anp 02|15 Heftvorschau

Page 1

Zeitschrift des VCP | Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder 1 P 1963 Nr. 2/2015 | ISSN 1651-2441

anp Gemeinschaft

Leben

Jugend

Klug werden

Besinnung

auf neuem Pfad

02|15


vcp aus dem Verband

VORNEWEG

3

Impressum ISSN 1615-2441 anp (seit 1921) ist die Zeitschrift des Verbandes Christlicher ­Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP). anp erscheint vier Mal im Jahr.

Anschrift: VCP-Bundeszentrale Wichernweg 3 D-34121 Kassel

Verleger: Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) e. V. Herausgegeben im Auftrag des Vorstandes von Hanno Terbuyken Chefredaktion: Diane Tempel-Bornett

Foto: Johannes Malinowski

Tel.: 0561/7 84 37-10, Fax: 05 61/7 84 37-40 E-Mail: anp@vcp.de, Internet: www.vcp.de

Ständige Redaktionsmitglieder: Christian van den Boom (Kellertreppe), Jascha Buder (Illustrationen und Sippe ­Braunbär), Peter Diehl (Online-Redakteur), Marc Forkmann, Sandra Grünewald (KrimsKrams), Verena Kunberger, Andreas Witt (Himmelsleiter) Satz und Layout: Miriam Lochner, Agentur elfgenpick, Augsburg Druck: Druckerei Strube, Felsberg Anzeigenverwaltung: Dirk Rumpff Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht immer die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich die Kürzung von Artikeln und Leserbriefen vor. Die Redaktion behält sich in Einzelfällen unter Berücksichtigung der gesetzlichen Grundlage entsprechende Bearbeitungen von Veröffentlichungen vor. Der Umwelt zuliebe wird anp auf 100 % Recyclingpapier gedruckt, das mit den Umweltzeichen „Blauer Engel“ und „Nordischer Schwan“ ausgezeichnet ist. Wir bedanken uns für die freundliche Unterstützung und Förderung unserer Arbeit.

Liebe Leserinnen, liebe Leser, liebe Pfadfinderinnen und Pfadfinder, bauernschlau oder gelehrt, gewitzt oder erleuchtet: Klug werden kann man auf ganz verschiedene Arten und Weisen. Beim Kirchentag in Stuttgart hatten über 1.000 von euch die Gelegenheit, das selbst auszuprobieren: „…damit wir klug werden“ war das Kirchentagsmotto, und „klug werden“ ist auch der Titel dieser AnP. Wir haben aber nicht nur auf­geschrieben, wie wir alle klug und klüger werden können. Wir haben auch Erlebnisse vom Kirchentag mitgebracht, uns für euch in Japan umgehört und die Bundesversammlung des VCP besucht. Wir hoffen, das Lesen dieser AnP macht euch auch ein bisschen klug – oder macht euch zumindest Spaß. Und nun wünschen wir euch einen wunderbaren Sommer mit Sonnenschein und vielen neuen Abenteuern und Erkenntnissen. Herzliche Grüße

Titelbild: Foto: Andreas Kläger „Ganz klassisch klug werden: mit dem Pflanzenbestimmungsbuch“

Diane Tempel-Bornett, Chefredakteurin

Hanno Terbuyken, Herausgeber


anp 02|15

HIMMELSLEITER

Die Königin von Saba Vom Rätsel(n) um eine große, ­ kluge Frau der Bibel DAS INTERVIEW FÜHRTE ANDREAS WITT, HAMBURG

D

ie Königin von Saba ist eine bedeutende Gestalt der Alten Welt: Eine Königin mit unermesslichem Reichtum und eine Frau von großer Weisheit. Sie wird nicht nur im Alten Testament (1. Könige 10, 1–13) und Neuen Testament (Mt 12, 42) erwähnt, sondern auch im Koran und in zahlreichen jüdischen Quellen. Ulfrid Kleinert, Pfadfinder und emeritierter ­Professor für Diakoniewissenschaften, hat sich auf die spannende Suche begeben und ihre Spuren vom Jemen und Äthiopien bis nach Jamaika verfolgt. Denn auch im Rastafarismus spielt die Königin von Saba eine Rolle. anp interviewte Ulfrid Kleinert.

anp: Was fasziniert dich an der Königin von Saba? Was war deine Motivation, sich so intensiv mit ihr zu beschäftigen? Ulfrid: Einmal ist es natürlich die Geschichte selber, wie sie im 1. Buch der Könige erzählt wird: typisch orientalisch mit sehr viel Geheimnisvollen darin. Warum kommt sie überhaupt? Welche Rätsel stellt sie dem K ­ önig Salomo? Wieso ist eine Frau so wagemutig, einem Mann Fragen zu stellen und ihn damit sozusagen zu testen? Das war sehr ungewöhnlich. Außerdem kommt sie aus dem entferntesten Land nach Jerusalem. Das ist alles ganz fantastisch erzählt. Ihr Reichtum, aber auch wie der Hofstaat von Salomo aussieht wird sehr ausführlich geschildert. Aber in den theologischen Fragen ist die Geschichte sehr offen formuliert. Man kann sehr viel Fantasie da hinein legen kann, was da zwischen den beiden eigentlich passiert ist. Außerdem ist die Königin von Saba eine sehr selbstbewusste Frau, ein Muster für den frühen Feminismus.

Links: Die Königin von Saba in einer historischen Darstellung Oben: als Herrscherin in einem Mosaik

Foto: aus U. Kleinert, Das Rätsel der Königin von Saba, Darmstadt 2015

14

vcp christliches Leben


vcp christliches Leben

anp 02|15

HIMMELSLEITER

Beispielhafte Rätselfragen der Königin von Saba:

Als ich im Jemen unterwegs war, habe ich gemerkt, wie wenig die Einheimischen und die Fremdenführer dort über die Geschichte wussten. Da dachte ich: Der Sache musst du mal nachgehen.

