Regionalstatistische Analyse des ClustersWald und Holz Mecklenburg-Vorpommern

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Dajana Klein, Heiko Hagemann, Uwe Kies, Andreas Schulte

Regionalstatistische Analyse des Clusters Wald und Holz Mecklenburg-Vorpommern Konzentrationen, Entwicklungstrends und Handlungsempfehlungen vor dem Hintergrund des vorhandenen und zukünftigen Rohstoffangebotes Der vorliegende Artikel untersucht die Branchenstruktur im Cluster Wald und Holz in Mecklenburg-Vorpommern und geht im Wesentlichen der Frage nach, welche Entwicklungstrends seit 1999 zu beobachten sind und welche Empfehlungen sich daraus für die nachhaltige Waldbewirtschaftung und Wirtschaftspolitik ableiten lassen. Dabei zeigt sich, dass der Standort Mecklenburg-Vorpommern 1 480 Unternehmen (Jahr 2005) und fast 12 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (Jahr 2008) umfasst und einen Umsatz von etwa 1,7 Mrd. € (Jahr 2005) erwirtschaftete. Dies entspricht einem Anteil von 13,4 % am Umsatz und 10,4 % an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten des produzierenden Gewerbes des Landes. Diese bundesweit herausragenden Kenngrößen verdeutlichen die volkswirtschaftliche und arbeitsmarktpolitische Bedeutung des Clusters Wald und Holz. Zudem verzeichnet der Cluster Wald und Holz in Mecklenburg-Vorpommern im Gegensatz zum bundesweiten Trend einen geringeren Beschäftigtenrückgang. Insbesondere konnten die Branchen der ersten Holzabsatzstufe (Säge- und Holzwerkstoffindustrie) deutliche Steigerungsraten beim Umsatz (548 %) und bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (94 %) erzielen. Mit der regionalökonomischen Methode des Lokalisationsquotienten kann nachgewiesen werden, dass die Branchen der ersten Holzabsatzstufe in der Stadt Wismar konzentriert, das heißt, im bundesweiten Vergleich signifikant überrepräsentiert sind. Die Bearbeitungskapazitäten der hier angesiedelten Großunternehmen übersteigen den nachhaltig möglichen Holzeinschlag in Mecklenburg-Vorpommern erheblich. Strategien zur Steigerung des Einschlags insbesondere im Kleinprivatwald allein werden nicht unweigerlich zu einer Schaffung von zusätzlichen Arbeitsplätzen in der Region führen (HAGEMANN et al. 2009). Positive Effekte für die Volkswirtschaft und den Arbeitsmarkt im Cluster Wald und Holz lassen sich nur dann erzielen, wenn die auf Holz basierte Wertschöpfung möglichst lange in der Region behalten wird. Daher erscheint es vielmehr notwendig, neben der so genannten Holzmobilisierung, die Wettbewerbsfähigkeit und Rahmenbedingungen für die Forst- und Holzwirtschaft insgesamt, insbesondere auch durch Etablierung eines landesweiten Clustermanagements, zu verbessern.

Regional statistic analysis of the forest and wood-based cluster in Mecklenburg-Western Pomerania: concentrations, development trends and advices in the context of the existing and prospective natural resource supply The present article analyses the industry structure of Mecklenburg-Western Pomerania’s forest and wood cluster and examines which trends could be observed since 1999 and which advices can be derived for a sustainable forestry and economic policy. It shows that in Mecklenburg-Western Pomerania there are about 1,480 enterprises (year 2005), a turnover of about 1.7 bn. Euro (year 2005), and almost 12,000 employees with social insurance registration (year 2008). This equals 13.4 % of the total turnover and 10.4 % of the total jobs (with social insurance registration) of the country’s producing industries. These figures, which are exceptional in Germany, show the important economic role and the importance for the labour market of the forest and wood cluster. In contrast to the nationwide trend there are also fewer declines of employees in the forest and wood cluster in Mecklenburg-Western Pomerania. Notably the branches of the primary wood processing industries (sawmill and wood based panel industry) were able to realise a considerable increase in turnover (548 %) and employees (94 %) with social insurance registration. Branches in the primary wood processing industries are concentrated and in comparison to the whole of Germany overrepresented in the city of Wismar, which is demonstrated in this article by using the regional economic method of the location quotient. The capacities of the large enterprises located here significantly exceed the extent of wood logging that is sustainably possible in Mecklenburg-Western Pomerania. Strategies for an increase of wood logging, especially in small private forest holdings, do not without fail result in additional employment in the region (HAGEMANN et al. 2009). Positive impacts on the economy and labour market can only be achieved if value added based on wood can be maintained in the region as long as possible. In addition to wood mobilisation, it is therefore necessary to improve competitiveness and framework conditions for the entire forestry and wood industry – especially through the nationwide establishment of a cluster management.

Stichworte: Clusteranalyse, Lokalisationsquotient, Arbeitsmarkt, Holzmobilisierung, nachhaltiges Wirtschaften

Keywords: Cluster analysis, location quotient, labour market, wood mobilisation, sustainable economic management

1 Einleitung Weltweit hat sich der Bedarf am Rohstoff Holz durch deutliche Nachfragesteigerungen der stofflichen und energetischen Nutzer erhöht (Wenzelides et al. 2006, Fao 2007, Huber 2007, Murphy et al. 2007, Wenzelides und Hagemann 2007, Faostat 2008). Angesichts der stetig wachsenden Weltbevölkerung ist anzunehmen, dass sich dieser Trend auch in den kommenden Jahren trotz der aktuellen Situation an den Finanzmärkten weiter fortsetzen wird. So steht einem global steigenden Pro-Kopf-Verbrauch eine rechnerisch immer kleiner werdende Waldfläche gegenüber (Schulte 2007, Bemmann et al. 2008). Archiv f. Forstwesen u. Landsch.ökol. 43 (2009) 4

Um dem steigenden Bedarf bei einer gleichzeitig nachhaltig durchgeführten Waldbewirtschaftung weiterhin Rechnung tragen zu können, bemüht man sich in Deutschland und auch europa­weit zunehmend um die Erschließung bislang ungenutzter Rohholzreserven (Mutz et al. 2002, Rauch 2007, Rauch und Gronalt 2005, Mutz 2007, Unece/Fao 2007, Suda et al. 2007, Wippel und Becker 2007). Die höchsten ungenutzten Holzvorräte befinden sich vor allem im Kleinprivatwald, sind jedoch aus unterschiedlichsten Gründen nur schwer zu erschließen (Fritsche 2004, Bodelschwingh et al. 2005, Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern 2008). 145


