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RÜCKSPIEGEL

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Schule des Glücks

Schule des Glücks

RÜCKSPIEGEL — 1879

Von der Sklavin zur Doktorin

Die Geschichte von Nancy «Nannie» Stafford (1854–1933) ist aussergewöhnlich. Die Tochter einer Sklavin und eines Plantagenbesitzers gehörte zu jenen Frauen, die Ende des 19. Jahrhunderts aus den USA nach Zürich kamen, um Medizin zu studieren.

Nancy und ihre Schwester waren Töchter einer Sklavin auf einer Plantage auf Cumberland Island, Georgia. Erstmals erwähnt werden sie in einem Sklaveninventar von 1860. Ihr Vater Robert Stafford war kein typischer Sklavenhalter. Dass Plantagenbesitzer Sklavinnen als Konkubinen hatten, war nicht unüblich. Doch Robert Stafford brachte seine beiden ausserrechtlichen Familien, die er mit Sklavinnen gegründet hatte, in Staaten unter, in denen die Sklaven frei waren, und er sicherte ihnen bürgerliche und finanzielle Rechte zu. So erhielten die Kinder eine Ausbildung, die ihnen in Georgia verwehrt geblieben wäre. 1864 kamen Nancy und ihre Schwester nach Elizabeth, New Jersey, in die Obhut der AbolitionistenFamilie Webb. Nancy Stafford konnte als eine der ersten Afroamerikanerinnen Medizin studieren und sich in Europa weiterbilden. Denn ab 1870 begannen sich medizinische Colleges allmählich gegenüber Frauen und afroamerikanischen Menschen zu öffnen.

Dazu gehörte auch die Medical School der Howard University in Washington DC, die Nancy Stafford von 1876 bis 1878 besuchte und wo sie ihr Studium mit dem Doktortitel abschloss. Im Jahr darauf immatrikulierte sie sich an der Universität Zürich, wo sie bis 1887 studierte. Neben dem Studium soll sie auch als Assistentin gewirkt haben. Ein Forschungsschwerpunkt war das Typhusfieber. Hans von Wyss, einer ihrer Dozenten, erforschte die Ursachen der Stadtzürcher TyphusEpidemie von 1884.

Stafford erkrankte 1887 selbst an Typhus und ging im selben Jahr eine unglückliche, nur kurz dauernde Ehe ein. Trotzdem blieb sie bis 1906 in Zürich, wo sie zeitweise an der Bellerivestrasse eine Pension führte. Danach zog sie nach Deutschland und wanderte schliesslich

nach England aus. Text: Inge Moser, UZH-Archiv

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