligt sind, ist niemand wirklich verantwortlich. In einem zunehmend von professionellem Marketing und von Medienaufmerksamkeit getriebenen Politikumfeld wird dieses Verantwortungsdefizit zur Schwachstelle. Tatsächlich zeigen sich deutliche Krisensymptome: Das Milizsystem erodiert, die Parteienlandschaft gehört zu den am stärksten polarisierten in Europa, Kompromisse zu finden, wird immer schwieriger und immer grösser ist die Bereitschaft, die Volksrechte auszureizen. In der Vorlesung behandelte Themen: Wurzeln und Besonderheiten des Schweizer Politikmodells. Wandel der Parteienlandschaft, der direkten Demokratie und des gesellschaftlichen Umfelds. Herausforderungen für die politische Führung. Risiken einer Reformblockade.

Dozent | Dr. sc.nat. Michael Hermann, Forschungsstelle sotomo am Geographischen Institut der Universität Zürich Mittwoch, 20.15 bis 21.45 Uhr, Raum HSG 09-012 15.4., 22.4., 29.4. und 6.5.2015



Finanz- und Geldgeschichte Gelder, Finanzen und Realwirtschaft in Vergangenheit und Gegenwart

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Was ist ein Geld? Wie sind Gelder (Plural) entstanden? Wie haben sie sich bis heute entwickelt? Welchen Nutzen haben Gelder real überhaupt? Sind Gelder und Finanzen Verirrungen der Geschichte? Welche Art von System von Geldern existiert heute eigentlich? Zentralbanken und andere staatliche und halbstaatliche Banken: Wie sind sie entstanden? Was erhoffte man sich bei ihrer Gründung? Welche Funktionen erfüllten sie in der Geschichte bis heute? Welche sollten und könnten sie erfüllen? Wie wurden sie von ruhenden Pfeilern der Geld- und Währungs ordnung zu aktiven Gestaltern von Geld- und Währungspolitik? Banken: Wie entstanden sie, wie sah ihre frühe Gestalt aus, wie blühten sie, woran scheiterten sie? Wie wandelte sich die Bankenlandschaft aufgrund ihrer Eigendynamik und durch äussere Einflüsse? In welchem (wechselnden) Verhältnis standen sie zum Staat? Kurze Geschichte der Kritik an der kapitalistischen Finanzarchitektur: Welche Alternativen kapitalistischer Finanz- und Geldarchitekturen wurden schon entworfen? Was ist Weizen, was Spreu? Der Kurs vermittelt ein vielfältiges Bild der Entwicklung und ein Raster für die Einschätzung von Reformen.

Dozent | Prof. em. Dr. oec. Jörg Baumberger, Titularprofessor im Ruhestand für Volkswirtschaftslehre Donnerstag, 18.15 bis 19.45 Uhr, Raum HSG 09-012 16.4., 23.4., 30.4. und 7.5.2015


Agrarpolitik Landwirtschaft und Agrarpolitik aus nationaler und internationaler Sicht Diese Vortragsreihe beginnt mit einem historischen Abriss der Entwicklung der Landwirtschaft und der Agrarpolitik in der Schweiz. Es wird gezeigt, welche Kräfte dazu führten, dass der Agrarsektor von über 50% der Beschäftigten in unserem Lande auf unter 2% schrumpfte. Dabei treffen wir auf Einflüsse von technischen Entwicklungen, von Kriegen und Krisen. Die Wirkungen der Agrarpolitik werden besprochen: Sie hat Agrarüberschüsse reduziert, ökologische Gefahren begrenzt sowie Einkommensprobleme reduziert. Der agrarpolitische Systemwechsel ab 1993 von garantierten Produktpreisen zu flächenbezogenen Direktzahlungen wird als volkswirtschaftlich sinnvoll sowie gleichzeitig zielgerecht bezüglich Ökologie, Überschüssen und Einkommensverteilung erörtert. Die kleine Schweiz war und ist stets mit internationalen Entwicklungen vernetzt. Diese beeinflussen immer auch die schweizerischen Gesetzgebungen. Daher werden weltweite agrarische Produktionssysteme, Ernährungslagen in einzelnen Ländern und insbesondere die vergangenen und heutigen WTO-Bemühungen zur Regelung des internationalen Agrarhandels besprochen. Den Abschluss bildet ein Ausblick, indem mögliche Freihandelsabkommen (u.a. mit der EU) und neu lancierte Agrarinitiativen kommentiert werden.

Dozent | Prof. em. Dr. Peter Rieder, Greifensee Montag, 20.15 bis 21.45 Uhr, Raum HSG 09-012 13.4., 20.4., 27.4., 4.5., 11.5. und 18.5.2015

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Schweizer Literatur Die Vertreibung aus dem Paradies – Bamberger Poetikvorlesungen In vier Vorlesungen, die Peter Stamm im Sommer 2014 in Bamberg hielt, versucht er eine Antwort zu finden auf die Fragen, weshalb er schreibt und was die wiederkehrenden Themen seines Schreibens sind. Dies führt ihn zurück in das Paradies seiner Kindheit und Jugend, zurück an die Anfänge seines Schreibens. «Der Text ist oft der Weg», schreibt er, «den man beim vergeblichen Suchen nach der Antwort zurücklegt.» Stamm gibt uns Einblicke in sein Denken und Schreiben, als wäre eine Poetikvorlesung eine Geschichte, die erzählt werden will.

Dozent | Peter Stamm, Schriftsteller, Winterthur

30 Montag, 18.15 bis 19.45 Uhr, Raum für Literatur, Postgebäude am Bahnhof St.Gallen (Eingang Südseite, St.Leonhardstrasse 40, 3. Stock, Lift vorhanden) 16.2., 23.2., 2.3. und 9.3.2015


Deutsche Sprache und Literatur Neues sehen – neues Sehen: Ausstellungen in der deutschsprachigen Literatur Ausstellungen, ob von Kunstwerken, Relikten vergangener Zeiten oder aktuellen technischen Errungenschaften, zeigen dem Betrachter nicht nur unbekanntes Neues, sondern lehren ihn auch neue Arten und Weisen zu sehen. In diesem Sinn durchzieht das Motiv der Ausstellung die deutsche Literatur, angefangen von Grimmelshausens Simplizissimus-Roman über Goethes Ausstellungspädagogik und die romantischen Spiegelungsspiele Tiecks und E.T.A. Hoffmanns um das Verhältnis von Bild und Wirklichkeit bis hin zur kritischen Revision des modernen Wahrnehmungsbegriffs in Thomas Bernhards Alte Meister. Die Vorlesung wird an ausgewählten Texten durch Kunst- und Wunderkammern, Galerien und andere Schau-Räume in ein kleines Panorama der Literaturgeschichte als Museumsgeschichte einführen.

