Feckerchilbi 2012

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Gestaltung Logo: Thomas Meier, Interlaken / Grafikatelier Moser, Bern

BRIENZ AM SEE 5.10. - 7.10.2012 FEKKER-CHILBI DER SCHWEIZER FAHRENDEN Radgenossenschaft der Landstrasse, Einwohnergemeinde Brienz, Hotelierverein Brienz, Brienz Tourismus


INHALTSVERZEICHNIS 1. Information der Radgenossenschaft über die 4. Fekker-Chilbi 2. Geschichte der Fekker-Chilbi 3. Anneliese Zimmermann, Gemeinderatspräsidentin 4. Christoph Neuhaus, Regierungsrat Kanton Bern 5. Urs Gossweiler, Verleger 6. Hans Caprez, Journalist Beobachter 7. Gottlieb F. Höpli, Redaktor NZZ, Chefredaktor St. Galler Tagblatt 8. Willi Wottreng, Schriftsteller und Journalist 9. Der Hotelierverein und Tourismus Brienz 10. Die Radgenossenschaft grüsst Sie 11. Jenische Künstlerin: Tanja Nsimba-Nobel 12. Gastkünstler: Michel Praz, Scherenschnitte 13. Musik an der Fekker-Chilbi 14. Filmvorführungen im Kulturzelt 15. Bootsch-Turniere / Schweizermeisterschaften 16. Tombola 17. Hauptsponsoren 18. Sponsoren 19. Schluss-Seite: Festprogramm Erstellung: Radgenossenschaft der Landstrasse, Dachorganisation der Schweizer Fahrenden Hermetschloostrasse 73, 8048 Zürich 044 432 54 44/87 Fax / www.radgenossenschaft.ch 2


1. Information Sehr geehrte Gäste, liebe Marktfahrer, Freunde und Interessierte Vom Freitag 5. Oktober bis Sonntag 7. Oktober 2012 findet die 4. Fekker-Chilbi in Brienz am magischen See statt. Schon seit Januar fragen die Jenischen nach dem Termin der hiesigen Chilbi. Alle freuen sich riesig auf die 3 Tage Gemeinsamkeit, Fröhlichkeit und das Miteinander. Die letzten 3 Jahre haben gezeigt, wie wichtig dieser Anlass für die Jenischen und auch die sesshafte Bevölkerung ist. Kennenlernen in einem Rahmen voller Toleranz Verständnis und kulturellen Gegensätze oder eben, die Gegensätze sind nicht so extrem, wie gemeint. Die Familie, Gesundheit und Liebe steht bei jedem Menschen an oberster Stelle, unabhängig von Kultur, Rasse oder Sprache. Wir freuen uns auf ein kunterbuntes Erlebnis bei unseren Freunden in Brienz. Radgenossenschaft der Landstrasse Sandra Bosshard, Geschäftsleitung / OK

Liebe Fahrende, liebe Freunde und Gäste ein ganz herzliches Willkommen zur

4. FekkerFekker-Chilbi am magischen Brienzersee Wir freuen uns, mit Euch zu feiern, mit Euch zusammen diese Tage zu geniessen, zu tanzen und gute Gespräche zu führen!

Euer BärenBären-Team

Seehotel Bären Brienz

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2. Was ist die Fekker-Chilbi Alte Liebe Die Fekker-Chilbi ist in den verschiedensten Quellen dokumentiert und hat bis spätestens 1830 stattgefunden, wie ein Bericht im Bote der Waldstätte belegt und wurde als Tradition 1982 erstmals wieder durchgeführt. Heinrich Zschokke hat in seinen „Klassischen Stellen der Schweiz“ 1842 über den Kanton Schwyz, Gersau und seine Menschen wie folgt berichtet: Zwischen Wildbächen und Obsthainen, Blumenfluren und Felsen, Alpentriften und Hüttengärten, freundliches Wohnen eines biederen, stämmigen, heitern Völkchens…. Es lebt bekanntlich von Wiesenbau, Alpwirtschaft, Viehzucht; damit wird freilich kein Übermass des Reichtums geerntet; aber auch kein Unmass der Armut verbreitet…

Samstag, 6. Oktober, 14.00 Uhr Seehotel Bären

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(Der Bezirk Gersau) war, um beiläufig von ihm zu reden, mit seinen anderthalbhundert Häusern, ehemals ein eigener, souveräner Freistaat, hatte aber nicht durch seine Winzigkeit das beneidenswürdige Los, in den politischen Stürmen des Weltteils ganz übersehen und vergessen zu werden, wie San Marino inmitten Italiens oder der Freistaat Andorre im Pyrenäental, und wohl andere dergleichen mikroskopische Republiken. Wie gesagt, Napoleon verleibte ihn dem Kanton Schwyz ein. Noch jetzt haben die paar hundert Bürger den Unabhängigkeitsverlust ihres Vaterländchens nicht ganz verschmerzt. Können sie nun keine Landesgemeinde mehr halten, lassen sie doch alle Jahre noch den herwallfahrtenden Gaunern oder Fekker der Schweiz, wie man sie nennt, ihren Landtag mit allen möglichen Lustbarkeiten feiern, ohne dass die Polizei Einspruch tut. Diese „Gauner-Chilbi“ ist Herkommen aus dem grauen Altertum. Schade, dass noch kein schweizerischer Hogarth (William Hogarth, engl. Kupferstecher 1697 – 1764) die bunte Versammlung von Strolchen, Bettlern und Heimatlosen in der Herrlichkeit ihres dreitägigen Ehren- und Jubelfestes zeichnete! 4


Lokalhistoriker datieren die ersten Belege der Feckerchilbi ins 16. Jahrhundert. Ihre Anfänge und Wurzeln sind jedoch nur aus einzelnen Dokumenten erahnbar. Die eigenständige Kleinstrepublik Gersau soll das fahrende Volk der Sage nach ganzjährig konsequent aus ihrem Land vertrieben haben. Weil für ihre Kirchweih der Zuzug von Schaustellern sinnvoll war und um das fahrende Volk nicht über Gebühr zu erzürnen, wurden die Fahrenden an den Kirchweihtagen in der Gemeinde nicht nur toleriert sondern auch traditionell bewirtet. Zeitungsbericht aus dem Jahr 1830 Im «Waldstätter Boten» vom 22. Juni 1830 findet sich eine zeitgenössische Schilderung. Sie zeigt, dass dieses Treffen eine Art jenischer Landtag war, wo neben Tanz und Festbetrieb auch die politische Diskussion ihren Platz hatte: «Am Samstag, Sonntag und Montag nach der hiesigen Kirchweih dürfen die Gauner (in Gersau Fekker genannt) von der Polizey nicht weg gewiesen werden; sie halten dann ihren Landtag, der sehr zahlreich besucht wird. Während diesen drei Tagen führen sich diese Leute untadelhaft auf; Streit, Zänkereien, Diebstähle sind etwas Unerhörtes (...). Am Sonntag nach dem Gottesdienste versammelten sie sich nach alter Sitte, der Landjäger an ihrer Spitze, und zogen von Haus zu Haus, eine Kirchweihgabe zu erbetteln. Nach beendigtem Umzug kehrten sie wieder in ihre Schlupfwinkel zurück und in den Scheunen wurde munter getanzt. Die ältern Männer zogen sich in einen Gaden zurück, um die Angelegenheiten der wandernden Republik zu beratschlagen.» Verbot der Feckerchilbi 1832 Nach der unfreiwilligen Eingliederung der von alters her autonomen und freien Republik Gersau