Du warst im Jemen unterwegs. Hat man dort den Palast der Königin von Saba gefunden? Ja, der Palast der Königin von Saba wird einem dort von den Einheimischen so gezeigt. Wobei die Königin von Saba in der muslimischen Tradition ja später einen Namen bekommt: Bilqis. Und in Marib, der Hauptstadt des sabäischen Reiches, gibt es Ausgrabungen, die die Einheimischen zum Beispiel „Thron der Bilqis“ nennen. Sie meinen also den Thronsaal, aber in Wirklichkeit ist es eine Tempelanlage mit Vorhof, Haupthof und Altar.

Welche aktuelle Bedeutung hat die Königin von Saba in den Religionen Judentum, Christentum und Islam heute? Sie hat ja eine große Geschichte in allen drei Religionen: In der jüdischen Tradition wird ihre Geschichte mehrfach aufgenommen. Sie ist hier eine emanzipierte Frau. Im Christentum ist sie im Neuen Testament für Jesus ein Vorbild für die gegenwärtige Generation: Jesus sagt: „Nehmt Euch ein Beispiel an ihr.“ Sie ist aus der Ferne gekommen, um Salomo, den Friedensfürst, kennenzulernen, und sie hat keine Mühe gescheut. Genauso soll die gegenwärtige Generation davon inspiriert werden, was Jesus als Friedensfürst mit sich bringt. Doch die gegenwärtige Generation realisiert dies nicht, obwohl sie keine große Reise antreten muss. Deshalb soll man sich an der Königin von Saba ein Beispiel nehmen. Später wird dann in der christlichen Tradition die Frage nach ihren Rätseln gestellt: Was für Rätsel hat die Königin von Saba eigentlich gestellt? Was hat Salomo darauf geantwortet? So entstand im Mittelalter eine große Palette von Rätseln. Und im Islam gibt es ja eine eigene Sure über die Königin von Saba im Koran. Die Sure 27 erzählt die Geschichte so, dass die Königin von Saba im Grunde genommen von Salomo bekehrt werden muss. Und das ist der Clou dieser Überlieferung.

1/

er ist weder geboren W noch sterblich?*

2/

elches Land W hat die Sonne nur einmal ­gesehen?*

3/

enn er lebt, W bewegt er sich nicht, wenn sein Haupt abgeschnitten ist, bewegt er sich?*

4/

as war ungeboren W und sollte doch Leben geben?* * Quelle: U. Kleinert, Das Rätsel der Königin von Saba, Darmstadt 2015, S. 80f.

* Lösungen siehe S. 16

Fotos: Ulfrid Kleinert

Stichwort Rätsel: Es wird gerätselt, welche Rätsel die Königin von Saba König Salomo gestellt hat. Hast du von diesen vielen Rätseln, die da in den unterschiedlichen Traditionen überliefert sind, ein „Lieblingsrätsel“? Ja! Es ist das Rätsel, das nicht gelöst wird. Denn nicht alle Rätsel werden gelöst. Das Rätsel stammt aus der muslimischen Tradition, wo sie Salomo nach dem Wesen G ­ ottes fragt. Als Salomo dies hört, fällt er in Ohnmacht. Als er wieder aufwacht, fragt er: „Was hast du mich gefragt? Das

15

Eindrücke aus dem Jemen


ldet wure Meere gebi m Tag, als di melten an de sei er! e Wasser sam ms, gesegnet te zufolge di Holz zu einem des Universu ngsgeschich , wenn sein 1 / Der Herr der Schöpfu schwimmt er : ch B z. d, auf dem si bewegt sich s der 2 / Das Lan lebt. Aber er r das Volk au is 1, 9f.) ecke, wenn er Fl m wie Gott, de den. (Genes t sich nicht vo d verehrte es t. is m. Er beweg chmeide un dem er gefällt 3 / Der Bau aus Gold­ges tet ist -, nach rael fertige es Is k ol Boot verarbei abtrünnige V s 32, 1ff.) ene Kalb. Das t hat. (Exodu 4 / Das gold laverei befrei ägytischen Sk

n Die Lösunge muss etwas gewesen sein, was du mich nicht hast fragen dürfen“. Und sie stellt dann diese Frage auch nicht mehr, denn sie bemerkt, dass sie dort ein Tabu berührt hat. Dieses Tabu ist, dass wir das Wesen Gottes nicht enträtseln können. Wir können gar nicht genau wissen, wer Gott ist. Und dahinter steckt dann noch eine andere Dimension, nämlich dass man sich durch Rätsel kennenlernt. Das war einst höfisches Spiel. Der Rätselsteller als Überlegener stellte dem anderen Fragen. Es war meistens ein Spiel unter Männern. Ein Ritual des Kennenlernens. Das machen ja auch heutzutage Kinder gerne, sich gegenseitig Rätsel zu stellen. Genau! Beim Rätseln geht es um die andere Person, die man gerne kennenlernen möchte. Und auch für die andere Person gilt genauso wie bei Gott: Wir können das Wesen des anderen nie ganz enträtseln. Deswegen ist dies mein liebstes Rätsel.

Wir stoßen im Rätselraten beim Durchbrechen von den Geheimnissen, die da zwischen Menschen oder zwischen Mensch und Gott existieren, nie ganz klar auf eine eindeutige Lösung, sondern es bleibt immer etwas Geheimnisvolles übrig. Diese Einsicht scheint mir gerade heute besonders wichtig zu sein, vor allem angesichts der Tatsache, dass wir über das Internet immer mehr von unseren Daten bloßlegen, so als ob wir uns da kennenlernen könnten. Das war ein weiter Bogen: von der Königin von Saba und Salomo bis zum Internet. Vielen Dank!

