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Festivals und Freudentränen
Frans Zimmer (Alle Farben) im Interview
Musik ist sein bester Freund, mehr als 30 Diamond-, Platin-, und Goldauszeichnungen weiß er ebenso auf seiner Seite und obendrauf geht’s diesen Sommer endlich wieder auf die Bühnen der Welt: Frans Zimmer, international bekannt unter seinem Künstlernamen Alle Farben, gehört auf so ziemlich jedem Line Up dieser Saison zu den gefragtesten Acts. Mit uns hat er über seinen persönlichen Festival-Werdegang, das Catering hinter den Kulissen oder sein Selbstbewusstsein on stage gesprochen. Und ab!
_______________ Du kommst direkt vom Videodreh. Was war der Anlass? Ich bin gerade im wunderschönen Lissabon, wo wir den zweiten von drei Drehtagen für ein Video abgeschlossen haben. Das Projekt ist etwas umfangreicher, da wir außerdem schon Teile eines weiteren Videos drehen – der Rest folgt im August in Berlin. Beide sollen am Ende eine zusammenhängende Story erzählen.
Drei Jahre sind vergangen, seit wir das letzte Mal „ganz normal“ auf Festivals feiern durften. Wie bist Du mit der Zwangspause klargekommen? Am Anfang habe ich vor allem das ganze Drumherum vermisst, meine Crew oder den Moment, wenn man die Bühne betritt. Und dann sind Jahre ins Land gestrichen! Es hat mich so übermannt, als ich letzten Sommer wieder eine Festivalshow spielen konnte, dass ich mit Tränen in den Augen auf der Bühne stand. Damals konnte ich im Ausland auftreten, in Deutschland aber noch nicht. Die Vorfreude ist also enorm.

Warst Du vor Deiner aktiven Zeit selbst eifriger Festivalgänger? Absolut. Meine ersten Festivals waren Punk- und Rock-Veranstaltungen, With Full Force zum Beispiel. Dann ging’s weiter mit Goa: Psychedelic Circus, Shiva Moon, Liquid Time. Ich wusste damals nicht wirklich, wo ich hingehöre und habe mich für viele Richtungen interessiert. Irgendwann bin ich dann auf der Fusion gelandet, wo viele elektronische Spielarten repräsentiert waren. Da habe ich gemerkt, wofür mein Herz schlägt! Heute hilft es mir auch auf kreativer Ebene, stilistisch über den Tellerrand schauen zu können.
Inzwischen tourst Du selbst um die Welt. Ein
Privileg, das vielen Musikern zufolge dennoch oft ein Mix aus Reisestrapazen und
Langeweile ist. Wie schlägst Du Dich damit? Ich reise mit einem Tourmanager. Manche DJs touren allein; ich glaube, das würde ich nicht aushalten. Da sind natürlich immer wieder Interviews oder andere Aktionen, die man plant. Aber gerade, wenn man mal zwei Stunden Verspätung hat, fängt man an, rumzublödeln oder spielt irgendetwas am Flughafen. Unsere Crew hat Bock, Dinge zu unternehmen, da ergibt sich dann schon was. Ein sicheres Rezept für den Touralltag kenne ich trotzdem nicht, da sich die Umstände und die eigene Stimmung auch ständig ändern. Man darf die Dinge aber nicht zu ernst nehmen.
Du bist für Deine kulinarisch begeisterte Ader bekannt. Wie verträgt sich die mit Festivalcaterings und co.? Es gibt einen



Unterschied zwischen Band-Festivals und DJFestivals, was das Catering betriff t. Meist ist es bei den Bands besser: Da sind Crews, die länger gemeinsam unterwegs sind und dort essen müssen; es gibt keinen anderen Weg für die. DJs und ihre Leute hingegen essen häufi ger im Hotel oder außerhalb, weshalb das Catering auf entsprechenden Festivals oft weniger gut ist. Wir informieren uns vorab tatsächlich, ob es in der Nähe eine zeitlich passende Möglichkeit gibt, woanders zu essen. Wenn’s nicht klappt, bin ich mit einem Catering, das lediglich okay ist, trotzdem zufriedenzustellen. Falls es wirklich schlimm ist, sage ich der verantwortlichen Person aber auch, dass es Änderungsbedarf gibt! Man muss seine Bedürfnisse insgesamt natürlich zurückstellen können; der Fokus liegt ja nicht auf einer kulinarischen Reise. Es muntert mich aber auf jeden Fall auf, wenn wir es schaff en, auf Tour gut zu essen.
Zurück auf die Bühne: Hat sich Deine Gefühlswelt beim Auftritt mit inzwischen zehn Jahren Rampenlicht-Erfahrung verändert? Ich bin vorher immer noch aufgeregt, genau wie vor vielen Jahren. Mein Selbstbewusstsein ist aber ein anderes. Obwohl das nicht gegen die Aufregung hilft, habe ich das Gefühl, dadurch präsenter zu sein und die Bühne besser einnehmen zu können. Außerdem weiß ich viel genauer, wie ich mit dem Publikum interagieren muss.
Beschäftigst Du Dich nach der Show mit womöglich gemachten Fehlern und anderen Zweifeln? Sicher setzt man sich mit so etwas auseinander. Wenn man das zu viel macht, zerfrisst es einen aber schnell, glaube ich. Ich habe gelernt: Man kann nicht alles kontrollieren und Fehler passieren. Kleine Nuancen registrieren die Menschen im Publikum meist sowieso kaum, da für sie der Gesamteindruck zählt. Über die Jahre bin ich da viel entspannter geworden.
Welche Gedanken fl ießen in die Entstehung einer Alle-Farben-Setlist? Gerade wenn es in eine neue Saison geht, will ich mit meinem Set rundum zufrieden sein. Außerdem habe ich Musiker auf der Bühne, mit denen meine Auswahl ebenfalls abgestimmt werden muss. Für die aktuelle Saison habe ich im Studio schon viel Vorarbeit geleistet, da meine Edits von Songs anderer Künstler auch wirklich wie eine eigene Version klingen sollen.
Apropos Studio: Auf was dürfen sich Deine Fans veröffentlichungstechnisch gefasst machen? Für dieses Jahr stehen noch mindestens drei Songs in den Startlöchern. Da wäre zunächst meine neue Single „Let it rain down“ mit PollyAnna, die einen Background in der etwas härteren Richtung hat. Eine Kollaboration im elektronischen Bereich, zu der ich leider noch nicht viel sagen kann, gibt es ebenso. Es ist eine Clubnummer. Im September kommt dann eine weitere Single mit einem Feature, das ich auch noch nicht verraten darf – ich bin aber auf jeden Fall sehr glücklich damit, dass dieser junge Mann auf dem Song singt. Eine besondere Stimme!
Alle Farben spielt am Fr., 22.07. in Parookaville; mehr Infos und alle Tourdaten unter www.alle-farben.com!
