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Zeitschrift des VCP | Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder 1 P 1963 Nr. 2/2014 | ISSN 1651-2441

anp Gemeinschaft

Leben

Jugend

Besinnung

auf neuem Pfad

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Müll


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10 AUSBLICK

vcp aus dem Verband

Lost in Translation

Verwirrende Eindrücke aus dem Land der aufgehenden Sonne

Anfang April fand das erste Head of contingents (Hoc)-Meeting in Yamaguchi statt. Dort trafen sich mehr als vierzig Nationen, um mehr über den Stand der Vorbereitungen für das Jamboree 2015 in Japan zu erfahren. Als Kontingentsleitung des VCP nahmen wir dies zum Anlass, ein Woche vorher anzureisen, um offene Fragen für das Tourprogramm der Trupps vor und nach dem Jamboree zu klären. Von Susanne Heinrich, Monheim Fotos: David Fritzsche, Peter Neubauer, Susanne Heinrich, Annette von Stockhausen

Japan – ein Land zwischen Tradition und Moderne. Sushi und Reis, Geishas und Kirschblüte, Erdbeben und Mount Fuji, Mangas und Computerspiele, Technik-Konzerne und Fukushima… Natürlich habe ich inzwischen viel über Japan gelesen – aber wie wird es tatsächlich sein? Der Flieger startet vor dem Frühstück, um am frühen nächsten Morgen in Tokyo zu landen. David „Daffi“ Fritzsche, der nicht zum ersten Mal in Japan ist, leitet uns vom Flughafen zum richtigen Bus. Ohne ihn wäre ich hier deutlich überfordert gewesen. Noch ist vieles auf Englisch beschildert – aber die Flut japanischer Schriftzeichen überwiegt und ich habe das Gefühl, die Orientierung zu verlieren. Nicht schlimm, dass es drei verschiedene Schriftsysteme gibt – ich verstehe ohnehin nichts. In den nächsten Tagen wohnen wir in einer privaten Wohnung mitten in Tokyo. Der Flur beginnt mit dem gefliesten Bereich, um die Straßenschuhe gegen Pantoffeln zu wechseln. Küche, Ess- und Arbeitsbereich bilden eine Einheit, es gibt noch ein Schlafzimmer – aber nichts, was wir Wohnzimmer nennen würden. Es ist nicht wirklich eng, aber alles pragmatisch angeordnet und technisiert. Nicht umsonst haben wir vorab Fotos und übersetzte Anleitungen erhalten, um Herd, Klimaanlage, Türöffner,

Waschmaschine und Toilette zu bedienen. Apropos Toilette – angewärmte Klobrillen überraschen, sind aber durchaus angenehm. Verblüffend groß ist das Badezimmer mit zwei Räumen. Wie ich nun weiß, kleidet man sich im Waschraum aus – und betritt erst dann den eigentlichen Bad- und Duschraum. Reinlichkeit und abendliches Baden werden in Japan großgeschrieben. Ziemlich übermüdet laufen wir durch die Stadt zur „Bundeszentrale“ der japanischen Pfadfinder. Dort sind wir verabredet, um das VCP-Vorlager in oder bei Tokyo zu organisieren. U-Bahn-Fahren kann auch in anderen Städten der Welt verwirrend sein. Auf mich alleine gestellt hätte ich aber kaum den Eingang gefunden, der sich zwischen die Ladenlokale einreiht. Mit etwas Glück erhascht man einen Linienplan auf Englisch – besser ist aber, sich an den Stationsnummern zu orientieren. Wir sind nicht zur Hauptverkehrszeit unterwegs. Daher sehen wir auch kein Bahnpersonal, das die Menschmassen durch die Türen drängt, wie man es aus dem Fernsehen kennt. Voll ist es trotzdem. Diejenigen, die einen Sitzplatz ergattert haben, schlafen nach wenigen Augenblicken. Mir ist bis heute nicht klar, wie sie es schaffen, an der richtigen Station auszusteigen. Fast alle anderen Fahrgäste machen irgendwas mit ihrem Smartphone – außer telefonieren, denn das