Der Besuch der Königin von Saba

1 Die Königin von Saba hörte von Salomos Ruf und kam, um ihn mit Rätselfragen auf die Probe zu stellen. 2 Sie kam nach Jerusalem mit sehr gewichtigem Aufgebot: mit Kamelen, die Balsamöle transportierten und sehr viel Gold und kostbare Steine. Sie kam zu Salomo und sagte ihm alles, was sie sich vorgenommen hatte. 3 Und Salomo gab ihren Worten Antwort. Nichts blieb dem König verborgen, alle ihre Fragen konnte er lösen. 4 Als nun die Königin von Saba all die Weisheit Salomos sah, und das Haus, das er gebaut hatte, 5 und die Speisen auf seinem Tisch, und die Art, wie seine Untergebenen saßen und wie seine Diener standen, und deren Gewänder, und seine Getränke, und sein Brandopfer, das er im Hause Jahwes darbrachte, da stockte ihr der Atem 6 und sie sprach zum König: Wahr ist es, was ich in meinem Land über dich und deine Weisheit gehört habe. 7 Ich habe es nicht glauben wollen bis ich hergekommen bin und es mit eigenen Augen sehe. Nicht mal die Hälfte davon ist mir mitgeteilt worden. Deine Weisheit und dein Reichtum übertrifft alles, was ich gehört habe.

8 Wie glücklich sind deine Frauen zu preisen! Glücklich all diese deine Diener, die dich umgeben und deine Weisheit hören! 9 Jahwe, dein Gott, sei gepriesen, der an dir Wohlgefallen hat, weil er dich auf den Thron Israels gesetzt hat, weil Jahwe (darin) seine Liebe zu Israel zeigt. Er hat dich als König eingesetzt, damit du Recht und Gerechtigkeit verwirklichst. 10 Und sie schenkte dem König 120 Talente Gold und sehr viel Balsamöl und kostbare Steine. Niemals mehr kam soviel Balsamöl (nach Israel) wie es die Königin von Saba König Salomo schenkte... 13 König Salomo aber gab der Königin von Saba alles, was sie begehrte und erbat, dazu auch, was er ihr schenkte wie ein König zu schenken pflegt. Danach kehrte sie um und zog in ihr Land mitsamt ihrem Gefolge.

Quelle: U. Kleinert, Das Rätsel der Königin von Saba, Darmstadt 2015, S. 154

Foto: aus U. Kleinert, Das Rätsel der Königin von Saba, Darmstadt 2015

1. Könige 10, 1-13 (in der Übersetzung von Ulfrid Kleinert)


anp 02|15

BREITGETRETEN

Japan ist eine Insel – ­geografisch und kulturell

Wie sieht der Alltag japanischer ­Jugendlicher aus? Tristan Schumann von der Trupp­ leitung Niedersachsen ­berichtet anp von seinen Erfahrungen.

anp: Tristan, du bist in Japan zur Schule gegangen? Was hat dich dazu motiviert? Tristan: Dazu muss man wissen, dass ich das Glück hatte, in einen der sehr raren Japanisch-Kurse zu geraten, der als dritte Fremdsprache in der Schule zählte. Es war also kein Volksschulkurs, sondern ein echtes Fach, das ich von der siebten bis zu zwölften Klasse belegt habe. Als dann in der neunten Klasse die Möglichkeit hatte, an einem etwa einmonatigen Japanaustausch teilzunehmen, war es für mich eigentlich Pflichtprogramm. Die Motivation kam durch den regelmäßigen Sprachunterricht, in dem wir verschiedenste Aspekte Japans behandelten. Meine Lehrerin war selbst Japanerin, weshalb ich einen noch authentischeren Einblick erhielt. Daneben hat mich auch die Neugier getrieben, einmal in einem ganz fremden Land etwas vom Alltag Gleichaltriger mitzubekommen. Was sind die Unterschiede zu deutschen Klassen? Wie verhalten sich die Schüler untereinander? Wie benehmen sie sich gegenüber den Lehrkräften? Die größten Unterschiede sind meiner Meinung nach kulturell angelegt und ähneln sehr den Unterschieden, die man auch zwischen dem „Durchschnittsjapaner“ und dem „Durchschnittsdeutschen“ ausmachen könnte. So ist eine Gruppe, in diesem Fall eine Klasse, als Einheit sehr eng verbunden. Es wird eher kollektiv gedacht als individuell. Was nicht heißen soll, die Schüler wären in ihrem Charakter gleichartig. Es gibt die gleichen Rollen wie in jeder deutschen Schulklasse auch – ruhige Schüler und Draufgänger, Klassenclowns und sehr Strebsame. Aber den Zusammenhalt der Klasse und die Annahme der zugeteilten Rollen habe ich in Japan als selbstverständlicher wahrgenommen. Man betrachtet sich eher als Teil der Gruppe und in vielen Fällen hatte ich das Gefühl, dass viele ihre Rolle auch schätzen. Natürlich gibt es trotzdem Mobbing – ich glaube, sei es nun im Kindergarten oder unter Erwachsenen am Arbeitsplatz, es gibt kaum einen Ort, an dem es kein Mobbing gibt. Wirklich miterlebt habe ich es allerdings nicht. Gegenüber den Lehrkräften sind die Schüler gehorsam und freundlich. Ganz entgegengesetzt zu den hier in Europa gängigen Vorstellungen vom strikt durchstrukturierten und geregelten Fernen Osten verhält es sich

