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AKTIV ITÄTEN IN WIEN
Das Drehaufkommen in Wien lag 2022 wieder sehr deutlich über dem Niveau von 2019, dem Jahr vor Beginn der Pandemie. Insbesondere internationale Produktionen waren 2022 sehr gut vertreten: Die beiden NetflixSerien „The Recruit“ und „Criminal“, der Blockbuster „Extraction 2 – Tyler Rake“ sowie die AmazonSerie „Sachertorte“ brachten einen enormen Booster für den Filmstandtort Wien. Seit Ende März 2022 besteht mit dem Vienna Film Incentive des WienTourismus ein starker Anreiz für internationale Dreharbeiten in Wien. Die Vienna Film Commission hat den WienTourismus bei der Erarbeitung der Richtlinien unterstützt. Die filmtouristische Förderung ist mit insgesamt 2 Mio. Euro dotiert und richtet sich neben Kinofilmproduktionen ausdrücklich auch an StreamingAnbieter. Förderwürdig sind Produktionen mit einer Mindestlänge von 45 Minuten. Die Produktionskosten müssen sich bei Spielfilmen auf mindestens 4 Mio. Euro belaufen, bei Dokumentationen beträgt die Untergrenze 500.000 Euro. Unterstützt werden maximal 30 Prozent der Kosten beziehungsweise maximal 400.000 Euro. Die Antragsstellung kann nur durch eine österreichische Serviceproduktionsfirma erfolgen. Werbefilme und Reportagen können nicht gefördert werden. Die Umsetzung von internationalen Dreharbeiten in Wien ist von zentraler Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Wien. Mit dem Vienna Film Incentive soll der Filmstandort Wien noch stärker auf internationaler Ebene positioniert und die Wertschöpfung vor Ort gesteigert werden. Das Vienna Film Incentive setzt auf Produktionen, die Wien nicht nur als Drehort, sondern als Teil der Spielhandlung haben. Darüber hinaus muss eine kommerzielle internationale Verwertung glaubhaft gemacht werden.
Mitte des Jahres elektrisierte die heimische Filmbranche die Ankündigung des neuen Anreizmodells für Filmproduktionen „FISA+“, dass ab 1.1.2023 wirksam wird. Für den Produktionsstandort Wien definitiv ein schlagkräftiges Instrument für noch mehr internationale Wettbewerbsfähigkeit, dass zum ersten Mal auch VR und Postproduktionen berücksichtigt. Zum Jahressende folgte schließlich noch die Ankündigung des Baus zweier Studios, der „HQ7 Studios“ durch den Hafen Wien mit der Betreibergesellschaft CC Real International. Diese fundamentale Verbesserung der Infrastruktur ist für den Filmwirtschaftsstandort Wien überaus erfreulich und wird sich auf die heimische Filmwirtschaft in ihrer gesamten Vielfalt positiv auswirken.
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Ansuchen Und Empfehlungsschreiben
Im Geschäftsjahr 2022 wurden 624 Filmprojekte verschiedenster Genres und mit unterschiedlichem technischem Aufwand zur Bearbeitung bei der Vienna Film Commission eingereicht. Für diese nationalen und internationalen Projekte wurden insgesamt 1102 Anträge um Drehgenehmigungen gestellt, für die die Vienna Film Commission 1103 Empfehlungsschreiben erstellt und sowohl an die zuständigen grundverwaltenden Dienststellen als auch an die Antragsteller:innen weitergeleitet hat. Die Zahl der Drehansuchen und der ausgestellten Empfehlungsschreiben ist damit gegenüber 2021 um rund 15% gesunken.
Ganz anders hingegen die Entwicklung bei den internationalen Produktionen, bei denen wieder ein sehr deutlicher Anstieg von 21 Prozent zu verzeichnen war: 162 Ansuchen um Drehgenehmigungen wurden für 102 internationale Projekte bearbeitet. Diese internationalen Projekte hatten unterschiedlichen Umfang. Der Filmstandort Wien war insbesondere bei Streamern hoch im Kurs mit Serien wie „The Recruit, „Criminal“ und dem Blockbuster „Extraction 2 – Tyler Rake“ für Netflix und „Sachertorte“ für Amazon. Auch kleinere Projekte für diverse Online und TVReiseformate haben 2022 nach der Aufhebung der pandemiebedingten Reiserestriktionen wieder ihren Weg nach Wien gefunden.
Die meisten Projektansuchen aus dem Ausland kamen aus: Deutschland, Großbritannien und den USA, gefolgt von Frankreich, Australien, Tschechien, Italien, Japan, Polen, Serbien, Ungarn, Indien, Kroatien, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Bosnien und Herzegowina, Brasilien, Bulgarien, Spanien, Irland, Georgien, Iran, Kanada, Korea und den Niederlanden.
