Kirsten
Volker
Die Berliner Autoren _______ Fuchs und ________ Strübing haben sich auf eine siebenwöchige Reise per Schiff und Flugzeug in den Hohen Norden begeben, begleitet von einem Fernsehteam. Eine Reise fernab der ausgetretenen Touristenpfade: In Dänemark überlebten sie ein Überlebenstraining, sie verliebten sich auf Island in einen Schrottplatz, grillten auf einer einsamen Vulkaninsel in der Arktis, badeten auf Spitzbergen und tranken Whiskey mit Gletschereis. Und nun berichtet Volker Strübing, was sich hinter den Kulissen abgespielt hat, und Kirsten Fuchs erzählt, was ihre Enkelin im Jahr 2063 auf einer Reise zum letzten Eisbären erlebt. AUF DVD ___________ –– Fuchs und Strübing lesen aus ihren Reisetagebüchern –– Slideshow mit Fotos von der Reise –– 1. Teil der TV-Sendung „Nicht der Süden“ w w w.nichtdersueden.de w w w.voland- quist .de
ISBN EURO
978-3-938424-34-6 19,90 (D)
Nicht der Süden Kirsten Fuchs / Volker Strübing
MIT DVD
Volker Strübing
Kirsten Fuchs Volker Strübing
Kirsten Fuchs ist Mitglied der Lesebühne Chaussee der Enthusiasten und Kolumnistin für Das Magazin. 2003 gewann sie den OpenMike-Literaturpreis. Bisher erschienen: „Die Titanic und Herr Berg“, „Heile, heile“ (Rowohlt Berlin) und „Zieh dir das mal an!“ (Rowohlt Taschenbuch). kirsten-fuchs.de ‡‡‡
war über 10 Jahre Mitglied der Lesebühnen LSD – Liebe statt Drogen und Chaussee der Enthusiasten. 2005, 2006 und 2008 gewann er die deutschsprachigen Poetry-Slam-Meisterschaften (Einzel bzw. Team). Bisher erschienen: „Das Paradies am Rande der Stadt“ (yedermann) und „Ein Ziegelstein für Dörte“ (Voland & Quist). schnipselfriedhof.de ‡‡‡
Ein paar Worte vorweg Der Plan war ganz einfach: Wir fahren mit einem kleinen Schiff Richtung Arktis, drehen eine Fernsehserie und schreiben ein Buch. Die Punkte eins und zwei waren Kirsten und mir etwas suspekt, weil wir so etwas noch nie gemacht hatten, aber schreiben – pah! Kein Problem. Und dann kam es ganz anders. Wann immer wir auf dieser Reise, die uns nach Island, Dänemark, auf die Färöer Inseln, wieder zurück nach Island, weiter nach Jan Mayen und schließlich bis zum achtzigsten Breitengrad und nach Spitzbergen führte, darauf zu sprechen kamen, dass wir nebenher ein Buch schreiben müssten, hielt sich einer von uns die Ohren zu und rief: »Bäh, das hab ich nicht gehört, da will ich nicht dran denken!«, und der andere nickte und sagte: »Lass uns von was Schönem sprechen. Wann warst du denn das letzte Mal beim Zahnarzt?« Als wir nach sieben Wochen nach Berlin zurückkamen, hatten wir kein einziges Wort des vorliegenden Buches geschrieben und keine Ahnung, wie wir über unsere Erlebnisse berichten sollten. Wir haben so viele aufregende Sachen erlebt – Stürme, waghalsige Flüge, umkippende Kamerastative –, haben unglaublich schöne Dinge gesehen – einen Vulkan in der Mitternachtssonne, die Hölle auf Erden auf Island, einen kalbenden Gletscher –, wir haben niedliche und beeindruckende Tiere gesehen und teilweise auch gegessen, haben interessante Leute getroffen – malende Walfänger, philosophierende Walesser, Sonnenfinsterlinge, Seebären, Umweltschützer und kochende herapeuten. Es war alles dabei, was