Fotos: privat (2), © ChenPG / Fotolia

20

vcp Pfadfinden


nicht so, dass Lehrer wie Lektoren, kommen, ihren Vortrag halten und danach wieder verschwinden. Die Schüler verbringen häufig viel Zeit mit den Lehrern, da die jährlichen Prüfungen viel Übung und spezielle Vorarbeit benötigen. Außerdem ist ein großer Teil der Freizeitaktivitäten in der Schule organisiert, also trifft man manche Lehrer auch außerhalb des Unterrichts. Auch wenn es von Schüler zu Schüler unterschiedlich ist, habe ich teilweise beinahe freundschaftliche Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern beobachtet. Im Hinterkopf muss man sich trotzdem immer bewusst machen, dass das sehr klare, hierarchische Modell der japanischen Schule – das übrigens das deutsche zum Vorbild hatte – dabei niemals außer Kraft gesetzt wird. Geschweige denn die noch verpflichtenderen, japanischen Gesellschaftskonventionen. Man könnte sie eher unsichtbare, aber gültige Gesetze ­nennen. Beschreibe doch mal einen typischen Schultag an einer japanischen Schule? Aufstehen war um 5.30 Uhr angesagt. Es gab zum Frühstück häufig etwas Warmes, wie Rührei und Bacon, und „Pan“, japanisches Brot. Um 6.00 Uhr ging ich ein gutes Stück zur nächsten S-Bahn-Station, stieg drei Mal um und kam endlich gegen 8.00 Uhr an meiner Schule an. Schule war regulär von 8.30 Uhr bis 15.30 Uhr, aber natürlich ließ ich mir die Nachmittagsaktivitäten nicht entgehen, weshalb ich meistens erst um 17.30 Uhr nach Hause aufbrach. Außerdem hatte ich auch an Samstagen Schule. Ein normaler Schultag hatte 6 Stunden, neben den normalen Fächern wie Mathe, Sport, Naturwissenschaften, Kunst, Geschichte, Englisch und Japanisch gab es zusätzlich „Shodo“ (Japanische Kalligraphie) und beaufsichtigte Stunden zum Lernen und Üben. Die Austauschschüler wie ich hatten na-

türlich besondere, auf unser Niveau zugeschnittene Japanisch- und Shodo Stunden. Die Nachmittagsaktivitäten, genannt Bukatsu, konnte man aus verschiedenen Angeboten wählen. In meinem Fall waren das Kendo (japanischer Stockkampf) und Basketball. Wenn man nach diesen langen Tagen noch Energie hatte, unternahm man noch etwas mit seinen Freunden oder ging direkt nach Hause, aß zu Abend, schaute ein wenig Fernsehen mit der Gastfamilie und ging schließlich zu Bett.

Wie ist das Verhältnis von Jungen und Mädchen? Wie ist das Verhältnis zwischen stärkeren und schwächeren Schülern? Gibt es da eine Hackordnung? Oder ist man eher hilfsbereit? Ich würde sagen, dass die Rollen von Jungen und Mädchen ganz verschieden sind. Nicht nur, dass sie selten in gemischten Grüppchen anzutreffen sind, auch im Unterricht verhalten sie sich unterschiedlich. Obwohl es ohnehin geordneter und ruhiger zugeht als in unseren Klassen, zeigen sich die meisten Mädchen folgsam und lernen gewissenhaft. Sie wirken ruhig und agieren meist, um die Harmonie, so sie denn einmal gekippt ist, wieder ins Lot zu bringen. Sie kichern und lächeln ungewöhnlich viel, finden alles kawaii (niedlich) und kümmern sich sehr um ihre Mitschüler und Mitschülerinnen. Jungen sind eher die stillen Typen, häufiger Einzelgänger, selten auch recht autoritär. Man spürt, dass viele männliche Jugendliche in dem Bewusstsein leben, dass sie einmal wirtschaftlich erfolgreich sein müssen, während den weiblichen Jugendlichen viel daran liegt, sich in Fürsorge und Hilfsbereitschaft zu üben. Das Verhältnis funktioniert gut, solange diese Rollen gewahrt bleiben – was im Normalfall der Fall ist. Stärkere und schwächere Schüler leben in einem Machtgefälle, auch wenn ich keine wirklichen Fälle von Mobbing erlebt habe. Man bemerkt dieses Gefälle vor allem durch die Bewunderung, die guten Schülern von Lehrern und ihren Klassenkameraden entgegen gebracht wird. Schlechtere Schüler bemühen sich sichtlich, aufzuholen. Sie sind selten Klassenclowns, sondern nehmen eher die Rolle der Stillen, beinahe Unsichtbaren ein. Eine Hackordnung konnte ich nicht ausmachen – aber es gibt Unterschiede


22

vcp Pfadfinden

anp 02|15

BREITGETRETEN

in der Autorität und im Ansehen. Schulischer Erfolg ist eine Leistung und bringt dir Respekt und Bewunderung ein, sie macht wichtig und legitim. Damit verleiht sie auf eine gewisse Weise Macht im Mikrokosmos Schule. Hilfsbereit zu sein gehört aber zur Höflichkeit. Ein guter Schüler ist sich nicht zu schade, einem schwächeren zu helfen. Viel eher ist der schwächere damit nicht einverstanden, weil er es aus eigener Kraft schaffen möchte. Stimmt es, dass die Kinder so stark gedrillt werden? Welche Fächer sind besonders wichtig? Der Drill ist auf jeden Fall ein beherrschender Faktor. Da die Examen und die Abschlussnoten wichtig sind, wird viel gelernt, viel eingetrichtert, nach unseren Begriffen also viel gedrillt. Auch wenn ich keine Examen geschrieben habe (ich wäre wahrscheinlich gnadenlos gescheitert), wage ich zu behaupten, dass diese sehr viel exakte Wissenswiedergabe erfordern und daher lernintensiv sind. Und nach der Schule geht es gleich weiter, denn nur der Abschluss allein reicht noch nicht für die Uni. Um den Aufnahmetest der Universität zu bestehen, ist nochmal ein großer Lernaufwand nötig. Vorhersehbar: Die besten Unis haben die schwersten Tests. Und wer im ersten oder zweiten Anlauf nicht angenommen wird, hat noch schlechtere Chancen für zukünftige Versuche. Dieser dauernde Prozess des Aussiebens ist für die Schüler ein großer Druck, dem viele nicht standhalten. Nicht umsonst hat Japan eine sehr hohe Jugendsuizidrate. Ich denke, Mathe, Japanisch und Naturwissenschaften sind wichtige Fächer, weil die Jobs in Wirtschaft und Technik die begehrtesten sind. Wegen der ungemeinen Komplexität der geschriebenen Sprache kommt dem Fach Japanisch eine unvergleichbar wichtigere Rolle zu als bei uns dem Fach Deutsch. Es sind sehr gute Kenntnisse für die meisten Studiengänge nötig.