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Einhergehend mit einem zunehmenden Holzeinschlag stellt sich die Frage nach den Strukturen sowie der räumlichen Verteilung der mit dem Rohstoff Holz in wirtschaftlicher Verbindung stehenden Branchen. Wenn es das erklärte Ziel sein soll, die Wertschöpfungskette bei der Verarbeitung des Rohstoffes möglichst lange in der Region zu halten, ist es zwingend erforderlich, die notwendigen Kapazitäten zur Verarbeitung dazu in der Region vorzufinden. Umgekehrt ist es aus Gründen der ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit wenig sinnvoll, in die Forst- und Holzwirtschaft einer Region zu investieren, in der sich eine verstärkte Nutzung des Rohstoffes Holz als schwierig erweist (Rüther et al. 2008). Das Clusterkonzept hat sich im Zusammenhang mit der Analyse von Branchen als ein geeignetes Instrument zur Erfassung der Forst- und Holzwirtschaft und Darstellung ihrer sozioökonomischen Bedeutung sowohl auf Bundes- wie auch auf kleinräumiger Ebene erwiesen (Schulte 2002, Schulte 2003, Höppner und Leßner 2004, Mrosek et al. 2005, Seegmüller 2005, Kramer und Möller 2006, Schulte und Mrosek 2006, Jaensch und Harsche 2007, Rüther et al. 2007, Kies et al. 2008). Mit mehr als 100  000 Unternehmen, einem Umsatz von über 150 Mrd. € und einer Anzahl von über 900 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (nachfolgend: Beschäftigte) im Jahr 2004 stellt sich der Cluster als ein für die Bundesrepublik Deutschland wichtiger Wirtschaftszweig dar (Mrosek et al. 2005, Kies et al. 2008). Eine Analyse der Entwicklungstrends von Kies et al. (2008) belegt jedoch, dass der Cluster Wald und Holz Deutschland in den letzten Jahren einen Rückgang sowohl beim Umsatz als auch bei der Anzahl seiner Beschäftigten erfahren hat. Ein Umsatzverlust von 14 % innerhalb der Jahre 2000 bis 2004 und ein Beschäftigtenverlust von 23 % im Zeitraum von 1999 bis 2006 deuten darauf hin, dass die Branchen des Clusters überdurchschnittliche wirtschaftliche Probleme haben oder aber starke Rationalisierungen erfolgt sind. So zeigen Klein et al. (2009) in einer Analyse der Beschäftigtenentwicklung der Holzindustrie von Gesamtdeutschland, dass insbesondere dieser Wirtschaftszweig mit einem Rückgang von fast 26 % der Beschäftigten im Vergleich zur Gesamtwirtschaft (– 4,1 %) weitaus höhere Verluste zu verzeichnen hatte. Allerdings betraf dies nicht alle Bundesländer in Deutschland gleichermaßen. So wies die Holzindustrie in einem einzigen Bundesland, Mecklenburg-Vorpommern, einen Zuwachs im Zeitraum zwischen 1999 und 2006 auf (+ 7 %). Zudem fielen hier im bundesweiten Vergleich die Sägeindustrie und Holzpackmittelindustrie, aber besonders die Holzwerkstoffindustrie durch eine auffällig hohe Zunahme an Beschäftigten auf. Diese Auffälligkeiten decken sich mit Untersuchungen von Kies et al. (2009), die eine überdurchschnittlich hohe Agglomeration der Säge- und Holzwerkstoffindustrie in Mecklenburg-Vorpommern belegen. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Branchen im Cluster Wald, Forst- und Holzwirtschaft (kurz: Cluster Wald und Holz) in Mecklenburg-Vorpommern zu identifizieren und im Hinblick auf wichtige Kennzahlen zu untersuchen. Dabei soll mit regionalökonomischen Analysen die räumliche Verteilung von Unternehmen geprüft werden, um Konzentrationen von bestimmten Branchen feststellen zu können. Darüber hinaus werden die Entwicklungstrends der vergangenen Jahre für die Parameter Umsatz und Beschäftigte dargestellt und es wird untersucht, warum gerade in Mecklenburg-Vorpommern diese Entwicklung stattgefunden hat und welche beeinflussenden Faktoren dafür ursächlich sind. Zudem wird der Frage nachgegangen, welche Zusammenhänge zwischen dem Rohstoffbedarf von Holzabnehmern, der im Land noch vorhandenen Holzpotenziale und der Waldbesitzstruktur bestehen und ob sich dabei Diskrepanzen ergeben. 146

Untersuchungsgebiet Das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern zählt mit einem Anteil von 23 % zu den Bundesländern mit der geringsten Waldbedeckung in Deutschland. Nadelbaumarten nehmen mit über 52 % den größeren Anteil an der bestockten Holzbodenfläche ein. Hier dominiert die Kiefer mit fast 40 %, gefolgt von den anderen Laubbäumen mit niedriger Lebensdauer (20,5 %), zu denen Pappeln, Birken, Weiden und Erlen zählen. Die Buche weist mit fast 12 % den drittgrößten Anteil aller Baumarten an der bestockten Holzbodenfläche auf. Bei den Nadelbaumarten kommen vorwiegend junge bis mittelalte Bestände (21 – 60 Jahre) vor, bei den Laubbäumen dominieren mittelalte Bestände (41 – 80 Jahre). Insgesamt ist die Altersstruktur sowohl bei den Laub- wie auch bei den Nadelbäumen unausgeglichen (Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern 2006). Mit einer Größe von insgesamt 163 000 ha sind etwa 32 % der Waldflächen in Mecklenburg-Vorpommern Privatwald und in der Hand von über 46 000 Waldbesitzern. Davon besitzen 98 % der Privatwaldbesitzer weniger als 20 ha Wald, jedoch 40 % der gesamten Privatwaldfläche des Landes. Neben den Kleinprivatwaldbesitzern zählen überdies 80 % zu den so genannten Kleinstwaldbesitzern mit weniger als 2 ha Fläche. Diese extrem kleinteiligen Strukturen, die nicht historisch gewachsen, sondern im Zuge der Privatisierung der ehemals volkseigenen Flächen entstanden sind, haben eine erschwerte forstliche Bewirtschaftung zur Folge (Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern 2008). Insbesondere stellt es sich für die Landesforst MecklenburgVorpommern als schwierig dar, die Kleinstprivatwaldbesitzer zu identifizieren und in ihren unterschiedlichen Motivlagen zu einer Bewirtschaftung zu bewegen. Das zum Teil fehlende Interesse der privaten Waldbesitzer an einer forstlichen Bewirtschaftung hat dazu beigetragen, dass viele Bestände schlecht gepflegt sind und waldbauliche Defizite vorweisen. Zudem führen die Zersplitterung und Kleinparzellierung der Waldflächen dazu, dass waldbauliche Maßnahmen zur Nutzung und Pflege dieser Flächen einzeln und damit unrentabel durchgeführt werden müssen. Eine Bündelung der Maßnahmen ist hingegen aus organisatorischen Gründen oft nicht machbar, da sich nicht nur die Identifikation der Waldbesitzer, sondern auch die Festlegung der Besitzgrenzen als schwierig gestaltet (Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern 2008). Ähnlich wie in anderen Bundesländern haben sich durch eine uneffektive Nutzung der vorhandenen Ressourcen auch in Meck­lenburg-Vorpommern im Kleinprivatwald höhere Vorräte als in anderen Waldbesitzarten aufgebaut. Zwar liegt der Holzvorrat im Kleinprivatwald (unter 5 ha) mit 285 m3/ha nur geringfügig über dem Vorrat im Gesamtwald mit 279 m3/ha, es wird jedoch geschätzt, dass der Vorrat der Kleinstprivatwaldflächen unter 2 ha noch größer ist und derzeit weniger als die Hälfte des laufenden jährlichen Zuwachses (ca. 7 Vfm/ha) genutzt werden (Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern 2008). Die bislang nicht genutzten Holzreserven stellen im Kleinprivatwald demnach eine potenzielle zusätzliche Rohstoffquelle dar. Demgegenüber steht eine nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern deutlich ansteigende Nachfrage nach Holz. So stieg zum Beispiel der Brennholzbedarf als Folge der Verteuerungen von Erdöl und Erdgas in den letzten Jahren stark an. Zwischen den Jahren 2002 und 2005 konnte die Landesforst Mecklen­ burg-Vorpommern insgesamt 70 % mehr Brennholz an private Haushalte verkaufen. Aber nicht nur der Bedarf von Holz für Kleinfeuerungsanlagen, sondern auch für die energetische Nutzung in gewerblichen Heizkraftwerken wuchs in den letzten Archiv f. Forstwesen u. Landsch.ökol. 43 (2009) 4