31 Dozentin | Prof. Dr. phil. Ulrike Landfester, Professorin für Deutsche Sprache und Literatur Donnerstag, 18.15 bis 19.45 Uhr, Textilmuseum St.Gallen, Vadianstrasse 2 (Raum: Lounge im Parterre) 19.2., 26.2., 5.3., 12.3. und 26.3.2015


Deutsche Sprache Bedeutet das, was ich sage, auch das, was ich meine? Grundbegriffe der Semantik und ihre Anwendung auf den Sprachgebrauch

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In der Semantik geht es um Fragen der Bedeutung. Was verbirgt sich in diesem Zusammenhang hinter Begriffen wie «Eindeutigkeit versus Mehrdeutigkeit», «Sprachregister», «Stilebene» oder «kulturelle Semantik»? Der Ausdrucksseite der Sprachproduktion steht die Eindrucksseite der Rezeption gegenüber: Wer versteht was warum wie? Fragen wie die, auf welchem Ohr wir bisweilen «taub» sind, oder mit wie vielen Ohren wir hören, versuchen kommunikationspsychologische Modelle zu beantworten, deren Tauglichkeit hinterfragt werden soll. Was kann die neuropsychologische Forschung sagen zu der Frage, welche Prozesse sich im Gehirn zwischen dem Denken und der Äusserung des Gedankens abspielen? Wie kommt es beispielsweise zu den so genannten «Freud‘schen Versprechern»? In der mündlichen Rede wird der Bedeutungsgehalt unter anderem durch den Einsatz rhetorischer Mittel erzeugt bzw. modifiziert. Ein Schauspieler erlaubt uns einen Blick in seine Handwerkskiste und zeigt uns, wie die Stimme durch ihren Einsatz im mündlichen Vortrag zum bedeutungserzeugenden Medium wird. Wer möchte, kann dabei die Gelegenheit ergreifen, die rhetorische Wirkung der eigenen Sprach- und Stimmkraft auszuprobieren.


Gastreferierende: 11. März 25. März

Prof. Dr. rer.nat. Martin Meyer, Lehrstuhl für Neuropsychologie, Universität Zürich Schauspieler und Regisseur Matthias Flückiger, St.Gallen

Dozentin | Dr. phil. Elke Breitenfeldt, Lehrbeauftragte für Deutsche Sprache, Universität St.Gallen

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Italienische Sprache und Literatur La «Grande Guerra» nella cultura italiana: I: Dall’interventismo al conflitto

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La prima guerra mondiale scoppia nel 1914. Ma l’Italia entra nel conflitto soltanto nel 1915. Perché sceglie di farlo? Quali sono le condizioni economiche, politiche e sociali che, fra molte discussioni e resistenze, portano un paese nato politicamente appena mezzo secolo prima ad affrontare un’esperienza che presto, dopo le prime illusioni, si rivelerà drammatica, e anche traumatica, per molti italiani? E quale ruolo ha avuto la cultura italiana nel preparare e quindi nel legittimare l’intervento armato? Il corso, che continuerà nel semestre autunnale, vuole illustrare in primo luogo la situazione del paese prima del 1915 con le aspre divisioni fra pacifisti e i nazionalisti che esaltano l’azione bellica vista da molti come fase conclusiva ed eroica del Risorgimento italiano e come occasione necessaria, anzi ineludibile, per completare il processo di unificazione politica del paese. A volere con forza la guerra sono però anche coloro che, come i Futuristi, esaltano il progresso, il dinamismo e la violenza. Ma la cultura di quegli anni mostra anche come l’illusione accompagni la visione di molti giovani scrittori, poeti, artisti, intellettuali. Saranno poi i fatti, i tempi lunghi, le sofferenze, le amare sconfitte (come la battaglia di Caporetto), a riportare gli uomini dentro una triste realtà di cui la letteratura porta tracce profonde e dolorose.

Dozent | Prof. Dr. phil. Renato Martinoni, Professor für Italienische Sprache und Literatur Dienstag, 18.15 bis 19.45 Uhr, Raum HSG 09-110 17.2., 24.2., 3.3., 10.3., 17.3. und 24.3.2015


Amerikanische Literatur North American Short Stories of the 1950s and 1960s Launching a series of lecture courses on North American short stories from the 1950s onwards, this semester’s lectures will attempt to convey something of the diversity of this literary form between 1948 and 1968. They will analyse well-known classics and less familiar works by Shirley Jackson, Hisaye Yamamoto, Flannery O’Connor, John Cheever, James Baldwin, Bernard Malamud, Alice Munro, Joyce Carol Oates, John Updike, Stanley Elkin, John Barth and Donald Barthelme. A reader containing all the stories covered in the course will be available for purchase at the first lecture. In order to gauge demand, it would be very helpful if anyone wishing to purchase a copy would please order alan.robinson@unisg.ch one by email

Dozent | Prof. D.Phil. Alan Robinson, Professor für Englische Sprache und Literatur Dienstag, 18.15 bis 19.45 Uhr, Raum HSG 01-U121 17.2., 24.2., 3.3., 10.3., 17.3. und 24.3.2015

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Spanische Sprache und Literatur La novela policiaca española

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Delimitación del problema’, economía de los medios, y «la necesidad y maravilla en la solución» son, entre otros, los criterios que Jorge Luis Borges le exige a una novela policiaca de calidad. En este curso, nos preguntaremos por el cumplimiento de estas exigencias en tres novelas escritas por autores españoles: Manuel Vázquez Montalbán: Asesinato en el comité central (1981), Juan Madrid: Nada que hacer (1999), Ángela Vallvey: Muerte entre poetas (2008). El contexto histórico-político, la figura (ausente) del detective y el papel de la literatura son algunos de los temas elaborados en las tres obras. A través de su lectura, el curso pretende trazar asimismo la evolución de la novela negra en España, desde 1975 hasta nuestros días. Se ruega a los participantes que adquieran cualquier edición de las tres obras que comentaremos. El primer día se distribuirán extractos.

Dozentin | Dr. des. Sandra Carrasco, Lehrbeauftragte für Spanisch, Universität St.Gallen Mittwoch, 18.15 bis 19.45 Uhr, Raum HSG 01-014 18.2., 25.2., 4.3., 11.3., 18.3. und 25.3.2015


Französische Sprache und Literatur La Nouvelle Vague – Genèse et héritage d’un mouvement socioculturel La Nouvelle Vague a révolutionné et marqué le cinéma français comme nul autre mouvement ne l’avait fait auparavant et a influencé les générations de cinéastes suivantes ainsi que de nombreux réalisateurs du monde entier. Cependant, la Nouvelle Vague est bien plus qu’un simple mouvement cinématographique ou esthétique – elle est à la fois le reflet et la conséquence des bouleversements socioculturels survenus dans les années 50 et 60, qui ont culminé dans les évènements de mai 68. C’est pourquoi nous allons, dans un premier temps, nous pencher dans ce cours sur les changements politiques et socioculturels qui ont marqué ces années-là et dont la Nouvelle Vague n’est qu’un exemple (d’autres exemples seront également traités, notamment dans le domaine de la musique ou de la littérature), pour ensuite regarder de plus près les réalisateurs et les films de la Nouvelle Vague. Pour terminer, nous allons voir si la Nouvelle Vague a laissé des traces dans le cinéma français d’aujourd’hui, autant d’un point de vue esthétique qu’en ce qui concerne le choix des sujets abordés. Ce cours s’adresse donc non seulement aux cinéphiles parmi vous, mais également à ceux qui s’intéressent à cette période de l’histoire française.

Dozentin | Mag. Dr. phil. Sandra Strigl, M.A., Lehrbeauftragte für Französisch, Spanisch und Englisch an der Universität Konstanz Donnerstag, 18.15 bis 19.45 Uhr, Raum HSG 01-112 19.2., 26.2., 5.3., 12.3., 19.3. und 26.3.2015

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Rätoromanische Sprache und Literatur Oscar Peer, Autobiographie und Fiktion. La rumur dal flüm (1999), Das Raunen des Flusses (2007)

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Die Vorlesung versucht, anhand ausgewählter Textstellen aus der romanischen und der deutschen Version von Peers autobiographischem Familienroman dem Verhältnis zwischen Autobiographie und Fiktion auf die Spur zu kommen. Auch im Sinne von Max Frischs Satz «Jeder Mensch erfindet sich früher oder später eine Geschichte, die er für sein Leben hält» ist davon auszugehen, dass eine Autobiographie nicht einfach ein «wirkliches Leben» spiegelt, sondern eine Lebensgeschichte und ein Profil des Protagonisten erzählend konstruiert. Im Falle von Oscar Peers La rumur dal flüm ist dies besonders evident, da sich die Szenen aus der eigenen Familiengeschichte im Engadin der Dreissiger- und Vierzigerjahre offensichtlich mit Traditionen mündlichen und fiktionalen Erzählens verbinden. Die Lektüren eröffnen auch historische und ethnographische Perspektiven auf das Leben einer kinderreichen Arbeiterfamilie an wenig prominenten Orten eines ärmeren Engadins, wo «weder Giacometti noch Segantini gemalt» haben. Die Vorlesung versucht, im Wechsel von Deutsch und Rätoromanisch dem sprachlichen Spagat des zweisprachigen Autors gerecht zu werden.