Wie würdest du die Unterschiede zu deutschen Schulen beschreiben? Zuerst einmal gibt es in Japan sehr viele Privatschulen unterschiedlicher Güte und dazu noch die staatlichen Schulen. Ähnlich wie in Amerika und England ist es aber so, dass diejenigen, die es sich leisten können, ihre Kinder auf teure Schulen schicken. Das Niveau der vermittelten Bildung ist für unsere Begriffe zwischen den staatlichen und den privaten Schulen sehr unterschiedlich. Und der Abschluss einer bestimmten Schule kann sich durchaus als entscheidend dafür erweisen, ob man auf seiner präferierten Universität angenommen wird. Deutsche Schulen bieten viel mehr Chancengleichheit. Andererseits sind viele der Schulen sehr gut ausgestattet. Eine logische Konsequenz aus den häufig erhobenen Schulgeldern. Die Schule beinhaltet ein breites Angebot an AGs und Sportarten, Freizeitaktivitäten, Instrumentenunterricht, etc. Ein sichtbarer Unterschied sind die Schuluniformen, die an allen Schulen getragen werden müssen. Auch wenn sie die Schüler untereinander egalisieren, grenzen sich teure Schulen mit teuren Uniformen von den weniger betuchten Schulen mit weniger teuren Uniformen ab. An Lebhaftigkeit und Geräuschpegel stehen die japanischen Schulen den deutschen aber in keiner Weise nach.


Fotos: privat (2), © ChenPG / Fotolia

Wie war es für dich, als du wieder in Deutschland an der Schule warst? Es war, als wäre ich in einer ziemlich losen Ansammlung von etwa gleichalten Schülern gelandet. Man ist sich ein wenig fremder in den Schulen hierzulande. Auch kam der kategorisierende Blick zurück, den die Schuluniformen unmöglich gemacht hatten – und ich war beileibe nicht als ­Befürworter von Uniformen nach Japan geflogen. Ich hatte mich darüber hinaus schnell an den Frontalunterricht gewöhnt. Das häufige Diskutieren im Klassenverbund kam mir im Vergleich nicht so zielführend, dafür aber auch nicht so langatmig vor. Zuletzt ist vielleicht noch zu erwähnen, dass Struktur und Pünktlichkeit in japanischen Schulen ernster genommen wird als bei uns. Die wiedergewonnene Lockerung empfand ich als angenehm, was aber auch an mir persönlich liegen mag. Ich möchte mir nicht anmaßen, diese unterschiedlichen Handhabungen zu bewerten.

Kannst du dir vorstellen, in Japan zu studieren oder dort zu leben? Erste Frage: Nein, zweite Frage ja. In Japan studieren ist für mich keine besonders attraktive Aussicht. Das viele anstrengende Lernen und die (vor allem bei komplizierten Texten) kaum zu bewältigende Sprache wären Hindernis genug. Wer in Japan studieren möchte, sollte naturwissenschaftliche oder wirtschaftliche Fächern oder natürlich die japanische Sprache selbst studieren. Bei ersteren ist die Sprachproblematik nicht so gravierend, bei letzterem dürfte die Beschäftigung intensiv genug sein, um der oben genannten Beeinträchtigung entgegen zu wirken. In jedem Fall sollte man einen überdurchschnittlichen Ehrgeiz mitbringen und ein Organisationstalent (für das eigene Lernen) sein. Einem Auslandssemester gegenüber wäre ich jedoch nicht abgeneigt. In Japan leben käme für mich schon eher in Frage. Es gibt kaum fremdere Kulturen. Sicher wird einem als Europäer in Japan das ganze Leben nicht langweilig werden. Auch bietet die Landschaft viel – von der urbanen ­Superlative von Tokyo, der ich beispielsweise sehr zugeneigt wäre, bis zu den ländlichen Gebieten mit ihren alten Holzhäusern und tausenden Tempeln und Schreinen. Bei all dem darf man allerdings nicht vergessen, dass Japan nicht nur geographisch eine Insel ist, sondern auch kulturell und politisch. Und diese Insel ist wahrscheinlich die modernste und weltfremdeste zugleich. Ob ich so viel „Fremde“ in allen Lebensbereichen mein Leben lang aushalten kann, weiß ich nicht. Eine Zeit lang auf jeden Fall. Dennoch stehen die Chancen nicht schlecht, in all der Eigenheit die Welt aus den Augen zu verlieren. Herzlichen Dank, Tristan, für diesen Einblick in die andere Welt.


24

vcp Pfadfinden

anp 02|15

BREITGETRETEN

Pfad­f inden ­perfekt?! ­S chulung im VCP VON FOLKE BRODERSEN, BERLIN UND JOST LAMBRECHT, HAMBURG

Wie leite ich eine Gruppe wirklich richtig? Auf was muss ich achten? Was muss ich können? Hast du dich das auch schon gefragt?

Großes Bild: Woodbadgekurs: mehr als Leiten lernen.