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hundert bis zweihundert an der Zahl, in Gersau ein.» Auch er erwähnt den Bettelumzug, fügt aber bei: «Nach diesem Umzug kehrten sie wieder in ihr Hauptquartier zurück, wechselten die Kleider, um möglichst <aufgeputzt> zu erscheinen, und nun beginnen auch für sie die allgemeinen Kilbifreuden. (...) Am Montag ist Jahrmarkt. Da kommen auch die Fekker, um ihre Einkäufe zu machen, und wahrlich, sie sind nicht die schlechtesten Käufer.» Fekker-Chilbi im 20. Jahrhundert Als in den 1980er-Jahren ein Gersauer Festkomitee zum Jubiläum der Republik auch wieder eine Fekker-Chilbi abhalten wollte, mussten die Gersauer beim Regierungsrat des Kantons Schwyz eine Bewilligung einholen, denn das Verbot von 1848 wurde nie ausser Kraft gesetzt. Die Jenischen und die Gersauer versuchten zusammen, an den alten Traditionen anzuknüpfen. So fanden in loser Folge wieder einige Fekker-Chilbi statt, in der zeitgemässen Variante natürlich durchorganisiert mit einem OK von Dorfnotablen und einem jenischen Beirat. An der Feckerchilbi selbst war dann jeweils aber nicht allzu viel davon zu spüren, die vielen Musiken und der berühmtberüchtigte Fekker-Kaffee liessen die anarchischen Freuden früherer Zeiten wieder aufleben. An der Fekker-Chilbi 1982 nahm auch Dr. Werner Stauffacher, Zentralsekretär von Pro Juventute, teil und entschuldigte sich bei den Fahrenden. Zur Fekker-Chilbi 2003 schrieb der Bezirksrat: „Der Anlass liegt aber auch im Interesse von Gersau selbst.“ Mit einer Neuauflage der Fekker-Chilbi wird Gersau über die Region hinaus als weltoffener, toleranter Ferien- und Erlebnisort in Erinnerung gerufen. Eine gelungene Fekker - Chilbi hat Signalwirkung für weitere Anlässe in Gersau. Insofern steht die Wiedereinführung in Übereinstimmung mit den Zielsetzungen des von Gersau verabschiedeten Businessplans zur Förderung von Gersau als Tourismus- und Gewerbestandort.

Herzlich willkommen im Brienzerburli - Löwen und Weisses Kreuz Fam. Peter Huggler und Mitarbeiter 6


3. Brienz begrüsst Sie Hoppid – herzlich willkommen! Grusswort der Einwohnergemeinde Brienz Die Einwohnergemeinde Brienz freut sich, dass auch in diesem Herbst Fahrende und Sesshafte, Einheimische und Gäste sich auf der einzigartigen Promenade am See treffen. Ich wünsche allen viele gute Gespräche und einen regen Austausch. Damit können im direkten Kontakt Vorurteile ab- und gegenseitige Wertschätzung aufgebaut werden. Ohne den grossen Einsatz von verschiedenen Organisationen und Einzelpersonen wäre die Durchführung eines solchen Anlasses nicht möglich. Ihnen allen gilt mein Dank. Ein besonderes Dankeschön geht bei der diesjährigen Fekker-Chilbi an die Berichterstatter. Ein geflügeltes Wort sagt: „Tue Gutes und rede darüber“. Damit aber möglichst viele Leute von etwas erfahren, braucht es die Medien. Die Berichterstatter recherchieren, analysieren, schreiben, filmen, dokumentieren. Sie sind der Wahrheit verpflichtet und haben auch den Auftrag, missliebige Vorkommnisse und Zustände zu beleuchten. In dieser Tradition gibt es etliche herausragende Berichterstatter. Oft sind ihre Namen heute nicht mehr in aller Munde, aber die Auswirkungen ihrer Arbeit sind noch präsent. Kennen Sie noch die beiden Reporter Bob Woodward und Carl Bernstein? Ihre Publikationen wurden damals mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet und die von ihnen beschriebene Watergate-Affäre hatte mit dem Rücktritt von Richard Nixon tiefgreifende Folgen in der amerikanischen Innenpolitik. Erinnern Sie sich noch an die Enthüllungen rund um den Fichenskandal? Als Nebengeschichte recherchierte Urs Paul Engeler zur Geheimorganisation P-26 und sorgte damit für etlichen Wirbel. Für seine aktuelle Tätigkeit wurde er übrigens im 2011 als „Journalist des Jahres“ ausgezeichnet. Oder eben die Berichte zu den „Kindern der Landstrasse“. Ohne den Einsatz von Hans Caprez und weiteren Journalisten wären die Missstände rund um die Fremdplatzierung von jenischen Kindern wohl weiter unter Verschluss gehalten worden. Vielen Dank an Hans Caprez und seine Kolleginnen und Kollegen für ihre Hartnäckigkeit und ihre Offenheit. Danke, dass sie sich nicht scheuen, uns den Spiegel vorzuhalten, selbst wenn wir sie oft dafür nicht loben sondern anfeinden. Danke, dass sie mithelfen, die Welt ein wenig gerechter zu machen. Über die Fekker-Chilbi gibt es hoffentlich dann nur Lobendes zu schreiben. Wir freuen uns, wenn in den Medien über ein gelungenes Fest berichtet werden kann. Wenn dem nicht so sein sollte, dann danke, dass sie bei der Wahrheit bleiben und die Verantwortung als Berichterstatter wahrnehmen. Namens des Gemeinderates Die Präsidentin / Der Sekretär Annelise Zimmermann / Thomas Dräyer

