Zeitschrift des VCP Ausgabe 02/2018
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1 P 1963 Nr. 02/2018 | ISSN 1615-2441
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Thema: Grenzenlos – schöne neue Welt?
Grenzenlose Freiheit für alle Kinder! Über Pippilotta Viktualia Rollgardina P fefferminz Efraimstochter Langstrumpf und Jesus von Andreas Witt
inen „Außerhalb der kleinen, kle sStadt lag ein alter verwahrlo nd ter Garten. In dem Garten sta Haus ein altes Haus, und in dem Sie wohnte Pippi Langstrumpf. wohnwar neun Jahre alt, und sie ine te ganz allein da. Sie hatte ke d Mutter und keinen Vater, un ön, eigentlich war das sehr sch r ihr denn so war niemand da, de tt sagen konnte, dass sie zu Be mitgehen sollte, gerade wenn sie und ten im schönsten Spiel war, nnte, niemand, der sie zwingen ko sie Lebertran zu nehmen, wenn .“ lieber Bonbons essen wollte
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it diese Worten beginnt Astrid Lindgrens Kinderbuchklassiker „Pippi Langstrumpf“. Die „Villa Kunterbunt“ stellt als „sturmfreie Bude“ einen Ort grenzenloser Freiheit dar. Ein realitätsferner Kindheitstraum? Ob in der „Schule“, beim Einkaufen im „Bonbonladen“ oder beim „Kaffeekränzchen“, die rothaarige Pippi mit ihren Sommersprossen im Gesicht widersetzt sich erfolgreich den gesellschaftlichen Regeln und Pflichten – nach dem Motto: „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt!“ Pippi – ein Spiegelbild für grenzenloses Kinderglück oder kriminelle Kinder anarchie?
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DOSSIER »Grenzenlos – schöne neue Welt«
„Ich würde mir wünschen, dass das Leben der Kinder hier in Schweden und auf der ganzen Welt schöner wäre, als es ist. Es ist eine verkehrte Welt, in der es schwierig ist, glücklich zu sein“, sagte Astrid Lindgren in einem Gespräch, und etwas später: „Die Welt von heute macht mich recht bange. Wenn ich morgens erwache, mache ich mir oft große Sorgen, wenn ich daran denke, was viele Kinder heute zu ertragen haben. Die Vorstellung, dass es Todesschwadronen gibt, die auf die Straßenkinder in Brasilien schießen, oder das traurige Los der Kinder in Ruanda, das kann mich um meinen Schlaf bringen. Die Menschen sind zu so ungeheuerlichen Dingen fähig, dass es mir oft sehr schwer fällt, noch an das Gute im Menschen zu glauben. Wer Kindern ein solches Leid antut, ist bestimmt nicht das Ebenbild Gottes.“
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Kinder hingegen lassen die Ebenbildlichkeit Gottes erkennen, wenn Jesus sagt: „Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Himmelreich!“ (Mk 10,14) Jesus hatte wahrscheinlich ein ähnlich großes Herz für Kinder wie Astrid Lindgren – lassen es zumindest mehrere Bibelstellen vermuten. Doch was zeichnet Kinder gegenüber Erwachsenen aus? Was heißt es, wenn Jesus uns auffordert: „Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen!“ (Mt 18,3)
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Foto: © sushytska / Fotolia
Astrid Lindgren sagt: „Kinder tragen in sich eine Ahnung von allem, was es im Leben gibt, und können es ganz spontan ausdrücken. Vielleicht werden die Kinder von Gott mit sehr viel Klarsicht in die Welt geschickt. Einige können ihren Verstand schon sehr früh gebrauchen, anderen gelingt das nicht. Manchmal möchte man meinen, Kinder könnten den Großen etwas über die Zusammenhänge im Leben sagen, die sie schon längst vergessen haben.“
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Ein Perspektivwechsel als Versuch, die Welt mit Kinderaugen zu sehen, kann ein Anfang dafür sein, um wiederzuerkennen, was man als „Große*r“ vergessen hat – oder man folgt dem Beispiel von Pippi und ihren Freund*innen Thomas und Annika und isst im Dunkeln eine „Krummelus“ mit den Worten: „Liebe kleine Krummelus, niemals will ich werden gruß.“ Doch das funktioniert – glaube ich – leider nur dann, wenn man noch nicht „gruß“ ist!
Interviewnachweis: Felizitas von Schönborn, Astrid Lindgren – Das Paradies für Kinder, Freiburg im Breisgau 1995, S. 38, S. 40 und S. 50.
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enn ich mich in meinem Alltag umschaue, dann sind sie überall. Grenzen. Offene Grenzen. Geschlossene Grenzen. Grenzbeamte. Begrenzte Menschen. Grenzen in den Köpfen. Grenzüberschreitungen. Tarifgrenzen. Leistungsgrenzen. Budgetgrenzen. Ich fühle mich regelmäßig im wahrsten Sinne des Wortes eingegrenzt. Von meiner Umwelt genauso wie von mir selbst. Wie romantisch und anziehend ist da doch immer wieder der Gedanke sich von allen Grenzen loszumachen, und einfach frei zu sein von allem. Raus aus dem begrenzten Alltag. Grenzerfahrungen machen. Als Pfadfinderin lasse ich mein Leben regelmäßig außerhalb der üblichen Bahnen laufen. Sehr bewusst und voller Genuss. Sei es ein Sommerlager, ein Schulungswochenende oder eine Fahrt mit Freunden. Die Probleme, bei denen ich dort an meine Grenzen stoße, sind so schön anders im Vergleich zu denen in meinem Alltag.