würde ja andere stören. Neben mir steht eine Frau, die offene Handtasche unterm Arm und obendrauf Handy und Portemonnaie. Unvorstellbar in jeder europäischen Großstadt, hier aber völlig normal. Ich habe mich in keiner anderen Metropole der Welt so sicher gefühlt wie in Tokyo. In den Straßen steht alle paar Meter ein Getränkeautomat. Bekannte Marken findet man kaum, dafür eine beeindruckende Farbenvielfalt. Etliche kaffeeartige Getränke werden wahlweise heiß oder kalt ausgeworfen. Für die leeren Dosen oder Flaschen steht ein Sammeleimer direkt daneben. Öffentliche Mülleimer dagegen sind eher die Ausnahme. Trotzdem erleben wir eine saubere Stadt. Auch der Hausmüll wird penibel getrennt und gebündelt. Aber leider verstehen wir die Beschriftungen nicht und die Sortiersystematik erschließt auch nicht durchs Hineinschauen. Im Zweifelsfall hoffen wir, dass alles „burnable“ ist. Wir streifen durch Parks und beobachten zahlreiche Gruppen, die „Hanami“, die Zeit der Kirschblüte feiern. Überall sitzen Familien, Kollegen oder Freunde auf blauen Plastikplanen (natürlich ohne Schuhe!) unter den Bäumen und packen Snacks und Getränke aus. Im Prinzip ein riesiges Picknick, mit Spiel, Musik, Gelächter – und immer wieder Fotos von Kirschblüten. Das volksfestartige Trei-


vcp aus dem Verband

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ben geht bis in den späten Abend – oft mit reichlich Bier oder Sake. Und dann überraschen uns die disziplinierten Japaner doch: Für den ganzen Abfall dieser Feierrunden gibt es an den Ausgängen riesige Sammelbecken. Getrennt wird hier gar nichts – Hauptsache: weg damit! Um von Tokyo nach Hiroshima zu kommen, fahren wir mit dem Shinkansen – dem japanischen ICE. Fehlende Zugteile, umgekehrte Wagenreihung oder Zugausfälle gibt es hier allerdings nicht. Der Waggon mit dem reservierten Sitzplatz hält zentimetergenau da, wo es am Bahnsteig markiert ist. Diese Präzision lehrt uns gleichzeitig: Die Abfahrtszeit ist ernst gemeint. Am Bahnhof Hiroshima fragen wir, wie wir zum gebuchten Hostel kommen. Der Auskunft folgend landen wir prompt im falschen Stadtteil – weil es zwei Hostels dieser Kette gibt. Mit Hilfe von Buchungsausdruck, Smartphone, PC und Irreführung

durch Google Maps erreichen wir nach mehr als zwei Stunden die Unterkunft. Im schmalen Flur wartet ein großes Regal auf unsere Schuhe, hier kommt es immer wieder zu „Staus“ mit den anderen Gästen. Auf Socken erklimmen wir die zweite Etage. Tatamis, Futons, ein niedriger Tisch, ein Wandschrank, ein (oho!) Mülleimer – das war‘s. Wir besichtigen das Hiroshima Peace-Center, das fester Bestandteil für alle Jamboreeteilnehmenden werden wird. Die Eindrücke sind bedrückend und aufrüttelnd zugleich. Und dann steht man direkt davor – die berühmte Ruine mit der Stahlkuppel, mitten in einer modernen Stadt. Apropos moderne Stadt – im Straßenbahnnetz der Stadt fahren unglaublich verschiedene Wagenmodelle, von hochmodern bis zum Baujahr 1904 mit Bremse per Fußpedal. Die Insel Miyajima ist ein „Muss“ für Touristen. Das berühmte Tori im Wasser kennt man von Fotos. Wir besichtigen einen Schrein, losen nach einem

