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Kernthesen
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Die Revolution muss warten*
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Die Stützpfeiler unserer Gesellschaft sie
Falls man übrigens auf die Idee kommen sollte, das Buch rückwärts zu lesen, so darf man sich nichts vormachen, es steckt keine satanische Botschaft drin. Echt nich!
leben hoch* 05
Bescheidenheit ist eine Zierd’*
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Am Weltpoesietag*
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Der Mann
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Briefverkehr
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Die Tiere unserer Heimat – heute: Kellerassel*
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Ein Uhr auf der Kastanienallee*
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Das deutsche Volk
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Offener Brief an geschlossene Weltbilder*
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Wann ist es Not*
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Behutsame Gier*
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Rote Bete*
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Es lebe das Handwerk
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Schutzengel*
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Wie ich mal dachte, dass sich die Sisters of Mercy sicher im Grabe umdrehen würden …
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Zwiegespräche mit Gott – heute:
Auf CD: – – – – –
Die Revolution muss warten Ein Uhr auf der Kastanienallee Briefverkehr Es lebe das Handwerk Zwiegespräche mit Gott – heute: Die Flamme der Revolution
Gesamtspielzeit: 73 min
Foto: Oz Ordu
AHNE Ahne, 1968 in Berlin-Buch geboren, ist gelernter Offset-Drucker. Die Wende war ein Glücksfall: Er wurde arbeitslos und Hausbesetzer. Seine Geschichten liest er seit etlichen Jahren bei der »Reformbühne Heim & Welt« sowie den »Surfpoeten« vor, Letztere hat er mitgegründet. 2001 erschien seine erste Geschichtensammlung »Wie ich einmal die Welt rettete« (KiWi), 2003 seine zweite »Ich fang noch mal von vorne an« (KiWi), 2007 veröffentlichte er seine »Zwiegespräche mit Gott« als Buch mit CD bei Voland & Quist. Er ist einer der bekanntesten Lesebühnenautoren der Welt.
Was war eigentlich morgen TEXTE UND
www.ahne-international.de www.voland-quist.de
Abschied * nur auf CD
S NGLES SI
u.v. a.
Die Flamme der Revolution* 20
Was war eigentlich W i tli h morgen
Begrüßung
MIT AUDIO-CDD
Ahne
01
Dieses Buch vereint Texte und Strichzeichnungen aus der ersten Hälfte des dritten Jahrtausends nach christlicher Zeitrechnung. Der Autor, Ahne, hat diese Texte und Zeichnungen ausgewählt, weil er meint, dass jeder Mensch auf diesem Planeten, andere Planeten kennt der Autor nicht, Liebe braucht und Verständnis und eine Wand zum Anlehnen. Gerade in einer Zeit, in der Terror, Überwachungsstaat und bunte Fernsehillustriertensender den Takt vorgeben, benötigen wir einfach auch mal ein gutes Gespräch in einer Kneipe an der Ecke unserer Wahl. So eine Ecke könnte dieses Buch sein, wenn man zum Beispiel ein Glas Bier daneben stellt oder einen Krug Kamillensaft oder auch bloß ein Schälchen Erdnüsschen.