Dozent | Prof. Dr. phil. Clà Riatsch, Professor für rätoromanische Sprach- und Literaturwissenschaft an der Universität Zürich Mittwoch 18.15 bis 19.45 Uhr, Raum HSG 01-107 18.2., 25.2., 4.3., 11.3. und 18.3.2015


Russische Literatur Russische Gegenwartsliteratur Zu Beginn der 2000er Jahre hat in der russischen Gegenwartsliteratur ein Generationswechsel stattgefunden. Die jungen Autoren haben sich von den Traumata der sowjetischen Vergangenheit und den postmodernen Textspielen verabschiedet und zu einem neuen erzählenden Realismus gefunden. In der Vorlesung werden die wichtigsten Autoren der russischen Gegenwartsliteratur wie Sachar Prilepin, Sergej Schargunow, Michail Elisarow und Dmitri Bykow besprochen. Die Texte für die gemeinsame Lektüre werden in deutscher Übersetzung zur Verfügung gestellt.

Dozent | Prof. Dr. phil. Ulrich Schmid, Professor für Kultur und Gesellschaft Russlands Donnerstag, 18.15 bis 19.45 Uhr, Raum HSG 09-012 19.2., 26.2., 5.3., 12.3., 19.3. und 26.3.2015

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Erzählforschung / Märchen Alte und neue Märchen aus Griechenland Griechenland, eine der ältesten Kulturlandschaften Europas, bietet einen reichen Schatz an mythischem Erzählgut und an alten wie neuen Märchen. Bevölkert von Neraiden, Moiren, Gorgonen, Lamien, Draken und den Töchtern der Sonne, scheint die griechische Märchenwelt ein eigener Kosmos zu sein. In Kretas Dörfern gibt es originelle, noch nicht übersetzte Zaubermärchen aus dem 21. Jahrhundert zu entdecken. Vorgestellt werden wunderschöne, aber auch irritierende Märchen aus schriftlicher wie mündlicher Überlieferung, aus teilweise ganz neuen Sammlungen des Festlands, aus Kreta, Zypern, Rhodos und vielen anderen, kleineren Inseln. Welche Märchen sind typisch «griechisch»? Und welche Spuren haben die klassischen Mythen in den Volkserzählungen von heute hinterlassen?

40 13. April 20. April 27. April

Marula und Daphne: Von den Töchtern der Sonne und des Lorbeers Grausame Männergestalten? Von Blaubärten und dem Bartlosen Neraiden und Moiren: Von tanzenden Schönheiten und den drei Schicksalsfrauen

Dozentin | Dr. phil. Barbara Gobrecht, Erzählforscherin, Vorstandsmitglied der Schweizerischen Märchengesellschaft, Gebenstorf Montag, 18.15 bis 19.45 Uhr, Raum HSG 01-110 13.4., 20.4. und 27.4.2015



Kulturgeschichte Hildegard von Bingen (1098–1179), Äbtissin, Mystikerin, Ärztin, Künstlerin Als «indocta» – ungelehrt – hat sie sich selbst immer wieder in benediktinischer Demut und mittelalterlicher Frömmigkeit bezeichnet. Doch ungeachtet dessen zählt Hildegard von Bingen zu den herausragenden Geistern ihrer Epoche. Sogar Päpste, Kaiser und Fürsten suchten bei der «Rheinischen Sibylle» Rat. Die Streitlust und die Predigten, Briefe und Schelten der Äbtissin von Disibodenberg und ab 1150 des von ihr gegründeten Konvents auf dem Rupertsberg bei Bingen waren ebenso respektiert wie gefürchtet. Im Kreis der grossen Frauengestalten des Mittelalters nimmt Hildegard von Bingen eine Sonderstellung ein. Denn das Œuvre, das sie hinterlassen hat, sucht seinesgleichen im Umfang, in der Vielfalt, der Qualität wie der Originalität. Die vierteilige Vorlesung sucht sich dieser Frau und ihren Werken von verschiedenen Seiten anzunähern.

42 Dozent | Prof. Dr. phil. Ernst Tremp, alt Stiftsbibliothekar von St.Gallen Montag, 20.15 bis 21.45 Uhr, Raum HSG 01-013 13.4., 20.4., 27.4. und 11.5.2015


Kulturgeschichte Ägypten auf dem Weg zur Grossmacht – Thutmosis III. Thutmosis III. war einer der bedeutendsten Herrscher Ägyptens. Nach dem Tod seines Vaters Thutmosis II. tritt er zwar formell die Herrschaft an, in der Realität führt jedoch Hatschepsut die Regierungsgeschäfte für den jungen König. Erst im 22. Jahr ihrer (gemeinsamen) Herrschaft erringt er nach ihrem Tod die alleinige Macht und wendet sich schon bald gegen eine Koalition syrischer Fürsten. Die Belagerung von Megiddo ist dabei besonders hervorzuheben. Die ersten zwanzig Jahre seiner Regierung sind durch nahezu jährlich wiederkehrende Feldzüge nach Vorderasien charakterisiert, wobei das Mitannireich ein ständiger Gegner bleibt. Thutmosis III. erreicht einerseits den Euphrat und stösst andererseits weit in den heutigen Sudan vor, wie eine Siegesstele beim Gebel Barkal dokumentiert. Annalentexte berichten von diesen Kriegszügen und ausführlich auch von der gemachten Beute! Aus dieser Ära sind auch Persönlichkeiten der Verwaltung bekannt, sowie bedeutende Dokumente zur Administration überliefert, die einen Einblick in die damaligen Verhältnisse Ägyptens gewähren.

Dozentin | Dr. phil. Sigrid Hodel-Hoenes, Ägyptologin, Fontnas Donnerstag, 9.30 bis 11.00 Uhr, Festsaal St.Katharinen (Katharinengasse 11) 30.4., 7.5. und 21.5.2015

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Kulturgeschichte Der Wiederaufstieg Asiens – Was sind die Gründe für die Entwicklungserfolge ostasiatischer Gesellschaften?

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Der Wiederaufstieg Asiens ist eine der zentralen Veränderungen in der Globalgeschichte der vergangenen Jahrzehnte. Etwa zweihundert Jahre lang übten ausschliesslich europäische und europäisch begründete Gesellschaften dominierende Rollen aus. Nun erleben wir den Übergang zu einem multipolaren System. Nach einem ersten historischen Teil («Asien vor Europa») geht es um den Wiederaufstieg Asiens nach 1945, wobei die Unterschiede zwischen nationalen Entwicklungspfaden und ihren institutionellen Ausgestaltungen analysiert werden. Die geographischen Schwerpunkte liegen auf Japan, China, Korea, Hongkong und Singapur. Erfolgsfaktoren und Entwicklungsblockaden werden diskutiert und kritisch auf Medien-Hypes und populäre Bedrohungsszenarien zurückbezogen.