vorgegebenen Ritual einen Horoskop-Zettel (den wir natürlich nicht lesen können) und testen, was der Wanderführer mit „leichtem Weg“ meint. In zahlreichen Läden gibt es Andenken – mehr oder weniger kitschig. Was wir aber vergeblich suchen, sind Ansichtskarten. Das scheint in Japan nicht sehr populär zu sein. Wir reisen weiter nach Yamaguchi zum HocMeeting. Dort bestätigen sich viele Eindrücke, die wir die Woche über schon sammeln konnten: Pünktlichkeit heißt in Japan zehn Minuten VOR der Zeit da zu sein. Das Englisch der allermeisten Japaner ist kaum zu verstehen – oder gar nicht vorhanden. Was genau ich da gerade esse, weiß ich nicht – aber es schmeckt! Trotz Japanischkurs werde ich auch im Sommer 2015 unwissend vor all den leuchtenden und glitzernden Beschriftungen und Hinweisen stehen. Es wird ein Abenteuer ganz eigener Art in einem fremden Land mit außergewöhnlich hilfsbereiten und freundlichen Menschen!

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AUSBLICK 11


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vcp christliches Leben

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Jeder kennt das: Bestimmte Sachen, die keinen materiellen Wert mehr haben, sind trotzdem unschätzbar wertvoll. Nehmen wir den Teddy aus Kindertagen. Der Gedanke, das „kaputtgeliebte“ Stofftier in die Altkleidersammlung oder gar die Restmülltonne zu geben – unerträglich. Aber objektiv wäre es die fachgerechte Entsorgung. Mit heiligen Dingen verhält es sich ähnlich. von Andreas Witt, Hamburg

Wie entsorgt man unbrauchbare heilige Gegenstände? Oder: Darf eine Bibel ins Altpapier? Für Protestantinnen und Protestanten dürfte es aus theologischer Sicht eigentlich kein Problem sein, eine zerfledderte Bibel in die Altpapiertonne zu werfen. Denn nicht das gedruckte Buch als Gegenstand ist heilig, sondern sein Inhalt. Nach christlicher Auffassung enthält die Bibel Gottes Wort, aber Gottes Wort wurde von Menschen aufgeschrieben und eine Bibel ist „nur“ ein von Menschen gedrucktes Buch – trotzdem aber für viele Menschen ein besonderes Buch, eben „Die Heilige Schrift“. In katholischer Tradition werden beschädigte Bibeln in geweihter Erde, zum Beispiel auf einem Friedhof, vergraben. Die nicht öffentliche Verbrennung stellt eine Alternative der Entsorgung nicht mehr brauchbarer Bibeln dar. Doch kirchenrechtlich geregelt ist die Entsorgungsfrage von Bibeln in beiden christlichen Kirchen nicht.

„Geniza“ (hebr. „Lager/Depot“) verwahrt. Berühmt geworden ist die Geniza der Ben-Esra-Synagoge in Kairo. Sie wurde 1890 bei Renovierungsarbeiten entdeckt und enthielt viele wertvolle Handschriften, von denen die ältesten circa 1200 Jahre zählen. Doch auch in Deutschland gibt es Genizafunde: Als 1986 in Veitshöchheim, nördlich von Würzburg, auf dem Dachboden der ehemaligen Synagoge eine Geniza entdeckt wurde, war das für Theologinnen und Historiker eine wertvolle Fundgrube: Neben hebräischen Texten fand man auch typische „Judaica“, wie Gebetsriemen (Teffilin), Gebetsmäntel (Tallit), Kopfbedeckungen (Kippa) und sogar ein Widderhorn (Schofar), das beim jüdischen Neujahrsfest (Rosch Haschana) in der Synagoge geblasen wird. Diese Gegenstände werden heute als Zeugnisse des jüdischen Lebens ausgestellt.

