Gravel
TESTJAHRBUCH 2021 | Gravel
TESTJAHRBUCH 2021 | Gravel
TESTJAHRBUCH 2021 6,90 Euro Österreich: 7,70 Euro Luxemburg: 8,20 Euro | Schweiz: 11 sfr
HIGHEND | EINSTEIGER | TOUR
27 GRAVELBIKES & 11 E-GRAVELER IM MEGATEST
PRAXISTEST
HOW TO GRAVEL Zubehör & Ausstattung GRAVELREISEN Schottland Pyrenäen
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Die zwölf besten Gravelreifen Vier Bikepacking-Systeme
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INHALT Gravel-Tour –Schottland Highland Bikepacking
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How to Gravel – Alles über Gravelbikes
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Tourenrenner – Graveln durch den Alltag 24
Auf großer Reise – vier Bikepacking-Systeme im Test 28
Gravel-Tour – Die stille Einsamkeit der Pyrenäen 34
Zwölf Gravel-Reifen im Labor- und Praxistest
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Extraschub: Elf E-Gravelbikes im Test
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Der neue Dropbar-Standard: 27 Gravelbikes im Test
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Übersicht der getesteten Gravelbikes
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REISE Schottland
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REISE Schottland
Vater-Sohn-Trip
SCHOTTLAND HIGHLAND BIKEPACKING Text + Fotos: Sebastian Stiphout
Trotz niedrigstem Gang und brennenden Beinen war ich gerade schnell genug, um nicht vom Rad zu kippen, aber keine Chance: Ich musste absteigen und schieben. Der unerbittliche Wind trieb mir den Regen ins Gesicht; vor mir, kaum schneller, aber unermüdlich, kurbelte mein 14-jähriger Sohn Luca wie getrieben weiter und schaffte es ohne abzusteigen nach oben. Am Morgen hatte
danke: „Was habe ich uns angetan?“ Dies war nämlich erst der Auftakt unseres zehntägigen Bikepacking-Trips an der Westküste Schottlands ... Es waren Sommerferien, und auf der Suche nach einem coolen Abenteuer hatten wir uns zu einer Reise in die Highlands entschlossen. Seit Luca neun ist, machen wir ziemlich abenteuerliche Touren, meist in den
ihm der Bealach na Ba – diese berüchtigte Passstrasse, neun Kilometer lang und mit schrecklichen 28 % Steigung an der steilsten Stelle –, noch Angst bereitet. Jetzt war sie überwunden, und mein Grinsen darüber war so groß wie seins. Nun war es Luca, der mich von oben anfeuerte, auf den letzten Metern noch mal die letzten Reserven auszuschöpfen. Wo das Anfeuern und Anführen bis vor kurzem noch meine Rolle als Vater gewesen war, bewies mein Sohn in diesem Moment solide Souveränität. Und körperliche Überlegenheit, verdammt! Doch als mein Herz wieder ruhiger schlug, war mein erster Ge-
Bergen. Strandurlaub ist nichts für uns; 2015 waren wir ein halbes Jahr lang auf Weltreise. Das sind bleibende Erinnerungen, kulturelle und persönliche Erfahrungen fürs Leben. Dieses Mal sollte es eine sportliche Heraus forderung werden. Rennradfahren ist unsere neue Leidenschaft, und so waren zwei Gravelbikes die Fortbewegungsmittel unserer Wahl. Alles, was wir für die zehn Tage brauchten – inklusive Zelt, Schlafsäcke und Equipment zum Kochen –, befand sich in mehreren Taschen verpackt an unseren Rädern. Und ein schwerer Fotorucksack auf meinem Rücken.
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How to Gravel
Foto Campagnolo
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How to Gravel
Rennrad 2.0
HOW TO GRAVEL Gravelbikes sind mehr als nur ein Trend – sie haben das Zeug dazu, in ihren unterschiedlichen Spielarten etwas für alle sportiven Radfahrer zu bieten – ob Reise, Rennsport oder Abenteuer. Wir haben alles zusammengetragen, was Sie über Gravelbikes wissen müssen. Text Christian Ettl
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How to Gravel
Randonneur Kompakte Sitzhaltung und Vollausstattung – das macht den ReiseRener aus.
Salsa Warbird Das wohl erste Serien-Gravelbike setzte auf eine etwas aufrechtere Sitzposition.
Marketing-Hype oder sinnvoller Trend? Ok, Gravel ist angesagt – aber ist es wirklich neu? Nicht erst seit gestern fährt man abseits der Straße mit Rennlenker. Die winterliche Radsportdisziplin Cyclocross ist uralt, und Radreisende waren schon vor Jahrzehnten auf Randonneuren – robusten Reiserädern mit Rennlenker – vollbepackt auf langen Touren unterwegs. „Graveln“ als Begriff etablierte sich freilich erst zwischen 2012 und 2016 in der Radszene. Außerdem unterscheidet sich ein Gravelbike deutlich vom Cyclocross-Rad, das an schmalen, aggressiv profilierten Reifen und einer sehr sportlichen Sitzposition erkennbar ist, und ebenso vom Radonneur: Das traditionell sportive Reiserad mit Rennlenker, zu Deutsch „Wanderer“, kam in Frankreich zwischen den Weltkriegen auf, wo das Zurücklegen großer Strecken per Rad ohne fremde Hilfe eine gewisse Popularität erlangte und auch in Wettkampfformaten stattfand. Und auch heute muten die Räder, welchen von Herstellern noch als Randonneure eingestuft werden, meist recht klassisch an. Reisetauglich sollte auch ein modernes Gravelbike sein, denn Bikepacking liegt im Trend und wird durch Corona noch befeuert. Auch wenn ein Gravelbike ohne Gepäckträger auskommt, sind an vielen Modellen diverse Montagemöglichkeiten für Taschen und Zubehör vorhanden .
Gravel ist ein bisschen Mountainbike. Die ersten Gravelbiker waren wahrscheinlich Gary Fisher, Charles Kelly, Tom Ritchey, Joe Breeze und andere, die in Marin County nahe San Francisco in den 1970er Jahren anfingen, mit umgebauten Tourenrädern durchs Gelände zu brettern. Die Erfinder des Mountainbikes, fast alle gestandene Radrennfahrer, waren nur zum Spaß und ohne Leistungsgedanken unterwegs – und erschufen dabei eine völlig neue Rad-Kategorie. Beim Gravel Bike wiederholt sich diese Entwicklung nun. Auch hier wurden klar abgegrenzte Einsatzbereiche verneint, es wurden Konventionen über Bord geworfen und eine neue Fahrradgattung entstand. So richtig in Schwung kam die Gravel-Szene, als die Bikebranche darin einen Markt erkannte. Dazu trugen in Nordamerika populäre Langstrecken-Rennen wie Dirty Kanza oder Trans Iowa bei. Anfang der 2000er Jahre gab es die ersten Veranstaltungen, inzwischen starten dort mehrere Tausend Teilnehmer, und auch viele Radprofis nehmen teil. Das erste echte Gravelbike war wohl das Salsa Warbird, von dem der Hersteller 2012 sagte, es sei nicht gebaut worden, um an Rennen teilzunehmen, sondern um Rennen zu gewinnen. Ab diesem Zeitpunkt war die Sache ein Selbstläufer zu. Gravel, was übersetzt einfach nur Schotter heißt, wurde zum Trend. Must-haves und No-gos: Woran erkenne ich ein Gravel Bike? Gravel Bikes sind unheimlich vielseitig, so wie auch ihre Fahrer und die Einsatzbereiche. So lässt sich das Gravelbike auch nicht exakt definieren. An den Rädern wird die Kategorie einerseits von sehr leichten und schnellen Bikes, die an Endurance-Rennräder erinnern, andererseits von den so genannten „Monstercrossern“ begrenzt, die Mountainbikes sehr ähnlich sind. An zwei Dingen sind jedoch alle Gravelbikes erkennbar: am Rennradlenker, der freilich ungewöhnlich geformt sein kann, und an der Bereifung, die mit für gewöhnlich 40 mm deutlich breiter ausfällt als klassische Rennradreifen. Auch die Geometrie eines Gravelbikes unterscheidet sich deutlich von der einer
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Cyclocross Auf dem Querfeldeinrad sitzt man sehr sportlich; die Reifen sind maximal 33 mm breit.
Aktuell dreht sich im Radsport alles um Gravelbikes. Neben dem Dauerbrenner E-Bike ist Gravel die angesagte Kategorie, die boomt. Die Fahrradläden präsentieren entsprechende Bikes in den Schaufenstern, wer etwas auf sich hält, hat ein Gravelbike zumindest als Zweit- oder Drittrad und längst gibt es eigene Foren für diese Art des Radfahrens. Die Vorteile liegen auf der Hand: Ein Gravelbike bietet die Möglichkeit, wirklich sportlich Rad zu fahren, und trotzdem ist man nicht auf einen bestimmten Untergrund beschränkt. Natürlich kann man gut und schnell viele Kilometer auf Asphalt machen, aber eben nicht nur das. Der Ausflug mit der Familie? Ein Abstecher in leichtes Gelände? Im Urlaub einen Fluss-Radweg erkunden? Prinzipiell ist alles möglich.
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Fotos Hersteller
DAS ABENTEUER BEGINNT ÜBERALL
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Gravel Alltag
Tourenrenner
GRAVELN DURCH DEN ALLTAG Sozusagen im Windschatten des Gravelbikes ist eine andere Rennrad-Gattung wieder im Kommen: der Tourenrenner. Vollausgestattet mit Licht, Schutzblechen und Gepäckträger, ist er das perfekte sportliche Alltagsrad, für Fahrten durch die Stadt ebenso geeignet wie für die tägliche Pendelstrecke. Und immer häufiger dient ein Gravelbike als Basis, zumal gerade Alu-Modelle mit zahlreichen Gewindebohrungen vielseitig nachgerüstet werden können. Mancher Graveller verfügt sogar über einen Kanal in der Gabel, der aufs Dynamokabel wartet. Und nicht zuletzt die im Vergleich zum Rennrad etwas kompaktere Sitzhaltung macht ein Gravelbike für Alltagsfahrer interessant.
Oben Schnell durch den Alltag kommt man mit einem vollausgestatteten Gravel bike – die perfekte Kombination von Fahrspaß und Praxisnutzen. Links Das gehört dazu: ein ausfallsicherer Nabendynamo, ein Trägersystem plus Schutzbleche und helle LED-Beleuchtung vorne wie hinten.