man für eine spannende, schmunzelnd erzählte Reisegeschichte braucht. Aber das eigentliche Abenteuer war für uns nicht die Reise in die Arktis, nicht das, was man in der Fernsehserie sieht, sondern das, was diese Reise mit uns und unseren Reisegefährten gemacht hat. Wir beide haben Zeit gebraucht, bis wir – jeder für sich – eine Möglichkeit gefunden haben, über Nicht der Süden zu schreiben. Wenn Sie sich für Hintergrundinformationen zur Polschmelze interessieren, für Begegnungen mit Eisbären und ausführliche Naturbeschreibungen, dann legen Sie das Buch schnell auf den Stapel zurück und schauen Sie sich nach Alternativen um. Oder lassen Sie sich überraschen von einem Arktisbuch, wie Sie wohl keines zuvor gelesen haben. Volker Strübing
FJORD, der: Ein Fjord ist länglich angeordnetes Wasser, an den Seiten begrenzt von Land, oft mit Erhebungen. Der Unterschied zum Fluss ist das j, das o, das r, das d und das fehlende l, u, und das Doppel-s auch. GLETSCHER, der: Ein ganz, ganz alter, unterwegs erfrorener Fluss, der sehr, sehr langsam weiterfließt, indem er vorne abbricht. 30. Juli 2063, Spitzbergen, Krossjord. In diesem Fjord schwimmen die Schiffe Schlange. Wenn der Fjord in den Gletscher übergeht, ist man am Ziel oder nur am Ende. Unterwegs haben wir vereinzelt Schiffe gesehen, bei denen die Vermutung nahelag, dass sie mit dem gleichen Ziel wie wir unterwegs sind. Die Schiffe waren nicht länger als die vorgeschriebenen dreißig Meter und an Bord waren nicht mehr als die zulässigen dreizehn Personen. Nicht selten flatterten Fahnen am Mast, auf denen Eisbären in den unterschiedlichsten Formen, aber nie Farben zu sehen waren. Hier nun kommen sie alle zusammen. Es sind nicht enden wollend Schiff an Schiff soweit man sehen kann, soweit man sehen kann, und in der Arktis kann man weit sehen. Bordabwässer plätschern. Hölzern stößt Schiffsrumpf an Schiffsrumpf. Weit vor uns. Dumpf. Große Klangkörper. Aus einem der Schiffe kommt ganz leise Musik. Der Juli-Hit. »Schalalala, warm nights are the best for kissing, huhu«, ein Remake vom Januar-Hit, Cold Nights Are the Best for Kissing. Rechts von uns schwimmt die North Nautica, links von uns die Bella Bear. Darauf wird zischend auf Italienisch gestritten. Hinter uns kommt die Ice Ida. Bald werden wir umgeben sein von Schiffen. Dazwischen unsere Polar Princess Hans. In meinen kalten Händen halte ich eine Heiztasse und seufze. Ich habe in den letzten Wochen viel gesehen, aber das ist der Höhepunkt. Außer wir sehen den Eisbären. Wir alle sind hier, um den letzten lebenden Eisbären zu sehen. Niemand weiß genau, ob er wirklich noch lebt. Biologen beunken seinen natürlichen Tod seit zwei Jahren. Die Aufnahmen, die kursieren, werden von immer wieder denselben Experten begutachtet. Mal hat er ein zu großes