Anders verhält es sich im Judentum und im Islam: Im Judentum dürfen Texte, in denen der hebräische Gottesname vorkommt, nicht weggeworfen werden. Abgenutzte heilige Tora-Rollen werden in einem abgeschlossenen Raum der Synagoge, der

Auch das Vergraben von heiligen Gegenständen ist im Judentum üblich. Die abertausenden Zettelchen mit Gebeten, die Gläubige in die Ritzen der Klagemauer in Jerusalem stecken, werden an den jüdischen Festen Rosch Haschana und Pesach unter Aufsicht


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Heiliger Müll?

FOTO: PE

TER BR

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des zuständigen Rabbiners von Arbeitern eingesammelt und auf dem Ölberg-Friedhof begraben. Vorher müssen die Arbeiter im jüdischen Ritualbad (Mikwe) untertauchen. Im Islam werden arabischsprachige Korane, wenn sie unlesbar geworden sind, meistens in ein Tuch eingehüllt und wie Tote bestattet. Denn für Muslime ist der Koran die wörtliche Niederschrift der Worte Allahs, die er seinem Propheten Mohammed in der Wüste durch den Erzengel Gabriel offenbart hat. Für Muslime ist der Koran als Buch heilig. Insofern kritisierten auch viele Muslime die öffentlichen Koranverteilungen, mit denen extremistische Salafisten vor ein paar Jahren in deutschen Fußgängerzonen um Sympathie werben wollten, unter anderem deswegen, weil sie befürchteten, dass manche dieser Bücher ungelesen im Altpapier landen würden. Auch wenn die hier verteilten Korane „nur“ deutsche Übersetzungen seien, für die - nach Meinung vieler islamischer Gelehrter - die strengen Regeln der Beisetzung für Korane nicht direkt gelten würden, seien Heilige Bücher keine Flugblätter!

FOTO: SIMON BALZERT | WIR DANKEN EVANGELISCH.DE, DIE UNS DAS BILD KOSTENFREI ÜBERLASSEN HABEN.

Für alle Religionen gilt: Bei der „Entsorgung“ von heiligen Gegenständen sollte deren Heiligkeit bewahrt werden und es dürfen keine religiösen Gefühle verletzt werden. Doch andersherum kann aus profanen Müll etwas Heiliges entstehen: Der 86-jährige spanische Mönch Don Justo Gallego Martinez wurde einst wie durch ein Wunder von Tuberkulose geheilt. Aus Dankbarkeit baut er seit 1961 in Mejorada del Campo in der Nähe von Madrid eine Kathredale aus Müll: 55 Meter lang, 25 Meter breit und 35 m hoch. Heiliges Upcycling!

Kathedrale in Mejorada del Campo


ILLUSTRATION: FREEPIK.COM/FREEVECTOR/VECTEEZY.COM

Von Marc Forkmann, Mainz-Kastel

war passiert? Im Winter 1992 war das unter griechischer Flagge fahrende Frachtschiff „Tokio Express“ unterwegs von Hongkong nach Tacona, einer großen Hafenstadt an der Westküste der USA. In Höhe der Datumsgrenze geriet es am 10. Januar 1992 in einem schweren Sturm, der über den Nordpazifik tobte. Der Seegang war so heftig, dass das Schiff einen Teil seiner Ladung verlor, unter anderem die 29.000 Badewannentiere. Gemeinsam platschten sie ins eisig kalte Wasser und waren fortan ihrem Schicksal überlassen. Doch verglichen mit anderen Schiffbrüchigen ging es den Tierchen gut. Sie können hervorragend schwimmen, brauchen kein Futter und folgen geduldig den Meeresströmungen. Nach nur acht Monaten wurden die ersten Gummientchen an den Stränden von Alaska angespült. Nicht nur die Öffentlichkeit interessierte sich plötzlich für das „Friendly Floatees“ das freundliche Treibgut, sondern auch der Meeresforscher Curtis Ebbemeyer. Er fand zunächst heraus, dass die die meisten Entchen erst