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4. Der Kanton Bern grüsst Grüessech mitenang – soyez le bienvenue „Zukunft braucht Herkunft“ – dieses Bonmot wurde vom unvergessenen Bundesrat Ruedi Minger geprägt. Er war der einzige Bauer, der je in der höchsten Schweizer Exekutive Mitglied war. Kam von der Scholle in die Politik und ging nach seinem Rücktritt wieder hinter dem Pflug, zurück auf seinem geliebten Bauernhof. Das nachdem er die Zukunft der Nation auf eidgenössischer Ebene mitgestaltet hatte. „Zukunft braucht Herkunft“ sagte er vor bald einem Jahrhundert und diese Aussage gilt heute mehr denn je. Wer (selbst)bewusst durchs Leben gehen, dieses anpacken und gestalten will, muss wissen, woher sie/er kommt. Wissen wo dass ihre/seine Wurzeln sind. Umso wichtiger ist in der heutigen Zeit ein Event wie das die Fekker-Chilbi ist. Ein Ort wo Fahrende und Sesshafte, Einheimische und Gäste sich begegnen, austauschen, Zeit füreinander haben. Ein Ort wo Traditionen gepflegt werden, Neues entwickelt wird, wo man miteinander spricht, zusammen isst, musiziert, lacht und Freude hat. Gerade auch in einer Zeit, die hektischer wird und niemand mehr für den andern eine Minute übrig haben will. Vieles, das weiss ich als Bauernsohn, wird gerade mündlich überliefert. Darum auch ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen und am schönen Brienzersee in der gleichnamigen Gemeinde das Beisammensein zu pflegen. Ganz im Sinn von „Zukunft braucht Herkunft“. Mit dem Blick nach vorne und selbstbewusst, denn unsere Jenischen haben eine jahrhundertelange Tradition, die es zu pflegen gilt. Nur so kann sie in die Zukunft getragen werden. Nicht zuletzt dank des unermüdlichen Einsatzes von diversen Organisation und Personen, denen ich herzlich danke!

Christoph Neuhaus, Regierungsrat und Regierungsvizepräsident Kanton Bern 8


5. Urs Gossweiler Herzlich willkommen in Brienz zur Fekker-Chilbi 2012 Die ehemals unabhängige Republik Gersau am Vierwaldstättersee gilt als Keim der 2009 in Brienz wiederauferstandenen Fekker-Chilbi. Die Allianz zwischen Republik auf kleinem Raum und den Fahrenden scheint ungewöhnlich. Und doch hat sie einiges an sich: Nur wer klare Wurzeln hat, kann sich unterwegs öffnen für andere Menschen, Landschaften und Kulturen. Und umgekehrt scheinen Fahrende, also Nomaden im besten Sinne, Respekt vor Leuten mit grosser Heimatverbundenheit zu haben. Brienz war zwar nie eine eigene Republik wie Gersau, dennoch ähnlich stur, stolz und voller Traditionen. Das zentrale Musikinstrument der Fahrenden ist das Schweizer Örgeli und die Geige. In Brienz gibt es die Geigenbauschule und im benachbarten Schwanden einen der besten Geigenbogenhersteller weltweit. Fahrende verkaufen ihre Produkte und Dienstleistungen in fremden Städten auf fremden Marktplätzen. Die Brienzer Holzschnitzerei macht dies seit rund zwei Jahrhunderten ebenso. Die Fahrenden sind zu Recht stolz auf die Erhaltung ursprünglicher Lebensformen und traditionellem Handwerk wie Messerschleifen. Brienz ist – ebenfalls zu Recht – stolz auf das Freilichtmuseum Ballenberg, das früheres Brauchtum und wirtschaftliche Tätigkeiten im besten Sinne konserviert. Die Fahrenden müssen die ihren nicht konservieren; sie leben es. Deshalb kommen sie uns so exotisch vor. Dabei sind sie konservativer als wir sogenannt sesshaften. Brienz als Austragungsort der Fekker-Chilbi der Neuzeit liegt am gleichnamigen See. Dieser ist als einziger See der Schweiz benannt nach dem Ort oben am See und nicht dem an seinem Ausgang. Es gibt in der Schweiz mehrere Rothörner aber nur ein Brienzer Rothorn. Dies ist umso erstaunlicher, da sich gerade hier ein neutraler Name aufgedrängt hätte, da auf dem Gipfel nicht weniger als drei Kantone (BE, LU, OW) zusammen kommen. Und Brienz gilt für manche als Ursprung für den weltberühmten Käse Sbri(e)nz. Wir waren zwar nie eine Republik wie Gersau, eigenständig und eigenwillig sind wir jedoch geblieben. Und egal wo wir leben auf dieser Welt: Ein Brienzer bleibt ein Brienzer. Es sei denn, er käme vom Kienholz. Sie kennen das Kienholz nicht? Dies ist die Gemeinde, die vor über 800 Jahren mit Brienz fusionierte. Doch in so kurzer Zeit wird man noch lange nicht zum Brienzer. Die Schweizer Fahrenden können ein Lied davon singenK

Urs Gossweiler, Verleger Verleger der 1896 gegründeten Lokalzeitung «Der Brienzer»

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6. Hans Caprez Mit Mut und Selbstbewusstsein in die Zukunft Es freut mich sehr, dass ich an dieser Stelle einige Überlegungen zum Stand der Jenischen heute und insbesondere zur unheilvollen Verfolgung unserer kleinsten Schweizer Minderheit machen darf. Meine persönlichen Beziehungen zu den Jenischen reichen bis weit in die Kindheit zurück. Denn mein Grossvater mütterlicherseits gewährte den Jenischen - wenn sie bei uns im Bündner Dorf Castrisch Halt machten - grosszügig Gastrecht. Er tat dies aus Dankbarkeit. Wie er erzählte, sei er als kleiner Bub fast erblindet. Kein Arzt habe helfen können. Eine jenische Kräuterfrau habe schliesslich die richtige Medizin gebraut und ihn vor dem Erblinden gerettet. Dass in den Sommermonaten der 50-ziger und 60-ziger Jahre immer weniger jenische Familien im Dorf Halt machten, hatte - wie ich viel später, im Herbst 1971, schmerzlich erfahren musste - kaum mit der besseren Konjunktur und dem steigenden Wohlstand zu tun. Damals war ich ein junger Mann und erst seit einem Jahr Redaktor beim Beobachter. Da die Türe meines Büros immer für alle offen stand, kam eine Frau herein, stellte sich als Theres Huser vor und erzählte mir eine unglaublich scheinende Geschichte. Pro Juventute habe ihr alle fünf Kinder weggenommen. Als Grund habe das Hilfswerk ihren angeblich liederlichen Lebenswandel genannt. Das sei erlogen. In Wirklichkeit habe man ihr die Kinder gestohlen, weil sie eine Jenische sei und im Wohnwagen leben wolle. Im Herbst 1952 habe sie sich - hochschwanger - in einem Wald versteckt, um dem Zugriff von Pro Juventute zu entgehen. Zwei Polizisten hätten sie aufgespürt und per Schub ins Tessin - in ihren Herkunftskanton verfrachtet. Im Spital von Bellinzona habe sie das Kind geboren. Es sei umgehend weggenommen worden. Seit Jahren habe sie von den Kindern kein Lebenszeichen mehr, und auch ein Prozess bis vor Bundesgericht habe nichts genützt. Die jenische Frau erzählte mir das alles so eindrücklich, dass ich ihr glaubte und mit ersten Recherchen begann. Pro Juventute verwies kühl und abweisend auf das Urteil des Bundesgerichts und gab keinerlei Auskünfte. Ich sagte mir: Wieso soll ich dem Bundesgericht mehr glauben als der jenischen Mutter und recherchierte weiter. Bald fand ich glaubwürdige Zeugen, die ein ganz anderes Bild von Theres Huser vermittelten. Ich telefonierte mit ihrem Anwalt, der mir alles bestätigte. Ich fand die Hebamme, die Frau Huser bei einer anderen Geburt betreut hatte. Auch von ihr hörte ich nur Positives. Schliesslich machte ich den Polizeifunktionär ausfindig, der den Abtransport organisiert hatte. Auch er hatte die Verhaftung kritisiert, musste sich aber auf „Weisung von Oben “fügen. Weitere Recherchen zeigten, dass es vielen andern jenischen Müttern 10