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Jahren rapide. Insgesamt wurden im Jahr 2006 durch die Landesforst MV 137 000 Fm Brennholz verkauft (Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz MecklenburgVorpommern 2008). Noch wesentlich bedeutsamer ist jedoch, dass die Verarbeitungskapazitäten der Säge- und Holzwerkstoffindustrie in Meck­lenburg-Vorpommern in den letzten Jahren nennenswert gewachsen sind. Die Verarbeitungskapazität der Unternehmen dieser Branchen beläuft sich nun auf rund 3,5 Mio. Fm Rohholz, während der Gesamteinschlag aller Eigentumsarten in Mecklenburg-Vorpommern lediglich 1,7 Mio. Fm (Stand 2007), davon etwa 1,1 Mio. Fm Industrieholz und 0,6 Mio. Fm Stammholz, beträgt. Der fehlende Restbedarf muss durch die Einfuhr des Rohstoffes aus anderen Bundesländern oder dem Ausland ausgeglichen werden (Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern 2008, ZMP 2008).

2 Methoden Clusterkonzept Seitdem das Clusterkonzept nach Porter (1998) auch im Forstund Holzsektor Anwendung gefunden hat, belegen bundesweite Clusterstudien die wirtschaftliche Bedeutung der Forstund Holzwirtschaft in Deutschland. Alle Branchen, die einen engen Bezug zur gemeinsamen Ressource „Holz“ aufweisen und innerhalb eines räumlichen Bezugsrahmens entlang verschiedener Produktions- und Wertschöpfungsprozesse in enger wirtschaftlicher Verbindung stehen, werden als Cluster Wald und Holz zusammengefasst. Grundlage für die Zuordnung der Branchen zum Cluster Wald und Holz bildet die offizielle systematische Klassifikation der Europäischen Union (Nomenclature générale des activités économiques [NACE]) bzw. die deutsche Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2003 (Kommission der Europäischen Gemeinschaften 1999,

Bundesrat 2001, Schulte et al. 2002, Statistical Office of the European Communities 2002, Schulte 2003, Statistisches Bundesamt 2003, Mrosek und Schulte 2004, UNECE/FAO 2005, Kies et al. 2008). Der Cluster Wald und Holz umfasst im Einzelnen die in Abbildung 1 dargestellten Branchen der Forstwirtschaft, der Holz bearbeitenden Industrie, der Holz verarbeitenden Industrie, des Holzhandwerks, der Papierindustrie, des Verlags- und Drucke­reiwesens und des Holzhandels und -transports. Die Bedeutung der Branchen des Clusters Wald und Holz wird anhand der Parameter „Anzahl Unternehmen“, „Umsatz“ und „Anzahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter“ ermittelt, die aus unterschiedlichen offiziellen Statistiken entnommen werden. Die Umsatzsteuerstatistik, die für die vorliegende Analyse vom Statistischen Amt Mecklenburg-Vorpommern (2008) bezogen wurde, ist eine alle zwei Jahre erscheinende Statistik, die alle umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen erfasst, die im Statistikjahr Umsatzsteuer-Voranmeldungen mit jährlichen Lieferungen und Leistungen über 17 500 € abgegeben haben. Die Statistik gibt unter anderem Auskunft über die Anzahl der Unternehmen und den Umsatz. Aus Geheimhaltungsgründen werden Daten nicht angegeben, wenn weniger als drei Unternehmen in eine Klasse fallen oder ein einzelnes Unternehmen über 80 % des Umsatzes auf sich vereinigt (Statistisches Bundesamt Deutschland 2005). Der aktuellste Datensatz ist je nach Bearbeitungsgeschwindigkeit der jeweiligen statistischen Landesämter mit einer Zeitverzögerung von zwei bis drei Jahren erhältlich. Der in dieser Analyse verwendete Datensatz aus der Umsatzsteuerstatistik bezieht sich auf die Jahre 1999 bis 2006. Da die Daten des Jahres 2006 aufgrund der Geheimhaltungspflicht jedoch nicht vollständig zu entnehmen sind, wird bei der Analyse für einige Branchen nur eine Zeitreihe von 1999 bis 2005 dargestellt. Die Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Bundesagentur für Arbeit (2009) erfasst alle Personen, die zu Abbildung 1: Definition des ­Clusters Wald und Holz auf Grundlage der statistischen Systematik der Wirtschaftszweige in der Europäischen Gemeinschaft, NACE Rev. 1.1 (Quelle: Kies et al. 2008, verändert) Figure 1: Forest and wood cluster definition on the basis of the Statistical Classification of Economic Activities in the European Community, NACE Rev. 1.1 (Source: adapted from Kies et al. 2008)

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einem bestimmten Stichtag (31. Juli eines Jahres) in einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis standen. Sind in einem Betrieb weniger als drei sozialversicherungspflichtig Beschäftigte tätig, so fällt diese Angabe unter die Geheimhaltungspflicht (Statistisches Bundesamt Deutschland 2009). Da mit der Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und der Umsatzsteuerstatistik zwei getrennte statistische Erhebungssysteme einander zugeordnet werden, ist eine direkte Vergleichbarkeit der Daten nicht in jedem Fall gewährleistet. Da ein Großteil der zum Cluster zugehörigen Branchen dem produzierenden Gewerbe (NACE C-F) angehört, wird in den Ergebnissen ebenfalls ein Vergleich zum produzierenden Gewerbe hergestellt.