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vcp Pfadfinden

Sie sind eigentlich warme und schaumige Gewässer gewohnt. Sie schwimmen gerne in Anwesenheit ihres Kapitäns in der Badewanne – aber es hatte sie richtig kalt erwischt. Die Rede ist von Tausenden gelben Entchen, grünen Fröschen, blauen Schildkröten und roten Bibern. mal einige Ehrenrunden auf den großen Ringströmen des Pazifiks drehen. Ein Umlauf dauert immerhin zwischen zwei und drei Jahren. Und hier werden noch viele gelbe Schiffbrüchige vermutet. Doch im Gegensatz zum Müll, der mittlerweile zahlreich in den Weltmeeren schwimmt, können die Badetiere mit der Kraft des Windes den tückischen Strömungen entkommen. So ging es für eine große Gruppe der gelben Entchen nach Süden. Ihre Reise endete an den Stränden von Indonesien und Queensland in Australien, aber auch von Chile. Andere Entchen reisten nach Norden. 1995 passierten sie die eisigen Gewässer der Beringstraße zwischen Russland und Alaska. Im Jahr 2000 schwammen sie entlang der Ostküste Grönlands in Richtung Atlantik. Nur drei Jahre später wurden sie - von der Sonne gebleicht und von vielen Meerestieren angeknabbert – an den Stränden von Maine und Massachusetts an der Ostküste der USA gesichtet. Im August 2007 – mehr als 15 Jahre Odyssee erreichten einige Entchen den Strand der englischen Grafschaft Devon, nicht

weit vom Bristol-Kanal. Die un-entliche Geschichte hat kreative Köpfe nicht nur zu einem Theaterstück und zwei Kinderbüchern inspiriert, sondern auch die holländische Künstlerin Marga Houtman: Sie hat eine große schwimmende Entenskulptur geschaffen, die „Mother Duck“, die nun am Strand von Cornwall die weitgereisten Entchen wartet.

go.vcp.de/anp1402ente

FOTO: KATHARINA KERN


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Alles Lebendige hat eine Seele Unter diesem Motto stand die Internationale Begegnung des VCP Bezirk Paul Schneider aus Wolfsburg mit der Scout Association of Zimbabwe (ZSA) District Chatsvi Harare.

Von Javinja Kuhl, Tarabea Koch, Timo Rauch, Therese Zimkowsky Fotos von Leon Fernandez (ZSA), Tarabea Koch, Janina Marschall, Hans-Jürgen Poppek, Merlind Winkelmann, Therese Zimkowsky

Am frühen Morgen des 4. April war es soweit: Der Schub des Flugzeugs drückte uns in die Sitze, dann hoben sich die Räder vom Asphalt der Startbahn und wir waren endlich in der Luft auf dem Weg nach Simbabwe – voller Vorfreude. Zwanzig Stunden später landeten wir auf dem Flughafen von Harare, der Hauptstadt des kleinen Landes im südöstlichen Afrika, südlich des Äquators. Dieser internationalen Begegnung war eine gemeinsame Maßnahme vorausgegangen. In Wolfsburg waren im Mai 2013 Pfadfinderinnen und Pfadfinder der Scout Association of Zimbabwe (ZSA) und junge Mitglieder der deutschen evangelischen Gemeinde Martin Luther aus Harare zu Gast gewesen. Anschließend waren sie gemeinsam auf dem DEKT in Hamburg im Helferdienst. Daraus entwickelte sich eine Partnerschaft zur ZSA im District Chatsvi. Nach der Ankunft wurden wir durch die kaum beleuchtete Stadt zu unseren Gastfamilien gebracht. Den ersten Tag verbrachten wir gemeinsam in der Umgebung von Harare im Wildpark Mwanga Lodge. Auf einer Tour in einem Safariwagen und während der kurzen, aber eindrucksvollen Kanutour begegneten wir der afrikanischen Tierwelt. Weil der April zur Nebensaison zählt, waren wir die einzigen Gäste auf dem Boot auf dem Zambesi. Wir sahen Flusspferde im Wasser und viele Elefanten an den Ufern dieser atemberaubenden Flusslandschaft.