ähnlich ergangen war. So publizierte ich im April 1972 den ersten Artikel unter dem Titel: „Fahrende Mütter klagen an“. Damit stach ich in ein Wespennest. Man stelle sich vor: Hier der Beobachter-Redaktor mit seiner Kritik am un-menschlichen Vorgehen des Hilfswerkes. Dort die damals mächtige Pro Juventute, all‘ die Grossbürger, all‘ die Lehrer und Helfer der Institution, die das Geschehen nicht wahrhaben wollten und zu Tausenden das Abo kündeten. Wenig später bestellte mich der damalige Beobachter-Verleger Max Ras in sein Büro. Ich befürchtete nichts Gutes. Doch er sagte: „Als meine Vorfahren in die Schweiz kamen gehörten wir auch zu einer verfolgten Minderheit. Darum ziehen wir das durch, egal, was es kostet“. Und deshalb folgten weitere Artikel mit schlimmen Details. Schliesslich musste Pro Juventute das Hilfswerk auflösen. Das sind jetzt genau 40 Jahre her. Die Zerstörung der jenischen Familien hat Hunderte von Kindern und ihre Eltern ins Elend gestürzt. Noch heute suchen einzelne Jenische nach verschollenen Angehörigen. Die Fekker-Chilbi in Brienz zeigt mir aber auch, dass die jenische Minderheit weiterlebt und ihre Traditionen selbstbewusster pflegt und an die nächste Generation weitergibt. Zögerlich zwar nimmt auch der Staat die Jenischen als eigen-ständige Minderheit wahr und unterstützt - wenn auch eher schmürzelig - ihre Selbsthilfeorganisationen. Vieles bleibt allerdings noch zu tun, vor allem was die Standplätze betrifft. Denn ohne genügend Standplätze kann sich die traditionelle jenische Lebensweise nicht entfalten. Und auch das Wissen um die vom Staat und den Behörden finanziell unterstützte Verfolgung der Jenischen durch die Pro Juventute darf nicht verloren gehen. Über dieses dunkle Kapitel der jüngeren Schweizer Geschichte sollte in den Schulbüchern berichtet werden. Wie wär‘s, wenn Pro Juventute in ihrem Jubiläums Jahr - die Stiftung feiert ihr 100jähriges Bestehen - ein solches Vorhaben als kleine Geste der Wiedergutmachung finanzieren würde? Hans Caprez, Journalist Bilder aus dem Film : « Kinder der Landstrasse » Hans Caprez deckte vor 40 Jahren den Skandal um das «Hilfswerk für die Kinder der Landstrasse» auf. Die Verantwortlichen versuchten den Beobachter-Redaktor zum Schweigen zu bringen und übten Druck auf den Verleger aus. 11


7. Gottlieb F. Höpli Weggenommen, entzogen, entführt Kinder als Opfer erwachsener "Fürsorge" Wer Kinder grossgezogen und ihnen zum Beispiel den Petit Prince von St. Exupéry erzählt hat, der müsste es eigentlich wissen: Nicht immer, und sogar recht selten, wissen Erwachsene von den wichtigen Dingen des Lebens mehr als Kinder. Nur dumm, dass sie das meist vergessen, wenn sie die Rolle des Vaters oder der Mutter ablegen und sich in ihr Büro begeben, wo sie angeblich Wichtigeres zu tun haben. Das gilt für das schlimme Tun des sogenannten Hilfswerks "Kinder der Landstrasse" ebenso wie für die Wegnahme von Kindern durch einen rachsüchtigen Elternteil: Für die 100 bis 150 Fälle solcher Entführungen pro Jahr, habe ich mich seit Anfang der achtziger Jahre in den Medien eingesetzt (aber nicht nur), nachdem ich einmal vom unermüdlichen, phänomenalen Engagement Monique Werros dafür sensibilisiert wurde und eine grosse NZZ-Reportage geschrieben habe, die dann erst noch den Zürcher Journalistenpreis erhielt. Damit war klar: Für diese Kinder musste etwas getan werden! Kinder ihrer Mutter aus privaten oder – fast schlimmer noch – ideologischen Gründen wegzunehmen, ist eine besonders perverse Form der Fürsorge. Das trifft für die "Kinder der Landstrasse" ebenso zu wie die Kindesentführungen rachsüchtiger Väter ins Ausland, wo sie der schweizerischen Gerichtsbarkeit oft entzogen sind. Was ich gelernt habe: Solche "Entziehungen", wie sie im schweizerischen Strafgesetzbuch Art. 220 genannt werden, geschehen eigentlich nie aus Liebe zum Kind, aus aufrichtiger Überzeugung, ihm ein besseres Leben zu ermöglichen, sondern aus verletzter Ehre, oder aus der verblendeten Meinung, das eigene Umfeld sei zum vorneherein höherwertig als jenes, in dem das Kind sich aufhielt. Das gilt für "unsere" Fällle von KAindesentziehungen – die Angelsachsen nennen es "legal kidnapping" – ebenso wie für das Kidnapping des sogenannten Hilfswerks "Kinder der Landstrasse". Ich wünsche Ihnen allen eine wunderbare Fekker-Chilbi 2012. Gottlieb F. Höpli, Redaktor (NZZ-Redaktor von 1978-94, wo er sich ab 1982 als Präsident der Zürcher Gruppe gegen Kindesentführungen für die Sensibilisierung von Behörden, Polizei und Öffentlichkeit einsetzte. Von 1994-2009 Chefredaktor des St. Galler Tagblatts). 12