Nur echt mit Vollausstattung Wie ein typischer Tourenrenner ausieht, zeigen die Modelle von Bulls und Bergamont. Beide haben alles, was man im Alltag braucht, sehen aber dank kompakter Gepäckträger ziemlich sportlich aus. Beim Bulls Daily Grinder 2 lassen sich seitlich Packtaschen einhängen, beim Bergamont Grandurance RD 7 kann man zusätzlich ein Korb oder eine Tasche per Snap-it-Adapter anklicken. Beide Bikes sind mit einem Nabendynamo ausgestattet, was für quasi ausfallsichere Beleuchtung steht; beim Bulls ist das Rücklicht dezent am Träger untergebracht, beim Grandurance dagegen sitzt es klassisch und etwas exponiert am Schutzblech. Mit 70 Lux leuchtet der B&M-Frontstrahler des Daily Grinder sehr hell. Einen Seitenständer gibt nur Bulls seinem Alltags-Graveller mit – nicht unbedingt nötig, aber praktisch, denn das Bergamont muss vorsichtig angelehnt werden, wo das Bulls einfach stehen kann. Was die Komplettierung angeht, gehen die zwei Hersteller etwas unterschiedliche Wege. Bergamont setzt auf Rennrad-Komponenten der Shimano-105-Serie, was Kettenblätter mit 50/34 Zähnen bedeutet – eine für den
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TEST Bikepacking-Taschen
Gravel und Bikepacking
AUF GROSSER REISE Text: Florian Nowak, Fotos: Enrico Wagner Längst ist Gravelbiken nicht mehr nur ein Trend, sondern spätestens seit 2020 eine neue Radsportdisziplin mit vielen Facetten. In seinem Windschatten nahm auch Bikepacking ordentlich Fahrt auf und erfreut sich immer größerer Beliebtheit – egal, ob es dabei um lange Tagesausflüge oder gar richtige Radreisen geht.
Ortlieb Evoc Topeak Pro (im Uhrzeigersinn)
Ähnliche Konzepte – große Unterschiede Damit diese Trips zum Erfolg werden, braucht es neben einem passenden Bike das richtige Bikepacking-Equipment, um das Gepäck sicher am Rad verstauen zu können. Für nahezu jeden freien Zentimeter gibt es eine spezielle Taschenlösung. Die Konzepte ähneln sich auf den ersten Blick und kommen meist mit einer Grundausstattung, die aus Tasche am Sattel,
einer im Rahmendreieck und einer Tasche im Lenkerbereich besteht. Dennoch gibt es große Unterschiede, was Packmaß, Befestigungssysteme oder Material angeht. Vollgepackt und aufgesattelt Wir haben vier namhafte Hersteller von Bikepacking-Taschen und deren Konzepte unter die Lupe genommen und kritischen Praxistests unterzogen, damit es auf großen wie kleinen Reisen keine bösen Überraschungen gibt. Denn nichts ist nerviger und beeinträchtigt das Fahrerlebnis so sehr wie eine herumwackelnde Tasche. Dafür haben wir diese bis zum Limit vollgepackt und richtig Gas gegeben, um zu sehen, was das Bikepacking-Equipment wirklich drauf hat.
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TEST Bikepacking-Taschen
ORTLIEB
Made in Germany: Ortlieb setzt bei seinem umfangreichen Bikepacking Sortiment besonders auf robuste Qualität und wasserdichte Features. Von Lenkerüber Rahmen- bis hin zu Satteltaschen ist für jeden etwas dabei. Bei unserem Set-up haben wir uns für Rahmen, Sattel und Gabeltaschen entschieden. An der Front des Bikes angefangen, finden wir mit den beiden Gabeltaschen mit jeweils rund 4 l Stauraum viel Platz für eine Menge an Utensilien. Allerdings sollte man beachten, dass man trotz des großzügigen Stauraums keine zu schweren Teile in diesen Taschen verstauen sollte, da man hier die Lenkperformance und das Fahrgefühl recht stark beeinflusst. Die Montage geht dank des eigenen „Quick-Lock S“-Adaptersystems schnell und einfach. Die Gabel muss dafür aber entweder Ösen zur Montage bereithalten oder man kann die Taschen mit Hilfe des sogenannten QLS-Adapters auch an Gabeln ohne spezielle Schraubenaufnahmen montieren. Die Rohre müssen hierfür allerdings einen konstanten Durchmesser von 30 mm bis 42 mm haben. Wasserdicht und robust Den Stauraum im Rahmendreieck kann man mit dem Frame Pack perfekt nutzen, das es wahlweise mit 4 bzw. 6 l Volumen gibt. Hier finden im Gegensatz zu den
Gabeltaschen vor allem schwerer Gegenstände Platz, da es durch die Nähe zum Rahmen kaum Einfluss aufs Fahrverhalten gibt. Besonders das Nylongewebe, welches auch bei den anderen Ortlieb Produkten zu finden ist, zählt zu den Highlights. Gerade in Kombination mit den verschweißten Nähten und dem wasserdichten Reißverschluss ist man mit den Ortlieb-Taschen für jedes noch so widrige Abenteuer gerüstet. Besonders spannend: Bei Ortlieb setzt man auf ein stabiles Klettsystem, welches für guten Halt und sorgt und alles an Ort und Stelle hält. Starkes Klettsystem für stabilen Halt Das gilt auch für die Satteltasche, die auf Bikepacking-Abenteuern nicht fehlen darf, allerdings häufig die Fahrt durch Ausschwenken und wenig Stabilität beeinträchtigt. Auch hier kann das System von Ortlieb überzeugen, denn mit extra starken Klettverschlüssen wird das Seatpack einfach an die Sattelstütze montiert. Damit man die gefüllte Tasche auf ein Mindestmaß verkleinern kann, kommt ein Kompressionsventil zum Einsatz. Wem der Platz in der Tasche nicht reicht oder wenn man mal ein nasses Kleidungsstück nicht verpacken möchte, so kann man dieses und weiteres Hab und Gut dank der elastischen Kordel ganz einfach auf der Tasche fixieren.
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REISE Pyrenäen
Zwischen Rennrad und Randonneur
DIE STILLE EINSAMKEIT DER PYRENÄEN
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REISE Pyrenäen
Abenteuer abseits der Straße erleben, aber dennoch die Tour-de-France-Klassiker erklimmen: Diesen Hintergedanken hatte Gunnar Fehlau, als er und sein Begleiter ihre Radreise quer durch die Pyrenäen planten. Was liegt näher, als sich aufs Gravelbike zu setzen? Zu Besuch in einer Landschaft, die einzigartige Natur, Abgeschiedenheit, legendäre Berge und Schmugglerrouten bietet.
Biarritz, Frankreich, Anfang September. Unser Flieger ist gelandet und wir bangen der Sperrgepäckausgabe entgegen. „Das ist vielleicht der gefährlichste Teil der Reise. Ob das Rad den Flug mit Umstieg in Madrid gut überstanden hat?“, frage ich mich. Walter, mein Buddy, mit dem ich seit Jahren meine Radtouren mache, hat sein Salsa Vaya wenig später ohne Schadensmeldung aufgebaut. Kaum 15 Minuten danach ist auch mein Nicolai startklar. Wir rollen in den Hafen und stecken einen Fuß in den Atlantik, schließlich lautet das Motto unserer Tour: vom Atlantik zum Mittelmeer, im Geiste der alten Tourde-France-Heroen. Wir wollen nicht nur die namhaften Straßenpässe fahren, sondern auch auf Schotterpisten abseits des Verkehrs unterwegs sein. Heute heißt das „Graveln“, aber sind wir mal ehrlich: Schaut man sich die Fotos aus den frühen Jahren des letzten Jahrhunderts an, waren 40 Millimeter breite Reifen quasi Standard am Rennrad. Viele Pässe waren steinige Naturpisten und keine asphaltierten Kuschelkurse. Genau mit diesen Bildern im Kopf pedalieren wir ostwärts. Es ist weitgehend flach, aber der Spätsommer macht die Fahrt dennoch ein wenig beschwerlich: Wir werden in der Mittagssonne gegrillt. Auch wenn wir spartanisch ausgerüstet sind, läppern sich die Kilos zusammen. Schlafzeug, Kochutensilien, Werkzeug, Ersatzteile usw. machen aus den Gravelbikes doch eher behäbige Boliden. Als wir am späten Nachmittag nach Mauléon-Licharre einfahren, schauen wir uns um und anschließend an: Das Städtchen liegt tief
eingeschnitten im Tal; abseits der Hauptstraße und ihrer anliegenden Bebauung finden sich kaum Flächgen, auf denen man seinen Schlafsack ausrollen könnte, abgesehen davon, dass es hier recht belebt ist. Erst einmal in einem Supermarkt Proviant besorgen. Wir verlassen die Bebauung südwärts Richtung Libarrenx, passieren einen wenig einladend wirkenden Campingplatz, um schließlich auf der von Feldern flankierten Hauptstraße entlang zu fahren. Zwei Augenpaare scannen die Landschaft: Eben, abgeschieden und sauber soll der Übernachtungs-Spot sein. Walter weist auf einen schmalen Weg, der rechts zwischen den Feldern in einem Wäldchen verschwindet. Wir steuern hinein. Der Weg verengt sich zum Trampelpfad und öffnet sich anschließend zu einer Wiese, links begrenzt von einem Maisfeld, rechts von einem Flüsschen. Es liegt sogar ein wenig Bruchholz fürs Lagerfeuer parat. Noch vor fünf Minuten wussten wir nicht, ob wir einen Platz für die Nacht finden, jetzt prosten wir uns an einem perfekten Spot zu und leeren unsere Taschen aus: Mit wenigen Handgriffen haben wir uns für die Übernachtung vorbereitet. Ein gutes Blatt haben Zweiter Tag, erster Pass: Wir steuern den Col de Marie-Blanque an. Der Anstieg ist nicht nur eine Feuertaufe für uns, sondern auch für die Technik. Zum ersten Mal fahre ich mit einem Renner ohne Umwerfer. Ich habe elf Gänge; vorne ein 38er Blatt und am Heck eine ForceKassette von Sram mit zehn bis 42 Zähnen. Wird die Übersetzung für die teils steilen Ram-
pen in den Bergen reichen? Ich habe bergauf reichlich Zeit, mir dazu Gedanken zu machen, denn ich kurble bereits seit geraumen Höhenmetern im ersten Gang. „Ganz lässig eigentlich“, denke ich mir, während ich einen Buckel in einer Rechtskurve nehme und ein wenig überraschend bereits das Pass-Schild auf 1.035 Meter über Null hinter mir lasse. Talwärts klickere ich fix aufs kleinste Ritzel. Jenseits der 50 km/h-Grenze wird das Mittreten ungemütlich. Ich schalte von Renn- in den Genussmodus und rolle der Talsohle entgegen. Die 40 Millimeter breiten G-One-Gravelreifen haben reichlich Traktion- und Komfort-Reserven selbst auf schlechten Asphaltpassagen. Kurz: Das Nicolai fährt wie auf Schienen und ich widme ich mich der grandiosen Aussicht. Klassiker mit Doppelzimmer Der Col d’Aubisque (1.709 m) erhebt sich als erster „echter Pass“ mit mythenreichem Nimbus vor uns. Seine exklusive Position sorgt dafür, dass der Berg noch unter dem Einfluss des Atlantikwetters steh; plötzliche Wetterumschwünge sind keine Seltenheit. Uns sollte es auch erwischen. Auf den letzten 200 Höhenmetern vor der Passhöhe ziehen sich die Wolken zu. Es wird richtig dunkel, und Sekunden später prasselt es los – irgendeine Matsche zwischen Regen und Schnee. Es geht ein paar Höhenmeter hinunter. Wir kühlen fürchterlich aus, bevor wir in den Gegenanstieg zum Col du Soulor kommen. Die Beine sind schwer, die Füße nass und der Magen leer. Es werden zähe Höhenmeter, bis wir den Pass auf 1.474 Metern erreichen.