Grenzenlos auf Fahrt von Anna Jüttner
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DOSSIER »Grenzenlos – schöne neue Welt«
Fest in meine Erinnerung eingebrannt hat sich dadurch eine ganz intensive Grenzerfahrung die ich vor einigen Jahren auf einer Großfahrt in Schottland gemacht habe: Wir waren zu viert unterwegs und kamen an den Rand eines Moorgebietes, an dessen Ende wir das Meer sahen. Da wollten wir hin. Drei von uns vieren waren der Meinung: ‚Super, alles klar, quer durch und wir sind innerhalb kürzester Zeit da.‘ Eine von vier war der Meinung, wir sollten lieber den Weg nehmen. Einen Umweg, dafür trocken. Aus Demokratie- und Abenteuergründen liefen wir querfeldein. Mindestens eine von vier kam in den nächsten zwei Stunden ganz gewaltig an ihre Grenzen. Die eine war natürlich ich. Und mir ging es nach dieser Durchquerung nicht gut. So ein Moor ist ziemlich nass, unbeständig und vor allem für L aien schwer einschätzbar. Meine drei Fahrtenbrüder merkten, dass ich ziemlich mitgenommen war, und legten fürsorglicherweise einen Pausentag mit Schokolade, Meer und Tee ein. Fahrtenromantik hin oder her, dieses Moor war zu viel für mich. Natürlich ist das heute eine viel erzählte Geschichte, aber noch immer kann ich nicht wirklich mit Stolz auf dieses Abenteuer zurückblicken. Eine Weile habe ich mich gefragt, warum sich bei mir nie dieser fröhliche Abenteuerstolz eingestellt hat. Bis ich vor Kurzem vor einer ähnlichen Entscheidung stand. Und mich dieses Mal durchsetzte. Danach war ich zwar etwas enttäuscht, ob des Gefühls des verpassten Abenteuers, aber auch gleichzeitig so, so, so erleichtert. Das war der Moment, in dem ich verstanden habe, dass ich damals in Schottland eine Grenze überschritten hatte, die mir nicht gut tat. Ich habe verstanden, dass es zwei Gründe gibt, warum es sie gibt, diese Grenzen. Der erste Grund ist: Grenzen gibt es, um sie los zu werden. Um sich frei machen zu können und Neues zu erleben. Der zweite Grund ist: Grenzen gibt es, um sie zu akzeptieren. Um sich selbst besser kennen zu lernen. Und liebevoll zu akzeptieren, dass man selbst nicht grenzenlos ist. Und das ist auch gut so.
Fotos: © ExQuisine / Fotolia, © Raphael / Fotolia
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Zum Vorfreuen: Die nächste Ausgabe der anp erscheint im September – Titelthema ist „45“. Ihr fragt euch warum genau diese Zahl? Der VCP hat Geburtstag und wird 45 Jahre alt! Wir sammeln Glückwünsche und wollen wissen, wofür ihr dem VCP dankbar seid, dass es ihn gibt: Erzählt eure Geschichte mit dem #VCPseiDank und @vcp_de.
September
Oktober
07.09. – 09.09.
14.09. – 16.09.
05.10. – 06.10.
26.10. – 28.10.
Treffen 50plus 2018
Woodbadge-Training Kurs 60 Teil 3
Ringeausschuss 2–2018
VCP–Redaktions sitzung 4–2018
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August 24.08. – 26.08.
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Seminar Leichte Sprache
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Bundesrat III–2018
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VCPRedaktionss itzung 3–2018
Woodbadge-Training Kurs 61 Teil 1
Scoutlab VCP- Hackathon
Eine ständig aktualisierte Terminliste findet ihr unter:
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Hier gibt es noch viel mehr zu lesen, zu hören und zu s ehen: PFADFINDEN IN DEUTSCHLAND: EINSATZ FÜR DEN FRIEDEN WIRD AUSGEZEICHNET
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Alle im VCP Engagierten wurden als Teil von Pfadfinden in Deutschland und damit Teil der internationalen Pfadfinder*innenbewegung gemeinsam mit den baltischen Staaten mit dem Internationalen Preis des Westfälischen Friedens ausgezeichnet.
PFADFINDUNG – BESCHLÜSSE DER BUNDESVERSAMMLUNG
Pfadfindung Mit den Beschlüssen zur Pfadfindung auf der 48. Bundesversammlung wurden die Segel für das nächste Kapitel unseres Verbandsentwicklungsprozesses gesetzt. Lest nach, welche Ziele wir uns gesetzt haben und was das für uns alle heißt.
FRIEDENSLICHT
Die Aktion Friedenslicht aus Betlehem findet in diesem Jahr zum 25. Mal statt. Die Vorbereitung der Aussendungsfeier am 15. Dezember im Mariendom zu Linz sind schon in vollem Gange.
NEUE METHODENSAMMLUNG FÜR DIE PRÄVENTIONSARBEIT
Die Methodensammlung enthält eine Vielzahl von Vorschlägen und Ideen, wie in Gruppenstunden und Schulungen das Thema „Prävention“ in allen Facetten spielerisch und kreativ behandelt werden kann. In der Sammlung finden sich für jede Altersstufe entsprechende Angebote.
In unserem VCP passieren einfach viel mehr spannende Dinge, als in unser Verbandsmagazin hineinpassen. Aber zum Glück haben wir unseren Blog. Dort gibt es zu vielen Beiträgen und anderen Themen ergänzende Videos zum Reinschauen, Podcasts zum Reinhören oder zum Mitmachen Quizze und Ideen für G ruppenstunden.
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