8. Willi Wottreng, Schriftsteller Wenn Behörden den Fahrenden einen Platz zuweisen, liegt er oft am Rand einer Autobahn, einer Kiesgrube, hinter irgendwelchen Zäunen. Ausgenommen der neue Platz in Aarau. Wenn die Jenischen sich selber einen Platz für ihre FeckerChilbi auswählen, liegt er am schönsten Gestade, mit Blick auf Wasser und Berge. In Brienz etwa. Doch wo so viel Paradies ist, muss auch der Störverkehr etwas mächtiger sein. Den liefern die Donnervögel des eidgenössischen Militärdepartementes, die aus dem Tal vor Meiringen ausbrechen und über den Brienzersee hinwegbrausen. Man bleibt in der Wirklichkeit zu Hause. Die Fecker-Chilbi kehrt dennoch auf ihre Art die Verhältnisse um. Wurden Märkte auf dem Land und in Kleinstädten traditionellerweise von den Sesshaften organisiert und von den Fahrenden als Verkaufsanlass genutzt, sind es hier die Fahrenden selber, die organisieren und die Sesshaften als Gäste bei sich einladen. Zu Musik, Trinken und Tanz, zu Gespräch, Akrobatik, Handwerk und jenischem Sport, und eben: zu Musik und Trinken und Plaudern. Es ist eine Tradition, die über die Jahrhunderte auflebte und wieder erstarb: das Fest derjenigen, die in der Innerschweiz als "Fecker" bezeichnet wurden, der Jenischen und Fahrenden. Zeitweise soll die "Fecker-Chilbi" - berühmt ist jene im Freistaat Gersau am Vierwaldstättersee - einer Landsgemeinde geglichen haben, wo über Anliegen des fahrenden Volkes beschlossen wurde. Es ist zu wünschen, dass auch heuer aus dem "Tiberen" und dem Palavern – dem Austausch von Jenischen und Nichtjenischen - Ideen fürs weitere Leben der Fahrenden erwachsen. Ein Leben, das die Behörden einst abzutöten versucht hatten. Jahrmärkte der Sesshaften waren in den vergangenen Jahrhunderten auch von Schrecken begleitet. Wenn den Obrigkeiten wieder einmal einfiel, ein paar Gauner, Vaganten und Diebsgesindel, wie das hiess, öffentlich hinzurichten. Zur Ermahnung an Zucht und Ordnung. Die Fecker-Chilbi dagegen lässt hochleben. Sie feiert die Wiedererweckung des jenischen Volkes.

Willi Wottreng, Redaktor und Schriftsteller Redaktor "NZZ am Sonntag" und Autor des Buches "Zigeunerhäuptling" über Robert Huber, ehemaliger, langjähriger Präsident der Radgenossenschaft der Landstrasse 13


9. Der Hotelierverein und Tourismus Brienz begrüssen Sie Für die Mitglieder des Hoteliervereines Brienz und für die Vertreter von Brienz-Tourismus ist es eine ganz besondere Ehre, unsere Freunde die Schweizer Fahrenden zur 4. FEKKER-CHILBI in Brienz willkommen zu heissen. Unser Dank geht dieses Jahr an die Medien, welche in jahrelanger Tätigkeit die Jenischen unterstützt und deren Anliegen als Minderheit vertreten haben. Ohne die wagemutigen Journalisten, die immer wieder brisante Themen rund um die Verfolgung der Jenischen und deren Ängste und Bangigkeit aufgegriffen haben, wäre vieles im Unklaren geblieben, wären schlimme Verfehlungen der Behörden, der Pro Juventute und des Bundes nicht offiziell bekannt geworden. Schrecken, Fassungslosigkeit, Entsetzen, Panikattacken, Furcht und lähmende Verzweiflung haben diese Schweizer Bürger über Jahrzehnte begleitet. Sie wurden beschimpft, aus den Dörfern gejagt, als Diebe verurteilt. Ihre Kinder wurden den Jenischen weggenommen und in Heimen oder als Verdingkinder untergebracht. Mütter, die sich dagegen auflehnten, wurden eingesperrt oder landeten in den gefürchteten Irrenhäusern. Grausige, erschütternde Geschichten kamen ans Tageslicht und dank dem mutig-kühnen Journalisten Hans Caprez und der couragierten Zeitschrift „Der Schweizerische Beobachter“ wurden diese Fälle erstmals publik. Im Jahr 1972 erschienen erste Artikel über diese barbarischen Fälle. Viele Leser taten diese Tatsachenberichte jedoch als Schauergeschichten und böse Märchen ab. Sie konnten sich einfach nicht vorstellen, dass Schweizer Behörden auf solch gefühllose, teils gewalttätige, gar gnadenlose und rechtswidrige Art vorgehen. Nach Hans Caprez haben viele weitere Journalisten für die Fahrenden die Fackel hochgehalten, sie sind ihnen über Jahrzehnte zu Hilfe gekommen und haben immer wieder mahnend die Stimme erhoben. Die Medien haben Plattformen zu Diskussionen, Vorträgen, Debatten, Informationen und Meinungsaustausch geboten. Ohne die immer wieder veröffentlichten Artikel über die verlangte Zusammenführung der Kinder der Landstrasse mit ihren Familien, ohne die von der Presse geforderte Entschädigung und Wiedergutmachung an die Opfer, wäre alles versandet und vergessen worden. Sogar eine Entschuldigung rangen die Medien dem Bundesrat ab: Alt Bundesrat Alfons Egli entschuldigte sich am 3. Juni 1986 im Nationalratssaal offiziell für das den Jenischen angetane Unrecht. Liebe Journalisten, liebe Medien- und Presse-Mitarbeiter, wir danken Euch für Euer immer wieder mutiges Eingreifen, Eure Präsenz bei Notfällen und schlimmen Vorfällen, wir danken Euch, dass Ihr den Jenischen, diesen besonderen Menschen, dieser Minderheit mit Herz und Courage beigestanden seid und es noch immer tut! Habt Dank, macht weiter so und berichtet über üble Zustände, deckt verbrecherische Angelegenheiten auf, habt Mut einzustehen für Gerechtigkeit, Ehrlichkeit, Loyalität und Objektivität. Seid herzlich WILLKOMMEN am magischen Brienzersee bei der 4. FEKKER-CHILBI! HOTELIERVEREIN BRIENZ und BRIENZ-TOURISMUS Ruedi Rubi Präsident, Monique Werro OK Fekker-Chilbi

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10. Die Radgenossenschaft grüsst Sie Die Radgenossenschaft der Landstrasse ist die Dachorganisation der Schweizer Jenischen, Fahrenden. Unser Hauptziel ist es, die Verständigung zwischen Sesshaften und der fahrenden Bevölkerung zu verbessern. Wir sind für Fragen, Probleme oder Hilfestellungen für die Schweizer Jenischen zuständig. Zusätzlich sind wir Anlaufstelle für Bund, Gemeinden, Kantone, Medien und diverse Organisationen. Wir informieren SchülerInnen und StudentInnen über die Arbeit, die Problemkreise sowie die Lebensweise des jenischen Volkes. Die Radgenossenschaft setzt sich bei den Kantonen für die Schaffung neuer Stand– und Durchgangsplätze ein. Sie vermittelt bei Problemen zwischen den Gemeinden als Betreiberin und den BenützerInnen der Plätze. Immer noch sind die Schweizer Jenischen für viele Sesshafte eine unbekannte Minderheit. Viele erinnern sich an „Kinder der Landstrasse“, können jedoch den Bezug nicht mehr herstellen. So ist es unsere Aufgabe, nicht nur die Jenischen in allen Lebens-lagen zu unterstützen, sondern auch der Schweizer Bevölkerung von der Jenischen Existenz zu berichten. Von den Problemen in alltäglichen Lebenslagen, wie Schule, Arbeit und vor allem Wohnen. Für jeden Menschen ist das Zuhause der wichtigste Ort. Dies gilt auch für die Jenischen. Aber ihr Zuhause ist täglich bedroht. Stand- und Durchgangsplätze sind viel zu wenige vorhanden, werden wieder geschlossen oder durch die Bevölkerung boykottiert. Der tägliche Kampf um das Zuhause, ist das tägliche Schicksal. Leider muss festgestellt werden, dass der Jenische Lebensraum bedroht ist. Kaum vorstellbar, dass so etwas in der Schweiz möglich ist. Bedrohter Lebensraum ist vor allem bei Tierarten bekannt. Dort wird aktiv dagegen angekämpft, informiert und reagiert. Nicht so beim Lebensraum der Jenischen. Es ist zwar auch im Bundeshaus bekannt, doch die Schweizer Behördenberge sind kaum zu erklimmen. So sind die Jenischen eine anerkannte Minderheit in der Schweiz, welche das Recht auf Unterstützung hat. Leider nützt dieser Minderheitsstatus den Jenischen kaum und verändert nur wenig. Bis ein Stand- oder Durchgangsplatz erstellt ist, kann es bis zu 20 Jahren dauernK Wir können die Bürokratie nicht mindern, aber für die Jenische Minderheit kämpfen. Sie haben die gleichen Rechte und auch Pflichten, wie alle Schweizer. Zusammen mit den Medien ist es möglich, die Schweizer Bevölkerung zu sensibilisieren und informieren. Nur so hat die Kultur der Schweizer Jenischen auch eine Gegenwart und Zukunft. In diesem Sinne danken wir von der Radgenossenschaft der Landstrasse, den Medien, Journalisten, Schriftstellern und anderen Menschen, welche die immer noch traurige Geschichte der Schweizer Fahrenden publik machen.