rechtes Ohr, mal sind seine hinteren Pfoten nicht weit genug nach innen gedreht. Er könnte eine Nachzucht sein. Aus Waschbär und Kuh. In Japan soll es genetische Reste von Pandas geben. Die aktuellsten Aufnahmen, auf denen sich der von der Presse Jesus genannte Bär altersgerecht hüftungelenk zum Strand schleppt, sind vor drei Tagen entstanden. Angeblich. Der Bär sieht aus, als ob da jemand mit einem Kostüm herumtapst. Das Bild wackelt viel zu sehr, um wirklich etwas sehen zu können. Eine Stimme flüstert: »Ist er das? Ist er das? Das ist er.« Die Schiffsmotoren sind abgeschaltet, seit wir das riesige Schild am Fjordeingang passiert haben, auf dem steht: »Im Fjord Ruhe!! Anweisung vom Süsselmann!!« Mit dem allmächtigen Süsselmann ist nicht zu spaßen. Der hat hinter jedem Satz zwei Ausrufezeichen. Der Süsselmann trägt seine zwei Gewehre auf dem Rücken über Kreuz. So einer ist das. Da ist man lieber ruhig. Er verdient sich einen goldenen Süssel mit dem Eisbärtourismus. Ich find’s fäkal. Während wir hier warten, müssen wir alle ein Formular ausfüllen. Das allgemeine Spitzbergenvorbeifahreisbärenbesichtigungpassagiergenehmigungsformular. Ich glaube, der Süsselmann ist XL unsauber unterm Helm. Anlage eins, allgemeine Fragen Name des Schiffes: MS Polar Princess Hans Beginn der Reise: . Juli Absicht der Reise: Filmaufnahmen des letzten Eisbären Stationen: Dänemark, die Färöer, Islandowsk, Jan Mayen, Spitzbergen Passagierliste: . Kirsten Fuchs, , Set-Zeichnerin, Spezialgebiet Eisbärenzeichnung . Utz Altmann, , Filmproduzent, Firmeninhaber von Freakfilm . Kai Lex, , Kamerakind . Elian Haseleu, , Assistent für alles . Nils Pressler, , erster und zweiter Tonmann . Rosa Dietrich, , Bootsfrau . Nija Wiesenthal, , Kostüm und Maske . Tascha Wiesenthal, , Regisseurin
Der Taucher und die Pferdemuschel Herr Strübing, Sie waren im Sommer 2008 mit Ihrer Kollegin Kirsten Fuchs und einem Filmteam am Nordpol und … Nein, wir waren nicht am Nordpol. Wir waren in der Arktis. Näher als achthundert Kilometer sind wir dem Nordpol nicht gekommen. Ach so. Aber Eisbären haben Sie gesehen, oder? Ich habe sogar einen im Arm gehalten, einen ganz jungen, Moment, ich muss das Foto hier irgendwo haben … ach nee … war ein Tigerbaby. Egal. Jedenfalls niedlicher Menschenfressernachwuchs. war das, im Tierpark Berlin. Verstehe. Vielleicht erzählen Sie erstmal, wie es zu der ganzen Sache gekommen ist. 25. Februar 2008, Berlin. Ich sitze am Computer und arbeite an einem Trickfilm, als das Telefon klingelt. »Ja?« »Hallo, ich bin Lutz Neumann von MonstaMovies. Ist da Volker Strübing?«, fragt jemand mit niedlichem sächsischem Zungenschlag. »Ja.« »Ja, also, ich hab n bissel rumtelefoniert, um deine Nummer zu bekommen. Hoffe, das is okay.« »Ähm. Klar.« »Ich mach’s kurz: Wir planen ein Filmprojekt und hätten dich gern dabei. Ich will jetzt nüscht groß dazu erzählen, das mache ich lieber mal bei nem Kaffee, wenn du Interesse hast.« Natürlich habe ich Interesse. Mit einem Kaffee kriegt man mich fast immer. Filmprojekt klingt auch nicht schlecht. »Klar, gerne.«