Es war ruhig am Morgen, aber in der Ferne hörten und sahen wir den „donnernden Rauch“, wie die Victoria Fälle in der Shona-Sprache genannt werden. Der beeindruckende Anblick der Victoria Fälle entschädigte uns für die lange Busfahrt. Dann standen wir im „Rauch“, begleitet vom Regenbogen, nass bis auf die Haut, fröhlich inmitten dieses grandiosen Naturschauspiels, eines von den sieben Naturwundern der Erde, dessen Sprühnebel den Regenwald ringsum speist. Im Hwange National Park erlebten wir noch einmal die afrikanische Tierwelt, diesmal dichter dran an den diversen Wasserstellen und deshalb noch intensiver. Zurück in Harare besuchten wir ein naturhistorisches Museum und gingen zum ersten Mal auf einen Handwerksmarkt. In den nächsten drei Tagen erlebten wir als Gäste des Districts das jährliche Osterzeltlager der Provinz Mashonaland im Ruwa River Training Center, wo sich rund 350 Pfadfinderinnen und Pfadfinder trafen. Der District Chatsvi gehörte mit seinen rund 50 Teilnehmenden zu den größeren Teillagern. Das Programm wurde für die Altersstufen angeboten. Spannend für uns war unsere Aufgabe als Begleitung der Cup-Scouts (7-11 Jahre), die in Ruwa City als soziale Aktion am Supermarkt Müll sammelten. Die morgendlichen Appelle zeigten eine


vcp Pfadfinden

klare Rollenverteilung der Lagerleitung auf, die niemand in Frage stellte, vielleicht auch deshalb, weil sie stets vom „Spaßmacher“ mit lustigen, musikalischen oder Bewegungseinlagen aufgelockert wurden. Die fröhliche Lagerfeuerrunde lebte von den Beiträgen der einzelnen Districts, die meist tänzerisch mit Gesang begleitet wurden oder die Sketche vorführten. Unser Gastgeschenk, ein Riesenschwungtuch, wurde von den Pfadfinderinnen und Pfadfindern des Districts Chatsvi begeistert aufgenommen. Mit oder ohne Tuch: die Spielbereitschaft unserer Gruppe mit den jüngeren Kindern besonders während der Leerlaufphasen im Lager fiel den Leitungen genauso positiv auf wie die Art und Weise des Umgangs mit ihnen, sei es im Gespräch oder bei notwendigen Hilfestellungen. Der letzte Teil unseres Besuchsprogramms führte uns in den Süden in die Nähe der Stadt Masvingo zur nationalen Gedenkstätte „Great Zimbabwe“, einem UNESCO-Weltkulturerbe. Beeindruckend erzählten die einzigartigen Steinbauten von der Frühgeschichte des Königreichs Zimbabwe im 11. Jahrhundert inmitten einer faszinierenden Berglandschaft und erklärten den Namen Zimbabwe = Haus aus Stein. Das „Lodge at the Ancient City“ ist eine außergewöhnliche Stätte im Stil der alten Steinbauten und das Abendessen dort wird unseren Begleitern des District Chatsvi und uns immer in Erinnerung bleiben.