Dozent | PD Dr. phil. Patrick Ziltener, Privatdozent an der Universität Zürich Mittwoch, 18.15 bis 19.45 Uhr, Raum HSG 09-110 18.2., 25.2., 4.3., 11.3., 18.3. und 25.3.2015


Kunstgeschichte Marmor, Bronze, Gold, oder Kunststoff? – Überlegungen zu den Materialien und ihren Bedeutungen in der Kunst Aus welchen Materialien sind Kunstwerke und Design-Gegenstände gemacht? Fiel die Entscheidung für sie, weil diese Materialien besonders leicht verfügbar waren oder wollte man mit ihnen gezielt symbolische, allegorische oder sonstige Inhalte zum Ausdruck bringen? Wie hat sich die Rezeption von Gold, Edelsteinen, Bronze, Eisen, Holz, aber auch des vergleichsweise jungen Materials Kunststoff im Lauf der Zeit geändert? Wie gehen zeitgenössische Künstler mit Materialbedeutungen um und welche Umwertungen nehmen sie vor? Oft hat sich nämlich das Verhältnis zu den Materialien schon bald nach der Entstehung der Werke gewandelt. Die inhaltlichen Dimensionen des Materials bieten oft überraschende Einsichten und tragen direkt zum Verständnis der Werke bei. Entsprechend müssen solche Bedeutungszusammenhänge bekannt sein oder es kommt zu Missverständnissen bei der Interpretation. Die Vorlesung fragt nach den inhaltlichen, sinnlichen und semantischen Dimensionen der Materialien in Kunst und Design. Sie berücksichtigt dafür den regen aktuellen kunsttheoretischen Diskurs zu diesem Thema.

Dozentin | Dr. phil. Anne Krauter, Dozentin für Kunstgeschichte an der Hochschule der Künste Bern Montag, 18.15 bis 19.45 Uhr, Raum HSG 01-011 13.4., 20.4., 27.4., 11.5. und 18.5.2015

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Musik / Musikgeschichte Ein klassischer Musiker spricht über seine geheime Leidenschaft: Jazz, Jazz, Jazz!

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Ganz geheim wird diese Leidenschaft der einen oder andern Person in St.Gallen und Umgebung nicht sein: Ab und zu ist der Referent, Bach-Spezialist, Organist, Pianist, Dozent und Dirigent, Rudolf Lutz, bei Veranstaltungen als Combo-Partner seines Bruders, Matthias Lutz, Saxophonist, zu hören mit Old Time Jazz, Latin and a little bit of Pop and Rock. Mit seinem Bruder hat er in frühen Kindertagen zu Ukulele und Klavier die Gospels des Golden Gate Quartetts gesungen. Louis Armstrong: die erste Langspielplatte seines Lebens hatte er mit seinem Taschengeld 1963 erstanden für 24.50 Franken bei Musik Hug: ein kleines Vermögen dazumals! Wir werden viel Jazz – vor allem älteren – hören, «Favorites» unseres Referenten, so aber auch von einem Überraschungsgast am letzten Abend, dem 15. April. Und am 1. April wird Matthias Lutz, Saxophonist, mit von der Partie sein. Nebst «Recreation des Gemütes» sollen analytische Anmerkungen nicht fehlen: Wie funktioniert ein Blues, was ist ein Standard, ein Chorus, ein Kick oder ein Riff. Erörtert wird auch die Frage: Was ist der Unterschied zwischen barocker und jazzmässiger Improvisation?

Dozent | Rudolf Lutz, Pianist, Organist, Dirigent und Chorleiter, Dozent für Historische Improvisation in Basel, Künstlerischer Leiter der J.S. Bachstiftung St.Gallen Mittwoch, 18.15 bis 19.45 Uhr, Raum HSG 02-001 (Aula) 25.3., 1.4., 8.4. und 15.4.2015



Musik / Musikgeschichte Ziel London: Händel, J.Chr. Bach, Mozart, Haydn und Mendelssohn in der Musikmetropole des Royal Empire. Was Musiker an London fasziniert hat

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Händel war wohl der bekannteste Immigrant, der London zu seinem Lebensmittelpunkt machte. Sein musikalisches Erbe anzutreten, machte sich J.Chr. Bach auf. Er verliess Italien und arbeitete sich in der Londoner Opernwelt und im Konzertleben ganz nach oben. Diesem mittlerweile europaweit bekannten Komponisten wollte auch die Familie Mozart ihre Aufwartung machen und den kleinen Wolfgang beim grossen Bach studieren lassen. Eine knappe Generation später immigrierte J.P. Salomon, den man heute als englischen Konzertveranstalter wahrnimmt, obwohl er ein Deutscher war. Seinem hartnäckigen Verhandeln verdankten die Londoner den Besuch von Joseph Haydn. Sogar ein Schweizer hat sich in London erfolgreich etabliert: Burkhart Tschudi aus dem Glarnerland stieg als Burkat Shudi zum berühmtesten Cembalobauer Europas auf. Nach 1800 nimmt die Zahl der Künstler, die dauerhaft nach London immigrieren, ab, dafür nimmt die Zahl der Komponisten und Interpreten, die der englischen Metropole lange Besuche mit mehreren Auftritten abstatten, zu. Felix Mendelssohn ist nur einer unter vielen, denen London sehr viel bedeutet hat. Was bewegte Musiker vom 17. bis 19. Jahrhundert, London als Ziel ihrer Träume zu sehen, und warum ging die Immigration im 20. Jahrhundert schlagartig zurück? Diesen Fragen geht die Vorlesung an fünf Abenden nach. Oper und Konzertleben stehen an je zwei Abenden im Mittelpunkt, ein Abend gilt dem Tasteninstrumentenbau.

Dozent | Dr. phil. Peter Keller, Artistic Consultant, Basel Mittwoch, 18.15 bis 19.45 Uhr, Raum HSG 09-011 18.2., 25.2., 4.3., 11.3. und 18.3.2015



Geschichte Filme machen Geschichte: Wie Spiel- und Dokumentarfilme unser historisches Bewusstsein prägen

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Geschichtsfilme boomen. Spielfilme über historische Themen lassen regelmässig die Kinokassen klingeln und triumphieren bei den Oscars (jüngste Beispiele: 2011 The King’s Speech; 2013 Argo; 2014 Twelve Years a Slave); im öffentlichen Fernsehen werden mehrteilige Geschichtsdokumentationen ausgestrahlt, und englischsprachige Privatsender produzieren aufwändige Historiendramen, die bei Zuschauern die Illusion einer wiederauferstandenen Vergangenheit wecken. Es ist daher keine gewagte Behauptung, dass unser historisches Bewusstsein stärker denn je durch das Medium Film geprägt wird. Wenn Geschichtsfilme aber einen so grossen Einfluss auf uns ausüben, kann es sich lohnen, genauer hinzusehen, wie sie ihre Stoffe auswählen und gestalten. In der Vorlesung werden dazu zahlreiche bekannte und weniger bekannte Spiel- und Dokumentarfilme in Ausschnitten präsentiert und unter Einbezug von historischer Forschungsliteratur interpretiert. Wir machen dabei eine Zeitreise von antiken Gladiatorenarenen über mittelalterliche Klosterbibliotheken und neuzeitliche Königshöfe bis zu modernen Kriegsschauplätzen. Geographisch beginnen wir in Europa, besuchen dann aber so verschiedene Gebiete wie die Karibik, Ostafrika, Vietnam und die Philippinen.