EUR 13,90 ( D) ISBN 978-3-938424-25-4
STRICHZEICHNUNGEN Voland & Quist
Zum Hören:
Voland & Quist
Die Zeit der Hitparaden ist vorbei
Heute Nacht von Atomen geträumt. Atome, die aussahen, als würden sie sich unter dem Mikroskop befinden. Atome, die ich nach dem Betrachten gewissenhaft mit Schlagsahne einsprühte, in dem Traum, aus welchem Grund auch immer. Ich bin in letzter Zeit äußerst streng zu meinen Kindern. Sie müssen sich ständig die Haare kämmen, dürfen keine laute Rockmusik hören und auf gar keinen Fall kommen sie vor dem Essen um ein Gebet drum herum. Ertönt auch nur ein Widerwort, werde ich wütend, als sei ich ein Stier in einem dieser amerikanischen Stierfilme und dann poltere ich herum, wie man das sonst lediglich von wütenden Stieren in amerikanischen Stierfilmen gewohnt ist. Ich möchte deshalb dieses Podium hier ganz offiziell dazu nutzen, mich bei ihnen in aller Form zu entschuldigen. So. Jetzt hab ich wieder ein reines Gewissen. Jetzt ist alles wieder gut. Kann ich getrost die Hitparade meiner zehn unbeliebtesten Dinge verkünden, als da wären: Platz 10: Ananas Platz 9: Beck’s-Bier Platz 8: beständige Wetterlagen Platz 7: das Beste aus den 70ern, 80ern und 90ern Platz 6: dieser Köpenicker Fußballverein, dessen Name mir im Moment nicht einfällt Platz 5: Sülze Platz 4: Arbeit, die man sich nicht ausgesucht hat Platz 3: Autos Platz 2: wichtige, selbstbewusst auftretende und zu allem Überfluss auch noch gut aussehende Persönlichkeiten Platz 1: Nazis 62
Und nun noch die 100 schönsten Dinge, die sich bei mir in der Wohnung angesammelt haben. Platz 100: …, nein, keine Angst. Bei mir zu Hause gibt es keine schönen Dinge. Zu Hause bei mir ist alles hässlich. Das habe ich deswegen so gemacht, damit keiner lange bleibt. Das ist auch der Grund, warum ich nie das Fenster aufmache, keinen Müll rausbringe und nie spüle, auf Klo. Ich bin gerne allein zu Haus. Ich muss die Wohnung schon oft genug mit drei nervenden Kindern, einer selbstbewussten Frau und zwei ewig hungrigen Meerschweinchen teilen, mal von den ganzen Insekten abgesehen, und wer weiß, was sonst noch so alles lebt, bei uns. Verschwindet auch ständig was. Der Hammer. Der Zirkel. Der Ährenkranz. Das hing doch alles mal an der Tür? Wie kommt das plötzlich in den Kühlschrank? Kann es sein, dass die DDR gar nicht untergegangen ist? Dass sie sich lediglich versteckt hält? Bei mir? Im Kühlschrank? Aber wo ist dann der Rübensirup? War gar nicht alles schlecht im Osten. Hat nur nicht geschmeckt. Bäh, Rübensirup! Ich glaub, ich hab einige schlimme Sachen vergessen in meiner Hitparade. Da fallen mir neben Rübensirup noch spontan Crossover-Musik Werbung Rassekatzen Spaßmacher, die sich über hässliche Menschen lustig machen Apologeten, die das Ende der Spaßgesellschaft verkünden Yoga Bitterschokolade Heilsbringer und Darmspiegelungen ein. Die hab ich jetzt aber nicht nach Platzierung geordnet. Weil, dis is ja auch schwer, dis zu vergleichen. Jetzt zum Beispiel Rassekatzen mit Darmspiegelungen. Beides sicherlich schlimm. Wobei man Ersteres immerhin noch kurze Zeit, nachdem man es getötet hat, als Kopfkissen verwenden kann, wäh63
rend Letzteres wahrscheinlich eminent wichtig ist, wenn man zumindest herausbekommen will, was einen da von innen her drückt. Ob es ein Geschwür ist oder lediglich eine Rassekatze, die sich deinen Hinterausgang als Schlupfloch, als Versteck, erkoren hat, um jenen Häschern zu entkommen, die sie womöglich zu einem vorübergehenden Kopfkissen verarbeiten wollten. Ich brauch ja gar nicht so viele Kopfkissen. Mir reicht eines im Bett, was nicht dick sein darf, und dann sagen wir noch zwei auf der Couch. Ein großes, weiches für den Rücken und ein kleineres, etwas festeres für den Schädel. Damit dis nich so hart is. An der Wand. Wenn man da mit dem Kopf nämlich immer an die Wand haut und da is kein Kissen zwischen der Wand und dem Kopf, dann