Das Essen war während der ganzen Zeit einfach toll. Dabei hatten wir unsere Gastgeber vor Herausforderungen gestellt: vegetarisches und veganes Essen sind in der afrikanischen Küche nicht selbstverständlich… Im Lager wurde auf offenem Feuer gekocht und zum Abendessen mehrgängige Menus gezaubert. Es waren beeindruckende Tage in herzlicher Atmosphäre. Unsere Gastgeber haben sich sehr viel Mühe gegeben und haben ein tolles Programm für uns zusammengestellt. Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen. Der Programmablauf war sehr gut durchdacht: • Afrikanische Wildparks und Tiere, eine weite Reise durchs Land zum weltbekannten Naturwunder als Überblick mit touristischen Akzenten in Begleitung von zwei Leiterinnen und einem Leiter des Districts Chatsvi: Diese ersten intensiven Begegnungen mit dem Partner bildeten Vertrauen zueinander. Die drängende Neugier auf ein afrikanisches Land war fürs Erste gestillt und bildete eine Grundlage zum Einlassen auf die weiteren gemeinsamen Programmpunkte. • Zeltlager mit den Gruppen des Districts: Kennenlernen des aktiven Pfadfindens, Traditionen, Rituale, Leitungsverhalten wurden deutlich und konnten angesprochen werden, die Partnerschaft wurde greifbar für alle Mitglieder des Districts.

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• Historischer Einblick in die große Geschichte im südlichen Afrika = anspruchsvoller inhaltlicher Programmteil, ein gemeinsames Kennenlernen und Auseinandersetzen mit einem Teil der Geschichte des Landes. Wir waren zu Hause bei unseren Gastfamilien und hatten dort einen sehr nahen Einblick in den Alltag der Menschen - einschließlich Ausfall von Wasser und Strom. Wir erlebten ein gemeinsames Zeltlager auf einem Gelände, das vor allem im Sanitärbereich noch einigen Renovierungsbedarf hat, auf dem aber schon eine Menge getan wurde, um darauf zelten zu können. Wir wissen: Chatsvi – wir kommen wieder! Aber vorher: Willkommen in Wolfsburg! Wir werden versuchen, euch ein ähnlich tolles Programm zu bieten.

go.vcp.de/anp1402afrika


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34 SERVICE

vcp Pfadfinden

FOTO: PETER BRÜMMER

anp 03|14 Abenteuer | Unterwegs zum Abenteuer!

Termine auf Bundesebene ab dem 1. Juli 2014

FOTO: ANDREAS KLÄGER

Veranstaltungen/Schulungen/Seminare

Die nächste anp steht ganz unter dem Motto Abenteuer. Habt ihr Abenteuerliches erlebt? Oder habt ihr Tipps für die, die das Abenteuer suchen? Es geht natürlich nicht nur um Abenteuer in der Ferne – ihr könnt auch gerne über euren abenteuerlichen Alltag berichten. Vielleicht seid ihr ja auch froh, wenn ihr von Abenteuern verschont bleibt? Schreibt uns einfach an: anp@vcp.de Übrigens – einige Redaktionsmitglieder sind auch auf dem Bundeslager unterwegs. Wer also den direkten Draht zu anp sucht – die Mails an anp@vcp.de werden auch auf dem Bundeslager gelesen und beantwortet. Wir freuen uns auf euch!

Eure anp-Redaktion

Name der Veranstaltung

Datum

Ort

Veranstalter

Akela 2014

02.08.-06.08.

Westernohe

RDP/RdP

12th World Scout Youth Forum

04.08.-07.08.

Rogla/Slowenien

WOSM

9. Bundeslager

06.08.-15.08.

Schachen/ Württemberg

40th World Scout Conference

11.08.-15.08.

Ljubljana/Slowenien

WOSM

anp-Redaktionssitzung 03|14

22.08.-24.08.

Bundeszentrale

Redaktion anp

Pfadfinden 50+

29.08.-31.08.

Neudietendorf

FG Erwachsene

WSJ 2015 KL-TL-Treffen

19.09.-21.09.

Rockenbach

KL WSJ 2015

Vorbereitungstreffen IMWe

26.09.-28.09.

Burg Rieneck

FG IMWe

Woodbadgekurs 57 Teil 1

01.10.-05.10.

Nibelungenturm

FG Schulung

Woodbadgekurs 56 Teil 2

02.10.-05.10.

Burg Rieneck

FG Schulung

Beten + Feten

10.10.-12.10.

Büchen

FG PmA und FG Erwachsene

JOTA-JOTI

17.10.-19.10.