Tabelle 1: Unternehmen, Umsatz und sozialversicherungspflichtig Beschäftigte des Clusters Wald und Holz Mecklenburg-Vorpommern auf Grundlage der statistischen Systematik der Wirtschaftszweige in der Europäischen Gemeinschaft, NACE Rev. 1.1 (Quelle: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern 2008, Bundesagentur für Arbeit 2009) Table 1: Companies, turnover and employees with social insurance registration of the forest and wood cluster in Mecklenburg-Western Pomerania on the basis of the Statistical Classification of Economic Activities in the European Community, NACE Rev. 1.1 (Source: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern 2008, Bundesagentur für Arbeit 2009) NACE

Branche

Unter­ Umsatz Beschäf­ nehmen [Mio. €] tigte 2005 2005 2008

Forstwirtschaft

02

Forstwirtschaft

88

Holzindustrie

a) 1. Holzabsatzstufe

20.1

Sägeindustrie

20.2

Holzwerkstoffindustrie

b) 2. Holzabsatzstufe

20.3

Holzfertigbauindustrie

20.4

Holzpackmittelindustrie

20.5

Sonstige Holzverarbeitung

36.1

Möbelindustrie

c) Holzhandwerk

Lokalisationsquotient Bei der Analyse von relativen Konzentrationen werden Anteile von regionalen Beobachtungswerten auf einen übergeordneten Gesamtraum bezogen. Der Lokalisationsquotient (LQ) misst den Anteil eines bestimmten Parameters (z. B. Beschäftigte) einer Branche (i) an der Grundgesamtheit des entsprechenden Parameters in der Region (r) und setzt ihn ins Verhältnis zum Anteil, den diese Branche im übergeordneten Gesamtraum (g) hat. Damit wird der Grad der Konzentration der Region auf diesen Parameter bestimmt. Differenziert nach Branchen lassen sich so Auskünfte über die strukturellen Abweichungen einer Region von der Struktur des Referenzraums, relativiert um die unterschiedliche Größe der untersuchten Regionen, treffen und somit können regional konzentrierte Cluster identifiziert werden (Krätke und Scheuplein 2001, Bathelt und Glückler 2003, Stimson et al. 2006). LQri = B r g i

Bri

∕ Br   ∕ Bg

Bgi

Beobachtungswert (z. B. Beschäftigte) Region Gesamtraum Industriebranche

35,0

542

40

240,8*

722

9

499,5*

582

123 5

189,8 21,9*

1 006 275

69

55,6

272

130

137,1

1 730

45.22.3 Zimmerei/Ingenieurholzbau

133

35,9

881

45.42

601

134,4

2 524

31

3,8

74

Bautischlerei

45.43.1 Parkettlegerei

Papierindustrie

21

12

Papierherstellung und -verarbeitung Verlage und Druck

Wenn der Wert des Lokalisationsquotienten größer als 1 ist, so ist die Branche gemäß des gemessenen Merkmals (z. B. der Beschäftigung) im relativen Verhältnis zum Referenzraum in der Region überrepräsentiert. Umgekehrt verhält es sich, wenn der Lokalisationsquotient einen Wert kleiner als 1 liefert. Je größer der Wert des Lokalisationsquotienten ist, desto stärker ist die regionale Branchenkonzentration (Bathelt und Glückler 2003).

22.1

Verlagsgewerbe

75

22.2

Druckgewerbe

Holzhandel

Die Berechnungen des Lokalisationsquotienten finden in der vorliegenden Analyse auf der räumlichen Ebene von Landkreisen in Mecklenburg-Vorpommern und umliegenden Bundesländern statt. Für den übergeordneten Gesamtraum werden die entsprechenden Werte aus Gesamtdeutschland eingesetzt, um einen bundesweiten Bezug herstellen zu können.

Cluster Gesamt

1 480

1 691

11 894

Cluster im produzierenden Gewerbe

1 356

1 599

10 994

3 Ergebnisse Gesamtcluster Wald und Holz Mit knapp 11  900 Beschäftigten im Jahr 2008 hatte der Cluster Wald und Holz einen Anteil von 2,3 % an allen Beschäftigten in Mecklenburg-Vorpommern. Der prozentuale Anteil an den Beschäftigten des produzierenden Gewerbes lag bei 10,4 %. Die Gesamtergebnisse für den Umsatz und die Anzahl der Unternehmen lassen sich vollständig nur für das Jahr 2005 darstellen. Hier hatte der Cluster mit 1  480 Unternehmen einen Anteil von 2,9 % an der Gesamtwirtschaft und 12,2 % am produzierenden 148

128

20,9

465

195,5 64,0*

1 451 1 012

51.53.2 Rohholzgroßhandel

12

19,6*

144

51.53.3 Holzhalbwarengroßhandel

15

34,4

187

9

2,3

27

52.44.6 Holzeinzelhandel

Cluster, Anteil Gesamt­wirtschaft [%]

2,9

5,1

2,3

Cluster, Anteil produz. Gewerbe [%]

12,2

13,4

10,4

* eigene Berechnungen

Gewerbe des Landes. Die prozentualen Anteile des Umsatzes liegen sogar noch höher. Fast 1,7 Mrd. € Umsatz des Clusters Wald und Holz machen hier 5,1 % der Gesamtwirtschaft und 13,4 % des produzierenden Gewerbes aus (Tabelle 1). Im Vergleich mit anderen Branchen aus dem verarbeitenden Gewerbe stellt sich der Cluster Wald und Holz im verarbeitenden Gewerbe (nur Branchen aus der NACE-Klasse D) sowohl hinsichtlich seiner Beschäftigten wie auch seines Umsatzes als volkswirtschaftlich bedeutend dar. Der Cluster Wald und Holz im verarbeitenden Gewerbe ist in Mecklenburg-Vorpommern fast genauso umsatzstark wie Archiv f. Forstwesen u. Landsch.ökol. 43 (2009) 4


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Tabelle 2: Umsatz und sozialversicherungspflichtig Beschäftigte von Branchen des verarbeitenden Gewerbes in Mecklenburg-Vorpommern auf Grundlage der statistischen Systematik der Wirtschaftszweige in der Europäischen Gemeinschaft, NACE Rev. 1.1 (Quelle: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern 2008, Bundesagentur für Arbeit 2009)

Tabelle 3: Prozentualer Anteil des Clusters Wald und Holz an der Gesamtwirtschaft und am produzierenden Gewerbe in Bezug auf die Parameter Umsatz (Jahr 2005) und Beschäftigung (Jahr 2008) in ausgewählten Bundesländern (Quelle: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern 2008, Bundesagentur für Arbeit 2009)

Table 2: Turnover and employees with social insurance registration of branches in the manufacturing industries in Mecklenburg-Western Pomerania on the basis of the Statistical Classification of Economic Activities in the European Community, NACE Rev. 1.1 (Source: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern 2008, Bundesagentur für Arbeit 2009)

Table 3: Percentage share of the forest and wood cluster on the whole economy and the producing industries in terms of turnover (year 2005) and employment (year 2008) in selected federal states (Source: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern 2008, Bundesagentur für Arbeit 2009)

NACE Branche

Umsatz Beschäf[Mrd. €] tigte 2005 2008

DA

Ernährung und Tabak

2,57

16 565

DB

Textil und Bekleidung

0,06

766

DC

Ledergewerbe

-

83

DF

Kokerei, Mineralölverarbeitung

-

49

DG

Chemische Erzeugnisse

-

1 252

DH

Gummi- und Kunststoffindustrie

0,19

2 022

2008

2005

Baden-Württemberg

4,0

3,9

7,5

9,5

Bayern

3,4

3,8

8,2

10,3

Brandenburg

4,1

2,6

9,8

9,9

Hessen

2,5

2,5

6,4

9,6

Niedersachsen

3,4

3,1

6,1

9,9

3,5

3,2

8,5

10,3

5,1

2,3

13,4

10,4

3,0

2,8

6,4

9,2

Glas und Keramik

0,21

3 053

DJ

Metallindustrie

0,63

11 626

DK

Maschinenbau

0,42

7 472

Nordrhein-Westfalen MecklenburgVorpommern

DM

Fahrzeugbau

1,52

8 520

Sachsen

-

Cluster Wald und Holz

1,69

11 894

-

Cluster im verarbeitenden Gewerbe (NACE D)

