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Schlossberg Parking Thun

Parkhaus Thun und Marti Schlossberg Parking Thun

Es gilt als das modernste, unterirdische und in den Berg gebaute Parkhaus der gesamten Schweiz: das Schlossberg Parking Thun befindet sich im Innern des Thuner Wahrzeichens, auf dessen Gipfel das im Jahr 1109 erbaute Schloss thront. Von dort erreichen die Nutzer die Innen- und Altstadt in nur wenigen Gehminuten. Besonders beliebt ist das Liftsystem mit direkten Fußgängerverbindungen in die Obere Hauptgasse und auf den Schlossberg. Die ca. 100 m lange Fußgängerpassage in die Altstadt ist täglich von 5:30 Uhr bis Mitternacht geöffnet.

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Ansicht © Marti Tunnel AG

Einleitung

Investorin und Bauherrin des 42 Millionen Schweizer Franken teuren Bauvorhabens ist die Parkhaus Thun AG, die bereits die drei Parkhäuser City Nord, City West und City Süd betreibt. Mit dem Parking Schlossberg, das direkt über den Burgstrasse-Kreisel angefahren werden kann, wird der Parkhausring nach über 40 Jahren Planung komplettiert. Das neue Parkleitsystem in Ergänzung zum Bypass Nord wird für zusätzliche Entlastung sowie deutlich weniger Parkplatzsuche sorgen. Mit dem Parkhaus werden der Schlossberg, die Altstadt und die Innenstadt aufgewertet. Neben dem Kreisel in der Burgstrasse gibt es auch neue Zugänge und Fußgängerverbindungen, die via Treppen und Liftanlagen direkt in die Zonen Schlossberg, Obere Hauptgasse und Burgstrasse führen. Wer von der Oberen Hauptgasse kommend durch die Schiebetür in das Innere des Parkhauses geht, wird überrascht sein: Acht Halbgeschosse mit einer Einfahrtshöhe von 2,20 m und großzügige Parkplätze mit 2,50 m Breite bieten Platz für 310 Fahrzeuge. Pro

Visualisierung © Marti Tunnel AG

Tag nutzen ca. 2.000 Besucher, davon 1.000 parkende das Parkhaus, das im November 2018 in Betrieb genommen wurde. Das stützenfreie Parking mitten im historischen Schlossberg bietet auf 12.000 m² klare Raumgeometrien, einfache Verkehrs- und Wegführungen und eine moderne Grafik zur Unterstützung der Orientierung. Die Atmosphäre, hell und freundlich einladend, unterstreicht die zeitlose Eleganz des Objekts.

Herausforderungen

Ein Projekt im Untertagebau in der angedachten Größenordnung mitten in der Stadt bringt enorme Problemstellungen mit sich. Wie viele Parkflächen lassen sich schaffen? Wie ist der Fels beschaffen, muss gesprengt werden? Denn Gebäude und Anwohner in unmittelbarer Umgebung müssen vor Erschütterungen, Staub und Lärm weitgehend verschont bleiben. Weiter musste dafür Sorge getragen werden, das Abbruchmaterial abzutransportieren und die benötigten Baumaterialien anzuliefern. Das Gebirgsverhalten wurde aus statischer Sicht als »grundsätzlich stabil« bewertet und ließ keine besonderen Gefahren erkennen. Die Gefahr möglicher Beschädigungen durch Erschütterungen, Absenkungen oder Setzungen während der Untertagearbeiten wurde als gering eingestuft. Auf Sprengungen konnte verzichtet werden. Stattdessen wurde der Vortrieb mit einer Teilschnittmaschine (TSM) geschnitten und gefräst. Diese Technik vermeidet größere Erschütterungen und minimiert Lärm- und Staubbelastungen. Zur Lastabtragung wurden die Gewölbe auf den anstehenden Felsen abgestützt, und das Bauumfeld auf Setzungen oder Verformungen geodätisch überwacht. Die ARGE Marti Schlossberg fand ein Motto, das auch der Schlüssel zum Erfolg des Projekts wurde: »Je einfacher eine Konstruktion ist, desto genialer ist sie. Kompliziert bauen kann jeder« (Sergei P. Koroljow).

Bauphasen und Logistik

Bis zum Sommer 2017 erfolgten der Ausbruch Burgstrasse mit dem 19 m tiefen Schacht und der Ausbruch der unterirdischen Kavernen. Die Kalotte wurde in zwei Teilen ausgefräst und provisorisch mit Spritzbeton und Ankern gesichert. Nach dem Ausbruch wurde das Kavernengewölbe eingebaut. Im Anschluss erfolgte der Strossenabbau. Das Parkhaus wurde konventionell – Geschoss für Geschoss und von unten nach oben – betoniert. Die Armierung wurde am Gewölbe befestigt und eine fahrbare Stahlschalung positioniert. Die Schalung der Verbindungsrampen erfolgte mit einer

Gewölbeschalung © PERI Vertrieb Deutschland GmbH & Co. KG

Erstellung Verbindungsrampen © Marti Tunnel AG

Stabarmierung. Die Rampe selbst bildete eine weitere Versorgungsverbindung vom unteren zum oberen Parkdeck, bevor mit dem oberen Parkdeck begonnen wurde. Die Wände wurden mit Abstützböcken und Stabarmierung erstellt und betoniert, die Geschossdecken mittels Großflächenschalungen. Die Abstützung erfolgte auf die unteren Decken mit durchgehender Sprießung.