Dozent | Prof. Dr. phil. Caspar Hirschi, Professor für Allgemeine Geschichte Mittwoch, 18.15 bis 19.45 Uhr, Raum HSG 09-011 15.4., 22.4., 29.4., 6.5., 13.5. und 20.5.2015



Politische Geschichte «Now he belongs to the ages»: Die Hinterlassenschaft Lincolns und des Bürgerkriegs

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Kaum hatte ihn die Nachricht erreicht, jemand habe im Ford Theater auf Abraham Lincoln geschossen, eilte Edward Stanton, seines Zeichens Kriegsminister, zu seinem verwundeten Präsidenten. In der Nacht vom 14. auf den 15. April 1865 wurde Stanton Zeuge der letzten Atemzüge jenes Mannes, der die Vereinigten Staaten in ihren verlustreichsten Krieg geführt hatte. Weniger als zwei Wochen zuvor hatte Robert E. Lee, General der Südstaaten, deren Niederlage anerkannt und damit endgültig einen Neuanfang zugelassen, der nun ohne Abraham Lincoln gelingen musste. «Now he belongs to the ages» – so Stanton an Lincolns Sterbebett – Lincoln sei nun Teil der Geschichte, sein Andenken in den Händen anderer. 150 Jahre nach Lincolns Ermordung ist Stantons Ausspruch zutreffend wie nie: Über keinen anderen amerikanischen Präsidenten wurde so viel geschrieben, gestritten, spekuliert und diskutiert wie über den ersten «selfmade man», der ohne formale Schulbildung das höchste Amt seines Landes erreichte. Zu Lebzeiten für die einen Tyrann, die anderen Befreier, wird noch heute debattiert, wie Lincoln tatsächlich zur Sklaverei stand, inwiefern er nur von Macht, wie sehr von Idealen getrieben wurde. So unterschiedliche Präsidenten wie Barack Obama und George W. Bush identifizieren sich mit Lincoln, sein Denkmal ist das meistbesuchte in Washington, D.C. Diese Vorlesungsreihe stellt sich dem Mythos Lincoln, indem sie zuerst seinen Werdegang, die Hintergründe des Bürgerkriegs und dessen Ausgang skizziert und sich dann der amerikanischen Erinnerungskultur widmet: Warum fasziniert und inspiriert Lincoln noch heute? Wie berechtigt ist sein Status als Befreier und moralische Instanz? Dozentin | Dr. rer.publ. Claudia Franziska Brühwiler, Lehrbeauftragte für Reflexionskompetenz, Universität St.Gallen Montag, 18.15 bis 19.45 Uhr, Raum HSG 01-013 23.2., 2.3., 9.3., 16.3. und 23.3.2015



Naturwissenschaft / Gesellschaft Die Natur als Vorbild und Inspiration Die Menschheit hat sich im Laufe des Holozäns nach und nach von ihrer ursprünglichen Verbindung mit der Natur emanzipiert und sich in der jüngeren Vergangenheit – vor allem dank Naturwissenschaft und Technik – eine mehr und mehr künstliche Welt geschaffen. In unserer «postindustriellen» Gesellschaft besteht wieder ein weit verbreitetes Bedürfnis, sich sowohl spirituell als auch materiell mit unserem ursprünglichen Substrat auseinanderzusetzen und daraus grundlegende Erkenntnisse sowohl für den Alltag wie auch für hoch spezialisierte Anwendungen abzuleiten. Anhand ausgewählter Beispiele wird die heutige Auseinandersetzung mit Vorbildern aus der Natur und deren jeweilige Bedeutung für die moderne Gesellschaft aufgezeigt.

54 25. Februar

Das Meistern von sozialer Komplexität mit Lösungen aus der Natur: Vom Ökosystem zu intelligenten Organisationen für die Gesellschaft Prof. Dr. Fredmund Malik, Malik Management Zentrum, St.Gallen

11. März

Kreative Naturfotografie – vom dokumentarischen Abbild zur Kunst Martina Tränkl, fotoWEISE – bild&lyrik, DE-Weidenbach

25. März

Therapie mit Arzneipflanzen – Phytotherapie zwischen Tradition und Moderne Prof. Beat Meier, Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, Wädenswil


8. April

Landschaften – Faszination, Inspiration, Verständnis Dr. Oskar Keller, Geologe, Lüchingen

22. April

Der Ingenieur Leonardo da Vinci – Die Entdeckung eines Erfinders Dr. Helmut Hilz, Bibliotheksdirektor, Deutsches Museum München

13. Mai

Flexible Solarzellen? Künstliche Photosynthese unter Anleitung aus der Natur Dr. Arthur Braun, EMPA Dübendorf

55 Leitung | Dr. phil. Henry Naef, Geologe, Geschäftsleiter geosfer AG, St.Gallen Mittwoch, 20.15 bis 21.45 Uhr, Raum HSG 01-011 25.2., 11.3., 25.3., 8.4., 22.4. und 13.5.2015


Philosophie Nachdenken über den Alltag (nicht nur) mit Kant und Schopenhauer

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Ob die grossen Philosophen sich mit alltäglichen Themen auseinander gesetzt haben, kann keine ernsthafte Frage sein, denn auch das Leben des «grössten» Philosophen (wenn es ihn denn gäbe) ist notwendig in den Alltag eingebunden. Immanuel Kant hat über einen fehlenden Knopf am Revers eines seiner Studenten nachgedacht, über die Frage, ob man der Mode folgen solle oder nicht – und vielleicht hätte er gar eine «Kritik der Kochkunst» geschrieben, wenn er mit der «Kritik der Urteilskraft» (1790) etwas zeitiger fertig geworden wäre. Arthur Schopenhauer ist sowieso ein Philosoph des Alltags. Vieles, was in seinen überaus populären «Parerga und Paralipomena» (1850) Aufnahme gefunden hat, stammt schlechterdings aus den alltäglichen Lebenssituationen des reflektierenden Menschen. Schliesslich, so Schopenhauer, lebt jeder «zunächst und wirklich in seiner eigenen Haut». Und diese Haut hat Kollisionen mit der Umgebung und den lieben Mitmenschen auszutragen. Überhaupt: Was taugt eine Philosophie, wenn sie sich nicht im Alltag bewährt und zumindest ein relativierendes Quäntchen Trost spendet gerade dadurch, dass wir die alltäglichen Probleme des anderen in den eigenen zu erkennen vermögen. Oder länger und mit Schopenhauer: «Um durch die Welt zu kommen, ist es zweckmässig, einen grossen Vorrat von Vorsicht und Nachsicht mitzunehmen: durch erstere wird man vor Schaden und Verlust, durch letztere vor Streit und Händel geschützt.» Philosophie ist nichts für den Sonntag und die glänzende Festrede, sondern ein Lebensmittel für den immer wiederkehrenden Alltag. Dozentin | Prof. Dr. phil. Ursula Pia Jauch, Professorin für Philosophie und Kulturgeschichte an der Universität Zürich Dienstag, 18.15 bis 19.45 Uhr 24.2., 3.3. und 10.3.2015 | Raum HSG 01-013 17.3.2015 | Raum HSG 01-011


Soziologie Meinungsforschung und Politik Meinungsforschung lässt sich aus der Politik nicht mehr wegdenken. In aller Eile wird zu allem und zu jedem die öffentliche Meinung erhoben. Es gibt kaum einen Bereich, der nicht schon demoskopisch vermessen wäre und dies meist mehrfach. Immer neue technische Möglichkeiten bei immer grösserer Nachfrage multiplizieren die Anbieter, die Erhebungsmethoden und die Ergebnisse. Doch ergeben die Zahlen, Ziffernreihen, Tabellen, Grafiken überhaupt einen Sinn? Kann man mit Statistiken nicht einfach alles zeigen? Weshalb sind die Methoden so umstritten? Warum liegen die Resultate immer wieder falsch? Weshalb kann die Wissenschaft keine Methode entwickeln, die von allen anerkannt wird und präzise Ergebnisse liefert? Die Veranstaltung führt ein in die besondere Welt der Meinungsforschung. Dies geschieht ganz nah am konkreten Material aus der Entwicklung dieser Wissenschaft (bei der die Schweiz eine besondere Rolle spielt) und anhand von aktuellen Ergebnissen, die Aufsehen erregten. Wesentlich ist auch eine breitere historische und gesellschaftliche Einbettung der Demoskopie: Es soll deutlich werden, weshalb aktuelle Demokratien fast notwendigerweise einen unstillbaren Hunger nach Meinungsforschung entwickeln und deshalb ein kritisches Verständnis dieser Technik nötiger ist denn je.