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TEST Gravelreifen
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TEST Gravelreifen
Gravelreifen im Test
ALLROUNDER MIT SPEZIALGEBIETEN Die Bandbreite speziell aufs Graveln abgestimmter Bereifung ist mittlerweile groß, und spätestens, wenn die ab Werk montierten Pneus abgefahren sind, stellt sich die große Reifenfrage. Velomotion hatte zwölf Modelle im Test – interessante Alleskönner mit vielen Stärken und wenigen Schwachpunkten. Text: Caspar Gebel + Fotos: Enrico Wagner
Gefühlt gibt es so viele unterschiedliche Reifen, wie es unterschiedliche Fahrräder gibt, und es werden immer mehr – vor allem, wenn sich eine neue Fahrradgattung herausbildet, für die spezialisiertes Material gebraucht wird. Gravel scheint so ein Fall zu sein, schaut man sich an, wie viele Reifen das englische Wort für „Schotter“ neuerdings im Namen tragen. Der Begriff steht bekanntlich für Nebenstraßen in den ländlichen USA, die nicht asphaltiert sind, sondern aus festgewalztem Split, Sand und Schotter bestehen und dort ein Drittel des gesamten Straßennetzes ausmachen. Natürlich werden Gravel-Reifen längst nicht nur auf solchen Wegen genutzt – die gibt es ohnehin nicht überall. „Graveln“ kann man aber auf jedem Untergrund, bei uns also auf den diversen Spielarten von Wald- und Feldweg sowie Forststraßen; abenteuerlustige Fahrer wagen sich außerdem auf Trails, die für gewöhnlich von Mountainbikern besucht werden. Und da das Gravelbike ja im Grunde ein Rennrad ist, wird es auch gerne auf Asphalt bewegt.
Vielseitigkeit ist Trumpf Daraus ergibt sich, dass ein Gravel-Reifen möglichst vielseitig sein muss. Auf der Straße und festen Naturstraßen sollte er einen geringen Rollwiderstand bieten, dazu muss der Reifen auch auf lockeren Böden funktionieren und dort genug Traktion und Kurvengrip bieten. Und stabil muss er sein, ist doch „Split“ quasi ein Synonym für die Reifenpanne. Außerdem droht im Gelände immer die Gefahr, einen Durchschlag zu erleiden – ein recht großes Volumen ist also ein Plus. Komplett neu erfinden musste die Industrie Reifen mit diesen Anforderungen natürlich nicht. Schließlich gibt es seit langer Zeit Cyclocross-Reifen für trockene, feste Kurse, und an denen orientieren sich viele GravelPneus. Manche Hersteller haben ein vorhandenes Profil eins zu eins übernommen, nur dass der Gravel-Pneu breiter ist; andere haben den oben genannten Anforderungen entsprechend neue Reifen entwickelt und sich dabei bewusst von Querfeldeinreifen abgesetzt. Und natürlich gibt es solche und solche Gravel-Reifen: Manche betonen
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TEST E-Gravelbikes
11 E-Gravelbikes im Test
EXTRASCHUB TEXTE Florian Nowak | FOTOS Enrico Wagner
Während sich das Gravelbike bereits einen festen Platz in der Radsportwelt erarbeitet hat, bringt es auch schon den nächsten Trend mit. Die Rede ist von E-Gravelbikes, welche nicht nur hierzulande neben den längst etablierten E-Bikes immer beliebter werden. Daher erscheint es wenig verwunderlich, dass beinahe jeder namhafte Radhersteller mindestens eine E-Gravelplattform in den eigenen Reihen hat. Der Antrieb gibt die Richtung vor Die drei wichtigsten Faktoren bei den E-Gravelbikes sind ein natürliches Fahrgefühl und ein überschaubares Gewicht trotz E-Antrieb – und, wie so oft bei E-Bikes, die magische 25-km/h-Grenze, bei der der Motor entkoppelt und man ohne Unterstützung aus-
kommen muss. Um all diese Herausforderungen unter einen Hut oder besser gesagt an ein Rad zu bekommen, greifen einige Hersteller auf hauseigene oder speziell für E-Rennräder und E-Gravelbikes entwickelte Antriebssysteme zurück, um ein dennoch sportives und natürliches Fahrgefühl zu ermöglichen. Hier kommen beispielsweise der „Fazua Evation“-Antrieb, welcher am Großteil der E-Gravelbikes eingesetzt wird, oder der ebikemotion-Nabenmotor von Mahle zum Einsatz. Der Vorteil dieser Systeme ist ihr überschaubares Gewicht und die dynamische Unterstützung, welche dann hilft, wenn man sie benötigt aber dennoch das natürliche Fahrgefühl nur wenig beeinträchtigt, wenn man mal schneller als 25 km/h unterwegs ist.
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TEST E-Gravelbikes
Andere Hersteller wiederum wollen den E-Bike-Charakter des Bikes nicht verstecken und setzten dafür auf gängige Elek tromotoren wie beispielsweise den „Bosch Performance Line CX“-Antrieb. Dieser bringt auf der einen Seite richtig Dampf mit und kann quasi als Lift zum Trail verstanden werden, auf der anderen Seite hat man natürlich ein gewisses Zusatzgewicht im Gepäck, was zum einen das Handling beeinträchtigen kann oder aber auf der Ebene bei Geschwindigkeiten über 25 km/h zum deutlichen Nachteil wird. Das Gesamtkonzept muss stimmen Was nun die bessere Wahl ist, kann man ähnlich wie bei den unmotorisierten Gravelbikes gar nicht so wirklich sagen. Denn auch bei den E-Gravellern gibt es eher sportivere Modelle, abfahrtsorientierte Bikes für den Einsatz auf dem Trail oder aber eher gemütliche Tourenbikes, die zum Bikepacking einladen. Die Unterschiede werden auch auf dem Papier schnell deutlich, wenn man sich das Gewicht der Bikes noch einmal genauer ansieht. Etwas weniger als fünf Kilo liegen zwischen dem leichtesten und dem schwersten Modell im Test, und während man mit unter 13,5 Kilo schon fast an die Gewichtsklasse normaler Gravelbikes herankommt, so orientieren sich die knapp 18 Kilo schon eher Richtung E-MTB. Wichtig ist hier vor allem, dass das Gesamtkonzept aufgeht und sich das Antriebssystem mit Rahmen und Ausstattung ergänzt. Wie so oft, wenn es um das Thema Gravel geht, heißt es also auch bei den E-Gravelbikes: Es kommt darauf an. Denn es kommt eben darauf an, was man mit diesem Bike machen und was man dafür ausgeben möchte. Das kann aber nur jeder für sich entscheiden. Mit 9.899 Euro kostet das teuerste und vermeintlich am hochwertigsten ausgestatteten Modell dreimal so viel wie das preiswerteste mit 3.199 Euro. Dennoch kann man ganz klar sagen, dass jedes E-Gravelbike im Velomotion-Test seine Daseinsberechtigung hat und für jedes Einsatzgebiet etwas dabei sein dürfte, und dabei muss man noch nicht einmal
zwingend den Hersteller wechseln. Denn unter anderem hatten wir zwei „Topstone Neo“-Modelle von Cannondale im Test, die sehr schön zeigen, wie unterschiedlich man das Thema E-Gravelbike interpretieren kann. Auf der einen Seite ein richtiges Elektrorad mit kraftvoller Bosch-Unterstützung und diversen Offroad-Features für viel Fahrspaß auf dem Trail, auf der anderen Seite dagegen ein eher sportliches Rad mit dynamischem Mahle-Nabenantrieb und ausgewogenen, natürlichen Fahreigenschaften.
MOTORKONZEPTE Specialized setzt wie bei den erfolgreichen SL-E-MTBs auf ein hauseigenes Antriebskonzept mit fest verbautem Akku, dessen Reichweite über einen Range-Extender vergrößert werdern kann. Der Mahle-ebikemotion-Antrieb erlaubt Cannondale und der Konzernschwester GT leichte und günstige E-Konzepte. Fazua ist der am weitesten verbreitete Antrieb bei sportlichen und leichten E-Bikes. Er lässt sich komplett entnehmen und reduziert das Radgewicht damit in Richtung „Normalgewicht“. Konzepte mit klassischem Bosch-CX-Motor sind sehr kraftvoll und reichweitenstark, dafür deutlich schwerer und nicht ganz so schlank zu integrieren. Fast schon „old school“ wirkt ein Antrieb wie der Shimano Steps E6000, der in der Praxis aber überzeugen kann.