Radgenossenschaft der Landstrasse Sandra Bosshard, Geschäftsleitung

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11. Jenische Künstlerin: Tanja Nsimba-Nobel Tanja Nsimba-Nobel, Jg. 56, malt keine Wohnwagen. Als „Kind der Landstrasse“ wurde sie mit 15 Jahren zum ersten Mal mit ihrer Herkunft und Identität konfrontiert. Die Adoptivmutter gab ihr auf den Lebensweg: „Du bist und bleibst eine Zigeunerin, aus dir wird nie etwas Rechtes!“ Vielleicht hatte das vernichtende Urteil damit zu tun, dass Tanja ihre Identitätssuche auch künstlerisch auslebte. Ihr wechselvolles Leben wurde nicht nur durch Herkunft und verschiedene Berufe geprägt. Ihr afrikanischer Mann und die gemeinsamen Kinder liessen Tanja für lange Jahre in eine weitere „exotische“ Kultur eintauchen. Seit rund 10 Jahren aber drehen sich ihre Gedanken wieder zentral um die jenische Identität. Sie fühlte sich „in den Beton gedrückt“ und findet es schade, dass es rund um die Jenischen so viele unsichtbare Grenzen gibt: zwischen Bauern und Jenischen, zwischen „Beton-Jenischen“ und „Fahrenden“. Keiner kann sich vorstellen, in die Lebensweise des andern zu wechseln. „Die Geschichte soll sich nie wiederholen“, sagt Tanja und betont im gleichen Satz: „Ich bin kein Opfer. Meine Geschichte macht mich stark und zu dem, was ich bin: eine Jenische, so wie ich bin und ganz egal, wer was darüber denkt!“ Jedes ihrer Bilder ist für Tanja ein neues Experiment. Was sie beschäftigt, fliesst nicht nur in den Titel der Bilder ein. Jede Skizze beginnt damit, dass sie die Elemente in Worten zu Papier bringt. In einem langen Prozess werden die Worte mit Bildern übertüncht, die nicht zuletzt aus der Musik entsteht, die beim Malen ihr ständiger Begleiter ist. Am Ende des Prozesses stehen die (meist in Tuschtechnik gefertigten) Werke als eigenständiger Ausdruck von Tanjas Weg. Wenn der Betrachter seine Lebenserfahrung mit dem Bild in Verbindung bringen kann, haben sich die Wege gekreuzt. Ein Bild, das zum Beispiel die Demenz thematisiert, wird dadurch zu einem „jenischen Bild“, dass die Künstlerin auf allen ihren Wegen sich selber bleibt, genau wie die jenische Gemeinschaft und Kultur, die gerade eben in der Vielfalt und im steten Wandel lebt.

GALERIE SEEHOTEL BÄREN BRIENZ Samstag, 14.00 Uhr Begrüssungsapéro 16


12. Gastkünstler: Michel Praz, Scherenschnitte Michel PRAZ est attiré par la montagne dès l’âge de 7 ans où déjà, en groupe, il participe à des randonnées en Vanoise. Quitte la Bourgogne en 1970 pour la région parisienne et y exerce son métier de dessinateur en Archi-tecture, les week end se partagent entre la Bourgogne et les Alpes. En 1984 des circonstances l’amènent à participer à des tournages de films et des animations commerciales en parallèle de son activité d’Archi-tecture. Ce qui l’amène en 1985 à interrompre les randonnées dans les Alpes Françaises à cause du public curieux et IL se réfugie dans l’OBERLAND BERNOIS à GRINDELWALD où il est promu citoyen assidu en 1995. Création en 1998 d’un groupe de randonneurs avec un ami Suisse de CHERNEX (VD). Toujours la passion de la montagne, la botanique, la culture des pays alpestresK se partage entre la région de CHAMONIX, les Alpes Suisses dont il apprécie la diversité et les traditions. Découvre également en 1998 le PAYS D’ENHAUT et ses découpages, émerveillé et curieux, il s’essaie à cet Art et réalise en parfait autodidacte ses premiers découpages avec les conseils de grands découpeurs renommés. Réalisations de paysages, de scènes alpestres sur papier traditionnel et idée de réaliser des abat jour avec pour certains, incorporation de couleurs reflétant par la lumière et la transparence les paysages, les fleurs, les scènes. Intégré au sein de la « Société Suisse des découpeurs sur papier » www.SCHERENSCHNITT.ch depuis plusieurs années, ses ouvrages sont exposés régulière-ment en Suisse et en France. En 2005, il découvre le SEEHOTEL BÄREN BRIENZ, la beauté de son site, la magie de son lac et l’AYURVEDA qui est maintenant sa source de santé et de renouveau, et grâce à la complicité de toute l’équipe du SEEHOTEL BÄREN BRIENZ, vous fait partager sa passion de l’art du découpage. Il offre aujourd’hui aux yénisches suisses son découpage « roulotte et passé ».

