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»Mit Einsatz, Engagement und Begeisterung für den Baustoff Stahl habe ich es an die Spitze geschafft.«

Stahlbau Nägele »Mit Einsatz, Engagement und Begeisterung für den Baustoff Stahl habe ich es an die Spitze geschafft.«

Mit Stahlbau- und Stahlkonstruktionen, Industrie- und Schlüsselfertigbau, Schlosser- und Metallbauarbeiten deckt Stahlbau Nägele GmbH ein großes Leistungsspektrum im Bereich Stahlbau ab. Dabei steht ganz klar der Mensch, stehen die ca. 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Mittelpunkt des Unternehmens. Simone Straub hat hier die Leitung Verkauf Stahl- und Industriebau inne. Über ihren Werdegang in dieser vermeintlichen »Männerdomäne« sprachen wir mit ihr.

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Simone Straub © Stahlbau Nägele GmbH

Verlagsgruppe Wiederspahn

Frau Straub, Sie haben eine Ausbildung zur technischen Zeichnerin, Fachrichtung Stahlbau absolviert. Warum haben Sie sich gerade für diese Fachrichtung und dieses Material entschieden? Wie sah der Einstieg als Azubi aus?

Straub

Es war eher ein Zufall, dass mir die Ausbildungsstelle bei Stahlbau Nägele angeboten wurde. Mit meinen jungen 16 Jahren war ich einfach froh, dass ich eine Ausbildungsstelle hatte. Jetzt im Nachhinein weiß ich, dass durch diesen Schritt etwas in mir geweckt wurde, was wahrscheinlich schon im Ursprung in mir verankert war: die Leidenschaft zum Stahlbau. Bereits mein Großvater war selbstständiger Schlosser und hatte eine eigene Hufschmiede. Das erste Jahr meiner Ausbildung war ein praxisgebundenes Vollzeitschuljahr in der Berufsfachschule. Da es keine eigene Klasse für technische Zeichner gab, steckte man mich einfach in eine Schlosser-Azubiklasse, in der ich dann ein Jahr lang gemeinsam mit 25 Jungs den Umgang mit Stahl erlernt habe (feilen, sägen, schweißen, schmieden etc.).

Verlagsgruppe Wiederspahn

Ein Jahr Arbeiten mit Stahl als einzige Frau unter 25 männlichen SchlosserAzubis, was überwiegte: die Herausforderung oder der Spaßfaktor?

Straub

Auf jeden Fall der Spaß. Mittendrin in der jungen Männerdomäne, das war mein Ding. Durch meine handwerklichen Fähigkeiten könnte ich schon damals schnell bei meinen Schulkammeraden punkten und war voll in die Klasse integriert. War eine wirklich tolle Zeit, die ich niemals missen möchte.

Verlagsgruppe Wiederspahn

Sie sind uns von Klaus Nickl, Geschäftsführer der Stahlbau Nägele GmbH, empfohlen worden als Mitarbeiterin, die »den Stahl fühlt«.

Straub

Ich sag immer, in mir fließt orangenes Blut, denn Orange ist unsere Firmenfarbe. Das liegt wohl daran, dass ich nun schon seit 35 Jahren im Unternehmen bin und für meinen Beruf, besser meine Berufung, nach wie vor brenne. Nach der Ausbildung erhielt ich 1989 meinen ersten Arbeitsvertrag als technische Zeichnerin. Meine Tätigkeiten entwickelten sich vom Zeichnen von Ausführungsplänen hin zum Konstruieren von Stahlbautragwerken. Nebenbei konnte ich, zur Verbesserung meiner allgemeinen Kenntnisse, die Bedienung unserer Fertigungsmaschinen erlernen. Stahlbau Nägele ist bekannt im Industrie- und Hallenbau, somit war es notwendig, mich auch für sämtliche Folgegewerke zur Erstellung der Hallenhülle technisch weiterzubilden.

Verlagsgruppe Wiederspahn

Und dann folgten die Bereiche Projektmanagement und Bauleitung, richtig?

Straub

Ja, das stimmt. Da ich nie abgeneigt war, Verantwortung zu übernehmen, wurden mir immer mehr Aufgaben im Bereich Projektmanagement übertragen, wie Projektterminplanung, Koordination, Ausschreibung und Einkauf von Folgehandwerkern sowie Projektcontrolling. In der Bauleitung die Aufsicht, Überwachung und Terminkontrolle, Abnahmen mit Subunternehmern und Bauherren.

Verlagsgruppe Wiederspahn

Auf der Baustelle waren Sie wieder unter lauter Männern unterwegs!? Wie hat sich der Anteil von Frauen im Stahlbau nach Ihrer Erfahrung entwickelt?

Straub

Die Zeit im direkten Kontakt mit den Handwerkern und Arbeitern hat mir sehr gefallen. Damals war eine Frau auf der Baustelle wirklich selten und eine absolute Ausnahme. Da ich auch noch das Ruder in der Hand hatte, musste ich so manches Mal meine Kompetenz unter Beweis stellen, bevor die Männer mich akzeptiert haben. Heute ist der Anteil an Frauen auf dem Bau sehr gestiegen und keine Seltenheit mehr. Es gibt sehr viele Frauen, die sich für den Beruf als Bauingenieurin entscheiden. Besonders im Bereich Koordination und Controlling sehe ich dabei die Stärken der Frauen.

Verlagsgruppe Wiederspahn

Sie sind aber nicht auf der Baustelle geblieben?