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SPECIALIZED
5.999 EURO
TURBO CREO SL COMP CARBON EVO SPEZIFIKATIONEN Rahmen
Creo FACT 11r Carbon
Gabel
Future Shock 2.0
Schaltung
Shimano GRX 812
Kurbelsatz
Praxis Works 44 Z.
Kassette
Sunrace 11-42
Bremsen
Shimano GRX 810
Laufradsatz
DT R470 Boost
Bereifung
Pathfinder Pro 38 mm
Lenker
Specialized Adventure Gear Hoverbar
Vorbau
Future Stem Pro
Stütze
Mit Federelement an der Front, Dropper-Post und leichtem Carbonrahmen scheint das Body Geometry Power Sport E-Gravelbike von Specialized alles für perfekte Offroad-Abenteuer mitzubringen. X-Fusion Manic Dropper
Motor
Specialized Turbo SL 1.1
Akku
Specialized SL1- 320Wh
Sattel
GEWICHT Komplettrad
13,61 kg
Das Prädikat „Turbo“ deutet beim US-Hersteller Specialized schon seit längerer Zeit auf Bikes mit E-Unterstützung hin. Und auch dem Slogan „It‘s you, only faster“ will man bei all seinen Bikes, besonders aber bei den sportiven E-Modellen, gerecht werden.
Komplettrad ohne Pedale
EINSATZGEBIETE Sport Tour Trail Motor
Mit hauseigenem Antrieb zum Erfolg Damit sich die Fahrt mit dem E-Graveller von Specialized so natürlich wie möglich anfühlt, hat man sich bewusst dazu entschieden, ein eigenes Antriebssystem zu entwickeln. Das Erfolgsrezept dabei: kalifornisches Design, gepaart mit Ingenieurskunst aus der Schweiz. Größter Nachteil am hauseigenen System: Der Akku kann nicht herausgenommen werden und die gesamte Wartung muss über einen Fachhändler
erfolgen. Mit bis zu 240 Watt Unterstützung und 320 Wh Kapazität, welche mit Range Extender um weitere 160 Wh erhöht werden kann, liefert der hauseigene Motor Turbo SL 1.1 konstante Power und ein harmonisches Unterstützungsverhalten, welches in erster Linie auf die Trittfrequenz sportlicher Fahrer abgestimmt wurde. Oberhalb von 25 km/h entkoppelt das System und leistet keinen Widerstand, sodass sich das Rad geschmeidig fahren lässt. Das Entkoppeln gefällt uns besonders gut, denn man kann keinen wirklichen Cut spüren. So kommt es, dass man auf flacheren Abschnitten schon mal 30 km/h auf dem Tacho stehen hat, ohne es überhaupt zu merken.
1 Alle Leitungen sind innenverlegt; zwischen Steuerrohr und Vorbau sitzen 20 mm Federweg. 2 Der hauseigene Motor bietet rundum gute Leistungen. 3 Unterm linken Bremshebel sitzt die Taste für die versenkbare Sattelstütze. 4 Oberhalb des Tretlagers befindet sich die Ladebuchse des fest eingebauten Akkus. 5 Die Lenkerfederung kann vorgespannt und blockiert werden.
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SPECIALIZED Turbo Creo SL Comp Carbon EVO
Gutes Handling, viel Komfort = jede Menge Fahrspaß Bei vielen E-Bikes steht dem natürlichen Fahrgefühl häufig das zusätzliche Gewicht im Weg; die relativ niedrigen 13,6 Kilo des Creos dürften damit also sicherlich zu sei nen Stärken zählen. Außerdem können sich Abfahrtsverhalten und Handling des Bikes wirklich sehen lassen, denn für mehr Kon trolle und Komfort sorgt das „FutureShock 2.0“-System, welches unterm Vorbau sitzt und 20 mm Federweg an der Front bietet. Außerdem verfügt das Creo SL Comp über eine per Knopfdruck verstellbare Sattelstüt ze, genannt Dropper Post, was noch mehr Trail-Spaß und besseres Handling mit sich bringt. Damit aber die Spritzigkeit nicht ganz verloren geht, kann man die Future Shock-Federung auch ganz einfach wäh rend der Fahrt starr stellen, um dennoch von den sportiven Eigenschaften des Car bonrahmens zu profitieren. Ein Beschleuni gungsprofi wird das Creo SL in der Comp Variante aber eher nicht mehr.
Hoher Komfort durch Federelement Gutes Handling dank Dropper-Post Ergonomisch gute Anbauteile Etwas träge Beschleunigung
Dafür können aber die weiteren Anbauteile mit ihrer angenehmen Ergonomie überzeu gen. Gerade Lenker und Sattel aus eigenem Haus passen schon vom ersten Kilometer wie angegossen, und auch die ShimanoGRX-Hebel liegen mehr als nur gut in der Hand. Mit Gravel-tauglichen DT-Swiss-Lauf rädern und den 38 mm breiten PathfinderReifen findet man einen guten Kompromiss aus robuster Offroad-Tauglichkeit und flot ten Fahreigenschaften. Die hochwertige Shimano-GRX-Gruppe bietet Schotter-affine Schalt- und Bremsperformance auf höchs tem Niveau und wird komplettiert durch eine Praxis-Works-Kurbel mit einem Ketten blatt.
TESTFAZIT Mit einem hauseigenen Antrieb kann sich Specialized von der Masse abheben und in Verbindung mit geringem Gewicht natür liche Fahreigenschaften und E-Unterstüt zung vereinen. Die gut abgestimmte Geo metrie und angenehme Komfort-Elemente sorgen nicht nur für eine entspanntere Fahrt, sondern bieten auch viel Fahrspaß und ansprechendes Handling.
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STEVENS
4.999 EURO
E-GETAWAY
SPEZIFIKATIONEN Rahmen
E-Getaway SL Carbon
Gabel
Stevens Carbon SL
Schaltung
Shimano GRX RX 810
Kurbelsatz
Oxygen E-Scorpo
Kassette
Shimano CS HG-700 11-34
Bremsen
Shimano GRX 810
Laufradsatz
Oxygen SLC-D R35
Bereifung
Schwalbe G-One Allround Performance 40 mm
Lenker Vorbau
Oxygen E-Scorpo Aero Gravel Durch sein sportives Auftreten lädt das E-Getaway zu flotten Fahrten über Stock und Stein ein. Besonders die Oxygen E-Scorpo
Sattel
Oxygen Triton
Stütze
Oxygen E-Scorpo
Motor
Fazua Evation 55 Nm
Akku
Fazu Evation 250 Wh
GEWICHTE Komplettrad*
15,09 kg
Fazua Drivepack
3,55 kg
* Komplettrad ohne Pedale
EINSATZGEBIETE Sport Tour Trail
hohe Laufruhe macht viel Freude auf langen Ausfahrten, aber auch technischere Passagen scheut dieses Bike nicht. Dass man auf schmalen Reifen und mit Rennradlenker im Gelände unterwegs ist, war dem deutschen Hersteller Stevens noch nie fremd. Denn die 1990 gegründete Fahrradmarke aus Hamburg wurde unter anderem recht schnell zu einem Spezialisten im Cyclocross-Bereich. Auch heute hat man noch die erfolgreichsten Crosser Deutschlands im Team und kann die Auswirkungen der langjährigen Kooperation auch in diversen Modellen wiederfinden. So wird auch schnell klar, dass das E-Getaway stark von Stevens’ Cyclocross-Bikes inspiriert wurde und dementsprechend sportive Fahreigenschaften mit sich bringt.
Motor
Sportive Geometrie und leichte E-Unterstützung Dies geht schon bei der Geometrie und somit Sitzposition los, welche nichts für Sonntagsfahrer und Weltenbummler sein dürfte. So erscheint es schon fast logisch, dass man auf den Fazua-Evation-Antrieb setzt, welcher mit seinen drei Unterstützungsstufen auf ein eher natürliches Fahrgefühl und moderaten Support setzt als auf volle Kraft voraus. Auf der anderen Seite erhält man so ein E-Gravelbike, das sich kaum wie ein E-Bike fährt und die dynamische Unterstützung nur dann bietet, wenn man sie auch wirklich braucht, wie beispielsweise am Berg. Genauso unauffällig verschwinden Motor und Akku im Unterrohr des E-Gravelbikes und es lässt sich kaum auf die zusätzlichen
1 Stevens montiert die Shimano GRX in bester Qualität. 2 Am Hinterbau sieht man Montage möglichkeiten für Träger und Schutzblech. 3 Trotz des Akkus im Unterrohr ist Platz für eine Innenverlegung der Leitungen. 4 Mit 50/34 sind die Kettenblätter eher auf die Straße abgestimmt als aufs Gelände.
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STEVENS E-Getaway
250 Wh Akku-Kapazität und maximal 250 Watt Unterstützung schließen. Schnell, steif, agil Mit gut 15 Kilo zählt das E-Getaway zu den eher leichteren Gravelbikes mit E-Unterstützung. Klar, dass man damit entsprechend flott unterwegs sein kann und möchte. Die schnellen Carbonlaufräder nehmen den sportlichen Charakter des Rahmens auf und sorgen nicht nur für eine ansprechende Optik, sondern obendrein für gute Rolleigenschaften. Durch die hohe Steifigkeit von Rahmen und Gabel erhält man auch bei höheren Geschwindigkeiten und auf unruhigem Untergrund eine gute Laufruhe. Allerdings leidet auch der Komfort etwas unter der Steifigkeit, da sich da Stevens E-Gravelbike nach einiger Zeit doch recht hart anfühlt und nicht
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Sportive Eigenschaften mit natür lichem Fahrgefühl Hochwertige Ausstattung mit Carbonlaufrädern Auf Dauer etwas unkomfortabel
unbedingt für Langstreckenfahrer gemacht ist. Wird es mal technischer, nimmt sich das E-Getaway aber nicht zurück, sondern lässt sich agil und direkt über Hindernisse hinweg und um Kurven herum bewegen. Hier spielen auch die vorzüglichen Schwalbe G-One in 40 mm Breite eine wichtige Rolle, die guten Grip, Komfort und Rolleigenschaften in sich vereinen. Wie ambitioniert und sportiv man das E-Get away bei Stevens positionieren will, wird auch an der übrigen Ausstattung mit einer kompletten Shimano-GRX-Gruppe für erstklassige und langlebige Brems-SchaltPerformance klar. Auch wenn man mit zwei Kettenblättern eine feine Abstufung in der Gangwahl und eine ordentliche Bandbreite hat, stößt man bergauf hier und da aber dennoch an seine Grenzen.