tut das irgendwann weh, unangenehm, und dann wundern sich die Nachbarn nachher noch, wenn da plötzlich ein Mann schreit, holen womöglich sogar die Polizei, die vermutet islamistische Selbstmordattentäter (fragt nich warum, dis weiß ich doch nich), die Bullen ihrerseits befragen ihren Spiegel, bekommen von dem grünes Licht und schon wird der Schnellen Eingreiftruppe der Bundeswehr Befehl erteilt, meine Wohnung mit Kampfjets abzuschießen. Gab es alles schon. Ich wäre nicht der Erste. Muss man in Kauf nehmen, im Kampf gegen den Terror. Warum eigentlich noch niemand auf die Idee gekommen ist, beim Einchecken am Flughafen den vermeintlichen Passagieren ins Popoloch zu gucken? Immerhin könnte da ja auch eine Bombe drin sein. Eine Arschbombe. Oder eine für den Nahkampf dressierte Rassekatze. Müsste man ja bloß stichprobenartig machen. Der mutmaßliche Terrorist darf sich lediglich nicht in Sicherheit wiegen. Ich wäre ja gerne noch mal ein Baby. Würde gerne noch mal in Sicherheit gewiegt werden. Baby, au fein ja. Und dann aber, der Scheiß, der danach kommt, den auslassen. Kindergarten bis Armee, dis alles auslassen. Komplett auslassen. Baby, und dann gleich direkt weiter mit Arbeitsamt. Von der Wiege ab in die Soziale Hängematte, 64
das wär’s doch. Langweilig, wird da mancher mosern, aber ich sage, man kann ja auch in seiner Freizeit was Interessantes tun. Man kann Hitparaden schlimmer Dinge erstellen oder Terroristen jagen oder versuchen, den Terroristenjägern zu entkommen oder aber mal die wirklich wichtigen Sachen ansprechen. Wer jetzt aber auf die Hitparade der wirklich wichtigen Sachen wartet, den muss ich leider enttäuschen, die kommt jetzt nicht.
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Vielleicht waren ja auch andere Jahrzehnte ähnlich stumpfsinnig wie dieses
Rentenreform, Steuerreform, Gesundheitsreform. Es ist Tag der Poesie, Welttag der Poesie und gleichzeitig Tag des Baumes und mein Sohn übt im Nebenzimmer auf der Gitarre Wonderwall von Oasis. Das übt er bereits seit mehreren Monaten. Ich glaube, ein wenig hat er sich schon verbessert. Der Kugelschreiber weint. Es tropft bei ihm, vorne aus der Mine raus. Dicke, schwarze Tränen. Hat bestimmt ein abgrundtief böses Herz. Oder Seele, sagt man ja auch, dabei gibt es Seelen gar nicht, als Organ zumindest, wenigstens bei Kugelschreibern. Aber ich kann mich auch irren. Wenn ich schon nicht den Mut habe, mich vor einen Panzer zu stellen, der gerade irgendwo hinrollt, um jemanden zu verkloppen, und diesem Panzer zu sagen: „Hör ma zu, wenn de den vakloppen willst, musste erst ma mich totfahren“, so kann ich doch wenigstens irren mich. Rentenreform, Steuerreform, Gesundheitsreform. Der Etat der Bundeswehr soll aufgestockt werden. Weil in einigen Kasernen die Waschbecken kaputt seien. Da bezahlt man für Jagdflugzeuge locker mal 500 Millionen Golddukaten pro Stück, hat aber keinen Heller übrig für die Reparatur von Waschbecken. Ganz zu schweigen von den langen Unterhosen der Soldaten. Die werden ja seit Generationen schon weitergereicht. Damit haben ja bereits die Vorfahren, die Wikinger haben damit schon gekämpft, gegen die Normannen und davor ja auch schon die Jäger und Sammler, und davor erstmal die Homo erectusse. Logisch, dass die mittlerweile ziemlich abgewetzt sind, die Unterhosen, die langen. Damit kann man schon lange keinem Feind mehr imponieren und das gerade jetzt, wo doch im66