1,43

7 515

Im Vergleich zu anderen Bundesländern nimmt der Cluster Wald und Holz Mecklenburg-Vorpommern einen größeren Anteil am Umsatz der Gesamtwirtschaft und auch an den Beschäftigten des Landes ein. In Mecklenburg-Vorpommern hat der Cluster Wald und Holz mit einem prozentualen Anteil von 5,1 % des Umsatzes der Gesamtwirtschaft einen wesentlich höheren Anteil als in waldreichen Bundesländern wie BadenWürttemberg (4,0 %), Nordrhein-Westfalen (3,5 %), Bayern (3,4 %) oder Sachsen (3,0 %). Auch der Anteil des Clusters Wald und Holz am Umsatz des produzierenden Gewerbes ist in Mecklenburg-Vorpommern wesentlich höher als in anderen Bundesländern. Im Hinblick auf den Arbeitsmarkt trägt der Cluster Wald und Holz Mecklenburg-Vorpommern mit 10,4 % mehr zu der Anzahl der Beschäftigten des produzierenden Gewerbes bei, als in allen anderen hier untersuchten Bundesländern (Tabelle 3). Folgende Ergebnisse ergeben sich bei der Analyse der Branchenstruktur des Clusters Wald und Holz in Mecklenburg-Vorpommern (Tabelle 1): • Innerhalb des Clusters Wald und Holz stellt sich die Bautischlerei als die Branche mit den meisten Unternehmen (601) und Beschäftigten (2  524) dar. Archiv f. Forstwesen u. Landsch.ökol. 43 (2009) 4

Anteil am produz. Gewerbe [%] BeschäfUmsatz tigte

2005

DI

zum Beispiel der Fahrzeugbau und deutlich umsatzstärker als die Gummi- und Kunststoffindustrie, die Metallindustrie oder der Maschinenbau. In Bezug auf seine Beschäftigten ist der Cluster Wald und Holz vergleichbar mit dem Fahrzeug- oder Maschinenbau. Wird der gesamte Cluster Wald und Holz bei dem Branchenvergleich berücksichtigt, verschiebt sich die Position des Clusters innerhalb des verarbeitenden Gewerbes noch einmal völlig und er rückt als zweitstärkste Branche sowohl bei den Beschäftigten wie auch beim Umsatz weit nach vorn (Tabelle 2).

Anteil an Gesamtwirtschaft [%] BeschäfUmsatz tigte

2008

• Insgesamt kann das Holzhandwerk mit 765 ­Unter­nehmen und 3  479 Beschäftigten wesentlich mehr Unternehmen und Beschäftigte vorweisen als beispielsweise die zweite Holzabsatzstufe oder das Verlags- und Druckereiwesen. • Mit insgesamt 49 Unternehmen konnten die Branchen der ersten Holzabsatzstufe einen Umsatz von über 740 Mio. € erwirtschaften. Damit ist die erste Holz­ absatzstufe (Säge- und Holzwerkstoffindustrie) weitaus umsatzstärker als die zweite Holzabsatzstufe (404 Mio. €) oder das Verlags- und Druckerei­gewerbe (259 Mio. €). • Mit nur neun Unternehmen und einem Umsatz von fast 500 Mio. € ist die Holzwerkstoffindustrie die mit Abstand umsatzstärkste Branche des Clusters Wald und Holz in Mecklenburg-Vorpommern. • In der Umsatzsteuer- und Beschäftigtenstatistik werden in der Branche „Forstwirtschaft“ nur Forstbetriebe und Forstdienstleistungsunternehmen erfasst. Unberücksichtigt hinsichtlich der Beschäftigten und des Umsatzes bleiben somit der Landesforst, der im Jahr 2007 allein über 1  400 Mitarbeiter beschäftigte (Landesforst Mecklenburg-Vorpommern 2008), sowie der Bundesforst und der Kommunalwald. Zudem werden alle selbstständig tätigen Privatwaldbesitzer nicht in die Beschäftigtenstatistik eingerechnet. Daher wird die tatsächliche Größe der Forstwirtschaft insgesamt um etwa 1 600 Beschäftigte deutlich unterschätzt.

Trendanalyse Für die Bewertung der Branchen des Clusters Wald und Holz und die Einordnung in den Kontext aller Wirtschaftsbranchen in Mecklenburg-Vorpommern ist auch die Analyse der Entwick149


Klein, Hagemann, Kies, Schulte: Regionalstatistische Analyse des Clusters Wald und Holz Mecklenburg-Vorpommern

Abbildung 2: Entwicklungstrend des Umsatzes in ausgewählten Branchen in Mecklenburg-Vorpommern, 1999 – 2006 (Quelle: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern 2008)

Abbildung 3: Entwicklungstrend der Beschäftigten in ausgewählten Branchen in Mecklenburg-Vorpommern, 1999 – 2008 (Quelle: Bundesagentur für Arbeit 2009)

Figure 2: Trend of turnover of selected branches in Mecklenburg-Western Pomerania, 1999 – 2006 (Source: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern 2008)

Figure 3: Trend of employees of selected branches in Mecklenburg-Western Pomerania, 1999 – 2008 b (Source: Bundesagentur für Arbeit 2009)

Abbildung 4: Entwicklungstrend des Umsatzes in ausgewählten Branchen des Clusters Wald und Holz in Mecklenburg-Vorpommern, 1999 – 2006 (Quelle: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern 2008)

Abbildung 5: Entwicklungstrend der Beschäftigten in ausgewählten Branchen des Clusters Wald und Holz in Mecklenburg-Vorpommern, 1999 – 2008 (Quelle: Bundesagentur für Arbeit 2009)

Figure 4: Trend of turnover of selected branches of the ­forest and Figure 5: Trend of employees of selected branches of the forest and wood cluster in Mecklenburg-Western Pomerania, wood cluster in Mecklenburg-Western Pomerania, 1999 – 2006 (Source: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern 2008) 1999 – 2008 (Source: Bundesagentur für Arbeit 2009)

lungstrends von Bedeutung. Abbildung 2 zeigt, dass sich der Umsatz des Clusters Wald und Holz im Zeitraum von 1999 bis 2006 grundlegend anders entwickelt hat als der der Gesamtwirtschaft oder des produzierenden Gewerbes. Zwar konnte die Gesamtwirtschaft (+ 12 %) und auch das produzierende Gewerbe (+ 9 %) den Umsatz steigern, jedoch nahm der Umsatz des Clusters Wald und Holz um 64 % zu, was einem Anteil von etwa 20 % am Wachstum der Gesamtwirtschaft entspricht. Das Holzgewerbe (NACE DD) hat seit dem Jahr 1999 sogar ein Umsatzplus von 193 % erfahren und damit mit etwa 18 % zum Wachstum der Gesamtwirtschaft beigetragen (Abbildung 2). Bei der Entwicklung der Beschäftigten in Mecklenburg-Vorpommern verlief der Trend jedoch gegenläufig. Die Gesamtwirtschaft verlor im Zeitraum von 1999 und 2008 insgesamt 13,9 % ihrer Beschäftigten, das produzierende Gewerbe sogar 29 %. Auch der 150