Trotz Aufhebung vieler Restriktionen hatten die behördlichen Vorgaben und angepassten Maßnahmen für COVIDkonforme Dreharbeiten auch 2022 weiter Bestand. Die COVIDÜberschreitungsreserve der Bundesregierung stand auch 2022 zur Verfügung und war eine wichtige Stütze für die heimische Filmwirtschaft.
Magistrat Der Stadt Wien
Die entscheidende Komponente für die erfolgreiche Arbeit der Vienna Film Commission als Filmstandortagentur der Stadt Wien ist die sehr konstruktive Zusammenarbeit mit allen Abteilungen des Wiener Magistrats und der Magistratsdirektion sowie mit den Unternehmungen und ausgelagerten Dienststellen der Stadt Wien. Der Wiener Magistrat und seine Mitarbeiter:innen stehen der Arbeit der Vienna Film Commission in hohem Maße aufgeschlossen und lösungsorientiert gegenüber.
Anträge um Drehgenehmigungen im Verwaltungsbereich des Magistrats müssen grundsätzlich über das OnlineFormular der Vienna Film Commission eingereicht werden. Nach umgehender Prüfung wird ein Empfehlungsschreiben an die zuständige Magistratsabteilung ausgestellt und unverzüglich weitergeleitet. Gleichzeitig ergeht das Empfehlungsschreiben an die Antragsteller:innen der Produktionsfirmen. Verträge werden ausschließlich direkt zwischen den Magistratsabteilungen und den Antragsteller:innen abgeschlossen, die Drehgebühren werden ebenfalls direkt verrechnet. Auf Nachfrage stellt die Vienna Film Commission auch unterstützende Empfehlungsschreiben für Motive aus, die sich im Verwaltungsbereich des Bundes oder in Privatbesitz befinden.
2022 hat die Vienna Film Commission mit 27 Magistratsabteilungen und Institutionen der Stadt kooperiert. Zum wiederholten Male an der Spitze stehen die Parks, Grünanlagen, Alleen, Ballkäfige und Kinderspielplätze der Wiener Stadtgärten (MA 42) mit 197 Empfehlungsschreiben. Stiegen und Brücken der Magistratsabteilung Brückenbau und Grundbau (MA 29) waren mit 72 Empfehlungen im gleichen Ausmaß gefragt wie die vielfältigen Märkte des Marktamtes (MA 59). An dritter Stelle folgt die via donau, die vor allem Genehmigungen am Donaukanal und auf der Donauinsel erteilt, mit 47 Empfehlungsschreiben.
DIE „FILMABTEILUNG“ DER MA 46
Die „Filmabteilung“ der MA 46 (Verkehrsorganisation und technische Verkehrsangelegenheiten) ist eine der wichtigsten Kooperationspartnerin der Vienna Film Commission. Die Zusammenarbeit verlief 2022, wie auch in den Jahren zuvor, sehr konstruktiv. Die MA 46 erteilt Drehgenehmigungen für öffentliche Straßen und Plätze, genehmigt erforderliche Straßensperren, Verkehrsanhaltungen und Halteverbote. Die Zahl der Bewilligungen durch die MA 46 ist 2022 im Vergleich zum Vorjahr auf 1168 leicht gestiegen, das bedeutet ein Plus von rund 3 Prozent. Darüber hinaus fallen 469 Bestätigungen für eingeschränkte Dreharbeiten, die von der Vienna Film Commission bearbeitet wurden, in den Bereich der MA 46. Die Bestätigung für eingeschränkte Dreharbeiten auf öffentlichen Verkehrsflächen in Wien wird für kleine Projekte mit geringem technischem Aufwand für Filmteams bis zu 5 Personen (bei Studierendenprojekten bis zu 8 Personen) direkt von der Vienna Film Commission ausgestellt.
Die Vienna Film Commission hat im Jahr 2022 an 69 Ortsverhandlungen für Filmdreharbeiten teilgenommen, die von der MA 46 ausgeschrieben wurden. Ortsverhandlungen werden für aufwändige Dreharbeiten, Halteverbote oder Straßensperren einberufen. Gemeinsam mit den Verhandlungsleiter:innen der MA 46, den Antragsteller:innen (Produktions und Aufnahmeleiter:innen) und den betroffenen Parteiensteller:innen wird vor Ort eine zufriedenstellende Lösung erarbeitet. Die Teilnehmer:innen der Ortsverhandlungen sind, abhängig von Größe und Aufwand des Projektes, Vertreter:innen der Polizei, des Verkehrsamtes, der Bezirke, der Magistratsdienststellen, der Wiener Linien, der Feuerwehr, der Wirtschaftskammer, der Taxiinnung sowie private oder öffentliche Motiveigentümer:innen.