GALERIE SEEHOTEL BÄREN BRIENZ Samstag, 14.00 Uhr Begrüssungsapéro 17


13. Musik an der Fekker-Chilbi Die Jenischen und der Ländler Die Jenischen in der Schweiz bevorzugen das Schwyzerörgeli für ihre Musik, in welcher sie ihre eigenen traditionellen Rhythmen und Melodien mit Ländler bunt vermischen. Franz Waser (1858-1895) war einer der ersten, der im Bündnerland auch Handorgeln / Schwyzerörgeli in die Bündner Volksmusik einführte. In der Ostschweiz, vor allem im Kanton Graubünden, haben die seit Generationen aktiven Musikerfamilien wie Waser, Kollegger, Majoleth einen legendären Ruf. In der Westschweiz mischen Jenische heute auf ihren Schwyzerörgelis gerne auch Ländler mit Musette. Bekannte Vertreter dieser Stilrichtung sind die Musiker aus den Familien Werro und Mülhauser. Das Schwyzerörgeli bei den Jenischen Der damals bekannte «Stalde Franz» soll Eichhorn dazu gebracht haben, diese Handorgel zu bauen. Eichhorn baute später auch ein fünfreihiges Instrument mit 80 Bässen. Zusammen mit seinen Söhnen Alois, Josef und Ernst gewann Eichhorn immer mehr an Bedeutung und festigte den Begriff Eichhorn Schwyz und somit auch die Bezeichnung Schwyzerörgeli. Die Qualität der Instrumente wurde immer besser. Vor allem die 18-bässigen Schwyzerörgeli mit Würfel-Intarsien werden noch heute hoch geschätzt.

MUSIK AN DER FEKKER-CHILBI: Bündnerspitzbueba Peter Gehring, Martin Waser, Patrick Waser

Familien Werro und Gerzner mit Freunden

Unsere Gastmusiker: Aus Ungarn: Johann Jânos mit seiner Gipsy Band

Gadjos die 3er Band

Djezbah Philipp Bosshard & Friends

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14. Filmvorführungen im Kulturzelt „Jung & Jenisch“ ein Film von Martina Rieder & Karoline Arn Pascal, Miranda, Jeremy und Franziska sind vier stolze Jenische, Schweizer Zigeuner. Sie sind zwischen 17 und 25 Jahre alt. Sie lieben starke und grosse Autos und haben sich entschieden, für immer auf Achse zu sein, so wie viele andere junge Jenische. Sie brauchen ihre Freiheit und kämpfen darum. Sie zeigen eine Welt, die Sesshaften sonst verschlossen bleibt. Ein anderes und doch sehr schweizerisches Leben. Zigeuner heute – entzaubert, lebensnah. Eine Annäherung. Denn die Sesshaften werden immer noch gefürchtet, die Angst wird weitergegeben von den Eltern und Grosseltern, die als Kinder gewaltsam aus den Familien gerissen wurden.

Kinder der Landstrasse Die „Aktion Kinder der Landstrasse“ des Kinderhilfswerks Pro Juventute wirkt nach. So sind die Welten bis heute getrennt. Und die Vorurteile haben sich gehalten – auf beiden Seiten. Ein Jahr lang für den Film zusammen zu arbeiten, durchzuhalten, erfüllt alle mit Stolz; denn sowohl den Protagonisten als auch den Filmerinnen hat es einiges abverlangt und gezeigt. An einem Herbstmorgen des Jahres 1939 wird die vierjährige Jana Kessel ihren Eltern entrissen. Grund dafür ist einzig ihre Abstammung, ihre Zugehörigkeit zum Volk der Fahrenden. Dr. Schönefeld, Initiator und Leiter des Hilfswerks „Barmherzigkeit den Vagantenkindern“, hat sich aufs Banner geschrieben, in der Schweiz die Landstrasse zu säubern. Jana, zu seinem Mündel geworden, erlebt bei Pflegefamilien und in Heimen, dass sie in den Augen der Anderen immer das „Vagantenkind“ bleibt. Als junge Erwachsene verliebt sich Jana in den Bauernsohn Franz. Gemeinsam schmieden sie Zukunftspläne. Das Wiedertreffen mit ihren Eltern führt Jana vor Augen, dass die Familie durch Schönefeld endgültig zerstört worden ist. Auf dem Rückweg wird sie auf Verlangen ihres Vormunds verhaftet. Aus der administrativen Versorgung in einem Gefängnis kann Franz sie schliesslich herausholen. Doch das Glück der Beiden wird bald durch Janas Schwangerschaft überschattet. BONUS: Interview mit Daniel Huber, Geschäftsführer «Radgenossenschaft der Landstrasse» · Interview mit Hans Caprez, Journalist Beobachter · Auszüge aus Originalakten · Ausschnitt aus Dok «Die Kraft aus Wut und Schmerz» · Wie die Fahrenden aktuell leben · Trailer Vorführungen im Kulturzelt der Radgenossenschaft:

FR 14.00 - 17.00 Uhr / SA + SO: 11.00 - 17.00 Uhr Die Filme laufen abwechslungsweise, je nach Publikum. Eintritt frei - Kollekte 19


15. Bootsch Schweizer-Meisterschaft

Bereits zum dritten Mal findet an der Fecker-Chilbi ein Bootsch-Turnier statt Nachdem in Deutschland Jenische schon seit etlichen Jahren BootschTurniere veranstalteten, ist an der Fecker-Chilbi die Idee geboren worden, auch hier einen Ort zu schaffen, wo Leute jenischer Abstammung ungezwungen erste Einblicke in ihre Herkunft und die Mehrheitsgesellschaft ein neues Bild dieses alten Völkleins erhalten können. Was eignet sich da besser, als ganz im olympischen Sinne zusammen ein altes jenisches Spiel zu spielen, das aber auch vielen Besuchern verdächtig bekannt vorkommt! „Bootschnen“ mit eckigen Steinen ist die jenische Alternative zum Boccia in Italien oder Pétanque in Frankreich. Wer sich nicht vorstellen kann, wie man mit Steinen „so etwas wie Boule“ spielt, ist herzlich eingeladen, die Jenischen und ihr Spiel am Samstag aktiv kennen zu lernen. Am Sonntag findet (bereits eine kleine Tradition) das Turnier statt, in dem der neue Schweizer Meister erkürt wird. Die Spielregeln, weitere Bilder und Informationen zum Bootschnen finden Sie auf: www.maselsassi.ch

Samstag, 11.00 bis 13.00 Uhr Schweizer-Meisterschaft Sonntag, 11.00 bis 15.00 Uhr Anmeldung auf dem Platz nur sofern noch freie Startplätze vorhanden sind!

Weitere Informationen folgen direkt an der Chilbi 20


16. Tombola

TOMBOLA UND WETTBEWERB An verschiedenen Marktständen und in den Restaurants, sowie bei unseren jungen Los-Verkäufern können Sie Lose erwerben. Sie unterstützen damit die Durchführung der Fekker-Chilbi und haben die Möglichkeit tolle Preise zu gewinnen.

Los: Fr. 1.00 Ihren Preis können Sie am Kiosk am Quai vor dem Seehotel Bären abholen! Machen Sie mit bei unserem Wettbewerb und gewinnen Sie einen schönen Preis. Die Wettbewerbsformulare liegen im Kulturzelt der Radgenossenschaftin den Restaurants und Markständen auf. Ballonwettbewerb beim Fischerplatz!