Cluster Wald und Holz war vom Rückgang der Beschäftigten betroffen und verzeichnete einen Beschäftigungsverlust von 20,7 %. Lediglich das Holzgewerbe (NACE DD) folgte nicht dem allgemeinen Trend und steigerte die Zahl seiner Beschäftigten trotz einiger Verluste seit dem Jahr 2001 insgesamt um 16 % (Abbildung 3). Betrachtet man einzelne Branchen des Clusters Wald und Holz, so zeigt sich jedoch, dass nicht alle Branchen gleichermaßen eine Umsatzsteigerung verzeichnen konnten. So sank von 1999 bis 2006 der Umsatz des Holzhandwerks um 32,8 %, wohingegen die Holz verarbeitende Industrie und der Holzhandel Steigerungen von 9 % bzw. 20,5 % erzielen konnten. Auffällig ist jedoch die Umsatzsteigerung der Papierindustrie (+ 265 %), der Holz bearbeitenden Industrie (+ 548 %) und der Forstwirtschaft (+ 563 %). Da für die Papierindustrie und die Holz bearbeitende Industrie aus Geheimhaltungsgründen keine Daten für Archiv f. Forstwesen u. Landsch.ökol. 43 (2009) 4


Klein, Hagemann, Kies, Schulte: Regionalstatistische Analyse des Clusters Wald und Holz Mecklenburg-Vorpommern

Abbildung 6: Lokalisationsquotient der Beschäftigten im Holz­gewerbe (NACE DD) in MecklenburgVorpommern und angrenzenden Land­kreisen, 2008 Figure 6: Location quotient of employees in the wood industry (NACE DD) in Mecklenburg-Western Pommerania and adjacent counties, 2008

Abbildung 7: Lokalisationsquotient der Beschäftigten in der Säge­ industrie (NACE 20.1) in Mecklenburg-Vorpommern und angrenzenden Land­ kreisen, 2008 Figure 7: Location quotient of employees in the sawmill industry (NACE 20.1) in Mecklenburg-Western Pommerania and adjacent counties, 2008

das Jahr 2006 vorliegen, wird für diese beiden Branchen jedoch nur der Trend von 1999 bis 2005 dargestellt (Abbildung 4).

Lokalisation ausgewählter Branchen auf räumlicher Ebene

Abbildung 5 stellt die Entwicklung der Beschäftigten in ausgewählten Branchen des Clusters Wald und Holz dar. Branchen, bei denen seit 1999 ein Beschäftigtenrückgang zu beobachten ist, sind der Holzhandel (– 23 %), die Holz verarbeitende Industrie (– 26,9 %) und das Holzhandwerk (– 39,3 %). Damit haben sich diese Branchen in Hinblick auf die Arbeitsmarktsituation schlechter als die Gesamtwirtschaft entwickelt. Die Beschäftigtenzahl der Papierindustrie und der Forstwirtschaft vergrößerte sich im untersuchten Zeitraum insgesamt, wobei die Papier­industrie zwischen dem Jahr 2005 und 2006 wieder Arbeitsplätze verlor. Eine insgesamt positive Entwicklung der Beschäftigtenzahlen ist bei der Holz bearbeitenden Industrie zu verzeichnen. Hier konnte die Zahl der Mitarbeiter um 93,5 % gesteigert werden.

Die Ergebnisse der Trendanalyse bezüglich der Parameter „Umsatz“ und „Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten“ haben die Entwicklungen des Holzgewerbes und insbesondere die der Holz bearbeitenden Industrie als herausragend identifiziert. Um die lokale Konzentration der Branchen des Holzgewerbes bzw. der Holz bearbeitenden Industrie feststellen zu können, wurde der Lokalisationsquotient der Beschäftigung zum Zeitpunkt 2008 vom Holzgewerbe und beispielhaft für die Sägeindustrie berechnet.

Archiv f. Forstwesen u. Landsch.ökol. 43 (2009) 4

Abbildung 6 und 7 zeigen die Ergebnisse der Berechnungen des Lokalisationsquotienten. Für das Holzgewerbe (NACE DD) kann in den Landkreisen Ludwigslust, Müritz und Neubran151


Klein, Hagemann, Kies, Schulte: Regionalstatistische Analyse des Clusters Wald und Holz Mecklenburg-Vorpommern

denburg ein Wert des Lokalisationsquotienten über 1 nachgewiesen werden, was bedeutet, dass hier eine im Vergleich zu Gesamtdeutschland höhere Konzentration an Beschäftigten vorliegt. Außergewöhnlich hoch ist die lokale Konzentration mit einem Lokalisationsquotienten von über 16 in der kreisfreien Stadt Wismar (Abbildung 6). In der Sägeindustrie kann in gleich fünf Landkreisen eine hohe Konzentration nachgewiesen werden. Der Lokalisations­ quotient liegt in den Landkreisen Nordvorpommern und Nordwestmecklenburg zwischen 1 und 2. Noch höher ist die Konzentration der Beschäftigten in dieser Branche in den Landkreisen Ludwigslust (2,7) und Müritz (5,6), was zeigt, dass diese Landkreise im Verhältnis zu Gesamtdeutschland mehr Beschäftigte in der Sägeindustrie aufweisen. Eine sehr hohe regionale ­Konzentration findet sich wiederum in der kreisfreien Stadt Wismar, wo der Lokalisationsquotient bei einem Wert von etwa 20 liegt (Abbildung 7).