»Vielleicht ganz kurz was zu uns …«, Lutz spricht mit leiser Stimme, so dass ich um so mehr erschrecke, als er unvermittelt losbrüllt: »MANN, VERPISS DICH, DU MISTTÖLE!« »Äh, was?« »Nicht du. Hajo, unser Hund. Nervt manchmal. Also: Wir ham grade ne Serie für sat gemacht, 1, 2, 3 Moskau, so ne Art dokumentarisches Roadmovie über n Autorennen nach Russland und planen jetzt ein Folgeprojekt für den Sender.« »Ähm … naja, ich sag’s lieber gleich: Ich habe keinen Führerschein. Aber wenn’s um ne Fahrt mit der S-Bahn nach Erkner geht, bin ich gerne dabei.« »Nee, nee, aber wie gesagt: Dis erklärsch dir lieber in Ruhe – HAU AB, DU DRECKSVIEH! Nicht du, sorry. Hajo. Hättste Mittwoch Zeit? So fünfzehn Uhr? Bei uns im Büro in der Schönhauser ?« »Ja klar, prima, bin gespannt.« »Dann bis Mittwoch. Kannst dich ja schon mal übern Nordpolarkreis informieren.« »Wer?« »Na du.« »Ach so, ich! Nicht der Hund. Nordpolarkreis?« »Ja, erklärsch dir alles am Mittwoch. Bis dann!« Er legt auf. Was hat der Mann gerade gesagt? Nordpolarkreis? Bevor ich etwas dagegen tun kann, springt die interne Traumfabrik an, mein Hirnhollywood fabriziert abenteuerliche Bilder. Ich hocke in meiner dunklen EinraumHinterhof-Wohnung an dem unter Papiergebirgen, Computerzubehör und allerlei Krempel begrabenen Schreibtisch und sehe mich dick vermummt durchs ewige Eis laufen, sehe mich an der Reling eines Schiffes an Gletschern vorbeifahren, sehe Eisbären und Wale und … halt, halt, halt … brems dich, Mann, krieg dich wieder ein, es geht bestimmt nur um eine Dokumentation über die gerade voll angesagte Polschmelze, und sie suchen einen Autor, der ein bisschen Witz in das hema bringt. Wenn überhaupt jemand zum Nordpolarkreis fährt, dann eine der üblichen Fernsehpupsbacken, die immer überall hinfahren, und du, du darfst weiter an deinem vollgemüllten Schreibtisch sitzen und ihm ein paar lustige Sprüche und Kommentartexte schreiben. Aber immerhin: Das klingt nach
Kirsten
Volker
Die Berliner Autoren _______ Fuchs und ________ Strübing haben sich auf eine siebenwöchige Reise per Schiff und Flugzeug in den Hohen Norden begeben, begleitet von einem Fernsehteam. Eine Reise fernab der ausgetretenen Touristenpfade: In Dänemark überlebten sie ein Überlebenstraining, sie verliebten sich auf Island in einen Schrottplatz, grillten auf einer einsamen Vulkaninsel in der Arktis, badeten auf Spitzbergen und tranken Whiskey mit Gletschereis. Und nun berichtet Volker Strübing, was sich hinter den Kulissen abgespielt hat, und Kirsten Fuchs erzählt, was ihre Enkelin im Jahr 2063 auf einer Reise zum letzten Eisbären erlebt. AUF DVD ___________ –– Fuchs und Strübing lesen aus ihren Reisetagebüchern –– Slideshow mit Fotos von der Reise –– 1. Teil der TV-Sendung „Nicht der Süden“ w w w.nichtdersueden.de w w w.voland- quist .de
ISBN EURO
978-3-938424-34-6 19,90 (D)
Nicht der Süden Kirsten Fuchs / Volker Strübing
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Volker Strübing
Kirsten Fuchs Volker Strübing
Kirsten Fuchs ist Mitglied der Lesebühne Chaussee der Enthusiasten und Kolumnistin für Das Magazin. 2003 gewann sie den OpenMike-Literaturpreis. Bisher erschienen: „Die Titanic und Herr Berg“, „Heile, heile“ (Rowohlt Berlin) und „Zieh dir das mal an!“ (Rowohlt Taschenbuch). kirsten-fuchs.de ‡‡‡
war über 10 Jahre Mitglied der Lesebühnen LSD – Liebe statt Drogen und Chaussee der Enthusiasten. 2005, 2006 und 2008 gewann er die deutschsprachigen Poetry-Slam-Meisterschaften (Einzel bzw. Team). Bisher erschienen: „Das Paradies am Rande der Stadt“ (yedermann) und „Ein Ziegelstein für Dörte“ (Voland & Quist). schnipselfriedhof.de ‡‡‡