Herzlich Willkommen in Brienz Spiel- und Kurshotel Sternen

Akademie für Spiel und Kommunikation CH-3855 Brienz am See ask.brienz@bluewin.ch Phone +41 33 951 35 45 Fax +41 33 951 35 88

6. bis 7. Oktober, Sa. + So. Spiel und Spass vor dem Hotel Sternen 11.00 - 17.00 Uhr 21


17. Hauptsponsoren

Spezialsponsoren

Stanserhorn Cabrio Bahn, Stans Hotel Lindenhof AG, Brienz Alena Salzgrotte, Luzern, die Einzige in der CH Hotelierverein Brienz, Ihre Gastgeber Prazalpart, Michel Praz, Scherenschnitte, Auxerre F Seehotel Bären, Monique + Ariane Werro, Brienz Ă„nderungen vorbehalten

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18. Sponsoren Sponsoren (Gutscheine + Spenden) Aquaviva, Peter Margowski, Brienz Ballenberg Landschaftsmuseum, Hofstetten BBO BANK, Brienz Boutique Ganesha, Bären, Ariane Werro, Brienz Brauerei Rugenbräu Twister, Interlaken Brienzer Rothorn-Bahn, Brienz Casagrande, Boutique & Souvernirs, Brienz Coca-Cola, Bolligen Der Brienzer, Urs Gossweiler, Brienz Egli, Metzgerei, Brienz Feldschlösschen, Rheinfelden Gasser AG, Schwarzenburg Gourmador, Unterseen Haslebacher Dropa-Droguerie, Brienz H & R Gastro, Interlaken Hotel Alpbach, Fam. Gerber, Meiringen Hotel Brienzerburli, Löwen & Weisses Kreuz, Brienz Howeg Prodega AG, Ebikon JungfrauBräu, das lokale Bier, Brienz Kraftwerke Oberhasli AG, Innertkirchen Landmesser AG, Naturheilmittel, Brienz Pasc Computing Schwarzgruber, Meiringen Pedi-Relax, Pedicure Bären, Brienz Pro Brienz Shopping, Brienz Radgenossenschaft der Landstrasse, Zürich Rodi Holzwaren, Brienz Rothorn-Apotheke, Fam. Sempf, Brienz Rugenbräu, Twister, Interlaken S’Lädeli, Schleinikon Spielakademie Brienz, Hans Fluri, Brienz Werbeschriften, Ringgenberg Züllig Benny, Haustechnik, Brienz Gutscheine und Waren Aareschlucht, Meiringen Abegglen Ernst, Ford Garage, Brienz Ausländische Bier AG, Basel Bianchi Comestibles. Zürich Bino’s Pizzeria, Brienz Bistro Tennis-Club, Fam. Volz, Horw Brienzer Express Pizza, Brienz Carba Gas, Bern Caveau Saviésan, Savièse Dilmah Tea, Sri Lanka, Brienz Radgenossenschaft der Landstrasse Fahner Sport, Brienz-Hasliberg Forestier Jean-Paul, Vins, Chardonne Grandhotel Giessbach, Brienz Growa, Einkaufszentrum, Wilderswil Hiestand Bäckerei, Schlieren

Hotel Bellevue, Fam. Grossmann, Niederried Hotel Brienz, Fam. Wettach, Brienz Hotel Chemihüttli, Fam. Rubi, Axalp Hotel Wildbach, Ruedi Graf, Brienz Iseli Hanni und Familie, Gemüse, Täuffelen

Jungfraubahn, Interlaken Kunz Werner, Gärtnerei, Brienz Landi, Brienz Mamin Albert, Weingut Montreux, Blonay Manufaktur Jobin AG, Brienz Michel Comestible & Weine, Brienz Migros-Aare, Brienz Mosimann Uhren, Meiringen News Sport, Peter Miescher, Brienz Niesen-Bahn, Mülenen Oberland Aktuell, Interlaken Pizzeria Bino, Brienz ProBon Shopping, Brienz Radgenossenschaft der Landstrasse, Zürich Rebgut Oberhofen, Oberhofen Rebgut Spiez, Spiez Schäft quant, Venanz Nobel Schilthorn-Bahn, StechelbergLauterbrunnen Schynige-Platte-Bahn, Wilderswil Stockhorn-Bahn, Erlenbach Swiss Alpine Herbs, Därstetten Teuber Dr., Brienz Titlis Rotair Bergbahnen, Engelberg Werbeschriften, Ringgenberg Zimmermann Urs, Fotograf, Schwanden Zumbrunn Pia, Blue Pottery, Brienz (Mutationen vorbehalten)

Gastgeber Einwohnergemeinde Brienz Mitglieder des Hoteliervereines Brienz Plakat und Logo Thomas Meier, Interlaken Grafikatelier Martin Moser, Bern Organisationskomitee Hotelierverein Brienz, Monique Werro Radgenossenschaft der Landstrasse, Sandra Bosshard Erstellung Pressemappe und Festführer sowie Druck Radgenossenschaft der Landstrasse, Sandra Bosshard Im Namen aller Schweizer Fahrenden danken wir Ihnen, unseren Sponsoren, von Herzen. Ohne Ihre Unterstützung wäre die Durchführung der Fekker-Chilbi nicht möglich!

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19. Programm Freitag, 5. Oktober 2012 ab 14.00h bis open end - Markt am Quai - Musik am Quai und in den Hotels Brienzerburli, Bären und Sternen - Galerie Seehotel Bären: Michel Praz, Scherenschnitte - Galerie Seehotel Bären: Tanja Nsimba-Nobel - Kinderkarussell am Quai - Kulturzelt Radgenossenschaft: Filmvorführungen, Diskussionsrunden ab 19.00h Seehotel Bären: Eröffnungsfeier mit Musik Samstag, 6. Oktober 2012 ab 11.00h bis open end - Markt am Quai - Musik am Quai und in den Hotels Brienzerburli, Bären und Sternen - Galerie Seehotel Bären: Michel Praz, Scherenschnitte - Galerie Seehotel Bären: Tanja Nsimba-Nobel - Kinderkarussell am Quai - Kulturzelt Radgenossenschaft: Filmvorführungen, Diskussionsrunden - Spielakademie Brienz: Spiele vor dem Hotel Sternen 11.00h am Quai: Bootschturnier (Schweizermeisterschaften) 14.00h Seehotel Bären: Begrüssungsapéro Bilderausstellung 16.00h Kulturzelt: Vortrag: Hans Caprez, Kinder der Landstrasse Sonntag, 7. Oktober 2011 ab 10.00h bis 17.00h - Markt am Quai - Musik am Quai und in den Hotels Brienzerburli, Bären und Sternen - Galerie Seehotel Bären: Michel Praz, Scherenschnitte - Galerie Seehotel Bären: Tanja Nsimba-Nobel - Kinderkarussell am Quai - Kulturzelt Radgenossenschaft: Filmvorführungen, Diskussionsrunden - Spielakademie Brienz: Spiele vor dem Hotel Sternen 11.00h am Quai: Bootschturnier, anschliessend Siegerehrung ab 17.00 bis 18.00h Seehotel Bären: Abschiedstrunk Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

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