4 Diskussion Der Trend des Umsatzes und der Beschäftigten im Cluster Wald und Holz verläuft bezogen auf die gesamte Bundesrepublik Deutschland negativ. Insgesamt waren die Branchen der Forst- und Holzwirtschaft von einem größeren Umsatzund Beschäftigtenrückgang betroffen als die Gesamtwirtschaft oder das produzierende Gewerbe. Jedoch konnten sich einige Branchen des Clusters wie die Forstwirtschaft oder die Holz bearbeitende Industrie in den vergangenen Jahren hinsichtlich ihres Umsatzes positiv entwickeln. Alle Branchen des Clusters Wald und Holz Deutschland verloren jedoch überdurchschnittlich viele Beschäftigte (Kies et al. 2008, Klein et al. 2009). Die vorliegende Analyse zeigt, dass das Land MecklenburgVorpommern sich entgegen der bundesdurchschnittlichen Entwicklung als besonderer Standort darstellt. Zwar entwickelt sich der Cluster Wald und Holz Mecklenburg-Vorpommern insgesamt ebenfalls negativ im Hinblick auf die Beschäftigung, der Umsatz konnte aber insgesamt um 64 % und damit sogar wesentlich mehr als in der Gesamtwirtschaft in MecklenburgVorpommern gesteigert werden. Zudem trägt der Cluster anders als in anderen Bundesländern mit einem größeren Anteil zum Umsatz der Gesamtwirtschaft und des produzierenden Gewerbes bei, obwohl Mecklenburg-Vorpommern im Vergleich eines der waldärmsten Bundesländer Deutschlands ist. Dies erklärt sich aus der generellen Strukturschwäche der ländlich geprägten Region, unterstreicht jedoch erneut die Bedeutung der Forst- und Holzwirtschaft für das Land. Eine Besonderheit in Mecklenburg-Vorpommern ist zudem der sehr stark positive Wachstumstrend beim Umsatz in der Holz­ industrie mit einem Plus von 193 % und hier insbesondere in der ersten Holzabsatzstufe (+ 548 %), was sich durch die Ansiedlung von Großunternehmen im untersuchten Zeitraum ­erklärt. Diese Zunahme entspricht zwar dem allgemeinen positiven bundesweiten Trend der Holz bearbeitenden Industrie, jedoch ist sie im prozentualen Verhältnis in Mecklenburg-Vorpommern wesentlich höher. Noch wichtiger als der positive Umsatztrend in dem strukturschwachen Land Mecklenburg-Vorpommern, das von einer hohen Arbeitslosigkeit und einer starken Abwanderung geprägt ist, ist jedoch die Zunahme an Beschäftigten in den Branchen der Holz bearbeitenden Industrie. Damit leisten diese Branchen einen wichtigen Beitrag zu einer besseren Beschäftigungssituation im Land (Höppner und Leßner 2004, Amend and Bogai 2005, Blien et al. 2006). Allerdings muss die positive 152

Entwicklung auch im Hinblick auf den strukturellen Wandel dieser Branchen in Mecklenburg-Vorpommern kritisch hinterfragt werden. Tabelle 4 gibt die Anzahl der Unternehmen wieder, die als reine Sägewerksbetriebe nur Holz einschneiden. Dabei handelt es sich nicht um die in der NACE-Klasse 20.1 erfassten Säge-, Hobel-, und Holzimprägnierwerke. Insgesamt hat sich die Anzahl der Sägewerke zwischen dem Jahr 2001 und 2007 um 34 % auf 23 Werke reduziert. Dabei waren vor allem Sägewerke mit einer möglichen Jahreskapazität unter 100 000 Fm betroffen. In der Größenklasse der Unternehmen mit einer Jahreskapazität zwischen 30 000 und 100 000 Fm existierten im Jahr 2007 gar keine Unternehmen mehr, was ein Verschwinden der mittelständisch geprägten Unternehmen widerspiegelt. So entfielen in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2007 auf drei große Sägewerke insgesamt 95 % der Verarbeitungskapazität des gesamten Landes. Kleine, regionale Nachfrager von Holz fallen damit in Mecklenburg-Vor-

Tabelle 4: Sägewerke (Rundholz) in Mecklenburg-Vorpommern nach Kategorien im Jahr 2001 und 2007 (Quelle: Verändert nach Angaben des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern 2007) Table 4: Sawmills (roundwood) in Mecklenburg-Western Pomerania in order of categories in 2001 and 2007 (Source: Adapted from Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern 2007) Verarbeitungskapazität [1 000 Fm / a] > 100   30 – 100 10 – 30 < 10 Insgesamt

Anzahl der Sägewerke 2001  4  3  8 20 35

Jahreskapazität Rundholz [1 000 Fm] 2007 2001 2007 2 550 2 450  3 120 –  0 107 60  5 15 77 66 23 2 854 2 576

Anteil an der Jahreskapazität [%] 2001 2007   89   95   4 –   4   2   3   3 100 100

pommern weg, während große, global agierende Unternehmen in den Vordergrund treten. Die regionale Analyse gibt Aufschluss über die Verteilung der Branchen in Mecklenburg-Vorpommern und erlaubt Rückschlüsse auf branchenspezifische Besonderheiten. Die infrastrukturell günstig an der Ostssee gelegene Stadt Wismar ist bekannt als eines der modernsten Holzverarbeitungszentren in Europa. Die hohen Werte des Lokalisationsquotienten in Wismar sind zurückzuführen auf wenige Großunternehmen aus der Holz bearbeitenden Industrie. Anhand der Jahreszahlen ihrer Entstehung und dem Zeitpunkt des Anstiegs der Beschäftigtenzahlen lässt sich dies ebenfalls eindeutig nachweisen. Das Unternehmen Klausner Nordic Timber GmbH startete seine Produktion im Bereich der Sägeindustrie im Jahr 1998 in Wismar, das Holzwerkstoffunternehmen EGGER Holzwerkstoffe Wismar GmbH & Co. KG nahm sein Werk im Jahr 1999 in Betrieb. Zwischen den Jahren 1999 und 2001 haben sich die Beschäftigtenzahlen in der Holz bearbeitenden Industrie fast verdoppelt (vgl. Abbildung 5). Die Standortwahl der Großunternehmen ist, so ist plausibel zu vermuten, zum einen dem infrastrukturell vorteilhaften Standort mit Anbindung an internationale Häfen des balti­schen Raumes zuzuschreiben. Zum anderen kann die Ansiedlung von Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern auf staatliche Subventionen zurückgeführt werden, die im Zuge der Förderungen Archiv f. Forstwesen u. Landsch.ökol. 43 (2009) 4


Klein, Hagemann, Kies, Schulte: Regionalstatistische Analyse des Clusters Wald und Holz Mecklenburg-Vorpommern

nach der Wiedervereinigung der Bundes­republik Deutschland in den ostdeutschen Bundesländern geflossen sind (Himmelbauer und Engelhardt 1998, Kühling und Beier 2008, Klein et al. 2009). Zwar lassen sich keine Summen von Subventionen an einzelne Unternehmen anhand offizieller Quellen nachweisen, dennoch kann allein an den Zahlen der Fördermittel aus der Gemeinschaftsaufgabe zur Förderung der regionalen Wirtschaftsstruktur des Wirtschaftministeriums Mecklenburg-Vorpommern die Entwicklung der Subventionen nachvollzogen werden. So sind bis zum Jahr 1999 insgesamt fast 143 Mio. € dem Holzgewerbe (NACE DD) in Mecklenburg-Vorpommern zugeführt worden mit dem Zweck der Förderung gewerblicher Investitionen in strukturschwachen Regionen. Ab dem Jahr 2000 bis zum heutigen Zeitpunkt betrug der Betrag nur noch etwa ein Drittel dieser Summe (vgl. Tabelle 5). Tabelle 5: Bewilligte Zuschüsse aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ in Mecklenburg-Vorpommern, 1992 – 2009 (Quelle: Verändert nach Angaben des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Mecklenburg-Vorpommern 2009) Table 5: Granted subsidies from the „Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ in Mecklenburg-Western Pomerania, 1992 – 2009 (Source: Adapted from Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Mecklenburg-Vorpommern 2009) NACE 20.1 Sägeindustrie 20.2 Holzwerkstoffindustrie 20.3 Holzfertigbauindustrie 20.4 Holzpackmittel­ industrie 20.5 Sonst. Holz­verarbeitung Summe