Learning by doing? Und du machst das einfach. Passend zum pfadfinderischen Grundsatz: „Learning by doing“. Vielleicht kannst du vorab schon mal in das Gruppenleitungsamt hereinschnuppern. Und dann besuchst du einen Kurs, um das richtig zu lernen. Aber reicht dafür ein ein- bis zweiwöchiger Kurs? Wahrscheinlich eher nicht. ­Eigentlich lässt sich mit ziemlicher Sicherheit sagen: das Leiten einer Gruppe lernst du erst richtig in der Praxis, wenn du Erfahrungen machst und daraus lernst. Frei nach dem pfadfinderischen Grundsatz „Learning by doing“. Aber – warum gibt es dann Schulungen und welchen Zweck haben sie? Dies ist eine der vielen Fragen, mit denen wir uns im VCP derzeit beschäftigen. Sie ist nicht einfach zu beantworten, denn die Vorstellungen von Schulungen sind in jedem VCP-Land anders. Das, was wir üblicherweise als Schulung verstehen, also einen Kurs über einen längeren Zeitraum, kann dich schon auf deine Aufgabe vorbereiten. Ein Kurs vermittelt dir Methoden und Verfahrensweisen, die du dort in einem geschützten Rahmen erproben kannst. Gleichzeitig soll eine Schulung aber auch zu deiner persönlichen Entwicklung beitragen. Du kannst dort dein Wirken im Stamm und in der Gruppe zu reflektieren und erfahren, welche Talente und Fähigkeiten du hast, aber auch, was du vielleicht noch

lernen und üben musst. Sicher erlebst du das auch im (Pfadi-) Alltag. Aber eine Schulung unterstützt diesen Erfahrungsprozess. Sie zielt darauf, dass du dich anschließend deiner Aufgabe besser gewachsen fühlst, dass du weißt, wo du Unterstützung findest und welche Bedürfnisse und Rechte die dir anvertrauten Kinder und Jugendlichen haben. Und warum und wieso wir im VCP Pfadfinden so machen, wie wir es machen.

Schulungen verkürzen lange Wege Durch eine Schulung können einige Lernprozesse beschleunigt werden, die sonst sicher viele Jahre in Anspruch nehmen würden. Der gemeinsame Austausch über den Stamm hinaus und die Auseinandersetzung mit andere Traditionen, Meinungen und Erfahrungen trägt dazu bei. Eine Schulung kann den Weg dahin, eine guten Gruppenleiterin oder ein guter Gruppenleiter zu werden, deutlich abkürzen. Du siehst, der Anspruch, den wir an Schulung stellen, ist ziemlich groß. Deshalb stellt sich uns eine weiter Frage: Kann die Schulung dem derzeitigen Verständnis entsprechend wirklich all diese Erwartungen erfüllen? Müssen wir Schulung vielleicht ganz neu denken? Benötigen unsere jungen Gruppenleiterinnen und -leiter nach der Schulung weitere Begleitung? Sind neue Formen der Wissensvermittlung sinnvoll, zum Beispiel durch ­Tutoren? Wie siehst du das? Was würdest du verändern, was wünschst ihr du dir für die VCP-Schulungen der Zukunft? Über Anregungen, Wünsche und Kritik freuen wir uns immer. Schreibt an fg.schulung@vcp.de .

Foto: Andreas Kläger

G

ruppenleitung zu werden ist dagegen einfach. Meist wird gerade irgendwo jemand gebraucht, vielleicht wirst du gefragt, ob du Lust dazu hast. Oder es wird einfach von dir erwartet, dass du das machst.


36

vcp Pfadfinden

anp 02|15

GLOBUS

Auf der Schwelle zu Europa Olaf Eybe suchte Pfade in Moldawien und fand viel mehr … VON OLAF EYBE, ESSEN

Diese Seite: Hinter dem Grenzbalken liegt Transnistrien, aber an diesem Übergang ist Schluss für Touristen. Rechte Seite: 1: Herrscherdenkmal in Tiraspol 2: Russische Panzer gibt es in Transnistrien nicht nur als Denkmäler. Unter Tarnnetzen stehen sie an der Dniester-Brücke in Bender. 3: Eingefleischten Fußballfans ist der vom Konzern Sheriff gesponserte Verein „Sheriff Tiraspol“ vielleicht ein Begriff, denn die Mannschaft schaffte es schon in den internationalen Fußball. Eine eigene Liga hat Transnistrien nicht. Tiraspol kickt in der moldawischen Liga. 4: Gleichberechtigte Verkehrsmittel 5: Vitalie Iacubitchii, Mitglied des National Counsels der NSAM, freut sich über die Mitbringsel aus Deutschland. 6: Die Finanzchefin der moldawischen Pfadfinderorganisation Natalia ­Covalciuc-Zmuncila und Olaf Eybe.

Und die Pfadis … Und dann stand ein erstes Treffen mit den moldawischen Pfadfinderinnen und Pfadfindern NSAM an. In einem typischen Lokal bei leckeren mit Käse gefüllten Teigtaschen und moldawischen Rotwein – Moldawien hat einen exzellenten Ruf als Weinproduzent – war das Eis schnell gebrochen. Wir redeten Deutsch, Rumänisch, Russisch und Englisch durcheinander. Ich stellte den VCP vor. Vitalie Lacubitchii, Mitglied des National

Alle Fotos: Olaf Eybe

W

as willst du denn in Moldawien? Wo ist das überhaupt?“ Diese Fragen hörte ich häufiger, als ich mich im April auf den Weg in das kleine Land zwischen Rumänien und Ukraine machte. Um alle Vorurteile gleich auszuräumen – ich habe weder mit dem Frauenhandel noch dubiosen Export-Import-Geschäften zu tun. Gemeinsam mit zwei Freunden wollte ich dieses noch relativ unbekannte Land erkunden. Und die Pfadfinderinnen und Pfadfinder dort kennenlernen.