TESTFAZIT Mit viel Geschwindigkeit und einer sportiven Ausrichtung verspricht das Stevens flotten Fahrspaß. Dank der Fazua Unterstützung erhält man zusätzliche Hilfe, wenn man sie braucht.
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STORCK
4.999 EURO
E:NARIO AE ULTEGRA SPEZIFIKATIONEN Rahmen
Storck e:nario AE Monocoque
Gabel
Storck e:nario AE
Schaltung
Shimano Ultegra
Kurbelsatz
FSA Road for Fazua 50/36 Z.
Kassette
Shimano Ultegra 11-28
Bremsen
Shimano Ultegra
Laufradsatz
DT Swiss P1800 Spline
Bereifung
Schwalbe G-One Allround TLE
Lenker
Storck RBC220 Carbon
Vorbau
Storck e:nario AE Carbon
Sattel
Selle San Marco Shortfit
Stütze
Storck e:nario AE Carbon
Motor
Fazua Evation
Akku
Fazua Drivepack 250 Wh
GEWICHTE Komplettrad*
14,35 kg
Fazua Drivepack
3,55 kg
* Komplettrad ohne Pedale
EINSATZGEBIETE Sport Tour Trail Motor
Spritzigkeit, Agilität und Fahrspaß, das alles und noch viel mehr hat das Storck E:nario im Gepäck. Seit mehr als 25 Jahren steht der Radhersteller Storck für Innovation und hohe Qualität. Von klassischen Rennrädern und MTBs bis hin zu aktuellen Trends wie E-Bikes, Gravelbikes oder eben E-Gravelbikes kann man (fast) alles im Lineup von Storck finden. Mit den Grix-Modellen hat der Anbieter aus Hessen sehr sportliche Gravelbikes im Portfolio, welche schnell zum Erfolg wurden, und auch das E:nario ist schon seit einigen Jahren auf dem Markt. Dynamisch und sportiv Auf den ersten Blick scheint das E:nario eine Art Kombination aus Aero-Renner und Allrounder für Einsätze auf Asphalt und leichtem Schotter zu sein. So entdeckt man aufgrund der voluminösen Rohrformen auch erst bei genauem Hinsehen den im Unterrohr integrierten Akku. Dank des hochwerti-
gen Carbon-Layups von Rahmen und Gabel bringt das E:nario aber trotz E-Antrieb nur 14,35 Kilo auf die Waage, was sich zum einen angenehm auf das agile Handling auswirkt, zum anderen gerade in Verbindung mit dem dynamisch-sportiven Fazua-Motor für eine ordentliche Kletter-Performance sorgt. Dennoch hat man bei diesem Gesamtkonzept nur selten das Gefühl, auf einem E-Bike zu sitzen, da durch das Zusammenspiel von sportlicher Geometrie, Carbonrahmen, Antrieb und passender Ausstattung das natürliche Fahrgefühl im Vordergrund steht. Auch wenn uns die maximal 250 Watt zusätzliche Power viel Freude bereiten, so erscheint es beim E:nario als eines der wenigen E-Graveller sinnvoll und möglich, das Bike nach Entnahme des Fazua Akkus auch ohne E-Unterstützung wie ein „normales“ Gravel bike zu fahren.
1 Das kurze Steuerrohr sorgt für eine sportliche Sitzhaltung, die Gabel hat viel Platz für breite Reifen. 2 Storck baut den E-Graveller mit der RennradGruppe Shimano Ultegra auf. 3 Am Unterrohr lässt sich der Ladestand des Akkus ablesen. 4 Die D-förmige Carbonsattelstütze sorgt für viel Komfort am Heck. 5 Wer die Antriebseinheit entnimmt, senkt das Gewicht des Storck auf gut elf Kilo und fährt sehr gut damit.
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STORCK e:nario AE Ultegra
Verspielter Fahrspaß Aber auch wer den Akku einfach am Bike lässt, erhält jede Menge Fahrspaß, denn bergauf tut man sich nicht nur um einiges leichter, sondern das Storck-E-Gravelbike ist grundsätzlich sehr direkt und agil, was viel Freude bereitet. Durch eine flotte Beschleunigung und ein sehr verspieltes Handling lädt das Bike dazu ein, richtig Gas zu geben. Wer Lust auf noch mehr Offroad-Action hat, dem wird ein kleines Reifen-Tuning viel Freude bereiten, denn die sehr bauchige Gabel bietet viel Platz, sodass auch deutlich breitere Pneus montiert werden können, um die Offroad-Tauglichkeit und den Komfort des E:nario zu erhöhen. Auch der kurze Hinterbau leistet hier seinen Anteil und sorgt gerade in technischen Passagen für Spurtreue und Direktheit. Diese Eigenschaften gehen allerdings etwas zu Lasten von Laufruhe und Rolleigenschaften, was uns anfänglich auch verwunderte. Gerade aber durch die hohe Steifigkeit in Zusammenspiel mit der Agilität wirkt das Rad bei etwas höheren Geschwindigkeiten entweder nervös, oder man vermisst den anfänglich so stark hervorstechenden Vortrieb.
Agiles und verspieltes Handling Hochwertiges Gesamtkonzept Flotte Fahreigenschaften für viel Fahrspaß Wenig Langstreckentauglichkeit Bei höheren Geschwindigkeiten teilweise unruhig Kein Langstrecken-Tourer Da der Rahmen zudem kaum zusätzliche Ösen und Montagemöglichkeiten für Zubehör bietet dürften Langstreckenfahrer und Bikepacking-Fans nicht unbedingt zur Zielgruppe des E:nario zählen. Sportive Fahrer, die hier und da etwas Support benötigen, sind aber goldrichtig. Auch der ergonomisch geformte Lenker dürfte hier perfekt ins Bild passen, da gerade der Unterlenker gut in der Hand liegt. Eine Shimano Ultegra mit Zweifach-Kurbel und sportliche DT-Swiss-Laufräder runden das flotte Bike hochwertig ab.
TESTFAZIT Der hochwertige Look des Carbonrahmens kommt nicht nur optisch gut, denn ein sehr verspielter und sportlicher Aufbau sorgt für noch mehr Glücksgefühle.
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27 Gravelbikes im Test
DER NEUE DROPBARSTANDARD TEXTE Caspar Gebel | FOTOS Tom Schlegel
72 | | Gravel
Einleitung Test Gravel_CG (1).indd 72
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TEST Gravelbikes
3T BH Bulls Cannondale Cube Falkenjagd Festka Focus Fuji Giant KTM LIV Look Merida Niner Orbea Parapera Pinarello Rennstahl Ritchey Rondo Rose Scott Specialized Stevens Storck Votec
Gravel | | 73
Einleitung Test Gravel_CG (1).indd 73
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3T
4.499 EURO
EXPLORO TEAM EKAR SPEZIFIKATIONEN Rahmen
Unidirectional pre-preg HM Carbon
Gabel
3T Fango Team
Schaltung
Campagnolo Ekar
Kurbelsatz
Campagnolo Ekar 38 Z.
Kassette
Campagnolo Ekar 9-42 13f.
Bremsen
Campagnolo Ekar
Laufradsatz
Fulcrum Rapid Red 900
Bereifung
Conti Terra Speed
Lenker
3T Superergo PRO
Vorbau
3T Apto Stealth
Sattel
San Marco Mantra
Stütze
3T Carbon
GEWICHTE Komplettrad* 8,68 kg Vorderrad**
1.530 g
Hinterrad**
2.030 g
Steckachsen 65 g (plus Hebel) * Komplettrad ohne Pedale ** Mit Bereifung, Rotor, Kassette (HR)
EINSATZGEBIETE Trail Tour Straße
Das 3T Exploro ist ein Leckerbissen für Radsportler, die im Gelände wie auf Asphalt schnell vorankommen wollen. Der preislich attraktive Italiener ist dazu sehr progressiv ausgestattet. Einst ausschließlich für Lenker und Vorbauten bekannt, wandelte sich der italienische Anbieter unter neuer Führung zum Anbieter innovativer Rennmaschinen und vor allem Gravelbikes. Das Exploro wurde von Gerard Vroomen entwickelt, dem einstigen Mitbegründer von Cervélo, und das sieht man vor allem dem Exploro Race an – ein Gravelbike mit aerodynamisch optimiertem Rahmen, so wie Cervélo einst Elemente vom Triathlonrad aufs konventionelle Rennrad übertrug und damit das „Aero road bike“ erfand. Ein typisches Cervélo-Detail ziert auch das petrolblaue Testrad: die senkrecht ins Oberrohr führenden Leitungen, mit denen Vroomen bei seinen Aero-Bikes die Umströmung des Steuerrohrs verbessern wollte.
Deutliche Aero-Elemente Auch beim Exploro Team sind die Aero-Elemente deutlich erkennbar: Das Sitzrohr ist minimal ausgekehlt und das Unterrohr im aerodynamischen „Sqaero“-Design gehalten. Schön ist die in den Rahmen integrierte Segmentklemmung zur Befestigung der Aero-Sattelstütze. Untypisch für ein Gravelbike ist die Geometrie: Beim Testrad in Größe L ist der Lenkwinkel steil, Radstand wie Steuerrohr kurz, das Oberrohr lang, ebenso der Vorbau. All das führt zu einer Sitzposition, die eher am Rennrad orientiert als Gravel-typisch ist, und dazu passt auch der sonstige Auftritt des 3T. Was besonders auffällt, ist das völlige Fehlen irgendwelcher Montagepunkte abgesehen von Gewinden für zwei Flaschenhalter sowie eine kleine
1 Die Campa-Bremse am schlanken Hinterbau ist bissig, aber perfekt dosierbar. 2 Der Rahmen bietet Platz für 2,1 Zoll breite 650B-Reifen. 3 Die Leitungsführung à la Cervélo kann nur halb überzeugen. 4 Die integrierte Klemmung sitzt in einer kleinen Box im Rahmen und kann nicht ins Rohr hinunter rutschen. 5 Das 3T ist schlicht und stimming, dazu für ein so progressives, gut ausgestattetes Rad gar nicht mal teuer.