Straub

Nein, ich bin dann nach und nach in den Verkauf gewechselt. Erst habe ich im Hintergrund unterstützt, dann gelernt zu kalkulieren. Hier war natürlich das von Hubert Nägele entwickelte Nachkalkulationsmanagement sehr hilfreich. Denn zum Kalkulieren von Stahlbaukonstruktionen benötigt man sehr viel Erfahrung – die ich damals noch nicht hatte – oder eine gute Nachkalkulationsbibliothek. Im Laufe der Zeit erhielt ich die Handlungsvollmacht und durfte tatkräftig im Bereich Verkauf schalten und walten.

Verlagsgruppe Wiederspahn

Um noch einmal auf Inhalte des Leitbildes zurückzukommen »Menschen fördern, Verantwortung übernehmen«. Auch dort sind Sie nicht bei dem einmal Erreichten stehen geblieben.

Straub

Hubert Nägele hat erkannt, dass in mir Potenzial schlummert, und er forderte und förderte mich stetig. Als einzige Frau und als jüngstes Mitglied bin ich 2004 in den Stahlbau Nägele Führungskreis, der damals gegründet wurde, mit aufgenommen worden. Im Vertriebsmanagement erarbeitete und entwickelte ich ab 2005 alle Grundlagen, die zur Erstellung qualifizierter Kalkulationen und Angebote dienen, und übernahm 2008 bis 2011 zudem die Leitung des Marketings.

Verlagsgruppe Wiederspahn Wie war der Weg bis dahin?

Straub

Ich habe externe Schulungen besucht sowie Kurse zur Stärkung und Entwicklung der Persönlichkeit als Führungskraft. Das hat mir sehr geholfen für den Umgang mit Menschen und Personal.

Verlagsgruppe Wiederspahn

Mittlerweile fördern Sie selbst den Nachwuchs im Unternehmen.

Straub

Seit 2012 leite ich den Verkauf – Bereich Stahl- und Industriebau und bin verantwortlich für die Ausbildung von derzeit acht Fachkräften im Verkauf. Ich kann also mein Wissen und meine Erfahrung an die nächste Generation von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weitergeben.

Verlagsgruppe Wiederspahn

Wenn Sie an »Ihren Nachwuchs« im Verkauf denken: Was müssen Unternehmen tun, um gerade junge engagierte Frauen für angebliche »Männerberufe, -branchen« zu begeistern? Oder rennen junge Frauen den Firmen – z. B. im Stahlbau-Bereich – die Türen ein, was ein Umsteuern oder Neuausrichten überflüssig macht?

Straub

Den Nachwuchs im Verkauf generieren wir mit talentierten Mitarbeitern aus unseren eigenen Reihen. Da der Verkauf von Stahl- und Industriebau ein ausgeprägtes technisches Grundwissen erfordert, muss zwingend eine Grundausbildung im Bereich der Konstruktion, im Projektmanagement oder aus der Praxis bereits vorhanden sein. Man kann sagen, die Ausbildung zum Verkäufer ist wie eine Art Zusatzstudium auf den ursprünglichen Beruf. Da es jedoch für dieses Fachgebiet keinerlei externe Ausbildungsstellen gibt, bilde ich dieses Personal intern aus. Dass Auszubildende, speziell auch Frauen, uns die Firma stürmen, ist der Erfolg harter langjähriger Arbeit im Bereich Ausbildung. Stahlbau Nägele steckt sehr viel Engagement und Kraft in diesen Bereich. Wir präsentieren uns auf sämtlichen angebotenen Plattformen und Messen, um qualifizierten Nachwuchs zu bekommen. Derzeit haben wir über 30 Azubis in fünf Ausbildungsberufen. Die Frauenquote ist bei uns sehr hoch, bereits in meinem Verkaufsteam sind vier Powerfrauen als tragende Säulen.

Verlagsgruppe Wiederspahn

Sie arbeiten nun schon seit 35 Jahren in der Stahlbau-Branche. Was braucht es Ihrer Meinung nach, um dort erfolgreich zu sein und nach oben zu kommen?

Straub

Ohne Studium habe ich es bei Stahlbau Nägele mit Einsatz und Engagement an die Spitze geschafft. Wie schon gesagt, habe ich gerne Verantwortung übernommen. Und was wirklich wichtig war, man hat im Unternehmen mein Potenzial erkannt und mich immer gefördert und unterstützt. Das gilt generell unabhängig vom Geschlecht.

Verlagsgruppe Wiederspahn

Zum Ende des Interviews aus aktuellem Anlass zum Thema Frauenquote. Frauen sind in Führungspositionen unter anderem in der Privatwirtschaft noch immer unterrepräsentiert. Um das zu ändern, hatte das Bundeskabinett im Januar eine Reform des Gesetzes zur Frauenquote auf den Weg gebracht. Der Bundestag hat diesem Gesetzentwurf jetzt zugestimmt. Wie beurteilen Sie das Vorhaben, nun die Frauenquote gesetzlich zu verankern?

Straub

Ich habe mich noch nie unterrepräsentiert gefühlt. Ich bin der Meinung, dass Männlein oder Weiblein immer selber dafür verantwortlich sind, wie sie in der Gesellschaft wahrgenommen werden.

WEITERE INFORMATIONEN Stahlbau Nägele GmbH D-73054 Eislingen/Fils Tel.: +49 (0)7161/85000 info@stahlbau-naegele.de www.stahlbau-naegele.de

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