Summe Zuschuss davon davon [Mio. €] 1992 – 1999 2000 – 2009 49,3 40,1 9,2 73,5 63,4 10,1 35,8

27,2

8,6

6,4

3,3

3,1

21,8

8,8

13,0

186,8

142,8

44,0

Für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes und vor dem Hintergrund eines angespannten Arbeitsmarktes ist die Ansiedlung neuer Großunternehmen von großer Bedeutung. Allerdings muss kritisch hinterfragt werden, ob durch den Eingriff in den Wettbewerb kleine und mittelständische Unternehmen vom Markt verdrängt werden. Ein Zusammenhang zwischen der Ansiedlung von Großunternehmen und dem Rückgang von kleinen und mittelständischen Unternehmen durch den Verdrängungswettbewerb ist in der Sägeindustrie in Mecklenburg-Vorpommern stark anzunehmen (Tabelle 4). Bei einem Verlust des Mittelstandes wächst das Risiko der Abhängigkeit von dem wirtschaftlichen Erfolg einiger weniger Großunternehmen. Wie in der jüngsten Vergangenheit deutlich wurde, geriet durch die wirtschaftlichen Probleme eines einzelnen Großunternehmens in Wismar der Fortbestand vieler Arbeitsplätze in Gefahr (Holz-Zentralblatt 2008). Bei den Großunternehmen der Holz bearbeitenden Industrie ist außerdem zu beachten, in wieweit die Rohstoffversorgung langfristig gesichert ist. Betrachtet man allein die Verarbeitungskapazität eines einzelnen Sägewerksunternehmens in Wismar, die 2,2 Mio. Fm/a Nadelholz (Fichte und Kiefer) beträgt, so wird bei einem jährlichen Holzeinschlag in Mecklenburg-VorpomArchiv f. Forstwesen u. Landsch.ökol. 43 (2009) 4

mern von 463 000 Fm bei Fichte und Kiefer bzw. 1,7 Mio. Fm insgesamt ersichtlich, dass für die Unternehmen der Holz bearbeitenden Industrie eine hohe Import­abhängigkeit besteht (ZMP 2008, Klausner Nordic Timber GmbH 2009). Auch Ochs et al. (2007) sehen bei der Rohstoffversorgung beim Nadelholz nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern, sondern bundesweit zukünftig Versorgungsdefizite entstehen. Insgesamt ist der Import von Nadelrohholz in den vergangenen Jahren kontinuierlich von 0,6 Mio. Fm im Jahr 1993 auf 3,6 Mio. Fm im Jahr 2007 angestiegen, wobei der überwiegende Teil aus Schweden stammt (ZMP 2008). Zudem sind die global agierenden Großunternehmen auf den internationalen Markt ausgerichtet und es besteht der begründete Zweifel, wie der Privatwald in seiner kleinteiligen Besitzstruktur zur Rohstoffversorgung der Großabnehmer wirtschaftlich beitragen kann.

5 Folgerungen Der Cluster Wald und Holz ist in Mecklenburg-Vorpommern ein wichtiger Wirtschaftszweig und trägt mehr als in anderen Bundesländern zum Umsatz der gesamten Wirtschaft bei. Daran sind maßgeblich die Großunternehmen der Holz bearbeitenden Industrie beteiligt, die aufgrund ihres Umsatzes und der Anzahl ihrer Beschäftigten einen wesentlichen Teil des Clusters ausmachen. Um die Wertschöpfungskette Wald, Forst- und Holzwirtschaft in der Region zu halten und damit langfristig Arbeitsplätze zu sichern, wäre es wünschenswert, auch die global agierenden Unternehmen in Zukunft dauerhaft mit nachhaltig genutztem Holz aus regionaler Forstwirtschaft zu versorgen. Dies ist jedoch bei der bisherigen Holzeinschlagsmenge des Landes nicht möglich. Daher sind in Mecklenburg-Vorpommern Konzepte für eine zusätzliche Mobilisierung von Holz entwickelt worden. Das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern (2008) sieht in den Waldflächen des Kleinprivatwaldes zusätzliche Holzvorräte, die sich nachhaltig nutzen ließen, da sich hier durch einen zurückhaltenden Holzeinschlag sehr hohe Rohholzreserven aufgebaut haben. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass die zersplitterte und kleinflächige Besitzstruktur sowie die sehr unterschiedlichen Nutzungsmotive der Waldbesitzer in Mecklenburg-Vorpommern erhebliche Hemmnisse bei der forstlichen Nutzung der Flächen darstellen (Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz MecklenburgVorpommern 2008). Regional steigende Holzeinschläge allein führen nicht unweigerlich zu einer Schaffung von zusätzlichen Arbeitsplätzen in der Region. Positive Effekte auf die Beschäftigung im Cluster Wald und Holz lassen sich nur dann erzielen, wenn die auf Holz basierten Wertschöpfungsketten möglichst lange in der Region behalten werden. Daher ist es vielmehr notwendig, neben einem vermehrten Holzeinschlag die Wettbewerbsfähigkeit und Rahmenbedingungen für die Forst- und Holzwirtschaft zu verbessern (Mrosek und Kies 2006). Hagemann et al. (2009) sehen durch die regional stark schwankenden Verhältnisse jedoch Schwierigkeiten, hierfür eine allgemeingültige Strategie aufstellen zu können. Es bedarf der Förderung von an das Land angepassten und der Region entwickelten Konzepten. Ein geeigneter Lösungsansatz für Mecklenburg-Vorpommern kann die Unterstützung seitens der Landesforstverwaltung Mecklenburg-Vorpommern im Rahmen langfristiger Beratungsstrategien und die Förderung von Kooperationsstrukturen zwischen den Privatwaldbesitzern sein. Insbesondere die Etablierung eines Clustermanagements kann als geeigneter 153


Klein, Hagemann, Kies, Schulte: Regionalstatistische Analyse des Clusters Wald und Holz Mecklenburg-Vorpommern

Ansatz gesehen werden, um die Wertschöpfungskette Wald, Forst- und Holzwirtschaft in der Region zu stärken, bestehende Arbeitsplätze zu sichern und durch Innovation neue Beschäftigung zu schaffen. Dabei sollte das Clustermanagement aber langfristig als dauerhafte Institution von den Unternehmen der Forst- und Holzwirtschaft selbst getragen werden. Zudem besteht weiterer Forschungsbedarf bei der Entwicklung von geeigneten Lösungen, die die Zusammenarbeit zwischen dem kleinstrukturierten Privat­wald und den großen Rohholzabnehmern fördern.

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Archiv f. Forstwesen u. Landsch.ökol. 43 (2009) 4

Anschrift des korrespondierenden Autors Dajana Klein Westfälische Wilhelms-Universität Münster Wald-Zentrum Robert-Koch-Straße 27 48149 Münster Telefon +49 251 83 30 124 Fax +49 251 83 30 128 E-Mail: dajana.klein@wald-zentrum.de

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