Dozent | Prof. Dr. phil. Felix Keller, Assistenzprofessor für Soziologie, SfS-HSG Dienstag, 18.15 bis 19.45 Uhr, Raum HSG 01-U121 14.4., 21.4., 28.4., 5.5., 12.5. und 19.5.2015

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Psychiatrie / Psychotherapie Entwicklungsrisiken bei Kindern und Jugendlichen

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Die Entwicklung von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen verläuft einerseits nach neurobiologisch und genetisch festgelegten Regeln, ist aber andererseits erheblichen familiären, gesellschaftlichen und Umwelteinflüssen ausgesetzt. Während man früher zwischen Genetik und Umwelt streng unterschied, sind heute die vielfältigen Wechselwirkungen in beide Richtungen von Bedeutung, insbesondere für die Einschätzung von Risiken und Chancen der Entwicklung. In dieser Seminarreihe werden anhand einzelner wichtiger Themenkomplexe die heutigen Entwicklungsrisiken, aber auch die damit verbundenen Chancen dargestellt. Wir betrachten die Bedeutung neurobiologischer und genetischer Faktoren, beschäftigen uns mit der Volkskrankheit Depression, mit den insbesondere bei Jungen auftretenden Aufmerksamkeitsstörungen, mit den Einflüssen moderner Medien, dem transkulturell sehr unterschiedlichen Lern- und Leistungsverhalten sowie den Auswirkungen der modernen Familienstrukturen auf die kindliche Entwicklung. Mit dieser Seminarreihe werden die Überlegungen zur kindlichen Entwicklung aus den vergangenen Semestern fortgesetzt und vertieft.

Dozent | Dr. med. Oliver Bilke-Hentsch MBA, Arzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie FMH, Chefarzt und Stv. Geschäftsleiter Modellstation SOMOSA Winterthur Mittwoch, 18.15 bis 19.45 Uhr 15.4., 22.4., 29.4. und 20.5.2015 | Raum HSG 01-014 6.5.2015 | Raum HSG 23-001



Psychologie / Psychotherapie Die Würde des Menschen ist unantastbar. Vor Verletzungen sich und andere schützen

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Verfassungen und Menschenrechtskonventionen gehen die Verpflichtung ein, die Würde des Menschen als höchstes Rechtsgut zu betrachten und sie zu schützen. Im Umgang mit Kindern und Jugendlichen oder in Einrichtungen für kranke, behinderte, hilflos gewordene Erwachsene braucht es eine besondere Sensibilität und eine ethische Grundhaltung, um ihnen auch im Alltag mit Ehrfurcht zu begegnen, ihre Grenzen respektieren zu können. Die Schamhülle, die den Menschen als Individuum schützt und deren Verletzung das Selbstwertgefühl schädigt, muss mit feinem Gespür wahrgenommen werden, auch wenn es um Verletzungen mit Worten oder Gesten, um Distanzüberschreitungen oder unpassenden Humor geht. Die Vorlesungsreihe wird verschiedene prekäre Situationen beleuchten und aus der therapeutischen oder seelsorgerischen Praxis Lösungswege aufzeigen und präventive Massnahmen vorschlagen.

24. Februar

Alles in der Welt hat einen Preis, der Mensch allein hat Würde Dr. phil. Alois Andermatt, Philosoph und Historiker, Weesen

3. März

Emotionale und tätliche Grenzverletzungen VDM Matthias Bosshard, Psychoanalytiker und Psychotherapeut ASP, Altstätten

10. März

Würde des Menschen in Psychiatrie und Gefängnis – Beitrag der Seelsorge zur Entstigmatisierung Pfarrer Reinhold Meier, Pfäfers


17. März

Kontakte und das Respektieren von Grenzen bei Menschen, die nicht mehr sprechen können Pfarrerin Renata Aebi, Sevelen

24. März

Körperpsychotherapeutisches Arbeiten mit Grenzen Lic. phil. Sabina Kunz, Psychotherapeutin FSP, St.Gallen

Leitung | Dr. phil. Ursula Germann-Müller, Delegierte der Vereinigung Ostschweizer Psychotherapeuten VOPT, Psychotherapeutin FSP, Sargans Dienstag, 20.15 bis 21.45 Uhr, Raum HSG 01-014 24.2., 3.3., 10.3., 17.3. und 24.3.2015

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Psychologie Weisheit des Alters? – Mythos und Wirklichkeit. Zur Psychologie der Lebenserfahrung Wie weit ist das Erreichen einer gewissen Weisheit im Alter eine reale, empirisch fassbare Möglichkeit, in der sich die gewonnene Lebenserfahrung sammelt? Könnte es auch sein, dass es sich bei der Vorstellung einer Altersweisheit mehr um die Widerspiegelung von berühmten Märchen und Mythen handelt, die geheimnisvolle Gestalten wie «die weise Alte» und «den alten Weisen» kennen? Der möglichen Weisheit alter Menschen, der «Ältesten», galt die Verehrung vieler früher Kulturen, oft verbunden aber auch mit einem Wissen um die «weise Narrheit», die dem Alter eigen sein kann. Der spannungsreiche Zusammenhang zwischen Lebensklugheit, Lebensweisheit und Lebenstorheit im Alter wird in dieser Vorlesung erörtert und reflektiert.

62 Dozentin | Prof. Dr. theol., Dr. phil. Ingrid Riedel, Konstanz Dienstag, 14.30 bis 16.00 Uhr, Festsaal St.Katharinen (Katharinengasse 11) 5.5., 12.5. und 19.5.2015



Theologie Glaube im Mittelalter und heute

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Rund tausend Jahre «christliches Mittelalter» sind nicht als monolithischer Block zu verstehen, sondern als langer Prozess mit faszinierenden Entwicklungslinien. Die Vorlesung geht auf einige frömmigkeitsgeschichtliche Leitideen und Paradigmenwechsel ein und erhellt das gängige Bild vom «finsteren Mittelalter». Die Frömmigkeitsgeschichte im Mittelalter durfte sowohl äusserlich als auch innerlich wesentliche Transformationen erleben: Aus kleinen, dunklen Holzkirchen wurden lichtvolle, spätgotische Hallenkirchen. Aus dem bescheidenen katechetischen Auswendiglernen der Grundgebete und des Credo entwickelte sich schliesslich die Universitätstheologie. Die Entstehung der Städte im Hochmittelalter förderte den Wandel vom bäuerlichen Dorfpfarrer zum gebildeten Stadtpfarrer. Noch zentraler sind jedoch die inneren Transformationen: vom «quasiautomatischen Sündentarif zur Herzenszerknirschung, von den gezählten Gebeten zur Mystik, vom Sachopfer zum Selbstopfer» (Arnold Angenendt, Grundformen der Frömmigkeit im Mittelalter, 2004, S. 112), vom Universalgericht zum Individualgericht, vom Wir zum Ich. Nach vertiefenden theologischen Einzelbetrachtungen wird in der Vorlesungsreihe abschliessend auf die Frage eingegangen, was vom Mittelalter für uns Menschen heute noch bleibt. Dabei wird mit Thomas Nipperdey die These vertreten, dass die moderne Person-Idee sich im Mittelalter herangebildet hat, auch wenn das Mittelalter sie so nicht kannte.