Damit das Parkhaus stützenfrei ausgeführt werden konnte, musste das Gewicht der Betondecke (Eigenlast) reduziert werden. Erreicht wurde dies mit eingelegten Kunststoffhohlkugeln. In den Kavernen und den Parkdecks waren die Arbeiten bis zum Sommer 2018 ebenso abgeschlossen wie die Abdichtarbeiten am Schacht Schlossberg. Den Abschluss bildeten bis Herbst 2018 die Betonarbeiten auf den Parkdecks und die Bauarbeiten am Kreisel Burgstrasse. Das eigentliche Herzstück des Parkings bilden die technischen Anlagen. Eine starke Lüftung mit einer Umwälzung bis 70.000 m³/h sorgt für gute Luft, die Brandmeldeanlage mit Sprinkler für die Sicherheit im Parking. Das Logistikkonzept für die Baustelle sah Anlieferung, Materialumschlag und Verbringung des Aushubs just in time über die Burgstrasse vor. Eine vollständige Einschränkung des Verkehrs war nicht vorgesehen, lediglich die Fahrspuren wurden entsprechend verlegt. Die Belieferung der Baustelle erfolgte über den Zugang Burgstrasse sowie mittels Turmdrehkran über dem Schacht. Im Bereich des Untertagebaus kamen Monorail, Hydraulikbagger und Betonpumpe zum Einsatz. Die Be- und Entlüftung erfolgten über den Außenbereich.

Konzept und Gestaltung

Die Einfahrt erfolgt über eine im Hang eingeschnittene und als Stützmauer dienende Fassade. Ein Einbahnstraßensystem verbindet die ca. 310 Parkfelder auf den komfortablen und übersichtlichen Parkdecks. Der stützenfreie Aufbau der Halbgeschosse ermöglicht das problemlose Einparken im 60°-Winkel. Der Erschließungskern mit Treppen und Lift unterstützt die Orientierung auf allen Geschossen. Die Geschossverbindungen des Parkverkehrs wurden seitlich angeordnet. Diese Rampen haben je eine Verbindung ins nächstobere und ins nächsttiefere Parkdeck, d. h. sie sind gegenläufig und durch eine Mittelwand voneinander getrennt. Der Besucher kann auf jedem Stockwerk wählen, ob er weiter nach unten oder wieder nach oben fahren will. Unterstützt wird die Parkplatzsuche durch Anzeigen auf jedem Stockwerk, wie viele Parkplätze gerade im nächsten Deck noch frei sind. Der Fußgängerverkehr konzentriert sich auf den Kernbereich. So konnte die Sicherheit erhöht und die Bewegungsströme entflechtet werden. Einfache Verkehrs- und Wegeführungen und moderne Grafiken erleichtern die Orientierung. Dazu wurde ein Signalethikkonzept gemeinsam mit dem Bauherrn erstellt. Neben farblicher Geschossunterscheidung wurden Ziffern und Beschriftungen verwendet. Eine helle und gleichmäßige Beleuchtung sorgt in dem gesamten Parkbereich für eine angenehme Atmosphäre. Die Verbindungsfunktion des Parkhauses Burgstrasse zum Schlossberg und in die Altstadt bietet eine sichere Wegeführung für die zahlreichen Fußgänger. Die attraktiven Zu- und Ausgänge auf dem Schlossberg und über die Obere Hauptgasse wurden dabei in bestehende Mauern bzw. Gebäude integriert.

WEITERE INFORMATIONEN Parkhaus Thun AG CH-3602 Thun, Schweiz Tel.: +41 33 222 78 26 info@parkhausthun.ch www.parkhausthun.ch und Marti Tunnel AG CH-3302 Moosseedorf, Schweiz Tel.: +41 31 388 74 95 tunnel@martiag.ch www.marti-tunnel.ch

BAUHERR Parkhaus Thun AG, CH-3600 Thun

BAUAUSFÜHRUNG ARGE Marti Schlossberg

ARGE PARTNER Marti Gesamtleistungen AG, CH-3018 Bern Marti Tunnel AG, CH-3302 Moosseedorf Marti AG Bern/Thun, CH-3302 Moosseedorf

PLANER Basler & Hofmann AG, CH-8008 Zürich Kissling + Zbinden AG, CH-3008 Thun Itten + Brechbühl AG, CH-3000 Bern 25 LP Ingenieure AG, CH-3000 Bern 31 Toneatti Engineering AG, CH-3000 Bern 19 Basler & Hofmann West AG, CH-3052 Zollikofen Siplan AG, CH-3014 Bern

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