Im Vorfeld fragte ich in VCP-Kreisen nach Kontakten in Moldawien, aber die meisten vielgereisten VCPler mussten passen. Mit Hilfe sozialer Netzwerke fand ich die dann National Scout Association of Moldova (NSAM) und – engagierte Ansprechpartner. Unsere Basis für die Erkundungen des noch landwirtschaftlich geprägten Armenhaus Europas wurde eine Wohnung in der Hauptstadt Chisinau. Da wir wenig Zeit hatten, aber viel sehen wollten, liehen wir uns einen japanischen Kleinwagen, der einiges auszuhalten hatte. Die Straßen abseits der wenigen Hauptstrecken sind häufig eher Sand- oder Schotterpisten und besonders bei Regen eine Herausforderung für verwöhnte deutsche Autofahrer. Die Halbmillionenstadt Chisinau – Moldawien hat insgesamt ca. 3 Mio. Einwohner – präsentierte sich als quirlige Großstadt, in der hauptsächlich Banken und Handy-Shops zu sehen waren. Spannend fand ich den riesigen zentralen Basar. Dort gab es fast alles zu kaufen und die Gerüche und Farben waren einfach überwältigend. Allerdings war Fotografieren häufig absolut unerwünscht. Später erfuhren wir, dass viele Moldawier schlechte Erfahrungen mit Menschen aus dem Westen gemacht haben. „Unser Land wird häufig sehr negativ dargestellt und andere ziehen sich an unserer Armut und unseren Schwächen hoch “, erklärte Maria Mursa, die u.a. als Übersetzerin für verschiedene NGOs arbeitet und uns mit Rat und Tat zur Seite stand.


anp 02|15

Councel der NSAM, erklärte die Strukturen des moldawischen Verbandes: „Die NSAM wurde nach der Wende Anfang der 1990er Jahre gegründet – vorher war Moldawien eine Sowjetrepublik – und hat inzwischen rund 2.400 Mitglieder in sieben Regionen. Jungen und Mädchen sind in den gleichen Gruppen.“ Die inhalt­ liche Arbeit ähnelt sehr der des VCP, nur das C hat keine Entsprechung, auch wenn die Mehrheit der Moldawier orthodoxe Christen sind. Im Vordergrund stehen soziale Aktivitäten und der Umweltschutz. Hinzu kommen die Schulung von pfadfindertypischen Inhalten und die Verbandsarbeit. „Bei uns gibt es vier Altersgruppen, die ihre eigenen Abzeichen haben: Club Scouts (7  –  10 Jahre), Adventurer (11  –  14 Jahre), Explorer (15 – 17 Jahre) und Rover (18 – 21 Jahre) und schließlich die Scout Leader, die die Gruppen koordinieren und die nationalen Aktivitäten planen“, ergänzt ­ Natalia ­Covalciuc-Zmuncila, die Finanzchefin der NASM.

1

2

3

4

Einmal Moldawien kreuz und quer

Zeitreise nach Transnistrien

Wir wollten aber auch möglichst viel über das Land erfahren, und der einzige Reiseführer über Moldawien war nicht sehr hilfreich. Aber wir bekamen reichlich Tipps: Highlights waren der Besuch eindrucksvollen Festung in Soroca im Norden Moldawiens an der Grenze zur Ukraine und ein Ausflug zum malerisch gelegenen Kloster in Orheiul Vechi und zu den dortigen Höhlen. Ein Muss war ein Abstecher in das Gebiet Gagausien (ca. 150.000 meist turkstämmige Einwohner), das über eine weitgehende Autonomie verfügt. Wir fragten auch nach der Sicherheitslage in Transnistrien, das zwischen 1990 und 1992 im Zuge des Zerfalls der Sowjetunion durch Sezession von Moldawien entstand. Aber die Informationen blieben widersprüchlich. Letztlich gaben Hinweise der Pfadfinder den Ausschlag: „Die Lage in dem von russischen ;Friedenstruppen’ bewachtem Staat, der weltweit nicht anerkannt ist und in dem es keine konsularische Betreuung für Bundesbürger gibt, ist sicher!“

Mit Karte und Navi fuhren wir über Nebenstrecken nach Osten. Unvermittelt tauchten kleine Wellblechhütten und eine Schranke auf: die Grenze! Nach Gesprächen mit den russisch sprechenden Beamten erfuhren wir, dass dieser Übergang nur für den „kleinen Grenzverkehr“ nutzbar ist. Touristen – auch wenn die Grenzer sich nicht vorstellen konnten, dass es so etwas in Moldawien gibt – müssten einen anderen Übergang benutzen. Wir folgten den Beschreibungen, und nach einer Off-Road-Einlage erreichten wir eine größere Straße. Zum Glück waren wir für die Grenztruppen uninteressant und nach rund einstündigen Einreiseformalitäten, in deren Verlauf wir Einfuhrsteuern für unseren Leihwagen bezahlt hatten, stolze Besitzer einer Vignette wurde, die uns das Benutzen der Straßen in Transnistrien erlaubte, wechselten 30 Euro den Besitzer und für uns öffnete sich die Schranke. Aber nach rund fünf Stunden hatten wir wirklich genug vom grauen Alltag im Schatten von Lenin, russischen Panzern und dem allmächtigen Konzern Sheriff. Gegen Ende der Reise kam es dann zu einer weiteren Begegnung mit den moldawischen Scouts. Im Hauptquartier der NSAM, das aus zwei kleinen Büros besteht, wurden Geschenke ausgetauscht. Auf Begeisterung stießen handbetriebene Aufladegeräte für Handy­ akkus. Nach dem Tausch der Halstücher wurde vereinbart, weitere Treffen durchzuführen. Vielleicht ist auch die Ankunft des Friedenslichtes in Wien eine gute Gelegenheit für ein Wiedersehen mit den neuen Pfadfinderfreunden in Moldawien.

5

6

http://go.vcp.de/ anp1502moldawien


vcp Pfadfinden

SERVICE/REAKTIONEN

Vorschau anp 3|15

39

Termine Wann?

Veranstaltungen/Schulungen/ Seminare

Ort

03.07. – 05.07. Bundesleitung 04

Bundeszentrale

Abenteuer …

28.07. – 08.08. World Scout Jamboree

Yamaguchi, Japan

Im Herbst berichten wir immer über Abenteuer – und zwar eure!

01.08. – 15.08. Bundesfahrt

Pfälzer Wald/Nordvogesen

03.08. – 10.08. Mittelalterwoche

Burg Rieneck

28.08. – 30.08. Bundesleitung 05

Bundeszentrale

04.09. – 06.09. Treffen 50+

Burg Rieneck

11.09. – 13.09. Fachgruppentagung 03

Burg Rieneck

Teilt sie uns mit – eure kleinen und großen ­Abenteuer. Wir freuen uns auf eure Geschichten und Bilder.