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3T Exploro Team Ekar
Oberrohrtasche; einfach ein „Rennrad Plus“ ist das 3T aber dennoch nicht. Der 40-mmReifen hat rundherum noch viel Platz, und auch ein 650B-Radsatz mit 2,1 Zoll breiten MTB-Reifen kann eingebaut werden. Mit diesen Eigenschaften positioniert sich das Exploro selbstbewusst zwischen Rennrad, Cyclocross und Gravel, wozu auch die Ausstattung passt. An den recht leichten Fulcrum-Radsatz montiert 3T den schnellen Continental Terra Speed, der auf Asphalt extrem leicht läuft und durch seine runde Kontur ohne ausgeprägte Schulterstollen sichere Schräglage erlaubt. Auf lockerem Untergrund ist er bissig genug, zumal er am Testrad tubeless kommt. Innovative Komponenten Ein Highlight ist die Campagnolo Ekar mit 1x13 Gängen. Die erste Gravel-Gruppe des italienischen Traditionsherstellers ist mit 9-42 extrem breit aufgestellt und bietet dabei mit Einersprüngen vom 9er bis zum 14er Ritzel eine enge Abstufung. Kombiniert mit
einem 38er Kettenblatt, liegt eine Untersetzung für steile Anstiege ebenso vor wie ein ausreichend lang übersetzter Schnellgang. Die Bedienung über Schaltpaddel und neu geformte Daumentaste ist exakt und sicher, dazu bietet Campagnolo eine bestens dosierbare Scheibenbremse. Die Blockierfunktion des Schaltwerks zur Erleichterung des Hinterrad-Ausbaus lässt sich beim Exploro leider nicht nutzen – es stellt sich nämlich heraus, dass das Schaltauge nur von der Steckachse im Rahmen gehalten wird. Wer angesichts von Geometrie und Ausstattung hohe Erwartungen an das Exploro hat, wird definitiv nicht enttäuscht. Mit neun Kilo inklusive Pedalen vergleichsweise leicht, ist das Rad ausgesprochen vortriebsstark und leichtfüßig, dabei angenehm laufruhig, ohne träge zu wirken. Der konventionell geformte Lenker lädt zu kompakter Rennhaltung ein, und so wird eine Tour auf dem 3T unweigerlich zu sportlich-schnellen Angelegenheit. Sportlich im positiven Sinne ist auch der Preis: Knapp 4.500 Euro für ein extrem gut ausgestattetes Rad einer inno-
Sportlich geschnittener Rahmen Leicht und vortriebsstark Sitzhaltung und Geometrie am Rennrad orientiert Hinterradeinbau ungewohnt
TESTFAZIT Das 3T Exploro ist das Rennrad unter den Gravelbikes. Geometrie und Sitzhaltung sind sportlich, die Ausstattung für jedes Gelände gerüstet. Ein Graveller für Mehrtages touren will das preisaggressive Edelbike freilich nicht sein.
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BULLS
2.049 EURO
GRINDER 4
SPEZIFIKATIONEN Rahmen
Aluminium
Gabel
Carbon
Schaltung
Shimano GRX RX810
Kurbelsatz
Shimano GRX RX810 40 Z.
Kassette
Shimano Deore 11-42 11f.
Bremsen
Shimano GRX810
Laufradsatz
Bulls
Bereifung
Schwalbe G-One Ultrabite TLE
Lenker
Bulls Gravelbar
Vorbau
Bulls MTB-SL CCS
Sattel
Bulls
Stütze
Bulls Duroflex Carbon
GEWICHTE Komplettrad* 10,08 kg Vorderrad**
1.650 g
Hinterrad**
2.360 g
Steckachsen 120 g (hinten, vordere Achse fest) * Komplettrad ohne Pedale ** Mit Bereifung, Rotor, Kassette (HR)
EINSATZGEBIETE Trail Tour Straße
Mit 1x11-Schaltung und kräftig profilierten Reifen wendet sich Bulls’ Gravelbike an sportliche Fahrer, denen das kompakte, quirlige Rad viel Fahrspaß verspricht. Seit sechs Jahren ist das Grinder am Markt, und aufgrund seiner Vielseitigkeit ist es durchaus beliebt. Als Trail Grinder mit Dropper Post und extrabreiten Reifen spricht es Offroader an, und als Daily Grinder mit Vollausstattung ist es gut geeignet für Pendelfahrten und Gepäcktouren. Und natürlich gibt es das Rad als „richtigen“ Graveller, wobei das Grinder 4 mit 2.049 Euro die teuerste Variante ist. Wie seine günstigen Geschwister basiert es auf einem Aluminiumrahmen mit Carbongabel, der mit harmonischen Formen gefällt: Die Hauptrohre sind rund, wobei das Oberrohr ovalisiert ist; Schaltzug und Bremsleitung verlaufen im Unterrohr, an der Gabel ist die Hydraulikleitung aber außen verlegt. Montieren kann man zwei Flaschenhalter – wobei am Unterrohr
bereits ein magnetischer Fidlock-Flaschen halter angebracht ist –, dazu Schutzbleche und einen Gepäckträger hinten. Kompakt und quirlig Die bereits erwähnte Vielseitigkeit benötigt natürlich eine passende Geometrie. Auf dem Bulls sitzt es sich recht kompakt und eher aufrecht, wozu auch der kurze Vorbau beiträgt. Dieser trägt zu einem sehr handlichen, agilen Lenkverhalten bei, durch das sich das Bulls ausgesprochen sportlich fährt – bei langsamer Fahrt ist es etwas nervös und muss mit ruhiger Hand dirigiert werden. Die gefühlt hohe Steifigkeit sorgt für flotte Beschleunigung. Bulls montiert eine spezielle Carbonsattelstütze mit ovalem Querschnitt, die zusammen mit einem Dis-
1 Hier kann ein „MonkeyLink“-Rücklicht ein gesteckt werden, das dann supersicher hält. 2 Am Unterrohr findet sich ein Halter für eine magnetische Trinkflasche. 3 Schwalbe-Reifen und 32-Loch-Felgen können auf Tubeless umgerüstet werden. 4 Flatmount-Bremsen und Steckachse gehören zu einem modernen Gravelbike dazu. 5 Sehr solide sieht dieser Zugausgang am Unterrohr des Bulls aus.
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BULLS Grinder 4
tanzstück ins Sitzrohr geschoben wird und für Vibrationsdämpfung sorgen soll. Manch konventionell runde Carbonstütze flext aber deutlich stärker als das Duroflex-Modell von Bulls. Ebenfalls markentypisch sind die praktischen MonkeyLink-Steckplatze an Sattelklemme und Vorbau, die am Testrad mit Reflektoren bestückt sind. Sie nehmen spezielle Akkuleuchten auf, die dann fest und verdrehfrei am Rad halten. Bissige Bremsen, präzise Schaltung Das Grinder 4 kommt offiziell mit kompletter Shimano GRX-RX810, wobei am Testrad die 600er Schalthebel montiert sind, die dank glatterer Griffgummis etwas angenehmer in der Hand liegen. Mit 1x11 Gängen ist das Grinder 4 sportlich abgestimmt, dabei mit 40er Kettenblatt und 11 bis 42 Zähnen hinten breit genug aufgestellt. Die bissigen Bremsen und präzisen Schaltvorgänge der Gruppe überzeugen auf ganzer Linie – kein Wunder, dass die GRX bei Gravelbikes den
Standard setzt. Dazu kommt ein solider 32-Speichen-Radsatz, der fahrfertig gut vier Kilo wiegt und wie die bissigen SchwalbeReifen ohne Schläuche gefahren werden kann – das dürfte immerhin knapp 200 Gramm einsparen. Doch angesichts der angenehmen Fahreigenschaften des Bulls muss man nicht aufs Gramm schauen. Optisch freilich hätten wir uns beim Test rad etwas mehr Sorgfalt gewünscht – die Grüntöne von Rahmen, Reifen und an der Gabel passen nicht so recht zusammen (wobei es unsere grasgrünen Pedale nicht gerade besser machen). Und auch bei diesem Rad sollte man auf das Modell eine Stufe darunter hinweisen, das Grinder 3. Es ist ebenfalls mit GRX 1x11 ausgestattet und der Rahmen sieht bis auf die Schnellspannachse hinten baugleich aus; allerdings kostet es satte 500 Euro weniger. Gerade für Einsteiger ist das ein sehr interessantes Angebot.
Steif, handlich, agil Hochwertige Ausstattung Kann alltagstauglich nachgerüstet werden Schwerer Laufradsatz
TESTFAZIT Das Bulls Grinder 4 überzeugt als Allrounder mit agilem Charakter und vielseitiger Nachrüstbarkeit. In der vorliegenden Version ist es top für flotte Offroad-Touren, dabei mit der kompakten Sitzhaltung auch im Alltag sehr gut fahrbar.
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CANNONDALE
8.399 EURO
TOPSTONE CARBON LEFTY 1 SPEZIFIKATIONEN Rahmen
BallisTec Carbon
Gabel
Lefty Oliver Carbon
Schaltung
Sram Force AXS/X01 Eagle eTap
Kurbelsatz
Sram Force AXS 1x 40 Z.
Kassette
Sram XO1 Eagle 10-52 12f.