mer mehr Armeen zunehmend auch Frauen für sich sterben lassen. Manche sterben ja aber auch nicht. Und wenn diese einen dann gefangen nehmen und nach Waffen und Drogen und / oder Kaugummis durchsuchen, dann lachen die nachher noch. Und es gibt nun wirklich nichts Schlimmeres für einen kampferprobten Soldaten als ausgelacht zu werden. Dann lieber sterben, in einem Atomkrieg. Da kann einen wenigstens keiner auslachen, eildiweil man sich da gar nicht erst zu Gesicht bekommt. In einem Atomkrieg, da bekämpft man sich schließlich über Entfernungen von manchmal bis zu Zigtausenden von Kilometern hinweg. Diese Distanz hilft auch dem eher schlechter ausgerüsteten Soldaten, sein Gesicht zu wahren, theoretisch zumindest, praktisch ist dis dann natürlich verbrannt, dis Gesicht, oder verquollen oder gar nicht mehr da. Ich kann mich aber auch irren. Rentenreform, Steuerreform, Gesundheitsreform. An meinem Fernseher wird schon seit ein paar Tagen keine Uhrzeit mehr angezeigt. Wenn man den sonst anstellte, dann erschien da unter dem Bild immer so ein Streifen, ein weißer Streifen, worauf Informationen standen, welches Programm zum Beispiel, welcher Film und dazu eben noch die Uhrzeit. Die ist jetzt nicht mehr da. Stattdessen sind da zwei Striche. Zwei Striche, dann noch ein Doppelpunkt in der Mitte und wieder zwei Striche. Hab ich da eventuell was verpasst? Gab es vielleicht auch eine Zeitreform? Ist die Zeit vielleicht sogar ganz abgeschafft worden? Oder die Zeitbindung? Könnte doch sein, dass die Zeit privatisiert worden ist, dass man die jetzt kaufen muss, dass man da aber natürlich auch wählen kann, zwischen verschiedenen Zeitanbietern, dass man, zum Beispiel Zeit kauft, die nur langsam, wo die Uhr eben nur so zögerlich tickt, dis is natürlich teuer, versteht sich von selbst, und bis hin zu Hartz-IV-Zeit eben, die wie im Fluge vergeht. Warum nicht? Wurde es nicht Zeit, langsam, für eine Zeitreform? Warum soll immer Väterchen Staat alles bezahlen? War nicht die bisherige Zeit ein Relikt noch aus dem Ur67
kommunismus, aus der Zeit, wo alle Menschen über einen Kamm geschoren wurden? Wo blieb denn da die Individualität? Jeder Mensch muss doch frei wählen dürfen! Das kann er nun endlich, mit der persönlich auf ihn zugeschnittenen Zeit. Die muss man sich natürlich auch leisten können. Das ist klar. Das ist für den Einzelnen unter Umständen bitter, aber die Gesellschaft im Allgemeinen, die profitiert natürlich, für die ist das natürlich ein Fortschritt, wenn die wirklich wichtigen, die wertvollen Menschen die Möglichkeit haben, etwas länger zu leben. Und, keine Angst, eine Mindestzeit, da sind sich eigentlich alle einig, von der Gaststätteninnung bis hin zur Klassenlotterie, eine Mindestzeit, die muss es schon geben. Natürlich darf es nicht passieren, dass da jemand durchs temporäre Netz rutscht und am Ende, oder besser gesagt am Anfang, ganz ohne Zeit dasteht. Das wäre ja auch nicht im Sinne der Sozialen Marktwirtschaft, der Freien. Rentenreform, Steuerreform, Gesundheitsreform. Neulich hab ich in der Zeitung gelesen, dass in der Nähe von Bingen im Wald zwei Kinder aufgefunden worden sind. Vier Jahre und sieben Jahre alt. Und, nein, sie wurden nicht von perversen Sexbestien missbraucht und anschließend hinterrücks mit einem Gürtel an den Baum zerstochen, auch wenn sich so eine Meldung in der Zeitung sicher besser verkaufen ließe, nein, sie wurden lediglich da ausgesetzt, in den Wald hinein, von ihren Eltern, weil sie ihren Eltern nämlich Ärger bereitet hatten. Denn sie hatten ihr Zimmer nicht aufgeräumt. Im Prinzip also wie bei Hänsel und Gretel damals, genau so wie in diesem einen Märchen, was die Gebrüder Grimm zusammentrugen. Obwohl, weiß ich jetzt gar nicht, haben Hänsel und Gretel in dem Märchen wirklich vergessen, ihr Zimmer aufzuräumen? Besaßen die überhaupt ein eigenes Zimmer? Mein Sohn räumt ja auch oft nicht auf. Gitarre übt er fleißig, das schon, aber sein Zimmer, dis scheint ihm zu popelig zu sein, dis auf68
zuräumen. Ich würde deswegen natürlich trotzdem nicht auf die Idee kommen, ihn da draußen im Wald auszusetzen, auch wenn heute Tag des Baumes ist und selbst wenn so eine ungeheuerliche Straftat wieder für ein wenig mehr Aufregung sorgen würde, in diesem Land der Rentenreform, der Steuerreform und der …, ach, die andere, die hab ich zum Glück schon vergessen.