18.09. – 20.09. anp Redaktionssitzung 03

Bundeszentrale

Schreibt/mailt an: anp@vcp.de

25.09. – 27.09. Bundesrat III

Burg Rieneck

oder an

25.09. – 27.09.

Treffen erweiterte ­Bundeslagerleitung

Burg Rieneck

VCP-Bundeszentrale Wichernweg 3 34121 Kassel

10.10.

Landesversammlung ­Mitteldeutschland

nn

Die nächste Ausgabe von anp thematisiert:

Foto: elfgenpick

Vielleicht seid ihr in Japan auf dem Jamboree unterwegs? Dann habt ihr bestimmt viel zu erzählen. Oder ihr habt mit eurer Gruppe die Vogesen erkundet und wart bei der ersten Bundesfahrt dabei? Vielleicht habt ihr aber auch was ganz anderes gemacht …

Errata: Der Judaskuss Peinlich: Nun haben wir uns so viel Mühe mit dem Bild zum Judaskuss gegeben. Und dann war es nicht das Bild von Caravaggio, sondern von Giotto. Giotto di Bondone lebte von 12566 bis 1337 in Florenz und gilt als Wegbereiter der italienischen Renaissance. Entdeckt wurde er, so sagt es die Legende, weil er schon als kleiner Hirtenjunge naturgetreu zeichnen konnte. Dabei wurde er von dem Künstler Cimabue entdeckt und als Lehrling aufgenommen. Giotto malte in Rom für den Papst und wurde reich und berühmt. Schließlich wurde er sogar D ­ ombaumeister in Florenz.

23.10. – 25.10. BL– Klausurtagung

Bucher Berg

23.10. – 25.10. Jamboree– Nachbereitungstreffen

Bundeszentrale

24.10. – 25.10. Landesversammlung Nordrhein

Solingen

29.10. – 01.11. Vortreffen Roverway 2016

Bundeszentrale

06.11. – 07.11. anp Redaktionssitzung 04

Bundeszentrale

06.11. – 08.11. Singetreffen

Burg Rieneck

08.11. – 14.11. Woodbadge– Kurs 58

Bad Nauheim

09.11. – 11.11. Hauptberuflichenkonferenz 02

Bundeszentrale

13.11. – 15.11. Bundesleitung 06

Bundeszentrale

13.11. – 15.11. AustauschBar

Kassel Jugendherberge

13.11. – 15.11. Landesversammlung Sachsen

nn

20.11. – 22.11. Jamboree Nachtreffen

Burg Rieneck

04.12. – 06.12. Bundesrat IV

Burg Rieneck


anp 02|15

Adress-Etikett bitte hier anbringen

Klug geworden?

Inhalt

V

AUS DEM VERBAND

VORNEWEG NACHRICHTEN AUS DEM VERBAND LEADERSDELEGATION IN SIMBABWE ������������������������������������ 04 VORTREFFEN ZUR BUNDESFAHRT ������������������������������������������ 05 RÜCKBLICK AUF DIE LANDESVERSAMMLUNGEN ������������������ 06 DIE NEUE JAMBOREETRACHT ������������������������������������������������ 08 REFORMATIONSJUBILÄUM ���������������������������������������������������� 09 RÜCKBLICK AUF DEN KIRCHENTAG IN STUTTGART ��������������� 10

Foto: Andreas Kläger

RÜCKBLICK AUF DIE BUNDESVERSAMMLUNG ��������������������� 12

C

CHRISTLICHES LEBEN

HIMMELSLEITER DIE KÖNIGIN VON SABA �������������������������������������������������������� 14

P

PFADFINDEN

BREITGETRETEN

In der jüdischen Tradition wird ihre Geschichte mehrfach aufgenommen. Sie ist hier eine emanzipierte Frau. Im Christentum ist sie im Neuen Testament für Jesus ein Vorbild für die gegenwärtige Generation: Jesus sagt: Nehmt Euch ein Beispiel an ihr. Sie ist aus der Ferne gekommen, um Salomo, den Friedensfürst, kennenzulernen, und sie hat keine Mühe gescheut. Aus A. Witt: Die Königin von Saba �������������������� 14

Aber wenn wir nicht alleine in der Milchstraße sind – wieso haben wir noch nichts von den Außerirdischen mitbekommen? Vielleicht haben sie gar kein Interesse an uns, sind viel höher entwickelt und können mit uns gar nichts anfangen. Aus V. Kunberger: Außerirdische Intelligenz? �������������� 19

KLUG WERDEN ���������������������������������������������������������������������� 17 AUSSERIRDISCHE INTELLIGENZ1���������������������������������������������� 19 SCHULALLTAG IN JAPAN �������������������������������������������������������� 20 BILDUNG IM VCP �������������������������������������������������������������������� 24 HÖREN ODER MACHEN – ÜBER LERNTYPEN ������������������������ 25 ERSCHRECKENDE FUNDSTÜCKE �������������������������������������������� 26 BUCHECKE ����������������������������������������������������������������������������� 28 STAMMESVORSTELLUNG: WÜSTENSELBITZ ���������������������������� 29

Foto: Stamm Wüstenselbitz

KRIMSKRAMS ����������������������������������������������������������������������������� 30 KELLERTREPPE ���������������������������������������������������������������������������� 34 GLOBUS: MOLDAWIEN ���������������������������������������������������������������� 36 NEUE FARBEN, GEHEIME ZEICHEN – DAS NEUE CD ������������������ 38 SERVICE �������������������������������������������������������������������������������������� 39

Es gibt die gleichen Rollen wie in jeder deutschen Schulklasse auch – ruhige Schüler und Draufgänger, ­Klassenclowns und sehr Strebsame. Aber den Zusammenhalt der Klasse und die Annahme der zugeteilten Rollen habe ich in Japan als selbst­ verständlicher wahrgenommen. Aus T. Schumann: Japan ist eine Insel. ����������������������� 20


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.