23. Februar 2. März 9. März 16. März 23. März 30. März

Überirdische Mächte: Gott, Engel, Teufel Raum und Zeit aus christlicher Sicht Wunderverlangen und Reliquenverehrung Kult und Magie Busse und Beichte Die Herausbildung der Person-Idee

Dozent | Diakon lic. theol. Thomas Reschke, Katholischer Seelsorger an der Universität St.Gallen Montag, 20.15 bis 21.45 Uhr, Raum HSG 01-U121 23.2., 2.3., 9.3., 16.3., 23.3. und 30.3.2015

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Theologie Heilige Schriften der Menschheit

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Was steht wirklich in heiligen Büchern wie der Bhagavadgita oder dem Koran? Welche Weltsicht bieten die als heilig angesehenen Schriften der Religionen? Sind diese Bücher untereinander unvereinbar? Ist ein gegenseitiges Lernen auf dem Hintergrund dieser Schriften möglich? Anhand einer Auswahl dieser Schriften führt die Vorlesung ein in verschiedene Glaubenswelten. Diese Texte sagen am meisten darüber aus, woran, warum und auch wie geglaubt wird. Die Vorlesung möchte anhand der Bhagavadgita, der Thora, dem Neuen Testament und dem Koran einen Beitrag leisten zur Verständigung untereinander. Die heiligen Schriften der Religionen werden in Zeitungen und im Fernsehen oft verkürzt und plakativ dargestellt. Die Vorlesungsreihe will sich nicht mit Vorurteilen begnügen: Vielmehr sollen die Ur-Texte und Ur-Kunden der Religionen, die tiefe Erfahrungen der Menschheit beinhalten, selbst zur Sprache kommen.

28. April 5. Mai 12. Mai 19. Mai

Hinduismus: Die Bhagavadgita des Mahabharata-Epos Judentum: Thora Christentum: Neues Testament Islam: Koran

Dozent | Diakon lic. theol. Thomas Reschke, Katholischer Seelsorger an der Universität St.Gallen Dienstag, 9.30 bis 11.00 Uhr, Festsaal St.Katharinen (Katharinengasse 11) 28.4., 5.5., 12.5. und 19.5.2015


Theologie Schweres Herz, bedrängte Seele: Psychische Belastungen in seelsorgerischer Perspektive «Versengt wie Kraut und verdorrt ist mein Herz, ich vergesse gar, mein Brot zu essen. Vor lauter Seufzen bin ich nur Haut und Knochen.»

Das Zitat aus dem 102. Psalm zeigt: Schon in biblischen Zeiten setzte man sich mit psychischen Leiden auseinander. Vor dem Hintergrund dieser langen Tradition in der Beschäftigung mit der Seele überrascht es nicht, dass mit Oskar Pfister (1873–1956) ein Pfarrer und Seelsorger zu den Pionieren der Psychoanalyse in der Schweiz gehörte. Doch wie verhält es sich mit den «modernen» psychischen Belastungsstörungen wie Burnout und Mobbing? Was kann die seelsorgerische Begleitung bei Depressionen im Vergleich mit Therapien und Medikamenten leisten? Mit diesen Fragen wird sich die Vorlesung beschäftigen und möchte damit Raum geben für einen offenen und sachlichen Umgang mit Seelenkrankheiten, die viele Menschen belasten.

1. Mai 8. Mai 15. Mai 22. Mai

Burnout Trauer und Verlust Mobbing Depression

Dozent | Pfarrer Markus Anker, Evangelischer Seelsorger an der Universität St.Gallen Freitag, 9.30 bis 11.00 Uhr, Festsaal St.Katharinen (Katharinengasse 11) 1.5., 8.5., 15.5. und 22.5.2015

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Öffentliche Antritts- und Abschiedsvorlesungen Wer an der HSG zum Privatdozenten / zur Privatdozentin ernannt oder als Professor / Professorin gewählt wird, präsentiert sich mit einer öffentlichen Vorlesung. Ebenso pflegen sich Professoren und Professorinnen, die in Pension gehen, mit einer Vorlesung zu verabschieden. Zu diesen öffentlichen Antritts- und Abschiedsvorlesungen sind nicht nur HSG-Angehörige, sondern auch Sie herzlich eingeladen.

Antrittsvorlesungen

3. März

Prof. Dr. rer. pol. Tami Dinh | 18.15 Uhr, Raum HSG 09-011 Esperanto of Accounting – Möglichkeiten und Grenzen der internationalen Rechnungslegung

28. April

Prof. Dr. oec. publ. Antoinette Weibel | 18.15 Uhr, Raum HSG 09-011 Investition Vertrauen – Warum sich Vertrauensmanagement auszahlt

5. Mai

Prof. Dr. phil. Jörg Metelmann | 18.15 Uhr, Raum HSG 09-011 Eine Art von Verschwinden – Pop und die Ökonomie des Massenoriginals

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Abschiedsvorlesungen

12. Mai

19. Mai

Prof. Dr. soz. wiss. Li Choy Chong | 18.15 Uhr, Raum HSG 09-010 (Audimax) Of Contextual Space and Time: A Personal Journey into Socially Responsible International Management Education Prof. Dr. oec. Thomas Eberle | 18.15 Uhr, Raum HSG 01-011 Wozu Soziologie an der HSG? Ein Selbstversuch

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Dozierende

Anker Markus | Pfarrer, Steinbockstrasse 1, 9010 St.Gallen, T 071 744 71 77, markus.anker@unisg.ch | S. 67 Baumberger Jörg | Prof. em. Dr., Bodanstrasse 8, 9000 St.Gallen, T 224 22 41, joerg.baumberger@unisg.ch | S. 28 Baur Dorothea | Dr., IWE-HSG, Tannenstrasse 19, 9000 St.Gallen, T 071 224 24 14, dorothea.baur@unisg.ch | S. 22 Beritelli Pietro | Prof. Dr., IMP-HSG, Dufourstrasse 40a, 9000 St.Gallen, T 071 224 25 25, pietro.beritelli@unisg.ch | S. 24

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Bilke-Hentsch Oliver | Dr., Modellstation SOMOSA, Zum Park 20, 8404 Winterthur, T 052 244 50 00, oliver.bilke-hentsch@somosa.ch | S. 58 Breitenfeldt Elke | Dr., SHSS-HSG, Gatterstrasse 3, 9010 St.Gallen, T 071 224 25 81, elke.breitenfeldt@unisg.ch | S. 32 Brenner Walter | Prof. Dr., IWI-HSG, Müller-Friedberg-Strasse 8, 9000 St.Gallen, T 071 224 24 09, walter.brenner@unisg.ch | S. 21 Brühwiler Claudia Franziska | Dr., SHSS-HSG, Gatterstrasse 1, 9010 St.Gallen, T 071 224 25 47, claudia-franziska.bruehwiler@unisg.ch | S. 52 Carrasco Sandra | Dr., SHSS-HSG, Gatterstrasse 1, 9010 St.Gallen, T 071 224 25 72, sandra.carrasco@unisg.ch | S. 36 Emmenegger Patrick | Prof. Dr., SEPS-HSG, Rosenbergstrasse 51, 9000 St.Gallen, T 071 224 23 32, patrick.emmenegger@unisg.ch | S. 18