Wurstelprater: 182 Filmprojekte
Wiener Linien: 128 Filmprojekte
Schönbrunn
Group: 81 Filmprojekte
Friedhöfe Wien: 46 Filmprojekte
UNTERNEHMEN DER STADT WIEN
Wien hat als Drehort national und international einen hervorragenden Ruf, unter anderem weil Dreharbeiten „on location“, also an Originalschauplätzen möglich sind. Neben den vielen Magistratsabteilungen sind daher auch Unternehmungen der Stadt Wien wichtige Motivgeber:innen für Filmprojekte.
+ Die Wiener Linien haben im Jahr 2022 128 Drehansuchen bewilligt. 52 Projekte haben ihre Drehvorhaben im UBahnbereich (in und vor Stationen, im Zug), 32 Projekte im Straßenbahnbereich (Züge, Haltestellen und auf Strecken), 36 Projekte im Busbereich (Busse, Haltestellen und auf Strecken) und 8 Projekte in Bahnhöfen, Garagen oder im Verkehrsmuseum Remise realisiert.
+ Wiener Wohnen hat im vergangenen Jahr 32 Projekte mit insgesamt 58 Drehtagen in Gemeindebauten bewilligt. Studierendenprojekte dürfen in den Immobilien von Wiener Wohnen kostenfrei umgesetzt werden.
+ Die Wiener Friedhöfe haben im Jahr 2022 46 Projekte bewilligt: 24 TVKleinproduktionen inkl. Journalistisches Tagesgeschehen, 5 TVGroßproduktionen (Filme und Serien), 7 Dokumentationen, 3 Werbefilmproduktionen, 3 Studierendenprojekte und 4 sonstige Drehvorhaben. Am häufigsten wurde der Wiener Zentralfriedhof als Drehort genutzt, aber auch auf den Friedhöfen in Stammersdorf, Hernals, Hietzing, Grinzing, Mauer, Neustift, Meidling und Ober St. Veit wurde gefilmt.
+ Den Hafen Wien erreichten 48 Anfragen für Dreharbeiten, Fotoshootings und Anmietungen von Immobilien für Filmdreharbeiten, darunter sowohl Studiodrehs im HQ7, als auch Dreharbeiten an Originalschauplätzen von Liegenschaften des Wiener Hafens.
+ Die Schönbrunn Group erteilte gesamt 81 Drehgenehmigungen: 68 Genehmigungen für Dreharbeiten im und um das Schloss Schönbrunn, 10 Projekte wurden im Sisi Museum realisiert und drei Projekte wurden im Möbelmuseum in der Andreasgasse umgesetzt.
+ Die Bundesgärten (Augarten, Schönbrunn, Burggarten etc.) haben für 10 Filmprojekte eine Genehmigung erteilt.
+ Die Prater Wien GmbH, zuständig für die Flächen im Wurstelprater, genehmigte 182 Drehvorhaben.
+ Aufgrund der strengen COVIDMaßnahmen waren in den Kliniken und Pflegehäusern der Stadt Wien waren auch
2022 Dreharbeiten nur äußerst eingeschränkt möglich. Die Spitäler und Pflegewohnheime der Stadt Wien sind grundsätzlich sehr wichtige Originalschauplätze für historische und zeitgenössische Filmproduktionen. Von den neun, von der Vienna Film Commission ausgestellten Empfehlungsschreiben, die an den Wiener Gesundheitsverbund weitergeleitet wurden, konnten drei auch tatsächlich realisiert werden.
Vienna Film Commission Als Mediatorin
Die Vienna Film Commission hat eine wichtige Funktion als Schnittstelle und Mediatorin zwischen der Stadt und der Wiener Filmwirtschaft. Als zentrale Service und Anlaufstelle für heimische und internationale Filmschaffende versteht sich die Vienna Film Commission als „Ermöglicherin“ von Vorhaben, deren Umsetzung auf den ersten Blick oft sehr schwierig oder nicht realisierbar erscheint. Dreharbeiten sind nicht nur eine Herausforderung für die Filmcrews, sondern auch für die Bewohner:innen der Stadt. Die Vienna Film Commission pflegt daher kontinuierlichen Kontakt zu allen 23 Wiener Bezirksvorsteher:innen sowie zu Stadt, Gemeinde und Bezirksrät:innen. Darüber hinaus zu vielen Institutionen des Bundes, wie der Burghauptmannschaft, der Austro Control, der via donau, den ÖBB oder den Universitäten sowie der Erzdiözese Wien, dem Hafen Wien, den Wiener Netzen, u.a.m.
Die wichtigsten brancheninternen Gesprächspartnerin:innen der Vienna Film Commission sind die VÖAP (Vereinigung österreichischer Aufnahmeleiter: innen, Produktionsleiter:innen und Produktionskoordinator:innen) und die FAMA, der Fachverband Film und Musik der WKWien und WKO, um die Rahmenbedingungen für Dreharbeiten in der Stadt zu erhalten und im besten Fall zu verbessern.