Weltweit

WOSM

Bundeslager Nachbereitungstreffen

24.10.-26.10.

Burg Rieneck

Bundeslagerleitung

Singebauhütte

31.10.-02.11.

Solingen

FG Singen

anp-Redaktionssitzung 04|14

07.11.-08.11.

Bundeszentrale

Redaktion anp Hauptberufliche

Hauptberuflichenkonferenz 02

10.11.-12.11.

Bundeszentrale

Zentrenkonferenz

14.11.-16.11.

Schachen

Austauschbar

14.11.-16.11.

Kronberg/Taunus

FG Schulung

Vorbereitungstreffen WSJ

21.11.-23.11.

Burg Rieneck

KL WSJ 2015

International Team Treffen 2-2014

05.12.-07.12.

Burg Rieneck

Bundesleitung

Gremien Name des Gremiums

Datum

Ort

Veranstalter

Bundesleitung 04

11.07.-13.07.

Bundeszentrale

Bundesleitung

Bundesleitung 05

29.08.-31.08.

Bundeszentrale

Bundesleitung

Fachgruppentagung 03

12.09.-14.09.

Burg Rieneck

Bundesleitung

Bundesrat III

26.09.-28.09.

Burg Rieneck

Bundesratsvorsitz

Ringeausschusssitzung

10.10.-11.10.

Immenhausen

RDP/RdP

Bundesleitung 06 + Kuratorium Stiftung

14.11.-16.11.

Bundeszentrale

Bundesleitung

Bundesrat IV

05.12.-07.12.

Burg Rieneck

Bundesratsvorsitz


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Adress-Etikett bitte hier anbringen

Leben | Müll

Inhalt

v AUS DEM VERBAND DIE 42. BUNDESVERSAMMLUNG 2014 ………………………… 04 LAND IN SICHT ………………………………………………… 06 BUNDESFAHRT 2015 …………………………………………… 08 LOST IN TRANSLATION ………………………………………… 10

c CHRISTLICHES LEBEN HIMMELSLEITER: HEILIGER MÜLL ……………………………… 12 HIMMELSLEITER: MÜLL WIRD ZU GOLD. ABER NICHT FÜR ALLE

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„Asphalt ist eine hässliche Sache, vor allem, wenn er Serpentinen bildet, die sich einen Berg hochschlängeln.“ Aus: A. und V. Jüttner: Großfahrt. Ein Zauberwort. S. 9 „Wir besichtigen das Hiroshima Peace Center, das fester Bestandteil für alle Jamboreeteilnehmenden werden wird. Die Eindrücke sind bedrückend und aufrüttelnd zugleich.“ Aus: S. Heinrich: Lost in Translation. S. 11

p PFADFINDEN BUNDESLAGER: WERDET LEBENSRETTER ……………………………………… 16 WIR BAUEN DIE LÄNGSTE MURMELBAHN DER WELT …………… 17 BREITGETRETEN: MÜLL ICH BEGLEITE DEN MÜLL ……………………………………… 18 MÜLL IST EIN ROHSTOFF ……………………………………… 19 GEFUNDENES FRESSEN ………………………………………… 20 UND WEG DAMIT… …………………………………………… 21 AUS DEN AUGEN… …………………………………………… 22 EINE UNENTLICH LANGE REISE ………………………………… 23 GLOBUS: ALLES LEBENDIGE HAT EINE SEELE …………………… 24 KRIMSKRAMS ……………………………………………… 26

KELLERTREPPE ………………………………………………… 30 BUCHECKE …………………………………………………… 32 STÄMME VOR ORT | Stammesvorstellung: Martin Luther King, Barsbüttel 33 SERVICE/TERMINE ……………………………………………… 34

„Doch im Gegensatz zum Müll, der mittlerweise zahlreich in den Weltmeeren schwimmt, können die Badetiere mit der Kraft des Windes den tückischen Strömungen entkommen.“ Aus: M. Forkmann: Eine unentlich lange Reise. S. 23


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