Fassbender Bardo | Prof. Dr., FR-HSG, Tigerbergstrasse 21, 9000 St.Gallen, T 071 224 28 37, bardo.fassbender@unisg.ch | S. 20 Felfe Christina | Prof. PhD, SEW-HSG, Varnbüelstrasse 14, 9000 St.Gallen, T 071 224 23 29, christina.felfe@unisg.ch | S. 16 Germann-Müller Ursula | Dr., Plattastutzweg 13, 9476 Fontnas, T 081 783 18 41, ugermann@bluewin.ch | S. 60 Gobrecht Barbara | Dr., Brühlstrasse 37, 5412 Gebenstorf, T 056 223 20 62, barbara.gobrecht@sunrise.ch | S. 40 Hermann Michael | Dr., Forschungsstelle sotomo, Geographisches Institut, Universität Zürich, Winterthurerstrasse 92, 8006 Zürich, T 044 635 52 31, michael.hermann@geo.uzh.ch | S. 26 Hirschi Caspar | Prof. Dr., SHSS-HSG, Gatterstrasse 1, 9010 St.Gallen T 071 224 27 30, caspar.hirschi@unisg.ch | S. 50 Hodel-Hoenes Sigrid | Dr., Im Zagg, 9476 Fontnas-Weite, T 081 783 10 15, sigrid.hodel@rsnweb.ch | S. 43 Jauch Ursula Pia | Prof. Dr., Haus am Park, Bäderstrasse 27, 5400 Baden, T 044 252 19 55, upjauch@philos.uzh.ch | S. 56 Keller Felix | Prof. Dr., SfS-HSG, Tigerbergstrasse 2, 9000 St.Gallen, T 071 224 29 31, felix.keller@unisg.ch | S. 67 Keller Peter | Dr., Lautengartenstrasse 13, 4052 Basel, T 061 312 00 61, kellerconsultant@bluewin.ch | S. 48 Kramer Tim | Mag.art., Spisergasse 28, 9000 St.Gallen, T 071 242 05 05, t.kramer@theatersg.ch | S. 13

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Krauter Anne | Dr., Unterer Rheinweg 14, 4058 Basel, T 061 681 60 95, anne.krauter@hkb.bfh.ch | S. 45 Landfester Ulrike | Prof. Dr., SHSS-HSG, Gatterstrasse 1, 9010 St.Gallen, T 071 224 25 52, ulrike.landfester@unisg.ch | S. 31 Lemmenmeier Max | Dr., Herbrigstrasse 6, 9011 St.Gallen, T 071 222 08 40, lerx@zhaw.ch | S. 12 Lutz Rudolf, Musiker | Felsenstrasse 25, 9000 St.Gallen, T 071 222 20 15, rudolf.lutz@bluewin.ch | S. 46

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Martinoni Renato | Prof. Dr., SHSS-HSG, Gatterstrasse 1, 9010 St.Gallen, T 071 224 25 57, renato.martinoni@unisg.ch | S. 34 Mayer Marcel | Dr., Stadtarchivar, Notkerstrasse 22, 9000 St.Gallen, T 071 224 62 23, marcel.mayer@stadt.sg.ch | S. 10 Naef Henry | Dr., geosfer AG, Glockenstrasse 4, 9000 St.Gallen, T 071 223 50 05, henry.naef@geosfer.ch | S. 54 Reschke Thomas | Diakon, Dufourstrasse 87, 9000 St.Gallen, T 071 222 95 10, thomas.reschke@unisg.ch | S. 64, 66 Riatsch Clà | Prof. Dr., Romanisches Seminar, Zürichbergstrasse 8, 8032 Zürich, T 044 634 36 22, riatsch@rom.uzh.ch | S. 38 Riedel Ingrid | Prof. Dr., Sackgasse 1, DE-78464 Konstanz, T +49 7531 33789, dr.ingrid-riedel@t-online.de | S. 62 Rieder Peter | Prof. em. Dr., Meierwis 17, 8606 Greifensee, T 044 940 78 78, prieder@ethz.ch | S. 29


Robinson Alan | Prof. Dr., SHSS-HSG, Gatterstrasse 1, 9010 St.Gallen, T 071 224 27 27, alan.robinson@unisg.ch | S. 35 Schregenberger Martin | Architekt, Schregenberger Architekten GmbH, Rosenbergstrasse 80, 9000 St.Gallen, T 071 230 35 50, schregenberger.arch@vtxmail.ch | S. 8 Schmid Ulrich | Prof. Dr., SHSS-HSG, Gatterstrasse 1, 9010 St.Gallen, T 071 224 27 28, ulrich.schmid@unisg.ch | S. 39 Stamm Peter | Schriftsteller, Winterthur, mail@peterstamm.ch | S. 30 Strigl Sandra | Dr., M.A., Kompturweg 8, DE-78465 Konstanz, T +49 171 968 60 86, sandrastrigl@hotmail.com | S. 37 Tomczak Torsten | Prof. Dr., FCI-HSG, Bahnhofstrasse 8, 9000 St.Gallen, T 071 224 28 90, torsten.tomczak@unisg.ch | S. 14 Tremp Ernst | Prof. Dr., alt Stiftsbibliothekar, Stiftsbibliothek St.Gallen, Klosterhof 6d, Postfach 527, 9004 St.Gallen, T 071 227 34 16, ernst.tremp@kk-stibi.sg.ch | S. 42 Ziltener Patrick | PD Dr., H端ttenwiesweg 4, 9016 St.Gallen, T 079 480 62 68, p.ziltener@hotmail.com | S. 44

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Campusplan

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Sie wollten schon immer mehr über die HSG wissen? Besuchen Sie uns auf dem Campus anlässlich einer HSG Führung durch das Hauptund Bibliotheksgebäude. Auf diesen Rundgängen lassen sich neben den Fakten zu den Wirtschafts- und Rechtswissenschaften unbekannte Facetten der Universität St.Gallen, ihre Vision und Geschichte entdecken. Zudem würden wir Ihnen gerne unsere Architektur und die bedeutende Kunstsammlung aus nächster Nähe zeigen. Weitere Informationen unter4 www.unisg.ch/fuehrungen.


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Bahnhofstrasse 8 Rosenbergstrasse 51 Tigerbergstrasse 21 Rosenbergstrasse 52 Blumenbergplatz 9 Müller-Friedbergstr. 8 Tigerbergstrasse 2 Tigerbergstrasse 9

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Hauptgebäude

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Bibliotheksgebäude

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Guisanstrasse 3 – CSC-HSG

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Guisanstrasse 11

Information

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Aula

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Sporthalle

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Varnbüelstr. 19 – Skriptenkommission

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Guisanstrasse 36 Werner-Siemens-MLE-Haus

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Parkgarage A

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Tellstrasse 2

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Provisorium – Büro

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Gatterstr. 3 – Sprachenzentrum

Buslinie

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Provisorium 3 – Lehre

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Guisanstr. 7 – HSG Alumni

Warenanlieferung

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Kirchhoferhaus

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Gatterstrasse 9 – Kinderhort

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Mensa

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Zentrales Institutsgebäude

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Guisanstrasse 1a

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Dienstgebäude

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Guisanstr. 9 – Studentenschaft

Weiterbildungszentrum Holzweid

Bodanstrasse 1-8

Fahrradständer

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Parkplätze Mobility Car Sharing




Programmbezug Universität St. Gallen (HSG) Kommunikation Dufourstrasse 50 | 9000 St. Gallen T 071 224 22 25 | F 071 224 28 15 kommunikation@unisg.ch | www.unisg.ch


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