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Zwiegespräche mit Gott – heute: Ein einziger Kampf
A: Na Gott. G: Na. A: Na. Findste nich ooch Gott, dit dit Leben schön is? G: Drogen jenommen? A: Keen bisschen. Ick find dit Leben nur schön. Einfach so. Ick kann
frühs uffstehn, da is ’ne Sonne. Wassa kommt aussen Hahn und der kräht soja, draußen uffen Land zumindest. G: Biste bei ’ne Sekte jelandet? A: Muss man im Rausch oda doof sein, wemman findet, dit dit Leben schön is? G: Muss man nich. A: Aba? G: Ick kenn dich. A: Und dit bedeutet? G: Na, kann ja ooch sein, ditte valiebt bist. A: Seit fünf Jahre, ja, in meine Frau. G: Denn kanns nich sein. A: Kannit villeicht ooch ma sein, Gott, dit ei ’m dit einfach ma so bewusst würd? Dit man sich da ehmd in ’n Schaukelstuhl jesetzt hat, und da hat man denn, beispielsweise, jeschaukelt und da isset ei ’m denn plötzlich wie Schuppen vonne Oogen jefallen, dit die Welt schön is? G: Die Pole schmelzen ab. A: Ja. Aba ma abjesehn davon, dit die Pole abschmelzen … G: Sterben jeden Tach 373.484 Menschen an Hunger. A: Ja. Aba ma von ’n Hunga abjesehn. 80
G: Krieg, Selbstmorde, das Artensterben, die Vamüllung der jesamten
Jesellschaft. A: Ja. Jut. Aba wenn de dit allet ma außen vorlässt. G: Denn bleiben imma noch Sexismus, Rassismus und das Patriarchat. A: Jawoll, Gott, du bist ’ne Frau. Aba denn, denn is doch würkich
allet jut, oda? G: Denn is allet jut. A: Echt? Fehlt da nich noch wat? G: Nee. Denn is allet jut. A: Findste einklich ooch, Gott, dit die Frauen die besseren Men-
schen sind? G: Weil se so jut aussehn, oda wat? A: Jenau. Wejen die Titten, die Ärsche und weil die Muschis so
schön kompatibel sind, Quatsch, Gott! Ick mein dit natühlich so von dem, wat ein Mensch in Würkichkeit ausmacht. G: Muckis ham aba die Männa mehr. A: Kommt aba wahscheinlich ooch bloß vonne Aziehung, stümmts? G: Dit kommt nich vonne Aziehung, dit wah icke! A: Ja. Jut. Aba dit macht ja wohl nich unbedingt einen Menschen aus. Kiek ma, hier, Stephen Hawking wa, der zun Beispiel, der hat ja jetz, fast jakeene Muckis mehr. G: Meine Wege sind unagründlich. A: Aba, ick will damit doch nur sagen, dit der trotzdem janz schön wat uffen Kasten hat, der Hawking. G: Nüscht, wattick nich ooch könnte. A: Biste neidisch, Gott, uff eens von deine Schäfchen? G: Ick stelle lediglich Tatsachen fest, janz nüchtan. A: Na, denn isset ja ’n prima Zeitpunkt mir ma uff meine eigentliche Frage zu antworten, nämich, ob Frauen die besseren Menschen sind. G: Sind se. 81
A: Aba du hast doch die Eva, die haste doch aus so ’ne Rippe von
den Adam jeknetet. G: Quatsch. A: Aba dit steht so jeschrieben. G: Wo denn? A: In ’n Intanet. Wemman Bibel oda so wat einjibt und wenn man