Bremsen
Sram Force AXS
Laufradsatz
Cannondale HollowGram Carbon 650B
Bereifung
WTB Byway/Venture
Lenker
Cannondale HollowGram SAVE SystemBar Carbon
Vorbau
Cannondale Save
Sattel
Fabric Scoop Elite Shallow
Stütze
Cannondale HollowGram SAVE Carbon
GEWICHTE Komplettrad* 9,79 kg Vorderrad**
1.480 g
Hinterrad**
1.970 g
Steckachsen 40 g (hinten, vordere Achse fest) * Komplettrad ohne Pedale ** Mit Bereifung, Rotor, Kassette (HR)
EINSATZGEBIETE Trail Tour Straße
Als quasi vollgefederter Graveller ist das Topstone etwas ganz Besonderes. Mountainbiker dürften auf den ersten Blick begeistert sein – doch geht das Konzept wirklich auf? Mit „Lefty Oliver“-Luftfedergabel und Softtail-Hinterbau ist das Cannondale Topstone ein sehr ungewöhnliches Gravelbike. 30 mm Federweg vorne wie hinten versprechen ein großes Maß an Stoßdämpfung, was gerade Mountainbiker ansprechen dürfte, die mit einem Graveller liebäugeln. Ausgestattet ist das Rad mit der elektronischen Force 1x12 von Sram. Mit 1:4-Schnellgang und 40/52er Untersetzung ist der Übersetzungsumfang gigantisch; selbst der größte Gangsprung mit satten zehn Zähnen vom 42er aufs 52er Ritzel läuft sehr geschmeidig ab. Die 28-Loch-Carbonfelgen sind mit 23 mm Maulweite auf breitere Tubelessreifen ausgelegt; die am Topstone montierte WTB-Mischung geht aber nicht ganz auf: Der Byway ist mit Slick-Lauffläche
nicht für rutschige Wurzeln oder feuchten Untergrund gemacht; der vorne montierte Venture mit Lamellenprofil bietet schon etwas mehr Grip. Komfort an Cockpit und Sattel Ein Highlight ist das Cockpit mit abgeflachtem Carbonlenker, der von oben auf den Save-Vorbau geschraubt wird. Das sieht faszinierend aus, zumal gleich noch ein Halter für den Radcomputer montiert ist; außerdem erlaubt die Verbindung eine Justage des Lenkerwinkels um 8°. Der Lenker weist keinen „Flare“ auf, wie es bei Gravelbikes meist üblich ist – gerade an diesem Rad verwunderlich. Die stoßdämpfende Sattelstütze wurde am Testrad vom superbequemen Fabric Scoop Elite Shallow gekrönt; in der
1 Die Lefty-Federgabel verleiht dem Cannondale eine unverwechselbare Optik. 2 Der „Softtail“-Hinterbau verfügt über ein Drehgelenk an den Sitzstreben, aber keins unten. 3 Der Lenker wird auf den Vorbau geschraubt und kann um 8° im Winkel verstellt werden. 4 Bevor das Laufrad von der Steckachse gezogen werden kann, muss der Bremssattel gelöst werden. 5 Ganze 500 % Übersetzungsbandbreite bietet die Eagle-Kassette.
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CANNONDALE Topstone Carbon Lefty 1
Serie verbaut Cannondale Fizik-Sättel. Angesichts des Federweges von gerade mal 30 mm kann die Gabel natürlich nicht sehr sensibel abgestimmt werden. Die Lefty fällt nie durch ungewünschtes Eigenleben auf, wird aber auch erst auf wirklich grobem Terrain aktiv. Auf Schotter macht es keinen Unterschied, ob sie offen oder blockiert ist – der 47er WTB-Reifen ist bei entsprechendem Luftdruck) schluckfreudig genug, um Vibrationen und kleinere Stöße zu absorbieren, und angesichts der hohen Front bringt man ohnehin weniger Druck aufs Vorderrad. Wo es steinig wird und quer verlaufende Wurzeln lauern, ist sie dagegen in ihrem Element und nutzt den Federweg voll aus. Straffe Federung, glatte Reifen Und das Topstone hat noch viel mehr zu bieten. Es gefällt sofort mit seiner ausgesprochen handlichen und lebendigen Lenkgeometrie, an der auch die 650B-Laufräder ihren Anteil haben; gleichzeitig ist es bei
hohem Tempo sehr fahrstabil und lässt sich feinfühlig steuern. An seine Grenzen gerät es nur dort, wo man manch anderen Graveller schon schieben würde – an extremen Steilstücken nämlich, die man dank der 4052er Untersetzung wirklich im Schritttempo fahren kann. Der Rahmen ist mit diversen Gewindebohrungen ausgestattet, auch am Oberrohr für eine kleine Tasche; die Bremsleitung verläuft bis hinunter zum Tretlager im Rahmen, wird dann aber an der Kettenstrebe geführt. Mit dem extrem komfortablen Hinterbau und der straffen Gabel ist das Topstone für jede Menge Fahrspaß gut, zumal die Ausstattung rundum top funktioniert. Wer sein Gravelbike auf MTB-Strecken fahren will, dürfte von der Federgabel profitieren; auch die Option, eine absenkbare Sattelstütze nachzurüsten, dürfte MTB-affinen Gravel bikern entgegenkommen. Diese werden sich auch am Gewicht von 9,8 Kilo plus Pe-
Hoher Komfort durch straffe Federung Sehr hochwertige Ausstattung Handlich, spritzig, steif Reifen nicht wirklich Trail-tauglich
TESTFAZIT Mit straffen 30 mm Federweg an Front und Heck ist das Topstone Lefty eine gute Wahl für anspruchsvolle Trails – vor allem, wenn stärker profilierte Reifen nachgerüstet werden. Doch auf auch normalen Gravel-Strecken gefällt das Edelbike mit geschmeidigem Fahrverhalten und hoher Funktionalität.
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83 // GRAVEL
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CUBE
4.049 EURO
NUROAD C:62 SL SPEZIFIKATIONEN Rahmen
C:62 Advanced Twin Mold
Gabel
Cube C:62 Technology
Schaltung
Sram Force XX1 Eagle eTap AXS
Kurbelsatz
Sram Force D1 DUB Carbon 42 Z.
Kassette
Sram XG-1299 Eagle Rainbow 10-50 12f.
Bremsen
Sram Force eTap AXS
Laufradsatz
Newmen Advanced SL X.R.25 Carbon
Bereifung
WTB Riddler TCS
Lenker
Easton EC70 AX Gravel Carbon
Vorbau
Cube Performance Stem SL
Sattel
Natural Fit SLT Carbon
Stütze
Newmen Advanced Carbon
GEWICHTE Komplettrad* 7,96 kg Vorderrad**
1.350 g
Hinterrad**
1.810 g
Steckachsen 79 g * Komplettrad ohne Pedale ** Mit Bereifung, Rotor, Kassette (HR)
EINSATZGEBIETE Trail Tour
Das Top-Nuroad ist perfekt für schnelle Offroad-Einsätze, wo es sich als geländegängiger als ein Crosser und dynamischer als ein MTB erweist. Minimalgewicht und Top-Ausstattung machen es zusätzlich attraktiv. Cube geht zu recht der Ruf einer sehr sportlichen Marke voraus, dabei ist der Hersteller längst zum „Vollsortimenter“ geworden, der bis hin zum E-Cargobike alles anbietet, was Radfahrende brauchen und wollen. Aktuell sind das Gravelbikes, und auch hier hat Cube viel zu bieten. Die Baureihe Nuroad besteht 2021 aus drei neuen Carbon- und fünf modellgepflegten Alu-Bikes, zwei von letzteren mit alltagstauglicher Vollausstattung. Dazu leistet sich die Marke auch noch sieben Cyclocross-Bikes; das junge Segment Gravel geht also nicht zulasten der bewährten Gelände-Renner. Trail-tauglich ausgestattet Dass es sich beim Nuroad um einen Gravel-
ler handelt, sieht man auf den ersten Blick. Sloping-Rahmen (anders als die Cube-Crosser), Flare-Lenker und „Mullet“-Antrieb mit 42er Kettenblatt und 50er Abschlussritzel, dazu gleich 45 mm breite Reifen sind eher auf Trails als auf Rundkurse zugeschnitten. Die Geometriedaten deuten auf eine sportliche, aber nicht zu gestreckte Sitzhaltung hin und weichen nur wenig von denen der Crosser ab; auffällig sind die mit 440 mm recht langen Kettenstreben des Nuroad. Im Profil wirkt der Rahmen schlank, dabei ist das Unterrohr fast so breit wie das Tretlagergehäuse und geht elegant in die leicht hängenden Kettenstreben über. Die Sattelklemme vereint die Vorzüge einer klassischen Schelle mit der schönen Optik einer
Straße
1 Der Glitzerlack an diversen Rahmenpartien passt perfekt zur „Oil Slick“-Optik des SramAntriebs. 2 Ein kurzer Vorbau sorgt für viel Handlichkeit. 3 Funktionell kaum zu toppen ist die kabellose eTap-Schaltung von Sram. 4 500 % Übersetzungsumfang ist das große Plus der 10-50er Kassette.
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17.05.21 10:47
CUBE Nuroad C:62 SL
integrierten Klemmung. Auch die optische Gestaltung des schlichten Renners gefällt mit Flitterlack und „Oil slick“-Akzenten an Antrieb und Cockpit. Nicht allzu viel zu bieten hat das Cube bei den Anbau-Optionen: Schutzbleche lassen sich anbringen, wofür es eigens einen Steg zwischen den Sitzstreben gibt, und natürlich zwei Flaschenhalter. Das deutet darauf hin, dass Cube mit dem Nuroad C:62 vor allem Fahrer anspricht, die ein Rad für mittleres bis anspruchsvolles Gelände suchen und denen ein Mountainbike nicht dynamisch und direkt genug ist. Spritzig und dynamisch Straßenfahrern fällt erst einmal der breite Lenker auf – oben 44, an den Enden 51 cm Mitte-Mitte. Zusammen mit dem 90 mm kurzen Vorbau sorgt das für einen großen Hebel, mit dem sich das Nuroad sehr handlich um Steine, Wurzeln und andere Hürden auf dem Trail steuern lässt. Versierte Fahrer sind mit dem Nuroad freilich anders unterwegs: Bei einem Gewicht von unter acht Kilo ist das Rad so spurtstark und spritzig wie kaum ein zweites; wer’s kann, springt einfach über Hindernisse hinweg und landet dann angenehm weich dank der breiten Tubelessreifen, die auf einen sehr
leichten Carbon-Radsatz montiert sind. Das Cube will ständig in Bewegung sein, es giert nach Tempowechseln, scharfen Bremsmanövern und kraftvollen Antritten, wofür die im schnellen Bereich in Zweierschritten abgestufte Sram-Eagle-Kassette optimal ist. Schalten und Bremsen will man ohnehin ständig – die Funktion der Sram-eTap-Hebel ist nur perfekt zu nennen. Ein Tourer ist das Nuroad in dieser Konfiguration definitiv nicht, aber es gibt ja auch noch das Modell Race, welches mit Shimano GRX 2x11 und 40er Schwalbe G-One Allround eher auf längere Strecken und gleichmäßiges Tempo abgestimmt ist und dazu auch noch 1.400 Euro weniger kostet. Dort kommt auch die Option zur Geltung, an der Gabel einen Lowrider zu befestigen. Dabei sind die gut 4.000 Euro für das Topmodell ein durchaus attraktiver Preis und eine gute Investition für alle, die schnell und dynamisch im Gelände fahren wollen.