dit denn wissen will, denn steht dit denn da. G: Absoluta Müll! Dit einzije wat daran richtich is, dit is, dittick die Frau, die hieß übrijens janich Eva … A: Wie ’n sonst? G: Die hieß …, Mandy. Mandy Schmidt. A: Mandy Schmidt?! G: Wah ’n Witz. Jedenfalls is dit einzich Richtije, an die Theorie, dittick die Frau späta jemacht hab. Die sollte wat janz Besonderet werden. Deswejen haick den Typen ersma ’ne Weile so rumloofen lassen, habick mir ihm so anjekiekt, wo ’t bei ihm so hapat, naja, und dit denn ehmd bei die Olle korrigiert. A: Bei der Frau. G: Zusammjefasst …, ja. A: Und warum isse denn trotzdem unta die Fuchtel des Mannes jeraten? G: Warum setzen sich Krebszellen jegen Jesunde durch? A: Ja. Dit würd ma ooch ma interessieren. G: Dis Leben is ein einzija Kampf, mein Freund. Gut gegen Böse, Hässlich jegen Schön, Mittel jegen Mittel und dit allet kannste dir ooch noch in sämtliche anderen Variatjonen vorstelln. A: Klingt spannend. G: Isset ooch, nich schön, aba spannend. A: Und Frauen sind würkich die besseren Menschen? G: Absolut. A: Weeßte wat, Gott? Ick find dit Leben trotzdem schön! 82
G: Von mir aus. A: Tschüss Gott. G: Tschüss du und nächste Ma, wieda nüchtan, ja? A: Ick … G: Nüchtan, haick jesagt!
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Die Revolution muss warten Ein Uhr auf der Kastanienallee Briefverkehr Es lebe das Handwerk Zwiegespräche mit Gott – heute: Die Flamme der Revolution
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Foto: Oz Ordu
AHNE Ahne, 1968 in Berlin-Buch geboren, ist gelernter Offset-Drucker. Die Wende war ein Glücksfall: Er wurde arbeitslos und Hausbesetzer. Seine Geschichten liest er seit etlichen Jahren bei der »Reformbühne Heim & Welt« sowie den »Surfpoeten« vor, Letztere hat er mitgegründet. 2001 erschien seine erste Geschichtensammlung »Wie ich einmal die Welt rettete« (KiWi), 2003 seine zweite »Ich fang noch mal von vorne an« (KiWi), 2007 veröffentlichte er seine »Zwiegespräche mit Gott« als Buch mit CD bei Voland & Quist. Er ist einer der bekanntesten Lesebühnenautoren der Welt.
Was war eigentlich morgen TEXTE UND
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Die Flamme der Revolution* 20
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Dieses Buch vereint Texte und Strichzeichnungen aus der ersten Hälfte des dritten Jahrtausends nach christlicher Zeitrechnung. Der Autor, Ahne, hat diese Texte und Zeichnungen ausgewählt, weil er meint, dass jeder Mensch auf diesem Planeten, andere Planeten kennt der Autor nicht, Liebe braucht und Verständnis und eine Wand zum Anlehnen. Gerade in einer Zeit, in der Terror, Überwachungsstaat und bunte Fernsehillustriertensender den Takt vorgeben, benötigen wir einfach auch mal ein gutes Gespräch in einer Kneipe an der Ecke unserer Wahl. So eine Ecke könnte dieses Buch sein, wenn man zum Beispiel ein Glas Bier daneben stellt oder einen Krug Kamillensaft oder auch bloß ein Schälchen Erdnüsschen.
EUR 13,90 ( D) ISBN 978-3-938424-25-4
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