Extrem leicht Sehr gut ausgestattet Auf dem Trail agil und vortriebsstark Attraktiver Preis
TESTFAZIT Das Cube Nuroad sorgt für massig Fahrspaß im Gelände und richtet sich an alle, für die Graveln eher schnelle Trail-Tour als Langstrecken-Abenteuer ist. Das superleichte Rad ist perfekt ausgestattet und für das Gebotene durchaus günstig.
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85 // GRAVEL
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VOTEC
2.999 EURO
VRC PRO
SPEZIFIKATIONEN Rahmen
UD Carbon SpeedRelease
Gabel
UD Carbon SpeedRelease
Schaltung
Shimano Ultegra
Kurbelsatz
Shimano Ultegra 52/36 Z.
Kassette
Shimano Ultegra 11-30 11f.
Bremsen
Shimano Ultegra
Laufradsatz
Mavic Ksyrium i19 UST
Bereifung
WTB Expanse
Lenker
Zipp Service Course SL
Vorbau
Zipp Service Course SL
Sattel
Fabric Scoop Flat Elite
Stütze
Votec Werx Carbon
GEWICHTE Komplettrad* 8,57 kg Vorderrad**
1.450 g (mit Achse)
Hinterrad**
1.850 g (mit Achse)
Steckachsen integriert * Komplettrad ohne Pedale ** Mit Bereifung, Rotor, Kassette (HR)
EINSATZGEBIETE Trail Tour
Mit dem VCR Pro schließt Votec die Lücke zwischen Gravelbike und Rennrad. „Road Plus“ bietet die klassische Optik einer Rennmaschine, lässt dabei aber mit maximal 35 mm Reifenbreite auf offroad sehr gut nutzen. Und angenehm preiswert ist das Ultegra-Bike auch. Einsteiger, die heute ein Rennrad suchen, bekommen von Kennern oft zu hören: „Kauf dir lieber ein Gravelbike!“ Ein guter Ratschlag, denn viele Interessierte wissen gar nicht, wie limitiert die klassische Rennmaschine ist. Das Grundproblem ist die Reifenfreiheit: Wo 25 oder 28 mm breite Pneus das Maximum sind, ist man unweigerlich an Asphaltstraßen gefesselt, und wer dann auf seinen Touren dem Autoverkehr entkommen will, hat es schwer. Rennrad Plus für Schotterstraßen Doch was, wenn die Offroad-Optik eines Gravellers einfach nicht passt? Dann schlägt die Stunde des Votec VRC. Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein modernes
Rennrad: Carbonrahmen, Shimano-UltegraAusstattung, Scheibenbremsen und schmale Reifen. Doch so schmal sind die WTB Expanse gar nicht – sie messen satte 32 mm, und damit ist noch längst nicht das Limit erlaubt, das Rahmen und Gabel zulassen. Votec gibt das VRC für 35-mm-Reifen frei, und selbst ein grobstolliger 40er Schwalbe passt gerade so rein (bitte nicht nachmachen). Schon mit dem Erlaubten wird das Votec definitiv zum „All Road“-Bike, wie es der Hersteller nennt. Okay, wurzelige Trails wird man mit diesem Bike nicht unbedingt unter die Räder nehmen – aber dafür ist alles drin, was man sich auch mit dem Trekkingbike zutrauen würde. Schotterstraßen, Wald- und Wirtschaftswege aller Art sind
Straße
1 Die auch optisch gelungene Sattelklemme erlaubt den Ausbau der Stütze, ohne dass die eingestellte Sitzhöhe verloren geht. 2 Der Schein trügt: In diese Gabel passt locker ein 35er Reifen rein. 3 Sehr praktisch sind die SpeedReleaseAchsen aus dem Hause Mavic. 4 Kantige Rohrformen und glatte Flächen bestimmen die Optik des Votec.
128 // GRAVEL
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VOTEC VRC Pro
perfektes Terrain für das Votec – Fahrbahnen, auf denen Tubeless-Reifen und -Felgen vor Durchschlägen schützen und dabei mit reduziertem Druck für Komfort sorgen. Auf der Straße kommen dann agiles Handling und geringes Gewicht ins Spiel. Komfortabel, aber zu lang übersetzt Recht komfortabel ist das Votec ohnehin – zwar sitzt man recht gestreckt, zumal der Hersteller einen 120-mm-Vorbau montiert, doch die weit ausgezogene Carbonstütze
sorgt für ordentlich Flex und entschärft das Heck. Sehr angenehm ist der Sattel des Herstellers Fabric. Am glattflächigen, markanten Rahmen hat sich Votec etwas ganz Besonderes ausgedacht: Wer will, kann die Sattelstütze mitsamt der Sitzklemme entnehmen; dazu werden zwei Schrauben unterm Rohrknoten gelöst. So lässt sich das Rad zum Transport klein machen, ohne dass man danach die Sitzhöhe neu einstellen muss. Interessant sind die SpeedReleaseAusfallenden, bei denen die Steckachsen nur ein kurzes Stück herausgezogen werden müssen. Irgendwelche Montageoptionen gibt es keine, abgesehen davon, dass man kleine Schutzbleche anbringen kann – aber das VRC ist ja auch kein Gravelbike. Das sieht man auch an der Übersetzung: 52/36 Zähne vorne sind sportlich und definitiv etwas für ambitionierte Fahrer; mit 1130 hinten ist das Votec klar auf den StraßenEinsatz zugeschnitten. Die drei anderen Ausstattungsvarianten des VRC sind ähnlich lang übersetzt – Einsteiger-taugliche Komponenten wären eine gute Alternative.
Nah am Rennrad, auch auf der Straße einsetzbar Viel Reifenfreiheit für Naturstraßen Interessante Sattelklemme Leicht, attraktiver Preis Sehr lange Rennrad-Übersetzung
TESTFAZIT Das leichte, schön preiswerte Votec ist eher Rennrad Plus als Graveller und bietet Straßenfahrern ein ungeahntes Maß an Vielseitigkeit. Damit könnte es als Blaupause für eine ganze Fahrradgattung gelten, die zunehmend als eindimensional wahrgenommen wird.
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129 // GRAVEL
Teststrecke_Gravelbikes_sortiert.indd 129
17.05.21 11:02
Gravel TESTJAHRBUCH 2021 ÜBERSICHT TEST Gravelbikes
Preis Trail Tour Straße Web
Seite
3T
EXPLORO TEAM EKAR
4.499 €
8
8
10
www.3t.bike 76
BH
GRAVEL X EVO 3.0
2.699 €
9
10
8
www.bhbikes.com
78
BULLS
GRINDER 4
2.049 €
9
10
7
www.bulls.de
80
CANNONDALE TOPSTONE CARBON LEFTY 1
8.399 €
10
8
7
www.cannondale.com
82
CUBE
4.049 €
10
8
8
www.cube.eu
84
FALKENJAGD ARISTOS CX GRAVEL
7.728 €
10
10
8
www.falkenjagd-bikes.de
86
FESTKA
10.590 €
10
9
10
www.festka.com
88
NUROAD C:62 SL
ROVER X
FOCUS ATLAS 6.8
1.999 € 9 9 7 www.focus-bikes.com
90
FUJI
JARI 1.1
3.179 €
9
10
7
www.fujibikes.com
92
GIANT
REVOLT 1
1.499 €
7
8
7
www.giant-bicycles.com
94
KTM
X-STRADA
1.649 €
8
9
7
www.ktm-bikes.at
96
LIV
DEVOTE ADVANCED
2.499 € 9 9 8 www.liv-cycling.com
98
LOOK
765 GRAVEL RS
4.199 €
8
8
10
www.lookcycle.com
100
MERIDA
SILEX 7000
3.049€
8
10
7
www.merida-bikes.com
102
NINER
RLT9 RDO RIVAL 2X11
3.599 €
8
10
10
www.ninerbikes.com
104
ORBEA
TERRA M20
3.399 €
7
8
10
www.orbea.com 106
PARAPERA
ANEMOS
4.197 €
8
10
9
www.parapera-bikes.de
108
PINARELLO
GREVIL
5.450 €
7
9
10
www.pinarello.com
110
RENNSTAHL
991 GRAVEL
6.240 €
7
9
9
www.rennstahl-bikes.de
112
RITCHEY OUTBACK
1.499 €* 10 10 7 eu.ritcheylogic.com
RONDO
RUUT X
3.799 €
10
9
9
www.rondo.cc 116
ROSE
BACKROAD GRX RX810 DI2
3.949 €
8
9
10
www.rosebikes.de
118
SCOTT
ADDICT GRAVEL 10
114
5.499 €
8
7
10
www.scott-sports.com
120
SPECIALIZED DIVERGE COMP CARBON
4.499 €
9
10
9
www.specialized.com
122
STEVENS
PRESTIGE
1.799 €
9
10
7
www.stevensbikes.de
124
STORCK
GRIX
2.999 €
10
8
8
www.storck-bikes.com
126
VOTEC
VRC PRO
2.999 €
7
8
10
www.votec.de 128
TEST E-Gravelbikes BMC
ALPENCHALLENGE AMP CROSS ONE
Preis
3.999 €
Sport Tour Trail Motor
7
8
7
9
Web
www.bmc-switzerland.com 52
CANNONDALE TOPSTONE CARBON NEO LEFTY 6.099 €
Sonderwertung
www.cannondale.com 54
CANNONDALE TOPSTONE NEO SL
3.399 €
Sonderwertung
www.cannondale.com 55
CORRATEC
E-ALLROAD
3.999 €
7
8
7
8
www. corratec.com 56
FUJI
E-JARI
3.799 €
7
9
7
7
www.gtbicycles.com 58
GT
E GRADE AMP
3.199 €
7
9
8
8
www.gtbicycles.com 60
NINER
RLT E9 RDO
6.299 €
6
9
8
9
www.ninerbikes.com 62
PIVOT
E-VOLT
9.899 €
10
9
6
9
www.pivotcycles.com 64
SPECIALIZED TURBO CREO SL COMP CARBON 5.999 €
9
8
7
9
www.specialized.com 64
STEVENS
E-GETAWAY
4.999 €
10
7
8
7
www.stevensbikes.de 68
STORCK
E:NARIO AE ULTEGRA
4.999 €
9
7
8
9
www.storck-bikes.com 70
Seite_130_GRAVEL_2021.indd 130
17.05.21 13:57